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75 JAHRE bfu, 40 JAHRE SICHER- HEITSDELEGIERTE Bundesrätin Doris Leuthard und Franky Slow Down gratulieren TAG DES LICHTS See you – mach dich sichtbar GURTENSCHLITTEN Sicherheitstag bei der SBB RailClean Das bfu-Magazin für Präventionspartner 3/2013

Sicher leben - Ausgabe 2013/3

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Das bfu-Magazin für Präventionspartner

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Page 1: Sicher leben - Ausgabe 2013/3

75 JAHRE bfu, 40 JAHRE SICHER-HEITSDELEGIERTE

Bundesrätin Doris Leuthard und Franky Slow Down gratulieren

TAG DES LICHTS

See you – mach dich sichtbar

GURTEN SCHLITTEN

Sicherheitstag bei der SBB RailClean

Das bfu-Magazin für Präventionspartner 3/2013

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2 sicher leben 3 / 2013

Zusammen sind wir starkEs war überwältigend: 1000 Personen folgten am 19. Juni 2013 dem Aufruf der bfu. Im Rahmen des 75-Jahr-Jubiläums nahmen sie am grossen Präventions-anlass im Berner Kursaal teil. Sicher-heitsdelegierte der Gemeinden, Verkehrs-instruktoren, Sicherheitsfachleute von Betrieben und weitere Partner verfolgten die Themenblöcke zum Gestern, Heute und Morgen der Unfallprävention.

Dass so viele kamen, ist nicht selbstver-ständlich. Denn die Sicherheitsdelegier-ten, meist bei Städten und Gemeinden angestellt, engagieren sich auf freiwilliger Basis. Und auch die Sicherheitsfachleute in den Betrieben haben viele weitere Auf-gaben, die sie täglich beschäftigen.

Bundesrätin Doris Leuthard brachte es auf den Punkt: Die bfu habe ein «ge-niales Netzwerk, das typisch ist für die Schweiz: Von unten, den Gemeinden her getragen, in der Arbeitswelt breit ab-gestützt und als hoch professionell und wirksam anerkannt.» Sie ermunterte die Anwesenden, sich weiterhin für die Sicherheit zu engagieren. Dieser Aufruf ging besonders auch an das Netzwerk der Sicherheitsdelegierten, das die bfu vor 40 Jahren gegründet hat.

bfu-Direktorin Brigitte Buhmann dankte für dieses grossartige Engage-ment. Denn ohne Partner wäre Unfall-prävention kaum wirkungsvoll. Und die grosse Zahl der Anwesenden verdeut-lichte das, wovon Brigitte Buhmann sprach: «Zusammen sind wir stark.»

Tom Glanzmann

Ihre Meinung zu sicher leben interessiert

uns! Mit dem Ausfüllen des beiliegenden

Fragebogens helfen Sie uns, besser auf Ihre

Bedürfnisse einzugehen. S elbstverständlich

bleibt Ihr Feedback anonym.

Inhalt Editorial

imprEssum

Herausgeberin: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern, [email protected], www.bfu.ch, Tel. + 41 31 390 22 22

Adressänderungen: [email protected]

Redaktion: Ursula Marti (wortreich gmbh), Magali Dubois (bfu), Rolf Moning (bfu), Tom Glanzmann (bfu)

Redaktionsadresse: Ursula Marti, wortreich gmbh, Maulbeerstrasse 14, 3011 Bern, [email protected], Tel. + 41 31 305 55 66

Korrektorat: Hedy Rudolf (bfu)

Bildnachweise: Seiten 1, 2, 3, 4, 8, 13, 16: bfu; Seite 4 (links): Ruben Wyttenbach; Seiten 5, 6, 7, 9: Alain D. Boillat; Seiten 10, 11: Giovanni Antonelli; Seite 11 (Kasten): AG SdS; Seiten 12, 14, 15: Iris Andermatt; Seite 15 (Freizeitkick): Marie Deillon

Layout: SRT Kurth & Partner AG, Ittigen Druck: UD Print AG, Luzern, klimaneutral gedruckt

Auflage: Deutsch: 9200, Französisch: 3300, Italienisch: 1100. Das Magazin erscheint vierteljährlich.

ISSN 2235-8846 (Print) / ISSN 2235-8854 (PDF)

© Wiedergabe von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion und unter vollständiger Quellenangabe.

diE ZaHl Schweiz in den vordersten Rängen 3

FoKus 40 JAHRE SICHERHEITSDELEGIERTE IN DEN GEMEINDENSeit 40 Jahren an der Front 4

Die bfu feiert und lädt ihr Netzwerk ein 6

Standpunkt von Renate Amstutz, Direktorin Schweizerischer Städteverband: Sichere Städte sind lebenswerte Städte 9

NEtZWErK POLIZEI Tag des Lichts: See you – mach dich sichtbar 10

NEtZWErK FORSCHUNG15 000 Haushalte zu Unfällen befragt 12

NEtZWErK BETRIEBE «Wie ein Sturz vom 3. Stock»: Sicherheitstag bei der SBB RailClean mit dem bfu-Gurtenschlitten 14

KampaGNEE-Bikes ungebremst im Trend 16

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sicher leben 3 / 2013 3

Die grossen Bemühungen der Schweiz im Kampf gegen schwere Verkehrs-unfälle zeigen beachtliche Resultate. Innerhalb von 40 Jahren konnte die Zahl der Verkehrstoten pro 1 Mio. Einwoh-nende von 266 auf 42 gesenkt werden. Damit verbesserte sich die Schweiz im Vergleich zwischen 28 OECD-Ländern vom 21. Rang (1970) kontinuierlich bis auf den 4. Rang (2010). Erfreulicher-weise nahm die Anzahl der Verkehrs-toten in allen Ländern ab. An der Spitze liegt aktuell Schweden mit 28 Getöte-ten pro 1 Mio. Einwohnende.

«Diese positive Entwicklung ist kein Selbstläufer, sondern das Resultat ziel-gerichteter Sicherheitsarbeit», sagt bfu-Forschungsleiter Roland Allenbach dazu. Namentlich das Gurten- und das

Helmobligatorium, die Einführung der Tempolimiten von 120 bzw. 50 km/h, die 0,5-Promille-Alkoholregel, aber

auch zahlreiche Fortschritte bei Stras-seninfrastruktur, Fahrzeugtechnik so-wie im Rettungwesen hätten dazu bei-getragen. Die bfu bleibt daran, die Unfallzahlen in Zukunft mit gezielten Massnahmen weiter zu senken. um

diE ZaHl

oECd-statistiK Die Schweiz konnte die Anzahl der Verkehrstoten im Vergleich zu andern Ländern überdurchschnittlich stark reduzieren und sich damit innerhalb von 40 Jahren vom 21. auf den 4. Rang der OECD-Statistik verbessern. Das Resultat einer zielgerichteten Präventionsarbeit.

Schweiz in den vordersten Rängen

04

4Man ist sich einig, dass die Einnahme von

Drogen und Medikamenten das Fahrver-

halten negativ beeinflusst. Doch was

offensichtlich scheint, ist wissenschaftlich

gar nicht so einfach zu beweisen, wie ein

Faktenblatt der bfu zeigt. Die Verbreitung

dieser Stoffe wie auch die effektive

Gefahr für das Fahren sind schwierig

einzuschätzen. Die unterschiedlichen

Substanzen (von denen immer wieder

neue auf den Markt gelangen) und

mögliche Wechselwirkungen, wenn sie

kombiniert eingenommen werden,

machen die Aufgabe für die Forschung

nicht leichter. Und auch der Nachweis ist

eine heikle Sache: Beim Alkohol kann

man auf den Atemtest zurückgreifen, bei

Drogen und Medikamenten funktioniert

das nicht. Hier erfolgt ein Eingriff in den

Körper, es braucht teure und aufwändige

Blut-, Urin- oder Speichelanalysen. Man

geht allgemein davon aus, dass bei

ungefähr 3 % der schweren Verkehrsun-

fälle Drogen oder Medikamente im Spiel

sind. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch

deutlich höher liegen: Die Ergebnisse

variieren je nach Analysemethode und es

gibt keine automatischen Kontrollen.

Gerade systematische Überprüfungen

wären eine Massnahme, um das Problem

gezielter anzugehen. Dies und andere

Möglichkeiten der Prävention wie Bildung

oder Forschung sind im erwähnten

Fakten blatt beschrieben. Sie finden es auf

www.bestellen.bfu.ch, Art.-Nr. 2.115. Die

bfu empfiehlt dazu die App «Risk» von

mymedi.ch. Diese liefert Informationen

über Medikamente, die die Fahrfähigkeit

beeinträchtigen. md

Drogen und Medikamente am Steuer

Zoom

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FoKus 40 JAHRE SICHERHEITSDELEGIERTE IN DEN GEMEINDEN

Seit 40 Jahren an der Front GEstErN – HEutE – morGEN Sie sind die Spezialistinnen und Spezialisten, wenn es um Freizeitsicherheit in Gemeinden und Städten geht – die bfu-Sicherheitsdelegierten. Vor 40 Jahren hat die bfu das Netzwerk ins Leben gerufen, heute ist es wichtiger denn je und auch morgen wird es eine zentrale Rolle in der Unfallprävention einnehmen.

Im bfu-Jahresbericht von 1968 sind die Sicherheitsdelegierten zum ersten Mal erwähnt. Die bfu forderte darin nach dem Vorbild von Betrieben ein Netz-werk, das den direkten Zugang zur Be-völkerung ermöglichte. «Wie sich die Industrie einen Sicherheitsdienst ein-richtet, so müsste unseres Erachtens auch die politische Gemeinde einen Sicherheitsdelegierten mit der Unfall-

verhütung beauftragen», ist im Jahres-bericht zu lesen. 1973 war dann das Geburtsjahr der bfu-Sicherheitsdele-gierten. Vor allem in der Romandie be-geisterte die Idee: Ende Jahr setzten be-reits fünf Kantone und rund 100 Gemeinden der welschen Schweiz einen Sicherheitsdelegierten ein. Aber auch in der übrigen Schweiz hatte die bfu immer mehr Bindeglieder zur Bevölkerung und zu Behörden. Im Fokus standen zu Be-ginn die Sensibilisierung für Unfallver-hütung und das Streuen von Informa-tionsmitteln rund um Kampagnen. Laufend kamen weitere Aufgaben hinzu, vor allem Infrastruktur-Beratungen.

1980 ernannte die bfu den 1000. Sicherheitsdelegierten. Das Netzwerk zentral von Bern aus zu begleiten, war kaum mehr möglich. Deshalb schuf die bfu 1985 Regionen in der Verantwor-tung von Chef-Sicherheitsdelegierten. Gleichzeitig erhielt die Aus- und Wei-terbildung mehr Gewicht. Bis heute durchlaufen Sicherheitsdelegierte zwei Einführungskurse, absolvieren regel-mässig Weiterbildungen und erhalten Zugang zu Informationsmaterial der bfu. Ab 2003 trieb die bfu die Veranke-rung in den Gemeinden und Städten voran. Gezielt sorgte sie für einen hö-heren Stellenwert der Sicherheit und mehr Gehör für die Sicherheitsdele-gierten. Jede Gemeinde sollte fortan ein Konzept und ein Pflichtenheft haben und vermehrt Mittel für die Sicherheit bereitstellen. Das war nicht selbstver-

ständlich, arbeiten Sicherheitsdele-gierte doch nebenamtlich. Angestellt sind sie meist als Bauverwalter, Polizis-ten, Werkhof-Verantwortliche oder in der Gemeindeexekutive. Mit rund 10 Prozent sind Frauen im Amt noch unter-vertreten und umso mehr willkommen.

Über 50 000 Beratungen führen die 1200 Sicherheitsdelegierten pro Jahr durch. Die bfu prüft, wie sie sie in Zu-kunft noch gezielter unterstützen kann. In Diskussion ist das Angebot einer Weiterbildung zur «Sicherheitsfach-kraft für Gemeinden». Bis diese jedoch steht, engagieren sich die bfu-Sicher-heitsdelegierten weiterhin massgebend für die Lebensqualität der Bevölkerung – und zwar an vorderster Front.

Tom Glanzmann

1973, Gründungsjahr: 100 Gemeinden in

5 Kantonen setzen einen bfu-Sicherheits-

delegierten ein.

2013: 1200 gut ausgebildete bfu-Sicherheits-

delegierte führen in der ganzen Schweiz

Beratungen durch.

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Über dieses Erlebnis habe ich mich besonders gefreut: In einem Mehrfamilien-haus entsprachen die Geländerhöhen und Brüstungen nicht der SIA-Norm 358. Ich wies den Eigentümer auf diesen Missstand hin und er veranlasste inner-halb kurzer Zeit, dass die Absturzelemente erhöht wurden. Danach bedankte sich die Mutter eines dreijährigen Kindes bei mir telefonisch. Sie war sehr erleichtert, dass sie ihr Kind nun unbeaufsichtigt auf dem Balkon spielen lassen konnte.

Es machte mir grossen Spass, als bfu-Sicherheitsdelegierte bei der Water- Safety-Kampagne von 2011 mitzuwirken. Zusammen mit Angehörigen der Lebensrettungsgesellschaft SLRG, bei der ich selber Mitglied bin, waren wir jeden Sonntag im Schwimmbad unserer Gemeinde und machten Eltern und Kinder auf die Gefahren beim Baden aufmerksam. Zudem führten wir etwa 100 Mal den Water-Safety-Check durch.

Ich bin erst seit kurzem bfu-Sicherheitsdelegierte. Besonders gut gefällt mir die Zusammenarbeit mit Architektinnen und Planern. Ich stelle fest, dass die bfu ein hohes Ansehen geniesst und ihre Empfehlungen sehr geschätzt werden. Mit ihren Sicherheitshinweisen und der Weiterbildung unterstützt uns die bfu enorm bei der täglichen Arbeit für die Sicherheit in der Gemeinde.

Bei meinen Beratungen auf Spielplätzen schätze ich die vielseitigen Kontakte und guten Gespräche. Ein schöner Erfolg ist, wenn ich nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten doch noch eine konstruktive Lösung herbeiführen kann. Einmal war ich zu früh an einem Termin. Ein kleiner Junge wollte wissen, weshalb ich hier sei. Als ich es ihm erklärte, führte er mich schnur-stracks zu einer alten Schaukel, bei der die Schrauben gefährlich hervorstanden.

Beat von Euw, bfu-Sicherheitsdelegierter der Gemeinde Schwyz

Isaline Feremutsch, bfu-Sicherheitsdelegierte von La Chaux-de-Fonds

Renata Albertoni, bfu-Sicherheitsdelegierte von Bellinzona

Andreas Hochstrasser, bfu-Sicherheitsdelegierter der Stadt Zürich

Die Sicherheitsdelegierten haben das Wort

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FoKus 40 JAHRE SICHERHEITSDELEGIERTE IN DEN GEMEINDEN

Die bfu feiert und lädt ihr Netzwerk ein doppEltEs JuBilÄum Vor 75 Jahren wurde die bfu gegründet, vor 40 Jahren wurde die Organisation der Sicherheitsdelegierten ins Leben gerufen. Mit einem festlichen Präventions- und Vernetzungsanlass bedankt sich die bfu bei allen Sicher-heitsdelegierten und vielen weiteren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und blickt in die Zukunft.

Es ist ein besonderer Moment für die bfu: Ihre Mitarbeitenden sowie 1000 Sicherheitsdelegierte, Verkehrsinstruk-torinnen und -instruktoren und Sicher-heitsverantwortliche in den Betrieben sind in den Kursaal Bern ge kom men, um zusammen die Meilensteine der bfu-Geschichte Revue passieren zu las-sen und in die Zukunft zu blicken. Sofort ist ersichtlich, dass es sich um eine aussergewöhnliche Tagung han-delt: Die Bühne ist in ein nicht ganz ernst zu nehmendes bfu-Testlabor ver-wandelt worden, ausgestattet mit aller-lei Kuriositäten. Das Künstlerduo Rico Grandjean und Cédric Dubois spielt zwei bfu-Tüftler und führt zusammen mit der Moderatorin Isabel Florido – sie ist elegant in den bfu-Farben geklei-det – durch den Anlass.

«Wir müssen alles daran set-zen, vermeidbare unfälle auch tatsächlich zu verhindern.»

Als Erstes betritt bfu-Direktorin Brigitte Buhmann das Labor. Gleich zu Beginn kann sie einen besonderen Gast begrüs-sen: Bundesrätin Doris Leuthard. Die Verkehrsministerin würdigt die Arbeit der bfu und dankt den Anwesenden für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie be-kräftigt die wichtige Funktion der bfu: «Auch wenn es heute weniger tödliche Unfälle gibt als früher, bleibt es unsere

Aufgabe, die Mitmenschen auf die Un-fallgefahren aufmerksam zu machen.» Viele Unfälle seien vermeidbar, so die Bundesrätin, «wir müssen alles daran setzen, sie auch tatsächlich zu verhin-dern».

Ein Höhepunkt folgt dem andern. Nach einem kurzweiligen Rückblick auf vergangene Meilensteine der Un-fallverhütung – vom ersten bfu-Pro-dukt, dem Sensenschutz, über das Gurtentragobligatorium bis hin zur 0,5-Promille-Alkohollimite – folgt ein Interview mit dem ehemaligen bfu-Di-rektor Peter Hehlen. Danach erläutert

bfu-Direktorin Brigitte Buhmann die heutige Arbeitsweise der bfu. «Das Re-zept guter Unfallverhütung hat drei Zutaten», verrät sie. Zum Ersten arbeite die bfu nach dem Präventionskreislauf (bestehend aus Unfallforschung, Prä-ventionsziele, Präventionsprogramme, Massnahmenrealisierung, Erfolgskont-rolle) und zum Zweiten nach den fünf «E’s» (Education, Engineering, Enforce-ment, Economy, Emergency). «Und zum Dritten ist die bfu eine nationale Organisation, die kontinuierlich am Thema arbeitet, stupft, stösst und be-harrlich ihr Ziel verfolgt.»

Bundesrätin Doris Leuthard würdigt die Tätigkeit der bfu und ihrer Partner.

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Zwischen den verrückten Experimen-ten der zwei bfu-Tüftler, interessanten Gesprächsrunden und Themenblöcken erhalten die Tagungs teilnehmenden auch einen Vorgeschmack auf zukünf-tige Entwicklungen unserer Gesell-schaft und deren Bedeutung für die Sicherheitsarbeit. Zukunftsforscher Georges T. Roos weist auf verschiedene Trends hin, die neue Unfallrisiken mit sich bringen. Zum Beispiel die allge-meine Beschleunigung unserer Aktivi-täten und die zunehmende Mobilität, aber auch die demografische Entwick-lung hin zu mehr älteren und gleich-zeitig freizeitaktiveren Menschen. Andererseits bieten die technischen Entwicklungen auch neue Möglichkei-ten, um gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu ge-hören etwa hochentwickelte Fahrer-assistenzsysteme, die wie Autopiloten agieren und Fahrfehler weitgehend aus-schliessen. Oder intelligente Systeme und Geräte, wie zum Beispiel die Säge-maschine, die innert Sekundenbruch-teilen automatisch stillsteht, wenn ein Finger das Schneidewerk nur leicht be-rührt.

Grosse Spannung nochmals kurz vor Schluss der Tagung: Special Guest Franky Slow Down ermittelt unter den Anwesenden drei Wettbewerbs-gewinner. Der erste Preis ist ein Well-ness-Wochenende. Danach folgt das grosse Finale: Die bfu-Mitarbeiten-den betreten die Bühne und setzen unter fachkundiger Leitung des be-kannten Beatboxers Knackeboul zum bfu-Rap an.

Ursula Marti

Danke!Liebe SicherheitsdelegierteImmer wieder bin ich tief beeindruckt von Ihrem grossen Engagement als bfu-Sicherheitsdelegierte. Sie stehen tagtäglich den verschiedensten Men-schen in den Gemeinden mit Rat und Tat zur Seite, seien es Behördenmit-glieder, Hauseigentümer, Vereins-funktionäre, Schulleitungen, Eltern, Kinder und viele mehr. Wer Ihre Ar-beit kennt, weiss: Sicherheitsdele-gierte sind multifunktionale Talente. Sie verfügen über solides Fachwissen und gesunden Menschenverstand, agieren je nach Bedarf mal energisch, mal behutsam und sind es gewohnt, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen. Alle diese Talente set-zen Sie ein zugunsten der Unfallprä-vention auf der Strasse, dem Sport-platz, in öffentlichen Gebäuden, in der Schule oder beim Dorffest.

Die Zusammenarbeit zwischen der bfu und den Sicherheitsdelegierten in den Gemeinden ist ein Erfolgsrezept – vor 40 Jahren kreiert und seither lau-fend verfeinert. In der bfu-Zentrale wird geforscht, konzipiert, geschrie-ben, gedruckt und ausgebildet. Da-nach setzen Sie dieses Wissen in Ihren Gemeinden und Städten um. Sie sor-gen dafür, dass Sicherheitsstandards eingehalten werden und die Bevölke-rung über Gefahren und sicheres Verhalten aufgeklärt wird. So zum Beispiel mit den breit angelegten Pla-katkampagnen, die ohne die grosse Unterstützung der Gemeinden nicht durchführbar wären. Die bfu ist auf Sie angewiesen – nicht nur als unsere Mul-tiplikatorinnen und Botschafter, son-dern auch, weil Sie Ihre Erfahrungen aus der Beratungspraxis in unsere ge-meinsame Arbeit einbringen.

Ohne die Sicherheitsdelegierten wäre die bfu nicht das geworden, was sie heute ist. Ich danke Ihnen, liebe Sicher-heitsdelegierte, für Ihren grossen Ein-

satz! Mit Ihrer Arbeit retten Sie Leben und tragen zu einer hohen Lebens-qualität bei. Genauso danke ich den Gemeinden, dass sie sich mit dem Er-nennen von Sicherheitsdelegierten an diesem einzigartigen Netzwerk beteili-gen. Auf weitere 40 Jahre gemeinsamer Sicherheitsarbeit!

Brigitte Buhmann, Direktorin bfu

bfu-Direktorin Brigitte Buhmann am

Präventionsanlass.

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8 sicher leben 3 / 2013

FoKus 40 JAHRE SICHERHEITSDELEGIERTE IN DEN GEMEINDEN

Fachleute im Gespräch. Auf der Leinwand: Georges T. Roos.

Das Künstlerduo probiert den Hüftprotektor aus ...

Bundesrätin Doris Leuthard erhält von der bfu-Direktorin eine

exklusive Tasche aus bfu-Kampagnenmaterial.

Die bfu-Geschäftsleitung mit Bundesrätin Doris Leuthard und

Franky Slow Down.

Sicherheitsdelegierte beim Ausfüllen der Wettbewerbskarte.

... und erfindet eine Schutzhülle.

Grosses Finale mit Rapper Knackeboul und der bfu-Crew.

1000 Gäste waren am Präventionsanlass im Kursaal Bern.

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Renate Amstutz: «Sicherheit wird zunehmend zu einem Standortfaktor.»

Sichere Städte sind lebenswerte StädtestaNdpuNKt von Renate Amstutz, Direktorin des Schweizerischen Städteverbandes zur Bedeutung von Sicherheit in Städten und Gemeinden.

«Ohne Sicherheit vermag der Mensch weder seine Kräfte auszubilden noch die Früchte derselben zu geniessen; denn ohne Sicherheit ist keine Freiheit». Dieses Zitat des deutschen Universalgelehrten Wilhelm von Humboldt zeigt treffend die Bedeutung der Sicherheit, auch für un-sere heutige Gesellschaft. Wie weit aber darf Sicherheit Freiheit einschränken? Wie viel Unsicherheit ist mit dem Leben ohnehin verbunden – erst recht, wenn in einem urban geprägten Umfeld viele Menschen dicht mit- und nebeneinander leben? Und wie weit geht die Aufgabe des Staates, seine Bevölkerung zu schützen?

Bei aller Selbstverantwortung, an die es auch zu appellieren gilt, gehört es doch zu den zentralen Aufgaben einer Stadt oder Gemeinde, ihrer Bevölkerung ein sicheres Leben zu ermöglichen. Der öffent-liche Raum soll so einladend und freund-lich sein, dass man sich gerne darin aufhält, der Verkehr soll sicher sein, Infra strukturen wie Energieversorgung oder Telekommunikation sollen mög-lichst störungsfrei funktionieren. Dies nur wenige Beispiele, denn Sicherheit hat unzählige Facetten.

Das subjektive Sicherheitsempfinden kann zuweilen stark von objektiven Da-ten zur Sicherheitslage abweichen, beide sind jedoch für die Sicherheit entschei-dend. Meist fühlt sich wohl, wer sich si-cher fühlt. Obwohl Sicherheit als abso-luter Zustand nicht erreichbar ist, bleibt sie für Individuen wie Gemeinwesen ein erstrebenswertes Gut. Diesem Gut nä-

herzukommen, ist für Städte und Ge-meinden anspruchsvoll und komplex. Dies zeigt auch die kürzlich publizierte Studie «Sichere Schweizer Städte 2025», die Entwicklungen und Herausforde-rungen für die Sicherheit in Städten und Gemeinden bis ins Jahr 2025 analysiert. Ich ziehe ein dreifaches Fazit aus dieser Studie:

Erstens ist Sicherheit ein Quer-schnittsthema, das von Littering und Alkoholmissbrauch über Einbrüche oder Stromausfälle bis zu Überschwem-mungen reicht. Deshalb braucht Sicher-heitsarbeit einen integralen Ansatz, der über die klassische Vorstellung von poli-zeilicher Sicherheit hinausgeht und alle Stellen einbezieht – in Politik, Verwal-tung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Die bfu-Sicherheitsdelegierten spielen hier beispielsweise eine wichtige Rolle. Bund, Kantone und kommunale Ebene müssen eng zusammenarbeiten und sich auch über die Landesgrenzen hin-aus vernetzen. Zudem gilt es die Chan-cen zu nutzen, Erfahrungen auszutau-schen und voneinander zu lernen. Zweitens hängt die Sicherheit von den spezifischen Rahmenbedingungen vor Ort, den anvisierten Zielen, den ver-fügbaren Mitteln zur Umsetzung und den daraus abgeleiteten Prioritäten ab. Einen einzigen «richtigen» Massnah-menmix gibt es nicht. Drittens wird Si-cherheit zunehmend zu einem Stand-ortfaktor. Damit unsere Städte und Gemeinden auch künftig lebenswert sind, müssen sie sicher sein. •

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10 sicher leben 3 / 2013

taG dEs liCHts Eine Reportage über die letztjährige Aktion zeigt, wie bei der Waadtländer Kantonspolizei die Bevölkerung während 5 Tagen verschiedene Tests – etwa zum Seh- und Hörvermögen oder zur Wirkung von Alkohol – absolvieren konnte. Auch für 2013 sind unter dem neuen Slogan «See you – mach dich sichtbar» attraktive Aktionen geplant.

See you – mach dich sichtbar

NEtZWErK POLIZEI

Fussgänger, Gratistests der Sehschärfe … die Aktivitäten sind vielfältig und sehen je nach Veranstaltungsort anders aus. Im Kanton Waadt dauerte die Aktion 2012 gar eine ganze Woche.

Tests für Fahrzeug und FahrerEin Fahrer trifft ein und wird gleich von einem Experten der Waadtländer Sektion des TCS – Partner der Aktion – in Empfang genommen. Auf dem

Programm stehen die Kontrolle der Beleuchtung, des Reifendrucks, der Batterie, der Scheibenwischer und der Füllstände. Während der 15 Minuten, in denen sein Fahrzeug überprüft wird, hat auch der Fahrer selbst Gelegenheit, seine Augen und das Gehör untersu-chen zu lassen. «So kann ich mich ver-gewissern, dass meine Sehkraft nicht nachgelassen hat. Und ein Hörtest schadet auch nicht, das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht!», sagt er lachend.

So wie er profitieren an jedem Akti-onstag mehr als 30 Personen von den kostenlosen Tests. «Für die erste Durch-führung haben wir via Presse, auf der Website der Polizei sowie über Face-book informiert und den Polizeistellen im Kanton bzw. unseren Partnern über 5000 Bons für Gratis-Tests zur Verfü-gung gestellt», erläutert Jean-Christophe Sauterel, Sprecher der Waadtländer Kantonspolizei.

Parcours «Fatal Vision» Wer etwas mehr Zeit hat, absolviert den von Marc-André Daven, Leiter der Bri-gade für Verkehrsprävention, und sei-nen Mitarbeitern aufgebauten Parcours unter dem Titel «Fatal Vision». Mit Brillen, die die Wirkung eines Alkohol-pegels von 0,8 Promille auf die Wahr-nehmung simulieren, bewegen sich die Besucherinnen und Besucher auf einem tückischen Gelände: heikle Treppen, eine Türe zum Abschliessen,

Ein kühler Morgen, der Blécherette-Parkplatz liegt knapp ausserhalb des Nebelmantels, der Lausanne und seine Umgebung umhüllt. Kein Zweifel, der Herbst hat Einzug gehalten. Und mit ihm die kürzeren Tage. Seit 2007 organi-siert die Arbeitsgruppe «Sicherheit durch Sichtbarkeit», der auch die bfu angehört, um diese Jahreszeit einen nationalen Tag des Lichts. Kontrollen der Velolichter, Abgabe von reflektierenden Bändern an

Eine ideale Gelegenheit, um Gehör und Sehkraft testen zu lassen.

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sicher leben 3 / 2013 11

Hindernisse, die überwunden werden müssen. Die Schritte werden schwan-kend, die Bewegungen ungenau. Eine Erfahrung, die ihre abschreckende Wirkung auf die teilnehmenden Per-sonen nicht verfehlt.

Während sich diese vom «Rausch» er-holen, nähern sich ein paar Neugierige, die gespannt auf die Ergebnisse ihrer Hör- und Sehtests warten. Offensicht-lich sind die Aktionstage nicht nur sinnvoll, sondern kommen auch an. Die Chancen stehen gut, dass sie im Kanton Waadt auch in Zukunft durch-geführt werden.

Magali Dubois

Marc-André Daven, Leiter der Brigade

für Verkehrsprävention.

Jean-Christophe Sauterel, Sprecher

der Waadtländer Kantonspolizei.

Tag des Lichts 2013

Der Tag des Lichts erinnert die Verkehrsteilnehmenden jeweils im November daran, auf eine

gute Sichtbarkeit zu achten. Rechtzeitig erkannt zu werden, kann lebensrettend sein. Für

Fussgänger und Velofahrende bedeutet das, helle Kleidung und reflektierende Materialien zu

tragen und am Fahrrad das Licht einzuschalten. Auch Motorfahrzeuglenkende stehen in der

Pflicht, indem sie ihr Tempo drosseln, ihr Sehvermögen regelmässig prüfen lassen und die

Windschutzscheibe sauber halten.

Am 14. November 2013 ist es wieder so weit. In zahlreichen Orten der Schweiz finden

Aktivitäten zum Tag des Lichts statt. In Zürich, Bern, Luzern,

Bulle und Sion sind grössere Aktionen geplant, in Zusam-

menarbeit mit Polizei, Augenoptikern und weiteren Partnern,

mit Informationsständen, Sehtests, Wettbewerben oder

Sponsorenläufen. Eine besondere Attraktion bietet Zürich:

Auf dem Parade platz findet ein Ballett zum Thema «See you –

sehen und gesehen werden» statt.

Der Tag des Lichts soll in Zukunft noch mehr Leute

ansprechen. Dafür wurde ein prägnantes Erscheinungsbild

mit dem neuem Slogan «See you – mach dich sichtbar»

geschaffen. Informationen auf www.seeyou-info.ch um

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SeeYou Poster A3 d V.pdf 1 25.08.13 13:04

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mals 1994 und 1997 mit einer umfas-senden Kinder- und Seniorenstudie. Diese diente bis anhin als Basis für die Hochrechnungen der jährlichen Unfall-statistik. Bei dieser letzten Studie hatte sich die bfu auf Daten von Ärzten ge-stützt. Das wäre heute viel aufwändiger und nicht mehr möglich. Wir sind dann zum Schluss gekommen, dass eine repräsentative Haushaltsbefragung das

NEtZWErK FORSCHUNG

15 000 Haushalte zu Unfällen befragtuNFallstatistiK Die bfu hat erstmals das Gesamtunfallgeschehen mit einer Haushaltsbefragung erhoben. Ein spannendes Unterfangen, wie Projektleiter Steffen Niemann erläutert.

beste Mittel ist, um die Gesamtunfall-zahlen der Schweizer Bevölkerung aktu-ell zu erfassen.

Sie haben 15 000 Haushalte aus allen Regionen der Schweiz über erlittene Unfälle befragt. Wie waren die Reaktionen?Wir haben uns zuerst mit einem Brief an die ausgewählten Haushalte gewandt und auf das Ziel der Befragung – kein Verkaufsmarketing, sondern Unfallprä-vention – hingewiesen. Viele haben da-raufhin bereitwillig Auskunft gegeben.

Bei der bfu war man sehr gespannt, ob die neue Erhebung die bisherigen Zahlen in etwa bestätigt oder ob es Änderungen gibt. Wie sieht es aus?Wegen des neuen Erhebungssystems war das Resultat tatsächlich so etwas wie eine Wundertüte. Es hat sich nun zu unserer Beruhigung gezeigt, dass sich die Gesamtzahlen etwa im glei-chen Rahmen wie bis anhin bewegen (Total rund 1 Mio.). Allerdings mit ei-ner spürbaren Verschiebung: Die aktu-ellen Zahlen zeigen mehr Sportunfälle (400 000) und weniger Haus- und Frei-zeitunfälle (550 000).

Überrascht Sie das? Das Mehr an Sportunfällen, speziell von Senioren, ist plausibel, da die über 65-Jährigen heute sportlich viel aktiver sind als früher. Die Abnahme der Haus- und Freizeitunfälle der 0- bis 16-Jähri-

Die bfu hat die Gesamtunfallzahlen von 2010 erstmals nach einem neuen System berechnet. Was war der Grund? Die jährliche Unfallstatistik der Nicht-berufsunfälle stützt sich hauptsächlich auf die Daten der beruflichen Unfallversiche-rung. Dort fehlen aber die Unfallzahlen der Nichtberufstätigen, also vor allem von Kindern und Senioren. Die müssen wir zusätzlich erheben. Das geschah letzt-

Steffen Niemann, Projektleiter der bfu-Forschungsabteilung: «Die Arbeit mit den

neuen Daten fängt jetzt erst richtig an.»

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sicher leben 3 / 2013 13

gen ist erfreulich. Inwieweit dieses Er-gebnis auf gesunkene Risiken dank erfolgreicher Prävention oder auf die geänderte Erhebungsmethodik zu-rückzuführen ist, kann leider nicht be-antwortet werden.

Welche Folgen haben die neuen Erkenntnisse für die Arbeit der bfu?Wir richten unsere Präventionspro-gramme gezielt nach wissenschaftli-chen Erkenntnissen aus. Das Thema Sport im Alter wird uns sicher zuneh-mend beschäftigen. Im Wesentlichen bleiben die Unfallschwerpunkte je-doch die gleichen. So ist der Sturz nach wie vor klar die Unfallart Nummer 1 in Haus und Freizeit. Der Strassenver-kehr bleibt aufgrund der Schwere der Unfälle ebenfalls im Zentrum unserer Aktivitäten. Die Arbeit mit den neuen Daten fängt aber erst jetzt richtig an. Neben der Bestimmung der Verlet-zungsschwere wird auch eine Aktuali-sierung der volkswirtschaftlichen Un-fallkosten erfolgen.

Interview: Ursula Marti

Tassen, die zerspringen, wenn sie mit

heissem Wasser gefüllt werden, oder

ein Spielzeug für Kleinkinder, bei dem

sich Teile ablösen, die verschluckt

werden können – das sind nur zwei

Beispiele von Produkten, die auf den

Markt gelangen können, obwohl sie

den Sicherheitsanforderungen nicht

genügen. Es sind oft kleine Defekte, die

zu schwerwiegenden Unfällen führen

können.

«In erster Linie sind die Hersteller

und Anbieter von Produkten in der

Pflicht, ihre Waren auf Sicherheitsmän-

gel zu überprüfen und bei einem Risiko

diese gar nicht erst auf den Markt zu

bringen», sagt Mathias Steuri, Inspektor

für Produktesicherheit bei der bfu.

«Aber nicht immer funktioniert diese

Selbstkontrolle. Deshalb sind auch die

Konsumentinnen und Konsumenten

aufgerufen, unsichere Produkte zu

melden, etwa wenn sich deswegen ein

Unfall oder eine gefährliche Situation

ereignet hat.»

Die Meldung kann direkt an die bfu

erfolgen über [email protected], via Website

oder Telefon 031 390 22 22. Die bfu als

zuständige Kontrollstelle für Maschinen,

persönliche Schutzausrüstungen und

übrige Produkte aus dem nichtbetrieb-

lichen Bereich hat den Auftrag, diese

Hinweise zu bearbeiten und – falls

Mängel festgestellt werden – verhältnis-

mässige Massnahmen anzuordnen. Das

kann beispielsweise ein Verkaufsverbot,

eine Rücknahme oder ein Rückruf sein.

Auf www.bfu.ch > Sichere Produkte

finden sich weitere Informationen sowie

ein Link zum Staatssekretariat für

Wirtschaft SECO, das behördliche

Aufsichtsorgan über den Vollzug der

Produktesicherheit. Dort ist unter

anderem ein Meldeformular für Markt-

beobachter aufgeschaltet. um

EiNFaCH GENial

Rundum sichtbar im Verkehr: Dieses

Thema als Plakat umzusetzen war die

Aufgabe des Wettbewerbs für Schul-

klassen, den die bfu in Zusammenar-

beit mit der Arbeitsgruppe «Sicherheit

durch Sichtbarkeit» anlässlich des

letztjährigen Tag des Lichts initiiert

hatte. Oberstufenklassen, Berufsschu-

len und Gymnasien reichten über 100

Arbeiten ein. Eine Fachjury wählte 6

Plakate aus, die einen Monat lang in

Kinos gezeigt wurden. Das Sujet

«Sans – Avec» der Klasse 3LETM2 der

CPLN-Ecole technique aus Neuchâtel

überzeugte die Jury und gewann den

1. Preis. «Es besticht durch die ori gi-

nelle Idee, die klare und gut verständli-

che Botschaft sowie eine präzise und

sorgfältige Ausführung», erläutert

Barbara Schürch, Abteilungsleiterin

Bildung bei der bfu. Die 6 bestplatzier-

ten Plakate sind auf www.bfu.ch >

Prävention in Schulen > Safety Tool Wett-

bewerb zu finden.

2013 findet ein Plakatwettbewerb

für 3. – 9. Klassen zum Thema Schlitteln

statt. Informationen dazu

werden den Schulen direkt

zugestellt oder können

unter [email protected]

angefordert werden. um

ausGEZEiCHNEt

Gefährliches Produkt entdeckt? Bitte melden!

Schulklasse aus Neuchâtel gewinnt Plakatwettbewerb

Page 14: Sicher leben - Ausgabe 2013/3

14 sicher leben 3 / 2013

«Ein Aufprall mit 50 km/h ist wie ein Sturz aus dem 3. Stock»GurtENsCHlittEN Am Ausbildungs- und Sicherheitstag der SBB RailClean erhalten die Mitarbeitenden viele praktische Inputs für ihre Gesundheit und Sicherheit. Und sie erleben hautnah, wie sich ein Aufprall in einem Auto anfühlt und weshalb der Sicherheitsgurt unerlässlich ist. sicher leben war dabei.

NEtZWErK BETRIEBE

Es ist angenehm warm im Anliefer-bereich der Tiefgarage im UG des Luzer ner Hauptbahnhofs. Ein Smart steht auf einem Anhänger, bereit für die nächste Fahrt auf dem Gurtenschlitten. Eine Gruppe Mitarbeitende von SBB RailClean steht erwartungsvoll um bfu-Berater Raphael Burry herum. Auf einem Tisch sind verschiedene Bro-schüren, Wettbewerbsformulare, Kugel-schreiber und Reifenprofilmesser auf-gereiht. Ein Beamer projiziert Bilder an die Wand.

Raphael Burry beginnt zum dritten Mal an diesem Tag mit seinem Referat. Anhand von konkreten Situationen

und Filmmaterial thematisiert er das Fahren mit Alkohol, die Sichtbarkeit der Verkehrsteilnehmenden, das Sichern der Ladung im Auto sowie das Gurten-tragen. Ergänzt wird der Vortrag mit Sicherheitstipps fürs Fahrzeug, damit in der bevorstehenden Ferien saison alle ohne Panne unterwegs sein können.

Kinder im AutoDas Gurtentragen ist dem bfu-Berater ein besonderes Anliegen und er appel-liert an die Workshop-Teilnehmenden: «Schauen Sie Ihrer Familie zuliebe im-mer, dass alle auch auf dem Rücksitz angegurtet sind. Kinder bis 12 Jahre

oder kleiner als 150 cm müssen in ei-nem speziellen Kindersitz gesichert sein. Sie tun sich und Ihren Kindern keinen Gefallen, wenn diese auf der langen Reise in die Ferien auf dem Rücksitz herumturnen dürfen!»

Prompt fragt ein Mitarbeiter nach dem Patentrezept für quengelnde Kin-der auf einer längeren Fahrt. Er verreist in den Ferien mit dem Auto 1800 km nach Mazedonien und will so rasch als möglich dort sein. Burry empfiehlt ihm, unbedingt Pausen einzulegen: «Dann können sich die Kinder auf ei-nem Rastplatz austoben und Ihnen bleibt Zeit für einen kurzen Tur-

bfu-Berater Raphael Burry (im weissen Hemd) erläutert den Gurtenschlitten. Die Mitarbeitenden erleben am eigenen Leib,

wie heftig ein Aufprall bereits bei minimaler Geschwindigkeit ist.

Page 15: Sicher leben - Ausgabe 2013/3

sicher leben 3 / 2013 15

boschlaf zur Erholung. Auch wenn es vielleicht einige Stunden länger dauert, aber so kommt die Familie heil ans Ziel.» Die anderen Workshop-Mitglie-der nicken zustimmend.

Ungebremster AufprallNun folgt der Höhepunkt der Präsen-tation: die Fahrt mit dem Gurten-schlitten. «Achten Sie beim Einsteigen auf den Kopf. Bitte anschnallen, ganz locker bleiben und den Mund schlies-sen, damit Sie sich nicht auf die

Zunge beissen», ruft Raphael Burry den Teilnehmenden zu, die sich jeweils zu zweit ins Auto setzen. Und los geht die Fahrt – die bereits nach wenigen Metern mit einem Aufprall abrupt endet. Obwohl die Fahr-geschwindigkeit nur 11 km/h beträgt, wirft es die zwei Personen heftig nach vorne. Beeindruckt verlassen sie den Smart und sind sich einig, dass sie sich selbst bei so niedriger Geschwindig-keit ohne Sicherheitsgurt kaum halten könnten, geschweige denn ein Kind, das unvorbereitet ist. «Bereits bei einem Aufprall mit 14 km/h multipli-ziert sich Ihr eigenes Körpergewicht um das 8-Fache. Und mit 50 km/h wirkt ein solcher Aufprall, wie wenn Sie aus dem 3. Stock eines Hauses springen würden», erläutert Burry.

Nachdem sich alle von der Fahrt er-holt haben, gibt es einen Wettbewerb. Die fünf Fragen greifen nochmals die wichtigsten Botschaften auf. So bleibt

das eben Gehörte besser haften. Und es locken attraktive Preise.

Markant weniger AusfalltageSeit vier Jahren organisiert der Ge-schäftsbereich Immobilien RailClean der SBB AG jährlich einen Sicher-heitstag. Etwa 400 Mitarbeitende von RailClean erfahren dabei, wie Sicher-heit im Alltag gelebt werden kann. «In Luzern sind heute Mitarbeitende von fünf verschiedenen Standorten versammelt. Dadurch profitieren sie gegenseitig von ihren Erfahrungen», erläutert André Eggimann, Fachleiter Arbeitssicherheit im Bereich Immo-bilien der SBB, das Konzept. Und Viviane Zaslawski, Fachausbildungs-verantwortliche SBB Immobilien RailClean, erklärt: «An den Sicher-heitstagen nehmen Mitarbeitende, Lehrlinge sowie Temporärarbeitende von RailClean teil. Neben Theorie sind an jedem Posten auch praktische Übungen eingeplant, damit die Leute möglichst viele Impulse mitnehmen können.» Die zwei Verantwortlichen haben ein abwechslungsreiches Pro-

gramm zusammengestellt: Die Mit-arbeitenden erleben und erfahren, was gesunde Ernährung in stressigen Zeiten bringt. Sie lernen, wie man er-gonomisch richtig reinigt und disku-tieren über die richtige Arbeitsorga-nisation und Ausrüstung sowie den Gebrauch von Spezialmaschinen. Und nicht zuletzt sind zwei Posten der Sicherheit auf dem Perron bzw. im Strassenverkehr gewidmet. Dass sich das Programm lohnt, zeigt die Ausfalltage-Statistik von RailClean: «In den letzten vier Jahren sind die Unfälle mit Ausfalltagen markant zu-rückgegangen», zeigt sich Eggimann zufrieden.

Beatrice Suter

Sie haben den Sicherheitstag für die

Mit arbeitenden organisiert: Viviane Zaslawski und André Eggimann im

Bahnhof Luzern.

Der Turboschlaf-Bus im Outfit der

Kampagne tourte einen Sommer lang

in der ganzen Schweiz von einem

Musikfestival zum andern. Ziel der

Aktion: den Besuchenden die Gefah-

ren rund um Müdigkeit am Steuer

und Sekundenschlaf aufzeigen. Der

Bus bot direkten Kontakt zum

Ziel publikum: Er zog viele Leute an,

die vor der Heimfahrt einen 15-minü-

tigen Turboschlaf einlegten, um

danach fit am Steuer zu sein. Die Tour

war eine positive Erfahrung für die

bfu und ihre Partner. md

FrEiZEitKiCK

Der Turboschlaf-Bus auf Tournee

Prävention in Unternehmen

Die bfu bietet derzeit elf verschiedene

Präsentationen für Betriebe ab 250

Mitarbeitenden oder bei 2 Einsatz-

tagen an. Themen: Sicherheit in der

Freizeit, im Sport, Haus und Strassen-

verkehr. Ausstellungen, Referate,

Filmbeiträge sowie entsprechendes

Animationsmaterial erlauben einen

flexiblen Einsatz und bilden einen

attraktiven Rahmen zur Sensibilisie-

rung der Mitarbeitenden.

Informationen dazu auf www.bfu.ch

> Prävention in Betrieben > Themen-

präsentationen

Ansprechpartner ist Raphael Burry,

Tel. 031 390 22 63. Bitte Termine

frühzeitig reservieren.

Page 16: Sicher leben - Ausgabe 2013/3

16 sicher leben 3 / 2013

KampaGNE

E-Bikes ungebremst im Trend

«Das E-Bike ist schneller als man denkt!» Der Slogan der gemeinsamen Kampagne von bfu und Visana business bringt es auf den Punkt: Die E-Bike-Fahrenden selber wie auch die übri-gen Verkehrsteilnehmenden unterschätzen die hohen Fahrgeschwindigkeiten und sind sich der Risiken, beispielsweise des längeren Anhal-tewegs, oft nicht bewusst. Das Plakat sujet weist auf pointierte Art auf die Thematik hin.

«Wir wollen niemandem den Spass am E-Bike-Fahren verderben», sagt Kampagnenleiterin Camilla Krebs von der bfu. «Vielmehr wollen wir aufzeigen, wie man die Risiken minimiert, zum Beispiel durch das Tragen eines Helms, durch eine vorausschauende Fahrweise oder durch ein Fahrsicherheitstraining.» Für schnelle E-Bikes ist das Helmtragen ohnehin vorgeschrieben.

Im Rahmen der Kampagne bietet Visana business zusammen mit dem bekannten Berner Unternehmen Thömus Bike Aca-demy schweizweit Fahrsicherheitskurse für E-Bikerinnen und E-Biker an. Diese können in den Trainings ihre Fahrkompetenz ver-bessern und werden für das hohe Fahrtempo sensibilisiert, das wesentlich rasanter ist als mit einem Velo ohne Elektroantrieb.

Die Zahl der E-Bikes steigt stark und damit auch die Zahl der E-Bike-Unfälle. Die bfu hofft, mit dieser Kampagne das Unfallrisiko eindämmen zu können.

Informationen zu den Fahrsicherheits-kursen: www.thoemus-bike-academy.ch (Rub-rik E-Bike). um

Das Plakat zur Kampagne.

Achtung! Das E-Bike ist schneller,als man denkt.

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