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Popper: Quantitat. Analyse eines Gemisches organ. Verbindungen. 429 Die beiden ersteren zeigten sich vollkoramen wirkungslos, die Harn- si~ure dagegen redueirte die Wolframs~ture ebenso leicht und schnell, wie etwa Pyrogallussaure, Brenzcateehin, Gerbsaure, undes wird daraus er- sichttich, dass sich jeder Harn mehr oder weniger griin oder blau fitrben muss, wenn derselbe naeh meinen Angaben auf Traubenzucker unter- sucht wird. Um das Verhalten der versehiedenen Substanzen gegen Wolframs~ure zu prtifen, empfehle ich folgendes ¥erfahren: Man versetzt die Liisung der Substanz mit etwa 1/3 Vol. Wolfram- fltissigkeit und sehiehtet einen Theil dieses Gemisches mittels~ einer sehief an den Rand des Reagensglases gesetzten Pipette vorsichtig fiber con- centrirte bTatronlauge. Es entwiekelt sich dann mehr oder weniger schnell, je naeh der I~atur und Menge der Substanz, an der Schiehtungsstelle eine sehSne blaue oder auch griine, nach oben meist scharf begrenzte, sich allm~hlich verbreiternde Farbenzone, die yon einer schmalen, blass r0thlichen Sehieht fiberlagert wird. Bei Beurtheilung dieser Sehichten ist es zweckm~ssig, durch Dahinterhalten yon Papier einen weissen Hinter- grund herzustellen. Breslau, April 1877. Quantitative Analyse eines Gemischesorganischer Verbindungen. Von Richard Popper. Es ist bekannt, dass die Analyse eines Gemisches organiseher Yer- bindungen auf welt grSssere Schwierigkeiten st0sst, als die der unorgani- schen, and wir bei jeuen deshalb verhiiltnissmlissig nur seltea im Stande sind, sichere Resultate zu erhalten. Ist dies schon bei der qualitativen Untersuehung der Fall, so na- tiirlich noch in ungleich hSherem Grade bei der quantitativen Bestim- mung. ¥or kurzem fand ich nun eine Methode, die es ermSglicht, aus einem Gemenge yon 3, und wenn eine oder mehrere derselben S~ickstoff enthalten, selbst 4 organischen Verbindungen in kurzer Zeit die Quantiti~t jeder einzelnen derselben zu ermitteln, was wohl nicht ohne I~teresse sein dtirfte. Das ganze Verfahrea besteht n~tmlieh in einer eiufachen Elementar- analyse des betreffenden Gemisches.

Quantitative Analyse eines Gemisches organischer Verbindungen

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Popper: Quantitat. Analyse eines Gemisches organ. Verbindungen. 429

Die beiden ersteren zeigten sich vollkoramen wirkungslos, die Harn- si~ure dagegen redueirte die Wolframs~ture ebenso leicht und schnell, wie etwa Pyrogallussaure, Brenzcateehin, Gerbsaure, undes wird daraus er- sichttich, dass sich jeder Harn mehr oder weniger griin oder blau fitrben muss, wenn derselbe naeh meinen Angaben auf Traubenzucker unter- sucht wird.

Um das Verhalten der versehiedenen Substanzen gegen Wolframs~ure zu prtifen, empfehle ich folgendes ¥erfahren:

Man versetzt die Liisung der Substanz mit etwa 1/3 Vol. Wolfram- fltissigkeit und sehiehtet einen Theil dieses Gemisches mittels~ einer sehief an den Rand des Reagensglases gesetzten Pipette vorsichtig fiber con- centrirte bTatronlauge. Es entwiekelt sich dann mehr oder weniger schnell, je naeh der I~atur und Menge der Substanz, an der Schiehtungsstelle eine sehSne blaue oder auch griine, nach oben meist scharf begrenzte, sich allm~hlich verbreiternde Farbenzone, die yon einer schmalen, blass r0thlichen Sehieht fiberlagert wird. Bei Beurtheilung dieser Sehichten ist es zweckm~ssig, durch Dahinterhalten yon Papier einen weissen Hinter- grund herzustellen.

B r e s l a u , April 1877.

Quantitative Analyse eines Gemisches organischer Verbindungen. Von

Richard Popper.

Es ist bekannt, dass die Analyse eines Gemisches organiseher Yer- bindungen auf welt grSssere Schwierigkeiten st0sst, als die der unorgani- schen, and wir bei jeuen deshalb verhiiltnissmlissig nur seltea im Stande sind, sichere Resultate zu erhalten.

Ist dies schon bei der qualitativen Untersuehung der Fall, so na- tiirlich noch in ungleich hSherem Grade bei der quantitativen Bestim- mung. ¥or kurzem fand ich nun eine Methode, die es ermSglicht, aus einem Gemenge yon 3, und wenn eine oder mehrere derselben S~ickstoff enthalten, selbst 4 organischen Verbindungen in kurzer Zeit die Quantiti~t jeder einzelnen derselben z u ermitteln, was wohl nicht ohne I~teresse sein dtirfte.

Das ganze Verfahrea besteht n~tmlieh in einer eiufachen Elementar- analyse des betreffenden Gemisches.

430 Popper: Quantitat. Analyse eines Gemisches organ. Verbindungen.

Freilich erhlilt man hier weiter nichts, als die Gesammtmenge des Kohlenstoffs und Wasserstoffs: welcher sich in dem Gemenge vorfindet, jedoch liisst sich hieraus auf algebraischem Wege durch Ansatz dreier Gleichungen mit 3 Unbekannten die Menge jedes einzelnen K0rpers ohne Schwierigkeit finden.

Nehmen wir z. B. an, die zu untersuchende Substanz enthielte Stearinsiiure, Naphtalin and Brenzcatechin mit einem Gesammtgewicht yon 0,555 Gramm und wir finden darin durch die Elementaranalyse 0,3936 Grm. Kohlenstoff nnd 0,0422 Grm. *Wasserstoff, so liesse sich vor allem die Gleichang bilden

I. x q- y q- z ~ 0,555, worin x, y and z die unbekannten Gewichte der drei Verbindungen dar- stellen.

916 Ferner wtirde der Werth ~ x die Menge des in der Stearinsiiare

enthaltenen Kohlenstoffs ausdrtlcken, da 284 das Molekulargewicht der- selben und 216 ( ~ 12. lS) den in ihr enthaltenen Kohlenstoff repritsen-

120 tirt. Ganz in derselben Weise wtlrde der Ausdruck ~ y den im

72 Naphtalin und -110- z den im Brenzcatechin enthaltenen Kohlenstoff dar-

stellen and wir also die Gleichung erhalten:

x + II. y + z = 0 ,3936.

Als letzte Beziehung wtirde sich ergeben: 36 8 6

IIi. 1-/ yq- 11 z_---o,o422,

da die Zahlen 36, 8 und 6 die Atomgewiehte des Wasserstoffs, welcher sieh in den 3 ¥erbindnngen findet, ausdriicken.

Dass sich arts diesen 3 Gleiehungen die Werthe yon x, y und z, d. h. die Mengen der vorhandenen Stearins~iure, sowie des lqaphtalins und Brenzcateehins finden lassen werden, nnterliegt nattirlich keinem Zweifel. Denken wir uns ausser allen diesen noch eine vierte Verbindung z. B. tIarnstoff anwesend, (eine Zusammenstellung, die allerdings nicht so leicht vorkommen dfirfte) bezeichnen dessen Menge mit u und finden ferner fiir die Menge des in unserem Gemische enthaltenen Stickstoffs 0,0504 Grin., so bilden sich, wenn im ilbrigen di~ gefundenen Werthe bleiben, folgende Gleiehungen:

Popper: Quantitat. Analyse eines Gemisches organ. ¥erbindungen.

I. x --~- y -~-- z --~- u - - 0,555.

II.

431

216 120 72 12 x + 1-i~- y ÷ ~ 5 - z + - ~ u = o,3936.

36 x--}- 8 6. 4 III. ~ ~ y q- ~ z ÷ ~ 6 u - - 0,0422.

28 IV. ~ u == 0,0504.

Suchen wir aus diesen Relationen vor allem die vierte Unbekannte u zu

eliminiren, so erhalten wir:

6O u ~ 0,0504 . - ~ - - - 0,1080

u n d e s erg~be sich durch Substitution dieses Werthes in die tlbrigen drei

Gleichungen :

x -~- y -~- z -~- 0,4470 216 120 72

x -~- y --~- z - 0,3720 284 ~ 36 8 6

x -~- y -~- z -- : 0,0350 284 ~ 110

Zur Aufliisung derartiger Relationen diirfte immer die bei Gleichungen

mit mehreren Unbekannten gebrliuchliche Coefficientenmethode am geeig-

netsten sein und wtirde die Rechnung ungeachtet der schwtllstigen Brtiche

doch dadurch bedeutend erleichtert, dass die l~enner der letzteren in

jeder Gleichung dieselben bleiben.

Um aus obigen Relationen 2 Gleichungen mit 2 Unbekannten x

und z abzuleiten, wtirden wir zun~chst die unterste derselben mit 15

multipliciren und durch Subtraction mit der dartiber befindlichen ver- einigen, worauf eine ganz ahnliche Operation mit der ersten und dritten

vorgenommen werden mfisste, nachdem letztere mit 16 multiplicirt worden.

Fiihrt man in dieser Weise fort, so ergeben sich die Resultate:

x == 0,1215 Grin., y - - 0,1896 Grm., z ~ 0,1386 Grm., u ~ 0,108 Grin.,

oder in Procenten ausgedrfickt:

Stearins~ure - ~ 21,89 ~ .

Naph.talin - - 33~64 ¢ ,

Brenzcatechin ~ 25,00 Harnstoff - - 19,46 ,~

Die Anftihrung einer bes0nderen Beleganalyse hielt ich nicht fiir nSthig, da ja jedem bekannt ist, dass sich der Kohlenstoff und Wasser-

stoff einer organischen Substanz mit grosset Genauigkeit dutch eine Ele,

432 Popper: Quantitat Analyse eines Gemisches organ. Verbindungen.

mentaranalyse finden liisst und dann, wie soeben angeftihrt, mit mathe- matiseher Nothwendigkeit folgt, dass sieh auch die Mengen ihrer Be- standtheile ermitteln lassen. Vielmehr ist es ein ganz andrer Umstand, der unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen muss.

216 120 Waren ni~mlich in obigen Gleiehungen die Coefficienten - -

284 ' 128 u. s. w. ziemlich gleich, wie dies bei KSrpern yon nur wenig ver- schiedener Zusammensetzung vorkommt, so wird hierdurch ein sehr un- giinstiger Einfluss auf die Genauigkeit ausgetibt. Es liisst sich das auch leieht erklaren. Nehmen wir z. B. an, es lfigen lauter Ktirper yon empiriseh gleicher Zusammensetzung vor, so wtirde man immer denselben Gehalt an Kohlenstoff~ Wasserstoff and Stickstoff finden, gteichviel in welchem Verhaltnisse diese KSrper miteinander gemischt sind. Dass je- doch, wenn wir in jedem noch so versehiedenen Mischungsverhaltnisse dessenungeaehtet immer wieder ein und dieselben Werthe bekommen, sich auch umgekehrt aus diesen Werthen kein Schluss auf jenes Mischungsverhaltniss ziehen lassen kann, wird jedem leicht erklarlich sein.

Was bei gleieher Zusammensetzung eine Berechnung geradezu un - mSglich maeht, wilrde bei nur wenig verschiedener mindestens einen sehr ungtinstigen Einfluss auf die Genauigkeit ausfiben, so dass wir z. B. bei einem Gemenge yon Stearin-, Palmitin- and OIeinsaure hSchst unsiehere und schwankende Resultate erhalten wiirden.

Allerdings ware das eben angefiihrte Beispiel einer der ungtinstigsten Falle; denn das Yerhaltniss zwischen Kohlenstoff, Wasserstoff und Saner' stoff (denn auf dieses allein kommt es ja bier an) wtirde in jeder dieser drei Verbindungen ziemlich dasselbe sein, so dass in den sich bildenden Gleichungen die Coefiicienten des x yon denen des y und z nur um wenige Tausendel differiren dtirften.

Dessenungeachtet wiirden wir in den m~isten derartigen F~llen den Proeentgehalt der verschiedenen organischen K(irper wenigstens abschatzungs- weise finden kSn~en.

Die Untersuchung aller der Falle, in welchen obige Methode yon prakiizchevm Nutzen sein dfirfte, z. B. zur Ermittlung der Quantititten mehrerer Farbstoffe, die aus einer LSsung mit Thonerde sammtlich aus- gefallt worden sind, u. a. m. wtirde wohl eine li~ngere Zeit in Ansprueh nehme~, weshalb ich den Bericht hieriiber vorlaufig noch zu unterlassen genSthigt bin.

D r e s d e n ~ im April 1877.