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PROTEINE DES SERUMS
DAS BLUTPLASMA
BIOCHEMISCHE GRUNDLAGEN
Nach der Abtrennung aller korpuskularen Bestandteile (Blutkörperchen und Thrombozyten)
des Blutes erhält man das Blutplasma. Dieses weist einen Proteingehalt zwischen 60 und 80
g/l auf, ein Wert, der ein Gemisch aus über 100 Proteinen widerspiegelt (vgl. Tab.1), die
überwiegend in der Leber und im Lymphgewebe synthetisiert werden. Nach ihrer Funktion
lassen sich diese Proteine in folgende Gruppen einteilen:
Immunglobuline
Komponenten des Komplementsystems
Proteine der Blutgerinnung und Fibrinolyse
Transportproteine
Lipoproteine
Akute Phase Proteine
Die Biosynthese und der Abbau der Plasmaproteine werden im Rahmen eines dynamischen
Gleichgewichtes reguliert. Störungen dieses Gleichgewichtes können zu einem Absinken des
Plasmaproteinspiegels führen, was als Hypoproteinämie bezeichnet wird. Ursächlich kann
eine durch Hunger oder Schädigung des Leberparenchyms hervorgerufene Verringerung der
Biosynthese sein. Möglich ist aber auch die vermehrte Ausscheidung der Plasmaproteine über
den Gastrointestinaltrakt oder die Niere.
Erhöht sich hingegen die Konzentration der Plasmaproteine, so bezeichnet man dieses als
Hyperproteinämie. Hyperproteinämie liegt z.B. bei der vermehrten Biosynthese der -Globuline
vor, die durch maligne klonale Plasmazellen verursacht wird. Das so entstehende Krankheitsbild
wird als Plasmocytom bezeichnet.
Zur klinischen Diagnostik derartiger Erkrankungen ist allein die Bestimmung der
Proteinkonzentration im Plasma nicht ausreichend, da ein ungewöhnlicher
Plasmaproteingehalt auch durch eine nicht-pathologische Vermehrung oder Verminderung
des Wassergehalts des Bluts verursacht sein kann. Aus diesem Grund wird meist mit
elektrophoretischen Verfahren eine Grobauftrennung der Plasmaproteine in Einzelfraktionen
durchgeführt.
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Tab.1: Proteine des menschlichen Blutplasmas (Auswahl, entnommen aus Löffler-
Petrides, 7. Auflage)
Proteine Molekulargewicht (kD) Normalbereich im
Serum (g/l) Funktion
Albumine
Präalbumin 61 0,1-0,4 Thyroxinbindung
Albumin 69 35-55 Transportfunktion
α1-Globuline
α1-Antitrypsin 54 2-4 Proteaseinhibitor
α1-Lipoprotein 200 2,9-7,7 Transport von Lipiden,
Hormonen
Prothrombin 60 0,05-0,1 Proenzym des Thrombins
Transcortin 45 Cortisolbindung
Thyroxin-bindendes
Globulin 45 Thyroxinbindung
α1-Antichymotrypsin 68 0,3-0,6 Chymotrypsininhibitor
Gc-Globulin 50 0,2-0,55 Vitamin D-Bildung
α2-Globuline
α2-Antithrombin III 65 0,17-0,3 Thrombininhibitor
α2Haptoglobin 100 0,8-3,0 Hämoglobinbildung
α2-Makrogobulin 820 Plasmininhibitor
Plasminogen 143 0,06-0,25 Proenzyms des Plasmins
β-Globuline
β-Lipoprotein 3200 2,5- Transport von Lipiden
β-1C-Globulin 85 0,8-1,4 Komplementfaktor
Hämopexin 80 0,5-1,15 Häminbindung
Transferrin 90 2-4 Bindung und Transport von
Eisen
Fibrinogen 340 2-4,5 Blutgerinnung
-Globuline
IgG 150 8-18 Antikörper
IgA 160 0,9-4,5 Antikörper
IgM 900 0,6-2,8 Antikörper
IgD 170 <0,15 Antikörper
IgE 190 <6x10-4 Antikörper
Lysozym 15 5-15x10-3 Bakterienauflösung
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ELEKTROPHORETISCHE VERFAHREN
Methoden zur Trennung von Proteinen beruhen auf Eigenschaften wie elektrischer Ladung,
Größe und Löslichkeit, die je nach Protein variieren. Eine wichtige Methode basiert auf der
Eigenschaft geladener Proteine, in einem elektrischen Feld zu wandern, ein Prozess, den man
als Elektrophorese bezeichnet.
Die erste Elektrophorese wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts von Arne Tiselius
entwickelt und 1948 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. In einem mit Puffer gefüllten U-
förmigen Rohr, dessen Schenkel mit einer Gleichstromquelle verbunden waren, trennte
Tiselius menschliche Seren in die vier Hauptkomponenten Albumin sowie α-, β- und -Globulin
auf.
Dieses erste Elektrophoreseverfahren basierend auf flüssigen Medien wurde wegen der
komplizierten Handhabung und Auswertbarkeit bald zur Zonenelektrophorese weiterentwickelt.
Nun dienten feste Medien wie Papier, Agargele und Kieselgele der Probentrennung. Da jedoch
diese Trägermaterialien wegen ihrer starken Eigenladung und geringen Retardation sehr diffuse
Banden ergeben, wurden neue, inertere Matrices eingeführt: Stärkegele (Smithies, 1955),
Celluloseacetatfolien (Kohn, 1957), Polyacrylamidgele (Raymond und Weintraub, 1959) sowie
Agarosegele (Hjerten, 1961).
Noch heute werden Stärkegele für genetische Untersuchungen verwendet (z.B.
Chromosomenanalyse). Agarosegele werden hauptsächlich zur Trennung von kleineren DNA-
Fragmenten und für Immunelektrophoresen zur spezifischen und quantitativen Detektion von
Proteinen eingesetzt. Polyacrylamidgele besitzen das höchste Auflösungsvermögen sowohl für
DNA-Fragmente als auch für Proteine. Die Celluloseacetatfolien finden Verwendung bei
klinischen Routineuntersuchungen insbesondere der Analyse von Blutproben.
GRUNDLAGEN DER ELEKTROPHORESE
Unterschiedliche Ladungen und Größen der Teilchen bewirken eine unterschiedliche
elektrophoretische Beweglichkeit und infolge davon räumliche Trennung der Sorten von
Teilchen voneinander.
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Werden elektrisch geladene Teilchen einem elektrischen Feld ausgesetzt, so wandern die
positiv geladenen Teilchen (Kationen) zum Minus-Pol (Kathode), die negativ geladenen
Teilchen (Anionen) zum Plus-Pol (Anode). Der Grund für diese Wanderung ist die auf ein
Teilchen mit der Ladung q wirkende Kraft Fe:
Fe = E·q mit q=z·e
Fe= am geladenen Teilchen angreifende Kraft [N]
E = elektrische Feldstärke [V . m-1] = [N . C-1]
q = Netto-Ladung des Teilchens im Feld
z = Zahl der Elementarladungen pro Teilchen
e= Elementarladung 1,602 176 565 (35) · 10−19 C
Die Kraft Fe bewirkt, dass sich die Teilchen im elektrischen Feld bewegen. Ihr entgegengesetzt
wirkt die Reibungskraft Ffr, die durch das Stoke`sche Gesetz beschrieben wird:
Ffr=6·π·r·ŋ·v
Ffr = Reibungskraft [N]
r = Partikelradius [m]
ŋ = Viskosität des Mediums [Pa . s] = [N . m-2 . s]
v = Wanderungsgeschwindigkeit [m . s-1]
CELLULOSEACETATFOLIEN-ELEKTROPHORESE
Bei der Celluloseacetatfolien-Elektrophorese werden nicht-denaturierte Proteine getrennt. Die
native Konformation der Proteine wird dabei nicht verändert. Aufgrund ihres strukturellen
Aufbaus zeigen Celluloseacetatfolien nahezu keine Adsorptionseffekte gegenüber Proteinen
und kommen damit dem idealen Trägermaterial recht nahe. Celluloseacetatfolien haben eine
schaumartige Struktur und können, obwohl sie kaum hydrophile Eigenschaften aufweisen, bis
zu 85% Pufferlösung aufnehmen. Wegen ihrer durchgehend homogenen Struktur gelingt es,
mit derartigen Folien elektrophoretische Trennungen bei relativ hohen Spannungen
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durchzuführen, wodurch der Zeitaufwand der Elektrophorese wesentlich verkürzt wird. Da
Protein-Anfärbereagenzien ebenso wie Proteine kaum adsorbiert werden, können sie in
wenigen Minuten ausgewaschen werden. Durch geeignete Maßnahmen lassen sich die Folien
vollständig transparent machen und ermöglichen dadurch eine quantitative photometrische
(densitometrische), automatisierbare Auswertung. Diese Art der Elektrophorese gehört in der
klinischen Chemie und Biochemie zu den häufig durchgeführten Analysemethoden.
Als Probe für diese Art der Elektrophorese dient in der Regel das Blutserum, nicht aber das
Plasma (Blutserum inklusive Fibrinogen), da durch das darin enthaltene Fibrinogen das
Elektrophoresemuster häufig undeutlich wird. Nach dem Auftragen der Proben auf die
Acetatfolie wird an diese in einer feuchten Kammer eine konstante elektrische Gleichspannung
für die Trennzeit angelegt, in der die Proteine von der Auftragsstelle aus entsprechend ihrer
Ladung und damit ihrer elektrischen Beweglichkeit entlang einer Trennstrecke von der
Kathode (-) zur Anode (+) wandern (Abb.1).
Abb.1. Schematische Darstellung der Apparatur zur Serumelektrophorese
Aufgrund des Verhaltens bei der elektrophoretischen Trennung von Serumproteinen lassen
sich folgende Fraktionen einteilen:
Albumin
α1-Globuline
α2-Globuline
β-Globuline
-Globuline
Albumin läuft im elektrischen Feld am schnellsten, gefolgt von den α1, α2 und β-Globulinen; -
Globuline wandern besonders langsam (Abb.2).
Auftrags-Position für die Probe
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PROTEINBESTIMMUNG
Werden mehrere Seren parallel analysiert, ist es empfehlenswert, parallel zur Elektrophorese
eine Bestimmung des Gesamtproteingehaltes durchzuführen. Dies ermöglicht eine bessere
Einschätzung der relativen Abundanzen einzelner Proteinfraktionen, da die Summe der
abgebildeten Proteine immer bei 100% liegt.
Die Proteinbestimmung ist eine der am häufigsten durchgeführten Methoden in der
biochemischen Forschung. Es existieren eine Reihe verschiedener Methoden zur Bestimmung
der Proteinkonzentration. Diese unterscheiden sich hinsichtlich Sensitivität und Störanfälligkeit.
Man unterscheidet grundsätzlich die Absorptionsspektroskopie, bei der die Absorption der
Proteinlösung direkt gemessen wird, von kolorimetrischen Methoden, bei denen die Verfärbung
der Proteinlösung nach Zugabe bestimmter Farbstoffe gemessen wird. Zu den gängigsten
kolorimetrischen Methoden gehören die Biuret-Methode, die Bradford-Methode und die BCA-
Methode. Letztere Methode zeichnet sich durch eine einfache Durchführung, hohe Sensitivität
und geringe Störanfälligkeit aus, weshalb sie für die Proteinbestimmung von komplexen
Mischungen (wie z.B. Serum) gut geeignet ist.
Das Prinzip des hier verwendeten BCA-Assays beruht auf der Bildung von Cu2+-
Proteinkomplexen unter basischen Bedingungen. Im Anschluss erfolgt die Reduktion des Cu2+
zu Cu1+, dessen Konzentration direkt proportional zur Proteinkonzentration ist. BCA
(Bicinchoninic acid) bildet mit Cu1+ einen violett-blauen Komplex, der spektrometrisch bei 562
nm detektiert werden kann.
Das Prinzip des BCA-Assays soll im Rahmen dieses Praktikums durch die Messung zweier
Standard-Proteinlösungen demonstriert werden. Diese Standardproteine werden anschließend
zusammen mit den Seren elektrophoretisch aufgetrennt.
DENSITOMETRIE
Nachdem die Serumproteine elektrophoretisch aufgetrennt wurden, ist zur Krankheitsdiagnose
fast immer eine quantitative Auswertung der gefärbten Proteine notwendig. Hierzu werden
Densitometer eingesetzt, deren Funktionsweise mit der des Photometers vergleichbar ist.
Computerunterstützt wird mit einem Scanner eine bewegliche Lichtquelle über die Acetatfolie
geführt und die Absorption an jeder Stelle der Acetatfolie gemessen. Resultierend hieraus erhält
man eine Kurve der Extinktion lg(I0/I) über die Folienlänge, wobei I0 die eingestrahlte Intensität
und I die am Detektor gemessene Intensität darstellt (Abb.2).
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Abb.2: Angefärbte Celluloseacetatfolie nach erfolgter Elektrophorese (unten) und die
densitometrische Auswertung (oben). (Modifiziert nach Schmidt und Thews, 27. Auflage)
Nach dem Lambert Beerschen Gesetz nimmt die Extinktion einer verdünnten Lösung linear
zur Konzentration zu. Bei der Densitometrie von elektrophoretisch getrennten Proteinbanden
stimmt dieser Zusammenhang aber nicht mehr, da dort die Proteinkonzentration sehr hoch ist
und die Färbung in eine Sättigung übergeht, so dass über bestimmten Absorptionswerten
hyperbolische oder sigmoidale Abhängigkeiten beobachtet werden. Dazu trägt bei, dass
während der Färbung starken Banden in der Folienumgebung relativ weniger Farbstoff zur
Verfügung steht als schwachen Banden, die eine für sie maximale Menge an Farbstoff binden
können. Daher werden schwache Banden in ihrer Menge oft überschätzt und große
Proteinmengen unterschätzt.
Die Auswertung der gescannten Proteinbanden erfolgt nach Kalibrieren der Geräte mittels
photographischer Graukeile über die Proportionalität der Proteinkonzentration und der
Bandenintensität. Derartige Auswertungen erfolgen heute praktisch ausschließlich
computerunterstützt, wobei spezialisierte Softwarepakete die Subtraktion der
Hintergrundfärbung, die Bandenerkennung, Quantifizierung und die Dokumentation
übernehmen. Auch für den Vergleich von Mehrfachbestimmungen ein und derselben Probe
auf unterschiedlichen Folien, zwischen denen immer kleine Unterschiede und Verzerrungen
existieren, kann diese Software genutzt werden. Die Qualität der Resultate hängt aber
weitgehend von der Qualität der Folien ab und manuelle Nachbearbeitungen vor allem bei der
Bandenerkennung sind heute noch unerlässlich.
Auftrags-Position für die Probe
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PATHOBIOCHEMIE
Eine Abweichung des Profils der einzelnen Plasmaproteinfraktionen von der Norm ist ein
diagnostisches Merkmal unterschiedlicher Erkrankungen, die unter dem Begriff der
Pathoproteinämien zusammengefasst werden (vgl. Abb.3). Diese Bezeichnung umfasst im
einzelnen Dys-, Defekt- und Paraproteinämien.
Abb.3. Densitogramme von Blutseren unterschiedlicher Pathoproteinämien
Bei Dysproteinämien ist die Menge einzelner Plasmaproteinfraktionen erhöht oder erniedrigt.
In Abhängigkeit von der betroffenen Fraktion unterscheidet man den α-, α2-β, β- sowie den -
Typ. Der α-Typ ist meist durch akute Entzündungen verursacht und weist sich durch eine
Verminderung der Albumine einhergehend mit einer Erhöhung der α1- und β2-Globuline aus.
Die -Fraktion ist häufig erhöht, kann aber auch Normalwerte aufweisen.
Wie beim α-Typ liegt auch beim α2-β-Typ – wie z.B. beim nephrotischen Syndrom - eine
Verminderung der Albumine vor. Sehr stark erhöht sind die α2-Globuline, die β-Globuline sind
ebenfalls deutlich vermehrt. Die -Globuline sind meist vermindert, können aber auch normal
oder erhöht vorliegen.
Der β-Typ - die Vermehrung der β-Fraktion - kommt sehr selten vor.
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Chronische Entzündungen, Hepatitis oder auch Leberzirrhose sind durch eine -
Dysproteinämie gekennzeichnet. Hierbei sind die Albumine vermindert, die -Globuline
hingegen vermehrt. Durch die Vermehrung der IgG-, aber auch der IgA- und IgM-Globuline,
erscheint die gesamte -Bande verstärkt.
Defektproteinämien sind durch den genetischen Mangel einzelner Proteine gekennzeichnet.
Resultierend aus diesem Defekt kommt es zum Fehlen einzelner Fraktionen des Blutserums.
Ein Vertreter dieser sehr seltenen Erkrankungen ist die Agammaglobulinämie, die auch als
Antikörpermangelsyndrom bezeichnet wird. Dieser X-chromosomal gekoppelten Erkrankung
liegen einzelne Mutationen zugrunde, die eine Reifung von B-Zellen zu Antikörper-
produzierenden Zellen verhindern. Dies hat das Fehlen von Immunglobulinen zur Folge.
Im Gegensatz zur den beschriebenen Defektproteinämienen kommt es bei den
Paraproteinämienen zu einer drastischen Vermehrung einheitlicher Immunglobuline. Im Falle
des multiplen Myeloms (Plasmocytom) führen maligne Plasmazellen zu einer Überproduktion
monoklonaler Immunglobuline. In der Serumelekrophorese äußert sich diese Erkrankung in
Form einer schmalbasigen, hochaufstrebenden Bande (Peak).
ZIELSETZUNG DER EXPERIMENTE
Zahlreiche Erkrankungen sind anhand quantitativ unterschiedlicher Zusammensetzungen der
Serumproteine mittels der Serumelektrophorese zu diagnostizieren. Eine derartige Diagnose
soll im Rahmen der Versuche anhand von Normal- und pathologischen Seren mit der
Celluloseacetat-Folien-Elektrophorese und anschließender densitographischer Auswertung
und Vergleich der Proteinbanden mit zwei Standard-Serumproteinen erfolgen.
Die Densitogramme der unterschiedlichen Seren sollen in der Gruppe verglichen und mögliche
Ursachen für deren Abweichungen von der Norm diskutiert werden.
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VERSUCHSDURCHFÜHRUNG UND VERSUCHSPROTOKOLL
Um einen Vergleich der relativen Abundanzen relevanter Serumproteine zu ermöglichen, sollen
zwei Standards pro Bankreihe (ein Standard pro Gruppe) aufgetrennt werden. Dabei handelt es
sich um Albumin und -Globuline. Die Konzentration von Albumin im Serum von gesunden
Menschen liegt bei etwa 35-50 g/l, während die Konzentration der -Globuline mit etwa 8-18 g/l
deutlich niedriger ist.
Da die Konzentration der hier verwendeten Standardlösungen nicht bekannt ist, soll zunächst
eine Proteinbestimmung erfolgen.
Für die Proteinbestimmung werden Reagenz A und Reagenz B gemischt (Farbreagenz). Der
Standard mit unbekannter Proteinkonzentration wird 1:100 in PBS-Puffer1 verdünnt. 50 µl der
verdünnten Standard-Lösung werden mit 1 ml des Farbreagenzes vermischt und für 15
Minuten bei 60°C inkubiert. Als Leerwert für die photometrische Messung werden 50 µl PBS-
Puffer mit 1 ml des Farbreagenzes vermischt und ebenfalls für 15 Minuten bei 60°C inkubiert.
Anschließend werden die Proben in Küvetten überführt. Das Photometer wird mit dem
Leerwert auf null geeicht. Anschließend werden die beiden Standardproben bei 562 nm
gemessen.
Die Proteinkonzentration wird durch das Lambert-Beer-Gesetz ermittelt:
A = ε Percent ∙ c ∙ d
A = Absorption
εPercent = Prozentualer Extinktionskoeffizient [100 ml . g-1 . cm-1], hier 19 (100 ml . g-1 . cm-1)
d = Schichtdicke der Küvette [cm], hier 1 cm
c = Konzentration (g/100 ml)
Achtung!!! Verdünnung der Proteinlösung nicht vergessen!
Nachdem die Konzentration der Standard-Lösung ermittelt wurde, erfolgt die Einstellung der
Konzentrationen durch Verdünnung mit PBS1 (40 g/l für BSA und -Globuline).
Anschließend wird der Standard in das Well rechts neben die Serumproben gefüllt (20 µl).
1 PBS: Phosphate-buffered saline
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ELEKTROPHORESE
Die Elektrodenräume des Elektrophorese Gefäßes werden mit je etwa 400 ml ATX-Puffer2 bis
zur Markierung gefüllt. Die restlichen 100 ml werden in eine Plastikschale gefüllt, wo sie zum
Befeuchten der Folien dienen. Die Folien, von denen jede zum Auftragen von 3 Proben
geeignet ist, können im trockenen Zustand mit Kugelschreiber beschriftet werden. Die Streifen
werden flach auf die Oberfläche des restlichen Puffers in die Glasschale fallen gelassen und
erst bei vollständiger Benetzung vorsichtig untergetaucht. Nach etwa 5 min werden die
Membranen wieder aus der Lösung genommen und zwischen zwei Filterpapierstreifen von
überschüssiger Flüssigkeit befreit. Die Folien dürfen dabei weder gepresst werden noch
austrocknen. Mit der Pinzette (!) werden sie anschließend so in die Streifenträger eingesetzt,
dass die Stifte der Folienhalterung in die Perforationslöcher der Folie greifen und die
Streifenenden in die Pufferlösungen eintauchen. Diese zuletzt genannten Handgriffe vom
Ablöschen der Folien an müssen rasch durchgeführt werden, damit die Streifen nicht wieder
trocknen, was durch das Auftreten weißer Flecken angezeigt wird.
Die aufzutrennenden Proteingemische liegen in einer Füllkammer mit verschiedenen Wells
vor. Durch Eintauchen des Mikroauftragestempels in die gefüllten Wells wird eine geringe, je
nach Stempelgröße definierte Menge der Lösung aufgenommen und kurz auf die Folie fallen
lassen überstempelt. Zwischen den einzelnen Auftragungen ist der Stempel mit Aqua dest.
(Spritzflasche) zu reinigen und durch Auftupfen auf Filterpapier abzutrocknen. Zur
Verminderung der Diffusion sollen die Proben in rascher Folge aufgetragen werden. Nach dem
Entfernen der Auftragsbrücke und dem Aufsetzen des Deckels wird an das Gerät für 20
Minuten eine Spannung von 220 Volt gelegt.
Nach Beendigung der Elektrophorese werden die Folien sofort für 7 Minuten in die
Färbelösung gelegt. Ein Übereinanderliegen der Folien sollte durch die Wahl einer
entsprechend großen Schale vermieden werden. Nach der Färbung erfolgt unter leichtem
Schütteln die Inkubation in Entfärbelösung (2 Minuten). Zum völligen Entfärben der Folien wird
ein zweites anschließendes Entfärbebad genutzt.
Nachdem der Folienhintergrund völlig weiß ist, werden die Folien ½ -1 Minute in Klärlösung
getaucht. Danach werden diese luftblasenfrei auf einen Objektträger aufgezogen.
Überstehende Folienenden werden abgeschnitten und der Objektträger auf einer Heizplatte
(Stufe 6) so lange inkubiert, bis der Folienhintergrund durchsichtig ist.
2 Handelsname der Firma Biotec Fischer; ATX steht für „atoxisch“.
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AUSWERTUNG UND FEHLERDISKUSSION
Das Bandenmuster auf den Folien wird mittels eines Durchlichtscanners in digitale s/w Bilder
umgewandelt. Diese Dateien werden im Folgenden softwaregestützt densitometrisch
ausgewertet. Es erfolgt die Messung der Proben über die gesamte Laufstrecke. Das
Programm misst die Graufärbung der einzelnen Banden und stellt sie in einem Graphen dar.
Hohe Signale entsprechen dabei einer starken – niedrige Signale einer schwachen Färbung
bzw. Proteinkonzentration. Diesen Signalen sollen die entsprechenden Serumfraktionen
zugeordnet werden. Die Daten der einzelnen Gruppen sollen verglichen und Veränderungen
in der Zusammensetzung der Seren und deren mögliche Ursachen diskutiert werden.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
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KURZANLEITUNG BEI CELLULOSEACETATMEMBRANEN/ FOLIE
Gruppennummer beachten!
1. ATX Puffer in die dazugehörige Plastikschalen füllen
2. Eine Celluloseacetatfolie beim Assistenten abholen.
3. Die Folie mit Kugelschreiber oberhalb der Perforation mit Gruppenkürzel beschriften
4. Folie in die Schale mit ATX-Puffer geben und vorsichtig mit der Pinzette untertauchen,
bis die Folie vollständig durchnäßt ist. Mindestens 20 min stehen lassen
5. Reagenz A und Reagenz B mischen (Farbreagenz)
6. 5µl der Proteinstandardlösung in einem Eppi 1:100 mit PBS verdünnen
7. 50 µl der verdünnten Proteinstandardlösung mit 1 ml des in Schritt 1 angesetzten
Farbreagenzes mischen
8. 50 µl PBS-Puffer in einem Eppi mit 1 ml Farbreagenz versetzen (Leerwert)
9. Die zwei Proben für 15 min bei 60°C im Heizblock inkubieren
10. Proben kurz abkühlen lassen
11. Proben in Küvetten überführen
12. Photometer mit Leerwertprobe (PBS + Reagenz) auf null eichen (562 nm)
13. Probe messen
14. Konzentration berechnen 1. Schritt (wie im Skript angegeben)
Weitere Rechenschritte:
2. Schritt:
C(gewollt) * V (gewollt) = C(gemessen) * V (benötigt)
3.Schritt:
V(benötigt) + y µl PBS = 20 µl
15. Proteinstandard (unverdünnt) mit PBS verdünnen (Zielkonzentration ist 40 mg/ml)
16. 20 µl dieses Proteinstandards in das Well rechts neben den vorgelegten Serumproben
pipettieren (Gruppennummer beachten)
17. Folie zwischen zwei Filterstreifen legen und von der überschüssigen Flüssigkeit
befreien. Achtung, die Folie darf dabei nicht austrocknen (dies erkennt man daran, dass
eine weiße Oberfläche entsteht). Ansonsten Schritt 4 wiederholen
18. Folie mit der Pinzette in der Halterung des Streifenträgers befestigen und in die
Elektrophoresekammer einsetzen. Wichtig: die Enden der Folie müssen in den Puffer
eingetaucht sein
19. Der Mikroauftragestempel, auch Auftragebrücke genannt, wird nun in die Füllkammer
aufgesetzt und wieder herausgezogen, dabei bleibt circa 1µl der Probe am Kamm
hängen
40
20. Nun wird der Kamm auf die in der Elektrophoresekammer befindliche Folie
fallengelassen (mittleres Einschubraster)
21. Elektrophoresekammer mit dem Deckel verschließen (Pole beachten!!)
Anmerkung: Serum ist negativ geladen und fließt zur Anode (+-Pol)
22. Über einen Zeitraum von 20 min wird eine Spannung von 220 V, ca. 6 mA angelegt
und die Serumbestandteile können sich im elektrischen Feld auftrennen
23. Färben der Folie: Folie für 7 min in die Färbelösung legen
24. Entfärben der Folie: Folie für 2 min ins Endfärbebad legen, bis der Folienhintergrund
wieder weiß ist. Falls nötig den Vorgang wiederholen
25. Klärlösung: Folie 1 min in die Klärlösung tauchen
26. Folie luftblasenfrei mit dem Folienroller auf den Objektträger ziehen
27. Überstehende Enden abschneiden
28. Objektträger solange auf die Heizplatte (Stufe 6) legen, bis der Hintergrund der
Membran wieder durchsichtig ist (Schutzbrille tragen, dauert ca. 3 min)
29. Objektträger abkühlen lassen
30. Gruppennummer unten auf den Objektträger links mit Edding schreiben
31. Zum Scanner gehen und dem Assistenten geben
32. Scanergebnisse werden im Seminar besprochen
Anmerkung: Färbelösung in den Färbeschalen bitte nicht wegschütten, alle anderen
Lösungen werden aus den Schalen entsorgt.