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152 | Phys. Unserer Zeit | 3/2007 (38) www.phiuz.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim MAGAZIN | PHYSIK GESTERN UND HEUTE | Planetensuche in unendlichen Weiten Neben der hitzigen Diskussion über den Planetenstatus von Pluto erregt die zunehmende Zahl entdeckter Planeten außerhalb unseres Sonnen- systems die Gemüter der Astronomen. Dabei spielt insbesondere der Nachweis von Bewegungen anhand der Doppler-Verschiebung eine zentrale Rolle. Diese Methode wurde grundsätzlich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt; allerdings meinte Doppler damit die Farbigkeit des Lichts der Fixsterne erklären zu können. 1842 begann der Österreicher Christian Doppler mit der Veröffent- lichung von Arbeiten, in denen er die Änderung der Wellenlänge bei relativer Bewegung von Sender und Empfänger zueinander beschrieb. Dieser Effekt sollte sowohl bei Tönen wie auch bei Licht auftreten. Dopp- ler wollte damit erklären, warum das Licht einiger Fixsterne rötlich oder bläulich erschien. Nach seiner Mei- nung strahlten alle Sterne ein weiß- lich-gelbes Licht aus. Die unter- schiedlichen Farben resultierten dann aus einer Bewegung der Fixsterne von der Erde weg oder auf sie zu. Diese These war aber sehr um- stritten und konnte sich auch nicht durchsetzen. Heute werden die unterschiedlichen Farben der Fix- sterne mit deren unterschiedlichen Temperaturen erklärt. Historisch wurde aber nicht nur Dopplers Interpretation abgelehnt, sondern sein Effekt insgesamt. Dies gilt allerdings nur für den Bereich der Optik, in der Akustik konnte der Effekt bereits 1845 in Versuchen mit Lokomotiven, auf denen Trompeter mitfuhren, demon- striert werden. Musiker mit einem entsprechend gut geschultem Gehör wurden an der Bahnlinie aufgestellt, die dann zu dem Ergebnis kamen, dass der Ton der Trompeten beim Annähern höher war als beim Ent- fernen. Bedeutsam für unser aktuelles Verständnis des Kosmos wurde die Doppler-Verschiebung durch die Arbeiten Edwin Hubbles Ende der 1920er-Jahre. Schon zuvor hatten Astronomen bei einigen Himmels- körpern spektrale Verschiebungen festgestellt. Hubble wies nach, dass bei dem Licht von Galaxien dieser Effekt ebenfalls auftritt, wobei es bei den meisten Galaxien zu höheren Wellenlängen verschoben war. Dies wird als Rotverschiebung bezeichnet. Spektakulär war dann aber seine Entdeckung im Jahre 1929, dass die Größe der Verschiebung von der Entfernung der Galaxie abhängt: Fast alle Galaxien entfernen sich von uns, und dies umso schneller, je weiter sie entfernt sind. Daraus leiteten einige Kosmologen die damals sehr gewagte Hypothese ab, dass das Universum expandiert. Dieses Ergebnis warf eine Reihe grundlegender Fragen über das Universum auf und führte mit zur Urknalltheorie. Eine entscheidende Bedeutung hat die Doppler-Verschiebung in den letzten Jahren bei der Suche nach Exoplaneten erfahren (siehe R. Titz, Physik in unserer Zeit 2006, 37 (6), 286). Hier macht man sich den Effekt zu eigen, dass ein (oder mehrere Planeten) und der zugehörige Zen- tralstern um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Damit bewegt sich der Stern mit der Umlaufperiode des Planeten radial auf uns zu und zurück, was sich in einer Doppler- Verschiebung seiner Spektrallinien äußert. Bislang ist diese Methode auf verhältnismäßig massereiche Plane- ten, ähnlich unserem Saturn oder Jupiter, beschränkt, weil deren gravi- tativer Einfluss auf das Zentralgestirn hinreichend groß ist. Dennoch wurden bisher mit der Doppler- Methode die meisten Exoplaneten gefunden. Literatur Lexikon der bedeutenden Naturwissenschaftler Bd. 1, Spektrum Akademischer Verlag, Heidel- berg, 2004, 421. R. Kippenhahn, Sterne und Weltraum 2003, 42 (11), 34. Peter Heering, Uni Augsburg Abb. 2 Das Sonnenspektrum mit Absorptionslinien (oben) im Vergleich zu dem Spektrum einer eine Milliarde Lichtjahre entfernten Galaxie (unten), in deren Spektrum eine Rotver- schiebung z um einen Faktor 1,07 (z = 0,07) auftritt. Abb. 1 Christian Doppler (29.11.1803 – 17. 3.1853). INTERNET | www.aerztewoche.at/viewArticleDe- tails.do?articleId=3205 pluslucis.univie.ac.at/PlusLucis/041/ s24.pdf www-groups.dcs.st-andrews.ac. uk/~history/Biographies/Hubble.html

Planetensuche in unendlichen Weiten

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152 | Phys. Unserer Zeit | 3/2007 (38) www.phiuz.de © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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PH YS I K G E S T E R N U N D H EU T E |Planetensuche in unendlichen WeitenNeben der hitzigen Diskussion über den Planetenstatus von Pluto erregtdie zunehmende Zahl entdeckter Planeten außerhalb unseres Sonnen-systems die Gemüter der Astronomen. Dabei spielt insbesondere der Nachweis von Bewegungen anhand der Doppler-Verschiebung einezentrale Rolle. Diese Methode wurde grundsätzlich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt; allerdings meinte Doppler damit die Farbigkeit des Lichts der Fixsterne erklären zu können.

1842 begann der Österreicher Christian Doppler mit der Veröffent-lichung von Arbeiten, in denen er dieÄnderung der Wellenlänge beirelativer Bewegung von Sender undEmpfänger zueinander beschrieb.Dieser Effekt sollte sowohl bei Tönenwie auch bei Licht auftreten. Dopp-ler wollte damit erklären, warum dasLicht einiger Fixsterne rötlich oderbläulich erschien. Nach seiner Mei-nung strahlten alle Sterne ein weiß-lich-gelbes Licht aus. Die unter-schiedlichen Farben resultierten dannaus einer Bewegung der Fixsternevon der Erde weg oder auf sie zu.

Diese These war aber sehr um-stritten und konnte sich auch nichtdurchsetzen. Heute werden dieunterschiedlichen Farben der Fix-sterne mit deren unterschiedlichenTemperaturen erklärt. Historischwurde aber nicht nur DopplersInterpretation abgelehnt, sondernsein Effekt insgesamt.

Dies gilt allerdings nur für denBereich der Optik, in der Akustikkonnte der Effekt bereits 1845 inVersuchen mit Lokomotiven, auf

denen Trompeter mitfuhren, demon-striert werden. Musiker mit einementsprechend gut geschultem Gehörwurden an der Bahnlinie aufgestellt,die dann zu dem Ergebnis kamen,dass der Ton der Trompeten beimAnnähern höher war als beim Ent-fernen.

Bedeutsam für unser aktuellesVerständnis des Kosmos wurde dieDoppler-Verschiebung durch dieArbeiten Edwin Hubbles Ende der1920er-Jahre. Schon zuvor hattenAstronomen bei einigen Himmels-körpern spektrale Verschiebungenfestgestellt. Hubble wies nach, dassbei dem Licht von Galaxien dieserEffekt ebenfalls auftritt, wobei es beiden meisten Galaxien zu höherenWellenlängen verschoben war. Dieswird als Rotverschiebung bezeichnet.Spektakulär war dann aber seineEntdeckung im Jahre 1929, dass dieGröße der Verschiebung von derEntfernung der Galaxie abhängt: Fastalle Galaxien entfernen sich von uns,und dies umso schneller, je weiter sieentfernt sind. Daraus leiteten einigeKosmologen die damals sehr gewagteHypothese ab, dass das Universumexpandiert. Dieses Ergebnis warfeine Reihe grundlegender Fragenüber das Universum auf und führtemit zur Urknalltheorie.

Eine entscheidende Bedeutunghat die Doppler-Verschiebung in denletzten Jahren bei der Suche nachExoplaneten erfahren (siehe R. Titz,Physik in unserer Zeit 2006, 37 (6),286). Hier macht man sich den Effektzu eigen, dass ein (oder mehrerePlaneten) und der zugehörige Zen-tralstern um einen gemeinsamenSchwerpunkt kreisen. Damit bewegt

sich der Stern mit der Umlaufperiodedes Planeten radial auf uns zu undzurück, was sich in einer Doppler-Verschiebung seiner Spektrallinienäußert. Bislang ist diese Methode aufverhältnismäßig massereiche Plane-ten, ähnlich unserem Saturn oderJupiter, beschränkt, weil deren gravi-tativer Einfluss auf das Zentralgestirnhinreichend groß ist. Dennochwurden bisher mit der Doppler-Methode die meisten Exoplanetengefunden.

Literatur Lexikon der bedeutenden NaturwissenschaftlerBd. 1, Spektrum Akademischer Verlag, Heidel-berg, 2004, 421.R. Kippenhahn, Sterne und Weltraum 22000033, 42(11), 34.

Peter Heering, Uni Augsburg

Abb. 2 Das Sonnenspektrum mit Absorptionslinien (oben) imVergleich zu dem Spektrum einer eine Milliarde Lichtjahreentfernten Galaxie (unten), in deren Spektrum eine Rotver-schiebung z um einen Faktor 1,07 (z = 0,07) auftritt.

Abb. 1 Christian Doppler (29.11.1803 –17. 3.1853).

I N T E R N E T |www.aerztewoche.at/viewArticleDe-tails.do?articleId=3205

pluslucis.univie.ac.at/PlusLucis/041/s24.pdf

www-groups.dcs.st-andrews.ac.uk/~history/Biographies/Hubble.html