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Akupunktur Deutsche Zeitschrift für DZA Expertenforum | Clinician´s Corner M. Bijak Patientin mit klimakterischen Beschwerden Female Patient Suffering from Menopausal Symptoms Dr. Michaela Bijak Akupunkturambulanz des Kaiserin Elisabeth Spitals Huglgasse 1 A-1150 Wien Zusammenfassung Hintergrund: Hormonersatztherapie zur Behandlung kli- makterischer Beschwerden muss kritisch gegen eventuelle Nebenwirkungen abgewogen werden. Patientinnen mit po- sitiver Familienanamnese in Bezug auf ein Mammacarci- nom, oder die selbst an Fibroadenomen der Mamma leiden, sind von der Hormonersatztherapie ausgeschlossen und suchen daher nach nebenwirkungsfreien Alternativen. Zielsetzung: Anhand dieser Fallbesprechung und einer Li- teraturrecherche soll der Frage nachgegangen werden, in- wieweit Akupunktur eine Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität bei Frauen mit menopausalen Beschwerden darstellt. Methodik: Die Patientin erhielt zwölf Akupunktursitzungen im Wochenabstand in Kombination mit Ohrdauernadeln. Ergebnisse: Nach zehnwöchiger Therapie berichtete die Patientin zwar über eine geringe Besserung, aber von Be- schwerdefreiheit war sie noch weit entfernt. Deshalb wur- de die Therapie noch um zwei Sitzungen erweitert, dann allerdings aufgrund der Schulferien unterbrochen. Eine deutliche Besserung ergab sich erst im behandlungsfreien Intervall. Der Visuelle Analogscore (VAS 10 max – 0 min) reduzierte sich von 10 auf 4,5 sechs Monate nach The- rapiebeginn. Leider hielt der Erfolg nicht einmal ein Jahr an und schon zwölf Monate später gab die Patientin die Beschwerden mit VAS 8 an, weshalb wieder eine Akupunk- turtherapie begonnen wurde. Schlussfolgerung: Akupunktur kann im Einzelfall kli- makterische Beschwerden wie Schlafstörungen und Hitze- wallungen erleichtern, muss aber zumindest in jährlichen Intervallen wiederholt werden. Schlüsselwörter Akupunktur, Hormonersatztherapie, klimakterische Be- schwerden, Hitzewallungen, Schlafstörungen Abstract Background: Hormone substitution in the treatment of perimenopausal symptoms should be regarded with cau- tion due to possible side effects. Patients with a family his- tory of breast cancer as well as patients suffering from fi- broadenoma are not eligible for hormone substitution and therefore need alternative options without side effects. Objective: To determine if and how acupuncture can im- prove the quality of life in women with perimenopausal symptoms, using the present case report as well as data base literature research. Method: The patient received 12 weekly sessions of acu- puncture combined with ear-acupuncture. Results: After 10 weeks of treatment, the patient reported a slight improvement of symptoms, but was still far from showing satisfactory results. Therefore, she received two more treatment sessions. A breakthrough improvement only occurred after the series of 12 sessions was discon- tinued. The visual analogue scale (VAS) showed a reduc- tion from 10 to 4.5 within 6 months after the first session. However, the improvement didn’t last – 12 months later, the patient reported an aggravation of symptoms (VAS 8), which lead to another treatment series. Discussion: Acupuncture may be able to alleviate perimen- opausal symptoms such as sleep disorders or hot flashes, but has to be repeated on a regular (at least yearly) basis. Keywords Acupuncture, hormone substitution, hot flashes, sleep dis- order, menopause, perimenopausal symptoms DOI: 10.1016/j.dza.2010.07.007  42 Dt Ztschr f Akup. 53, 3/2010 Einleitung Noch bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts war die Hor- monersatztherapie im angloamerikanischen und europäischen Raum beliebt und weit verbreitet. Dadurch stellten klimakte- rische Beschwerden bei Frauen kaum einen nennenswerten Verlust an Lebensqualität dar. Schlagartig veränderten groß angelegte Studien die Situation, als ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Mammacarcinomen nachgewiesen wurde [1, 2]. So begann die Suche nach Methoden, die möglichst ohne Nebenwirkungen die unangenehmen Begleiterschei- nungen der Menopause reduzieren sollten. In Norwegen wurde von 2006 bis 2007 eine randomisierte kontrollierte Multicenterstudie durchgeführt, die bei 267 Frauen die Wirkung von Akupunktur und „self care“ ge- genüber „self care“ allein verglich [3]. Die Reduktion von Tel.: +43 (0) 1 / 9 81 04 57 51 [email protected]

Patientin mit klimakterischen Beschwerden

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AkupunkturD e u t s c h e Z e i t s c h r i f t f ü r

DZ

AExpertenforum | Clinician´s Corner

DAkuKais

DOI : 10. 10 16/ j .dza .20 10.07.007   42    Dt Z tschr f Akup. 53 , 3 / 20 10

M. Bijak

Patientin mit klimakterischen Beschwerden

Female Patient Suffering from Menopausal Symptoms

ZusammenfassungHintergrund: Hormonersatztherapie zur Behandlung kli-makterischer Beschwerden muss kritisch gegen eventuelle Nebenwirkungen abgewogen werden. Patientinnen mit po-sitiver Familienanamnese in Bezug auf ein Mammacarci-nom, oder die selbst an Fibroadenomen der Mamma leiden, sind von der Hormonersatztherapie ausgeschlossen und suchen daher nach nebenwirkungsfreien Alternativen. Zielsetzung: Anhand dieser Fallbesprechung und einer Li-teraturrecherche soll der Frage nachgegangen werden, in-wieweit Akupunktur eine Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität bei Frauen mit menopausalen Beschwerden darstellt.Methodik: Die Patientin erhielt zwölf Akupunktursitzungen im Wochenabstand in Kombination mit Ohrdauernadeln.Ergebnisse: Nach zehnwöchiger Therapie berichtete die Patientin zwar über eine geringe Besserung, aber von Be-schwerdefreiheit war sie noch weit entfernt. Deshalb wur-de die Therapie noch um zwei Sitzungen erweitert, dann allerdings aufgrund der Schulferien unterbrochen. Eine deutliche Besserung ergab sich erst im behandlungsfreien Intervall. Der Visuelle Analogscore (VAS 10 max – 0 min) reduzierte sich von 10 auf 4,5 sechs Monate nach The-rapiebeginn. Leider hielt der Erfolg nicht einmal ein Jahr an und schon zwölf Monate später gab die Patientin die Beschwerden mit VAS 8 an, weshalb wieder eine Akupunk-turtherapie begonnen wurde.Schlussfolgerung: Akupunktur kann im Einzelfall kli-makterische Beschwerden wie Schlafstörungen und Hitze-wallungen erleichtern, muss aber zumindest in jährlichen Intervallen wiederholt werden.

r. Michaela Bijakpunkturambulanz des erin Elisabeth Spitals

Huglgasse 1A-1150 Wien

Tel.: +43 (0) 1 / 9 81 04 57 [email protected]

AbstractBackground: Hormone substitution in the treatment of perimenopausal symptoms should be regarded with cau-tion due to possible side eff ects. Patients with a family his-tory of breast cancer as well as patients suff ering from fi -broadenoma are not eligible for hormone substitution and therefore need alternative options without side eff ects.

Objective: To determine if and how acupuncture can im-prove the quality of life in women with perimenopausal symptoms, using the present case report as well as data base literature research.

Method: The patient received 12 weekly sessions of acu-puncture combined with ear-acupuncture.Results: After 10 weeks of treatment, the patient reported a slight improvement of symptoms, but was still far from showing satisfactory results. Therefore, she received two more treatment sessions. A breakthrough improvement only occurred after the series of 12 sessions was discon-tinued. The visual analogue scale (VAS) showed a reduc-tion from 10 to 4.5 within 6 months after the fi rst session. However, the improvement didn’t last – 12 months later, the patient reported an aggravation of symptoms (VAS 8), which lead to another treatment series.

Discussion: Acupuncture may be able to alleviate perimen-opausal symptoms such as sleep disorders or hot fl ashes, but has to be repeated on a regular (at least yearly) basis.

SchlüsselwörterAkupunktur, Hormonersatztherapie, klimakterische Be-schwerden, Hitzewallungen, Schlafstörungen

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Einleitung

Noch bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts war die Hor-monersatztherapie im angloamerikanischen und europäischen Raum beliebt und weit verbreitet. Dadurch stellten klimakte-rische Beschwerden bei Frauen kaum einen nennenswerten Verlust an Lebensqualität dar. Schlagartig veränderten groß angelegte Studien die Situation, als ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Mammacarcinomen nachgewiesen wurde

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eywordscupuncture, hormone substitution, hot fl ashes, sleep dis-rder, menopause, perimenopausal symptoms

1, 2]. So begann die Suche nach Methoden, die möglichst hne Nebenwirkungen die unangenehmen Begleiterschei-ungen der Menopause reduzieren sollten. n Norwegen wurde von 2006 bis 2007 eine randomisierte ontrollierte Multicenterstudie durchgeführt, die bei 267 rauen die Wirkung von Akupunktur und „self care“ ge-enüber „self care“ allein verglich [3]. Die Reduktion von

M. B i jak Patientin mit klimakterischen Beschwerden

Expertenforum | Clinician´s Corner

Hitzewallungen und Schlafqualität wurden beurteilt und konnten zehn Wochen nach Behandlungsbeginn signifi -kant gebessert werden. Ein Follow up nach sechs und zwölf Monaten zeigte jedoch keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Gruppen [4]. Das Expertenforum soll anhand eines Fallbeispiels einerseits das praktische Vorgehen bei klimakterischen Beschwerden beschreiben, andererseits auch der Frage nachgehen, wie lange denn mit einem Erfolg gerechnet werden kann.

Folgende Anamnese wurde an eine Expertin und

einen Experten ausgesendet:

Anamnese und Krankengeschichte

Frau KR, geb. 1951, kam zum ersten Mal im Jahr 2007 zur Akupunktur. Damals litt sie schon seit drei Jahren an kli-makterischen Beschwerden. Trotz der Einnahme von Phy-toöstrogenen klagte sie über Hitzewallungen und Schlafstö-rungen. Tagsüber wechselten sich Frösteln und Schwitzen ab, nachts überwog die Hitze. Die Schweißattacken betra-fen vor allem den Kopf und Oberkörper, der Schweiß selbst fühlte sich etwas klebrig an, wurde ansonsten aber als un-auff ällig beschrieben. Anamnestisch bestand ein Zustand nach Hysterektomie wegen eines Uterus myomatosus im Alter von 43 Jahren. Deshalb ließ sich auch nicht der exak-te Zeitpunkt der Menopause feststellen. Die Beschwerden im Sinne der Hitzewallungen traten etwa mit 53 Jahren auf. Die Patientin erlebte zunächst eine Erleichterung der Beschwerden durch die Einnahme von Hormonpräparaten, aber wegen multipler Fibroadenome der Mamma musste die Hormonersatztherapie beendet werden. An aktueller Medikation erhielt die Patientin nur einen Lipidsenker.

Sozialanamnese

Verheiratet, zwei Partus (1968, 1970), seit zwei Jahren im Ruhestand, ehemals Postbeamtin

Weitere Beobachtung und Befragung

Mit 52 kg Körpergewicht und einer Größe von 160 cm wirkte die Patientin eher zierlich. An Geschmacksvorlieben gab die Patientin an, gerne Mehlspeisen und Schokolade zu essen, die Psyche sei ausgeglichen. Neben den klimak-terischen Beschwerden klagte die Patientin noch über eine empfi ndliche Harnblase, die Symptomatik ließ an eine leichte Dranginkontinenz denken. Fallweise würde es zu Wirbelsäulenverspannungen kommen, mit Heilgymnastik hätte sie allerdings die Beschwerden ganz gut „im Griff “. Wärme tolerierte die Patientin sehr gut, Massage empfand sie als angenehm. Die Gesichtsfarbe zeigte einen blassen Grundton mit leicht geröteten Wangen. Die Zunge wirkte trocken, die Zungenränder blass mit lividen Arealen, die Zungengrundvenen leicht gestaut. Der Puls normfrequent mit gespannter Qualität.

Befunde

Geringe Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit und des Hämatokrit, Fettstoff wechsel unter Statintherapie un-auff ällig.

Medikamente: Statine

Diagnose: Klimakterisches Syndrom

An welche Akupunkturpunkte könnte man bei dieser Patientin denken? Welche anderen Therapieformen könnten für die Patientin hilfreich sein? Wie würden Sie konkret vorgehen?

Antwort von Frau Dr. Petra Simone Krauss,

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,

Defreggerstrasse 14, A-6020 Innsbruck,

[email protected]

www.petrasimonekrauss.at

Klimakterische Beschwerden werden durch eine Verstellung des Temperaturreglers im Gehirn verursacht. Bei fehlender Anpassung an die neue Sollgröße entstehen klimakterische Beschwerden vor allem im vegetativen Bereich. Um die Umstellung zu fördern, eignen sich hier zunächst einmal eine Ernährungsberatung mit der Empfehlung, heiße und scharfe Getränke wie Kaff ee oder Rotwein sowie gewisse scharfe Gewürze wegzulassen. Es sollten vermehrt Hülsen-früchte und Ähnliches verzehrt werden. Gute Erfahrun-gen habe ich mit der Regulation der „Mitte“ (Milz/Magen) durch entsprechende Kräutermischungen (zum Beispiel Gui Pi Tang) gemacht. Danach sollte der Funktionskreis Niere mit den entsprechenden Rezepturen gestärkt werden. Kneipp’sche Güsse und eine begleitende Akupunktur mit Körpernadeln und Dauernadeln am Ohr besonders zur The-rapie der Schlafstörungen runden das Programm ab. Hier kämen folgende Punkte infrage:He 7, Lu 5 oder 7, LG 4, Bl 23, Ni 3, Le 3, Mi 6, sowie die Außerordentlichen Meridiane Chongmai und Daimai. Ohrakupunktur: Vegetativum, Herz

Antwort von Herrn Dr. med. Karl Quint, energetische

Akupunktur, Chirurgie, D-90556 Wachendorf,

www.energetische-akupunktur.de,

[email protected]

Das allgemeine symptomatologische Bild von Frau KR deu-tet auf eine Qi-Schwäche hin: klimakterische Beschwer-den, Hitzewallungen, Schwitzen, Schlafstörungen, Uterus myomatosus, empfi ndliche Harnblase mit Dranginkonti-nenz und Fibroadenome, wohltuende Wärme, angenehm empfundene Massage. Auf diesem Hintergrund kommt zusätzlich eine Störung des Holz-Elementes vor. Das Blut kann nicht mehr kontrolliert werden, fl ießt nicht mehr richtig und verursacht Schlafstö-rungen, Uterus myomatosus, Fibroadenome und vermutlich Menstruationsstörungen. Die Schlafstörungen sind von der Störung des Energie/Blut-Gleichgewichts hervorgerufen. Die Stauung (und Verhärtung) des Blutes führt zu Neubildun-gen (Uterus myomatosus, Fibroadenome). Die schwache Qi-

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Produktion (Nierenschwäche) und die Holzelementschwä-che führen zu einer reaktiven Fülle des Erdeelements. Die Milzstörung verursacht den Wunsch auf Süßes (Mehlspeisen und Schokolade), und die Magenstörung (reaktive Fülle) verursacht die Hitze und beteiligt sich an der Schlafstörung. Die Konstellation der Pulse (die rechten Pulse schwächer als die linken, und die Pulse der Schranke schwächer links als rechts) müsste die Hypothese bestätigen. Die objektive Untersuchung gibt Aufschluss über die zu behandelnde Störung. Die energetische Einheit (Organ und Meridian) der Niere (regt den Stoff wechsel an) und Leber (sichert den freien Fluss der Energien) können für die Qi-Schwäche und Blut-Stauung verantwortlich sein. Es werden die Mu-(Alarm-) und Antiken Punkte untersucht. Druckdolenz, erhöhte De-pressibilität und reduzierter Turgor sind Zeichen der Stö-rung. Die gestörten Punkte werden behandelt. Der Einstich der Nadel (leicht oder schwer) bestimmt die Behandlung (Tonisieren oder Ableiten). Die Untersuchung des Rumpfes gibt Aufschluss über fehlerhafte Funktionen des Körpers. Folgende Punkte werden untersucht:

der • Mu-Punkt und die Antiken Punkte der Lunge (Pro-duktion des Qi)die Punkte der • Ren Mai (KG), Nieren- und Magen-Me-ridiane, die sich am Thorax befi nden (des Oberen Er-wärmers)der Bereich der Sekundärgefäße (transversal) in Höhe • KG 2, 3, 5, 6 (Versorgung des Körpers mit materiellem Substrat)der Bereich in Höhe KG 9–14 (wichtige Steuerungs-• punkte: KG 10, 12, 13, 14) Die gestörten Punkte des • Ren Mai, Nieren- und Magen-meridians sind zu behandeln. Wenn mehrere Bereiche eine Störung aufweisen, sind zwei bis drei der am stärks-ten gestörten Punkte aus jedem Bereich auszuwählen.

Wie wurde die Patientin behandelt?

Die Behandlung wurde mit dem Gonadotropinpunkt in beiden Ohren mittels ASP Ohrdauernadeln begonnen. Die-ser Punkt wurde schon von Nogier beschrieben und liegt in der Region der Incisura intertragica, die eine Repräsen-tanz der hypophysären Aktivität darstellt. Im Chinesischen Ohr entspricht dieser Punkt dem Ovar [5]. Die Dauernadeln wurden sehr gut toleriert und konnten sogar für zwei Wo-chen belassen werden. Die Zuordnung zur chinesischen Di-agnostik zeigte Hinweise auf Qi-Mangel (frösteln, schwit-zen, blasse Zunge), leichten Yin-Mangel (Nachtschweiß, rote Wangen, Schlafstörungen, trockene Zunge) und Sta-gnation (Zunge livide Areale, Venen, gespannter Puls). Zur Yin- und Qi-Stärkung kamen die Punkte: Mi 6, Ni 6

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und Bl 23 zum Einsatz. Für Stagnation (von Blut) Bl 17 (Meisterpunkt), Le 3 und Gb 34. Zum Entspannen und zur Förderung des Schlafes noch Yintang (Ex-KH 3, PdM) und Anmian I, II (ruhiger Schlaf; zwischen Gb 20 und 3 E 17) [6]. Als Meisterpunkt des Klimakteriums bezeichnet Bisch-ko den Punkt Bl 31. Das Programm wurde nahezu unverändert für zwölf Wo-chen beibehalten, zunächst kam es zu einer Besserung, dann ab der sechsten Behandlungswoche veränderte sich der Zustand nicht weiter. Aufgrund der Sommerpause und der Urlaubszeit kam die Patientin erst vier Monate nach Beginn der Therapie zu ihrer letzten Sitzung. Der VAS lag bei 4,5, was einer 50%igen Verbesserung gegenüber dem Ausgangswert entsprach.Die Besserung hielt einige Monate lang an, dann nach zwölf Monaten wurde mit einem Ausgangs-VAS von 8 wieder mit einer Akupunkturserie begonnen.

Schlussfolgerung

Das Ergebnis dieses Fallberichtes deckt sich mit den Beob-achtungen der Multicenterstudie aus Norwegen, die zu dem Schluss kommt, dass Akupunktur zwar kurzfristig klimak-terische Beschwerden wie Schlafstörungen und Hitzewal-lungen bessern kann, der Erfolg aber doch von beschränk-ter Dauer ist. In der Studie wurde Akupunktur und „self care“ mit „self care“ allein verglichen. Hätte man noch eine Ernährungsberatung nach den fünf Elementen hinzugefügt, hätte vielleicht der Erfolg länger angehalten. Sehr wenige Studien gingen bisher der Frage nach, ob Ernährung nach den Kriterien der TCM die Erfolge der Akupunktur noch verbessern oder verlängern kann. Neben Akupunktur, chi-nesischer Arzneitherapie und Ernährungsempfehlungen werden in der Fachbuchliteratur noch verschiedenste An-sätze empfohlen (Orthomolekulare Medizin, Bachblüten, Homöopathie etc.). Die Akupunktur steht nicht an erster Stelle des integrativen Ansatzes, sie hat aber bei sehr star-ken Beschwerden sehr wohl ihre Berechtigung [7, 8].

LiteraturRoss RK, Paganini-Hill A, Wan PC, Pike MC. Eff ect of Hormone Replace- 1. ment Therapy on Breast Cancer Risk: Estrogen Versus Estrogen Plus Pro-gestin. JNCI Journal of the National Cancer Institute 2000; 92(4):328–32 Schairer C, Lubin J, Troisi R et al. Menopausal Estrogen and Estrogen-Pro- 2. gestin Replacement Therapy and Breast Cancer Risk JAMA 2000;283:485–91Borud EK, Alraek T, White A et al. The Acupuncture on Hot Flushes 3. Among Menopausal Women (ACUFLASH) study, a randomized controlled trial. Menopause 2009;16,3:484–93Borud EK, Alraek T, White A, Grimsgaard S. The Acupuncture on Hot 4. Flashes Among Menopausal Women study: observational follow-up results at 6 and 12 months. Menopause 2010;17,2:262–8Bucek R. Lehrbuch der Ohrakupunktur. Heidelberg: Haug, 1994 5. Meng A. Gesundheitsvorsorge mit TCM. Wien: Springer, 2005 6. Gerhard I, Kiechle M, ed. Gynäkologie integrativ – Konventionelle und 7. komplementäre Therapie. München: Elsevier, 2006Römer A, Seybold B. Akupunktur und TCM für die gynäkologische Praxis. 8. Stuttgart: Hippokrates, 2. Aufl age, 2003