22
ISSN 1019-2379 RETROSPEKTIVEN IN SACHEN BILDUNG R. 2 (STUDIEN) NR. 82 Die Lebensgeschichte von Petr Ginz und die Theresienstädter Erziehung im Spiegel der Zeitschrift „Vedem“ Von DANA KASPEROVÁ Klagenfurt 2013

R. 2 (STUDIEN) NR. 82

Embed Size (px)

DESCRIPTION

RETROSPEKTIVEN IN SACHEN BILDUNG | Die Lebensgeschichte von Petr Ginz und die Theresienstädter Erziehung im Spiegel der Zeitschrift „Vedem“

Citation preview

Page 1: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

ISSN 1019-2379

RETROSPEKTIVEN

IN SACHEN BILDUNG

R. 2 (STUDIEN) NR. 82

Die Lebensgeschichte von Petr Ginz

und die Theresienstädter Erziehung im Spiegel der Zeitschrift

„Vedem“

Von

DANA KASPEROVÁ

Klagenfurt 2013

Page 2: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

Inhaltsverzeichnis

1. Vor Theresienstadt 1

2. Das Ghetto Theresienstadt: ein Propagandawerkzeug 2

3. Aufgabe der jüdischen Selbstverwaltung bei der Betreuung der Kinder und

Jugendlichen im Theresienstädter Ghetto 5

4. Das Knabenheim L 417 6

5. Erziehungsgrundsätze in der Zeitschrift „Vedem“ 8

6. Die Lebensgeschichte von Petr Ginz 10

6.1 Das Tagebuch von Petr Ginz 11

6.2 Petr Ginz als Redakteur der Zeitschrift „Vedem“ in Theresienstadt 13

6.3 Nach Theresienstadt: das Vermächtnis von Petr Ginz ist lebendig 16

Schlussbetrachtung 17

Quellen und Literatur 18

Page 3: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

1

Die vorliegende Studie1 analysiert die wesentlichen Ansätze, Ziele und Mittel

der Theresienstädter Erziehung, und zwar auf der Basis der Kinderzeitschrift

„Vedem“, die im Theresienstädter Ghetto von 1942 bis 1944 erschien. Die von

den Erziehern und Kindern herausgegebene Zeitschrift Vedem ist ein unikales

Zeugnis des Alltags im Theresienstädter Kinderheim sowie der Theresienstädter

Erziehung – deren Ideale, Ziele, Umstände und Mittel. Einer der bedeutendsten

Beiträger der Zeitschrift war der leitende Erzieher des Heimes I Valtr Eisinger,

in dessen Artikeln wir sehr gut die Gestaltung und Formung der pädagogischen

Grundsätze und Prinzipien nachvollziehen können, die für seine erzieherische

Wirkung im Heim I ausschlaggebend waren. Unser Augenmerk richtet sich auf

die Fragen der Form und Ausprägung der Theresienstädter Erziehung. Welche

Ziele waren für die Erziehung in den Theresienstädter Kinderheimen

richtunggebend? Welche pädagogischen Ansätze brachte die Theresienstädter

Erziehung hervor? Wir fragen ebenfalls nach den Grenzen und Mitteln der

erzieherischen Bemühungen in der Misere des Theresienstädter Ghettos.

Anhand der Lebensgeschichte von Petr Ginz, einer starken Persönlichkeit und

dem Chefredakteur der Zeitschrift Vedem, verweisen wir nicht nur auf das

alltägliche leidvolle Leben der Kinder im Ghetto, sondern auch auf die

Entwicklung und die innere Gestaltung des Kinderheims I. Die Problematik der

Theresienstädter Erziehung wird auch in den breiteren Rahmen des Ghettos

Theresienstadt, bzw. der „Endlösung“ der Judenfrage im Protektorat Böhmen

und Mähren eingebettet.2

1. Vor Theresienstadt

Die „Endlösung“ der Judenfrage stellte eins der Hauptziele dar, auf die sich die

Okkupationspolitik des Dritten Reiches auf dem Gebiet des Protektorats

1 Sie stellt die gedruckte, überarbeitete Fassung eines von der Autorin am 20.06.2013 an der Alpen-Adria-

Universität Klagenfurt gehaltenen Gastvortrags dar.

2 Das Protektorat Böhmen und Mähren entstand am 15. März 1939 nach der Okkupation der Tschechoslowakei

durch die Truppen des nationalsozialistischen Deutschlands. Tschechoslowakische Regierung und Präsident

Edvard Beneš waren gezwungen, ins Exil nach London auszusiedeln und sie kehrten erst nach der Befreiung im

Mai 1945 nach Prag zurück. Die Verkündigung des Protektorats Böhmen und Mähren war der nächste Schritt im

Rahmen der agressiven Politik Adolf Hitlers den böhmischen Ländern gegenüber. Diese politische Tendenz

hatte bereits im September 1938 mit dem Unterschreiben des Münchner Abkommens angefangen, durch das die

Tschechoslowakei (unter Zustimmung Englands, Frankreichs und Italiens) gezwungen wurde, íhre zum Teil von

Deutschböhmen (Sudeten) bewohnten Grenzgebiete an Deutschland abzutreten. Dazu vgl. Pasák, T., Pod

ochranou Říše, Praha, Práh 1998.

Page 4: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

2

Böhmen und Mähren mit einer hohen Intensität orientierte, was der

antisemitischen nationalsozialistischen Ideologie entsprach. Die gegenwärtige

Holocaust-Forschung hebt die Tatsache hervor, dass im Protektorat sowie in

anderen okkupierten Ländern die Wesenszüge des nationalsozialistischen

Musters der „Endlösung“ übernommen wurden3: In der ersten Phase wurden die

Juden definiert und als betroffene Gruppe ausgegrenzt, und zwar vor allem auf

der Basis der sogenannten Nürnberger Rassengesetze. Im Protektorat wurden die

in den Nürnberger Gesetzen verankerten Kriterien für das Judentum im Juni

1939 eingeführt.4 Zu derselben Zeit wurde die Einsetzung des jüdischen

Vermögens gesetzlich eingeschränkt und die Juden wurden aus dem

wirtschaftlichen Leben ausgegrenzt. In der zweiten Phase beraubten eilnzelne

Verfügungen und Anordnungen die Juden ihrer materiellen Existenzgrundlage,

ihrer menschlichen Würde und ihrer bürgerlichen Rechte und Freiheiten. In der

dritten Phase wurden sie durch ein System von Diskriminierungsmaßnahmen

allmählich ein einem „mauerlosen Ghetto“ isoliert.5 In der Endphase

deportierten die Nationalsozialisten die Juden in die Konzentrations- und

Vernichtungslager, um sie dort gezielt und systematisch umzubringen. Die

Deportationen der jüdischen Bürger aus dem Protektorat fingen im Herbst 1941

an. Im Rahmen der Deportationen spielte das Ghetto Theresienstadt eine

wichtige Rolle.

2. Das Ghetto Theresienstadt: ein Propagandawerkzeug

Das Ghetto Theresienstadt entstand mit der Ankunft des ersten Transports (des

sogenannten Aufbaukommandos) am 24. November 1941 und diente während

seines ganzen Bestehens (bis zum Mai 1945) vor aallem als Sammellager für die

Juden aus dem Protektoratsgebiet sowie aus anderen europäischen Ländern –

aus Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark u. a. Nach

Theresienstadt, in die kleine, beinahe 60 km nördlich von Prag situierte

Festungsstadt, wurden über 139.000 europäische Juden deportiert, von denen

3 Vgl. Kárný, M., „Konečné řešení“ : Genocida českých židů v německé protektorátní politice, Praha, Academia

1991, S. 8–10.

4 Verordnung des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren über das jüdische Vermögen vom 21. Juni 1939,

Nové zákony a nařízení Protektorátu Čechy a Morava 1939-1942 (NZN), Jg. 1939, S. 554f.

5 Dazu vgl. Friedmann, F., „Právní postavení židů v Protektorátu Čechy a Morava“, in H. Krejčová, J.

Svobodová, A. Hyndráková, Židé v protektorátu − Hlášení Židovské náboženské obce v roce 1942, Praha, Ústav

pro soudobé dějiny AV ČR 1997, S. 275.

Page 5: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

3

fast die Hälfte die Protektoratsjuden waren. Von seiner Entstehung an erfüllte

das Ghetto die Rolle eines Sammel- und Transitlagers. Bereits im Januar 1942

wurden die ersten Transporte aus Theresienstadt nach Auschwitz und in andere

Konzentrations- und Vernichtungslager abgefertigt. Aus Theresienstadt in den

Osten wurden über 86.000 Häftlinge abtransportiert, von denen über 83.000 das

Kriegsende nicht erlebten. Die Bestandaufnahme im Bezug auf die Kinder, die

nach Theresienstadt kamen, ist noch erschütternder. Von den über 9.500

Theresienstädter Kindern kamen nur 636 aus den östlichen Todeslagern zurück.6

Über eine andere Aufgabe Theresienstadts – diejenige des Altersghettos – wurde

auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 entschieden. Die NS-

Spitzenfunktionäre beschlossen, dass die alten und verdienten Juden aus dem

Dritten Reich nicht direkt in die östlichen Vernichtungslager deportiert, sondern

zuerst ins Theresienstädter Ghetto „geschickt“ werden sollten.7 Auf diese Weise

wollten die Nationalsozialisten zahlreiche Interventionen vermeiden, die im

Zusammenhang mit den Deportationen der deutschen Juden verliefen.

Das Ghetto Theresienstadt war ein Ort schweren Leidens und des Sterbens

tausender Menschen. Unmenschliche Lebensverhältnisse und Überfüllung des

Ghettos brachten grundlegende hygienische und gesundheitliche Probleme mit

sich. Schlechter Gesundheitszustand, häufiger Krankenstand und sich immer

aufs neue verbreitende Epidemien fanden in der hohen Mortalität ihren

Niederschlag. Dazu kam die Unterernährung der überwiegenden Mehrheit der

Theresienstädter Häftlinge. Unausgeglichene, unzureichende und eintönige Kost

war die Ursache eines ständigen Hungers. Der Hunger in Theresienstadt, der

zwar etwas weniger grausam als in den östlichen Vernichtungslagern war,

gehörte dennoch zu einem der Vernichtungsmittel. Über ein Viertel8 der

Häftlinge starb direkt im Thersienstädter Ghetto.

Theresienstadt spielte auch eine wichtige Aufgabe als nationalsozialistisches

Propagandawerkzeug. Die Nationalsozialisten beschlossen, das Ghetto

Theresienstadt als das Hauptargument gegen die sich schnell verbreitenden

Nachrichten über die Vernichtung der Juden zu verwenden. Der 6 Vgl. Chládková, L., „Terezínské děti – bilance“, in Kárný, M., Blodig, V. (Hg.), Terezín v „konečném řešení

židovské otázky“, Praha, Logos 1992, S. 144-148.

7 Vgl. Krejčová, H., Prominenti v ghettu Terezín, Praha, Ústav pro soudobé dějiny AV ČR 1996, S. 26. Die

Übersetzung des Protokolls der Wannseekonferenz wird am Innenministerium der Tschechischen Republik

aufbewahrt (AMV ČR), 325-90-7.

8 Vgl. Polák, E., „Terezín v ‚konečném řešení židovské otázky“, in Brod, T., Kárný, M., Kárná, M., Terezínský

rodinný tábor v Osvětimi-Birkenau, Praha, Melantrich : Nadace Terezínská iniciativa 1994, S. 22.

Page 6: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

4

Weltöffentlichkeit wurde ein verzerrtes Bild des Theresienstädter Ghettos

vorgeführt. Im Juni 1944 ermöglichten die Nationalsozialisten einer Delegation

des Internationalen Roten Kreuzes einen Besuch in Theresienstadt. An einem

Vormittag besichtigten die Delegierten Theresienstadt in Begleitung der

Reichsfunktionäre auf einer im Voraus sorgfältig vorbereiteten und von den

Nationalsozialisten einige Male überprüften Route, so dass ihnen das wirkliche

Bild der Theresienstädter Realität verweigert blieb. Im Abschlussbericht des

Internationalen Roten Kreuzes hieß es u. a., dass „Theresienstadt ein Endlager

ist, woher keiner, der mal ins hiesige Ghetto aufgenommen wurde, anderswohin

geschickt wird“.9 Die Transporte im Herbst 1943 und Mai 1944, mit denen nach

Auschwitz über 17.000 Häftlinge deportiert wurden, und durch die der Bestand

des Ghettos radikal gesenkt wurde, wurden ebenso verschwiegen wie die im

Dezember 1943 angesagte Aktion „Stadtverschönerung“, die beispielsweise mit

der Zugänglichmachung von manchen bisher verbotenen Objekten, mit der

Verlängerung des Aufenthaltens „im Freien“ und mit der Herausbildung eines

Scheins vom „Kulturleben“ in Theresienstadt verbunden war. Zu

propagandistischen Zwecken wurde auch der Film „Theresienstadt – Ein

Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“10

genützt, der im Ghetto

im August und September 1944 gedreht wurde. Das Hauptziel dieses

nationalsozialistischen propagandistischen „Dokumentarfilms“ war es, ein

erlogenes Bild des KZ-Lebens vorzulegen und die Welt über das Schicksal der

europäischen Juden hinwegzutäuschen. „Der Film lügt nicht so viel darin, was

er zeigte, als eher darin, was er nicht zeigte: den Hunger, die Armut, die auf

einem engen Raum aneinandergezwängte Menschen, die Sklavenarbeit für die

deutsche Kriegswirtschaft, die hohe Sterblichkeit und vor allem die Transporte

in den Osten“,11

fasst Karol Margy in seiner Studie zu diesem Film zusammen.

Nach dem Abschluss der Dreharbeiten wurden 18.402 Theresienstädter

Häftlinge nach Auschwitz deportiert. Die meisten von ihnen wurden in

Gaskammern umgebracht.

9 „Zpráva Maurice Rossela o prohlídce Terezína 23. června 1944“, Terezínské studie a dokumenty, 1996, S.

188−206.

10 Dazu vgl. Margry, K., „Nacistický propagandistický film o Terezíně“, in Kárný, M., Blodig, V. (Hg.), Terezín

v „konečném řešení židovské otázky“, Praha, Logos 1992, S. 208–225.

11

Ebenda, S. 223.

Page 7: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

5

3. Aufgabe der jüdischen Selbstverwaltung bei der Betreuung der

Kinder und Jugendlichen im Theresienstädter Ghetto

In Theresienstadt, ebenso wie in anderen Ghettos und KZ-Lagern, war eine

jüdische Selbstverwaltung tätig, da das Ghetto nach außen hin als eine „jüdische

Siedlung“ wirken sollte, die von Juden geleitet und verwaltet werde. In

Wirklichkeit wurde das Ghetto von der NS-Kommandantur befehligt, die ihren

Sitz auf dem Theresienstädter Ring hatte.12

Die jüdische Selbstverwaltung

wurde von dem Ältestenrat geleitet, an dessen Spitze der Judenälteste stand. Im

Laufe der Zeit wurde das Amt des Judenältesten von drei Häftlingen bekleidet –

von Jakob Edelstein13

, Paul Eppstein14

und Benjamin Murmelstein15

. Der

Ältestenrat war für die internen Angelegenheiten und für den Tagsablauf im

Ghetto zuständig, wobei er jedoch den Befehlen der KZ-Kommandantur

unterlag (so musste die Transportleitung der jüdischen Selbstverwaltung die

namentlichen Transportlisten in den Osten nach den Anweisungen der

Kommandantur erstellen). Die jüdische Selbstverwaltung wuchs allmählich zu

einem umfangreichen Apparat an – sie bestand aus folgenden Abteilungen:

Zentralevidenz, Amt für innere Verwaltung, Wirtschaftsabteilung,

Finanzabteilung, Transportleitung, Krankenfürsorge, Sozialbetreuung und

Jugendfürsorge.

Die Abteilung „Jugendfürsorge“ wurde von zwei herausragenden

Persönlichkeiten geleitet. Egon Redlich16

, der über reiche Erfahrungen mit der

Leitung der Jugendorganisationen noch aus der Vorkriegszeit verfügte, und

12

Die Kommandantur hatte ihren Sitz in den Gebäuden Q 414 und 416 auf dem Theresienstädter Ring.

13

Jakob Edelstein wurde nach Theresienstadt im Dezember 1941 deportiert, im Januar 1943 wurde Edelstein von

seinem Posten des Judenältesten abgesetzt. Im Juni 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er gemeinsam

mit seiner Familie erschossen wurde.

14 Paul Eppstein, der ehemalige Vorsitzende der Reichsvereinigung der Juden, war im Amt des Judenältesten bis

zum September 1944, als er verhaftet und sofort hingerichtet wurde.

15 Benjamin Murmelstein war der letzte Judenälteste und wirkte im Zeitraum vom September 1944 bis zur

Befreiung Theresienstadts im Mai 1945. Dazu vgl. Lagus, K., Polák, J., Město za mřížemi, Praha, Naše vojsko

1964. Vgl. auch Kárný, M., Blodig, V. (Hg.), Terezín v „konečném řešení židovské otázky“, Praha, Logos 1992.

16 Egon Redlich (1916 – 1944 Auschwitz), Anhänger der zionistischen Idee, trat das Amt in der Jugendfürsorge

als ein 25-jähriger Jura-Student an. Seine pädagogischen Erfahrungen stützte er auf die langjährige Tätigkeit in

der zionistischen Jugendbewegung und auf die Arbeit des Leiters der Prager Aussiedlerschule für Jugendliche.

Page 8: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

6

Fredy Hirsch,17

der in den 30er Jahren aus Berlin nach Prag emigriert war und

dort im Sportverein Makkabi tätig war. Im Theresienstädter Ghetto trafen sich

die beiden in der Leitung der Abteilung, die für die Betreuung von hunderten

Kindern zuständig war.

In den Anfängen des Ghettos wohnten die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern in

den Kasernen. Die Kinder unter zwölf Jahren waren mit ihren Müttern in der

Dresdner Kaserne, die Jungen über zwölf Jahren mit ihren Vätern in der

Sudetenkaserne untergebracht. Die Situation der Kinder war hier jedoch sehr

drückend. Die Eltern hatte die ganztägige Arbeitspflicht außerhalb der Kaserne,

die Kinder verweilten hier also unbeaufsichtigt, auf sich selbst gestellt, und

darüber hinaus dem negativen Einfluss der katastrophalen Lebensverhältnisse

und der häufigen Todesfälle der Alten und Kranken ausgesetzt. Die

Selbstverwaltung beschloss daher, den Kindern eine separate Unterkunft in

selbstständigen Gebäuden, den sogenannten Kinderheimen, sicherzustellen. In

diesen Kinderheimen sollten die Kinder eine bessere Betreuung erhalten, und

zwar sowohl was Gesundheit und Verpflegung (die jüdische Selbstverwaltung

entschied, dass die Kinder als Unterpfand der Zukunft höhere Rationen erhalten

sollten, und zwar zuungusten der Alten) als auch Erziehung betraf.

Die ersten separaten Kinderheime entstanden im Sommer 1942. Nach und nach

entstanden die Heime L 318 für die Kinder im Alter von 4 bis 9 Jahren, L 417

für Knaben im Alter von 10 bis 15 Jahren, L 410 für Mädchen im Alter von 10

bis 15 Jahren, L 414 für deutsche und österreichische Kinder; Q 609, Q 706−710

und L 218 waren die sogenannten Lehrlingsheime für die Jugend unter 18

Jahren.

4. Das Knabenheim L 417

Das tschechische Knabenheim L 41718

wurde im Gebäude der ehemaligen

Theresienstädter Schule auf dem Ring gegründet. Der Leiter des ganzen Heims

L 417 war Ota Klein, der illegale Unterricht wurde von Bruno Zwicker

organisiert. Die einzelnen Räume des Schulgebäudes waren die eigentlichen

Heime, die sich durch ihre persönliche Eigenart auszeichneten. Diese wurde

17

Fredy Hirsch (1916 – 1944). Nach Theresienstadt wurde er im Dezember 1941 deportiert, im Oktober 1943

wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er im März 1944 ums Leben kam. 18

Heim L 417 befand sich in der vierten Langstraße (L – Langestrasse) im Haus Nr. 17 – daher der Name L 417.

Page 9: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

7

nicht nur durch die Weltanschauung und die pädagogischen Erfahrungen der

einzelnen Erzieher, sondern auch durch die alters- und milieubedingten

Interessen der Knaben geprägt.

Von den ursprünglichen zehn Heimen, die in L 417 entstanden, blieben nach

dem ersten Jahre nur sieben übrig. Am bekanntesten war das Kollektiv der

Knaben aus dem Heim I (die sich als „Republik SCHKID“ bezeichneten)19

, vom

Lehrer Valtr Eisinger geleitet. Das Heim II wurde von Rudolf Weil und von der

Betreuerin Lily Ferdová geleitet. Das Heim V trug den Namen „Dror“

(hebräisch Spatz) und wurde von Arnošt Klauber geleitet, der die Kinder im

zionistischen Geiste erzog. An der Spitze des Heims VI („Lvíčata“, tschechisch

Löwen) stand der Erzieher Jiří König, der die Kinder im Geiste der

tschechischen Pfadfinderbewegung erzog. Das Heim VII, das den Namen

„Nešarim“ (hebräisch Habichte) wählte, wurde von František Maier im

zionistischen Geiste geleitet. Die Knaben aus dem Heim IX entschieden sich für

den Namen „Bobři“ (tschechisch Biber) nach Foglars Buch Die Jungs vom

Biberfluss,20

an seiner Spitze stand der Leiter Arnošt Ehrlich. Das Heim X nahm

die Knaben aus dem aufgelösten Heim IV und die neu angekommenen Waisen

auf, der Erzieher war Jiří Schubert.21

Die meisten Heime in L 417 hatten eine Selbstverwaltung der Jugendlichen, ein

eigenes „Profil“ und eine eigene Zeitschrift sowie andere typischen äußeren

Merkmalen eine Gemeinschaft, wie Fahne, Gruß und Hymne. Ein jedes Heim

hatte seinen Leiter und Betreuer, die ihm eine originelle und unverwechselbare

Eigenart einprägten. Die Erzieher aller Heime in L 417 versprachen sich von der

gesunden Disziplin und von der strengen Leitung die Zusammenschweißung des

Heimes, von dem regelmäßigen Tagesprogramm das Gefühl der Sicherheit und

die freiwillige Disziplin der Kinder.

Das Heim I, die sog. Republik SCHKID, die vom ehemaligen Gymnasiallehrer

Valtr Eisinger geleitet wurde, diente als Vorbild für alle anderen Heime.

Eisinger war eine der herausragenden pädagogischen Persönlichkeiten im

Ghetto, und geriet häufig in Konflikt mit der Leitung der Jugendfürsorge

19

Der Name SCHKID stand für „Škola imeni Dostojevskogo“, nach dem Erziehungsroman, durch den sich Valtr

Eisinger bei seiner pädagogischen Tätigkeit im Heim inspirieren ließ. 20

Bei der Jugend der Ersten Tschechoslowakischen Republik war Foglars Buch „Die Jungs vom Biberfluss“

eine sehr populäre Lektüre, die die Ideen der Pfadfinderbewegung, des Aufenthaltes im Freien, der echten

Freundschaft und des Mutes durchsetzte.

21

Vgl. Franková, A., „Terezínská výchova“, Terezínské studie a dokumenty, 1998, S. 118–119.

Page 10: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

8

bezüglich der erzieherischen Ausrichtung. Während Redlich und Hirsch

überzeugte Zionisten waren, leitete Eisinger sein Heim im ausgeprägt

linksorientierten Geiste. Es war jedoch gerade Eisinger, der sich als Erster

bemühte, das Heimleben auf dem Prinzip der Selbstverwaltung der Kinder zu

organisieren, der sog. Republik SCHKID, und zwar im Dezember 1942. Die

ideellen Auseinandersetzungen, die die Gestaltung des inneren Lebens im Heim

I oder die Erziehungsprinzipien betrafen, werden auf Seiten der Zeitschrift

Vedem festgehalten.

5. Erziehungsgrunsätze in der Zeitschrift „Vedem“

Die Zeitschrift Vedem gehört zu den wichtigsten Kinderzeitschriften, die in

Theresienstadt entstanden. Vedem wurde von den Knaben aus dem Heim I

heimlich und ununterbrochen jeden Freitag vom 18. Dezember 1942 bis zum 30.

Juli 1944 herausgegeben. Bis heute hat sich eine unikale Sammlung aller

Nummern der Zeitschrift erhalten (insgesamt über 800 Seiten). Die Redaktion

der Zeitschrift bestand aus annährend zehn Knaben und drei Erziehern. Der

Chefredakteur war Petr Ginz (1928–1944). Die Redakteure signierten die

Artikel mit Hilfen von Pseudonymen, Intialien und Spitznamen, z. B. Petr Ginz

(Ca-nz, Ginzero, -nz, Soukromý profesor), Hanuš Hachenburg (Ha-,

Hachenburg, Hanuš), Jiří Bruml (Abcess, Cu-ka, Cuml), Erzieher Valtr Eisinger

(Bumbrlíček, Prcek, Valtr), Josef Stiassny (-ele, pepek).

Von anderen Theresienstädter Kinderzeitschriften haben sich 21 Exemplare der

vom Heim VII (Nešarim) herausgegebenen Zeitschrift Rim Rim Rim erhalten.

Am Anfang des Jahres 1944 entstanden drei Zeitschriften auf einmal in diesem

Heim: Rim Rim Rim, Nešer und Noviny. Der Chefredakteur der RimRim Rim war

Pavel Lion (1930-1944), zu weiteren Redaktionsmitgliedern gehörten Jiří Bloch

und Petr Lederer. Des Weiteren sind uns die Zeitschriften Domov des Heims II

und Tam – Tam des Heimes VI bekannt. Im Gebäude Q 609 gaben ältere

Knaben die Wochenzeitschrift Kamarád heraus, die vom Oktober 1943 bis zum

September 1944 erschien, alle 22 Nummern haben sich erhalten. Die Zeitschrift

enthielt Rubriken wie Geschichte des Heims, Knaben im Heim, Von morgen

früh bis abend usw. Der Chefredakteur und Illustrator war Ivan Polák (1929-

1944). Die Mädchen aus L 414 gaben die Zeitschrift BONACO neboli Bordel na

kolečkách in 1944. Die Chefredakteurin und Autorin von vielen Aufsätzen,

Zeichnungen und Collagen war Soňa Waldštejnová (1926–überlebte), die sich

Page 11: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

9

des Pseudonyms Sojka bediente.

Kehren wir nun jedoch zur Analyse der Zeitschrift Vedem zurück. Neben den

regelmäßigen Reportagen aus dem Ghetto, neben den Gedichten, Aufsätzen,

Erzählungen, Referaten und Witzen erschienen auch erziehungs-problematische

Artikel von Valtr Eisinger auf Seiten der Zeitschrift. Es gab auch die

regelmäßige Rubrike „Chvála a hana“, in der sich die Knaben gegenseitig lobten

und kritisierten, moralische Verfehlungen der Freunde anprangerten und

verdienstvolle Taten der Einzelnen schätzen usw. Die Zeitschrift diente damit

nicht nur als Tagesblatt, das über das Leben im Heim und Ghetto informierte,

sondern war zugleich ein Mittel zur Gestaltung und Formulierung von

Erziehungsprinzipien des Heims. Welche Erziehungsziele und -ideale wurden

im Heim angestrebt? Mit welchen Mitteln und Methoden wurde die kindliche

Gemeinschaft geformt?

Die Erziehung zur Gemeinschaft gehörte zu einem der wichtigsten

Erziehungsgrundsätze im Heim. Die Selbstverwaltung sollte bei den Kindern

den Sinn für Selbstdisziplin sowie die Mitverantwortlichkeit für den Zustand der

Gemeinschaft unterstützen. Die altersgerechte Selbstverwaltung sollte ein

kollektives Zusammenleben anregen, zur Verantwortlichkeit fürs Ganze führen

und dem Egozentrismus entgegenwirken, der von Theresienstädter Erziehern oft

kritisiert wurde. In der ersten Nummer der Zeitschrift Vedem vom Dezember

1942 führen die Knaben folgende Argumente für die Entstehung einer

Selbstverwaltung der Kinder: „Wir wollen keine zufällige Gruppierung von

Knaben mehr sein, die passiv ihr aufgezwungenes Schicksal erleiden. Wir

wollen eine aktive, bewusste Gemeinschaft der Jungen herausbilden und unser

Schicksal durch unsere Arbeit und Disziplin umzugestalten. […] Wir werden

eine neue Gemeinschaft schaffen, auf der Grundlage einer organisierten

Ordnung, einer freiwilligen Disziplin und eines gegenseitigen Vertrauens.“22

Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, Einheit und Eintracht unter den Kindern

wurde auch von gemeinsamen Symbolen unterstützt – von dem Zeichen und der

Hymne. Das Zeichen der SCHKID-Mitglieder war eine Weltraumfähre in der

Art von Jules Verne, die an einen fünfeckigen gelben Stern zufliegt, vor dem

Hintergrund eines großen Buches, des Symbols der Bildung. Dieses Zeichen

stand dafür, dass der Weg in die Zukunft über eine ununterbrochene

Selbstausbildung führt. Die Worte der Hymne der Republik SCHKID bezeugen

22

Vedem, Nr. 2., 1941. Gedenkstätte Theresienstadt, K 6a, Inventar-Nr. 1317.

Page 12: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

10

den gemeinschaftlichen Geist, der im Heim herrschte:

„Für uns ist ein Bruder jedermann

ob ein Jude oder Christ

Wir treten Schulter an Schulter an

Jungen der Republik Schkid.“23

Die Erziehung zur Selbstständigkeit, und zwar nicht nur in den Fragen der

Sauberkeit, Ordnung und Einhaltung von Regeln, sondern auch im Sinne der

Unterstützung eines selbstständigen Denkens, der individuellen

Meinungsbildung, der Fähigkeit, den anderen zuzuhören, war ein weiteres

wichtiges Erzeihungsprinzip. In einem Artikel, in dem er sich zu stürmischen

Diskussionen im Heim äußert, schreibt Valtr Eisinger Folgendes: „(…) und es

ist auch eins meiner Erziehungsziele, dass ihr euch um jeden Preis verteidigt,

wenn ihr euch im Recht glauben, und zwar gegen einen jeden“.24

Das sog. Tagesprogramm sollte zur Herausbildung einer Gemeinschaft und

zugleich zur individuellen Entfaltung dienen. Im Theresienstädter Ghetto waren

jene Kinder, die älter als zwölf Jahre waren, arbeitspflichtig. In der Regel

arbeiteten sie in den Gärten, wo sie Gemüse für die deutsche Kommandantur

anbauten. Diese Arbeit bedeutete für sie eine gewisse Aufbesserung des

Lebensverhältnisse, da es ihnen ab und zu gelang, ein bisschen Gemüse oder

Obst unter der Kleidung zu „schmuggeln“. In den Nachmittags- und

Abendstunden wude ein illegaler Unterricht abgehalten. Außerdem entfaltete

sich eine vielfältige „kulturelle Tätigkeit“ in den Heimen, wobei die Kinder

Bücher lasen, Theatervorstellungen einübten, malten oder verschiedene

Vorlesungen, Konzerte oder Theatervorstellungen besuchten. Im Rahmen der

kulturellen Tätigkeit, bzw. der Arbeit an der Zeitschrift Vedem, trat das

literarische und bildende Talent des jungen Petr Ginz hervor.

23

Hymne zitiert nach Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), Je mojí vlastí hradba ghett? Praha, 1995, S.

36.

24 Vedem, Nr. 5, 1943. Gedenkstätte Theresienstadt, K 6a, Inventar-Nr. 1317.

Page 13: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

11

6. Die Lebensgeschichte von Petr Ginz

Am Beispiel der Lebensgeschichte von Petr Ginz kann einerseits die Gestaltung

des inneren Lebens im Heim I veranschaulicht werden, die Petr Ginz sehr häufig

in seinen Artikeln für die Zeitschrift Vedem reflektierte, andererseits zeugt seine

Geschichte davon, wie ein Kind das Leben im Heim, bzw. im Ghetto

Theresienstadt wahrnahm und erlebte.

Petr Ginz, Redakteur der Theresienstädter Zeitschrift Vedem und Mitglied der

Selbstverwaltung der „Republik SCHKID“, schrieb Erzählungen und Romane

und malte hunderte Zeichnungen, auf denen Prag und das Theresienstädter

Ghetto dargestellt wurden. Eine der bekanntesten Zeichnungen ist „Země

z Měsíce“ („Der Blick vom Mond zur Erde“), deren Kopie der erste israelische

Astronaut auf seiner Raumfahrt mit der Raumfähre Columbia ins Weltall

mitnahm.

Petr Ginz wurde am 1. Februar 1928 in Prag geboren. Er stammte aus einer

gemischten Ehe – sein Vater war Jude, seine Mutter war Nicht-Jüdin. Bereits in

seiner frühen Jugend zeigte sich Petrs literarische und bildnerische Begabung,

schon damals verfasste er eine Reihe von Erzählungen. Im Alter von elf Jahren

schrieb er den Roman „Návštěva z pravěku“ („Besuch aus der Urzeit“, 1939),

der die Werke von Jules Verne paraphrasierte – Petr beschreibt die Erfindung

eines riesigen Automaten in Form von eines mesozoischen Monsters, das einem

Diktator zur Versklavung der Menschheit und zur Beseitigung von politischen

Gegnern diente. Petr ließ sich durch Werke von Karel Čapek25

und Julese Verne

inspirieren.

6.1 Das Tagebuch von Petr Ginz

Vom September 1941 bis zum August 1942 (Transport nach Theresienstadt)

führte Petr Tagebuch.26

Einerseits berichtet das Tagebuch über Petrs persönliche

25

Karel Čapek (1890-1938) war ein bedeutender tschechischer Schriftsteller und Dramatiker. Petr Ginz lies

wahrscheinlich v. a. die antifaschistischen Vorkriegsromane Der Krieg mit den Molchen und Krakatit und ließ

sich dadurch inspirieren.

26 Das Tagebuch bestand aus zwei kleinen Heften – das eine hatte eine schwarze Mappe, das andere hatte eine

festere, schwarzgelbe Mappe. Die beiden Hefte wurde erst im Jahre 2003 wiederentdeckt, also nach sechzig

Jahren – in einem alten Haus in Prag im Stadtviertel Modřany. Der Hausbesitzer fand die Tagebücher und bot sie

dem Museum Yad Vashem in Jerusalem an, nachdem er im Fernsehen die Nachricht über das tragische

Schicksal der Raumfähre gehört hatte, die ins Weltall auch die Zeichnung des Prager jüdischen Jungen brachte.

Page 14: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

12

Erlebnisse und sein gemeinsames Leben mit den Eltern und der Schwester Eva

in Prag, andererseits stellt es ein unikales Zeugnis für die Lage der Juden und

deren allmähliche Prosekution im Protektorat dar. Petr führte sein Tagebuch

ausschließlich für sich selbst. Es fiel ihm damals nicht ein, dass es auch andere

Leute hätten lesen können. Daher sind seine Aussagen über seine Familie, seine

Freunde, über die Schule, über die alltäglichen Sorgen und Freuden authentisch

und wahrheitsgetreu. Es gab keinen Grund, im Tagebuch etwas vorzutäuschen

oder die Sachverhalte zu verzerren. So notierte Petr zur Einführung der Pflicht,

einen Judenstern zu tragen, im September 1941: „Die Juden müssen ein

Abzeichen tragen… Auf dem Weg zur Schule habe ich 69 ,Sheriffs‘ gezählt,

Mama hat dann über Hundert gesehen.“27

Der Unterricht und die Schule werden im Tagebuch nicht allzu oft erwähnt und

die Vermerke zu diesem Themen sind kurz und bündig: „Vormittags

Hausaufgaben, nachmittags bei Onkel Milos, um mich zu verabschieden.“28

Wie

kann man diese Tatsache deuten? Warum gibt ein vielseitig begabter und

bildungsorientierter Junge der Schulproblematik nur einen geringen Raum in

seinem Tagebuch? In diesem Zusammenhang sei an das Faktum erinnert, dass

die Beschulung jüdischer Kinder ab September 1940 verboten war,29

ausgenommen davon waren die jüdischen Schulen, die es jedoch nur in Prag und

in Brünn gab. Petr Ginz besuchte die Prager jüdische Schule in der Jáchymova-

Straße bis zum Mai 1942, als sie völlig geschlossen wurde. Petr blieb, ebenso

wie die meisten jüdischen Kinder, auf den Privatunterricht in den sog. Zirkeln

angewiesen. Die Unterrichtszirkel bestanden jeweils aus einer kleinen Gruppe

von annährend gleichaltrigen Kindern, die von einem Lehrer Unterricht in den

wichtigsten Fächern erhielten – in Mathematik, Muttersprache, Physik usw. Ein

anderer Grund für die kurzen und bündigen Tagebucheinträge zum Thema

Schule kann auch der Umstand gewesen sein, dass die Lage der Juden zu dieser

Zeit dermaßen unsicher und psychisch belastend war und sich immer mehr

verschlimmerte, so dass der dreizehnjährige Petr nur diejenigen Tatsachen

notierte, die er für wesentlich hielt.

27

Zitiert nach Ginz, P., Prager Tagebuch 1941-1942, Berlin, Berlin Verlag 2006, S. 29.

28

Zitiert nach Ginz, P., Prager Tagebuch 1941-1942, Berlin, Berlin Verlag 2006, S. 104.

29

Im September 1940 trat das Verbot der Beschulung der jüdischen Kinder an den Schulen mit tschechischer

Unterrichtssprache in Kraft. Diesem Verbot ging das Verbot der Beschulung jüdischer Kinder an den Schulen

mit deutscher Unterrichtsprache in 1939 voraus. Dazu vgl. Kasperová, D., Výchova a vzdělávání židovských dětí

v protektorátu a v ghettu Terezín, Praha, Humanitas : Filozofická fakulta Univerzity Karlovy 2010, S. 47-83.

Page 15: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

13

In seinem Tagebuch erscheinen daher oft Informationen über den Erlass von

antijüdischen Maßnahmen, die das alltägliche Leben einschränkten. Petr

beschreibt auch den Abschied von seinen Verwandten, Bekannten und

Freunden, die allmählich aus seiner Umwelt verschwanden – in der Regel nach

Theresienstadt. Er hielt jedoch auch wichtige Ereignisse fest, die sich nicht nur

in Prag abspielten, sondern die das ganze Protektorat wörtlich in Bewegung

setzten. Im Juni 194230

schrieb Petr über die Zerstörung von Lidice (Liditz) in

sein Tagebuch: „Bei Kladno hat es ein Riesenmassaker gegeben. Man hat dort

einen Geheimsender und viel Munition gefunden. Deswegen wurden allen

Männer erschossen, alle Frauen und Kinder in die KZs gebracht und das Dorf

(es war ziemlich groß, etwa 1000 Häuser) in Brand gesteckt. Das Feuer konnte

man sogar vom Weissen Berg aus sehen. Als die Feuerwehr kam und löschen

wollte, schossen die Deutschen auf sie.“31

Der letzte Tagebucheintrag datiert vom 9. August 1942. Im Oktober 1942 wurde

Petr Ginz in den Transport eingegliedert. In der Einleitung des Buches Deník

mého bratra (Prager Tagebuch) wurden die Texte veröffentlicht, in denen Petr

seine Abfahrt nach Theresienstadt schildert: „Mit unserem Transport fingen

eigentlich die Mischtransporte an. Wir kammen zur Messe, dort (…) es schon

dunkel. Papa verabschiedete sich von mir. Er küsste mich mehrmals, und Tante

Nada gab mir einen Kuss. (…) holte er (…) aus dem Büro. Ich bekam eine neue

Nummer zugeteilt – 446. Wie hiess denn eigentlich unser Transport? Wusste

man noch nicht. In optimistischer Hoffnung, mein Gepäck wiederzusehen, gab

ich es ab.“32

Der vierzehnjährige Petr fuhr allein nach Theresienstadt. Seine

Eltern und seine jüngere Schwester blieben vorerst in Prag.

6.2 Petr Ginz als Redakteur der Zeitschrift „Vedem“ in Theresienstadt

Im Theresienstädter Ghetto wurde Petr ins Knabenheim L 417, bzw. ins Heim I

zugewiesen, wo er sich einige Monate später an der Entstehung der

Selbstverwaltungsrepublik SCHKID beteiligte. Er setzte sich ebenfalls für die

Entstehung der Zeitschrift Vedem im Heim I ein. Während der ganzen

30

Nach dem erfolgreichen Attentat auf den vertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich im Mai 1942 wurde

der gegen die Zivilbevölkerung des Protektorats gerichtete Terror gesteigert. Eine der Vergeltungsaktionen der

Nationalsozialisten war die Zerstörung von Lidice (Liditz) am 9. Juni 1942 – die Gemeinde wurde vollständig

von der Landkarte getilgt und alle Bewohner wurden umgebracht oder in die KZ-Lager deportiert.

31

Zitiert nach Ginz, P., Prager Tagebuch 1941-1942, Berlin, Berlin Verlag 2006, S. 104.

32

Zitiert nach Ginz, P., Prager Tagebuch 1941-1942, Berlin, Berlin Verlag 2006, S. 125-126.

Page 16: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

14

zweijährigen Existenz der Zeitschrift (1942-1944) wirkte er als Chefredakteur

und gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten im Heim I.

Aus den vielen Artikeln in der Zeitschrift Vedem und aus den persönlichen

Erinnerungen der Freunde Petrs geht hervor, welch großen Einfluss er auf die

Gesinnung und auf die Atmosphäre im Heim hatte. Durch sein persönliches

Vorbild und durch sein „Engagement für gute Sache“ stärkte er intakte

Beziehungen im Kinderkollektiv. Durch seine Selbstdisziplin und seine

Wissbegier wusste er die anderen Jungen zur Lektüre, zum Schreiben, zur

„intellektuellen“ Tätigkeit zu motivieren. Zugleich blieb er ein gewöhnlicher

Junge, der mit den anderen ein Paket mit Essen, das er von zu Hause erhalten

hatte, teilte. „Petr war uneigennützig und er gab gerne. Er war ein toller

Bursche. Ich sehe ihn bis heute, wie er auf seiner Pritsche mit gekreuzten Beinen

sitzt und immer an etwas bastelt: entweder an der neuen Nummer der

Zeitschrift, oder er wühlt in dem neuen Paket herum“,33

denkt Kurt Kotouč

zurück.

Bei der Analyse der Zeitschrift Vedem erfahren wir, dass gerade Petr Ginz ein

großes Verdienst an der Entstehung der Zeitschrift hatte. Einerseits war Ginz

Verfasser von vielen dutzenden Artikeln, andererseits gelang es ihm als

Chefredakteur jede Woche, von seinen Freunden eine ausreichende Anzahl von

Artikeln zu gewinnen, damit die Zeitschrift jeden Freitag erscheinen konnte – in

einem einzigen hand- oder maschinengeschriebenen Exemplar. Aus den

Erinnerungen der Zeitzeugen geht hervor, dass Ginz für die Arbeit des

Chefredakteurs sehr gute Fähigkeiten und sogar auch manche Erfahrungen mit

der Zeitschriftenredaktion noch aus seiner Prager Zeit hatte. Einerseits schrieb

er eine große Anzahl von Reportagen aus dem Ghetto, von Aufsätzen,

Erzählungen und Gedichten, andererseits veranlasste er systematisch

literarisches, journalistisches und bildkünstlerisches Schaffen im Heim I. Er

führte seine Freunde zur persönlichen Entfaltung, zur Selbstreflexion, zum

Bewusstsein des eigenen Wertes für das Kollektiv. Es war üblich, dass er sich

mit seiner gutmütigen Unnachgiebigkeit von den Jungen die Artikel „erzwang“.

Manche von ihnen hielten sich für weniger begabt in dieser Hinsicht, es zeigte

sich jedoch, dass gerade diese häufig sehr interessante Texte hervorbrachten.

Zdeněk Ornest erinnert sich daran, wie schwierig es für Petr war, von den

33

Zitiert nach Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), Je mojí vlastí hradba ghett? Praha, Aventinum

1995, S. 62.

Page 17: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

15

anderen Jungen die Beiträge für Vedem zu gewinnen: „Die Beiträge verschaffte

er sich sogar auch im Austausch gegen den Inhalt seiner Pakete. Die Zeitschrift

war für Petr einfach eine Ehrensache. Er widmete ihr all seine Zeit; die ganze

Woche, Tag für Tag, arbeitete er an einer neuen Nummer. Und das war wirklich

eine harte Arbeit, zumal er mit Hilfe von Freiwilligen alle Beiträge mit der Hand

abschreiben musste.“34

Während des Aufenthalts in Theresienstadt (Oktober 1942 - September 1944)

vertiefte sich Petrs vielseitiges Interesse für viele Fächer des menschlichen

Wissens. Zu dieser Zeit hatte er Zugang zur Theresienstädter „Bibliothek“35

und

las erstaunlich viele Bücher in seiner Freizeit – von Belletristik, über Geschichte

und Philosophie bis zu Naturwissenschaften. So notierte Petr im Juni 1944

Folgendes zu seiner Lektüre: „Senecas Briefe, Arbes: Der verrückte Job,

London: Das verlorene Gesicht, Musil: Wüste und Oase, ein Teil vor

Abhandlung über die Methode von Descartes“.36

Seine umfangreichen

Kenntnisse verwertete er ebenfalls bei den Abendvorlesungen, die im Heim I

regelmäßig stattfanden und bei denen neben den Jungen auch weitere wichtige

Theresienstädter Persönlichkeiten mit ihren Beiträgen auftraten.

Ende September 1944 wurde Petr Ginz gemeinsam mit seinem Cousin in den

Transport in den Osten eingegliedert. Vorher hatte er noch seine Schwester

getroffen, die im Mai 1944 nach Theresienstadt deportiert worden war und die

in ihrem Tagebuch manche Theresienstädter Zusammenkünfte mit Petr

beschrieb. Am 28. September 1944 notierte sie über seinen Transport nach

Auschwitz: „Von allen Seiten hörte man nur Weinen. Wir rannten schnell und

brachten den Jungen noch zwei Scheiben Brot für jeden, damit sie keinen

Hunger hatten. Ich drängelte mich durch die Menge, schlüpfte unter dem

Schrick durch, der die Menschen von der Kaserne trennte, und reichte Petr das

Brot durch das Fenster. Ich konnte ihm noch die Hand durch die Gitter reichen,

und schon wurde ich von der Ghettowache fortgescheucht. Ein Glück, dass es

noch so ausgegangen ist. Jetzt sind die beiden Jungen weg, und uns bleiben nur

34

Ebenda, S. 64.

35

Die sog. Bibliothek wurde im Ghetto im November 1942 gegründet, und zwar aus den Büchern, die die Juden

ins Ghetto mitnahmen. Manche Deportierten brachten auch ein Buch in dem berlaubten 50-Kg-Gepäck mit sich.

Aus diesen Büchern und aus den Büchern, die in Theresienstadt nach den in die östlichen Lager Deportierten

zurückblieben, wurde die Theresienstädter Bibliothek geschaffen.

36

Zitiert nach Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), a. a. O., S. 67.

Page 18: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

16

ihre leeren Pritschen.“37

Nach der mehrtägigen Fahrt im „Viehwagen“ und nach

der Ankunft in den Vernichtungslager Auschwitz fand der sechzehnjährige Petr

Ginz nach den Aussagen von Augenzeugen in einer Gaskammer den Tod. Seine

Schwester Eva erlebte die Befreiung in Theresienstadt ebenso wie Petrs Vater,

der nach Theresienstadt im Januar 1945 transportiert worden war. Seine Mutter

blieb als Nicht-Jüdin während des ganzen Kriegs in Prag. Sie traf jedoch ihren

Sohn Petr nie mehr – „wir bemühen uns nicht zu denken, nicht zu erinnern, um

gar leben zu können“.38

6.3 Nach Theresienstadt: das Vermächtnis von Petr Ginz ist lebendig

Petr Ginz ist gestorben, seine Artikel, Gedichte, Erzählungen und Zeichnungen

leben jedoch auf Seiten der Zeitschrift Vedem. Diese Zeitschrift ist ein Zeugnis

des Talents, des Fleißes und der Entschlossenheit der Theresienstädter Kinder,

sich dem Schicksal zu widersetzen, in der Misere des Ghettos nicht nachzugeben

und sich eine etwas bessere Welt zu ertrotzen – wenn auch nur auf Seiten der

Zeitschrift.

Am Ende des Krieges gelang es Petrs Freunden, die das Glück hatten und in

Theresienstadt bleiben konnten, die Zeitschrift Vedem zu retten. In 2003

entschied sich der Astronaut israelischer Herkunft Ilan Ramon ein Andenken der

Holocaust-Opfer mit der amerikanischen Raumfähre „Columbia“ ins Weltall

mitzunehmen. Von vielen hunderten Zeichnungen, die im Museum Yad Vashem

aufbewahrt werden, gefiel ihm gerade die Zeichnung „Měsíční krajina“

(„Mondlandschaft“) am besten, die Petr Ginz mit Bleistift in Theresienstadt

gezeichnet hatte. Ramon nahm eben diese Zeichnung mit der Raumfähre ins

Weltall mit. Das Schicksal der Columbia und aller Besatzungsmitglieder war

tragisch. Die Raumfähre Columbia brach auseinander, dabei verloren alle

Besatzungsmitglieder ihr Leben. Die Medien, die über die Katastophe der

Raumfähre berichteten, erinnerten an das Schicksal von Petr Ginz, dem Jungen,

der den Holocaust nicht überlebte und der erst an der Schwelle des Lebens

stand, ebenso wie der junge Astronaut Ilan Ramon. Einige Monate später

meldete sich ein Unbekannter bei der in Israel lebenden Schwester von Petr

Ginz und teilte ihr mit, dass er in seinem neu gekauften Haus in Prag das

Tagebuch Petrs entdeckt habe. Petrs Schwester ergänzte das Tagebuch, das für

verschollen galt, um weitere Erinnerungen und Artikel. In 2004 erschien es zum 37

Zitiert nach Ginz, P., a. a. O., S. 145. 38

Erinnerungen von Petrs Mutter Mirjam Ginzová. Zitiert nach Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), a.

a. O., S. 75.

Page 19: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

17

ersten Mal unter dem Titel „Deník mého bratra“ (Prager Tagebuch). Der durch

das südböhmische Observatorium Kleť neu entdeckte Planet mit der Nummer

50413, wurde Petrginz benannt. In 2007 erschien Petr Ginz´ Roman „Návštěva

z pravěku“ („Besuch aus der Urzeit“), und zwar im Prager Verlag Nakladatelství

Franze Kafky. Neulich ist die Webseite „Terezínská štafeta“ entstanden,39

auf

der die Zeitschrift Vedem und die Ideen der SCHKID-Republik abrufbar sind.

Schlussbetrachtung

Am Beispiel der Kinderzeitschrift Vedem und der Lebensgeschichte von Petr

Ginz wurden manche Ziele, Mittel und Erziehungsmethoden im Ghetto

Theresienstadt fokussiert. Erziehung zur Gemeinschaft, Erziehung zur

Veranwortlichkeit für sich selbst sowie für die anderen, Erziehung zur

Selbstständigkeit – dies waren die Ziele, die die Theresienstädter Erzieher

anstrebten. In den Kinderheimen, wo die meisten Theresienstädter Kinder

lebten, setzte sich als Erziehungsprinzip die gewählte Selbstverwaltung der

Kinder durch, die gemeinsam mit den Erziehern über die innere

Angelegenheiten und die Organisierung des Alltags im Heim mitentschieden.

Neben den Erziehern und den Kindern beteiligten sich auch die

Kinderzeitschriften, v. a. Vedem, an der Gestaltung des Heims als einer

Gemeinschaft – als eines Ortes, wo gemeinsamer Geist, gemeinsame Interessen,

gegenseitiger Respekt und Freundschaft herrschten. Die Theresienstädter

Erziehung stellt ein beispielloses Phänomen dar, in dem alle Bemühungen an

ihre Grenzen stoßen mussten, die vor allem durch die katastrophale Lebenslage

der Häftlige gegeben waren. Die Theresienstädter Erzieher gaben dennoch nicht

auf und schenkten den Kindern, von denen die meisten nicht überlebten,

wenigstens den Schein eines Zuhause – eines Zuhause, wo Freundschaft,

Zusammenhalt und Toleranz herrschten. Dies gelang dank der enormen

Anstrengung, der Opferbereitschaft und Tapferkeit der Erzieher.

39

www.terezinskastafeta.cz

Page 20: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

18

Quellen und Literatur

Archivalische Quellen

Jüdisches Museum in Prag (JMP):

Berichte der Theresienstädter Erzieher. JMP, Sammlung Theresienstadt,

Inventra-Nr. 304.

Sammlung der Erinnerungen der Holocaust-Opfer.

Archiv der Gedenkstätte Therseinstadt (AGT):

Zeitschriften. AGT, Inventar-Nr. A 1189.

Zeitschrift Vedem. AGT, K 6a, Inventar-Nr. 1317.

Juristische Quellen

Nařízení říšského protektora v Čechách a na Moravě ze dne 21. června 1939 o

židovském majetku. Nové zákony a nařízení Protektorátu Čechy a Morava

1939-1942 (NZN), Jg. 1939, S. 554ff.

Quelleneditionen

Ginz, P., Prager Tagebuch 1941-1942, Berlin, Berlin Verlag 2006.

Hořec, J. (Hg.), Deníky dět : Deníky a zápisky z koncentračních táborů, Praha,

Naše vojsko 1961.

Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), Je mojí vlastí hradba ghett? Praha,

Aventinum 1995.

Křížková, R., Kotouč, K. J., Ornest, Z. (Hg.), Ist meine Heimat der

Ghettowahl?, Hanau 1994.

Pressburger, Ch., Deník mého bratra. Praha, Trigon 2004.

Page 21: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

19

Redlich, E., Zítra jedeme, synu, pojedeme transportem, Brno, Doplněk 1995.

Literatur

Adler, H. G., Terezín 1941-1945: Tvář nuceného společenství, Brno,

Barrister&Principal 2007.

Adler, H. G., Theresienstadt 1941−45: Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft,

Tübingen, JCB Mohr 1955.

Brenner-Wonschick, H., Die Mädchen von Zimmer 28, München, Droemer

Verlag 2004.

Brod, T., Kárný, M., Kárná, M., Terezínský rodinný tábor v Osvětimi-Birkenau,

Praha, Melantrich : Nadace Terezínská iniciativa 1994.

Franková, A., „Terezínská výchova“, Terezínské studie a dokumenty, 1998, S.

118–119.

Friedmann, F., „Právní postavení židů v Protektorátu Čechy a Morava“, in: H.

Krejčová, J. Svobodová, A. Hyndráková, Židé v protektorátu − Hlášení

Židovské náboženské obce v roce 1942, Praha, Ústav pro soudobé dějiny AV ČR

1997, S. 275.

Chládková, L., „Terezínské děti – bilance“, in: Kárný, M., Blodig, V. (Hg.),

Terezín v „konečném řešení židovské otázky“, Praha, Logos 1992, S. 144-148.

Kárný, M., „Konečné řešení“ : Genocida českých židů v německé protektorátní

politice, Praha, Academia 1991.

Kárný, M., Blodig, V. (Hg.), Terezín v „konečném řešení židovské otázky“,

Praha, Logos 1992.

Kasperová, D., Erziehung und Bildung der jüdischen Kinder im Ghetto

Theresienstadt und im Protektorat, Bad Heilbrunn, Klinkhardt 2013.

Kasperová, D., Výchova a vzdělávání židovských dětí v protektorátu a v ghettu

Terezín, Praha, Humanitas : Filozofická fakulta Univerzity Karlovy 2010.

Kasperová, D., „Die Integrationsfrage der jüdischen Bevölkerung und das

Schulwesen am Anfang des 20. Jahrhunderts“, in: S. Höhne, L. Udolph (Hg.),

Page 22: R. 2 (STUDIEN) NR. 82

20

Deutsche – Tschechen – Böhmen. Kulturelle Integration und Desintegration im

20. Jahrhundert. Köln – Weimar – Wien, Böhlau Verlag 2010, S. 63−72.

Kasperová, D., „Die Judenverfolgung im Schulbereich im Protektorat Böhmen

und Mähren“, in: S. Höhne, M. Nekula, M. Tvrdík, I. Cvrkal (Hg.), Brücken,

Praha, Lidové noviny 2006, S. 151-161.

Kasperová, D., „Theresienstädter Erziehung. Versuch einer pädagogischen

Untersuchung“, in: S. Höhne, M. Nekula, M. Tvrdík, I. Cvrkal (Hg.), Brücken,

Praha, Lidové noviny 2005, S. 269–290.

Krejčová, H., Prominenti v ghettu Terezín, Praha, Ústav pro soudobé dějiny AV

ČR 1996.

Krejčová,H., Svobodová, J., Hyndráková, A., Židé v protektorátu − Hlášení

Židovské náboženské obce v roce 1942, Praha, Ústav pro soudobé dějiny AV ČR

1997.

Lagus, K., Polák, J., Město za mřížemi, Praha, Naše vojsko 1964.

Margry, K., „Nacistický propagandistický film o Terezíně“, in: Kárný, M.,

Blodig, V. (Hg.), Terezín v konečném řešení židovské otázky, Praha, Logos

1992, S. 208–225.

Ondřichová, L., Příběh Fredyho Hirsche, Praha, Sefer a Institut Terezínské

iniciativy 2001.

Polák, E., „Terezín v ‚konečném řešení židovské otázky“, in: Brod, T., Kárný,

M., Kárná, M., Terezínský rodinný tábor v Osvětimi-Birkenau, Praha,

Melantrich : Nadace Terezínská iniciativa 1994, S. 22-31.

„Zpráva Maurice Rossela o prohlídce Terezína 23. června 1944“, Terezínské

studie a dokumenty, 1996, S. 188−206.