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Power for the People: Die unvollendete Reform der Stromwirtschaft in Südafrika nach der Apartheid by Barbara Praetorius Review by: Dirk Asendorpf Africa Spectrum, Vol. 35, No. 2 (2000), pp. 258-260 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174847 . Accessed: 14/06/2014 11:03 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.60 on Sat, 14 Jun 2014 11:03:10 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Power for the People: Die unvollendete Reform der Stromwirtschaft in Südafrika nach der Apartheidby Barbara Praetorius

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Power for the People: Die unvollendete Reform der Stromwirtschaft in Südafrika nach derApartheid by Barbara PraetoriusReview by: Dirk AsendorpfAfrica Spectrum, Vol. 35, No. 2 (2000), pp. 258-260Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174847 .

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werke die generelle Globalisierung wider, ermöglichen gleichzeitig aber auch die Bildung von Gegenpolen. Damit werden neue Identitäten aufgebaut. Der Wettstreit zwischen Islam und Christentum wird religiös, kulturell, wirtschaftlich und politisch ausgetragen, wobei die internationa- len Netzwerke zugunsten des Chris- tentums arbeiten. Die Frage, inwieweit der Glauben die Afrikaner mit ihrer Armut versöhnt, beantwortet Gifford eindeutig positiv: Die soziale Lage auf dem Kontinent wird vor allem in den Pfingskirchen individualisiert und mit ungenügendem Glauben begründet, die sozio-politischen Verhältnisse aus- geblendet. Der Glaube ist einzig auf die Erlangung mateheller Werte orien- tiert, soziale Forderungen werden kaum entwickelt und demokratisches Gedankengut durch den teilweise authoritären Führungsstil wenig ver- breitet. Ein positiver Aspekt ist aller- dings, dass das Engagement in den Kirchen verwertbare Kenntnisse in den Bereichen Planung und Manage- ment vermittelt und bei den Frauen Selbstbewusstsein fördert. Insgesamt werden jedoch Aspekte wie Individu- alismus, Jugend und Wettbewerb ver- breitet. Zwar können mit Hilfe des Glaubens ethnische Grenzen über- wunden werden, Nichtgläubige wer- den jedoch verstärkt ausgegrenzt. Insgesamt trägt das afrikanische Christentum gleich welcher Prägung wenig zur Veränderung der sozio- politischen Systeme bei.

Die Studie bietet zahlreiche Anre- gungen und geht mit der Konzentra- tion auf die Entwicklungen in den Kir- chen auf Faktoren ein, die in anderen Studien nur oberflächlich behandelt werden, die angesichts ihrer Bedeu- tung aber für jede gesellschaftliche

Analyse unerlässlich sind. Dies zeigen besonders die Beispiele Sambias und Kameruns mit der starken Ver- quickung zwischen politischer Füh- rung und Religion. Die Beschäftigung mit dem Islam, der in Afrika ebenfalls eine Ausbreitung und Politisierung erfährt und in den Grenzzonen (z. B. Nigeria, Kamerun) immer wieder mit dem engagierten Christentum zusam- menstösst, erfolgt indirekt und nur am Rande. Eine ausführlichere Betrach- tung hätte sicherlich den Rahmen des Buches gesprengt, ist jedoch hoch- aktuell und sollte Thema weiterfüh- render Studien sein. Hinzuweisen wäre hier auf die aus verschiedenen Gründen gespannten Beziehungen zwischen Nigeria und Kamerun und die Erkenntnis Giffords, dass Pfingst- kirchen in Kamerun, die die Macht des bisherigen kirchlich-politischen Esta- blishments mittel- bis langfristig be- drohen könnten, über Nigeria vor- dringen.

Regina Wegemund

Barbara Praetorius Power for the People: Die unvollendete Reform der Stromwirtschaft in Südafrika nach der Apartheid. LIT-Verlag, Hamburg, 2000. 291 S. 49,80 DM, br., ISBN 3-8258-4772-1

Anfang der 1990er Jahre hinterließ die Apartheid in Südafrika eine weitgehend monopolisierte Stromwirt- schaft, die sich ausschließlich an den Interessen der weißen Minderheit orientierte. Die gesamte Stromerzeu- gung sowie 60 Prozent der Endver-

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teilung lagen in der Hand der

„Eskom". Die Monopolgesellschaft be- trieb zwar ein auch im internationalen

Vergleich effizientes Netz mit mo- dernen Kraftwerken, zuverlässigen Leitungen und niedrigen Preisen, die Mehrheit der Bevölkerung blieb davon

allerdings ausgeschlossen. 1992 hat- ten nur 32 Prozent aller südafrika- nischen Haushalte einen Stroman- schluss.

Frühzeitig machten der ANC und seine Bündnispartner den Energie- sektor zum Thema in den Verhand-

lungen zur Demokratisierung Südafri- kas. Neben der Aufrechterhaltung ei- ner effizienten Stromproduktion und Verteilung stand dabei vor allem die

Elektrifizierung der nicht-weißen Be- völkerungsmehrheit im Mittelpunkt. Für die Abschaffung der Monopol- struktur in der südafrikanischen Stromwirtschaft machte sich dagegen nur ein Teil der Verhandlungsführer stark.

Voraussetzungen, Ziele, Verlauf und Ergebnisse dieser Verhandlungen um die Struktur der künftigen südafri- kanischen Stromwirtschaft sind das Thema des Buches von Barbara Praetorius. Sie unterscheidet dabei zwischen der Phase der Transition von Anfang 1990 bis zu den ersten demokratischen Wahlen 1994 und der Phase der Konsolidierung von 1994 bis 1999, die sich mit der Amtszeit der ersten demokratisch gewählten Re- gierung unter Nelson Mandela deckt.

Methodisch stützt sich die Arbeit auf Kategorien und Ansätze der akteurs- theoretischen, interaktions-orientierten Policy-Analyse. Praetorius geht davon aus, dass die Transformationsver- handlungen in Südafrika nicht dem Prinzip einer hierarchischen Steue- rung folgen, sondern als „horizontaler

Problemlösungs- bzw. Koordinations-

prozess" von „dezentralen, dabei

jedoch interdependenten Subsys- temen" beschrieben werden können. Als Akteure identifiziert sie ins- besondere den ANC, Gewerkschaf-

ten, Kommunen, Regierungsinstitu- tionen, die Stromwirtschaft und zivil-

gesellschaftliche Gruppen. Die Hypo- thesen, die sich aus dem theore- tischen Modell ergeben, überprüft Praetorius anhand einer umfassenden

Darstellung der südafrikanischen Stromwirtschaft und ihrer Verän-

derung. Die empirische Grundlage liefern dafür Arbeitspapiere, Strate-

gien, Protokolle und Ergebnisse der

Verhandlungen, parlamentarischer und öffentlicher Diskussionen in Kombination mit eigenen Beobach-

tungen und Expertengesprächen wäh- rend mehrerer Südafrika-Aufenthalte.

Das Buch bietet mit einer großen Fülle an Material einen ausge- zeichneten Überblick über die ener- giepolitischen Ziele und Strategien in den verschiedenen Verhandlungs- konstellationen. Überzeugend analy- siert und beschreibt Praetorius die dominierende Rolle, die das Eskom-

Monopol aufgrund seiner überlegenen wirtschaftlichen, technischen und personellen Ausstattung sowie seinem „faktischen Monopol bei den zugehörigen Fachkenntnissen und dem Zugang zu Daten" einnehmen konnte. Außerdem wird deutlich, warum sich Eskom, ANC und Gewerkschaften im Verlauf der Ver- handlungen gegen die Dezentra- lisierung der Entscheidungsstrukturen im Energiesektor, wie sie von Kom- munen und zivilgesellschaftlichen Or- ganisationen verlangt wurde, zusam- mengeschlossen haben. Die daraus resultierenden Entscheidungsblocka-

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den, die auch nicht durch Kompro- misse unter Einbeziehung anderer Politikbereiche aufgelöst werden konnten, verhinderten bis zum Ende des untersuchten Zeitraums die ver- bindliche Formulierung einer neuen südafrikanischen Energiepolitik.

Hier zeigen sich allerdings auch die Grenzen des verwendeten akteurs- theoretischen Ansatzes, der sich auf die Strukturanalyse weniger institutio- nalisierter Verhandlungsführer stützt. Deren interne Widersprüche macht Praetorius kaum zum Thema, und die in Südafrika auch nach fünf Jahren ANC-Regierung noch immer sehr starke Tradition des Stromgebühren- Boykotts taucht nur in einer Fußnote ihres Buches auf.

Mit der Beibehaltung des weit- gehenden Eskom-Monopols sind die während der Verhandlungen um eine neue südafrikanische Energiepolitik immer wieder eingebrachten basisde- mokratischen Vorstellungen einer „partizipativen" Neuorientierung an den Rand gedrängt worden. Trotzdem hält Praetorius es für verfrüht, von einem Scheitern dieser Ideen zu sprechen. Solange Eskom die zen- tralen Ziele der ANC-Regierung - schnelle Elektrifizierung der Bevölke- rungsmehrheit und niedrige Energie- kosten für die Wirtschaft - zufrieden- stellend erfülle, gebe es schließlich keinen vernünftigen Grund, das Mo- nopol aufzubrechen und die damit verbundenen Risiken einzugehen.

Dirk Asendorpf

Alexander Venn / Gunnar Geyer „Telekommunikative Infrastrukturen - Perspektiven für Entwicklungsländer. Wachstumspotentiale und Wohlfahrtseffekte durch Kommunikationstechnologien - Eine exemplarische Studie über Tansania". Tectrum Verlag, Marburg 1999, 170 S., ISBN 3-8288-8083-5, DM 49,80

Seit Mitte der neunziger Jahre widmet sich die Entwicklungsländerforschung verstärkt der Frage, welchen Chancen und Risiken die armen und ärmsten Länder bei der Nutzung neuer Infor- mations- und Kommunikationstechno- logien (IKT) gegenüberstehen. Dabei betonen die einen, dass durch produktivitäts- und effizienzsteigernde Potenziale der IKTs Entwicklungs- stufen übersprungen werden können. Die anderen warnen vor dem Hinter- grund eines sich vertiefenden digita- len Grabens zwischen Nord und Süd, dass Abkopplungsprozesse beschleu- nigt und damit gerade die ärmsten Entwicklungsländer weiter an den Rand gedrängt werden. Deshalb ist es Zeit für empirisch fundierte Länder- studien, die diese Thesen überprüfen.

Einen solchen Versuch haben Alexander Venn und Gunnar Geyer mit ihrer Länderstudie über Tansania unternommen. Sie treten mit dem Anspruch auf, die Kommunikations- strukturen in Tansania zu analysieren und daraus Empfehlungen möglicher Sektor-Strategien für eine entwick- lungsförderliche IKT-Nutzung abzu- leiten.

Um es vorweg zu nehmen, diesen Anspruch erfüllt der Band nicht. Dazu

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