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Backup mit System Praxisdaten sicher – auch bei einem Praxisbrand Auch das beste IT-System kann versagen. Problematisch wird es, wenn dabei Praxisdaten verloren gehen. Wie Ärzte sich ohne Mehraufwand gegen den Datenverlust absichern können, zeigt ein Beispiel aus der Praxis. Systemfehler: Kein Zugriff mehr auf die Daten. Das wäre für die meisten Arztpra- xen in der heutigen Zeit der GAU. Denn fast alle Patientendaten werden mittler- weile elektronisch erfasst; das heißt, sie befinden sich nur noch auf dem PC oder Praxis-Server. Die Sicherung aller Praxis- daten gegen einen Verlust bei einem mög- lichen Ausfall der Computeranlage oder einem Festplattenabsturz wird somit im- mer wichtiger. Aber: Ein einfaches Back- up der Daten am Ende des Tages reicht heute vielfach nicht mehr aus. Die Orthopädiepraxis von Dr. Micha- el omas Wittke und Mathias Cuntze aus Peine verwendet für die Sicherung der Daten ein ausgeklügeltes System, das gleich mehrere Massenspeicher umfasst. Mit Hilfe eines speziellen Report-Servi- ces sind die beiden Ärzte jederzeit über den Zustand ihres Datenbestands auf dem Laufenden. Fällt eine Festplatte aus, springt die nächste ein Zunächst ist die Praxisstruktur ent- scheidend: Zu den Spezialgebieten der beiden Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie gehören sehr unter- schiedliche Behandlungsmethoden, da- runter Optionen wie die Akupunktur, die Stoßwellentherapie et cetera. In der Praxis befindet sich deshalb eine um- fangreiche Computeranlage aus zehn miteinander vernetzten PC, die unter dem Betriebssystem Windows und der Praxissoſtware Medistar arbeiten. Die Datenspeicherung läuſt über einen Netz- werkspeicher (NAS) von Buffalo Tech- nologies, wie Marc Kuhnert erklärt; der IT-Experte hat die Computeranlage ins- talliert und betreut sie auch ständig . Was so einfach klingt, ist ein hoch- komplexes System. Denn um die wäh- rend des Praxisbetriebs täglich erfassten Daten möglichst effektiv zu sichern, wer- den gleich mehrere verschiedene Spei- chergeräte eingesetzt. Die zentrale Siche- rung erfolgt auf einem großen Netz- werkspeicher, einer „Buffalo TeraStation Quad“ mit 2 Terabyte Speicherkapazität. Die Daten sind hier über ein RAID- 5-System (siehe Info-Box) doppelt abge- sichert. Das bedeutet: Fällt ein Laufwerk wegen eines Defekts aus, sind die Daten nicht verloren, da sie sich auf zwei ver- schiedenen Einzelfestplatten in der Te- raStation befinden. Trotzdem erfolgt au- tomatisch über die „Robocopy“-Funkti- on auch noch eine tägliche und wö- chentliche Sicherung der Daten. Das al- les ist Kuhnert aber immer noch nicht genug: Ein Skript, also ein automatisch ablaufendes Programm, sorgt obendrein dafür, dass die Arztsoſtware täglich auf eine externe USB-Festplatte, eine Buffa- lo MiniStation 3,5 Zoll mit 350 Gigabyte Kapazität, gesichert wird. Diese wird je- weils morgens gegen eine neue USB- Festplatte ausgetauscht. Ein solches Laufwerk mit aktuellem Datenbestand wird schließlich noch außer Haus aue- wahrt. Selbst im schlimmsten aller Fälle – etwa, wenn ein Brand die Praxisräume vernichten sollte – sind die Patientenda- ten damit auf der sicheren Seite. Die Kosten halten sich in Grenzen Trotz des ausgefeilten Datensicherungs- systems hielten sich die Anschaffungs- kos-ten für die Orthopädiepraxis in Grenzen. Für die Datensicherungsfunk- tionen werden nämlich die Bordmittel – also die Kapazitäten der TeraStation – RAID RAID steht für „Redundant Array of In- dependent Disks“. Übersetzt bedeutet dies: redundante Anordnung unabhän- giger Festplatten. Das meint nichts an- deres, als dass innerhalb größerer Spei- chermodule gleich mehrere unabhän- gige Festplatten angeordnet werden. Fällt eine Festplatte aus, kann somit au- tomatisch eine andere einspringen. Da- bei werden die Daten der Hauptfest- platte meist direkt auf die anderen Platten gespiegelt. Die Nummer hinter der Bezeichnung RAID – etwa RAID 5 – gibt an, wie die einzelnen Festplatten im Speichermodul zusammenwirken, also welche Festplatte wann einspringt und wie gespiegelt wird. Daraus ergibt sich aber noch nicht, wie viele Festplat- ten in dem Speichermodul stecken. Höhl/Jungbluth © Gerald Bernard / Shutterstock.com 76 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (3) Praxis konkret Praxisdatensicherung

Praxisdaten sicher — auch bei einem Praxisbrand

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Backup mit System

Praxisdaten sicher – auch bei einem PraxisbrandAuch das beste IT-System kann versagen. Problematisch wird es, wenn dabei Praxisdaten verloren gehen. Wie Ärzte sich ohne Mehraufwand gegen den Datenverlust absichern können, zeigt ein Bei spiel aus der Praxis.

Systemfehler: Kein Zugriff mehr auf die Daten. Das wäre für die meisten Arztpra-xen in der heutigen Zeit der GAU. Denn fast alle Patientendaten werden mittler-weile elektronisch erfasst; das heißt, sie befinden sich nur noch auf dem PC oder Praxis-Server. Die Sicherung aller Praxis-daten gegen einen Verlust bei einem mög-lichen Ausfall der Computeranlage oder einem Festplattenabsturz wird somit im-mer wichtiger. Aber: Ein einfaches Back-up der Daten am Ende des Tages reicht heute vielfach nicht mehr aus.

Die Orthopädiepraxis von Dr. Micha-el Thomas Wittke und Mathias Cuntze aus Peine verwendet für die Sicherung der Daten ein ausgeklügeltes System, das gleich mehrere Massenspeicher umfasst. Mit Hilfe eines speziellen Report-Servi-ces sind die beiden Ärzte jederzeit über den Zustand ihres Datenbestands auf dem Laufenden.

Fällt eine Festplatte aus, springt die nächste einZunächst ist die Praxisstruktur ent-scheidend: Zu den Spezialgebieten der beiden Fachärzte für Orthopädie und

Unfallchirurgie gehören sehr unter-schiedliche Behandlungsmethoden, da-runter Optionen wie die Akupunktur, die Stoßwellentherapie et cetera. In der Praxis befindet sich deshalb eine um-fangreiche Computeranlage aus zehn miteinander vernetzten PC, die unter dem Betriebssystem Windows und der Praxissoftware Medistar arbeiten. Die Datenspeicherung läuft über einen Netz-werkspeicher (NAS) von Buffalo Tech-nologies, wie Marc Kuhnert erklärt; der IT-Experte hat die Computeranlage ins-talliert und betreut sie auch ständig .

Was so einfach klingt, ist ein hoch- komplexes System. Denn um die wäh-rend des Praxisbetriebs täglich erfassten Daten möglichst effektiv zu sichern, wer-den gleich mehrere verschiedene Spei-chergeräte eingesetzt. Die zentrale Siche-rung erfolgt auf einem großen Netz-werkspeicher, einer „Buffalo TeraStation Quad“ mit 2 Terabyte Speicherkapazität. Die Daten sind hier über ein RAID-5-System (siehe Info-Box) doppelt abge-sichert. Das bedeutet: Fällt ein Laufwerk wegen eines Defekts aus, sind die Daten nicht verloren, da sie sich auf zwei ver-

schiedenen Einzelfestplatten in der Te-raStation befinden. Trotzdem erfolgt au-tomatisch über die „Robocopy“-Funkti-on auch noch eine tägliche und wö-chentliche Sicherung der Daten. Das al-les ist Kuhnert aber immer noch nicht genug: Ein Skript, also ein automatisch ablaufendes Programm, sorgt obendrein dafür, dass die Arztsoftware täglich auf eine externe USB-Festplatte, eine Buffa-lo MiniStation 3,5 Zoll mit 350 Gigabyte Kapazität, gesichert wird. Diese wird je-weils morgens gegen eine neue USB-Festplatte ausgetauscht. Ein solches Laufwerk mit aktuellem Datenbestand wird schließlich noch außer Haus aufbe-wahrt. Selbst im schlimmsten aller Fälle

– etwa, wenn ein Brand die Praxisräume vernichten sollte – sind die Patientenda-ten damit auf der sicheren Seite.

Die Kosten halten sich in GrenzenTrotz des ausgefeilten Datensicherungs-systems hielten sich die Anschaffungs-kos-ten für die Orthopädiepraxis in Grenzen. Für die Datensicherungsfunk-tionen werden nämlich die Bordmittel – also die Kapazitäten der TeraStation –

RAID

RAID steht für „Redundant Array of In-dependent Disks“. Übersetzt bedeutet dies: redundante Anordnung unabhän-giger Festplatten. Das meint nichts an-deres, als dass innerhalb größerer Spei-chermodule gleich mehrere unabhän-gige Festplatten angeordnet werden. Fällt eine Festplatte aus, kann somit au-tomatisch eine andere einspringen. Da-bei werden die Daten der Hauptfest-platte meist direkt auf die anderen Platten gespiegelt. Die Nummer hinter der Bezeichnung RAID – etwa RAID 5 – gibt an, wie die einzelnen Festplatten im Speichermodul zusammenwirken, also welche Festplatte wann einspringt und wie gespiegelt wird. Daraus ergibt sich aber noch nicht, wie viele Festplat-ten in dem Speichermodul stecken.

Höhl/Jungbluth

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Praxis konkret Praxisdatensicherung

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verwendet, die die Praxis ja ohnehin für ihr Rechnernetzwerk nutzt. Zusätzliche Software musste nicht eingekauft wer-den. Die Installation der Geräte war in-nerhalb von rund 14 Tagen abgeschlos-sen, so Kuhnert.

Backup-Protokoll warnt vor DatenfehlernDoch damit ist die Betreuung nicht am Ende: Die Ärzte haben einen Logfile-Sichtungsvertrag abgeschlossen. Sys-tembetreuer Marc Kuhnert schaut sich regelmäßig einmal wöchentlich die Pro-tokolldateien an, die durch das Betriebs-system während der Datensicherung er-stellt wurden. Er als Fachmann ent-schlüsselt der Praxis die teilweise kryp-tischen Meldungen und berichtet darü-ber ausführlich an die Praxismanagerin

Roswitha Faßbender. So kann das Pra-xisteam schnell Probleme erkennen, identifizieren und beseitigen. „Praktisch ist für uns, dass die Datensicherung voll-automatisch läuft und wir von Herrn Kuhnert wöchentlich über eine Logfile-Sichtung informiert werden“, sagt Faß-bender. „Herr Kuhnert schreibt uns per Mail ein ausführliches Protokoll über die Logfiles. Das ist sehr übersichtlich und bei Problemen gut einsehbar. Be-sonderheiten markiert er.“ Um die tägli-che Sicherung auf der zusätzlichen Fest-platte kümmern sich die Praxismanage-rin und eine Kollegin hingegen selbst. Aber auch hier läuft der Prozess weitge-hend automatisiert ab, sodass durch die Datensicherung eigentlich keine Zusatz-belastung für das Praxisteam entsteht.

Thomas Jungbluth

Arzneimittelprüfmodul für Gesundheitsportale

Die ifap GmbH hat ein Arzneimittel-prüfmodul entwickelt, das nicht nur Versandapotheken, sondern auch Ge-sundheitsportale als Zusatzservice für Patienten nutzen können. Bestellt ein Kunde einer Versandapotheke im In-ternet ein Medikament oder infor-miert sich darüber in einem Gesund-heitsportal, prüft das Modul „i:fox® WEB“ automatisch mögliche Risiken – etwa in Bezug auf Interaktion, Kontra-indikation, Schwangerschaft/Stillzeit, Doppelverordnung und Lebensmitte-lunverträglichkeit, so das Unterneh-men. Die Rückmeldung erfolgt über-sichtlich per Ampelsymbolik (www.ifap.de). Höhl

Jeder Dritte Deutsche nutzt ein Smartphone

Jeder dritte Deutsche (34 %) besitzt bereits ein Smartphone. Bei den unter 30-Jährigen soll es sogar jeder zweite sein. Das zeigt eine aktuelle repräsen-tative Umfrage des Marktforschungs-instituts Aris im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM. „Smartphones ha-ben in wenigen Jahren den Handy-Markt aufgerollt und werden mehr und mehr zur Fernbedienung unseres Lebens“, sagt BITKOM-Präsidiumsmit-glied René Schuster. Das können auch Arztpraxen nutzen, indem sie ihre Pra-xis-Homepages mobilfähig machen oder Gesundheits-Apps in der Patien-tenversorgung nutzen – und sich etwa Vitaldaten per Smartphone zusenden lassen. Höhl

Software analysiert Patienten ströme im MVZ

Der Arztsoftware-Anbieter medatixx hat sein Zusatzmodul ixx.report für die ixx.concept-Editionen MVZ/Ambu-lanz und für ixx.vianova mit neuen Auswertungs- und Analysemöglichkei-ten ausgestattet. Wie das Unterneh-men meldet, könnten jetzt die ambu-lanten Patientenströme noch besser analysiert und optimal gelenkt wer-den. Das Modul zeige den Praxen nach Wunsch grafisch und tabellarisch an, zu welchen Uhrzeiten im Zeitraum ei-ner Woche, mehrerer Wochen, eines Monats oder mehrerer Jahre wie viele Patienten ambulant in der Praxis wa-ren. Höhl

Kurz gemeldet

Haben CD und DVD als Speichermedien ausgedient?Jede Datensicherung ist nur so gut wie das Speichermedium. Doch worauf sollten Praxisteams bei der Auswahl achten?

Auch in Arztpraxen nimmt die Menge der elektronischen Daten stetig zu.

Aber nicht nur das hat CD-ROM und DVD den Rang als gutes Speichermedi-um für das Daten-Backup – also die Si-cherung der Praxisdaten – abgelaufen. Noch viel schwerer wirkt folgender Nach-teil der Disks: Ein automatisches Backup ist mit ihnen kaum möglich. Und damit wären wir auch schon bei einem entschei-denden Punkt für die Auswahl geeigneter Backup-Medien – zumindest für große Praxiseinheiten und solche, die sich nicht ständig aktiv mit der Datensicherung be-schäftigen wollen: Erlaubt das Speicher-medium eine automatisierte Datensiche-rung, die einmal installiert wird und dann läuft, oder nicht?

Klar mit ja beantworten lässt sich die Frage für externe USB-Festplatten, die zur Datensicherung an das Praxisnetz be-ziehungsweise den Praxisrechner ange-schlossen und beispielsweise einmal wö-chentlich gewechselt werden. Denn hier-auf kann durch entsprechende Siche-rungsprogramme oder -befehle direkt und automatisch zugegriffen werden. Ak-

tiv irgendwelche Tasten betätigen müssen die Praxismitarbeiterinnen dafür in der Regel nicht. Diese USB-Platten sind schon ab rund 60 € zu haben, mit einer Speicherkapazität von 1 Terabyte. Noch ein Vorteil: Wie CD oder DVD können sie ohne Aufwand außerhalb der Praxis aufbewahrt werden, dazu müssen die Platten nur abgestöpselt werden. Aber: Die externen Festplatten sind relativ stoß-anfällig. Fallen sie herunter, könnte ihre Funktionsfähigkeit und damit die Daten-sicherung leiden.

Eine interessante Alternative sind Netz-werkspeicher – kurz NAS (Network Attached Storage ). Diese Geräte gibt es ebenfalls schon für Kapazitäten von 1 und 2 Terabyte, jedoch kosten sie meist 300 € und mehr. Da hier die Daten innerhalb des NAS noch einmal gespiegelt werden, sind sie sozusagen mehrfach geschützt.

Eine weitere Methode wäre noch die Datensicherung auf Bändern. Diese ha-ben aber den Nachteil, wie USB-Fest-platten bereits bei leichter Beschädigung störanfällig zu werden.

Rebekka Höhl

ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (3) 77