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Oumlsterreichische Beikostempfehlungen
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Richtig essen von Anfang an
Impressum
Im Auftrag von AGES ndash Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH Zentrum Ernaumlhrung amp Praumlvention Spargelfeldstraszlige 191 1220 Wien wwwagesat Bundesministerium fuumlr Gesundheit Radetzkystraszlige 2 1030 Wien wwwbmggvat Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger Kundmanngasse 21 1031 Wien wwwsozialversicherungat Fuumlr den Inhalt verantwortlich Maga Melanie U Bruckmuumlller Maga Ariane Hitthaller MSc (Projektleitung) Univ-Dozin Drin Ingrid Kiefer Prim Univ-Prof Dr Zwiauer Wissenschaftliche Endredaktion Univ-Prof Dr Kurt Widhalm Unter Mitarbeit von Drin Alexandra Wolf Drin Birgit Dieminger Maga Bettina Meidlinger Maga Katrin Seper Maga Bernadette Buumlrger Nadine Froumlschl Bakk Oumlsterreichische Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde Foto fotolia Grafische Gestaltung Maga Bettina Meidlinger Kontakt Internet httpwwwrichtigessenvonanfanganat copy AGES BMG amp HVB Dezember 2010 Alle Rechte insbesondere das Recht der Vervielfaumlltigung und Verbreitung sowie der Uumlbersetzung sind vorbehalten Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert verarbeitet vervielfaumlltigt oder verbreitet werden
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Richtig essen von Anfang an
An der Konsultation teilgenommen und an der Erstellung mitgearbeitet
Drin Michaela Brammer Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Andrea Carstensen Diaumltologin Steiermaumlrkische Gebietskrankenkasse
Drin Eva Derndorfer
Maga Drin Andrea M Ferge Amt der Oberoumlsterreichischen Landesregierung
Renate Groszligbichler-Ulrich Praumlsidentin des Oumlsterreichischen Hebammengremiums
Maga Birgit Haumlmmerle aks Gesundheitsvorsorge GmbH
Maria Keiler
Anne-Marie Kern IBCLC Still- und Laktationsberaterin
Maga Rita Kichler Gesundheitsreferentin Fonds Gesundes Oumlsterreich
Maga Monika Lehrer Referentin Landesregierung Salzburg
Maga Birgit Nell Magistrat Linz
Drin Claudia Nichterl essenz ernaumlhrung + beratung
Maga Alexandra Hofer Oumlsterreichische Gesellschaft fuumlr Ernaumlhrung
Drin Beate Pietschnig IBCLC Vorsitzende der Stillkommission
Maga Claudia Pirko-Koumlnigsberger essenz ernaumlhrung + beratung
Ass-Prof Drin Petra Rust Institut fuumlr Ernaumlhrungswissenschaften
Dr Volker Veitl
Verband der Ernaumlhrungswissenschafter Oumlsterreichs
Verband der Naumlhrmittelindustrie
Ingin Sabine J Wallgram Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Drin Birgit Wild
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Richtig essen von Anfang an
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG 6
2 HINTERGRUND 7
3 ZUSAMMENFASSUNG 8
4 BEIKOSTEMPFEHLUNGEN 12
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung 12
42 Geschmackspraumlgung 15
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung 17
44 Zeitpunkt der Beikostgabe 20
45 Beginn der Getraumlnkegabe 22
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz 24
47 Proteinbedarf 26
48 Zubereitungsempfehlung 28
49 Sichere Zubereitung 32
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum 34
4101 Empfehlung zum Fischkonsum 34
4102 Empfehlung zum Eikonsum 35
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum 36
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein 37
412 Zoumlliakie 39
5 AUSBLICK 42
6 ANHANG 43
61 Definitionen 43
7 LITERATUR 45
5
Richtig essen von Anfang an
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel 16
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004) 20
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel 27
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301) 29
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301) 30
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel 41
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Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
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Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
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Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
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Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
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Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
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Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
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Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
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Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Impressum
Im Auftrag von AGES ndash Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH Zentrum Ernaumlhrung amp Praumlvention Spargelfeldstraszlige 191 1220 Wien wwwagesat Bundesministerium fuumlr Gesundheit Radetzkystraszlige 2 1030 Wien wwwbmggvat Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger Kundmanngasse 21 1031 Wien wwwsozialversicherungat Fuumlr den Inhalt verantwortlich Maga Melanie U Bruckmuumlller Maga Ariane Hitthaller MSc (Projektleitung) Univ-Dozin Drin Ingrid Kiefer Prim Univ-Prof Dr Zwiauer Wissenschaftliche Endredaktion Univ-Prof Dr Kurt Widhalm Unter Mitarbeit von Drin Alexandra Wolf Drin Birgit Dieminger Maga Bettina Meidlinger Maga Katrin Seper Maga Bernadette Buumlrger Nadine Froumlschl Bakk Oumlsterreichische Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde Foto fotolia Grafische Gestaltung Maga Bettina Meidlinger Kontakt Internet httpwwwrichtigessenvonanfanganat copy AGES BMG amp HVB Dezember 2010 Alle Rechte insbesondere das Recht der Vervielfaumlltigung und Verbreitung sowie der Uumlbersetzung sind vorbehalten Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert verarbeitet vervielfaumlltigt oder verbreitet werden
3
Richtig essen von Anfang an
An der Konsultation teilgenommen und an der Erstellung mitgearbeitet
Drin Michaela Brammer Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Andrea Carstensen Diaumltologin Steiermaumlrkische Gebietskrankenkasse
Drin Eva Derndorfer
Maga Drin Andrea M Ferge Amt der Oberoumlsterreichischen Landesregierung
Renate Groszligbichler-Ulrich Praumlsidentin des Oumlsterreichischen Hebammengremiums
Maga Birgit Haumlmmerle aks Gesundheitsvorsorge GmbH
Maria Keiler
Anne-Marie Kern IBCLC Still- und Laktationsberaterin
Maga Rita Kichler Gesundheitsreferentin Fonds Gesundes Oumlsterreich
Maga Monika Lehrer Referentin Landesregierung Salzburg
Maga Birgit Nell Magistrat Linz
Drin Claudia Nichterl essenz ernaumlhrung + beratung
Maga Alexandra Hofer Oumlsterreichische Gesellschaft fuumlr Ernaumlhrung
Drin Beate Pietschnig IBCLC Vorsitzende der Stillkommission
Maga Claudia Pirko-Koumlnigsberger essenz ernaumlhrung + beratung
Ass-Prof Drin Petra Rust Institut fuumlr Ernaumlhrungswissenschaften
Dr Volker Veitl
Verband der Ernaumlhrungswissenschafter Oumlsterreichs
Verband der Naumlhrmittelindustrie
Ingin Sabine J Wallgram Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Drin Birgit Wild
4
Richtig essen von Anfang an
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG 6
2 HINTERGRUND 7
3 ZUSAMMENFASSUNG 8
4 BEIKOSTEMPFEHLUNGEN 12
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung 12
42 Geschmackspraumlgung 15
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung 17
44 Zeitpunkt der Beikostgabe 20
45 Beginn der Getraumlnkegabe 22
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz 24
47 Proteinbedarf 26
48 Zubereitungsempfehlung 28
49 Sichere Zubereitung 32
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum 34
4101 Empfehlung zum Fischkonsum 34
4102 Empfehlung zum Eikonsum 35
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum 36
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein 37
412 Zoumlliakie 39
5 AUSBLICK 42
6 ANHANG 43
61 Definitionen 43
7 LITERATUR 45
5
Richtig essen von Anfang an
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel 16
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004) 20
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel 27
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301) 29
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301) 30
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel 41
6
Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
7
Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
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Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
7 Literatur
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3
Richtig essen von Anfang an
An der Konsultation teilgenommen und an der Erstellung mitgearbeitet
Drin Michaela Brammer Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Andrea Carstensen Diaumltologin Steiermaumlrkische Gebietskrankenkasse
Drin Eva Derndorfer
Maga Drin Andrea M Ferge Amt der Oberoumlsterreichischen Landesregierung
Renate Groszligbichler-Ulrich Praumlsidentin des Oumlsterreichischen Hebammengremiums
Maga Birgit Haumlmmerle aks Gesundheitsvorsorge GmbH
Maria Keiler
Anne-Marie Kern IBCLC Still- und Laktationsberaterin
Maga Rita Kichler Gesundheitsreferentin Fonds Gesundes Oumlsterreich
Maga Monika Lehrer Referentin Landesregierung Salzburg
Maga Birgit Nell Magistrat Linz
Drin Claudia Nichterl essenz ernaumlhrung + beratung
Maga Alexandra Hofer Oumlsterreichische Gesellschaft fuumlr Ernaumlhrung
Drin Beate Pietschnig IBCLC Vorsitzende der Stillkommission
Maga Claudia Pirko-Koumlnigsberger essenz ernaumlhrung + beratung
Ass-Prof Drin Petra Rust Institut fuumlr Ernaumlhrungswissenschaften
Dr Volker Veitl
Verband der Ernaumlhrungswissenschafter Oumlsterreichs
Verband der Naumlhrmittelindustrie
Ingin Sabine J Wallgram Amt der Kaumlrntner Landesregierung Abt 14UA Sanitaumltswesen
Drin Birgit Wild
4
Richtig essen von Anfang an
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG 6
2 HINTERGRUND 7
3 ZUSAMMENFASSUNG 8
4 BEIKOSTEMPFEHLUNGEN 12
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung 12
42 Geschmackspraumlgung 15
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung 17
44 Zeitpunkt der Beikostgabe 20
45 Beginn der Getraumlnkegabe 22
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz 24
47 Proteinbedarf 26
48 Zubereitungsempfehlung 28
49 Sichere Zubereitung 32
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum 34
4101 Empfehlung zum Fischkonsum 34
4102 Empfehlung zum Eikonsum 35
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum 36
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein 37
412 Zoumlliakie 39
5 AUSBLICK 42
6 ANHANG 43
61 Definitionen 43
7 LITERATUR 45
5
Richtig essen von Anfang an
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel 16
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004) 20
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel 27
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301) 29
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301) 30
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel 41
6
Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
7
Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG 6
2 HINTERGRUND 7
3 ZUSAMMENFASSUNG 8
4 BEIKOSTEMPFEHLUNGEN 12
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung 12
42 Geschmackspraumlgung 15
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung 17
44 Zeitpunkt der Beikostgabe 20
45 Beginn der Getraumlnkegabe 22
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz 24
47 Proteinbedarf 26
48 Zubereitungsempfehlung 28
49 Sichere Zubereitung 32
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum 34
4101 Empfehlung zum Fischkonsum 34
4102 Empfehlung zum Eikonsum 35
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum 36
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein 37
412 Zoumlliakie 39
5 AUSBLICK 42
6 ANHANG 43
61 Definitionen 43
7 LITERATUR 45
5
Richtig essen von Anfang an
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel 16
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004) 20
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel 27
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301) 29
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301) 30
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel 41
6
Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
7
Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
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Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
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Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
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Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
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Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel 16
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004) 20
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel 27
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301) 29
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301) 30
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel 41
6
Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
7
Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
1 Einleitung
Im Rahmen des Projekts bdquoRichtig essen von Anfang anldquo erging im Maumlrz 2009 von den Auftraggebern
Bundesministerium fuumlr Gesundheit Hauptverband der oumlsterreichischen Sozialversicherungstraumlger
und Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH der offizielle Auftrag
zunaumlchst den Ist-Bestand im Bereich Beikostempfehlungen in Oumlsterreich und international
darzustellen und im Anschluss bei Bedarf den Prozess zur Erstellung oumlsterreichischer Beikost-
empfehlungen einzuleiten
Der im Juni 2009 veroumlffentlichte Bericht bdquoGegenuumlberstellung internationaler und nationaler
Empfehlungen zur Beikostldquo verdeutlichte aufgrund der uneinheitlichen und zum Teil kontroversen
Datenlage den Bedarf fuumlr die Erarbeitung oumlsterreichischer Empfehlungen im Bereich
Beikosteinfuumlhrung die im Anschluss begonnen wurde
Das Ziel der Erstellung der Empfehlungen ist es wissenschaftlich basierte Informationen als
Ernaumlhrungsempfehlungen zu formulieren um durch klare und strukturierte Ernaumlhrungs-
kommunikation die Gesundheit zu foumlrdern und ernaumlhrungsassoziierte Erkrankungen zu reduzieren
Das kritische Zeitfenster um die zukuumlnftige Ernaumlhrung des Saumluglings zu verbessern beginnt mit der
Schwangerschaft und dauert bis zum 2 Lebensjahr an Waumlhrend dieses Zeitraums erworbene
Ernaumlhrungsdefizite sind im spaumlteren Leben schwer aufzuholen Professionelle und qualitaumltsgesicherte
Ernaumlhrungsinformation spielt eine entscheidende Rolle um Ernaumlhrung und Lebensstil zu verbessern
Studien belegen dass durch gezielte Aufklaumlrung der Zielgruppe eine gesunde Ernaumlhrung erreicht
werden kann Maszlignahmen zur Foumlrderung des Ernaumlhrungswissens und eine daraus resultierende
Verhaltensaumlnderung scheinen vor allem dann erfolgreich zu sein wenn die gesamte Familie in die
Interventionen einbezogen wird beziehungsweise wenn Peers und Gesundheitsprofessio-
nisteninnen den Wissenstransfer unterstuumltzen
Die Literatur belegt dass der richtig geplante Einsatz von Ernaumlhrungsinformation in der
Gesundheitsfoumlrderung Wirkung zeigt Durch adaumlquate Information die sich an Gesundheits-
professionisteninnen Eltern und Bezugspersonen richtet kann sich Beikostkommunikation positiv
auf die Gesundheit des Kindes auswirken
7
Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
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Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
2 Hintergrund
Die Praumlvalenz von Uumlbergewicht und Adipositas in westlichen Industriestaaten steigt in allen
Altersgruppen drastisch an Das unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlich basierten
Primaumlrpraumlvention Die Wirksamkeit von Maszlignahmen kann vor allem dann gesteigert werden wenn
diese an die Merkmale der Zielgruppe angepasst werden
Ziel der Erarbeitung und Implementierung von Empfehlungen im Bereich Saumluglingsernaumlhrung ist die
Gesundheitsfoumlrderung ab fruumlhester Kindheit Denn ein gesunder Start ins Leben zeigt positive
Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
Der Erarbeitungsprozess setzte sich aus drei Schritten zusammen Im Vorfeld wurde eine
Gegenuumlberstellung der aktuellen nationalen und internationalen Beikostempfehlungen durchgefuumlhrt
Darauf aufbauend wurde der Prozess der Erarbeitung einheitlicher Empfehlungen eingeleitet
Empfehlungsvorschlaumlge wurden formuliert und in einer Experteninnenkonsultation zur Diskussion
gestellt Die Ergebnisse der Konsultation wurden eingearbeitet und die Empfehlungen finalisiert
In den vorliegenden Empfehlungen wird vor allem der individuelle Entwicklungsgrad des Saumluglings
mitberuumlcksichtigt Durch rigide Beikostfahrplaumlne kann die individuelle Situation des Kindes nicht
optimal beruumlcksichtigt werden Empfehlungen sollten aus diesem Grund fuumlr ElternBezugspersonen
eine an die Situation angepasste flexible Vorgehensweise ermoumlglichen
Im Rahmen der vorliegenden Empfehlungen wurden zu beachtende Reifezeichen angegeben die
ElternBezugspersonen befaumlhigen sollen den richtigen Zeitpunkt innerhalb der angegebenen
Zeitspanne fuumlr die Beikosteinfuumlhrung zu finden
Die vorliegenden Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Ergebnissen Die Empfehlungen zur
Allergiepraumlvention sind evidenzbasiert und beruhen auf der S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft
fuumlr Allergologie Im Kapitel 2 werden die mit oumlsterreichischen Experteninnen im Bereich
Kindergesundheit und -ernaumlhrung konsentierten Beikostempfehlungen aufgelistet Eine Darstellung
der weiterfuumlhrenden Literatur beziehungsweise des derzeitigen wissenschaftlichen Stands inklusive
noch kontrovers diskutierter Themen wird in den darauf folgenden Kapiteln angefuumlhrt
8
Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
3 Zusammenfassung
Die vorliegenden Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit
und ohne genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle im
1 Lebensjahr
Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Erste Beikost
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost
wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine bestimmte
Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den Saumlugling durch
das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Tageszeit fuumlr die erste Beikost
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
9
Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
7 Literatur
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novel foods in 2-5-year-old children Appetite 200545(3)264-71
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(Bundesministerium fuumlr Gesundheit) Sichere Lebensmittel 1 Auflage November 2009
Agostoni C Riva E Giovannini M Complementary food international comparison on protein and
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Richtig essen von Anfang an
Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Protein
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Zubereitung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
10
Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
7 Literatur
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Richtig essen von Anfang an
Hygiene
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Fisch Ei Erdnuss und
Nuumlssen im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das Ei
gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Allergie
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der Beikost-
einfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
11
Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Eine
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
12
Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
4 Beikostempfehlungen
Die Beikostempfehlungen gelten fuumlr stoffwechselgesunde reif geborene Kinder mit und ohne
genetischer Vorbelastung sowie fuumlr gestillte als auch nicht gestillte Kinder
41 Alter bei der Beikosteinfuumlhrung
Einfuumlhrung der Beikost um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch
vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche) bzw nach Ende des 6 Monats (26 Lebenswoche) Ein
Weiterstillen waumlhrend und nach der Beikosteinfuumlhrung wird empfohlen Muttermilch und
Saumluglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einfuumlhrung der Beikost eine wichtige Naumlhrstoffquelle
im 1 Lebensjahr
Etwa ab dem 6 Monat kann der Energie- und Naumlhrstoffbedarf des Saumluglings nicht mehr durch
Muttermilch beziehungsweise Muttermilchersatzprodukte alleine gedeckt werden (ESPGHAN 2008)
Es sollte langsam mit der Einfuumlhrung von Beikost begonnen werden um den steigenden Energie- und
Naumlhrstoffbedarf uumlber Beikost zu decken Die Einfuumlhrung von Beikost sollte nicht zum sofortigen
Abstillen fuumlhren Es kann so lange weiter gestillt werden wie Mutter und Kind es wuumlnschen Das
Naumlhrstoffprofil von Beikost und Muttermilch beziehungsweise Saumluglingsanfangsnahrung ergaumlnzen
sich zu einer bedarfsgerechten Ernaumlhrung im ersten Lebensjahr (WHO 2009)
Das Einfuumlhren von Beikost vor dem Beginn des 5 Monats ist aufgrund der Erhoumlhung des Risikos fuumlr
Infektionskrankheiten und einer gesteigerten Gewichtszunahme zu vermeiden Die gesteigerte
Gewichtszunahme ist mit einem hohen Risiko fuumlr Adipositas Diabetes mellitus Typ 2 und
kardiovaskulaumlren Erkrankungen im Erwachsenenalter assoziiert (EFSA 2009) Weiters kann eine
Einfuumlhrung von Beikost vor Beginn des 5 Monats das Risiko fuumlr atopische Erkrankungen erhoumlhen
(DGAKI 2009)
Bei reif geborenen Saumluglingen sind der Gastrointestinaltrakt und die Nieren ab dem Beginn des 5
Monats so weit entwickelt dass das Kind neben fluumlssiger Nahrung (Muttermilch eventuell
13
Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
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Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Saumluglingsanfangsnahrung) auch festere Nahrung z B in Breiform aufnehmen kann (ESPGHAN
2008)
Der Zeitpunkt fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost ist stark vom Entwicklungsgrad des Kindes abhaumlngig
generell ist ein ausschlieszligliches Stillen bis zirka 6 Monate ein wuumlnschenswertes Ziel (ESPGHAN
2009) Gesunde Saumluglinge zeigen um das 5 und 6 Monat Reife fuumlr die Einfuumlhrung der Beikost
Folgende Faumlhigkeiten koumlnnen unter anderem die Reife signalisieren
Verschwinden des Ausspuck-Reflexes (Riordan und Auerbach 2005)
Durchbruch der Zaumlhne (Riordan und Auerbach 2005)
Getrennte Lippen- und Zungenbewegung (anatomische Veraumlnderungen fuumlhren zu mehr Raum
fuumlr die Zunge innerhalb der Mundhoumlhle dadurch wird eine vertikale Bewegung der Zunge
zusaumltzlich zum bdquoSaugenldquo ermoumlglicht Die Nahrung kann mit der Zunge zum Rachen befoumlrdert
und geschluckt werden (Arvedson 2006))
Aufrecht sitzen mit minimaler Hilfe (Arvedson 2006 Riordan und Auerbach 2005)
Aufrechte Kopfhaltung uumlber mehrere Minuten ohne Hilfe (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-zu-Mund-Bewegungen (Arvedson 2006)
Koordinierte Hand-Finger-Bewegungen (Riordan und Auerbach 2005)
Mund oumlffnen wenn Nahrung angeboten wird (Carruth 2002)
Mit Hilfe der Lippen Essen von einem Loumlffel nehmen (Carruth 2002)
Interesse am Essen anderer (Riordan und Auerbach 2005)
Bei Unsicherheit im Erkennen von Reifezeichen kann eine ArztAumlrztin konsultiert werden Weiters
werden Reifezeichen auch im Mutter-Kind-Pass angefuumlhrt
Waumlhrend der naumlchsten Monate erwirbt der Saumlugling immer mehr an oralen sensomotorischen
Faumlhigkeiten wodurch auch texturierte Breie und Speisen akzeptiert werden (Arvedson 2006)
Saumluglinge erlernen diese Faumlhigkeit rund um den 8 Monat (87 plusmn 203 Monate) (Carruth 2002)
Nach Einfuumlhrung der Beikost kann die Festigkeit des Breis beziehungsweise der Speisen schrittweise
erhoumlht werden Rund um den 8 Monat sind Saumluglinge bereit Breie festerer Konsistenz zu erhalten
Die Einfuumlhrung von texturierteren Breien bis zum 10 Lebensmonat ist bedeutend fuumlr die Akzeptanz
von bestimmten Lebensmittelgruppen (Gemuumlse und Obst) Kinder die nach 9 Monaten zum ersten
Mal Speisen festerer Konsistenz zu essen bekamen aszligen im Alter von 7 Jahren weniger von den
Lebensmittelgruppen bdquoGemuumlseldquo und bdquoObstldquo als Kinder die zwischen 6 und 9 Monaten texturierte
Lebensmittel bekamen Weiters zeigten sie signifikant mehr Probleme im Essverhalten im Alter von 7
Jahren (Coulthard et al 2009)
14
Richtig essen von Anfang an
Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
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Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
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Lebensmittel die aufgrund der Konsistenz und Groumlszlige leicht in die Trachea gelangen koumlnnen sollen
gemieden werden (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter Form)
Beispiel fuumlr das sukzessive Erhoumlhen der Nahrungsmittelkonsistenz (nach Delaney und Arvedson 2008)
Beikostbeginn) Geduumlnstete puumlrierte Lebensmittel (z B Fleisch Gemuumlse Obst etc)
6 - 9 Monate Aufloumlsbare Nahrungsmittel (z B Flocken)
Texturierte grob puumlrierte Nahrungsmittel (z B zerdruumlckte Banane)
Feste Nahrung in geriebener Form (z B Apfel)
9 - 12 Monate Feste Nahrung klein geschnitten gewuumlrfelt gehackt (z B Familienkost Obst Gemuumlse etc)
) nicht vor Beginn des 5 Monats (17 Lebenswoche)
15
Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
7 Literatur
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Richtig essen von Anfang an
42 Geschmackspraumlgung
Geschmacksvorlieben entwickeln sich sehr fruumlh Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen
Lebensmitteln ohne Zwang erhoumlht die Akzeptanz des Saumluglings fuumlr neue Lebensmittel
Kinder lernen durch Imitation Das Essverhalten der ElternBezugspersonen praumlgt das Essverhalten
der Saumluglinge und Kinder Eltern und Bezugspersonen sollen mit gutem Beispiel voran gehen
Die Vorlieben von Kindern fuumlr bestimmte Speisen werden sehr fruumlh gepraumlgt Bereits im Mutterleib
werden Ungeborene durch das Essverhalten der Mutter beeinflusst Dieser Praumlgungsprozess setzt
sich postnatal fort (Mennella et al 2001) Muttermilch ist sensorisch deutlich vielfaumlltiger als
Flaschenmilch da die Milch Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen in niedriger
Konzentration enthaumllt Gestillte Kinder sind daher empfaumlnglicher fuumlr neue Lebensmittel bzw Speisen
(Ellrott 2007 Maier et al 2008)
Neugeborene zeigen eine angeborene Praumlferenz fuumlr suumlszlige bzw salzige Nahrungsmittel und lehnen
anfaumlnglich den Bitter- und Sauergeschmack ab Weiters lernen sie sehr fruumlh eine Praumlferenz fuumlr den
Geschmack energie- und fettreicher Lebensmittel auszubilden Saumluglinge akzeptieren suumlszlig
schmeckende Lebensmittel wie beispielsweise Fruumlchte aromatisierte Jogurts und Saumlfte sehr viel
schneller im Vergleich zu Lebensmitteln wie Gemuumlse welche nicht suumlszlig schmecken undoder
Bitterstoffe enthalten koumlnnen (Savage et al 2007) Waumlhrend die Suumlszligpraumlferenz angeboren ist ist
wiederum die Akzeptanzschwelle fuumlr die Suumlszligkonzentration im Laufe der kindlichen Entwicklung
variabel und kann durch Erfahrung geaumlndert werden Dabei spielen Eltern eine wichtige Rolle Durch
das Vermeiden von zusaumltzlichem Suumlszligen und Salzen der Beikost kann der Schwellenwert fuumlr suumlszlig und
salzig auf einem niedrigen Level gehalten werden (ESPGHAN 2008)
Saumluglinge sind weiters praumldisponiert neue unbekannte Lebensmittel abzulehnen (Neophobie) Die
Praumlferenz und Akzeptanz neuer Nahrungsmittel verbessert sich je oumlfter den Kindern neue Speisen
oder Lebensmittel ohne Zwang angeboten werden (Sullivan und Birch 1994) Fuumlr die Akzeptanz eines
unbekannten Nahrungsmittels muss das Kind 10- bis 16-mal die Gelegenheit bekommen es zu kosten
(Savage et al 2007 Wardle et al 2003) Je haumlufiger ein Kind ein neues Lebensmittel angeboten
bekommt desto wahrscheinlicher wird es dieses auch probieren und sich daran gewoumlhnen
Das wichtigste Lernprinzip fuumlr Kinder ist das Beobachtungslernen ElternBezugspersonen koumlnnen die
Entwicklung der Akzeptanz gegenuumlber neuer Lebensmittel positiv beeinflussen indem sie Vorbild
hinsichtlich einer gesunden Ernaumlhrung sind Eltern koumlnnen durch einen genussvollen Verzehr von
16
Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
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Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Gemuumlse und Obst Kinder animieren dieses Verhalten zu imitieren (Ellrott 2007) Kinder probieren
und akzeptieren unbekannte Lebensmittel besser wenn auch nahe Bezugspersonen in ihrem Beisein
das gleiche Nahrungsmittel am Familientisch essen (Patrick und Nicklas 2005) ElternBezugs-
personen spielen somit eine wichtige Rolle in der Foumlrderung eines gesunden Ernaumlhrungsverhaltens
und sollten sich bewusst sein dass sie die Wahl der Speisen maszliggeblich beeinflussen
Einen negativen Einfluss auf das Essverhalten koumlnnen strenge Verbote (bdquoIss keine Suumlszligigkeitenldquo)
(Jansen et al 2007 Liem et al 2004 Fischer et al 1999) oder Zwaumlnge (bdquoIss dein Gemuumlseldquo)
(Galloway et al 2006) ausuumlben Werden fett- und zuckerreiche Lebensmittel verboten scheinen
diese Lebensmittel fuumlr Kinder besonders reizvoll und so werden durch Verbote meist die
gegenteiligen Vorlieben gefoumlrdert (Tabelle 1)
Kinder moumlgen das Vertraute Der bdquomere exposure effectldquo bedeutet dass Kinder wiederholt gerade
das essen was sie kennen und moumlgen und unbekannte Speisen ablehnen Dem bdquomere exposure
effectldquo wirkt die bdquospezifische-sensorische Saumlttigungldquo entgegen Dieser Mechanismus baut gegenuumlber
einer staumlndig wiederholten Geschmacksqualitaumlt eine steigernde Ablehnung auf und beugt einer
einseitigen Nahrungsmittelauswahl vor Kinder brauchen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Zeit bis
sie gegen den wiederholenden Geschmack eine Ablehnung entwickeln (Ellrott 2007)
Tabelle 1 Auswirkungen von Erziehungsmethoden auf die Akzeptanz neuer Lebensmittel
negativer Einfluss positiver Einfluss
Rigide Kontrolle
Verbote
Zwang zum Essen
Belohnung
(Ellrott 2007)
Wiederholtes Anbieten der Lebensmittel (Sullivan und Birch 1994)
Anbieten verschiedener Lebensmittel (Maier et al 2008)
Gemeinsames Probieren und Essen neuer Lebensmittel (Addessi et al 2005)
Gesundes Essverhalten (Vorbildwirkung) (Ellrott 2007)
17
Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
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Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
43 Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung
Zu Beginn der Beikost sind aus ernaumlhrungsphysiologischen Gruumlnden gut verfuumlgbare Eisen- und
Zinkquellen wie Fleisch oder Getreide empfehlenswert Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die
Beikost wird durch individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst Eine
bestimmte Reihenfolge der Breisorteneinfuumlhrung ist nicht bedeutend da keine Nachteile fuumlr den
Saumlugling durch das Nichteinhalten der Reihenfolge zu erwarten sind
Bei der Einfuumlhrung von Beikost kommt es nicht nur darauf an bdquoab wann Beikostldquo gegeben wird
sondern auch darauf bdquowas gegeben wirdldquo In welcher Reihenfolge neue Lebensmittel in die
Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden sollten ist abhaumlngig von den individuellen Beduumlrfnissen
von Kind und Familie und dem Bedarf an Energie Protein und Naumlhrstoffen (Eisen Zink Calcium
Vitamin A Vitamin C und Folsaumlure) (WHO 2009) Um sicherzustellen dass der Energie- und
Naumlhrstoffbedarf des Kindes gedeckt wird ist es wichtig dem Saumlugling eine groszlige Vielfalt an
Lebensmitteln mit hohem Naumlhrstoffgehalt anzubieten Aus dem Angebot sollte der Saumlugling selbst
waumlhlen koumlnnen Ein vielfaumlltiges Nahrungsmittelangebot kann den Appetit der Kinder verbessern (EU-
Blueprint 2006 Maier et al 2008) Ein Meiden von potent allergenen Lebensmitteln wird laut
neuesten Erkenntnissen nicht mehr empfohlen (DGAKI 2009)
Aus ernaumlhrungsphysiologischer Sicht entstehen keine Nachteile durch das Einhalten rigider
Breisortenabfolgen solange eisen- und zinkreiche Lebensmittel (z B Fleisch) Bestandteil des ersten
Breies sind Internationale Organisationen ndash WHO ESPGHAN ndash empfehlen keinen rigiden Beikost-
Fahrplan Primaumlr sollte demnach auf die individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings eingegangen werden
(WHO 2009 ESPGHAN 2008)
Im Alter der Beikosteinfuumlhrung sind fuumlr den Saumlugling die Naumlhrstoffe Eisen und Zink besonders
kritisch Der Saumlugling verfuumlgt bei der Geburt uumlber Eisenspeicher die ihn waumlhrend der ersten 6
Lebensmonate zusammen mit gut verfuumlgbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen Ab dem 6
Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH 2008)) des Saumluglings nicht mehr ausreichend
uumlber koumlrpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden es besteht ein nennenswerter und
steigender Bedarf Eisen uumlber die Nahrung zuzufuumlhren (WHO 2009)
Der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt waumlhrend der gesamten Stillzeit kontinuierlich ab (Krebs 2000
Krebs and Hambidge 2007) Zu Beginn kann der Zinkbedarf des Saumluglings ausschlieszliglich uumlber
Muttermilch gedeckt werden ab dem 9 Monat muumlssen 86 des Zinkbedarfs (2 mg Zink pro Tag
(DACH 2008)) uumlber die Beikost zugefuumlhrt werden (WHO 2009)
18
Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
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Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Durch die Beikost sollten Eisen und Zink alimentaumlr zugefuumlhrt werden um eine adaumlquate Entwicklung
zu foumlrdern (Krebs und Hambidge 2007) Folglich sollten gut verfuumlgbare Eisen- und Zinkquellen
bereits zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Insbesondere bei der Selbstzubereitung von Beikost
ist auf die Verwendung von eisen- und zinkreichen Nahrungsmitteln zu achten Reich an den
Mikronaumlhrstoffen Eisen und Zink sind beispielsweise Fleisch und Getreide Bei Verwendung
industriell hergestellter Beikostprodukte ist zu beachten altersadaumlquate sowie eisen- und zinkreiche
Produkte zu verwenden
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es in Bezug auf Allergiepraumlvention keine
Einschraumlnkung in der Lebensmittelauswahl mehr Ein verzoumlgertes Einfuumlhren von potent allergenen
Lebensmitteln uumlber den Beginn des 5 Lebensmonats hinaus kann nicht mehr empfohlen werden
(Evidenzklasse B) (DGAKI 2009) Demnach koumlnnen potent allergene Lebensmittel wie Fisch und Ei
die bis jetzt in den Beikostfahrplaumlnen nicht beruumlcksichtigt wurden bereits mit Beginn der Beikost
eingefuumlhrt werden Nach neuesten Erkenntnissen kann sich Fischkonsum waumlhrend dem 1 Lebensjahr
protektiv auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen auswirken (Evidenzklasse B) und ist weiters
eine gute Quelle fuumlr Omega-3-Fettsaumluren Huumlhnerei (Eigelb) ist reich an Eisen und Zink und kann
waumlhrend des ersten Lebensjahres zu einer adaumlquaten alimentaumlren Eisen- und Zinkversorgung
beitragen Auch Gluten in kleinen Mengen kann mit Beginn der Beikost eingefuumlhrt werden Ein
Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung kann die orale Toleranz gegenuumlber Gluten foumlrdern und
das Risiko einer Zoumlliakie reduzieren (ESPGHAN 2008)
Fuumlr die Einfuumlhrung von einzelnen Lebensmitteln gibt es keinen bestimmten Zeitraum mit Ausnahme
von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln die mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung (ab Beginn des 5
Monats) gegeben werden sollen
Fuumlr die Beikost geeignete Lebensmittel (auf die individuelle Vertraumlglichkeit muss zusaumltzlich geachtet
werden) (BLS 301)
Naumlhrstoffreiche Lebensmittel Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlchte Getreide Fleisch Fisch
Eisenreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide in Kombination mit Vitamin
C-reichen Lebensmitteln (Vollkornmehl Flocken) und Huumllsenfruumlchte
Zinkreiche Lebensmittel Fleisch (Rind Kalb Schwein) Getreide (Vollkornmehl Flocken)
Huumlhnerei (Eigelb)
19
Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
7 Literatur
Addessi E Galloway AT Visalberghi E Birch LL Specific social influences on the acceptance of
novel foods in 2-5-year-old children Appetite 200545(3)264-71
AGES (Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH) BMG
(Bundesministerium fuumlr Gesundheit) Sichere Lebensmittel 1 Auflage November 2009
Agostoni C Riva E Giovannini M Complementary food international comparison on protein and
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Richtig essen von Anfang an
Fuumlr die Beikost nicht geeignete Lebensmittel
Honig Gefahr des Saumluglings-Botulismus
Speisen die Eier Fisch oder Fleisch in roher Form enthalten Gefahr einer
Salmonelleninfektion
Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebaumlck etc) um den Schwellenwert fuumlr salzig auf
einem niedrigen Level zu halten Praumlvention von Bluthochdruck
Verarbeitete Fleischwaren (Schinken Speck Wurst etc) Salzgehalt zu hoch NitratNitrit
Fettreduzierte Lebensmittel Energiegehalt zu niedrig
Scharfe Gewuumlrze wie Pfeffer und Chili
Zucker zuckerhaltige Lebensmittel (Suumlszligigkeiten etc) und Getraumlnke um den Schwellenwert
fuumlr suumlszlig auf einem niedrigen Level zu halten Zahngesundheit
Saumluren (Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure etc) Gefahr der Demineralisierung des
Zahnschmelzes
Limonaden zu viel Zucker und Saumluren Zahngesundheit
Kaffee koffeinhaltige Teesorten und Limonaden Inhaltstoffe koumlnnen unter anderem die
Eisenabsorption hemmen
Kleine Lebensmittel wie Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte in unverarbeiteter
Form sowie Fisch mit Graumlten Gefahr des unabsichtlichen Aspirierens
Lebensmittel mit der Kennzeichnung bdquoKann Aktivitaumlt und Aufmerksamkeit bei Kindern
beeintraumlchtigenldquo Seit 20 Juli 2010 ist die Kennzeichnung fuumlr Lebensmittel die einen oder
mehrere der folgenden Lebensmittelfarbstoffe enthalten vorgeschrieben (EG VO
13332008) Tartrazin (E 102) Chinolingelb (E 104) Gelborange S (E 110) Azorubin (E 122)
Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129)
20
Richtig essen von Anfang an
44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
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Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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44 Zeitpunkt der Beikostgabe
Der Zeitpunkt (Fruumlh Mittag Abend) der ersten Beikostmahlzeit kann von den Eltern und
Bezugspersonen unter Beruumlcksichtigung der Beduumlrfnisse des Saumluglings selbst bestimmt werden
Treten Unvertraumlglichkeiten auf muss fuumlr die eindeutige Diagnose eine ArztAumlrztin konsultiert
werden
Derzeit sind keine DatenStudien uumlber die optimale Tageszeit fuumlr die erste Gabe von Beikost
verfuumlgbar Folgende Informationen dienen als Hilfestellung
Die erste Beikostmahlzeit sollte zu der Tageszeit gegeben werden zu der den ElternBezugspersonen
und dem Kind genuumlgend Zeit zur Verfuumlgung steht um sich in Ruhe an die Ernaumlhrungsumstellung zu
gewoumlhnen Um dieser angeborenen Neophobie entgegen zu wirken sollte eine angenehme
Essatmosphaumlre geschaffen werden Kinder sollen ermutigt und gefoumlrdert werden neue Lebensmittel
zu probieren Zwaumlnge und Verbote sind gaumlnzlich zu vermeiden da diese strengen Verhaltensweisen
einen negativen Effekt auf die Selbstregulation der Energieaufnahme haben koumlnnen Kinder verfuumlgen
normalerweise uumlber ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl (Savage et al 2007) Ein
falsch erlerntes Essverhalten kann dazu fuumlhren dass die natuumlrlichen Saumlttigungssignale nicht mehr
wahrgenommen werden (Ellrott 2007) Von der WHO wird das Fuumlttern nach den Anzeichen von
Hunger und Saumlttigung des Saumluglings empfohlen (Tabelle 2) (WHO 2009)
Tabelle 2 Beispiele fuumlr Hunger- und Saumlttigungssignale (nach Butte 2004 und Briefel 2004)
Hungersignale Saumlttigungssignale
Erwartungsvolle Arm- und Beinbewegungen Einschlafen
Oumlffnen des Mundes und Vorwaumlrtsbewegungen wenn der Loumlffel angeboten wird
Waumlhrend des Essens waumlhlerisch werden
Vorwaumlrtsbewegungen des Kopfes um den Loumlffel zu erreichen
Das Esstempo verlangsamen
Selbststaumlndig Essen zum Mund fuumlhren Loumlffel verweigern
Anlachen undoder Bestaunen der Bezugsperson waumlhrend des Fuumltterns signalisiert den Wunsch zum Fortfahren
Loumlffel wegschlagen
21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
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Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
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21
Richtig essen von Anfang an
Hungersignale Saumlttigungssignale
Weinen kann ein Zeichen fuumlr Hunger sein aber nicht zwangslaumlufig Eltern und Bezugspersonen muumlssen lernen zu unterscheiden ob das Kind hungrig ist oder ob dem Weinen eine andere Ursache zugrunde liegt
Mund verschlieszligen wenn der Loumlffel angeboten wird
Hand-zu-Mund-Bewegung Laumlsst sich leichter ablenken
Teller oder Speisen wegschieben
Kopf wegdrehen (Saumlugling sollte bei der Einfuumlhrung von Beikost den Kopf selbststaumlndig bewegen koumlnnen um Saumlttigung signalisieren zu koumlnnen)
Akzeptieren die Saumluglinge die erste Kost sollte der Mahlzeitenrhythmus langsam und ohne Zwang
sowie unter Beruumlcksichtigung der individuellen Beduumlrfnisse des Saumluglings an den Rhythmus der
Familie angepasst werden Es zeigte sich dass die Einnahme von Mahlzeiten gemeinsam mit der
Familie am Tisch mit einem houmlheren Konsum an Gemuumlse und Obst assoziiert ist (Neumark-Sztainer et
al 2003) Kinder probieren und akzeptieren unbekannte Lebensmittel eher wenn auch nahe
Bezugspersonen in ihrem Beisein das gleiche Nahrungsmittel essen (Patrick und Nicklas 2005
Addessi 2005)
22
Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
45 Beginn der Getraumlnkegabe
Mit Beginn der Beikosteinfuumlhrung kann zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Waumlhrend des
ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Ab dem 10 Monat mit dem Uumlbergang zur
Familienkost braucht das Kind regelmaumlszligig Fluumlssigkeit in Form von Getraumlnken
Wasser1 ist das ideale Getraumlnk Zuckerhaltige Getraumlnke sind zu vermeiden koffeinhaltige und
alkoholische Getraumlnke sind generell ungeeignet Die benoumltigte Fluumlssigkeitsmenge haumlngt von den
Lebensumstaumlnden (Auszligentemperatur Stillmahlzeit etc) ab und ist den Beduumlrfnissen des Kindes
anzupassen Die Getraumlnke sollten den Kindern in geeigneten Bechern angeboten werden Ein
Dauernuckeln von gezuckerten Getraumlnken fuumlhrt zu Karies und sollte im Hinblick auf die
Kariesprophylaxe vermieden werden
Waumlhrend des ausschlieszliglichen Stillens sind keine Getraumlnkegaben noumltig Mit der Einfuumlhrung der
Beikost wird die Nahrung fester und der Wassergehalt der Nahrung geht zuruumlck Ab dann kann dem
Saumlugling zusaumltzlich Fluumlssigkeit angeboten werden Die Fluumlssigkeitsmenge ist individuell unter-
schiedlich manche Saumluglinge koumlnnen weiterhin ihren Fluumlssigkeitsbedarf uumlber Muttermilch
Saumluglingsanfangsnahrung decken Mit dem Uumlbergang zur Familienkost (ab dem 10 Monat) braucht
der Saumlugling regelmaumlszligig Fluumlssigkeit (DACH 2008) Die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittel-
sicherheit empfiehlt fuumlr eine adaumlquate Fluumlssigkeitsaufnahme eine taumlgliche Zufuhr von 800 bis
1000 ml fuumlr 6 bis 12 Monate alte Saumluglinge Die Fluumlssigkeit kann aus Muttermilch Beikost und
Getraumlnken stammen (EFSA 2010)
Das ideale Getraumlnk fuumlr Saumluglinge ist Wasser Bei hohem Nitratgehalt des Leitungswassers (gt 50 mgl)
sollten abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind verwendet
werden Fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings generell ungeeignet sind koffeinhaltige und alkoholische
Getraumlnke Inhaltsstoffe von Tee (Phenole) und Kaffee (Chlorogensaumlure) koumlnnen die Absorption von
Eisen hemmen und sind fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung nicht empfehlenswert Zuckerhaltige Getraumlnke
sind zu vermeiden (WHO 2009)
Der Konsum von Zuckern steht im Zusammenhang mit dem Auftreten von Karies Neben dem Zucker
kann auch der hohe Gehalt an Saumluren (z B Zitronensaumlure Phosphorsaumlure Kohlensaumlure) in den
Getraumlnken das Risiko fuumlr Zahnschaumlden erhoumlhen Die Saumlure greift den Zahnschmelz direkt an was in
1 Leitungswasser das der Trinkwasserverordnung (BGBI II 3042001 idgF) entspricht sowie Mineral- und
Quellwaumlsser (= abgefuumlllte Waumlsser) die fuumlr die Zubereitung von Saumluglingsnahrung geeignet sind
23
Richtig essen von Anfang an
weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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weiterer Folge zur Demineralisierung des Zahnschmelzes fuumlhrt Dieser Effekt wird verstaumlrkt wenn
zusaumltzlich groszlige Mengen Zucker vorhanden sind Zucker wird durch Zahnplaque-Bakterien zu Saumluren
fermentiert die zeitverzoumlgert ebenfalls den Zahnschmelz angreifen (BfR 2005) Ein haumlufiger Konsum
von Saumlften oder anderen zuckerhaltigen Getraumlnken sollte vermieden werden (ESPGHAN 2008) Der
Gebrauch von Nuckelflaschen um Fruchtsaumlfte und andere suumlszlige Getraumlnke zu verabreichen wird mit
einer erhoumlhten Inzidenz von Karies assoziiert (EU-Blueprint 2006)
Es wird empfohlen geeignete Becher statt Nuckelflaschen fuumlr die Gabe von Fluumlssigkeiten zu
verwenden (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006) Die Gabe von kohlenhydratreichen Produkten in
Nuckelflaschen ist mit einem hohen Risiko fuumlr die Entstehung einer Frontzahnkaries assoziiert Ab
einem Alter von 9 bis 12 Monaten koumlnnen die meisten Kinder bereits selbststaumlndig essen und mit
beiden Haumlnden aus einem Standard-Becher trinken (ESPGHAN 2008 EU-Blueprint 2006)
24
Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
46 Energiedichte und Mahlzeitenfrequenz
Die Nahrungsaufnahme bzw die Mahlzeitenfrequenz sollte vorwiegend uumlber das natuumlrliche Hunger-
und Saumlttigungsgefuumlhl gesteuert werden Schrittweise kann die Mahlzeitenfrequenz an die
Mahlzeitengewohnheiten der Familie angepasst werden
Energiedichte
Saumluglinge verdoppeln in den ersten 4 ndash 5 Monaten das Geburtsgewicht und sind deshalb auf eine
hohe Versorgung mit Naumlhrstoffen pro Kilogramm Koumlrpergewicht (KG) angewiesen Eine
Unterversorgung mit Naumlhrstoffen wirkt sich in dieser Zeit besonders kritisch aus da Saumluglinge
geringe endogene Naumlhrstoffspeicher und ein unreifes Verdauungssystem aufweisen
Ernaumlhrungsphysiologische Faktoren koumlnnen sich waumlhrend dieser sensiblen Wachstumsphase sowohl
kurz- als auch laumlngerfristig auf metabolische und physiologische Prozesse auswirken Dieses
Phaumlnomen wird haumlufig als bdquometabolic programmingldquo bezeichnet (Koletzko 1998)
Von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr wird als Richtwert fuumlr die durchschnittliche
Energiezufuhr fuumlr 4 bis unter 12 Monate alte Saumluglinge 700 kcal pro Tag angegeben (DACH 2008)
Die benoumltigte Energie nimmt fuumlr Buben im ersten Lebensjahr von 94 kcalkg KGTag (d) in den ersten
4 Monaten auf 90 kcalkg KGd ab Fuumlr Maumldchen liegt die benoumltigte Energie im 1 Lebensjahr bei
91 kcalkg KGd (DACH 2008)
Da die Energieaufnahme des Saumluglings uumlber die Muttermilch stark variiert und nur schwer
abschaumltzbar ist variiert auch die benoumltigte Energiemenge uumlber die Aufnahme von Beikost um auf die
Empfehlung von 700 kcal pro Tag zu kommen Diese Angaben sind deshalb als Richtwerte gedacht
und muumlssen an die individuelle Versorgungssituation des Saumluglings angepasst werden
Saumluglinge zeigen im Vergleich zu Erwachsenen einen houmlheren Energiebedarf pro Kilogramm
Koumlrpergewicht Da Saumluglinge nur eine begrenzte Nahrungsmenge aufnehmen koumlnnen kann die hohe
Energiedichte meist nur durch eine ausreichende Fettzufuhr erreicht werden Fuumlr 4 bis 12 Monate
alte Saumluglinge wird deshalb eine Aufnahme von 35 bis 45 der Gesamtenergie in Form von Fett
empfohlen (DACH 2008) Laut ESPGHAN sollte der Anteil an Fett uumlber 25 der Energieaufnahme
betragen Bei schlechtem Appetit oder wieder auftretenden Infektionen ist ein houmlherer Anteil noumltig
(ESPGHAN 2008)
25
Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Die Berechnung des Energiegehalts der aufgenommenen Beikost ist in der Praxis nicht durchfuumlhrbar
Deshalb sollen sich ElternBezugspersonen am Hunger des Kindes orientieren Kinder verfuumlgen uumlber
ein gut funktionierendes Hunger- und Saumlttigungsgefuumlhl und der Appetit des Kindes kann als Maszligstab
fuumlr die Lebensmittelmenge die dem Saumlugling angeboten werden soll dienen (WHO 2009)
Waumlhrend des Saumluglingsalters ist das Wachstum vor allem von der Energieaufnahme abhaumlngig
Gewichtszunahme und Laumlngenwachstum werden im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
kontrolliert und in die Wachstumskurven aufgetragen Die WHO publizierte 2006 neu erarbeitete
Wachstumskurven fuumlr Buben und Maumldchen die auf Daten von 8500 Kindern aus 6 Nationen
(Brasilien Ghana Indien Norwegen Oman USA) beruhen (WHO 2006) An Hand der Wachstums-
kurven kann die Entwicklung beurteilt und eine Vorhersage vor allem im Hinblick auf die Entwicklung
von Uumlber- oder Untergewicht abgegeben werden (Kromeyer-Hauschild et al 2001)
Ein zu rasches Wachstum waumlhrend des Saumluglingsalters steht im Zusammenhang mit einem erhoumlhten
Risiko fuumlr Adipositas im spaumlteren Leben (Ong und Loos 2006 Baird et al 2005) Weiters konnte
gezeigt werden dass eine zu rasche Gewichtszunahme zwischen 0 und 3 Monaten (Leunissen et al
2009) und 0 bis 6 Monaten (Ekelund et al 2007) mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr Zivilisations-
krankheiten assoziiert ist Bei der statistischen Auswertung sind Stoumlrfaktoren beruumlcksichtigt worden
Daten uumlber Stillhaumlufigkeit und -dauer werden nicht erwaumlhnt Dieser Zusammenhang konnte bis jetzt
noch nicht fuumlr den Zeitabschnitt der fuumlr die Einfuumlhrung von Beikost relevant ist gezeigt werden Von
Seiten der ESPGHAN wird aufgrund mangelnder Evidenz keine Empfehlung ausgesprochen dennoch
wird auf einen moumlglichen Zusammenhang hingewiesen (ESPGHAN 2008)
Der uumlbermaumlszligige Konsum von energiereicher Beikost kann eine exzessive Gewichtszunahme im
Saumluglings- und Kleinkindalter bewirken wodurch ein 2- bis 3-fach houmlheres Risiko fuumlr Adipositas im
Kindesalter besteht (Baird et al 2005 Monteiro und Victora 2006 Ong und Loos 2006)
Mahlzeitenfrequenz
Saumluglinge sollten nach den Anzeichen von Hunger und Saumlttigung (siehe Kapitel bdquoZeitpunkt der
Breigabeldquo) gefuumlttert werden (WHO 2009)
Zu Beginn der Beikosteinfuumlhrung reichen kleine Mengen an Beikost (2 ndash 3 Teeloumlffel) aus Die Menge
langsam und schrittweise erhoumlhen Die Mahlzeitenfrequenz des Saumluglings sollte bis zum Ende des
ersten Lebensjahres dem Familienrhythmus angepasst werden (Fruumlhstuumlck Mittag- und Abendessen)
Je nach Hunger des Kindes koumlnnen auch 1 ndash 3 Zwischenmahlzeiten angeboten werden (WHO 2009)
Waumlhrend und nach Einfuumlhrung der Beikost sollte weiter gestillt werden solange Mutter und Kind das
wollen (Zwiauer et al 2007)
26
Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
47 Proteinbedarf
Pro Tag sollte eine Portion hochwertiges Protein in Form von Fleisch Fisch Ei oder Huumllsenfruumlchten
gegeben werden
Wenn nicht gestillt werden kann sind Muttermilchersatzprodukte mit geringem Proteingehalt zu
empfehlen Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch angepasst und sollte
im 1 Lebensjahr bevorzugt verwendet werden
Das Protein-Energie-Verhaumlltnis sollte mindestens 1 g100 kcal (6 E2) betragen um den
Proteinbedarf ausreichend zu decken (Agostoni et al 2006 Dupont 2003) Fuumlr 4 bis 6 Monate und 6
bis 12 Monate alte Saumluglinge wird von den DACH-Referenzwerten fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr eine
Aufnahme von jeweils 13 g und 11 g Proteinkg KGd empfohlen oder 10 g Protein pro Tag (Tabelle
3) Aufgrund der Gefahr einer uumlbermaumlszligigen Nierenbelastung und Dehydratation sollte das Protein-
Energie-Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal bleiben (DACH 2008)
In einer europaumlischen Studie mit 1138 gesunden Saumluglingen konnte gezeigt werden dass ein hoher
Proteingehalt von Formulanahrungen (299 g100 kcal Saumluglingsanfangsnahrung und 44 g100 kcal
Folgenahrung) im Vergleich zu Formulanahrungen mit geringem Proteingehalt (177 g100 kcal
Saumluglingsanfangsnahrung und 22 g100 kcal Folgenahrung) und Muttermilch mit einem erhoumlhten
Gewicht in den ersten 2 Jahren assoziiert ist (Koletzko et al 2009)
Diese Ergebnisse zeigen dass sich ein geringer Proteingehalt von Formulanahrungen positiv auf die
Gesundheit auswirkt (Koletzko et al 2009) Hinsichtlich Adipositaspraumlvention sollten wenn nicht
gestillt werden kann Muttermilchersatzprodukte mit einem niedrigen Proteingehalt verwendet
werden Pre-Nahrung ist am besten an das Naumlhrstoffprofil der Muttermilch adaptiert und sollte im
ersten Lebensjahr bevorzugt werden
2 Energieprozent
27
Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Tabelle 3 Proteingehalt verschiedener Lebensmittel
Folgende Lebensmittel enthalten 10 g Protein (BLS 301)
47 g Rind (Filet)
47 g Schwein
50 g Pute
52 g Huhn
55 g Fisch
78 g Huumlhnerei
100 g Getreide
55 g Kichererbsen
156 g Erbsen
200 g Fleisch-Karotten-Erbsen-Brei
Muttermilch (durchschnittlich 113 g Protein pro 100 ml) und Saumluglingsanfangsnahrungen enthalten Protein und sollten in der taumlglichen Aufnahme beruumlcksichtigt werden
28
Richtig essen von Anfang an
48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
29
Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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48 Zubereitungsempfehlung
Die erste Nahrung sollte bevorzugt geduumlnstet warm puumlriert und in kleinen Mengen gegeben
werden Die Auswahl der Lebensmittel fuumlr die Beikost wird durch ernaumlhrungsphysiologische
individuelle traditionelle regionale und saisonale Faktoren beeinflusst
Der Beikost kein Salz Zucker Honig und andere Suumlszligungsmittel zugeben Durch die Zugabe von
Vitamin C-reichen Lebensmitteln kann die Eisenabsorption erhoumlht werden Die Verwendung von
pflanzlichen Oumllen (reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsaumluren) wird empfohlen
Die Vermeidung von gesalzener undoder gezuckerter Beikost ist sowohl fuumlr den Gesundheits-
zustand als auch fuumlr die Geschmacksentwicklung und -praumlgung (weitere Informationen siehe Kapitel
Geschmackspraumlgung) im spaumlteren Leben wesentlich (ESPGHAN 2008)
Zucker und zuckerreiche Lebensmittel sollten daher nicht in groumlszligerer Menge (z B Dessert Eiscreme)
gegeben werden bis die Kinder die Moumlglichkeit haben Vorlieben fuumlr andere Geschmaumlcker
besonders fuumlr Gemuumlse und Obst auszubilden Zucker wird als Hauptrisikofaktor fuumlr die Entstehung
von Karies angesehen Der Konsum von gesuumlszligten Getraumlnken erhoumlht das Risiko fuumlr Karies (EU
Blueprint 2006 ESPGHAN 2008) Auszligerdem koumlnnen gesuumlszligte Getraumlnke den Appetit und somit den
Konsum von naumlhrstoffreicheren Lebensmitteln hemmen (EU Blueprint 2006 WHO 2009)
Honig kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten die mit Saumluglings-Botulismus assoziiert
werden Da der Gastrointestinaltrakt der Saumluglinge zu geringe Mengen an Saumlure enthaumllt um diese
Sporen abzutoumlten sollte Honig in der Ernaumlhrung des Saumluglings bis zum Alter von einem Jahr ver-
mieden werden (EU Blueprint 2006 ESPGHAN 2008)
Die Rolle der Salzaufnahme waumlhrend der Beikostzeit wurde bis jetzt noch nicht ausreichend
untersucht Untersuchungen zeigen jedoch dass eine hohe Natriumaufnahme uumlber die Nahrung den
Blutdruck bei Neugeborenen und Saumluglingen erhoumlhen kann Es wird daher angenommen dass
waumlhrend der fruumlhen Kindheit eine houmlhere Salz-Sensitivitaumlt besteht als im spaumlteren Leben (ESPGHAN
2008) Weiters kann salzhaltiges Essen in der fruumlhen Kindheit zu einer dauerhaften Praumlferenz dieser
Geschmacksrichtung fuumlhren (Stein et al 1996) ElternBezugspersonen sollen Beikost nicht nach
ihren eigenen Vorstellungen abschmecken
Ascorbinsaumlure (Vitamin C) foumlrdert die Absorption von Eisen aus pflanzlichen Quellen (Nichthaumlm-
Eisen) durch Reduktion von dreiwertigem Eisen (Fe3+) zu zweiwertigem Eisen (Fe2+) oder durch die
Bildung leicht absorbierbarer Fe3+-Ascorbinsaumlurekomplexe beziehungsweise durch die Hemmung der
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Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
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Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
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Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
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Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
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Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
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Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Bildung schwer absorbierbarer Eisenverbindungen Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und
Gemuumlse kann die Eisenverfuumlgbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern (Tabelle 4) Hingegen wird die
Absorption von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln unter anderem durch Phytate Polyphenole
und pflanzliche Proteine sowie durch Calcium in Milchprodukten vermindert (Lynch und Stoltzfus
2003)
Tabelle 4 Vitamin C-reiche Obst- und Gemuumlsesorten (BLS 301)
Vitamin C-reiches Gemuumlse
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Vitamin C-reiches Obst
[gt 24 mg Vitamin C pro 100 g]
Paprika
Fenchel
Brokkoli
Gruumlnes Blattgemuumlse (Spinat Mangold)
Kohlrabi
Beeren (Himbeere Erdbeere Heidelbeere Johannisbeere)
Mango
Zuckermelone
Zitrusfruumlchte
Bei den meisten Empfehlungen wird die Zugabe von Oumll vorgeschlagen wenn die Kost keine
ausreichende Menge an Fett enthaumllt Das kann sowohl auf selbst zubereitete als auch auf industriell
gefertigte Breie zutreffen Industriell hergestellte Breie koumlnnen Oumll auch als Zutat enthalten
ersichtlich in der Zutatenliste Neben der Zutatenliste sollte bei gekauften Breien auch die
Zubereitungsmethode beachtet und altersangepasste Produkte verwendet werden3
Damit Beikost eine Energiedichte von 1 kcalg erreicht ist es notwendig dass sie nicht zu duumlnnfluumlssig
ist und Fett oder Oumll (energiereich) enthaumllt (WHO 2009) Eine Zugabe von Fett oder Oumll in Breie die
ausschlieszliglich als Zwischenmahlzeit gedacht sind ist nicht notwendig
Beispiel (BLS 301)
200 g Karottenbrei ohne Zugabe von Oumll 015 kcalg
200 g Karottenbrei mit einem Essloumlffel Oumll 1 kcalg
Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind im Saumluglingsalter aufgrund des wachstumsbedingt hohen
Bedarfs von besonderer Bedeutung und werden als essenzielle Naumlhrstoffe angesehen Sie sind an der
3 Ein Bericht uumlber die Evaluierung der Kennzeichnung von Beikostprodukten (Ende 2009Anfang 2010) steht als
Download unter wwwrichtigessenvonanfanganat zur Verfuumlgung
30
Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
visuellen motorischen und kognitiven Entwicklung im Saumluglingsalter wesentlich beteiligt (Uauy und
Dangour 2009) Neben Linolsaumlure und α-Linolensaumlure koumlnnen auch die hochungesaumlttigten
Fettsaumluren Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure wegen des wachstumsbedingten hohen Bedarfs
im fruumlhen Saumluglingsalter bedingt essenzielle Naumlhrstoffe sein (DACH 2008) Deshalb sollte
Saumluglingsanfangsnahrung nach dem Vorbild der Muttermilch uumlber eine ausreichende Menge an
langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren Eicosapentaensaumlure Docosahexaensaumlure und Arachidonsaumlure
verfuumlgen Nach dem 6 Lebensmonat ist weiterhin auf eine ausreichende Aufnahme von langkettigen
ungesaumlttigten Fettsaumluren zu achten (Uauy und Dangour 2009) Fuumlr eine adaumlquate Aufnahme von
Docosahexaensaumlure schlaumlgt die Europaumlische Behoumlrde fuumlr Lebensmittelsicherheit 100 mg pro Tag fuumlr
Saumluglinge aumllter als 6 Monate vor (EFSA 2010) Langkettige ungesaumlttigte Fettsaumluren sind vor allem in
fetten Seefischen wie beispielsweise Lachs und in pflanzlichen Oumllen (Tabelle 5) enthalten
Die Zugabe geringer Mengen pflanzlicher Oumlle mit einem hohen Anteil an α-Linolensaumlure (z B Rapsoumll)
in die Beikost koumlnnte die endogene Synthese langkettiger ungesaumlttigter Omega-3-Fettsaumluren bei
gesunden Saumluglingen waumlhrend des Beikostalters erhoumlhen und ist einfach in der Durchfuumlhrung
Vorzugsweise Muttermilch aber auch Muttermilchersatzprodukte bleiben weiterhin die Haupt-
lieferanten von langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren (Schwartz et al 2009)
Das empfohlene Verhaumlltnis zwischen den langkettigen ungesaumlttigten Fettsaumluren Linolsaumlure und α-
Linolensaumlure fuumlr 4 bis 12 Monate alte Saumluglinge ist 71 Das Verhaumlltnis in Muttermilch schwankt
zwischen 51 und 151 Die Pflanzenoumlle Lein- Raps- Walnuss- Soja- Weizenkeim- und Olivenoumll
entsprechen am besten dem empfohlenen Verhaumlltnis (Tabelle 5) und sind aufgrund der Zusammen-
setzung besonders empfehlenswert (DACH 2008)
Tabelle 5 Verhaumlltnis Linolsaumlure α-Linolensaumlure pflanzlicher Oumlle (BLS 301)
Bezeichnung Linolsaumlure [g] α-Linolensaumlure [g]
Linolsaumlure α-Linolensaumlure
Leinoumll 13 54 0251
Rapsoumll 22 9 21
Walnussoumll 57 10 61
Sojaoumll 49 7 71
Weizenkeimoumll 53 7 81
Olivenoumll 8 1 111
31
Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
Vegetarische Kost
Eine vegetarische Kost (kein Fleisch Fisch oder Meeresfruumlchte sowie Produkte die diese
Lebensmittel enthalten) ist fuumlr Saumluglinge nicht empfehlenswert Wenn aus ideologischen Gruumlnden
Eltern oder Bezugspersonen diese Ernaumlhrungsform fuumlr den Saumlugling waumlhlen dann sollte das
Vorhaben mit einemeiner ArztAumlrztin beziehungsweise spezialisierten Ernaumlhrungsexpertenin
besprochen werden Eine vegetarische Ernaumlhrung muss gut geplant werden um eine adaumlquate
Entwicklung sicherzustellen Folgende Punkte sollten beachtet werden
Fleisch durch eiweiszligreiche pflanzliche Lebensmittel wie Tofu Huumllsenfruumlchte oder Huumlhnerei ersetzen (Craig und Mangels 2009)
Energie- und naumlhrstoffreiche Lebensmittel wie Huumllsenfruumlchte Tofu und Avocado verwenden (Craig und Mangels 2009)
Eine vegane (totaler Verzicht auf Lebensmittel tierischer Herkunft) und makrobiotische (vegane Kost
die auf der Weltanschauung des Zen-Buddhismus beruht) Kost koumlnnen bei Kindern aufgrund
gravierender Naumlhrstoffdefizite (z B Protein Calcium Eisen Jod Vitamine B12 B2 D) zu
Wachstumsverzoumlgerungen fuumlhren und sind fuumlr die Ernaumlhrung des Saumluglings nicht geeignet (Dagnelie
und van Staveren 1994)
32
Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
49 Sichere Zubereitung
Auf Sauberkeit bei der Zubereitung achten
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln
Durchkochen von bdquoRisikolebensmittelnldquo
Trennung roher und gekochter Lebensmittel bei Lagerung und Zubereitung
Lagern bei sicheren Temperaturen
Vor dem Kochen und Essen Haumlnde waschen
Hygienische Zubereitung von Beikostnahrung
Saumluglinge sind besonders gefaumlhrdet an einer Infektion durch verunreinigte Lebensmittel zu
erkranken (Koehler 2006) Ein sorgfaumlltiger Umgang mit und Zubereitung der Lebensmittel koumlnnen
dazu beitragen die Qualitaumlt der Speisen zu erhoumlhen und die Aufnahme an unerwuumlnschten Stoffen
(Keime Schimmelgifte) deutlich zu reduzieren Mikrobiologische Kontamination von Beikost ist ein
haumlufiger Ausloumlser von Durchfallerkrankungen bei 6 bis 12 Monate alten Saumluglingen (Bern et al
1992) Eine Kontamination der Speisen kann oft durch unsachgemaumlszlige Lagerung und Zubereitung der
Lebensmittel im Haushalt passieren4
Vor dem Zubereiten und Essen Haumlnde mit Seife und warmem Wasser waschen (Bezugsperson und Kind) (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Allgemeine Kuumlchenhygiene beachten Bei der Zubereitung der Beikost sollte auf sauberes Geschirr saubere Kuumlche und hygienisches Arbeiten geachtet werden (WHO 2007 Redmond and Griffith 2009)
Verwendung von hygienisch einwandfreiem Wasser und Nahrungsmitteln Vor allem bei Hausbrunnen ist auf die Wasserqualitaumlt zu achten Entspricht die Wasserqualitaumlt nicht der Trinkwasserverordnung BGBL I Nr 212001 (Nitratgehalt gt 50 mgL) sind natriumarme abgefuumlllte Waumlsser die fuumlr die Saumluglingsernaumlhrung geeignet sind zu verwenden Mit Beginn der Beikost muss Trinkwasser fuumlr Saumluglinge nicht mehr abgekocht werden
4 Es wird empfohlen Hygienerichtlinien in Beikostinformationen aller Art zu inkludieren Inhaltlich kann
empfohlen werden die oben erwaumlhnten Punkte zu adressieren
33
Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
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Richtig essen von Anfang an
Zubereitung
o Sorgfaumlltiger Umgang mit bdquoRisikolebensmittelnldquo (Fleisch Gefluumlgel Fisch Ei Milch und Milchprodukten) Ein sorgfaumlltiger Transport (Einhaltung der Kuumlhlkette) sowie eine sorgfaumlltige Zubereitung und Lagerung der Speisen koumlnnen den Gehalt an unerwuumlnschten Keimen deutlich reduzieren Rohe Lebensmittel sollten strikt von gekochten beziehungsweise essfertigen (Kaumlse Rohkost) Lebensmitteln getrennt werden um das Uumlbertragen von Keimen der rohen Lebensmittel auf die bereits gekochten Speisen zu verhindern (Kreuzkontamination) (AGES und BMG 2009)
o Beim Erhitzen in der Mikrowelle werden Lebensmittel ungleichmaumlssig erhitzt Speisen die sich von auszligen nur leicht erwaumlrmt anfuumlhlen koumlnnen im Inneren sehr heiszlig sein wodurch es zu Verbrennungen an Gaumen und Speiseroumlhre kommen kann (Dixon 1997 Budd 1992 James 1989 Sando et al 1984)
o Speisen und Getraumlnke sollen so weit wie moumlglich immer frisch zubereiten werden (WHO 2007 ESPGHAN 2004)
o Bei Verwendung von industriell hergestellten Breien die Zubereitungsanweisungen auf der Verpackung beachten
Lagerung
o Selbst zubereitete Speisen sollten sofort verbraucht oder portioniert eingefroren werden Einmal wieder aufgetaute Speisen duumlrfen nicht noch einmal eingefroren werden
o Zubereitete Speisen nicht uumlber laumlngere Zeit warmhalten Durch das Warmhalten besteht die Gefahr dass sich vereinzelt vorkommende Keime vermehren und Erkrankungen verursachen koumlnnen Nicht verzehrte Reste sollen weggeworfen werden
o Lebensmittel bei sicheren Temperaturen lagern Empfindliche Lebensmittel im kaumlltesten Bereich des Kuumlhlschranks (Glasplatte uumlber dem Gemuumlsefach) bei 5 degC lagern Fuumlr laumlngeres Aufbewahren sollten Lebensmittel und portionierte Speisen tiefgekuumlhlt werden Lagertemperatur mindestens -18 degC
o Bei Verwendung industriell hergestellter Breie sollten die Hinweise zur richtigen Lagerung auf der Verpackung beruumlcksichtigt werden
Weiterfuumlhrende Informationen
o Oumlsterreichische Agentur fuumlr Gesundheit und Ernaumlhrungssicherheit GmbH httpwwwagesat
o Bundesministerium fuumlr Gesundheit httpwwwbmggvat (Initiative bdquoRichtig und sicher kochen)
34
Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
410 Empfehlungen zu Fisch- Ei- Erdnuss- und Nusskonsum
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
4101 Empfehlung zum Fischkonsum
Fisch kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden wobei bei der
Zubereitung auf die sorgfaumlltige Entfernung der Graumlten geachtet werden sollte Zu meiden sind alle
rohen und schwermetallbelasteten Fische Belastete Fische sind vor allem fettreiche Raubfische die
am Ende der Nahrungskette stehen beispielsweise Schwertfisch Tunfisch Heilbutt und Hecht
Bei der Zubereitung ist auf ausreichendes Erhitzen zu achten der Fisch sollte auch im Inneren
vollstaumlndig gegart sein (Erhitzen auf 70 ndash 80deg C uumlber zehn Minuten)
Es gibt Hinweise darauf dass der Fischkonsum des Kindes im 1 Lebensjahr einen protektiven Effekt
auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen hat
Fisch kann ab Beginn des 5 Monats in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden (ESPGHAN
2008 WHO 2009) Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von
Fisch im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) Es gibt jedoch Hinweise darauf
dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer
Erkrankungen aufweist (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
Der Verzehr von rohem Fisch wird aus mikrobieller Sicht fuumlr Kleinkinder nicht empfohlen Neben
krankheitserregenden Keimen koumlnnen Fische auch parasitaumlr belastet sein Zu den haumlufigsten
Parasiten zaumlhlen Nematoden (Fadenwuumlrmer) (AGES 2009)
Fisch kann zur ernaumlhrungsbedingten Exposition mit Quecksilber beitragen Aufgrund der
Anreicherung von Quecksilber in der Nahrungskette sowie im Fettgewebe weisen fettreiche Raub-
fische wie Schwertfisch Tunfisch Heilbutt oder Hecht hohe Konzentrationen an Methylquecksilber
auf (EFSA 2004) Der Verzehr belasteter Lebensmittel oberhalb der Sicherheitsgrenze kann zu
moumlglichen Gesundheitsrisiken fuumlhren Methylquecksilber wirkt vor allem auf das Nervensystem und
die Gehirnentwicklung toxisch Die EFSA empfiehlt fuumlr Risikogruppen (Frauen im gebaumlrfaumlhigen Alter
Schwangere Stillende und Kleinkinder) die oben genannten Fischarten zu meiden (EFSA 2004)
35
Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
4102 Empfehlung zum Eikonsum
Ei kann mit Beginn der Beikost in die Ernaumlhrung des Saumluglings eingefuumlhrt werden jedoch sollte das
Ei gut erhitzt werden (70 ndash 80 degC uumlber zehn Minuten)
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung von Eiern im ersten
Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009 ESPGHAN 2008)
Rohe oder unzureichend erhitzte Eier sind potentielle Uumlbertraumlger der haumlufigsten schaumldlichen Lebens-
mittelkeime Salmonellen und Campylobakter weshalb Eier die fuumlr die Ernaumlhrung von Saumluglingen
bestimmt sind gut durcherhitzt werden sollten (EU Blueprint 2006)
Huumlhnerei ist eine gute Quelle fuumlr hochwertiges Eiweiszlig und Zink Der weist ein Protein-Energie-
Verhaumlltnis unterhalb von 32 g100 kcal (= maximale Empfehlung fuumlr die Proteinzufuhr laut DACH-
Referenzwerte fuumlr die Naumlhrstoffzufuhr) auf (BLS 301)
36
Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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Richtig essen von Anfang an
4103 Empfehlung zum Erdnuss-Nusskonsum
Erdnuumlsse und Nuumlsse (ganze Stuumlcke oder grob zerkleinert) sind im Saumluglings- und Kleinkindalter
aufgrund der Aspirationsgefahr zu vermeiden Durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche
koumlnnen Nuumlsse und Erdnuumlsse leicht in die Luftroumlhre und in tiefere Bereiche der Atemwege gelangen
Fein geriebene Erdnuumlsse und Nuumlsse als Zutat in diversen Speisen stellen kein Aspirationsrisiko dar
und erhoumlhen auch das Allergierisiko nicht
Fuumlr einen praumlventiven Effekt einer diaumltetischen Restriktion durch Meidung potenter
Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege (Evidenzklasse B) (DGAKI 2009)
ErdnuumlsseNuumlsse stellen somit aus allergologischer Sicht keine Gefahr dar (Evidenzklasse B) (DGAKI
2009) jedoch besteht eine hohe Aspirationsgefahr fuumlr Saumluglinge und Kleinkinder (WHO 2009 EU
Blueprint 2006)
Fremdkoumlrper-Aspiration bedeutet das ungewollte Eindringen eines Fremdkoumlrpers beispielsweise
einer Erdnuss in die Atemwege Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieses Krankheitsbild auch
sich verschlucken genannt Besonders haumlufig sind Kleinkinder betroffen Mehr als die Haumllfte der
dokumentierten Faumllle von Aspiration koumlrperfremder Gegenstaumlnde betrifft Kinder unter einem Alter
von 3 Jahren (Brkić 2007 Gregori 2008) Kinder zeigen generell die Tendenz Gegenstaumlnde in den
Mund zu nehmen (BfR 2009) und waumlhrend des Kauvorgangs zu reden oder herumzulaufen was das
Aspirationsrisiko erhoumlht Zusaumltzlich ist ihr Kauvermoumlgen durch das Fehlen der Molaren (Backenzaumlhne)
noch stark eingeschraumlnkt (Gregori 2008)
Kleine Lebensmittel (Nuumlsse Samen Koumlrner Beeren und Huumllsenfruumlchte) sind aufgrund ihrer runden
Form die am haumlufigsten ungewollt inhalierten Fremdkoumlrper (Gregori 2008 Goumlktas 2010 Brkić 2007)
und zeigen ein deutlich houmlheres Aspirationsrisiko als Spielzeug oder Spielzeugteile Besonders Nuumlsse
und Erdnuumlsse koumlnnen durch die geringe Groumlszlige und die oumllige Oberflaumlche leicht in die Luftroumlhre und in
tiefere Bereiche der Atemwege gelangen (BfR 2009)
Durch das ungewollte Aspirieren von Gegenstaumlnden besteht die Gefahr rezidivierender Bronchitiden
und Pneumonien oder eines Erstickungstodes Bei Verdacht auf eine Fremdkoumlrper-Aspiration sollte
immer eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
37
Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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Richtig essen von Anfang an
411 Allergien und Unvertraumlglichkeiten allgemein
Eine Restriktion von potent allergenen Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch oder Ei hat keine
positiven Auswirkungen hinsichtlich der Allergiepraumlvention Ein Weiterstillen waumlhrend der
Beikosteinfuumlhrung ist aus allergiepraumlventiver Sicht zu empfehlen
Hinsichtlich der Allergiepraumlvention wurde lange Zeit der Kontakt mit potenten allergenen Lebens-
mittel hinausgezoumlgert um einer fruumlhen Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergenen vorzubeugen
Deutsche Experteninnengesellschaften uumlberarbeiteten die ehemaligen Empfehlungen auf Basis
einer systematischen Literaturrecherche Dabei wurden 217 Studien die das kindliche Allergierisiko
untersuchten ausgewertet und Evidenzgrade bestimmt Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit
ergeben sich aktualisierte Ernaumlhrungsempfehlungen fuumlr die Primaumlrpraumlvention von Allergien (DGAKI
2009)
Aufgrund von fehlender Evidenz wird die Meidung von potenten Nahrungsmittelallergenen im 1
Lebensjahr nicht mehr empfohlen (Evidenzklasse B) Weiters gibt es keine gesicherten Belege fuumlr
einen praumlventiven Effekt durch eine Verzoumlgerung der Beikosteinfuumlhrung uumlber den Beginn des 5
Lebensmonats hinaus (Evidenzklasse A) Ein fruumlher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln kann
die orale Toleranz foumlrdern und Allergien vorbeugen Zur Praumlvention atopischer Erkrankungen sollten
Saumluglinge die ersten 4 Lebensmonate ausschlieszliglich gestillt werden (Evidenzklasse A) (DGAKI 2009)
Die neuen Empfehlungen zur Allergiepraumlvention gelten fuumlr gestillte und nicht gestillte Kinder mit und
ohne genetischer Vorbelastung fuumlr atopische Erkrankung Nicht gestillte Kinder ohne familiaumlre
Allergievorbelastung5 sollten normale Saumluglingsanfangsnahrung erhalten nicht gestillte Kinder mit
einer genetischen Vorbelastung sollten als Muttermilchersatz eine hypoallergene Nahrung in den
ersten 4 Lebensmonaten bekommen (DGAKI 2009)
Der Einfluss von Probiotika auf die Allergieentwicklung wird kontrovers diskutiert Es gibt derzeit
erste Hinweise bezuumlglich der praumlventiven Wirkung auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen eine
Empfehlung kann zum heutigen Zeitpunkt aber nicht ausgesprochen werden Von der Deutschen
Gesellschaft fuumlr Allergologie und klinische Immunologie wurde in der bdquoS3-Leitlinie Allergie-
5 Ein erhoumlhtes Allergierisiko definiert sich uumlber die familiaumlre Allergiebelastung Eine Vorbelastung besteht wenn
mindestens ein Elternteil undoder ein Geschwisterkind an einer Allergie leiden (DGAKI 2009)
38
Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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Richtig essen von Anfang an
praumlventionldquo keine Empfehlung zu Praumlbiotika hinsichtlich Allergiepraumlvention abgegeben (DGAKI
2009)
Derzeit gibt es wenig Evidenz dass Lebensmittel einzeln und schrittweise eingefuumlhrt werden sollten
Auf Basis der verfuumlgbaren Daten wird jedoch empfohlen dass immer nur ein neues Nahrungsmittel
eingefuumlhrt werden soll damit die Reaktionen auf die einzelnen Komponenten erkannt werden
koumlnnen (ESPGHAN 2008)
Hinweis Die Empfehlungen gelten nicht fuumlr bereits erkrankte Saumluglinge Saumluglinge die an einer
Nahrungsmittelallergie leiden sollten das ausloumlsende Lebensmittel nicht mehr zu essen bekommen
und es sollte eine ArztAumlrztin aufgesucht werden
39
Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
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Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
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Richtig essen von Anfang an
412 Zoumlliakie
Kleine Mengen von glutenhaltigem Getreide koumlnnen mit Beginn der Beikost gegeben werden Die
Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten zwischen Beginn des 5 Monats und Beginn des 7 Monats
waumlhrend des Weiterstillens kann der Entstehung von Zoumlliakie Diabetes mellitus Typ 1 und
Weizenallergie vorbeugen
Zoumlliakie ist eine lebenslange Unvertraumlglichkeit gegen das Kleberprotein Gluten im Getreide Das
Eiweiszlig fuumlhrt bei genetisch praumldisponierten Personen durch den Verzehr glutenhaltiger
Nahrungsmittel zu entzuumlndlichen Veraumlnderungen am Darm Zu den glutenhaltigen Getreidesorten
zaumlhlen Weizen Roggen Gerste Hafer Dinkel Gruumlnkern und Kamut Probleme bereiten auch
verarbeitete Lebensmittel die glutenhaltige Getreidesorten enthalten wie beispielsweise Brot
Backwaren Nudeln Knoumldel und panierte Lebensmittel Vertraumlglich sind Hirse Quinoa Buchweizen
Amarant Reis Mais und Kartoffeln (Vogelsang 2008)
Eine Therapie besteht aus einer strikten lebenslangen glutenfreien Diaumlt Eltern sollten beim Kauf von
Beikostprodukten auf die im Produkt enthaltene Getreideart achten Laut Beikostverordnung BGBI II
Nr 1331998 muumlssen nur glutenhaltige Produkte fuumlr unter sechs Monate alte Saumluglinge als
glutenhaltig gekennzeichnet werden Informationen fuumlr Betroffene gibt es bei der Selbsthilfegruppe
Arbeitsgemeinschaft fuumlr Zoumlliakie (wwwzoeliakieorat)
Das Krankheitsbild einer Zoumlliakie ist sehr unterschiedlich und reicht von schwerer Krankheit mit
klassischen Symptomen wie Durchfall Gewichtsverlust Mangelerscheinung Blaumlhungen bis hin zum
intestinal stummen Verlauf (Maumlki und Collin 1997)
Die klassische Form der Zoumlliakie manifestiert sich meist in fruumlher Kindheit Das Einsetzen der
Symptome beginnt nach der Einfuumlhrung von glutenhaltiger Beikost Haumlufig sind ein Mangel in der
Gewichtszunahme und ein Abweichen von der Perzentilenkurve zu beobachten Die betroffenen
Kinder sind oft blass und merkbar duumlnn mit einem vorgewoumllbten Abdomen zuruumlckgegangenem
subkutanen Fett und einer Reduktion der Muskelmasse Der Stuhl ist hell locker voluminoumls und
aufgrund der Fettmalabsorption uumlbelriechend (Fasano und Catassi 2001) Bei Verdacht sollte zur
Abklaumlrung eine Facharztaumlrztin konsultiert werden
Neuen Studienergebnissen zufolge wirkt sich die Einfuumlhrung von kleinen Mengen Gluten waumlhrend
der Stillphase praumlventiv hinsichtlich der Entwicklung einer Zoumlliakie aus Eine regelmaumlszligige Einfuumlhrung
von glutenhaltigen Lebensmitteln in den Speiseplan des Kindes waumlhrend der Stillzeit kann die
40
Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
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Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
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Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
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Richtig essen von Anfang an
Entwicklung im fruumlhen Kindesalter reduzieren (Ivarsson et al 2002) Ein moumlglichst langes
Weiterstillen nach der Beikosteinfuumlhrung kann moumlglicherweise auch einen protektiven Effekt auf die
Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 1 haben (ESPGHAN 2008 EFSA 2009 EU Blueprint 2006)
In Schweden zeigte sich ein Ruumlckgang der Zoumlliakieneuerkrankungen bezogen auf die Ausgangszahlen
nach Aumlnderung der nationalen Empfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung Die Empfehlung geringe
Mengen Gluten mit der Beikost bereits im 4 Lebensmonat anstatt im 6 Lebensmonat einzufuumlhren
wurde 1996 geaumlndert Mitte der 1990er Jahre konnte eine Verringerung der Zoumlliakieerkrankungen
beobachtet werden Begruumlndet wurde dieser Ruumlckgang durch den praumlventiven Effekt des Stillens
waumlhrend der Beikosteinfuumlhrung und durch die geringen Aufnahme an Gluten (Ivarsson et al 2002)
Bislang gibt es keine evidenzbasierte Zufuhrempfehlung fuumlr die Menge an Gluten In den
Positionspapieren von ESPGHAN und EFSA wird empfohlen waumlhrend dem 5 und 6 Lebensmonat
kleine Mengen an Gluten in die Beikost einzufuumlhren die Menge wird jedoch nicht genauer definiert
(ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Studien belegen dass die Menge an Gluten die zu Beginn der Beikost eingefuumlhrt wird die
Entstehung von Zoumlliakie wesentlich beeinflusst (Ivarsson et al 2002 Guandalini 2007)
In einer Studie (n = 1881) wurde der Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge glutenhaltiger
Lebensmittel bei der Einfuumlhrung von Gluten in die Beikost und dem Risiko fuumlr Zoumlliakie untersucht
Nach der Auswertung des Verzehrsprotokolls definierte die Arbeitsgruppe um Ivarsson folgende
Schwellenwerte 7 Gramm Mehl pro Tag wurden als Maximalwert fuumlr die erste Gabe Gluten und fuumlr
die folgenden 2 Wochen festgelegt 2 Wochen nach der ersten Glutengabe wurde der Schwellenwert
auf 16 g Mehl pro Tag angehoben Im Alter von 7 Monaten lag der Schwellenwert bei 58 g Mehl pro
Tag Die Schwellenwerte sind jene Werte ab wann das Risiko fuumlr die Entstehung von Zoumlliakie erhoumlht
wird Die Auswertung ergab dass die Einfuumlhrung von ge 7 g glutenhaltigem Mehl pro Tag uumlber eine
Dauer von 2 Wochen und eine anschlieszligende Steigerung auf ge 16 g Mehl pro Tag das Risiko fuumlr
Zoumlliakie im Vergleich zu kleineren Verzehrsmengen erhoumlht (OR 15 95 CI 11 21) Die
Glutenmenge die im 7 Monat eingefuumlhrt wurde zeigte keinen Einfluss auf die Entstehung von
Zoumlliakie Die Gabe von kleinen Mengen (lt 7 g) glutenhaltigen Mehls zu Beginn der Gluteneinfuumlhrung
ist mit einem geringeren Risiko assoziiert (Ivarsson et al 2002)
In derselben Studie konnte gezeigt werden dass Stillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung das Zoumlliakie-
risiko senkt Daruumlber hinaus konnte der Effekt erhoumlht werden wenn Saumluglinge nach der Gluten-
einfuumlhrung weitergestillt wurden (Ivarsson et al 2002)
Aktuell gibt es eine europaweite Studie (Prevent Celiac Disease wwwpreventceliacdiseasecom) die
unter anderem den Zusammenhang zwischen Zufuhrmenge und Zoumlliakieinzidenz untersucht
Erweisen sich die Ernaumlhrungsempfehlungen der Studie als erfolgreich werden neue europaumlische
Richtlinien zur Gluteneinfuumlhrung entwickelt
41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
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41
Richtig essen von Anfang an
Mengenempfehlung fuumlr die Gluteneinfuumlhrung
Da eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bis dato nicht vorliegt orientieren sich die Mengenangaben an
der Studie von Ivarsson et al
Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung sollten weniger als 7 g Mehl pro Tag gegeben werden (Tabelle 6) Nach 2
Wochen kann die Menge langsam erhoumlht werden Ein Weiterstillen waumlhrend der Gluteneinfuumlhrung
kann sich protektiv auf die Entstehung von Zoumlliakie auswirken
Beispiel fuumlr die Einfuumlhrung von glutenhaltigen Lebensmitteln Eine halbe Scheibe Zwieback in
Fluumlssigkeit aufloumlsen und bedarfsweise mit Obstpuumlree verfeinern
Tabelle 6 Fuumlr die Gluteneinfuumlhrung geeignet Lebensmittel
Lebensmittelmenge die weniger als 7 g glutenhaltiges Mehl enthaumllt
(geeignete Menge fuumlr die erste Gabe von glutenhaltigen Lebensmitteln)
frac12 Scheibe zuckerfreier Zwieback
Kleines Stuumlck Brot (ca 15g)
7 g rohe Teigwaren
6 g glutenhaltiges Getreide in Form von Flocken Grieszlig Mehl
42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
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Richtig essen von Anfang an
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42
Richtig essen von Anfang an
5 Ausblick
Die vorliegenden Beikostempfehlungen werden je nach wissenschaftlicher Datenlage regelmaumlszligig
aktualisiert und Aumlnderungen an die Experteninnenplattform kommuniziert Neueste Ergebnisse sind
auf der Projekthomepage (wwwrichtigessenvonanfanganat) abrufbar
Die vorliegende Experteninnenversion der oumlsterreichischen Beikostempfehlungen wurde fuumlr
ElternBezugspersonen adaptiert und in relevante Sprachen uumlbersetzt
Zur Effektivitaumltskontrolle sind Evaluierungen mittels Befragungen von Gesundheitsprofes-
sionisteninnen sowie von Eltern und Bezugspersonen geplant
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
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Information fuumlr Muumltter Vaumlter und alle die mit jungen Saumluglingen und deren Eltern arbeiten
Speculum 200725(3)24-28
43
Richtig essen von Anfang an
6 Anhang
61 Definitionen
Stillen
Muttermilch entspricht in der Zusammensetzung dem Bedarf des Saumluglings und versorgt den
Saumlugling in den ersten 4 ndash 6 Monaten bedarfsdeckend mit Energie Wasser und Naumlhrstoffen Weiters
ist Muttermilch auf die Verdauungskapazitaumlt und den Stoffwechsel des Saumluglings genau angepasst
und bietet einen umfassenden Infektionsschutz Stillen soll angestrebt und gefoumlrdert werden
(ESPGHAN 2008)
Falls nicht gestillt werden kann sollte Saumluglingsanfangsnahrung als Muttermilchersatz verwendet
werden Die Pre-Nahrung ist am besten an die Muttermilch angepasst und kann in den ersten 4
Lebensmonaten ad libitum gegeben werden Daruumlber hinaus koumlnnen Pre-Nahrungen zusammen mit
Beikost das ganze erste Jahr gegeben werden (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen
Gesellschaft fuumlr Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Ausschlieszliglich Stillen
Nur Muttermilch keine zusaumltzliche Gabe von Fluumlssigkeit oder Nahrung (WHO 2009)
Stillen ad libitum
Anlegen nach Bedarf des Kindes (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
Abstillen
Langsame Reduktion des Stillens (Ernaumlhrungskommission der Oumlsterreichischen Gesellschaft fuumlr
Kinder- und Jugendheilkunde 2000)
44
Richtig essen von Anfang an
Beikost
Beikost sind alle Lebensmittel und Fluumlssigkeiten auszliger Muttermilch Saumluglingsanfangsnahrung und
Folgenahrung die ein Saumlugling waumlhrend des ersten Lebensjahrs erhaumllt (ESPGHAN 2008) Beikost
kann beispielsweise Loumlffelkost oder Fingerfood sein nicht jedoch Flaschennahrung
Beikost sollte um das 6 Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes nicht jedoch vor Beginn
des 5 Monats bzw nach dem Ende des 6 Monats eingefuumlhrt werden (ESPGHAN 2008 EFSA 2009)
Saumluglinge
Kinder unter zwoumllf Monaten (EG-Richtlinie 2006125EG)
Kleinkinder
Kinder zwischen 1 Jahr und 3 Jahren (EG-Richtlinie 2006125EG)
45
Richtig essen von Anfang an
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