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25. JANUAR 1936 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 15. JAHRGANG. Nr. 4 12I WEYRAUCH aufgestellte Regel, dab zwischen ,,dem kritischen Grenzwert" im t3iut (0,060 rag%) und den beiden Xardinal- symptomen Bleisaum und Bleikolorit Beziehungen bestehen, nicht best~tigt, denn beide fehlten vollkommen bet einem Blutwert yon o, o77 mg %. Auch die Regel, dab es keine Blei- vergifteten ohne erh6hten Bleigehalt im Blur g~be, hat ihre Ausnahmen, denn im I. Fall war der Bleigehalt des Liquors o,o85 mg % bei einem t31utbleiwert yon o,o28 mg % und dent- lichen radikul~tren Sensibilit~tsst6rungen. Auf die Bleiwerte im Urin, die nur im i. Fall bestimmt wurden und dabei stets h6her lagen als der ,,kritische Grenz- wert" yon SCHMIDT und WEY~AUCH (o,I mg in 24 Stunden), set bier nicht n~iher eingegangen, da diese Werte sehr starken Schwankungen unterliegen. Zusammen/assung : I. Es werden zwei lumbosacrale Wur- zeInenritiden beschrieben, in denen der Bleigehalt des Liquors o,o85 bzw. o,o9o mg% betrug. 2. Die Symptome waren fast rein sensibel, was bet Bleiver- giftung noch wenig bekannt ist. 3. Bet einem Bleigehalt des Liquors yon o,o9o mg % k6nnen alle sog. Kardinalsyniptome der Bleivergiftung fehlen. 4. Bet hohem Bleigehalt des Liquors k6nnen Zellzahl, Ei- weiBgehalt und Kolloidstabilit~Ltsreaktionen normal sein. 5. Der Bleigehalt des Liquors kann h6her sein als der des Blutes. 6. In dem einen Fall lag die BeschXffigung tin bleigefghr- deten Betrieb 31/2 Jahre zurtick. 7. Der ]31eigehalt des Liquors sank nnter wiederholten Liquorentnahmen, Jodkali und s~uernder Kost ziemlich rasch ab. Literatur : Aug, ~PAIRHALL, MINOr U. I~EZNIKOFF, Lead poisoning. Baltimore 1926. -- BAADER, Gewerbekrankheilen. Berlin u.W'ien: Urban & Schwarzenberg 1931 -- Verb. dtsch. Ges. inn. Med., Wiesbaden 1933, 318. -- B~RIEL ti. DEWC, Presse m4d. 331I, i441 (i925). -- BERT, zit. nach RICHTER. -- BINO, Lehr- buch der Nervenkrankheiten, 4. Aufl. Berlin u. Wien: Urban & Schwarzenberg 1932. -- yon BURY, zit. nach WERTIIEIMER-SALO- NONSON in LEWANDOWSKYS Handbuch der Neurologie 1L Berlin: Julius Springer 1911. -- CRUCHE~ U. VERGER, Presse m~d. 34 I, 737 (1926). -- Ds zit. nach WERTnEIMER-SALO- NONSON in LI~WANDOWSKYS Handbuch der Neurologie i1. Berlin: Julius Springer I911. -- ERE, Handbueh der Neurologie. -- t;'LIJRY, in HE~TER-HEUBI~ERS I-tandbuch der experimentellen Pharma- kologie 3, TI. 3- Berlin: Julius Springer 1934. -- GOUOET, zit nach ~ASAHARA U. AEIMICHI.- GUILLAIN-]~ARR~, zit. nach RICHTER. -- HIGIER, Dtsch. Z. Nervenheilk. 75, 250 (I922). -- I-IIRAI, zit. nach KASkHARA U. ARIMICHI. -- HIRSCHFELD, ~lin. Wschr. I931, 303 . -- I~ASAHARA ll. ARIMICm, Z. exper. Med. 81, 696 (I932). -- KROLL, Z. Neurol. 141 , 14i (1932). --MARGULIS, Dtsch. Z. Nervenheilk. 89, 262 (1926). -- MARIE u. TRILLAT, zit. nach ~ASAHARA U. ARI- ~icm. -- MARTINI, Verb. dtsch. Ges. inn. Med., Wiesbaden I933, 289. -- MAUSS u. KR~r D%sch. Arch. Mill. Med. 177, 382 (1935). -- Ik~ETTER, zit. nach MARGULIS. -- OBERSTEINER U. ]~]~DLICH, zit. nach BING. -- OPPEIgHEIM~ Lehrbuch der Nervenkrankheiten, 5-Aufl. Berlin i9o8. -- RICHTER, Arch. f. Psychiatr. Io2, 127 (1934). -- ROGER U. CRI~MIEUX, zit. nach MAUSS u. }(RiIGER. -- SCHLESINGER, zit. nach P. SCHMIDT (Klin. Wschr. 1927)...-- SCHMIDT-KEHL, zit. nach FLURY. -- SCHMIDT n. WEYRAUCH, Uber die Diagnostik der Bleivergiftung. Jena: Gustav ]Fischer 1933. -- SICARD, zit. nach MAR~ULlS. -- SILBERMANN, Wien. klin. Wschr. 1933, 65o. -- STEI'~AN, Dtsch. Z. Nervenheilk. 57, 87 (g917). -- STIEFLER U. TROYER, Klin.'~rschr. 1931 , 13o2. -- STRAUSS U. IRABINER, zit. nach MAUSS U. I~RL~GER. -- TANQUER]~L DES PLANCHES, Trait6 des Mala- dies du Plomb. Paris 1839. ~ WELLER U. C~qRISTENS]EN, Arch. of Near. 14, 3, 227 (I925). -- ~r Zit. nach BING. STATISTISCHE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE HAUFI'GKEIT DER LUES AM 0BDUKTIONSMATERIAL. Von HELMUTH ~ICKEL, Aus dem Pathologischen Institut der Medizinischen Akademie Dtisseldorf. Man kann fiber den Wert ether Statistik ganz allgeinein, ether solchen am Obduktionsmaterial im besonderen recht verschiedener Meinung sein, immer abet wird man zugeben mfissen, dab fiber die ttgufigkeit, die Zunahme und die Ab- nahme ether Erkrankung einzig und a11ein eine genau dnrch- geffihrte Statistik und ffir die Mehrzahl der Erkrankungen eine solche am Obduktionsmaterial Klarheit schaffen kann. Wer es versteht, Statistiken richtig zu lesen, insbesondere dann, wenn es sich um Statistiken handelt, die allen Fehlerquellen Rechnung tragen, wird sich schnell einen t3berblick fiber die statistisch erfaBten Tatsachen schaffen k6nnen. Das Beispiel der ,,CarcinomhXufigkeit'" hat wohl am eindringlichsten ge- zeigt, dab wir mit einem Schgtzen oder gar mit einem geffihls- m~gigen Erfassen in der ~3eurteitung der H~ufigkeit einer Er- krankung mehr schaden als verantwortet werden kann. Und so scheint uns auch eine Statistik fiber die H~ufigkeit der Lues, die am Obduktionsmaterial durchgeffibrt wurde, eine wesent- liche Grundlage ffir das Verst~ndnis zahlenm~Biger Xnderun- gen im Auftreten nnd in der Erscheinungsform der Syphilis, wobei verst~ndlicherweise der Vergleich der Zeiten vor mit den Zeiten nach der derzeitigen Therapie besondere Beachtung beansprucht. Das uns zu einer solchen Statistik zur Verffigung stehende Material umfaBt die Sektionen des Pathologischen Instituts der Medizinischen Akademie Dfisseldorf yon Oktober 19o 7 bis Ende 1933. Aufgabe unserer Statistik war es, i. Die Gesamtzahl der luischen Erkrankungen sowie die Verteilung auf die einzelnen Organe zu ermitteln, 2. Ver~nderungen innerhalb der Jahre sowie Abweichun- gen gegenfiber anderen Statistiken festzustellen, 3. etwaige Anderungen in der Form der Syphilis festzu- legen. Berftcksichtigt wurden nur solche F~lle, in denen die pathoiogi- sche Ver~nderung als sicher luiseh anzusprechen war. Hierher geh6ren die luischen Gef~Berkrankuugen, die Lues des Zentral- nervensystems, die luischen Knochenerkrankungen, die Gummen und die in%erstitielle Hepatitis des Neugeborenen. Die FMle mit nur fiir Lues wahrscheinlichen Zeichen sind, ebenso wie in der Staff- stik von HELLER (I922), nicht mit eingerechnet worden. Hierher geh6ren die Sektionen, bet denen sich keine spezifisehen Symptome Ianden, wohl aber eine Orchitis fibrosa, narbige Abgl~%tung des Zungengrundes, eine Lebercirrhose als Folge ether luischen Infek- tion gedeute% werden k6nnten. Auch die positive WaR. fgllt hierunter. Wird dadurch die eine oder andere Spgtlues flbersehen, so tritt als Ausgleich ja die Bereehnung des mittleren Fehlers ein. Schlieglich ist auch erworbene Syphilis im primXren und sekun- d~ren Stadium, weil praktisch ftir eine Sektionsstatistik belanglos, unbeachtet geblieben. Bet den yon uns gesichteten 20o4o Sekdonen land sich 12o3mal ein luischer 13efund verzeichnet, das ist in 6% der. F~lle (~ o, i6; ~ o,5)*. Diese F~lle umfassen erworbene Sp~t- lues und angeborene Lues zusammen. M~tnner sind i,Smal so oft beteiligt wie Frauen. Die Verteilung auf die einzelnen Jahre zeigt die Tabelle. GesamtzahI der Gesamtzahl der Jahr Sek- Luesf~He J ahr Sek- Luesf~lle ti .... zus. I ~176 ti .... zus. ! % I9~ ~ 574 35 I 5,92 I92I 718 37 5,I5 i 19o9 448 49 lO,94 I922 707 42 5,94 191o 474 28 5,91 1923 634 4 ~ 6,31 I9II 67 ~ 56 : 8,36 I924 538 3o 5,58 I912 6II 75 12,27 I925 753 53 7,04 1913 31 4,29 1926 713 6o 8,42 805 722 I914 714 3 ~ 4 ,2 1927 59 7,33 I915 883 32 3,62 1928 9o2 51 5,65 I916 85I 25 2,94 1929 lO72 61 5,69 1917 893 38 4,26 193 ~ ioii 64 6,33 1918 914 37 4,05 1931 Io2I 67 6,56 I919 I 661 33 4,99 1932 984 62 6,39 I92o [ 739 42 5,68 I933 lO28 66 6,42 Bet einer kurvenm~13igen Darstellung der in der Tabelle an- geffihrten Zahlen finder sich ein deutlicher Zahlenabfall w~Lh- rend des Krieges. Als ErM~rung hierffir k6nnte der w~hrend dieser Zeit besonders groBe Anteil der Jugendlichen an den * Die in Klammenl hinter dell Prozentangaben stehenden Zahleh bedeuten den einfachen und dreifachen mitfleren Fehler.

Statistische Untersuchungen Über die Häufigkeit der Lues am Obduktionsmaterial

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Page 1: Statistische Untersuchungen Über die Häufigkeit der Lues am Obduktionsmaterial

25. JANUAR 1936 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 15. J A H R G A N G . N r . 4 1 2 I

WEYRAUCH aufges te l l te Regel, d a b zwischen , ,dem k r i t i s c h e n G r e n z w e r t " i m t3iut (0,060 r ag%) u n d d e n b e i d e n X a r d i n a l - s y m p t o m e n B le i s aum u n d Ble iko lor i t B e z i e h u n g e n bes t ehen , n i c h t bes t~ t ig t , d e n n be ide f eh l t en v o l l k o m m e n bet e i n e m B l u t w e r t yon o, o77 m g %. A u c h die Regel, dab es ke ine Blei- v e r g i f t e t e n o h n e e r h 6 h t e n B le igeha l t im B l u r g~be, h a t ih re A u s n a h m e n , d e n n im I. Fa l l w a r der B le igeha l t des L iquor s o,o85 m g % be i e inem t31utbleiwert y o n o,o28 m g % u n d d e n t - l i chen radikul~tren Sens ib i l i t~ t s s t6 rungen .

Auf die B le iwer t e im Urin , die n u r im i . Fa l l b e s t i m m t w u r d e n u n d dabe i s t e t s h 6 h e r l agen als de r , ,k r i t i sche Grenz- w e r t " yon SCHMIDT u n d WEY~AUCH (o,I m g in 24 S tunden ) , set b i e r n i c h t n~iher e ingegangen, d a diese W e r t e seh r s t a r k e n S c h w a n k u n g e n un te r l i egen .

Zusammen/assung : I. Es w e r d e n zwei l um bosac ra l e W u r - ze Inen r i t i den beschr i eben , in d e n e n de r B le igeha l t des L iquor s o,o85 bzw. o,o9o m g % be t rug .

2. Die S y m p t o m e w a r e n fa s t r e in sensibel , was bet Ble iver - g i f t ung n o c h wenig b e k a n n t ist.

3. Bet e inem Ble igeha l t des L iquors y o n o,o9o m g % k 6 n n e n alle sog. K a r d i n a l s y n i p t o m e de r B le ive rg i f t ung fehlen.

4. Bet h o h e m Ble igeha l t des L iquors k 6 n n e n Zellzahl , Ei- we iBgeha l t u n d Kol loids tabi l i t~Ltsreakt ionen n o r m a l sein.

5. Der B le igeha l t des L iquors k a n n h 6 h e r sein als der des Blu tes .

6. I n d e m e inen Fa l l lag die BeschXff igung t in b le igefghr- d e t e n B e t r i e b 31/2 J a h r e zurt ick.

7. De r ]31eigehalt des L iquor s s a n k n n t e r w i e d e r h o l t e n L i q u o r e n t n a h m e n , Jodka l i u n d s~ue rnde r K o s t z ieml ich r a sch ab.

L i t e r a t u r : Aug, ~PAIRHALL, MINOr U. I~EZNIKOFF, Lead poisoning. Baltimore 1926. -- BAADER, Gewerbekrankheilen. Berlin u.W'ien: Urban & Schwarzenberg 1931 -- Verb. dtsch. Ges. inn. Med., Wiesbaden 1933, 318. -- B~RIEL ti. DEWC, Presse m4d. 331I, i441 (i925). -- BERT, zit. nach RICHTER. -- BINO, Lehr- buch der Nervenkrankheiten, 4. Aufl. Berlin u. Wien: Urban & Schwarzenberg 1932. -- yon BURY, zit. nach WERTIIEIMER-SALO- NONSON in LEWANDOWSKYS Handbuch der Neurologie 1L Berlin: Julius Springer 1911. -- CRUCHE~ U. VERGER, Presse m~d. 34 I, 737 (1926). -- Ds zit. nach WERTnEIMER-SALO-

NONSON in LI~WANDOWSKYS Handbuch der Neurologie i1. Berlin: Julius Springer I911. - - ERE, Handbueh der Neurologie. - - t ; 'LIJRY,

in HE~TER-HEUBI~ERS I-tandbuch der experimentellen Pharma- kologie 3, TI. 3- Berlin: Julius Springer 1934. -- GOUOET, z i t nach ~ASAHARA U. A E I M I C H I . - GUILLAIN-]~ARR~, zit. n a c h RICHTER. - - HIGIER, Dtsch. Z. Nervenheilk. 75, 250 (I922). - - I-IIRAI, zit. nach KASkHARA U. ARIMICHI. - - H I R S C H F E L D , ~lin . Wschr. I931, 303 . - - I~ASAHARA ll. ARIMICm, Z. exper. Med. 81, 696 (I932). - - KROLL,

Z. Neurol. 141 , 14i (1932). - - M A R G U L I S , Dtsch. Z. Nervenheilk. 89, 262 (1926). - - MARIE u . T R I L L A T , zit. nach ~ASAHARA U. ARI- ~ icm. -- MARTINI, Verb. dtsch. Ges. inn. Med., Wiesbaden I933, 289. -- MAUSS u. KR~r D%sch. Arch. Mill. Med. 177, 382 (1935). -- Ik~ETTER, zit. nach MARGULIS. -- OBERSTEINER U. ]~]~DLICH, zi t . n a c h BING. - - OPPEIgHEIM~ L e h r b u c h d e r N e r v e n k r a n k h e i t e n , 5-Aufl. Berlin i9o8. -- RICHTER, Arch. f. Psychiatr . Io2, 127 (1934). -- ROGER U. CRI~MIEUX, zit. nach MAUSS u. }(RiIGER. -- SCHLESINGER,

zit. nach P. SCHMIDT (Klin. Wschr. 1927)...-- S C H M I D T - K E H L , zit. nach FLURY. -- SCHMIDT n. WEYRAUCH, Uber die Diagnostik der Bleivergiftung. Jena: Gustav ]Fischer 1933. -- SICARD, zit. nach MAR~ULlS. -- SILBERMANN, Wien. klin. Wschr. 1933, 65o. -- STEI'~AN, Dtsch. Z. Nervenheilk. 57, 87 (g917). -- STIEFLER U. TROYER, Klin.'~rschr. 1931 , 13o2. -- STRAUSS U. IRABINER, zit. nach MAUSS U. I~RL~GER. -- TANQUER]~L DES PLANCHES, Trait6 des Mala- dies du Plomb. Paris 1839. ~ WELLER U. C~qRISTENS]EN, Arch.

of Near. 14, 3, 227 (I925). -- ~r Zit. nach BING.

STATISTISCHE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE HAUFI'GKEIT DER LUES AM

0BDUKTIONSMATERIAL. V o n

HELMUTH ~ I C K E L , Aus dem Pathologischen Institut der Medizinischen Akademie Dtisseldorf.

M a n k a n n f iber d e n W e r t e ther S t a t i s t i k ganz al lgeinein, e ther so lchen a m O b d u k t i o n s m a t e r i a l im b e s o n d e r e n r e c h t ve r sch i edene r M e i n u n g sein, i m m e r a b e t wi rd m a n zugeben

mfissen, dab f iber die t t gu f igke i t , die Z u n a h m e u n d die Ab- n a h m e e ther E r k r a n k u n g einzig u n d a11ein eine genau d n r c h - geff ihr te S t a t i s t i k u n d ffir die M e h r z a h l de r E r k r a n k u n g e n eine solche a m O b d u k t i o n s m a t e r i a l K l a r h e i t schaf fen k a n n . W e r es v e r s t e h t , S t a t i s t i k e n r i ch t ig zu lesen, i n sbesonde re dann , w e n n es sich u m S t a t i s t i k e n h a n d e l t , die a l len F e h l e r q u e l l e n R e c h n u n g t r agen , wi rd s ich schnel l e inen t3be rb l i ck f iber die s t a t i s t i s c h e r faBten T a t s a c h e n schaf fen k6nnen . Das Beispie l de r ,,CarcinomhXufigkeit'" h a t wohl a m e ind r ing l i ch s t en ge- zeigt, d ab wir m i t e inem Schg tzen oder gar m i t e inem geffihls- m~g igen E r f a s s e n in der ~3eurtei tung der H~uf igke i t e iner E r - k r a n k u n g m e h r s c h a d e n als v e r a n t w o r t e t w e r d e n k a n n . U n d so sche in t uns a u c h eine S t a t i s t i k f iber die H~uf igke i t der Lues, die a m O b d u k t i o n s m a t e r i a l du rchge f f i b r t wurde , e ine wesen t - l iche G r u n d l a g e ffir das V e r s t ~ n d n i s zah lenm~Bige r X n d e r u n - gen im A u f t r e t e n n n d in de r E r s c h e i n u n g s f o r m de r Syphi l is , wobei ve r s t~nd l i che rwe i se de r Verg le ich de r Ze i ten v o r m i t den Ze i t en n a c h de r derze i t igen T h e r a p i e be sonde re B e a c h t u n g b e a n s p r u c h t .

Das uns zu e iner so lchen S t a t i s t i k zur Ver f f igung s t e h e n d e Mate r i a l u m f a B t die S e k t i o n e n des P a t h o l o g i s c h e n I n s t i t u t s de r Mediz in i schen A k a d e m i e Dfisseldorf y o n O k t o b e r 19o 7 bis E n d e 1933. Aufgabe unse re r S t a t i s t i k wa r es,

i . Die G e s a m t z a h l der lu i schen E r k r a n k u n g e n sowie die V e r t e i l u n g auf die e inze lnen Organe zu e rmi t t e ln ,

2. V e r ~ n d e r u n g e n i n n e r h a l b der J a h r e sowie A b w e i c h u n - gen gegenfiber a n d e r e n S t a t i s t i k e n fes tzus te l len ,

3. e twaige A n d e r u n g e n in der F o r m der Syphi l i s fes tzu- legen.

Berftcksichtigt wurden nur solche F~lle, in denen die pathoiogi- sche Ver~nderung als sicher luiseh anzusprechen w a r . Hierher geh6ren die luischen Gef~Berkrankuugen, die Lues des Zentral- nervensystems, die luischen Knochenerkrankungen, die Gummen und die in%erstitielle Hepati t is des Neugeborenen. Die FMle mi t nu r fiir Lues wahrscheinlichen Zeichen sind, ebenso wie in der Staff- st ik von HELLER (I922), n icht mi t eingerechnet worden. Hierher geh6ren die Sektionen, bet denen sich keine spezifisehen Symptome Ianden, wohl aber eine Orchitis fibrosa, narbige Abgl~%tung des Zungengrundes, eine Lebercirrhose als Folge ether luischen Infek- t ion gedeute% werden k6nnten. Auch die positive WaR. fgllt hierunter. Wird dadurch die eine oder andere Spgtlues flbersehen, so t r i t t als Ausgleich ja die Bereehnung des mit t leren Fehlers ein. Schlieglich ist auch erworbene Syphilis im primXren und sekun- d~ren Stadium, weil prakt isch ftir eine Sektionsstat ist ik belanglos, unbeachte t geblieben.

Bet den y o n uns ge s i ch t e t en 20o4o S e k d o n e n l a n d s ich 12o3mal ein lu i scher 13efund ve rze ichne t , das is t in 6 % der. F~lle ( ~ o, i6 ; ~ o,5)*. Diese F~lle u m f a s s e n e rworbene Sp~t- lues u n d a n g e b o r e n e Lues z u s a m m e n . M~tnner s ind i , S m a l so of t be te i l ig t wie F r a u e n . Die Ver t e i l ung auf die e inze lnen J a h r e zeigt d ie Tabel le .

GesamtzahI der Gesamtzahl der

Jahr Sek- Luesf~He J ahr Sek- Luesf~lle

ti . . . . zus. I ~176 ti . . . . zus. ! %

I9~ ~ 574 35 I 5,92 I92I 718 37 5,I5 i

19o9 448 49 lO,94 I922 707 42 5,94 191o 474 28 5,91 1923 634 4 ~ 6,31 I9 I I 67 ~ 56 : 8,36 I924 538 3o 5,58 I912 6II 75 12,27 I925 753 53 7,04 1913 31 4,29 1926 713 6o 8,42

805 722

I914 714 3 ~ 4 ,2 1927 59 7,33 I915 883 32 3,62 1928 9o2 51 5,65 I916 85I 25 2,94 1929 lO72 61 5,69 1917 893 38 4,26 193 ~ i o i i 64 6,33 1918 914 37 4,05 1931 Io2I 67 6,56 I919 I 661 33 4,99 1932 984 62 6,39 I92o [ 739 42 5,68 I933 lO28 66 6,42

Bet e iner kurvenm~13igen D a r s t e l l u n g de r in der Tabe l le an- gef f ih r ten Z a h l e n f inde r sich ein deu t l i che r Z a h l e n a b f a l l w~Lh- r e n d des Krieges. Als E r M ~ r u n g hierff i r k 6 n n t e de r w ~ h r e n d dieser Zei t be sonde r s groBe A n t e i l de r J u g e n d l i c h e n a n den

* Die in Klammenl hinter dell Prozentangaben stehenden Zahleh bedeuten den einfachen und dreifachen mitfleren Fehler.

Page 2: Statistische Untersuchungen Über die Häufigkeit der Lues am Obduktionsmaterial

I 2 2 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 15- J A H R G A N G . N r . 4 25. 3ANUAI~ I936

Gesamtsekt ionen angeff ihrt werden (his fiber 5o%), e inmal infolge der Grippeepidemie, zum andern wohl durch den Urn- stand, dab viele M~nner im Fetde fielen und sich in unserer S ta t i s t ik nicht finden. Ausreichend erscheint diese zweite t3egrfindung schon deshMb nicht, weft dann das weibl iche Ge- schlecht st / irker an der Lues betei l igt sein miiBte Ms das m~nn- liche, was ftir Dfisseldorf n icht zutr iff t .

Unser Ergebnis deekt sieh fast v611ig mit dem yon LA~CGE~ (1926) ffir Berlin. Er stellte unter 23Ol 5 Sektionen der Jahre 19o6--1925 bei 1268 luisehe Ver~nderungen test, das ist in 5,5%. Die Ver- teiIung auf die Gesehlechter war: mXnnlich 781, weiblich 467, also 1,6mal soviel Mfmner wie Frauen. Abweichend yon Dfisseldorf ist aber bei LANGER gerade in den Kriegsjahren eine Steigerung der Luesh~ufigkeit. Im Gegensatz hierzu sei erwXhnt, dab Gt~RIeI~ (1925) ft~r Hamburg in den Jahren 1917 und ~916 ebenfMls niedrige Hunderts~tze linden konnte. Eine geringere Erkrankungsziffer, selbst bei Berficksichtigung des 3fachen mittleren Fehlers, teilt GRIJBER (193 o) fflr Innsbruck mit. Es handelt sich um 17164 Sek- tionen yon 1869--1927. Lues war 68omM, das ist in 3,9% (+ o,14; :t:o,42 ) vorhanden. Koch niedriger ist die -con LENZ (1913) ffir Freiburg angegebene Zahl 2,5% (=~ 0,28; ~: o,85) in den Jahren 19o7--1912. Sie ist wohl eigenflich etwas geringer, da sie auf die Sektionen fiber ein Jahr herechne% wurde.

Bisher hande l t e es sich n m erworbene nnd angeborene Lnes zusammen. U m jedoch ein genaneres Bild, besonders Ifir die Bete i l igung der verschiedenen Organe zu erhal ten, ist im fol- genden die erworbene Syphilis allein berficksichtigt , un te r AusschluB der Jugendl ichen bis zu 19 Jahren , da in den zwei ers ten Lebens jahrzehn ten ter t i~re Ersche inungen einer er- worbenen Lues wohl k a n m vo rkommen .

Von den 11476 Sekt ionen fiber 19 J a h r e n wiesen 827 Zeichen einer frf iheren luischen Infekt ion ant : das ist 7,~1% (~c o,23; =~ o,7). MAnner sind 2,2 real sooft e rk r ank t wie Frauen . Se tz t m a n diese 827 F~lle in ein Verh~tltnis zu alien Sekt ionen, also einschlieglich Jugendl iche, so ergibt sich ein W e l t yon 4,13% ( ~ o, I3 ; ~ o,4).

Vergleichszahlen linden wit wiederum bei GRUB~R. Sie weichen erheblich gegenfiber Dfisseldorf ab. GRUBER gibt die erworbene Lues nur mit 3% ( ~ I , 5 ; +0,45) der Sektionen i~ber 19 Jahre an. Das ist also selbst bei Berficksichtigung des 3fachen mittleren Fehlers um fiber 5o% niedriger. Ifleiner ist such die Zahl yon Gt~RICI~ (1925): 3,48% (~:o, I2; ~ o , 3 6 ) der Gesamtsektionen. Hierbei liegt die Differenz aber innerhalb der Fehlergrenzen. Die Verteilung auf die Geschlechter ist bei GgRICI~ genau wie in Dfissel- dorf (2,2 : I).

Die Beteiligung der einzelnen Organe an den 827 Luesf~llen weist folgendes Bild auf.

A o r t a . . . . . . . . . . . . . . 83,82% 84,53% 83% (Mesaortitis luica u. Aneurysma) (~:I,3 ; ~3,9)

Zentralnervensystenl . . . . . . . 3o,o 7% 33,o4% 22,92% Leber . . . . . . . . . . . . . . 4,23 % 2,64% 7,91%

(~:o,68; :~2,o5) Kleine Gef~tl3e (meist Endarteriitis

syphilitics der Hirnarterien) �9 - 3,74% 3,52% 4,35%

Bei der Lues des Zentralnervensystems handelt es sich urn:

Chronische Meningoencephalitis ill 6,64 % 7,91% 3,95 % Progressive Paralyse . . . . . . 15,7% i7,o5 % 11,86% Tabes . . . . . . . . . . . . . 7,61% 7,91% 7 , ~ %

Gegenfiber den bisher genannten S y m p t o m e n t r e t en alle sonst igen ter t i~r- luischen Befunde in den Hin te rg rund . N n r 5ma l i~ den 26 J ah ren ist eiue te r t igre Haut tues (I9o8, 1928, 193 o, 1933) vorhanden, ebenfalls n u t 5ma l ter t i~re Knochen- lues (1916, 1919, 1924, 1929, 1933), 2 m a l Lungengumma, 3 m a l He rzgummen , daneben noch Einzelf~lle yon G u m m a in Trachea, Kehlkopf, D a r m u. a. Infolge der sehr ger ingen Zah- len I~gt sich eine Nnderung in der m~uf igkei t dabei k a u m feststellen. E in Vier te l der F~lle weisen eine g la t te At rophie des Zungengrundes auf: c~ 24,25 %, -9 26,88 %. IO % der m~nn- l ichen Sekt ionen, m i t Zeichen fl i t Lues, haben eine Orchids fibrosa. Wie schon erw~hnt, sind dies nur solche, die daneben noch sichere Zeichen ~fir Lues zeigten.

Wei taus am h~ufigsten ist die E r k r a n k u n g der Aor ta ; er- hebl ich se l tener ist das Zen t ra lne rvensys tem befallen. ]3e- merkenswer t ist die h6here Bete i l igung des weibl ichen Ge-

schlechtes bei der Leber und etwas geringer bei den kleinen Gef~13en. Beides finder sich in Gf3mc~s S ta t i s t ik (1925) eben- falls. E r erkl~Lrt dies bei der Leber du tch mechanische Ein- flfisse (Schnfiren) sowie mi t dem Hinweis ant die sonstige H~uf igkei t yon Leber und Gal lenblasenaffekt ionen bei der Frau . Zur e rs ten /3egrf indung sei auf die Ta tsache hingewiesen, dab m a n heute bei F rauen k a u m 6fter Schnfirfurchen f inder als bei M~tnnern.

Eine vergle ichende Be t r ach tung der I3eteiligung der Or- gane in den einzelnen J a h r e n l~Bt Besonderhe i ten n ich t er- kennen. Die ~Beteiligung der Aor t a e r re icht 19o9/191o einen Gipfel, dann ist sie his gegen E n d e des Krieges un te r Durch- schnit t , im fibrigen aber ziemIich gleichmXBig. Anders bei LANCER (1926) und GY3RICH (I925) , die eine s te t ige Zunahme der Aortenlues f inden konnten.

W a r schon die Gesamtzahl aus der Arbe i t yon GORICI~ (1925) prak t i sch der hiesigen gleich, so gil t dies auch ffir die Einzel resul ta te . Allerdings fand GORICH eine Bete i l igung der Lebe r in m~nnl. 3,7 %, weibl. 15,2 %, des Zen t ra tnervensys tems in m~nnl. 23, 5 %, weibl. 16,42 %. Doch bleiben diese Wer te noch innerhaIb der s t rengen Fehlergrenzen (3 fachen mi t t l e ren Fehlers) . Aortenlues war in 86,5 % (m~nnI.) bzw. in 78,I % (weibl.) vorhanden .

Die luischen E r k r a n k u n g e n der Leber werden durchweg h6her angegeben als w i r e s f inden: GRUBER in 8,5 %, MIE~- ZECXI (1924) in IO, I6%, LANGER (1926) in 15,26% (vor 1915), bzw. in 8,46 % (nach 1915). Die Grfinde daftir mfissen often bleiben.

Sehr zahlreich sind in der Literatur Untersuchungen fiber die mt~ufigkeit der Lues der Aorta~ver6ffentlicht. Ihre Ergebnisse weichen zum Teil stark voneinander ab. Unter der in Dfisseldorf festgestellten Zahl liegen die Werte yon LASIGER (1926) 56,86% (~I ,45 ; ~4,4), LENZ (1913) 52%, MIERZECKI (1924) 25%. Koch bei Einrechnung des 3fachen mittleren Fehlers besteht eine Spanne yon 20% sehon gegenfiber dem Prozentsatz yon LAXGE~ (1926). Weitere Resultate sind sp~ter an anderer Stelle angeffihrt.

Da vielfach das VerhMtnis yon luischen Aortenerkrankun- gen zu Gesamtsektionen den Angaben zugrunde liegt, nicht aber zu den syphilitischen Sektionen Mlein, sei such dies Ifir Dfisseldorf ermittelt. In 3,46% (~-o,I3; =Lo,39) yon s~mt- lichen Protokollen ist eine Mesaortitis h i c a oder ein Aneurys- ma verzeiehnet. Damit fiberein stimmen die Zahlen yon GORICH (1925) 2,9%, LANGER (1926) 3,14%, MORtTZ (1926) 3%, HELLER (1927) 3,3%: Geringer ist die (1926) festgestellte Fre- quenz: 2,35% (:~: o,o9; :t: 0,27); eine h6here fanden I{ADNAI (1932) und OBERNDORFER (1913) mit 4,37 bzw. 6,89% (+ 0,66; ___ 2). Bei OBERNDO~FE~ (1913) iSt bemerkenswert, dal3 es sich allein um die Jahre 1911 und I912 handelt, also praktisch noch um in der Vorsalvarsanzeit infizierte.

Kongeni ta le Lues l iegt in 376 der 12o 3 Luesf~lle vor. Sie betreffen fast ausnahmslos Jugendl iche un te r 20 Jahren . 2o 4 sind mannlieh, I64 weiblich. I n den le tz ten Blriegs- und den Nachkr iegs jahren bis ungefahr 1925 f ibersteigen die ab- soluten Zahlen der kongeni ta len Lues meis t die der erworbenen. Danach wird jedoch die angeborene Syphil is i m m e r seltener. Setz t m a n die 376 Fal le in Verhal tn is zu den 8564 Sekt ionen un te r 2o Jahren , so e rg ib t sich 4,39% ( • o,22; ~= o,68), Die grol3e N[ehrzalll dieser Kinder s t i rb t schon im SauglingsMter (I-t~RxI~XlMER 1928). Infolgedessen wird der obige t t u n d e r t - satz in den J ah ren mi t besonders hoher Sektionsziffer des 2. Lebens jahrzehnts zu niedrig. Deshalb ist ferner noch be- rechnet der Ante i l der angeborenen Lues an den Sekt ionen im I. Lebensjahr . Von diesen 5428 sezier ten S~uglingen (ein- schlieBlich Totgebur ten) sind 6,92% luisch e rkrankt . Meist haben sie eine Osteochondri t is Syphilit ics, Per iost i t is ossifi- cans, Hepa t i t i s interst i t ia l is sowie Milzschwellung.

E ine kurvenm~Bige B e t r a e h t u n g weis t in den J a h r e n 1913/1914 einen Tiefstand, am E n d e des Krieges einen s ta rken Anst ieg auf. Die v e r m e h r t e Infekt ionsm6gl ichkei t , der die T ruppe ira t f r iege ausgesetz t war, erM~rt wohl ohne wei teres diesen Anstieg. Von 1925 an gehen die Zahlen zuriick yon rund io % auf 2 % in bezug auf die Sekt ionen der S/~uglinge, und yon 7 % ant 1,2 % in bezug auf die Sekt ionen der Jugend- lichen. Behand lnng und P rophy laxe haben mi t Sicherhei t diese Verr ingerung bedingt .

Page 3: Statistische Untersuchungen Über die Häufigkeit der Lues am Obduktionsmaterial

"5- JANUAR 1936 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 15. J A H R G A N G . Nr. 4 123

Ein klareres Bild gewinnen wir, wenn wir nicht einzelne Jahre, sondern Jahresgruppen miteinander vergleichen. Das ist im folgenden durchgeffihrt:

19o7/19o8--1915 ( = 8 Jahre) 1916 --1925 ( = IO Jahre) 1926 --1933 (= 8 Jahre)

Ungenauigkeiten, die durch die verschiedene Gr6Ge der Ab- schnitte entstehen, werden dutch die Fehlerberechnung aus- geschaltet.

Der mittlere Anteil der Lues congenita an den Sektionen im I. Lebensjahr ist in dell 3 Perioden:

6,14% (4- o , 6 1 8,63% (~: o,56 5, o2% ( Io ,55 2JZ 1,8) Z~ 1,7) 4- 1,65)

Gegenfiber I916/I925 ist der letzte Wert noch bei Einrechnung der strengen Fehlergrenzen verschieden, eine Abnahme also erwiesen. Dagegenhi l t sichdie Differenz gegenfiber I9O7/I915 innerhalb des einfachen mitt leren Fehlers. Demnach miissen wir also vorlgufig sagen : die angeborene Lues ist in den letzten Jahren praktisch kaum seltener als vor dem Kriege. EI/ilt die rfickl/iufige Bewegung allerdings weiterhin an, so sinkt damit ja auch der Durchschnittswert; einmal kann der Unterschied dann echt werden.

Das hiesige 1~rgebnis wird best~gigt durch eine IViitteilung yon I~OSENI-IAGEN (1928), der ffir Hamburg ebenfalls die H~lufigkeit vor und nach dem I4Lriege gleichsetzt. Die yon ibm fiir die Jahre 191o bis 1927 gefundenen Zahlen zeigen allerdings nicht die Schwan- kungen wie in I)fisseldorf. Von einer auffallenden Seltenheit der Lues congenita spricht KRRL (1933). Auch aus den Kinderkliniken wird ein deutlicher Riickgang gemeldet [z. B. aus Kiel, PETERSEN (1932)]. Das spricht fiir eine geringere Morbiditgt neben der yon dem Pathologen festgestellten geringeren Mortalis Ein erfreulicher Fortschritt in der Bekgmpiung der Syphilis ist damit gegeben. GRUBER land bei 8441 Sektionen Jugendlicher in 6,3% (~:o,34; :~1) Lues. Der Wert flbertrifft den unsrigen selbst bei ]Berflck- sichtigung des 3 fachen mittleren Fehlers. Ein Bild yon der groBen Hgufigkeit der angeborenen Syphilis friiher gibt eirm Dissertation aus dem Jahre 1898 (CASTEIVS). Von 3198 innerhalb des ersten Lebens- jahres gestorbenen Kindern waren 791 = 24,7% luisch infiziert.

Welche Schlfisse lassen sich aus den hiesigen Zahlen ziehen? Zeigt sich bet ihnen

1. ein hgufigeres Vorkommen der Sp/itlues? 2, eine Verschiebung innerhalb des Krankheitsbildes? Allein nach den Jahreskurven k6nnen diese Fragen wohl

nicht beantworte~ werden. Denn die Kurven sind naturgem/iB dauernden Schwankungen unterworfen. Zuverl~issiger er- scheint ein Vergleich der Durchschnittswerte aus verschiedenen Jahren. Ffir einen Teil der Einzelergebnisse ist dies ill der sehon bet der angeborenen Lues erl/iuterten Weise geschehen. Die Zahlen seien bier im Zusammenhang angeffihrt:

I9o7/1915 Gesamtzahl der LuesfMle (erwor- 6,59%

bene und angeborene) . . . . (4-0,33 4-i)

Erworbene Lnes . . . . . . . . 8,53 % (4-o,51

1,5) Aorta . . . . . . . . . . . . . 75 %

(4-2,75 •

Leber . . . . . . . . . . . . . 3,2 % (4-1,1 4-3,3)

Kleine Gefal3e . . . . . . . . . o,8 % (4-0,56

1,7) Zentra lnervensystem . . . . . . (61,29%)

Und zwar Tabes . . . . . . . . . . . . . 4,8 %

(• 4)

Paralyse . . . . . . . . . . . . . (45,6%)

Luische Meningoencephalitis. , . 6,9% (~ 1,6 4- 4,8)

I916/I925 I926/2933 5,37% 6,170/0

(4-0,26 (4-0,27 :50,9) 4-0,9) 4,71% 8,22 %

(4-0,35 (4-o,38 1,o5) 4-1,1) 84,62% 88,81% (_+2,75 4-(2,35 4-8,2) 7 4-) 5,4% 4,4%

(4-1,6 (~ • 4-4,8) • 3% 5,8%

(4-I,3 (4-1,15 4-3,9) 4-3,4)

i9,54% i7,52% (4- 3 (• 1,85 4- 9) 4- 5,6)

12,4% 7,1% (4-2,5 (• 4-7,5) 4-3,8) 4, I% 2,4%

(4-1,5 (4-7,5 4-4,5) 4-2,25)

3% 8% (4-1,3 (~I,35 4-3,9) 4- 4)

Die Lues ist in dell letzten 8 Jahren praktisch ebenso h/iufig wie vor dem Kriege. Die geringe Differenz der Prozents/itze h~iIt sich innerhalb der einfachen Fehlerwerte. Im mittleren Abschnitt ist die Frequenz am geringsten; doch versehwinden aueh diese Unterschiede beim dreifachen Fehler. Auch die H/iufigkeit der erworbenen Lues allein ist im letzten Ab- sehnitt gleich der zu Beginn. Hier ist abet die Abnahme in der mitt leren Periode echt. Beide Geschlechter sind dabei gleich stark betroffen. Durch den Ausfall an mgnnlichen Sektionen infotge des Krieges kann der Rfickgang also nicht bedingt sein, wie auch sehon oben dargelegt.

Eine Znnahme der tertigren Syphilis gegenfiber der Vor- salvarsanzeit trifft ffir Dfisseldorf nieht zu, im Gegensatz zu vielen anderen Literaturberichten. Allerdings kann aueh yon einem selteneren Auftreten kaum die IRede seth. Zu einem anderen SchluB k6nnte man aber unter folgenden Erw/igungeI1 kommen: Entsprechend der Ausbreitung der primgren Lues mfiBte auch die terti/ire nach ether gewissen Zeit h/iufiger werden ; da dies aber nicht der Fall ist, kalm mall sagen, relativ zu der Zahl der Infektionen ist die Sp/itlues zurtickgegangen. Dies w/ire dann vielleicht als Erfolg der Therapie anzuspreehen.

Auch eine wesentliehe Ver/inderung der Formen der Lues ist w~ihrend der untersuchten Zeit nicht festzustellen. Die Verschiebung v o n d e r Seite der Haut-SchIeimhauterkrankun- gen zu den metaluischen, die andere Statisfiken fiir diese Zeit angeben, hat sich zu Beginn der hiesigen bereits gr6Btenteils vollzogen. Terti/ire Lues der Haut und der Knochen ist schon damals auffallend selten. Die Zahl der Lebererkrankungen ist etwa gleieh geblieben. Sie ist in der mittleren Jahresgruppe am gr6Bten, in der ersten am niedrigsten. Die Differenzen bleiben innerhalb der Fehlergrenzen. Start eines Rfickgangs, wie er u. a. bet LA~GXR (1926) nicht unbetr/ichtlich vorliegt, sehen wit in Dfisseldorf eher eine geringe Steigerung. Dies giit noch mehr ffir die Lues der Meinen Gef/iBe. Sie ging yon o,8 % auf 5,8 % hinauf, die absolute Zahl yon 2 auf 24. Aber infolge dieser geringen Ziffern reicht die Znnahme nicht fiber die Grenzen der 3fachen mitt leren Fehler hinaus.

Wegen der Eigenart des Materials 1/il3t sich ffir die I. Jah- resgruppe die Zahl der F/ille, in denen das Zentralnerven- system luisch ver/indert war, nicht verwerten. In diese Zeit f/illt eine groBe Zahl yon Obduktionen aus der Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg. Ill den beiden anderen Perioden ist die Frequenz nur geringffigig verschieden. Im einzelnen zeigt die Paralyse eine leichte Abnahme innerhalb der Fehler- grenzen. Die Hgufigkeit der Tabes wechselt st~irker. Sie hat die h6chste Erkrankungsziffer in den mitt leren Jahren, der letzte Weft liegt zwischen den beiden anderen, t3ei Berfick- sichtigung des 3 fachen mitt leren Fehlers verschwinden jedoch diese Differenzen. Ebenso ist es bet der chronisehen Meningo- encephalitis, die abet gerade umgekehrt in dem mittleren Jahresabsehnitt am wenigsten anzutreffen ist. Zum SehluB tat sie bet 8 % der luischen Sektionen zu linden, mehr als 3 mal sooft wie die progressive Paralyse.

Die Angabe yon BIJMICE (im /irztlichen Verein Mfinchen, 25. VI. 1924) aus der Leipziger Klinik fiber eine Abnahme der Tabes seit 1911, der Paralyse seit 1918 lgBt sich ffir die Tabes nicht best/itigen. Schon B~JMKE selbst weist gleichzeitig auf entgegengesetzte 3/ieldungen him

Bleibt schlieBlich noch die Aortenlues. Ihre H/iufigkeit hat in der Berichtszeit zwar zugenommen, doch lange nicht in dem MaBe, wie dies anderswo der Tall war. Die Zunahme ist haupts~chlich zwischen den zwei ersten Jahresgruppen. Sie geht fiber den einfachen mitt leren Fehler hinaus, nicht dagegen f iber den 3fachen. ]?;in Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht dabei nicht. Aneurysmen sind seltener geworden in der letzten Zeit. Fast stets handelt es sich um Mesaortitis, vielleicht ein Zeichen ffir eine Milderung. Der Durchsehnitt voI1 75% in den Jahren 19o7/1915 fibertrifft fast alle sonstigen aus dieser Zeit s tammenden Zahlen. Auf- fMlend s t immt damit ein yon FIERXHEIM~R [nach KEEL (1933)] mitgeteiltes Ergebnis fiberein (19o6/1915 78%, 1916/193 ~ 85 %). Er lehnt eine Zunahme der Aortenlues fiberhaupt ab, ebenso GI;LDBX~ [naeh KERL (1933)]. Auf Grund der strengen Fehlerberechnung muB auch ffir Dfisseldorf letzten Endes ein

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124 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

v e r m e h r t e s V o r k o m m e n der Lues der A o r t a v e r n e i n t werden . E i n wesen t l i che r Einflul3 des S a l v a r s a n s in n e g a t i v e m Sinne fgl l t s o m i t fort , Ob es a11erdings die E n t s t e h u n g de r Aor t i t i s v e r h t i t e n kann , m u g vor lguf ig angezweifMt werden .

Hier seien noch 2 weitere Li te ra turangaben erwghnt, die ebenfal!s wieder weitgehend sich decken. Syphilis des Gefgflsystems land [nach I<E~L (1933)]: GULDBERG 1896--1915 in 47,Ol %, 1916--193o in 63,3% der LuesIXlle, GR61V 1871--1895 in 67,9% , 1896--I915 in 5o,92% der Luesfglle, I 9 1 6 ~ I 9 3 o zwischen beiden Zahlen, doch nnter 67%. Wie der hohe Prozentsatz bet G~6~ 1871--1895 zu erklgren ist, set dahingestellt . Die Mesaortitis luica ist ja erstmalig in den achtziger Jahren beschrieben. Allgemeiner bekann t wurde sie erst seat 19o3 . Deshalb ist auch die Anffassung yon KXRL (1933) nicht v611ig abzulehnen, dab die Zunahme der Aort i t is zum Teal nu t eine ,,scheinbare" set infolge der verbesserten Diagnostik.

Zu de r W a n d l n n g i m K r a n k h e i t s b i l d de r Spg tsyph i l i s wi rd ve r s ch i eden t l i ch au f eine ~ n d e r u n g in d e n gle ichzei t igen Vor- k o m m e n yon A o r t e n - u n d sons t ige r Lues h ingewiesen [LANaER (1926), RAmVAI (1932)]. M e h r a n d m e h r set mat de r Organ lues eine lu ische A o r t e n e r k r a n k u n g vergese l t schaf te t , w ; ih rend e r s te re f r t iher in der Mehrzah l de r Fgl le ohne Be te i t igung de r A o r t a e inherging . U m g e k e h r t ward fiir die Mesaor t i t i s zu- n e h m e n d ein alleiniges A u f t r e t e n ~estgestel!t . E n t s p r e c h e n d e U n t e r s u c h u n g e n a m hies igen Mate r i a l e rgeben : Zweifellos h a t de r Ante i l al ler f ibr igen Organe, auBer de r Aor ta , in i h r e r Ge- s a m t h e i t a b g e n o m m e n . E r is t zu A n f a n g 53,6 %, spg te r 23,6 %. U n b e r i i c k s i c h t i g t b l i eben dabe i die It ir Syphi l i s n u r w a h r - sche in l ichen S y m p t o m e . ]gin gleichzeit iges V o r k o m m e n von Aor t i t i s ode r A n e u r y s m a ist j e d o c h f r i iher k a n m seleener ; die Differenz h g l t s ich in den e in fachen Feh le rg renzen . Andere r se i t s l i n d e n war die Aor t ensyph i l i s zu l e t z t in 73,72 % al le in gegen in v o r h e r 45 %, also deu t l i ch hXufiger [bei HELLER (1927), in 69 %].

Welches sand die Fo lgerungen , die s ich aus diesen s t a t i s t i - s chen E r h e b u n g e n e rgeben? Des is t die Frage , die sich n u n - m e h r au fd rgng t . I n s b e s o n d e r e ward die forage a u f t a u c h e n , welche F o l g e r u n g e n sich ffir die T h e r a p i e u n d die Bek~impfung der Syphi l i s z iehen lassen. WAr m 6 c h t e n uns h ie rbe i de r wohl ~ b e r e i n s t i m m e n d v e r t r e t e n e n A n s c h a u u n g anschliel3en, d a b war mat de r Bek / impfung , i n s bes onde r e mat de r B e h a n d l u n g der Syphi l is an t d e n r i ch t i gen Wege sand; des geben a u c h die zu, die das S a l v a r s a n ftir die ~ n d e r u n g e n im K r a n k h e i t s b i l d de r Syphi l i s v e r a n t w o r t l i c h m achen . Die energische Frf ih- b e h a n d l u n g der Lues h a t zweifellos die A n s t e c k u n g s m 6 g l i c h - ke i t en ganz e rheb l i ch v e r m i n d e r t . U n d eben diese V e r h f i t u n g wei te re r A n s t e c k u n g e n is t des wich t igs te P r o b l e m Ifir den, de r die Syphi l is n i c h t so sehr als E r k r a n k u n g des Einzel - i n d i v i d u u m s , als viel m e h r als Volksseuche b e t r a c h t e t . Die v e r m i n d e r t e A n s t e c k n n g s g e f a h r iMc Ie t z t en E n d e s j a a u c h die bes te P r o p h y l a x e gegen Mesaor t i t i s lne t i ca n n d die Lues des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s [13~U~INS (1927) ].

L i t e r a t u r : BRnm,,s, 3~ed. ~ l in . 19~6, 279 ~ - - CASTXNS, zit. nach P~TERS~r -- GRUBER, Handbuch der speziellen Anatomie and I.iistologie, hrsg. V. HE~VKE-LUBAlaSCI~ 5/1, 581. Berlin: Julius Springer 193 o. - - Gts Mfinch. ned . Wschr. I925, 89 o. -- I-IELLE~, Klan, Wschr. 1922, 519 -- Dtsch. ned . Wschr. 1927, 1176 U. 1211. -- HERXHEIMXR, Verh. dtseh: path. Ges. I928, 144. -- JUNGMANN ll. HALL, Kiln. YVschr. I926, 702. - - K ] E R L , Wien. klan. Wschr. 1933, 7o8. -- LANark, Mtinctl. med. Wschr. 1925, I782. - - LENZ, ivied. Klan. 1913, 955- -- MZERZECXI, Ref. in Zbl. Path. 37, 368 (1926). - - MORITZ, Mnnch. med. Wschr. 1913, 505 . - - O ~ D O R ~ E R , Mttnch. ned . Wschr. 1913, 5o5 . - - PETERSZa, FrankI. Z. Path . 43, 44 (1932) . - - RADNAI, Ref. in Zbl. Path . 54, 314 (1932). - - ROSX~HAGEN, Verh. Dtsch. path. Ges. 1928, 266.

UBER DAS FAMILI~sRE AUFTRETEN DER CHRONISCHEN SUPPURATIVEN

COLOPROCTITIS. Won

OTTO !V~0LTKE. Aus den Bispebjerg Hospital. Med. Abteilung B., Kopenhagen

(Chefarzt: Prof. Dr. E. MEULENGRACHT).

I n dieser Mi t t e i l ung m 6 c h t e ich fiber B e o b a c h t u n g e n a n K r a n k e n mat ch ron i sche r s u p p u r a t i v e r Coloproct i t i s (C.pr.) be r i ch ten . U n t e r supp. C.pr. werden ( sab)chron i sche Le iden

R I F T . 15. J A H R G A N G . N r . 4 z,5. JANUAR 1936

des Dick- u n d E n d d a r m s v e r s t a n d e n , die d u t c h b lu t i g -pu ru - l en te De j ec t a als Folge en t z f i ndungsa r t i ge r Zns t i inde in d iesen D a r m a b s c h n i t t e n c h a r a k t e r i s i e r t werden, ohne die f/ir die spez i f i schen E n t z f i n d u n g e n im Colon u n d R e c t u m ge l t enden E i g e n t i i m l i c h k e i t e n aufzuweisen, wetche mat oder ohne man i - feste U l c e r a t i o n e n ve r l au fen (AD. SCHS~mT). Es h a n d e l t s ich als0 sowohl u m die ,,eigentlichen" ulcer6sen C.pr. wie u m die zu l e t z t yon HEss THAYSEN u n d MILLmAN b e s c h r i e b e n e n ein- f a c h e n h g m o r r h a g i s c h e n P r o c t o s i g m o i d i t e n a n d die zwischen diesen be iden E x t r e m e n l i egenden l '}bergangsformen. A n a n d e r e r Stelle h a b e ich eine Re ihe yon E r s c h e i n u n g e n bet d iesem K r a n k h e i t s b i l d e b e s p r o c h e n u n d werde h in s i ch t l i ch yon E i n z e l h e i t e n d a r a u f h inweisen .

Bet de r B e h a n d l u n g v o n K r a n k e n mat supp. C.pr. stiel3 ich au f einige F~lle, bet d e n e n s ich deu t t i ch n a c h w e i s e n 1%13, d a b die K r a n k h e i t bet m e h r e r e n Mi tg l i edern de r gle ichen Fami l i e au f t r a t . Dies f i ihr te zu e ther e i n g e h e n d e n D u r c h - a r b e i t u n g meines J o u r n a l m a t e r i a l s n n d z u m Bef r agen m6g- l ichs t v ie le r P a t i e n t e n bezt igl ich des fami l ig ren A u f t r e t e n s de r K r a n k h e i t . Es gelang, 5 F a m i l i e n zu f inden, bei d e n e n des Le iden sich bet m e h r als e inem Mitgl ied i n n e r h a l b des e n g s t e n Kreises gezeigt h a t t e . I ch m 6 c h t e e rs t ku rz die Fami l ien , u m die es sich hande l t , besp rechen .

I. Eigentliehe ulcerOse Coliten.

Es h a n d e l t s ich h ie rbe i u m 2 Fami l ien . l}ber die e r s t e wissen war n u t wenig 13escheid.

+

I** I �9 ? ? +

A b b . I .

KrankengeseMehte 1: 3ojghr. Frau (**), ins Bispebjerg Hospital Abt. B am 9. VIII . eingeliefert, gestorben am 7- IX. 1932.

5- -6 Jahre vor der Einlieferung bemerkte die Pat. zum ersten Male Blut beam Stuhlgang. Damals keine Diarrh6e, sondern Obsti- patton. Die Exscheinungen verschwanden spontan, etwa ein i/2 Jah r abet vor der EinIieferung wurde der Stuhlgang wieder ha r t and knollig, and es kam wieder Blut. 2 Monate vor der Einlieferung t r a t diinner Stuhlgang auf. Ent leerungen hguf ig (5- -6mal tgglich), schleimig und blutig, Tenesmus. Seitdem gleichmgBig zunehmende Versehleehterung. Bet der Einlieferung war die Pat. etwas anamisch (Hgb. 6o%). Bet der objektiven Untersuchung kein auffallender Befund, abgesehen yon der Rectoskopie. Bet dieser land sich > 2o cm herauf eine feuerrote, samtar t ige Schleimhaut mat einer AnzahI blutender Punkte, krgftige Blutung beam Einft ihren des Rectoskops. Der Zustand verschIimmerte sich schneI1; es kam zu s ta rk remit t ierenden Temperaturen, Erbrechen and s ta rk mit- genommenemAllgemeinzustand. Unterleib aufgeblaht, har t . Trotz Blut t ransfusion Tod nach einmonatigem Krankenhausaufenthal t . Stuhl: -2- pathogene Darmbakter ien .

Die Pat. erklarte, dab ihre Mut ter (*) I9o9 (d. h. etwa 17 Jahre, bevor die Pat. i iberhaupt etwas yon ihrem ]etzigen Leiden merkte) ,,am Dickdarm" in der Kamelianerklinik in Aalborg gestorben set. Eine Nachfrage dort ergab, dab die Mutter an ulcerSser Colitis gestorben war.

Die Sektion unserer Pat . zeigte gleichfalls eine ulcer6se Colitis.

U b e r die a n d e r e Fami l i e sand war b e d e u t e n d besser u n t e r - r i ch t e r : A

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0 @ O �9 0 �9 0 0 + + Abb. 2.

Krankengeschichte 2: 33jahr. Mann (**), eingeliefert ins Kom- munehospital , Abt. V, 25. VII., gestorben 4- VIII . 1931.

Erste Anzeichen der Krankhei t etwa 5 Jahre vor der Einliefe- rung. Es war darnels Blut im Stuhlgang, was man als Hgmorrhoidal- blutungen aufiaBte, und es wurde niehts unternommen. Seitdem regelmgl3ig Blutungen beam Stuhlgang und Schmerzen danach. Im Friihjahr 1931 suchte Pat. eine chirurgische Poliklinik auf, wo man einige H~imorrhodien entfernte. Dies wurde im Juli desselben Jahres wiederholt, aber danaeh wurde er so Mend, dab er im Bert liegen und, da sich der Zustand dauernd verschleehterte, ins l~2rankenhaus eingeliefert werden mul3te. ]3ei der Rectoskopie Iand man die Schleimhaut in ether H6he yon 2 5 cm feuerrot, samtar t ig geschwai-