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Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie - systematischer Teil - Prof. Dr. Lucia Scherzberg WS 2009/10

Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie ... · Bitte die Folien von Frau Conrad zum biblischen Verständnis von Sünde und Gnade noch einmal anschauen!

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Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie- systematischer Teil -

Prof. Dr. Lucia Scherzberg

WS 2009/10

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Sünde - ein sinnentleerter Begriff

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Sünde - ein sinnentleerter Begriff

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Sünde - ein sinnentleerter Begriff

„Verkehrssünder“-

Datei in Flensburg

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Die Assoziation von Sünde mit Sexualität

Franz v. Stuck: Die Sünde (1893)

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Religionskritische Einwände gegen die Sündenvorstellung

• Schwächung der starken menschlichen Natur

• Schuldgefühle = krankhafte Symptome

• keine Erbsünde als Kollektivsünde; Schuld nur persönlich/individuell

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Bitte die Folien von Frau Conrad zum biblischen Verständnis von Sünde und Gnade noch einmal anschauen!

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Wann und warum entsteht das Konzept der Erbsünde?

AUGUSTINUS

• Rückgriff auf Röm 5,12: Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod …

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Wann und warum entsteht das Konzept der Erbsünde?

AUGUSTINUS

• Rückgriff auf Röm 5,12: Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod …

• Praxis der Kindertaufe

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Wann und warum entsteht das Konzept der Erbsünde?

AUGUSTINUS

• Rückgriff auf Röm 5,12: Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod …

• Praxis der Kindertaufe

• Auseinandersetzung mit Pelagius über die Fähigkeiten des Menschen und die göttliche Gnade

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Das Verständnis der Erbsünde bei Augustinus

• Übergang der Schuld Adams auf die ganze Menschheit (peccatum originale oder peccatum hereditarium)

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Das Verständnis der Erbsünde bei Augustinus

• Übergang der Schuld Adams auf die ganze Menschheit (peccatum originale oder peccatum hereditarium)

• Weitergabe durch die sexuelle Begierde (Konkupiszenz)

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Das Verständnis der Erbsünde bei Augustinus

• Übergang der Schuld Adams auf die ganze Menschheit (peccatum originale oder peccatum hereditarium)

• Weitergabe durch die sexuelle Begierde (Konkupiszenz)

• Folgen der Erbsünde: leiblicher Tod; Verlust der Freiheit, gut zu handeln; Höllenstrafe

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Das Verständnis der Erbsünde bei Augustinus

• Übergang der Schuld Adams auf die ganze Menschheit (peccatum originale oder peccatumhereditarium)

• Weitergabe durch die sexuelle Begierde (Konkupiszenz)

• Folgen der Erbsünde: leiblicher Tod; Verlust der Freiheit, gut zu handeln; Höllenstrafe

• doppelte Prädestination – Vorherbestimmung der Menschen zur ewigen Seligkeit oder zur ewigen Verdammnis

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Der Streit zwischen Augustinus und Pelagius

Pelagius

• Positive Beurteilung der menschlichen Freiheit

• Betonung der Ethik

• Gnade als göttliche Erziehung (paideia)

• menschliche Freiheitsnatur als Gnadengeschenk Gottes

• Verurteilung durch die Synode von Karthago 418

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Der Streit zwischen Augustinus und Pelagius

Augustinus

• Freiheit des Menschen ist durch die Erbsünde beschädigt: der freie Wille ist unfähig zum Guten

• keine Erlösung aus eigener Kraft

• Angewiesen-Sein auf die Gnade Gottes

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WER HAT SICH DURCHGESETZT?

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Die Zweite Synode von Orange (529)

2. Wer behauptet, der Sündenfall habe nur Adam, nicht aber auch seiner Nachkommenschaft Schaden zugefügt, oder wer sagt, wenigstens sei nur der leibliche Tod, der eine Strafe für die Sünde ist, nicht aber auch die Sünde selbst, die der Tod der Seele ist, durch den einen Menschen auf das ganze Menschengeschlecht übergegangen, der schreibt Gott ein Unrecht zu, denn er widerspricht dem Apostel, der sagt: „Durch den einen Menschen ist die Sünde in die Welt eingetreten und durch die Sünde der Tod, und so kam der Tod über alle Menschen, in ihm haben alle gesündigt.“

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Die Zweite Synode von Orange (529)

• 6. Wer sagt, wenn wir – ohne Gnade Gottes – glauben., wollen, verlangen, uns abmühen, arbeiten, beten, wachen, uns anstrengen, bitten, suchen, anklopfen: dann werde uns die Barmherzigkeit Gottes verliehen; wer aber nicht bekennt: daß wir glauben wollen, oder all dies, wie es sich gebührt, zu tun vermögen, ge­schehe in uns durch die Mitteilung und die Eingebung des Heili­gen Geistes; und wer die Gnadenhilfe der Demut oder dem menschlichen Gehorsam unterordnet, nicht aber bekennt, es sei ein Geschenk der Gnade, daß wir demütig und gehor­sam seien, der widersteht dem Apostel, der sagt: »Was hast du, das du nicht empfangen hättest?« (1 Kor 4, 7), und: »Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin« (1 Kor 25, 10). [..]

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Die Zweite Synode von Orange (529)

So müssen wir nach den obenerwähnten Aussagen der heiligen Schriften oder den Entscheidungen der früheren Väter mit Got­tes Hilfe dieses verkünden und glauben: Durch die Sünde des ersten Menschen ist der freie Wille so geschwächt und hinfällig geworden, daß später keiner fähig war, Gott so zu lieben, wie es sich gebührte, oder an Gott zu glauben oder Gottes wegen das Gute zu tun, wenn ihm nicht die barmherzige göttliche Gnade zuvorgekommen ist. Daher glauben wir auch, daß der gerechte Abel, Noe, Abraham, Isaak, Jakob und die ganze Menge der alten Heiligen jenen herrlichen Glauben, den in ihnen der Apostel Paulus preist (Hebr 11), nicht durch ein natürliches Gut empfangen hatten, das vormals in Adam gegeben war, sondern durch die Gnade Gottes.

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Die Zweite Synode von Orange (529)

Nach katholischem Glauben bekennen wir auch, daß nach der in der Taufe empfangenen Gnade alle Getauften unter Beihilfe und Mitwirkung Christi alles zum Seelenheil Notwendige erfüllen können und müssen, wenn sie sich treu abmühen wollen. Daß aber einige durch göttliche Macht zum Schlechten vorher-bestimmt wurden, das glauben wir nicht nur nicht, sondern wenn es solche gibt, die so Schlechtes glauben wollen, so sagen wir ihnen mit allem Abscheu den Bann an. Auch das bekennen und glauben wir zu unserem Heil, daß in jedem guten Werk nicht wir es sind, die beginnen und dann später durch die Barmherzigkeit Gottes unterstützt werden, sondern er (Gott) selbst gießt uns ohne jedes vorhergehende Verdienst seinen Glauben und seine Liebe zuerst ein, damit wir die Taufgnade getreulich erstreben und nach der Taufe mit seiner Hilfe das, was ihm wohlgefällig ist, erfüllen können.

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Semipelagianismus

• keine Verbindung mit Pelagius

• entsteht im 5. und 6. Jhd. in Afrika und Südgallien

• Der menschliche Wille entscheidet über die Rettung eines Menschen: Wenn der Mensch aus freiem Willen die Initiative ergreift, antwortet Gott ihm mit der Gnade.

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

• Sünde als Gotteshass und als Stolz

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

• Sünde als Gotteshass und als Stolz

• keine Befreiung aus eigener Kraft möglich

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

• Sünde als Gotteshass und als Stolz

• keine Befreiung aus eigener Kraft möglich

• Konkupiszenz = nicht Wesen, sondern nur Erscheinung der Erbsünde

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

• Sünde als Gotteshass und als Stolz

• keine Befreiung aus eigener Kraft möglich

• Konkupiszenz = nicht Wesen, sondern nur Erscheinung der Erbsünde

• Gnade als Teilhabe an der göttlichen Natur

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Thomas von Aquin

• Sünde ist keine personifizierte Macht, sondern innermenschliche Realität.

• Sünde als aversio a deo

• Sünde als Gotteshass und als Stolz

• keine Befreiung aus eigener Kraft möglich

• Konkupiszenz = nicht Wesen, sondern nur Erscheinung der Erbsünde

• Gnade als Teilhabe an der göttlichen Natur

• Gnade als qualitas

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Martin Luther

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Martin Luther

• paulinisches und augustinisches Verständnis von Sünde und Gnade

• kämpft gegen die Vorstellung, dass der Mensch sich das Heil verdienen kann

• Rechtfertigung des Menschen durch die Anrechnung der Gerechtigkeit Christi (forensisches Verständnis)

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HintergrundNominalistische Theologie

Optimismus des Humanismus

Praxis des AblasswesensMelchior Ramminger, Ablasshandel, 1521

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Bleibt der Mensch Sünder?

evangelisch

• Luther: simul iustus et peccator

• forensische Rechtfertigung

• Konkupiszenz = Sünde(grundsätzliche Widerwillig-keit des Geistes gegen Gott; homo incurvatus in seipsum)

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Bleibt der Mensch Sünder?

evangelisch

• Luther: simul iustus et peccator

• forensische Rechtfertigung

• Konkupiszenz = Sünde (grundsätzliche Widerwillig-keit des Geistes gegen Gott; homo incurvatus in seipsum)

katholisch

• Gnade verändert das Sein des Menschen; Taufe nimmt die Sünde wirklich weg

• effektive Rechtfertigung

• Konkupiszenz ist Folge der Sünde (bleibende Neigung zur Sünde)

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Lösungsversuch

• ontologisches Modell der Scholastik; Aussagen über das Sein

Perspektive Gottes

• Menschliche Selbsterfahrung des Scheiterns und der permanenten Neigung zur Sünde

Perspektive des Menschen

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Konzil von Trient – Dekrete über die Ursündeund über die Rechtfertigung

• Rezeption der Entscheidungen der Synode von Orange

• keine Erlösung aus eigener Kraft: Angewiesen-Sein auf die Gnade

• Erbsünde

• wirkliche Vergebung der Sünde durch die Taufe

• Verbleiben der Konkupiszenz als Disposition zur Sünde