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Standortporträt Villingen-Schwenningen

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Die Gartenschau beschert Villingen-Schwenningen mehr als Blumen. Unternehmer und Bürger tanken Selbstbewusstsein

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Page 1: Standortporträt Villingen-Schwenningen

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Villingen-Schwenningen

Standortporträt

Page 2: Standortporträt Villingen-Schwenningen

econo 11/2008 · 31. Oktober 2008 Foto: Michael Bode

Die Gartenschau beschert Villingen-

Schwenningen mehr als Blumen. Unternehmer

und Bürger tanken Selbstbewusstsein

Aufbruchstimmung!

120 Politik • Standort Villingen-Schwenningen

GARTENSCHAU:Von Blumen undeinemTurm – dieChancen der LGS fürdie Stadt S. 120

MENSCHEN:Fünf Personen, diemit der Gartenschaubesonders verbun-den sind S. 130

TECHNIK:Insekten machen esvor. Mikromountainsmacht es nach.Wie,das steht ab S. 136

INTERVIEW:OB Kubon und LGS-Chef Martin überDynamik und Haus-haltsplan S. 138

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11/2008 · 31. Oktober 2008 econo

Die Zukunft von Villingen-Schwen-ningen hat einen Knick. Doch derbringt erst den Kick: Die Architek-

tur des geplanten „Neckar-Tower“ am Randdes Landesgartenschaugeländes bestichtdurch eine leichte Drehung. Das wirkt ele-gant. Und hat die meisten Einwohner vonVS geradezu elektrisiert: „Das Projekt Turmentwickelt eine Eigendynamik, die ich sonicht erwartet habe“, sagt Walter K. Grim-

minger, Geschäftsführer der Wohnungs-baugesellschaft Villingen-SchwenningenWBAG. Die WBAGwird den Turm finanzie-ren. Und gibt damit der Gartenschau im Jahr2010 ein Symbol. Für den Aufbruch. OB Dr.Rupert Kubon: „Ohne den Schub durch dieGartenschau hätte sich manche Entwick-lungschance nicht ergeben.“ Denn eines istklar: VS blüht durch die LGS auf. Erlebt ei-nen zweiten Frühling.

Das hat kaum mit den 68000 Blumen in1000 Farbnuancen zu tun, die in wenigerals 500 Tagen auf dem Gartenschaugelände(jedenfalls laut Plan) blühen werden. Es sinddie Entwicklungsmöglichkeiten jenseits derBlümchenschau, die faszinieren.Auch wenn dort, wo die Zukunft blühen

wird, derzeit noch alles im Matsch versinkt.Der Hauptteil des Geländes, im Bahnhofs-bereich von Schwenningen, war eben

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Vermesungstrupp aufdem LGS-Gelände

in VS-Schwenningen

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nichts weniger als ein Rui-nenfeld. Ein ehemaliger Güter-bahnhof, der einen traurigen Re-kord hält: „Ich habe noch keinkontaminierteres Gartenschauge-lände erlebt. Allein die Bahn AGgibt sechs Millionen Euro für dieSanierung aus“, sagt Michael Mar-tin, Geschäftsführer der Landes-gartenschaugesellschaft. Er musses wissen: Seit Jahrzehnten ver-folgt er aufgrund seiner Tätigkeitbei der Fördergesellschaft für Lan-desgartenschauen jede LGS.Diese Altlasten überzeugten im

Jahr 2003 die Juroren bei der Ver-gabe der Landesgartenschau. Einesolche Belastung inmitten derStadt? Da muss geholfen werden.Die Stadt VS legte ein Konzeptvor: Mit einem 33-Millionen-Euro-Budget werden die Neuge-staltung des Güterbahnhofs undangrenzender Bereiche sowie flan-kierende Maßnahmen in Villingenbezahlt. Die Stadt allein stemmt13 Millionen Euro.

Der Rest sind Zuschüsse. Gelder,mit denen im Bahnhofsbereichkein Stein auf dem anderen bleibt:65000 Kubikmeter Erde sind be-reits abgegraben. Das Niveau desGeländes liegt nun bis zu sechsMeter tiefer. Auch weil dort zu-gleich der Neckar ein neues Betterhält, das ebenfalls bis 2010 wieein grünes Rückgrat die gesamteStadt durchzieht. Bislang fließt derLandesfluss in einer unterirdischenBetonröhre.Die Höhe der Förderung be-

weist, hinter einer LGS verstecktsich heute vor allem eines: einStadtentwicklungsprogramm ers-ter Güte. Die Blümchenschausteht zwar in der Wahrnehmungin der ersten Reihe. Doch Insiderachten auf das Drumherum. Mar-tin: „Die Dynamik, die eine LGSauslöst, hat manch einen in derStadt sicherlich überrascht.“Das Potenzial vergleichen Auf-

merksame mit der Aufbruchstim-

mung zu Beginn der Uhrenindus-trie. Im Jahr 1858 gründet Johan-nes Bürk die erste Uhrenfabrik.Was folgt, ist eine Entwicklung,die kaum einen Vergleich kennt.Mag die Historie Villingens durchdas Zähringer-Geschlecht auchglanzvoller sein.Doch mit der wirtschaftlichen

Dynamik Schwenningens kannVillingen kaum mithalten. 1907wird das „größte Dorf Württem-bergs“ zur Stadt erhoben. Es folgtder inoffizielle Titel der „weltgröß-ten Uhrenstadt“. Und im Lauf der1970er- und 1980er-Jahre der wirt-

122 Politik • Standort Villingen-Schwenningen

Foto:Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwennigen

schaftliche Zusammenbruch, Uh-ren werden in Fernost nun ebengünstiger hergestellt. Phono-Geräteebenso, weshalb dieWirtschaftskri-se auch Villingen trifft. Marken wieSABA und Junghans, Kienzle undMauthe genießen heute Liebhaber-status. Doch die Firmen hinter denGeräten sucht man vergebens.Die Stadt hat sich von der De-

pression befreien können. Aus denÜberresten der alten Unterneh-men sind neue entstanden: Kienz-le ging als Technologieschmiede inSiemens VDO über und gehörtnun zu Continental. Bürk gibt

heute als Bürk Mobatime beispiels-weise auf Bahnhöfen und Flughä-fen die Zeit an. Saba ging nachWirrungen im Thomson-Konzernauf. Heute betreibt das Unterneh-men in Villingen eine Forschungs-abteilung. Und der Stempeluhren-hersteller Benzing lebt als KabaBenzing weiter: Als Spezialist fürZutrittskontrollen und Zeiterfas-sungen.Daneben nimmt VS als Logistik-

standort mit Unternehmen wieEmons, DPD und der Post einenzentralen Standpunkt ein. Neuangesiedelt hat sich zudem

Der„Neckar-Tower“ wird mitseiner eleganten ArchitekturzumWahrzeichen für VS

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11/2008 · 31. Oktober 2008 econo

Einwohner 81 073davon weiblich 42 103Ausländer 11 549Kinder/Jugendliche (bis 18 Jahre) 14 471Haushalte 40 790

Beschäftigungsozialvers. Beschäftigte 35 714Produz. Gewerbe 37,2 %Dienstleister 44 %Handel/Verkehr 18,3 %

Einpendler 17 404Auspendler 10 250Arbeitslosenquote 3,9 %

SteuernGewerbesteuer 360 v. H.Grundsteuer A 375 v. H.Grundsteuer B 375 v. H.

Steuerkraft/Einw. 761Gewerbesteuer 42,5 Mio. (2007)

Freie GewerbeflächenVockenhausen 3 ha.Vorderer Eckweg 8 ha.Herdenen 11,7 ha.

VerkehrsinfrastrukturAutobahn Abfahrt A81Bundesstraßen B27/B33Bahnhöfe in Villingen und Schwenningen,

diverse Ringzug-HaltestellenFlughafen international: Zürich, Stuttgart

regional: Donaueschingen,VS-Schwenningen

BesonderheitenSchüler/Studierende 20 000Sportvereine 95/27 000 Mitglieder

125

Kaba GmbHWorkforce ManagementAlbertistraße 378056 Villingen-SchwenningenGermanyPhone +49 7720 603-0Fax +49 7720 603-102

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die Spedition Bächle. Diezentrale Lage an der Ost-West-Querverbindung B27/B33 sowiean der Nord-Süd-Autobahn A81klingt gut in Logistiker-Ohren.Doch die größte Entwicklung

verdankt VS dem Gehirn, genauerdem Lernen: Die Doppelstadt wirdvon 20000 Schülern und Studen-ten bevölkert. Die Hotelfachschulegenießt ebenso wie die Feintech-nikschule Ansehen über die Gren-zen der Region hinaus. Dazu kom-men die Polizei-Fachhochschule,die Außenstelle der HochschuleFurtwangen sowie die Berufsaka-demie VS.„Die Existenz der Hochschule ist

für die Stadt ein entscheidenderStandortfaktor“, sagt Wirtschafts-förderer Rudolf Topp: „Bei uns istder Begriff ‚Hochschul-Standort‘kein Schlagwort, sondern eine ge-lebte Realität.“ Das sehen die Trä-ger der Hochschulen ähnlich. Im-merhin treiben sie den Ausbau derStandorte kräftig voran. Erst imOktober nahm die BA zwei Erwei-terungsbauten in Betrieb. Kosten-punkt laut Finanzministerium:zehn Millionen Euro. Dazu geselltsich eine fünf Millionen Euro teu-re Mensa für die Studenten vonBA und FH.Doch die Mittagspausen auf

dem parkähnlichen Campus fallennicht allzu ausgedehnt aus. DieStudenten sind begehrt, Schaffenstatt Studentenleben lautet die

Devise. Wirtschaftsförderer Topp:„Die hiesigen Unternehmen habendie Potenziale der Hochschulenerkannt. Es besteht eine ausge-zeichnete Zusammenarbeit bei-spielsweise bei Praktika und Dip-lomarbeiten.“ Doch das geschiehtnicht ganz uneigennützig: „Natür-lich ist es das Ziel, die qualifizier-ten Kräfte in den Unternehmen zuhalten“, so Topp.Denn der Mangel an Fachkräf-

ten ist auch in VS ausgeprägt.Ebenso wie der Mangel an Exis-tenzgründern. Da will die IHKSchwarzwald-Baar-Heuberg imSchulterschluss mit der Stadt VSAnreize schaffen: „Hightech-Atri-um“ nennt sich das Projekt, dasWeiterbildung und Existenzgrün-dung unter einem Dach vereinenwird. Die IHK bündelt in dem Bauihre Fortbildungsaktivitäten. Sowird dort ein neuer Studiengangangeboten: der studierte Industrie-meister. Eine Art Ingenieur, derstärker in der Praxis der Unterneh-men beheimatet ist, als in wissen-schaftlichen Theorien.Räumlichkeiten für Gründer

runden das von der EU-geförderteAtrium-Konzept ab. Wobei Räumeallein einen Innovativen kaumglücklich machen. Meist fehlt dasGeld: „Um gute Startbedingungenzu schaffen, wird die IHK zusam-men mit Partnern einen Beteili-gungsfonds auflegen“, erläutertEgon Warfia, vom Fachbe-

Standort Villingen-Schwenningen • Politik

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Wir planen und steuern Ihr Projekt fachübergreifend vom Konzept bis zur Abnahme

Projektmanagement, Anlagenplanung, Anlagensicherheit, Dokumentation

reich Innovation der IHK.Dieser Seed-Fonds soll dann eineAnschubfinanzierung bieten, umInnovationen zur Marktreife vor-anzutreiben. In Kürze soll dienötige Beteiligungsgesellschaft ge-gründet werden.Bis zum Ende des Jahres 2011

wird das „Hightech-Atrium“ ste-hen, erläutert Warfia den Zeitplan.Rund sieben Millionen Euro sindals Budget vorgesehen. Mit demAbriss der ehemaligen Jäckle-Metallwaren-Fabrik direkt nebendem Landesgartenschaugeländewird in Kürze begonnen. Dann istder Platz frei fürs Atrium. Derzeitbereitet die IHK den Architekten-wettbewerb vor. „Natürlich solldas Gebäude in seiner Gestaltungzum Namen passen“, so Warfia.Den Architekten für den

Neckar-Tower fand WBAG-ChefGrimminger beinahe zufällig: „Ichhabe in einem Buch der JSK Inter-national Architekten und Ingeni-eure geblättert. Und da fiel mir auf,dass der Gesellschafter Gunter P. J.Bürk gebürtiger Schwenninger ist.“Das Büro baut weltweit Hochhäu-ser und Flughäfen, überhauptGroßprojekte. Grimminger ruftdennoch spontan an. Und be-kommt Bürk sofort ans Telefon.Kurz drauf sitzt man beieinander,Skizzen entstehen. Bereits mit die-sen Bleistift-Strichen erhält der 45Meter hohe Turm mit 2000 Qua-dratmetern Nutzfläche die elegantgeknickte Drehung.Sechs Millionen Euro sind laut

Grimminger vonseiten der WBAGfür das Projekt vorgesehen. Baube-ginn ist im Frühjahr, damit bis zur

Gartenschau wenigstens die Auf-züge funktionieren, die Treppeninstalliert sind. Und das obersteStockwerk als Aussichtsplattformsamt Cafeteria genutzt werdenkann. Nach der Gartenschau sol-len dann Studenten im Turm woh-nen und Unternehmen Bürosanmieten. Grimminger: „Wir wer-den mit dem Projekt eine guteRentabilität haben.“Doch beinahe wichtiger ist dem

WBAG-Geschäftsführer eine Di-mension jenseits der Zahlen: „Ichhabe selten bei einem Projekt einesolche Euphorie erlebt.“ Es habebeinahe den Anschein, als öffneder Turm vielen die Augen: Wasnun alles möglich ist…“Immerhin bilden Turm und

„Hightech-Atrium“ ein zukunfts-weisendes Ensemble, in dem jun-ge Leute an neuen Technologienarbeiten. Das Landesgartenschau-gelände steht am Ende für Erwei-terungen der Hochschulen zurVerfügung. Dazuhin wird inSchwenningen der Bahnhof, unddessen Vorplatz neu gestaltet.Eventuell auch noch Teile der In-nenstadt. In Villingen lädt dasBrigachufer wieder zum Verwei-len, der Bereich Hubenloch istbereits attraktiv für Familien. Gan-ze Straßenzüge in der Stadt verän-dern derzeit ihr Gesicht.Keine Frage: Im Vorfeld der LGS

fließt viel Geld nach VS. Das lässtsich auch an der Architektur able-sen: Der Erweiterungsbau der

Feintechnikschule ist eine Perle.Die Hochschulerweiterungen prä-gen positiv das Stadtbild. Der Bauder Krankenkasse SchwenningerBKK ist preiswürdig. Selbst derNeubau des Altenheims Bürger-heim taugt für Architektur-zeitschriften. All das zeugt vonneuem Selbstbewusstein, von Auf-bruchstimmung. Auch durch dieGartenschau. Rudolf Topp: „Diesepositive Stimmung spüre ich auchin den Unternehmen. Der Stand-ort wird eben deutlich attraktiver.“

Dirk Werner

www.villingen-schwenningen.de

126 Politik • Standort Villingen-Schwenningen

Foto: Michael Bode

Der Campus VS: 15 MillionenEuro wurden in die Zukunfts-fähigkeit der Stadt investiert