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S.IAP. GR. IV 70% MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN Nr.2 Juni 1988 2. Jahrgang 25 Jahre Mittelschule Passeier Ein Rückblick von Dr. Siegfried Innerhofer Die Anfänge Als am 1. Oktober 1963 die Mittel- schule St. Leonhard ihren Betrieb auf- nahm, so gingen diesem Tag schon viele Vorgespräche, Lokalaugen- scheine und Telefonate zwischen Schulamt, Gemeinde St. Leonhard, den beiden Nachbargemeinden des späteren Mittelschulkonsortiums und anderen Ämtern und Behörden vor- aus. Eine entscheidende Aussprache über die Errichtung fand am 5. Sep- tember 1963 in der Mittelschule am Sandplatz in Meran statt, wo Ver- treter des Schulamtes, der Gemein- den und der Volksschule über die Errichtung von Mittelschulen und Außensektionen im Burggrafenamt und in Passeier berieten. Daß es überhaupt zur Gründung der Mittel- schule in Passeier gekommen ist, geht auf das Gesetz Nr. 1859 vom 31. Dezember 1962 zurück. Dieses Gesetz, auch Mittelschulgesetz ge- nannt, bildete den Schlußpunkt eines zehnjährigen Tauziehens zwischen den Parteien über die Schulreform. Es bildete einen Kompromiß, wobei vor allem die Liberalen und Soziali- sten dem Gesetz ihren Stempel auf- gedrückt haben. Dies war einer der vielen Gründe, warum die Reform von vielen auch noch lange nach der Einführung abgelehnt oder sogar be- kämpft wurde. Die Schulreform war notwendig geworden, nachdem ei- nerseits die italienische Nachkriegs- verfassung die Garantie gegeben hat- te, daß der obligatorische und unent- geltliche Unterricht wenigstens 8 Jahre lang erteilt wird und es an- derseits keinen Schultyp für die 6.-8. Schulstufe gab. Die frühere Latein- mittelschule hat ausschließlich auf die Oberschule vorbereitet und konn- te nur von wenigen besucht werden. Für die große Mehrheit gab es jedoch nur die 5-klassige Volksschule. In ei- nigen Gegenden wurden zwar Vor- bildungsschulen oder Bürgerschulen geführt. In den meisten Schulen hat man in der 2., 4. und 5. Klasse das System der Unterstufe und Oberstufe eingeführt, um irgendwie die 8 Jahre Schulpflicht unterzubringen. Die Mit- telschulreform kam also weder über- raschend noch war sie länger auf- schiebbar gewesen. Gleichwohl ist es auch eine Tatsache, daß auf diese längst fällige Entscheidung niemand vorbereitet war; die Improvisation trieb die tollsten Blüten. Das Mini- sterium konnte überhaupt keine Hil- fen anbieten. Es fehlten die Schul- häuser, die Lehrmittel, die ausgebil- deten Lehrer; kurz es fehlte an allem, was es zu einer Schule brauchte. Nur die Schüler waren in großer Zahl da und wurden jedes Jahr mehr. So war es auch in der Mittelschule in St. Leonhard. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß gerade im Jahre 1963 der Bau der neuen Volksschule sei- nem Ende entgegen ging und so das Kloster der Deutschordensschwestern für die Mittelschule zur Verfügung stand. Zudem wurde sofort ein Teil (Fortsetzung auf Seite 2) Spedizione in a.p. – 70% – Filiale di Bolzano MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

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Ausgabe 02/1988

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S.IAP. GR. IV 70%

MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUSMOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

Nr.2Juni 1988

2. Jahrgang

25 Jahre Mittelschule PasseierEin Rückblick von Dr. Siegfried Innerhofer

Die AnfängeAls am 1. Oktober 1963 die Mittel-schule St. Leonhard ihren Betrieb auf-nahm, so gingen diesem Tag schonviele Vorgespräche, Lokalaugen-scheine und Telefonate zwischenSchulamt, Gemeinde St. Leonhard,den beiden Nachbargemeinden desspäteren Mittelschulkonsortiums undanderen Ämtern und Behörden vor-aus. Eine entscheidende Ausspracheüber die Errichtung fand am 5. Sep-tember 1963 in der Mittelschule amSandplatz in Meran statt, wo Ver-treter des Schulamtes, der Gemein-den und der Volksschule über dieErrichtung von Mittelschulen undAußensektionen im Burggrafenamtund in Passeier berieten. Daß esüberhaupt zur Gründung der Mittel-schule in Passeier gekommen ist,geht auf das Gesetz Nr. 1859 vom31. Dezember 1962 zurück. DiesesGesetz, auch Mittelschulgesetz ge-nannt, bildete den Schlußpunkt eineszehnjährigen Tauziehens zwischenden Parteien über die Schulreform.Es bildete einen Kompromiß, wobeivor allem die Liberalen und Soziali-sten dem Gesetz ihren Stempel auf-gedrückt haben. Dies war einer dervielen Gründe, warum die Reform vonvielen auch noch lange nach derEinführung abgelehnt oder sogar be-

kämpft wurde. Die Schulreform warnotwendig geworden, nachdem ei-nerseits die italienische Nachkriegs-verfassung die Garantie gegeben hat-te, daß der obligatorische und unent-geltliche Unterricht wenigstens 8Jahre lang erteilt wird und es an-derseits keinen Schultyp für die 6.-8.Schulstufe gab. Die frühere Latein-mittelschule hat ausschließlich aufdie Oberschule vorbereitet und konn-te nur von wenigen besucht werden.Für die große Mehrheit gab es jedochnur die 5-klassige Volksschule. In ei-nigen Gegenden wurden zwar Vor-bildungsschulen oder Bürgerschulengeführt. In den meisten Schulen hatman in der 2., 4. und 5. Klasse dasSystem der Unterstufe und Oberstufeeingeführt, um irgendwie die 8 JahreSchulpflicht unterzubringen. Die Mit-telschulreform kam also weder über-

raschend noch war sie länger auf-schiebbar gewesen. Gleichwohl istes auch eine Tatsache, daß auf dieselängst fällige Entscheidung niemandvorbereitet war; die Improvisationtrieb die tollsten Blüten. Das Mini-sterium konnte überhaupt keine Hil-fen anbieten. Es fehlten die Schul-häuser, die Lehrmittel, die ausgebil-deten Lehrer; kurz es fehlte an allem,was es zu einer Schule brauchte.Nur die Schüler waren in großer Zahlda und wurden jedes Jahr mehr. Sowar es auch in der Mittelschule inSt. Leonhard. Ein glücklicher Zufallwollte es, daß gerade im Jahre 1963der Bau der neuen Volksschule sei-nem Ende entgegen ging und so dasKloster der Deutschordensschwesternfür die Mittelschule zur Verfügungstand. Zudem wurde sofort ein Teil

(Fortsetzung auf Seite 2)

Spedizione in a.p. – 70% – Filiale di Bolzano

15. Jahrgang – Nr. 35 September 2002

MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

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25 Jahre Mittelschule Passeier(Fortsetzung von Seite 1)

der neuen Volksschule »beschlaq-nahmt«,Ansonsten wäre die Errichtung derMittelschule in Passeier wohl sicher-lich um mindestens ein Jahr verscho-ben worden. So wurden ja auch inanderen Tälern Südtirols die Mittel-schulen mit einem oder mehrerenJahren Verspätung eingeführt. Auchin Passeier konnten nicht alle Schülervon Anfang an die Mittelschule be-suchen, da viele Fraktionen verkehrs-mäßig noch nicht erschlossen waren.Die ständig wachsende Schülerzahlin den Siebziger Jahren ließ Gemein-depolitiker und Direktoren immerneue Notlösungen erfinden. Abstell-räume wurden über Nacht zu Schul-klassen, Dachböden wurden notdürf-tig ausgebaut, wichtige Räume derVolksschule wurden zweckentfrem-det: so wurden aus dem Ausspei-sungssaal mehrere Schulklassen undaus der Küche ein Miniwerkraum. DieVorräume wurden zu »Turnsälen« um-funktioniert. Im Dachboden der Volks-schule mußte der Filmapparat mit vielGeschick montiert werden, damit derLichtkegel nicht durch das Gehölzunterbrochen wurde. Manchmal hat-ten alle Bemühungen um Raumbe-schaffung keinen Erfolg gezeitigt, und

es mußte zum Turnusunterricht Zu-flucht genommen werden: die Bänkebzw. die Schulklassen, die am Vor-mittag von Fahrschülern aus St. Mar-tin oder Hinterpasseier besetzt wa-ren, wurden am Nachmittag von denSchülern von St. Leonhard belegt.Bürgermeister und Direktor zittertenregelrecht vor jedem 1. Oktober -dieser Tag war bis 1977 der alljähr-liche Schulbeginn. Die Mittelschulewar in den ersten Jahren nach 1963überhaupt in hohem Maße sich selbstüberlassen. Das Land hatte damalsweder Kompetenzen, noch war es fürdie Mittelschule irgendwie zu be-geistern. Der Staat, bzw. das Mini-sterium für öffentlichen Unterrichtwar weit weg und schickte die drin-gend benötigten Gelder nur zögerndund tröpfchenweise. So blieb nur dieGemeinde; und hier kann man wohlsagen, daß Bürgermeister JosefTschöll im allgemeinen viel Entgegen-kommen zeigte und im Rahmen derbescheidenen Mittel, die eine Ge-meinde damals zur Verfügung hatte,die Grundbedürfnisse der Mittelschu-le einigermaßen zu decken versuchte.Er hatte von Anfang an eine positiveEinstellung zur Mittelschule, wennauch einige Mahnbriefe des Direktors3 Jahre nach Einführung der Mittel-schule dokumentieren, daß der Direk-tor immer noch keinen Schreibtisch

und abschließbaren Schrank hatte.Dies und manche anderen Mängelhingen auch mit der Tatsache zu-sammen, daß bis zum 1. Oktober desJahres 1970 die Mittelschule keineneigenen Direktor hatte, sondern vomDirektor von Algund, Dr. Bias Prieth,mitbetreut wurde und somit seineAnwesenheit in St. Leonhard relativgering war, zumal er mehrere Jahrehindurch auch noch Direktor derMittelschule Naturns war. Es gabalso nicht nur Lehrermangel, sondernauch Mangel an Direktoren.Die räumliche Entwicklung der Mittel-schule ist heute nur mehr schwerzu rekonstruieren. Im Jahre 1963 wur-den 3 Klassen im Kloster unterge-bracht. Noch gerade rechtzeitig türm-te sich im Klostergarten am Tag vorSchulbeginn ein Berg von neuen Bän-ken und Stühlen. Fast anekdotenhaftliest sich das erste Schriftstück nachdem Protokoll über die Eröffnungs-konferenz: »Haben vom Hochw. Früh-messer Rottensteiner am 1. Oktober1963 leihweise erhalten: 1 Stehpult,1 Tisch.«Eine Klasse begann ihren Unterrichtim alten Mesnerhaus und übersiedel-te nach Allerheiligen in das neueVolksschulgebäude. In diesem erstenJahr war die Schule auch nicht selb-ständig, sondern eine Sektion vonAlgund. Am 1. Oktober 1964 wurde

Die gesamten Schüler des 1. Jahres der Mittelschule 1863/64. (Foto: E. Niealussi)

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Ein Teil des Lehrkörpers vom 1. Schuljahr 1963/64. Von links nach rechts: Karl Inner-hofer, P. Mühlmann, Maria Kofler, Dr. Elias Prieth, Sr. Judith Mairhofer, Eduard Nicolussi,Giuliana Pappalardo, Siegfried Innerhofer, Alois Gruber. Es fehlen: Lundwig Gstrein,Ornella Gazzarata und Dekan Josef Burger. (Foto: E. Niealussi)

die Mittelschule selbständig. In die-sem Jahr erhielt die Mittelschule wei-tere drei Klassen im neuen Volks-schulgebäude. Im Jahre 1965 - dieKlassenanzahl betrug 10 - mußte zu-sätzlich wieder das alte, baufälligeMesnerhaus herhalten. Im Herbst1967, als die Klassenzahl von zehnauf dreizehn angewachsen war, wur-de die Raumfrage besonders kritisch.Schon im Frühjahr auf die Situationaufmerksam gemacht, ließ sich dieGemeindeverwaltung Zeit. Sie wieseinige Wochen nach Schulbeginnschließlich drei »neue«, sehr unzu-längliche Noträume den MitteIschü-lern zu. Sie entstanden durch dieUnterteilung des Ausspeisungssaalesmit einfachen Bretterwänden. Es ha-gelte Protestschreiben an das MitteI-schulkonsortium: so von Seiten desLandeshauptmannes, des Vizeschul-amtsleiters und des Direktors. Er-wähnenswert ist, daß in jedem derSchreiben dem Bürgermeister Aner-kennung und Hochachtung für die bisdahin geleistete Arbeit in SachenMittelschule gezollt wurde. Und diesschien mir nicht nur eine Roskel ge-wesen zu sein sondern ernst ge-meint. Der Präsident des MitteIschul-konsortiums und Bürgermeister vonSt. Leonhard antwortete auf alle dies-bezüglichen Schreiben mit der Fest-stellung, daß er ohne staatliche Hilfeund ohne die Hilfe der GemeindenMoos und St. Martin sich außerstandesehe, weiterhin für die Unterbringungder Schüler, die Ausstattung der Räu-me und die Ausgaben für den Ver-waltungsbetrieb zu garantieren. Zu-gleich forderte der Bürgermeister das

Schulamt auf, einen Inspektor zuschicken. Von der Schule kamen inregelmäßigen Abständen Ansuchenan die Gemeinde um Beiträge fürordentliche Verwaltungsspesen, fürLehrmittel und jeden Herbst For-derungen nach neuen Schulklassen,Nebenräumen und Spezialklassen.Der Streit um die Rnanzierung derAusgaben für die Mittelschule zwi-schen den Gemeinden St. Leonhardund St. Martin bestand schon seitdem 1. Tag der Mittelschule. DenSchülern von St. Martin wurde sogarmit der Aussperrung gedroht, wennnicht innerhalb einer bestimmten Fristder zustehende Anteil bezahlt würde.Dem Streit wurde aber angesichtsdes sowieso nicht immer konflikt-freien Verhältnisses zwischen denbeiden Gemeinden von übergeordne-ter Stelle nicht viel Gewicht beige-messen. Trotz der Gründung des Mit-telschulkonsortiums am 9. Juli 1965zwischen den Gemeinden St. Leon-hard, St. Martin und Moos hat sichdie finanzielle Regelung noch einigeZeit verzögert.Drei Jahre lang blieb auch die Schü-lerzahl nahezu unverändert. Es habensich zwar im Gemeindeamte regel-mäßig Briefe der zuständigen Behör-den gesammelt mit mehr oder weni-ger heftigen Protesten, es blieb aberbei den gleichen Noträumen. Zwi-schenzeitlich kamen zwei Werkräumedazu: 1968 die Ausspeisungsküche,1969 das Lodenwalkerhaus.

Die Siebziger JahreVor einer ganz neuen Situation standman im Herbst 1970. Die Schülerzahl

stieg von 307 auf 380, die Anzahlder Klassen von 13 auf 17. Dies be-deutete keinen leichten Einstieg fürden neuen Direktor. Am 1. Oktober1970 trat nämlich erstmals für diePasseirer Mittelschule ein eigenerDirektor sein Amt an, Dr. HeinrichHofer, der bis zum heutigen Tagedie Geschicke der Schule in St. Leon-hard leitet. Erstmals tauchte auch dieIdee auf, einen Klassenzug in St. Mar-tin unterzubringen. Die Pläne zer-schlugen sich, da der Vorschlag vonkeiner Seite aufgegriffen wurde. ImGrunde wären dadurch die Problemeauch nur verlagert aber nicht gelöstworden. Der Direktor sah sich gleichmit einem anderen bis dahin unge-lösten Problem konfrontiert: mit demder Schülerbeförderung. Die Er-schließung neuer Weiler und Fraktio-nen durch Straßen war neben derTatsache der geburtenstarken Jahr-gänge der Hauptgrund der rasantenEntwicklung der Mittelschule. Kaumeine Mittelschule im Lande hatte einso großes und kompliziertes Netz derSchülerbeförderung wie Passeier. Esgab dabei sehr viele Mängel: so muß-ten viele Schüler von Hinterpasseier(auch die Pfelderer) in Moos umstei-gen. Dies war mit langen Wartezeitenverbunden, die Schüler von Platt undvon Stuls hatten den gleichen Busund mußten aufeinander warten: zu-dem war der Busdienst von und nachSt. Martin über ein Jahrzehnt mit je-nem von Walten und Stuls verknüpft.Die Folge davon waren sehr langeWartezeiten vor Schulbeginn undnach Schulende in St. Leonhard undbeim Umsteigen in Moos. Dies warwieder Zündstoff für Konflikte mitAnrainern an den Haltestellen und mitder jeweiligen Dorfbevölkerung. Über-haupt ist die Mittelschule durch dieUnzulänglichkeiten der Schülerbeför-derung zu Unrecht jahrelang in Miß-kredit gekommen.Zurück zum Schulbeginn 1970/71.DasRaumproblem konnte nicht gelöstwerden. Der Turnusunterricht mußtewieder her. Die Schüler von dreiKlassen traf es, den verhaßten Nach-mittagsunterricht zu besuchen. SeitJänner 1971liefen dann die Bemühun-gen, das alte Gerichtshaus von derMilitärbehörde für die Mittelschulefrei zu bekommen. Diese Bemühun-gen waren ziemlich schnell von Erfolggekrönt. Mit Schreiben vom 9. April1971 an die Gemeinde wurde dasHaus vom Legionskommando derRnanzwache freigegeben. Zugleichwurde von der Gemeinde auch eineEingabe an das Unterrichtsministe-rium gemacht mit der Forderung des

(Fortsetzung auf Seite 4)

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25 Jahre Mittelschule Passeier(Fortsetzung von Seite 3)

schnellstmöglichen Neubaues derMittelschule. Das Gerichtshaus wur-de von Anfang an nur als Übergangs-lösung betrachtet, auch weil die Sta-tistik der Schülerzahlen immer nochnach oben zeigte; und der Zeitpunkt,an dem auch dieses Haus zu kleinwerden sollte, konnte schon voraus-berechnet werden. Auch sollten dieProbleme mit der Schülerbeförde-rung erst richtig angehen. Die Auf-träge an die Busunternehmen wur-den damals vom Schulpatronat erteilt.Dieses hatte ursprünglich die Auf-gabe, die Ausspeisung zu führen undminderbemittelte Kinder zu unter-stützen. Nach Einführung der Mittel-schule hatte man diesem Patronatnoch dazu die Schülerbeförderungund den Schulbücherankauf aufge-halst. Das sehr schwerfällige Gre-mium war hoffnungslos überfordert,und die Arbeit blieb dem Direktorund dem Sekretariat. Auf Landes-ebene gab es als oberste Behördedas Konsortium der Schulpatronatemit seinem Präsidenten. Ein anderesGremium stand dem Direktor seitdem 18. April 1971 beratend zur Seite:der Elternrat. Dieser war eine vomMinisterium empfohlene Vorstufe desspäteren Schulrates. Er blieb im Amtbis zur Errichtung des ersten Schul-rates am 8. Dezember 1975. Vorsit-zender des Elternrates war zunächstJosef Ennemoser von Moos und seitMai 1974 Paula Frötscher von St. Mar-tin. Im Laufe des Jahres 1971 gab esparallel zu den Aktivitäten in SachenGerichtshaus auch Pläne, im Hof derVolksschule eine Turnhalle zu bauen,

Seiser Alm Maiausflug 1964/65.

in einem zweiten Plan sogar mit auf-gesetztem Anbau an die Volksschulefür Mittelschulklassen. Daraus wurdenichts. Man setzte dagegen alles aufeine Karte für den Neubau. Jetzt kannman darüber sagen, daß diese Ent-scheidung die einzig richtige war.Man konnte im Herbst 1971 auf jedenFall einmal aufatmen. Im Gerichts-haus wurden acht Klassen eingerich-tet. Es bedeutete auch eine Ent-lastung für die Grundschule. Zugleichwurde auch der Sitz der Schule mitDirektion und Sekretariat vom K10-stergebäude in das Gerichtshaus ver-legt. Dabei gewann man im Klostereine Klasse und einen Spezialraumfür Naturkunde, wenn auch beide vielzu kleln. Wenn nun mal alle Schülerwenigstens eine Klasse hatten, istdamit nicht gesagt, daß alles in Ord-nung war. Die Spezialräume fehltenfast ganz. Vor allem das Fehlen einerTurnhalle wurde bei jeder Gelegen-

Schulklasse 1964/65. (Foto: E. Niealussi)

(Foto: E. Niealussi)

heit den zuständigen Behörden inErinnerung gerufen. Der Turnunter-richt fand im Vorraum der Klassen,oft gleichzeitig mit zwei Gruppen,und in einem Kellervorraum desVolksschulgebäudes statt. Die gegen-seitige Störung war unerträglich, undzudem war das Turnen in beidenRäumen sehr gefährlich, was eineUnmenge von Unfallakten belegt.Auch waren die Räume höchst un-hygienisch. Doch auch die Einschal-tung des Amtsarztes und des Provin-zialarztes konnte keine Änderungherbeiführen. Die Turnmisere blieberhalten bis 1980.Im Herbst 1972 waren wieder zweiKlassen mehr notwendig. Der Rlm-raum wurde zu einer Klasse. DerLateinunterricht wurde im Hausgangerteilt. Angesichts dieser neuen pre-kären Situation, die durch zahlreicheBriefe dokumentiert ist, forderte derBürgermeister in einem Schreiben anden Landesausschuß, daß die Mittel-schule St. Leonhard an die erste Stei-le in der Rangordnung für Neubautengesetzt werde. Die Antwort des As-sessor Zeiger folgt postwendend undhätte nicht deprimierender sein kön-nen: es gäbe zur Zeit überhaupt keinStaatsgesetz für Schul neubauten unddas Land habe noch keine Zuständig-keiten. Wenige Tage später (27. März1973) wurde von Inspektor Dr. KarlSeebacher ein Lokalaugenscheindurchgeführt. Er erkannte alle bisherbeklagten Mängel an, wußte aber kei-nen Rat. Er schlug vor, in St. Martineine Mittelschule zu errichten. DieserVorschlag wurde jedoch von nieman-dem aufgegriffen, auch nicht von derGemeinde St. Martin. Im Jahre 1973spürte die Mittelschule die Abhängig-keit von den Schülerbeförderungs-diensten in besonders negativer Wei-se. Das ganze Jahr über gab es langeStreiks des SAD-Personals, dazu gab

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es noch viele witterungsbedingteAusfälle und fast tägliche Verspätun-gen der Schüler von St. Martin wegender Koppelung mit anderen Diensten,dies um Personal und Busse einzu-sparen. Dabei wußte das Konsortiumder Schulpatronate, das immer nochdafür zuständig war, keinen besserenVorschlag, als durch Einführung einesflexiblen Stundenplanes das Problemzu lösen: die Hälfte der Schüler hätteden Unterricht eine Stunde späterbeginnen und dementsprechendauch eine Stunde später beendensollen. Es kam aber nicht dazu. Dafürgab es im Schuljahr 1973/74 wiederNachmittagsunterricht für vier Klas-sen. Trotzdem die Mittelschule ausallen Nähten platzte, mußte der Direk-tor im November 1973 pflichtgemäßmelden, daß die Kinder folgenderFraktionen zehn Jahre nach Einfüh-rung der Mittelschule wegen Fehlensdes Zubringerdienstes nicht oder nurteilweise die Mittelschule besuchenkonnten: Riederberg, Kalmtal, Matatzund Christi in der Gemeinde St. Mar-tin, Rabenstein, Saltnuß, Schönau,Hütt und Teile von Pill in der Gemein-de Moos, sowie Schweinsteg, dieoberen Teile von Prantach, Mörre undSchlattach in der Gemeinde St. Leon-hard.Zu den großen Unzulänglichkeiten imJahre 1973 kamen noch auf demHöhepunkt der Erdölkrise die Schlie-ßung der vier Klassen im Klosterge-bäude für einen ganzen Monat wegenHeizölmangels. Ein sonderbares Ge-misch aus Freude, Verärgerung undSorge machte sich breit. Die Summeall dieser kleinen und großen Mängelbedeutete immer wieder Wasser aufdie Mühlen jener, die von Anfang ander Mittelschule nicht gut gesinntwaren, und diese gab es immer noch.Eine kleine Verbesserung gab es fürdieses Schuljahr für den Turnunter-richt; die Notklassen im ehemaligenAusspeisungssaal wurden wieder ab-gebrochen und daraus ein provisori-scher Gymnastikraum gemacht. DerPreis dafür war neuerlich Turnusun-terricht.Im Herbst 1974 blieb die Klassenzahlbei 22. Ein kleiner Raum ging an diewiedererrichtete italienische Volks-schulklasse, sodaß der Lateinunter-richt wieder auf dem Gang sein küm-merliches Dasein fristen mußte.Dagegen gelang es dem Bürgermei-ster nach Vorgesprächen des Direk-tors, der Provinzoberin einen weiterenTeil des Klostergebäudes abzuknöp-fen. Vier Klassen der Mittelschulegingen im Herbst 1974 in die Klausurin den 1. Stock Man kann sich denken,wieviel Geschick für diese Aktion

Eine aus allen Gemeinden gemischte Bubenklasse von 1965. (Foto: E. Niealussi)

notwendig war, bedeutete es docheine bedrohliche Einengung und Stö-rung des internen Klosterlebens. Aufdiesem Wege sei der Verwaltung desKlosters noch ein später Dank über-mittelt für die in all den Jahren derMittelschule gewährte Unterstützung.Seit Herbst 1974 gab es verwaltungs-mäßig eine große Neuerung. DasLand hatte die Kompetenzen imSchul bereich vom Staat übernom-men und finanzierte nun die Schulen.Die bisher gültige Form der Finan-zierung durch die Schul kasse (dieGelder kamen vom Ministerium) wur-de im Juni 1975 mit einer letztenZahlung beendet. Die Durchführungzum neuen Autonomiestatut brachteweitere Neuerungen. Das Verwal-

tungspersonal der Schulen ging vomStaat an das Land über und die Lan-desschulämter wurden errichtet. Fürdie Mittelschule St. Leonhard bedeu-tete dies bessere Aussichten für denNeubau. Das Jahr 1975 war beson-ders gekennzeichnet von Initiativenhinsichtlich des Beförderungsdien-stes. Der Erfolg blieb weitgehend aus.Auch der im Dezember 1975 erstmalsgewählte Schulrat griff in das Geran-gel um die Schülerbeförderung ein,aber selbst dieses Gremium wurdenicht ernst genommen. In die Mit-bestimmungsgremien, vor allem inden Schulrat, wurden anfangs großeHoffnungen gesetzt, hinterher folgtebald die erste Ernüchterung. Die

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Zeichenunterricht' im Freien 1967/68.

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25 Jahre Mittelschule Passeier(Fortsetzung von Seite 5)

Gründe dafür waren vielfältig: dieEltern haben ihre vom Gesetz zuge-wiesene Rolle nur selten voll wahr-genommen, eine vorbehaltlose Mit-arbeit am schulischen Leben war seI-ten anzutreffen, viele Eltern warenregelrecht überfordert, Lehrer, Direk-tor und Verwaltungspersonal fühltensich in ihren Rechten beschnittenund manche gaben sich mißtrauisch.Anstatt echter Partnerschaft ent-stand oft nur ein farbloses Neben-einander mit wenig fruchtbaren Er-gebnissen. Die Bewältigung der viel-fältigen Aufgaben der Schule wurdeneher erschwert als erleichtert. Fürdie weitergehende Erstarrung derMitbestimmungsgremien ist auch dasGesetz selber schuld. Es hat denGremien viele Scheinkompetenzenund wenig Geldmittel zur Verfügunggestellt, die einzelnen Schulen habenauch nicht den Hauch einer Selbst-verwaltung. Das Gesetz über die Mit-bestimmungsgremien einschließlichder Wahlbestimmungen bedarf einerraschen und gründlichen Erneuerung.Die Erschließung der Ortschaftenging weiter. Im Schuljahr 1977/78 wur-den erstmals die Rabensteiner Schü-ler nach St. Leonhard gebracht, nach-dem sie bis dahin entweder in Heimenuntergebracht waren oder als Gast-schüler die Volksschule besuchten.Im ersten Jahr der Schülerbeförde-rung von Rabenstein gab es nochviele witterungsbedingte Ausfälle:insgesamt neunzehnmal kamen dieSchüler nicht zur Schule. Im Sommer1977 bescherte das Parlament derMittelschule eine ganze Reihe vonNeuerungen, die nicht alle als positivempfunden wurden: Vorverlegungdes Schulbeginns um 10-15 Tage, Ab-schaffung der Ziffern noten, Abschaf-fung von Latein als Freifach, Einfüh-rung des Schülerbogens mit Wortur-teilen, Abschaffung der Herbstprüfun-gen in der 1. und 2. Klasse; für die3. Klasse wurden sie schon 1969 ab-geschafft.

Das bange Warten auf dieneue SchuleIm Herbst 1978 ging die Schülerzahlneuerdings nach oben und erforderte24 Schulklassen, nachdem die Anzahlder Klassen sechs Jahre lang zwi-schen 21 und 22 gelegen hatte. DieMittelschule bekam ein weiteres»Schulhaus- dazu: das Gebäude desalten Kindergartens. Angesichts deram 20. Mai 1978 bereits erfolgtenGrundsteinlegung für die neue Mittel-

schule nahm man diese letzte Not-lösung gerne in Kauf. Der Tag,an demalle Notlösungen ein Ende nehmensollten, schien schon in greifbarerNähe. Alle am Schulgeschehen Be-teiligten schienen in den letzten bei-den Jahren vor dem Einzug ins neueMittelschulgebäude alle Unzuläng-lichkeiten leichter zu ertragen als inall den früheren Jahren, wenn auchdie Probleme zum Teil noch gewach-sen waren. So wollten die Transport-probleme einfach nicht verschwin-den, und neue Probleme kamen dazu.Von allen Seiten hagelte es Proteste,als der Landesausschuß 1979 für dieMittelschüler die Anzahl der Schul-stunden pro Woche von 30 auf 32und ein Jahr darauf auf 33 erhöhte.Das Schulende zu Mittag wurde umeine halbe Stunde hinausgeschoben.Im letzten Schuljahr vor dem Einzugin den Neubau war zudem mit 25die höchste Klassenzahl erreicht wor-den. Ein Alptraum lastete für kurzeZeit auf den verantwortlichen Schul-leuten und Gemeindeplanern. Dieneue Mittelschule war nur für 24 Klas-sen gebaut. Sollte dieser Riesenkom-plex etwa noch zu klein sein? Es warnicht so. Die Schülerzahl ist zwar nocheinmal um 10 Einheiten gestiegen underreichte im Schuljahr 1980/81, alsoim 1. Jahr in der neuen Schule, diehöchste Zahl: 563. Die Klassenzahlmußte jedoch auf 24 reduziert wer-den. Sie war nur deswegen vorheretwas höher gewesen, da in man-chen Notklassen weniger als 20 Schü-ler Platz fanden. Zu einer Notlösungmußte man auch noch bei den Ab-schlußprüfungen 1979 und 1980 grei-fen; da keines der Schulhäuser diegesamten Schüler der Abschlußklas-sen aufnehmen konnte, fanden dieschriftlichen Prüfungen im großenSaal des Vereinshauses statt.Am 1. Oktober 1980 war es endlichsoweit. 17 Jahre der Provisorien ge-hörten der Vergangenheit an. Jetztkonnte sich die Mittelschule verstärktdem Aufbau und Ausbau des inter-nen Schulbetriebes und den erziehe-rischen Aufgaben widmen. Der Tagder feierlichen Einweihung wurde einJahr danach, am 25. Oktober 1981begangen. Seit dieser Zeit ist in etwaauch die Zusammensetzung desLehrkörpers viel stabiler.

Die Professoren und Direktoren inden Mittelschulen von St. Leonhardund St. Martin mit den meisten Dienst-jahren:Karl InnerhoferSiegfried InnerhoferHans SchwarzHeinrich Hofer

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25 Jahre25 Jahre19 Jahre18 Jahre

Leo HallerP. Ulrich Gasser OTAlois GruberFranziska GrasslErika LanzendörferErna HoraMarialuise ChristanellIgnaz EschgfällerAlois GuflerValeria VolanteValentin EnnemoserMonika HeissErnst PircherBrigitte Schweigl

17 Jahre16 Jahre16 Jahre15 Jahre15 Jahre15 Jahre14 Jahre14 Jahre13 Jahre13 Jahre10 Jahre10 Jahre10 Jahre10 Jahre

Der Mangel an LehrernZum Lehrkörper der Mittelschule istzu sagen, daß er natürlich zahlen-mäßig mit den Klassen- und Schüler-zahlen kontinuierlich angewachsenist: beginnend mit 11 Lehrern imJahre 1963 wuchs die Zahl der MitteI-schullehrer im Jahre 1980/81 auf 53an, heute unterrichten in St. Leon-hard 38 in St. Martin 20 Professoren.Wie in ganz Südtirol arbeitete derDirektor auch hier jahrelang aus-schließlich mit Lehrern ohne gültigenStudientitel, den Supplenten. DerAnfang konnte gar nicht anders ge-macht werden als mit Hilfslehrern.Viele von diesen haben ihre Sacheauch relativ gut gemeistert. War amAnfang die Zahl noch überschaubar,stieg der Bedarf an Lehrern aber abdem Jahre 1970 enorm an, und demDirektor blieb oft nicht nur keine Aus-wahl an Lehrern übrig, sondern ermußte sich regelrecht auf Personal-suche machen. Er fand oft nicht nurkeine ausgebildeten Lehrer, sondernüberhaupt keine. So mußte er nichtselten Leute zum Unterricht über-reden, die gar nicht wollten.Bei der Errichtung der Mittelschulewar man darauf bedacht, mindestenseinen Lehrer einzustellen, der vonder Volksschule kam und als Schul-leiter eine Art Bindeglied sein solltezwischen der alten Volksschule undder neuen Mittelschule. Nachdemsich die gebürtigen Passeirer Lehrerfür diese Aufgabe nicht sonderlichgerissen hatten, fiel die Wahl aufEduard Nicolussi, der von der Volks-schule Riffian kam und von Anfangan großes Interesse an der Mittel-schule zeigte. Er unterrichtete Kunst-erziehung und blieb dann über7 Jahreauf diesem Posten. Überhaupt ist auf-fallend, daß die Passeirer nur äußerstzögernd und sehr spät an »ihrerMittelschule« zu unterrichten began-nen. Vom Jahre 1963 bis 1969 gabes von 80 Professoren lediglich drei,die als gebürtige Passeirer je 1 Jahr

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in der Mittelschule unterrichtet ha-ben: Maria Kofler mit 4 Reststundenfür Turnen/Mädchen (1963/64), Valen-tin Ennemoser für literarische Fächer(1967/68) und Franz Ennemoser fürliterarische Fächer (1969/70). Alleanderen kamen von auswärts. Um sobemerkenswerter ist, daß von denauswärtigen Professoren des erstenSchuljahres gleich drei sowohl imSchuldienst als auch in Passeier ge-blieben sind: Alois Gruber (seit 1980Berufsschullehrer), Karl Innerhofer(Professor für Leibeserziehung), undDr. Siegfried Innerhofer (seit 1987 Di-rektor in St. Martin). Erst ab demJahre 1970 kamen langsam auch ein-heimische Lehrer dazu, als erster imJänner 1970 Dr. Hans Schwarz. Heutekommen noch knapp die Hälfte vonauswärts. Ebenso ist die Qualifizie-rung der Professoren fortgeschritten.Von den 38 heuer in St. Leonhardtätigen Lehrpersonen besitzen 15denvorgeschriebenen Studientitel, in St.Martin sind es 9 von 20; und dieSituation wird jedes Jahr besser. Ins-gesamt haben in den 25 Jahren inSt. Leonhard und St. Martin 317 Pro-fessoren Dienst geleistet, die Aus-hilfslehrer mit weniger als 3 Monatennicht mitgerechnet. Viele davon ha-ben nur wenige Jahre unterrichtet,manche sogar nur ein Jahr. 26 vonden 317 haben zwischen 9 und 25Dienstjahren in Passeier geleistet.Das Verhältnis zwischen Volksschuleund Mittelschule war in Passeier vonjeher gut. Die Mittelschullehrer wur-den gleich im ersten Jahr zu dengesellschaftlichen Veranstaltungender Volksschule eingeladen. Beson-des Lehrer Albin Hofer hat in mehr-facher Hinsicht den MitteIschulleh-rern Hilfe geleistet. Man darf in die-sem Zusammenhang nicht vergessen,daß die Volkschullehrer einen großenSchmerz zu überwinden hatten, nahmihnen doch die Mittelschule mit ei-nem Schlag ihre besten Jahrgängeweg. Vor allem für die männlichenKollegen war es nicht leicht, plötz-lich in die 5., 4., und 3. Jahrgangs-stufe zurückversetzt zu werden, wosie in den Jahren zuvor ihren ganzenStolz mit den 11-14jährigen hatten.

Die AChziger JahreMit dem Schuljahr 1980/81 schuf einlängst fälliges Landesgesetz für Elternund Schulverwaltung eine große Er-leichterung: die Schulbücher wurdenkostenlos übergeben. Bis jetzt gabes nur für Bedürftige Gratisbücher,

Eine Werkgruppe begutachtet ihr Werk

wobei ein zeitraubendes, komplizier-tes und teilweise auch kostspieligesSystem der Auslese zur Anwendungkam. Viele mußten zweimal zum Be-zirkssteueramt nach Meran und zurGemeinde, um dann für 20.000 bis30.000 Lire Schulbücher zu erhalten,

und dies jedes Jahr neu. Das Zu-teilungsverfahren war nämlich an dieSteuererklärung gekoppelt und schonallein deswegen sehr fragwürdig. Dasgleiche Gesetz hat auch die kosten-lose Beförderung eingeführt, sowie

(Fortsetzung auf Seite 8)

Statistik über die Entwicklung der Mittelschule von 1963-1988

Anzahl Schüler Jährlich neu Anzahl der Schulabgängerder pro eingeschrie- Professoren mit dem Mittel-Klassen Schuljahr bene Schüler pro Schuljahr schul diplom

1963/64 4 107 107 111964/65 7 170 95 131965/66 10 245 90 20 351966/67 10 265 101 21 481967/68 13 289 102 24 461968/69 13 308 112 27 511969/70 13 307 100 27 521970/71 17 378 151 33 931971/72 19 392 130 38 881972/73 21 433 150 42 1081973/74 22 446 159 46 981974/75 22 469 164 46 1121975/76 21 472 145 45 1491976/77 21 455 146 45 1311977/78 22 464 206 47 1191978/79 24 549 200 51 129 (+18)*1979/80 25 553 175 51 1461980/81 24 563 180 53 1501981/82 23 516 161 50 1451982/83 22 523 161 49 1571983/84 22 (15+7) 517 (339+178) 172 (108+64) 33+19 131 (84+47)1984/85 23 (15+8) 537 (356+181) 173 (113+60) 36+21 149 (101+48)1985/86 25 (16+9) 537 (350+187) 167 (109+58) 36+21 152 (102+50)1986/87 24 (16+8) 511 (331+189) 143 (93+50) 38+20 153 (98+55)1987/88 23 (15+8) 471 (303+168) 132 (82+50) 38+20

* Alle 18 Schüler der Arbeitermittelschule haben das Diplom erreicht.

Gesamtzahl der Schüler im Laufe der 25 Jahre:3672 (3340 in St. Leonhard und 332 in St. Martin)Gesamtzahl der Schüler, die die Mittelschule mit dem Diplom abgeschlossen haben:2454 (2254 in St. Leonhard und 200 in St. Martin)Ab dem Schuljahr 83/84 bezieht sich die jeweils erste Zahl in Klammern aufSt. Leonhard und die zweite auf St. Martin.

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25 Jahre Mittelschule Passeier(Fortsetzung von Seite 7)

das Kilometergeld für jene Schüler,für die keine Schülerbeförderung be-stand.Ein Jahr nach dem Einzug in das neueGebäude begann die Schülerzahl wie-der leicht zu sinken, obwohl im seibenJahr (1981/82) die bisher letzte Frak-tion durch den Schülertransportdienstfür die Mittelschule erschlossen wur-de: die Fraktion Tall der GemeindeSchenna.Die Achziger Jahre verliefen nun end-lich reibungslos: es waren genugRäume, die Einrichtung war zufrieden-steIlend, die Spezialräume wurden mitden neuesten Lehrmitteln ausgestat-tet, und die Bibliothek füllte sich vonJahr zu Jahr mehr mit neuen Büchern.Besonders der Medienraum mit denaudiovisuellen Lehrmitteln und dasMusikzimmer sind heute der Stolz derMittelschule, sowie seit einem Jahrauch ein Fotolabor. Auch die zweiTurnhallen sind bestens eingerichtetund bieten die Gewähr für einen op-timalen Unterricht. Zudem werden dieHallen für außerschulische Sportver-anstaltungen regelrecht belagert.Zu einem Zeitpunkt, als viele nichtmehr die Notwendigkeit einsahen,war in St. Martin der politische Willegereift, selber eine Mittelschule zuhaben. Sie wurde bereits im zweitenAnlaufvom Ministerium im Jahre 1983genehmigt, zunächst als Sektion derMittelschule St. Leonhard. Die Schü-ler von St. Martin besuchten abHerbst 1983 die Mittelschule im ei-genen Dorf. Ihnen stand das erwei-terte Grundschulgebäude zur Verfü-gung. Teilweise wurden und werdenheute noch Räume mit der Grund-schule zusammen benutzt. Ebensosind heute drei Klassen in der altenVolksschule. Schüler, Eltern und Pro-fessoren warten nun, nachdem dieAußensteIle am 14.August 1987durch

Gesetz zu einer selbständigen Mittel-schule umgewandelt worden war, aufein eigenes Gebäude. Der politischeWille dazu ist vorhanden und die er-sten Vorarbeiten sind bereits ange-laufen.Der Schulalltag wurde immer schon,aber besonders in den letzten 10Jahren, ergänzt, bzw. aufgelockertdurch die verschiedensten außer-schulischen Veranstaltungen. Vom er-sten Jahr an bemühte man sich,durch Ausstellungen von Zeichnun-gen und Werkarbeiten der Bevölke-rung näher zu kommen. Dem gleichenZweck dienten Elternabende undkleine Feiern, bei denen ab und zuauch der Schülerchor oder eine In-strumentalgruppe mitwirkte. Mit be-sonderer Sorgfalt werden seit Jahrendie Schülergottesdienste am Anfangund Ende des Schuljahres vorberei-tet. Manchmal hat sich eine Schul-klasse auch an eine Theaterauffüh-rung herangewagt und seit 10 Jahrensind auch die Autorenlesungen zueiner festen und bei den Schülernsehr beliebten Einrichtung geworden;erstrangige Jugendbuchautoren ver-bringen einen Vormittag mit eineroder mehreren Schulklassen. AuchUmweltaktionen und Baumfeste füh-ren die Schüler unter Anleitung derLehrer durch. Sie sind meist fest indas Programm eingebaut und denallgemeinen Zielsetzungen der Mittel-schule dienlich. Jährlich werden meh-rere kleine Projekte in Angriff ge-nommen, wobei jedes Fach in kürze-ren oder längeren Abständen maldrankommt.Nicht zuletzt sind es die verschie-denen Wettbewerbe, an denen dieSchüler teilnehmen und die nicht nurden grauen Schulalltag etwas auf-lockern, sondern die Schüler nichtselten zu Glanzleistungen anspornen:hier sind besonders, die Zeichen- undMalwettbewerbe und jene auf sport-lichem Gebiet zu nennen, aber auch

Schulsporttag 1988. (Foto: K Spergser)

im Singen und Gedichteschreibenhaben Schüler mit zum Teil sehr gu-tem Erfolg teilgenommen. Zu denaußerschulischen Veranstaltungengehören auch die verschiedenen For-men der Nachholkurse. In den erstenJahren gab es sie unter dem NamenFreizeitschule. Später wurden nurmehr vereinzelt solche Kurse ange-boten. In besonders verstärkter Formwerden seit zwei Schuljahren Stütz-kurse den Schülern angeboten unddiese haben auch viel Gebrauchdavon gemacht. Diese Kurse habenwesentlich dazu beigetragen, die Zahlder Klassenwiederholungen zu sen-ken.Die Mittelschule hat für unser Taleinen bedeutenden Bildungsfort-schritt gebracht. Die Zahl der Ober-schüler ist stark angewachsen. JedesJahr gibt es mehr Maturanten, wennauch das Passeiertal in dieser Hin-sicht im Vergleich zu anderen Lan-desteilen noch etwas aufzuholen hat.Auf jeden Fall sind aus der Mittel-schule bis heute 2454 Schülerinnenund Schüler mit dem Diplom in derTasche entlassen worden. Dies isteine stolze Bilanz.

KVW-Bericht Richtigstellung!(Betrifft Namensverwechslung inder Ausgabe März 1988)Zum Stellvertreter des neugewähltenKVW-Obmannes wurde ebenfalls mitgroßer Mehrheit der bisherige Obmannder Gruppe, Herr Hermann Schwarz,gewählt.Als Kassier wurde Herr Helmuth Weiss,anstelle des zurückgetretenen AntonEnnemoser, in den Ausschuß gewählt.Herr Weiss ist Geschäftsführer derRrma King in St. Martin und bereits seiteiniger Zeit im Ausschuß der Ortsgrup-pe St. Martin.

Naturpark TexelgruppeWie bereits in den vergangenen Jah-ren finden auch in diesem Sommervom 23. Juni bis 11.Oktober wöchent-lich zwei geführte Tageswanderungenim Naturpark Texelgruppe statt.Die Wanderungen werden vom Lan-desamt für Naturparke, Naturschutzund Landschaftspflege in Zusammen-arbeit mit den Verkehrsvereinen desTales organisiert und von örtlichenFührern (Karl Lanthaler und HaraldHaller) geleitet. Dieses Angebot rich-tet sich nicht nur in erster Linie an

Feriengäste, sondern auch an Ein-heimische, um so die Natur- undKulturlandschaft der näheren Heimatbesser kennen zu lernen. Die Füh-rungen werden wöchentlich in denVerkehrsbüros ausgeschrieben, woauch die Anmeldung erfolgen muß,da die Teilnehmerzahl auf 15 Per-sonen beschränkt ist.Die Meldegebühr, die mit einer Ver-sicherung gekoppelt ist, beträgt 4.000Lire; Kinder unter 14 Jahren gehenfrei.

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Fuchsmühl - die neue Partner-gemeinde von St. Leonhard

Am Samstag, 23. April 1988 haben dieBürgermeister der beiden Marktge-meinden St. Leonhard in Passeier undFuchsmühl im Steinwald im Rahmeneines Festaktes in St. Leonhard diePartnerschaftsurkunden unterzeich-net. Dieses Ereignis gibt uns Anlaß,die Partnergemeinde Fuchsmühl derBevölkerung von St. Leonhard unddes Passeiertales kurz vorzustellen.Fuchsmühl ist ein Marienwallfahrts-und Erholungsort im Herzen des Na-turparks Steinwald im Süden desRchtelgebirges. Das Dorf liegt zwi-schen 600 und 700 Meter Meeres-höhe in einem kühlen Witterungs-streifen und zählt ungefähr 2000 Ein-wohner, Weil vom nahen Stift Wald-sassen mit seiner herrlichen Barock-kirche aus das umliegende Land ge-rodet und besiedelt worden ist, nenntman dieses Land auch Stiftland, ge-legen in der Oberpfalz im Norden desFreistaates Bayern. Im Westen liegtdie Richard-Wagner-Stadt Bayreuthund östlich der nahen tschechischenGrenze das von den Liedern her be-kannte Egerland (Böhmen).Die gemeindezugehörigen Ortschaf-ten Güttern und Fürstenhof habenüberwiegend bäuerlichen Charakter,während der Ortsteil Herzogöd einekleine Arbeitersiedlung darstellt. InFuchsmühl fanden wir behaglicheGasthöfe und 50 km ausgebauteWanderwege durch hügeliges Wald-

land. Die Sportler können in den zahl-reichen Barschteichen angeln; fernerkann man kegeln, schießen und rei-ten.An Sehenswürdigkeiten besitzt Fuchs-mühl eine auffallend geräumige ba-rocke Wallfahrtskirche mit einemMaria-Hilf-Gnadenbild, das sehr ver-ehrt und von Patres des angeschlos-senen Augustinerklosters betreutwird. Eine weitere Sehenswürdigkeitist das wildzerklüftete Hackelstein-massiv, der »Sauerbrunnen- und das»steinerne Brünnen- mit Kneipptret-becken. Für das gesellige Leben sor-gen zahlreiche Vereine.Was Fuchsmühl so liebenswertmacht, sind aber das blitzblanke Dorfund die freundlichen Menschen, diewir dort getroffen haben.Wieso kam es nun zur Partnerschaftzwischen zwei Dörfern, die ungefähr600 km entfernt liegen? Das zu be-antworten, müssen wir einen Blickin die Geschichte von Fuchsmühl wer-fen. Die Gemeinde Fuchsmühl bildetebis zum Ende des 19. Jahrhundertsherauf den Gutsbezirk des Kron-lehens Fuchsmühl. Die Einwohnerhatten wegen der Frondienste ihrerVorfahren seit 400 Jahren Wald-, Holz-und Nutzungsrechte gegenüber denjeweiligen Inhabern des Rittergutes.Die Besitzer von 135 Anwesen be-zogen ihr Holz aus dem Lehenswaldund hatten dafür eine Holzsteuer zu

Fuchsmühl

entrichten. Dieser jährliche Holzver-kauf war die einzige regelmäßige Ein-nahmequelle, bis der GutsbesitzerFreiherr Ludwig von Zoller in einemkomplizierten Rechtsstreit die Fuchs-mühler um ihre Holzrechte brachte.Im Oktober 1894 sahen sie sich ge-zwungen, zur Selbsthilfe zu greifenund das ihnen seit alters zustehendeHolz eigenmächtig zu fällen. Etwa 200Personen zogen in den Lehenswald,um das Holz zu fällen. Daraufhin ließdas Bezirksamt Tirschenreuth denBürgermeister und zwei Gemeinde-räte verhaften. Gleichzeitig forderteder Bezirksamtmann Wall beim Kom-mandanten des 6. Infanterieregi-ments in Amberg eine Abteilung Sol-daten an, die zum Angriff marschier-ten und mit aufgepflanztem Bajonettdie Rechtier stachen. 3 Tote und 23Verletzte waren das Ergebnis der»Fuchsrnühler Holzschlacht«, die inder bayerischen Öffentlichkeit un-geheures Aufsehen erregte und diesich in erbitterten Debatten im baye-rischen Landtag in München nieder-schlug.Die Fuchsmühler Holzschlacht wurdevon der Literatur und vom Film alsbeliebtes Motiv aufgegriffen. 1980,anläßlich des Bürgerfestes zur 3Ojäh-rigen Markterhebung, wurde dasMundartspiel »1894 - As Recht istunsa- von Theo Schaumberger ur-aufgeführt.Für die mutige Tat der »Holzschlacht-suchten und fanden die Fuchsmühlereine Symbolfigur im Tiroler Volkshel-den Andreas Hofer: daher wurde diebald darauf gegründete Schützen-kompanie nach Andreas Hofer be-nannt. Nichts lag nunmehr näher, alsmit den Nachfahren Andreas Hofersim Passeiertal Kontakte aufzuneh-men, woraus vor ungefähr 15 Jahreneine Freundschaft zwischen denSchützen von Fuchsmühl und St.Leonhard entstand. Die Schützen-freundschaft entwickelte sich im Lau-fe der Jahre zu einer Freundschaftder beiden Gemeindeverwaltungen,die zur Gründung der Partnerschaftvom 23. April 1988 in St. Leonhardführte.Erklärtes Ziel der beiden Bürgermei-ster, Gustl Fürst und Matthias Raffl,ist es, die Partnerschaft auszubauendurch dauernde Kontakte der Ge-meindeverwaltungen, der Schützen,der Musikkapelle und anderer Ver-eine, die mit einem Austauschpro-gramm aufwarten können.

Hier noch eine Kontaktadresse inFuchsmühl: Verkehrsamt Fuchsmühl,Rathausstraße 14, 0-8591 Fuchsmühl,Tel. 09634/1254.

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Seite 10 I Nr. 2 Passeirer Blatt I Juni 1988

Das Bergwerk am SchneebergZu einer Besonderheit im Passeiergehört das aufgelassene Bergwerkam Schneeberg. Es war in 2355 mMeereshöhe das höchstgelegeneBergwerk Europas, und wegen seinereinstigen Bedeutung nahm es einehervorragende Stellung in der reichenbergbaulichen Tradition Tirols ein.Es besteht die Annahme, daß es amSchneeberg sogar schon einen vor-geschichtlichen Erzabbau gegebenhaben soll. Wenn man von dieserVermutung absieht, so kann mit demAbbau von Silber und Blei sicherschon vor 1200 gerechnet werden,denn bereits 1237 wird das Schnee-berger Silber als begehrtes Tausch-und Zahlungsmittel in einer Urkundeerwähnt.Die größte Bedeutung erreichte derBergbau am Schneeberg unter Her-zog Sigmund (1439-1490). Mit einerAnlage von 70 Stollen und einer Be-legschaft von 1000 Knappen hattedieses Bergwerk um 1486die höchsteBlüte zu verzeichnen. Neben demLandesfürsten und dem Bischof vonBrixen waren mehrere vornehme Ge-werken jener Zeit am Erzabbau be-teiligt, so die Fugger, Fieger, Herwart,Tänzel u.a.Der Abtransport des aufbereitetenErzes erfolgte nie ins Passeier, son-dern stets übers Joch nach Ridnaun -Sterzing. Seit 1479 unterstand daherder Schnee berg dem BerggerichtSterzing und nicht dem an der Etsch.So hat auch Sterzing einen Großteilseiner Kunstschätze dem PasseirerBergsegen zu verdanken.Anfangs des 17.Jahrhunderts erfolgteein starker Rückgang der Erzförde-rung. Schuld daran sollen hauptsäch-

. lich der Raubbau der Fugger, derteure Transport, steigende Löhneund die Konkurrenz aus Amerika ge-wesen sein. Die Suche nach neuenreichen Erzlagern und der Bau des730 m langen Kaindlstollens (1720-1727) zum kürzeren und schnellerenErzabtransport konnten keinen Auf-schwung bringen. Erst als es gelang,die vorhandenen Zinkvorkommennutzbar zu machen, belebte sich derBetrieb. Ganze Knappenfamilien»durchkutteten« in den Sommermo-naten die alten Halden. Neue Hoff-nungen brachte die Fertigstellungder Brennerbahn 1866/67, womit eineschnellere und leichtere Beförderungdes Erzeszu den Verhüttungsanlagenim Inntal ermöglicht wurde. Dazu stiegdie Nachfrage nach Zink auf demWeltmarkt stark So war der Schnee-berg durch seinen endlich verwert-

baren Reichtum an Zink wiederumeine der bedeutendsten Erzlagerstät-ten Europas geworden.Ab 1875 hat auch der Staat einge-griffen. Durch ein gut ausgedachtesBeförderungssystem mit siebenSchrägaufzügen an den Steilstufenund zwischengeschalteten Rollbah-nen an den Rachstrecken wurde derErzabtransport sehr erleichtert. AufPasseirer Seite waren:1. Seemoos-Wassertonnenaufzug,

der auf einer Länge von 405 m179,5 Höhenmeter überwand (Ge-fälle 44,32 %)

2. Pferdebahnstrecke vom Seemoos-aufzug zum 14-Nothelfer-Aufzugmit einer Länge von 676 m, Hö-henunterschied 3,2 m (Gefälle0,47%).

3. 14-Nothelfer-Wassertonnenaufzugmit einer Länge von 834 mundeinem Höhenunterschied von 161,3m (Gefälle 19,53%).

4. Bahn vom Nothelferaufzug durchden 730 m langen Kaindlstollenzum Lazzacher Bremsberg: 1349 mlang, 28,3 m Höhenunterschied(Gefälle 2,09%).

Nach dem Ersten Weltkrieg wurdenSchwebeseilbahnen gebaut, die vonSchneeberg bis Mareit führten. 1967brannte die Knappensiedlung amSchneeberg ab, und der Betrieb wur-de auf Passeirerseite eingestellt.Im Lazzachtal (Ridnaun) wurde siebenJahre lang ein Suchstollen getrieben,4,5 km lang. Die Bohrungen brachtenaber nicht den erwarteten Erfolg. Be-mühungen zur Arbeitserleichterungfür die Knappen und zur Modernisie-rung des Betriebes nützten nichts,der Erzabbau wurde im Jänner 1980eingestellt.Kein Bergwerk in den Alpen ist solange betrieben worden wie derSchneeberg. Was aber die Knappenin dieser Höhe, wo es neun MonateWinter und drei Monate kalt ist, ankörperlichen und seelischen Strapa-zen erduldet haben, können wir unssicher nicht vorstellen.Für Passeier hatte der Schneebergdurch Jahrhunderte wirtschaftlicheBedeutung. Zwar haben nie viele Pas-seirer in den Stollen gearbeitet mitder Einstellung »Unter der Erde sindwir nachher noch lange genug«.Durch Lieferungen von landwirt-schaftlichen Produkten, besondersReisch und Milch sowie des Stollen-holzes, kam einiges Geld ins Passeier.

Schneeberg vor 1967.

Die Erzförderstrecke vom Seemoosbis Sterzing betrug 27.249 m. Siewar die größte Übertage-Förderan-lage der Welt und ist ein einmaligesBodendenkmal der Vermessungs-,Ingenieur- und Bodenkunst, zumal mitden damaligen Hilfsmitteln, ein wah-res Glanzstück von Montantechnik

(Foto: Stasehitz)

Im Herbst 1985 wurden am Schnee-berg auf Anordnung des Bergbau-amtes sogenannte Aufräumungsar-beiten durchgeführt. Dabei wurdenaber durch zwei »wildgewordene«Bagger kulturhistorische Zeugnissedes einstigen Bergbaues, wie Stollen-eingänge, Knappenhäuser, Erzkasten,

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Bremswege u.a. weitgehend zerstört.Im Herbst 1986 wurde in Passeier einAktionskomitee für den Schneeberggegründet, um dort zu retten, wasnoch zu retten ist. Dieses Komiteebesteht aus Vertretern der drei Pas-seirer Gemeinden, des Heimatpflege-vereins, der Verkehrsvereine und desSchneeberger Knappenvereins.Durch Beiträge der Landesregierungund der Gemeinden werden heuereinige Arbeiten durchgeführt. Die ver-fallene Bergwerkspyramide wird neuerrichtet. Der alte Knappensteig vom

Seemoos zum Schneeberg wird be-gehbar gemacht und weiter der Wegauf der alten Erzförderstrecke bis zurSchneebergscharte instand gesetzt.Der 2,20 m große Christus vom Kreuzam Herrenhaus ist z.Z. zur Restau-rierung im Landesdenkmalamt in Bo-zen. Weiters ist die Errichtung einerPanoramatafel, die die ganze Berg-werksanlage darstellt, gedacht. Wenndas Bergbauamt die Genehmigungerteilt, soll auch ein Stück Stollenbegehbar gemacht werden.Ein besonderes Problem ist die Er-

haltung der noch bestehenden Ge-bäude, wobei beträchtliche Geldmit-tel erforderlich sind. Dabei ist erstzu klären, wer für die Instandhaltungder Gebäude zuständig ist. Als be-sonderes Ziel für die Zukunft gilt derBau des 1954 abgebrannten Kirch-Ieins am Schneeberg.Einen Beitrag zur Wachhaltung derErinnerung an das Leben und Treibenam Schneeberg leistet auch derSchneeberger Knappenverein, indemer in der alten Knappentracht beifestlichen Anlässen dabei ist.

Fremdenverkehrschronik St. Leonhard in Passeier1. Teil:Wenn man vom Fremdenverkehr oderTourismus vor 80 oder 100 Jahrenspricht, so muß man die heutigenFormen und auch die Ansprüche un-serer Zeit völlig vergessen.Es gab in jener Zeit kaum Medien,die für Tourismuswerbung zur Ver-fügung standen, und es gab keineBüros, die sich mit der Organisationvon Reisen für kleinere oder größereGruppen befaßten. Die Kenntnisseund das Interesse an fremden Län-dern und unbekannten Landschaftenund Menschen wurde durch zeitge-nössische Maler und Bücher geweckt,in denen wildromantische Ansichtenin Stahlstich oder als Meliogravüre,von anderen Landschaften Vorstel-lungen vermittelten. Auch Trachten-werke zeigten den Reiz des Fremd-ländischen und Außergewöhnlichenauf.Kur- und Badereisen gab es bereitszu Beginn des 19.Jahrhunderts. Ihnenfolgten dann Bildungsreisen; der Indi-vidualreiseverkehr setzte eigentlicherst ein, als durch die Eisenbahn dieMöglichkeit geschaffen wurde, größe-re Strecken schnell und für damaligeVerhältnisse recht bequem zu über-winden.Die Ansprüche der Touristen desvorigen Jahrhunderts waren gering.Sie wollten in erster Linie Land undLeute kennenlernen, die Landschafterwandern oder gefahrvolle Aben-teuer bestehen. Das Gebirge war da-her für viele dieser Reisenden einbeliebter Anziehungspunkt.Nachdem Meran und einige andereOrte des Burggrafenamtes sich zumKurort entwickelten, findet man inden Akten der Gemeinde von St.Leonhard schon im Jahre 1883 erst-malig die Bezeichnung »Kurort« alsZusatz zum Ortsnamen.Den Anlaß dafür bot eine Mineral-quelle beim Zögg-Bad in Fallenbach,

die nach einer amtlichen Analyse alsHeilquelle empfohlen wurde. Sie ent-hielt unter anderem: Kohlensäure,freies und gebundenes Eisen, Magne-sium, Bitter- und Kochsalze, freieSchwefelsäure sowie Kali.Von dem Pächter des Zögg-Badesstammt daher auch die erste stati-stische Meldung über die Saison desFremdenverkehrsjahres 1883, die vonJuni bis Anfang November reichte.Er konnte im genannten Jahr 190Gäste zählen, von denen 187 ausdem Kronland Tirol und 3 aus demfernen England stammten. Zwei Drit-tel der Gäste waren Frauen und nurein Drittel Männer. Ein Drittel derGäste hielt sich mehr als 7 Tage imOrt auf.Im Jahr 1888 wurde von Meran ausder Versuch unternommen, einenFremdenverkehrsverband zu grün-den, dem sich die einzelnen Gemein-den anschließen sollten. Zu diesemZweck wurde den Gemeinden einFragebogen zugeschickt.Nachfolgend sind einige bezeichnen-de Fragen und ihre Antworten wieder-gegeben und man merkt daraus, daßdie Gemeindevertreter von St. Leon-hard frühzeitig erkannten, welche Be-deutung der Fremdenverkehr für dasTal haben würde, auch wenn die Be-wohner bis dahin ihren Lebensunter-halt hauptsächlich aus Viehzucht undHolzvermarktung bestritten hatten.Fragen und Antworten des Fragebo-gens, erstellt 1888 (wörtlich zitiert):Geografische Verhältnisse:St. Leonhard liegt 679 m hoch, nahe ander Einmündung des Waltenbaches, 4112Stunden nördlich von Meran.Klimatische Verhältnisse:Das Klima ist ähnlich wie in Meran, aberweniger windig als dort. Es gedeihen nochalle Gattungen Obst, selbst die Weinrebewird noch an den Häusern gepflanzt.Mittlere Temperaturen:Während des Winters ist es hier beinahe

durchaus um 10 Reaumur weniger kaltals in Meran und während des Som-mers um 1-20 weniger warm.Einwohnerzahl und Sprache:Im Dorf und dessen unmittelbarer Nähe590 Seelen, sonst zählt die ganze Ort-schaft St. Leonhard 1450 Seelen; Sprache:Deutsch.Heilquellen:Mineralwasserquelle beim Zöggbad.Trinkwasservehältnisse:Brunnen, die Quellwasser liefern.Unterkünfte:Stroblwirtschaft mit 12 Zimmern undTheiswirth mit 10 Zimmern. Preis pro Zim-mer: durchschnittlich 10 Kreuzer (Tages-verdienst eines Sägearbeiters 70 Kreu-zer, eines Briefträgers 1 Gulden täglich).Pensionen/Privatwohnungen:Pensionen keine vorhanden. Privatwoh-nungen nur für Personen, die Einfachheitlieben.Arzt/ Apotheke:Allgemeiner Arzt Dr. Neurauther; Apothe-ke hält Arzt.Post/Telegraph:Täglich Post mit Ausnahme sonntagsdurch Fußboten nach Meran. Telegraphnicht vorhanden.Ausflüge/Hochtouren:Nach dem Andreas Hoferhaus am Sand,nach Zöggbad, nach Schloß Jaufenburg,nach Pfandlerhütte (A. Hofer Gedenkta-fel); Hochtouren: Hochwart, Hochkreuz,Kolbenspitze.Personal:Lohndiener und Bergführer.Literatur/Prospekt: Keine.

Der Deutsch-Österreichische Alpen-verein, der bereits 1882 eine Spendezur Instandhaltung der Wege an dieGemeinde St. Leonhard überwies,übernahm später selbst den Ausbauvon Wanderwegen (1901 Ausbau ei-nes Wanderweges zum Timmelsjochdurch die Sektion Hannover). Diesführte dazu, daß die Zahl der Gästebis etwa 1890 nur leicht auf etwa200 Gäste anstieg, von denen jetztjedoch der Großteil aus Deutschlandkam. (Teil 2 folgt)

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Seite 12/ Nr. 2 Passeirer Blatt / Juni 1988

20 Jahre Festzeit in St. Martin20 Jahre hat das Treiben und Ge-schehen im und um das Festzeit inSt. Martin das Vereins- und Dorf-leben mitgeprägt und mitgestaltet.Hunderte und Aberhunderte von Ver-anstaltungen jeglicher Art sind seit1968 im Widumanger über die Bühnegegangen. Hunderte von Millionensind in die Vereinskassen geflossenund haben dazu beigetragen, daß dieVereine ihre Ziele verfolgen und aus-bauen konnten.Und heute steht es nicht mehr, dasvon vielen heißgeliebte, von vielengehaßte Zelt in St. Martin. Der Amts-schimmel (sprich neue Brandschutz-bestimmungen) hat ihm den Todes-stoß versetzt. Wo das imposanteGebäude über so viele Jahre von derRührigkeit der Dorfvereine bei Unter-haltungen und Sportveranstaltungenzeugte, erinnern noch Bruchstückeund ruinenhafte Mauern an ein Werk,das in St. Martin Geschichte schrieb.Hierbei möchten wir Ihnen in chrono-logischer, stichwortartiger Form dasEntstehen, Leben und das Ende desZeltes schildern, wobei der Berichtin keiner Weise Anspruch auf Voll-ständigkeit erhebt, da nur teilweiseschriftliche Unterlagen vorhandensind. Auch würde es zu weit führen,all die Männer aufzuzählen, die sichin all den Jahren um die Geschickedes Zeltes verdient gemacht haben,waren es ja die jeweiligen Obmännerund engsten Mitarbeiter der 4 bzw.5 Erstellervereine (Freiwillige Feuer-wehr, Musikkapelle, Verkehrsverein,Ranggelverein und später dazu Sport-

verein). Namentlich nennen möchtenwir stellvertretend für alle Begründerund Promotoren des Unternehmens,voran den damaligen BürgermeisterIgnaz Auer als Verschönerungsver-einspräsident, Anton Fontana alsRanggelobmann, Hugo Raffl als Feu-erwehrkommandant, Sepp Schererals Musikobmann und den nimmer-müden und emsigen SchriftführerSimon Schwarz, welche mit ihren Mit-arbeitern und Ausschüssen beschlos-sen hatten, dem Wettergott einenStreich zu spielen und den Wiesen-festen ein Dach über den Kopf zusetzen. Man schaute sich im nahenAusland Zeltfeste an und in einersogenannten Nacht- und Nebelaktionwurde innerhalb kürzester Zeit unterder fachmännischen Leitung desBürgermeisters Auer ein Zelt mitfester Verankerung im Widumangererrichtet, wobei die Vereinsleute inbeispielhafter Weise tüchtig mit Handanlegten.Im Sommer 1968 war es dann soweit:das 1. Zeltfest in Passeier, ja im ge-samten Burggrafenamt hielt Einstand,und die große Beteiligung aus nahund fern versprach Gutes für die Zu-kunft.Im 2. Jahr seines Bestehens wurdedann die Zeltgemeinschaft, beste-hend aus den jeweiligen Obmännernund weiteren 2 Vertretern der 4 bzw.5 Vereine gegründet und es wurdenStatuten erstellt, an die sich alleVereine zu halten hatten.Im Laufe der Zeit wurden Verbes-serungen beschlossen. So wurden

Der »Rohbau« (Foto: Walter Pichler)

beispielsweise Sessel für die Musikangekauft, Lautsprecheranlagen undNotbeleuchtung eingebaut, Wasch-becken, Spülbecken und verschiede-nes mehr, was sich nach und nachals notwendig herausstellte, ange-kauft. Wie sich in den Jahren diePresentwicklung gestaltet hat, sei amBeispiel einer Preisliste aus demJahre 1970 ersichtlich: Eintritt Lire500, Getränke Lire 150, Säfte Lire200, Huhn vom Grill Lire 800, Würst-chen Lire 250, Schnäpse Lire 150.Die Zeltmiete für den Ranggelvereinfür ein Ranggeln betrug Lire 30.000.Die Veranstaltungen in all den Jahrenverliefen laut protokollarischen Be-merkungen des in seiner Schreibartoriginalen Schriftführers SimonSchwarz recht unterschiedlich: z. B.über den Reingewinn schrieb er:zufriedenstellend, gering, voller Er-folg, Teilerfolg, Fiasko, sehr gut etc.Die Musikgruppen kamen auch mitunterschiedlichen Bewertungen da-von: zu schwach fürs Zelt, weiterempfehlenswert, sehr gut, viel »Hitund Jazz«, die Musig war zwar gut,aber die Mann faul und spielten zuwenig, aller mögliche Krims Krams.Das Publikum war auch nicht immerdasselbe: Besuch gut, flau, mittel-mäßig, stänkerisch, ungute Bande,viel Radau und wenig Geld, ohne be-sondere Vorkommnisse, viel Krawallund Raufereien. Im Jahre 1976 lesenwir: » ... wurde ein richtiges krawalli-sierendes, raufendes Debakel, es gabzwar keine Tote, aber Verletzte ge-nuq«. Das Wetter hatte ebenfallsgroßen Einfluß auf den Zustrom unddas Verhalten der Besucher: » ... eis-kalte Nacht, lauwarme Mondnacht,schwüle, heiße Sommernacht ...«Außer den Tanzveranstaltungen, bun-ten Abenden, RanggeIveranstaltun-gen und Konzerten der 5 Vereinehaben viele andere Vereine und Kör-perschaften sowie Firmen im ZeltTreffen veranstaltet. Hier einige Bei-spiele: Tanzveranstaltungen desJagdvereines, des Kirchenchores, derSaltauser Feuerwehr, des SportclubPasseier, des Weißen Kreuzes, desAltersheimes, der Schützenkompa-nie, der Gastwirte Passeier, Treffender Blutspender von Meran, der Blut-spender von Somma Campagna, derBlutspender von Mirandola, der altenLeute von Bozen, der HandwerkerSüdtirols, der Rieger von Italien, Box-kampf zwischen Nordtirol und DreiVenetien, Gewichtheben, Fingerha-keln, Bierkonvent der Brauerei Forst,Betriebsfeiern der Rrmen Jägermei-ster, Hoppe, etc ....Nicht verschont vom Zahn der Zeitblieb auch das Zelt, die Plane war

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Passeirer Blatt / Juni 1988 Seite 13 / Nr. 2

Das Festzeit 1987 vor seinem Abbruch.

bereits nach wenigen Jahren morschund mußte erneuert werden, dieSeitenwände mußten mit Brettern

(Foto: H. Holer)

verschalt, das Dach und der Bodenmehrmals geflickt werden, außerdembrach das Zelt bei einem heftigen

Schneefall ein und es sah aus (Ori-ginalton Simon Schwarz) als ob dieBomben eingeschlagen hätten, bes-ser wir schenken alles dem Pfarrer,aber der hätte auch nur »s'Gschear«,Die Vereine mußten also des öfterentief in die Tasche greifen, um dieReparaturen zu bezahlen.Bewundernswert war in all den Jahrenauch die Geduld und das Verständnisder Anrainer, wurden sie in der Nachtdoch immer wieder um ihren Schlafgebracht, wobei nicht sosehr derLärm während der Veranstaltungenstörte, sondern der Krawall und dasDröhnen der aufheulenden Motorennach den Festen.Nun nach 20 Jahren steht das Zeltnicht mehr und die Vereine hoffen,daß baldigst wieder in Form einesVereinshauses die Möglichkeit zumAbhalten ihrer Veranstaltungen ge-schaffen wird.Abbruch des Zeltes nach 20 Jahren -aufatmen oder Nostalgie?Wohl beides!

pu

Bemerkungen zum Passeirer HandwerkDas Passeiertal hatte die Jahrhun-derte herauf drei wesentliche Wirt-schaftsbereiche: die Berglandwirt-schaft, die Betreuung des Bergwerksam Schneeberg sowie den Saumver-kehr von Meran über den Jaufenpaßund über das Timmelsjoch im Dienst-leistungsbereich. Während die Berg-land- und Forstwirtschaft mit unge-fähr 650 bis 700 Höfen (früher warenviele Höfe kleiner als heute) bis heuteein beachtenswerter Wirtsc hafts-zweig geblieben ist, ist die Zulieferungzum Bergwerk Schneeberg infolgeder Verlagerung des Erzabbaues indas Ridnauntal gänzlich ausgefallen(Holz, Lebensmittel) und statt desSaumverkehrs hat sich ab dem 20.Jahrhundert der moderne Fremden-verkehr entwickelt: 1912 Eröffnungder Jaufenstraße und 1967 Eröffnungder Timmelsjochstraße. Analog zudiesen Wirtschaftsbereichen hat sichdas Handwerk gebildet und ent-wickelt: Bau von Geräten für dieLand- und Forstwirtschaft unter Be-nützung der heimischen Materialien.So gab es bereits Maurer, Spengler,Zimmerleute, 'Tischler, Gerber, Woll-schläger, Schuster, Weber, Wagnerund Gerätebauer, gipfelnd in den Be-rufen des Mühlen- und Sägebaumei-sters.Insgesamt gesehen spielte das Hand-werk im Passeier bis nach dem 2.Weltkrieg wohl eher eine beschei-

dene Rolle, von einigen Blütezeitenabgesehen. Das Aufblühen der Kur-stadt Meran und der daraus resul-tierende Straßenbau gab auch demPasseirer Handwerk einen neuen Auf-trieb (Automechaniker, Elektriker),wenn auch die beiden Weltkriege mitder unseligen Zwischenkriegszeit füralle Wirtschaftszweige sehr lähmendwirkten. So präsentierte sich das Tal1951 mit 59 Betrieben und 114 Be-schäftigten sehr bescheiden. Von1951 bis 1966 haben sich die Hand-werksbetriebe im Passeiertal von 59auf 118 verdoppelt und die Zahl derBeschäftigten stieg sogar um 90 Pro-zent von 114 auf 218 Personen an(vgl. die Studien von Jürgen Geb-hardt, S. 51).Das Handwerk des Tales wies einekleinstbetriebliche Struktur auf. 1966waren 68% der 118 Betriebe Ein-Mann-Betriebe, in denen der Meisterallein arbeitete.1966 wiesen die Betriebe folgendeBerufe auf: Moos: 3 Schuhmacher,1 Zimmerer, 1 Zeugschmied, 4 Tisch-ler, 2 Reischhauer, 5 Maurer, 1 Maler,3 Maßschneider, 1 Autotransportun-ternehmer, 1 Autovermietung.St. Leonhard: 4 Schuhmacher, 1Woll-kämm er, 2 Zimmerer, 2 Wagner, 2Elektriker, 2 Elektromechaniker, 3Zeugschmiede, 6 Tischler, 2 Speng-ler, 2 Stickerinnen, 1Automechaniker,1 Möbeltischler, 4 Maurer, 1 Uhrma-

cher, 2 Bäcker, 1Riesenleger, 3 Maler,4 Maßschneider, 1Tapezierer, 3 Auto-transporte, 1 Autovermietung, 1 Pfan-nenflicker.St. Martin: 1 Friseur, 4 Schuhmacher,3 Zimmerer, 2 Wagner, 2 Elektriker,1 Erzeugung orthopädischer Geräte,8 Tischler, 1 Spengler, 1 Automecha-niker, 4 Maurer, 1 Bäcker, 1 Riesen-leger, 2 Maler, 6 Maßschneider, 1 Ka-minkehrer, 1 Tapezierer, 3 Autotrans-portunternehmer, 1 Autovermietung,1Sagschneider, 2 Emballagen, 1Pfan-nenflicker.An der Spitze stand also das Maurer-handwerk mit 34 Personen, gefolgtvon den Tischlern mit 29 Beschäftig-ten. Von 1957 bis 1967 wurden 441Neu- und Umbauten von Wohn- undWirtschaftsgebäuden durchgeführt.Ab 1963 erfolgte die Wohnbautätig-keit fast sprunghaft. 1967 besuchtenganze 62 Lehrlinge die Berufsschulein Meran, an der Spitze die Tischler(11),gefolgt von den Kraftfahrzeugme-chanikern (9) und den Schneidern (9).Mit dem Bau der Handels- und Hand-werkerzone »Lente- im Jahre 1977erfuhr das Handwerk im Passeiertaleinen neuen Aufschwung. Da für denJuni 1988 eine 10-Jahres-Feier fürdiese Zone geplant ist, werden wirGelegenheit haben, in einer der näch-sten Ausgaben des »Passeirer Blat-tes- die Entwicklung des Handwerksder jüngsten Zeit aufzuzeigen.Obige Daten entnahmen wir demBuch von Gebhardt Jürgen, Das Pas-seiertal, Bozen 1969.

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Atemschutzgemeinschaftsübungder Passeirer Feuerwehren

Die Freiwillige Feuerwehr St. Leon-hard hatte für den 14. Mai 1988 um14 Uhr alle Atemschutzträger derPasseirer Wehren zu einer gemein-samen Übung auf dem Werksgeländeder Firma Hoppe in St. Martin ein-geladen.Zur Übung, die unter der Leitung vonZugskommandant und Atemschutz-beauftragten Michael Schwarz stand,sind die F.F. St. Leonhard mit 9 Mannund 6 Geräten, die F.F. St. Martin mit7 Mann und 3 Geräten, die F.F. Waltenmit 4 Mann und 3 Geräten, die F.F.Moos mit 7 Mann und 3 Geräten unddie F.F. Platt mit 7 Mann und 6 Rlter-geräten, also insgesamt 34 Mann mit15schweren Atemschutz- und 6 Rlter-geräten, angetreten, um die Handha-bung der Geräte sowie den Ernstfallzu üben. Für diesen Zweck standenaußerdem 36 Reserveflaschen, teilsaus dem Bezirkslager, zur Verfügung.Mit dabei war außerdem der Ret-tungsdienst Weißes Kreuz, SektionPasseier, mit einem Rettungswagenund einigen freiwilligen Helfern, diedie Übung mitgestalteten und fach-gerechte Anweisungen für die Ber-gung und Erstversorgung von Ver-letzten gaben.Allem voran ist aber noch die An-wesenheit von Bezirkspräsidenten-stellvertreter und Atemschutzbeauf-tragten des Bezirkes Meran, HerrnHubert Eisendie, sowie Abschnitts-inspektor Anton Platter zu erwähnen,die mit Rat und Tat dieser Übungbeistanden.

Nach erfolgter Aufstellung der ange-tretenen Wehrmänner, Meldung undBegrüßung, gab Hubert Eisendie kurzAnweisungen über die vorschrifts-mäßige und gewissenhafte Handha-bung des Gerätes, über die allerortsund sehr vielfältig lauernden Gefah-ren und die damit verbundene un-bedingte Notwendigkeit des Atem-schutzgerätes und dessen Trägers,besonders für die Menschenrettung,und appellierte dabei an alle, sichstets der Ernsthaftigkeit eines Atem-schutzeinsatzes bewußt zu sein unddementsprechend oft und gründlichdie Handhabung des Gerätes sowiedie erforderliche körperliche Verfas-sung zu trainieren.In diesem Zusammenhang sei hier,besonders im Interesse der Bevölke-rung, nochmals auf die heutzutageallerorts und oft unscheinbar auf-tretenden Gefahren für die Atmungdes Menschen hingewiesen. Diesetreten sowohl im privaten Wohnbe-reich und in der Landwirtschaft, alsauch besonders in den Gastgewerbs-und Handwerksbetrieben durchBrand sowie biologische oder che-mische Prozesse und die daraus er-folgenden Rauch- und Giftgasent-wicklungen auf.Brand von Kunststoffen wie Teppich-oder Plastikböden, Möbeln, Haus-haltsgeräten, Lacken usw., austreten-de Gase, Gärungsgase wie z. B inFuttersilos oder Kellern, Heizungs-bränden und dergleichen mehr; über-all hier ist äußerste Vorsicht geboten

Atemschutzübung 1988. (Foto: I. Plangger)

und ein Vorgehen ohne schwerenAtemschutz lebensgefährlich und so-mit strengstens untersagt.Der praktische Teil der Übung ge-staltete sich sodann in zwei Abschnit-ten: zuerst mußte jeder Atemschutz-trupp, bestehend aus jeweils 3 Mann,sich vorschriftsmäßig ausrüsten undeine Übungsstrecke, mit Ausgangs-punkt vor der Kantine, Lauf über denParkplatz bis zum Trockenkanal, dortEin- und Ausstieg, Durchkriechen ei-nes Rohres, Überquerung einerwaag-rechten Leiter, Übersteigen eines Ge-länders und Abstieg über eine Leiter,bewältigen.Im zweiten Abschnitt wurde sodannder Ernstfall geprobt. Die angenom-mene Explosion mit nachfolgendemBrand in der Handschleiferei der Rr-ma Hoppe machte einen Brandein-satz mit Menschenrettung notwendig.Dabei wurden den einzelnen Atem-schutztrupps verschiedene Aufgabenzugeteilt, wie Freilegung des Zugan-ges und des Verletzten, Löscheinsatzmit Pulverlöschern, Bergung des Ver-letzten und Eindämmung des Bran-des von verschiedenen Zugängenaus.Zur Überwachung, wie eben bei Bn-sätzen mit mehreren Atemschutzträ-gern vorgesehen, war eine Atem-schutzsammelstelle eingerichtet wor-den, an der sich jeder Atemschutz-träger unter Angabe der ihm zur Ver-fügung stehenden Luftmenge bzw.der verbliebenen Restluft zum Ein-satz abmelden bzw. vom Einsatz zu-rückmelden mußte. Die Sammelstellehat somit einen genauen Überblicküber die sich im Bnsatz befinden-den Atemschutzträger, deren Luft-reserven und somit höchstmöglicheEinsatzdauer, sowie über den ver-bliebenen Raschen- bzw. Luftbe-stand. Außerdem kann sie genaueAuskunft über die von jedem einzel-nen Atemschutzträger während desEinsatzes verbrauchten Atemluft ge-ben, was wiederum Aufschluß überdessen Kondition und körperlicheVerfassung gibt.Ein weiterer Ernstfall wurde unterAnnahme eines Autounfalles mit Be-schädigung eines Gastankes geübt.Dabei galt es in erster Linie, dasAutowrack aus der Gefahrenszonezu entfernen. Zugleich mußte derGastank eingeschäumt werden, umdie durch das austretende Gas ent-standene Explosionsgefahr zu ban-nen. Unter Einsatz der hydraulischenSchere und Spreize der F.F. St. Martinwurde sodann der Verletzte aus demAutowrack geborgen.Alles in allem war es eine sehr lehr-reiche Übung, bei der es vor allem

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auch darum ging, die Zusammenar-beit unter den Wehren zu verbessern.Von sehr großer Wichtigkeit ist aberauch die Zusammenarbeit zwischenden verschiedenen Rettungsorgani-sationen, wie Feuerwehr und WeißesKreuz, die viel öfter geübt werdensollte, nachdem sich ihre Hilfsmaß-nahmen oft überschneiden bzw. ge-genseitig ergänzen. Das jeweiligeFachwissen sollte daher theoretischund praktisch ausgetauscht werden.Abschließend zeigte Hubert Eisendie

noch kurz die aufgetretenen Mängelund begangenen Fehler auf, unter-strich nochmals die Wichtigkeit derFeuerwehrübungen, insbesondere fürdie Atemschutzträger, und dankteallen für die Aufopferung dieses freienSamstag-Nachmittages zugunstendieser über drei Stunden dauerndenÜbung.Die Bevölkerung möge sich stets dergroßen Gefahren bewußt sein undauch darüber, daß sie selbst nichtunnötige Risiken eingehen sollte, wo

sie doch im Ernstfall auf gut ausge-bildete und gut ausgerüstete Feuer-wehrmänner bauen kann, die nichtnur im Brandfalle, sondern auch injeder anderen Notsituation bereitstehen und somit auch gerufen wer-den sollten.Die Freiwillige Feuerwehr möchte sichvor allem bei der Rrma Hoppe für dieÜberlassung des Werksgeländes fürdiese Übung sowie beim Weißen Kreuzfür die Mitgestaltung und die wert-vollen Belehrungen bedanken.

Erläuterungen zum Bauleitplan der Gemeinde St. LeonhardDer neue Bauleitplan der Marktge-meinde St. Leonhard wurde am 21.Dezember 1987 von der Landesre-gierung genehmigt und im März 1988veröffentlicht.Der erste Bauleitplan war 1970 inKraft getreten und 1981 überarbeitetworden. Die völlige Verbauung derausgewiesenen Wohnbauzonen undeine Reihe neuer Erfordernisse be-wogen die Gemeindeverwaltung imJahre 1984 die Überarbeitung desBauleitplanes in Auftrag zu geben,womit das Ingenieurbüro Unterbergerin Meran beauftragt wurde. Aus-gangspunkt der Planung bildete dieBevölkerungsentwicklung in derMarktgemeinde.War die Bevölkerungszahl zwischen1939 und 1951 aufgrund der Optionund des zweiten Weltkrieges fastgleich geblieben, stieg sie in derFolge stark an, zwischen 1971 und1985 um 317 Personen. Ebenso nahmim gleichen Zeitraum die Zahl derFamilien von 582 auf 765 zu, alsoum 183 Familien. Diese Entwicklungließ für die folgenden 10 Jahre aufeine Bevölkerungszunahme um 240Personen und auf eine Zunahme derFamilien um 120 schließen. Beson-ders die verhältnismäßig große Zu-nahme der Familien mag erstaunen.Sie ist damit zu erklären, daß be-sonders die zweitgeborenen Kinderder Bauern in die Dörfer ziehen unddort Arbeit suchen, andererseits diegeburtenstarken Jahrgänge im DorfFamilien gründen. Schließlich setztsich auch bei uns langsam die Ten-d/enzzur Kleinfamilie durch.An den genannten Zahlen wurde nunder Bedarf an Wohnungen errechnet.Um wertvollen Kulturgrund zu sparen,entschied man sich dafür, durch ei-nen zweiten Sanierungsplan den Aus-bau der Häuser im Bereich untereKohlstatt, oberes Kaserer Egg, Ge-richtsweg, Silbergasse und mittlerenKirchweg bis Werter-Haus zu ermög-

lichen. Trotzdem blieb ein Baugrund-bedarf von fast 3 ha.Nun begann die Suche nach verkaufs-willigen Grundstückbesitzern, die sichsehr schwierig gestaltete, zumal dieGemeindeverwaltung nicht auf dasletzte Mittel der Enteignung zurück-greifen wollte. Nach vielen Verhand-lungen und auch heftigen Diskussio-nen fand man etwa 5300 m2 in derZone Weingart, 9100 m2 in der ZoneKassier, 2300 m2 in der Zone Schwein-steg und 5000 m2 in der Zone Wind-egg, insgesamt also etwa eine Rächevon 2,1 ha, wobei ein Fehlbedarf vonfast einem ha übrig blieb.Um aber den Bauleitplan nicht nochlänger hinauszuzögern, beschloßman, den Plan so dem Land zu un-terbreiten, weiteren Wohnbaugrundaber erst später zu suchen.Im November 1986 wurde der Bau-leitplan vom Gemeinderat genehmigtund wanderte ein Jahr lang in Bozenvon Amt zu Amt.Der Landschaftsschutz erhob dabeivor allem gegen die Zone Schwein-steg Einwände, weil zu steil und ab-gelegen, und gegen die Zone Wind-egg, weil im Wald liegend.Besonders auf Drängen des Pfarr-gemeinderates von Schweinsteg be-stand der Gemeinderat auf die ZoneSchweinsteg, um die Fraktion nichtzu entvölkern, verzichtete aber not-gedrungen auf Windegg, um endlichweiterzukommen.Wie anfangs angegeben, wurde derBauleitplan im Dezember 1987 vonder Landesr.egierung genehmigt.Noch im folgenden Monat beschloßder Gemeinderat, die Ausarbeitungdes Sanierungsplanes für den Dorf-bereich und des Durchführungspla-nes für die Zone Kassier dem In-genieurbüro Unterberger zu über-tragen. Der Besitzer der Zone Sticklbeauftragte Herrn Ingenieur Guflermit der PlanersteIlung, die Besitzerder Zone Schweinsteg können sich

noch entscheiden, selbst zu planenoder dies der Gemeinde zu über-lassen. Überall sind die Planungs-arbeiten im Gange.Für den Sanierungsplan sind die Ver-messungen bereits durchgeführt,bald werden die Hausbesitzer in die-sem Bereich von Fachleuten des Pla-nungsbüros befragt werden, ob undwieviel sie ihre Häuser erweiternwollen, wobei aber die Baumassen-dichte von 3,6 m3 pro m2 in der Sa-nierungszone nicht überschrittenwerden darf. Darauf möge der Ein-zelne bei seinen Wünschen Rücksichtnehmen, seine Grundbesitzflächeauch etwas in Rechnung stellen undnicht zuviel fordern. Er soll sich aberjetzt Gedanken machen, um nichtspäter mit Rekursen die Genehmi-gungen hinauszuzögern.Die zwei Wohnbauzonen sind eben-falls vermessen, die Grobeinteilungund Groberschließung liegt als Vor-schlag vor.Nun muß der Durchführungsplannoch in der Gemeinde und im Landgenehmigt werden und anschließendder Erschließungsplan.Alle Interessenten am gefördertenWohnbaugrund sollten jetzt ihre An-träge stellen oder notwendige Unter-lagen nachreichen.Für viele mag die Prozedur zu lang-sam gehen, aber zu viele Ämter habenhier Mitspracherecht. Der gesamteGemeindeausschuß und Gemeinde-rat tun ihr Möglichstes und werdenes auch in Zukunft versuchen.Nicht dieser langwierigen Genehmi-gung unterliegen die Gebäude außer-halb der Dörfer und alle Bauernhäu-ser. Anderseits aber müssen Umbau-pläne, die diese Gebäude betreffen,vom Landschaftsschutz in Bozen ge-nehmigt werden, was oft viele MonateVerzögerung bedeutet. Gottes Müh-len mahlen langsam, aber die derBürokratie scheinbar noch langsa-mer.

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Seite 16 I Nr. 2 Passeirer Blatt I Juni 1988

Neuer Sprengelarzt in MoosWie bereits in der letzten Ausgabedes Passeirer Blattes angekündigt,hat die Gemeinde Moos nun endlichwieder einen eigenen Sprengelarzt.Dr. Josef Kiem, der sich hier nach-folgend selbst kurz vorstellt, hat am18.April im Ambulatorium im Gemein-dehaus Moos seine Tätigkeit aufge-nommen:»lch wurde am 17. Oktober 1946 inAlgund geboren. Meine Eltern (Adolf,Feigenstaudersohn, Maria Reinthaler,Rustertochter) betrieben ein Lebens-mittelgeschäft. Nach Besuch desHumanistischen Lyzeums in Meranstudierte ich 1 Jahr MathematiklPhysik und 6 Jahre Medizin in Inns-bruck und legte 1973 die Staatsprü-fung in Bologna ab. Nach etwa ein-jähriger Assistenzarzttätigkeit im Zen-trallabor des Allgemeinen Kranken-hauses in Bozen arbeitete ich alsAssistenzarzt am Institut für Medizin(IME) der Kernforschungsanlage(KFA) Jülich, einer 20-Betten-Klinikmit zweijähriger Ausbildungsberech-

tigung in Innerer Medizin und vier-jähriger Ausbildungsberechtigung inNuklearmedizin. Ich erwarb dort 1978den Facharzt für Nuklearmedizin, lei-

tete ab 1981 das Labor für Spuren-elementforschung und veröffentlich-te zahlreiche Arbeiten auf den Ge-

bieten Nuklearmedizin, Blutplättchen-und Spurenelementforschung. Wäh-rend der gesamten dreizehnjährigenTätigkeit im Institut für Medizin nahmich am Nacht-, Feiertags und Wochen-enddienst des IME und des Betriebs-ärztlichen Dienstes der KFA teil, sodaß ich trotz Spezialisierung denBezug zur Allgemeinmedizin nichtverlor. Die Zeit vom Sommer 1987bis zur Aufnahme der Sprengelarzt-tätigkeit in Moos in Pass. im April1988 nützte ich zum Hospitieren aneinigen Abteilungen der InnsbruckerUniversitätsklinik: Hals-Nasen-Ohren,Augen, Anästhesie und Wiederbele-bung, Unfallchirurgie, Urologie, Pädia-trie und Derrnatoloqie«.Dr. Josef Kiem ordiniert täglich vonMontag bis Freitag jeweils von 8.30Uhr bis 12.00 Uhr und ist telefonischunter der Nr. 643689 erreichbar.Die Redaktion wünscht Dr.Josef Kiemin der Bewältigung seines neuen Auf-gaben bereiches viel Ausdauer, Freu-de und Erfolg, sowie eine guteZusammenarbeit mit der gesamtenBevöl keru ng.

Wir gratulierenzur Geburt 1987/88ST. LEONHARD(Vom 1. November 1987 bis 31. Mai 1988)Auer Manuela, 9. November 1987, Gleiten 10Buschwenter Petra, 5. Dezember 1987,Kohlstatt 76Ennemoser Barbara, 18. April 1988,Jaufenstraße 17Folie Anja, 30. März 1988,Andreas-Hofer-Straße 5Grassl Marlene, 12. März 1988, Platzberg 13Gufler Sonja Maria, 20. Februar 1988,In der Kellerlahn 6Gumpold Daniel, 26. Jänner 1988, Walten 26Gumpold Erika, 29. Jänner 1988, Im Schaffeid 3Haller Birgit, 3. April 1988, Schweinsteg 10/AHofer Achim, 16. November1987, Schloß berg 13Hofer Angelika, 10. Februar 1988, Schloß weg 25Hofer Esther, 22. Februar 1988, Kohlstatt 25IImer Daniel, 29. Februar 1988, Im Schaffeid 15Kienzl Rene, 1. Februar 1988, Gomion 31Kofler Stefanie, 8. Februar 1988,Raiffeisenplatz 2Kuen Magdalena, 3. April 1988, SChweinsteg 12Lanthaler Karin, 22. April 1988, Mörre 62Mangger Stefan, 26. Dezember 1987,Kohlstatt 60Masiello Sabrina, 9. November 1987,Im Steinanger 11Ötfl Peter, 18. Dezember 1987, Kammerveit 24Pixner Andreas, 1. Jänner 1988, Gomion 26Pixner Martin; 29. Februar 1988, Silbergasse 7Schweigl Laura, 30. Jänner 1988, Holzlände 7Steifler Michael, 11.Jänner 1988, Stickt 4Tschöll Stefanie, 19. Februar 1988,Kammerveitstraße 15Verdorfer Tobias, 3. März 1988, Kohlstatt 87Waldner Fabian, 11.Februar 1988, Kohlstatt 57Wilhelm Christoph, 16. Dezember 1987,Thurnfeld 14Gufler Philipp, 8. November 1987, Prantach 23

ST. MARTIN(Vom 28. November 1987 bis 1. Mai 1988)Spergser Tobias, 28. November 1987,Feldbauernweg 14Patisso Francesco, 28. November 1987,Kalmtalerstraße 32Patisso Micheie, 28. November 1987,Kalmtalerstraße 32Marth Barbara, 11.Dezember 1987,Garberweg 32Raich Rorian, 31. Dezember 1987,Pseirerstraße 65Pichler Melanie, 11.Jänner 1988,Ron-Matatz-Straße 24Fiegl Anita, 19. Jänner 1988, Kalmtalerstraße 14Karlegger Hannes, 21. Jänner 1988,Pseirerstraße 61Haller Josef, 22. Jänner 1988, Dorfstraße 19Pamer Stefan, 1. Februar 1988, Dorfstraße 52Raffl Christian, 12. Februar 1988,Breitebnerstraße 18Ennemoser Benjamin, 14. Februar 1988,Dorfstraße 3Marth Sarah, 17. Februar 1988, Malerweg 7Morandell Stephanie, 25. Februar 1988,P.-P.-Theiner-Straße 3Pfitscher Alexander, 12. März 1988,Wiesenweg 3Wank Erwin, 13. März 1988, Dorfstraße 10IImer Josef, 23. März 1988,Dr.-Hillebrandt-Weg 9Cerqueti Christian Jaky, 13. April 1988,Dorfstraße 13Pfitscher Manuela, 2. April 1988,Feldbauernweg 17Staschitz Julia, 16. April 1988, Dornsteinweg 10Ennemoser Ramona, 19.April 1988, Samerweg 1Scandolera Pamela, 1. Mai 1988,Dr.-L.-Walinöfer-Straße 3

MOOS(Vom 1. Dezember 1987 bis 31. Mai 1988)Brunner Stefan, 10. Mai 1988, Sattel 122'Fontana Devid, 29. Dezember 1987, Dorf 94Graf Anna, 7. März 1988, Stuls 33

Gufler Doris, 6. April 1988, Stuls 3Gufler Maria, 14. Dezember 1987,Oberprisch 109Gufler Patrick, 29. Februar 1988, Stuls 11/AGufler Thomas, 22. April 1988, Dorf 78Hofer Armin, 27. Februar 1988, Hahnebaum 116Holzknecht Marcel, 5. Februar 1988, Platt 27Kofler Benjamin, 11.März 1988, Dorf 66Lanthaler Albin, 7. März 1988, Platt 149Lanthaler Karin, 18. März 1988, Gspell 111Pixner Heinrich, 24. Februar 1988, Pfelders 42Pöll Marialuisa, 11. Dezember 1987, Ulfas 5Raffl Katharina, 2. April 1988, Dorf 29Raffl Stefanie, 3. Jänner 1988, Ulfas 4Tröger Anna, 3. Februar 1988, Platt 57Zanella Loris, 7. Jänner 1988, Stuls 41Zipperle Roland, 13. Jänner 1988, Dorf 51

Wir gratulierenzum MeisterbriefEschgfäller Karl, Gomion Nr. 4Meisterbrief als Installateur von Heizungs- undSanitären AnlagenGögele Karl, St. Martin, FeldbauernwegMeisterbrief als TischlerPöll Alfred, St. Martin, Steinachweg 14Meisterbrief als Tischler

Hinweis: Wer die Veröffentlichung ei-ner erworbenen Fachprüfung, einesDiploms oder ähnlichem wünscht, sollsich bei einem Redaktionsmitgliedmelden.

Eigentümer und Herausgeber: Joset Pichler, TrifterWeg 2/b, SI. Martin in Passeier.Druck: Airidruck, GoethestraBe 93.Verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressege-setzes: Dr. Gerhard Aeischmann.Erscheint drei monatlich. - Eingetragen beim landes-gericht Bozen mit Dekret Nr. 11/87 vom 29.05.1987.Redaktionskomitee: Robert Haniger, Dr. Heinrich Hoter,Joset Kofter, Karl Lanthaler, Joset Pichler, Ubald Pichler,Dr. Albin Pixner, Arnold Rinner, Joset Öltl.