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1330 20. Photographie des tdtrarotem Eisetespectrums; vow Hams Lehmarm. Die photographische Untersuchung der ultraroten Emis- sionsspectra der Alkalien und Erdalkalien, uber welche friiher berichtet worden ist '), hatte es notwendig gemacht, auch das Eisenspectrum einer gleichen Prufung zu unterziehen. Die galvanischen Kohlen, welche zur Auhahme der zu ver- dampfenden Elemente dienten, sind bekanntlich mehr oder weniger mit Eisen verunreinigt. Diese Eigenschaft der Kohle hat sich bei Untessuchungen im sichtbaren Spectralgebiet, be- sonders im blauen und violetten Teile, oft stbnd bamerkbar gemacht, indem bei nicht zu intensiver Verdampfung der zu untersuchenden Elemente auch die Eisenlinien zugleich mit auf der Platte erschienen. Andererseits aber wurde gerade diese Eigenschaft der Kohlen auch oft benutzt, um aus den bekannten Wellenliingen der Eisenlinien die unbekannten anderer Elemente abzuleiten. Da nun aber die Kenntnis der Wellenliingen vom Eisen- spectrum nur bis etwa 6750 A. reichtq, und meine Unter- suchungen sich von dieser Grenze bis etwa gegen 10000 A. erstrecken, so war es wunschenswert, das Eisenspectrum innerhalb dieses Intervallees zu untersuchen, und zwar geschah dies mit denselben Apparaten und nach derselben Methode, welche zur Untersuchung der Spectren der anderen Elemente angewandt worden sind und uber die ich an friiherer Stelle eingehend berichtet habe.? Es wurde demnach der unbe- 1) H. Lehmann, Ann. d. Phys. 6. p. 633. 1001; 8. p. 643. 1902; 9. p. 246. 1902. 2) H. Kayser u. C. R u n g e , Ueber die Spectren der Elemente, p. 39, 1888; H. A. Rowland hat in seiner ,,Preliminary Table of Solar Spectrum Wave-Lengths", Atarophys. Journ. 1896, bis 6850 %. Sonuen- mit Eisenlinien identificirt. 3) H. Lehmann, 1. c. 5. p. 333.

Photographie des ultraroten Eisenspectrums

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Page 1: Photographie des ultraroten Eisenspectrums

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20. Photographie des tdtrarotem Eisetespectrums; vow Hams Lehmarm.

Die photographische Untersuchung der ultraroten Emis- sionsspectra der Alkalien und Erdalkalien, uber welche friiher berichtet worden ist '), hatte es notwendig gemacht, auch das Eisenspectrum einer gleichen Prufung zu unterziehen. Die galvanischen Kohlen, welche zur Auhahme der zu ver- dampfenden Elemente dienten, sind bekanntlich mehr oder weniger mit Eisen verunreinigt. Diese Eigenschaft der Kohle hat sich bei Untessuchungen im sichtbaren Spectralgebiet, be- sonders im blauen und violetten Teile, oft s t b n d bamerkbar gemacht, indem bei nicht zu intensiver Verdampfung der zu untersuchenden Elemente auch die Eisenlinien zugleich mit auf der Platte erschienen. Andererseits aber wurde gerade diese Eigenschaft der Kohlen auch oft benutzt, um aus den bekannten Wellenliingen der Eisenlinien die unbekannten anderer Elemente abzuleiten.

Da nun aber die Kenntnis der Wellenliingen vom Eisen- spectrum nur bis etwa 6750 A. reichtq, und meine Unter- suchungen sich von dieser Grenze bis etwa gegen 10000 A. erstrecken, so war es wunschenswert, das Eisenspectrum innerhalb dieses Intervallees zu untersuchen, und zwar geschah dies mit denselben Apparaten und nach derselben Methode, welche zur Untersuchung der Spectren der anderen Elemente angewandt worden sind und uber die ich an friiherer Stelle eingehend berichtet habe.? Es wurde demnach der unbe-

1) H. Lehmann, Ann. d. Phys. 6. p. 633. 1001; 8. p. 643. 1902; 9. p. 246. 1902.

2) H. Kayser u. C. Runge, Ueber die Spectren der Elemente, p. 39, 1888; H. A. Rowland hat in seiner ,,Preliminary Table of Solar Spectrum Wave-Lengths", Atarophys. Journ. 1896, bis 6850 %. Sonuen- mit Eisenlinien identificirt.

3) H. Lehmann, 1. c. 5. p. 333.

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kanxite Teil des Eieenspectrums im Ultrarot dnrch das be- kannte Spectralgebiet desselben Elementes nach der Coincidenz- methode der Beugungsspectren gemessen. Die ermittelten Werte der Wellenlangen sind in der ersten Columne der nachstehenden Tabelle in Angstromeinheiten verzeichnet.

8690,98 8661,46 S389,38 8336,28 8221,16 5086,60 8046,64 7998,82 i946,18 7937,30 i832,56 7783,72 7750,22 77 11,76 7621,94 7587,45 7570,74 7532,85 7512,90

7448,91 7413,83 7393,14 7313,78 7309,37 i294,34 7284,88 7246,29 7241,33 i229,99 7224,66

7497,45

8 8 5 5 2 8 5 4 2 2 2 2 2 6 8 6

10 10

3 3 3 4 4 8 8 7 8 8 8 8 7

1 7222,19 1 1 7208,54

7188,62 } 0'040 ' 1 7183,35

'1 0,046 i

0,064 I~ i177,34 ' 1 7171,91

0,024 7165,82 i 156,53

1 7132,40 i } 0,051

0,090

0,028 t } 0,024

0,035

0,042

i

7092,41 i 0 6 9,8 8 7061,93 7055,16 7047,14 7040,36 7025,64 7018,14 7002,14 6980,76 6950,Ol 6947,87 6919,46 6889,Ol 6883,65 6877,91 6857,81

' 6846,17 , 6844,31

6831,84 , 6623,50 ' 6811,34

0,038

J

7 1 1 6 6 9 2 8 2 4 4

10 10 8 4

3 3 5 2 6 2 4 9 9

10 3 4 4 6

10 10

__ ~ ~~

F

0,038

Die zweite Columne enthillt die nach den Photogaphien geschatzten Intensitaten der Eisenlinien , wobei mit 1 die grosste Intensitfit angedeutet ist. Die Linien von 8690,97 8.

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bis 7 7 1 l,76 h. wurden durch Coincidenz der Spectren erster und zweiter Ordnung, die Linien von 7621,94 A. bis 6811,34 A. durch Coincidenz der Spectren zweiter und dritter Ordnung gemessen.

Die dritte Columne giebt den mittleren Fehler der ein- zelnen Beobachtung an, welcher im Durchschnitt 4 bis 5 Zehntel einer ihgstromeinheit betragt. Bei einigen Messungsreihen wird der Fehler etwas grbsser; das riihrt, wie ich schon an anderer Stelle l) erwahnt habe, von der ungenugenden Achro- matisirung der Objective des benutzten Spectralapparates fur zur Coincidenz gebrachte Spectralgebiete her; besonders ist dies der Fall fur das Uebereinanderfallen von Rot und Ultraviolett wie z. B. fur das Interval1 von 7832,56 A. bis 7711,76 A.

Vergleicht man unter Beriicksichtigung der Fehlergrenzen die gegebenen Wellenlangen des Eisenspectrums mit denen der Spectren der Alkalien und Erdalkalien, so wird man zu dem Resultat kommen, dass eine Verunreinigung der Spectren dieser Elemente durch Eisen oder umgekehrt nicht stattgefunden hat.

Eine Stutze erhalt dieser Schluss durch die Thatsache, dass fiir das ausserste Ultrarot des Eisenspectrums eine Be- lichtungszeit von etwa einer Stunde notig war, urn iiberhaupt ein entwickelungsfahiges Bild zu erzielen, wahrend dies bei den anderen Elementen schon nach wenigen Minuten gelang ; andererseits waren im ultraroten Spectrum des ,,reinen" Kohle- bogensnur die Kohlebanden zu bemerken, die sichetwa bis 8200h. erstreckten, und ferner ergab der Vergleich des Spectrums des benutzten Eisens mit dcm Atlas des Eisenspectrums von K a y s e r und Runge keine einzige fitlsche Linie im sichtbaren Spectralgebiet.

Letztere Thatsache schliesst jedoch die Mbglichkeit noch nicht aus, dass das hier gegebene rote und ultrarote Eisen- spectrum einige Kohlenlinien enthalt ; denn selbst das reinste Schmiedeeisen, wie es bei vorliegender Untersuchung zur Ver- wendung kam, ist niemals ganz frei von Kohle, welche That- sache im sichtbaren Spectralgebiet allerdings wenig oder gar nicht hervortritt. Ob und inwieweit dies auch fur das rote _ _ ~ -

1) 1. c. 9. p. 246. 1902.

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und ultrarote Spectralgebiet gilt, dariiber werde ich in einem spateren Aufsatz berichten.

Fiir vorliegende Untersuchung ist eine Bemerkung Abney's ') von Interesse, in der er angiebt, mit seinen be- riihmten ultrarot empfindlichen Platten, mit denen er z. B. den Atlas des ultraroten Sonnenspectrums herstellte, von den ultraroten Spectren einiger Elemente, darunter auch von dem des Eisens, kein Bild erhalten zu haben, woraus er den Schluss zieht, dass diese Elemente uberhaupt kein ultrarotes Spectrum besitzen. Wenn nun auch dieser Schluss etwas verfruht war, so berechtigen doch samtliche Untersuchungen, die bisher Uber die ultraroten Emissionspectra der Elemente angestellt wurden, zu der Annahme, dass die Spectra der Elemente einer oberen Grenze zustreben, welche fur einige Elemente, wie z. B. fur Lithium etc. schon erreicht sein durfte.

Eei der numerischen Berechnung der WeHenlangen des ultraroten Eisenspectrums war mir Herr P. F. E v e r i t t in dankenswerter Weise behulflich.

Mun chen , Optisch- Astronom. Institut von S t e i n he i l . October 1902.

1) W. A b n e y , Proo. Roy. Sor. 32. p. 443. 1881.

(Eingegangen 17. October 1902.)