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v. Graefes Archiv Ifir Ophthalmologie, Bd. 153, S. 356--358 (1952). Aus der Augenklinik der Universit~t KSln (Direktor: Prof. Dr. K. vow1 I-IoFE). Statistische Berechnungen fiber die tIShe des normalen Augeninnendrucks. Von )~. GLEES. 2r 3 Text~bbildungen. 1908 gab Sc~I6Tz 1 bei seinen Ver6ffentliehungen fiber das yon ihm gngegebene Tonometer als obere Grertze des normglen Augendrucks 30 und als untere 19 mm ttg an. In der Fo]gezeit wurdert hiervon erheb- lich abweiehende ~Terte mitgeteilt, die ngeh THIELS 2 and J. K. )][iJLLEttS 3 Zusammenstellungen fiir die untere Grenze zwischen 12 und 24 und fiir die obere zwischert 25 urtd 36 mm Hg liegen. J.K. Mi~LLER berechnete aus dem seiner Zeit gr61~ten, vort GJ]~ssI~G 4 zusammengeste]lten Mate- rial 13--36 mm Hg. In diesem Bereich liegen nach seinen Untersuchun- gen die physiologisch m6glichen Druckwerte. Damit ist aber, wie sowohl Mi2LLER als uuch TmEL hervorheben, nieht gesagt, daft jeder innerhalb dieser Grenzen ]iegende ~Tert normal sein muB. Dies trifft erfahrungs- gem~tI~ ffir die obere, hinsichtlieh der Abgrenzung gegen das Glaukom so wichtige Grenze besonders zu. So sind wir doch gew6hnt, Druckwerte fiber 26 mm ttg im ullgemeinen a]s zumindest glaukomverd/ichtig zu betrachten. Diese Unstimmigkeiten fiber die Grenzwerte liel3en es zweckm~13ig erscheinen, an Hand eines grol~en Beobachtungsmaterials den Schwan- kungsbereich des physiologischen Augendrueks erneut festzustellen. Das hierzu zur Verffigung stehende eigene Material umfal~t 2696 Menschen mit gesunden Augen in den Altersstufen vom 1.--9. Lebensjahrzent, Mso insgesamt 5392 Angert. Bei der Berechnung des mittleren Drueks in den verschiedenen Lebensaltern wie ~uch an den beiden Augen ergab sich keine wesentliche Differenz, wie sowoh] die Tabelle 1 als aueh die graphisehe Darstellung (Abb. 1) zeigt. Die Altersunabh~ngigkeit wird d~mit erneut mit LANGENI-IAttN 5, RUATA 6, GJESSING U. a. im Gegens~tz Tabelle 1. Alter Z~hl 2~ugendruek Alter Zahl Augendruck in J~hren tier F~Ile mmg-Hg in Jahren tier F~lle mmg-Hg 0--10 10--20 20--30 30~40 40--50 8 65 200 288 519 20,85/21,00 20,53/20,44 20,42/20,54 20,12/20,10 20,26/20,41 50--60 60--70 70--80 80--90 832 523 236 25 2o,4o/2o,21 2o/35/2o,lo 20,43/2o,01 19,76/19,12

Statistische Berechnungen über die Höhe des normalen Augeninnendrucks

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v. Graefes Archiv Ifir Ophthalmologie, Bd. 153, S. 356--358 (1952).

Aus der Augenklinik der Universit~t KSln (Direktor: Prof. Dr. K. vow1 I-IoFE).

Statistische Berechnungen fiber die tIShe des normalen Augeninnendrucks.

Von

)~. GLEES.

2r 3 Text~bbildungen.

1908 gab Sc~I6Tz 1 bei seinen Ver6ffentliehungen fiber das yon ihm gngegebene Tonometer als obere Grertze des normglen Augendrucks 30 und als untere 19 mm t tg an. In der Fo]gezeit wurdert hiervon erheb- lich abweiehende ~Terte mitgeteilt, die ngeh THIELS 2 and J. K. )][iJLLEttS 3 Zusammenstellungen fiir die untere Grenze zwischen 12 und 24 und fiir die obere zwischert 25 urtd 36 mm Hg liegen. J . K . Mi~LLER berechnete aus dem seiner Zeit gr61~ten, vort GJ]~ssI~G 4 zusammengeste]lten Mate- rial 13--36 mm Hg. In diesem Bereich liegen nach seinen Untersuchun- gen die physiologisch m6glichen Druckwerte. Damit ist aber, wie sowohl Mi2LLER als uuch TmEL hervorheben, nieht gesagt, daft jeder innerhalb dieser Grenzen ]iegende ~Tert normal sein muB. Dies trifft erfahrungs- gem~tI~ ffir die obere, hinsichtlieh der Abgrenzung gegen das Glaukom so wichtige Grenze besonders zu. So sind wir doch gew6hnt, Druckwerte fiber 26 mm t tg im ullgemeinen a]s zumindest glaukomverd/ichtig zu betrachten.

Diese Unstimmigkeiten fiber die Grenzwerte liel3en es zweckm~13ig erscheinen, an Hand eines grol~en Beobachtungsmaterials den Schwan- kungsbereich des physiologischen Augendrueks erneut festzustellen. Das hierzu zur Verffigung stehende eigene Material umfal~t 2696 Menschen mit gesunden Augen in den Altersstufen vom 1.--9. Lebensjahrzent, Mso insgesamt 5392 Angert. Bei der Berechnung des mittleren Drueks in den verschiedenen Lebensaltern wie ~uch an den beiden Augen ergab sich keine wesentliche Differenz, wie sowoh] die Tabelle 1 als aueh die graphisehe Darstellung (Abb. 1) zeigt. Die Altersunabh~ngigkeit wird d~mit erneut mit LANGENI-IAttN 5, RUATA 6, GJESSING U. a. im Gegens~tz

Tabelle 1.

Alter Z~hl 2~ugendruek Alter Z a h l Augendruck in J~hren tier F~Ile mmg-Hg in Jahren tier F~lle mmg-Hg

0--10 10--20 20--30 30~40 40--50

8 65

200 288 519

20,85/21,00 20,53/20,44 20,42/20,54 20,12/20,10 20,26/20,41

50--60 60--70 70--80 80--90

832 523 236 25

2o,4o/2o,21 2o/35/2o,lo 20,43/2o,01 19,76/19,12

Statistische Berechnungen fiber die HShe des normMen Augeninnendrucks. 357

zu K ~ A ~ ~, WneNE~ s u. a. best~tigt. - - Auf den Einflug der Sklera- h~rte (J. K. Mf3LL~ 9) und dergleiehen braueht in diesem Zusammen- hang nieht eingegangen zu werden.

Somit konnte das gesamte Material zu den Bereehnungen verwendet werden. Der hieraus gefundene Mittelwert ergibt 20,30 m m Hg, die

21 _.

zo . . . . . . . . . . i ]

7 8 P l I I

N i ] 8f~Sf2oof 288/" 51<,Of

. . . . . . . . . . . -( . . . . ;

q I I I I I

I I I I I I I I I I ,

8 2 2 f 5 2 3 f 2 3 8 f 5 5 f A b b . 1. V e r h ~ l t n i s des m i t t l e r e n A u g e n d r u c k s z u r Zal l l d e r ]~'~essungen. T~eehteeke :

L e b e n s M t e r y o r e 1 . - - 9 . J a h r z e h n t . r e e h t e s A u g e , - - - l i u k e s A u g e ,

naeh der Formel d = -~ ] / n--1 bereehnete Streuung liegt bei :k 3,789

und der mittlere Fehler des

gO0 I

/ 200

:0s / I L2 70 ~ 74 18 78 20 ~ 2~ ~ ~ 30

-70" +10" A b b . 2. I t ~ f i g k e i t s v e r ~ e i h m g t ier e i n z e l n e n D r u e k w e r t e . S e n k r e e h t e L i n i e : a r i t h m e t i s e h e s ~I i t te ] . Ge-

s t r i e h e l t e L i n i e n : m i t t l e r e r S t r e u u n g s b e r e i c h .

(7 Mittelwertes m = V~ betrggt 0,14. Damit

sind die fiir das Material notwendigen statistisehen Parameter best immt. Es interessiert darfiber hinaus aber, wie sich die einzelnen Druekwerte im gesamten Bereich ihrer Hgufigkeit naeh verhalten. Dies lies sieh am klarsten so darstellen, daS die einzelnen Druckwerte ihrer H~tufig-

3oo - i i

r i

200 t - - - -

t 100

36,25 33,75 37,25 zdTJ zs, z5 23,,78 z7,25 10,75 q~z5 z,75 zT, z5 /4

A b b . 3. T h e o r o t i s o h be reohne~e ( ~ u s g e z o g e n e R e o h t - ocke) u n d t~tsi~oh]ich g o f u n d e n e ( g e s t r i o h e l t e :Recht -

ccke) H h u f i g k e i t d e r D r u o k w e r t e in GJESSING8 M a t e r l ~ l ( naoh J . /~. M~LLER),

keit naeh zu Ss und die Gipfel dieser S~ulen miteinander verbunden wurden. Dabei ergab sich eine Kurve (Abb. 2). Aus ihrem Verlauf ist zuns zu entnehmen, dab der Schwankungsbereich yon 10--30 mm Hg reieht, weiter, dab das Maximum bei 22 mm Hg liegt. W'ir stellen weiter lest, dab der Mittelwert nieht mit dem MaximMwert zusammenf~llt ,

358 ~[. GLEES: Bereehnungen fiber die HShe des normMen Augeninnendrucks.

sondern links yon ihm liegt und sehen, dM~ rechter und linker Schenkel der Kurve nicht symmetr isch verlaufen, vielmehr findet sich links eine gewisse Schiefheit. Sie beruht nicht auf einer Zuf~lligkeit oder i~hnlichem, sondern mu~, wie aus dem stets gleichm~Bigen Vorkommen in allen Alterskurven hervorgeht und durch die Verlagerung des Mittelwertes abseits vom MaximMwert bewiesen wird, Ms Ausdruck einer Gesetz- mi~igke i t aufgefM~t werden. Das hier vorliegende Material wie auch die rechnerische Bearbei tung desselben ergeben hierfiir keine Erkli~rung. Vergleicht man aber eine Darstel lung aus M~nnERs Berechnungen des GJs~ssrsGschen Materials (Abb. 3), so ergibt sich hieraus etwas Xhnliches : Hier eine Verlagerung des Mittelwertes nach rechts yore )/[aximMwert und, wenn man die Gipfel der S~ulen miteinander verbindet , eine Un- gleichheit des einen Schenkels der dabei ents tehenden Kurve im gleichen Sinne wie ebengeze ig t . Ffir die Ursache konnte M~LLEIr keine Erkl~- rung geben. AuffMlend ist nun aberl dM~ i n GJESSi~as:MateriM die Abweichung zu den hSheren Wer ten liegt, w~hrend sie in unserm die niedrigen Werte betrifft. Darin liegt meines Erachtens die Ursache ffir die zweifellos vorhandene Abweichung beider Hgufigkei tskurven yon der an sich zu erwar tenden binominMen Verteilung, nnd zwar wurden GJESSr~Gs Messungen mit dem Tonometergewicht 5,5 und unsere mit 7,5 durchgefiihrt . Die sich dabei ergebenden Ungleichheiten des einen fiir die niedrigeren und des anderen ffir die hSheren Druckwerte sind aber aus den E ichkurven ersichtlich und bekannt . Somit dfirfte man annehmen, dM~ sich bei Verwendung einer geeigneten Mel~methode tat- s~chlich eine binominMe Verteilung der Druckwerte im physiologischen Bereich ergibt.

Fiir unser Material kann zusammengefM~t werden, dab der mit dem Tonometergewicht 7,5 gemessene Druck eine Schwanknngsbrei te yon 10--30 m m hat, dM3 der Mittelwert bei 20,30 m m t tg liegt, und die berechnete Streuung prakt isch mit der in der graphischen Darstel lung ermit te l ten fibereinstimmt. Ein Vergleich mit dem GJ~ssINGschen, mit 5,5 Tonometergewicht gewonnenen Material zeigt, dM~ sich hier eine Verschiebung urn e twa 3 - - 6 m m fiir Mle Werte nach oben zu ergibt.

Literatur. 1 SCttIOTZ, I-~J. : Arch. Augenheilk. 62, 317 (1908). - - e T I I I E L , R. : Kurzes Hand-

buch der OphthMmologie yon BRi?CKC~ER-ScRIECK, Bd. IV, S. 666 ff. Berlin 1930.-- a MtiLLE~, J .K. : Arch. Augenheilk. 104, 89 (1931). - - 4GJ~sSI~G, H.G.A. : Graefes Arch. 105, 221 (1921). - - 5 LA~GE~j~A~, F.: Z. Augenheilk. 23, 20i (1910). - - 8 t~UATA, tt. V.: Zit. bei J. K. ~/~fdLLER (a.) - - 7 KNAP]e , J.: Klin. Mbl. Augenheilk. 50 (I), 591 (1912). s W~GNER, J. : Arch. Augenheilk. 68, 290 (1911). - - 9Mi/TLLER, J .K. : Arch. Augenheilk. 105, 504 (1932).

Prof. Dr. 5~. GLEES, K61n, Universit~ts-Augenklinik.