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journal club 28 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2014; 16 (5) Symptomatisches paroxysmales Vorhofflimmern Radiofrequenzablation ist der Therapie mit Antiarrhythmika überlegen Fragestellung: Ist bei Patienten mit symptomatischem paroxy- smalem Vorhofflimmern eine Radiofrequenzablation einer medikamentösen antiarrhythmischen erapie überlegen? Hintergrund: Bei Patienten mit symptomatischem paroxysma- lem Vorhofflimmern, das heißt Symptomen wie Palpitationen, Engegefühl, Luſtnot oder geringe körperliche Belastbarkeit, wird als Primärtherapie eine medikamentöse erapie mit Anti- arrhythmika empfohlen. Wenn diese versagt, wird üblicherwei- se eine Radiofrequenzkatheterablation der großen Lungenvenen empfohlen. Die kanadische Arbeitsgruppe wollte untersuchen, ob der Kathetereingriff auch als Primärtherapie in Betracht kommt. Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine randomisier- te Studie, in die 127 neu diagnostizierte Patienten mit sympto- matischem paroxysmalem Vorhofflimmern eingeschlossen wurden. Die Patienten wurden entweder in eine Gruppe mit antiarrhythmischer erapie oder Ablation randomisiert und über 24 Monate nachbeob- achtet. Der primäre End- punkt war der Zeitpunkt, an dem zum ersten Mal erneut Vorhofflimmern mit einer Dauer von mehr als 30 Se- kunden auſtrat, wobei es nicht wesentlich war, ob das Vorhofflimmern symptoma- tisch oder asymptomatisch war. Der Nachweis des Vorhofflimmerns konnte durch ein nor- males EKG oder ein Holter-Monitoring diagnostiziert werden. Der sekundäre Endpunkt der Studie war das Auſtreten von sym- ptomatischem Vorhofflimmern und die Lebensqualität. Wenn eine antiarrhythmische medikamentöse erapie nach 90 Ta- gen nicht wirksam war, konnte der Patient in die Ablationsgrup- pe wechseln. Ergebnisse: 61 Patienten wurden in die Antiarrhythmika-Grup- pe und 66 in die Ablationsgruppe randomisiert. Das mittlere Al- ter der Patienten betrug 55 Jahre. Bei etwa einem Drittel der Pa- tienten war in der Vergangenheit eine elektrische Kardioversion vorgenommen worden. Etwa 20–35% der Patienten waren oral antikoaguliert. Der primäre Endpunkt, das heißt erneutes Vor- hofflimmern innerhalb von 24 Monaten, trat bei 44 Patienten in der Antiarrhythmika-Gruppe und bei 36 Patienten in der Abla- tionsgruppe auf (72% bzw. 55%, Hazard-Ratio [HR] 0,56, p = 0,02, signifikant). Erneutes symptomatisches Vorhofflimmern trat bei 59 % in der medikamentösen Gruppe und 47 % in der Ab- lationsgruppe auf (HR 0,56, signifikant). Todesfälle und Schlag- anfälle traten nicht auf. In der Ablationsgruppe kam es bei vier Patienten zu einer Perikardtamponade. Die Lebensqualität war zwischen den beiden Behandlungsgruppen nicht unterschiedlich. Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit paroxysmalem Vorhof- flimmern ist eine Radiofrequenzablation signifikant wirksamer, als eine medikamentöse antiarrhythmische erapie. Jedoch sind die Rezidivraten in beiden Behandlungsgruppen erstaun- lich hoch. Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen Vorteile der Ablation auf lange Sicht bleiben unklar Dies ist die erste randomisierte Studie, die in der Primärthe- rapie bei Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern die Radiofrequenzablation mit der medikamentösen antiarrhyth- mischen Therapie vergleicht. Die Patientenzahl ist relativ ge- ring. Trotzdem reicht die Anzahl der Studienteilnehmer aus, um eine signifikante Überlegenheit der Katheterablation ge- genüber der medikamentösen Therapie zu belegen. Erstaun- lich sind allerdings für beide Therapiegruppen die hohen Rezidivraten innerhalb von zwei Jahren, woraus sich dann im Zweifelsfall bei den Patienten die bereits abladiert wurden, eine erneute Indikation zur Ablation ergeben würde. Die Aus- sage der Studie wird durch die Tatsache beeinträchtigt, dass beinahe die Hälfte aller Patienten in der medikamentösen Gruppe innerhalb eines Jahres in die Ablationsgruppe wech- selte. Ob es auf lange Sicht tatsächlich eine Überlegenheit der Katheterablation gibt, müsste in weiteren, größeren Studien mit deutlich höheren Fallzahlen und längeren Beobachtungs- zeiten untersucht werden. Morillo CA, Verma A, Connolly SJ et al; RAAFT-2 Investigators. Radiofrequency ablation vs anti- arrhythmic drugs as first-line treatment of paroxysmal atrial fibrillation (RAAFT-2): a rando- mized trial. JAMA 2014; 311: 692 – 9 Weitere Infos auf springermedizin.de Ist der Erfolg der Katheterablation vorhersagbar? Anhand von Daten des in Leipzig geführten Vorhofflimmern- Ablationsregister wurde untersucht, welche Faktoren mit einem langfristigen Ablationserfolg assoziiert sind (5081086). Diesen Artikel finden Sie, indem Sie den Titel oder die in Klammern gesetzte ID-Nummer in die Suche eingeben.

Radiofrequenzablation ist der Therapie mit Antiarrhythmika überlegen

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Page 1: Radiofrequenzablation ist der Therapie mit Antiarrhythmika überlegen

journal club

28 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2014; 16 (5)

Symptomatisches paroxysmales Vorhoffl immern

Radiofrequenzablation ist der Therapie mit Antiarrhythmika überlegenFragestellung: Ist bei Patienten mit symptomatischem paroxy-smalem Vorho� immern eine Radiofrequenzablation einer medi kamentösen antiarrhythmischen � erapie überlegen?

Hintergrund: Bei Patienten mit symptomatischem paroxysma-lem Vorho� immern, das heißt Symptomen wie Palpitationen, Engegefühl, Lu� not oder geringe körperliche Belastbarkeit, wird als Primärtherapie eine medikamentöse � erapie mit Anti-arrhythmika empfohlen. Wenn diese versagt, wird üblicherwei-se eine Radiofrequenzkatheterablation der großen Lungenvenen empfohlen. Die kanadische Arbeitsgruppe wollte untersuchen, ob der Kathetereingri� auch als Primärtherapie in Betracht kommt.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine randomisier-te Studie, in die 127 neu diagnostizierte Patienten mit sympto-matischem paroxysmalem Vorho� immern eingeschlossen wurden. Die Patienten wurden entweder in eine Gruppe mit anti arrhythmischer � erapie oder Ablation randomisiert und

über 24 Monate nachbeob-achtet. Der primäre End-punkt war der Zeitpunkt, an dem zum ersten Mal erneut Vorho� immern mit einer Dauer von mehr als 30 Se-kunden au� rat, wobei es nicht wesentlich war, ob das Vorho� immern symptoma-tisch oder asymptomatisch

war. Der Nachweis des Vorho� immerns konnte durch ein nor-males EKG oder ein Holter-Monitoring diagnostiziert werden. Der sekundäre Endpunkt der Studie war das Au� reten von sym-ptomatischem Vorho� immern und die Lebensqualität. Wenn eine antiarrhythmische medikamentöse � erapie nach 90 Ta-gen nicht wirksam war, konnte der Patient in die Ablationsgrup-pe wechseln.

Ergebnisse: 61 Patienten wurden in die Antiarrhythmika-Grup-pe und 66 in die Ablationsgruppe randomisiert. Das mittlere Al-ter der Patienten betrug 55 Jahre. Bei etwa einem Drittel der Pa-tienten war in der Vergangenheit eine elektrische Kardio version vorgenommen worden. Etwa 20–35% der Patienten waren oral antikoaguliert. Der primäre Endpunkt, das heißt erneutes Vor-ho� immern innerhalb von 24 Monaten, trat bei 44 Patienten in der Antiarrhythmika-Gruppe und bei 36 Patienten in der Abla-tionsgruppe auf (72% bzw. 55%, Hazard-Ratio [HR] 0,56, p = 0,02, signi� kant). Erneutes symptomatisches Vorho� immern trat bei 59% in der medikamentösen Gruppe und 47% in der Ab-lationsgruppe auf (HR 0,56, signi� kant). Todesfälle und Schlag-anfälle traten nicht auf. In der Ablationsgruppe kam es bei vier Patienten zu einer Perikardtamponade. Die Lebensqualität war zwischen den beiden Behandlungsgruppen nicht unterschiedlich.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit paroxysmalem Vorhof-� immern ist eine Radiofrequenzablation signi� kant wirksamer, als eine medikamentöse antiarrhythmische � erapie. Jedoch sind die Rezidivraten in beiden Behandlungsgruppen erstaun-lich hoch.

– Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Vorteile der Ablation auf lange Sicht bleiben unklarDies ist die erste randomisierte Studie, die in der Primärthe-rapie bei Patienten mit symptomatischem Vorho� immern die Radiofrequenzablation mit der medikamentösen antiarrhyth-

mischen Therapie vergleicht. Die Patientenzahl ist relativ ge-ring. Trotzdem reicht die Anzahl der Studienteilnehmer aus, um eine signi� kante Überlegenheit der Katheterablation ge-genüber der medikamentösen Therapie zu belegen. Erstaun-lich sind allerdings für beide Therapiegruppen die hohen Rezidivraten innerhalb von zwei Jahren, woraus sich dann im Zweifelsfall bei den Patienten die bereits abladiert wurden, eine erneute Indikation zur Ablation ergeben würde. Die Aus-sage der Studie wird durch die Tatsache beeinträchtigt, dass beinahe die Hälfte aller Patienten in der medikamentösen Gruppe innerhalb eines Jahres in die Ablationsgruppe wech-selte.

Ob es auf lange Sicht tatsächlich eine Überlegenheit der Katheter ablation gibt, müsste in weiteren, größeren Studien mit deutlich höheren Fallzahlen und längeren Beobachtungs-zeiten untersucht werden.

Morillo CA, Verma A, Connolly SJ et al; RAAFT-2 Investigators.Radiofrequency ablation vs anti-arrhythmic drugs as fi rst-line treat ment of paroxysmal atrial fi brillation (RAAFT-2): a rando-mized trial. JAMA 2014; 311: 692 –9

Weitere Infos auf springermedizin.de

Ist der Erfolg der Katheterablation vorhersagbar?Anhand von Daten des in Leipzig geführten Vorhoffl immern-Ablationsregister wurde untersucht, welche Faktoren mit einem langfristigen Ablationserfolg assoziiert sind (5081086).

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