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K urzstrecken- undhäufiger Stopp andGo-Verkehr in derStadt machen Fah-
rern von Baufahrzeugen dasLeben nicht gerade leicht.Viele von ihnen wünschensich deshalb eine Erleichte-rung in Form eines automati-sierten Schaltgetriebes.
Für Scania Grund genug,das bereits aus dem Fernver-kehr bekannte Opticruise-Sys-tem auch im Baubereich an-zubieten. Eine kluger Schach-zug, denn das Opticruisezeigt sich auch im rauhenBaueinsatz von seiner bestenSeite. Die Entscheidung der
Schweden, bei diesem Systemauf das Kupplungspedal nichtvöllig zu verzichten, ent-puppt sich besonders inschwierigem Terrain alsgoldrichtig. Denn: Geradebeim Anfahren am Berg,beim millimetergenauenRangieren oder beim Heraus-schaukeln aus morastigemUntergrund zeigt sich, dassein versierter Fahrerfuß – einewie beim Scania vorhandeneweich und äußerst gefühlvolldosierbare Kupplung voraus-gesetzt – durch nichts zu er-setzen ist.
Einmal in Fahrt, ist derKupplungsfuß bis zum nächs-
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Scania R124 CB 420 8x4
Selbst ist der SchwedeSelbst ist der Schwede
Ab sofort bietet Scania das aus dem
F e rnverkehr bekannte Opticru i s e - G e t r i e b e
auch für Baufahrzeuge an. Ein Fahre rt r a u m
oder überflüssiger Schnickschnack?
Praktisch. Die Ablageauf der Beifahrerseite lässtsich als Schreibunterlageoder Brotzeittisch nutzen
Geräumig. Die Staubox
unter derempfehlens-
wertenBeifahrersitzbank
Cockpitfeeling. Übersichtlichkeit und Funktionalitätlassen keine Wünsche offen
ten Stopp zur Untätigkeit„verdammt“. Das Opticruiseschaltet selbsttätig. Dabeiagiert es unabhängig vomStreckenprofil und des Bela-dungszustandes des Fahrzeu-ges in puncto Gangwahl so-wie Zeitpunkt der Gangwech-sel absolut stimmig. Und: Derjeweilige Anfahrgang (1 oder3) lässt sich manuell einpro-grammieren.
Erfreulich sind dabei diekurzen Schaltzeiten und dieprima Schaltqualität. Mit demhinter dem Opticruise-Joy-stick platzierte sogenannten„Hill“-Taster lassen sich dieSchaltzeiten für Bergpassa-gen noch etwas verkürzen.Zugleich verschiebt sich da-durch der Schaltzeitpunkt umetwa hundert Umdrehungennach oben. Selbst in diesemModus schaltet das Opticruisenoch relativ weich.
Selbstverständlich erlaubtdas System dem Fahrer in je-der Situation manuell einzu-greifen und die Gänge ohneKupplungsbetätigung zuwechseln. Dazu wird derrechts vom Fahrersitz plat-zierte Joystick vom „Automa-tik“ um eine Position nachhinten auf „Manuell“ gezo-gen. Zum Wechseln der Gän-
ge nach oben oder untendrückt man den Joystick ein-fach nach rechts beziehungs-weise links. Bei voller Ausla-dung und Steigungen überfünf Prozent sowie im schwe-ren Gelände empfiehlt Scaniadie Schaltung selbst in dieHand zu nehmen. Doch auchohne Eingriffe des Fahrerskommt das Opticruise selbstin kniffligen Situationen wiegesagt gut zurecht. Unterdem Strich zeigt sich das Ge-triebe als spielend leichthandhabbar und als echteEntlastung für den Fahrer.Leider ist das Display, dasüber den gerade eingeleg-ten Gang
Kein Kraftakt.Trittgerecht an-gebrachte Stufen und griffgünstigeHaltestangen erleich-tern den Einstieg
Opticruise im Detail. Das Kupplungspedal braucht
man nur zum Anfahren. Der Joystick ist gut plaziert,
das Infodisplay aber eindeutig zu klein
diglich die Anordung des Re-tarderhebels im Cockpit er-scheint verbesserungswürdig.Raucher wünschen sich zu-dem einen näher am Volantplatzierten Ascher. Von vie-len Fahrern geschätzt wirddagegen die Pkw-ähnliche,steile Lenkradstellung. Sie er-möglicht eine äußerst ent-spannte Sitzposition.
Gute Noten verdienen diegroßen, beheizten Außen-spiegel. Schade nur, dass derSpiegel auf der Fahrerseitemanuell verstellt werdenmuss. Heizung und Lüftungverrichten ihren Job tadellos.
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R u b r i k e n t i t e l
und allein der unmittelbareBereich vor dem Fahrzeugbleibt dem Fahrer durch dashoch bauende Armaturen-brett verborgen. Dafür ist Er-gonomie des cockpitartig umden Fahrer herumgezogenenArbeitsplatzes erstklassig. Le-
und den jeweiligen Schaltmo-dus informiert, viel zu kleinund noch dazu schlecht ables-bar.
Beim Betätigen der Motor-bremse schaltet das Opticrui-se erfreulicherweise automa-tisch so weit zurück, bis dieoptimale Motorbremsdreh-zahl erreicht ist. Klasse ist fer-ner das integrierte Bremssy-stem (Retarder und Motor-bremse), das ein „Setzen“ derBerggeschwindigkeit erlaubt.Die Auspuffklappen-Motor-bremse selbst ist jedoch nichtmehr up to date. Die „norma-len“ Trommelbremsen rund-um verzögern ordentlich, ihreDosierbarkeit könnte aller-dings besser sein.
Einen passenden Partnerhat das Opticruise im 420 PSstarken 11,7-Liter-Sechszylin-der. Der Euro-3-Saubermannüberzeugt durch gute Lauf-kultur und viel Kraft aus nied-rigen Drehzahlen.
Motor für gute Gelände-eigenschaften.
Auf der Habenseite desSchweden steht auch das ge-ringe Eigengewicht. Mit voll-em 300-Liter-Tank brachteder Vierachser in der kipper-
optimierten Ausführung in-klusive dem Carnehl-Halfpi-pe-Hinterkipper gerade ein-mal 12.960 Kilogramm aufdie Waage.
Licht und Schattenin der Kabine
Der Einstieg in das wohnli-che Fahrerhaus bereitet dankgriffgünstig platzierter Halte-stangen und trittgerecht an-geordneter Stufen keine Pro-bleme. Die Rundumsicht istwegen der schmalen A-Säu-len und der hohen Sitzposi-tion ausgezeichnet. Einzig
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Nichts zu kritisieren gibt esam Fahrverhalten des mit Sta-bilisatoren vorn und hintenausgestatteten Vierachsers.Es ist unabhängig vom Bela-dungszustand sicher und pro-blemlos. Dazu kommt einsauberer Geradeauslauf. DerFederungskomfort liegtselbst leer auf überraschendhohem Niveau und die Len-kung arbeitet trotz ihrerLeichtgängigkeit angenehmexakt.
Drei Differenzialsperrenund eine relativ große Boden-freiheit sorgen in Verbindungmit dem durchzugsstarken
Leichter Schwede. Das geringe Eigengewicht des Vierachsers ermöglicht stattliche 19 Tonnen Nutzlast
hydraulisch betätigte Einscheiben-M e m b r a n f e d e r - T r o c k e n k u p p l u n g ;G e t r i e b e : Scania GRS 900; Dreigang-Grundgetriebe mit Range-und Splitgruppe, 12 Vorwärtsgängeund 2 Crawler, 2 Rückwärtsgänge;Automatisierte Schaltung Scania Op-ticruise als Sonderausstattung
Kraftübertragung
S e c h s z y l i n d e r - D i e s e l - R e i h e n m o t o rmit Abgasturbolader und Ladeluft-kühlung; vier Ventile pro Zylinder;Abgasnorm Euro 3Typ: DC 12 01H u b r a u m : 11.716 cm3
Leistung: 420 PS (309 kW) bei1 9 0 0 / m i nmax. Drehmoment: 2000 Nm bei1100-1300/min Einspritzung: Pumpe-Düse, EDC
Motor
vorn: starre Faustachsen, Zweiblatt-Parabelfedern, verstärkte Stabilisator( S o n d e r a u s s t a t t u n g )h i n t e n : Außenplanetenachsen ScaniaAD 1100 P mit Achseinsätzen RBP 730und RP 730; Vierblatt-Parabelfedern;Stabilisator (Sonderausstattung) ;
Fahrwerk
Technische Daten
Preis:Grundpreis: Fahrgestell mit Fahrerhaus CR 14: 304.430,–
Testurteil
BremsanlageZweikreis-Druckluftbremsanlage mitABS; Trommelbremsen vorn und hin-ten; Motorbremse: Auspuffklappe;Retarder (Sonderausstattung)
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zwei Quer-, eine Längssperre; Achs-übersetzung 3,68B e r e i f u n g : 315/80 R 22,5 F e l g e n : 9,00 x 22,5
Maße & GewichteL x B x H: 8005 x 2550 x 3180 mmRadstand: 4300 mmRahmenhöhe: 1040 mmGewicht Testfahrzeug: 12.940 kgNutzlast: 19.060 kgzul. Gesamtgewicht: 32.000 kg
exzellentes Getriebe; durch-zugsstarker Motor; Euro 3;
funktionelles Cockpit; hoher Fahr-komfort; saubere Verarbeitung
+
unbefriedigender Durchstieg;keine Außentraverse; viele
Details aufpreispflichtig; Retarder-hebel nicht optimal platziert
–
Bauspezifisch.Alle Scania der C-Baureihehaben Stahlstoßfänger.Die Lampenschutzgitterkosten extra
Starker Vierer. Hinten setzen dieSchweden auf vierlagige 19 Tonnen-Parabelfedern
Perfekt. Kein andererHersteller bieteteinen besserenFrontaufstieg
Licht undSchatten.
Hochge-zogener
Auspuff aufder rechtenSeite, aber
keine Außen-traverse
Sauber gelöst.Hoch liegender
Stabilisator undStoßdämpfer garantieren
gute Bodenfreiheit
Besonders angenehm: die so-genannte Pausenheizung.Der Wärmespender für die„kleine Pause zwischen-durch“ kostet allerdings ge-nauso Aufpreis wie ein elek-trisch betriebener Stellan-trieb für die Dachluke.
Typisch Scania ist der be-queme, einfach zu verstellen-de Fahrersitz, mit Lordosen-stütze, Sitzheizung und inte-grierter Kopfstütze. Am Tra-gekomfort des sitzfesten Gur-tes und am Verstellbereichgibt es ebenfalls nichts auszu-setzen.
Das Platzangebot in derkurzen, hohen CR-14-Kabineist im Grunde genommenausreichend. Subjektiv wirktdas Ganze jedoch enger als estatsächlich ist. Das liegt vor al-lem am hohen Motortunnelund der weit in den Fahrgast-raum ragende Mittelkonsole.Dementsprechend beschwer-lich gestaltet sich der Durch-stieg. Weiterer Kritikpunkt istdas ausgesprochen eng bei-einander liegende Gas- undBremspedal. Durchaus zufrie-den kann man dagegen mitden gebotenen Ablagemög-lichkeiten sein. Besonderspfiffig: Die im Testfahrzeuganstelle des normalen rech-ten Sitzes installierte breite
Beifahrersitzbank unter de-ren Sitzfläche sich ein großesStaufach verbirgt. Mit einemJackenschrank, wie ihn bei-spielsweise Mercedes im Ac-tros anbietet, kann derSchwede jedoch nicht dienen.Dafür fallen Verarbeitungs-qualität und Materialgüteumso überzeugender aus.
Absolute Vorbildfunktionhat der vordere Aufstieg. Ge-schmälert wird dieser positiveEindruck jedoch durch dasFehlen einer Außentraverse.Der Blick über die Bordwandartet dadurch jedesmal zurgefährlichen Kletterpartieaus. Alles in allem überzeugtder Schwede trotz kleiner De-tailschwächen. Vor allem dasmit 4760 Mark Aufpreis mo-derat teure Opticruise-Getrie-be hinterlässt einen ausge-zeichneten Eindruck. Es er-leichtert dem Fahrer nicht nurseinen Job wesentlich, son-dern bietet im „Manuell-modus“ jede Menge Fahr-s p a ß . A D