22
Kimmerier und Skythen: Zu den ältesten Spuren eur asiatischer Steppenreiter in Kärnten PAUL GLEIRSCHER „Feindbild" Asien Immer wieder sah sich Mitteleuropa mit dem Auftauchen von Reiterkriegern aus den eurasischen Steppen konfrontiert. 1 Ihre fremdartige Lebensweise und ihr entschlossenes, grausa- mes Vorgehen hinterließen einen nachhaltigen, mitunter bis heute tief im kollektiven Denken vieler Europäer verankerten negativen Eindruck. Türken, Mongolen, Magyaren, Awaren, Hunnen, Skythen und Kimmerier stehen geradezu für das Feindbild „Asien" 2 . Dabei wird nicht zuletzt auch auf jenes mythisch-philosophisch begründete Weltbild der Griechen zurückgegriffen, bei dem die „Skythen" den Nordosten des Erdkreises bewohnten. Skythien galt auch mit Blick auf die Widrigkeiten der Natur als Heimat der wildesten aller Barbaren, als Heimat des Hässlichen und Grausamen schlechthin. Entsprechend gering schätzte man deren hirten- nomadische Kultur ein. Die Krieger, die wiederholt so „erfolgreich" gegen die ostasiatischen, vorderorientalischen und europäischen Völker bzw. Staaten vordrangen, wurden als listenreich und hinterhältig beschrieben. Die Reiternomaden und namentlich die „Hunnen" wurden in spätrömischer Zeit zur Antithese der Zivilisation. Das von der Forschung lange vermutete und neuerdings in der Regel negierte Vordringen der Kimmerier und Skythen bis in den mittleren Donauraum und fallweise auch darüber hinaus datiert ins 9. und 8. bzw. vom 7. bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. und steht - wenn zutreffend - am Beginn der kriegerisehen Einfälle von eurasischen Reiterkriegern nach Mitteleuropa 3 . Reiternomaden in Mitteleuropa und im Vorderen Orient Hält man sich zunächst die geographischen Gegebenheiten in Osteuropa vor Augen (Abb. 1), so wird die Grassteppe zwi- schen den Karpaten und dem Uralgebirge nach Süden zu vom Schwarzen Meer und vom Kaukasusgebirge abgeriegelt. p KASPISCHES 'KAU KA !S US M ITTELMEER 1000 1500 2000 2500 KM Euphr; PHÖNIZIER Tigri Abb. 1: „Kimmerier" im nördlichen Schwarzmeerraum und ihre Vorstöße bzw. die Ausbreitung reiternomadischer Sachkultur nach Mitteleuropa und in den Vorderen Orient zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr. EntwurfP. Gleirscher, Grafik H. Mühlbacher ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE I 15 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Rudolfinum_2007_0015-0036

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Rudolfinum_2007_0015-0036

Kimmerier und Skythen: Zu den ältesten Spuren eur asiatischerSteppenreiter in KärntenPAUL GLEIRSCHER

„Feindbild" Asien

Immer wieder sah sich Mitteleuropa mit dem Auftauchen vonReiterkriegern aus den eurasischen Steppen konfrontiert.1

Ihre fremdartige Lebensweise und ihr entschlossenes, grausa-mes Vorgehen hinterließen einen nachhaltigen, mitunter bisheute tief im kollektiven Denken vieler Europäer verankertennegativen Eindruck. Türken, Mongolen, Magyaren, Awaren,Hunnen, Skythen und Kimmerier stehen geradezu für dasFeindbild „Asien"2. Dabei wird nicht zuletzt auch auf jenesmythisch-philosophisch begründete Weltbild der Griechenzurückgegriffen, bei dem die „Skythen" den Nordosten desErdkreises bewohnten. Skythien galt auch mit Blick auf dieWidrigkeiten der Natur als Heimat der wildesten allerBarbaren, als Heimat des Hässlichen und Grausamenschlechthin. Entsprechend gering schätzte man deren hirten-nomadische Kultur ein. Die Krieger, die wiederholt so„erfolgreich" gegen die ostasiatischen, vorderorientalischen

und europäischen Völker bzw. Staaten vordrangen, wurdenals listenreich und hinterhältig beschrieben. DieReiternomaden und namentlich die „Hunnen" wurden inspätrömischer Zeit zur Antithese der Zivilisation. Das von derForschung lange vermutete und neuerdings in der Regelnegierte Vordringen der Kimmerier und Skythen bis in denmittleren Donauraum und fallweise auch darüber hinausdatiert ins 9. und 8. bzw. vom 7. bis ins 5. Jahrhundert v. Chr.und steht - wenn zutreffend - am Beginn der kriegerisehenEinfälle von eurasischen Reiterkriegern nach Mitteleuropa3.

Reiternomaden in Mitteleuropa und imVorderen Orient

Hält man sich zunächst die geographischen Gegebenheiten inOsteuropa vor Augen (Abb. 1), so wird die Grassteppe zwi-schen den Karpaten und dem Uralgebirge nach Süden zu vomSchwarzen Meer und vom Kaukasusgebirge abgeriegelt.

p

KASPISCHES

'KAU KA !S US

M I T T E L M E E R

1000 1500 2000 2500 KM

Euphr;

PHÖNIZIER

Tigri

Abb. 1: „Kimmerier" im nördlichen Schwarzmeerraum und ihre Vorstöße bzw. die Ausbreitung reiternomadischer Sachkultur nach Mitteleuropa und in den Vorderen

Orient zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr. EntwurfP. Gleirscher, Grafik H. Mühlbacher

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 15

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 2: Rudolfinum_2007_0015-0036

Jenseits der Kaipaten findet sie in der Großen UngarischenTiefebene (Alföld) eine Fortsetzung. Nordwärts schließt andie Grassteppe in einem breiten Streifen die Waldsteppe an.Die nordpontische Grassteppe erstreckt sich auf eine Längevon rund 1500 Kilometern und ist rund 500 Kilometer breit.Vom Kaukasusvorland bis in die Donauebene hat man in eineRichtung rund 1500 bis 2000 km zurückzulegen, eineWegstrecke ähnlicher Länge wie zur Westküste Kleinasiens.Demgegenüber beträgt der Weg von der Großen UngarischenTiefebene nach Oberitalien „nur" rund 700 km, an denBodenseeraum rund 1000 km. Die große Mobilität derReiternomaden machte eine ständige Aufnahme vonMenschen notwendig. Dadurch blieben die Verbände eth-nisch und sozial offen. Der Gefangene hatte, wie man vonden Hunnen weiß, ebenso wie der Sklave die Chance, Kriegerzu werden und zum Herrn aufzusteigen.

Im ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. (Spätbronzezeit bzw.Urnenfelderkultur) hatte sich in Mitteleuropa ein System vonKulturgruppen gefestigt, deren gegenseitiger Kontakt undWohlstand zu einem guten Teil auf dem blühenden Abbau,der Verarbeitung und dem Handel mit Bronze bzw. Kupferund Zinn beruhte. Technische Fähigkeiten wurden auch imKontakt mit der mediterranen Welt weiterentwickelt, undauch die Lebenshaltung - vom Schmuck über die Rüstungder Krieger bis hin zum Wagenfahren, zum Burgenbau oderzu neuen Religionsvorstellungen - war maßgeblich von ägä-isch-vorderorientalischen Einflüssen geprägt. Der Nieder-gang des Kupferbergbaues, ausgelöst durch eine Ver-knappung des Kupferkieses in den Alpen, verhalf der Eisen-technologie um die letzte vorchristliche Jahrtausendwendenachhaltig zum Durchbruch. Dieser wirtschaftliche Ein- bzw.Umbruch war es wohl - zum einen -, der zu jenen politischenVeränderungen führte, als deren Ergebnis sich die Kulturenbzw. Völker der Eisenzeit formierten4. Dass im Donauraumjust in dieser Zeit reiternomadische Elemente aufkamen,führte - zum anderen - zur plakativen Annahme, dass der mitdem Beginn der Hallstattkultur verbundene Wandel auch mitdem Vorstoß von Reiterkriegern aus den nordpontischenSteppen verknüpft war und gewissermaßen parallel und -heute als überholt einzuschätzenden Datierungsansätzen fol-gend - analog zu deren in schriftlichen Quellen um 700 v.Chr. belegtem Vordringen nach Kleinasien erfolgte. So plau-sibel diese These auch bei dem zwischenzeitlich nach hintengeänderten Datierungsansatz erscheint, so wird sie dennochwegen der Spärlichkeit der Quellen seit geraumer Zeit nurmehr als „spekulative Denkhilfe" eingeschätzt5. DieAnsprache vorskythischer, östlicher Elemente als „kimme-risch" gilt als „pseudohistorisches Hilfskonstrukt", und dassowohl im Kaipatenbecken als auch im Schwarzmeerraum.6

Gleichermaßen wurde die Präsenz von Skythen in Mittel-europa zuletzt mitunter entschieden in Frage gestellt.7 Demsoll im Folgenden unter Beibehaltung der Etikettierung „kim-merisch" bzw. skythisch und mit Blick auf die KärntnerFunde nicht nachgegangen werden, ohne zuvor kurz denBlick auf die vergleichbaren Ereignisse im Vorderen Orient

bzw. im frühmittelalterlichen Mitteleuropa zu werfen undderen spärlichen archäologischen Niederschlag zu betrach-ten.

In Mitteleuropa haben sich die historisch bezeugten Einfälleder Hunnen bis nach Westeuropa bislang nur in einem einzi-gen Fundkomplex niedergeschlagen. Am MundolsheimerKopf unweit von Straßburg kam im Jahre 1881 ein außerge-wöhnlicher Grabfund ans Licht, der auch vier vergoldeteZierbleche enthielt, die von einem hölzernen Nomadensattelstammen, wie ihn die Hunnen in der ersten Hälfte des 5.Jahrhunderts verwendet haben. Ob der Anführer im Kampfgegen die Burgunder im Jahre 437 gefallen ist oder sein Todmit der vernichtenden Niederlage der Hunnen im Jahre 451auf den Katalaunischen Feldern in der Champagne in einemZusammenhang steht, ist nicht zu entscheiden.8 Ähnlich stelltdas im Jahre 1886 gefundene Grab eines ungarischenKriegers aus Aspres-les-Corps in einem Hochtal derWestalpen den einzigen sicheren archäologischen Nachweisder historisch bezeugten Vorstöße der Ungarn bis nachWesteuropa dar. Es ist wahrscheinlich mit den Ereignissendes Jahres 924 zu verbinden.9 Die Sachlage ist also sehrernüchternd und würde in keiner Weise ausreichen, anhandder archäologischen Funde die Tragweite der damit verbun-denen Vorstöße zu erfassen. Ein derartiges skythisches Grabist zwar bis heute nicht bekannt geworden, doch wird man dieim Jahre 1882 bei Witaszkowo (Vettersfelde) in Schlesien ansLicht gekommene Paraderüstung nur als Ausrüstung eineshochrangigen skythischen Kriegers interpretieren können, dieunweit des Kampfortes als Beute vergraben worden ist10.

Ähnlich dürftig ist die Quellenlage aus Sicht der Archäologieim Vorderen Orient und in Kleinasien (Abb. 1), wo skythi-sche Verbände auch Palästina und die Grenzen Ägyptenserreichten". Die beiden Reiterkrieger von Nor§untepe amoberen Euphrat - Skelettgräber mit Pfeilspitzen, eisernenÄxten und Resten von Schuppenpanzern sowie drei geschirr-ten Pferden und mehreren Hunden - und das Reitergrab vonImirler am Südrand des Pontischen Gebirges - mit eisernemLangschwert (Akinakes), zweiflügeligen Pfeilspitzen, mittel-asiatischer Queraxt und Pferdegeschirr vom Typ Kelermes -werden in der Regel als skythisch eingestuft. Sie stammenaus dem 7. Jahrhundert v. Chr., könnten also auch kimme-risch sein, wäre da nicht für Imirler die Bindung an den wohldoch skythischen Formenkreis von Kelermes gegeben.

Um den über 5000 m hohen Berg Ararat im Osten Anatolienswar im Laufe des 9. Jahrhunderts v. Chr. das Reich vonUrartu entstanden, um nach wechselvoller Geschichte im 6.Jahrhundert v. Chr. gewaltsam unterzugehen12. Gebrand-sdhatzte Festungen mit skythisch-orientalischen Pfeilspitzen,die in den Außenmauern steckten, zeichnen ein dramatischesBild von diesem Untergang, so die Zitadelle von Tjesebaini.Die unangetasteten Getreidevorräte weisen auf einen Überra-schungsangriff ohne langwierige Belagerung hin. Unter ein-gestürzten Gebäuden fanden sich Mengen an offensichtlich in

16 I ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 3: Rudolfinum_2007_0015-0036

die Festung getriebenem Vieh und immer wieder auchSkelette von Menschen. Manche von ihnen zeigen Spurengewaltsamer Tötung und es fehlen jegliche Hinweise vonWiederaufräumung oder Versorgung der Toten, wohl abergibt es Spuren von Plünderern. Weil das Getreide einge-bracht, aber die Weinpithoi noch leer waren, muss der AngriffEnde August/Anfang September erfolgt sein, und zwar imfrühen 6. Jahrhundert v. Chr. Doch wer waren die Zerstörer?Neben den Skythen zählten seit dem 7. Jahrhundert v. Chr.auch die Meder zu den Gegnern des Reiches von Urartu, dassie sich in der Folge auch einverleibten. Doch könnten dieAngriffe auch mit den Kimmeriern oder Assyrern zu verbin-den sein. Im Jahre 616 v. Chr. gelang es dem MederkönigKyaxares, die skythische Kampfkraft zu brechen. Bald daraufzogen sich die Skythen zunehmend über den Kaukasus in denSchwarzmeerraum zurück und spielten in den Kämpfen der

altorientalischen Reiche keine Rolle mehr. So wurde erwo-gen, dass sie bei ihrem Rückzug (ca. 590/585 v. Chr.) dasReich von Urartu endgültig zerstört hätten.

Doch kann die Zerstörung der urartäischen Zitadellen anhandder Waffenfunde archäologisch im ethnischen Sinn nichtgeklärt werden. Die Angriffs- und Schutzwaffen stellen eineVerquickung orientalischer und reiternomadischer Elementemit komplexer gegenseitiger Beeinflussung dar. Gerade diemedische und skythische Sachkultur waren einander inbestimmten Phasen sehr ähnlich. Das gilt auch für dieZuordnung der zwei- und dreiflügeligen Pfeilspitzen. DieEroberung der urartäischen Zitadellen erforderte jedenfallseine hohe Kriegstaktik, welche die Forschung in der Regelnicht mit Reiternomadenverbänden verknüpft. Ein erfolgrei-cher Angriff derartiger Zitadellen braucht sowohl den Über-

Abb. 2: Michalköw (Galizien), ausgewählte Objekte nordpontischer Herkunft aus dem Goldschatzfimd. 1 Krone, 2-4 Beschläge in Tiergestalt, 5-7 Flügelperlen, 8

Armstulpe. M. 1:2; Gold. Nach: Kossack, Flügelperlen 1996

ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE I 17

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 4: Rudolfinum_2007_0015-0036

raschungseffekt wie auch gute Informationen über das Innereder Anlagen. Die damals in den Schwarzmeerraum zurück-strömenden Skythen werden deshalb nicht als Zerstörer desReiches von Urartu angesehen, vielmehr die Meder, die auchdas Territorium übernahmen. Skythen könnten allerdings inmedischen Verbänden mitgekämpft haben und sich genausogut auch unter den Verteidigern befunden haben, zumal sieteilweise auch mit den Urartäern verbündet waren. DieArchäologie kann also keine Entflechtung der Sachkultur bie-ten und das historische Ereignis ethnisch festmachen.

„Kimmerier" im Karpatenbecken?

Der Name der Kimmerier taucht in den Annalen der Assyrererstmals auf.13 Zum Jahre 714 v. Chr. wird berichtet, dass dieUrartäer eine schwere Niederlage gegen die Kimmerier erlit-ten haben. Gamir, das Land der Kimmerier (Gimirrdia), lagnördlich von Urartu und damit wohl nördlich des Kaukasus.Die Kimmerier werden als „barbarische Zerstörer" beschrie-ben und ihre Einfälle mit „Heuschreckenplagen" verglichen.Die ausgedehnten Raubzüge der Kimmerier dürften größten-teils in die Zeit der starken Herrschaft von König Dugdamme(griechisch: Lygdamos) fallen. Ihrer hohen Mobilität undmilitärischen Schlagkraft Rechnung tragend, fanden dieKimmerier (Gomer) auch in der Völkertafel des AltenTestaments Erwähnung (1 Moses 10, 2-3).

Im östlichen Ungarn las st sich zwischen dem späteren 10.und frühen 8. Jahrhundert v. Chr. neben einer erheblichenAusrichtung im Sachgut an den eurasiatischen Steppenreitern(Fazies Cernogorovka und Novocerkassk) auch beobachten,dass die Toten nicht mehr am Scheiterhaufen verbrannt, son-dern wie bei den „Kimmeriern" in gestreckter Rückenlageoder als Hocker beigesetzt wurden (Mezöcsät-Gruppe).14 InGyoma handelt es sich zudem um ein Hügelgrab, führte derTote unter anderem einen Dolch mit goldenem Griff und rei-ternomadischen Schmuck mit sich. Ähnlich enthält derHortfund von Ugra aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. mehrheit-lich Objekte, die als Import aus dem Schwarzmeerraum ein-zuschätzen sind. Dazu zählen jedenfalls die Trense, derenKnebel starr mit der Gebissstange verbunden ist, eineDolchscheide mit durchbrochen gearbeitetem Muster und dieim frühen Tierstil verzierten Scheiben. An reiternomadischenWaffen sind aus Ungarn zudem Speer- bzw. Lanzenspitzenaus Eisen wie jene aus Kömlöd15 zu nennen, deren Blattansatzgelocht ist, sowie reiternomadische Pfeilspitzen.

In den Goldschatzfunden vom Typ Michalköw-Fokorümischen sich einheimische Elemente mit reiternomadischenbzw. vorderorientalischen.16 In Michalköw (Galizien) wurdenunter unklaren Umständen eine bis heute singuläre Krone, einHalsring, eine Kette oder ein Gehänge mit mehrerenScheiben und über 2000 Perlen, darunter die auffallendenFlügelperlen, zwei Armstulpen, drei Armringe, eine Spange,neun Fibeln sowie vier Zierplatten in Raubtierform gefunden,alles aus Gold (Abb. 2)! Die Perlen, Zierscheiben und das

Diadem aus Fokorü (Ungarn) kommen jedenfalls aus demSchwarzmeerraum, die Hals- und Armringe sind wie dieGewandnadeln einheimisch. Die Locken- bzw. Ohrringe ausDalj (Serbien) finden Vergleichsstücke im nördlichenKaukasusvorland. Neben den Formen zeigen Ornamente wieeingeschriebene Kreuze oder Tangentenspiralen, wie eng derKulturkontakt zwischen dem mittleren Donauraum und demSchwarzmeerraum gewesen sein muss. Betrachtet man dieBilder auf den für hochrangige Krieger im 9. und 8.Jahrhundert v. Chr. errichteten Grabstelen zwischen dem Uralund der Donaumündung, so stechen Ähnlichkeiten imSchmuck ins Auge (geflügelte Röhrenperlen, tiergestaltigePlattenfibeln). Während in diesen Bildern auch Waffen undReiter erscheinen, fehlen Waffen und Pferdegeschirr in denzugehörigen Gräbern ebenso wie in den Goldschatzfunden.Stelen und Goldschatzfunde dürften einen ähnlichen geisti-gen Hintergrund zum Ausdruck bringen, der insbesondere miteiner priesteiiichen Funktion verknüpft gewesen sein dürfte.

Was das „kimmerisch" geprägte Sachgut im östlichenMitteleuropa anbelangt, so kommt dem Pferdegeschirr vorallem deshalb eine dominante Rolle zu, weil es in donaulän-dischen Werkstätten und damber hinaus eine außerordentlichbreite Rezeption gefunden hat. Zu nennen sind:Seitenstangen in Form geknickter Dreilochknebel; Knebel-stangen mit aufgesetzten Ringösen, auch mit blattförmigemEnde; knopfförmige Zügelhaken; Riemenbesatz, insbesonde-re halbrund gebogene oder gewinkelte Leisten mit Scheibenund Knöpfen, auch helmförmige Schieber. Das prunkvollgezäumte Reitpferd von neuer Rasse sowie größerer Staturund Schnelligkeit rückte ins Zentrum der Begierde undDenkweise des Kriegers und insbesondere der „Anführer".Die Pferdezucht sowie deren Nutzung im Wettkampf undKrieg wurde zum Symbol feudalen Lebensstils der anbre-chenden Hallstattkultur nicht nur im Donauraum, sondernweit darüber hinaus. Das zeigt sich auch im Pferdegeschirrvon Anführern aus dem Südostalpenraum.17

Dazu zählt auch das Pferdegeschirr aus Grabhügel 70 (ehe-mals K) in Frög bei Rosegg18, dem mit Abstand größten herr-schaftlichen Gräberfeld der älteren Hallstatt-Kultur inKärnten. Er enthielt die Bestattung eines hochrangigenReiterkriegers. Das bronzene Pferdegeschirr ist einschließ-lich der Schirmngsbeschläge erhalten geblieben (Abb. 3, 1-11). In die nur 9 cm breite, tordierte Gebissstange (Trense)sind Zügelhaken eingehängt, die in geschlitzten Bommelnenden (Abb. 3, 5). Die beiden gewinkelten Seitenstangen(Knebel) zeigen, in Eisen eingelegt, das Malteserkreuz (Abb.3, 4 u. 6). Derlei Winkelknebel gelten als Leitform der FaziesCernogorovka in den nordpontischen Steppen. Die Trenseaus Frög gehört zu einer karpatenländischen Variante unddatiert in die Zeit um 800 v. Chr. Die Streitaxt (Abb. 3, 13),eine eiserne Axt mit Schäftungstülle, ist mit Goldfäden ver-ziert. Die bronzene Lanzenspitze (Abb. 3, 14) fällt ob ihrerLänge auf. Vom Prankgeschirr blieb die Attasche eines gro-ßen Kessels aus Bronze erhalten. Fragmente eines Armreifens

18 I ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 5: Rudolfinum_2007_0015-0036

8

Abb. 3: Frag bei Rosegg, Grabhügel 70 (ehem. K), herausragendes Reitergrab mit Trense von reitemomadischem Typ (Auswahl): 1-3. 5-8 Elemente der

Pferdeschirrung, 4 Trense mit Seitenstangen, 9 Messer, 10 Streitaxt, 11 Lanzenspitze. M. 1:2; Bronze, 4 Bronze mit Eisen, 10 Eisen mit Goldfäden. Nach: Tomedi, Frag

2002

ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE I 19

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 6: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 4: A Frög bei Rosegg, Grabhügel 70 (ehem. K), Gefäß bzw. Urne. B Frög bei Rosegg, Grabhügel 181 (ehem. 1888-9): Kriegergrab mit Gewandnadel (1),

Bleireiter (2), Reitersäbel/Machaira (3) samt Scheidenbeschlägen (4-5), „Armchenbeil" (6) und Streitaxt (7). A M. 1:4, B M. 1:2; A Ton, Bl.4.5 Bronze, B2 Blei,

B3.6.7 Eisen. Nach: Tomedi, Frög 2002

20 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 7: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 5: Frag bei Rosegg, Tongefäße donauländischer Prägung vom Typus Basarabi: 1 Grabhügel 63 (ehem. D), 2 Grabhügel 75 (ehem. P), 3 Grabhügel 71 (ehem.

L), 4 Grabhügel 124 (ehem. 1458-53). M. 1:3; Ton. Nach: Tomedi, Frag 2002

weisen auf die Mitbestattung einer Frau, ein weiteresMerkmal, das im Grabbrauch auf Anführer hinweist.

Die tönerne Urne aus demselben Fröger Grabhügel (Abb. 4,A) ist wie weiteres Prunkgesehirr aus diesem Grab der sogenannten Basarabi-Keramik zuzuzählen, die wie dasPferdegeschirr eine starke kulturelle Prägung aus demangrenzenden Donauraum anzeigt. Spiralbänder, Bänder ausineinander greifenden S-förmigen Haken und Muster ausMalteserkreuzen, die einst durch Inkrustation hervorstachen,

zählen zu den Hauptmotiven des Basarabi-Geschirrs.19 DieKernzone seiner Produktion lag zwischen der Vojvodina undder Moldau bzw. zwischen Siebenbürgen und der Donau. DieOrnamente waren dort mit Gefäßformen heimischer Traditionverbunden, was die jeweils regionale Herstellung desPrunkgeschirrs zeigt. Das erhellt in Frög auch aus derMachart der basaraboiden Tongefäße (Abb. 5), die sowohlklassische Basarabi-Muster aus deren westlichem Verbrei-tungsgebiet (Bosut-Gruppe) tragen als auch eigenständig ent-wickelte Ornamente. In unterschiedlichen Grabverbänden

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 21

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 8: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 6: Die Hortfunde von Seeboden am Millstätter See (A) und Treffelsdoif am Magdalensberg (B), beide mit reiternomadischen Trensenelementen: Gebissstange

einer Trense (A2), Glöckchenanhänger einer Trense (B7). M. 1:3; Bronze. Nach: Müller-Karpe, Chronologie 1959

datieren die basaraboiden Gefäße vom 9. bis ins frühe 7.Jahrhundert v. Chr. Basarabi-Geschirr fand nicht nur imSüdostalpenraum Aufnahme - in Kärnten sind auch dieFundorte Gurina, Lamprechtskogel bei Mittertrixen undGracarca am Klopeiner See mit den zugehörigen Gräbern zunennen -, sondern auch in Oberitalien, etwa bei den Venetern

in Este. Dort zeichnen sich sogar enge Kontakte zu denKärntner Gefäßen ab.

Und aus Este wurden auch mehrere Gräber bekannt, dieZaumzeugelemente donauländischen Typs (knopfförmigeZügelhaken) enthielten.20 Dem lässt sich ein donauländisches

22 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 9: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 7: Führholz bei Mittertrixen, Grabhügel 81. Perle mit Petschaftkopf eurasiatisch-donaitländischer Herkunft. M. 1:1; Bronze. Nach: Wedenig, Trixnertal 2005

Pferdegeschirr anschließen, das sich in einem Doliumgrab inPozzuolo del Friuli fand21, ebenso wie längst bekanntesPferdegeschirr „kimmerischer" Prägung aus Bologna (SanFrancesco) und Unterkrain. Entlang der Donau gelangte rei-ternomadisches Zaumzeug „kimmerischer" Prägung bis indie Schweiz (Zürich-Alpenquai) und nach Böhmen(Krteno)22. Aus Kärnten sind dem das Fragment einer Trenseaus dem Hortfund von Seeboden am Millstätter See (Abb. 6,A2) sowie eine geschlitzte Bommel aus dem Hortfund ausTreffelsdorf am Magdalensberg (Abb. 6, B7) anzuschließen,die beide an den Beginn der Hallstattkultur (Ljubljana Ilabzw. lib) datieren.23 Dem bleibt als donauländischer Einflussdie Übernahme von Krammschwertern für Reiterkriegeranzufügen, wie eines in Grabhügel 181 von Frög bei Rosegg(Abb. 3, B3) ans Licht kam24, einem Reitergrab mit Axt undÄrmchenbeil, gut vergleichbar einem herausragenden, etwasjüngerem Grab aus Novo mesto in Slowenien (Hügel l/Grab16)25. Dazu kommt in Kärnten eine bronzene Perle inPetschaftkopfform aus Grab 81, einem beraubten Frauengrab,im älterhall stattzeitlichen Gräberfeld von Führholz amLamprechtskogel bei Mittertrixen (Abb. 7).26

„Kimmerische" Dolche und Schwerter fanden ähnlich demPferdegeschirr, aber im Gegensatz dazu viel seltener westlichund nördlich der Donau Aufnahme bzw. Rezeption. In einemHügelgrab 1 in Pecs-Jakobsberg (Ungarn) aus dem 9.Jahrhundert v. Chr. fand sich ein „kimmerischer" Dolchzusammen mit einer Knebeltrense, einer eisernen Streitaxtund lokalem Tongeschirr (Abb. 8, 1-10)27. Nordwärts sind imBereich der Mährischen Pforte seit langem die beiden Dolche

aus Gamöv (Schlesien; Abb. 8, 13) und Stramberk (Mähren)bekannt, die jedenfalls ins 9. Jahrhundert v. Chr. datieren,Gamöv wohl erst um 800 v. Chr.; neu dazu kommt ein derar-tiger Dolch aus Grab 1 am Burgberg von Ptuj, mit Dolch,Messer, Tüllenbeil und petschaftförmigen Perlen28. Schwertermit eiserner Klinge kamen in älterhallstättischem Ambientein einem Grab am Gollikogel bei Leibnitz (Steiermark, Abb.7, 12)29 oder in Stillfried (Niederösterreich)30 ans Licht. Auchdas in seiner Echtheit lange umstrittene bronzene Schwert auseinem Hügelgrab in Tscherberg bei St. Michael in Kärnten(Abb. 7, 15)31 fußt auf eurasiatischen Vorbildern. In einemGrab in Brünn/Brno-Obrany - Grab 169 (Mähren)32 fand sichein einheimisches Schwert mit einer reiternomadischenScheide. Und auch die durchbrochen gearbeitete Scheideeines eigenwilligen Schwertes aus Gazzo Veronese (Italien)33

wird man dem anschließen dürfen. Die „kimmerischen"Dolche und Schwerter dürften kaum gänzlich ohne ihreTräger in den Donauraum gelangt sein und könnten auch dortzunächst Rangzeichen dargestellt haben, was sich noch mehrfür die vereinzelt gefundenen Szepter und Keulen aufdrängt.Zu nennen sind die Pferdekopfszepter aus dem Särviz-Kanalin Transdanubien und aus dem Hortfund von Prügy an deroberen Theiß (Abb. 7, 11), der neben einheimischenAxtklingen und Bronzegefäßen auch eine Streitkeule ent-hielt34.

Was lässt sich auf dieser Grundlage seitens der archäologi-schen Überlieferung zur Präsenz von eurasiatischenReiterkriegern („Kimmeriern") im Karpatenbecken sagen?Auch wenn die reiternomadischen Elemente immer wieder

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 23

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 10: Rudolfinum_2007_0015-0036

12b 15a

Abb. 8: „Kimmerische" bzw. reitemomadisch geprägte Funde aus dem östlichen Mitteleuropa: 1-10 Pecs-Jakobshügel, 11 Priigy, 12 Leibnitz, Gollikogel, 13 Gamöv,

14 Klin-Jar, 15 Tscherberg. 1-10.14 M. 1:2, 11.13 M. 1:3, 12b M. 1:4, 15a M. 1:5; 1-3 Eisen, 4.12.14 Eisen und Bronze, 5-11.13.15 Bronze. Nach: Terzan, Early

Iron Age 1990 (1-10); Kossack, Mitteleuropa 1995 (11); Katalog Die Hallstattkultur 1980 (Linz 1980) (12a); Gabrovec, Verbindungen 1981 (12b); Kossack,

Pferdegeschirr 1954 (13); Kossack, Flügelperlen 1996 (14); Szombathy, Bronzeschwerter 1888 (15)

24 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 11: Rudolfinum_2007_0015-0036

mit donauländischen Elementen vermischt sind, lassen sichdie Bandbreite und Dichte der Funde, von den Gold-schatzfunden über das Pferdegeschirr, die Dolche/ Schwerterbis hin zu den Szeptern und Keulen kaum erklären, ohnewenigstens eine zeitweise kriegerische Präsenz von eurasi-schen Reiternomaden im Kaipatenbecken, jedenfalls im öst-lichen Ungarn und Siebenbürgen, zu vermuten. Jedenfallsdort hat sich zugleich auch eine neue, auf die Haltung vonPferden ausgerichtete symbiotische Lebensweise entwickelt.Die immer noch schmale Fundbasis und der oben angestellteVergleich zum archäologischen Bild im Vorderen Orient bzw.in Kleinasien raten von einer definitiven Einschätzung derVorgänge ab. Dabei nur von „Handelskontakten" zu spre-chen, dürfte allerdings erheblich zu kurz greifen. Das gilt,auch wenn Gräber oder Friedhöfe der Eroberer nicht mit aus-reichender Klarheit auszumachen sind und auch diePferdemitbestattung im Karpatenbecken noch nicht nachge-wiesen ist. Stimmt man dem zu, sind analog zu den späteren,historisch bezeugten Raubzügen auch Unternehmungen bisweit nach Mitteleuropa denkbar, ohne dass es dafür konkreteHinweise gibt, zumal die wenigen Funde an der oberen Elbeund oberen Donau weder ausreichend als Importstückebestimmt sind noch ohne weiteres zu entscheiden ist, ob essich um eingetauschte Objekte bzw. Geschenke oder umVerlustfunde bzw. Beutestücke handelt.Betrachtet man das zeitgleich von Mittelitalien bisNordeuropa streuende Fundgut35, das keinesfalls mitRaubzügen oder einer Landnahme der Etrusker zu verbindenist, so erscheint in weitläufiger Streuung neben Waffen wieHelmen und Schwertern vereinzelt auch Zaumzeug mitPferdchenbesatz, das seinerseits vorderorientalischen Ur-sprungs ist. Darüber hinaus sind Trachtelemente wie Fibeln,Gerätschaften zur Körperpflege wie Rasiermesser, Prestige-güter wie feines Bronzegeschirr und Symbolgut wieDreiecksanhänger mit Vogelprotomen zu nennen. DieseEntwicklung, die auch den Bau von Prunkwägen inMitteleuropa beeinflusst hat, nahm mit dem Aufblühen deretruskischen Kultur im Laufe des 8. und im 7. Jahrhundert v.Chr. zu und erreichte sogar Südschweden. Die geographischzunächst ähnlich weit erscheinende Streuung kann dabei überdas unterschiedliche Typenspektrum und dessen ungleicheund andersartige Rezeption nicht hinwegtäuschen.

Die Agathyrsen: Skythen in Mitteleuropa?

Der Begriff „Skythen" steht zunächst als Synonym für diefrüheisenzeitlichen Reiterkrieger in den Steppen Eurasiens.36

Es ist in diesem Sinn nicht ethnisch zu verstehen und meinteine Kulturerscheinung, die im 9. Jahrhundert v. Chr. inSüdsibirien ihren Ausgang nahm und rund zweihundert Jahrespäter auch das östliche Mitteleuropa erreichte. Die Skythenim nordpontischen Raum (Iskuzai), auf die sich die folgendenBetrachtungen auch beziehen, sind aus Sicht derAnthropologie als europid einzustufen und zählen zu dennordiranischen Völkern. Der schriftlichen Überlieferung fol-gend waren sie zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. aus

Asien in den Schwarzmeerraum abgedrängt worden, wo siedie „kimmerische" Kultur beendeten. Herodot (Historien IV,100 u. 125) berichtet davon, dass auch in SiebenbürgenSkythen wohnten, die Agathyrsen, benannt nach einem derdrei Söhne des Stammvaters der Skythen, des Targtaos-Herakles.

In Siebenbürgen setzt der skythisch geprägte Fundstoff umdie Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ein (Ciumbrud-Kultur).37

Wie bei den Skythen übte man die Körperbestattung. In gutausgestatteten Gräbern von Reiterkriegern, wie jenen ausCristesti, Grab 9 (Abb. 9, A) oder Aiud-Parc, Grab 8 (Abb. 9,B), fanden sich unter anderem Pferdegeschirr, Pfeil undBogen, Streitäxte und Dolche skythischer Prägung.Außerdem kennt man aus Siebenbürgen auch sykthischeKultgegenstände wie Spiegel, „Stangenaufsätze" oderZierbleche mit vermutlich apotropäischem Sinn. Elementeeinheimischer Tradition werden zumeist im Sinne einerSymbiose zwischen eingefallenen Skythen und Ansässigeninterpretiert. Nähere Betrachtung verdienen die skythischenPfeilspitzen38. Dabei handelt es sich um kleine bronzenePfeilspitzen, die im Querschnitt zwei-, dreiflügelig oder drei-kantig sein können. Sie können angesetzte oder innereSchäftungstüllen haben und diese können wiederum miteinem Widerhaken besetzt sein. Der Variantenreichtumbegründet sich einerseits damit, dass sie rund tausend Jahre inGebrauch waren, und andererseits mit ihrer Verbreitung zwi-schen Sibirien und Spanien. Als Motoren einer solchenAusbreitung lag es nahe, in Mittel- und Osteuropa insbeson-dere an die Skythen und, in Gegenden wie dem Mittel-meerraum, wo Skythen mit Sicherheit nie vorgedrungen sind(wie Frankreich, Italien oder Zypern), an die Griechen zudenken39. In den Gräbern Siebenbürgens kamen sie in bis zuhundertfacher Ausführung ans Licht. Es handelt sich insbe-sondere um zwei- und dreiflügelige Pfeilspitzen mit mandel-förmigem bzw. dreieckigem Blatt und, was besonders kenn-zeichnend ist, mit äußerer Tülle.

Eine außerordentlich starke skythische Prägung derSachkultur lässt sich etwa eine Generation später als inSiebenbürgen auch im nördlichen Bereich der GroßenUngarischen Tiefebene feststellen (Vekerzug-Kultur)40. ImAlföld überwiegen Körpergräber, während man an der oberenTheiß - geradezu im Gegensatz zur vorangehenden, „kimme-risch" geprägten Mezöcsät-Gruppe - die Toten nunmehr ver-brannte. Im Alföld finden sich Pferde und Pferdegeschirr inden Gräbern, in den Brandgräbern an der oberen Theiß nurPferdegeschirr. Den Reiterkriegern gab man auch Pfeil undBogen, eiserne Streitäxte und Lanzen bzw. Speere mit insGrab, an der oberen Theiß auch Dolche. Die skythischenPfeilspitzen in der Vekerzug-Kultur haben im Gegensatz zuSiebenbürgen stets eine integrierte Schäftungstülle. Hier wiein Siebenbürgen wird davon ausgegangen, dass auch derReflexbogen aufgenommen und Pfeil und Bogen auch alsWaffe im Kampf verwendet wurden. Bei den im Lauf der Zeitin verschiedenen Varianten hergestellten eisernen Trensen

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 25

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 12: Rudolfinum_2007_0015-0036

22 23 24

I vv l t i i^^ i^

28 29

AZ?i>. 9: „Skythische " Reitergräber aus Siebenbürgen: A Cristesti, Grab 9 (Auswahl); B Aiud-Parc, Grab 8 (Auswahl). C Streitaxt skythischen Typs mit Raubtierkopf

aus Kaliste-Bezdekov, Grab 79 (Tschechien). A-B ohne M., C M. 1:2; A-B div. Materialien, C Bronze und Eisen. Nach: Hellmuth, Pfeilspitzen 2007 (A-B); Katalog

Die Hallstattkultur 1980 (Linz 1980) (C)

vom Typ Szentes Vekerzug sind Gebissstange undSeitenstangen vernietet.41 Nur das „Fürstengrab" von Ärtänd,am östlichen Rande des Alfölds gelegen, verfügte über einenGrabhügel, wie er auch skythischen Anführern zustand42. DieAusstattung des Toten enthielt unter anderem einen eisernenSchuppenpanzer, Goldblechbesatz sowie eine aus dem grie-chischen Sparta importierte Hydria aus der zweiten Hälftedes 7. Jahrhunderts v. Chr. Ein Kreuzattaschenbecken süd-ostalpiner Herkunft ist als Geschenk oder Beutestück ausdem Westen anzusehen.43 Trotz starker skythischer Prägungim Sachgut geht die Forschung derweil davon aus, dass dieTräger der Vekerzug-Kultur und auch der Tote von Ärtändnicht Skythen waren, eine Einschätzung, die sich umso mehr

für die west- und nordwärts anschließenden Kulturgruppenmit skythischem Sachgut findet.

Skythische Pfeilspitzen kamen in zahlreichen Höhensied-lungen, wiederholt auch in Höhlen, zwischen dem Ostrandder Alpen und Schlesien ans Licht. In der Höhensiedlung vonSmolenice-Molpir (Slowakei)44, einem Zentralort derÖsthallstattkultur an den Ausläufern der Kleinen Karpaten,brachten umfangreiche Ausgrabungen rund 400 skythischePfeilspitzen ans Licht. 16 % davon sind stark deformiert oderfragmentiert. Weil die Pfeilspitzen gehäuft im Bereich derTore der Befestigungsmauer und an der Südwestecke derAkropolis gefunden wurden, also auch im Wallschutt lagen

26 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 13: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 10: Schaubild eines Unterkrainischen Reiterkriegers skythischei Piagung (A), Schaubild eines skythischen Reiterkriegers (B), Bogenschütze auf dem bronzenen

Gürtelblech von Molnik (C). Nach: Egg, Krieger 1984 (1), Cemenko, Ritter 1991 (2), Zakladi tisocletij (Ljubljana I999) (3)

und teilweise in der Befestigungsmauer (Mauer III) steckten,besteht am gewaltsamen Untergang der Siedlung keinZweifel. Die meisten Pfeilspitzen aus Smolenice-Molpir undaus den anderen Höhensiedlungen im näheren Umfeld findeneinerseits Parallelen in den Gräbern Siebenbürgens und ande-rerseits in der Ukraine. Deshalb ist es nach wie vor wahr-scheinlich, dass der Untergang der Höhensiedlung von

Smolenice-Molpir, der in die Zeit um 600 v. Chr. (HallstattDl) datiert, mit dem Einfall skythischer Reiterkrieger zu ver-binden ist, deren Weg sowohl am Ostrand der Karpaten, denauch die Verbreitung „pontischer" Ohrringe markiert, alsauch von Siebenbürgen aus nach Schlesien geführt habenkann. Der Ringwall von Wicina (Schlesien)45, übersät mitLeichen und Spuren der Brandschatzung einschließlich sky-

ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE I 27

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 14: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 11: Jalzabet-Bistricak bei Varazdin, Grabhügel 2: skythisehe Pfeilspitzen und Teile eines skythischen Schuppenpanzers. Nach: Simek, Martijanec-Kaptol-

Gntppe 2004

thischer Pfeilspitzen und Axtklingen, ging, wie in der Regelanhand zweier Hortfunde vermutet wird, über hundert Jahrespäter unter. Demnach verbirgt sich hinter den skythischenPfeilspitzen in den Höhensiedlungen zwischen Schlesien undden nördlichen Karpaten nicht ein einmaliges kriegerischesEreignis, sondern ein länger andauerndes Phänomen, mit demder Untergang der Lausitzer Kultur entsprechend komplexverbunden gewesen sein dürfte.

Skythisches Sachgut, vor allem Waffen, kamen auch inGräbern der Lausitzer-Kultur ans Licht.46 Weil aberPfeilspitzen und Pferdegeschirr beinahe gänzlich fehlen,kann von einer reiternomadischen Akkulturation nicht dieRede sein. Ein aus Knochen geschnitzter Knebel mit stilisier-tem Raubtierkopf kam in Libkovice (Böhmen)47 ans Licht.Eine Knochenschnitzerei von einem skythischen Pferde-geschirr aus dem späteren 6. Jahrhundert v. Chr. stammt auseinem Grab in Brozek (Schlesien)48, unweit von Witaszkowo(Vettersfelde). In Kaliste-Bezdekov (Böhmen)49 fand sich ineinem hochrangigen Hügelgrab einheimischer Prägung ausdem 5. Jahrhundert v. Chr. (Grab 79) unter anderem eine

eiserne Streitaxt mit bronzenem Raubtierkopf (Abb. 9, C).Die Parallelfunde aus Sibirien und aus dem Schwarz-meerraum gelten nicht nur als Waffen, sondern - wie schonin „kimmerischem" Milieu - auch als Symbole der Macht(Szepter). Abgesehen von einer eisernen Streitaxt kam imGräberfeld von Plo (Schlesien)50 auch ein Dolch vomAkinakes-Typ ans Licht. In allen Fällen ist das Milieu, in demdie skythischen Objekte auftreten, als lokal zu beschreiben,also nicht an in der Fremde gefallene skythisehe Kiieger zudenken. Dennoch bleibt es eine Denkvariante, die sykthi-schen Objekte in dieser Dichte über das zeitweiligeZusammentreffen mit skythischen Kriegern (Abb. 10, 2) zuerklären.

Dazu rät insbesondere der an Goldobjekten reiche Hortfundvon Witaszkowo (Vettersfelde) - auch wenn 1882 in einemAcker ans Licht gekommen -, dessen Inventar nur in reichausgestatteten Hügelgräbern der Skythen Parallelen findet51.Zu nennen sind unter anderem das fischförmige Zierblecheines Prunkschildes, der Brustschmuck eines Panzers, zweiDolche (Akinakoi) mit goldblechverzierten Griffen, golde-

28 I ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 15: Rudolfinum_2007_0015-0036

16

17

Abb. 12a: Reitergrab von Magdalenska gora (Preloge, Grab 11-13, Teil 1): u. a. mit satirischen Pfeilspitzen (5), sk)<thischer Trense (13) und italischem Helm (19).

Ohne M.; Bronze und Eisen. Nach: Tecco Hvala/Didar/Kocuvcm, Magdalenska gora 2004

ner Ringschmuck und ein von einem Goldblech eingefassterWetzstein. Soweit beurteilbar, handelt es sich nicht umeinen Grabfund, sondern um vergrabene Beute. DieParaderüstung muss um 500 v. Chr. in einer griechischenWerkstatt am Schwarzen Meer für einen skythischenAnführer hergestellt worden sein. Weil die Ausstattung alskomplett zu betrachten ist, kann daraus nur auf die Präsenz

skythischer Reiterlaieger in der unmittelbaren Umgebunggeschlossen werden. Deren Vorkommen inmitten der mitskythischen Pfeilspitzen übersäten, niedergebranntenHöhensiedlungen Schlesiens lässt nur an einen kriegeri-schen Zusammenhang denken, in den letztendlich die ande-ren genannten skythischen Objekte zu integrieren sein soll-ten52.

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 29

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 16: Rudolfinum_2007_0015-0036

Abb. 12b: Reitergrab von Magdalenska gora (Preloge, Grab 11-13, Teil 2). Ohne M.; Bronze und Stein. -Nach: Tecco Hvala/Dular/Kocuvan, Magdalenska gora

2004

Während der Stufe Hallstatt Dl (um 600 v. Chr.) kam esinnerhalb der ostalpin-pannonischen Hallstattkultur zu einerbeachtlichen Zäsur, die zum Abbruch zahlreicherHöhensiedlungen, zur Verlagerung von Herrschaftszentrenund zu einer drastischen Reduktion der Bestattung inGrabhügeln führte.53 Das zeigt sich an den tüllenlosen dreiflü-geligen skythischen Pfeilspitzen aus zahlreichen Siedlungenvon Celldömölk-Säghegy über Velem-Szentvid bis Villach-Tscheltschnigkogel oder Laibach-Burgberg. An der Donaustießen die Kulturgruppen skythischer und hallstättischerPrägung aufeinander. Die Gräber zu der um 600 v. Chr. neugegründeten Flachlandsiedlung Sopron-Krautacker zeigenskythische Elemente aus der östlich angrenzenden Vekerzug-Gruppe, nämlich verschiedenen Schmuck (Schläfenringe,Ohrringe, Kaurimuscheln, Glasperlen), Toilettegerät (Spie-gel, Duftdosen?) und auch entsprechendes Tongeschirr. ImUmfeld der Herrschaftssitze auf Kuppen wurden am Donau-knie und an der Raab Flachgräberfelder (z. B. Halimba-Cseres) bekannt, in denen Haustiere, vor allem Schweine, alsGrabbeigaben vorkommen. Daraus wurde gefolgert, dass essich um die Gräber halbnomadisch lebender Viehzüchterinnerhalb der pannonischen Hallstattkultur handelt. Mit demAusgreifen der keltischen Sachkultur ins Karpatenbeckenendete im Übrigen die skythisch geprägte Sachkultur im 5.Jahrhundert v. Chr.

Trotz Brandschichten aus der Zeit um 600 v. Chr. wurden diebefestigten Höhensiedlungen in Unterkrain, wo sich währendder Hallstattkultur eine prosperierende, eigenständigeKulturgruppe entfaltet hatte, im Gegensatz zu den Gruppender ostalpin-pannonischen Hallstattkultur weiterhin besie-

delt.54 Und auch die Bestattungsplätze und -brauche wurdenbeibehalten. Im Sachgut macht sich auch dort skythischerEinfluss breit, der in seinen Anfängen jedenfalls ins 7.Jahrhundert v. Chr. zurückreicht und auch am Schmuck hoch-rangiger Frauen deutlich wird. Kleeblattförmige Zierplätt-chen aus Gold wie aus Sticna, Hügel 48/27, finden imKarpatenbecken ebenso Parallelen wie am Dnjepr (Sinjavka,Grab 100). Umgekehrt stieß man in Grebeni am Dnjepr aufeine unterkrainische Kahnfibel. Zu Klumpen zusammenge-falteter Goldschmuck aus einem reichen Frauengrab ausSajevce an der Krka (Grab 10/1) gehört auch in diesesUmfeld, könnte wegen der pferdehufförmigen Ohrringe sogaraus dem älteren reiternomadischen Horizont stammen und„kimmerisch" einzuschätzen sein.55

In die Rüstung der Männer flössen damals einerseits pracht-volle bronzene Panzer griechischen Ursprungs sowieSchildbeschläge und Helme etruskisch-italischer Herkunftein. Andererseits kamen skythische Pfeilspitzen und sky-thisch geprägtes Pferdegeschirr in Umlauf, das „kimmeri-sche" Typen ablöste; dazu kamen Pferde, die einer östlichenRasse angehören und nach skythischem Brauch auch mit-bestattet wurden (Abb. 10, A). Zu nennen sind Stangen-psalien wie im „Fürstengrab" von Artänd (Sticna, Hügel 1/5)oder hörnchenförmige Riemenverteiler (Novo mesto-Malensek, Hügel 2) ebenso wie zahlreiche Trensen vom TypSzentes Vekerzug. Wo Dolche venetisch-italischen Typs auf-scheinen, waren sie nach skythischer Art am Gürtel festge-macht. Außerdem treten in den einheimischen Urnengräberneiserne Klingen von Streitäxten auf. Zum PferdegeschiiT mitden Trensen vom Typ Szentes Vekerzug gehören in einer jün-

30 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 17: Rudolfinum_2007_0015-0036

2 3

12

o

11

14

A/?/?. 13: Skythische bzw. skythoide Funde aus dem Südostalpenraum: 1-3 Pfeilspitzen aus dem Heidenloch am Tscheltschnigkogel bei Warmbad Villach, 4-10

Pfeilspitzen von der Gracarca am Klopeiner See, 11 Seitenstange einer Trense von Landskron, 12 Oberschenkel mit Einschiiss einer Pfeilspitze aus Vace (Unterkrain),

13-14 Zwillingsgefäß mit Widderaufsatz und Tonstempel aus „Flachgrab I" aus Führholz bei Mittertrixen. M. 1:2; 1-10 Bronze, 11 Eisen, 12 Knochen und Bronze,

13-14 Ton. Nach: Terzan, Auswirkungen 1998 (l-10.12a.l3-14); Gletscher, Trense 2003 (11); Zakladi tisocletij (Ljubljana 1999) (12b)

ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE I 31

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 18: Rudolfinum_2007_0015-0036

geren Phase auch Zierstücke in Form von Wirbeln ausTierprotomen. Neben Pferde- und Vogelprotomen wurdenProtomen in Gestalt raubtierartiger Fabelwesen, aus derenMaul ein menschliches Bein hängt, bekannt (Magdalenskagora, Hügel 2/3 8)56. Auffällig ist, dass sich zu diesenBesatzstücken im Karpatenbecken keine Parallelen findenlassen. Was zudem das Motiv des Raubtieres mit aus demMaul hängendem Bein anbelangt, so gelangte dieses überetruskischen Einfluss in den Südostalpenraum. Zwei Wirbelmit Pferdeprotomen stammen aus einem Grab in DoljenskoToplice (Hügel 5/33), vier aus einem Grab in Sticna (Hügel1/99). Zu dieser Fundgruppe zählen auch Besatzstücke inForm von Stierköpfen.

In Jalzabet-Bistricak bei Varazdin an der unteren Drau(Kroatien) wurde um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. einmächtiges Hügelgrab (Grabhügel II) errichtet.57 DieGrabkammer maß 8 x 8 m (64 m2) und war von einerSteinpackung umgeben, zu der auch ein 8 m langer Zugang(Dromos) gehört, wodurch sich der Durchmesser mit 25-30m bestimmen lässt. Mehrere Pferde wurden verbrannt und,wie in skythischen Fürstengräbern üblich, entlang der Wändeder Grabkammer niedergelegt. Auch ein Schuppenpanzer undeine dreiflügelige Pfeilspitze, die sich inmitten zweiflügeligereinheimischer Pfeilspitzen fand, haben skythischen Charakter(Abb. 11). Die Pferdegeschirre wiederum entstammen einereinheimischen Werkstätte, ebenso wie das Tongeschirr. Nunergab die Analyse des „Leichenbrandes", der sich inmittender Beigaben fand, dass es sich auch dabei um die Überresteeines Pferdes handelt! Liegt beim nahen, noch nicht unter-suchten Grabhügel I - ähnlich wie im ungarischen Artänd -ein in lokalem Milieu beigesetzter skythischer Fürst (Abb.10, 2) oder doch „nur" ein einheimischer Fürst mit starkerskythischer Prägung vor? Und wurde für sein Reitpferd eineigener Grabhügel, Grabhügel II, errichtet? Oder handelt essich um einen Kenotaph, konnte man der Leiche des hochran-gigen Kriegers nicht mehr habhaft werden und mussteRüstung und Reitpferd ohne ihn beisetzen?58

Die dreiflügeligen Pfeilspitzen mit spitzbogigem Blatt ausUnterkrain haben kurze Tüllen und sind auch mit tüllenlosenPfeilspitzen vergesellschaftet59. Das reich ausgestatteteKriegergrab von Magdalenska gora-Preloge/Grab 11-13 ent-hielt unter anderem einen italischen Doppelkammhelm,Bronzegeschirr, ein Pferd mit skythischem Zaumzeug und 81skythische Pfeilspitzen60. Im „Bogenschützengrab" von Libnalagen 58 skythische Pfeilspitzen61, in Vace (Klenik, Grab 43)62

37 Stück. In Magdalenska gora (Grab 4/3) lag eine dreiflüge-lige Pfeilspitze zusammen mit „altem" Pferdegeschirr „kim-merischer" Art. Doch gewinnt man nirgends den Eindruck, eskönnten Bestattungen skythischer Krieger vorliegen, auchnicht im Grab von Libna (Volavskova-Hügel) mit skythischerStreitaxt, in dem einheimische, zweiflügelige Pfeilspitzendominieren63. Andere Gräber enthielten nur wenige Pfeil-spitzen, auch Einzelstücke, die teilweise nachweislich mitentsprechenden Verletzungen in Verbindung gebracht werden

können64. In einem Reitergrab aus Vace steckte eine dreiflü-gelige Pfeilspitze im Oberschenkel des Toten, in Sticna (Grab5/25) dürfte die gebrochene Pfeilspitze aus dem Körper desToten stammen. Ähnliche Befunde kennt man aus derSlowakei, etwa aus dem Gräberfeld von Chotm.

In jenen wenigen Gräbern aus Unterkrain (Abb. 10, 1), dieKöcher mit mehreren Pfeilen mit skythischen Pfeilspitzen inKombination mit Pferdegeschirr vom Typ Szentes Vekerzug,skythoide Schellen oder Peitschen (Nagaikas) enthielten, feh-len im Gegensatz zur lokalen Sitte Fibeln65. Das entspricht aberdem Bild im Karpatenbecken und im Schwarzmeerraum.Daraus ist zu schließen, dass vereinzelt auch hochrangigeKrieger in Unterkrain skythische Kleidung getragen haben.Dieser Eindruck wird vielleicht von einer bildlichenDarstellung auf einer Gürtelplatte aus einem Grab aus Molnikbei Laibach (Abb. 10, C)66 verstärkt. Sie zeigt einen von einemHund begleiteten Bogenschützen bei der Hirschjagd. Hose undMütze weisen auf ein östliches Ambiente, wohl auf ein skythi-sches. Sein Bogen ist allerdings kein Reflexbogen, sondern einStabbogen. Pfeil und Bogen erscheinen in den Bildern derSitulenkunst stets als Jagdwaffen.

Im Kärntner Raum hat sich zuletzt der pannonisch-reiterno-madische Fundbestand erheblich verdichtet.67 Zu den dreiflü-geligen Pfeilspitzen vom Tscheltschnigkogel über WarmbadVillach (Abb. 12,1-3) sind jene von der Gracarca amKlopeiner See (Abb. 12,4-10) hinzugekommen, weiters dasFragment einer Trense vom Typ Szentes Vekerzug ausLandskron bei Villach (Abb. 12, 11). Am Zentralort währendder jüngeren Hallstattkultur in Kärnten, dem Lamprechts-kogel bei Mittertrixen, kamen sowohl im Gräberfeld vonFührholz als auch im Prunkgrab von Waisenberg neben etrus-kisch-italischen auch pannonische Trachtelemente ans Licht,zudem pannonisch geprägtes Tongeschirr und auch einTonstempel (Abb. 12, 13-14). Dem fügt sich im Grabbrauchdas Vorkommen von Mahlsteinen in Gräbern an, wie man esebenso aus der Vekerzug-Gruppe kennt. Ob auch das amScheiterhaufen leider allzu stark verschmolzene Figürchenaus einem stark von Vekerzug-Elementen geprägten Grabeinen skythischen Krieger mit Gerte und Reflexbogen zeigt,steht zur Diskussion.68 In den Kriegergräbern um denLamprechtskogel haben sich bislang nur eiserne Pfeilspitzengefunden.69 Neben skythischem Kultureinfluss ist also auchim Ostalpenraum an kriegerische Einfälle skythischer Reiterzu denken, wie insbesondere die dreiflügeligen, reiternoma-dischen Pfeilspitzen vom Tscheltschnigkogel bei WarmbadVillach und von der Gracarca am Klopeiner See anzeigendürften. In den Kärntner Gräbern fehlen derartige Pfeilspitzenjedenfalls bislang; als alternative Angreifer kämen allenfallsReiterkrieger aus Unterkrain in Betracht. Das Vorkommenzweier dreiflügeliger Pfeilspitzen und zweier eiserner skythi-scher Streitäxte im Gräberfeld der Salzaristokraten vonHallstatt70 ergänzt den skythischen Fundniederschlag imOstalpenraum, wobei die Fremdstücke unter anderem mitKriegern aus Unterkrain erklärt wurden71. Die dreiflügeligen

32 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 19: Rudolfinum_2007_0015-0036

skythischen Pfeilspitzen vom Hellbrunner Berg bei Salzburgund aus dem Gehöft von Osterhofen-Linzing bei Deggendorfin Bayern bleiben sehr dünne Spuren einer etwaigen skythi-schen Präsenz im keltischen Süddeutschland.72

Blickt man zusammenfassend auf das ältereisenzeitlichearchäologische Fundgut im östlichen Mitteleuropa, so fälltdie Interpretation der „kimmerischen" und skythischenFunde nach wie vor nicht leicht, handelt es sich doch umeinen vielschichtigen Vorgang, der zunächst regionsweise zubewerten ist. Welche Kulturgruppen haben reiternomadischeElemente und Lebensweisen rezipiert oder sind denReiternomaden zuzuordnen, hinter welchen Objekten stehenKulturkontakte und in welchen Fällen könnte es sich um dieÜberreste reiternomadischer Beutezüge bis tief nachMitteleuropa handeln? Die Entfernungen würden jedenfallsdem entsprechen, was aus Kleinasien und dem VorderenOrient bekannt ist. Für Fragen der Sesshaftwerdung vonReiternomaden westlich der Karpaten wiegt der Hinweisschwer, dass im Karpatenbecken und weiter westlich undnördlich mit Ausnahme der Ciumbrud-Kultur keineGräberfelder oder Siedlungsplätze vorliegen, die derenPräsenz unzweifelhaft belegen könnten. Denkt man an tem-poräre Präsenz vielfältigster Art, so dürfte die Vielfalt derreiternomadischen Elemente aus dem früheisenzeitlichenUngarn und den angrenzenden Gebieten weniger mitKulturkontakt denn mit der Präsenz räuberischer Horden zuerklären sein, sofern man die Mezöcsät-Gruppe nicht alsdonauländische Ausprägung der „kimmerischen" Kultur ein-stufen möchte. Die Ausstrahlung dieser Kultur prägendenOrientierung des mittleren Donauraumes zum Schwarzmeer-

raum hin erreichte in weiterer Folge während der frühenEisenzeit auch Süddeutschland, den Ostalpenraum und dasöstliche Oberitalien. Dasselbe gilt für das 6. und 5.Jahrhundert v. Chr., wo sich erneut insbesondere in derPferdehaltung reiternomadischer Einfluss bis in denSüdostalpenraum bemerkbar macht. Anhand der dreiflügeli-gen Pfeilspitzen und der Siedlungsentwicklung im östlichenMitteleuropa ist die Vorstellung von skythischen Einfällen,die das regionale Kulturgefüge entsprechend (mit) destabili-siert haben, nach wie vor plausibel zu argumentieren, ohnedass die Archäologie mit „Beweisen" aufwarten könnte. DasModell „kimmerischer" und/oder skythischer Landnahme imKarpatenbecken und entsprechender kriegerischer Vorstößeweiter westwärts erscheint demnach nicht als „das historischUnwahrscheinliche" (H. Parzinger73) oder als „pseudohistori-sches Hilfskonstrukt" (C. Metzner-Nebelsick74), sondern darfnach wie vor als durchaus wahrscheinliche Variante gelten.Die gegenteilige Annahme, wonach ausschließlichRezeptionsvorgänge und Handelskontakte dafür verantwort-lich waren, dass „kimmerisch" und skythisch geprägteSachkultur nach Mitteleuropa gelangt sind,75 dürfte demge-genüber erheblich zu kurz greifen.

Anschrift des VerfassersUniv. -Doz. Dr. Paul GleirscherLandesmuseum KeimtenMuseumgasse 2A-9021 Klagenfurt am Wörtherseepaid, gleirscher® landesmuseum-ktn.at

ANMERKUNGEN

1 Die folgenden Ausführungen basieren auf P. Gleirscher,Invasioni o influssi culturali? Cimmeri e Sciti in Europacentrale? In: G. L. Bonora/F. Marzatico (Hrsg.), Ori deicavalieri delle steppe. Ausstellungskat. (Trento 2007),118-131, und wurden in diesem Rahmen kärntenbezo-gen erweitert.

2 J. Gießauf, Feindbild Asien. Der asiatische Barbar. EineSpurensuche im Mittelalter. Zeitschr. Histor. Ver.Steiermark 95, 2004, 15-33. 5

3 Zu deren komplexer Genese, Geschichte und denFragen um deren Unterscheidbarkeit zuletzt im Über- 6blick H. Parzinger, Die frühen Völker Eurasiens(München 2006).

4 G. Kossack, Gedanken zur Periodisierung der 7Hallstattkultur. In: Die Hallstattkultur. SymposiumSteyr 1980 (Linz 1981), 35-46; ders., Mitteleuropa zwi-schen dem 13. und 8. Jahrhundert v. Chr. Geb. In: 8Beiträge zur Urnenfelderzeit nördlich und südlich derAlpen. Monogr. Rom.-German. Zentralmus. Mainz 35

(Mainz 1995), 1-64, bes. 58 ff.; L. Sperber, Zu denSchwertträgern im westlichen Kreis der Urnenfelder-kultur: profane und religiöse Aspekte. In: Eliten in derBronzezeit. Monogr. Rom.-German. Zentralmus. Mainz43 (Mainz 1999), 605-659, bes. 645 ff.; ders.,Siedlungen als Kontroll- und Organisationspunkte fürWirtschaft und Verkehr im spätbronzezeitlichen Nord-tirol. Bayer. Vorgeschbl. 68, 2003, 19-51, bes. 32 ff.G. Kossack, „Kimmerische" Bronzen. In: Situla 20-21(Ljubljana 1980), 109-143, bes. 137.C. Metzner-Nebelsick, in: Reallex. German.Altertumskde. 16 (Berlin-New York 2000), 504-523,bes. 520 f., s. v. Kimmerier.H. Parzinger, in: H. Parzinger/J. Nekvasil/F. E. Barth,Die Byci skäla-Höhle. Rom.-German. Forsch. 54(Mainz 1995), 225 f.H. Parzinger, Vettersfelde - Mundolsheim - Aspres-les-Corps. Gedanken zu einem skythischen Fund im Lichtevergleichender Archäologie. In: A. Lang/H. Parzin-

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 33

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 20: Rudolfinum_2007_0015-0036

ger/H. Küster (Hrsg.), Kulturen zwischen Ost und West(Berlin 1993), 203-237, bes. 205, 208 ff. u. 221 f.

9 Parzinger, Vettersfelde 1993 (Anm. 8), 205 f., 206 ff. u.220 f.

10 A. Furtwängler, Der Goldfund von Vettersfelde. Pro-gramm Winckelmannfeste Arch. Ges. Berlin 43 (Berlin1883); Parzinger, Vettersfelde (Anm. 8), 203 ff., 210 ff.u. 222 ff.; Z. Kobylihski/L. Nebelsick, in: Reallex.German. Altertumskde. 32 (Berlin-New York 2006),317-330, s. v. Vettersfelde; M. Nawroth, Der Goldfundvon Vettersfelde: vom Schwarzen Meer in die Lausitz.In: Im Zeichen des goldenen Greifen (München-Berlin-London-New York 2007), 318-327.

11 G. Kossack, Neufunde aus dem NovocerkasskerFormenkreis und ihre Bedeutung für die Geschichtesteppenbezogener Reitervölker der späten Bronzezeit.In: II Mare Nero 1, 1994, 20-54, bes. 30 ff.

12 R. Rolle, Urartu und die Reiternomaden. Saeculum 28,1977, 291-339.

13 Metzner-Nebelsick, Kimmerier 2000 (Anm. 6).14 T. Kemenczei, Ostungarn in der Zeit der Frühhallstatt-

kultur. In: Die Hallstattkultur (Linz 1981), 79-92; E.Patek, Die Anfänge der Siedlung und des Gräberfeldesvon Sopron-Burgstall. Ebd. 93-104; G. Kossack,PferdegeschiiT aus Gräbern der älteren HallstattzeitBayerns. Jahrb. Rom.-German. Zentralmus. 1, 1954,111-178, bes. 134 ff.; ders., Kimmerische Bronzen1980 (Anm. 5), 111 ff.; ders., Mitteleuropa 1995 (Anm.4), 61 ff.; J. Chochorowski, Ekspansja kimmeryjska natereny Europy Srodkowej (Die kimmerische Expansionin das mitteleuropäische Gebiet) (Krakow 1993);Metzner-Nebelsick, Kimmerier 2000 (Anm. 6), 517 ff.;dies., Der „thrako-kimmerische" Formenkreis aus derSicht der Urnenfelder- und Hallstattzeit im südöstlichenPannonien. Vorgesch. Forsch. 23 (Rahden/Westf. 2002).

15 S. Gallus/T. Horväth, Un peuple cavalier prescythiqueen Hongrie. Diss. Pann. II, 9 (Budapest 1939), Taf. 20-21; Kossack, Mitteleuropa 1995 (Anm. 4), 63.

16 Kemenczei, Ostungarn 1981 (Anm. 14), 86; G.Kossack, Flügelperlen: Bemerkungen zu den spätbron-zezeitlichen Goldschätzen aus den Karpatenländern. In:T. Koväcs (Hrsg.), Studien zur Metallindustrie imKarpatenbecken und den benachbarten Regionen(Budapest 1996), 339-360.

17 St. Gabrovec, Die Verbindungen zwischen denSüdostalpen und dem jugoslawischen Donaugebiet inder älteren Eisenzeit. In: Die ältere Eisenzeit in derWojwodina und ihre Verbindungen mit anderen donau-ländischen und benachbarten Gebieten (Novi Sad1981), 155-178, bes. 159 ff.

18 B. Terzan, The Early Iron Age in Slovenian Styria. Kat.in monogr. 25 (Ljubljana 1990), 194 f.; C. Metzner-Nebelsick, Die früheisenzeitliche Trensenentwicklungzwischen Kaukasus und Mitteleuropa. In: P. Schauer(Hrsg.), Archäologische Untersuchungen am Übergangvon der Bronze- zur Eisenzeit zwischen Nordsee und

Kaukasus. Regensburger Beitr. Prähistor. Arch. I (Bonn1994), 383-447; dies./G. Tomedi, Zum ältestenZaumzeug aus Frög. In: P. Anreiter/L. Bartosiewicz/E.Jerem/W. Meid (Hrsg.), Man and Animal World.Archaeolingua 8 (Budapest 1998), 367-382; C.Metzner-Nebelsick, Gefäße mit basaraboider Ornamen-tik aus Frög. In: Universitätsforsch. Prähist. Arch. 8(Innsbruck 1992), 349-383. - Die Forschungen Metz-ner-Nebelsicks referiert G. Tomedi, Das hallstattzeitli-che Gräberfeld von Frög. Archaeolingua 14 (Budapest2002), 138 ff. u. 223 ff.

19 Metzner-Nebelsick, Gefäße 1992 (Anm. 18); A. Eibner,Der Donau-Drave-Save-Raum im Spiegel gegenseitigerEinflussnahme und Kommunikation in der frühenEisenzeit. In: A. Lippert (Hrsg.), Die Drau-, Mur- undRaab-Region im 1. vorchristlichen Jahrtausend. Uni-versitätsforsch. Prähist. Arch. 78 (Bonn 2001), 181—190.

20 St. Foltiny, Zum Problem der Kulturbeziehungen zwi-schen den mittel- und südeuropäischen Reitervölkernund der Bevölkerung Nordostitaliens am Beginn derFrüheisenzeit. Mitt. Anthrop. Ges. Wien 92, 1962, 112-123.

21 Freundl. Hinweis S. Vitri, Triest.22 Kossack, Pferdegeschirr 1954 (Anm. 14), 134 f. u. 162

mit Karte 5; zum Runden Berg J. Kluge, Ein thrako-kimmerischer Trensenknebel vom Runden Berg beiUrach, Kreis Reutlingen. Arch. Korrbl. 16, 1986, 413-417. - Vgl. zu den Pferdchentrensen auch F. W. v. Hase,Etrurien und Mitteleuropa. In: L. Aigner-Foresti(Hrsg.), Etrusker nördlich von Etrurien. Sitzungsber.Österr. Akad. Wiss., phil.-hist. Kl. 589 (Wien 1992),235-266, bes. 247 ff.

23 Seeboden: H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chronologieder Urnenfelderzeit nördlich und südlich der Alpen.Röm.-German. Forsch. 22 (Berlin 1959), 283, Taf. 145,A2. - Treffeisdorf: Ebd. 283, Taf. 144, B7. - Vgl.Gabrovec, Verbindungen 1981 (Anm. 17), 163 Abb. 2,16 u. 20; Ch. F. E. Pare, Beiträge zum Übergang von derBronze- zur Eisenzeit in Mitteleuropa. Jahrb. Röm.-German. Zentralmus. 45, 1998, 293-483, bes. 356 ff.(demnach Seeboden: Horizont V [Ha B3], Treffeisdorf:Horizont VI [Ha Cl]).

24 M. Gustin, Mahaire. In: Situla 14-15 (Ljubljana 1974),77-94; Tomedi, Frög 2002 (Anm. 18), 111 ff., Taf. 84,13.

25 T. Knez, Novo mesto III. Carniola Arch. 3 (Novo mesto1993), 42 f., Taf. 16-20.

26 R. Wedenig, Vorbericht über die Ausgrabung 1991 imhallstattzeitlichen Hügelgräberfeld von Führholz inUnterkärnten. Carinthia I 183, 1993, 129-149, bes. 135ff. Abb. 12, a; ders., Das hallstattzeitliche Gräberfeldvon Führholz in Unterkärnten. Arch. Österreichs 10/2,1999, 13 f. Abb. 8, 14; ders., Zehn Jahre Gräberarchäo-logie in Führholz - eine kurze Übersicht. In: R. Wede-nig (Hrsg.), Hallstattkultur im Trixnertal (Völkermarkt

34 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 21: Rudolfinum_2007_0015-0036

2005), 19-33, bes. 27 f. Abb. 17; C. Metzner-Nebelsick,„Thrako-kimmerische" Fundkomplexe zwischen derSüdoststeiermark, Südwest-Transdanubien und Nord-kroatien und ihre Bedeutung für die Kulturentwicklungwährend der frühen Eisenzeit. In: Lippert, Drau-, Mur-und Raab-Region 2001 (Anm. 19), 137-154, bes. 144Abb. 7.

27 B. Maräz, Zur Frühhallstattzeit in Süd-Pannonien. AJanus Pann. Müz. Evkönyve 23, 1978, 145 ff.; Kossack,Kimmerische Bronzen 1980 (Anm. 5), 133 f:, ders.,Mitteleuropa 1995 (Anm. 4), 63 Abb. 58, 10-17;Terzan, Early Iron Age 1990 (Anm. 18), 152 f. Abb. 36;Metzner-Nebelsick, Fundkomplexe 2001 (Anm. 26),142 ff.; I. Gabor, Hallstattzeitliche Hügelgräber inWestungarn. In: H. D. Galter/D. Kramer (Hrsg.), DerGräberfund von Kleinklein im europäischen Kontext(Graz 2007), 98-122, bes. 104 f.

28 Kossack, Pferdegeschirr 1954 (Anm. 14), 137 Abb. 14,3 (Gamöv); ders., Kimmerische Bronzen 1980 (Anm.5), 133; V. Podborsky, Mähren in der Spätbronzezeitund an der Schwelle zur Eisenzeit. Opera Univ.Brunensis, Fac. Phil. 142 (Brno 1970), 155 Abb. 25, 1-2, Taf. 35, 5-11 u. 76, 6; Metzner-Nebelsick,Fundkomplexe 2001 (Anm. 26), 138 ff. Abb. 1.

29 Gabrovec, Verbindungen 1981 (Anm. 17), 161 f. Abb.2, 15; Metzner-Nebelsick, Fundkomplexe 2001 (Anm.26), 148 Abb. 10.

30 M. Kaus, Kimmerischer Pferdeschmuck im Karpaten-becken - das Stillfrieder Depot aus neuer Sicht. Mitt.Anthrop. Ges. Wien 118-119, 1988-1989, 247-257.

31 J. Szombathy, Drei eigenthümliche Bronzeschwerter.Mitt. Anthrop. Ges. Wien 18, 1888, [16] Abb. 5; Terzan,Early Iron Age 1990 (Anm. 18), 191; M. Fera,Hallstattzeitliche Höhensiedlungen und Hügelgräber.In: Wedenig, Trixnertal 2005 (Anm. 26), 9-18, bes. 14f. - Vgl. vor allem das Schwert aus dem Reitergrab vonKlin-Jar/186 (Kossack, Neufunde 1994 [Anm. 11], bes.23 Abb. 5, AI; hier Abb. 8, 14).

32 Kossack, Neufunde 1994 (Anm. 11), 21 Abb. 6.33 L. Salzani, in: F. Marzatico/P. Gleirscher (Hrsg.),

Guerrieri, Principi ed Eroi fra il Danubio e il Po dallaPreistoria all'Alto Medioevo (Trento 2004), 616 f. Abb.5.21.

34 Kemenczei, Ostungarn 1981 (Anm. 14), 84; ders., APrügyi koravaskori kincslelet. Comm. Arch. Hung. I,1981, 29 ff.; Kossack, Neufunde 1994 (Anm. 11), 21(mit Hinweis auf Grab 1 aus Kislovodsk [ebd. 21 Abb.7]); ders. Mitteleuropa 1995 (Anm. 4), 61 ff. Abb. 58,1-9. - Zur Rezeption östlicher Statussymbole: C.Metzner-Nebelsick, Abschied von den „Thrako-Kimmeriern"? In: Das Karpatenbecken und die osteuro-päische Steppe. Prähist. Arch. Südosteuropa 12, 1998,361-422, bes. 409 ff.

35 V. Hase, Etrurien und Mitteleuropa 1992 (Anm. 22).36 H. Parzinger, Die Skythen (München 2004). - Vgl.

auch E. V. Cernenko, Eisengepanzerte „Ritter" der sky-

thischen Steppe. In: R. Rolle/M. Müller-Wille/K.Schitzel (Hrsg.), Gold der Steppe. Archäologie derUkraine (Schleswig 1991), 131-135.

37 A. Vulpe, Descoperirile hallstattiene din zona Aiudului.Thraco-Dacia 5, 1984, 36-63; ders., Die Kurzschwer-ter, Dolche und Streitmesser der Hallstattzeit in Rumä-nien. Prähistor. Bronzefunde VI, 9 (München 1990),127 ff.; B. Terzan, Auswirkungen des skythisch gepräg-ten Kulturkreises auf die hallstattzeitlichen Kultur-gruppen Pannoniens und des Ostalpenraumes. In: B.Hänsel/J. Machnik (Hrsg.), Das Karpatenbecken unddie osteuropäische Steppe. Prähist. Arch. Südosteuropa12 (München-Rahden/Westf. 1998), 511-560, bes. 513ff.

38 A. Hellmuth, Pfeilspitzen. Untersuchungen zu densogenannten skythischen Pfeilspitzen aus der befestig-ten Höhensiedlung von Smolenice-Molpfr. In: Uni-versitätsforsch. Prähist. Arch. 128 (Bonn 2006), 7-204.

39 W. Kimmig/E. Gersbach, Die Grabungen auf derHeuneburg 1966-1969. Germania 49, 1971, 21-91, bes.49 ff.

40 M. Pärducz, Probleme der Skythenzeit im Karpaten-becken. Acta Arch. Hungarica 25, 1973, 27-65; J.Chochorowski, Die Vekerzug-Kultur. Prace Arch. 36(Warzawa-Kraköw 1985); Terzan, Auswirkungen 1998(Anm. 37), 513 ff.; T. Kemenczei, Zu den östlichenBeziehungen der skythenzeitlichen Alföld-Gruppe.Comm. Arch. Hungariae 2005, 177-211.

41 W. M. Werner, Eisenzeitliche Trensen an der unterenund mittleren Donau. Prähist. Bronzefunde XVI, 4(München 1988), 12 ff.

42 M. Pärducz, Graves from the Scythian age at Ärtänd(County Hajdu-Bihar). Acta Arch. Acad. Scient.Hungaricae 17, 1965, 137-231; ders., Early ScythianAge Grave at Ärtänd. Inv. Arch. Ungarn 3 (Bonn 1971),U19; T. Kemenczei, Denkmäler skythisch geprägterEliten im Donau-Theiß-Gebiet. In: Im Zeichen des gol-denen Greifen. Königsgräber der Skythen (München -Berlin-London-New York 2007), 310-317, bes. 314 f.

43 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 525 f. Abb. 9.44 Z. Bukowski, Die westliche Ausdehnung der sog. sky-

thischen Einwirkungen in Mitteleuropa und ihr Charak-ter. In: Die Hallstattkultur (Linz 1981), 333-356, bes.335 ff.; H. Parzinger/S. Stegmann-Rajtär, Smolenice-Molpir und der Beginn der skythischen Sachkultur inder Südwestslowakei. Praehist. Zeitschr. 63, 1988, 162—178; A. Hellmuth, Smolenice-Molpfr im Licht skythi-scher Angriffe auf die hallstattzeitlichen Siedlungennördlich und südlich der Mährischen Pforte. SlovenskäArch. 54, 2006, 191-208. - H. Parzinger (Berlin) weistauf die Existenz einer Gussform für dreiflügeligePfeilspitzen hin, die sich auch in die hier vorgetrageneArgumentation einfügen lässt.

45 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 346 f. Abb.9-10; Parzinger, Vettersfelde (Anm. 8), 214.

46 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 333-356.

ABTEILUNG FÜR U R - UND FRÜHGESCHICHTE I 35

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at

Page 22: Rudolfinum_2007_0015-0036

47 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 340 Abb. 4.48 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 347 Abb. 11.49 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 341 f. Abb. 5.50 Bukowski, Einwirkungen 1981 (Anm. 44), 343 f. Abb. 8.51 Vgl. Anm. 10.52 Insofern ist die Situation nicht dem awarischen

Schatzfund von Vrap in Albanien zu vergleichen, wieParzinger erwogen hat: Parzinger, Vettersfelde 1993(Anm. 8), 218 f.

53 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 511 ff. u. 518ff.; P. Gleirscher, Eisenzeitliche Höhensiedlungen inKärnten im Lichte von Fragen nach Wirtschaft, Machtund Strategie. In: A. Krenn-Leeb (Hrsg.), Wirtschaft,Macht und Strategie - Höhensiedlungen und ihreFunktionen in der Ur- und Frühgeschichte. Arch. Öster-reichs Spezial 1 (Wien 2006), 223-232, bes. 228 f.

54 Ausführlich Teiian, Auswirkungen 1998 (Anm. 37),526 ff. - Vgl. auch M. Egg, Waffen eisenzeitlicherKrieger im Südostalpenraum. Jahrb. Röm.-German.Zentralmus. Mainz 31, 1984, 612 f.

55 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 527; M.Gustin/A. Preloznik, Sajevce. An Iron Age barrowcemetery at the Krka River. Arheol. vestnik 56, 2005,113-168, bes. 164 ff.

56 O.-H. Frey, Ein Zierstück der späten Hallstattzeit vonder Magdalenska gora bei Smarje. In: Die Hallstatt-kultur 1981 (Anm. 4), 227-240.

57 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 519 f.; M.Simek, Weitere Aspekte vom Grabhügel II in Jalzabetbei Varazdin. In: Lippert, Drau-, Mur- und Raab-Region2001 (Anm. 19), 311-318; dies., Martijanec-Kaptol-Gruppe. In: Ratnici na razmedu istoka i zapada /Krieger am Scheideweg zwischen Ost und West(Zagreb 2004), 115 ff. u. 305 ff.; dies., Die Fürsten-gräber der älteren Eisenzeit in Nordkroatien. In:Galter/Kramer, Gräberfunde 2007 (Anm. 27), 123-153,bes. 140 ff.

58 Vgl. die Gräber von Ul' im Kaukasus: Parzinger,Skythen 2004 (Anm. 36), 119.

59 Hellmuth, Pfeilspitzen 2006 (Anm. 38); dies.,Smolenice-Molpir 2006 (Anm. 44).

60 S. Tecco Hvala/J. Dular/E. Kocuvan, EisenzeitlicheGrabhügel auf der Magdalenska gora. Kat. in monogr.36 (Ljubljana 2004), 129, Taf. 23-27.

61 M. Gustin, Libna. Posavski muzej Brezice (Brezice1976), 44, Taf. 57, 2-10.

62 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 529, Taf. 11.63 Gustin, Libna 1976 (Anm. 61), Taf. 60-61.64 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 528 f.65 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 529.66 B. Terzan, Heros der Hallstattzeit. In: C. Becker et al.

(Hrsg.), Chronos. Festschr. B. Hansel, Internat. Arch.,Studia honoraria I (Espelkamp 1997), 653-669, bes.667 ff.; dies., Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 530.

67 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 530 ff.; P.Gleirscher, Spätbronze- und eisenzeitliche Fundstellenum Warmbad Villach. Neues aus Alt-Villach/Jahrb.Stadtmus. 34, 1997, 55-86, bes. 79 Abb. 13, 10-11;ders., Eine Trense skythischen Typs aus Landskron beiVillach. Neues aus Alt-Villach/Jahrb. Stadtmus. 40,2003, 25-37.

68 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 531 ff.; P.Gleirscher, Das Grab eines namenlosen Königs inWaisenberg. In: Wedenig, Trixnertal 2005 (Anm. 26),59-76, bes. 67 f.

69 R. Wedenig, Vorbericht über die Ausgrabung 1997 imhallstattzeitlichen Gräberfeld von Führholz inUnterkärnten. Carinthia I 188, 1998, 31-49, bes. 38 ff.Abb. 8 (Hügel 84/1); ders., Vorbericht über dieAusgrabung 1998 und 1999 im hallstattzeitlichenGräberfeld von Führholz in Unterkärnten. Carinthia I190, 2000, 11-38, bes. 14 ff. Abb. 5 (Hügel 106) und 26Abb. 14 (Grab 113); Gleirscher, Waisenberg 2005(Anm. 68), 63 Abb. 11.

70 M. Egg, Eine thrako-skythische Streitaxt aus Hallstatt.Arch. Korrbl. 8, 1978, 111-117; A. Kern, NeueAusgrabungen auf dem Salzberg in Hallstatt. Arch.Österreichs 8, 1997 (Sonderheft), 58-65, bes. 63.

71 Egg, Streitaxt 1978 (Anm. 70).72 Terzan, Auswirkungen 1998 (Anm. 37), 533 ff. - Zur

Diskussion um den Einfluss der Skythen auf die früh-keltische Kunst V. Megaw, Early Celtic art withoutScythians A review. In: H. Dobrzanska/V. Megaw/P.Poleska (Hrsg.), Celts on the Margin. Festschr. Z.Wozniak (Krakow 2005), 33^7.

73 Parzinger, Vettersfelde 1993 (Anm. 8), 217.74 Metzner-Nebelsick, Kimmerier 2000 (Anm. 6), 520 f.75 G. Gazdapuztai, Beziehungen zwischen den präskythi-

schen Kulturen des Karpatenbeckens und desNordkaukasus. Acta Antiaue et Arch. Szeged 5, 1963,5-40; Metzner-Nebelsick, Kimmerier 2000 (Anm. 6),519.

36 I ABTEILUNG FÜR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.biologiezentrum.at