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Pressespiegel
9. achtung berlin – new berlin film award
vom 17.-24. April 2013
Medium Ausgabe/Datum Seite
030 Heft 9 / 10.04.2013 3
B.Z. 17., 19., 20., 22.04.2013 4
Berlin & I Online, 16.04.2013 8
Berlin.de Online, 06.03.2013 10
BerlinOnline Online, 28.03., 16.04.2013 11
Berlin Poche Online, April 2013 14
Berliner Blatt Online Online, 20.04.2013 16
Berliner Filmfestivals Online, 07.03., 17., 24.04.2013 18
Berliner Kurier 21., 22.04.2013 29
Berliner Morgenpost 14., 16., 18.-24.04.2013 31
Berliner Zeitung 16., 17., 19., 22.04.2013 41
Bild Berlin 22.04.2013 45
BLN.FM Online, 13.03., 17.04.2013 46
Borlife.de Online, 17.04.2013 52
CLOF online Online, 20.04.2013 54
critic.de Online, 18.04.2013 55
Exberliner Heft 115 / Online April 2013 62
Film Dienst Heft 8, 11.04.2013 65
Filmfestivallife.com Online, 19.04.2013 66
Friedrich-Zeitschrift Potsdam April 2013 69
Gala.de Online, 22.04.2013 70
Greatest April 2013 73
Hertha-Magazin April 2013 74
Himbeer April 2013 75
Hotel Lützow Online Online, 25.03.2012 76
inTouch online Online, 22.04.2013 77
Juraforum.de Online, 17.04.2013 78
Kino-Zeit Online, April 2013 79
Kultur_Port.de Online, 28.03.2013 105
Kulturkueche Berlin Online 16.04.2013 108
Märkische Allgemeine 30.03.2013 110
MAZ 18.04.2013 112
Mitteschön Heft 23, April 2013 114
Moviepilot.de Online, 25.04.2013 115
MOZ Online, 17.04.2013 119
neues deutschland 18.04.203 120
Neuköllner.net Online, 16.04.2013 121
Neustädter 2012/2013 124
Prenzlauer Berg Nachrichten Online, 16.04.2013 126
Promiflash.tv Online, 22.04.2013 128
Qiez Online, 17.04.2013 131
Rbb online Online, 17.04.2013 133
Rbb Stilbruch Online, 11., 18.04.2013 137
Siegessäule.de Online, 19.04.2013 142
Stagepress-Pictures Online, 18.04.2013 144
Tagesspiegel 04., 10.04.2013 145
taz 18.04.2013 147
TIK online Online, 18.04.2013 149
Tip Berlin Heft 9 / 2013, Online: 17.04.2013 151
UMag April 2013 156
Vivereaberlin.com Online, 17.04.2013 158
Webseite RP Kahl Online, 11.04.2013 159
Welt 16.04.2013 160
Zitty Heft 6, 06.03.2013 / Heft 7 20.03.2013 / Heft 9
17.04.2013 / Online: 19.04.2013
161
Medium: 030
Datum: Heft 9 / 10.04.2013
Medium: B.Z.
Datum: 17.04.2013
Medium: B.Z.
Datum: 19.04.2013
Medium: B.Z.
Datum: 20.04.2013
Medium: B.Z.
Datum: 22.04.2013
Medium: Berlin&I online
Datum: 16.04.2013
Medium: Berlin.de
Datum: 06.03.2013
Medium: BerlinOnline
Datum: 28.03.2013
Medium: Berlin Online
Datum: 16.04.2013
Medium: Berlin Poche
Datum: April 2013
Medium: Berliner Blatt online
Datum: 20.04.2013
Medium: Berliner Filmfestivals.de
Datum: 07.03.2013
Medium: Berliner Filmfestivals.de
Datum: 17.04.2013
Medium: Berliner Filmfestivals.de
Datum: 24.04.2013
Medium: Berliner Kurier
Datum: 21.04.2013
Medium: Berliner Kurier
Datum: 22.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost / ABO-Spezial
Datum: 14.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 16.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 18.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 19.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 20.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 21.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 22.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 22.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 23.04.2013
Medium: Berliner Morgenpost
Datum: 24.04.2013
Medium: Berliner Zeitung
Datum: 16.04.2013
Medium: Berliner Zeitung
Datum: 17.04.2013
Medium: Berliner Zeitung
Datum: 19.04.2013
Medium: Berliner Zeitung
Datum: 22.04.2013
Medium: BILD Berlin
Datum: 22.04.2013
Medium: BLN.FM
Datum: 13.03.2013
Medium: BLN.FM
Datum: 17.04.2013
Medium: borlife.de
Datum: 17.04.2013
Medium: CLOF online
Datum: 20.04.2013
Die Rekonstruktion eines Amoklaufs als Liebesgeschichte.
„Keine Ahnung, hab ich noch nie drüber nachgedacht, schon krank irgendwie“ ist die lapidare Antwort auf die Frage seines
Chefs Schadt, was er denn von Amokläufern eigentlich halte. Roman (Friedrich Mücke), ein irgendwo zwischen Schulzeit und
Studium in den Berliner Seilen hängender Anfang-Zwanziger, fertigt für den Staatsanwalt (Dominic Raacke, über den gesamten
Film lediglich in Skype-Bildern zu sehen) Tonaufnahmen juristischer Akten an. Die übrige Zeit zockt an der Konsole oder macht
lust- und wortlos mit der genervten Freundin Schluss. Ähnlich wenig Enthusiasmus bringt Roman anfangs für seinen nächsten
Auftrag auf. Dieser beschäftigt sich mit dem Fall eines Schülers, der in einer Dorfschule im Allgäu 17 Menschen erschossen hat.
Einige Dokumente fehlen jedoch, sodass der gebürtige Münchner kurzerhand selbst in die bayerischen Berge fahren muss. Die Mühlen der Demokratie mahlen dort
langsamer als gedacht, sein Aufenthalt verlängert sich unverhofft, und er begegnet Laura (Liv Lisa Fries), die den Amokläufer kannte und die Tat hautnah miterlebte.
Regisseur und Co-Autor Thomas Sieben erschließt die schreckliche Tat retrospektiv. Anders als Gus van Sants Meisterwerk
Elephant (2003), das vor allem die Täter kurz vor ihrem Amoklauf in den Blick nimmt, ist der Schütze in Staudamm längst tot. Die
beiden Protagonisten begehen im Verlauf der Erzählung die prägnanten Orte der Geschehnisse: den titelgebenden Staudamm,
an dem der Täter von der Polizei gestellt und erschossen wurde, das Haus der umgesiedelten Familie, die nicht mehr in Betrieb
genommene Schule, den Tatort. Nach und nach steigert sich Romans Neugierde, die Faszination für die Persönlichkeit und
Motive des Täters. Parallel dazu ist es die lang aufrechterhaltene geheimnisvolle Rolle Lauras, die den Film bisweilen zu einer
echten Kriminalgeschichte werden lässt. Romans Auto wird zerkratzt, er sieht sich Anfeindungen gegenübergestellt – lockt ihn seine neue Bekannte in eine Falle? Und
auf welche Art und Weise war sie wirklich an den Geschehnissen beteiligt? Sieben erzählt bedächtig, dabei formal äußerst innovativ: Immer wieder unterbrechen
weitläufige Landschaftsaufnahmen und Dorfansichten den Handlungsverlauf, aufgeladen durch das im Off eingeblendete, monotone Verlesen der Zeugenaussagen,
psychologischer Gutachten und wissenschaftlicher Abhandlungen zum Thema. Ort und Zeit der Tat binden sich so an die Protagonisten der Gegenwart, gleichzeitig tun
sich aber auch Risse im psychogrammatikalischen Vorgehen bei Unglücken solcher Art auf – es gibt keinen Kriterienkatalog für den Amokläufer.
Das freie Reenactement des Vergangenen wird im Film mit der allmählich wachsenden Vertrautheit und Annäherung der Protagonisten gespiegelt. Diese schillert
andauernd zwischen logischer Kompensationshandlung und tatsächlicher Zuneigung und rückt damit wiederum noch einmal den Täter in den Mittelpunkt: In seinem
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17.04.2013
ehemaligen Zimmer kommt es zum ersten Kuss, ein vor den Behörden verstecktes Tagebuch enttarnt ihn als radikalen, aber
auch reflektierten und liebenden Menschenhasser. Siebens Werk wird zu keinem Zeitpunkt zu pädagogisch, entgeht der
Klischee- und Stereotypenfalle und nimmt die Thematik in ihrer Vielschichtigkeit nicht nur ernst, sondern findet auch eine
adäquate filmische Form dafür.
Filmkritik von Danny Gronmaier
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TITEL: Staudamm
PRODUKTION: Deutschland 2013
LAUFZEIT: 89 Minuten
REGIE: Thomas Sieben
DREHBUCH: Christian Lyra, Thomas Sieben
PRODUKTION: Christian Lyra
BILDGESTALTUNG: Jan Vogel, Christian Pfeil
MONTAGE: Manuel Reidinger
MUSIK: Eckart Lottmann
DARSTELLER: Friedrich Mücke, Liv Lisa Fries, Dominic Raacke, Lucy Wirth, Arnd Schimkat, Daniel Volckamer
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Fotos: © milkfilm
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Büchner in der modernen Großstadt.
Der Tambourmajor ist eine Berliner Zuhältergröße mit Migrationshintergrund, Woyzeck (Tom Schilling) ein sich als
Reinigungskraft und Küchenhilfe verdingender Jungproletarier, der sich zum Nebenverdienst statt einer Erbsendiät dubiosen
Medikamentenstudien unterzieht. Theater- und Fernsehregisseur Nuran David Calis widmet sich in seinem neuesten Film einem
der zentralsten Stoffe deutscher Literaturgeschichte und versetzt Büchners Dramenfragment ins neuzeitliche Berlin. Dabei geht
er äußerst bedacht vor, wägt historische Vorlagentreue und Gegenwartsbezug gewitzt gegeneinander ab und präsentiert gut 30
Jahre nach Werner Herzogs filmischer Bearbeitung überraschend leichtfüßig die Aktualität des klassenkritischen Stücks.
Die von 3sat, Arte und ZDF-Kultur co-finanzierte Fernsehproduktion orientiert sich in
Bezug auf Raum und Zeit nahe an der losen Struktur von Büchners unvollendeter Vorlage: schlaglichtartige Szenen, von keinem
umfassenden Erzählfluss zusammengebunden, wechseln einander ab. Von Beginn an wird sich streng an den dramatischen
Modus gehalten: Jede Dialogzeile und jeder Blick steht im Dienste der zu skizzierenden Konfliktlage zwischen Woyzeck, der sich
so rast- wie mittellos mehr und mehr seinen paranoiden (Eifersuchts-)Halluzinationen hingeben muss, und dem um seine schöne
Frau Marie (Nora von Waldstätten) buhlenden Kiez-Boss/Tambourmajor (Simon Kirsch). Die wenigen Handlungsorte – eine
kleine Mietswohnung, ein Weddinger Innenhof, die beengte Küche eines Restaurants – übersetzen in ihrer betonten Begrenztheit die mentale Enge, der sich die
Hauptfigur ausgesetzt fühlt, immer wieder visuell.
Das Urbane wirkt noch stärker als Urgrund der Wahnzustände Woyzecks, selbst das freie Feld Büchners ist nun ein dreckiger
und dröhnender U-Bahnschacht. Kein Wunder also, dass der Drang nach Freiheit und einer glücklicheren Zukunft in Calis’
Hauptfigur deutlich stärker ökonomisch verdinglicht wird. Anders als die literarische Vorlage erträgt sie die Kreisläufe ihres
sozialen Dilemmas viel weniger passiv: Woyzeck spart für ein kleines Häuschen am Stadtrand, will ausbrechen und die
kleinbürgerliche Utopie leben. Er erscheint damit weniger als Leidtragender eines allzu ideologischen Klassensystems denn als
Opfer der Verinnerlichung moderner Mentalität: höher, schneller, weiter. Alles dreht sich um (ökonomische) Potenz, das macht
bereits die in tiefes Rot getauchte, anfängliche Sexszene deutlich. Prostitution und (Drogen-)Handel, die Abkehr von moralischem Handeln, bei Büchner zumindest
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noch künstlich und vor allem durch die Sprache kaschiert, hat hier längst jeden Lebenswinkel durchdrungen, ist gemeinhin anerkannt und wird als die Wurzel allen
Übels in den Vordergrund gerückt. Woyzeck scheitert nicht an Autoritäten, sondern an undurchschaubar gewordenen Entwicklungen.
Calis gelingt zum 200. Geburtstag Büchners die Transponierung des Woyzeck in die Gegenwart. Subtil und ideenreich, nicht mit
dem Holzhammer verwebt er seine motivischen Aktualisierungen. Und auch auf formaler Ebene nutzt er die Möglichkeiten des
Films, um mehr zu präsentieren als lediglich abgefilmte Theatralik. Eine flirrende Soundspur, dosiert eingesetzte
Parallelmontagen und Traumpassagen verdeutlichen Konfliktlagen und psychologische Zustände. Überraschend stimmig auch
die Dialogebene: Pointiert eingepasste Originalzitate wirken kaum einmal allzu abgehoben. Ein Spagat zwischen distinkter
Theatralik und eigenständiger filmischer Fiktion, der gelingt.
Filmkritik von Danny Gronmaier
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TITEL: Woyzeck
PRODUKTION: Deutschland 2013
LAUFZEIT: 90 Minuten
REGIE: Nuran Calis
DREHBUCH: Georg Büchner, Nuran Calis
PRODUKTION: Christian Rohde
BILDGESTALTUNG: Björn Knechtel
MONTAGE: Simon Blasi
MUSIK: Ketan Bhatti, Vivan Bhatti
DARSTELLER: Julischka Eichel, Christoph Franken, Simon Kirsch, Tom Schilling, Gunnar Teuber, Markus Tomczyk, Georgios Tsivanoglou, Nora von Waldstätten
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Der Drehort ist der Protagonist: Das achtung berlin-Festival zeigt Filme aus der Hauptstadt und ihrer Umgebung. In diesem Jahr setzen viele Beiträge vor
allem auf Improvisation.
Am 17.4.2013 startet die neunte Ausgabe des achtung berlin – new berlin film award-Festivals. Die Spielfilmsektion des
Wettbewerbs „Made in Berlin-Brandenburg“, des Herzstücks des Festivals, bietet neuen deutschen Film satt – und die Chance,
sich neben brandneuen Produktionen auch einige bereits vielversprechend ins Festivaljahr gestartete Werke noch vor ihrem
(nie gesicherten) Kinostart oder einer Fernsehauswertung auf großer Leinwand anzusehen.
Der spezifische Blickpunkt von achtung berlin, die Konzentration auf Produktionen, die direkt mit der Hauptstadt und dem
umgebenden Bundesland assoziiert sind, macht zumeist schon das Setting der Filme zu einer Art eigenständigem und oftmals
selbstbezüglichem Protagonisten – ein Großteil des deutschen Filmnachwuchses lebt und arbeitet in Berlin. Bemerkenswert ist dabei die beinahe ausschließliche
Bearbeitung des (inner)städtischen Raums, kaum ein Film kommt über die Grenzen der besonders hippen, aber irgendwie auch auserzählten Bezirke Friedrichshain-
Kreuzberg und Neukölln hinaus. Thomas Siebens kluge Annäherung an das Thema Schul-Amoklauf Staudamm (2012) nimmt sich da angenehm aus, ist doch der
vielschichtige Hybrid aus Kriminalfilm und Romanze beinahe ausschließlich in den bayerischen Bergen verortet (siehe Kritik).
Bildsprachlich bietet der aktuelle Jahrgang sicher keine außergewöhnlichen Experimente, dennoch werden seit geraumer Zeit zu
beobachtende formale Entwicklungen hin zu einer, was Drehbuchentwicklung und Schauspiel angeht, mehr auf Improvisation
beruhenden Arbeitsweise fortgeführt. Aron Lehmann nimmt diesen durchaus situationistischen Ansatz in seiner heterogenen und
bissigen Film-im-Film-Spielerei Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel (2012) direkt auf. Der bei der diesjährigen
Berlinale in der Sektion Perspektive Deutsches Kino gelaufene Film Silvi überzeugte bereits dort mit einer Mischung aus
dokumentarischem Interview-Material und einer fiktionalisierten Handlung als eines der interessantesten Beispiele dieser
Bewegung. Regisseur Nico Sommer erzählt in der unabhängig produzierten Tragikomödie von den Irrungen und Wirrungen seiner gleichnamigen Protagonistin, die
sich knapp fünfzigjährig und nach einer gescheiterten langjährigen Ehe auf Partnersuche begibt.
Ähnlich wie Sommer arbeitet auch Schauspieler und Jungregisseur Tom Lass vermehrt mit einer freieren Werkentwicklung, wenngleich er dabei thematisch mehr die
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eigene Generation in den Blick nimmt. Nach seinem Debüt Papa Gold (2011) präsentiert achtung berlin nun auch sein neustes
Werk Kaptn Oskar (2013), in dem er das ziellose Beziehungsleben aufgekratzter Großstadt-Kids in den 1920ern fragmentarisch
seziert. Ebenfalls zu ihren verdienten Berliner Festivalwürden kommt Moritz Laubes improvisierte Aussteiger-Utopie Freiland
(2013), der zusammen mit Kaptn Oskar und Kohlhaas bereits ins Rennen um den diesjährigen Max Ophüls Preis in Saarbrücken
ging.
Deutlich enger als Lehmann, aber nicht weniger gelungen hält sich Nuran David Calis mit
seiner Woyzeck-Adaption an die literarische Vorlage eines anderen deutschen Originalstoffes der Revolutionsepoche (siehe
Kritik).
In Der Jäger ist die Beute (2013) des Regieduos Tim Staffel und Fabian Spuck dauert es eine ganze Weile, bis man sich auf
das obskure Figurenensemble einlassen kann. Begründet liegt das nicht nur in der Tatsache, dass mindestens die Hälfte der
Protagonisten ganz offensichtlich mit reichlich Persönlichkeitsstörung ausgestattet ist, sondern auch an der eher fragmentierten
Erzählweise des Films. Ohne große Einführung und in konsequenter Parallelmontage platzen wir mitten in den Alltag von Melanie
(Nina Kronjäger) und Moira (Jule Böwe). Erstere ist Schriftstellerin, führt eine oberflächliche Beziehung mit dem deutlich jüngeren Möchtegern-Tyson und wird seit
neuestem gestalkt. Moira ist ihr Gegenentwurf, eine verstört wirkende Einzelgängerin, ein gescheitertes Talent, das sich zwischen Realität und eigener Fiktion zu
verlieren droht: Ständig monologisiert sie vor sich hin, diktiert tagebuchartig (mögliche Passagen eines zukünftigen Textes?) in ein Aufnahmegerät. Durch frei
flottierende Überlagerungen auf der Tonebene und der damit einhergehenden unsicheren Verfassung der Erzählinstanz wird die offene Struktur des Films zusätzlich
verstärkt. Das dramatische Karussell beginnt sich so richtig zu drehen, als Melanie die Polizei hinzuzieht. Der Stalking-Beauftragte ist ihr Ex Enno (Bruno Cathomas),
der alles andere als über die gescheiterte Beziehung hinweg ist und zusammen mit seinem traumatisch gestörten Macho-Kollegen Torge (André Szymanski) zuweilen
eine Art zeitgenössischer Laurel & Hardy-Version verkörpert. Das immer wieder unerwartet sich verändernde Schauspiel und die improvisiert wirkenden Dialoge
schlagen wirre Risse in einen Mikrokosmos der Beziehungen, in dem sich nach und nach immer mehr Abgründe auftun. Staffel und Spuck schaffen einen
tragikomischen Raum, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt.
Sehr wörtlich ist der Titel von Silent Youth (2012) zu nehmen. Besonders viel reden die beiden Hauptfiguren Marlo (Martin
Bruchmann) und Kirill (Josef Mattes), die sich beim frühmorgendlichen Schlendern durch Berlin begegnen, nämlich nicht. Die
beiden jungen Männer fühlen sich zueinander hingezogen, bleiben aber durchweg verschlossen und geheimnisvoll. Je länger
man sich kennt, desto weniger gibt man von sich preis, so scheint es. Auch das Zuschauerwissen wird klein gehalten: Marlo
studiert eigentlich in Lübeck Maschinenbau, besucht eine Freundin und mag Zahlenspiele, Kirill erzählt von einer Schlägerei in
Moskau, seinem Kind in einer anderen Stadt und der Mutter, die ihn nicht mehr sehen will. Zusammen spazieren sie durch ein
seltsam leeres Kreuzberg, hängen auf dem Flugfeld Tempelhof ab und essen Toast mit Nutella im Wohnheim. Dann wird
geduscht, und man kommt sich (zumindest körperlich) näher. Anflüge von Souveränität wechseln leise zwischen dem Darsteller-Duo hin und her. Zwei signifikante, mit
Musik unterlegte Zeitlupenszenen – sie markieren die erste Kontaktaufnahme und das gemeinsame Schreiten in die Zukunft zum Ende hin – rahmen die ansonsten in
langen, naturalistischen Einstellungen erzählte und über weite Strecken uninspirierte Coming-out-Geschichte. Anderen bei der Überwindung ihrer Verklemmtheit
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17.04.2013Fotos: achtung berlin
zuzuschauen ist zumeist einfach nicht faszinierend, sondern schlichtweg langweilig.
Erfrischender geht es in Rona & Nele (2013) der italienisch-stämmigen Regisseurin Silvia Chiogna zu. Auch hier ein
gleichgeschlechtliches Filmpaar, zwei Lebenskonzepte, die aufeinanderprallen und sich langsam annähern. Nele ist Architektur-
Studentin, genervt vom Uni-Druck, vom Leben nach Plan mit ihrer zur tiefen Depression neigenden Mutter. Sie trifft auf Rona,
Hausbesetzerin, Gelegenheitsdiebin, Berliner Lebenskünstlerin. Diese nimmt sich, was sie will, und hat allerlei Tricks auf Lager,
ohne Geld in der Großstadt ein bescheidenes, aber selbstbestimmtes Leben zu führen. Nele beneidet sie um ihre
Unabhängigkeit und schließt sich ihr fasziniert an. Doch auch das Leben in absoluter Freiheit hat seine Kehrseiten. Chiogna hat
ein modernes Märchen konstruiert, webt immer wieder romantisch entrückte Passagen, in denen die Fantasie der
Protagonistinnen mit ihnen durchgeht, in die Erzählung mit ein: Eine Hose beginnt zu tanzen, ein Zeichnungsentwurf mutiert zum
Papierflieger. Im letzten Drittel, vor der finalen Katharsis, werden die dramatischen Stellschrauben dann plötzlich nochmal überraschend stark angezogen und das
fragwürdige Männerbild des Films vollends in den Graben gefahren: ein schmieriges Dating-Opfer, ein Bauerntölpel aus Südtirol und ein emotionsbehinderter
Stromtechniker. Come on! Zu guter Letzt, und unabhängig vom Einzelbeispiel Rona & Nele, eine sich aufdrängende Frage an die Statistiker: Gibt es eigentlich einen
hinreichend bekannten Zusammenhang zwischen (jungdeutschen) Filmemacherinnen und dem Stilmittel subjektives Tagebuch-Voice-over?
In den Festivalkinos Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, Filmtheater am Friedrichshain und Passage Neukölln gibt es neben
dem Spielfilm-Wettbewerb auch noch einige Kurzfilmprogramme und eine Retrospektive zu Darstellung von Kindheit und Jugend
in Spielfilmen. Besonders lohnenswert präsentiert sich für gewöhnlich auch die Dokumentarfilm-Sektion. Hier sind wir besonders
auf das Langzeitprojekt Nach Wriezen - Ein Film über das Leben nach der Haft (2012), der drei jugendliche Straftäter auf ihrem
Weg zurück ins brandenburgische Leben über drei Jahre begleitete, und Tobias Lindners Film Orania (2012) über den
verstörenden Nicht-Ort einer rein weißen Burensiedlung in der südafrikanischen Wüste, gespannt.
Danny Gronmaier
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Medium: EXBERLINER
Datum: Heft 115 / April 2013
Medium: Exberliner online
Datum: April 2013
Medium: Film Dienst
Datum: Heft 8 / 11.04.2013
Medium: filmfestivallife.com
Datum: 19.04.2013
Medium: gala.de
Datum: 22.04.2013
Medium: GREATEST
Datum: April 2013
VIP-TERMINE
VIP-Termine
8.4. bis 20.4.2013
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T I P I B E R L I N
Rhyth.mix
Nur noch bis 21. April präsentiert die Bühnen-
show viel Rhythmus, Musik und Tanz. Mit
Abwechslung und Farbeffekten wird der Besu-
cher Teil der Inszenierung, und das weibliche
Ensemble zieht jeden mit in seinen Bann.
www.tipi-am-kanzleramt.de
KONZERTHAUS AM GENDARMENMARKT
Berliner Klavierfestival
Zum zweiten Mal findet in Berlin das Klavierfes-
tival statt, vom 13. bis 21. April. Ein Besuch lohnt
sich: Im Eröffnungskonzert zeigt Marc-André
Hamelin sein Können als Pianist und Komponist,
und der 20-jährige Benjamin Grosvenor beschließt
das Festival mit Bach, Skrjabin und Chopin.
www.konzerthaus.de
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Berlins schönste Franzosen
In der Ausstellung sind berühmte französische
Maler neu zu entdecken. Die Gemälde von
Künstlern wie Antoine Watteau, Jean-Baptiste
Pater und Nicolas Lancret gehören zu den
Sammlungen von Friedrich dem Großen und
seinem Bruder Heinrich.
www.spsg.de
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AC H T U N G B E R L I N E . V.
achtung berlin – new berlin film award
Vom 17. bis 24. April veranstaltet das dritt-
größte Berliner Filmfestival in verschiedenen
Kategorien Wettbewerbe. Nachwuchstalente
und Regiegrößen der Berliner und Branden-
burger Filmszene zeigen ihre Lang- und Kurz-
filme einem interessierten Publikum.
www.achtungberlin.de
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Titelbild: © City-Press
Medium: Website Hotel Lützow
Datum: 25.03.2013
Medium: inTouch online
Datum: 22.04.2013
Medium: Juraforum.de
Datum: 17.04.2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit
Datum: April 2013
Medium: kino-zeit.de
Datum: 11.04.2013
Medium: Kultur_Port.de
Datum: 28.03.2013
Medium: Berlin&I online
Datum: 16.04.2013
Medium: Märkische Allgemeine Zeitung
Datum: 30.03.2013
Medium: MAZ
Datum: 18.04.2013
Medium: MAZ
Datum: 18.04.2013
Medium: Mitteschön
Datum: Heft 23 / April 2013
Medium: moviepilot.de
Datum: 25.04.2013
Medium: MOZ
Datum: 17.04.2013
Donnerstag, 18. April 2013 | u neues deutschland
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12 | Berlin-Kultur*
A N Z E I G E
Griechenland: Frauen im WiderstandFilmtrilogie von Alinta Dimitriou
Birds in the mireAmong the rocksThe girls in the rain(Alle im Original mit engl. UT)
11. + 25. AprilLichtblick-Kino
KASTANIENALLEE 77, BERLIN-PRENZLAUER BERG TEL: 030-44 05 81 79, WWW.LICHTBLICK-KINO.ORG
Sind polnische Filme düster, de-primierend, katholisch gar?Durchaus. Aber beileibe nicht nur.Dass sich das polnische Kino mitseinen Komödien, Genre-, Histori-enfilmen und Sozialdramen da-heim großer Popularität erfreutund international Preise gewinnt,hat sich beim deutschen Publikumaber leider kaum herumgespro-chen – nicht zuletzt, weil hier zuLande nur wenige polnische Filmeeinen Verleih finden.
Doch in Berlin ist alles anders.Hier startet nun zum 8. Mal dasgrößte polnische Filmfestival au-ßerhalb Polens, »filmPOLSKA«.Einmal pro Jahr präsentiert dieseFilmoffensive mehrere DutzendSpiel- und Dokumentarfilme –neue und alte, lange und kurze –welche das Filmschaffen jenseitsder Oder in all ihrer Vielfalt zeigen.
Wie präzise eine Generationjüngerer polnischer Filmemacherihre Gesellschaft zwischen Turbo-kapitalis-mus, sozi-aler Ver-wahrlo-sung, sozi-alistischemund kirch-lichem Erbe seziert, sah man be-reits auf der letzten Berlinale.
So zeigt filmPOLSKA auch dasbereits dort präsentierte aufrüt-telnde Sozialdrama »Baby Blues«der 30-jährigen Katarzyna Rosla-niec. Es erzählt von zwei Teen-agern, die Eltern werden und mitder Erziehung ihres Kindes kom-plett überfordert sind. Sie sindselbst noch große Kinder und wol-len an der Spaß- und Konsumge-sellschaft teilhaben. Die fataleKette von Ereignissen bis zur fina-len Katastrophe schildert Rosla-niec als einen Teufelskreis ausVerlassensein, Hilflosigkeit, aberauch unfassbarer Naivität.
Mit dem heißen Eisen von Ho-mosexualität in der katholischenKirche befasst sich dagegen Mal-gorzata Szumowskas Drama »ImNamen des…«. Hier beeindrucktvor allem die Schilderung dertrostlosen Provinz mit ihrem Hin-terwäldlertum, ihrer Aggressivitätund Intoleranz. Ob sich die ange-staute Spannung gegen denschwulen Priester entladen wirdoder nicht, macht den Reiz diesesmit Andrzej Chyra glänzend be-setzten Films aus.
Ein weiterer polnischer Star,Marcin Dorocinski, spielt dieHauptrolle in Michal WazniaksHistorien-Thriller »Oblawa«(Manhunt). Als Mitglied einerGruppe von in den Wäldern hau-senden Partisanen erschießt Wy-dra 1943 polnische Kollaborateu-re. Doch als er einen Bekanntenaus Kindheitstagen eliminieren
soll, der für die Gestapo arbeitet,wird er mit seinem Lebenstraumakonfrontiert. »Manhunt« erzähltseine Geschichte extrem realistischund in verschachtelten Rückblen-den. Das Werk gehört zu den neu-eren polnischen Historienfilmen,die sich schonungslos und ideolo-gisch unverfärbt mit der brutalendeutschen Okkupation ihres Lan-des im Zweiten Weltkrieg ausei-nandersetzen. Ohne seine Figurenzu verteufeln, schildert dieser har-te Film, wie der Krieg auch Wider-standskämpfer zu Peinigernmacht, enthüllt Gewissensbisseund Verrat. Doch er zeigt auch Ur-sache und Wirkung auf.
Historisch wie filmisch wertvollist auch eine diesjährige Retros-pektive des Festivals im Zeug-hauskino: Anlässlich des 70-jähri-gen Jubiläums des Aufstands imWarschauer Ghetto dokumentiertfilmPOLSKA mit einer HandvollFilmen jüdisches Leben in Polen
währenddes Kriegessowie da-vor unddanach. Zusehen sindkurze Dok-
filme, die sich mit den wenigen,meist von den Nazis propagandis-tisch aufgeladenen, Aufnahmenaus dem Warschauer Ghetto be-schäftigen. Ein frühes Beispiel fil-mischen Gedenkens, AleksanderFords »Grenzstraße« (1948), warwiederum der Aufsehen erregendeerste polnische Spielfilm über dieverzweifelte Revolte der Ghetto-Kämpfer.
Auch den mit 1,4 Millionen Zu-schauern größten polnischen Kino-Hit von 2012, »Du bist Gott«, ent-hält »filmPOLSKA« Berlin nichtvor. Er erzählt die authentischeGeschichte des Hip-Hop-Trios»Paktofonika«, das jenseits derOder Kultstatus genießt. Aufstiegund Niedergang der Band und ih-res charismatischen, depressivenSängers »Magik« schildert Regis-seur Leszek Dawid nicht chrono-logisch, bebildert kalte KattowicerPlattenbausiedlungen oder Fans inübervollen Clubs. Weit entfernt vonWhite-Trash-Kitsch vermittelt derFilm die Tragik einer talentiertenBand, die wegen Missmanage-ments die Früchte ihres Ruhmesnie ernten konnte.
Doch nicht alles ist düster impolnischen Kino: Wer Lust auf fre-che Anarchie hat, der genieße dieKurzfilme der jungen polnischenIndependent-Szene in der Reihe»Podlasie atakuje!«.
18.4. bis 24.4. in den HackeschenHöfe Kinos, Arsenal, Zeughauski-no, fsk u.a.; www.filmpolska.de
Vielfalt despolnischen Films
Ein Paar knutscht ungeniert vorder Kamera, dann schleckt derRegisseur seinerseits die Schau-spielerin ab. Es folgt eine hem-mungslose Knutschorgie von Ka-mera-, Tonleuten und der Rest-Crew des Filmsets. Die ausgelas-sene Szene spielt sich im Festival-trailer der nunmehr neunten Aus-gabe von »achtung berlin« ab – ihrUntertitel lautet passenderweise»mit Liebe gemacht«.
Als Mitknutscher tun sich unteranderem überregionale und lokaleFilmgrößen wie Robert Gwisdekoder das Regisseurs-BruderpaarJakob und Tom Lass hervor. Letz-terer stellt nach seinem Erfolg»Papa Gold« von 2011 in diesemJahr bei »achtung berlin« seinenzweiten Film vor: »Kaptn Oskar«.Auch er kreist um Liebe und stehtmit seinem niedrigen Budget fürden Geist des Festivals, das sichim Wesentlichen der Promotionvon jungem deutschem Kino ver-schreibt.
Oskarerholt sichgerade vonder Bezie-hung zuseiner ge-walttätigen Ex und hat mit seinerjetzigen Freundin ausgehandelt,keinen Sex zu haben. Doch dieAbstinenz fällt ihm schwer, wäh-rend sie wahllos mit älteren Män-nern schläft. So sieht man das Paardurch Berlin und Umgebung zie-hen und albern: in der U-Bahn, inParks oder auf der Straße. TomLass – er spielt auch die Hauptrolle– reduziert seine Tragikomödie aufdie Gefühle und Befindlichkeitenseines merkwürdigen Gespanns.Es entspinnt sich ein lakonischesfilmisches In-den-Tag-Hineinle-ben, von dem man sich immermehr einlullen lässt und das we-der mit Komik noch Ernst geizt.
Voraussetzung für die ca. 70Spiel-, Dokumentar- und Kurzfil-me des Festivals ist nach wie vor,dass sie in Berlin oder Branden-burg gefilmt oder produziert wur-den. Kein Wunder also, dass eineKomödie über den berühmtestenbrandenburgischen Querulantender Weltliteratur, Michael Kohl-haas, die Veranstaltung eröffnet.In »Kohlhaas oder Die Verhältnis-mäßigkeit der Mittel« will einFilmteam Kleists Novelle verfil-men. Doch während Kleist dieMittel des Gerechtigkeitsfanatikershinterfragte, sprich dessen Ge-walt, dreht sich beim Filmprojektalles um die Finanzierung. Dennbayerische Produzenten und För-
derer sind abgesprungen, und soimprovisiert man tapfer in derPampa des Freistaats: Pferde gibtes keine, also reitet der »Ross-händler« hochkomisch auf einemOchsen durch die Landschaft. An-sonsten besteht die Freude an demdoch eher süffisanten Regiedebütvon HFF-Absolvent Aron Leh-mann vor allem darin, »achtungberlin«-Bekannte älterer Ausga-ben zu entdecken, etwa Heiko Pin-kowski und Peter Trabner (aus»Dicke Mädchen« von 2012) oderPeter Fuith (aus »Rammbock«,2010).
Auch eine weitere Klassiker-Adaption, »Woyzeck« von NuranDavid Calis, gefällt sich mehr inihrer pseudo-originellen Prämisse– das Drama ist ins heutige Wed-ding transponiert – als dass sietatsächlich neue Impulse setzte. Indem Milieu deutscher und türki-scher Kleinganoven vernimmt manwenig Büchner, dafür Fäkalinju-
rien und»KanakSprak«.Allein dasSpiel vonTom Schil-ling in der
Hauptrolle vermag das Martyriumdes als Versuchskaninchen miss-brauchten Helden aber glaubhaftzu vermitteln.
Muss man sich also in Achtnehmen vor »achtung berlin«?Kaum. Denn zum einen versprichtdas Festival durch Publikumsge-spräche, Partys oder Workshopsauch außerfilmische Höhepunkte.Zudem bieten die Dokfilme man-chen Denkanstoß, etwa Biene Pi-lavcis »Alleine Tanzen«. Die tür-kischstämmige Regisseurin flüch-tete als Zwölfjährige wegen stän-diger Prügel vor ihrer Familie inein Heim. Ihr Trauma verarbeitetsie, indem sie den Dialog mit Ge-schwistern und Eltern sucht. Zu-weilen platziert sie die Kameradabei zu aufdringlich vor ihre Ge-sprächspartner, eine packendeBestandsaufnahme schafft siedennoch.
»Alles, was wir wollen« vonBeatrice Möller dagegen begleitetdrei Frauen in den Dreißigern dreiJahre lang durch ihr Leben. Zwi-schen Abgrenzung von der Mut-tergeneration und der Orientie-rung im eigenen Arbeits- und Lie-besleben über Rück- und Schick-salsschläge kommen die Heldin-nen einem näher.
Das aufwühlende Gegenstückmit männlicher Besetzung gelingtDaniel Abma mit »Nach Wriezen«.Drei Ex-Jugendstraftäter beob-achtet er bei ihrem Versuch, im zi-vilen Leben wieder Fuß zu fassen.Imo und Jano haben Drogen- undGewaltdelikte begangen, Marceldagegen einen Mord. In der Frei-heit versuchen sie mit durch-wachsenem Erfolg, Familien zugründen und Arbeit zu finden. Wieeigene Unreife, aber auch unsen-sible Mitarbeiter des Jugendamtsdie Mühen der drei Außenseitererschweren, dokumentiert derFilm hautnah. Er lässt einen inSorge um junge Männer zurück,deren Weg zur Reintegration nochsteinig ist.
Bis 24.4. im Babylon-Mitte, FaF,Passage Neukölln; www.achtung-berlin.de
Jungesdeutsches Kino
Ein Dank an alle Freunde
und Gäste am Stand der
edition bodoni auf der
Leipziger Buchmesse 2013.
Salve Bodoni !
Salve Klaus Johne ! † 18.4. 2011
www.bodoni.org
www.edition-bodoni.de
edition bodoni
Jochanan Trilse-Finkelstein:
Jeder Tag ein Gedenktag –
Jüdische Lebens-
und Gesellschaftsbilder
412 Seiten, 26 EUR
ISBN: 978-3-940781-30-7
A N Z E I G E
Kohlhaasund die Katholiken
Diese Woche laufen die Filmfestivals »Achtung Berlin« und »Film Polska«
Von Kira Taszman
Szenen aus »Kohlhaas oderDie Verhältnismäßigkeit der Mittel«(ganz oben), »Woyzeck«, »Poklosie«und »Baby Blues« (Spalte von obennach unten)
Fotos: Standbilder /»Woyzeck«: Magic Flight
Busch-Chorwird 40
(nd). »Wann wir schreiten Seit anSeit, und die alten Lieder singen…« – das 1914 von HermannClaudius gedichtete und ein Jahrspäter von Michael Englert ver-tonte Arbeiterlied sang der Chorder Berliner Parteiveteranen beiseinem ersten Auftritt am 22. Juli1973 auf den X. Weltfestspiele derJugend in Berlin, Hauptstadt derDDR. Seither hat sich vieles ver-ändert, nicht aber der Zusam-menhalt jenes Ensembles, das sichmit dem Schönklang des gemein-samen Singens nicht begnügenwill. Gesungen wird hier immerauch in der festen Überzeugung,Musik könne ihren Teil dazu bei-tragen, das gemeinsame Leben aufder Welt zu verbessern. Zum Re-pertoire des Chores, der 1983 denNamen des »Barrikaden-Taubers«Ernst Busch erhielt und seit 1995von Kurt Hartke geleitet wird, ge-hören neben Hanns-Eisler-Wer-ken wie dem »Einheitsfrontlied«oder dem »Solidaritätslied«, dieseinerzeit von Busch interpretiertworden sind, auch Friedens- undVolkslieder aus aller Welt sowieklassische Chorliteratur etwa vonMozart und Händel.
Am 18. April 1973, auf den Taggenau heute vor 40 Jahren, ist derErnst-Busch-Chor gegründet wor-den. Die Sängerinnen und Sänger,die seit Langem jeden Mittwoch imnd-Gebäude am Franz-Mehring-Platz proben und gestern dasChorjubiläum feierten, sind größ-tenteils deutlich älter. Aber dashört man ihren Stimmen wahrlichnicht an. Das einem Lied entlehnteChormotto »Wir bleiben jung, jung,jung ein ganzes Leben lang«scheint seine Wirkung zu tun. Wersich davon überzeugen will, hat am1. Mai beim Tierparkfest in Fried-richsfelde und am 12. Mai beimgemeinsamen Konzert mit demfinnischen Arbeiterchor ILTA-TÄHDET und dem Hans BeimlerChor im Russisches Haus der Wis-senschaft und Kultur dazu dienächsten Gelegenheiten.
Megacity Urukerobert Berlin
(epd/nd). Das Pergamonmuseumermöglicht vom 25. April bis zum8. September einen Blick auf dieerste Großstadt der Welt. Unterdem Titel »Uruk – 5000 Jahre Me-gacity« werden in der Ausstellungerstmals die Ergebnisse von einemJahrhundert archäologischer For-schungsarbeit im heutigen Südirakpräsentiert. Die seinerzeit von derDeutschen Orientgesellschaft be-gründeten Ausgrabungen in Uruklaufen seit dem Winter 1912/13.Sie sind heute das wichtigste For-schungsprojekt des Deutschen Ar-chäologischen Instituts in Irak. Dernahe dem Euphrat liegende Ort giltals größte Ruinenstätte Babyloni-ens. Dort wurde die erste Schrifterfunden, auch entstand dort mitdem Gilgamesch-Epos das ältestedichterische Werk. Fotos, 3D-Si-mulationen und Grabungsfundesollen in der Ausstellung die Ent-stehung und Blütezeit der Metro-pole veranschaulichen, die runddrei Jahrtausende Bestand hatte.Nach der Präsentation in Berlin istdie Dokumentation ein halbes Jahrlang in Mannheim zu sehen.
Medium: neuköllner.net
Datum: 16.04.2013
Medium: NEUSTÄDTER
Datum: 2012 / 2013
Medium: Prenzlauerberg Nachrichten online
Datum: 16.04.2013
Medium: promiflash.tv
Datum: 22.04.2013
Medium: Qiez –Dein Stadtteilportal
Datum: 17.04.2013
Medium: rbb online
Datum: 17.04.2013
Medium: rbb Stilbruch
Datum: 11.04.2013
Medium: rbb Stilbruch
Datum: 18.04.2013
Medium: siegessäule.de
Datum: 19.04.2013
Medium: stagepress-pictures
Datum: 18.04.2013
Medium: DER TAGESSPIEGEL
Datum: 04.04.2013
Medium: DER TAGESSPIEGEL
Datum: 10. April 2013
Medium: taz.plan
Datum: 18.04.2013
Medium: TIK online
Datum: 18.04.2013
Medium: TIP BERLIN
Datum: Heft 9 / 2013
Medium: Tipp Berlin online
Datum: 17.04.2013
Medium: UMag
Datum: April 2013
Medium: vivreaberlin.com
Datum: 17.04.2013
Medium: Website RP Kahl
Datum: April / 2013
SEITE 18 DIE WELT KOMPAKT DIENSTAG, 16. APRIL 2013
BERLIN
GEORG KASCH
Wenn Ehen so funktionieren,ahnt man schnell, dass sie nichtgar so heil sind, wie sie scheinen:„Stephan, sag, dass dir auch übelwird!“, zischt Katharina ihremMann zu, als dessen besterFreund Paul mit seiner neuenFlamme Elisa auftaucht und sichdanebenbenimmt. Schließlich istPauls Ex-Frau noch immer engmit Katharina befreundet. DieTrennung hat vor allem etwasmit Pauls 16-Millionen-Euro-Ge-
winn zu tun – damit kann sichder Küchenverkäufer nicht nurdie Scheidung, sondern auch sei-ne neue Traumfrau leisten.Was die wiederum mit Ste-
phan zu tun hat, und warum Ka-tharina bei allem nicht gar so un-beteiligt an dem Beziehungs-wirrwarr ist, wie es scheint, er-zählt Eric Assous in „Paarungen“in geschickten Rück- und Vor-blenden. Bei dem französischenAutor geht es immer um dieschwierigen Beziehungen zwi-schen Männern und Frauen, wo-
bei der frivol-französische Ko-mödiencharme die Dinge oft an-genehm in der Schwebe lässt,um dann Abgründe zu öffnen.Die liegen im schicken Apart-
ment von Katharina und Ste-phan unterm dicken Flokati-Teppich verborgen: Julia Hatt-stein hat in der Komödie amKurfürstendamm elegante Holz-rahmen ineinander verschach-telt wie die Beziehungsgeflechteder Figuren und darunter einpaar elegante Hocker und einengroßen Strauß roter Rosen dra-
piert. Unterbrochen werden dieSzenen von Videoprojektioneneiner Berliner Straße: Wenn sierückwärts laufen, springt dieHandlung in die Vergangenheit.So behält man leicht den
Überblick, wenn Bettina Rehmihre Schauspieler aufeinander-prallen lässt – zuerst knallen diePointen, dann die Erkenntnis-momente. Peter Pragers Paulumgibt auch nach dem Lotto-Gewinn zunächst noch die Aurades Küchenverkäufers als erglaubt, für Geld sei alles zu ha-
ben. Dass Elisa nicht nur einhübsches Ding ist, lässt TheresaScholze erst allmählich durch-blicken, während Stephan beiMathias Herrmann nur ein Wes-tentaschengigolo ist. Vor allemim Gegensatz zu Katharina, de-ren moralische Überlegenheitsich auch dann nicht gegen siewendet, als sie vor den Trüm-mern ihrer Beziehung steht, weilKatja Weitzenböck von Anfangan ein ironisches Lächeln mit-spielt, ohne sich damit über dieeigene Rolle zu stellen.
Assousins „Paarungen“: Knallende Erkenntnismomente
PETER ZANDER
Alle stehen sie schon be-reit. Die Schauspieler, dieTechniker, das Team: Sie
alle sind in die bayrische Provinzgereist, um Kleists Bühnenklas-siker „Michael Kohlhaas“ alsgroßes Kinoepos zu verfilmen.Aber dann, noch bevor die ersteKlappe fällt, muss ihnen der jun-ge Regisseur die Hiobsbotschaftverkünden: Die Produzentensind ausgestiegen, die Förderungist geplatzt und das Restgeld istweg. Sogar das Pferd wird demverdutzten Hauptdarsteller qua-si unter den Beinen weggezogen.Aber der Regisseur bittet siedennoch zu bleiben. Es werdezwar nicht derselbe Film, aberman könne doch improvisieren.Warum soll Kohlhaas denn nichtauf einer Kuh reiten, wenn mansich kein Pferd leisten kann?Und warum nicht das gesamteTeam in einer Halle einquartie-ren statt einzeln im Hotel?Dem 32-jährigen Regisseur
Aron Lehmann ist Ähnlichespassiert. Der Regie-Student ander Hochschule für Film undFernsehen (HFF) in Potsdamhatte für seinen Abschlussfilmeinen ganz anderen Film imKopf. Aber nach drei Jahren Vor-
planung war auch ihm kurzfris-tig die Finanzierung geplatzt. Dastand er nun, mit leeren Ta-schen, wollte aber nicht inSelbstmitleid zerfließen. Und„auf keinen Fall“, wie er nochjetzt behauptet, „ein Küchen-tischdrama machen“. „Was Gro-ßes, Fettes“ sollte es schon sein.Und so wurde diese grelle Satireaufs Filmemachen daraus, dieauch eine Liebeserklärung ansKino ist: „Kohlhaas oder die Ver-hältnismäßigkeit der Mittel“.Der Regisseur im Film, grandiosverkörpert von Robert Gwisdek,heißt nicht zufällig ‚Herr Leh-mann‘. Aron Lehmann hat wiejener in seiner bayrischen Hei-mat gedreht. Und die Leute vomOrt spielen nicht nur in kleinenRollen selber mit. Die Frauen ha-ben für die Crew gekocht, derBäcker überließ ihnen jeden
Morgen Brotkisten, der Feuer-wehrmann sogar das Löschauto(„Aber fahrt nicht zu weitweg!“). Was aber für ,Herrn Leh-mann‘ im Film unweigerlich ineinem Fiasko endet, das wird fürAron Lehmann zum Triumph:dass man auch ohne großes Bud-get tolle, ungewohnte Filme dre-hen kann. „Kohlhaas“ ist nichtnur sein Abschlussfilm, sondernauch der des Kameramanns, desCutters und des Produzenten.Um den Filmnachwuchs, daszeigt ihre Filmfarce klar, mussman sich hierzulande keine Sor-gen machen.Nun wird dem Kohlhaas auf
der Kuh statt dem Pferd auch inBerlin ein roter Teppich ausge-rollt. Morgen Abend wird Leh-manns Debüt das „Achtung Ber-lin Filmfestival“ eröffnen. EineWoche lang sind dann wieder
lauter Produktionen zu sehen,die hier entworfen, entstanden,für die hier gekämpft und ge-stritten wurde. Es ist bereits dieneunte Ausgabe des Festivals,das sich inzwischen zum dritt-größten der Stadt gemausert hat– nach der Berlinale und dem In-terfilm. Hatten die beiden Festi-valchefs Hajo Schäfer und Se-bastian Brose anfangs noch zuhören bekommen, eine rein geo-graphische Ausrichtung, das seidoch zu wenig für ein Festival,haben sie längst das Gegenteilbewiesen. Die Stadt ist stark undreizvoll genug, sie bietet The-men und Filme ohne Ende.Und der Trend hält an. Inzwi-
schen gebe es eine ganze Gene-ration neuer Filmemacher, soSchäfer, die ihre Stadt neu ent-decken. Und die auch ganz an-ders leben als Filmemacher nochvor zehn Jahren. Nun müssennicht immer illustre Kulissen derStadt ins Bild ragen, um einenFilm zum Berlin-Film zu ma-chen. Oft geht es um Stim-mungslagen oder Missstände,die in einer großen Stadt vielleichter zu erfühlen, zu erspürensind. Oder auch um Illusionen,die zu erfüllen man selbst in dieProvinz fährt, wie beim Eröff-nungsfilm „Kohlhaas“.
WasGroßes, Fettes sollte es sein„Achtung Berlin Filmfestival“ zeigt: TolleWerke sind auch ohne großes Budget möglich
Im Eröffnungsfilm „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ will ein Regisseur seinen Film ohne alle Gelder realisieren
ACHTUNGBERLIN/ACHTUNGBERLIN
Zehn Spielfilme, elf Dokumen-tarfilme, sieben mittellangeund 20 kurze Filme laufendieses Jahr allein im Wett-bewerb. Viele Werke sind wie-der von Filmstudenten. Das
„Achtung Berlin Filmfestival“läuft vom 17. bis zum 24.
April in den Kinos BabylonMitte, Filmtheater am Fried-richshain und Passage. Infosunter www.achtungberlin.de.
„ACHTUNG BERLIN FILMFESTIVAL“
Medium: ZITTY
Datum: Nr. 6 / 06.03.2013
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Datum: Heft 7 / 2013, 20.03.2013
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Datum: Heft 7 / 2013
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Datum: Heft 9 / 17.04.2013
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Datum: Heft 9 / 17.04.2013
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Datum: Heft 9 / 17.04.2013
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Datum: Heft 9 / 17.04.2013
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Datum: 19.04.2013