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Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Qualitätsmanagement zertifiziert nach DIN-EN-ISO 9001:2000 Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. M. Wirsching Hauptstr. 8 79104 Freiburg
Sektion Konsil- und Liaison Psychosomatik
Abteilung für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie
Jahresbericht 2010
1. Krankenversorgung Ca. 30 % der Patienten und Patientinnen im Universitätsklinikum leiden unter behandlungsbedürftigen psychischen und psychosomatischen Störungen und Problemen. Aufgabe des psychosomatischen Konsil- und Liaisondienstes ist die psychotherapeutische Mitbehandlung dieser Patienten. Dies setzt eine enge Kooperation mit den anfordernden Abteilungen voraus, die am besten durch einen kontinuierlich vor Ort anwesenden Liaisondienst gewährleistet ist. Der Liaisontherapeut nimmt an Visiten und Teambesprechungen teil, bietet kurzfristig Fallbesprechungen bei schwierigen Patienten an und ist in die Fort- und Weiterbildung der Ärzte und des Pflegepersonals eingebunden. Auch im Jahre 2010 stand die Weiterentwicklung des Liaisondienstes im Vordergrund. Im Vergleich zum Vorjahr kam es erneut zu einer Steigerung der Leistungen um 25%. Zurzeit bestehen folgende Liaisondienste:
- Innere Medizin I, Hämatologie, Onkologie - Kardiologische Intensivstation Heilmeyer II - Chirurgische Klinik, Schwerpunkt Allgemeinchirurgie - Thoraxchirurgie - Neurologie - Strahlenheilkunde - Herz- und Lungentransplantation
Psychosomatische Liaison-Nurse Neu im Jahre 2010 war die Einarbeitung einer sog. Liaison Nurse zur Versorgung der Tumorpatienten in der Allgemein- und Viszeralchirurgie auf Station Kraske, Czerny und Intensivstation 3/4. Damit verfügt das Universitätsklinikum Freiburg als erste Uniklinik über einen solchen Dienst. Eine ausführliche Beschreibung dazu findet sich im Anhang. Leistungsdaten Es wurden über 1700 Patienten psychotherapeutisch mitbehandelt. Ingesamt fanden über 4.200 psychotherapeutische Gespräche mit Patienten und/oder Angehörigen statt. Jeder Patient hatte im Durchschnitt 2,4 Gespräche (Bandbreite von 1-47). Der Zeitaufwand betrug im Durchschnitt 3 Stunden (179 Minuten). Die meisten Patienten hatten eine Krebserkrankung (47 %) und litten überwiegend (53 %) unter Belastungsreaktionen mit Depression und Angst. Neben den psychotherapeutischen Gesprächen wurde in 16 % der Fälle Psychopharmaka (Antidepressiva) empfohlen.
Konsil- und Liaisondienstleistungen der Abteilung Psychosomatik 2006 - 2010
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Kontakte 1570 1712 2454 3358 4202
2006 2007 2008 2009 2010
Zuweisende Kliniken 2010, N = 1732
HNO4,6%
Hautklinik3,5%
Augenklinik0,1%
Neurologische Klinik14,7%
Medizinische Klinik37,7%
Chirurgie29,4%
Strahlenklinik9,9%
Fallbezogene Konsil- und Liaisonleistungen:
- 1.732 Fälle - 4.202 Kontakte - Durchschnitt 2,4 Gespräche pro Fall (1-47) - 5.167 Stunden Zeitaufwand fallbezogen - Durchschnitt 2,98 Stunden Zeitaufwand/Fall
Teambezogen Konsil- und Liaisonleistungen - 575 Stunden pro Jahr - Durchschnitt 0,35 Stunden Zeitaufwand umgerechnet auf einen Fall
Basisleistungen - Besprechungen im Konsil- und Liaisonteam, Supervision, Qualitätsmanagement,
Fortbildung, Leitung, wissenschaftliche Arbeiten, Kongresse mit insgesamt 25 % der Konsil- und Liaisonleistungen ergibt + 0, 76 Stunden/Fall
Gesamtzeitaufwand: 4,09 Stunden Die Inanspruchnahme des Konsil- und Liaisondienstes durch die einzelnen Abteilungen zeigt die folgende Graphik. Ausführliche Informationen über die soziodemographischen Daten der Patienten, die Krankheits- und Behandlungsanamnese, die somatischen und psychischen Diagnosen, die Interventionen und die Behandlungsempfehlungen finden sich im Anhang.
Medizinische Klinik Chirurgie Neurologische Klinik Med I (Onko.) 19,6% Allg. Chirurgie 9,5% Neurologie 12,4%
Med II (Gastro.) 4,6% Thoraxchirurgie 13,9% Neurochirurgie 2,3% Med III (Kardio.) 5,5% Herzchirurgie 2,8%
Med IV (Nephro.) 2,7% Anästhesie 1,2% Med. VI (Rheumatologie) 0,7% Orthopädie 0,8%
Med. V (Pneumologie) 4,5% Handchirurgie 0,7% Urologie 0,5%
Teambezogene Liaisonleistungen in den einzelnen Fachgebieten Thoraxchirurgie
- ca. 30 min Visite wöchentlich - ca. 40 min Fallbesprechung 14-tägig - regelmäßiger interdisziplinärer Austausch mit Sozialarbeiterin, Physiotherapeuten,
Pflegepersonal und Ärzten Neurozentrum - Station Hoffmann
- 1x die Woche Teilnahme an der 1h Stationsbesprechung - Teilnahme an der Chefarztvisite
Abt. Allgemeine Neurochirurgie 29.04. und 06.05.2010
- 4-stündiges Training in Gesprächsführung zum Thema: Überbringen schlechter Nachrichten bei Patienten mit Gehirntumor
Sektion Epilepsie
- Training zur Diagnosemitteilung nichtepileptischer (dissoziativer) Anfälle - mit Erarbeitung eines Manuals (ca. 30 Stunden) - 4 Stunden Training für Diagnosemitteilung im Einzelgespräch - 4 Stunden Training für Diagnosemitteilung im Paargespräch
Medizinische Klinik - Intensivstation Heilmeyer II - Teilnahme an Visiten (1,5 Std.), Kurzfortbildungen (1 Std.), Fallbesprechungen (1 Std.) - 29.09.2010 09.00 - 17.00 Uhr:
Workshop für Mitarbeiter zu den Themen 1. Erleben von Ohnmacht und Sinnlosigkeit in aussichtslos erscheinenden Behandlungssituationen 2. Kommunikation über schwierige Emotionen und konflikthafte Interaktionen 3. Umzug Neubau Nord
Medizinische Klinik I (hämatologisch-onkologische Abteilung)
- Abteilungsbesprechung und Fortbildung - Interdisziplinäre Übergabe (Station Löhr) - Fallsupervision und interdisziplinäre Fallbesprechung (Station Löhr) - Regelmäßige Fort- und Weiterbildung für Pflegekräfte und Ärzte - Teilnahme an Chefarztvisite
Allgemein- und Viszeralchirurgie
- Regelmäßige Fallbesprechungen mit Ärzten und Pflegepersonal - Regelmäßiger Austausch mit Liaisonpflegekraft über Patienten und Teamfragen (z.B.
Kommunikation mit Ärzten, Stressbewältigung im Team) - Monatliches Forschungstreffen mit Pflegedienst zur dauerhaften Implementierung einer
Psychosomatik-Liaison-Nurse (PLN) - Regelmäßiger Austausch mit Seelsorger - Fort- und Weiterbildung für Pflegekräfte
Herz- und Lungentransplantation, künstliches Herz
- Transplantationsbesprechung wöchentlich in der Kardiochirurgie - Fallbesprechungen
Strahlentherapie (Station Curie I und II)
- Regelmäßige Teambesprechung - Moderation von Gesprächen des Gesamtteams von Pflege und Stationsärzten zu Themen
wie Kommunikation, Transparenz und Aufgabenverteilung - Coaching der Stationsärzte - Teilnahme an Übergaben, einmal wöchentlich 1 Std.
2. Forschung Zurzeit laufende Projekte:
• Multizentrische RCT zur Wirksamkeit von Psychotherapie bei depressiven Koronarpatienten (DFG)
• Kurzinterventionen zur Angstminderung vor Bypass Operation (Deutsche Stiftung für
Herzforschung)
Kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekte:
• RCT Behandlung von somatoformen Störungen im Rahmen des psychosomatischen Konsil- und Liaisondienstes (DFG)
• RCT Training kommunikativer Kompetenz zur Aufklärung von Krebspatienten über
klinische Studien (Deutsche Krebshilfe)
• RCT Training für Ärzte zur Verbesserung der Gesprächsführung mit Patienten und Angehörigen beim Übergang von kurativer zu palliativer Therapie (Deutsche Krebshilfe)
3. Fort- und Weiterbildung
Kurse in Psychosomatischer Grundversorgung für Allgemeinärzte, Gynäkologen, Internisten im Rahmen ihrer Facharztweiterbildung Kurse in Gesprächsführung für onkologisch tätige Ärzte z. B. Überbringen schlechter Nachrichten, in Kooperation mit dem Comprehensive Cancer Center Freiburg (CCCF- geplant ab Frühjahr 2011). Zusatzweiterbildung Psychotherapie – fachgebunden zum Erwerb einer eigenen psychosomatischen und psychotherapeutischen Kompetenz in der Diagnostik und Therapie psychischer und psychosomatischer Störungen in dem jeweiligen Fachgebiet zusammen mit dem Arbeitskreis Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Südbaden.
Obere Reihe von links nach rechts: Fritzsche, Fischer-Reuschenbach, Sander-Bauer, Wünsch, Burbaum, Sotelo, Maier, Berg, Liebelt Untere Reihe von links nach rechts: Kuijpers, Baumann, Zinn
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahre 2010: Prof. Dr. med. Kurt Fritzsche (Sektionsleiter) Dr. Dipl.-Psych. Christina Burbaum (Medizinische Klinik II, III und IV, Rheumatologie) Dipl.-Psych. Tanja Gölz (Medizinische Klinik I) Dipl.-Psych. Jörg Zinn (Chirurgische Klinik, HNO, Augen, Hautklinik) Dr. Dipl.-Psych. Nele Töns (Neurologische Klinik) Dr. med. Kathrin Baumann (Neurologische Klinik, Kardiologische Intensivstation) Dr. med. Antje Sommer, Ärztin (Strahlentherapie, Chirurgische Klinik) Dipl.-Psych. Nicola Kuijpers (Herz- und Lungentransplantation) Dipl.-Psych. Claudia Liebelt (Strahlentherapie) Dipl.-Psych. Alexander Wünsch (Medizinische Klinik I) Dipl.-Psych. Birgit Maier (Medizinische Klinik I, Lungenchirurgie) Dipl.-Psych. Tamara Sotelo (Neurologische Klinik, HNO) Dipl.-Psych. Stephanie Berg (Medizinische Klinik) Dr. med. Barbara Saum (Hautklinik) Psychotherapeuten in Ausbildung: Dipl.-Psych. Norman Marko Dipl.-Psych. Gabriele Sander-Bauer Dipl.-Psych. Silvia Gerster
I. Das Konzept Psychosoziale Belastungen von Patienten sind im Akutkrankenhaus häufig. Je nach Fachgebiet (z. B. Innere Medizin, Strahlentherapie, Dermatologie, Neurologie) oder Krankheitsbild (z.B. Krebs, Dialyse, Diabetes mellitus) liegen die Prävalenzraten für behandlungsbedürftige psychische Störungen zwischen 20 und 50 %. Neben eigenständigen psychischen Störungen und Erkrankungen handelt es sich meist um akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen bei neu aufgetretenen Erkrankungen oder Rezidiven. Psychotherapeutische Behandlungsverfahren im Konsil- und Liaisondienst sind in ihrer Wirksamkeit gesichert. Für die psychotherapeutische Begleitung stehen zwei unterschiedliche Wege zur Verfügung: 1. Konsildienst: In der auch sonst in der Medizin üblichen Weise werden auf Anforderung
psychodiagnostische und psychotherapeutische Leistungen vor Ort für stationäre Patienten anderer Kliniken erbracht.
2. Liaisondienst: Die psychosozialen Mitarbeiter sind kontinuierlich vor Ort anwesend und
erbringen über die unmittelbare Krankenversorgung hinausgehende supervisorische (Fallbesprechungen), fortbildende (Fortbildungen für Ärzte/Innen und Pflegepersonal Teambesprechung) und konfliktklärende (z. B. Arzt-Patient-AngehörigenBeziehung) Leistungen.
Alle Konsil- und Liaisonmitarbeiter zusammen bilden ein Team (keine Einzelkämpfer), das in der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin verankert ist (v. a. Supervision, Fortbildung, Organisation). Liaisondienste sind dort von besonderer Bedeutung, wo Patienten, Angehörige und das medizinische Team besonders starken Belastungen ausgesetzt sind, bzw. wo häufig konflikthafte Situationen entstehen (z. B. Onkologie). II. Leitlinien und Zielgruppen 1. Störungs(krankheits)spezifische Interventionen Nach einer diagnostischen Klärung werden gezielte Behandlungsmaßnahmen bereits während des stationären Aufenthaltes begonnen. Dazu gehören klärende und stützende Gespräche mit den Patienten und deren Angehörigen, Entspannungstechniken, Beratung des Pflegepersonals, der Klinikärzte und der Hausärzte. Frühere Behandlungserfahrungen werden berücksichtigt. Wenn nötig, wird eine ambulante Fortsetzung der Behandlung in die Wege geleitet. 2. Gesundheitserhaltende Ressourcen stärken Bei der Überwindung psychischer Belastungen wird auf die Mobilisierung vorhandener Ressourcen größten Wert gelegt. So können trotz Einschränkungen durch die Erkrankung neue Lebensperspektiven entwickelt werden. 3. Integrativer Ansatz Die psychosozialen Hilfen beziehen neben den Patienten auch die Angehörigen, die betreuenden Ärzte, das Pflegepersonal und die Kliniksozialarbeiter ein. Angestrebt wird ein Unterstützungssystem, das dem Patienten Rückhalt gibt. 4. Verzahnung von stationärer und ambulanter Behandlung Besonders bei onkologischen Patienten gibt es im psychosozialen Bereich Versorgungs-engpässe, die derzeit vor allem durch Rehabilitationskliniken kompensiert werden. Unser Konzept bietet eine Behandlung schon in der Akutklinik an und vermittelt ambulante Hilfen einschließlich Selbsthilfegruppen.
5. Teamorientierung Neben den unmittelbaren Hilfen für die Patienten und ihre Angehörigen ist die Zusammenarbeit mit dem Ärzte- und Pflegeteam in Fallbesprechungen, Fortbildungen und im täglichen Erfahrungsaustausch wichtig: die kontinuierliche, arbeitsbegleitende Entwicklung psychosozialer Kompetenzen, z. B. zur Diagnosemitteilung, zum Umgang mit problematischen (aggressiven, depressiven, nicht kooperativen) Patienten etc. Dies erhöht die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter. 6. Familien(system)orientierung Eine weitere Zielgruppe sind die Angehörigen und nahen Bezugspersonen der Patienten. Beratung und Unterstützung wird ihnen vor allem in folgenden Bereichen gegeben: Partnerschaft, veränderte Rollen- und Lebensstile in der Familie, Angst vor dem Tod. 7. Generalisierbarkeit Die bisherigen Behandlungskonzepte sollen kontinuierlich weiterentwickelt und dokumentiert werden, so dass die Erfahrungen auch anderen Abteilungen des Klinikums und anderen Krankenhäusern zur Verfügung gestellt werden können. III. Versorgungsbedarf und benötigte Mittel Baden-Württemberg hat als eines der ersten Bundesländer Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin in der stationären Versorgung realisiert. Dabei haben Konsil-/Liaisondienste eine zentrale Bedeutung. Nach den Ergebnissen eines vom Sozialministerium in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Gutachtens (Jansen et al. 1999) stellt sich der Bedarf wie folgt dar: Ca. ein Drittel aller Krankenhauspatienten mit einer primär körperlichen Erkrankung weist zusätzlich eine behandlungsbedürftige psychische Symptomatik auf. Psychische Störungen werden durch Ärzte häufig nicht erkannt und selten angemessen berücksichtigt. Dies führt zu längeren Behandlungsdauern und, bei vergleichbaren körperlichen Krankheiten, zu mehrfach größerer unangemessener Inanspruchnahme somatischer Diagnostik und Therapie. Die wichtigsten psychischen Störungen sind: psychische Reaktionen auf körperliche Erkrankungen (vor allem Angst und Depression), psychische Störungen mit körperlichen Symptomen (z. B. körperliche Beschwerden ohne Organbefund), unentdeckter Alkohol- und Medikamentenabusus. Klinikärzte geben in wissenschaftlichen Studien an, dass 20 - 50 % ihrer Patienten psychisch beeinträchtigt und meist auch behandlungsbedürftig sind. Sie sehen einen erheblichen Bedarf an praktischer Unterstützung durch psychotherapeutische und psychosomatische Experten. Das Pflegepersonal, welches einen engen Kontakt zu den Patienten hat, schätzt den Bedarf an psychosozialer Unterstützung noch höher ein. Herkömmliche Konsildienste können diesen Bedarf nur unzureichend decken. In Freiburg werden trotz hoher Präsenz des Konsildienstes, je nach Abteilung, nur zwischen 0,5 und 2 % der Patienten erreicht. Im Liaisondienst erhöht sich dieser Anteil auf 20-30 %.
Indikationen für ein psychosomatisches Konsil
1.) Psychische Belastungen bei Verlauf und Bewältigung körperlicher Erkrankungen, z.B.
Krebserkrankung, komplikationsreiche Operation, Polytrauma, Dialyse. 2.) Anhaltende körperliche Beschwerden ohne Organbefund, z.B. unklare Schmerzzustände. 3.) Akut auftretende oder länger bestehende Angstzustände bzw. depressive Symptomatik,
z.B. vor operativen oder diagnostischen Eingriffen. 4.) Psychische Belastungen naher Bezugspersonen, familiäre Krisen, Partnerschaftskonflikte. 5.) Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Patienten, Pflegepersonal und Ärzten (z.B.
Non-Compliance). 6.) Diagnostik bei Verdacht auf eine, unabhängig von der körperlichen Erkrankung
vorliegende psychische Erkrankung, z.B. Depression, Sucht, Persönlichkeitsstörung, Psychotrauma und Posttraumatische Belastungsstörung.
Diagnostische und therapeutische Leistungen und Behandlungsempfehlung
1.) Psychodiagnostisches Gespräch zur Klärung der Problematik 2.) Kontinuierliche psychotherapeutische Betreuung und Unterstützung während des
stationären Aufenthaltes. 3.) Weitervermittlung in ambulante Fachpsychotherapie, an psychosoziale Beratungsstellen
oder Fachkliniken. 4.) Nach Indikationsstellung Übernahme auf unsere Psychotherapiestationen. 5.) Psychopharmakologische Behandlung in Kooperation mit der Psychiatrischen
Universitätsklinik. 6.) Gemeinsame Fallkonferenzen mit Patient, Angehörigen, Ärzten und Pflegepersonal. 7.) Supervision für Stationsteams, fortlaufend oder in Krisensituationen. 8.) Kooperationsvermittlung im Versorgungssystem: z.B. Beratungsstellen,
Selbsthilfegruppen, soziale Dienste, Krankheits- oder problemspezifische Fachleute.
Psychosomatische Liaison Nurse (PLN) für Tumorpatienten in der Allgemein- und Viszeralchirurgie Die Diagnose und Behandlung onkologischer Erkrankungen im Krankenhaus stellt sowohl für Patienten als auch für Ärzte und Pflegekräfte eine erhebliche psychosoziale Belastung dar. Bei ca. 30% der Patienten bestehen psychische und psychosomatische Störungen und Probleme, die psychotherapeutisch und medikamentös behandlungsbedürftig sind. Hauptsächlich handelt es sich um depressive Störungen und Angststörungen im Rahmen der Krankheitsbewältigung. Darüber hinaus treten auch Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung und multiple körperliche Beschwerden ohne ausreichenden Organbefund auf. Für die Diagnostik und Therapie dieser Störungen hat der psychosomatische Konsil- und Liaisondienst der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ein inzwischen etabliertes Behandlungskonzept entwickelt. Häufig berichten die Patienten jedoch über psychosoziale Probleme unterhalb der Schwelle für definierte Störungsbilder nach ICD-10, die von den Ärzten und Pflegekräften weder ausreichend erkannt noch adäquat behandelt werden können. Seit Februar 2010 hat die Universitätsklinik Freiburg deshalb den psychosomatischen Liaisondienst in der Viszeralchirurgie um einen psychosomatischen Pflegedienst (Psychosomatic Liaison Nurse) ergänzt.
Funktionsinhaber Psychosomatic Liaison Nurse 50% Stellenkontingent Fachkrankenpfleger Psychiatrie Langjährige Berufserfahrung in Psychiatrie oder Psychosomatik Fundierte Kenntnisse in Gesprächsführung Fundierte Kenntnisse zu Abläufen im Universitätsklinikum Freiburg
Arbeitszeiten Werktags zw. 11.00 – 15.00 Uhr
Aufgaben und Verantwortungen/ Prozent. Anteil
Patientenkontakte (30%)
a) Vorstellung des psychosomatischen Liaisondienstes und Kurzeinschätzung des Betreuungsbedarfs b) Durchführung des diagnostischen Erstgesprächs zusammen mit dem zuständigen Psychologen. Einschätzung (Intermed) und Dokumentation (Pflegedokumentation) des Betreuungsbedarfs. c) Betreuung Nach dem gemeinsamen diagnostischen Erstgespräch in Delegation durch den Liaisonpsychologen: - Supportive, beratende Gespräche zur Krankheitsverarbeitung - Psychoeduktation zu Depression, Angst, Schmerz - Entspannungstechniken - Symptommanagement: Umgang mit körperlichen und psychischen Symptomen - Ressourcenklärung und -aktivierung - Tagesstruktur - Vorbereitung auf die Entlassung und Unterstützung bei der
nachstationären Versorgung - Kontinuierlicher Austausch der verantwortlichen Pflegekraft, dem Liaisonpsychologen und ggf. begleitenden Diensten (Sozialdienst, Physiotherapie, usw.)
Angehörigenkontakte (20 %)
Reguläre Vorstellung des psychosomatischen Liaisondienstes, explizites Gesprächsangebot an Angehörige, wenn (a) Schwere Belastung der Angehörigen durch die Erkrankung. Ressourcenaktivierung oder Weitervermittlung an externe psychosoziale Dienste. (b) der Patient direkt schwer erreichbar ist (c) Kommunikationsprobleme mit Ärzten und Pflege bestehen (d) Unterstützung bei der nachstationären Versorgung
Teamkontakte Chirurgie Czerny, Kraske, I ¾ (30%)
- Mit den verantwortlichen Pflegekräften: Rückmeldung über Vorstellungskontakte und ggf. Bitte um Konsilanmeldung, Austausch über neue Patienten und besondere Vorkommnisse - Mit den Pflegekräften: Austausch über betreute Patienten, Beratung für den Umgang mit psychosozialen Problemen - Mittagsübergabe - Planung und Durchführung von Pflegefortbildungen - Kommunikation mit anderen Diensten, Informationsfluss
weitere Aufgaben und Tätigkeiten
- Teilnahme an Supervision in der Abteilung für Psychosomatik - Eigene Fortbildung - Dokumentation - Evaluation
Ergebnisse der Basisdokumentation
Psychosomatischer Konsil- und Liaisondienst
Fälle: n = 1732
Kontakte, insgesamt: n = 4202
Kontakte pro Pat: 2,4 (Range: 1- 47)
Psychotherapeutische Leistungen: n = 16244
Anzahl der Leistungen pro Patient: 9,4 (Range: 1-133)
Leistung Stunden Anzahl Erweiterte psych. Anamnese 816,66 1862
Fremdanamnese 78 306 Psych. Beratung (auch telefonisch) 39,66 98
Paar-/Familienberatung 44,66 73 Supportive Therapie, Krisenintervention 83 159
Einleitung flankierender therap. Maßnahmen 11,66 39 Einzeltherapie 1709,33 3450
Paar-/Familientherapie 205,83 409 Übende Verfahren, einzeln 48,66 125
Konsiliarische Erörterung 744,33 3367 Fallbesprechung mit Stationsteam 29,22 97
Studium der Befunde, Wege, Wartezeit 688,33 3353 Arztbrief, Dokumentation 666 3075
Sonstiges 1,81 9 5167,33 16422
Minuten Stunden pro Patient: 179,0 2,98 pro Erstkontakt: 93,9 1,6 pro Folgekontakt: 59,6 1,0
1. Soziodemographische Daten
Geschlecht
männlich 44,3%
weiblich 55,7%
Alter M = 56,1 SD = 15,9 (Range: 14-97)
Lebenssituationn =1732
allein mit Kinder(n)
3,4%mit Partner
49,0%
Allein22,3%
nicht bekannt1,9% sonstiges
1,5%in Institution
0,9%mit Eltern4,0%
mit Partner und Kinder(n)
17,1%
Familienstandn = 1732
unbekannt2,7%
geschieden7,5%
verwitwet10,0%
verheiratet58,4%
ledig19,2%
getrennt lebend2,2%
Erwerbstätign =661Sonstiges
1,5%
Arbeiter/in11,3%
Beamtin/Beamter6,2%
Angestellte/r
58,7%
Mithelfende/r
Familienangehörige/r
0,9%
nicht bekannt
7,1%Selbststän
dig14,2%
Erwerbslos/nicht erwebstätig n=964
Sonstiges1,2%nicht
bekannt7,4%
Rente 68,8%
Studium/Schule5,7%
Hausfrau/-mann9,9%
Arbeitslos7,1%
3. Krankheits- und Behandlungsanamnese
Grund der Zuweisung n = 1732
1
6
8
8
9
17
78
149
372
1076
0 200 400 600 800 1000 1200
Geschäftsfähigkeit
Missbrauch psychotr. Substanzen
Suizidalität
Therapieempfehlung
Psych. Anamnese
Compliance
Sonstiges
Ungeklärte körperliche Symptome
Aktuelle Psych. Symptome
Probleme der Krankheitsverarbeitung
Schweregradeinschätzung der körperlichen Beeinträchtigung (Karnofsky-Index)
Mittelwert = 62,9 Skalierung (Zwischenstufen sind möglich)
100% = normal, keine Beschwerden oder Krankheitszeichen
Standardabweichung = ± 18,3 90% = geringfügige Symptome, normale Lebensführung möglich
80% = Symptome, die normales Leben mit Anstrengung zulassen
70% = Selbstversorgung noch möglich 60% = Selbstversorgung mit gelegentlicher Hilfe noch möglich 50% = auf häufige Hilfe angewiesen 40% = behindert und pflegebedürftig, noch nicht hospitalisiert 30% = schwer behindert, hospitalisiert 20% = schwer krank, stationäre Behandlung 10% = moribund, sterbend 0% = verstorben
Schweregradeinschätzung der psychischen Beeinträchtigung (GAF)
Mittelwert = 59,8 Skalierung (Zwischenstufen sind möglich)
90= Gute Leistungsfähigkeit auf allen Gebieten
Standardabweichung = ± 13,0 80= Höchstens leichte Beeinträchtigungen 70= Leichte Beeinträchtigungen 60= Mäßig ausgeprägte Störung 50= Ernsthafte Beeinträchtigung 40= Starke Beeinträchtigung in mehreren Bereichen 30= Leistungsunfähigkeit in fast allen Bereichen 20= Selbst- oder Fremdgefährlichkeit 10= Ständige Gefahr oder anhaltende Unfähigkeit
Vorbehandlungn=1732
1128
1453
1541
499
138
66
454
105
141
125
1421136
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Psychopharmaka
Stationäre psych. Vorbehandlung: Psychosomatik
Stationäre psych. Vorbehandlung: Psychiatrie
Ambulante psychotherapeutische Vorbehandlung
Nein Ja Unbekannt
4. Psychische Diagnosen (ICD-10)
Psychische Diagnosen
12,9%
2,5%
2,4%
0,1%
0,1%
0,6%
0,7%
0,8%
1,5%
1,9%
2,0%
2,2%
3,6%
3,9%
11,9%
52,8%
0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0%
keine psychische Diagnose
Z
andere
Schizophrenie, F20
Zwangsstörung F42
Eßstörungen F50
Persönlichkeitsstörungen F60
Dysthymia F34
Sucht F10
Hirnorganische Störungen F01-09
Psychische Faktoren bei körperl. Erkrankungen F54
Somatoforme Störungen F45
Angststörungen F40, F41
Dissoz. u. Konversionsstörungen F44
Depression F32,F33
Reaktion auf schwere Belastungssituation (Angst,Depression) F43
5. Somatische Diagnosen (ICD-10)
Somatische DiagnosenHaupt- + Nebendiagosen
0,6%
1,1%
1,2%
1,5%
1,7%
2,1%
2,2%
2,3%
3,4%
3,7%
4,1%
4,2%
5,4%
9,9%
10,2%
46,5%
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% 45,0% 50,0%
Gesundheitsverhalten
keine somatische Diagnose
Urogenitalsystem
Ernährung, Stoffwechel
Infektionskrankheiten
Haut
Skelett, Muskel, Bindegewebe
Augen
Blut- und blutbildende Organe, Immunsystem
Verletzungen
Verdauungssystem
Allgemeine Symptome
Nervensystem
Atmungsorgane
Herz, Kreislaufsystem
Malignome
Psychopharmakologische Empfehlung
Antidepressiva
keine Anti-depressiva
87,5%
Dosisver-minderung
0,1%
Dosiser-höhung0,3%
absetzen0,3%
neu/oder Med.-
Wechsel5,8%
beibehalten5,9%
Benzodiazepine/Hypnotika
neu/oder Med.-
Wechsel1,2%
Absetzen0,2%
Dosisver-minderung
0,2%
Dosiser-höhung0,1%beibehalten
2,4%
keine Benzo-diazepine/ Hypnotika
96,0%
Empfohlene Weiterbehandlung n=834
ambulant75,3%
stationär19,2%
sonstiges5,5%
6. Empfohlene Weiterbehandlung
ambulant: Amb. eigene Abteilung 4,2% Amb. Psychotherapeut 47,4% ambulant: Psychiater 4,0% Beratungsstelle 11,3%
ambulant: Psychosomatische Grundversorgung 6,7% Selbsthilfegruppe 1,9%
stationär: eigene Abteilung 5,9% akut: Psychosomatik 4,3% akut: Psychiatrie 1,7% Reha: Psychosomatik 7,3% Sonstiges 5,5%