Peter Pörtner ETC.PP:ZYANOMETRIK I

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Peter Prtner

ETC.PPoder

bungen in Zyanometrik (I)Diverse Texte

Wofr steht hierbei das "pp"? _________________ lieber Gru Geisti

Intelligente Frage... -

... meistens reagiert man nicht, wenn jemand juxig oder angeberisch das hochklingende "et cetera" noch verdoppeln will mit "pp". Das ist lat. und heit "perge, perge"; meint also dasselbe: "fahre fort", oder "und so weiter".

Ist also pleonastischer Sprachgebrauch, ungebildeter Slang, der was vortuschen soll. (Gut - wenn's parodistisch ist.)

(Aufklrung aus dem weltweiten Netz)

I

Die Frage nach der Farbe des Himmels hat bereits Gelehrte in frheren Zeiten beschftigt. Schon Leonardo da Vinci erkannte Ende des 15. Jahrhunderts, dass das Himmelsblau keine Eigenfarbe der Luft sein kann. Johann Wolfgang v. Goethe schrieb in seiner Farbenlehre (1810) bereits richtig, dass die blaue Farbe durch die Streuung des Lichts an atmosphrischen Dnsten zustande komme. Der franzsische Naturforscher Horace Benedict de Saussure erfand 1790 eine Farbskala, das so genannte Zyanometer (kyanos, griech.: blau). Damit konnte man durch Vergleich das Himmelsblau einer nummerierten Farbe auf der Skala zuordnen. Fast 100 Jahre haben die Forscher diese Nummern zur wissenschaftlichen Beschreibung der verschiedenen Tne des Himmelsblaus benutzt.

Kerstin Hartel

II

Kurioses SonettFr niemals auer immer Motto: Glcklich zu sein vermag nur, wer in der Ohnmacht bewusst zu traumwandeln versteht.

Die Tnzerin mit der kleinen Waage Ruft und winkt Wenn sie lacht vertrocknet die Klage Trnen verdunsten wenn sie singt

Die Tnzerin mit der kleinen Waage Wiegt Luft und Feuer Sie zwingt Erde und Wasser aus ihrer Lage Und macht dass Sonn und Mond zerspringt

O Tnzerin mit der kleinen Waage Wie ihr Ferslein reizend blinkt In ihrem Lachen ertrinkt die Klage

O Tnzerin mit der kleinen Waage Wie traumfederleicht sie das Glck berspringt Und Erde Und Wasser Ja in ihrer Lage!

III

Cave autumnumFr Kinder

Noch schafft Der Herbst mit Zauberkraft Aus Gelb und Braun Und fahlem Grn Einen Paletot Ein Tuch aus Taft

Kurz bleibt Und tckisch sacht Der Fall der Zeiten stehn

Doch bald Im Handumdrehn Ist alles kahl und kalt

O Mensch Gib acht

Der Herbst Ins Herz Einen Tie-

fen Schnitt er Macht IV

Echte Frage

Kennt ihr die Kellner, die praktisch bei jeder ihrer kellnerischen Aktionen etwas fallen lassen, eine gebrauchte Serviette, eine Gabel, ein Glas, und die dann aus der Kche zurckkommen mssen, um sich zu bcken, das fallen gelassene Dinge aufzuheben und es sich selbst (gleichsam) nachzutragen. Warum bcken sich diese Kellner so gern nach dem Verlorenen? Geht es ihnen um Zeitgewinn? Oder haben sie einfach nur Heidegger gelesen?

V

Lebenswanderungdurchs surarreal ins dadasein

durchs existenziall zum nihilisthmus

die kappe der guten hoffnung schwenkend ins absurdiesseits

das paradoxodies entlang auf dem deliriumweg in die santiagonie

lauthals katastrophen intonirrend

im licht der psychoanalster durchs ruland und die melangolei

undsofort :

gestyxt von charons starken armen

VI

Merkwrdiger Moment, in dem man die Sprdigkeit der Luft fhlt.

Ich hab es gerne wie, fast wie versunken dazusitzen, sei es im Caf, und mir zu denken, verwirrt und trunken von Luft und klirrend weichem Schnee, das Licht in meiner Hand zu ballen und heiter trudelnd in das Paradies zu fallen:

VII

Lust ist ein irdisches Vorurteil. Das Paradies eine weltliche Idee.

Entropie: automatische, aber schleppende Ausschaltung des Getses.

Evolution: automatische, aber schleppende Erzeugung von Getse und gleichzeitige Massenproduktion von minderwertigen Ohrenklappen.

UNA TRES CONFICIUNTDer Pfau verendet Die Pfeile zerbrochen Der Beutel zerrissen

Der Glanz verschwendet Die Seel nix als Knochen Das Herz verschlissen

Der Geist berm Wasser, stat: abyssus abyssum vocat VIII

ber eine Tatsache von dogmatischem ReizVom kleinen Geheimnis des Todes in Gang gebracht, trgt das Leben, so scheints, mehr Kraft in sich, als es braucht.

Andererseits ist das kleine Geheimnis des Todes auch alles, was es hat. Das muss ihm gengen.

Es muss ihm gengen, zu sehen, wie das kleine Geheimnis des Todes im Leben umschlgt ins groe Geheimnis des Lebens.

An diesem Geheimnis trgt es schwer. Es zu tragen, gengt ihm kaum die Kraft, die das kleine Geheimnis des Todes ihm gibt.

IX

Aus weiterem Himmel sinkt eine TaubeTangoklangimitat erzeugt mit einem schwarzen Herrenschuh.

Gib sie auf, die Jagd.

Und sieh dir zu, wie Spiegel, die nicht sind, dich hinund widerspiegeln.

Dann zerschmei sie.

Scherben bringen Glck.

X

Landschaftsparodie oder Karfreitagszauber auf der Alm

Wiesenmeer mit Bltenwellen, Schaumgekrusel. Kiefernmasten breiten Segelgrn, zu schonen die Horizonte.

Der Vgel Blitzsentenzen zngeln in Aug und Ohr.

Die Luft doziert mit tausend Hnden. Die Wolken lauschen gelassen: Das kennen wir schon.

Die Wege recken sich, wie frisch erwacht. Und unsichtbare Seifenblasen steigen aus der Moose gedankenleisen Grottenfeuchte.

Und dann ist alles lichte Hhlensphre. Als sest du im Brandungseis. XI

GEBORGENHEIT

Wir leben im besonnten Hinterhalt. Der Schlaf im weichen Regenbett hat uns verwhnt gemacht.

Ein leiser Sturm peitscht Schnee bern Asphalt. Der frohe Klang der Lgen htt uns fast um unser Leid gebracht.

Kommt, wir greifen uns in unsre leeren Leiber. Kommt, lasst uns tanzen im Zyklon. Kommt, wir erlauschen uns ein Seelenzhneklappern.

Der Strahlenwind aus Nimmergut, der Menschentreiber, verfge uns ins Immerschon. Hier hrt man schn das ewigschne Engelsplappern.

XII

RISUS PASCALISEine Silbenschar Wehts her Auf ihrem Wanderflug

(Dicht denn ich?)

Wo Frage war Malt sich ein Lcheln - Zug um Zug

(Denk denn ich?)

Jahr um Jahr Lockt das Wasser Im erdigen Krug

(Leb denn ich?)

Doch keine Erde war Es sucht Es tastet der Pflug

(Sterb denn ich?)

XIII

Ombre, claro!Das Lschende, Auslsende, das Aussichtslose, das besessen-verzweifelte Stampfen russischen Tanzes.

Sptere Herzensblte nicht ausgeschlossen, sagt der Text, unter anderem.

Rundum eingemottet ins Schwrenlicht eines wohlgemeinten Verrats; wahrlich:

dipus tritt aus der Sonne, tritt in Szene, tritt in Erscheinung. Gedmpfte Lasur des Rtsels.

Und wir trinken auf die Sphinx, bis der Krug zerbricht, endlich.

Und wir erlsen uns und absolvieren uns XIV

mit den erpressten, erbettelten Kainsmalen an den Fingerspitzen.

Einen schnen Weltenabend wnsch ich noch! sagt der Herr Ober im Abgehn.

Chorus empathetikus, jovial:

O Sonne, wende dich ab; doch verbirg dein wundes Trnenaug auch vor dem Dunkel, dem du dich zukehrst.

XV

DEUS VULNERATUSEin Liedlein ber die letztendliche Vollendung oder:

Die se Regel der Passion, dolce oder suave, wer wei?

Nein, dieser Ort ist nicht wie Traum, ist nicht ihr Wort, auch nicht der Saum

von der Gottheit lebendigem Kleid. Nein, er ist statische Wendung, Suizid der Zeit, ja, Verschwendung

des Immer ins randlose Jetzt. Ach, Lawine aus Lust, die seine Allmacht schonend verletzt. Gott fgt sich dem Zwange der Schpfung: Du musst!

XVI

IDEAL, WRACK-MENTAL

So wie der Bume Schatten den Kieseln schmeicheln, schmeicheln Gedanken dem Sinn.

Als knnten sich Licht und Winde gatten, sieh! - erblht aus dem Blick der Gewinn:

Ins Oben, ins ber, ins Hinaus streckt sich das Wasserspiel hin. Im Rcken jedes therischen Blaus sagt der Engel erstmals: Ich bin.

Jetzt, da die Zeit ihn verlie und die Himmelsleiter zerfiel, sprt er die Hand, die ihn stie, jetzt, endlich, entgeht er dem Ziel.

XVII

Casualcarmen Ioder Gelegenheits(an)mache I

Hallo Du [hier Namen einsetzen], ich gre Dich! Bist du heute gut gelaunt? Das Wetter ist so gruselig, dass mans gradezu bestaunt...

...; doch, was ich fragen will, das muss dich nicht genieren: Magst du mit mir in groem Stil! das Sein intim kodieren?!

XVIII

Casualcarmen IIohne Oder

Es kann einem scheinen, dass das Leben eine verstellte Przisionswaage ist.

Man knnte gar meinen, so sei es eben, weil das, was fehlte, grad das ist, was den Mangel misst.

Manche Idee, und sei es eine noch so satte, kommt um die Idee zu spt, die ein anderer hatte.

Manche Idee, und sei es eine noch so erwhlte, kommt um die Idee zu frh, die dazu noch fehlte.

So stellt ein perpetuum mobile dem anderen das Bein. Alas! Dies schreckliche clich fiel dem Unbewegten Beweger ein.

Das Chaos war kosmisches Ghnen, sagen die Philologen (nicht dumm!). XIX

Seitdem hlt das Ghnen die Venen Des Alls in Schwung etc. ad libitum. Stell dir vor, du reimst, dies auf das und das auf jenes, und keiner merkts.

Warum nichts mehr wird? Weil zu vieles versumt und verabsumt wurde. Warum nichts mehr geht? Weil zu vieles entgangen ist. Ein Teufel sitzt da und stiert und lacht. Er hat alles verrumt. Er lacht ber die vertrumte Gabe, zu stbern, wo gar nichts steht; wo die gute alte Leere ins gute alte Nichts (Gr euch Gott!) ver- und eingefangen ist.

XX

Das fragilNadelspitzenhafte der luftgetriebenen Sonnenstrahlen.

Eine Hand durchschlgt sie, so schn materielos. Ein Lcheln unter der schwarzen Brille,

uerst geschftstchtig. So sind wir eben und halt: die HimmelsMafia; sind da seit Anfang der Dinge. Sonst wren ja die Dinge nicht da.

Die luftdurchtriebenen Sonnen strahlen. Eine Hand durchschlgt sie, so mitleidslos, so schn.

Ein All nur blieb zurck, durchrollt von halben Sonnenkugeln, MenschenImitaten, die kugeln die Milchautobahn entlang; ja, so gut es XXI

eben geht, so gut die falben Halben rollen knnen;

tun sie es doch lnger schon als the human braid; schon eine Weltenewigkeit lang.

Die Fackeltrger, olympiadesk, sie rennen; hassen sie doch Roll- und Startbahnen,

gestaltenzart, als wollten sie die Idee (selbst) des body building desavouieren,

den Brunnenrand, den Brunnenrand an sich endlos entlang.

XXII

Und alle,scheint es, glauben, dass das Herz ein Mllplatz ist.

Und die Gestnge des Hinschauens verbergen den Gehalt des Schreckens.

Und in den Kleidungsteilen, die um die Hften geschlungen sind,

singt die Erinnerung an die in die letzte Nacht gepackten Nchte.

Ein Pferd schaut durch das Fenster und entscheidet sich zum Verzicht.

Und ein Schmied, der gerade in BudaPest arbeitet, greift zum Feuerzeug

XXIII

und sagt: Wie schn! Der Tische runde Unbekmmertheit erhebt Einspruch

gegen jeden Marmor. Und einer, darf es vermutet werden?, wartet;

und andere warten auf, up, up, and away.

Lockruf aus dem Abgrund des Zeniths. Denn hinter dem Zenith, da oben,

wartet, auch er, der Horizont.

Horizonte warten immer, und immer warten sie auf

mit Sonderangeboten, die nicht zu vergelten sind. XXIV

Verlsst doch immer jemand, den Oberkrper bunt umhllt, den Raum

und besteigt ein Fahrrad:

XXV

...und transportiert die Torten mittels einer Tortenzange auf ein kleines Papptablett; umhllt sie dann mit bedrucktem Papier, das sie suberlich faltet; das fragile Paketchen erhlt eine Art First. Das so entstandene Tortenhuschen schwebt nun an zwei Hnden auf die Glastheke, hin zum Besteller, und steht jetzt da, so traurig, so verlassen, so ratlos, so schlsselkindhaft, dass es dir fast das Herz verdreht. (Geschah brigens in der Nhe von Diabellis Geburtshaus.) XXVI

Der Krper ist der Mund der Seele, os animae.

Was hat der Herr? - Eine Vision. - Weiter nichts?

Gedicht: Vorspiel keines Nachspiels.

Erkenntnis ist eine Absplitterung der Unkenntnis im Moment der Verkenntnis.

Evidenz ist das Kolorit der Unwissenheit. Oder: Alles, was im Schein der Gegebenheit steht, verbirgt (darin) sein Gegebensein: Evidenz ist Camouflage.

XXVII

An welchen Steinknnte man sich anlehnen, um daran zu zerschmettern und sich zu erwrmen?

Es bleibt dunkel in der Herzkammer.

Tne, verbissen ins Blattwerk.

Schweig mir ins Aug, herrlich-elender Engel!

Damit ich endlich was taug, brauch ich die Spitz vom ersten Stngel, der aus der Erd des Paradieses brach.

Ich sag dann nicht mehr: Ach!

(Versprochen!)

XXVIII

Er wollte das Trinken eines Schluck Wassers in Worte bersetzen.

Erinnerung ist Heiligung. Oder sie ist nichts. Es ist aber noch nicht gelungen, den Beweis zu erbringen, dass es Erinnerung gibt. Meist ist das, was bermtig oder hinterlistig oder einfach nur mit betrgerischer Absicht Erinnerung genannt wird, ein Kuhhandel mir dem Vergessen, in den das Vergessen nur deshalb einwilligt, weil ihm die Erinnerung gleichgltig ist; uninteressant. Was erinnert werden muss, sollte besser nicht gewesen sein. Und ist es nicht bedeutsam, dass die Aufforderung: Erinnere dich! Eine Tribunalatmosphre heraufbeschwrt, in der der, welcher zur Erinnerung gezwungen werden soll, in der Vision eines Zustands der Erinnerungslosigkeit das Glck erinnert. Sagte nicht einer: Lasst mich das Wenige sein, das ich bin. Mit jeder Erinnerung, die ihr mir aufzwingt, werde ich weniger; wen, glaubt ihr, werdet ihr haben; wenn ich mich erinnert haben werde? Ein von Erinnerung Zerfressener. Ein von der Erinnerung Mitgerissener. Ein von der Erinnerung Ausgeleerter. Ich werde nicht mehr sein als der Rest, den ich nicht erinnert haben werde. Die Erinnerung ist ein gefriges Maul, das immer grer und gieriger wird, je mehr man es stopft. Zu sagen: Ja, ich erinnere mich, bedeutet den Adler einzuladen, meine Gedrme zu verzehren und mich mit ihnen.

XXIX

XXX