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AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 24. April 1998 Wochenzeitung für Riehen und Bettingen 77. Jahrgang / Nr. 17 Redaktion und Inserate: Verlag A. Schudel & Co. AG Schopfgässchen 8, PF, 4125 Riehen 1 Telefon 645 10 00, Fax 645 10 45 Erscheint jeden Freitag Preis: Fr. 1.80, Abo Fr. 74.– jährlich Gemeindeausgabe Nr. 4/98 Defizit: Bettinger Rechnung 1997 schliesst mit einem Verlust SEITE 2 Kolumne: Christian Schmid über Solidarität und ihre Folgen SEITE 5 Sport: Halfpipe-Anlage auf der Grendelmatte wiedereröffnet SEITE 15 Nachgefragt: Gemeinde- präsident Gerhard Kaufmann zieht Bilanz SEITE 8/9 Tagung: Naomi Feil, Begründerin der Vali- dation, weilte in Riehen SEITE 12 EINWOHNERRAT Projekt Drei Brunnen erneut gescheitert rs. Nachdem im August 1995 schon einmal ein allerdings weit umfangrei- cheres Projekt zum Umbau von Einzim- mer- in Zweizimmerwohnungen in der Alterssiedlung Drei Brunnen vom Ein- wohnerrat zurückgewiesen worden war, fand nun auch ein neues Projekt, wonach übereinanderliegende Einzim- merwohnungen zu zweistöckigen Mai- sonette-Wohnungen hätten zusammen- gefasst werden sollen, keine Gnade. Das Projekt mit einem Kredit über Fr. 925’000.– überstand zwar den Nicht- eintretensantrag der LDP, wurde dann aber auf Antrag der CVP, SP, und VEW mit 21:11 Stimmen bei 2 Enthaltungen zurückgewiesen. Kritisiert wurde insbesondere, dass Treppen innerhalb einer Wohnung für ältere Leute nicht zumutbar seien. Hochbauchef Fritz Weissenberger konnte seine Enttäuschung kaum ver- bergen, zumal die Gemeinde bereits über sechs Interessenten für solche Maisonette-Wohnungen verfüge, ohne überhaupt dafür Werbung gemacht zu haben. Im Zusammenhang mit dem Ab- bruch des EDV-Projektes Enzian und dem Beschluss, eine NCR-Übergangslö- sung zu realisieren, gab es zwar von verschiedener Seite Kritik und Fragen zum bisherigen Vorgehen, Opposition gab es aber keine. Der Kredit in der Gesamthöhe von 2,528 Millionen Franken für die Er- neuerung der Kanalisation Niederholz- strasse und die anschliessende Instand- stellung des Strassenoberbaus wurde ohne Gegenstimmen gutgeheissen. Auch der Kredit in der Höhe von 1,89 Millionen Franken für den Einbau eines Personenliftes, die Installation von eigenen Duschen/WC für alle Hotelzim- mer und Anpassungen im Buffetbereich im Landgasthof war unbestritten. Am Schluss der Sitzung verabschie- dete die abtretende Ratspräsidentin Li- selotte Dick jene Einwohnerratsmitglie- der, die ab dem kommenden Monat nicht mehr dabeisein werden: Peter Keller (CVP), René Frei (CVP), Monica Bischof Wüthrich (SP), Reinhard Bammerlin (VEW), Hans Lucas Sarasin (LDP), Wal- ter Fiechter (DSP) und Peter A. Vogt (SP). Sie würdigte auch die Verdienste von Willi Fischer (VEW), der in den Gemein- derat wechselt, und von Gerhard Kauf- mann (VEW), der das Gemeindepräsidi- um nach nicht weniger als 28 Jahren Amtsdauer an seinen Parteikollegen Michael Raith weitergeben wird. RICHTPLAN Moostal und Langoldshalde sollen gemäss einem Beschluss des Gemeinderates in die Grünzone verlegt werden Ein wichtiger Grundsatzentscheid ist gefallen Das Moostal und die Langoldshalde sollen von der nicht erschlossenen Bau- in die Grünzone verlegt wer- den. Diesen im Rahmen der Richt- planrevision wichtigen Grund- satzentscheid hat der Gemeinderat vergangene Woche bekanntgege- ben. Bis dieser Beschluss, der zu- dem mit Sicherheit noch für eine ausgiebige und vor allem kontro- verse politische Auseinanderset- zung sorgen wird, in die Tat umge- setzt werden kann, dürfte aller- dings noch einige Zeit dauern. Dieter Wüthrich Moostal, Langoldshalde und Stetten- feld – diese drei Gebiete bzw. die Frage nach deren zukünftigen Nutzung bewe- gen sowohl auf dem politischen Parkett als auch in der Bevölkerung seit Jahren die Gemüter. Man muss deshalb kein Prophet sein, um zur Erkenntnis zu ge- langen, dass ob des gemeinderätlichen Entscheides, das seit 1963 der Bauzone zuegordnete, aber bis heute nicht er- schlossene Gebiet Moostal/Mittelfeld so- wie der nördlich des Langoldshalden- weg liegende Teil der Langoldshalde in die Grünzone zu verlegen, in den näch- sten Monaten ein heftiger politischer Streit entbrennen wird. An dieser Kon- troverse werden sich wohl nicht nur die Riehener Parteien, betroffene Landbe- sitzer und die interessierte Bevölke- rung, sondern auch die politischen und gerichtlichen Instanzen im Kanton und möglicherweise in letzter Instanz auch die gesamte Kantonsbevölkerung betei- ligen. Ergebnis langer Beratungen Der Entscheid des Gemeinderates sei das Ergebnis langer Beratungen in- nerhalb der Planungskommission, er- klärte Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann gegenüber der RZ. Massge- bend seien zudem die Untersuchungen einer externen Expertengruppe gewe- sen. Deren Studie sei zum Schluss ge- kommen, dass auch längerfristig inner- halb des bestehenden Siedlungsgebietes noch bauliche Entwicklungsmöglichkei- ten – Stichwort verdichtetes Bauen – vorhanden seien, ohne dass dafür das Gebiet Moostal/Mittelfeld und die Lan- goldshalde in Anspruch genommen werden müssten, betonte Kaufmann. Ähnliches gilt für die nicht erschlossene Bauzone des Stettenfeldes, deren süd- licher Teil (ein Drittel) bis auf weiteres als Reserve für die gewerbliche Nutzung und für Wohnbauten künftiger Genera- tionen in der Bauzone belassen werden soll, während der Rest in die hellgraue Zone (=keiner Zone zugeordnet) verlegt werden soll. Ein klares Signal an den Kanton Wie Gerhard Kaufmann weiter aus- führte, sei der gemeinderätliche Be- schluss auch ein klares Signal an den Kanton bzw. den Regierungsrat. Letzte- rer hatte als Aufsichtsbehörde und kan- tonale Vollzugsinstanz des eidgenössi- schen Raumplanungsgesetzes den Ge- meinderat Mitte Dezember 1997 mit einem Schreiben ultimativ aufgefordert, ihm bis zum 31. März dieses Jahres für das Gebiet Moostal/Mittelfeld ein Er- schliessungskonzept und ein behörden- verbindliches Erschliessungsprogramm vorzulegen (die RZ hat in ihrer Ausgabe vom 6. Februar 1998 ausführlich dar- über berichtet). Dieser regierungsrätlichen Auffor- derung ist der Gemeinderat nach An- sicht Gerhard Kaufmanns mit seinem Entscheid nun nachgekommen, zumal die Balintra AG als grösste Landbesitze- rin im Gebiet Moostal/Mittelfeld ihre dem regierungsrätlichen Schreiben zu- grundeliegende Beschwerde gegen die Gemeinde wegen Rechtsverweigerung bzw. Rechtsverzögerung ebenfalls im Dezember 1997 zurückgezogen habe. Teil eines Gesamtkonzeptes Die Frage nach der Zukunft der drei Gebiete ist Teil des siedlungsplaneri- sches Gesamtkonzeptes, das im Rah- men des revidierten Richtplanes darü- ber Auskunft geben soll, wie sich die Ge- meinde Riehen in den nächsten Jahren in städtebaulicher Hinsicht entwickeln soll. Der Richtplan wiederum ist Be- standteil des gemeinderätlichen Leitbil- des, das die Entwicklung der Gemeinde Riehen in allen Bereichen des öffentli- chen Lebens (Bevölkerungsentwick- lung, Infrastruktur, soziale und medizi- nische Versorgung, Verkehr, Natur- schutz, Energieversorgung usw.) bis zum Jahr 2012 festlegen wird. Dieses Leitbild wird der Gemeinderat in den kommenden Wochen und Monaten auf- grund der von der Planungskommission und verschiedenen anderen Fachkom- missionen erarbeiteten Grundlagenda- ten als verbale Deklamation zusammen- fassen. Anschliessend sollen sich – wie vom eidgenössichen Raumplanungsge- setz vorgeschrieben – Parlament und Bevölkerung in einer breiten Vernehm- lassung zum Leitbild und zum Richtplan äussern können. Diese Vernehmlassung sollte nach Einschätzung von Gerhard Kaufmann noch in diesem Jahr durch- geführt und ausgewertet werden. Das Ergebnis dieser Vernehmlas- sung soll dann die Basis für den formel- len Antrag des Gemeinderates zur Rück- führung des Gebietes Moostal/Mittelfeld und der Langoldshalde in die Grünzone zuhanden des Regierungsrates bilden. Der Gemeinderat hat diesen allerdings bereits vor einigen Tagen über seinen Grundsatzentscheid in Kenntnis gesetzt. Damit solle verhindert werden, dass kantonale Amtsstellen, wie in der Ver- gangenheit bereits mehrfach geschehen, weiter kostspielige Planungschritte für das Gebiet Moostal/Mittelfeld unterneh- men, betonte Gerhard Kaufmann. Ein langer Weg durch die kantonalen Instanzen Sobald der formelle Antrag des Ge- meinderates an den Regierungsrat er- folgt ist, wird dieser wohl die grossrät- liche Raumplanungskommission mit einem Bericht beauftragen. Parallel da- zu hat ein Planauflageverfahren mit Re- kursmöglichkeit gegen den Gemeinde- ratsbeschluss zu erfolgen. Solche allfäl- ligen Rekurse werden in erster Instanz ebenfalls von der kantonalen Raumpla- nungskommission behandelt. Rekurs- entscheide und der Kommissionsbe- richt bilden schliesslich die Grundlage zu einer konkreten regierungsrätlichen Vorlage zuhanden des Grossen Rates. Dessen Entscheid ist wiederum dem fa- kultativen Referendum unterstellt. Die Frage, ob das Moostal und die Langoldshalde von jeglicher weiterer Überbauung freigehalten werden sol- len, könnte also je nach Entwicklung der Dinge letztlich in einer kantonalen Volksabstimmung entschieden werden. Zudem können die Entscheide der kan- tonalen Raumplanungskommission zu den im Planauflageverfahren allfällig eingereichten Beschwerden beim basel- städtischen Verwaltungsgericht und – in allerletzter Instanz – wohl auch beim Bundesgericht angefochten werden. Bis die siedlungsplanerische Zukunft der fraglichen Gebiete zumindest für die nächsten beiden Jahrzehnte geklärt sein wird, dürfte also noch viel Wasser den Rhein und die Wiese hinabfliessen. Warten auf das neue Baugesetz Das aufwendige Verfahren könnte allerdings auch vereinfacht und ab- gekürzt und ausschliesslich auf Gemein- deebene durchgeführt werden. Voraus- setzung dafür ist allerdings, dass der Grosse Rat das derzeit ebenfalls in der Raumplanungskommission in Beratung stehende neue kantonale Baugesetz gut- heisst. Der Entwurf dieses neuen Bau- gesetzes sieht nämlich vor, die Zonen- festlegungskompetenz vom Kanton an die Landgemeinden zu übertragen. Ent- scheidend dafür, welchen Weg das Verfahren nehmen wird, sei deshalb, ob die Raumplanungskommission bzw. der Grosse Rat zuerst das neue Baugesetz oder zuerst den gemeinderätlichen Freihaltungsantrag behandeln werden, betonte Gerhard Kaufmann. Die Interessen der Gemeinde Riehen dürften in der 15köpfigen grossrät- lichen Raumplanungskommission im übrigen gut vertreten sein, gehören ihr doch mit Kaspar Gut (VEW), Niggi Tamm (SP), Fritz Weissenberger (FDP) und Peter Zinkernagel (LDP) immerhin vier Vertreter der Landgemeinde an. Nicht für alle Ewigkeit Selbst ein definitiver Entscheid zur Freihaltung ist allerdings nicht für alle Ewigkeit zementiert. Nachkommende Generationen könnten aufgrund verän- derter Umstände durchaus auf den Be- schluss zurückkommen. Ungeachtet des Grundsatzentscheides des Gemeinderates zur Verlegung des Gebietes Moostal/Mittelfeld (Bild) in die Grünzone dürfte noch einige Zeit vergehen, bis die Zukunft dieses ökologisch sensiblen Gebietes zumindest für die beiden nächsten Jahrzehnte geklärt ist. Foto: RZ- Archiv Die RZ am 1. Mai Weil der 1. Mai (Tag der Arbeit) als Feiertag auf den kommenden Freitag fällt, muss der Redaktions- und Insera- teannahmeschluss für die nächste RZ- Ausgabe auf den kommenden Montag, 27. April, 18 Uhr vorverlegt werden. Wir bitten um Verständnis und Kentnnis- nahme. Redaktion und Verlag

RICHTPLAN Ein wichtiger Grundsatzentscheid ist gefallen€¦ · Die RZ am 1. Mai Weil der 1. Mai (Tag der Arbeit) als Feiertag auf den kommenden Freitag fällt, muss der Redaktions-

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AZ 4125 Riehen 1 Freitag, 24. April 1998

Wochenzeitung für Riehen und Bettingen77. Jahrgang / Nr. 17Redaktion und Inserate:Verlag A. Schudel & Co. AGSchopfgässchen 8, PF, 4125 Riehen 1Telefon 645 10 00, Fax 645 10 45Erscheint jeden Freitag Preis: Fr. 1.80, Abo Fr. 74.– jährlich

Gemeindeausgabe Nr. 4/98

Defizit: BettingerRechnung 1997 schliesstmit einem Verlust

SEITE 2

Kolumne: ChristianSchmid über Solidaritätund ihre Folgen

SEITE 5

Sport: Halfpipe-Anlageauf der Grendelmattewiedereröffnet

SEITE 15

Nachgefragt: Gemeinde-präsident GerhardKaufmann zieht Bilanz

SEITE 8/9

Tagung: Naomi Feil,Begründerin der Vali-dation, weilte in Riehen

SEITE 12

E INWOHNERRAT

Projekt Drei Brunnenerneut gescheitert

rs. Nachdem im August 1995 schoneinmal ein allerdings weit umfangrei-cheres Projekt zum Umbau von Einzim-mer- in Zweizimmerwohnungen in derAlterssiedlung Drei Brunnen vom Ein-wohnerrat zurückgewiesen wordenwar, fand nun auch ein neues Projekt,wonach übereinanderliegende Einzim-merwohnungen zu zweistöckigen Mai-sonette-Wohnungen hätten zusammen-gefasst werden sollen, keine Gnade. DasProjekt mit einem Kredit über Fr.925’000.– überstand zwar den Nicht-eintretensantrag der LDP, wurde dannaber auf Antrag der CVP, SP, und VEWmit 21:11 Stimmen bei 2 Enthaltungenzurückgewiesen.

Kritisiert wurde insbesondere, dassTreppen innerhalb einer Wohnung fürältere Leute nicht zumutbar seien.Hochbauchef Fritz Weissenbergerkonnte seine Enttäuschung kaum ver-bergen, zumal die Gemeinde bereitsüber sechs Interessenten für solcheMaisonette-Wohnungen verfüge, ohneüberhaupt dafür Werbung gemacht zuhaben.

Im Zusammenhang mit dem Ab-bruch des EDV-Projektes Enzian unddem Beschluss, eine NCR-Übergangslö-sung zu realisieren, gab es zwar vonverschiedener Seite Kritik und Fragenzum bisherigen Vorgehen, Oppositiongab es aber keine.

Der Kredit in der Gesamthöhe von2,528 Millionen Franken für die Er-neuerung der Kanalisation Niederholz-strasse und die anschliessende Instand-stellung des Strassenoberbaus wurdeohne Gegenstimmen gutgeheissen.

Auch der Kredit in der Höhe von1,89 Millionen Franken für den Einbaueines Personenliftes, die Installation voneigenen Duschen/WC für alle Hotelzim-mer und Anpassungen im Buffetbereichim Landgasthof war unbestritten.

Am Schluss der Sitzung verabschie-dete die abtretende Ratspräsidentin Li-selotte Dick jene Einwohnerratsmitglie-der, die ab dem kommenden Monat nichtmehr dabeisein werden: Peter Keller(CVP), René Frei (CVP), Monica BischofWüthrich (SP), Reinhard Bammerlin(VEW), Hans Lucas Sarasin (LDP), Wal-ter Fiechter (DSP) und Peter A. Vogt (SP).

Sie würdigte auch die Verdienste vonWilli Fischer (VEW), der in den Gemein-derat wechselt, und von Gerhard Kauf-mann (VEW), der das Gemeindepräsidi-um nach nicht weniger als 28 JahrenAmtsdauer an seinen ParteikollegenMichael Raith weitergeben wird.

RICHTPLAN Moostal und Langoldshalde sollen gemäss einem Beschluss des Gemeinderates in die Grünzone verlegt werden

Ein wichtiger Grundsatzentscheid ist gefallen

Das Moostal und die Langoldshaldesollen von der nicht erschlossenenBau- in die Grünzone verlegt wer-den. Diesen im Rahmen der Richt-planrevision wichtigen Grund-satzentscheid hat der Gemeinderatvergangene Woche bekanntgege-ben. Bis dieser Beschluss, der zu-dem mit Sicherheit noch für eineausgiebige und vor allem kontro-verse politische Auseinanderset-zung sorgen wird, in die Tat umge-setzt werden kann, dürfte aller-dings noch einige Zeit dauern.

Dieter Wüthrich

Moostal, Langoldshalde und Stetten-feld – diese drei Gebiete bzw. die Fragenach deren zukünftigen Nutzung bewe-gen sowohl auf dem politischen Parkettals auch in der Bevölkerung seit Jahrendie Gemüter. Man muss deshalb keinProphet sein, um zur Erkenntnis zu ge-langen, dass ob des gemeinderätlichenEntscheides, das seit 1963 der Bauzonezuegordnete, aber bis heute nicht er-schlossene Gebiet Moostal/Mittelfeld so-wie der nördlich des Langoldshalden-weg liegende Teil der Langoldshalde indie Grünzone zu verlegen, in den näch-sten Monaten ein heftiger politischerStreit entbrennen wird. An dieser Kon-troverse werden sich wohl nicht nur dieRiehener Parteien, betroffene Landbe-sitzer und die interessierte Bevölke-rung, sondern auch die politischen undgerichtlichen Instanzen im Kanton undmöglicherweise in letzter Instanz auchdie gesamte Kantonsbevölkerung betei-ligen.

Ergebnis langer BeratungenDer Entscheid des Gemeinderates

sei das Ergebnis langer Beratungen in-nerhalb der Planungskommission, er-klärte Gemeindepräsident GerhardKaufmann gegenüber der RZ. Massge-bend seien zudem die Untersuchungeneiner externen Expertengruppe gewe-sen. Deren Studie sei zum Schluss ge-kommen, dass auch längerfristig inner-halb des bestehenden Siedlungsgebietesnoch bauliche Entwicklungsmöglichkei-ten – Stichwort verdichtetes Bauen –

vorhanden seien, ohne dass dafür dasGebiet Moostal/Mittelfeld und die Lan-goldshalde in Anspruch genommenwerden müssten, betonte Kaufmann.Ähnliches gilt für die nicht erschlosseneBauzone des Stettenfeldes, deren süd-licher Teil (ein Drittel) bis auf weiteresals Reserve für die gewerbliche Nutzungund für Wohnbauten künftiger Genera-tionen in der Bauzone belassen werdensoll, während der Rest in die hellgraueZone (=keiner Zone zugeordnet) verlegtwerden soll.

Ein klares Signal an den KantonWie Gerhard Kaufmann weiter aus-

führte, sei der gemeinderätliche Be-schluss auch ein klares Signal an denKanton bzw. den Regierungsrat. Letzte-rer hatte als Aufsichtsbehörde und kan-tonale Vollzugsinstanz des eidgenössi-schen Raumplanungsgesetzes den Ge-meinderat Mitte Dezember 1997 miteinem Schreiben ultimativ aufgefordert,ihm bis zum 31. März dieses Jahres fürdas Gebiet Moostal/Mittelfeld ein Er-schliessungskonzept und ein behörden-verbindliches Erschliessungsprogrammvorzulegen (die RZ hat in ihrer Ausgabevom 6. Februar 1998 ausführlich dar-über berichtet).

Dieser regierungsrätlichen Auffor-derung ist der Gemeinderat nach An-sicht Gerhard Kaufmanns mit seinemEntscheid nun nachgekommen, zumaldie Balintra AG als grösste Landbesitze-rin im Gebiet Moostal/Mittelfeld ihredem regierungsrätlichen Schreiben zu-grundeliegende Beschwerde gegen dieGemeinde wegen Rechtsverweigerungbzw. Rechtsverzögerung ebenfalls imDezember 1997 zurückgezogen habe.

Teil eines GesamtkonzeptesDie Frage nach der Zukunft der drei

Gebiete ist Teil des siedlungsplaneri-sches Gesamtkonzeptes, das im Rah-men des revidierten Richtplanes darü-ber Auskunft geben soll, wie sich die Ge-meinde Riehen in den nächsten Jahrenin städtebaulicher Hinsicht entwickelnsoll. Der Richtplan wiederum ist Be-standteil des gemeinderätlichen Leitbil-des, das die Entwicklung der GemeindeRiehen in allen Bereichen des öffentli-

chen Lebens (Bevölkerungsentwick-lung, Infrastruktur, soziale und medizi-nische Versorgung, Verkehr, Natur-schutz, Energieversorgung usw.) biszum Jahr 2012 festlegen wird. DiesesLeitbild wird der Gemeinderat in denkommenden Wochen und Monaten auf-grund der von der Planungskommissionund verschiedenen anderen Fachkom-missionen erarbeiteten Grundlagenda-ten als verbale Deklamation zusammen-fassen. Anschliessend sollen sich – wievom eidgenössichen Raumplanungsge-setz vorgeschrieben – Parlament undBevölkerung in einer breiten Vernehm-lassung zum Leitbild und zum Richtplanäussern können. Diese Vernehmlassungsollte nach Einschätzung von GerhardKaufmann noch in diesem Jahr durch-geführt und ausgewertet werden.

Das Ergebnis dieser Vernehmlas-sung soll dann die Basis für den formel-len Antrag des Gemeinderates zur Rück-führung des Gebietes Moostal/Mittelfeldund der Langoldshalde in die Grünzonezuhanden des Regierungsrates bilden.Der Gemeinderat hat diesen allerdingsbereits vor einigen Tagen über seinenGrundsatzentscheid in Kenntnis gesetzt.Damit solle verhindert werden, dasskantonale Amtsstellen, wie in der Ver-gangenheit bereits mehrfach geschehen,weiter kostspielige Planungschritte fürdas Gebiet Moostal/Mittelfeld unterneh-men, betonte Gerhard Kaufmann.

Ein langer Weg durch die kantonalen InstanzenSobald der formelle Antrag des Ge-

meinderates an den Regierungsrat er-folgt ist, wird dieser wohl die grossrät-liche Raumplanungskommission miteinem Bericht beauftragen. Parallel da-zu hat ein Planauflageverfahren mit Re-kursmöglichkeit gegen den Gemeinde-ratsbeschluss zu erfolgen. Solche allfäl-ligen Rekurse werden in erster Instanzebenfalls von der kantonalen Raumpla-nungskommission behandelt. Rekurs-entscheide und der Kommissionsbe-richt bilden schliesslich die Grundlagezu einer konkreten regierungsrätlichenVorlage zuhanden des Grossen Rates.Dessen Entscheid ist wiederum dem fa-kultativen Referendum unterstellt.

Die Frage, ob das Moostal und dieLangoldshalde von jeglicher weitererÜberbauung freigehalten werden sol-len, könnte also je nach Entwicklung derDinge letztlich in einer kantonalenVolksabstimmung entschieden werden.Zudem können die Entscheide der kan-tonalen Raumplanungskommission zuden im Planauflageverfahren allfälligeingereichten Beschwerden beim basel-städtischen Verwaltungsgericht und – inallerletzter Instanz – wohl auch beimBundesgericht angefochten werden.

Bis die siedlungsplanerische Zukunftder fraglichen Gebiete zumindest für dienächsten beiden Jahrzehnte geklärtsein wird, dürfte also noch viel Wasserden Rhein und die Wiese hinabfliessen.

Warten auf das neue BaugesetzDas aufwendige Verfahren könnte

allerdings auch vereinfacht und ab-gekürzt und ausschliesslich auf Gemein-deebene durchgeführt werden. Voraus-setzung dafür ist allerdings, dass derGrosse Rat das derzeit ebenfalls in derRaumplanungskommission in Beratungstehende neue kantonale Baugesetz gut-heisst. Der Entwurf dieses neuen Bau-gesetzes sieht nämlich vor, die Zonen-festlegungskompetenz vom Kanton andie Landgemeinden zu übertragen. Ent-scheidend dafür, welchen Weg dasVerfahren nehmen wird, sei deshalb, obdie Raumplanungskommission bzw. derGrosse Rat zuerst das neue Baugesetzoder zuerst den gemeinderätlichenFreihaltungsantrag behandeln werden,betonte Gerhard Kaufmann.

Die Interessen der Gemeinde Riehendürften in der 15köpfigen grossrät-lichen Raumplanungskommission imübrigen gut vertreten sein, gehören ihrdoch mit Kaspar Gut (VEW), NiggiTamm (SP), Fritz Weissenberger (FDP)und Peter Zinkernagel (LDP) immerhinvier Vertreter der Landgemeinde an.

Nicht für alle EwigkeitSelbst ein definitiver Entscheid zur

Freihaltung ist allerdings nicht für alleEwigkeit zementiert. NachkommendeGenerationen könnten aufgrund verän-derter Umstände durchaus auf den Be-schluss zurückkommen.

Ungeachtet des Grundsatzentscheides des Gemeinderates zur Verlegung des Gebietes Moostal/Mittelfeld (Bild) in die Grünzone dürfte noch einige Zeit vergehen, bisdie Zukunft dieses ökologisch sensiblen Gebietes zumindest für die beiden nächsten Jahrzehnte geklärt ist. Foto: RZ- Archiv

Die RZ am 1. MaiWeil der 1. Mai (Tag der Arbeit) als

Feiertag auf den kommenden Freitagfällt, muss der Redaktions- und Insera-teannahmeschluss für die nächste RZ-Ausgabe auf den kommenden Montag,27. April, 18 Uhr vorverlegt werden. Wirbitten um Verständnis und Kentnnis-nahme. Redaktion und Verlag

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 2

Rosa Frank-Fontanazum 95. Geburtstag

rz. Morgen Samstag, den 25. April,darf Rosa Frank-Fontana an der Inzlin-gerstrasse ihren 95. Geburtstag bege-hen. Die Riehener Zeitung gratuliert mitganzem Herzen zu diesem hohen Wie-genfest und wünscht der Jubilarin allesGute.

Nelly und Anton Wyss-Junodzur Goldenen Hochzeit

rz. Am kommenden Montag, den 27.April, können Anton und Nelly Wyss-Junod ihre Goldene Hochzeit feiern. DasPaar – beide durften vor kurzem ihren75. Geburtstag begehen – lebt seit derHeirat im Jahre 1948 in der Region, zu-erst während neun Jahren in der StadtBasel und seit 1957 in Riehen.

Anton Wyss, in Luzern aufgewach-sen, entschied sich bei seiner Berufs-wahl für eine Banklehre. Der Wunschnach sprachlicher Weiterbildung führteihn 1942 zur Eidgenössischen Preiskon-trollstelle, einem Bundesamt, das in denKriegsjahren in Montreux niedergelas-sen war. Während seines dreijährigenAufenthalts in Montreux erlebte er auchdie glückliche Begegnung mit seinerzukünftigen Gattin.

Eine weitere Vorstufe seines beruf-lichen Wirkens bildete seit 1945 seineTätigkeit bei der IBM Schweiz in Zürich.Sie übertrug ihm die Werbung für dieDatenverarbeitungsanlagen in der Nord-westschweiz. Dabei bahnte sich auch einKontakt mit der Schweizerischen Treu-handgesellschaft (STG) an, in derenDienst er 1947 trat. 1952 erwarb AntonWyss den Ausweis eines diplomiertenBücherexperten, 1967 wurde er in dieGeschäftsleitung der STG berufen, ab1971 bekleidete er deren Vorsitz.

Als Direktionspräsident hat sich An-ton Wyss für die Entwicklung der Tätig-keit der STG durch die Eröffnung neuerZweigniederlassungen in der Schweizund durch die Zusammenarbeit mit derinternationalen Organisation von Coo-pers & Lybrand eingesetzt. Seine Mitar-beiter schätzten ihn als verständnisvol-len Chef, dessen Ausgeglichenheit demArbeitsklima sehr zustatten kam.

Die Quelle für solche menschlicheQualitäten fand der Jubilar stets in sei-ner lebensfrohen Familie. In den frühen50er Jahren hatte ihm seine Gattin Nel-ly zwei Söhne und eine Tochter ge-schenkt. Besonders die Familienferienam See und in den Bergen bedeutetenfür Eltern und Kinder eine wahre Oase.Das Kunst- und Kulturverständnis, aberauch die feine Porzellanmalerei der Ju-bilarin bescherten dem Ehepaar immerwieder Stunden wohltuender Beschau-lichkeit und inspirativer Horizonterwei-terung. Neben den beruflichen Aufga-ben lag Anton Wyss das SchweizerischeTropeninstitut in Basel am Herzen,gehörte er doch 1973 bis 1988 dessenKuratorium an, ab 1979 als Präsident.

In den nunmehr ruhigeren Jahren seitder Verehelichung aller drei Kinder wid-men sich die Jubilare ihrem Freundes-kreis und der Pflege von Haus und Gartenim jurassischen Familienrefugium. Gros-se Freude finden die beiden insbesondeream Gedeihen ihrer neun Enkelkinder.

Nelly Wyss musste in letzter Zeitschmerzlich lernen, kürzer zu treten,ein Umstand, der beim treubesorgten

Gatten ein ungeahntes Hausmannsta-lent weckte. Eine alte Liebe zu den Ber-gen führt überdies Toni Wyss auch heu-te noch jedes Jahr im Freundeskreis aufmanche veritable Bergtour. Ins nahege-legene Grün zerrt die beiden Jubilareihr treuer Hund an seiner Leine. Nochso gern springt das kinderliebende Tierin die Lücke, wenn die Grosseltern demBewegungsbedürfnis ihrer Enkel nichtfolgen mögen. Die RZ gratuliert herzlichzum Jubiläum und wünscht dem Paarweiterhin viel Freude und Genugtuung.

Agathe Düssli-Birchmeierzum 80. Geburtstag

rz. Am kommenden Dienstag, 28.April, feiert Agathe Düssli-Birchmeierihren 80. Geburtstag. Ihre Jugendzeitverbrachte sie als Tochter eines Schnei-dermeisters im Kreise von drei Schwe-stern im aargauischen Würenlingen.Beim Aargauer Volksblatt durchlief sieerfolgreich eine kaufmännische Lehre.Nach einigen Berufsjahren – unter ande-rem auch in Lausanne – heiratete sie imJahre 1947 den Thurgauer Alfred Düss-li. Viele Jahre wohnten sie mit ihrerTochter an der Hohlen Gasse in Basel.

Die Familie zog 1957 an die Bäum-lihofstrasse in Riehen. Viel zu früh ver-starb ihr Gatte. Jahrelang arbeitete Aga-the Düssli-Birchmeier wieder in ihremangestammten Beruf als Buchhalterin.

Nach einem kurzen Abstecher nachReinach wohnt sie seit 1982 am Grien-bodenweg 24. Nach wie vor führt sieihren eigenen Haushalt, ist oft unter-wegs zu ihren Angehörigen und fühltsich bei recht guter Gesundheit. Dassdem auch weiter so sein möge, daswünscht ihr die RZ, zusammen mit lie-ben Geburtstagsgratulationen.

Margrit Eschmann-Mehlin zum 90. Geburtstag

rz. Am kommenden Dienstag, 28.April, kann Margrit Eschmann-Mehlinan der Talmattstrasse in Bettingen ihren90. Geburtstag feiern.

Die Jubilarin wurde im damaligenBauerndorf Weil am Rhein geboren,wohnte nach ihrer Heirat mit FirminEschmann kurze Zeit in Basel. Nach derGeburt ihrer Tochter zog es die jungeFamilie aber wieder aufs Land und imJahr 1940 wechselten sie ihren Wohn-sitz nach Bettingen. Schon seit 58 Jah-ren lebt die Jubilarin nun im gleichenDreifamilienhaus an der Talmattstras-se. Sie freut sich an ihren jungen Mitbe-wohnern und den Kindern im gleichenHaus und über das gute Einvernehmen,das jung und alt in der Wohngemein-schaft verbindet. Sie nimmt regen Anteilam Dorfgeschehen und geniesst es,beim Einkauf im «Dorflädeli» ein klei-nes «Schwätzli» zu machen.

Margrit Eschmann-Mehlin ist bei be-ster geistiger und körperlicher Gesund-heit. Viel Zeit verbringt sie im Haus ih-rer Tochter und des Schwiegersohnes inBettingen, und schon jetzt kann sie eskaum erwarten, bis es die Witterungwieder zulässt, die Nachmittage imschönen Garten zu verbringen.

Die RZ schliesst sich den Gratulatio-nen der Angehörigen von Margrit Esch-mann-Mehlin an, wünscht ihr allesGute, einen unvergesslichen Festtagund weiterhin gute Gesundheit und einfröhliches Gemüt.

GRATULATIONEN

ZIVILSTANDEheverkündungen

Greuter, Jürg Martin, von Basel, Rie-hen und Münchwilen TG, in Riehen, AmAusserberg 41, und Spinnler, Sabina,von Seltisberg BL, Am Ausserberg 41.

Grisé, Alain, von Basel, in Riehen,Schützenrainweg 10, und Iseli, Brigitte,von Basel und Mühleberg BE, in Riehen,Schützenrainweg 10.

Friedlin, Bernhard Erich, von und inRiehen, Grenzacherweg 97, und Leuen-berger, Pascale Yvonne, von WalterswilBE, in Riehen, Grenzacherweg 97.

Abu Slayyeh, Ateyeh, jordanischerStaatsangehöriger, in Madaba (Jordani-en) und Bernhard, Beatrice Hedwig, vonRiehen und Löhningen SH, in Zürich.

Todesfälle

Pascher-Bachmann, Anna, geb. 1917,von Basel, in Riehen, Rüdinstr. 59.

Glauser-Meister, Klara, geb. 1920,von Zauggenried BE, in Riehen, Ober-dorfstr. 21.

Habermacher-Spörri, Jost, geb. 1921,von Sursee LU, in Riehen, Auf der Bi-schoffhöhe 32.

von Goldschmidt-Rothschild-vonGraffenried, Alexis, geb. 1917, vonBasel, in Riehen, Wenkenhaldenweg 5.

Lüscher-Ryter, Serafino, geb. 1914,von Moosleerau AG, in Riehen, Eisen-bahnweg 41.

KANTONSBLATT

Grundbuch

Riehen, S D P 1654, 421 m2, Wohn-haus und Garagegebäude Fürfelder-strasse 101. Eigentum bisher: MariaLouise Brotschin-Oehler, in Basel, Ni-cole Klingen-Oehler, in Washington DC(USA), und Dabrina Leyer-Oehler, inHalle/Saale (D). Eigentum zu gesamterHand nun: Maria Louise Brotschin-Oeh-ler und Nicole Klingen-Oehler.

Riehen, S F StWEP 164-2 (= 127/1000 an P 164, 1394 m2, Wohnhaus mitAutoeinstellhalle Steingrubenweg 92).StWEP 164-3 (= 69/1000 an P 164) undMEP 164-11-6 (= 1/8 an StWEP 164-11= 24/1000 an P 164). Eigentum bisher:Gerhard Alfred Rothweiler-Franken, inRiehen, Markus Hermann Alfred Roth-weiler, in Reinach BL, und BarbaraElisabeth Rothweiler Zwingelstein, inHüningen (Frankreich) (Erwerb 22. 1.1998). Eigentum nun: Gerhard AlfredRothweiler-Franken.

BETTINGEN Einwohnergemeindeversammlung nimmt Rechnung entgegen

Defizit des Vorjahres verdoppelt

Am kommenden Dienstag findetin Bettingen die erste Einwohner-gemeindeversammlung diesesJahres statt. Haupttraktandumwird die Rechnung 1997 sein, diemit einem Defizit von Fr.395’647.95 schliesst.

Rolf Spriessler

Das Bettinger Budget 1997 sah fürdas vergangene Jahr einen Fehlbetragvon Fr. 512’000.– voraus. Die Rechnungschliesst über 100’000 Franken besserab, nämlich mit einem Fehlbetrag vonFr. 395’647.95 bei einem Gesamtauf-wand von 5,26 Millionen Franken. Ge-genüber dem vergangenen Jahr hat sichdas Defizit damit ziemlich genau ver-doppelt. Die Rechnung 1996 schlossnoch mit einem Defizit von Fr.197’370.50. Zum Vergleich: das Budget1998, das im vergangenen Dezemberbehandelt wurde, sieht ein Defizit vonFr. 451’000.– vor. Der Selbstfinanzie-rungsspielraum beträgt für 1997486’000 Franken oder 14 Prozent derordentlichen Einnahmen (1996 warenes 464’000 Franken oder 13 Prozent).

Dass das Rechnungsergebnis für1997 doch erheblich besser abschliesstals das Budget, liegt unter anderem dar-an, dass der ordentliche Ertrag rund150’000 Franken höher ist als budge-tiert, und dies obwohl bei den laufendenSteuern ein deutlicher Rückgang zu ver-

zeichnen war. Höher als angenommenwaren dafür die Quellensteuern, dieSteuern der juristischen Personen unddie Steuern aus den Vorjahren.

Negativtrend bei den SteuernBei den Gemeindesteuern waren

Einnahmen in der Höhe von 2 MillionenFranken budgetiert, eingegangen sindaber inklusive abgegrenzter Vorauszah-lungen lediglich 1,775 Millionen Fran-ken. Die nicht budgetierten Quellensteu-ern betrugen rund 59’000 Franken, dieAnteile an Steuern anonymer Erwerbs-gesellschaften 54’000 Franken überBudget und die abgerechneten Steuernfrüherer Jahre waren rund 223’000Franken höher als erwartet. So kommtes, dass der Steuerkreis trotz allem umrund 133’000 Franken besser ab-schliesst als erwartet, was allerdingskaum lange so weitergehen könne, wieder Gemeinderat bemerkt. Der Steuer-ertrag pro Kopf ist auf 2140 Frankenzurückgegangen (im Jahre 1996 warenes 2158 Franken, im Jahre 1995 warenes 2255 Franken).

Ausserordentlich hoch sind beimAufwand die buchmässigen Posten. Di-verse geplante Kredite sind zurückge-stellt worden, damit nach erfolgter Be-willigung des Objektkredites auf die ent-sprechenden Reserven zurückgegriffenwerden kann. Durch die Verzögerungenbei der Renovation der LiegenschaftHauptstrasse 88 ergab sich ein Zah-

lungsrückstand von über einer halbenMillion Franken (die Bauabrechung folgterst in diesem Jahr) und ein Mietzins-ausfall wegen des verspäteten Bezugesder Wohnungen. Der bewilligte Kreditfür das Renovationsprojekt Hauptstras-se 88 beträgt 1,7 Milo. Franken. Effektivabgerechnet worden sind in der Rech-nung 1997 davon 1,235 Mio. Franken.

Im Sektor Finanzen wurden 81’000Franken Schuldzinsen weniger aufge-wendet als budgetiert, weil Kredite teil-weise zurückbezahlt werden konnten,und weil ein Fonds zusätzlich verzinstwerden konnte.

Überraschend rund 50’000 Frankentiefer als im Vorjahr seien die Ausgabenim Sektor soziale Wohlfahrt ausgefallen,hält der Gemeinderat in seinem Verwal-tungsbericht fest. So seien die Beiträgefür die Pflege zu Hause von Fr. 24’625.–auf Fr. 15’525.– zurückgegangen undim Fürsorgesektor sei das Defizit vonFr. 74’272.05 auf Fr. 50’178.75 gesun-ken.

Einwohnerzahl im Dorf steigtObwohl die Gesamteinwohnerzahl

per Ende 1997 im Vergleich zum Vor-jahr nahezu konstant geblieben sei(1153 gegenüber 1146 im Vorjahr), zei-ge die Fluktuation mehr Bewegungen,hält der Verwaltungsbericht fest.Während die Einwohnerzahl im Dorfvon 868 auf 898 zunahm, sank die Zahlauf St. Chrischona von 278 auf 255.

Riehen, S A P 596, 9774,5 m2, zweiWohnhäuser, Einstellhalle und zwei Ge-bäude Mohrhaldenstrasse 33, Schüt-zenrainweg 4, 6, 8, 10. Eigentum bis-her: Robert Heimgartner-Berger, in Rie-hen (Erwerb 1. 10. 1963). Eigentum jezu 1/3 nun: Hans Heimgartner-Bürgen-meier, in Riehen, Margrith Haas-Heim-gartner, in Envelier JU, und AndréRobert Heimgartner, in Riehen.

Riehen, S E MEP 422-18-13 (= 1/19an StWEP 422-18 = 19/1000 an P 422,3791 m2, 2 Mehrfamilienhäuser, Ökono-miegebäude, Autoeinstellhalle Bettin-gerstrasse 89, 91, 95). Eigentum bisher:Reinhard Soder- Weidenbach, in Rie-hen, Jacques Andrey-Stoll, in WitterswilSO, und Architekturbüro Stebler AG, inBasel (Erwerb 15. 2. 1994). Eigentumzu gesamter Hand nun: Eugen und Hei-di Banholzer-Beyeler, in Riehen.

Riehen, S E 1. 1/2 an P 970, 669 m2,Artelweg. 1. 1/3 an P 1339, 778 m2, Au-weg 42. 1/3 an P 1339. Eigentum bisherzu: 1. und 2.: Kurt Joseph Indlekofer-Siegrist, in Riehen (Erwerb zu 1.: 9. 7.1981, zu 2.: 31. 8. 1978); 3.: Kurt Jo-seph Indlekofer-Siegrist und CharlesBerthold Indlekofer-Straub, in Riehen(Erwerb 22. 8. 1995). Eigentum nun:Charles Berthold Indlekofer-Straub.

pd. Verbandskassier Heinz Roller(Arbeiter Schiessverein Riehen) wurdean der 81. Delegiertenversammlung desUnterverbandes beider Basel desSchweizerischen Arbeiterschützenbun-des zusammen mit Ernst Baumann(MSV Pratteln) zum Ehrenmitglied er-nannt. Neu in den Verbandsvorstandgewählt wurde Jürg Breitenfeld (ASVRiehen). Zurückgetreten ist UV-Schüt-zenmeister Roger Buser.

Die Delegiertenversammlung fandam 28. März im Haus der Vereine inRiehen statt. Der ASV Riehen kann indiesem Jahr sein 75jähriges Bestehenfeiern.

Verbandspräsident Kurt Meyerkonnte über 100 Personen begrüssen,darunter zahlreiche Delegierte der 16Sektionen sowie Ehrenmitglieder, Eh-rengäste und Gäste. Die Totenehrungwurde von der «Mittwochs’s Band Ba-sel» mit ihrem nicht alltäglichen NewOrleans-Stil umrahmt, was diese Ge-denkminuten als bewegender Momentsicher vielen dauerhaft in Erinnerungbleiben lässt.

VERBÄNDE DV der Arbeiterschützen beider Basel in Riehen

Ehre für Riehener FunktionäreDanach ging man zu den Sachge-

schäften über. Die den Sektionen in ge-bundener Form zugestellten Berichtewurden gewohnt speditiv behandeltund anschliessend von den Delegierteneinstimmig genehmigt. Unter dem Trak-tandum Ehrungen standen neben derErnennung der beiden neuen Ehrenmit-glieder zahlreiche Ehrungen für 15 be-ziehungsweise 25 Jahre Vorstandstätig-keit sowie diverse Auszeichnungen inden Bereichen Feldschiessen, Unterver-bands-Schiessen und Jungschützenwe-sen an.

Regierungsrat Jörg Schild erläutertedie nach wie vor schwierige Situationder Basler Schützen. Die Riehener Ge-meinderätin Maria Iselin-Löffler skiz-zierte eine mögliche Lösung betreffendSchiessstand Riehen. Zum Schlussdankte UVbB-Präsident Kurt Meyer dergastgebenden Sektion ASV Riehen fürdie gute Organisation und die zahlrei-chen Präsente und schloss die Ver-sammlung mit dem Wunsch nach einerunfallfreien und erfolgreichen Schiess-saison.

Bauverzögerungen beim Sanierungsprojekt Hauptstrasse 88 sorgten dafür, dass die Baukosten im Rechnungsjahr 1997nicht vollständig abgerechnet werden konnten. Foto: Rolf Spriessler

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 3

RENDEZVOUS MIT…

…Magdalena Filipowiczrs. An diesem Wochenende findet in

Lugano der 32. Wettbewerb «SchweizerJugend forscht» statt. Unter den 41 dortpräsentierten Arbeiten stammen vier ausRiehen. Eine der Autorinnen ist Magda-lena Filipowicz. Sie hat sich ein ebensokompliziertes wie aktuelles Thema aus-gesucht: «Verwendung des GrünenFluoreszenz-Proteins als Selektionsmar-ker in der Analyse der Genexpression».

Verständnisloses Kopfschütteln? Dasging mir auch so, als ich die aufgeweck-te Jungforscherin besuchte. «Das ist haltalles sehr kompliziert», meint sie, kramteinige Abbildungen hervor und beginntzu erklären. Aus einem bestimmtenDNA-Ring habe sie ein bestimmtes Gen,das in einem Eiweiss unter einem Mi-kroskop blau zu erkennen ist, mit einemEnzym ausgeschnitten und es in einenanderen DNA-Ring eingesetzt, und zwarneben ein Gen, das später grün zu sehenist. Der Witz davon sei nun, dass sichdiese beiden Gene durch denselben Pro-moter in andere Zellen überschreibenliessen. Das bedeute nun, dass wenn daseine Gen in einer Zelle festgestellt wer-den könne, dass dann automatisch auchdas andere Gen – und zwar unverän-dert, weil es sich in einem DNA-Ring be-findet – vorhanden sein muss. Man kön-ne nun also das grüne Fluoreszenz-Pro-tein als Marker-Gen verwenden, umfestzustellen, ob ein beliebiges anderesGen erfolgreich in eine Zelle habe ge-bracht werden können. «Natürlich istdas keine neue Erfindung», sagt dieGymnasiastin, die in wenigen Wochenam Gymnasium Bäumlihof die Maturaablegen wird. «Aber ich habe die Me-thode durchgemacht und beschriebenund dabei sehr viel gelernt.»

Ihre Wahl fiel nicht zufällig auf die-ses Thema. Ihre Eltern sind beide aufdem Gebiet der Biochemie tätig, und sosuchte sie sich für eine Semesterarbeitin Biologie ein entsprechendes Thema.Als sie beim Friedrich Miescher-Institutin Basel anfragte, schlug ihr der dorttätige Michael Sinnreich dieses Projektvor, und Magdalena Filipowicz konntedann zwischen Dezember 1996 und Mai1997 im Institut intensiv im Labor dar-an arbeiten. «So lernte ich den For-

scheralltag kennen – wenn zum Beispielum zehn Uhr abends jemand anruft unddir sagt, du musst sofort kommen, dennin einer Stunde werden deine Bakteriennicht mehr am Leben sein…».

Geboren ist Magdalena Filipowiczam 1. Dezember 1979 in der polnischenHauptstadt Warschau. Als sie etwa an-derthalb Jahre alt war, zogen ihre El-tern zusammen mit ihr und ihrem älte-ren Bruder Peter nach New Jersey in dieUSA, nach zwei Jahren wieder zurücknach Warschau und nach einem weite-ren Jahr dann in die Schweiz. Eigentlichhabe auch die Schweiz ursprünglich nureine Zwischenstation werden sollen,doch die Familie ist immer noch hier.Die damals Viereinhalbjährige tat sichzunächst etwas schwer mit der Umstel-lung. Während einem Jahr redete diejunge Kindergartenschülerin kein Wortund antwortete nur mit Kopfnicken undKopfschütteln – bis sie eines Tages zu-sammen mit einer Kindergartenkolleginauf der Schaukel sass und fliessendSchweizerdeutsch zu plappern begann.«Ich glaube, ich habe mich damals ge-schämt, nicht richtig Deutsch sprechenzu können, also hörte ich zu und sprachüberhaupt nicht», sagt sie heute dazu.

Aber sie sei auch danach sehr scheugewesen, hätte sich zum Beispiel nie ge-traut, in einem Schuhgeschäft beim An-probieren von sich aus eine Schuhnum-mer grösser oder kleiner zu bestellen –bis sie zehn Jahre alt gewesen sei.«Dann habe ich beschlossen, dass es sonicht weitergehen konnte, und habemich geändert!»

Heute weiss sie was sie will, oderauch, was sie nicht will. Biochemie stu-dieren zum Beispiel möchte sie nicht,sie hat sich dafür entschieden, es mitMedizin zu versuchen. Danach würdeihr immer noch der Weg in die For-schung offenstehen, fügt sie hinzu. DerGenschutz-Initiative kann sie nichtsGutes abgewinnen: «Die Leute habenAngst vor etwas, das sie nicht verste-hen», glaubt sie. Ihre Eltern würden ih-re Arbeit verlieren, wenn die Initiativeangenommen würde. Überhaupt würdedie Initiative viele Arbeitsplätze zer-stören und viele gute Dinge verhindern.Es gebe zum Beispiel einen Zebrafisch,bei dem Querschnittslähmungen vonselber wieder heilen würden. Könneman so etwas auf den Menschen über-tragen, würde es Hoffnung für Quer-schnittgelähmte geben. Dass es überall

Spinner gebe, die Verbotenes machenwürden, sei ihr auch klar. Aber mit re-striktiven Verboten könne man dieserGefahr nicht begegnen. Manipulationenan menschlichen Eizellen oder Embryo-nen zum Beispiel wären ja weiterhinverboten, da gebe es sicher Grenzen.

Sie sei durchaus ambitioniert undwolle etwas erreichen, sagt MagdalenaFilipowicz, aber ganz wichtig sei ihr,dass Zeit für ihre Hobbys bleibe, unddavon hat sie einige. Sie spielt Klavierund Gitarre, singt sehr gut und gerne(zuweilen tritt sie zusammen mit ihrerFreundin Bea auf), sie tanzt Afro-Jazz,spielt Tennis, liebt ihre zweijährigeHündin Samba («unser Familienlieb-ling!») – und am allerliebsten fährt sieSki. Kürzlich hat sie einen Skileiter-Kursbesucht und kann nun auch bei Skila-gern als Leiterin mitwirken. Und wich-tig sind ihr auch ihre Kontakte zu Polen.«Es gibt einen polnischen Club in derRegion, und immer wieder sind Schau-spieler oder Sänger aus Polen zu Be-such», erzählt sie.

Sie liebe ihr Heimatland, wolle abernicht unbedingt dorthin zurückkehren,um dort zu leben. Sie habe ein Stück pol-nische und ein Stück amerikanische Kul-tur für sich mit in die Schweiz gebracht.Viel von der polnischen Kultur und Spra-che habe sie mitbekommen, als früherihre Grossmutter oft längere Zeit hier zuBesuch gewesen sei. Die Künstlerin undRegisseurin habe ihr viel erzählen kön-nen. So zwei bis dreimal im Jahr trifft sieviele ihrer polnischen Kolleginnen undKollegen – über Weihnachten oderOstern zum Skifahren oder im Sommerin Polen. «Da kriege ich dann immer vielvon Polen mit, lerne die neuesten Wörterund Ausdrücke kennen…»

Wie erwähnt ist Magdalena Filipo-wicz eine von vier Jugendlichen aus Rie-hen, die am diesjährigen Wettbewerb«Schweizer Jugend forscht» vertretensind. Andreas Maier haben wir bereitsvor zwei Wochen als Mitglied eines jun-gen Klarinettenquartetts vorgestellt (für«Schweizer Jugend forscht» beschäftig-te er sich mit dem Amphibienweiher «Inder Au»). In den folgenden Ausgabenwerden wir noch seine Schwester Sabi-ne Maier und Flavio Fröhlich zu Wortkommen lassen.

Für die Arbeit, mit der sie am Wettbewerb «Schweizer Jugend forscht» teilnimmt,stand Magdalena Filipowicz ein halbes Jahr fast täglich im Labor. Foto: zVg

SOZIALES Am vergangenen Montag fand die Mitgliederversammlung des Vereins «Spitex Riehen-Bettingen» statt

Ombudsstelle für Spitex Riehen-BettingenSeit dem 1. Januar 1997 besteht deraus zwei Vereinen fusionierte Ver-ein «Spitex Riehen-Bettingen». Imvergangenen Jahr war er in dieSchlagzeilen gekommen, weil derVereinsleitung seitens einiger Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiternschlechte Betriebsführung vorge-worfen worden war. Am vergange-nen Montag führte der Verein seineMitgliederversammlung durch.

Judith Fischer

«Wir konnten uns stabilisieren», er-klärte Ingrid Zimmer, Betriebsleiterindes Vereins «Spitex Riehen-Bettingen»mit Rückblick auf das erste Betriebsjahr.In diesem ersten Jahr hätten einige Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter den Ver-ein verlassen und neues Personal sei da-zu gestossen. Solche Wechsel seien beiUmstrukturierungen, wie sie der «Spi-tex Riehen-Bettingen» habe vornehmenmüssen, normal.

Der Verein «Spitex Riehen-Bettingenhatte sich am 1. Januar 1997 aus dem«Hauspflegeverein Riehen-Bettingen»und dem Krankenpflegeverein zusam-mengeschlossen. Doch bereits nach ei-nigen Monaten geriet der neue Vereinin die Schlagzeilen: Es war zu verschie-denen Kündigungen gekommen undMitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat-ten der Leitung schlechte Führung vor-geworfen. Die Spitexleitung wies dieVorwürfe zurück.

Beschwerdestelle für Personal?Anlässlich der Mitgliederversamm-

lung vom vergangenen Montag wurdendie damals zu Tage getretenen Proble-me von der Präsidentin Christine Lo-cher-Hoch und von der BetriebsleiterinIngrid Zimmer am Rande erwähnt. ZuDiskussionen unter den Mitglieder kames jedoch nicht. Einzig im Zusammen-hang mit der neu zu schaffenden Om-budsstelle für Patientinnen und Patien-ten vertraten einige Mitglieder die An-sicht, dass diese Stelle auch Anlaufstellefür das Personal sein sollte.

Die Befürworter einer Ombudsstelle

auch für das Personal konnten sich abernicht gegen die Meinung des Vorstandesdurchsetzen. Dieser meinte, dass dasPersonal allfällige Probleme über dennormalen Dienstweg oder via Gewerk-schaft lösen könne. Ein Antrag aufSchaffung der Ombudsstelle auch fürdas Personal wurde nicht gestellt.

Ombudsman Fritz BachmannNach einer entprechenden Statu-

tenänderung, der einstimmig zuge-stimmt wurde, führte die Mitgliederver-sammlung im weiteren die Ombudsstel-le als neues Organ des Vereins ein.Gemäss Statuten hilft die Ombudsstelleden Kunden, insbesondere den Patien-tinnen und Patienten, im Verkehr mitden übrigen Organen des Vereins undvermittelt bei Differenzen. Sie berichtetüber ihre Tätigkeit zu Handen der Mit-gliederversammlung.

Zum Ombudsman für die neuge-schaffene Stelle einstimmig gewähltwurde Fritz Bachmann, ehemaligerPräsident der Interessengemeinschaftder Sozialen und Medizinischen DiensteRiehen und Bettingen (IGSMD) und ehe-maliges Mitglied des einstigen WeiterenGemeinderats (entspricht dem heutigenEinwohnerrat).

Mit grossem Mehr wurden auch derJahresbericht der Präsidentin, der Be-richt der Betriebsleiterin und die Rech-nung 1997 bestätigt.

Christine Locher-Hoch betonte imJahresbericht, dass der Verein seine Ge-schäfte dank guter Betriebsführung spe-ditiv habe durchführen können. IngridZimmer ihrerseits versicherte im Be-triebsbericht, dass der Verein alles dar-an gesetzt habe, seine Aufgaben zur Zu-friedenheit der Kunden auszuführen.Das Motto für die Zukunft solle heissen:

Der Vorstand Vorstand des Vereins «Spitex Riehen-Bettingen brachte die Mitgliederversammlung reibungslos über dieBühne. Von links nach rechts: Maria d’Onghia (Protokoll), Heidi Aeschbacher, Betriebsleiterin Ingrid Zimmer, PräsidentinChristine Locher-Hoch, Werner Fuchs, Claire Trächslin-Grélat, Urs Berger und Michael Raith. Foto: Philippe Jaquet

Stärkung des Vereins nach innen undnach aussen. Die Rechnung schliesst beieinem Aufwand von 2,7 Mio. Frankenmit einem Gewinn von 20’000 Franken.Im Hinblick auf das noch zu erstellendeBudget 1998 kündigte Kassier WernerFuchs ein Budgetdefizit an. Doch län-gerfristig solle eine ausgeglichene Rech-nung angestrebt werden. Der Mitglie-derbeitrag wurde bei Fr. 50.– belassen.

Per Ende Dezember 1997 verzeich-nete der Verein «Spitex Riehen-Bettin-gen» 3653 Mitglieder.

Zum Vorstand gehören Christine Lo-cher-Hoch (Präsidentin), Claire Trächs-lin-Grélat (Vizepräsidentin), WernerFuchs (Kassier), Ingrid Zimmer (Be-triebsleiterin), Urs Berger (JuristischerBerater), Heidi Aeschbacher (RessortPersonal), Gabriella Ess (Vertreterin derGemeinde Bettingen), Michael Raith(Vertreter der Gemeinde Riehen) und

Vreny Kamber, Chefärztin am Gemein-despital, als Vertreterin der Ärzte.

Alternative Pflegekonzepte Anschliessend an die offiziellen Ge-

schäfte sprach der auf Altersmedizinspezialisierte Arzt Fritz Huber zum The-ma: «Die dezentrale Pflegewohngruppe:eine Alternative zum herkömmlichenAlterspflegeheim». Er führte aus, wiesich die Altersstruktur der Bevölkerungin den letzten Jahrzehnten veränderthat und wie der Anteil an Hochbetagtenund damit potentiell Pflegebedürftigenzunimmt. Davon ausgehend skizzierteer am Beispiel der bestehenden dezen-tralen Pflegewohngruppe «Vogesen-strasse» dieses relativ neue Pflegeange-bot. Gemäss den jüngsten Erkenntnis-sen der Altersmedizin könne eine solchedezentrale Pflegewohngruppe mit demMittel der langsamen Rehabilitation ofterstaunliche Besserungen bei den Pati-enten bewirken. Kennzeichen der de-zentralen Pflegewohngruppe sind: diePatientinnen und Patienten wohnen zu-sammen in einer Wohnung in einer nor-malen Wohngegend, und das Personalübernimmt unabhängig von der Ausbil-dung die gleichen Aufgabenbereiche.

Pflegewohngruppe im Glögglihof?Träger der dezentralen Pflegewohn-

gruppe «Vogesenstrasse» ist der «VereinPflegewohngruppen Graue Panther». DiePflegewohngruppe nimmt hochbetagtedemente Patientinnen und Patienten auf.Der Verein plant nun, diese Gruppe mitzwei weiteren Wohngruppen zu ergän-zen. Gemäss Fritz Huber soll eine Wohn-gruppe mit elf Plätzen in Riehen imGlögglihof eingerichtet werden. Geplantsei, diese am 1. Juli dieses Jahres zueröffnen. Wie Fritz Huber gegenüber derRZ erläuterte, fasse der «Verein Pflege-heimwohngruppen Graue Panther» eineZusammenarbeit mit dem Verein «SpitexRiehen-Bettingen» ins Auge. Für die Ge-meinde Riehen würden sich durch diesePflegewohngruppe keine direkten Kostenergeben. Das Projekt muss vom Gesamt-regierungsrat noch bewilligt werden.

Besser studiert, wer sich informiert

rz. Soeben ist die elfte, vollständigüberarbeitete und leicht erweiterte Auf-lage des Basler Studienführers erschie-nen. Der Basler Studienführer gibt Stu-dierenden, Schülerinnen und Schülernder Gymnasien und Diplommittelschu-len, ihren Eltern, Lehrerinnen und Leh-rern eine Übersicht über das Ausbil-dungsangebot in der Region Basel. Errichtet sich auch an Interessierte fürden Zweiten Bildungsweg.

Im ersten Teil geht es um Überlegun-gen vor Studienbeginn, zur Studien-wahl, zum Arbeitsmarkt, um Maturitäts-typen, den Zweiten Bildungsweg und dieZulassung zur Universität.

Der zweite Teil ist der Studienorga-nisation gewidmet. Er erläutert denUniversitätsbetrieb, die Studiengestal-tung und die studentische Mobilität.

Der dritte Teil beschreibt den Stu-dienort Basel. Er informiert über Aspek-te der Studienkosten und -finanzierung,über das Leben in Basel, und er gibt An-regungen zum sozialen, kulturellen,sportlichen, und hochschulpolitischenAngebot.

Der vierte Teil behandelt ausführlichdie verschiedenen Studien und Weiter-bildungsmöglichkeiten an der Univer-sität Basel. Hier sind die Schwerpunkteder Lehre und Forschung der einzelnenFächer genannt, und es gibt wertvolleHinweise zum Studienaufbau und zumöglichen Kombinations- und Ab-schlussvarianten.

Im fünften Teil werden in Ergänzungzu den Angeboten der Universität Ange-bote weiterer höherer Ausbildungsstät-ten der Region Basel vorgestellt. Dazugehören die Musik-Akademie Basel, dieSchule für Gestaltung Basel, die Techni-kerschulen Basel, das Pädagogische In-stitut Basel-Stadt, das Kantonale Leh-rerseminar Liestal, die Fachhochschulebeider Basel, die Höhere Kaufmänni-sche Gesamtschule Baselland und dieHöhere Fachschule für soziale Arbeitbeider Basel.

Der Basler Studienführer zum Preisvon Fr. 20.– ist erhältlich im regionalenBuchhandel oder bei der Studienbera-tung Basel, Münzgasse 16, 4001 Basel,Tel. 267 29 29.

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 5

Samstag, 25.4.VORTRAG

Riehener FrauentreffenIm Rahmen des überkonfessionellen RiehenerFrauentreffens referiert die Berner Verhal-tenstherapeutin Margaritha Staudenmann zumThema «Die neue Spiritualität – Faszinationund Gefahren der Esoterik». Meierhof, 9 Uhr.Eintritt: Fr. 12.– (inkl. Frühstück).

GEMEINDE

13. Bring- und Holtag13. Bring- und Holtag der Gemeinde Riehen.Angenommen werden kostenlos intakte, gut er-haltene, brauchbare und saubere Gebrauchsge-genstände aus Haushalt, Garten und Werkstatt.Nicht akzeptiert werden Kühlgeräte, Autoteile,Einweggefässe, Kleiderbügel, ganze Hausräu-mungen sowie defekte oder verschmutzte Ge-genstände. Gemeinde-Werkhof (Haselrain 65),8 bis 14 Uhr. Sperrgut-Beiz (Chropf-Clique Rie-hen), Gegenstände können bereits heute Frei-tag, 24. April, von 14 bis 18 Uhr beim Werkhofabgegeben, nicht jedoch mitgenommen wer-den.

TREFFPUNKT

«Disco Xtreme»Disco-Veranstaltung für Jugendliche ab 13 Jah-ren. Freizeitzentrum Landauer, 20–01 Uhr.Eintritt: Fr. 5.–.

Sonntag, 26.4.LESUNG

«Masch o ne Schnitz?»Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Kaleidos-kop – Geschichten in bunter Folge» liest die be-kannte Radio- und Fernsehmoderatorin undAutorin Margrit Staub-Hadorn «Gedanke zumnöie Tag und Gedankefötzeli». Kellertheater derAlten Kanzlei (Baselstrasse 43), 11.15 Uhr.Freier Eintritt, Unkostenbeitrag erwünscht.

EXKURSION

Obst- und Weingärten am Tüllinger HügelOrnithologisch-botanische Tagesexkursion derOrnithologischen Gesellschaft Basel im Rahmender Aktion «Basel natürlich 1998». Wanderungnach Oetlingen und zurück nach Weil bzw. Rie-hen. Leitung: Christian Berger. Treffpunkt:Tramstation Weilstrasse, 7.35 Uhr. Mitzuneh-men sind: Feldstecher oder Fernrohr, Pass oderID-Karte, D-Mark, Picknick.

KONZERT

Arnold Schönberg-KonzertMatinée im Rahmen der aktuellen Sonderaus-stellung «Farben – Klänge». Zur Aufführung ge-langen vier Werke von Arnold Schönberg. DazuKurzvortrag von Markus Brüderlin zum Thema«Kandinsky und Schönberg – Wesensverwandt-schaften». Fondation Beyeler (Baselstrasse101), 10.30 und 14 Uhr.Vorverkauf: Ticket-Corner in den Filialen desSchweizerischen Bankvereins (kein Ticketvor-verkauf im Museum). Tageskasse im Museum(geöffnet eine Stunde vor Konzertbeginn) mitreduzierten Preisen für AHV/IV, Schüler, Lehr-linge und Studierende. Preis pro Konzert: Fr.35.–.

KONZERT

«Von Wien bis Paris im Walzertakt»Öffentliches Konzert mit Doris Wulff (Sopran)und Jenny Fuhrmann (Klavier). Zur Aufführunggelangen beliebte und bekannte Walzermelodi-en. Alters- und Pflegeheim «La Charmille» (Inz-lingerstrasse 235), 15 Uhr.

Montag, 27.4.TREFFPUNKT

«Träff Rieche»Regelmässiger Treffpunkt für psychisch belaste-te Menschen, jeweils montags ab 18 Uhr imAndreashaus (Keltenweg 41).

VERSAMMLUNG

Jahresversammmlung der Bürgergemeinde Ordentliche Jahresversammlung der Bürgerge-meinde Riehen. Dorfsaal des Landgasthofes, 20Uhr. Im Anschluss an die Versammlung findetein Apéro statt.

Mittwoch, 29.4.FEST

Jom Ha’Azma’ut- und Jom Hasikaron-FeierZur Jom Ha’Azma’ut- und Jom Hasikaron-Feierspricht David Schweizer einige besinnlicheWorte im Gedenken an die gefallenen Israelisund zum Jubiläum «50 Jahre Staat Israel». Mu-sikalische Umrahmung durch Joe Eisenmann.Alters- und Pflegeheim «La Charmille» (Inzlin-gerstrasse 235), 15 Uhr.

WORKSHOP

«Maschinen mit Köpfchen» Zweiter Teil des Workshops mit Experimentenund Spielen zum Thema Roboter für Kinder abzehn Jahren. Leitung: Claudia Beer-Candreia(Museumspädagogin). Spielzeugmuseum (Ba-selstrasse 34), 14.30–16.30 Uhr.Anmeldung erforderlich unter Tel. 646 82 54(vormittags).

TREFFPUNKT

«Mütterclub Riehen» Bastelnachmittag für bunte Blumenstecker inBlumentöpfe und -kistchen. Unterrichtszimmerdes Meierhofes, 15 Uhr.Unkostenbeitrag: Fr. 4.– pro Blumenstecker.Anmeldung erforderlich bis 24. April bei Bea-trice Ryser, Rheintalweg 15, Telefon 641 58 18.

Donnerstag, 30.4.FEST

Verabschiedung von Gemeindepräsident Ger-hard KaufmannÖffentliche Feierstunde mit Apéro zur Verab-schiedung des zurücktretenden Riehener Ge-meindepräsidenten Gerhard Kaufmann. Bür-gersaal des Gemeindehauses, 11 Uhr.

KALENDARIUMRIEHEN/BETTINGEN

Spielzeugmuseum Baselstrasse 34, Telefon 641 28 49«Roboter – Faszination in der Spielzeugwelt»Mittwoch bis Samstag von 14 bis 17 Uhr,Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Nächste öffentlicheFührung am Sonntag, 10. Mai, um 11 Uhr. DieAusstellung dauert bis zum 6. September.

Fondation Beyeler Baselstrasse 101, Telefon 645 97 00«Farben – Klänge»: Wassily Kandinsky: Bilder1908–1914; Arnold Schönberg: Konzerte undDokumentation. Die Ausstellung dauert bis zum3. Mai. Täglich von 11 bis 19 Uhr, Mittwoch bis20 Uhr.

Kunst Raum Riehen Baselstrasse 71Dorette HueginMittwoch bis Samstag, 13 bis 19 Uhr, Sonntag11–19 Uhr. 1. Mai geschlossen. Die Ausstellungdauert bis zum 3. Mai.

Galerie SchoeneckBurgstrasse 63Ausstellung Lionel Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10–12Uhr und 14–18 Uhr, Samstag 10–13 Uhr jeweilsvon 14 bis 18.30 Uhr. Bis 30. April.

Galerie KainSchmiedgasse 31«Mariusz Kruk» Der Maler, Zeichner, Objektkünstler und Autorliterarischer Texte Mariusz Kruk gibt Einblickin sein Werk. Öffnungszeiten: Dienstag bis Frei-tag von 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntagnach Vereinbarung. Bis zum 22. Mai.

Restaurant/Galerie SiebenpfundBaselstrasse 56Acrylbilder von Hans Hufschmid sowie Stein-zeug- und Holzskulpturen von Niels Andersen.Vernissage heute Freitag, 24. April, 19–21 Uhr.

AUSSTELLUNGEN /GALERIEN

Abschiedsfeier fürGerhard Kaufmann

rz. Zur Würdigung und zum Dankfür den nach 28 Jahren zurücktreten-den Riehener GemeindepräsidentenGerhard Kaufmann lädt der Gemein-derat am kommenden Donnerstag,30. April, um 11 Uhr zu einer öffent-lichen Feierstunde mit anschliessendemApéro ein.

IN KÜRZE

Banntag der Bürger-korporation Riehen

rz. Am Sonntag, 3. Mai, führt dieBürgerkorporation Riehen ihren tradi-tionellen Banntag mit anschliessendem«Glöpferbankett» durch. Die Route führtin diesem Jahr vom Friedhof Hörnlizum Rhein und von dort via Bäumlihof-gut und Spittelmatthof zum WeingutRinklin im Schlipf. Treffpunkt ist um8 Uhr die Bushaltestelle «Hörnli».

Der Banntag findet bei jeder Witte-rung statt.

Neu in Riehen: «New Life Diät Club»

rz. Viele Wege führen bekanntlichnach Rom. Und fast ebensoviele Wegeführen zu einer guten Figur – oder ebenauch nicht.

Eine nicht ganz herkömmliche Me-thode, schlank zu werden bzw. zu blei-ben, bietet der «New Life Diät Club» an.Auf lockere Art und Weise – «Abnehmenohne zu Hungern» lautet die Devise» –vermittelt der «New Life Diät Club» ins-besondere Übergewichtigen ein neuesEssensbewusstsein, welches ihnen hel-fen soll, mit ihren überflüssigen Pfun-den zurechtzukommen.

Die Mitglieder des «New Life DiätClubs» treffen sich eine Stunde pro Wo-che in einer Gruppe, die von einer ge-schulten Person geleitet wird. Im Aus-tausch und mit Unterstützung vonGleichgesinnten soll jedes Gruppenmit-glied individuelle, auf seine Bedürfnisseabgestimmte Ansätze zur Lösung desGewichtsproblems entwickeln.

Zugleich soll, durch die Vermittlungneuen Wissens über gesunde Ernäh-rung und die Durchführung eines kalo-rienreduzierten Ernährungsplanes mitNahrungsergänzung, das Gewicht Wo-che für Woche bei voller Leistungsfähig-keit reduziert werden. Grundlage derDiät bildet der «New Life»-Ernährungs-plan.

Für Interessentinnen und Interes-senten bietet der «New Life Diät Club»am kommenden Dienstag, 28. April, um9.30 Uhr sowie um 19 Uhr im «Haus derVereine» (Baselstrasse 43) eine Infor-mationsveranstaltung an.

Die wöchentlichen Treffen des «NewLife Diät Clubs» finden ab 5. Mai jeweilsdienstags im «Haus der Vereine» statt.

Weitere Auskünfte sind unter derTelefonnummer 601 97 31 erhältlich.

GEDANKENSPIELE

Loyalität

Vor ein paarTagen sass ichmit einem Kolle-gen bei einemGlas Wein in ei-nem Restaurant.Wir sprachen

über unsere Arbeit. Ich war eben voneiner Livesendung heimgekehrt und et-was enttäuscht über die mangelnde Be-reitschaft von zwei jungen Mitarbei-tern, sich zum Gelingen der Sendungmit aller Kraft einzusetzen. Sie warenzwar freundlich und liebenswürdig,aber es fehlte jene letzte Bereitschaftzum Mitziehen an einem Strick, die einTeam zusammenschweisst und es zumAusserordentlichen befähigt. Von die-sem Beispiel kamen wir, vielleicht et-was voreilig, auf das zu sprechen, wasman mit Arbeitsmoral und Loyalität zubezeichnen pflegt.

Mein Kollege verabschiedete sichbald darauf. Kaum war er gegangen,stand ein junger Mann vor mir miteinem Glas Bier in der Hand und frag-te, ob er sich setzen dürfe. Ich weissnicht, ob ich ihn eingeladen hatte, denner begann sogleich zu sprechen:

«Ich habe Ihrem Gespräch zu-gehört», sagte er, «denn ich sass amTisch hinter ihnen. Jetzt will ich Ihnenmal eine Geschichte erzählen. Als ichvor sechs Jahren eine Lehrstelle such-te, fand ich erstens im Beruf, den ichgern gelernt hätte, keine, zweitens

musste ich im Beruf, den ich schliesslichlernte, während der ganzen Lehre im-mer wieder hören, dass ich dieseLehrstelle als besondere Gnade aufzu-fassen habe, denn sie rentiere eigentlichnicht. Immer fragte man nach Gewinnund Rendite, nach mir fragte niemand.Am Tag, nachdem die Lehre zu Endewar, wurde mir gekündigt, ich warüberzählig.

Die Stelle, die ich nach halbjährigerArbeitslosigkeit fand, war gar nicht soschlecht. Nur wurde die Bude nach eini-gen Monaten von einer grösseren ge-fressen. Ich musste nach Zürich und miteinem niedrigeren Lohn zufrieden sein,sonst hätte ich die Stelle verloren.

Ich war eben mit meiner Freundinzusammengezogen. Wir liebten uns undverstanden uns gut. Weil wir uns nichttrennen oder einen Pendlerhaushaltführen wollten, entschloss sie sich, mitmir nach Zürich zu kommen, obwohl sieeine gute Stelle hatte. In Zürich fand sienur schwer Arbeit, zudem eine, die sienur halb befriedigte. Aber wir hatten jauns und damals zählte das mehr.

Es dauerte nur wenig länger als einJahr, bis einige von uns wieder ins Chef-büro gepfiffen wurden. Basel habe sichso gut entwickelt, hiess es, dass mandort ausbauen müsse, da es die Firmazu teuer zu stehen komme, diese Aufga-ben von Zürich aus zu lösen. Wir müss-ten also nach Basel. Auf meinen Ein-wand, dass ich vor kaum einem Jahrwegen der Firma eben von dort her ge-kommen sei, mich hier häuslich einge-

richtet und keine Lust habe, wieder zuwechseln, gab man mir zu verstehen,dass der Arbeitsweg Basel-Zürich wohlkeine Zumutung sei, eine gewisse Fle-xibilität wohl verlangt werden könne,seien doch in andern Ländern die Ar-beitswege erheblich länger. Ich hattekeine andere Wahl, wollte ich meineStelle nicht verlieren. Meine Freundinist mit mir nach Basel zurückgekom-men und hat bis heute – über ein hal-bes Jahr ist das nun – keine Arbeit ge-funden.

Mir ist meine ‹Flexibilität› auch teu-er zu stehen gekommen, denn seit ge-stern bin ich ohne Arbeit. Ich habemeine Stelle verloren, weil ich nicht be-reit war, fünfzehn Prozent wenigerLohn zu akzeptieren.

So, nun wissen Sie, was ich vonIhrer Loyalität denke. Ihrem Aussehennach sind Sie um die fünfzig, also einalter Mann, ein Mann von gestern.Ihnen hat man damals wohl dieLehrstellen nachgeschmissen und viel-leicht gibt es in Ihrer Bude ein Biotopfür Altgediente. Aber ich lebe heute,und zwar in einer Welt, in der Sie soetwas wie Arbeitsmoral und Loyalitätvergessen können.»

Damit nahm er sein Bier und ging.Er hatte mich nicht zu Wort kommenlassen; aber was hätte ich auch sagensollen?

gt. Unter dem Motto «wie die Bilderlaufen lernten» konnten in der Früh-lingsferienwoche im Rahmen einerSpielaktion des Freizeitzentrums Lan-dauer und des Spielzeugmuseums zahl-reiche Schulkinder den Weg vom einzel-nen Bild zum fertigen Trickfilm kennen-lernen. Zu Beginn der Woche wurde dieFrage gestellt: «Was ist eine Wunder-scheibe oder ein Rollbild? Wie funktio-niert ein Daumenkino oder gar eineWundertrommel, und schlussendlich,wie macht man eine Zauberscheibe,oder wie kann man sogar selbst eineneigenen Trickfilm herstellen?»

So zeichnete eine Kinderschar amersten Morgen auf der einen Seite einerKartonscheibe einen Löwen oder einenBlumentopf oder die Hälfte der Buchsta-ben des eigenen Vornamens. Auf die an-dere Seite kam dann der Löwenkäfig,der Blumenstrauss oder die andereHälfte der Buchstaben des Vornamens.Jetzt wurden Schnüre an der Scheibebefestigt, so dass man die Scheibeschnell drehen konnte, und siehe da,der Löwe befand sich plötzlich im Käfig,die Blumen im Topf oder aus vereinzel-ten Buchstaben entstand der Name odereben auch nicht. Denn Experimentierenwar an diesem ersten Morgen auch an-gesagt. Bis die Blumen wirklich im Topfwaren oder die Buchstaben des Namensauf die richtige Seite geschrieben wa-ren, brauchte es etwas Geduld. Die Kin-der lernten an diesem Morgen, dassman Auge und Hirn ein bisschen täu-schen muss, um eine Bewegung in festeBilder zu bringen.

Den Nachmittag verbrachte die Kin-dergruppe dann im Keller des Spiel-zeugmuseums. Hier verführte sie dieMuseumspädagogin in die frühe Welt

der laufenden Bilder. Das Erstaunen derKinder an den seltsamen Geräten wieWunderlaternen und Zaubertrommelnaus der Sammlung des Museums wargross. Als mit der Vorführung alter Kin-derbildergeschichten eine Wunderlater-ne wieder zum Leben erweckt wurde,war dies sicher für manches Kind Moti-vation dafür, auch solche Geräte in die-ser Woche zu bauen.

Den Anfang machte dann am Mitt-woch morgen das Daumenkino. EinigeKinder zeichneten und kopierten auf 20kleinen Blättern den gleichen Apfel.Dann kam von Blatt zu Blatt eine kleineRaupe immer näher zum Apfel undbohrte sich von Bild zu Bild durch denApfel und auf der anderen Seite wiederhinaus. So entstanden die verschieden-sten Geschichten. Heftete man dieseBlätter zu einem kleinen Büchlein zu-sammen und liess das Werk über denDaumen abblättern, frass sich die Rau-pe tatsächlich wie im Film durch denApfel hindurch. So einfach war das, unddoch faszinierte dieses Daumenkino dieKinder so sehr, dass einzelne noch biszum Freitag Daumenkinos herstellten,als die anderen schon längst an der Zau-berscheibe werkten. Zum gleichen The-menkreis gehörte die Filmkiste, eine aufeiner Kartonrolle aufgeklebte Bildrei-henfolge, die in eine alte Schuhschach-tel mit Guckloch eingebaut wurde.

Am Mittwoch begann auch die Ar-beit der Trickfilmgruppe. Jeweils vierKinder durften für einen halben Tag sel-ber einen kleinen Trickfilm herstellen.Dieser wurde dann, vor dem allabend-lichen «richtigen» Trickfilm allen Ak-tionsteilnehmern vorgeführt. Hier sa-hen die Kinder, wieviel kleine Schritteund Detailarbeiten notwendig sind, um

auch nur eine kurze Szene zu produzie-ren. Dass dieser Teil der Aktion die Kin-dergruppe sehr faszinierte, sah mandaran, wie konzentriert sie die Trickfil-me ihrer Kameraden verfolgten.

Am dritten Tag der Ferienspielak-tion wurde das Leiterteam von Kindernfast überrollt. Es hatte sich inzwischenherumgesprochen, welch tolles Themaauf dem Programm stand. Man durfteauch am Donnerstag noch neu einstei-gen. Auf dem Programm stand an die-sem Tag die Wundertrommel. Dies warnun doch schon fast richtiges Kino. Aufeiner runden Käseschachtel wurde einschwarzer Papierstreifen mit zwölf Seh-schlitzen aufgeklebt. Damit die Trom-mel gedreht werden konnte, musstedarunter ein Stück Holz mit einem Lochbefestigt werden, in das ein Holzspiess-lein zum Drehen der Trommel gestecktwurde. Die grosse Arbeit kam erst jetzt,denn nun mussten Streifen mit je zwölfBildern gezeichnet werden, die eineBildabfolge darstellten, zum Beispieleinen Sonnenaufgang hinter Berggip-feln oder einen Delphin der aus demWasser springt. Dann wurde der Strei-fen in die Trommel gelegt und wennman durch die Schlitze sah und gleich-zeitig an der Trommel drehte, konnteman den springenden Fisch bestaunen.

Schon ein bisschen müde vom vielenund konzentrierten Zeichnen und Wer-ken durften die Kinder am Freitag nochandere optische Spielereien herstellenoder angefangene Arbeiten beenden.

Zum Abschluss der Aktionswochestellten die Kinder ihre Arbeiten und dieselbstgedrehten Trickfilme im Spiel-zeugmuseum den Eltern und dem Mu-seumspublikum vor. Dieser Abschlussvor grossem und auch interessiertemPublikum war sicher ein geglückterHöhepunkt einer lehrreichen, aber auchanstrengenden Woche.

FREIZEIT Ferienspielaktion des Freizeitzentrums Landauer und des Spielzeugmuseums

Vom Daumenkino zum Trickfilm

Bild für Bild wurde mit dieser Kamera für den kurzen Trickfilm aufgenommen.Die Kinder und Jugendlichen konnten dabei erahnen, wie aufwendig erst dieProduktion eines abendfüllenden Trickfilmstreifens ist. Fotos: zVg

Mit grossem Eifer und mit der Unter-stützung des Landi-Leiterteams gin-gen die Kinder ans Werk.

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 7

Es gibt Bücher, die werden plötzlichnotwendig, und zwar aus Gründen, andie ihr Autor nicht im entferntesten ge-dacht haben mag, als er oder sie an derSchreibmaschine sass. Ein solches Buchist Grete Weils sparsam instrumentierteAutobiographie «Leb ich denn, wennandere leben». Denn es spricht nichtvon «nachrichtenlosen Vermögen»,sondern von den konkreten Erfahrun-gen einer 1906 in Oberbayern gebore-nen Jüdin im Mitteleuropa der 20er,30er und 40er Jahre.

Grete Weil erinnert sich an Szenenund Situationen eines wirklichen Le-bens zwischen Reichsadler und Haken-kreuz; sie spricht von den Menschen,die ihr begegneten, die sie prägten, dieihr selbstlos halfen – oder ihr das Daseinzur Hölle machten. Mit anderen Worten:Sie spricht von jener fürchterlichenWirklichkeit, die in letzter Zeit fast ver-gessen wurde ob dem beschämendenHickhack der Leichenfledderer zweiterGeneration, die, gleich ob sie um Bei-tragszahler oder Wählerstimmen buh-len oder die Interessen ihrer Share-hol-ders verteidigen, die historische Wahr-heit begraben unter der Flut ihrerselbstgerechten Phrasen und unter denBildern unschuldiger Gespenster, dieman vor irgendeine Fernsehkamerazerrt.

Denn auch die bohrendsten Nach-forschungen nach irgendwelchen Bank-konten, die in voreiliger Gier unter-schlagen worden sind, und die subtilsteAnalyse innereuropäischer Goldtrans-aktionen während des Zweiten Welt-kriegs tragen wenig zur Aufklärungüber die Wurzeln und Erscheinungsfor-men des Antisemitismus in Deutschland– und in Europa – bei. Um so mehr för-dern sie neue antisemitische Tenden-zen; der Verfasser kann dies anhandverschiedener Beobachtungen bezeu-gen.

Jedenfalls ist die Aufklärung derFrage, wie es ab 1933 zu jenen irrwitzi-gen, für keinen normal empfindendenMenschen nachvollziehbaren Ausbrü-chen des Judenhasses kommen konnte,nach wie vor eine vordringliche Aufga-be. Grete Weil stellt die Frage so: «Hatdie kleine, die glückliche Grete irgend-wann begriffen, dass sie nicht nur miteinem silbernen Löffel im Mund gebo-ren wurde, sondern dass sie durch ihre

Geburt in eine tödliche Falle gelaufenwar? Es hat sehr lange Zeit gedauert,bis sie es begriff, und ich weiss nochnicht sicher, ob sie es heute ganz ver-standen hat.»

«Denn was ist das überhaupt: Jude?Wir lebten wie alle Menschen rings umuns, feierten Weihnachten ... Ostern.Fritz war nicht beschnitten, und beiMädchen gab es sowieso kein Kennzei-chen. Wir gingen weder zur Kirche nochzur Synagoge, sprachen keine Gebete,redeten nicht über Gott, ganz sichernicht über Jahwe.»

Grete Weil wird also «mit einem sil-bernen Löffel im Mund» geboren, dasheisst, sie entstammt einem in jederHinsicht privilegierten Milieu: Ihr Vaterist ein geachteter Jurist, Vizepräsidentder Münchner Anwaltskammer und –«obwohl er bestimmt in seinem ganzenLeben keine Synagoge betreten hat» –Vorstandsmitglied der jüdischen Ge-meinde. Er stirbt kurz nach Anbruchder Nazi-Herrschaft, weil man ihm ineinem Krankenhaus die dringendbenötigte medizinische Hilfe verwei-gert.

Auch die Mutter kommt «aus den so-genannten besseren Kreisen», hat dieoberflächliche Erziehung einer höheren

Tochter genossen und dabei nur einesnicht gelernt, nämlich mit ihrer Mei-nung hinter dem Berg zu halten. Manbewohnt eine herrschaftliche Wohnungim Zentrum von München und sommersein prachtvolles Landhaus in Rottach-Egern, wo man den Sänger Otto Slezakund andere Prominenz zu Nachbarnhat.

Früh schon fallen die ersten Schat-ten des Nationalsozialismus auf das Fa-milienglück: Nach Hitlers erstem Putsch(1923) denkt man sogar an Flucht, doch«auszuwandern lag ganz sicher nicht imBereich des Möglichen. Wohin auch?Wovon hätten wir in einem anderenLand leben sollen?»

Kurz nach der Hochzeit mit demDramaturgen Edgar Weil kommt Hitleran die Macht. Der Reichstag brennt.Edgar wird ein erstes Mal verhaftet.Schliesslich emigrieren die Weils nachHolland, doch bald nach dem Ein-marsch der Deutschen wird Edgar er-neut festgenommen, ins KZ Mauthau-sen verbracht und dort ermordet. Greteschlägt sich zunächst als Fotografindurch, dann als Mitarbeiterin des Jüdi-schen Rates, der mit den Deutschen zu-sammenarbeiten muss und trotzdemversucht, Juden zu helfen. 1943 tauchtsie unter und überlebt in verschiedenenSchlupfwinkeln den Krieg – im Gegen-satz zu Anne Frank, deren Vater sieeben an dem Tag begegnet, an dem erdie Nachricht vom Tod seiner Töchtererhalten hat.

Bei Kriegsende kehrt Grete Weil soschnell als möglich nach Deutschlandzurück, denn «ich will schreiben,deutsch schreiben, in einer anderenSprache ist es mir unmöglich ...» Undwie Grete Weil deutsch schreibt! IhreSprache ist von einer kompromisslosenPräzision, die sich weder vor Adjektiv-reihen noch vor komplizierten Hypo-taxen scheut – es ist eine klare, unbeug-same, fast erschreckend deutsch-deut-sche Sprache, die dem Leser nicht un-bedingt entgegenkommt. Warum solltesie auch einem deutschen (oderdeutschschweizer) Leser entgegenkom-men? Das wäre doch wohl zuviel ver-langt.

Valentin Herzog

Grete Weil: Leb ich denn, wenn andere leben.Verlag Nagel & Kimche, 255 Seiten.

BÜCHERZETTEL Valentin Herzog über Grete Weils Autobiographie

«Leb ich denn, wenn andere leben»

LESUNG Alex Capus zu Gast in der «Arena Literatur-Initiative»

«Schämt euch nicht so»

Alex Capus schreibt für seine Figuren knappe Dialoge und bettet sie ein in einemit präzisen Worten beschriebene Umgebung. Foto: Philippe Jaquet

Alex Capus machte anlässlich seinerLesung in der «Arena Literaturinitiati-ve» bald klar, dass er lange Vorstel-lungsrunden wenig schätze . Etwas rup-pig und selbstbewusst zugleich signali-sierte er: «Rückt mir nicht zu sehr aufdie Pelle.» Er zog es vor, zügig zum ei-gentlichen Geschäft zu kommen undaus dem Geschichtenband «Eigermön-chundjungfrau» zu lesen.

Für die Figuren, die er in seinen Er-zählungen vorstellte, sind Dialoge, Ge-spräche und Erzählungen wichtig. DieDialoge sind oft kurz und knapp. So et-wa in der Geschichte «Elvis»: «DieseSchuhe da hat Elvis Presley an den Füs-sen gehabt?» – «Jaaahh.» – «Elvis, du

spinnst.» – «Arschloch.» – Das ist dochunmöglich.» – «Arschloch.»

Eingebettet sind die Figuren und ih-re Dialoge in eine Umgebung, die genauund präzis beschrieben wird. Wichtigsind die Farben der Kleider und desHimmels, Tages- und Uhrzeiten, Ge-sichts-, Augen- und Wimpernfarbe, derGeruch in der Garderobe der Turnhalle,die Kratzgeräusche einer Schaufel, mitder Knabenhände ein Grab im feuchtenWaldboden ausheben, harte Muskelnum den Mund des Vaters, der seinerTochter auf Wiedersehen sagt, bevor sienach Paris abreist.

Die Figuren sind keine Helden. Sieunternehmen nichts Weltbewegendes,

versuchen einzig, sich in ihrem Leben,in das sie geschickt wurden, zurechtzu-finden. In «Wollene Unterhosen» be-ginnt dieses Leben mit der Schulzeit inden 60er Jahren. 30 Jahre später erin-nert sich der Ich-Erzähler an die Scham,die er in der Schulzeit seiner wollenenUnterhosen wegen empfunden hatte.Die erneut aufkommenden Schamgefüh-le bringen ihn zu einem Monolog mit denKameraden von damals: «Fredi sag, wo-nach schmeckt deine Kindheit, wenn dusie auf der Zunge zergehen lässt?» Di-rekte Antworten erhält er weder vonFredi noch von den zwei anderen. Doch,wenn er sich sein heutiges Leben unddas heutige Leben seiner damaligenFreunde vergegenwärtigt, weiss er dieAntwort. Trotzdem möchte er weiterfra-gen, möchte Fredi fragen, was seineGoldkette auf seiner beharrten Brustund die Rolex an seinem Handgelenk be-deuten, und möchte sich und den jetzterwachsenen Männern zurufen:«Schämt euch doch nicht so.»

«Die Figuren in den Erzählungen ge-ben Einblick in Freundschaften, Riva-litäten, erzählen von Geständnissen,von Gruppendruck und Rangordnung,lassen nichtausgesprochene Angst undnichtgeweinte Tränen erahnen. «Nun,bei Wolfgang stellte sich die Frage nicht,denn er war einen Kopf grösser als alleanderen und eine Autorität, die nie-mand anzuzweifeln wagte.» – Eiger-mönchundjungfrau» habe das Mann-sein zum Thema, hatte Oliver Bader inder Einleitung zusammengefasst.

Alex Capus liess sich diese Klassifi-zierung gefallen, signalisierte aber wie-derum deutlich, dass er sich um solcheseigentlich nicht schere, dass die Ge-schichten seien wie sie seien. Punkt.

Judith Fischer

NACHRUF Ehemaliger Nationalbank-Präsident gestorben

Zum Gedenken an Markus Lusserrz. Am vergangenen Dienstag mor-

gen ist Dr. Markus Lusser, ehemaligerPräsident des Direktoriums der Schwei-zerischen Nationalbank unerwartet ver-storben. Er erlag nur wenige Tage nachseinem 67. Geburtstag einem Herzin-farkt. Dr. Markus Lusser, 1931 als ge-bürtiger Urner in Altdorf geboren,wohnte seit 1965 in Riehen.

Nach der Maturität in seinem Hei-matkanton und einem Studium derJurisprudenz an der Universität Bernund an der «Faculté de droit» in Pariserhielt Markus Lusser 1957 den Doktor-titel mit einer Dissertation, in der er sichkritisch mit dem Zivilprozessrecht sei-nes Heimatkantons auseinandersetzte.

Die Juristen-Praxis lernte er an-schliessend in der Advokatur, am UrnerLand- und Obergericht sowie am Be-zirksgericht Schwyz kennen. In dieserZeit erwarb er auch das Anwaltspatentund die Ermächtigung zur Ausübung ei-nes Notariats.

1959 erfolgte sein Eintritt in die Ge-schäftsstelle der Schweizerischen Ban-kiervereinigung in Basel, wo er in derFolge zum Direktor und Delegierten desVerwaltungsrates avancierte. Ausge-hend von diesen Funktionen nahm erauch Einsitz in verschiedenen eidgenös-sischen Kommissionen. Daneben ver-fasste Dr. Markus Lusser zahlreichefachkundige und vielbeachtete Publika-tionen zu den Problemkreisen Banken-gesetz und Kontrolle der Banken. Anla-gen und Anlagenfonds-Gesetz, Steuern,Bankgeheimnis etc.

Im Mai 1980 berief ihn schliesslichder Bundesrat als Nachfolger von LeoSchürmann, der zur SchweizerischenRadio- und Fernsehgesellschaft (SRG)wechselte, zum Direktor der National-bank per 1. Januar 1981.

Insgesamt gehörte Dr. Markus Lus-ser dem dreiköpfigen Nationalbank-Di-rektorium während 15 Jahren an, achtJahre davon als dessen Präsident. In alldiesen Jahren offenbarte sich Dr. Mar-kus Lusser als prononcierter Befürwor-ter und Verfechter der Unabhängigkeitder Nationalbank. Seine Arbeit und seinDenken war gekennzeichnet von dervordringlichen Ausrichtung der Geldpo-litik der Nationalbank auf eine mög-lichst grosse Preisstabilität.

Mit seinem pointierten Kampf gegendie Inflation geriet Dr. Markus Lusserauch immer wieder ins Kreuzfeuer derKritik, sowohl von Arbeitgeber- als auchvon Arbeitnehmerseite. Mehr als einmalwurde ihm vorgeworfen, mit seinerGeldpolitik Arbeitsplätze zu vernichten.Diese Vorwürfe haben ihn sicher nichtunberührt gelassen.

Dr. Markus Lusser waren nach sei-nem altersbedingten Ausscheiden ausdem Nationalbank-Direktorium nurzwei Jahre seines wohlverdienten Ru-hestandes vergönnt.

Trotz der ihm immer wieder entge-gengebrachten Kritik haben ihn in denletzten Tagen Vertreter von Arbeitge-ber- und Arbeitnehmerverbänden alsaufrechten und fairen Verhandlungs-partner gewürdigt.

ISDN-Ausstellung beiE. Meyer Elektrofach-geschäft

rz. Kennen Sie das Problem, dass IhrTelefonanschluss zuhause immer be-setzt ist? Möchten Sie wissen, wer Siewährend Ihrer Abwesenheit angerufenhat? Sind Sie mit einem analogen Mo-dem am Internet? Oder haben Sie eineältere Telefonvermittlungsanlage undüberlegen zur Zeit, ob Sie in etwas Neu-es und Zukunftsorientiertes investierensollen?

Anworten auf diese und zahlreicheweitere Fragen zu modernen Telekom-munikationstechnologien erhalten Siebei der ISDN-Ausstellung, zu der dasRiehener Elektrofachgeschäft E. Meyer(Baselstrasse 3, Telefon 641 11 17) inZusammenarbeit mit der Swisscom AGvon morgen Samstag, 25. April, bis undmit Freitag, 29. Mai, einlädt.

ISDN steht für (Integrated ServicesDigital Network) und bildet die Grundla-ge für die Telekommunikation der Zu-kunft. Eine neue, grenzüberschreitendeTechnologie für die Übermittlung vonSprache, Bildern und Daten, wobei dieÜbertragung digital über das bestehen-de Netz erfolgt.

ISDN ist ausbaufähig und wächst mitIhren privaten Bedürfnissen oder mitIhrem Unternehmen. Zur Grundaus-stattung (Basisanschluss) gehören fünfRufnummern, welche nach Beliebenden bis zu acht Endgeräten zugeteiltwerden können. Gleichzeitig könnenzwei Personen unabhängig voneinan-der extern kommunizieren.

Im Rahmen der ISDN-Ausstellungbei E. Meyer Elektrofachgeschäft erhal-ten Sie eine persönliche und fachmänni-sche Beratung. Zudem besteht die Mög-lichkeit für ein Probesurfen im Internetoder zu einem Test des neuesten draht-losen ISDN-Telefons.

’s WäbergässliMyseel, y wüsst nit, was mer mieche,wenns nit in unsrem schöne Riechee Plätzli zum Verwyle gäbt,wo eim kei Stroosselärm duet quäle,wo’s nit an nätte Lüt duet fähle,e stille Platz, wo trotzdäm läbt!

Wie ka me zue däm Bijou groote?Die meischte hänns gwiis scho verroteund schmunzle lyslig vor sich hii.Fascht alli hänn an ihm ihr Gspässli,hejoo, es goht ums Wäbergässli,scho all’wyl isch’s e Schätzli gsii.

Als Märtplatz wott’s uns imponiere,duet Gmies und Bluemen offeriere,und het’s au numme zwei drei Ständ,si hänn e heimelige Rahme,me kennt sich mänggmool au mit Nameund seit sich «du» sogar emänd.

Und zringsedum dien Hüüser griesse,wo dinne kasch der Alltag gniesse:E Kaffi und e Vermicelle!Skihoose, Schmeggiwasser, Angge,au Gäld kasch zwüschedry go tanke,und Aspirin, für alli Fäll!

Au ’s Gmeindhuus duet jo zuenem luege,so grootet’s nit uus syne Fuegeund duet sich ordelig binäh.Es ka zum Gsprööchlen animiereund däwäg Mentsche zämmefiehre,drum wämmer Sorg zum Gässli gää!

Robi Thommen

Panalpina 1997: Verdoppelung desKonzerngewinns

pd. Die mit 268 Niederlassungenweltweit im Transport- und Logistiksek-tor tätige Panalpina Gruppe konnte dasGeschäftsjahr 1997 mit einem neuenRekordergebnis abschliessen.

Gegenüber dem Vorjahr konnte dasUnternehmen eine 105prozentige Stei-gerung des Konzerngewinnes von 25,6Mio. auf 52,5 Mio. Franken erzielen.Aber auch die Steigerungsrate beimNettoumsatz von 3,288 Mia. auf 4,310Mia. Franken (+31,1%) und beim Brut-togewinn von 739 Mio. auf 896 Mio.Franken (+21,2%) widerspiegeln die be-trächtlichen Wachstrumsraten in denbeiden strategischen GeschäftsspartenLuft- und Seefracht.

Dieser Geschäftserfolg sei im we-sentlichen auf die in Vorjahren im Zu-sammenhang mit diversen Grosskon-trakten vorgenommenen Investitionenin das eigene weltweite Streckennetz so-wie in die integrierten IT-Systemezurückzuführen.

Darüber hinaus hätten die Zusam-menlegungen von Länderorganisatio-nen sowie der Abschluss der Restruktu-rierungsprogramme im Bereiche dereuropäischen Landverkehre wesent-liche Kostenoptimierungseffekte er-bracht, schreibt die Unternehmenslei-tung in einem Pressecommuniqué.

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 8

NAC HGEF RAGTRÜCKBLICK RZ-Interview mit dem scheidenden Gemeindepräsidenten Gerhard Kaufmann

«Ich habe mein Amt immer als Privileg empfunden»

Am kommenden Donnerstag endet die nunmehr 28 Jahre währendeAmtszeit von Gemeindepräsident Gerhard Kaufmann, der wie wohl keinanderer die Entwicklung Riehens in den vergangenen drei Jahrzehntenmassgeblich geprägt und mitgestaltet hat. Mit einem Festakt wird er andiesem Tag von seinen Amtskollegen und seiner Amtskollegin, den Mit-gliedern des Einwohnerrates und der Bevölkerung offiziell verabschie-det. In seinem letzten RZ-Interview als Gemeindepräsident zieht Ger-hard Kaufmann eine Bilanz seines politischen Wirkens und erinnert sichan positive und negative Erfahrungen während seiner Amtszeit.

RZ: Am nächsten Donnerstag gehtnach 28 Jahren Ihre Amtszeit als Ge-meindepräsident zu Ende. Insgesamtwerden Sie dann 32 Jahre der Riehe-ner Exekutive angehört haben. SindSie froh darüber, diese grosse Verant-wortung jetzt abgeben zu können,oder ist es eher ein Abschied miteinem lachenden und einen weinen-den Auge?

Gerhard Kaufmann: Mein vorherr-schendes Gefühl ist zunächst einmalDankbarkeit. Dankbarkeit darüber,dass ich mein Amt in den vergangenen28 Jahren in Gesundheit, mit der nöti-gen Kraft und ohne Ausfälle versehenkonnte. Ich empfinde dies als grossesGeschenk. In den letzten Wochen undMonaten ist mir allerdings immer stär-ker bewusst geworden, dass ich mitmeinem Rücktritt auch eine grosse Lastund eine grosse Verantwortung abge-ben kann. Im Amt selbst ist man sichdieser Verantwortung nicht immer in soausgeprägtem Masse bewusst. Erleich-tert bin ich darüber, dass ich nun nichtmehr dauernd mit einer derart grossenErwartungshaltung von aussen kon-frontiert sein werde. So betrachtet gibtes für mich keinen Grund, wegen mei-nes Rücktrittes, zu dem ich mich zudemnicht von heute auf morgen entschlos-sen habe, irgendwelche Tränen zu ver-giessen.

Wie fällt ihre ganz persönliche Bi-lanz aus, wenn Sie auf die vergange-nen drei Jahrzehnte als Gemeinde-präsident zurückblicken?

Als Regierungsmitglied und erstrecht als Gemeindepräsident wird mannach dem Rücktritt vor allem an demgemessen, was man an sichtbaren Lei-stungen und Werken hinterlassen hat.Dies gilt insbesondere für Bauwerke.Und von diesen gibt es doch eine ganzeReihe, bei deren Realisierung ich anvorderster Front stand oder zumindestmassgeblich mitgewirkt habe. Angefan-gen bei der Alterssiedlung Dreibrunnen– damals noch als Gemeinderat, dannkam der Maienbühlhof, eine ansehnli-che Zahl von Wohnbauten, etwa an derRössligasse und am Brünnlirain, danndie Restaurierung zahlreicher histori-scher Bauten, allen voran die Wettstein-häuser, die Musikschule und die Ge-meindegärtnerei. Federführend betei-ligt war ich auch am Erhalt der AltenKanzlei, die ja seinerzeit zugunsten ei-ner Verbreiterung der Baselstrasse hät-te abgerissen werden sollen. In meineAmtszeit fielen weiter der 20 Mio.-Um-bau des Gemeindespitals, der Bau derDreifachturnhalle Niederholz und des

Alters- und Pflegeheims «Haus zumWendelin». Im Bereich Tiefbau möchteich vor allem die Geothermie erwähnen.Darüber hinaus haben wir vom Kantonzahlreiche neue Aufgaben übernommenwie zum Beispiel die Kindergärten, dasFürsorgewesen und die Spitexdienste.

Eindeutig in die Zuständigkeit desGemeindepräsidenten fällt die Boden-politik. 1965 besass die Gemeinde Rie-hen rund 66 Hektaren Land, 1996 wares mit 130 Hektaren rund doppelt so-viel, was ungefähr zwölf Prozent des Ge-meindegebietes entspricht.

Mir ist es nie darum gegangen, fürdie Gemeinde möglichst viel Land zuhorten – wir haben ja auch wieder vielverkauft in dieser Zeit, zum Beispiel anWohngenossenschaften oder für denBau von Einfamilienhäusern, aber wirwaren mehr als einmal froh, bei öffent-lichen Bauvorhaben über ein geeignetesGrundstück verfügen zu können.

«Mir ist es nie darumgegangen, für die Ge-meinde möglichst viel

Land zu horten»Gerhard Kaufmann

Ein Teil Ihrer 32 Jahre währendenAmtszeit fiel ja in die Hochkonjunk-tur, in der auch in der Gemeinde Rie-hen einige, heute kaum mehr vorstell-bare Projekte geplant, aber danndoch nicht realisiert wurden…

…natürlich gab es auch das Umge-kehrte, wo wir etwas ganz bewusst nichtrealisiert haben, etwa zur Sicherung vonFreihaltegebieten. Es ist in Vergessen-heit geraten, dass zum Beispiel der eng-lische Park und die Flächen links undrechts der Aussichtsterrasse im Wen-kenhof hätten überbaut werden sollen.Als ich mein Amt antrat, war die Pla-nung für ein Betten-Hochhaus für einenSpitalneubau im Sarasinpark schon sehrweit gediehen. Und es bestanden Plänefür eine Satellitensiedlung im Stile desLörracher Salzert im Gebiet Hinterenge-li. Sicher kam uns bei der Verhinderungsolcher Vorhaben auch eine Trendwen-de auf nationaler Ebene zu Hilfe.

Ich selbst gehörte bei meinem Amts-antritt zu den Befürwortern einer Um-fahrungsstrasse für Riehen, die wohlge-merkt nicht zu verwechseln ist mit dergeplanten Zollfreistrasse. Aber auchhier fand ein Umdenken statt. Man hat

realisiert, dass eine solche Umfahrungs-strasse der Gemeinde wenig bringenwürde, weil der Verkehr in erster Liniehausgemacht ist, und dass der Preis,den wir in Form des Verlustes von Land-schaft dafür hätten bezahlen müssen,unermesslich hoch gewesen wäre.

Was ist Ihnen in diesen 28 Jahrennicht gelungen bzw. was würden Sierückblickend anders machen?

Sicher lief nicht immer alles so, wieich mir das vielleicht gewünscht hätte.Nicht glücklich bin ich zum Beispielüber die Überbauung, die derzeit an derGartengasse entsteht. Dabei gab es ur-sprünglich sehr wohl gute Ideen für einestädtebaulich sinnvolle Ergänzung desDorfkerns zwischen Rössligasse und Sa-rasinpark. Wegen äusserer Zwänge, diemanchmal einer Nötigung gleichkamen,musste der Gemeinderat schliesslich re-signieren. Der Gemeinderat wird aberfür diese Überbauung aus städtebauli-cher Sicht dereinst sicher kein Lob ern-ten können.

Auch beim Stettenfeld ist manchesaus dem Ruder gelaufen. Dort ist dieMacht des Faktischen so stark, dass esausserordentlich schwierig sein wird,zu etwas zu kommen, das den NamenPlanung verdient. Um diese Aufgabe be-neide ich meine Gemeinderatskollegenund meine -kollegin wahrlich nicht.

Bei der Zollfreistrasse habe ich zuspät realisiert, wie der Hase läuft. Alsder Staatsvertrag dann unterzeichnetwurde, war es zu spät, obwohl es sicherumwelt- und landschaftsverträglichereLösungen gegeben hätte. Immerhin, ge-baut ist diese Strasse noch nicht…

Welches waren aus Ihrer Sicht diewichtigsten Entwicklungsschritte derGemeinde Riehen während IhrerAmtszeit?

Wenn ich auf die letzten drei Jahr-zehnte zurückblicke und einen Ver-gleich mit anderen Schweizer Gemein-den und deren Aufgabenspektrum undGestaltungsmöglichkeiten ziehe, wie et-wa unsere kleine Bündner Patenge-meinde Mutten mit ihrer 90köpfigen Be-völkerung, dann stelle ich fest, dass Rie-hen Ende der 60er Jahre punkto Kom-petenzen eigentlich eher eine Karikatureiner Schweizer Gemeinde war. Manging seinerzeit davon aus, dass die ge-plante Wiedervereinigung von Basel-Stadt und Baselland dies mit einemSchlag ändern würde. Als diese miss-lang, haben wir den langen Weg dorthinangetreten, wo die Gemeinde Riehenheute steht.

Ich möchte auf eine Aufzählung allder Aufgaben verzichten, die die Ge-meinde seit jener Zeit übernommen hat.Aber ein kleines Beispiel für die damali-ge Situation möchte ich doch erwähnen.Noch anfangs der 70er Jahre konnte dieGemeinde ihre Strassen nicht selber be-nennen. Wir hatten zwar ein Vor-schlagsrecht, aber entschieden hat da-mals die kantonale Nomenklaturkom-mission.

Welches waren verwaltungsinterndie wichtigsten Entwicklungschritte?

Als ich 1970 mein Präsidium ange-treten habe, stand mir zwar mit dem da-maligen Gemeindeverwalter RudolfSchmid ein sehr erfahrener Mann alsengster Mitarbeiter zur Seite. Die ganzeVerwaltungsstruktur war allerdingssehr stark auf diesen Gemeindeverwal-ter ausgerichtet. Mit der Ablösung vonRuedi Schmid wurde dann eine Verwal-tungsreform in die Wege geleitet undzum Beispiel die Verwaltung nach Res-sorts gegliedert. Sehr grosse Verdienstehaben sich damals der leider sehr frühverstorbene Nachfolger von RuediSchmid, Peter Grieder, und Gemeinde-rat Rolf Soiron erworben.

Mit der Reform wurde ein Instru-ment zur Bewältigung all der neu über-nommenen Aufgaben geschaffen, dassich bis heute bewährt hat. Verbessertwurden seinerzeit auch die personellenVoraussetzungen, wobei der Mitarbei-terbestand längst nicht in jenem Aus-mass erhöht wurde, wie neue Aufgabenhinzukamen. Ein wichtiger Meilensteinwar auch das neue Gemeindegesetz.

Um doch noch einige Zahlen zu nen-nen: der Personalbestand hat sich seit1970 von 70 auf 162 erhöht, wobei dergrösste Zuwachs als Folge der Kinder-gartenübernahme zu verzeichnen war.Das Rechnungsvolumen erhöhte sich imselben Zeitraum von 15 auf rund 80Mio. Franken. Und was auch bemer-kenswert ist, je länger je mehr aber zueinem Problem wird: die Einwohner-zahl hat stagniert, während sich dieZahl der Arbeitsplätze in etwa verdop-pelt hat.

«Für die Überbauungan der Gartengasse

wird der Gemeinderatdereinst sicher keinLob ernten können»

Bisweilen wurde von Aussenste-henden gesagt, aus dem bürgerlichenPolitiker Gerhard Kaufmann sei inden letzten Amtsjahren zunehmendein engagierter Vertreter grün-ökolo-gischer Anliegen geworden. KönnenSie diese Einschätzung teilen oderwie würden Sie selbst Ihre politischeund persönliche Entwicklung wäh-rend den letzten 28 Jahren umschrei-ben?

Um eines vorwegzunehmen: ich binnie mit dem Anspruch angetreten, einbürgerlicher Politiker zu sein, folglichkann ich mich auch nicht von diesemAnspruch entfernt haben. Meine politi-sche Heimat war immer die VEW. Unddie VEW hat sich gegen Etikettierungennach dem Links/Rechts-Schema immerwieder mit Recht gewehrt.

Das heisst nicht, dass sich nicht auchmeine politische Haltung im Lauf von 32Jahren als Mitglied der Exekutive ver-ändert hätte. Als Gemeindepräsidenterhält man Einblick in die Verbindungzwischen Macht und Geld. Und es istnun einmal eine Binsenwahrheit, dassdiejenigen die das Geld und damit häu-fig auch die Macht haben, politisch eherkonservativ eingestellt sind.

Nun, Geld zu verdienen ist legitim.Was aber heute teilweise ohne Hem-mungen und Schamgefühle betriebenwird, ist der Drang zum schnellen Geld,unbekümmert um die Folgen für

Mensch und Umwelt. Sicher, wirtschaft-liche Tätigkeit soll und muss sein, zudenken gibt mir aber, dass die Wirt-schaft nach wie vor zuwenig über dieNachhaltigkeit ihres Tuns nachdenkt.Was zählt, ist das Hier und Heute. Dasgeht schon soweit, das jetzt bereits imApril jeweils herausposaunt wird, manhabe im ersten Quartal des Jahres denGewinn um soundsoviele Prozente stei-gern können. Über meine grossen Vor-behalte gegenüber dieser Entwicklunghabe ich nie ein Hehl gemacht.

Aber um noch einmal auf Ihre Fragezurückzukommen: ich hatte Vorbilderund Weggefährten, ich denke da anErnst Feigenwinter und Andreas Wenk,die beide eine durch und durch grünePolitik verfolgt haben, obwohl sie bür-gerlichen Parteien entstammten. Späterwaren Leute, die wie diese beiden öko-logische Anliegen so dezidiert vertretenhaben, innerhalb der bürgerlichen Par-teien nicht mehr tragbar. Dieses Schick-sal ist mir erspart geblieben. In derVEW, die ja die Bewahrung der Schöp-fung mit ins Zentrum ihrer Politik ge-stellt hat, habe ich mich immer gut auf-gehoben gefühlt.

Ich bin mehr denn je davon über-zeugt, dass Ökonomie und Ökologie kei-ne Gegensätze sind. Wir haben dies inRiehen eindrücklich demonstriert.

Im präsidialen Alltag treten all diesePositionsbezüge in den Hintergrund. Ichhabe mich bemüht, als Präsident für je-dermann offen zu sein, ungeachtet sei-ner politischen Herkunft oder seinerweltanschaulichen Ausrichtung.

Im Zusammenhang mit dem Wahl-bündnis von VEW und SP bei den Ge-meinderatswahlen haben sie gegen-über den Medien erklärt, die VEWhätte die Wahl gehabt, entweder die-ses Bündnis einzugehen oder dann –wir zitieren – «in Schönheit zu ster-ben». Bedeutet dies, dass Sie selbstdiesem Bündnis eher ablehnend ge-genüber gestanden sind?

Nein. Allerdings hegte ich grosseZweifel, ob dieses Bündnis vor allemvon den älteren VEW-Mitgliedern gou-tiert würde. Deshalb war jene denkwür-dige Mitgliederversammlung, wo sogardiejenigen Mitglieder das Bündnis alseinzig möglichen Weg gutgeheissenhaben, die teilweise immer nochBerührungsängste mit einer Politik linksder Mitte bekunden, für mich so etwaswie eine politische Sternstunde derVEW. Ich selbst hätte nie die Prognosegewagt, dass dieses Bündnis tatsächlichzustandekommen würde. Das Geheulund die Stimmungsmache der Bürger-lichen nach der Bekanntgabe des Bünd-nisses, dass uns die Wählerinnen undWähler in Scharen davonlaufen wür-den, hat sich bekanntlich nicht bewahr-heitet, übrigens sehr zum Leidweseneines Teils der Basler Tagespresse.

«Ich habe michbemüht, als Präsident

für jedermann offen zu sein»

War das Votum der VEW-Mitglie-der für das Bündnis Ihrer Einschät-zung nach mehr von der Angst voreinem möglichen Sitzverlust im Ge-meinderat oder mehr von der Sorgeum die künftige Ausrichtung der ge-meinderätlichen Politik geprägt?

Wie kein anderer Politiker hat Gerhard Kaufmann in den vergangenen drei Jahrzehnten die Entwicklung der GemeindeRiehen geprägt und mitgestaltet. Am kommenden Donnerstag, 30. April, um 11 Uhr wird er im Rahmen einer öffentlichenFeier im Gemeindehaus vom Gemeinderat, den Mitgliedern des Einwohnerrates und der Bevölkerung verabschiedet.

«Die Feierlichkeiten zum Jubiläum ‹450 Jahre Riehen bei Basel› haben derganzen Gemeinde einen kulturellen Innovationsschub verliehen». Gerhard Kauf-mann, flankiert von seinen damaligen Gemeinderatskollegen Ernst Goetz (LDP,links) und Max Ott (FDP), anlässlich des grossen Festumzuges im Jahre 1972.

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NAC HGEFRAGT

Es war eindeutig die Sorge, dass diebisherige Politik, die sich doch auf eineMehrheit in der Bevölkerung stützenkonnte, nicht mehr zum Tragen kom-men könnte.

«Ich bin mehr denn jedavon überzeugt,

dass Ökonomie und Ökologie keine

Gegensätze sind»

Was waren für Sie – im positivenwie im negativen Sinne – die prä-gendsten Erlebnisse und Begegnun-gen während Ihrer Amtszeit?

Ich hatte immer das Gefühl, dassdas, was ich als Gemeindepräsident er-reichen und bewirken konnte, unterdem Strich positiv ist. Wäre dem nichtso gewesen, wäre ich mit Sicherheitfrüher zurückgetreten.

Sicher gab es auch Enttäuschungen.Ich glaube beispielsweise, dass Riehenbeim Bundesjubiläum 1991 mit der Ab-lehnung des Kredites für die Inszenie-rung von Rolf Hochhuths «Tell 38»durch den Einwohnerrat eine grosse li-terarische Chance verpasst hat, derenRealisierung wohl europaweit grosseBeachtung gefunden hätte. Die SP wardamals wegen der gerade aktuellen Fi-chenaffäre frustriert und hatte deshalbMühe, sich mit der Schweiz und ihrerGeschichte zu identifizieren, währenddie bürgerlichen Parteien oder zumin-dest einige ihrer Exponenten wohl be-fürchteten, durch eine solch kritischeAuseinandersetzung mit unsererStaatsgeschichte, wie sie Rolf Hoch-huths Stück zu werden drohte, entlarvtzu werden.

Eine Enttäuschung für mich warauch, dass das gemeindeeigene Kolo-niehaus, das im Rahmen der Feierlich-keiten «450 Jahre Riehen bei Basel» imJahre 1972 der Riehener Jugend zumGeschenk hätte gemacht werden sollen,seinerzeit ebenfalls abgeschossen wor-den und entgegen allen Versprechungennie durch etwas anderes kompensiertworden ist.

In jüngerer Zeit hat mich vor allemsehr negativ berührt, dass nicht einerbürgerlichen Partei angehörende Ge-werbetreibende in ihrer Funktion alsMitglieder des Einwohnerrates zwecksBeeinflussung ihres Abstimmungsver-haltens von Vertretern eben dieser bür-gerlichen Parteien massiv unter Druckgesetzt worden sind. Das sind ma-fiaähnliche Methoden. Riehen ist nichtPalermo. Wenn solche DruckversucheSchule machen, wäre das nicht nur fürdas politische Klima in Riehen verhee-rend.

Können Sie ein Beispiel für solcheDruckversuche nennen?

Im Zusammenhang mit der Vorlagezum Kauf des Züblinsareals am Rüchlig-weg wurde einigen Gewerblern im Ein-wohnerrat gedroht: «Wenn Du nicht inunserem Sinne stimmst, kriegst Du vonuns keine Aufträge mehr.»

Und positive Erlebnisse…?

Die gab es natürlich auch. Gerne er-innere ich mich an das bereits erwähn-te Jubiläumsjahr 1972, um dessen kul-turelles Rahmenprogramm sich ja in er-ster Linie der damalige GemeinderatPaul Meyer grosse Verdienste erworbenhat. Die Feierlichkeiten zu diesem Ju-biläum haben der ganzen Gemeinde ei-nen kulturellen Innovationsschub ver-liehen. Vieles von dem, was heute ge-

wissermassen zum Standard des Riehe-ner Kulturprogramms gehört, etwa dieKommission für Bildende Kunst, wurdedamals aus der Taufe gehoben. Eine Ge-nugtuung war schliesslich auch, dassder letzte Richtplan in die kantonale Zo-nenplanrevision von 1987 Eingang ge-funden hat, in deren Rahmen die vonmir genannten Freihaltezonen festge-legt worden sind.

Aus ganz persönlicher Sicht einschönes Erlebnis war, als zu meinem60. Geburtstag der gesamte Einwohner-rat zu einem Chor zusammengefundenhat, um mir ein Ständchen zu bringen.

Aufgelockert wurde die unvermeidli-che Routine des Amtes durch zahlreicheBesuche auswärtiger Persönlichkeitenund Delegationen. Solche Besuche wa-ren immer interessant und öffneten mirden Blick auf die übrige Schweiz. EinHöhepunkt war dabei sicher der Emp-fang für den damaligen Ständeratsprä-sidenten Willi Wenk im Saal des Land-gasthofes, an dem einige Bundesräteteilnahmen.

Als einmalig habe ich auch den Mo-ment empfunden, als der Einwohnerratvor einigen Jahren spontan und ohneentsprechenden Antrag des Gemeinde-rates den Gemeindebeitrag zur Renova-tion der Dorfkirche erhöht hat. Froh binich schliesslich über den nach langenund zähen Verhandlungen zustandege-kommenen Rückzug der NA-Steuer-initiative, auch wenn derzeit eine Neu-auflage dieser Initiative hängig ist.Glücklich bin ich zudem über den Bun-desgerichtsentscheid, wonach für denBau des Wiesesammlers im Zusammen-hang mit der Zollfreistrasse nicht dergesamte Auenwald am Wieseufer gero-det werden darf.

«In der Gemeinde-politik geht es heute

um sehr viel mehr als noch vor 32 Jahren»

Welche Persönlichkeiten habenSie während Ihrer Amtszeit beson-ders beeindruckt?

Ein sehr freundschaftliches Verhält-nis in all den Jahren durfte ich mit altRegierungsrat Dr. Kurt Jenny pflegen,der mir in vielem behilflich und auch einVorbild war. Natürlich gäbe es nochweitere Namen zu nennen. Beeindruckthat mich zum Beispiel die frühere Ber-ner Regierungsrätin Leni Robert – einesehr mutige Frau in einem Kanton, indem für Ideen und Anliegen, die sie ver-tritt, nicht eben ein fruchtbarer Bodenbesteht. Bewundert habe ich schliess-lich die Eloquenz von alt Bundesrat KurtFurgler, auch wenn er politisch nichtunbedingt mein Freund war.

Haben Sie in den vergangenen dreiJahrzehnten einen Wandel des politi-schen Klimas in Gemeinde- und Ein-wohnerrat, Veränderungen im politi-schen Stil festgestellt?

Deutlich spürbar ist, dass es heute inder Gemeindepolitik um sehr viel mehrgeht als noch vor 32 Jahren. Damalssagte mir ein älterer Freund, der schonlänger politisch tätig war, der WeitereGemeinderat (heute Einwohnerrat;Anm. der Redaktion) sei ja wie ein Ver-ein. Heute geht es um mehr, weil dieKompetenzen der Gemeinde und ihrerpolitischen Behörden deutlich umfang-reicher geworden sind. Spürbar gewor-den sind in den letzten Jahren in ver-schiedenen Bereichen verstärkte Ver-teilkämpfe. Gerade im Baubereich, woman heute an Grenzen stösst und der

Kuchen deshalb kleiner wird, machensich diese Verteilkämpfe besonders be-merkbar.

Als Rückschritt gegenüber früherempfinde ich, dass man heute im Ein-wohnerrat selbst mit noch so guten Vo-ten und noch so guten Argumentennicht mehr auf die Meinungsbildung deranderen Mitglieder und Parteien Ein-fluss nehmen kann. Die einzelnen Frak-tionen kommen gewissermassen mitfertig genagelten Meinungen in die Sit-zung.

Im Vorfeld der Gemeindewahlensind Sie von bürgerlicher Seite in un-gewohnt scharfer Form für IhrenFührungs- bzw. Regierungsstil kriti-siert worden. Man hat Ihnen unteranderem vorgeworfen, wichtige Ent-scheidungen wie etwa Planungsfra-gen im Alleingang zu entscheidenoder Ihren Intentionen zuwiderlau-fende Projekte und Ideen zu schubla-disieren. Hat sie diese Kritik getrof-fen?

Vieles von dem, was in den Wochenvor den Wahlen über mich gesagt odergeschrieben worden ist, läuft sicher un-ter der Rubrik «Wahlkampfgetöse».

Diejenigen, die solche Vorwürfe ge-gen mich erhoben haben, müssten mirerst einmal sagen, welche Planungsfra-gen ich im Alleingang entschieden ha-ben soll. Der- oder diejenigen kennenwohl einfach die Entscheidungshierar-chien und -mechanismen innerhalb desGemeinderates nicht. Das Gleiche giltfür die Projekte, die ich angeblichschubladisiert haben soll. Sollte damitbeispielsweise die Erweiterung desSportplatzes Grendelmatte gemeintsein, dann kann ich nur sagen, dass ichmeine Gemeinderatskollegin davor be-wahrt habe, ein Projekt weiterzuverfol-gen, das a priori zum Scheitern verur-teilt war. Deshalb trifft mich diese Kritikauch in keiner Weise.

Vorab von bürgerlicher Seite wur-den Sie auch mitverantwortlich dafürgemacht, dass die Revision des Richt-planes zu wenig rasch vorankomme,und dass die Planungskommission,die sie bekanntlich präsidieren, umdiesen neuen Richtplan eine richtig-gehende Geheimniskrämerei betrei-be. Ihre Antwort auf diese Kritik?

In jeder Regierungstätigkeit gibt esPhasen, wo gewisse Planungsschritte in-tern bleiben sollen. Es wäre sicher nichtsinnvoll, wenn man jeden Schritt gleicham nächsten Tag hinausposaunen wür-de. Ohnehin dringt schon genug nachdraussen. Anschliessend kommt immerdie Phase, in der man bewusst die Mei-nungen der Betroffenen einholt. Ich wares sicher nicht, der die Richtplanrevisiongebremst hat. Wäre es nach mir gegan-gen, wären wir schon vor eineinhalbJahren dort angelangt, wo wir heute ste-hen. Ausgerechnet diejenigen, die michheute als Bremser bezeichnen, waren esdoch, die – nachdem sie gemerkt haben,dass die Richtplanrevision nicht in dievon ihnen gewünschte Richtung läuft –versucht haben, den Fortgang der Richt-planrevision mit immer neuen Forde-rungen nach zusätzlichen Abklärungenhinauszuzögern.

So läuft eben das politische Geschäft:wenn man merkt, dass man in der Sa-che unterliegt, versucht man das Ver-fahren mit irgendwelchen Umwegenund Zusatzschlaufen zu verzögern. Si-cher wurde mit dieser Verzögerungstak-tik auch damit spekuliert, dass ab dem1. Mai der Gemeinderat anders zusam-mengesetzt sein würde.

Wie wird Ihr letzter Arbeitstag alsGemeindepräsident aussehen?

Ich werde meinen gewohnten Ar-

beitsrhythmus auch am letzten Tag bei-behalten. Ich bin allerdings bemüht, biszum kommenden Donnerstag alle Ge-schäfte soweit aufbereitet zu haben,dass die Amtsübergabe an MichaelRaith ohne grossen Schnitt über dieBühne gehen kann. Ganz abgesehendavon findet im Gemeinderat ja keingrosser personeller Wechsel statt. Imübrigen habe ich bereits vor dem zwei-ten Wahlgang sowohl Michael Raith alsauch Christoph Bürgenmeier mitgeteilt,bei welchen Terminen und Besprechun-gen vor der Amtsübergabe ich sie imFalle ihrer Wahl gerne dabei hätte. Seitmein Nachfolger bekannt ist, nimmtMichael Raith an allen Besprechungenmit meinen Chefbeamten wie auch anden Audienzen für die Bevölkerung teil.

Ist Ihr Ausscheiden aus dem Amtgleichbedeutend mit Ihrem endgülti-gen Rückzug aus der Riehener Poli-tik? Oder werden Sie sich in der einenoder anderen Form weiter politischengagieren?

Für ein politisches Amt in Riehenwerde ich sicher nicht mehr kandidie-ren. Mein Interesse, was sich auf politi-scher Ebene in Riehen tut, bleibt natür-lich bestehen. Ich werde mich allerdingstunlichst zurückhalten.

«Ich habe nicht denEhrgeiz, als derjenige,

der viel bewegt hat, in die Lokalgeschichte

einzugehen»

Sie sind letzte Woche von den Re-gierungen beider Basel als Präsidentdes neukonstituierten Kinderspital-rates in ein neues, durchaus politi-sches Amt gewählt worden. WelcheAufgaben erwarten Sie in dieser neu-en Funktion.

Der Kinderspitalrat ist ja ein ausVertreterinnen und Vertretern von Ba-sel-Stadt und Baselland paritätisch zu-sammengesetztes Gremium. Offenbarsoll dieses Gremium durch jemandenpräsidiert werden, der sich weder dereinen noch der anderen Seite verpflich-tet fühlt. Und offenbar billigen mir diebeiden Regierungen diese Unabhängig-keit zu.

Der Kinderspitalrat ist ein neuge-schaffenes Instrument, deshalb ist eszum heutigen Zeitpunkt noch zu früh,konkrete Gestaltungsideen zu äussern.Was ich von meiner Seite einbringenkann, sind meine Erfahrungen in orga-nisatorischen und personellen Fragen,

die ich mir in meiner Tätigkeit in ver-schiedenen öffentlich-rechtlichen Kör-perschaften habe aneignen können. Fürmeine Zusage war schliesslich meineÜberzeugung ausschlaggebend, dass ei-ne Vernetzung der beiden Kantone, wiesie nun beim Kinderspital erfolgt ist, dereinzig richtige Weg ist. Es kann heuteeinfach nicht mehr darum gehen, dassjeder Kanton sein eigenes Feuerchenunterhält.

Welche beruflichen und privatenZukunftspläne wollen Sie nach dem1. Mai realisieren?

Ich freue mich darauf, meine Aufga-ben als Architekt endlich einmal nichtmehr unter Zeitdruck, sondern vertieftwahrnehmen zu können. Ich fühle michauch meinen langjährigen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern gegenüber ver-pflichtet, das Architekturbüro weiterzu-führen. Vor allem aber verspüre ich ei-nen grossen Nachholbedarf im kulturel-len Bereich. Das kam in den letzten dreiJahrzehnten eindeutig zu kurz.

Darf man in den nächsten Jahrendie Memoiren von Gerhard Kaufmannin Buchform erwarten?

Ich habe mir das zwar auch schonüberlegt, bin aber zum Schluss gekom-men, dass diese Schilderungen für einebreitere Öffentlichkeit wohl nicht so in-teressant sind. Durchaus möglich ist hin-gegen, dass noch das eine oder anderevon mir im Riehener Jahrbuch erschei-nen wird, für das ich ja auch in der Ver-gangenheit schon mehrfach tätig war.

Gibt es Dinge, die Sie als Gemein-depräsident nicht tun oder lebenkonnten und dies heute bereuen?

Riehen erfreut sich als Wohnort, Le-bensraum und politischer Mikrokosmosvielfältiger Vorzüge, von denen andereGemeinde nur träumen können. Ich ha-be deshalb das Amt des Gemeindepräsi-denten ungeachtet aller manchmalenormer Belastungen immer als Privilegempfunden. Es gibt wohl keinen Beruf,der eine solche Vielfalt bietet – von Awie Arbeitsplatzbewertung bis Z wie Zo-nenplan. Dazu kommt, dass ich mitHaut und Haaren Riehener bin. Ich ha-be die Veränderungen des Dorfes erlebt,was für mich manchmal auch schmerz-haft, sicher aber prägend war.

Das Privileg, Gemeindepräsidentvon Riehen sein zu können, und dieenorme Vielfältigkeit dieses Amtes wie-gen den Verzicht, den ich in den vergan-genen Jahren in verschiedenen Berei-chen meines Lebens und nicht zuletztauf Kosten meiner Freizeit leisten mus-ste, bei weitem auf. Deshalb hege ichauch keinerlei Reuegefühle.

Welche Zukunftswünsche hegt derscheidende Gemeindepräsident Ger-hard Kaufmann für «seine» Gemein-de?

Es mag wie ein Klischee klingen,aber ich stehe dazu: Ich wünsche mirein liebens- und lebenswertes Riehen,und zwar auch für diejenigen, die finan-ziell nicht auf Rosen gebettet sind.

Wie sollen zukünftige Generatio-nen den Riehener Gemeindepräsiden-ten Gerhard Kaufmann in Erinnerungbehalten?

Wenn man mich als denjenigen Ge-meindepräsidenten in Erinnerungbehält, der im umfassenden Sinne Sor-ge zu Riehen getragen hat, dann bin icheigentlich zufrieden. Ich habe nicht denEhrgeiz, als derjenige, der viel bewegthat, in die lokale Geschichte einzuge-hen. Obwohl ich dieses Attribut sicherauch in Anspruch nehmen dürfte…

Interview: Dieter Wüthrich; Fotos: Dieter Wüthrich, Gerd PinskerRZ-Archiv, Gemeindearchiv

Während seiner Amtszeit nahm Gerhard Kaufmann sowohl auf kantonaler undeidgenössischer Ebene wie hier im Jahre 1984 zusammen mit alt RegierungsratKarl Schnyder und dem Schwyzer Landammann Walter Gisler,…

…als auch grenzüberschreitend wie mit der amtierenden Lörracher Oberbür-germeisterin Gudrun Heute-Bluhm bei zahlreichen Begegnungen die vielfältigenInteressen der Gemeinde Riehen und ihrer Bevölkerung wahr.

Bevor Gerhard Kaufmann 1970 zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde, ge-hörte er bereits vier Jahre dem Gemeinderat an. Gruppenbild des Gemeinderatesin der Legislaturperiode 1966–70: v.l.n.r. Rudolf Rinklin, Albert Abt, WolfgangWenk, Gerhard Kaufmann, Max Ott, Ernst Feigenwinter, und Hans Seckinger

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Sackgebühr für HundeEs wundert vermutlich viele, wie

lange es noch dauern mag, bis den zu-ständigen Gemeindeorganen der Ge-duldsfaden reisst, ob dessen, was stän-dig wieder mit den aufgestellten Hunde-versäuberungsanlagen passiert. Nunzum vierten Mal haben wir es am Mei-erweg beobachtet, wie unvernünftigeJugendliche – jüngere oder ältere – anden Kästen die Sackrolle herausziehenund es als langes Band auf dem Weg lie-gen lassen. Einmal massen wir einen ca.25 Meter und einen ca. 30 Meter langenStreifen herausgezogener Säcke.

Läge die einzige wirkungsvolle Mög-lichkeit für eine Abhilfe vielleicht darin,dass die einzelnen Hundehalter ver-pflichtet wären, den Stock Säcke im La-den oder bei der Gemeinde zu kaufenund sie halt beim Gassiführen mitzu-nehmen? Für die Versorgung könnten jadie Kästen weiter stehen gelassen wer-den. Ob wirklich niemand der Häuser-reihe Beobachtungen über die Täter ge-macht hat, fragt man sich auch.

Vandalismus noch schlimmerer Artgeschah – von uns zum dritten Mal be-obachtet – durch bestbekannte Schmie-rereien in der ehemaligen Abdankungs-halle im alten Friedhof am Immenbach.Gerade letzthin musste die Gemeindesolche durch Neuanstrich der Wändewieder entfernen lassen. Das schöneund ansprechende Wandbild an der In-nenwand der Halle war schon nacheiner vorher geschehenen Beschmie-rung abgelöst und in Sicherheit ge-bracht worden. Wenn schon von diesenVerunstaltungen die Rede ist, so mögenauch jene in der Bahnhofunterführungangeprangert werden, wo nun die vonSchulklassen mit sinnigen Motiven be-lebt gewesenen Wände einen wahrlichdeprimierenden Eindruck machen.

Wir wissen sehr gut, dass es billigesGerede wäre, energisches Einschreitengegen diesen Unfug zu verlangen,möchten aber doch im Namen vieler diezuständigen Gemeindeorgane bitten,nach gangbaren Wegen zu suchen.

G. Peder Thöni, Riehen

Kulturort RiehenNach dem Besuch des Beyelermu-

seums besichtigten wir die neu reno-vierten Gebäude des Berowergutes. Be-sonders erfreut war ich über den Um-bau «Kunst Raum Riehen». Helle über-sichtliche Räume bieten der Präsenta-tion aktueller Kunst ideale Bedingun-gen.

Überrascht war ich von dem span-nungsvollen Einbau neuer Ausstel-lungsebenen im ehemaligen Tenn desalten Bauernhauses. Durch das Bege-hen der unterschiedlichen Stockwerkeergeben sich immer wieder neue Ein-Aus- und Durchblicke – von oben nachunten usw.

Die gelungene Ausstellung mitDorette Huegin zeigt, wie gut sich dieRäume für Kunstausstellungen eignen.Neben dem imposanten Bau von RenzoPiano hat die Gemeinde Riehen nunauch ein vorzüglich umgebautes Bero-wergut mit attraktiven Nutzungen – einkultureller Ort mit Alter und Neuer Ar-chitektur. Riehen ist eine Reise wert.

Tamara Berger, Eiken

LESERBRIEFE

nj. Die kürzlich abgehaltene Gene-ralversammlung der Vereinigung Rau-racher-Zentrum, in der die dort nieder-gelassenen Ladengeschäfte und Dienst-leistungsbetriebe zusammengeschlos-sen sind, stand ganz im Zeichen des imkommenden Herbst zu feiernden zwan-zigjährigen Bestehens des Zentrums.

Urs Krebs, Präsident der Vereini-gung, erinnerte die fast vollzählig er-schienenen Mitglieder daran, dass dieEigentümer des Centers vor zwei Jah-ren, bereits im Hinblick auf das Ju-biläum, zahlreiche Renovationen vorge-nommen und insbesondere der Laden-strasse ein neues Make-up verliehen ha-ben. Eine Umfrage unter den Mitglie-dern ergab, dass sozusagen alle mit demGeschäftsverlauf zufrieden bis sehr zu-frieden sind. Verschiedentlich wurde be-tont, um erfolgreich zu sein, müsse derGeschäftsinhaber immer wieder neueProdukte und neue Dienstleistungen an-

JUBILÄUM GV der Vereinigung Rauracher-Zentrum

Mit voller Kraft ins dritte Jahrzehntbieten. Auf eine persönliche Pflege derKunden durch aufmerksame Bedienungund kompetente Beratung werde beson-derer Wert gelegt. Zusätzliches Lebenins Zentrum brachte die im vergangenenJahr neu eingezogene Gemeindebiblio-thek, die sehr viel Publikum, vor allemauch junge Leute anzieht.

Der Präsident der Werbekommission,Stefan Frei, wies darauf hin, dass die ver-schiedenen Veranstaltungen des Som-mers (Kinderfest, Kinderflohmarkt,Countryfest, Circusvorführung usw.) be-reits im Zeichen des Jubiläums stünden,dass der 20. Geburtstag aber in einereigentlichen Aktionswoche vom 23. bis31. Oktober speziell gefeiert werde. ImHinblick auf die Jubiläumsveranstaltun-gen beschloss die Versammlung, dasWerbebudget entsprechend zu erhöhen.Mit den diesjährigen Jubiläumsaktivitä-ten will das Rauracher-Zentrum seinenKunden eine besondere Freude bereiten.

Schnee von gestern

Im wahrsten Sinne des Wortes Schnee von gestern ist dieser Schnappschuss, denRZ-Leserin Rösli Engler kürzlich in Bettingen eingefangen hat. Denn nachdemKönig Winter in der Osterwoche noch einmal kräftig auf die Pauke gehauen hat,scheint nun in den letzten Tagen definitiv der Frühling eingekehrt zu sein.

BKB: erstmals Online-Banking

pd. Die Basler Kantonalbank (BKB)bietet als erste Bank in der Schweizzwei alternative Möglichkeiten zur Her-stellung einer Verbindung für Online-Banking an: entweder über Internet un-ter www.bkb.ch oder über eine Direkt-wahl unter der Nummer 0848 860 860.Damit stellt die BKB sicher, dass Kun-dinnen und Kunden auch eine elektroni-sche Kontaktaufnahme ohne Verbin-dung über das Internet herstellen kön-nen.

Via Internet oder Direktwahlverbin-dung können die Kundinnen und Kun-den zu jeder Tages- und Nachtzeit überdie Online-Banking Lösung BKB-directmit der Basler Kantonalbank kommuni-zieren.

Auf diese Weise haben die Kun-dinnen und Kunden Zugang zu ihrenKontis und Depots, können Kontoinfor-mationen abfragen und den Zahlungs-verkehr oder Börsenaufträge direkt amPC abwickeln.

3. Mai: Tag derSchweizer Schiffahrt

pd. Am «Tag der Schweizer Schif-fahrt» am 3. Mai gibt es fast überall re-duzierte Preise oder Sonderangebote.Auf vielen Gewässern fahren Kinder bis16 Jahre gratis.

Tageskarten oder normale Billettezum halben Preis offerieren der Vier-waldstättersee, Lac Léman, Bielersee,Bodensee (ausgenommen Fähre Ro-manshorn-Friedrichshafen), Unterseeund Rhein Schaffhausen, Zugersee,Greifensee, Hallwilersee, Lago di Luga-no und der Lago Maggiore, Locarno.Der Neuenburger- und Murtensee bietetTageskarten für Fr. 10.– für Erwachseneund Fr. 5.– für Kinder an.

In Basel gibt es Stadt- und Hafen-rundfahrten für festliche Fr. 5.–, Kinderbis 16 Jahre gratis. Die Schiffe nachRheinfelden, Basel-Schifflände, ab 9.15und 11.30 Uhr, bieten musikalische Un-terhaltung.

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SOZIALES Naomi Feil, die amerikanische Psychologin und Begründerin der Validation, führte in Riehen eine Weiterbildungsveranstaltung durch

«Es ist zu spät für die Einsicht»Die Amerikanerin Naomi Feil giltals Begründerin der Validation.Validation soll verwirrten hochbe-tagten Menschen ihre Würdezurückgeben und ihnen helfen,vor dem Sterben zur inneren Ruhezu kommen. Dem Alters- und Pfle-geheim «Haus zum Wendelin»war es gelungen, Naomi Feil für ei-ne Weiterbildungsveranstaltungzum Thema Validation zu enga-gieren.

Judith Fischer

Vergesslichkeit, schlechtes Sehenund Hören, Zittern und leichte Verwirrt-heit in sehr hohem Alter ist keineKrankheit, sondern beruht auf einemnormalen Abbau des Gehirns. Dies po-stuliert die Psychologin und Sozialwis-senschafterin Naomi Feil. Kommen zudiesen Veränderungen aber weitereVerhaltensweisen wie ununterbroche-nes Schreien, Spucken, Verleumdun-gen, abgelöschte Blicke oder gar blossesVegetieren dazu, spricht Naomi Feil von«unglücklich desorientierten Men-schen». Während Jahren hat sie mit sol-chen Menschen gearbeitet und sieglaubt, dass diese Menschen sich so ver-halten, weil sie ihre Gefühle währendihres ganzen Lebens unter Verschlussgehalten haben. Nie hätten sie sich ihreWut, Trauer, Angst oder Freude wirklichzugestanden, nie hätten sie darüber ge-sprochen. Doch im hohen Alter müsstensie diese Gefühle noch loswerden, um inRuhe sterben zu können. Doch weil sienie gelernt hätten, ehrlich zu diesen Ge-fühlen zu stehen, suchten sie sich ande-re Wege. Sie würden schreien undspucken, sprächen von Männern unterden Betten und Dieben im Heim. DieRiehener-Zeitung sprach mit Naomi Feilüber ihre Erfahrungen.

RZ: Eine hochbetagte verwirrteFrau sagt: «Unter meinem Bett ver-steckt sich ein Mann.» Was tun Sie,nachdem Sie sich vergewissert ha-ben, dass kein Mann unter dem Bettist?

Naomi Feil: Ich frage: «Wie sieht derMann aus?» Vielleicht antwortet dieFrau dann, beginnt den Mann zu be-schreiben. Denn sie will erzählen, will,dass ihr jemand zuhört.

Soll man also so tun, als obtatsächlich ein Mann unter dem Bettist?

Nein, man darf nicht lügen. Man sollnicht sagen, dass man den Mann auchsehe. Aber man muss die Frau ernstnehmen. Sie glaubt, es sei ein Mann un-ter dem Bett. Und davon muss man aus-

gehen. Was die Frau braucht, ist Empa-thie.

Was meinen Sie damit?

Man muss sich in die Realität derFrau versetzen, und man muss ihr diesverbal oder nonverbal mitteilen.

Empathie zu zeigen, ist allerdingsnicht immer einfach. Es gibt verwirrteMenschen, die spielen mit ihren Fäkali-en oder masturbieren. Aber wie ich ausmeiner Arbeit weiss, gibt es für solchesVerhalten immer einen Grund. Anderespucken dem Pflegepersonal ins Ge-sicht oder behaupten, der Koch vergiftedas Essen. Solche Verleumdungen ver-letzten das Pflegepersonal und denKoch.

Doch wer sich mit Validation be-schäftigt, wird lernen, die eigene Ver-letztheit für einen Moment wegzu-stecken und so zu reagieren, dass dieverwirrten Menschen ihr abstossendesVerhalten allmählich aufgeben können.

Sie gelten als die Begründerin derValidation. Wieso beschäftigen Siesich mit hochbetagten, verwirrtenMenschen?

Ich bin in einem Heim für alte Men-schen aufgewachsen. Mein Vater warder Leiter, er war Psychologe. MeineMutter war die Sozialarbeiterin. Späterstudierte ich Psychologie und Soziolo-gie. Dann bin ich in dasselbe Heim mitden unglücklich desorientierten Men-schen zurückgekehrt und begann zu ar-beiten. Ich wollte die Situation der ver-wirrten Menschen verbessern, probier-te alles aus, was ich im Studium gelernthatte. Doch nichts half. Deshalb habeich die Validation entwickelt, während20 Jahren. Ich habe dabei viele Fehlergemacht, doch allmählich habe ich ge-merkt, dass es immer einen Grunddafür gibt, weshalb die Frauen fremdeMänner unter dem Bett sehen, weshalbMänner schreien und spucken. Es gibtimmer einen Grund. Und ganz langsamhabe ich gemerkt, dass es Menschensind, die ihre Gefühle ein Leben lang un-ter Verschluss gehalten haben und nieehrlich zu diesen Gefühlen gestandensind. Sie haben es nie gemacht, sie wa-ren nie ehrlich, und sie hatten keine ei-gene Identität.

Doch im letzten Stadium ihres Le-bens müssen sie ihre Gefühle noch her-auslassen, um in Ruhe sterben zu kön-nen. Dazu benutzen sie Symbole, ver-wenden das Pflegepersonal und ihreAngehörigen, um ihre Wut loszuwer-den.

Zurück zur Frau, die vom Mannunter dem Bett erzählt. Wieso glaubtsie diesen Mann zu sehen?

Es gibt viele Gründe. Vielleicht wur-de die Frau als Achtjährige von ihremVater missbraucht und konnte nie darü-ber sprechen. Auch nicht mit ihrer Mut-ter. Sie hatte ihre Gefühle hinunterge-schluckt. Ihr ganzes Leben lang. Hattesich immer unter Kontrolle.

Jetzt ist sie alt. Alle Gefühle ihres Le-bens haben sich angestaut. Doch sie willnicht ehrlich zu diesen Gefühlen sein,kann es nicht. Weil sie nicht ehrlich seinkann, schimpft sie über die Pflegerin,die ihr nicht glaubt, dass ein Mann un-ter dem Bett ist, schreit den Pfleger an,der in ihrem Zimmer Ordnung machenwill. Dabei hat sie Angst. Fühlt sich al-leine gelassen und möchte eigentlich,dass man ihr zuhört. Denn sie will nichteine verrückte alte Frau sein.

Ein anderes Bespiel dazu: Immerwenn die Pflegerin ins Zimmer einer an-deren verwirrten alten Frau kommt,schimpft diese: «Gehen Sie weg, Siestinken.» Die alte Frau ist traurig, dennsie realisiert, dass sie manchmal dasBett nässt. Doch sie kann das nicht zu-geben. Schliesslich war sie immer or-dentlich, war immer stolz auf ihren sau-beren Haushalt, auf ihre sauberen Fuss-böden, auf denen ihr Mann hätte essenkönnen. Jetzt kann sie nicht einmal sichselbst sauber halten, hat die Kontrolleüber sich verloren. Doch das kann sienicht zugeben, hatte sie doch immer dieKontrolle über ihr Leben, über ihre Ge-fühle. Deshalb beschuldigt sie die Pfle-gerin des Schmutzes. – Auch diese Fraumöchte aber eigentlich, dass manzuhört, dass sie ihre Trauer im letztenStadium ihres Lebens noch loswerdemkann.

Wieso glauben Sie, in dieser Situa-tion mit Validation weiterzukommen?

Mit den Techniken der Validationstelle ich Fragen, die sich auf die Rea-

lität der hochbetagten, verwirrten Men-schen beziehen. Abhängig davon, aufwelchen Sinn die Frau am besten an-spricht, frage ich etwa: «Wie sieht eraus?» Und die Frau sagt mit wütenderStimme: «Ich kann Ihnen ganz genausagen, wie er aussieht». Und sie be-schreibt ihn. Dabei kann sie ihre Wutherauslassen, die Wut, die sich gegenden Mann unter dem Bett, gegen diePflegerin, gegen den Pfleger richtet. DieWut richtet sich aber eigentlich gegenjemanden anderen: ihren Vater.

Die Hoffnung ist, dass ihre Wutnachlässt, wenn sie sie herauslassenkann. Und dass sie den Mann nichtmehr täglich unter dem Bett sieht. Viel-leicht ist er nur noch einmal in derWoche da, dann nur noch einmal imMonat. Ziel ist, dass der Mensch sichbesser fühlt, dass die Angst wegfällt,und dass die Kommunikation leichterfällt.

Ich frage nicht, warum die Frau ei-nen Mann unter dem Bett habe. Denn«warum» ist eine intellektuelle Frage.Die Frau will aber gar nicht wissen war-um.

Warum nicht?

Weil es zu weh tut. Tief innen kenntsie zwar den Grund. Doch sie hat ihreGefühle ein ganzes Leben lang unterVerschluss gehalten. Jetzt ist es zu spät.Sie hat eine Mauer um sich herum auf-gebaut. Diese Mauer zu bauen, hatte sieviel Mühe gekostet. Jetzt will sie dieMauer aufrechterhalten, will nicht, dassman sie berührt, dass man auch nur ei-nen Ziegelstein herauslöst. Für eineEinsicht ist es zu spät. Sie will daranfesthalten, dass ihr Vater ein lieber, gut-er Vater war. Aber sie will nicht alleinegelassen werden.

Aus Ihren Berichten über hochbe-tagte verwirrte Menschen sprichteine grosse Erfahrung, und wenn Siesprechen, drückt Ihre Stimme, IhrTonfall grossen Respekt aus. LiebenSie alte Menschen?

Ja, ich bin mit diesen Menschen auf-gewachsen. Als ich sehr klein war, hatteich nicht viele gleichaltrige Freundin-nen. Die alten Menschen waren meineFreunde. Allerdings, 1940, 1945 warendie alten Leute noch nicht so alt, wie siees heute sind. Sie waren nicht so ver-wirrt.

Wenn man mit der Validation arbei-tet, muss man die Menschen lieben,auch wenn es nur für fünf Minuten ist.Es sind oft sehr hässliche Menschen,weil sie viel Wut in sich haben, die her-auskommt. Aber für fünf Minuten –während der Dauer der Validation –kann man sie lieben, wenn man Empa-thie hat.

Dazu kommt: Die alten Menschenhaben eine grosse Klugheit in sich. Undes macht so grossen Spass, mit ihnen zu

arbeiten! Wenn man echt mit den Men-schen mitfühlt, bekommt man durch dieArbeit viele gute Gefühle.

Gibt es heute immer mehr verwirr-te Menschen?

Ja, wir leben länger. Und je längerwir leben, desto mehr verschlechtertsich das Gehirn, jedes Jahr, das ist ganznormal. Die Babyboomers, die Leute,die 40 und 50 Jahre alt sind, werden El-tern haben, die sehr alt und verwirrtsein werden, und sie werden selbst sehralt werden. Das Problem wird sehrgross werden.

Was kann man tun?

Man kann Validation lernen. Mankann die Menschen respektieren, mankann mit ihnen arbeiten, damit sie nichtganz alleine sind.

Doch wenn man dies nicht tut, dannwerden sie spucken und fluchen. Manwird ihnen Medikamente geben, wirdihnen sagen: «Du sollst das nicht tun.»Aber der alte Mensch ist kein Kind, auchwenn er verwirrt ist. Man darf ihn nichtwie ein Kind behandeln.

In Amerika gibt es so viele Leute, diesitzen wie lebende Tote in Rollstühlenherum. Aber niemand hört sie an unddie Ärzte diagnostizieren Alzheimer.

Was sagen die Ärzte zu der Metho-de der Validation?

Sie hören mich nicht an, weil ich kei-ne Ärztin bin. Nur ein Arzt unter vielenhört mich vielleicht einmal an – mei-stens ist es eine Frau. Das Problem ist,dass die Ärzte keinen Unterschied ma-chen zwischen den jüngeren Leute undden hochbetagten. Wenn jemand mit60, 65 Jahren verwirrt ist, dann ist es ei-ne Krankheit, kann Alzheimer sein.Aber für Leute mit 90, 95 Jahren ist Ver-wirrtheit Folge des normalen Abbausdes Gehirns.

Ich kann nur hoffen, dass ein Arzt,der sehr bekannt ist – er muss sehr be-kannt sein – einen meiner Workshopsbesucht und erkennt, dass Validationein brauchbares Instrument sein könn-te. Ich meine: jeder Mensch, der mit ver-wirrten alten Menschen arbeitet, mussetwas von Validation verstehen. AberValidation wird kaum praktiziert.

Auch nicht in den USA?

In den USA ist es sogar schlechter. Inden USA verabreicht man noch mehrMedikamente. In Europa ist es besser.Es gibt Schulen und Kurse für Validati-on. In der Schweiz in Berlingen, aberauch in Deutschland oder Finnland. Vie-le Angebote gibt es in Holland, und auchin Italien und Frankreich werden Schu-len aufgebaut. Nicht aber in den USA.Dort erteilen lediglich etwa zehn LeuteWorkshops, aber die Regierung bewil-ligt kein Geld für eine Schule mit Kur-sen.

Validation in Riehenfi. Naomi Feil entwickelte Validation

zwischen 1963 und 1980. Seitdem vali-diert sie Bewohnerinnen und Bewohnervon Pflege- und Tagesheimen in derganzen Welt und leitet Kurse für Valida-tion in Europa, Australien und Amerika.In Riehen führte sie in dieser Wochezwei je eintägige Einführungsveranstal-tungen durch. Organisiert wurden dieVeranstaltungen vom Alters- und Pfle-geheim «Haus zum Wendelin». Insge-samt nahmen 210 Personen teil, unterihnen das ganze Personal des «Hauszum Wendelin.» Gemäss ManfredBaumgartner, Leiter des «Haus zumWendelin», absolvieren zur Zeit sechsMitarbeiterinnen einen einjährigen Va-lidations-Ausbildungsgang. Damit dieneue Technik aber vom ganzen Hausverstanden würde, sei die Einführungs-veranstaltung für das ganze Personalorganisiert worden. Weitere Teilnehmerwaren Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter des Dominikushauses, von SpitexRiehen-Bettingen, des Vereins «Gegen-seitige Hilfe Riehen-Bettingen», der Psy-chiatrischen Klinik Königsfelden, derPsychiatrischen Universitätsklinik Baselund des Adler-Instituts sowie Angehöri-ge von hochbetagten, verwirrten Men-schen. Die Weiterbildungsveranstaltungwie auch die einjährigen Ausbildungs-gänge, an denen Mitarbeiterinnen des«Haus zum Wendelin» teilnehmen, wer-den finanziell ermöglicht durch denFörderverein für das Alters- und Pflege-heim «Haus zum Wendelin», der La-Ro-che Stiftung und der Stiftung «ZumHelm». Für die Durchführung der Wei-terbildungsveranstaltung stellte die Ge-meinde den Bürgersaal im Gemeinde-haus zur Verfügung.

Ist Validation teuer?

Für die Ausbildung braucht esnatürlich Geld, aber nicht so viel. DasAusführen der Validation kostet nahezunichts. Man tut es einige Minuten amTag, wenn man sich sowieso mit den al-ten Leuten beschäftigt, wenn man ihnendas Essen gibt, sie wäscht.

Ihrer Ansicht nach könnte Valida-tion also in jedem bestehenden Heim,ohne jegliche neue Infrastruktur,durchgeführt werden?

Ja, sie kann. Vorausgesetzt, dass je-mand die Koordination übernimmt undman ein Team hat, das Validation ge-lernt hat.

Das Team ist ganz wichtig. Denn al-leine schaffen es die Pflegenden nicht,werden bald ausgebrannt sein. StellenSie sich vor, ein Pfleger verspricht derFrau, am nächsten Tag wiederzukom-men, wird aber krank, und kann nichtkommen. Dann muss jemand an seinerStelle kommen, und wissen, wie sie oderer sich verhalten muss. Sonst verliertdie Frau das Vertrauen.

Ist das Herunterschlucken derGefühle ein individuelles Problemoder ist es auch eine Frage der Kul-tur?

Es ist auch ein kulturelles Problem,aber nicht nur. Von Finnland oder auchvon der Schweiz sagt man, dass Gefüh-le nicht geäussert werden. Hingegen istder Umgang mit den Gefühlen in denUSA viel lockerer. Doch wenn Sie sehralt sind, lösen Sie sich von den kulturel-len Normen, dann kommen die Gefühleheraus, auch wenn Sie in Finnland oderder Schweiz leben.

Ist Vewirrtheit Schicksal oderkann man sich präventiv verhalten?

Ich glaube, dass Prävention möglichist. Natürlich hängt es auch davon ab, inwelchem Mass sich das Gehirn abbaut.Doch wenn Sie in jedem Lebensab-schnitt zu Ihren Gefühlen stehen, wennSie als Teenager rebellieren und sichvon den Eltern lösen konnten, wenn Siesich eine eigene Identität schaffen undwenn Sie Ihre Gefühle nicht hinunter-schlucken, haben Sie gute Chancen, imhohen Alter weder schreien nochspucken zu müssen.

Wie gehen Sie mit Ihren eigenenGefühlen um?

Ich probiere, ehrlich zu sein. Ehrlichzu meinen Gefühlen, zu meinem Mannund meinen Kindern. Um ehrlich mitmeinen Eltern zu sein, ist es zu spät. Ichhab’s probiert. Aber meine Mutter hatmich nicht angehört. Aber jedes Mal,wenn ich in meinen Workshops Rollen-spiele mache, sehe ich mit meinem in-neren Auge meine Mutter. Und jedesMal, wenn ich das tue, fühle ich michbesser.

Eindrücklich führte Naomi Feil am Einführungstag für Validation in Riehen vor, wie die Situation hochbetagter, verwirrterMenschen verbessert werden kann, und sie zeigte, dass die Arbeit mit solchen Menschen Spass macht. Foto: Judith Fischer

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 13

SPORT I N R I EHE N

Andreas Rotach auf WM-Kurs

rp. Der Riehener Orientierungsläu-fer Andreas Rotach ist auf Junioren-WM-Kurs. Am 1. Nationalen A-Lauf derSaison in Wangen an der Aare, an demin den verschiedenen Kategorien insge-samt rund 1500 Teilnehmerinnen undTeilnehmer aus der Schweiz und ausdem Ausland an den Start gingen, be-legte er bei den Junioren mit einemRückstand von nur 32 Sekunden denhervorragenden 2. Platz.

Saisonbeginn der CVJM-Handballer

mr. Bereits am kommenden Diens-tag, den 28. April, starten die Handbal-ler des CVJM Riehen in die diesjährigeSommermeisterschaft (Firmensport, 1.Liga). Gleich im Startspiel bekommensie es mit ihrem «Angstgegner» Novar-tis Stein zu tun. Zehn Spiele wird dieMannschaft bestreiten. Am 17. Augustendet die Sommermeisterschaft für dieRiehener mit dem Spiel gegen Promena.Auch diesmal kämpft die Mannschaftmit einigen Personalproblemen, hofftaber trotzdem auf eine zufriedenstellen-de Meisterschaft.

Rudern: Saisonauftakt in Küssnacht

rz. An der Internationalen Ruderre-gatta in Küssnacht waren zum Sai-sonauftakt auch einige gute Resultateaus Riehener Sicht zu verzeichnen. Ani-ta Jesel (RC Blauweiss Basel) belegte amSonntag im Leichtgewichts-Skiff den 2.Rang und kam auch zusammen mit ihrerSolothurner Partnerin Lea Fluri im Dop-pelzweier auf Platz 2. Der Blauweiss-Clubachter mit Anita Jesel als Steuerfrauund ihrem Bruder Thomas Jesel belegteden 3. Platz. Am Samstag konnte AnitaJesel nicht an den Start gehen, da die Re-gatta vor ihrem Rennen wegen zu vielWind abgebrochen wurde.

Sehr gute Resultate gab es auch beimBasler Ruderclub. Die Riehener Junio-ren-WM-Kandidatin Nora Fiechterkonnte im Einer der Juniorinnen 17/18gegen ihre Kollegin aus dem Kaderpro-jekt einen zweiten Platz herausfahren.Im Doppelzweier kam sie zusammen mitder Riehenerin Johanna Lötscher aufden ausgezeichneten dritten Platz. Ne-ben dem Sieg von Matthias Lampart undMoritz Fiechter (Doppelzweier SeniorenII) und je einem dritten Platz von MoritzFiechter (Einer Leichtgewichte), Christi-an Doppler (Einer Junioren 15/16) undMatthias Lampart (Einer Senioren II)gab es für den BRC noch mehrere Mittel-feldplazierungen.

Erfolg für Ines Brodmann

rz. Die junge Riehenerin Ines Brod-mann holte sich am 11. OL-Galoppenvom vergangenen Wochenende in Bott-mingen (Karte Bruderholz) in der Kate-gorie D14 den Kategoriensieg. Der Lauf,der vom Nachwuchskader des Regiona-len OL-Verbandes Nordwestschweiz imAnschluss an einen viertägigen Schüler-OL-Kurs organisiert wurde, ging aller-dings leider nicht ganz störungsfrei überdie Bühne. Weil von Unbekannten meh-rere OL-Posten während des Laufes ent-wendet wurden, suchten mindestens100 der über 150 Teilnehmenden ver-geblich nach einzelnen Posten. Da essich um einen bewilligten und gemelde-ten Anlass handelte, hat der OL-Verbandwegen dieses Sabotageaktes Anzeige ge-gen Unbekannt eingereicht.

Heimrunde der SG Riehen

rz. Im Rahmen der Schach Mann-schaftsmeisterschaft Nationalliga A trifftdie Schachgesellschaft Riehen übermor-gen Sonntag im Haus der Vereine (AlteKanzlei) auf die Schachgesellschaft Zü-rich (Spielbeginn um 12.30 Uhr). In denReihen der Zürcher spielt der bekannteGrossmeister Viktor Kortschnoi, der lan-ge Zeit Vize-Weltmeister war und auchheute mit seinen 67 Jahren noch zurWeltelite gehört.

Hohe Strafen gegen FC Baris Spor B

rz. Am 5. April wurde auf der Gren-delmatte beim Fünftligaspiel FC Ami-citia II – FC Baris Spor B vom Gästeteamein Schiedsrichter spitalreif geschlagen(siehe RZ 15/98 vom 9. April).

Der Fussballverband Nordwest-schweiz hat nun in einem Communiquémitgeteilt, dass er für die fehlbarenSpieler des FC Baris Spor bei der Kon-troll- und Strafkommission des Schwei-zerischen Fussballverbandes (SFV) dieHöchststrafe beantragt. Den übrigenSpielern der Mannschaft werde für 12Monate die Spielberechtigung entzogen,die Mannschaft Baris Spor B werde per

SPORT IN KÜRZE

sofort aus dem Meisterschaftsbetriebausgeschlossen. Zusätzlich werde derFC Baris Spor mit einer hohen Geldbus-se belegt, unter Androhung des Aus-schlusses des Vereins aus dem SFV beiNichtbezahlung und im Falle einesnochmaligen Fehlverhaltens. Dem FCBaris Spor stehe ein Rekursrecht gegendiese Entscheide zu.

Der Fussballverband NWS bezweckemit dieser dem Vorfall entsprechend an-gemessen strengen Bestrafung, ein Ex-empel zu statuieren, um der zunehmen-den Gewalt auf den Fussballplätzen ent-schieden entgegenzuwirken.

Änderungen beim KTV Riehen

rz. Nach der erfolgreichen Volley-ball-Saison mit dem Aufstieg der Frau-en in die 1. Liga und dem Klassenerhaltder Männer in der 2. Liga kündigen sichbeim KTV Riehen einige Änderungen imHinblick auf die nächste Saison an, wiedem Vereinsheft zu entnehmen ist. DieJunioren A-Mannschaft dieser Saisonwird 1998/99 als zweites Männer-Teamin der 4. Liga spielen, wobei für denzurücktretenden Trainer Patrik Kehrliein Ersatz gesucht wird. Die Juniorin-nen A werden in der nächsten Saisonals zweites Frauen-Team in der 5. Ligabeginnen. Bei den Juniorinnen Bschliesslich bahnt sich eine Spielge-meinschaft mit dem TV Bettingen an. Essollen zwei Teams mit unterschiedli-chem Spielniveau gebildet werden. Daseine soll von Eveline Müller (TV Bettin-gen) trainiert werden, das andere vonLucia Ferro (KTV Riehen).

Fussball-Resultate

1. Liga, Gruppe 3FC Riehen I – FC Hochdorf 1:33. Liga, Gruppe 2FC Reinach – FC Amicitia I 3:0 Junioren D, 9er-FussballFC Pratteln – FC Amicitia A verschobenJunioren D, 1. StärkeklasseFC Amicitia C – Telegraph A verschobenJunioren D, 2. StärkeklasseOberwil C – FC Amicitia D 7:3Junioren E, 2. StärkeklasseCoruña – FC Amicitia B 6:6

Fussball-Vorschau

Heimspiele (Grendelmatte):1. Liga, Gruppe 3:Dienstag, 28. April, 20 UhrFC Riehen I – FC Chiasso3. Liga, Gruppe 2:Samstag, 25. April, 18 UhrFC Amicitia I – Türkgücü4. Liga:Sonntag, 26. April, 15 UhrFC Riehen II – FC Black Stars5. Liga:Sonntag, 26. April, 13 UhrFC Riehen III – TürkgücüJunioren B:Samstag, 25. April, 14.45 UhrFC Riehen – SC BaudepartementJunioren C, Meistergruppe:Sonntag, 26. April, 15 UhrFC Amicitia A – NordsternJunioren C, 2. Stärkeklasse:Samstag, 25. April, 14.45 UhrFC Amicitia B – TelegraphJuniorinnen:Samstag, 25. April, 15.20 UhrFC Amicitia – TherwilJunioren D, 9er-Fussball:Samstag, 25. April, 14 UhrFC Amicitia A – NordsternMittwoch, 29. April, 18 UhrFC Amicitia A – BirsfeldenJunioren D, 2. Stärkeklasse:Sonntag, 26. April, 14.30 UhrFC Amicitia B – Aesch ASamstag, 25. April, 18.40 UhrFC Amicitia D – Birsfelden BMittwoch, 29. April, 18.15 UhrFC Amicitia D – Aesch CJunioren E, 1. Stärkeklasse:Samstag, 25. April, 15.30 UhrFC Amicitia A – Breitenbach AMittwoch, 29. April, 19 UhrFC Amicitia A – Rheinfelden AJunioren E, 2. Stärkeklasse:Samstag, 25. April, 15.30 UhrFC Amicitia B – TherwilMittwoch, 29. April, 17.30 UhrFC Amicitia B – Pratteln BSonntag, 26. April, 14.30 UhrFC Amicitia D – ZeiningenJunioren F, Turnier:Samstag, 25. April, 14 UhrFC Amicitia A – Therwil ASamstag, 25. April, 14.30 UhrFC Amicitia A – Rheinfelden ASamstag, 25. April, 15 UhrFC Amicitia A – Binningen A

Basketball-Resultat

Frauen, 2. LigaCVJM Riehen II – BC Pratteln II 63:49

Basketball-Vorschau

Frauen, 1. Liga, Abstiegsrunde:Samstag, 25. April, 15.30 Uhr, NiederholzCVJM Riehen I – BC EngstringenMänner, 2. Liga:Dienstag, 28. April, 20.20 Uhr, WasserstelzenCVJM Riehen I – BC Boncourt II

fs. Die erste Herrenmanschaft desUHC Riehen hat den Aufstieg in die2. Liga geschafft. In der letzten Spiel-runde vom vergangenen Wochenendein Derendingen überzeugte das Teamvon Christoph Niederberger noch ein-mal und verteidigte den ersten Grup-penrang schliesslich mit einem komfor-tablen Vorsprung von sieben Punkten.

Die Vorzeichen für den letzten Spiel-tag waren klar. Der UHC Riehen startetemit drei Punkten Vorsprung in die letz-ten zwei Spiele. Trotzdem war nochnichts sicher, weil der zweite Gegnerdes Tages ausgerechnet der engste Ver-folger aus Reinach sein sollte.

Doch es kam anders. Bevor die Rie-hener überhaupt eingegriffen hatten,war der Aufstieg schon perfekt. Die Kon-kurrenten aus dem Baselbiet hattennämlich bereits ihr erstes Spiel verlorenund machten so unfreiwillig alles klar.Der Riehener Coach Christoph Nieder-berger forderte sein Team – trotz der ver-ständlichen Freude – auf, noch einmal al-les zu geben und nochmals vier Punktezu holen. Im ersten Spiel traf das Teamauf die Lokalmatadoren aus Derendin-gen. Und dass dies kein Freundschafts-spiel werden sollte, war spätestens zurPause klar. Die Derendinger führten mit2:0 und zeigten, dass sie ihre 0:10 Nie-derlage aus der Hinrunde vergessen ma-chen wollten. Nach der Pause reagiertendie Riehener dann auf eindrückliche Artund Weise. Das Spiel wurde sicher kon-trolliert und schon bald resultierten auchTore. Beni Frey traf sowohl in Überzahlals auch Sekunden vor Schluss ins leereTor. Florian Schmid erzielte je ein Tor inUnterzahl und Überzahl.

Im letzten Spiel trafen noch einmaldie beiden klaren Dominatoren dieserGruppe aufeinander. Der UHC Riehenwollte gerade diese zwei Punkte nochnach Hause nehmen, zumal das Hin-spiel noch mit 2:3 für Reinach ausge-gangen war. Und der Auftritt war ein-drücklich. Mit konzentriertem Spiel und

UNIHOCKEY UHC Riehen I – Derendingen 4:2/UHCR I – Reinach 7:2

UHCR-Männer sind aufgestiegen

schönen Kombinationen kontrolliertendie Riehener das Spiel auf der ganzenLinie. Schon bald einmal konnte einVorsprung herausgearbeitet werden.Zur Pause stand es 3:0.

Auch in der zweiten Halbzeit gerietder UHCR nie ernsthaft in Gefahr, zumaldem Reinacher Torhüter noch einige fau-le, nachösterliche Eier ins Netz kullerten.Besonders hervorzuheben sind dabeiMichael Brunner, der seinen ersten per-sönlichen Hattrick der Saison verbuchenkonnte, und der Youngster SebastianManger, der das Tor des Tages aus einer270-Grad-Drehung heraus erzielte.

Seit der Saison 1993/94 (damalswurde die zweite Herrenmannschaft ge-gründet, inzwischen ist eine dritte hin-zugekommen) hat der UHC Riehen ver-sucht, aus der 3. in die 2. Liga aufzu-steigen. Bisher standen andere Mann-schaften näher an der Sonne.

«Wieso es diese Saison geklappt hat?Da möchte ich nur zwei der vielenGründe nennen», sagt Captain Florian

Schmid: «Erstens wurde das Team dieseSaison durch neue Spieler verstärkt. Be-sonders hervorzuheben sind dabei si-cher die zwei Junioren aus dem eigenenNachwuchs, die sich auf eindrücklicheWeise in der Mannschaft etabliert ha-ben. Sowohl Sebastian Manger als auchBeni Frey haben bewiesen. dass sie trotzweniger Routine mehr als nur mithaltenkönnen. Als zweiten Grund möchte ichdie mannschaftliche Geschlossenheitnennen. Die Mannschaft hat auch innoch so heiklen Situationen – und vondenen gab es genug – bewiesen, dass je-der für jeden zu kämpfen hat.»

Für Captain Florian Schmid hat dernun erreichte Aufstieg aber auch einebedeutende Signalwirkung: «NächsteSaison wird der UHC Riehen in der 2. Li-ga, also in der höchsten Kleinfeld-Liga,vertreten sein. Und dies ist nicht nur fürden Verein von eminenter Bedeutung.Der Verein ist, genau wie die Sportartselber, immer noch im Wachstum undda ist es sehr wichtig, dass den jungenSpielern eine Perspektive gegeben wirdin Form eines erfolgreichen Fanion-teams. Das Dorf Riehen verdient mit sei-ner Grösse und Einwohnerzahl auchdementsprechende Top-Teams. Auf je-den Fall kann Riehen stolz darauf sei,dass man auch in einer so jungen Sport-art – der UHC Riehen ist gerade mal sie-ben Jahre alt – so positiv vertretenwird», fügt Schmid zufrieden hinzu.

UHC Riehen – Satus Shakers Derendingen 4:2 (0:2)UHC Riehen – Red Roosters Reinach 7:2 (3:0)UHC Riehen I (Männer, 2. Liga): BenediktStäheli/Daniel Bertrand; Florian Schmid (2/1),Michael Brunner (-/3), Niggi Wunderle, BeniFrey (2/-), Florian Locher, Johannes Huber,Christian Lupp (-/1), Remo Notter, Marc Braun(-/1), Sebastian Manger (-/1), Christian Jörg. –Coach: Christoph Niederberger.UHC Riehen II – TV Nuglar UH 2:3 (1:0)UHC Riehen II – UHC TV Kaiseraugst 13:5 (7:3)UHC Riehen II (Männer, 4. Liga, Gruppe 11):Florian Müller; Thomas Baier, Hanspeter Brug-ger, Marc Furrer, Nicolas Spring, ThomasStrickler, Sämi Zweifel, Pascal Hardmeier.

sh. Nach dem letztjährigen Abstiegaus der 1. Liga konnten die Damen desUHC Riehen ihr hoch gestecktes Saison-ziel erreichen: nach dem Gruppensieg,welcher schon im März feststand, konn-te am Finalturnier des vergangenen Wo-chenendes der Wiederaufstieg bewerk-stelligt werden.

Die Ausgangslage war dabei allesandere als einfach: 14 Gruppensiegerin-nen trafen sich in Uster, um in zweiDreier- und zwei Vierergruppen um dieacht Aufstiegsplätze zu kämpfen. DasLos teilte den UHC Riehen einer Vierer-gruppe mit UHC TLS Köniz, UNISAGGordola und Winterthur United II zu.Nun zählten die Ungeschlagenheit derMeisterschaft und die vielen hohen Sie-ge nichts mehr. Es kam nur noch aufdrei entscheidende Spiele an.

Die Riehenerinnen trafen im erstenSpiel auf Köniz. Bereits im ersten Angriffkonnten die Bernerinnen mit einemQuerpass vors Tor die Riehener Abwehrüberlisten und Torhüterin Rebecca Jun-ker bezwingen. Zur Pause stand es nachdem Ausgleich durch Claudia Escherund einem Drehschuss nach einem Frei-stoss 1:2 für Köniz. Gewillt, nicht bereitsdas erste Spiel zu verlieren, konzentrier-ten sich die Riehenerinnen auf die zwei-te Halbzeit. Köniz besass zwar nach wievor mehr Spielanteile und setzte sich öf-ters in seiner Angriffszone fest, der UHCRiehen blieb aber stets gefährlich, wennihm Platz für Konter geboten wurde.Dies nutzten Carla Fröhlich und KäthiWunderle zwischenzeitlich gar zur 3:2-Führung aus. Dass Köniz in der Schluss-minute ausgleichen konnte, war aus Rie-hener Sicht zwar ärgerlich, ein Unent-schieden entsprach jedoch den gezeig-ten Leistungen.

Die Tessinerinnen aus Gordola, Geg-nerinnen in der zweiten Partie desSamstags, traten als technisch wenigerversiertes, dafür um so kämpferischeresund motivierteres Team auf. Zur Halb-zeit führte Riehen dank zwei Toren vonSusanne Hubler knapp mit 2:1. In derzweiten Halbzeit, als die Tessinerinnenzu einer wilden Aufholjagd ansetzten,zahlte sich die Routine der RiehenerSpielerinnen aus: Käthi Wunderle undCatherine Meerwein, die beide schon

über 100 Spiele für den UHC Riehen be-stritten haben, bewerkstelligten dasvielumjubelte 5:2-Schlussresultat.

Dank dieses Sieges konnte in derkurzen Nacht auf Sonntag etwas ruhigergeschlafen werden. Bereits um 9 Uhrstand schliesslich das entscheidendeSpiel gegen Winterthur United II aufdem Programm. Mit einem Unentschie-den oder einem Sieg konnte sich Riehenden Aufstieg aus eigener Kraft sichern.In der Anfangsphase der torreichen er-sten Halbzeit wogte das Spiel hin undher. Einmal mehr kassierten die Riehe-nerinnen ein Freistosstor. Sie spieltenaber je länger je mehr ihre Stärken aus,zeigten mit raumöffnenden Pässen undsehenswerten Kombinationen mehrSpielkultur. Nach dem 2:2 traf nur nochder UHC Riehen ins Netz, und der Wi-derstand der Zürcherinnen nahm zu-sehends ab. Nach einer beruhigendenFührung konnten sich auch die Ersatz-spielerinnen gut in Szene setzen: SabinaGröner leitete das 7:2 ein und Ersatz-

goalie Andrina Hauzenberger hielt inder zweiten Halbzeit das Riehener Torrein. Mit dem 8:2 stand der Aufstieg fürRiehen und auch für Köniz fest.

Am Sonntag blieb noch viel Zeit, ummit den gleichzeitig aufgestiegenen Her-ren ausgiebig zu feiern. Malin Lundqvist,die an den Aufstiegsspielen leider nichtdabei sein konnte, fieberte in ihrer nord-schwedischen Heimat mit und freut sichwie alle anderen auf die kommende Sai-son in der höchsten Kleinfeld-Liga.

Unihockey, Aufstiegsturnier Frauen 2./1. Liga,18./19. April 1998, Uster, Gruppe mit UHCRiehenUHC Riehen – UHC TLS Köniz 3:3 (1:2); UHCRiehen – UNISAG Gordola 5:2 (2:1); UHC Rie-hen – Winterthur United II 8:2 (6:2). – UHCRiehen und UHC TLS Köniz steigen auf.Aufstellung: Tor: Rebecca Junker, AndrinaHauzenberger. – Feld: Claudia Escher (1/0/1Tore), Carla Fröhlich (1/0/3), Susanne Hubler(0/2/0), Catherine Meerwein (0/1/1), Stefi Omlin(0/0/1), Käthi Wunderle (1/2/2), Karin Aeschba-cher, Sabina Gröner. – Coach: Florian Schmid,Thomas Baier.

UNIHOCKEY Aufstiegsturnier Frauen 2./1. Liga

UHCR-Damen wieder in der 1. Liga

Das erfolgreiche Damen-Team, hinten von links: Stefanie Omlin, Carla Fröhlich,Catherine Meerwein, Claudia Escher, Florian Schmid (Trainer); vorne: KäthiWunderle, Rebecca Junker, Susanne Hubler (es fehlt Malin Lundqvist). Foto: zVg

Jo Huber, von Sursee zum UHC Riehengestossen, war mit seinem vorbildli-chen Einsatz eine Teamstütze. Foto: zVg

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 15

SPORT I N R I EHE N

dg. Morgen Samstag findet das «Querdurch Basel» statt, am 1. Mai das Eröff-nungsmeeting auf der Schützenmatteund am 9. Mai das Eröffnungsmeetingdes TV Riehen auf der Grendelmatte. DerTV Riehen hat sich intensiv auf die kom-mende Leichtathletiksaison vorbereitet.

Es war eine buntgemischte Schar, diesich früh am Ostersamstag beim Sport-platz Grendelmatte getroffen hatte. Diekleine Reisegruppe hatte ein gemeinsa-mes Ziel: Latsch, ein kleines winter-verschlafenes Dorf im Südtirol, wo derTurnverein Riehen die achte Auflage desalljährlich stattfindenden Trainingsla-gers der Leichtathletikabteilung durch-führte. 20 Athletinnen und Athleten, be-gleitet von Trainern und Betreuern, nah-men den beschwerlichen Weg unter dieRäder. Auch in diesem Jahr durfte der TVRiehen wieder auf einen vom RestaurantStab gesponserten Kleinbus als Trans-portmittel zurückgreifen.

Gleich am Tag nach der Ankunftwurde mit dem Training begonnen. Dienächsten sechs Tage wurden intensivgenutzt. Aber nicht nur Training standauf dem Programm. Der Erholung undden regenerativen Massnahmen inForm von Spielen, Schwimmen, Massa-gen und Sauna wurde ebenfalls Rech-nung getragen. Neben den körperlichenBetätigungen wurde auch dem techni-schen Bereich Bedeutung beigemessen.So gaben zahlreiche Videoanalysen Auf-schluss über fehlerhafte Bewegungsab-läufe und technische Mängel.

Wie gross die Bedeutung ist, die derTV Riehen einem solchen Trainings-lager beimisst, ist daran zu erkennen,dass die Vereinskasse mit einem Unter-stützungsbeitrag von Fr. 20’000.– bela-stet wurde. Mit Geld allein ist es abernatürlich nicht getan. Die Betreuer undTrainer, welche die 20köpfige Athleten-schar begleiteten, sind ebenso wichtig.

LEICHTATHLETIK TV Riehen aus Trainingslager zurück

Für eine gute Saison gerüstet

Im TV Riehen kann man seit acht Jah-ren auf erfahrene Kräfte zählen, die alleehrenamtlich mitkommen und ihre Fe-rien für diesen Anlass opfern.

Gespannt darf man auf das Ab-schneiden der Riehener Athleten an denersten Wettkämpfen dieser Saison sein.Die Gruppe um Techniktrainer DieterDunkel zeigte durchwegs gute Trai-ningsresultate. Mit Nicola Müller, PascalJoder und Katja Tschumper hat der TVRdrei Athletinnen und Athleten, die aufnationaler Ebene gute Resultate erzie-len können. Unsicher ist derzeit der Ein-satz von Sabrina Lenzi. Die letztjährigeSchweizer Meisterin im Kugelstossenbei der weiblichen Jugend A laboriertderzeit mit Rückenproblemen herum.Bei den Laufdisziplinen, betreut durchErnst Dänzer, ist man vor allem auf das

Abschneiden von Benjamin Ingold ge-spannt, der ja bereits in der Halle miteinem zweiten Platz an den Hallen-Schweizermeisterschaften über 60 Me-ter bei den Männern auf seine hervorra-gende Form aufmerksam gemacht hat.Auch von Deborah Büttel darf man die-se Saison einiges erwarten. Sie hat imVorfeld bereits einige Läufe bestrittenund sehr gute Resultate erzielt. Leiderfallen Tobi Meier und Gabriel Hugen-schmidt für den Saisonauftakt verlet-zungsbedingt aus.

Am 1. Mai können die Athletinnenund Athleten erstmals beweisen, dasssie vom Trainingslager profitierenkonnten und dass ihr Formstandstimmt, dann findet nämlich traditions-gemäss das erste Meeting der Regionauf der Schützenmatte in Basel statt.

Die Leichtathletikabteilung des TV Riehen bereitete sich in Latsch (Südtirol, Italien) auf die bevorstehende Saison vor. Foto: Rolf Spriessler

tl. Nun wird es ernst! Selbst den Ta-bellenletzten Hochdorf vermochte dasErstliga-Team des FC Riehen zu Hausenicht zu besiegen. Einmal mehr kamvom arg gebeutelten FC Riehen keineReaktion. Bereits nach drei Minuten lei-stete sich Markus Lichtsteiner einenhaarsträubenden Fehler: sein Rückpassgeriet zu kurz, der Hochdorfer Egidiolief dazwischen und konnte das vielbe-jubelte 0:1 realisieren.

Damit waren sämtliche guten Vorsät-ze der angeschlagenen Riehener überden Haufen geworfen. In der 24. Minutekam der Platzclub dank einer sehens-werten Kombination über Wittmann undVarano durch Dogani zum Ausgleich.

Nach der Pause bestürmten die Rie-hener vehement das gegnerische Torund in der 50. Minute schien sich alleszum Guten zu wenden. Einen an ihmverschuldeten Elfmeter trat Wittmanngleich selbst, doch zum Erstaunen sei-ner Mitspieler vergab er kläglich. Auchweitere Riehener Chancen blieben un-genutzt und so kam was kommen muss-

FUSSBALL FC Riehen – FC Hochdorf 1:3 (1:1)

Der FC Riehen im freien Fallte. Ein Kontertor und ein «Geschenk»von Torhüter Wieland brachten die Ent-scheidung zu Gunsten der Hochdorfer.

Mit dieser Niederlage hat sich der FCRiehen in den Abstiegskampf manöv-riert. Das nächste Heimspiel findet amkommenden Dienstag, den 28. April,um 20 Uhr gegen Leader Chiasso statt.

FC Riehen – FC Hochdorf 1:3 (1:1)Grendelmatte. – 150 Zuschauer. – SR: Merkli(Rümlang). – Tore: 4. Egidio 0:1, 24. Dogani 1:1,70. Bieri 1:2, 88. Orlando Keller 1:3. – FC Rie-hen: Wieland; Uccella; Lichtsteiner, Ré; Bättig,Varano (76. Maricic), Dogani; Thommen, Ram-seier; Wittmann, Messerli. – Riehen ohne Ber-nauer, Ballmer (beide gesperrt) und Adigüzel(verletzt). – Verwarnungen: 14. Gautschi, 50.Egidio, 58. Uccella, 80. Maricic, 89. Lichtsteiner(alle wegen Foul). – Corner: 7:5. – Bemerkung:50. Wittmann verschiesst Foulelfmeter.Tabelle 1. Liga, Gruppe 3:1. Chiasso 21/45 (30:15), 2. Muttenz 21/39(44:20), 3. Buochs 20/35 (31:19), 4. Biasca 21/35(34:23), 5. Schötz 20/33 (37:33), 6. Ascona 21/32(29:26), 7. Sursee 21/29 (35:36), 8. ConcordiaBasel 21/28 (31:37), 9. Riehen 21/27 (32:32), 10.Bellinzona 21/24 (31:29), 11. Muri 21/23 (20:26),12. Dornach 21/20 (29:43), 13. Wohlen 21/15(21:37), 14. Hochdorf 21/14 (18:46).

rz. In einem begeisternden, kampf-betonten und über weite Strecken aus-geglichenen Spiel unterlag der DrittligistFC Amicitia am Dienstagabend beimSpitzenreiter FC Reinach etwas zu hochmit 3:0. Das Spiel war auf den Dienstagverschoben worden, weil die Riehenervom 11. bis 18. April auf Zypern imTrainingslager weilten.

«Es war ein ganz tolles Spiel inReinach, ein Abnützungskampf, bei demwir unsere durchaus vorhandenenChancen nicht nutzten und bei demReinach vor dem Tor abgeklärter war»,meinte Amicitia-Trainer Erwin Simon.Er sei jedenfalls mit der Leistung seinesTeams zufrieden. Das Resultat sei etwaszu hoch ausgefallen, aber der Sieg derReinacher gehe aufgrund der Leistungenin Ordnung.

Alle drei Reinacher Tore entstandenaus Standardsituationen. In der 51. Mi-nute führte ein indirekter Freistoss zum1:0 durch Donatiello, in der 65. Minuteverwandelte Vigoritto eine Freistoss-flanke per Kopf zum 2:0 und in der 81.Minute musste Amicitia einen Foulpe-nalty hinnehmen, den Ahmeti zum 3:0verwandelte.

FUSSBALL FC Reinach – FC Amicitia 3:0 (0:0)

Amicitia unterlag nach tollem SpielBeide Teams konnten das Spiel nicht

komplett beenden. Der Reinacher Dona-tiello erhielt nur zwei Minuten nach sei-nem Führungstreffer die rote Kartenach einer Tätlichkeit an Blaser, als dieRiehener daran waren, einen Freistossauszuführen. Die gelb-rote Karte sahder Riehener Thomas Plattner nachwiederholtem Foulspiel. Er wird demTeam somit morgen Samstag im Heim-spiel gegen Türkgücü fehlen (Spielbe-ginn 18 Uhr, Grendelmatte).

FC Reinach – FC Amicitia I 3:0 (0:0)Einschlag. – Tore: 51. Donatiello 1:0, 65. Vigo-ritto 2:0, 81. Ahmeti 3:0 (Foulpenalty). – FCAmicitia: Baumgartner; Ernst, Vanne, Waltz,Reinau (82. Widmer), Martin Blaser (80. Tho-ma), Plattner, Yerguz, Remo Gugger (60. Gisler),Fleury, Schwörer. – Bemerkungen: Platzverwei-se gegen Donatiello (53.; rote Karte wegen Tät-lichkeit) und Plattner (75.; gelb-rote Karte nachFoulspiel).Tabelle 3. Liga, Gruppe 2:1. Reinach 16/41 (55:10), 2. Timau 16/36(39:13), 3. Amicitia 16/26 (20:25), 4. Napoli16/25 (40:16), 5. Binningen B 16/23 (33:32),6. Türkgücü 15/21 (23:28), 7. Sloboda 16/21(30:23), 8. Old Boys 16/19 (21:30), 9. Steinen/Regio 16/16 (27:39), 10. Möhlin/Riburg B 16/16(29:43), 11. Jugos 16/13 (20:44), 12. Breite/St. Clara 15/10 (18:55).

rs. Tische und Bänke, ein Grill mitKlöpfer und Bratwurst, verschiedene Ge-tränke – am Mittwoch über Mittag botsich auf dem kleinen Feld hinter denHartplätzen auf dem Sportplatz Grendel-matte ein seltsames Bild. Die Jugendli-chen trudelten – direkt von der Schuleher kommend – ein, erwartet von Ge-meinderätin Maria Iselin-Löffler, Abtei-lungsleiterin Vera Stauber, Helferinnenund Helfern der Gemeinde, Anwohnern,Eltern und Vertretern des benachbartenTennisclubs Riehen. Was war da los?

Vera Stauber erzählte der buntenSchar der Anwesenden bei warmem,sonnigem Wetter die Vorgeschichte.1984 sei der Skate-Club Riehen gegrün-det worden und von dort sei die Initiativegekommen, man solle in Riehen eineSkateboard-Rampe bauen. Vor zehn Jah-ren errichtete die Gemeinde eine solche,und zwar auf dem Sportplatz Grendel-matte. Es sei die erste grosse Halfpipeder Region gewesen, so Vera Stauberweiter, und deshalb sei die Materialwahldamals wohl noch nicht optimal möglichgewesen. Die Anlage sei älter geworden,das Holz morsch, die Stahlplatten hättensich langsam gelöst und nachdem auchdie immer wieder nötig gewordenen Re-

paraturarbeiten der Gemeindearbeiternichts mehr gefruchtet hätten, habe dieAnlage im Laufe des vergangenen Jahresaus Sicherheitsgründen gesperrt werdenmüssen.

Das Bedürfnis nach einer Skate-boardrampe in Riehen sei aber ungebro-chen, bestätigte auch Maria Iselin, seidoch Mitte 1996 eine entsprechene Peti-tion von zahlreichen Jugendlichen einge-gangen. Nachdem man geprüft habe, obman die Anlage an einen anderen Ort inRiehen verlegen solle, sei man zumSchluss gekommen, dass der StandortGrendelmatte nach wie vor der richtigesei und habe nun die Anlage renoviert.

Geblieben ist das Gerüst, das neu ge-strichen wurde. Die eigentliche Bahnwurde mit Holz und Chromstahlober-fläche neu aufgebaut. «Chromstahl istzwar gegenüber den Alternativen Holz,Beton oder Stahl teurer, ist aber von derLärmdämpfung und der Abnutzung hersehr viel besser und rostet auch nicht»,erläuterte Vera Stauber die Materialwahl.Die Oberfläche sei leicht aufgerauht, wasvon den Fahreigenschaften her günstigersei als eine glattpolierte Oberfläche.

Ab sofort ist nun die Halfpipe wiederöffentlich zugänglich, und zwar im Prin-

zip während den Öffnungszeiten desSportplatzes – also auch an den Wochen-enden. Neu soll die Anlage auch vomTennisplatz her zugänglich sein. DerTennisclub Riehen habe sich zu diesemEntgegenkommen bereiterklärt.

SKATEBOARD Wiedereröffnung der frisch sanierten Halfpipe auf der Grendelmatte

Bahn frei zum Boarden und Skaten

Im Beisein von Gemeinderätin Maria Iselin-Löffler und Abteilungsleiterin Vera Stauber durften Jugendliche die frischrenovierte Halfpipe auf der Grendelmatte offiziell einweihen… Fotos: Rolf Spriessler

bz. Am Abend des 3. April führtenjunge Turnerinnen und Turner amRheinufer den Basler Teil der Aktion«Lauffeuer 98» durch. Der TurnverbandBasel-Stadt organisierte die Gross-veranstaltung als Teil der Werbekampa-gne «Firejogger» des SchweizerischenTurnverbandes (STV). Dieser möchtedamit junge Leute vermehrt zum Tur-nen führen.

Die Turnerinnen Riehen waren mitihrer Mädchenriege bei diesem Anlassmit 21 Kindern und ebensovielen «Got-ten» dabei. Die fröhliche Schar traf sichim Pausenhof des Schulhauses Erlen-strässchen, um dann gemeinsam denTreffpunkt der Riehener und Kleinbas-ler Vereine auf dem Kasernenplatz an-zuvisieren. Nach einem kleinen Imbisswurde jedem Kind ein Ballon und eine

VEREINE Turnerinnen Riehen mit Mädchenriege am Lauffeuer

Riehener Mädchen als «Firejogger»

Fackel überreicht. Kurz vor 19 Uhr be-gann der Zug via Erasmusplatz über dieJohanniterbrücke zum GrossbaslerRheinufer, um den Fackelkreis MittlereBrücke – Kleinbasler Ufer – Johanniter-brücke – Grossbasler Ufer zu formieren.Von der Klingentalfähre aus wurde dasStartkommando für den Ballonwettfluggegeben und gleichzeitig jenes für dieWasserfahrer, das Feuer an die Lan-destellen der Klingentalfähre zu brin-gen. Nun wurden die Fackeln der Kin-der angezündet, bis der ganze Fackel-kreis geschlossen war. Ein kleines Feu-erwerk rundete die eindrückliche Vor-stellung ab. Übrigens: die Mädchen derTurnerinnen Riehen turnen am Montagin der Turnhalle des Schulhauses Er-lensträsschen (5–9jährige 17.45–18.45Uhr, 10–16jährige 18.45–19.45 Uhr).

Turnerinnen Riehen mit ihrer Mädchenriege am «Lauffeuer», einem Anlass desTurnverbandes Basel-Stadt im Rahmen der STV-Aktion «Firejogger». Foto: zVg

…und dann gleich in Beschlag neh-men, wie dieser Snakeboarder.

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 16

STANDPUNKT

Submission: Riehen kann vom Riehener Gewerbe nur profitieren

Trotz allgemein grossen Anstren-gungen ist die Wirtschaftslage in derSchweiz nach wie vor schlecht, die Ge-meinde- und Kantonskassen sindmehrheitlich ziemlich leer und die Ar-beitslosigkeit bleibt im ganzen Landbeständig hoch. Nicht nur das Gewerbeund die Wirtschaft haben die Zeichender Zeit erkannt, sondern auch derStaat. Überall sind Sparmassnahmenangesagt. Wurde noch vor wenigenJahren das örtliche Gewerbe bei denAuftragsvergabungen bevorzugt be-handelt, so soll heute der freie Marktspielen. Die öffentliche Hand erhofftsich mit dieser Praxis merkliche Ein-sparungen. Im Zuge von Deregulie-rungs- und Liberalisierungsbestrebun-gen wurde das öffentliche Beschaf-fungswesen einem Wandel unterzogen.Eine neue Submissionsordnung wurdeeingeführt. Diese regelt die Art undWeise, wie eine Gemeinde oder einKanton seine Aufträge und Lieferungenzu vergeben hat. Einheimische Unter-nehmen haben keinen «Standortbo-nus» mehr, sondern der billigste Anbie-ter wird berücksichtigt.

Das Geld bleibt in der GemeindeWissenschaftliche Studien bewei-

sen, dass ein im eigenen Dorf vergebe-ner, öffentlicher Auftrag wieder Geld indie Staatskasse zurückfliessen lasse.Nicht nur die ortsansässigen Arbeiterwerden beschäftigt, sondern es werdenauch vor Ort Vorleistungen bezogen,die ihrerseits wieder zu Lohnzahlun-

gen und Folgeaufträgen führen. Dankdieses Multiplikatoreffektes löse eine In-vestition von 1000 Franken insgesamtAufträge in der Höhe von rund 2700Franken aus, heisst es in einer Untersu-chung. Vor allem in grösseren Gemein-den würde ein beträchtlicher Teil diesesBetrages vor Ort ausgegeben und schaf-fe so zusätzliches Einkommen. Am Bei-spiel einer Investition von 1000 Fran-ken in das lokale Baugewerbe errechneteine Winterthurer Studie direkte Steu-ern durch Löhne und Gehälter der An-gestellten von durchschnittlich gut 150Franken. Die Gemeinden hätten damiteffektiv nur für rund 85 Prozent ihrerInvestitionsausgaben aufzukommen,die restlichen 15 Prozent der Ausgabenfliessen via Steuereinnahmen wieder indie eigene Kasse zurück. Der Preis alseinziges Kriterium der Auftragsvergabewird somit relativiert.

Grosse Vielfalt im Riehener GewerbeKleinere Aufträge vergibt die Ge-

meinde Riehen mit ganz wenigen Aus-nahmen an das örtliche Gewerbe. Aberauch in der Riehener Submissionsord-nung ist festgehalten, dass die Grund-sätze des freien Wettbewerbs bei derVergabe von Aufträgen eingehaltenwerden sollen. Auch Offerten von Fir-men aus benachbarten Gemeinden, diedas Gegenrecht in ihrer Ordnung nie-dergeschrieben haben, werden geprüftund gegebenenfalls berücksichtigt. Ge-genrecht bedeutet, dass sich auch Rie-hener Unternehmen an Wettbewerbenanderer Gemeinden beteiligen dürfen.Der HGR und die VRD wissen, dass mit

wenigen Ausnahmen alle Aufträge derGemeinde auch von Riehener Firmenübernommen werden könnten. DieVielfalt des Riehener Gewerbes istgross genug.

Das Billigste ist nicht immer das BesteWieso also in die Ferne schweifen,

wenn das Gute so nahe ist. In der Sub-missionsordnung der Gemeinde Rie-hen ist «Preisgünstigkeit» als Auswahl-kriterium vorgegeben. In der Praxiswird immer das billigste Angebot ge-nommen. Wie die oben erwähnten Stu-dien jedoch beweisen, ist das Billigstenicht immer das Sinnvollste. Der HGRund die VRD schlagen deshalb vor, dassder Gemeinderat einen in der Submis-sionsordnung festgeschriebenen finan-ziellen Handlungsspielraum von maxi-mal fünf Prozent haben sollte. Den Auf-trag an eine Riehener Firma zu verge-ben, käme dann unter Berücksichti-gung der Rückflüsse immer noch gün-stiger. Arbeitsplätze könnten gesichertund die gute Infrastruktur im 21’000-Seelen-«Dorf» erhalten bleiben. Auchdafür trägt die Gemeinde schliesslicheine grosse Verantwortung. Auch ausökologischer Sicht macht es Sinn, einRiehener Unternehmen zu berücksich-tigen. Lange Anfahrts- und Lieferwegefallen weg.

Unter dem Titel «Standpunkt» veröffent-lichen die «Vereinigung Riehener Dorfge-schäfte» (VRD) und der «Handels- und Ge-werbeverein Riehen» (HGR) eine Kolumne.Die darin vertretenen Meinungen müssennicht mit denjenigen der Redaktion überein-stimmen.

«Tag der offenen Tür»bei Portas

rz. Heute Freitag, 24. April, von 16bis 20 Uhr, sowie am Samstag undSonntag, 25. bzw. 26. April, jeweils von10 bis 17 Uhr lädt die Firma «Portas» zueinem «Tag der offenen Tür» in ihreWerkstätten an der Hauptstrasse 36 inBättwil bei Flüh ein. Besucherinnen undBesucher können dabei in aller Ruhedas umfangreiche «Portas»-Renovie-rungsprogramm der Fachbetriebe «Re-noBa Gmbh» und «Rosenthaler & Co.»für alte oder unansehnliche Türen,Küchen, Treppen, Haustüren, Garagen-tore, Badezimmer usw. kennenlernen.Als Spezialität werden Küchenab-deckungen aus dem unverwüstlichenCorian und Induktionskochfelder ge-zeigt. An den Betriebsführungen wer-den die Besucherinnen und Besucherzudem in die Geheimnisse der «Portas»-Renovierungen eingeweiht.

Abgerundet wird das Programm miteinem Spaghetti-Plausch und Dessertmit Kaffee sowie einer Glücksradverlo-sung mit attraktiven Preisen.

js. Zeitungen und Kartons sammelnist heute eine Selbstverständlichkeit. Indieser Disziplin sind die Schweizerinnenund Schweizer schliesslich auch Welt-meister. So nahm die gesammelte Mengein den letzten zwanzig Jahren auch inRiehen und Bettingen enorm zu: Kamen1982 288 Tonnen zusammen, waren es1988 bereits 1005 Tonnen und 1997 gar1822 Tonnen Altpapier und Karton!

An sich wäre diese Zunahme vorbe-haltlos zu begrüssen, wenn nicht die un-erwünschten und unbrauchbaren Bei-mischungen im Altpapier und Kartonebenso zunehmen würden. Diese Ent-wicklung verursacht der Gemeinde Rie-hen zunehmend Schwierigkeiten, dieeingesammelten Altpapiere und Kartonszu günstigen Bedingungen an den Altpa-pierhandel weitergeben zu können,denn viele Fremdstoffe würden die Wie-derverwertung verunmöglichen, wennman sie im Altpapier liesse. Folien,Kunststoffe, Schaumstoffe, Klebbänder,Metallteile, Textilien sowie alle ver-schmutzten Papiere müssen in mühseli-ger Handarbeit beim Altpapierhändleraus den eingesammelten Altpapierenaussortiert und dem Kehricht zugeführtwerden. Das kostet mittlerweilen zu viel.

Die Mitarbeiter des Abfuhrwesensbemühen sich zwar mit einigem Erfolg,vermischte und ungeeignete Altpapier-posten zu erkennen und mit einem Be-anstandungszettel versehen stehen zulassen. Das gelingt jedoch kaum, wenndie Beimischungen nicht sichtbar sind.Der Schlüssel zum qualitativ guten undauch tatsächlich wiederverwertbarenAltpapier und -karton liegt bei der Be-völkerung und den hier ansässigen Fir-men. Die Devise heisst: Bereitstellungs-regeln beachten und nur geeignete Pa-piere und Kartons bereitstellen. Des-halb sei hier das Wichtigste in Kürzenochmals zusammengefasst.

Zur Bereitstellung und Wiederver-wertung eignen sich prinzipiell alle sau-beren Zeitungen und Heftli, Kataloge,Prospekte, Schreibpapiere und Bücher

UMWELT Hinweise für das Sammeln von Altpapier

«Altpapier garniert»ohne Plastikteile, Leineneinbände, Spi-ralbindung etc. sowie Kartons und zu-sammengelegte Schachteln. Papiereund Kartons werden nur gebündelt oderin den offiziellen Sammelsäcken der Ge-meinde oder offen in Containern abge-führt. Gefüllte und geschlossene, gar zu-geklebte Schachteln und Papiersäckewerden nicht abgeführt.

Dass Windeln, Katzenstreu, Styropor,Sägespäne, Plastiksäcke, Herrenhemdenund Ordnerverschlüsse – nur um einigegängige Beispiele zu nennen – nichts imAltpapier zu suchen haben, muss an die-ser Stelle wohl nicht weiter ausgeführtwerden. Man kann wohl davon ausge-hen, dass die erwähnten Materialien wi-der besseren Wissens in die Altpapieregelangt sind. Schwieriger wird es beiVerpackungen, welche so aussehen, alswenn sie nur aus Papier oder Karton be-stünden, aber einen ganzen Cocktail un-geeigneter Materialien verbergen: Perga-ment- und Blumenpapiere, Milch-, Eis-tee- und Fruchtsaftpackungen, Suppen-beutel, Tiefkühlpackungen, Papierfolien,Etiketten, Kartonteller, Pizzawarmhalte-schachteln etc. Sie alle gehören in denKehricht und können nicht wiederver-wertet werden. Das gleiche gilt aus hy-gienischen Gründen auch für ver-schmutzte Papiere und Kartons, welchein sauberem Zustand willkommen sind.Gebrauchte Papierservietten und Tisch-tücher, Brötlischachteln und Haushaltpa-piere gehören deshalb ebenfalls in denKehrichtsack.

Alles Wesentliche ist im Abfallmerk-blatt der Gemeinden Riehen und Bettin-gen nachzulesen, welches jeden Dezem-ber an alle Adressen in Riehen und Bet-tingen per Post verteilt wird. Bei Unsi-cherheiten und offenen Fragen kann imWerkhof der Gemeinde Riehen zusätz-lich das Merkblatt «praktische Hinweisefür das Sammeln von Altpapier» bezo-gen werden. Für weitergehende Aus-künfte steht selbstverständlich auch dieTelefonnummer 641 19 77 des Werkho-fes zur Verfügung.

pd. Seit dem 21. April können Ju-gendliche, die auf August 1998 nochkeine Anschlusslösung gefunden haben,jeweils am Dienstag morgen zwischen8 und 9 Uhr ohne Voranmeldung in dieBasler Berufsinformation an der Reb-gasse 14 kommen. Dort erhalten sie vonBerufsberaterinnen und BerufsberaternTips und Unterstützung und haben auchvia Internet direkten Zugang zum aktu-ellen Lehrstellenverzeichnis. Durch denErfolg der regierungsrätlichen Lehrstel-lenkampagne werden noch dauernd

BILDUNG Angebote der Basler Berufsinformation

Nach der Schule – wie weiter?neue Lehrstellen geschaffen, die den Ju-gendlichen via Internet dann sofort zurVerfügung stehen. Zudem werden sieauf die vielfältigen, zum Teil neugeschaf-fenen Brückenangebote hingewiesen.Sie erhalten Unterlagen zu den Vorleh-ren an der AGS und BFS, zur VorlehreBerufswahl (Kelmö) an der Real-/Se-kundar- und Berufswahlschule und zuden Vorkursen an der AGS und BFS so-wie Hinweise für das Abfassen von Be-werbungsunterlagen und Informationenzu weiteren Ausbildungsmöglichkeiten.

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Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 17

rd. Unter Anlehnung an den Namender «Grün 80» in Basel wird die kom-mende Landesgartenschau (LSG) inWeil am Rhein nun immer intensivermit dem Titel «Grün 99» beworben. Beieiner Medienorientierung wurde genauein Jahr vor der Eröffnung am 16. Aprilnächsten Jahres die Möglichkeit gebo-ten, sich bei einem Rundgang über dasGelände von LGS-Geschäftsführer undBürgermeister Klaus Eberhardt überden Stand der Dinge informieren zu las-sen.

Reichliche FördermittelEingangs wurde dabei noch einmal

ein- und ausdrücklich darauf hingewie-sen, welche umfassenden, flankieren-den Massnahmen durch die Landesgar-tenschau der Stadt Weil am Rhein zu-gute kommen. Dazu gab Oberbürger-meister Peter Willmann, ganz offen-sichtlich selbst sehr beeindruckt undbegeistert, Zeugnis, indem er stichwort-artig das bisher Erreichte auflistete. Sosieht er denn auch die Landesgarten-schau nicht nur als eine passende Gele-genheit, Blumen und Pflanzen zu zei-gen, sondern er gebrauchte den Begriff«Stadtreparatur» und interpretiertediesen als Möglichkeit, für die verschie-densten Bereiche Fördermittel des Lan-des, des Bundes und des «Interreg»-Programmes, einem speziellen Förder-topf der EU, gebündelt und auf das ZielLandesgartenschau hin auch beinahezeitgleich zu erhalten und umzusetzen.In keinem anderen Zusammenhang undin keiner anderen Form wäre es mög-lich gewesen, all die anstehenden Arbei-ten mit soviel Fördermitteln zu realisie-ren, betonte Willmann. So konnten beieinem Volumen von insgesamt 49 Mil-lionen Mark, alle flankierenden Mass-nahmen eingeschlossen, 44 Prozentdurch Fördermittel abgedeckt werden.Ein ungemein hoher Wert, vor allem,wenn dies vor dem Hintergrund spar-und kürzungswütiger Behörden und Mi-nisterien betrachtet wird. Selbst wennfür Massnahmen wie die Ortsumfah-rung Gelder in Aussicht gestellt würden,stehen diese in der Regel erst am SanktNimmerleinstag zur Verfügung.

Nach Willmanns Einschätzung kannnun die komplette Finanzplanung alsabgeschlossen betrachtet werden, und«es sollte nichts mehr dazwischenkom-men», was den Machern und Veranstal-tern der LSG auch zu wünschen wäre.Denn bei dem Medienrundgang vonrund 3,5 Kilometern Länge wurde deut-lich, dass bereits eine Menge interes-

santer Ideen und Konzepte umgesetztworden sind.

Ein Riehener GeschenkDas Gelände mitten im Herzen des

Dreiländerecks umfasst gut 30 Hekta-ren und gliedert sich in zwei unter-schiedliche Parklandschaften. Im We-sten, vom Haupteingang aus, befindetsich der eher traditionelle Parkbereich,im Osten dagegen eine zweite Natur-landschaft, die vor der Kulisse einerehemaligen Kiesgrube entsteht. Der Be-sucher wird von einer langezogenenTeichanlage empfangen. In dem Teichschwimmen halbinselförmige Wasser-gärten, deren Geheimnisse der Besu-cher aktiv bei einem Gang über die ver-schiedenen Inseln entdecken kann. EinNebelgarten, ein Schilflabyrinth oderein Moorgarten sind Beispiele dazu. Ei-ne der Inseln, der «Regengarten», istein Geschenk der Gemeinde Riehen andie Stadt Weil am Rhein.

Verschiedene Wege führen den Be-sucher nun über das Gelände. Entwederentlang der «Kunstachse», vorbei anPflanzenbildern durch den Stadtgarten,vorbei an der Aktionswiese und demFestplatz mit Rundfunkbühne, zurKunstlandschaft Kies. Oder mit dem«Bogenweg» über den «Platz der dreiLänder» und den landwirtschaftlichenBereich der Ausstellung zum zentralenArchitektur-Highlight der «Grün 99».

Mit diesem Weg tritt der Besucherzugleich eine Zeitreise durch die Gar-tenkunst an. Zuerst die Gärten der Ver-gangenheit als Spiegelbild der regiona-len Kulturgeschichte, dann die Gärten

PROJEKT Vorbereitungsarbeiten für Landesgartenschau «Grün 99» laufen auf vollen Touren

Der Countdown läuft

Für das Maskottchen der Landesgar-tenschau «Grün 99» wird noch einpassender Name gesucht. Foto: zVg

der Gegenwart und am Schluss, bereitsinmitten der Kunstlandschaft Kiesgru-be, die Gärten der Zukunft als Szenari-en einer möglichen Entwicklung derGartenbaukunst.

Ein 60 Meter langer TatzelwurmDazwischen gibt es eine ganze An-

zahl weiterer Themen, wie zum Beispielder für Kinder sicher hochinteressanteTatzelwurm. Die 60 Meter lange Schlan-ge, die sich über Berg und Tal windetund aus deren Kopf Wasser spritzt,dürfte zu einer idealen Spiellandschaftfür kleine und grosse Kinder werden.

Unweit davon wird die Basler Uni-versität ein Zelt aufstellen. Darin soll ei-ne Multimediapräsentation die Verän-derung der Landschaften am Rheinknievirtuell auf anschauliche Weise nach-vollziehbar machen. Ein 300 Jahre altesFachwerkhaus aus dem Sundgau, eineLeihgabe des Ecomusées d’Alsace ausUngersheim, wird inmitten des Land-wirtschaftsparks «Mattfeld» für einenbesonderen Reiz sorgen.

Ganz in der Nähe präsentiert sich alsTreffpunkt der Region auf dem «Platzder drei Länder» ein Pavillon. Von hieraus soll bis nächstes Jahr denn auch diedirekte Wegverbindung zum TierparkLange Erlen geführt werden. Ein Stückweiter des Weges taucht dann das Ar-chitekturkunstwerk von Zaha M. Hadidauf, die seinerzeit schon für die Firma«Vitra» das Feuerwehrhaus entwarf.Eine ganze Reihe weiterer Attraktio-nen, Kunstwerke und klassischer Blu-men- und Pflanzenpräsentationen sol-len der Bezeichnung «Gartenschau» al-le Ehre machen.

Eine Million Besucher erwartetFür die sechs Monate dauernde

Schau wünschen sich die Veranstaltereine Million Besucher. Mithelfen sollendabei verschiedene Werbemassnah-men. Eine davon ist der Einsatz einesMaskottchens, für das per Wettbewerbnoch ein passender Name gesucht wird.Der bunte «Gärtnervogel» erwartet biszum 31. Mai unter der Adresse der Lan-desgartenschau GmbH, Mattrain 10, D-79576 Weil am Rhein, von der ge-samten Bevölkerung des DreilandesNamensvorschläge. Unter den Einsen-dern werden 100 Eintrittskarten verlostund der Gewinner erhält eine Dauer-karte.

Ein Jahr ist es noch bis zur Eröff-nung. Gründe zum Optimismus sindgegeben, Gründe sich mit Fleiss an dieArbeit zu machen ebenfalls.

zgb. Am 4. April hat die Okapistute«Henny» im Antilopenhaus des BaslerZolli ein gesundes Hengstfohlen gebo-ren. «Vitu» hat inzwischen seine langenBeine unter sichere Kontrolle gebrachtund er kommt jetzt regelmässig aus derAbgeschiedenheit seiner Wurfbox inden Besucherbereich, um bei seinerMutter zu trinken. Mit etwas Geduldkann man den Kleinen mit dem wun-derschönen Strahlenmuster rund umdie Augen beim Säugen beobachten.Diese Jugendzeichnung wird mit zuneh-mendem Alter verschwinden. Der dunk-

TIERWELT Seltener Nachwuchs bei den Okapis

Dschungelaugen im Zolli

le Strahlenkranz löst die verräterischenKonturen der Augen optisch auf. In frei-er Wildbahn liegen die Jungen stunden-lang völlig unbeweglich allein auf demWaldboden, und die Mutter kommt nurzum Säugen. Gute Tarnung ist überle-benswichtig, denn an Flucht ist beimHauptfeind Leopard kaum zu denken.

Weltweit leben nur knapp hundertOkapis in Zoos. Die Haltung der selte-nen Tiere unterliegt einem internationa-len Erhaltungszuchtprogramm. JedesJahr kommt in ganz Europa nur eineHandvoll dieser Waldgiraffen zur Welt.

Zoogeburten sind bei den Okapis eine Rarität. In Europa kommt jedes Jahr nureine Handvoll dieser Waldgiraffen zur Welt. Foto: Jörg Hess

Ende April, Anfang Mai beginnen dieTurmfalken zu brüten. Sie suchen sichhierzu eine Nistmulde an einem Gebäu-de oder ein altes Krähennest, da sie sel-ber keine Nester bauen. Gebäudebrüterlegen die vier bis fünf Eier auf den nack-ten Stein. Doch wo finden sich heutenoch Mulden in Gebäuden, wo noch einFeldgehölz im Kulturland mit altenKrähennestern? Der Mangel an Nistge-legenheit ist eine Ursache für den Rück-gang des Turmfalken.

Ist es dem Falkenpärchen gelungen,eine Nistmöglichkeit zu erobern, stelltsich ihm bereits das nächste Problem.Um genügend Nahrung, sprich zurHauptsache Feldmäuse aber auch Klein-vögel oder Amphibien, für die hungrigeBrut zusammenzutragen, braucht esheute grosse Reviere in der ausgeräum-ten Kulturlandschaft. Dabei könnte demzähen, kleinen Falken mit grauem Kopf

TIERWELT «Erlebter Frühling 1998» des Schweiz. Vogelschutzes

Hilfe für Turmfalkenund rostbraunem Rücken leicht geholfenwerden. Brachen und extensive Wiesenund Weiden sind Lebensraum für Klein-tiere, welche wiederum dem Turmfalkenals Nahrung dienen. Und Nistkästen anhohen Gebäuden wie Scheunen,Kirchtürmen usw. werden gerne ange-nommen. Dadurch kann verhindertwerden, dass der Turmfalke, ähnlich wiedas Braunkehlchen oder der Baumpie-per, im Mittelland ausstirbt und nurnoch in den Alpen zu finden ist. Dortbrütet er bis auf 3000 Meter Höhe. Cha-rakteristisch für den Turmfalken sindsein Jagdflug und das Rütteln in der Luftan derselben Stelle mit sehr schnellenFlügelschlägen

Die Beobachtungen von Turmfalkenkönnen mit Ort und Datum der Beobach-tung dem Schweizer Vogelschutz SVS,Postfach, 8036 Zürich, Tel. 01/463 72 71,Fax 01/461 47 78, gemeldet werden.

pd. Unter dem Motto «welcome» öff-nete vorgestern die «BASEL 98», dieWeltmesse für Uhren und Schmuck, mitüber 2400 Ausstellern aus 39 Ländernauf rund 70’000 m2 Ausstellungsflächein der Messe Basel, ihre Tore. Es wer-den über 70’000 Besucherinnen undBesucher erwartet. Die Messe dauert biszum kommenden Mittwoch, 29. April.

Die Eröffnung dieser Ausgabe der«BASEL 98» stand im Zeichen der Ak-tion «welcome», eines Stadtmarketing-programms, das von der Messe Basel inZusammenarbeit mit der Regierung desKantons Basel-Stadt und verschiedenenPartnern aus dem lokalen Gewerbe vorknapp einem Monat lanciert worden ist.In dieser Aktion vereinen sich alle wich-tigen Dienstleister der Stadt unter demSignet «welcome». Basel will mit dieserInitiative während der Messe ein Zei-chen der Gastfreundschaft setzen undsomit auf die Erwartungen eines an-spruchsvollen internationalen Fachpu-blikums eingehen.

Die Messe ist in drei Bereiche geglie-dert: Uhren, Schmuck und verwandteBranchen. Mit 477 ausstellenden Fir-men belegt die Schweiz insgesamt dendritten Rang nach Deutschland (492)und Italien (467). Im Uhrensektor stehtdie Schweiz an der Spitze mit 251 Aus-stellern, gefolgt von Hongkong (132),Deutschland (71) und Frankreich (51).Im Schmuckbereich steht Italien zu-oberst mit 352 ausstellenden Firmen,gefolgt von Deutschland (330), Hong-kong (100), Frankreich (83) und derSchweiz (73). Im Bereich der verwand-ten Branchen wartet die Schweiz mit153 ausstellenden Firmen auf, gefolgtvon Deutschland (91) und Italien (90).Erstmals vertreten sind Kolumbien undZypern.

MESSE Uhren- und Schmuckmesse mit zahlreichen Attraktionen

«Welcome» an der «BASEL 98»Eröffnet wurde vorgestern auch eine

Prestigehalle im Gebäude 3, wo 16 derrenommiertesten Schmuckfirmen derWelt ihre Kreationen vorstellen. Eben-falls im Gebäude 3 sind die schönstenSmaragde Kolumbiens zu sehen.

Schliesslich hat das Publikum dieMöglichkeit, eine Steinschleiferei zubesichtigen und unter Anleitung einesSchleifers selber Steine zu bearbeiten.Im Gebäude 2 sind die preisgekröntenSchmuckstücke des «1998 De BeersDiamonds International Awards» zusehen.

IMPRESSUMVerlag:A. Schudel & Co. AG4125 Riehen, Schopfgässchen 8Telefon 645 10 00 und 645 10 11Telefax 645 10 45Leitung: Christoph SchudelRedaktion:Redaktionsleitung: Dieter Wüthrich (wü)

Judith Fischer (fi), Rolf Spriessler (rs)Freie Mitarbeiter:Rainer Dobrunz, Philippe Jaquet (Fotos), Nicolas Jaquet (nj), Marlene Minikus (mm),Christian Schmid, Amos Winteler (aw) Inserate: Sabine Fehn, Verena StollTelefon 645 10 00, Telefax 645 10 45Verkauf ausserhalb Verbreitungsgebiet:Publicitas, 4010 BaselTelefon 275 41 41, Fax 275 42 42ofa Orell Füssli Werbe AG, BaselTelefon 272 09 11, Fax 271 67 58Erscheint wöchentlich im AbonnementRedaktions- und Anzeigenschluss:Dienstag, 18 Uhr

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auchauszugsweise oder in Ausschnitten, nur mitausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.

Für unverlangte Zusendungen wird jede Haf-tung abgelehnt.

Zentrale Museums-dienste vereinigt

rz. In Zukunft werden die zentralenDienstleistungen für die Museen undihre Besucherinnen und Besucher vonder neuen Stelle «Museumsdienste Ba-sel» erbracht. Die neue Stelle vereinigtdie bisherigen drei Stellen «Koordina-tionsstelle Museen Basel», «Museums-pädagogik Basel» und «Personal». Diesteilt die Abteilung «Kultur» des Erzie-hungsdepartementes in einer Medien-mitteilung mit. Die Funktionen der«Museumsdienste Basel» sind: Marke-ting und Öffentlichkeitsarbeit, Bildungund Vermittlung sowie Personalauf-gaben.

Die Einrichtung der «Museumsdien-ste Basel sei der erste verwirklichteSchritt auf dem Weg zu zeitgemässenFührungs- und Organisationsstrukturenfür die staatlichen Museen, heisst es inder Medienmitteilung. Damit sie ihreAufgaben gegenüber heute besserwahrnehmen könnten, sollten sie ge-genüber dem Kanton soviel Autonomiewie möglich erhalten.

Graue Panther: Podium zu AHV/IV

rz. Die Monatsversammlung derGrauen Panther Basel vom Mai befasstsich mit dem Problemkreis AHV/IV undKrankenversicherung. Am Montag, den4. Mai (14.30 Uhr, Safran Zunft, Gerber-gasse 11, Basel), gibt Otto Piller, Direk-tor des Bundesamtes für Sozialversiche-rungen, in einer öffentlichen Veranstal-tung Auskunft.

Die Diskussionsleitung liegt bei PaulSchöni, Präsident der Arbeitsgemein-schaft der Kranken- und Invaliden-selbsthilfe (AKI) Region Basel.

Page 14: RICHTPLAN Ein wichtiger Grundsatzentscheid ist gefallen€¦ · Die RZ am 1. Mai Weil der 1. Mai (Tag der Arbeit) als Feiertag auf den kommenden Freitag fällt, muss der Redaktions-

Freitag, 24. April 1998 Nr. 17 19

Kundenbefragung in Lörrach

Die besondere Lage Lörrachs liessin einer Umfrage auch besondere Er-gebnisse erwarten. Einerseits profitiertder Lörracher Einzelhandel von derGrenzlage, andererseits ist das Ein-zugsgebiet der Stadt mit rund 15 Kilo-metern doch recht klein. Der Innen-stadt von Lörrach wurde eine hoheAufenthaltsqualität zugesprochen, unddie Stadtteile sind problemlos in derLage, kurzfristigen Bedarf zu decken.So präsentierten sich zusammenfas-send die Ergebnisse dieser grossange-legten Umfrage. Zum ersten Mal wur-den auch die ausländischen Kundenan-teile erfasst. Lediglich ein Prozentmachten Besucher aus Frankreich aus,Schweizer Kundschaft waren es im-merhin fünf Prozent. Allerdings brin-gen die eidgenössischen Besucher be-achtliche zehn Prozent des Umsatzes.Für Branchen wie Schmuck oder Le-bensmittel ein nicht zu unterschätzen-der Anteil. Pro Besuch geben sie rund190 Mark aus, der rechnerische Durch-schnittt beträgt 112 Mark. Weitere in-teressante Ergebnisse waren die Besu-cherströme in bezug auf das Einzugs-

gebiet aus dem Landkreis und die Ein-kaufszeiten. So kommen nur 20 Pro-zent der Kunden morgens zum Einkau-fen, immerhin noch 15 Prozent gehenerst nach 18 Uhr ihren Einkauf erledi-gen. Dass mehr als zwei Drittel der In-nenstadtbesucher am Samstag morgenauch auf dem Markt einkaufen, be-stätigt dessen Bedeutung.

Lörrach verfügt über rund 100’000Quadratmeter Einkaufsfläche, auf de-nen 661 Millionen Mark Umsatz erzieltwerden. 46’000 Innenstadtquadratme-ter mit 367 Millionen Mark Umsatz ste-hen 48’000 auf der «grünen Wiese» mitfast 193 Mio. Mark gegenüber.

Regio-Schaufenster

Als Regio-Schaufenster sieht sich dieMesse in Lörrach, die «Regio ’98». Zuden bewährten Sparten der Verbrau-cher- und Aktionsmesse wie Bauen, Re-novieren und Freizeit treten zum Teilvöllig neue Präsentationen hinzu. Etwa360 Aussteller sind es, die in diesemJahr die 23’000 Quadratmeter in Hallenund Freigelände belegen. Dabei sindfünf neue Hallen hinzugekommen. Auchein neuer Parkplatz dürfte bis zur Eröff-

nung, morgen, Samstag um 10 Uhr, denBesuchern zur Verfügung stehen. Spe-zielle Messethemen in diesem Jahr sindunter anderem der Bauernmarkt, dasSchaufenster der Unternehmerinnenund Existenzgründerinnen, fleischfres-sende Pflanzen, Haustiere, ein Aktions-programm mit Pferden, Ökohaus undSolartechnik sowie die Wirtschaftsre-gion Dreiländereck. Dem Thema«Erlebnisland Regio» widmen sich diedrei Wanderorganisationen, Schwarz-waldverein, Clubs Vosgien und «Wan-derwege beider Basel». In einer weite-ren Halle ist die «Minibit» zu Hause, dieüber Neuheiten auf dem Computer-markt informiert. In Halle 12 wird täg-lich von 10 bis 18 Uhr ein abwechs-lungsreiches Aktionsprogramm gebo-ten. Natürlich präsentiert sich auch dieStadt Lörrach und will mit einem Wett-bewerb Besucher anlocken.

Fusion

Was die Grossen können, ist auchfür die Kleinen mittlerweile kein Pro-blem mehr, vielmehr sogar eine Pflicht.So zumindest sehen dies die Vorständeder Volksbank Lörrach und der Raiffei-

ÜBER DIE GRENZE GESCHAUT

senbank Markgräflerland. Unter demneuen Namen Volksbank Dreiländer-eck e.G. mit Sitz in Lörrach möchtendie beiden Banken nach dem Willen ih-rer Aufsichtsräte und Vorstände zu-sammengehen und damit die zehnt-grösste unter den badischen Kreditge-nossenschaften werden. Als Vernunfts-ehe bezeichnen sie das Unterfangen,um die Sicherheit für Kunden und Mit-arbeiter sowie die Leistungsfähigkeitim Europa des gemeinsamen Marktesund des Euro zu erhalten. Die Verant-wortlichen beider Banken sind sicheinig, dass Wettbewerbsstärke in Zu-kunft sehr mit der Institutsgrösse zu-sammenhängt.

Streitfall «Willma»

Die Stadt Weil am Rhein schreibtGeschichte. Geschichte mit einer Kuh,die sich rühmen darf, mehrere Euterihr eigen zu nennen und die sich «Will-ma» nennt. Eigentlich hat sie direktnicht mit der Stadt, sondern mit derWerbegemeinschaft von Weil am Rheinzu tun und ist je länger desto mehr einbeinahe genialer Einfall des Künstlersund Grafikers Hans-Peter Beck, der

dieses ungewöhnliche Tier im Auftragfür die Werbegemeinschaft schuf. Al-lerdings sieht sich die Stadt Weil, zu-mindest die Vertreter der SPD unter Fe-derführung ihres Fraktionsvorsitzen-den Valley, genötigt, nun endlich etwasgegen dieses Tier zu tun. Mit einem An-trag will die SPD nun festgestellt sehen,dass «die Werbekuh nicht das offizielleSignet der Stadt ist und auf Publikatio-nen der Stadt und der Stadtwerke kei-ne Verwendung mehr findet». Offen-sichtlich besteht die «Gefahr», dass dieStadt Weil mit dem Logo der Werbege-meinschaft in der Öffentlichkeit identi-fiziert wird. Die Werbegemeinschafthat sicher schon manche Diskussionauch intern ausgefochten, in der dieKuh im Mittelpunkt stand. Doch ohneeinen Pfennig Geld auszugeben beka-men sie zum wiederholten Male jedeMenge Publicity und sind im Gespräch,ohne auch nur eine einzige Anzeige ge-schaltet zu haben. Die Werbegemein-schaft wird dies zu schätzen wissenund sicher gerne mithelfen, das Thema«die Kuh muss weg» so lange wie mög-lich am Leben zu erhalten.

Rainer Dobrunz