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P I A N O - Naxos Music Library...Le danze di Re David, Rapsodia ebraica su temi tradizionali (1925) 5 1. Violento ed impetuoso . 1:43 ... Ravel und Manuel de Falla. Castelnuovo-Tedescos

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P I A N O R A R I T I E SMARIO CASTELNUOVO-TEDESCO (1895 - 1968)

Piano Concerto No. 1 in G Major, op. 46 (1927)Klavierkonzert Nr. 1 G-Dur, op. 46 (1927)

1 I. Allegro giusto ……………………………………………………………………………………………………………………… 12:502 II. Andantino. alla Romanza ………………………………………………………………………………………………….. 9:173 III. Vivo e festoso …………………………………………………………………………………………………………………… 8:51

Piano Concerto No. 2 in F Major, op. 92 (1936/37)Klavierkonzert Nr. 2 F-Dur, op. 92 (1936 / 37)

4 I. Vivace e brillante ………………………………………………………………………………………………………………… 9:435 II. Romanza, tranquillo e meditativo …………………………………………………………………………………… 9:336 III. Vivo e impetuoso ……………………………………………………………………………………………………………… 8:52

(1-6: Live Recording)

Klavierwerke · Solo Piano Works

1 La sirenetta e il pesce turchino / Fiaba marina (1920) ……………………………………… 9:462 Vitalba e Biancospino / Fiaba silvana (1921) ……………………………………………………………. 7:023 I naviganti (1919) ………………………………………………………………………………………………………………. 7:204 Alghe (1919) …………………………………………………………………………………………………………………………. 6:33

Le danze di Re David, Rapsodia ebraica su temi tradizionali (1925)5 1. Violento ed impetuoso ………………………………………………………………………………………………………. 1:436 2. Ieratico ……………………………………………………………………………………………………………………………….. 1:497 3. Rapido e selvaggio ……………………………………………………………………………………………………………. 1:258 4. Lento ed estatico ………………………………………………………………………………………………………………. 4:00 9 5. Rude e ben ritmato …………………………………………………………………………………………………………… 1:11

10 6. Malinconico e supplichevole ……………………………………………………………………………………………. 3:401 1 7. Allegro guerriero - Alla Chiusa, chiaro e solenne ………………………………………………………….. 2:32

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CD 1

CD 2

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Passatempi / 5 piccoli Walzer (1928)12 1. Un poco mosso …………………………………………………………………………………………………………….…….. 0:53 13 2. Un poco burlesco ………………………………………………………………………………………………………………. 1:31 14 3. Un poco malinconico ………………………………………………………………………………………………………… 1:49 15 4. Serenamente, quasi campestre ………………………………………………………………………………………. 1:1816 5. Con brio alla Viennese ……………………………………………………………………………………………………… 1:0717 Epilogo ……………………………………………………………………………………………………………………………………. 0:58

2 Film Studies (1931, World Premiere Recording)18 „Charlie“ – (Charlot) ……………………………………………………………………………………………………………... 4:25 19 „Mickey Mouse“ – (Topolino) ………………………………………………………………………………………………... 3:18

Onde / Due Studi per pianoforte (1935, World Premiere Recording)20 1. Onde corte ………………………………………………………………………………………………………………………….. 2:10 2 1 2. Onde lunghe ………………………………………………………………………………………………………………………. 2:44

22 Hommage à Paderewski (1941, World Premiere Recording) ………………………………… 4:32

PIETRO MASSA Klavier / pianoNEUBRANDENBURGER PHILHARMONIESTEFAN MALZEW, Dirigent / conductor (CD1)

CD 1: LIVE RECORDING, Konzertkirche Neubrandenburg, 11.11.2010Recording producer & editing: Eckhard Glauche · Recording engineer: Matthias Schurz Recording technicians: Raimund Becker, Matthias Hausner

CD 2: Siemens-Villa Berlin, Dezember 2009 (Tracks 1, 2, 4, 12-17, 20, 21) & September 2012 Recording producer & editing: Eckhard Glauche Recording engineer: Henri Thaon (Tracks 1, 2, 4, 12-17, 20, 21) Recording technician: Brigitte Siewert (Tracks 1, 2, 4, 12-17, 20, 21)

Produzenten / Producers: Stefan Lang (Deutschlandradio Kultur), Johannes Kernmayer (Capriccio)

Co-Produktion Deutschlandradio Kultur - Capriccio

© + P 2010 / 2012 Deutschlandradio

© + P 2013 CAPRICCIO, 1010 Vienna, Austria

Made in Austria

www.capriccio.at

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Mario Castelnuovo-Tedesco,

ein ferner Komponist.

Mario Castelnuovo-Tedesco (Florenz 1895 - BeverlyHills 1968) war Komponist und Humanist. Sein Lebenzeichnete sich durch eine anhaltende Tendenz aus,sich selbst als Bestandteil antiker Kulturtraditionen –zuerst der toskanischen und dann der jüdischen – zuentdecken. Gleichzeitig zeigte er hingegen dieNeigung, sich der historischen Gegenwart zu entzie-hen, einerseits aufgrund seiner zurückhaltenden Natur,andererseits wegen der tragischen Geschehnisse, dieseine Existenz erschütterten.

Geboren in Florenz und aus einer wohlhabenden jüdi-schen Familie des Großbürgertums stammend, wuchser in einem elitären und kosmopolitischen Milieu auf.Er erhielt eine private Ausbildung von herausragendenLehrern, durch die er nicht nur Kenntnis der klassisch-antiken und der italienischen Kultur erlangte, sondernauch die wichtigsten europäischen Sprachen undderen Literatur kennen lernte: neben Französisch – dasselbstverständlich Teil der Bildung eines Sohns auseiner großbürgerlichen italienischen Familie zu Beginndes zwanzigsten Jahrhunderts war – befasste er sichbereits im Alter von fünf Jahren mit der deutschenSprache und setzte dann seine Sprachausbildung mitEnglisch und Spanisch fort. Er zeigte früh ein ausge-prägtes musikalisches Talent und war fest entschlos-sen, Klavier zu üben und sich das theoretische Wissenvon Harmonie und Kontrapunkt anzueignen. Von 1912

bis 1918 wurde Ildebrando Pizzetti zu seinemKompositionslehrer am Konservatorium in Florenz undschenkte ihm große Aufmerksamkeit.

Die Karriere als Komponist begann schon während sei-ner Ausbildung durch das großherzige Engagementvon Alfredo Casella. Er erhielt einhellige breiteZustimmung in den Kritiken und wurde als viel verspre-chender Komponist der Avantgarde begrüßt. In denanschließenden Jahren arbeitete er daran, die Kompo-sitionstechnik seiner Frühwerken zu verfeinern: SeinStil neigte dazu, die tonale Harmonie zu verwischen,um exstatisch-evokative Effekte zu erzielen. SeineMelodiegestaltung wies Verbindungen zur Traditionder Volksmusik auf und er orientierte sich immer mehran den Musikformen der Vergangenheit. Aus diesemGrunde bewunderte er unter den Komponisten seinerGegenwart insbesondere Claude Debussy, MauriceRavel und Manuel de Falla.

Castelnuovo-Tedescos musikalische Imagination ent-faltete sich in einem engen Verhältnis zur Toskana undderen Kultur: Das experimentelle Werk für Klavier Ilraggio verde (Der grüne Strahl) Op. 8 (1916) entstand ausder Erinnerung an einen Sonnenuntergang inMonteggioli, nicht weit von Viareggio entfernt; zu I navi-ganti (Die Seefahrer) Op. 13 (1919) inspirierte ihn dasBasrelief von Andrea Pisano, das auf dem Sockel des

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auch die beiden Etüden für Klavier, Onde corte und Ondelunghe (1935). Diese Auseinandersetzung führte zueiner musikalischen Transparenz im Sinne desNeoklassizismus, nicht zuletzt zu einer Ästhetik, diesich in der damaligen Italienischen Schule etablierthatte. Man denke entweder an das Concerto italiano(Italienisches Konzert) Op. 31 (1924) für Geige undOrchester oder an das Streichquartett Op. 58 (1929).Die Begegnung mit Andrés Segovia und Manuel deFalla ließ eine lange Folge von Gitarrenwerken entste-hen – das Gitarrenkonzert Op. 99 (1939) ist die bis heuteam meisten aufgeführte von seinen Kompositionen –,wobei Castelnuovo-Tedesco das lateinische Elementinnerhalb der spanischen Tradition in den Vordergrundzu schieben scheint, meist durchdrungen durch stilisti-sche Einflüsse aus der italienischen Gitarrentraditionder Klassik (Boccherini und Paganini). Dieses Strebennach Tradition führte auch zu einem neuen Interessean der eigenen Herkunft und Religion, wie zum Beispielzur Wiederentdeckung der jüdischen Wurzeln in derFamilie. Es hinterließ seine Spuren in Werken wie Ledanze del Re David: Rapsodia ebraica su temi tradizionali(Die Tänze des Königs David: Hebräische Rhapsodie auf tra-ditionellen Themen) Op. 37 (1925) für Klavier und I Profeti,secondo Concerto per violino e orchestra (Die Propheten,Zweites Violinkonzert) Op. 66 (1931), deren drei Sätze alsmusikalische Bilder der Propheten aus dem AltenTestament konzipiert sind.

Die jüdische Abstammung des Komponisten beein-flusste sein Schicksal in tragischer Weise. Nachdem

Glockenturms von Giotto in Florenz zu sehen ist; denCipressi (Zypressen) Op. 17 (1920) entsprechen dieBäume von Usigliano di Lari, einem Ort, den derKomponist als heilig empfand; La Mandragola Op. 20(1920-23) ist eine »florentinische musikalischeKomödie«, in der die gleichnamige Komödie NiccolòMachiavellis vertont wird; Bacco in Tosana (Bacchus inder Toskana) Op. 39 (1925-26) ist ein Dithyrambus, derauf dem Text von Francesco Redi aus Arezzo basiert.Der bereits erwähnte breite kulturelle Horizont desKomponisten erweiterte sich durch seineBeschäftigung mit anderen europäischen Kulturen undweckte sein Interesse an der Dichtung fremderSprachen und Länder. Auf diesem Weg entstandenverschiedene Werke für Klavier und Gesang auf derGrundlage von Texten, die nicht italienischenUrsprungs waren, wie zum Beispiel die Coplas Op. 7(1915) nach spanischen Volksgedichten und die DreiHeine-Lieder Op. 40 (1926) mit Versen des deutschenDichters Heinrich Heine. Für die Liedbegleitung amKlavier hatte Castelnuovo-Tedesco während seinerganzen Karriere als Interpret eine besondere Vorliebe.

Während ein wesentliches stilistisches Merkmal sei-ner Werke abzielt, lediglich Fragmente der wahrge-nommen Realität herauszugreifen und sie in Musik zusetzen, begann Castelnuovo-Tedesco parallel dazu seitden Zwanziger Jahren sich mit den Musikformen derabendländischen Tradition zu befassen. Ein Beispieldavon sind die 5 Piccoli Walzer, die mit dem TitelPassatempi im Jahr 1928 veröffentlicht wurden, wie

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er bislang so gelebt hatte, als wäre der Faschismusetwas Abscheuliches und Lästiges, das ihn nicht wirk-lich betraf (und von dem er sich – wie man sagen muss– immer fernzuhalten versuchte), musste er schließlichdie Folgen der Unterdrückung durch die Diktatur erfah-ren, als 1938 die Rassegesetze in Italien eingeführtwurden. 1939 verabschiedete er sich von seinem Landund emigrierte in die Vereinigten Staaten von Amerika,um die Zukunft der eigenen Familie zu sichern und vorallem das Leben seiner beiden Kinder zu schützen.Arturo Toscanini und Jascha Heifetz, die bereits mehr-mals seine Musik aufgeführt hatten, unterstützten ihnin dieser schwierigen Phase und leisteten, nach seinenersten Konzerten als Interpret eigener Werke, einenwesentlichen Beitrag, damit er eine Stelle alsKomponist für Filmmusik bei Metro Goldwyn Mayererhielt. Die 2 Film Studies für Klavier (1931), Charlie undMickey Mouse, belegen ein früheres Interesse desKomponisten in dieser Richtung bereits am Anfang derdreißiger Jahre. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war,ließ Castelnuovo-Tedesco sich in Beverly Hills nieder,wo er sich der privaten Lehrtätigkeit widmete und wei-ter bis ins späte Alter hinein komponierte (1941 ent-stand z. B. das Klavierstück Hommage à Paderewski). Erkam mehrmals nach Italien zurück und kaufte sogareine Wohnung in Florenz, aber das Land, das ihmGastfreundschaft und Schutz im Moment der Gefahrentgegengebracht hatte, verließ er nie mehr, obwohl ersich dort immer noch als ausländischer Gast fühlte.Vielleicht fühlte er sich auch fremd in dem Land, ausdem er geflohen war, in dem seine Eltern verstorben

waren und viele Dinge sich verändert hatten. DasSchicksal hatte ihn gezwungen, Abschied von vertrau-ten Lebensumständen, von Orten, Gefühlen,Spaziergängen, Kirchen und Farben zu nehmen, die erdurch seine Musik in einer persönlichen Innenweltgesammelt hatte. Diese Welt musste er jetzt in sichweiter tragen und irgendwo anders wiederherstellen,im Familienkreis und mit den Personen, die ihm geblie-ben waren. In einer solchen zeitlichen und örtlichenEntfernung von seiner Heimat Italien entstanden dieWerke des amerikanischen Exils.

Castelnuovo-Tedesco, der nie eine Symphonie kompo-nierte, äußerte sich über Marcel Proust folgenderma-ßen: «Die Zentralität der Musik bei Proust besteht mei-nes Erachtens vor allem in seiner Schaffensmethode,die eben rein musikalisch ist (und in dieser Hinsichthabe ich von ihm viel mehr als von anderenKomponisten gelernt). Ich könnte tatsächlich seineKunst nicht anders als ‚musikalisch’ bezeichnen, weiler scheinbar verschiedene und voneinander weit ent-fernte Elemente in Einklang bringt, ungeahnte Echoserzeugt und aus der nebelhaften Unbestimmtheit einerErinnerung reale Gestalten schafft. Diese Kunstbeginnt bei ihm mit der Fragmentierung der Themenund führt durch ein subtiles, geschicktes Spiel derLeitmotive zur Wiederherstellung eines gleichmäßi-gen, breiten und gewaltigen Ganzes, das stark in sei-ner Architektur und bedeutungsreich ist; in diesemSinne stellt À la recherche du temps perdu für mich dieschönste der Symphonien dar!». 1

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Die Klavierkonzerte G-Dur, Nr. 1 Op. 46 und F-Dur, Nr. 2 Op.92 entstanden 1927 und 1936-37; dieses letzte Werkvermutlich in der Vorbereitung auf das Exil. DerKomponist verwandte für beide Konzerte sehr ähnlichemusikalische Mittel: eine Dur-Tonart, drei Sätze miteiner Romanze in der Mitte und einem sich anschlie-ßenden brillanten Schluss, lebendig und feierlich ineinem 6/8-Takt und komponiert in einer flüssigen undbrillanten Klaviertechnik im Stil Chopins.

Die Orchesterbesetzung des Klavierkonzertes Nr. 1 hateine deutliche klassische Prägung: zwei Flöten, zweiOboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, zwei Hörner,zwei Trompeten, Schlagzeug und Streicher. Und derSolopart des Klaviers steht in einem ausgewogenenDialog mit dem Orchester. Das Werk entzieht sich denEinflüssen der Zweiten Wiener Schule und der damalsin Europa herrschenden Avantgarde. Castelnuovo-Tedesco orientierte sich vielmehr am Stil von Ravel undDebussy, um eine Transparenz im Sinne desNeoklassizismus zu erzielen. Casella, der bei derUraufführung anwesend war (am 9. Dezember 1928 inRom, mit dem Solisten Ernesto Consolo, demDirigenten Bernardino Molinari und dem Augusteo-Orchester), fand das Werk lobenswert und erklärtesich bereit, den Solopart persönlich zu übernehmen.Der Komponist hatte jedoch bereits dem FreundConsolo, dem das Klavierkonzert gewidmet ist, die fol-genden Aufführungen unter seiner Mitwirkung alsSolist zugesichert.

Castelnuovo-Tedesco komponierte das ZweiteKlavierkonzert nach einer Phase tiefster Depression, dieer in seiner Autobiographie als die »dunkelste Periodein meinem Leben« beschrieb. Das historische Klima inItalien unter der faschistischen Diktatur hatte damalszu einer deutlichen Verschärfung der Lebenssituationfür die Zivilbevölkerung geführt. Man kann wohl ver-muten, dass dieses Werk in sich von vornherein dieHoffnung nach neuen Lebensperspektiven in denVereinigten Staaten hatte, da der Komponist bereits1938 dorthin für eine Tournee eingeladen worden war.Die Konzertreise wurde auf das folgende Jahr ver-schoben und fiel dann mit der Flucht aus Italien zusam-men. Das Werk erlebte seine Premiere am 2.November 1939 in der Carnegie Hall in New York, mitdem Komponisten am Klavier an der Seite von Sir JohnBarbirolli und den New Yorker Philharmonikern.Wenige Tage später wurde es in New Haven mit demDirigenten Hugo Kortschak am Pult wiederaufgeführt.In diesem Klavierkonzert scheint Castelnuovo-Tedescoeine ausgeprägte emotionale Zustimmung desPublikums gewinnen zu wollen. Ein Erfolg in New Yorkwar die notwendige Voraussetzung, um sich eine pro-fessionelle Stellung in der amerikanischen Musikszenezu verschaffen. Die Orchesterbesetzung des erstenKlavierkonzertes wurde verstärkt (drei Klarinetten, vierHörner, drei Trompeten) und die Klangfarbe geändert(durch die Anwendung einer Bassklarinette neben denFagotten und durch die Verwendung von dreiPosaunen und Glocken). Die Suche nach einemabwechslungsreicheren und eindrucksvolleren

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Orchesterklang im Vergleich zur vorherigen einge-schränkten Besetzung, die breiten melodischen Linienund die extrovertierte und stürmische Klaviervirtuosi-tät weisen die deutliche Absicht auf, sich persönlichnicht nur als Komponisten, sondern gleichzeitig alsInterpret des eigenen Werks zu präsentieren. Umrahmtvon zwei Sätzen, in denen deutlich der Einfluss von deFalla spürbar ist, entfaltet sich hier ein nachdenklichesund träumerisches Adagio, nah der tonalen ChromatikGriegs und mit eingeschobenen langen Passagen desSolisten, die vielmehr als »Monologe« statt alsKadenzen zu verstehen sind. Der Komponist selbstbezeichnete diese Passagen als die intimsten und poe-tischsten seines ganzen Schaffens.

Das amerikanische Exil hat eine beständige Präsenzund angemessene Verbreitung von Castelnuovo-Tedescos Musik in Europa in den folgenden Jahrzehn-ten erschwert, mit der Ausnahme von seinen Werkenfür Gitarre. In der Nachkriegszeit wurde diese Situationnoch verschlechtert. Die Katalogisierung des italieni-schen symphonischen Repertoires ist immer nochunvollständig; in Italien haben historische Verlage wieRicordi, Carish und Forlivesi aufgehört zu existieren;die Musikwissenschaft hatte jahrzehntelangSchwierigkeiten – wenn nicht sogar überhaupt keinInteresse –, Archivforschung im Ausland zu betreibenund das italienische Musikleben ist wenig aufnahme-bereit für neue Entdeckungen aus dem Musikreper-toire des 20. Jahrhunderts. Diese Konstellation bewirk-te eine verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber

Castelnuovo-Tedesco. Nach dem bereits erwähntenpersönlichen Engagement von Alfredo Casella warendie wichtigsten Musiker, die sich für eine Etablierungseiner Musik einsetzten, entweder Ausländer, wie derGeiger Jasha Heifetz und der Gitarrist Andrés Segovia,oder emigrierte Italiener wie Arturo Toscanini. DieAufgabe, die Klavierwerke aufzunehmen, wurde zuEnde der Neunziger Jahre vom italienischen Konzert-pianisten Aldo Ciccolini übernommen, der heutejedoch als französischer Staatsbürger in Paris lebt.

In überraschender Weise wurden beide Klavierkon-zerte ausschließlich in Fachkatalogen erwähnt, sodass Pietro Massa Nachforschungen für eineWiederentdeckung anstellen musste. Die Sichtung vonMario Castelnuovo-Tedescos Nachlass an der Libraryof Congress in Washington ermöglichte es, dieseWerke in einer Version für zwei Klaviere zu erhalten.Dank der großzügigen Unterstützung von der Witwedes erstgeborenen Sohns, Frau Lisbeth Castelnuovo-Tedesco, begann die Recherche nach den entspre-chenden Orchesterpartituren. Besondere Schwierig-keiten taten sich hinsichtlich des Klavierkonzerts Nr. 2auf, das weder in Washington, noch im Archiv der NewYorker Philharmoniker und in der John-Barbirolli-Stiftung zu finden war. Erst Dank einer Information derRoyal-Academy in London konnte Pietro MassaKontakt mit der Fleisher-Collection an der Free-Libraryin Philadelphia aufnehmen und eine Kopie desOriginals auch für den Nachlass in Washington anfer-tigen.

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Mit der Aufführung dieses Werks am 27. September2009 in der Berliner Philharmonie eröffnete er dieSaison 2009-2010 der Berliner Symphoniker unter derLeitung von Alessandro Crudele und präsentierte somitdas Klavierkonzert Nr. 2 als deutsche Erstaufführung.Die entsprechende CD erschien als Weltpremiere imSeptember 2010 bei Capriccio Wien.

Im Jahr 2008 hatte Pietro Massa gemeinsam mit derNeubrandenburger Philharmonie unter der Leitung vonStefan Malzew Busonis monumentales Klavierkonzertmit Männerchor eingespielt und 2009 zwei CDs mit denbeiden Klavierkonzerten von Giuseppe Martucci reali-siert. Am 11. November 2010 spielte er dann als Solistdie Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 2 von Castelnuovo-Tedesco erneut in einem Live-Konzert, das vonDeutschlandRadio Berlin mit leichter Zeitverschiebungan demselben Abend deutschlandweit übertragenwurde.

Francesco Del Bravo

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Mario Castelnuovo-Tedesco, Una vita di musica (un libro di ricordi),

hrsg. von James Westby, Fiesole (Cadmo) 2005, S. 217.

Mario Castelnuovo-Tedesco, a Distant Composer

Mario Castelnuovo-Tedesco (Florence 1895 – BeverlyHills 1968) was a composer and humanist. His life wascharacterized by a lasting tendency to discover himselfas a component of ancient cultural traditions, first theTuscan and then the Jewish one. On the other hand, heshowed an inclination to withdraw from the historicalpresent, on the one hand, due to his reserved disposi-tion and, on the other, because of the tragic events thatrocked his existence.

Born in Florence into a wealthy and upper-middle-class Jewish family, he grew up in an elitist and cos-mopolitan environment. He received private tuitionfrom excellent teachers, from whom he obtained notonly knowledge of the classical antique culture, butlearnt the most important European languages andtheir literature. Besides French, which was, of course,part of the education of the scion of an upper-middle-class Italian family at the beginning of the 20th centu-ry, at the age of five he already concerned himself withGerman and then continued his linguistic educationwith English and Spanish. He showed a marked musi-cal talent at an early age and was determined to prac-tise the piano and acquire a theoretical knowledge ofharmony and counterpoint. From 1912 to 1918,Ildebrando Pizzetti was his composition teacher at theconservatoire in Florence and paid great attention tohim.

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His career as a composer already began during histraining through the generous commitment of AlfredoCasella. He received unanimous and broad approval inreviews and was greeted as a highly promising avant-garde composer. In the following years, he worked onsophisticating the compositional technique of his earlyworks. His style tended towards blurring tonal harmo-ny in order to achieve ecstatic and evocative effects.His employment of melody evinced links to the traditi-on of folk music and he took his bearings more andmore from the musical forms of the past. For this rea-son, of the composers of his time he admired above allClaude Debussy, Maurice Ravel and Manuel de Falla.

Castelnuovo-Tedesco’s musical imagination developedin a close relationship to Tuscany and its culture. Theexperimental work for piano Il raggio verde (‘The GreenRay‘) op. 8 (1916) was written in memory of a sunset inMonteggioli, not far from Viareggio. He was inspired tocompose I naviganti (‘The Seafarers’) op. 13 (1919) by abas-relief by Andrea Pisano that can be seen on thepedestal of the bell tower by Giotto in Florence. TheCipressi (‘Cypresses’) op. 17 (1920) correspond to thetrees of Usigliano di Lari, a place the composer consi-dered holy. La Mandragola op. 20 (1920-23) is a‘Florentine musical comedy’ setting the eponymouscomedy by Niccolò Machiavelli to music. Bacco inTosana (‘Bacchus in Tuscany’) op. 39 (1925/26) is adithyramb based on the text by Francesco Redi fromArezzo. The above-mentioned, broad cultural horizonof the composer was expanded by his occupation with

different European cultures and aroused his interest inthe poetry of foreign languages and countries. Thisway, different works for piano and voice were writtenon the basis of texts that were not of Italian origin, e.g.Coplas op. 7 (1915) following Spanish folk poems andthe Three Heine Songs op. 40 (1926) with verses by theGerman poet Heinrich Heine. As a performer,Castelnuovo- Tedesco had a special predilection forthe song accompaniment on the piano throughout hiscareer.

Whereas an essential stylistic feature of his worksaimed at merely extracting fragments of perceived rea-lity and setting them to music, after the 1920s and inparallel Castelnuovo-Tedesco began taking an interestin the musical forms of Western tradition. An exampleof this is the 5 Piccoli Walzer, published with the titlePassatempi in 1928, as well as the two etudes for piano,Onde corte and Onde lunghe (1935). This examination ledto musical transparency in the sense of Neo-classi-cism and not least to an aesthetic that had becomeestablished in the Italian School of the time. May werecall either the Concerto italiano (‘Italian Concerto‘) op.31 (1924) for violin and orchestra or the String Quartetop. 58 (1929). The encounter with Andrés Segovia andManuel de Falla gave rise to a long series of guitarworks: up to today, the Guitar Concerto op. 99 (1939)has been the most frequently performed of his compo-sitions. Castelnuovo-Tedesco seems to foreground theLatin element within the Spanish tradition, usually per-meated with stylistic influences from the classical

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Italian guitar tradition (Boccherini and Paganini). Thisquest for tradition also led to a new interest in his ownorigins and religion, e.g. to the rediscovery of theJewish roots of his family. It left traces in such worksas Le danze del Re David: Rapsodia ebraica su temi tradizio-nali (‘The Dances of King David: Hebrew Rhapsody onTraditional Themes’) op. 37 (1925) for piano and I Profeti,secondo Concerto per violino e orchestra (‘The Prophets,Second Violin Concerto’) op. 66 (1931), the three move-ments of which are designed as musical images of theprophets of the Old Testament.

The composer’s Jewish origins influenced his fate intragic manner. Having hitherto lived as if Fascism weresomething abhorrent and annoying that did not reallyconcern him (and from which he always tried todistance himself, it must be said), he finally had toexperience the consequences of suppression by thedictatorship when the race laws were introduced toItaly in 1938. In 1939, he took his leave of his countryand emigrated to the USA to safeguard the future of hisown family and above all protect the lives of his twochildren. Arturo Toscanini and Jascha Heifetz, whohad already performed his music several times, sup-ported him in this difficult period and, after his firstconcerts as the performer of his own works, made asubstantial contribution to him obtaining a position asthe composer of film music with Metro Goldwyn Mayer.The 2 Film Studies for piano (1931), Charlie and MickeyMouse, testify to the composer’s earlier interest in thisgenre at the beginning of the 1930s. When the Second

World War was over, Castelnuovo-Tedesco settleddown in Beverly Hills, where he devoted himself to pri-vate teaching and continued to compose music until aripe old age (he wrote the piano piece Hommage àPaderewski in 1941, for instance). He returned to Italyseveral times and even purchased a flat in Florence,but he never left the country that had offered him hos-pitality and protection in the moment of danger, alt-hough he still felt himself to be a foreign guest there.Perhaps he also considered himself an alien in thecountry from which he had fled, where his parents haddied and many things had changed. Fate had forcedhim to take his leave of familiar conditions, of places,emotions, walks, churches and colours he had collec-ted in a personal inner world through his music. Nowhe had to continue to carry this world in himself andrestore it somewhere else, in his family and with thepersons who had remained to him. The works of hisAmerican exile were written in such a temporal andspatial distance from his Italian home.

Castelnuovo-Tedesco, who never composed a sym-phony, said the following about Marcel Proust: ‘In myopinion, the centrality of music in Proust consistsabove all in his method of composition, which is purelymusical (and in this respect I have learnt much morefrom him than other composers). Indeed, I could notterm his art any differently than ‘musical’, because heharmonizes apparently different and remote elements,produces unexpected echoes and creates real figuresfrom the nebulous uncertainty of a memory: With him,

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this art begins with the fragmentation of the themesand leads over a subtle and skilful play of leitmotifs tothe restoration of a consistent, broad and enormousentity, whose architecture is strong and meaningful; inthis sense, À la recherche du temps perdu is the mostbeautiful symphony for me!’ 2

The Piano Concertos in G major No. 1 op. 46 and in F majorNo. 2 op. 92 were written in 1927 and 1936/37 respecti-vely; the latter presumably while preparing for exile.For both concertos, the composer employed very simi-lar musical means: a major key, three movements witha romance in the middle and a following brilliant finale,lively and solemn in 6/8 time and composed with a flu-ent and scintillating piano technique in the style ofChopin.

The orchestration of Piano Concerto No.1 has a clearlyclassical stamp: two flutes, two oboes, two clarinets,two bassoons, two French horns, two trumpets, per-cussion and strings. The solo part of the piano is in abalanced dialogue with the orchestra. The work isremoved from the influences of the Second VienneseSchool and the avant-garde dominant in Europe at thetime. Instead, Castelnuovo-Tedesco took his bearingsfrom the style of Ravel and Debussy in order to obtaintransparency along the lines of Neo-classicism.Casella, who was present at the premiere (in Rome on9 December 1928, with the soloist Ernesto Consolo, theconductor Bernardino Molinari and the AugusteoOrchestra), found the work laudable and declared him-

self willing to take over the solo part personally. But thecomposer had already promised his friend Consolo, towhom the piano concerto is dedicated, the solo part forthe following performances.

Castelnuovo-Tedesco composed the Second PianoConcerto after a time of the deepest depression, whichhe described as the ‘darkest period in my life’ in hisautobiography. The historical climate in Italy under theFascist dictatorship had already led to a clear deterio-ration of living conditions for the civilian population. Itcan be conjectured that from the outset the work con-tained the hope of new perspectives in the UnitedStates, as the composer had already been invited on atour there in 1938. The concert tour was postponed tothe following year and then coincided with the escapefrom Italy. The work was premiered in Carnegie Hall inNew York on 2 November 1939, with the composer onthe piano at the side of Sir John Barbirolli and the NewYork Philharmonic. A few days later, it was performedonce more in New Haven with the conductor HugoKortschak. In this piano concerto, Castelnuovo-Tedesco seems to want to gain the pronounced emo-tional consent of the audience. Success in New Yorkwas the prerequisite necessary for obtaining a profes-sional position in the American music scene. Theorchestration of the first piano concerto was reinfor-ced (three clarinets, four French horns, three trumpets)and the timbre changed (through the employment of abass clarinet next to the bassoons and the use of threetrombones and bells). The quest for a more varied and

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impressive orchestral sound in comparison with theearlier restricted instrumentation, the broad melodiclines and the extroverted, tumultuous piano virtuosityshow the clear intention not only to present himself asthe composer, but also simultaneously as the perfor-mer of his own work. Framed by two movements, inwhich de Falla’s influence is clearly discernible, a con-templative and dreamy Adagio unfolds here, close tothe tonal chromatics of Grieg and with inserted longpassages by the soloist, which are to be understood as‘monologues’ rather than cadenzas. The composerhimself called these passages the most intimate andpoetic in his entire oeuvre.

Castelnuovo-Tedesco’s American exile impeded thelasting presence and appropriate dissemination of hismusic in Europe during the following decades, with theexception of his works for guitar. In the post-warperiod, this situation was exacerbated even more. Thecataloguing of the Italian symphonic repertoire is stillincomplete; in Italy historical publishers like Ricordi,Carish and Forlivesi have ceased to exist; for decadesmusicology had problems, if no interest at all, in pur-suing archive research abroad and Italian musical lifeis hardly receptive to new developments from themusic repertoire of the 20th century. This constellationcaused widespread apathy towards Castelnuovo-Tedesco. After the above-mentioned commitment byAlfredo Casella, the most important musicians tochampion the establishment of his music were eitherforeigners, like the violinist Jascha Heifetz and the gui-

tarist Andrés Segovia, or Italian émigrés such asArturo Toscanini. The task of recording the pianoworks was assumed by the Italian concert pianist AldoCiccolini at the end of the 1990s, but today he lives inParis as a French citizen.

Surprisingly, both piano concertos were mentionedsolely in specialist catalogues, so that Pietro Massahad to do research for a rediscovery. Sifting MarioCastelnuovo-Tedesco’s estate in the Library ofCongress in Washington enabled obtaining theseworks in a version for two pianos. Thanks to the gene-rous support of the widow of the first-born son, Ms.Lisbeth Castelnuovo-Tedesco, research began on fin-ding the corresponding orchestral scores. There werespecial problems in the case of Piano Concerto No. 2,which could not be found in Washington, the archivesof the New York Philharmonic or the John BarbirolliFoundation. It was only thanks to information from theRoyal Academy in London that Pietro Massa couldcontact the Fleisher Collection at the Free Library inPhiladelphia and produce a copy of the original also forthe estate in Washington.

With the performance of this work in BerlinPhilharmonia on 27 September 2009, Massa openedthe 2009/10 season of the Berlin Symphony underAlessandro Crudele and thus presented PianoConcerto No. 2 as the German premiere. The CD wasreleased by Capriccio Vienna as a world premiere rec-ording in September 2010.

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In 2008, Pietro Massa recorded Busoni’s monumentalpiano concerto with men’s choir in conjunction withthe Neubrandenburg Philharmonia under StefanMalzew and realized two CDs with both piano concer-tos by Giuseppe Martucci in 2009. On 11 November2010, he once more performed the Piano ConcertosNos. 1 and 2 by Castelnuovo-Tedesco in a live concert,which was broadcast throughout Germany byDeutschlandRadio Berlin with a slight time lag thesame evening.

Francesco Del Bravo

2 Mario Castelnuovo-Tedesco, Una vita di musica (un libro di ricordi),

ed. by James Westby, Fiesole (Cadmo) 2005, p. 217.

Pietro Massa wurde 1973 in Mailand geboren. SeineAusbildung absolvierte er in Paris bei Aldo Ciccolini.Komposition studierte er in seiner Heimatstadt beiBruno Bettinelli. Nach dem Hochschulabschluss inAltphilologie promovierte Massa an der FreienUniversität Berlin in Musikwissenschaft mit derDissertation »Carl Orffs Antikendramen und dieHölderlin-Rezeption im Deutschland der Nachkriegs-zeit« (Peter Lang, Frankfurt am Main, 2006). Seit 1999lebt der Künstler in Berlin. Die deutsche Hauptstadt istfür ihn Lebensmittelpunkt und zugleich das Zentrumseiner internationalen Karriere als Solist. Massa kon-zertierte inzwischen in zahlreichen Ländern Europas

sowie in den USA, Uruguay, Brasilien, Kasachstan,Japan, der Türkey und der Ukraine. Kammermusi-kalisch arbeitete der Pianist mit Mitgliedern derStaatskapelle Berlin, mit dem Rachmaninow-Streichquartett (Russland) und dem Lamy StringQuartet (Japan) zusammen. Sein besonderes Interesse gilt dem italienischenKlavierrepertoire des 19. und 20. Jahrhunderts. So ent-deckte er nach intensiver Archiv-Recherche die verlo-ren geglaubte Partitur des 2. Klavierkonzertes F-Durop. 92 von Mario Castelnuovo-Tedesco an der Fleisher-Collection in Philadelphia (USA) wieder. Die erste euro-päische Aufführung des Werks erfolgte im September2009 mit den Berliner Symphonikern in der BerlinerPhilharmonie. Capriccio Wien veröffentlichte die dar-aus entstandene CD als Weltpremiere. Nach der Veröffentlichung seiner ersten Solo-CD(Teldex Studios Berlin/Master Arts Hannover, 2005) undseiner Live-Aufnahme vom 3. Klavierkonzert SergejRachmaninows (Genuin Classics, 2007) brachte PietroMassa Ende 2008 gemeinsam mit der Neubrandenbur-ger Philharmonie und dem Ernst-Senff-Chor Berlin dasConcerto für Klavier, Orchester und Männerchor vonFerruccio Busoni auf CD heraus (Preis der Kritik»Hessischer Rundfunk 2009«). Die Aufnahme war wäh-rend eines Konzertes in der Konzertkirche Neubran-denburg mit Live-Übertragung von DeutschlandRadioBerlin entstanden. Viel Beachtung fand auch dieEinspielung von Giuseppe Martuccis 2. Klavierkonzertimmer unter der Leitung des GMDs Stefan Malzew(Crystal Classics, 2011). Mit demselben Orchester

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erscheinen 2013 die beiden Klavierkonzerten vonCastelnuovo-Tedesco, eine CD mit dem 1. Klavierkon-zert von Martucci und eine CD mit dem Klavierkonzerta-Moll von Ottorino Respighi.Im Jahr 2011 präsentierte Crystal Classics in Welt-ersteinspielung auch Massas CD mit den Gesamtkla-vierwerken von Riccardo Zandonai.Parallel zu diesen Projekten entwickelte sich dieDiskografie in Zusammenarbeit mit anderen deutschenOrchestern: Mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlinunter der Leitung von Peter Hirsch veröffentlichteMassa das Kammerkonzert und die Gesamtklavier-werke von Luigi Dallapiccola (Capriccio Wien, 2010);mit dem Göttinger Symphonie Orchester unter derLeitung von Cristoph-Mathias Müller kam dieAufnahme von Goffredo Petrassis Klavierkonzertzustande (Crystal Classics, 2013).Die Konzerttätigkeit führte weltweit zu Auftritten mitnamhaften Orchestern unter der Leitung vonDirigenten wie Othmar Mága (Tschechien), FelixCarrasco (Mexico), Ender Sakpinar (Türkei), VitalyKutzenko (Ukraine) und Abzal Mukhitdinov(Kasachstan). Pietro Massa gastiert regelmäßig in Deutschland mitKlavierabenden in Berlin (Philharmonie und Konzert-haus am Gendarmenmarkt), Hamburg (Laeiszhalle),München (Gasteig), Düsseldorf (Tonhalle und Robert-Schumann-Saal) und Nürnberg (Meistersingerhalle).Ab Januar 2013 beginnt er einen Zyklus von Konzertenin der Liederhalle Stuttgart mit dem Gesamtklavierwerkvon Frédéric Chopin. Das 1. Klavierkonzert wird er am

14. Juni 2014 in der Berliner Philharmonie unter derLeitung von Stefan Malzew aufführen.Im Januar 2011 gründete er die VeranstaltungsagenturMassa Konzertmanagement Berlin, die ihn vertritt.

Pietro Massa was born in Milan in 1973. He completedhis training with Aldo Ciccolini in Paris. He studiedcomposition with Bruno Bettinelli in his native city.After obtaining a degree in classics, Massa took aPh.D. in musicology at the Free University of Berlin witha thesis on the subject ‘Carl Orff’s Antique Dramas andthe Hölderlin Reception in Post-War Germany’ (PeterLang, Frankfurt am Main, 2006). The musician has livedin Berlin since 1999. For him, the German capital is bothhis home and the centre of his international career asa soloist. Massa has held concerts in many Europeancountries and in the USA, Uruguay, Brazil, Kazakhstan,Japan, Turkey and Ukraine. In the field of chambermusic, the pianist has worked with members of theStaatskapelle Berlin, with the Rachmaninoff StringQuartet (Russia) and the Lamy String Quartet (Japan).He is particularly interested in the Italian piano reper-toire of the 19th and 20th centuries. After intensiveresearch in the archives, he rediscovered the score ofthe 2nd Piano Concerto in F major op. 92 by MarioCastelnuovo-Tedesco, which had been believed lost, inthe Fleisher Collection in Philadelphia (USA). The firstEuropean performance of the work took place with theBerlin Symphony Orchestra in the Philharmonia inBerlin in September 2009. Capriccio Vienna released

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the CD of the work as a world premiere recording.After releasing his first solo CD (Teldex StudiosBerlin/Master Arts Hanover, 2005) and his live recor-ding of the 3rd Piano Concerto by Sergei Rachmaninoff(Genuin Classics, 2007), at the end of 2008 PietroMassa in conjunction with the NeubrandenburgPhilharmonia and the Ernst Senff Choir in Berlin publis-hed the Concerto for Piano, Orchestra and Men’s Choirby Ferruccio Busoni on CD (Critics’ Prize ‘HessianRadio 2009’). The recording had been produced duringa concert in the Concert Church in Neubrandenburgwith a live broadcast by DeutschlandRadio Berlin.Much attention was also paid to the recording ofGiuseppe Martucci’s 2nd Piano Concerto conducted byGeneral Music Director Stefan Malzew (CrystalClassics, 2011). In 2013, both piano concertos byCastelnuovo-Tedesco, a CD with the 1st PianoConcerto by Martucci and a CD with the PianoConcerto in A minor by Ottorino Respighi werereleased with the same orchestra.In 2011, Crystal Classics also presented Massa’s CDwith the complete piano works by Riccardo Zandonaias a world debut recording.Parallel to these projects, Massa’s discography alsodeveloped in co-operation with other German orche-stras: with the Radio Symphony Orchestra Berlin con-ducted by Peter Hirsch, Massa published the chamberconcerto and the complete piano works by LuigiDallapiccola (Capriccio Vienna, 2010); with theGöttingen Symphony Orchestra conducted byCristoph-Mathias Müller, Massa produced a recording

of Goffredo Petrassi’s Piano Concerto (CrystalClassics, 2013).Massa’s concert activity has led to worldwide perfor-mances with renowned orchestras under the baton ofconductors such as Othmar Mága (Czech Republic),Felix Carrasco (Mexico), Ender Sakpinar (Turkey),Vitaly Kutzenko (Ukraine) and Abzal Mukhitdinov(Kazakhstan).Pietro Massa is a regular guest in Germany with pianorecitals in Berlin (Philharmonia and Konzerthaus amGendarmenmarkt), Hamburg (Laeiszhalle), Munich(Gasteig), Düsseldorf (Tonhalle and Robert SchumannHaus) and Nürnberg (Meistersingerhalle). As ofJanuary 2013, he is beginning a cycle of concerts in theLiederhalle in Stuttgart with the complete piano worksby Frédéric Chopin. He will perform the 1st PianoConcerto in the Philharmonia in Berlin, conducted byStefan Malzew.In January 2011, he founded the event agency MassaKonzertmanagement which represents him.

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Die Neubrandenburger Philharmonie hat sich in ihrerüber 60jährigen Geschichte zu einem erstklassigenKlangkörper entwickelt, der sich auch über dieLandesgrenzen hinaus hören und sehen lassen kann.Das Orchester repräsentiert mit seinem vielfältigenKonzert- und Musiktheaterangebot die kreativen undzugleich innovativen kulturellen Potenzen Mecklen-burg-Vorpommerns und ist zudem fest in seiner musi-kalischen Tradition verankert. Jährlich lädt diePhilharmonie zu 10 Anrechtskonzerten, mehrerenKonzertnächten, Sonder- und Festkonzerten sowie zuSchulkonzerten und kammermusikalischen Darbietun-gen ein. Seit 1994 gehören auch die Musiktheaterauf-führungen am Landestheater Neustrelitz zumAufgabenfeld. Zu einem besonderen Highlight vonüberregionaler Ausstrahlung haben sich die seitSeptember 2003 stattfindenden NeubrandenburgerKonzertnächte entwickelt, die jeweils unter einembestimmten Motto stehen. Musiziert wird in der Regelbis gegen Mitternacht! Das Orchester gastierte u. a. inBelgien, Spanien und Polen. Es brachte u. a. CD’s mitWerken von Rosetti, Busoni und Martucci heraus. NDRund Deutschlandradio Kultur übertragen regelmäßigKonzerte der Philharmonie. 2009 gaben die Neubran-denburger ihr viel beachtetes Debüt in der BerlinerPhilharmonie. Im Juni 2011 führten Stefan Malzew undseine Philharmoniker gemeinsam mit Jonas Kaufmannund Margarete Joswig Mahlers „Lied von der Erde“bei den Musikfestspielen Saar auf. DasNeubrandenburger Orchester wirkte im vergangenenJahr zusammen mit zahlreichen Künstlern aus ganz

Mecklenburg-Vorpommern bei der NDR-Neuauflagedes Wham!-Klassikers „Last Christmas“ mit. Das ausden diversen Interpretationen zusammengestellteMusikvideo wurde kürzlich mit dem BremerFernsehpreis in der Kategorie „Beste Innovation“ aus-gezeichnet.

In its 60-year history, the NeubrandenburgPhilharmonia has developed into a first-class orche-stra that can be heard and seen beyond the state bor-ders. With its varied concert and music theatre range,the orchestra represents the creative and innovativepotential of Mecklenburg-Vorpommern and is alsofirmly anchored in its musical tradition. Every year, thePhilharmonia invites the public to 10 subscription con-certs, several concert nights, special and festival con-certs, school concerts and chamber music perfor-mances. Since 1994, the music theatre performancesat the Provincial Theatre in Neustrelitz have also beenpart of its assignments. A special highlight of supra-regional significance is the Neubrandenburg ConcertNights that have taken place since September 2003and that each have a specific motto. Performancesusually take place towards midnight! The orchestrahas also held guest performances in Belgium, Spainand Poland. It has also released CDs with works byRosetti, Busoni and Martucci. NDR andDeutschlandredio Kultur regularly broadcast concertsby the Philharmonia. In 2009, the Neubrandenburgerheld their much-heeded debut in the Philharmonia inBerlin. In June 2011, Stefan Malzew and the

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Philharmonic performed Mahler’s Lied von der Erde inconjunction with Jonas Kaufmann and MargareteJoswig at the Music Festival in Saar. Last year, theNeubrandenburg orchestra co-operated with manyartists from throughout Mecklenburg-Vorpommern inNDR’s new edition of the Wham! Classic ‘LastChristmas’. The music video composed of the mostvaried interpretations was recently awarded theBremen Television Prize in the category ‘BestInnovation’.

Stefan Malzew wurde 1964 in Berlin geboren underlebte bereits im Alter von fünf Jahren durch seinenVater, einen Geiger der Berliner Staatskapelle, immerwieder die Proben dieses Orchesters unter den ver-schiedensten berühmten Dirigenten mit. So war dereigene Berufswunsch bald klar und wurde seit seinerKindheit konsequent verfolgt und gefördert. Nach sei-nem Studium an der Hochschule für Musik „HannsEisler“ in Berlin (Dirigieren, Klavier, Klarinette,Komposition) war Malzew Kapellmeister amMecklenburgischen Staatstheater Schwerin (1987 -2000), bevor er als Chefdirigent an das StadttheaterGießen berufen wurde und anschließend in seine aktu-elle GMD-Position als Chefdirigent der Neubranden-burger Philharmoniker wechselte. Außerdem leitete eru. a. das Konzerthausorchester Berlin, das DeutscheSymphonie-Orchester Berlin, die MecklenburgischeStaatskapelle Schwerin, die Dresdner Philharmonie,die Württembergische Philharmonie Reutlingen, dieStettiner Philharmoniker, das Orchestra Sinfonica

Siciliana Palermo, das Orchestra Bruno Maderna, denPhilharmonischen Chor Brno, den NDR- Chor, denKonzertchor der Staatsoper Berlin und die NDRBigBand. Der Dirigent ist Initiator und künstlerischerLeiter des internationalen Neubrandenburger Jugend-orchestertreffen „NBJot Baltikum“. Für sein Online-Videoprojekt „Stefans Musikworkshop“ (in Koopera-tion mit NB-TOWN.DE) hat Malzew den „junge ohrenpreis 2010“ in der Kategorie „Musik & Medien“ erhal-ten. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent hat StefanMalzew eine Reihe von eigenen Kompositionen zurAufführung gebracht, darunter u. a. zwei Opern, einKlarinettenkonzert (Preis der Paul-Woitschach-Stiftung Berlin 1998), vier Konzerte für Jazzquartett undOrchester, in denen er neben der musikalischenLeitung selbst Soloparts an Klarinette bzw. Vibraphonübernahm, und ein Konzert für drei Flötisten und gro-ßes Orchester. Im August 2012 wurde die von ihmrekonstruierte Orchesterfassung der nur in einerKlavierbearbeitung überlieferten h-Moll-Sinfonie vonEmilie Mayer im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern mit großem Erfolg aus der Taufe gehoben.Für ein gemeinsames Konzertprojekt mit Ute Lemperund dem Vogler Quartett, bei dem Malzew selbstKlavier, Akkordeon und Klarinette spielt, schrieb er dieArrangements.

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Stefan Malzew was born in Berlin in 1964, and at theage of five already experienced through his father, aviolinist with the Berlin Staatskapelle, rehearsals bythis orchestra under the most varied famous conduc-tors. His own career aspiration was soon clear and hasbeen pursued and promoted consistently since hischildhood. After studying at the ‘Hanns Eisler’Academy of Music in Berlin (conducting, piano, clari-net, composition), Malzew was director of music at theCity Theatre in Schwerin (1987 - 2000), before beingappointed principal conductor at the City Theatre inGiessen and then moving to his current position asgeneral music director of the NeubrandenburgPhilharmonia. He has also conducted the KonzerthausOrchestra in Berlin, the German Symphony Orchestrain Berlin, the Mecklenburg Staatskapelle in Schwerin,the Dresden Philharmonia, the WurttembergPhilharmonia in Reutlingen, the Stettin Philharmonic,the Orchestra Sinfonica Siciliana in Palermo, the BrunoMaderna Orchestra, the Philharmonic Choir in Brno,the NDR Choir, the Concert Choir of Berlin State Operaand the NDR Big Band. The conductor is the initiatorand artistic director of the internationalNeubrandenburg Youth Orchestra Meeting ‘NBJotBaltikum’. For his online video project ‘Stefan’s MusicWorkshop’ (in co-operation with (NB-TOWN.DE)Malzew was awarded the ‘junge ohren preis 2010’ inthe category ‘Music and Media’. Besides his work as aconductor, Stefan Malzew has also performed a seriesof his own compositions, including two operas, a clari-net concerto (Prize of the Paul Woitschach Foundation

in Berlin in 1998), four concertos for jazz quartet andorchestra, in which he himself played solo parts on theclarinet and vibraphone apart from conducting, and aconcerto for three flautists and large orchestra. InAugust 2012, his reconstructed orchestral version ofthe B minor Symphony by Emilie Mayer, only preservedin a piano arrangement, was successfully premiered atthe Mecklenburg-Vorpommern Festival. He has writtenthe arrangements for a joint project with Ute Lemperand the Vogler Quartet, in which Malzew himself playsthe piano, accordion and clarinet.

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