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Die Presse In Kürze Arbeitsmarkt: Gewerbe und Handel größter Jobmotor Die Sparte Gewerbe und Hand- werk war mit 648.443 unselbst- ständig Beschäftigten 2012 der größte Arbeitgeber Österreichs, so die KMU Forschung Austria unter Berufung auf WKO-Daten. Davon wurden in den letzten zehn Jah- ren 105.999 Jobs neu geschaffen, das entspricht einem Plus von 19,5 Prozent und über 45 Prozent aller in der gewerblichen Wirt- schaft geschaffenen Arbeitsplät- ze. Den größten relativen Zu- wachs gab es mit 35,5 Prozent im Tourismus. Nach der Sparte Ge- werbe und Handwerk folgen der Handel mit 479.144, die Industrie mit 428.355 und der Tourismus mit 273.112 Jobs. Die größten Verlierer in den Krisenjahren 2009/10 waren die Sparten Indus- trie und Transport/Verkehr, in denen 26.000 beziehungsweise knapp 16.500 Jobs verloren gin- gen. Nach einer Trendumkehr in den letzten beiden Jahren bleibt über den Zeitraum 2002 bis 2012 betrachtet ein Minus von 4316 und 11.281 Beschäftigten. Forderungsmanagement: Wie mahnt man effektiv? Seite F3 F1 Fokus KMU MITTWOCH, 17. APRIL 2013 //// DIEPRESSE.COM Nicht nur die Banken haben Geld Finanzierung. Auch wenn ein Bankkredit illusorisch ist, sind damit längst nicht alle Hoffnungen auf Finanzspritzen dahin. Für Unternehmen mit guten Geschäftsaussichten oder innovativen Ideen gibt es eine Reihe von Alternativen. VON STEPHANIE DIRNBACHER Geringe Eigenmittel, keine Sicher- heiten oder schlicht noch keine unternehmerischen Erfolge – bei dieser Ausgangslage ist ein klassi- scher Kredit aussichtslos. KMU und Jungunternehmer haben je- doch noch andere Finanzierungs- möglichkeiten. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Austria Wirt- schaftsservice GmbH (AWS) und der WKO nutzen immerhin neun Prozent der heimischen KMU al- ternative Finanzierungsformen, rund ein Viertel möchte in Zu- kunft darauf setzen. „Dieser Trend hat sich schon in den letzten Jah- ren abgezeichnet“, berichtet AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Seiner Einschätzung nach beschreiten vor allem kleine Firmen in frühen Unternehmens- phasen Wege abseits des klassi- schen Bankkredits, um an Geld zu kommen. Gerade für Start-ups kann es sich auszahlen, einen externen In- vestor zu suchen, der gegen eine Beteiligung am Unternehmen Ka- pital zur Verfügung stellt. „Man hat damit wesentlich größere Wachs- tumschancen“, meint Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jun- gen Wirtschaft Österreich. Auch die Kreditwürdigkeit des Unter- nehmens verbessert sich durch das Beteiligungskapital. Geld gegen Beteiligung Die Kehrseite der Medaille: Wegen des hohen Risikos für den Finan- cier ist Beteiligungskapital für das KMU wesentlich teurer als ein Kre- dit. Man muss zwar in der Regel keine Zinsen an den Investor zah- len, dieser erwirbt jedoch mit sei- ner Finanzspritze Unternehmens- anteile. „Die Kosten sind aber sehr gut investiert“, versichert Roth. Bei der Finanzierung über Beteili- gungskapital kommen mehrere Fi- nanzierungspartner infrage: I Business Angels sind oder wa- ren meist selbst erfolgreiche Un- ternehmer, bringen dem KMU ne- ben Kapital auch Expertise und Kontakte und stehen als Berater zur Verfügung. Vor allem in frühen Unternehmensphasen können Business Angels weiterhelfen. Ge- wöhnlich schießen sie zwischen 50.000 und 250.000 Euro zu. I Venture-Capital-Gesellschaften investieren bis zu Millionenhöhe Geld aus Fonds. Um eine Venture- Capital-Gesellschaft zu beeindru- cken, muss man sich aber Mühe geben. Denn laut Austrian Private Equity und Venture Capital Orga- nisation wird nur ein Bruchteil der Ansuchen finanziert. I Inkubatoren helfen Unterneh- men mit guten Geschäftsideen zu wachsen. Sie stellen vor allem In- frastruktur, Wissen und Kontakte zur Verfügung. I Crowdfunding: Hier bekommt das Unternehmen Kapital von vie- len Kleinanlegern. Diese Finanzie- rungsform steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Zu- gang bekommt man über entspre- chende Internetplattformen. I Auch große Unternehmen sind laut Roth zunehmend bereit, sich an KMU zu beteiligen – besonders, wenn es um Technologien geht, die ihnen selbst schaden könnten. Weniger innovative KMU, die in traditionellen Branchen zu Hau- se sind, haben es schwerer, einen Investor an Land zu ziehen. Doch auch für sie gibt es Alternativen zum Bankkredit. Bei einer anste- henden Investition kann etwa eine Leasing-Finanzierung Abhilfe schaffen. KMU im Waren- und Dienstleistungsbereich können Li- quiditätsengpässe mit Factoring überbrücken. Dabei wird ein Teil der Forderungen gegenüber Kun- den einer Factoring-Gesellschaft gegen Bargeld überschrieben. WEITERE INFORMATIONEN UNTER www.junge-wirtschaft.at, www.avco.at, www.awsg.at Darlehen. Auch wenn Experten in Österreich nicht von einer klassischen Kreditklemme sprechen wollen, ist es für kleinere Betriebe schwerer geworden, sich Geld zu leihen. Ein paar Tipps, die es leichter machen. VON STEPHANIE DIRNBACHER Kredit ganz ohne Klemme W enn heimische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) Geld brauchen, ist die erste Adresse nach wie vor die Bank. Doch wie leicht ist es für KMU heute, zu einem Kredit zu kommen? Laut Experten der WKO, des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und der Austria Wirtschafts- service GmbH (AWS) gibt es in Ös- terreich zwar keine klassische Kre- ditklemme, „im Einzelfall kann es aber durchaus zu Schwierigkeiten kommen“, relativiert WKO-Exper- te Erich Kühnelt. Laut Wifo-Kon- junkturtest vom Februar 2013 er- hielt rund ein Fünftel der KMU, die Bedarf hatten, keinen Bankkredit. Ein Drittel musste nach eigenen Angaben eine geringere Kredit- höhe als gewünscht oder schlech- tere Konditionen als erwartet ak- zeptieren. „Kleinere Unternehmen schätzen die Lage tendenziell schlechter ein als große. Es gibt aber schon strukturelle Unter- schiede bei der Kreditvergabe an große und kleine Unternehmen“, erläutert Werner Hölzl, wissen- schaftlicher Mitarbeiter des Wifo. Verschärfte Lage Die verschärften EU-Eigenkapital- anforderungen an Banken und die Basel-III-Bestimmungen bringen heimische KMU in die Bredouille. Laut Wifo würden vor allem klei- nere, regionale Banken ihre Kre- dite an Unternehmen einschrän- ken und sich dafür auf den Privat- bereich konzentrieren, um ihr Ri- siko zu begrenzen. Darüber hinaus sind die Banken strenger, wenn es um die Bonität potenzieller Kredit- nehmer geht, womit KMU einen weiteren Nachteil haben. Denn die Bonität hängt wesentlich von der Eigenkapitalausstattung ab, die in kleineren Unternehmen geringer ist als in großen. Allerdings gibt es hier eine positive Entwicklung. „Die Eigenkapitalquote der KMU ist in den vergangenen Jahren ge- stiegen und mit durchschnittlich 28 Prozent vergleichsweise hoch“, berichtet Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria. Außer- dem ist Eigenkapital allein nicht alles. Auch Soft Facts wie Manage- mentqualitäten und Zukunftsvisio- nen beeinflussen die Bonität. Mit offenen Karten spielen Kühnelt rät KMU mit Kreditbedarf, zuerst bei der Hausbank anzufra- gen. „Eine langjährige Geschäfts- beziehung ist förderlich“, weiß der WKO-Experte. Auf das Kreditge- spräch sollte man sich penibel vor- bereiten, sich über die Bonitätskri- terien informieren und die erfor- derlichen Daten nach dem letzten Stand professionell aufbereiten. Eine Analyse der Standardkenn- zahlen und der Soft Facts im Vor- feld kann vor unangenehmen Überraschungen schützen. „We- sentlich ist, dass das KMU das Ge- schäftsmodell gut erklärt“, sagt Gregor Deix, der bei der Erste Bank den Bereich Firmenkunden leitet. Dazu gehören nicht nur In- formationen über Organisation, Produkte, Zahlungsströme, Markt- chancen und Strategie, sondern auch über den Umgang mit Ris- ken. „Man soll ein möglichst rea- listisches Bild zeichnen und ja nichts vormachen“, warnt AWS-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. In dasselbe Horn stößt Deix: „Auch wenn es mühsam ist, für aktive Informationspolitik gibt es ein großes Plus.“ Für Jungunter- nehmer läuft ohne stichhaltigen Businessplan gar nichts. Viele För- derstellen bieten online Hilfe bei dessen Erstellung an. Besonders Ein-Personen-Unternehmen kön- nen bei der Vorbereitung auf das Kreditansuchen an ihre Grenzen stoßen. „Ich kann hier nur den Tipp geben, sich frühzeitig helfen zu lassen“, empfiehlt Deix. Um die Chancen auf einen Kredit zu verbessern, kommen entweder Sicherheiten oder Förde- rungen infrage, wobei man für vie- le Förderungen auch einen hohen Eigenmittelanteil braucht. Die Instrumente reichen von zinsen- günstigen Krediten über Zuschüs- se bis zu Haftungen und Garan- tien, bei denen der Staat im Ernst- fall für den Kredit einspringt. „Haf- tungen von der öffentlichen Hand sind interessanter geworden“, so Kühnelt. Je nach Bundesland und Branche gibt es verschiedene För- derungen, die auch kombiniert werden können. Man sollte sich nicht scheuen, den Bankberater um Hilfe zu bitten. Beratung gibt es auch bei den Wirtschaftskam- mern im jeweiligen Bundesland. Ablehnung ernst nehmen Wenn eine Bank den Kredit ab- lehnt, ist das Schicksal keineswegs besiegelt. „Man sollte unbedingt bei mehreren Banken anfragen. Es gibt durchaus Institute, die ein ge- wisses Risiko eingehen“, so Mar- kus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Österreich. AWS-Chef Sagmeister rät KMU jedoch, die Rückmeldungen der Banken und Förderstellen ernst zu nehmen. „Während der Unterneh- mer vielleicht zum ersten Mal mit einer Fremdfinanzierung zu tun hat, haben diese Stellen das schon hundertmal gemacht und können qualifiziertes Feedback geben.“ Anlaufstellen Hilfe und Beratung bei der Vorbereitung von Kreditanträgen bieten etwa: A Austria Wirtschaftsservice GmbH, 01/501 75-100, www.awsg.at A Gründerservice, www.gruenderservice.at A Österreichische Forschungs- förderungsgesellschaft, 05 77 55-0, www.ffg.at A Wirtschaftskammer Österreich, 05 90 900, www.wko.at Ein solider Businessplan und bezüglich der Zahlen mit offenen Karten spielen erhöht die Chance auf einen Bankkredit. [ S. Nivens ]

SeiteF3 F1 Fokus KMU · 2017-07-04 · Gregor Deix,d er bei der Erste Bank den BereichF irmenkunden leitet. Dazug ehören nicht nurI n-formationen über Organisation, Produkte,Z ahlungsströme,M

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Page 1: SeiteF3 F1 Fokus KMU · 2017-07-04 · Gregor Deix,d er bei der Erste Bank den BereichF irmenkunden leitet. Dazug ehören nicht nurI n-formationen über Organisation, Produkte,Z ahlungsströme,M

Die Presse

In KürzeArbeitsmarkt: Gewerbe undHandel größter JobmotorDie Sparte Gewerbe und Hand-werk war mit 648.443 unselbst-ständig Beschäftigten 2012 dergrößte Arbeitgeber Österreichs, sodie KMU Forschung Austria unterBerufung auf WKO-Daten. Davonwurden in den letzten zehn Jah-ren 105.999 Jobs neu geschaffen,das entspricht einem Plus von19,5 Prozent und über 45 Prozentaller in der gewerblichen Wirt-schaft geschaffenen Arbeitsplät-ze. Den größten relativen Zu-wachs gab es mit 35,5 Prozent imTourismus. Nach der Sparte Ge-werbe und Handwerk folgen derHandel mit 479.144, die Industriemit 428.355 und der Tourismusmit 273.112 Jobs. Die größtenVerlierer in den Krisenjahren2009/10 waren die Sparten Indus-trie und Transport/Verkehr, indenen 26.000 beziehungsweiseknapp 16.500 Jobs verloren gin-gen. Nach einer Trendumkehr inden letzten beiden Jahren bleibtüber den Zeitraum 2002 bis 2012betrachtet ein Minus von 4316und 11.281 Beschäftigten.

Forderungsmanagement: Wie mahnt man effektiv? Seite F3 F1

Fokus KMUMITTWOCH, 17. APRIL 2013 ////DIEPRESSE.COM

Nicht nur die Banken haben GeldFinanzierung. Auch wenn ein Bankkredit illusorisch ist, sind damit längst nicht alle Hoffnungen auf Finanzspritzendahin. Für Unternehmen mit guten Geschäftsaussichten oder innovativen Ideen gibt es eine Reihe von Alternativen.

VON STEPHANIE DIRNBACHER

Geringe Eigenmittel, keine Sicher-heiten oder schlicht noch keineunternehmerischen Erfolge – beidieser Ausgangslage ist ein klassi-scher Kredit aussichtslos. KMUund Jungunternehmer haben je-doch noch andere Finanzierungs-möglichkeiten.

Laut einer aktuellen Umfrageim Auftrag der Austria Wirt-schaftsservice GmbH (AWS) undder WKO nutzen immerhin neunProzent der heimischen KMU al-ternative Finanzierungsformen,rund ein Viertel möchte in Zu-kunft darauf setzen. „Dieser Trendhat sich schon in den letzten Jah-ren abgezeichnet“, berichtetAWS-Geschäftsführer BernhardSagmeister. Seiner Einschätzungnach beschreiten vor allem kleineFirmen in frühen Unternehmens-phasen Wege abseits des klassi-schen Bankkredits, um an Geld zukommen.

Gerade für Start-ups kann essich auszahlen, einen externen In-vestor zu suchen, der gegen eineBeteiligung am Unternehmen Ka-pital zur Verfügung stellt. „Man hatdamit wesentlich größere Wachs-tumschancen“, meint MarkusRoth, Bundesvorsitzender der Jun-gen Wirtschaft Österreich. Auchdie Kreditwürdigkeit des Unter-nehmens verbessert sich durchdas Beteiligungskapital.

Geld gegen BeteiligungDie Kehrseite der Medaille: Wegendes hohen Risikos für den Finan-cier ist Beteiligungskapital für dasKMU wesentlich teurer als ein Kre-dit. Man muss zwar in der Regelkeine Zinsen an den Investor zah-len, dieser erwirbt jedoch mit sei-ner Finanzspritze Unternehmens-anteile. „Die Kosten sind aber sehrgut investiert“, versichert Roth. Beider Finanzierung über Beteili-gungskapital kommen mehrere Fi-nanzierungspartner infrage:

I Business Angels sind oder wa-ren meist selbst erfolgreiche Un-ternehmer, bringen dem KMU ne-ben Kapital auch Expertise undKontakte und stehen als Beraterzur Verfügung. Vor allem in frühenUnternehmensphasen könnenBusiness Angels weiterhelfen. Ge-wöhnlich schießen sie zwischen50.000 und 250.000 Euro zu.I Venture-Capital-Gesellschafteninvestieren bis zu MillionenhöheGeld aus Fonds. Um eine Venture-Capital-Gesellschaft zu beeindru-cken, muss man sich aber Mühegeben. Denn laut Austrian PrivateEquity und Venture Capital Orga-nisation wird nur ein Bruchteil derAnsuchen finanziert.I Inkubatoren helfen Unterneh-men mit guten Geschäftsideen zuwachsen. Sie stellen vor allem In-frastruktur, Wissen und Kontaktezur Verfügung.I Crowdfunding: Hier bekommtdas Unternehmen Kapital von vie-len Kleinanlegern. Diese Finanzie-

rungsform steckt in Österreichnoch in den Kinderschuhen. Zu-gang bekommt man über entspre-chende Internetplattformen.I Auch große Unternehmen sindlaut Roth zunehmend bereit, sichan KMU zu beteiligen – besonders,wenn es um Technologien geht,die ihnen selbst schaden könnten.

Weniger innovative KMU, diein traditionellen Branchen zu Hau-se sind, haben es schwerer, einenInvestor an Land zu ziehen. Dochauch für sie gibt es Alternativenzum Bankkredit. Bei einer anste-henden Investition kann etwa eineLeasing-Finanzierung Abhilfeschaffen. KMU im Waren- undDienstleistungsbereich können Li-quiditätsengpässe mit Factoringüberbrücken. Dabei wird ein Teilder Forderungen gegenüber Kun-den einer Factoring-Gesellschaftgegen Bargeld überschrieben.

» WEITERE INFORMATIONEN UNTERwww.junge-wirtschaft.at,www.avco.at, www.awsg.at

Darlehen. Auch wenn Experten in Österreich nicht von einer klassischen Kreditklemme sprechen wollen, ist es fürkleinere Betriebe schwerer geworden, sich Geld zu leihen. Ein paar Tipps, die es leichter machen. VON STEPHANIE DIRNBACHER

Kredit ganz ohne KlemmeWenn heimische Klein-

und Mittelunternehmen(KMU) Geld brauchen,

ist die erste Adresse nach wie vordie Bank. Doch wie leicht ist es fürKMU heute, zu einem Kredit zukommen? Laut Experten der WKO,des Wirtschaftsforschungsinstitut(Wifo) und der Austria Wirtschafts-service GmbH (AWS) gibt es in Ös-terreich zwar keine klassische Kre-ditklemme, „im Einzelfall kann esaber durchaus zu Schwierigkeitenkommen“, relativiert WKO-Exper-te Erich Kühnelt. Laut Wifo-Kon-junkturtest vom Februar 2013 er-hielt rund ein Fünftel der KMU, dieBedarf hatten, keinen Bankkredit.Ein Drittel musste nach eigenenAngaben eine geringere Kredit-höhe als gewünscht oder schlech-tere Konditionen als erwartet ak-zeptieren. „Kleinere Unternehmenschätzen die Lage tendenziellschlechter ein als große. Es gibtaber schon strukturelle Unter-schiede bei der Kreditvergabe angroße und kleine Unternehmen“,erläutert Werner Hölzl, wissen-schaftlicher Mitarbeiter des Wifo.

Verschärfte LageDie verschärften EU-Eigenkapital-anforderungen an Banken und dieBasel-III-Bestimmungen bringenheimische KMU in die Bredouille.Laut Wifo würden vor allem klei-nere, regionale Banken ihre Kre-dite an Unternehmen einschrän-ken und sich dafür auf den Privat-bereich konzentrieren, um ihr Ri-siko zu begrenzen. Darüber hinaussind die Banken strenger, wenn esum die Bonität potenzieller Kredit-nehmer geht, womit KMU einenweiteren Nachteil haben. Denn dieBonität hängt wesentlich von derEigenkapitalausstattung ab, die inkleineren Unternehmen geringerist als in großen. Allerdings gibt eshier eine positive Entwicklung.„Die Eigenkapitalquote der KMUist in den vergangenen Jahren ge-stiegen und mit durchschnittlich28 Prozent vergleichsweise hoch“,berichtet Peter Voithofer von der

KMU Forschung Austria. Außer-dem ist Eigenkapital allein nichtalles. Auch Soft Facts wie Manage-mentqualitäten und Zukunftsvisio-nen beeinflussen die Bonität.

Mit offenen Karten spielenKühnelt rät KMU mit Kreditbedarf,zuerst bei der Hausbank anzufra-gen. „Eine langjährige Geschäfts-beziehung ist förderlich“, weiß derWKO-Experte. Auf das Kreditge-spräch sollte man sich penibel vor-bereiten, sich über die Bonitätskri-terien informieren und die erfor-derlichen Daten nach dem letztenStand professionell aufbereiten.

Eine Analyse der Standardkenn-zahlen und der Soft Facts im Vor-feld kann vor unangenehmenÜberraschungen schützen. „We-sentlich ist, dass das KMU das Ge-schäftsmodell gut erklärt“, sagtGregor Deix, der bei der ErsteBank den Bereich Firmenkundenleitet. Dazu gehören nicht nur In-formationen über Organisation,Produkte, Zahlungsströme, Markt-chancen und Strategie, sondernauch über den Umgang mit Ris-ken. „Man soll ein möglichst rea-listisches Bild zeichnen und janichts vormachen“, warntAWS-Geschäftsführer Bernhard

Sagmeister. In dasselbe Horn stößtDeix: „Auch wenn es mühsam ist,für aktive Informationspolitik gibtes ein großes Plus.“ Für Jungunter-nehmer läuft ohne stichhaltigenBusinessplan gar nichts. Viele För-derstellen bieten online Hilfe beidessen Erstellung an. BesondersEin-Personen-Unternehmen kön-nen bei der Vorbereitung auf dasKreditansuchen an ihre Grenzenstoßen. „Ich kann hier nur denTipp geben, sich frühzeitig helfenzu lassen“, empfiehlt Deix.

Um die Chancen auf einenKredit zu verbessern, kommenentweder Sicherheiten oder Förde-

rungen infrage, wobei man für vie-le Förderungen auch einen hohenEigenmittelanteil braucht. DieInstrumente reichen von zinsen-günstigen Krediten über Zuschüs-se bis zu Haftungen und Garan-tien, bei denen der Staat im Ernst-fall für den Kredit einspringt. „Haf-tungen von der öffentlichen Handsind interessanter geworden“, soKühnelt. Je nach Bundesland undBranche gibt es verschiedene För-derungen, die auch kombiniertwerden können. Man sollte sichnicht scheuen, den Bankberaterum Hilfe zu bitten. Beratung gibtes auch bei den Wirtschaftskam-mern im jeweiligen Bundesland.

Ablehnung ernst nehmenWenn eine Bank den Kredit ab-lehnt, ist das Schicksal keineswegsbesiegelt. „Man sollte unbedingtbei mehreren Banken anfragen. Esgibt durchaus Institute, die ein ge-wisses Risiko eingehen“, so Mar-kus Roth, Bundesvorsitzender derJungen Wirtschaft Österreich.

AWS-Chef Sagmeister rät KMUjedoch, die Rückmeldungen derBanken und Förderstellen ernst zunehmen. „Während der Unterneh-mer vielleicht zum ersten Mal miteiner Fremdfinanzierung zu tunhat, haben diese Stellen das schonhundertmal gemacht und könnenqualifiziertes Feedback geben.“

AnlaufstellenHilfe und Beratung bei derVorbereitung von Kreditanträgenbieten etwa:

A Austria Wirtschaftsservice GmbH,01/501 75-100, www.awsg.at

A Gründerservice,www.gruenderservice.at

A Österreichische Forschungs-förderungsgesellschaft,05 77 55-0, www.ffg.at

AWirtschaftskammer Österreich,05 90 900, www.wko.at

Ein solider Businessplan und bezüglich der Zahlen mit offenen Karten spielen erhöht die Chance auf einen Bankkredit. [ S. Nivens ]

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