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Sehr geehrte Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen! Vor etwas über einem Jahr ist das letzte Rundschreiben des För- dervereins erschienen. Auch in dieser Ausgabe wollen wir die ver- gangene Zeit Revue passieren lassen, zugleich jedoch hier und da auch einen Blick in die Zukunft werfen. Vor der kurzen Zusam- menfassung dessen, was Sie thematisch in diesem Rundschreiben erwartet, möchte ich, Mikko Wirth, mich Ihnen jedoch als neuer Volontär der Gedenkstätte Sachsenhausen vorstellen. Wie auch alle meine Vorgänger stehe ich Ihnen bei Fragen, Mitteilungen und Anregungen als Ansprechpartner gern zur Verfügung. Meine Kontaktdaten finden Sie auf Seite 15. Ich freue mich darauf, viele von Ihnen auch persönlich kennen zu lernen. Unter der Rubrik „Vereinsleben“ berichten wir dieses Mal über die letzte Mitgliederversammlung sowie über die Ehrung unseres Vereins für die Unterstützung eines Begegnungsprojekts. Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe ist der 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen, waren es doch für alle Beteiligten vier beeindruckende Tage, die noch lange in Erinnerung bleiben wer- den. Der „Geschichtspark Klinkerwerk“ sowie anstehende Bau- maßnahmen in der Gedenkstätte sind weitere Themen, ebenso der Ausgang der Grabungen in Jamlitz/Lieberose. Im Porträt stel- len wir Ihnen das Mitglied unseres Vereins Roger Bordage vor. Da die DVD „Das kann sich keiner vorstellen… Sachsenhausen“ mittlerweile von unserem Förderverein vertrieben wird, widmen wir auch dieser einen Artikel. Berichten wollen wir außerdem über eine große Sonderausstellung, in deren Mittelpunkt polni- Ausgabe 15 | November 2010 sche Professoren und Geistliche sowie tschechische Studenten im KZ Sachsen- hausen standen, und über den Besuch des polnischen Staatspräsidenten und des Bundespräsidenten. Zudem erhalten Sie die neuesten Informationen über die Fertigstellung des Totenbuchs zum Spe- ziallager, das auf der Gedenkveranstaltung des Speziallagers druckfrisch präsentiert wurde. Einen Blick ins Nachbarbundes- land werfen wir mit Neuigkeiten über die Gedenkstätte Lichtenburg und die Stif- tung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, bevor Sie neben dem Verlauf der Gedenk- veranstaltung zum 27. Januar auch mehr über den ersten Kriegswinter 1939/40 im KZ Sachsen- hausen erfahren. Anlass unseres letzten Beitrags ist die traurige Nachricht, dass Pierre Gouffault, den wir noch in der letzten Ausgabe des Rundschreibens zusam- men mit seiner Frau Lucien- ne porträtierten, im Dezem- ber 2009 verstorben ist. Die Zeit schreitet voran und auch zukünftig wird es nicht zuletzt an der Arbeit der Gedenkstätten liegen, dass folgende Generationen über die dunklen Seiten der Geschichte aufgeklärt und die Opfer nicht vergessen wer- den. Dafür, dass Sie diese Ar- beit materiell und ideell un- terstützen, sei Ihnen abschließend noch- mals herzlich gedankt. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Mikko Wirth Zeichen des Gedenkens am 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen (Foto: Stefan Eberhardt) Rundschreiben

Rundschreiben 15/2010 3 - stiftung-bg.de · sen, Wladimir Woewodschenko. Der weitere Nachmittag stand ganz im Zeichen der Begegnung mit Überlebenden des KZ Sachsenhausen. Neben zahlreichen

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Sehr geehrte Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde

der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen!

Vor etwas über einem Jahr ist das letzte Rundschreiben des För-dervereins erschienen. Auch in dieser Ausgabe wollen wir die ver-gangene Zeit Revue passieren lassen, zugleich jedoch hier und daauch einen Blick in die Zukunft werfen. Vor der kurzen Zusam-menfassung dessen, was Sie thematisch in diesem Rundschreibenerwartet, möchte ich, Mikko Wirth, mich Ihnen jedoch als neuerVolontär der Gedenkstätte Sachsenhausen vorstellen. Wie auchalle meine Vorgänger stehe ich Ihnen bei Fragen, Mitteilungenund Anregungen als Ansprechpartner gern zur Verfügung. MeineKontaktdaten finden Sie auf Seite 15. Ich freue mich darauf, vielevon Ihnen auch persönlich kennen zu lernen.

Unter der Rubrik „Vereinsleben“ berichten wir dieses Mal überdie letzte Mitgliederversammlung sowie über die Ehrung unseresVereins für die Unterstützung eines Begegnungsprojekts. EinSchwerpunkt dieser Ausgabe ist der 65. Jahrestag der Befreiungdes KZ Sachsenhausen, waren es doch für alle Beteiligten vierbeeindruckende Tage, die noch lange in Erinnerung bleiben wer-den. Der „Geschichtspark Klinkerwerk“ sowie anstehende Bau-maßnahmen in der Gedenkstätte sind weitere Themen, ebensoder Ausgang der Grabungen in Jamlitz/Lieberose. Im Porträt stel-len wir Ihnen das Mitglied unseres Vereins Roger Bordage vor. Dadie DVD „Das kann sich keiner vorstellen… Sachsenhausen“mittlerweile von unserem Förderverein vertrieben wird, widmenwir auch dieser einen Artikel. Berichten wollen wir außerdemüber eine große Sonderausstellung, in deren Mittelpunkt polni-

Ausgabe 15 | November 2010

sche Professoren und Geistliche sowietschechische Studenten im KZ Sachsen-hausen standen, und über den Besuch despolnischen Staatspräsidenten und desBundespräsidenten. Zudem erhalten Siedie neuesten Informationen über dieFertigstellung des Totenbuchs zum Spe-ziallager, das auf der Gedenkveranstaltungdes Speziallagers druckfrisch präsentiertwurde. Einen Blick ins Nachbarbundes-land werfen wir mit Neuigkeiten über dieGedenkstätte Lichtenburg und die Stif-tung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt,bevor Sie neben dem Verlauf der Gedenk-veranstaltung zum 27. Januar auch mehr

über den ersten Kriegswinter1939/40 im KZ Sachsen-hausen erfahren. Anlassunseres letzten Beitrags istdie traurige Nachricht, dassPierre Gouffault, den wirnoch in der letzten Ausgabedes Rundschreibens zusam-men mit seiner Frau Lucien-ne porträtierten, im Dezem-ber 2009 verstorben ist.

Die Zeit schreitet voranund auch zukünftig wird esnicht zuletzt an der Arbeitder Gedenkstätten liegen,dass folgende Generationenüber die dunklen Seiten derGeschichte aufgeklärt unddie Opfer nicht vergessen wer-den. Dafür, dass Sie diese Ar-beit materiell und ideell un-

terstützen, sei Ihnen abschließend noch-mals herzlich gedankt.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

IhrMikko Wirth

Zeichen des Gedenkens am 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen(Foto: Stefan Eberhardt)

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2 | Aus dem Vereinsleben

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

Mitgliederversammlung des Fördervereins

SEINE JÄHRLICHE MITGLIEDERVERSAMMLUNG HIELT DER FÖRDERVEREIN AM12. DEZEMBER AB. WIEDER EINMAL WURDE DEUTLICH, DASS DER VEREIN EINEWICHTIGE IDEELLE UND MATERIELLE STÜTZE DER GEDENKSTÄTTE UND DESMUSEUMS SACHSENHAUSEN IST.

Vor der offiziellen Jahresversammlungdes Fördervereins bot sich den Mitgliederndie Möglichkeit, von Prof. Dr. GünterMorsch durch die kurz zuvor neu eröffne-te Sonderausstellung „Vergessene Vernich-tung? Polnische und tschechische ‚Intelli-genz’ in den Konzentrationslagern Sach-senhausen und Ravensbrück zu Beginn desZweiten Weltkriegs“ geführt zu werden.Nach einer anschließenden Stärkung durcheinen Mittagsimbiss berichtete Dr. AdamKönig im Rahmen eines Zeitzeugenge-sprächs eindrücklich über seine Erlebnisseals Häftling des KZ Sachsenhausen.

Nachdem sich die teilnehmenden Mit-glieder schließlich um 15 Uhr im Konfe-renzraum der Stiftung BrandenburgischeGedenkstätten zum offiziellen Teil der Jah-resversammlung eingefunden hatten, wur-den sie vom Vorstandsvorsitzenden Dr.Klaus Schütz herzlich begrüßt. Dieser über-gab nach einer kurzen Ansprache Vorstands-mitglied Prof. Dr. Günter Morsch das Wort,der in einer Jahresbilanz über die Entwick-lungen und vielfältigen Aktivitäten desFördervereins sowie die Arbeit der Gedenk-stätte berichtete.

Im Jahr 2009 konnte der Fördervereinden Beitritt von sechs neuen Mitgliedernverzeichnen, während zugleich vier Mit-glieder aus dem Förderverein ausschieden.

Förderverein geehrt

IN DER LETZTEN AUSGABE UNSERESRUNDBRIEFS INFORMIERTEN WIRÜBER DAS NEUE ZEITZEUGENARCHIVIM LERNZENTRUM DES MUSEUMS„HÄFTLINGSKÜCHE“ IN DERGEDENKSTÄTTE SACHSENHAUSEN,DAS AM 22. APRIL 2009 WÄHRENDDER VERANSTALTUNGEN ZUM 64.JAHRESTAG DER BEFREIUNG DES KZSACHSENHAUSEN ERÖFFNET WURDE.

In der interaktiv-multimedialen Präsen-tation berichten insgesamt 13 Überlebendedes KZ Sachsenhausen über ihre Erinne-rungen und Erfahrungen. Die ihr zugrun-de liegenden Interviews entstanden größ-tenteils im April 2008 im Rahmen eines

von unserem Verein organisierten und un-terstützten Begegnungsprojekts anlässlichder Eröffnung der Ausstellung „Das KZSachsenhausen 1936 bis 1945. Ereignisseund Entwicklungen“ im Museum in derehemaligen Häftlingsküche. Schülerinnenund Schüler des Georg-Mendheim-Ober-stufenzentrums hatten die Interviews mitehemaligen Häftlingen des KZ Sachsen-hausen geführt.

Für die Förderung des Begegnungsprojektswurde dem Förderverein am 29. Septem-ber 2009 der Georg-Mendheim-Preis desOberstufenzentrums verliehen. Neben ei-nem Pokal in Form einer selbst getöpfer-ten Eule, einer Urkunde und Blumensträu-ßen gab es auch ein kleines Preisgeld, wel-ches der Förderverein der Bibliothek derGedenkstätte Sachsenhausen spendete. �

Bei der Preisverleihung im Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum in Oranienburg (Foto:Jörg Waßmer)

Als eine erfolgreiche Intervention in aktuel-le geschichtspolitische und erinnerungs-kulturelle Debatten ist der „Jour Fixe“ desFördervereins zu einem „Stasi- und Dikta-turbeauftragten“ für das Land Brandenburghervorzuheben, über dessen Verlauf be-reits in der letzten Ausgabe des Rundbriefsausführlich berichtet wurde. Auf der Mit-gliederversammlung konnte nunmehr dieerfreuliche Nachricht verkündet werden,dass der Gesetzesentwurf in wesentlichenPunkten geändert wurde und es in Bran-denburg keinen für beide Diktaturen zu-ständigen Beauftragten geben wird. Diekritische Diskussion mit den Vertreterin-nen und Vertretern der Landtagsfraktionenhat zweifelsohne zu dieser Entwicklungbeigetragen.

Prof. Morsch verwies des weiteren aufdie Veränderungen, die nach einem Briefdes Vorstandes an die damalige MinisterinProf. Dr. Wanka in das lange Zeit stagnie-rende Projekt des Geschichtsparks Klinker-werk in Gang gekommen sind. Die aktuel-len Entwicklungen sind Thema einesgesonderten Artikels in diesem Rundbrief.

Weiterhin erfolgreich lief auch im Jahr2009 der Vertrieb der CD-Rom „Häftlings-alltag im KZ Sachsenhausen 1936-1945“.Wie von der Mitgliederversammlung imJahr zuvor beschlossen, ist nun auch die

DVD „Das kann ich keinervorstellen… Sachsenhausen“beim Förderverein erhältlich.

Schließlich konnte Prof.Morsch auf der Jahresver-sammlung bekannt geben,dass dem Förderverein am29. September 2009 derGeorg-Mendheim-Preis desgleichnamigen Oberstufen-zentrums verliehen wurde. �

Während der Mitgliederversammlung (Foto: Jörg Waßmer)

65. Jahrestag der Befreiung | 3

Ausgabe 15 | 2010

65. Jahrestag der Befreiung der Häftlingedes KZ Sachsenhausen

MIT ZAHLREICHEN VERANSTALTUNGEN WURDE IN DER GEDENKSTÄTTESACHSENHAUSEN IN DER ZEIT VOM 16. BIS 19. APRIL 2010 AN DIE BEFREIUNGDES KONZENTRATIONSLAGERS VOR 65 JAHREN ERINNERT. DAZU WURDENAUCH RUND 300 ÜBERLEBENDE UND BEGLEITPERSONEN AUS ALLER WELT EIN-GELADEN. AUFGRUND DES VULKANAUSBRUCHS AUF ISLAND UND DEN DAMITVERBUNDENEN FLUGAUSFÄLLEN KONNTE JEDOCH ETWA EIN DRITTEL DERGELADENEN EHEMALIGEN HÄFTLINGE NICHT ANREISEN. DIE GEKOMMENWAREN, ERWARTETE EIN UMFANGREICHES PROGRAMM.

Nach einer umfassenden Neugestaltungwurde am Freitag, 16. April 2010, die Ge-denkstätte Todesmarsch im Belower Waldmit der neuen Open-Air-Ausstellung „April1945: Der Todesmarsch der Häftlinge desKZ Sachsenhausen“ wiedereröffnet. An derEröffnungs- und Gedenkveranstaltung nah-men rund 800 Menschen teil, darunter 100Überlebende des KZ Sachsenhausen. Einigevon ihnen waren auch vor 65 Jahren, imFrühjahr 1945, dabei, als die SS den Befehlzur Räumung des Lagers gab und die nochGehfähigen auf den Todesmarsch in Rich-tung Norden trieb.

Die Open-Air-Ausstellung informiert auftransluzenten Glasstelen mit Texten undBildern über die Geschichte des Todesmar-sches. Mit einer klimatisierten Vitrine, inder originale Fundstücke aus dem BelowerWald gezeigt werden, setzt sie Maßstäbefür Ausstellungen im Freiraum. Das ehe-malige Museumsgebäude beherbergt nuneine Projektwerkstatt, denn ein Schwer-punkt der zukünftigen Arbeit wird die pä-dagogische Vermittlung sein. Eingerahmtdurch das 1975 errichtete und nun sanier-te Denkmal, die Projektwerkstatt und dieOpen-Air-Ausstellung steht im Zentrum undnahezu unberührt das eigentliche Hauptex-ponat: der Wald, in dem die Häftlinge wäh-rend des Todesmarschs lagern mussten.Nur vereinzelt finden sich hier Schildermit Erläuterungen, wenn etwa Einritzun-gen in der Rinde der Bäume nur nochschwer zu entziffern sind. Übrigens han-delt es sich bei dem Ensemble um die ein-zige Ausstellung, die sich gleichzeitig inzwei Bundesländern befindet: Währenddie neue Open-Air-Ausstellung in Mecklen-burg-Vorpommern steht, liegt der Wald be-reits im Nachbarbundesland Brandenburg.

Der folgende „Tag der Begegnung“ am17. April begann in der Gedenkstätte Sach-senhausen erneut mit einer Ausstellungs-eröffnung: Im ehemaligen Zellenbau erin-nert die Ausstellung „Georg Elser: Sonder-häftling im KZ Sachsenhausen 1940 bis1945“ an den 65. Jahrestag der Ermordungdes Hitler-Attentäters am 9. April 1945 imKZ Dachau. Die dokumentarische Ausstel-lung legt den Schwerpunkt auf die HaftzeitElsers im Zellenbau des KZ Sachsenhau-sen. Im Rahmen der Eröffnungsveranstal-tung, die vor dem Zellenbau stattfand,sprach der Leiter der Gedenkstätte Deut-

scher Widerstand in Berlin, Prof. Dr. Johan-nes Tuchel, über Elsers Motive und dieRezeption seiner Tat nach 1945.

Aller guten Dinge drei, wurde am frühenNachmittag die Ausstellung „Das kann mangar nicht begreifen, dass man plötzlich freiist“ (Zvi Steinitz) mit Bildern und Berich-ten zur Befreiung der Häftlinge des KZSachsenhausen eröffnet. Entlang der ehe-maligen Lagerstraße zeigen 13 großforma-tige Collagen Fotos und Zitate, die die Be-freiung des KZ Sachsenhausen sowie dieTage und Wochen danach dokumentieren.Während sich die skandinavischen Häft-linge auf dem sicheren Weg nach Schwe-den befanden und Zehntausende Häftlingeauf „Todesmärsche“ getrieben wurden,befreiten sowjetische und polnischen Sol-daten die zurückgebliebenen kranken Häft-

linge im Hauptlager. Auch nach der Be-freiung starben noch Hunderte. Der Freudeüber die Befreiung standen Erschöpfungnach dem unsäglichen Leid und Trauerüber die Verstorbenen gegenüber. Anläss-lich der Eröffnung sprachen Stiftungsdirek-tor Prof. Dr. Günter Morsch und der ukra-inische Überlebende des KZ Sachsenhau-sen, Wladimir Woewodschenko.

Der weitere Nachmittag stand ganz imZeichen der Begegnung mit Überlebendendes KZ Sachsenhausen. Neben zahlreichenangemeldeten Zeitzeugengesprächen be-stand für Besucher die Möglichkeit, spon-tan mit ehemaligen Häftlingen ins Gesprächzu kommen. Außerdem wurde ein vielfäl-tiges Kulturprogramm angeboten. Im Be-sucherzentrum fand ein von der General-sekretärin des Internationalen Sachsenhau-

Zahlreiche Menschen kamen zur Eröffnungs- und Gedenkveranstaltung in die GedenkstätteTodesmarsch im Belower Wald. (Foto: Stefan Eberhardt)

4 | 65. Jahrestag der Befreiung

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

sen Komitees, Sonja Reichert, moderiertesGesprächsforum für Angehörige von ehe-maligen Häftlingen des KZ Sachsenhausenstatt. Im Rahmen des „Tages der Begeg-nung“ erlebte der belgische Dokumentar-film „Ich habe Glück gehabt, wie man eskaum beschreiben kann“ seine Premiere.Protagonist ist der belgische Überlebendeder Konzentrationslager Flossenbürg undSachsenhausen, Charles Dekeyser, der beider Filmpremiere anwesend war.

Der „Tag der Begegnung“, der mehr als1.000 Menschen in die Gedenkstätte Sach-senhausen führte, endete mit der Verleih-ung des „Oranienburger Toleranzpreises“an das langjährige Projekt „Lernen undArbeiten in der Gedenkstätte Sachsenhau-sen“, das durch das Ausbildungszentrum

Alwin-Lonke-Straße in Bremen initiiertwurde und seit rund zehn Jahren gemein-sam mit dem Oberstufenzentrum Hennigs-dorf durchgeführt wird. Die Auszeichnungwurde erstmals von der Stadt Oranien-burg und der Gedenkstätte Sachsenhau-sen vergeben.

Der einem katholischen Elternhaus ent-stammende Niederländer Peter JosefSnep, Jahrgang 1921, wurde 1942 zu-sammen mit seinem Vater wegen Flucht-hilfe für verfolgte Juden festgenommen.Nach mehreren Haftorten wurden sieschließlich in das KZ Sachsenhausenüberführt und dort sofort dem Schuh-läuferkommando zugeteilt, in dem dieHäftlinge den ganzen Tag über die Schuh-prüfstrecke auf dem Appellplatz mar-schieren mussten. Nur der Umstand,dass er selbst ein trainierter Sportlerund sein Vater ein begeisterter Wande-rer gewesen sei, habe sie das Komman-do überleben lassen, berichtete Snep.Nach einigen Wochen erfolgte die Über-stellung in das Außenlager Lichterfelde,wo beide das Glück hatten, meistens imInneren arbeiten zu können, wo sie vorKälte und der SS sicherer waren als dieHäftlinge, die im Freien arbeiten mus-sten. Am 7. Mai 1943 wurde Snep ausdem KZ entlassen und zurück nachAmsterdam geschickt, wo er sich zurZwangsarbeit melden sollte. Aber statt-dessen nutzte er die Gelegenheit, um inAmsterdam unterzutauchen. Auch SnepsVater wurde Ende 1943 aus dem KZ ent-lassen, ohne die Gründe dafür zu erfah-ren. Vater und Sohn unterstützten wei-ter den Widerstand gegen die deutschenBesatzer. Bis zur Befreiung Amsterdamsdurch die Briten Anfang 1945 bliebSnep im Untergrund.

Mark Tilevich kam 1922 in Moskauzur Welt. Nach dem Ende der Schulzeitwurde er zur Armee einberufen. Im Juli1941, einen Monat nach dem deutschenÜberfall auf die Sowjetunion, wurde erverwundet und geriet in deutscheKriegsgefangenschaft. Er durchlief ver-schiedene Kriegsgefangenenlager undlief täglich Gefahr, als Jude rassistischenSelektionen zum Opfer zu fallen. Dochder Lagerführung gelang es nicht, Be-weise für seine jüdische Herkunft zu fin-den. Mehrere Fluchtversuche scheiter-ten, so dass er in das Gestapogefängnisin Nienburg überstellt und schließlicham 20. November 1943 in das KZ Sach-senhausen transportiert wurde, wo manihn als politischen Häftling registrierte.Hier arbeitete er in der Baumannschaftzum Aufbau des Sonderlagers und warLeiter einer geheimen Gruppe, die zurWiderstandsorganisation unter GeneralAleksandr S. Sotow gehörte, und dieSelbstbefreiung bei der Annäherung derRoten Armee plante. Doch die SS erfuhrvom dem geplanten Aufstand und nahmam 2. Februar 1945 willkürlich zahlrei-che sowjetische Offiziere fest. Viele vonihnen wurden ermordet. Als sich we-nige Wochen später die sowjetischenTruppen Sachsenhausen näherten, be-gann die Lagerleitung, das KZ zu räu-men. Die meisten Häftlinge wurden aufden Todesmarsch geschickt, so auchMark Tilevich. Völlig entkräftet wurde eram letzten Tag des „Todesmarsches“ von

seinem Kameraden Nikolaj Muraschkogeschleppt. Mit Nikolaj Muraschko ver-band Mark Tilevich eine langjährigeFreundschaft.

Geboren 1921 in Bratislava, wuchs MaxStern in einer traditionsbewusstendeutschsprachigen jüdischen Familie auf.Zwar war es für seinen Vater, der einKurzwarengeschäft betrieb, nicht ein-fach, eine neunköpfige Familie zu ver-sorgen, dennoch, so Max Stern, habe ereine glückliche und friedliche Kindheitgehabt. 1944 wurden die verbliebenenslowakischen Juden derpotiert, seineEltern und zwei jüngere Brüder inAuschwitz ermordet. Max Stern konntesich kurze Zeit verstecken, wurde Ende1944 jedoch gefasst und kam über einSammellager Anfang 1945 in das KZSachsenhausen. Eine eindrückliche Er-fahrung bei der Ankunft war die Ermor-dung eines katholischen Geistlichen,der einen Rosenkranz in seinen Händenhielt. Max Stern kam in das AußenlagerLichtenrade mit 500 Insassen und mus-ste im Berliner Hafen an der Spree ar-beiten. Anfang April wurde das Außen-lager evakuiert, die Häftlinge wieder indas KZ Sachsenhausen zurücktrans-portiert. Von dort ging er am 22. Aprilmit auf den Todesmarsch. Seine Be-freiung erlebte am 7. Mai in Crivitz.Auch ihm rettete ein Mithäftling, Oskar,das Leben - daraus entstand eine lebens-lange Freundschaft.

(l.) Die neue Open-Air-Ausstellung in der Ge-denkstätte Todesmarsch im Belower Wald.Im Hintergrund der Wald, in dem die Häft-linge während des Todesmarschs Halt ein-legten. Er ist der über einen Steg zu errei-chen. (Foto: Stefan Eberhardt)

(r.) Die Gewinner des OranienburgerToleranzpreises mit Mitgliedern der Jury(Foto: Daniela Incoronato)

65. Jahrestag der Befreiung | 5

Ausgabe 15 | 2010

Am Abend fand für die eingeladenen Gäste in der Sporthalle derFachhochschule der Polizei ein Konzert mit anschließendemEmpfang des Landtages Brandenburg und der brandenburgischenLandesregierung mit dem Orchester „BerlinClassicPlayers“ statt,das Werke von Bach und Chopin spielte. Bei dem anschließen-den Empfang des Landtages Brandenburg und der brandenburgi-schen Landesregierung sprachen Landtagspräsident Gunter Fritschund Innenminister Rainer Speer Grußworte.

Den Auftakt am 18. April 2010 bildete ein ökumenischer Gottes-dienst. Um 14 Uhr begannen nach der Begrüßung durch Stiftungs-direktor Prof. Dr. Günter Morsch und die Generalsekretärin desInternationalen Sachsenhausen Komitees, Sonja Reichert, dasdezentrale Gedenken, an dem sich zahlreiche internationale Ko-mitees und Organisationen beteiligten. Auf der zentralen Gedenk-veranstaltung sprachen Roger Bordage, frisch gewählter Präsidentdes Internationalen Sachsenhausen Komitees und Mitglied unseresFördervereins, Ministerpräsident Matthias Platzeck, Bundestags-vizepräsident Dr. Wolfgang Thierse und Romani Rose, Vorsitzen-der des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Dem christlichen

Gebet und dem Kaddisch schloss sich die Kranzniederlegung an,an der sich mehr als 50 Repräsentanten des öffentlichen Lebensund diplomatische Vertretungen beteiligten. Für den Fördervereinlegte Vorstandsmitglied Alice Ströver zusammen mit dem erstkurz zuvor eingetretenen Neumitglied Lars Helmer einen Kranznieder.

Am 19. April 2010 fand im ehemaligen KZ-Außenlager Klinker-werk des KZ Sachsenhausen in Oranienburg die jährliche Gedenk-veranstaltung statt. Finanzminister Dr. Helmuth Markov übergabder Stadt Oranienburg einen Zuwendungsbescheid. Damit kön-nen erste Maßnahmen für die Umsetzung des Gedenkortes Klin-kerwerk beginnen. Am Nachmittag standen Exkursionen zu denehemaligen Außenlagern Schwarzheide, Lieberose, Heinkel undFalkensee auf dem Programm sowie Besuche im Jüdischen Muse-um Berlin, am Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowiein der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, wo eine Gruppeisraelischer Überlebender durch den Berliner KulturstaatssekretärAndré Schmitz begrüßt wurde.

Das Programm endete am Abend mit einem Zeitzeugengesprächim Berliner Abgeordnetenhausen, zu dem unser Förderverein undder Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper, eingela-den hatten. Nach der Begrüßung durch Herrn Momper und dasVorstandsmitglied unseres Fördervereins Alice Ströver berichtetendie Sachsenhausen-Überlebenden Max Stern aus Australien, PeterJosef Snep aus den Niederlanden und Mark Tilevich aus Russlandvor rund 200 Zuhörern über ihre Erinnerungen und Erfahrungen.Das Gespräch wurde von Alfred Biolek moderiert. �

(l.o.) Während des von Alfred Biolek moderierten Gesprächs imBerliner Abgeordnetenhaus (Foto: Mikko Wirth)

(l.u.) Dezentrales Gedenken, hier an die homosexuellen Opfer im KZSachsenhausen (Foto: Stefan Eberhardt)

(r.o.) Von links: Die ehemaligen Häftlinge des KZ SachsenhausenMax Stern, Siegmund Freund, Fredy Sperling, Dr. Adam König undOljean Ingster (Foto: Stefan Eberhardt)

6 | Geschichtspark

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

Auf der Gedenkveranstaltung am Klin-kerwerk im Rahmen des 65. Jahrestags derBefreiung übergab der Finanzminister desLandes Brandenburg Dr. Helmuth Markoveinen Zuwendungsbescheid an die StadtOranienburg. Weiterhin gibt es jedoch Un-stimmigkeiten zwischen dem Land Bran-denburg und der Stadt Oranienburg we-gen der nötigen Kampfmittelräumung.Und auch der überreichte Zuwendungsbe-scheid umfasst mit der Finanzierung vonvier Stelen bisher nur einen Teil der ge-planten Maßnahmen. Unklar bleibt auchnoch die geplante Versetzung der 2005errichteten Freilichtausstellung, die aufeinen kleinen Bereich des ehemaligenSchießplatzes ihren neuen Platz findensoll.

Die Standorte der Stelen, die momentanproduziert werden und noch in diesemJahr installiert werden sollen, befinden sichim unmittelbaren Umfeld des Geländes amDenkmal an der B273, an der dem ehema-ligen Klinkerwerk gegenüberliegendenUferseite des Oder-Havel-Kanals und amehemaligen Schießstand der SS. Etwasweiter entfernt, in Zehlendorf, wird an derdortigen Tongrube eine weitere Stele plat-ziert.

Das Außenlager Klinkerwerk entstand1938 zunächst als Außenkommando desKZ Sachsenhausen. Unmittelbar am heuti-gen Oder-Havel-Kanal mussten KZ-Häft-linge für die SS eine Großziegelei, einenHafen sowie ein Steinbearbeitungswerkerrichten. 1941 wurde das Klinkerwerkmit der Einrichtung eines Barackenlagerszum selbstständigen Außenlager. Als Straf-kommando war es unter den Häftlingenbesonders gefürchtet. Zudem nutzte die SSdas Klinkerwerk zeitweise als Ort gezielter

Mordaktionen. Das ab 1943 auch für dieRüstungsproduktion genutzte Außenlagerwurde bei einem alliierten Bombenangriffim April 1945, bei dem mehr als 200 Häft-linge umkamen, weitgehend zerstört undwenig später zu großen Teilen abgetragen.

Weil der historische Ort von der Natio-nalen Volksarmee der DDR unter Missach-tung seiner Geschichte als Übungsgeländegenutzt wurde und für die Öffentlichkeitnicht zugänglich war, wurde 1977 einDenkmal an der nahe gelegenen Fernstra-ße platziert. Nach der Wende wurde dasGelände zunächst als wilde Müllkippe ge-nutzt, eine Gewerbefirma angesiedelt.

1996 endlich wurden Teile des Geländesunter Denkmalschutz gestellt und eineArbeitsgruppe „Klinkerwerk“ gegründet,in der Landes-, Kreis und Kommunalbe-hörden, Denkmalpflege, die ansässige Fir-ma, Vertreter der Opferverbände und an-dere Beteiligte unter Federführung derStiftung Brandenburgische Gedenkstättenüber den zukünftigen Umgang mit demGelände berieten. Seit Januar 2000 lagnun ein Entwurfskonzept des Landschafts-architekten Kai-Uwe John für einen Ge-schichtspark vor, der jedoch bis heutenicht verwirklicht wurde.

Das Tonvorkommen bei Zehlendorf wareigens für das seit 1938 errichtete SS-Klin-kerwerk erschlossen worden. Die Häftlin-ge des Kommandos „Tongrube“ wurden inder ersten Zeit mit einem LKW nach Zeh-lendorf gebracht, wo sie den 1,5 km lan-gen Kirchsteig, den heutigen Tongruben-weg, bis zur Tongrube hinunter marschier-ten. Nach Inbetriebnahme einer Kleinbahn1941 fuhren sie die 8 km lange Strecke aufoffenen Waggons. Die Tongrube, der Bauder Kleinbahn und der Tonberg im Klinker-werk, wo der Ton eine zeitlang ablagernmusste, gehörten zu den schwersten undam meisten gefürchteten Arbeitskomman-dos. Die Tongrube ist heute ein Baggersee;in unmittelbarer Nähe noch teilweise erhal-ten geblieben sind das ehemalige Wachhausder SS mit Bahnsteig und die Schmiede.

Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich dieverantwortlichen Stellen nun verstärkt be-mühen, dem Wunsch vieler ehemaligerHäftlinge nachzukommen, das Gelände alsTatort der Ermordung zahlreicher ihrerKameraden angemessen zu gestalten. �

Erste Schritte zur Realisierung des„Geschichtsparks Klinkerwerk“

VOR NUNMEHR ZEHN JAHREN WURDE DIE ERRICHTUNG EINES GESCHICHTSPARKS AUF DEM GELÄNDE DES EHEMALIGEN KLINKERWERKS IN ORANIENBURG BESCHLOS-SEN. BISHER WURDEN DIE PLANUNGEN JEDOCH NICHT UMGESETZT. NUN SCHEINT

NACH LANGER ZEIT DES STILLSTANDS UND NACH EINER SEHR ENTSCHIEDENEN UNDPERSÖNLICHEN INTERVENTION DES PRÄSIDENTEN DES INTERNATIONALEN

SACHSENHAUSEN KOMITEES PIERRE GOUFFAULT ENDLICH WIEDER BEWEGUNG IN DIEGESTALTUNG DES AREALS GEKOMMEN ZU SEIN.

Der brandenburgische Finanzminister Dr.Helmuth Markov übereicht denZuwendungsbescheid an den OranienburgerBürgermeister Hans-Joachim Laesicke.(Foto: Manuela Schulz)

Baumaßnahmen | 7

Ausgabe 15 | 2010

Schon bald wurde mit der Umsetzungdes Konzepts begonnen, so dass die Neu-gestaltung des Besucherinformationszen-trums, des Eingangsbereichs und der „Sta-tion Z“ sukzessive abgeschlossen werdenkonnten. Dafür wurden das Architekten-büro und die Stiftung mit mehreren inter-nationalen und nationalen Preisen ausge-zeichnet. Allein die Gestaltung der Lager-freifläche, deren Umsetzung der Beiratund die Fachkommission der Stiftung mehr-fach angemahnt hatten, lässt bis heute aufsich warten. Waren hierfür zunächst unge-klärte Finanzierungsfragen ausschlag-gebend, blockierte die Denk-malschutzbehörde die Maß-nahme jetzt im Zuge desBaugenehmigungsverfahrens.Warum?

Hauptgegenstand des Ansto-ßes ist die Ringmauer um denAppellplatz. Sie ist ein we-sentliches Merkmal der DDR-Gestaltung; das Merz-Kon-zept sieht ihren Abriss vor,um den ursprünglichen undarchitektonisch elementarenDurchblick vom Eingangs-turm A durch die Baracken-reihen wieder herzustellen. Daran knüpftein Grundsatzkonflikt um den Denkmal-status der Gedenkstätte Sachsenhausen an.Die Symbolarchitektur der NationalenMahn- und Gedenkstätte der DDR, die aufKosten der historischen Relikte in historisch-materialistischer Deutung allegorisch denSieg des Sozialismus über den Faschismusausdrücken sollte, wurde als Ensemblenoch zur Zeit der DDR denkmalgeschützt.Dementsprechend war die gesamte Ziel-planung, die den historischen Ort Sachsen-hausen in seinen wesentlichen Elementen

wieder sichtbar machen will, und insbe-sondere das Wettbewerbsergebnis mit sei-nen konkreten Gestaltungsaussagen Gegen-stand des grundsätzlichen Konflikts, obder historische Ort oder dessen realsoziali-stische Interpretation Objekt der interna-tionalen Präsentation der GedenkstätteSachsenhausen sein sollte.

Es obsiegte die Hinwendung zum histori-schen Ort und der – teilweise – Rückbauseiner Überformung durch die interpretati-ve Architektur der DDR. Der Obelisk z. B.soll auch nach dem Merz-Konzept als Zeug-

nis dieser historischen Epoche erhalten blei-ben, ebenso die parkartige Gestaltung desKommandanturbereichs, der nunmehr alsindividueller Gedenkbereich dient.

Die Umplanung, die zur Kosteneinspa-rung notwendig geworden war, stieß for-mal ein neues Baugenehmigungsverfahrenan. In dessen Zuge widersprach der Lan-deskonservator erneut der Freiflächen-planung, obwohl der Sachverhalt sich imGrunde nicht geändert hatte. Nach neuenGesprächen mit allen Beteiligten im Som-

mer dieses Jahres kristallisierte sich jedochheraus, dass sich der Landeskonservatormit seiner Ansicht nicht durchsetzen kann,sondern die seit langem geplante Neuge-staltung der Freifläche als letzter Abschnittder 1996 festgelegten Zielplanung wie vor-gesehen durchgeführt werden kann.

Erfreuliches gibt es auch für den Bereichdes nördlich des Lagerdreiecks gelegenenehemaligen KZ-Sonderlagers bzw. derZone II des Speziallagers zu vermelden,denn dieser wird neu gestaltet werden.Unter anderem wird am Massengrab desgrößten Speziallagers, am so genannten„Friedhof am Kommandantenhof“, ein Ge-denkfeld errichtet, wo es Angehörigen er-möglicht wird, auf Tafeln ihrer verstorbe-nen Verwandten zu gedenken. Auch wer-den neue Informationsstelen installiert, um auch diesen Bereich besser in das Be-sucherleitsystem einzubinden. Im Rahmeneines Sommercamps mit Jugendlichenunterschiedlicher Länder wurden zudemTeile der durch das ehemalige Sonderla-ger/Zone II führenden, historischenLagerstraße von Wildbewuchs befreit. �

Baumaßnahmen in der GedenkstätteSachsenhausenDIE UMGESTALTUNG DER FREIFLÄCHE DES GELÄNDES DES EHEMALIGENHÄFTLINGSLAGERS IST TEIL DES KONZEPTS ZUR UMGESTALTUNG DERGEDENKSTÄTTE HIN ZU EINEM ZEITHISTORISCHEN MUSEUM MIT BESONDERENHUMANITÄREN UND BILDUNGSPOLITISCHEN AUFGABEN, WIE ES VOM STIF-TUNGSRAT 1996 IN DER ZIELPLANUNG FESTGELEGT WURDE. AUS DEM DAMALI-GEN ARCHITEKTURWETTBEWERB GING DAS ARCHITEKTENBÜRO HG MERZ ALSSIEGER HERVOR.

(l.) Jugendliche eines internationalenSommercamps befreien die historischeLagerstraße von Wildwuchs (Foto: ManuelaSchulz)

(r.) Noch versperrt die Ringmauer um denehemaligen Appellplatz den freien Blick aufdas Lagergelände, auf dem die Fundamenteder Baracken gekennzeichnet werden sollen.(Foto: Stefan Erhardt)

8 | Suche nach Massengrab

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

sen Verlauf mehrere Häftlinge ermordetwurden. Nach der Ankunft im Hauptlagerselektierte die SS erneut mehrere hundertHäftlinge, um sie in den Vernichtungsan-lagen der „Station Z“ zu ermorden. Nachdem Zweiten Weltkrieg richtete das sow-jetische NKWD im September 1945 aufdemselben Gelände das Speziallager Nr. 6ein. In diesem waren nach sowjetischenUnterlagen bis zu seiner Auflösung 1947ungefähr 10.200 Menschen interniert.

Das KZ-Außenlager Lieberose war Teilder „Vernichtung durch Arbeit“ und dessingulären Menschheitsverbrechens, fürdas der Name Auschwitz steht. Es ist einerder wichtigsten Orte des Holocaust inBrandenburg, aber auch darüber hinaus inder Bundesrepublik Deutschland. Das bisheute gesuchte Massengrab mit 753 Ge-beinen ermordeter Juden ist vermutlichdas größte auf dem Gebiet der heutigenBundesrepublik Deutschland außerhalbder ehemaligen KZ-Hauptlager. In einemwissenschaftlichen Gutachten konnte Prof.Dr. Günter Morsch, Direktor der StiftungBrandenburgische Gedenkstätten, erstmalsdie Gesamtzahl von 1.342 Opfern sowieden genauen Ablauf des Massenmords er-mitteln, der an zwei Orten innerhalb desLagers und im Rahmen von zwei aufeinan-der folgenden Erschießungsaktionen statt-fand. Bereits 1958 waren zwölf Opfergefunden worden; 1971 wurde ein weite-res Massengrab mit den sterblichen Über-resten von 577 Opfern in einer Kiesgrubein Schenkendöbern entdeckt.

Seit 1997 wurde systematisch nach denvermissten 753 weiteren Opfern gesucht.2009 konzentrierten sich die Nachfor-schungen auf das Gebiet des ehemaligenAußenlagers. Jedoch konnte damals nurein Teil des Geländes untersucht werden,weil einer der Grundstückseigentümer denGrabungen nicht zustimmte. Weder dieGebeine der Ermordeten noch sonstigezielführende Hinweise konnten ermitteltwerden. �

wehrs zählt ebenfalls zu den Funden. Der-zeit liegen jedoch keine verwertbaren An-haltspunkte oder Hinweise hinsichtlichweiterer Verdachtsflächen vor, auf denensich das Massengrab befinden könnte. DieKommission stimmte deshalb darin über-ein, dass so lange keine weiteren Suchgra-bungen zu veranlassen sind, bis entspre-chende neue hinreichend konkrete Anhalts-punkte vorliegen.

In ihrem Beschluss bekräftigte die Kom-mission aber auch ihre Auffassung, dass die753 Häftlinge ebenfalls den Erschießungs-aktionen im Februar 1945 zum Opfer gefal-len sind. In Abstimmung mit allen Beteilig-ten soll nun eine Gesamtkonzeption zurGedenksituation am Tatort des ehemaligenKZ-Außenlagers Lieberose erarbeitet wer-den, um ein würdiges Gedenken an die-sem authentischen Ort des NS-Terrors zuermöglichen.

Das Außenlager Lieberose des KZ Sach-senhausen in Jamlitz wurde 1943 im Zu-sammenhang mit dem Aufbau des SS-Trup-penübungsplatzes „Kurmark“ errichtet.Die rund 6.000 bis 10.0000 Haftlinge, diehier bis zur Auflösung des Lagers AnfangFebruar 1945 unter mörderischen Bedin-gungen Zwangsarbeit leisten mussten, wa-ren ganz überwiegend Juden, darunter vieleaus Ungarn und Polen. Sie wurden ausAuschwitz nach Lieberose deportiert und– wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren– zum Zwecke ihrer Ermordung wiedernach Auschwitz-Birkenau transportiert. Beider Auflösung des Lagers wurden am 2.und 3. Februar 1945 in zwei Massenmord-aktionen 1.342 kranke und marschunfähi-ge Häftlinge von der SS erschossen. Rund1.500 Häftlinge trieb die SS auf einenetwa 200 Kilometer langen Todesmarschin das Hauptlager Sachsenhausen, in des-

Vom 31. Mai bis zum 14. Juni 2010konnten die Grabungen auch auf den imJahr zuvor nicht untersuchten Teil desehemaligen Lagers ausgeweitet werden.Nach dem Abschluss der Suchgrabungenbefasste sich die Kommission „Jamlitz II“auf einer Sitzung am 21. Juni in Potsdamausführlich mit den Ergebnissen. Der Kom-mission „Jamlitz II“ gehören an das Innen-ministerium Brandenburg, der Zentralratder Juden in Deutschland, die Stiftung Bran-denburgische Gedenkstätten, das Amt Lie-berose / Oberspreewald, das Brandenbur-gische Landesamt für Denkmalpflege undArchäologisches Landesmuseum, die Ge-neralstaatsanwaltschaft des Landes Bran-denburg sowie das Ministerium für Wis-senschaft, Forschung und Kultur des Lan-des Brandenburg. Im Ergebnis stellte dieKommission fest, dass das vermutete Mas-sengrab nicht aufgefunden wurde. Andersals in der Presse zunächst etwas vorschnellund pauschal kolportiert, wurde die Suchejedoch nicht „ergebnislos abgebrochen“,denn die sorgfältige Untersuchung des be-treffenden Geländes erbrachte wichtigeErkenntnisse in Bezug auf das ehemaligeKZ-Außenlager Lieberose und die Mordak-tion vom 2. und 3. Februar 1945. So konn-ten durch die archäologischen Funde zwei-felsfrei die Existenz und genaue Lage derbeiden so genannten Schonungsblocksnachgewiesen werden, in denen die SSkranke KZ-Häftlinge untergebracht hatte.Mehrere Zeitzeugen hatten ausgesagt, dassdie erste der beiden Massenmordaktionenan jüdischen KZ-Häftlingen im Bereich derSchonungsblocks stattfand. Zudem wurdenzahlreiche leere Alkoholflaschen gefunden,deren Fund sich mit Zeugenaussagen deckt,dass während der Erschießung – wie häu-fig bei Massenerschießungen – an die Täterin Lieberose Alkohol ausgegeben wurde.Ein leeres Magazin eines Maschinenge-

Suche nach Massengrab in Jamlitz/LieberoseNACH 2009 FANDEN IN DIESEM SOMMER AUF DEM GELÄNDE DES EHEMALIGEN AUßENLAGERS LIEBEROSE DES KZ SACHSENHAUSEN ERNEUTSUCHGRABUNGEN NACH DEN OPFERN DER MASSENERSCHIEßUNG STATT.

Porträt von Fördervereinsmitgliedern | 9

Ausgabe 15 | 2010

Roger Bordage wurde im April 1925 inParis geboren. Sein Vater arbeitete als Pelz-einkäufer für den Großvater, der Pelzma-cher war; seine Mutter war Hutmacherinfür Damenhüte. Zusammen mit seinen El-tern und seiner Schwester lebte RogerBordage ein ruhiges und ziemlich glückli-ches Leben in Paris, wie er rückblickendfeststellt.

Doch mit dem Einmarsch der deutschenTruppen im Juni 1940 sollte sich dies än-dern. Gerade als Jugendlicher litt RogerBordage sehr unter der durch die Besat-zung hervorgerufene Nahrungsmittelknapp-heit. Zudem stand im Winter 1940/41kein Heizmaterial zur Verfügung. So wares am besten, angezogen im Bett zu blei-ben und sich – mit einer Hand unter derBettdecke mit der anderen das Buch hal-tend – auf den bevorstehenden Schulab-schluss vorzubereiten.

Die Familie hatte das Glück, einen Radio-empfänger zu besitzen. Diesen nutzte sieausgiebig, um BBC London zu hören, wasvon den deutschen Besatzern strengstensuntersagt war. Das Abhören des „Feind-senders“ blieb den Besatzungsbehördenjedoch verborgen. Dies, so vermutet RogerBordage, habe vielleicht auch daran gele-gen, dass sich ihre Wohnung in der Nähedes Gestapo-Hauptquartiers befand. DieBesatzer hätten wohl nicht gedacht, dasssich hier jemand trauen würde, BBC Lon-don zu hören.

Als Roger Bordage immer mehr über denTerror der deutschen Besatzer erfuhr, be-schloss er zusammen mit zwei FreundenWiderstand zu leisten. Nach der Landungder Alliierten in Nordafrika im November1942 besetzte die Wehrmacht ganz Frank-reich. Die drei Freunde wollten sich nunim Ausland den Forces Françaises Libres(dt.: Freie Französische Streitkräfte) ansch-ließen, um sich für die Befreiung Frank-reichs und ganz Europas von den National-sozialisten einzusetzen. Ihr Plan sah vor,sich zunächst ohne Papiere zu Fuß von

Paris über die Pyrenäen nach Spaniendurchzuschlagen. Bei einer Festnahmewollten sie sich als Französisch sprechendeKanadier ausgeben, um dann mit Hilfe derkanadischen Botschaft freizukommen.Seine Familie indes wusste nichts von sei-nem Vorhaben.

Es dauerte eine Woche bis die Freundedas französische Baskenland erreichten.Von hier aus machten sie sich in einerGruppe von insgesamt 15 jungen Gefähr-

ten mit Hilfe eines örtlichen Helfers aufden Weg in die Pyrenäen; in der Nachtvom 12. auf den 13. März 1943 überquer-ten sie die französisch-spanische Grenze.Kurz darauf ließ sie ihr Fluchthelfer er-schöpft und hungrig in einer Berghütte zu-rück, wo die Jugendlichen ihr Nachtlageraufschlugen. Kurz darauf wurden sie bru-tal von bewaffneten Soldaten geweckt, dieunter dem Befehl des SD (Sicherheits-dienst) standen. Das, so berichtet RogerBordage, bedeutete das Ende all ihrerHoffnungen und Träume.

Die Gruppe wurde in das SD-Hauptquar-tier in Saint-Jean Pied de Port gebracht,wo Roger Bordage brutal von einem per-fekt französisch sprechenden Angehörigendes SD verhört wurde. Zwei Tage ohneEssen vergingen, ehe die Gruppe in dasSD-geführte Gefängnis „Fort de Hâ“ inBordeaux überstellt wurde. Hier war Ro-

ger Bordage unter sehr schlechten Bedin-gungen bis zum 22. April 1943 inhaftiert,ehe er in das SD-Lager „Royal Lieux“ beiCompiègne überführt wurde. Hier warendie Zustände für ihn etwas erträglicher.Doch damals, so berichtet er, habe er nochnicht gewusst, dass dies nur der „Warte-raum“ für den „Horrorraum“ gewesen sei:das KZ Sachsenhausen.

Am 8. Mai 1943 wurde er von der SSabgeholt und zusammen mit bis zu 90Männern in Güterwaggons gepfercht. 48Stunden dauerte die Fahrt nach Oranien-burg, während der sie nichts zu trinkenbekamen. Um Fluchtversuche zu unterbin-den, hatte die SS ihnen die Schuhe weg-genommen, so dass sie nach ihrer Ankunftin Oranienburg den Weg vom Bahnhofzum Konzentrationslager barfuß zurückle-gen mussten.

Während der folgenden zwei Jahre mus-ste Roger Bordage im Außenlager Heinkel-werke und für kurze Zeit im AußenlagerKlinkerwerk arbeiten. Die letzten Monatewar er im Hauptlager des KZ Sachsenhau-sen gefangen, bis er bei der Räumung desKZ im April 1945 von der SS auf den To-desmarsch in Richtung Schwerin getriebenwurde.

Seine Befreiung erlebte Roger Bordageam 3. Mai 1945 zwischen Parchim undCrivitz. Zu diesem Zeitpunkt wog er nurnoch rund 35 Kilogramm. Zudem hattesich sein Bein infolge einer Zehverletzung,die er sich bei Räumungsarbeiten nach ei-nem alliierten Bombenangriff auf das Klin-kerwerk und den Oranienburger Bahnhofzugezogen hatte, entzündet. Versorgt vomInternationalen Roten Kreuz und nachzwei Wochen Behandlung im Militärhos-pital im französischen Lille, konnte erEnde Mai 1945 nach über zwei JahrenAbwesenheit seine Familie wieder in dieArme schließen.

Nachdem er vollständig genesen war,begann er zunächst ein Studium der Wirt-

Porträt des Fördervereinsmitglieds Roger BordageAM 15. APRIL 2010 WURDE DAS MITGLIED UNSERES FÖRDERVEREINS ROGER BORDAGE ZUM NEUEN PRÄSIDENTEN DES

INTERNATIONALEN SACHSENHAUSEN KOMITEES GEWÄHLT. GRUND FÜR UNS, DEN EHEMALIGEN HÄFTLING DES KZSACHSENHAUSEN MIT EINEM PORTRÄT ZU WÜRDIGEN.

10 | Vertrieb DVD

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

schaft, das ihm jedoch nicht zusagte. Soentschied er 1949 ein neues Studium inErziehungswissenschaften an der NewYork University zu absolvieren. 1953 kehr-te er zurück nach Frankreich, bewarb sicherfolgreich beim französischen Außenmi-nisterium und war danach 30 Jahre langbei der UNESCO tätig, wo er an Entwick-lungsprogrammen in Lateinamerika, Asienund Afrika mitwirkte.

Seit seinem Rückzug aus dem Berufsle-ben engagiert sich Roger Bordage in derfranzösischen Amicale und beim Interna-tionalen Sachsenhausen Komitee. So warRoger Bordage eine treibende Kraft für dieResolution des Europäischen Parlamentsim Februar 1993 in der Frage der Erhal-tung der KZ-Gedenkstätten und stand imJanuar 2009 bei der Übergabe des Ver-mächtnisses der Überlenden der Konzen-trationslager an Bundestagspräsident Nor-bert Lammert dem damaligen Präsidentendes ISK, Pierre Gouffault, zur Seite.

Die Antwort auf die Frage, warum erund andere Überlebende des Nazi-Terrorssich bis heute für die Gedenkstätten ein-setzten, gab er als neu gewählter Präsidentdes ISK am Ende seiner Rede zur Gedenk-veranstaltung der Befreiung des KZ Sachsen-hausen im April 2010: „Wir hoffen aufrich-tig, dass die Erinnerungs-, die Vermittlungs-und die Bildungsarbeit der Gedenkstättefortgeführt wird und dass die zukünftigenGenerationen davon profitieren, um einfreies, friedliches und demokratischesEuropa aufzubauen. Denn darum geht es.Und der Einsatz lohnt sich.“ �

Herzlich willkommen!Als neue Mitglieder

begrüßen wir:Günter Brüggemann, Berlin

Landesbischof Dr. Markus Dröge, BerlinLars Helmer, Berlin

Wim van Kuik, WinterswijkIlonka Lanowski, Oranienburg

Adam Raabs, GrasbrunnDr. Bernd Reischel, Oranienburg

Heinrich Schuschnigg, WienDankwart-Paul Zeller, Tübingen

Seitdem erfreut sich der Film mit be-reits rund 300 verkauften Exemplaren gro-ßer Beliebtheit. Neben der Qualität derDokumentation dürfte dies nicht zuletztauch dem Preis zu verdanken sein: Mit-glieder erhalten die DVD für nur 7,90 Euro,für andere Interessierte kostet sie 9,90 Euro(jeweils zzgl. Porto).

Mit der Gründung der Stiftung Branden-burgische Gedenkstätten im Jahr 1993 be-gann ein Prozess der grundlegenden Neu-gestaltung, in dessen Verlauf nicht nur dieauthentischen Relikte sowie die Gedenk-und Mahnmalsanlagen restauriert wurden,sondern einem dezentralen Gesamtkon-zept folgend, wurde die Gedenkstätte auchmuseal völlig neu gestaltet. Jahr für Jahrkommen Hunderttausende Besucher ausder ganzen Welt nach Oranienburg, um

die Gedenkstätte und das Museum Sach-senhausen zu besuchen. Was sie vorfin-den, ist aber nicht das Lager, sondern dieGedenkstätte mit ihren verschiedenendezentralen Museen. Sie finden sich aneinem Ort wieder, an dem sich mehrerehistorische Phasen überlagern, die alle ihreSpuren hinterlassen haben. Die Dechiffrie-rung fällt dadurch heute nicht leicht unddas Gelände erschließt sich nicht vonselbst.

Der Film „Das kann sich keiner vorstel-len... Sachsenhausen“ bietet die Möglich-keit, sich dieser Komplexität visuell undakustisch zu nähern. Er lädt ein zu einemRundgang durch das weitläufige Geländeund zeigt, dass die Gedenkstätte Sachsen-hausen heute ein modernes zeithistorischesMuseum mit besonderen humanitären undbildungspolitischen Aufgaben, zugleichjedoch auch ein internationaler Ort derTrauer und des Gedenkens ist. Zu sehensind authentische Bauzeugnisse der Lager,Relikte und Spuren der furchtbarsten Ver-brechen des 20. Jahrhunderts. Die 35 Mi-nuten dauernde Dokumentation informiertüber die 13 kleineren, thematisch einge-grenzten Ausstellungen, die über das ge-samte Gelände verteilt sind. Zudem kom-men überlebende Häftlinge beider Lager-phasen zu Wort. Der Film ist in besondererWeise dazu geeignet, einen Besuch vorzu-bereiten und sich einen Überblick überden „authentischen Ort“ zu verschaffen.Er lädt ein, die Spurensuche selbst fortzu-setzen.

Falls Sie auch ein Exemplar erwerbenwollen, dann melden Sie sich einfach. �

Förderverein vertreibt Gedenkstätten-FilmAUF IHRER JÄHRLICHEN VERSAMMLUNG BESCHLOSSEN DIE MITGLIEDER IMJAHR 2008, DASS DER FÖRDERVEREIN DEN VERTRIEB DES FILMS „DAS KANNSICH KEINE VORSTELLEN...SACHSENHAUSEN“ ÜBERNEHMEN SOLL. SEIT ENDE2009 KANN DER FILM NUN BEI UNSEREM VEREIN BESTELLT WERDEN.

Sonderausstellung | 11

Ausgabe 15 | 2010

Am 1. September 1939 begann mit demÜberfall deutscher Truppen auf Polen derZweite Weltkrieg. Große Teile der polni-schen Führungsschicht aus Politik, Kirchen,Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft wur-den „liquidiert“, Tausende wurden verhaf-tet und in neu errichtete Lager oder inKonzentrationslager im Reichsgebiet ver-schleppt. Bereits 1937 hatte man im Reichs-sicherheitshauptamt damit begonnen, etwa61.000 Namen polnischer Bürger zusam-menzustellen, die bei Kriegsbeginn verhaf-tet und getötet werden sollten. Mitte Au-gust 1939 waren auf einem Treffen derEinsatzgruppenleiter in Vorbereitung desÜberfalls Erschießungen und Verhaftungender „polnischen Intelligenz“ ausdrücklichangeordnet worden. Der Plan zur sog. „völ-kischen Flurbereinigung“ in den besetztenTerritorien beinhaltete ein „umfassendes,,völkisch’ bzw. ,rassisch’ motiviertes Pro-gramm der Vertreibung der Bevölkerungund der Germanisierung des Landes“.

Lange Zeit wurde vor allem in West-deutschland die Legende gepflegt, derÜberfall auf Polen sei ein ,normaler’ Krieggewesen. Tatsächlich jedoch war der ZweiteWeltkrieg von Anfang an ein mörderischerVernichtungskrieg, bei dem die National-sozialisten vor allem die Völker Osteuro-pas ihrer politischen und kulturellen Trä-gerschichten berauben und sie zu Arbeits-sklaven herabwürdigen wollten.

Dies zeigte die Sonderausstellung in derGedenkstätte Sachsenhausen vor allem amBeispiel von Vertretern der von den Na-tionalsozialisten so genannten ,Intelligenz’in Polen, aber auch in der Tschechoslo-wakei. Vor 70 Jahren, im November 1939,wurden 169 polnische Wissenschaftler derJagiellonen-Universität Krakau in das Kon-zentrationslager Sachsenhausen verschleppt.Ihnen folgten Tausende von Polen, darun-

ter mehr als 600 katholische Geistliche.Nach einer Protestaktion gegen die deut-sche Besatzung deportierten die National-sozialisten ebenfalls im Spätherbst 1939mehr als 1.200 tschechische Studenten indas KZ Sachsenhausen.

Diese Ereignisse sind bis heute in den Er-innerungskulturen der betroffenen Ländertief verwurzelt. Vor allem dank der Unter-stützung der Kooperationspartner in Kra-kau und Prag konnten viele eindrucksvolleExponate wie zum Beispiel das Ornat desLubliner Bischofs Goral präsentiert wer-den, der im Februar 1945 nach mehrjähri-ger Einzelhaft im Zellenbau des KZ Sach-senhausen verstarb. Gezeigt wurde auchdas Paket, in dem die Urne mit der Aschevon Prof. Stanislaw Estreicher an seineAngehörigen in Krakau verschickt wurde.

In der Gedenkstätte Sachsenhausen wurdedie Sonderausstellung „Vergessene Vernich-tung?“ am 21. November 2009 in Anwe-senheit der tschechischen ÜberlebendenLadislav Bém, Victor Benes, Karel Hybek,Prof. Dr. Jan Sabrsula und Dr. VojmirSrdecny aus Tschechien eröffnet, die alsStudenten nach Protestaktionen gegen dienationalsozialistische Besetzung ihres Lan-

des am 18. November 1939 zusammenmit mehr als 1.000 Kommilitonen in dasKZ Sachsenhausen verschleppt wordenwaren. Begleitet wurde die Eröffnungdurch die internationale Tagung „Die Ver-folgung und Vernichtung der Eliten in Po-len und der Tschechoslowakei durch dieNationalsozialisten. Kontexte und Erinne-rungskulturen“, an der rund 200 Interes-sierte aus dem In- und Ausland teilnahmen.

Die ursprüngliche Ausstellungsdauer biszum 31. Mai 2010 wurde aufgrund derpositiven Resonanz in der GedenkstätteSachsenhausen bis zum 30. August 2010und aufgrund des Besuchs des polnischenStaatspräsidenten Komorowski und Bun-despräsident Wulff um nochmals eineWoche verlängert. In der Gedenkstätte Ra-vensbrück ist die Ausstellung noch bis zum31. Dezember 2010 zu besuchen. Der grö-ßere Teil der Ausstellung in der Gedenk-stätte Sachsenhausen, der sich mit der Ver-folgung der polnischen Geistlichen undProfessoren beschäftigt, ist noch bis zum 3. April 2011 im Museum der Jagiellonen-Universität in Krakau zu sehen. �

Vergessene Vernichtung?70 JAHRE NACH DEM BEGINN DES 2. WELTKRIEGS ERÖFFNETEN DIE GEDENKSTÄTTEN SACHSENHAUSEN UND

RAVENSBRÜCK DIE GROßE ZWEITEILIGE SONDERAUSSTELLUNG „VERGESSENE VERNICHTUNG? POLNISCHE UND TSCHECHISCHE INTELLIGENZ IN DEN KONZENTRATIONSLAGERN SACHSENHAUSEN UND RAVENSBRÜCK AM BEGINN

DES ZWEITEN WELTKRIEGS“, DIE IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER JAGIELLONEN-UNIVERSITÄT IN KRAKAU UND DER KARLS-UNIVERSISTÄT IN PRAG ENTWICKELT WORDEN WAR. DAMIT WURDE AN EIN IN DEUTSCHLAND IMMER NOCH ZU WENIG BEKANNTES KAPITEL DER GESCHICHTE DES NATIONALSOZIALISMUS ERINNERT.

(Foto: Friedhelm Hoffmann)

12 | Staatsbesuch | Gedenkveranstaltung

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

Der polnische Staatspräsidentund der Bundespräsident besuchen die GedenkstätteSachsenhausenDIE AUSSTELLUNG „VERGESSENE VERNICHTUNG?“ WAR EINER DER GRÜNDE, WARUM DER POLNISCHE STAATS-PRÄSIDENT BRONISŁAW KOMOROWSKI WÄHREND SEINESSTAATSBESUCHS AM 3. SEPTEMBER 2010 ZUSAMMEN MITBUNDESPRÄSIDENT CHRISTIAN WULFF AUCH DER GEDENK-STÄTTE SACHSENHAUSEN EINEN ETWA 45 MINUTEN DAU-ERNDEN BESUCH ABSTATTETE. ZU DER ZUSAMMENKUNFTEBENFALLS ERSCHIENEN WAREN DER BRANDENBURGISCHEMINISTERPRÄSIDENT MATTHIAS PLATZECK SOWIE KULTURMINISTERIN DR. MARTINA MÜNCH.

Nachdem die beiden Präsidenten wegen eines Staus währendder Anfahrt etwas verspätet eingetroffen waren, führte sie derDirektor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Prof. Dr.Günter Morsch, durch die Sonderausstellung, die wegen des Be-suchs um eine Woche verlängert worden war. Tief beeindrucktbegaben sich die beiden Politiker darauf hin zum Stefan Rowecki,dem Oberkommandierenden der polnischen Heimatarmee, ge-widmeten Raum im Zellenbau, wo sie zwei Kränze niederlegten.

Der weitere Rundgang über das Gelände führte sie schließlichüber die Ausstellung „Mord und Massenmord im KZ Sachsenhau-sen“ zum zentralen Gedenkort „Station Z“, wo der Besuch derbeiden Staatspräsidenten mit einer Kranzniederlegung endete. �

Anhand des Modells des KZ Sachsenhausen in der Sonderausstel-lung „Vergessene Vernichtung?“ erklärt Prof. Dr. Günter Morschdem polnischen Staatspräsidenten Komorowski und BundespräsidentWulff die Topografie des Lagers. Rechts S.E. Botschafter Dr. Prawda,in der Mitte Staatsministerin Pieper (Foto: Łukasz Kamiński)

Am Morgen begann das Programm mit einem ökumenischenGottesdienst am größten der insgesamt drei Massengräber desSpeziallagers, am so genannten Friedhof am Kommandantenhof.Bei der anschließenden Gedenkveranstaltung sprach neben derbrandenburgischen Kulturministerin Dr. Martina Münch und derMinisterialdirektorin beim Bundeskulturbeauftragten, Dr. Inge-borg Berggreen-Merkel, auch der ehemalige Häftling des Spezial-lagers, Detlev Putzar. Im Namen der Arbeitsgemeinschaft LagerSachsenhausen 1945 bis 1950 e. V. wurde zudem ein „Vermächt-nis der Zeitzeugen“ vorgetragen. Dieses ruft dazu auf, die Erinne-rung an die Speziallager und ihre Opfer wachzuhalten und ankünftige Generationen weiterzugeben. Es schloss sich die Kranz-niederlegung an.

Zu Mittag hatte die Regierung des Landes Brandenburg ehemali-ge Häftlinge und ihre Angehörigen zu einem Empfang in die Kan-tine der Polizeifachhochschule geladen. Hier wurde dem ehemali-gen Häftling Paul Radicke von Kulturministerin Dr. Münch im Auf-trag des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Während der Gedenkveranstaltung am „Friedhof am Komman-dantenhof“ (Foto: Manuela Schulz)

Gedenkveranstaltung anlässlichder Einrichtung des sowjetischenSpeziallagers vor 65 JahrenRUND 200 MENSCHEN, UNTER IHNEN ZAHLREICHE EHEMA-LIGE HÄFTLINGE UND ANGEHÖRIGE, GEDACHTEN AM 4.SEPTEMBER 2010 IN DER GEDENKSTÄTTE SACHSEN-HAUSEN AN DIE OPFER DES SOWJETISCHEN SPEZIAL-LAGERS NR. 7 / NR. 1. VOR RUND 65 JAHREN WAR DASSPEZIALLAGER NR. 7, DAS SICH ZUNÄCHST IN EINEM PRO-VISORISCHEN LAGER IN WEESOW BEFAND, IN DIE BA-RACKEN DES EHEMALIGEN KZ SACHSENHAUSEN VERLEGTWORDEN. AM ABEND DES 16. AUGUST 1945 KAMEN MEHRALS 5.000 VON DER HAFT GESCHWÄCHTE HÄFTLINGENACH EINEM FUßMARSCH VON RUND 40 KILOMETERNDORT AN.

Totenbuch Speziallager | 13

Ausgabe 15 | 2010

Nach der Stärkung an einem Buffet überreichte StiftungsdirektorProf. Dr. Günter Morsch im Rahmen einer Vortrags- und Diskus-sionsveranstaltung am Nachmittag die ersten druckfrischen Exem-plare des Totenbuchs für das Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 in Weesowund Sachsenhausen an Repräsentanten der ehemaligen Häftlingesowie an Kulturministerin Dr. Münch und MinisterialdirektorinDr. Berggreen-Merkel als Vertreterin des Bundeskulturbeauftrag-ten. Morsch sagte: „Noch heute erreichen die Gedenkstätte jähr-lich Hunderte von Briefen, in denen die Angehörigen der Totennach dem Schicksal der plötzlich und ohne Nachricht Verschwun-denen forschen. Die Ungewissheit über deren Schicksal belastetauch nach mehr als einem halben Jahrhundert immer noch dieFamilien. Wir hoffen, dass die vorliegende Publikation über dieToten des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen nicht zu-letzt aufgrund ihrer Genauigkeit und Verlässlichkeit ein wenigdazu beiträgt, diese permanente Unsicherheit zu beenden.“

„Die Zeit nach den Zeitzeugen“ war das Thema des Vortragsvon Prof. Dr. Bernd Faulenbach von der Ruhr-Universität Bochum,der wie wenige andere Historiker die Entwicklung der Erinnerungs-kultur der letzten beiden Jahrzehnte begleitet und teilweise auchbeeinflusst hat. Aus Faulenbachs Sicht ist die Erinnerungskultur dasinsgesamt positiv zu sehende Ergebnis vielfältiger, keineswegs im-mer spannungsfreier Bemühungen von Gedenkstätten- und Mu-seumsfachleuten, Historikerinnen und Historikern, Repräsentan-ten der Opferverbände sowie engagierter Bürgerinnen und Bürgern.Die derzeit vieldiskutierte „Zukunft der Erinnerung“ lässt sichnach Faulenbach zwar nicht vorhersagen, doch sind die Gedenk-stätten, unter denen Sachsenhausen eine führende Rolle einnimmt,mit ihren Gedenkorten und Museen sehr wichtige institutionelleVoraussetzungen („Kristallisationskerne“) für künftiges Gedenkenund historisch-politische Bildungsarbeit. „Sicherlich sind die Zeit-zeugen mit ihren besonderen Kompetenzen, ihrer Nähe zum his-torischen Geschehen, ihrem Engagement nicht zu ersetzen. Anihrer Stelle werden sich künftig zivilgesellschaftliche Gruppen ein-setzen. Der gewaltige Erinnerungskomplex NS-Zeit, Krieg, beispi-ellose Verbrechen, doch auch die Folgen, die die Deutschen (etwadie im Speziallager) trafen, werden auch die nächsten Generatio-nen beschäftigen. Dass diese allerdings auch eigene Fragen stellenwerden, ist wahrscheinlich. Erinnerungsarbeit ist ein Viel-Genera-tionen-Projekt“, so Faulenbach weiter. Nach zahlreichen Wortbei-trägen in der anschließenden offenen Diskussion klang die Veran-staltung am späten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen aus. �

Totenbuch zum Gedenken an die Opfer des SpeziallagersveröffentlichtIM SOWJETISCHEN SPEZIALLAGER NR. 7/NR. 1 IN WEESOWUND SACHSENHAUSEN HIELT DER SOWJETISCHE GEHEIM-DIENST BIS ANFANG 1950 ETWA 60.000 MENSCHEN GE-FANGEN. DAMIT IST ES DAS WEITAUS GRÖßTE DER INSGE-SAMT 10 SPEZIALLAGER, DIE AUF DEM TERRITORIUM DERSOWJETISCHEN BESATZUNGSZONE (SBZ) UND SPÄTERENDDR EINGERICHTET WURDEN. IN ALLEN SPEZIALLAGERNSTARBEN INSGESAMT MEHR ALS 43.000 MENSCHEN,DAVON CA. 12.000 IN SACHSENHAUSEN. IM TOTENBUCHDES SPEZIALLAGERS SACHSENHAUSEN ERHALTEN DIELANGE ZEIT VERSCHWIEGENEN TOTEN IHRE NAMENZURÜCK.

Die Arbeiten am Totenbuch für die Verstorbenen des sowjeti-schen Speziallagers Nr. 7/Nr. 1 sind abgeschlossen. An dem durchdie Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderten Projekthat die Gedenkstätte Sachsenhausen in Kooperation mit demSuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in München (Außen-stelle Berlin) seit September 2005 gearbeitet.

Damit liegt nunmehr auch für das mit 60.000 Inhaftierten größ-te sowjetische Speziallager, in dem auch die größte Zahl an Totenzu verzeichnen war, ein Totenbuch vor. Dieses alphabetischeGesamtverzeichnis weist auf der Basis sowjetischer Dokumenteund verschiedener deutscher Quellen 11.890 belegbare Verstor-bene mit Namen, Vornamen, Geburtsjahr, Geburtsort und Sterbe-datum aus, davon 477 Tote, die am Vorgängerstandort des LagersNr. 7 in Weesow bei Werneuchen verstarben. >>>

Prof. Dr. Günter Morsch übergab die ersten, druckfrischen Exemplarean die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung undKultur, Dr. Martina Münch, und den Vorsitzenden der Beiratskommis-sion der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zur Erforschungder Speziallager, Horst Jänichen. (Foto: Dr. Horst Seferens)

14 | Gedenkstätten Sachsen-Anhalt

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

Die umfangreichen Reche-rchen für das Totenbuch habenauch die Zahl von insgesamtrund 12.000 Menschen, dieim Speziallager Sachsenhausenan Hunger und Krankheitengestorben sind, bestätigt. Aufder Grundlage der Dokumenteder sowjetischen Lagerregis-tratur und des gerichtsmedizi-nischen Befundes der Öffnungder drei Massengräber in derNähe des Lagers gingen His-toriker von einer Gesamtzahlder Toten in dieser Größenor-dnung aus.

Das Totenbuch lag bisher nurin digitaler Form und als provi-sorischer Ausdruck vor. Nacheiner Feedback-Phase war esnochmals auf mögliche Fehlerhin überprüft und überarbeitetworden. Wir freuen uns, dassdas überarbeitete und gedruckteTotenbuch auf der Gedenkver-anstaltung anlässlich des 65. Jahrestags der Verlegungdes sowjetischen SpeziallagersNr. 7 nach Sachsenhausen am 4. September 2010 der Öffent-lichkeit präsentiert werdenkonnte. �

Vier Jahre sind seit dem Besuch unseres För-dervereins vergangen und mittlerweile gibt eseinige Neuigkeiten zu berichten. Anfang 2008wurde die Gedenkstätte Lichtenburg in die Trä-gerschaft der ein Jahr zuvor gegründeten und inMagdeburg ansässigen Stiftung GedenkstättenSachsen-Anhalt überführt. Im Frühjahr 2010 wur-de der Historiker Dr. Kai Langer zum neuen Stif-tungsdirektor gewählt.

Die Gedenkstätte Lichtenburg indes wird der-zeit neu gestaltet. Neben einer neuen, multime-dialen Dauerausstellung wird das frühere Werk-stattgebäude zum Besucherzentrum mit Archiv,Bibliothek und Seminarräumen ausgebaut. Hiersoll es zukünftig möglich sein, sich am authenti-schen Ort mit den pädagogisch aufbereiteten For-schungsergebnissen zum KZ Lichtenburg zu be-schäftigen, Unterlagen zur Geschichte des KZ so-wie der Täter und Opfer systematisch zu sammeln,aufzubewahren und für zukünftige Forschungenzur Verfügung zu stellen. Die Neueröffnung istfür das Frühjahr 2011 vorgesehen. In den wis-senschaftlichen Beirat, der die Gedenkstätte beider Neugestaltung berät, wurde auch der Direk-tor der Stiftung Brandenburgische GedenkstättenProf. Dr. Günter Morsch berufen.

Die Lichtenburg wurde im 16. Jahrhundert aufdem Gelände eines abgebrannten ehemaligenKlosters erbaut. Ab 1812 wurde das Renaissance-schloss als Zuchthaus genutzt, welches 1928unter anderem wegen mangelhafter baulicherund sanitärer Zustände geschlossen wurde. Am13. Juni 1933 wurde in der Lichtenburg ein Kon-zentrationslager für Männer eingerichtet. Schonim Juli war es überbelegt. Seit Mitte August 1933oblag die Bewachung nicht mehr der Polizei son-dern der SS. Ab dem 1. Juni 1934 galt die Dach-auer Lagerordnung. Eine Politische Abteilungwurde eingerichtet und der Strafkatalog weiterverschärft.

Im Zuge der Kriegsvorbereitung kam es zumAusbau des KZ-Systems. Im Juli 1936 begann derBau des KZ Sachsenhausen und ein Jahr späterfolgte Buchenwald. Mitte August 1937 wurdedas Männer-Konzentrationslager Lichtenburg auf-gelöst. Ein Großteil der Häftlinge kam nach Sach-senhausen. Am 15. Dezember trafen die ersten200 weiblichen Häftlinge aus dem Frauen-Kon-zentrationslager Moringen ein. Bis 1939 sind1415 Häftlingsnummern belegt. Das Frauenlagerunterstand der in Oranienburg ansässigen Ins-pektion der Konzentrationslager. Nachdem dieFrauen 1939 in das neu gebaute Frauen-Konzen-trationslager Ravensbrück verlegt worden waren,nutzte die SS das Schloss bis 1945 unter anderemals Kaserne und SS-Hauptzeugamt. Um die dorterforderlichen Arbeiten zu erledigen, richtete dieSS in der Lichtenburg ein Außenlager des KZ Sach-senhausen ein. Die höchste nachweisbare Bele-gung bestand Mitte Oktober 1944 mit 74 Häft-lingen, die im „Bunker“ der Lichtenburg unter-gebracht waren. Nach unterschiedlicher Nutzungnach Kriegsende, wurde 1965 eine kleine Mahn-und Gedenkstätte eingeweiht, die 1978 um eineAusstellung über das KZ erweitert wurde. �

Gedenkstätte Lichtenburg in die StiftungGedenkstätten Sachsen-Anhalt überführtVOR NUNMEHR VIER JAHREN, IM NOVEMBER 2006, FÜHRTE DIE JÄHRLICHE MITGLIEDER-FAHRT DES FÖRDERVEREINS ZUR KZ-GEDENKSTÄTTE LICHTENBURG IN PRETTIN. BEI DERBESICHTIGUNG WURDE DEUTLICH, DASS DIE NOCH AUS DDR-ZEITEN STAMMENDEDAUERAUSSTELLUNG DRINGEND EINER ÜBERARBEITUNG BEDARF. DAMALS ÄUßERTE DERVORSITZENDE UNSERES VEREINS, DR. KLAUS SCHÜTZ, DIE HOFFNUNG, DIE MITGLIEDERMÖGLICHST BALD ÜBER POSITIVE ENTWICKLUNGEN DER GEDENKSTÄTTE LICHTENBURGINFORMIEREN ZU KÖNNEN. EINEM ORT, DESSEN GESCHICHTE MIT DER DES KZ SACHSEN-HAUSEN IN VIELFACHER HINSICHT VERBUNDEN IST.

Die noch aus Zeiten der DDR stammende Aus-stellung ist nicht mehr zu besichtigen. (Foto JörgWaßmer)

Gedenkveranstaltung | 15

Ausgabe 15 | 2010

In der Gedenkstätte und Museum Sach-senhausen ist es mittlerweile Tradition, die-sen Tag einer speziellen Gruppe unter denOpfern des Nationalsozialismus zu widmen,um damit zum einen die große Vielfalt undUnterschiedlichkeit der Gegner und Opferdes NS-Regimes deutlich werden zu lassen.Zum anderen soll so die Aufmerksamkeitvon Öffentlichkeit und Gesellschaft aufOpfergruppen gelenkt werden, die im Laufeder Jahre zumindest zeitweise aus demBlick getreten sind oder sogar vergessenund verdrängt wurden. Im Mittelpunktstanden in diesem Jahr die Opfer des erstenKriegswinters 1939/40 im KZ Sachsen-hausen.

Vor genau 70 Jahren führten Mangeler-nährung, lang andauernde große Kälte undvor allem eine bis dahin ungeahnte Bruta-lisierung der Haftbedingungen durch dieSS zu einem sprunghaften Anstieg der Sterb-lichkeit im Lager. Allein im Januar 1940kamen im KZ Sachsenhausen nach den Un-terlagen der SS mehr als 700 Menschenum.

In seiner Rede führte Prof. Dr. GünterMorsch aus: „Mit dem Beginn des ZweitenWeltkriegs, der von Anfang an als Rassen-und Vernichtungskrieg geplant und geführtwurde, radikalisierte in den Konzentrations-lagern auch der Kampf gegen den innerenFeind. Auf Befehl der zentralen Stellen, ins-besondere des Reichsführers SS und derihm unterstellten, in Oranienburg ansässi-gen Inspektion der Konzentrationslager,wurden die Lebens- und Haftbedingungender KZ-Häftlinge auf das Existenzminimumabgesenkt. Zugleich wurden letzte formel-le rechtliche Schranken beseitigt, die dieLager-SS in ihrer absoluten Herrschaft überdie Häftlinge behinderten. Die völlige Ent-grenzung der Gewalt führte zu einem star-ken Anstieg der Exzesstaten in den Lagern.Unter Ausnutzung der harten und ohne-

hin lebensfeindlichen Bedingungen desersten Kriegswinters ging die SS im Kon-zentrationslager bei der Reichshauptstadt –

und offenbar auch in den Lagern Buchen-wald und Mauthausen – erstmals zu ge-planten Massenmordaktionen über. DerenOpfer waren zu diesem Zeitpunkt nichtunterschiedslos alle Häftlinge, sondern be-stimmte sozial und rassisch stigmatisierteGruppen. Als so genannte unnütze Esserund Untermenschen hatten sie in den Au-gen der Konzentrationslager-SS ihr Lebens-recht im Zeichen von Krieg und Lebens-kampf verloren und konnten ohne Bedenkenzu Tode gequält oder sonst wie ermordetwerden. Ihrer, der etwa 3.000 Opfer desersten Kriegswinters 1939/40 im Konzen-trationslager Sachsenhausen, wollen wirdaher heute ganz besonders gedenken.“

Nach Prof. Morsch berichtete Dr. AdamKönig als Zeitzeuge von seinen Erinne-rungen an den Winter 1939/40 im KZSachsenhausen. Anschließend präsentier-ten Schülerinnen und Schüler des Runge-Gymnasiums Oranienburg in einer ein-drucksvollen szenischen Lesung weitereZeitzeugenberichte. Die Jugendlichen gin-gen in dieser auch näher auf den 18. Ja-

nuar 1940 ein. An diesem Tag hatten über800 körperschwache Häftlinge auf Befehldes damaligen Lagerführers Rudolf Hößstundenlang bei eisiger Kälte auf demAppellplatz ausharren müssen. Viele warendieser Tortur nicht gewachsen, so dass indieser Nacht und in unmittelbarer Folgerund 140 Häftlinge verstarben.

Bei der abschließenden Gedenkzeremo-nie mit Kranzniederlegung am zentralenGedenkort „Station Z“ hielt der Präsidentdes Landtages Brandenburg Gunter Fritscheine Ansprache. Schülerinnen und Schülerverlasen die Namen der Häftlinge, die am27. Januar 1940 in den Sterbelisten desKZ Sachsenhausen verzeichnet sind. Auchder Förderverein legte zu diesem Anlasseinen Blumenkranz nieder. Mit Liedernaus dem KZ Sachsenhausen, gesungen vonPeter Siche, wurde die Veranstaltung mu-sikalisch umrahmt. �

Veranstaltung zum „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar 2010

IM JAHR 1996 PROKLAMIERTE DER DAMALIGE BUNDESPRÄSIDENT ROMAN HERZOG DEN 27. JANUAR ZUM GEDENKTAGFÜR DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS. 51 JAHRE ZUVOR HATTE DIE ROTE ARMEE DIE VERBLIEBENEN HÄFTLINGEDES VERNICHTUNGSLAGERS AUSCHWITZ-BIRKENAU BEFREIT. DIE GEDENKSTÄTTE UND MUSEUM SACHSENHAUSEN UND

DER LANDTAG BRANDENBURG ERINNERTEN AUCH 2010 IN EINER GEMEINSAMEN GEDENKVERANSTALTUNG AN DIE OPFERDES NATIONALSOZIALISMUS.

Schülerinnen und Schüler während derbeeindruckenden szenischen Lesung (Foto:Manuela Schulz)

Impressum

Herausgeber: Förderverein der Gedenkstätte und

des Museums Sachsenhausen e.V.

Texte: Mikko Wirth, Dr. Horst Seferens

Fotos: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Redaktion: Prof. Dr. Günter Morsch,

Dr. Horst Seferens, Mikko Wirth

Layout und Druck: msm.media

Auflage: 250

Adresse: Förderverein der Gedenkstätte und des

Museums Sachsenhausen e.V.,

Heinrich-Grüber-Platz 3,

16515 Oranienburg

Telefon: 03301/8109 -13 oder -12

E-Mail: foerderverein@gedenkstaette-

sachsenhausen.de

Internet: www.stiftung-bg.de/foerderverein/

Bankverbindung: Weberbank Berliner

Industriebank, KTO: 6 122 322 007,

BLZ: 101 201 00

16 | Wir trauern

Rundschreiben vom Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V.

[...] Wie kaum ein anderer hat [...] Pierre Gouffault, der auchnach seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Sachsen-hausen Komitees 2002 im Häftlingsbeirat der Stiftung verblieb,den sich [...] vollziehenden, in seinem Umfang und in seiner Be-deutung kaum zu überschätzenden Transformationsprozess durchseinen Rat, sein Urteil, seine Vorschläge und seine Ideen in ganzentscheidendem Umfang mit bestimmt und mit gestaltet.

[...] So sehr Pierre Gouffault die Notwendigkeit der Veränderungin den Gedenkstätten anerkannte, so sehr er selbst daran mitwirk-te und sich engagierte, so klar und unverrückbar aber waren dievon ihm gesetzten Leitlinien und Prinzipien zukünftiger Erin-nerung, denen er kontinuierlich und konse-quent folgte. In allen seinen vielen Reden undöffentlichen Äußerungen ist er immer wiederdarauf in unterschiedlicher Weise zu spre-chen gekommen, ob in der Form von politi-schen Forderungen, von geschichtsphilosophi-schen Betrachtungen oder von Erzählungen,in denen er persönliche Erfahrungen seinerKZ-Haft versuchte zu veranschaulichen. Inder von ihm in Prag 2006 unterzeichnetenErklärung der Überlebenden des KZ Sachsen-hausen sowie in dem am Tag der Opfer desNationalsozialismus 2009 von ihm gemeinsammit weiteren 9 Präsidenten der Internationalen Häftlingskomiteesentworfenen und unterzeichneten Berliner Vermächtnis sind einGroßteil dieser seiner Leitlinien einer zukünftigen Erinnerungs-kultur in Europa enthalten.

[...] Pierre Gouffault hat in den vergangenen 16 Jahren, in denenich ihn als überlebenden Zeitzeugen, als Generalsekretär der fran-zösischen Amicale und als Präsident des Internationalen Sachsen-hausen Komitees kennen lernen durfte, außerordentlich viel durchdie von ihm ausgehende Überzeugungskraft sowie durch seineBeharrlichkeit und Hartnäckigkeit, in der er auch unbequem seinkonnte, für die Erinnerung und das Gedenken im Allgemeinenund die Gedenkstätte Sachsenhausen im Besonderen erreicht.Dabei scheute er nicht davor zurück, Politiker und andere Verant-wortliche öffentlich zu kritisieren und riskierte bewusst ihren Un-mut. Doch davon ließ sich der französische Widerstandskämpfernatürlich nicht beeindrucken, sondern er fand immer wieder deut-liche Worte, in denen er z. B. die ungenügende finanzielle Unter-stützung der Gedenkstätten, den zunehmenden Einfluss der Poli-tiker auf die inhaltlichen Entscheidungen der Stiftung oder einigeseines Erachtens problematische Äußerungen zur Erinnerungs-

kultur anprangerte. Als einem warmherzigen Menschen, der amliebsten Einigkeit und Kompromiss im persönlichen Gesprächsuchte, ist ihm das nicht leicht gefallen.

[...] Zum Schluss meiner Ansprache will ich ein Thema berüh-ren, worüber es mir gerade heute natürlich besonders schwerfällt zu reden: mein, unser persönliches Verhältnis, das PierreGouffault wiederholt und auch öffentlich mit dem Begriff derFreundschaft charakterisiert hat. Es ist richtig, in den vielen Jah-ren engster und vertrauensvoller Zusammenarbeit ist eine men-schliche Zuneigung entstanden, ein Zusammengehörigkeitsgefühl,in das ich unbedingt Lulu mit einbeziehen will. Aus dieser Be-

ziehung, auf deren Verlässlichkeit auch dieStiftung und die Gedenkstätte im wörtlichenSinne bauen konnten, bezogen wir Kraft undUnabhängigkeit, gerade dann, wenn Konfliktemit politisch Verantwortlichen und Mächtigenunausweichlich waren. In den letzten Jahrenwurde der politische Druck, der von verschie-dener Seite auf die Stiftung im Allgemeinenund auf den Direktor im Besonderen ausge-übt wurde, immer stärker. Was hätte ich indiesen Konfliktsituationen ohne den verlässli-chen Rückhalt unserer Freundschaft und denklugen, Lebens erfahrenen Rat von Pierre und

Lulu Gouffault getan? Dafür bin ich Beiden sehr dankbar.

[...] Pierre Gouffault hat bis zuletzt versucht das, was er als den„Geist von Sachsenhausen“ verstand, durch seine Persönlichkeitund sein Beispiel in die Gesellschaft hinein ausstrahlen zu lassen.Es ist dieser Geist von Sachsenhausen, der auch die unbeschreib-liche Atmosphäre bei den Treffen der französischen Amicale undvor allem während der jährlichen Pélérinages so unverwechselbarund einzigartig prägt und wo sich jeder Teilnehmer als Menschin einer ansonsten kaum anzutreffenden Weise aufgehoben undakzeptiert fühlt. Er ist es auch, an den der ansonsten nicht gläubi-ge Pierre Gouffault bis zum Ende seines Lebens fest glaubte, wiefolgendes Zitat aus der eben genannten Rede belegten soll, dieich zum Schluss zitieren möchte: ‚Am Tag unserer Befreiung ha-ben wir uns geschworen, eine neue Welt des Friedens, der Freiheitund der Brüderlichkeit aufzubauen. Mit meinem unbeugsamenOptimismus glaube ich noch immer daran. Ich glaube nochimmer an den Menschen. Meine Hoffnung ruht daher auf denjungen Generationen, denen ich vertraue, dass sie unser testa-mentarisches Vermächtnis respektieren, das wir ihnen vermittelthaben.’“ �

Wir trauern um Pierre Gouffault, Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees

NOCH IM LETZTEN RUNDBRIEF VOM AUGUST 2009 PORTRAITIERTEN WIR DAS MITGLIED UNSERES FÖRDERVEREINS UNDDEN PRÄSIDENTEN DES INTERNATIONALEN SACHSENHAUSEN KOMITEES PIERRE GOUFFAULT. DA ER ZU DIESER ZEIT IM

KRANKENHAUS LAG, ÜBERSANDTEN WIR IHM UNSERE HERZLICHSTEN GENESUNGSWÜNSCHE. NACH SCHWERERKRANKHEIT VERSTARB PIERRE GOUFFAULT AM 20. DEZEMBER 2009 IN PARIS IM ALTER VON 85 JAHREN. IM FOLGENDEN

DOKUMENTIEREN WIR AUSZÜGE AUS DER TRAUERREDE VON PROF. DR. GÜNTER MORSCH, DIREKTOR DER STIFTUNGBRANDENBURGISCHE GEDENKSTÄTTEN, GEHALTEN ANLÄSSLICH DER TRAUERFEIER FÜR PIERRE GOUFFAULT

AM 25. FEBRUAR 2010 IN PARIS.