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Stichwort „Priming“ Lorenz Sichelschmidt Constanze Vorwerg 20. Januar 2005

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Stichwort „Priming“ Stichwort „Priming“

Lorenz Sichelschmidt

Constanze Vorwerg

Lorenz Sichelschmidt

Constanze Vorwerg

20. Januar 2005

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Priming – was ist das?Priming – was ist das?

allgemein

to prime: to prepare, to instruct in advance(esp. in how to ask or answer difficult questions)z.B. "The witness at the trial had been carefully primed by defence lawyers.“

priming: the preparation of a system for functioningÜbersetzungsvorschläge: Vorbereitung, Grundierung, Zündung…

spezifischpriming: Voraktivierung(in der kognitionswissenschaftlichen Domäne)

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Priming – was ist das?Priming – was ist das?

Verschiedene Definitionen von Priming

Lashley (1960: 498): “... subthreshold activation of a whole system of associations.“

Rickheit, Sichelschmidt & Strohner (2002: 42): „... ein Zeitmessungsverfahren, das sich auf Zeitdiffe-renzen, genauer: auf Reaktionszeit-Vorteile, richtet.“

Grimm & Engelkamp (1981: 41): “... bedeutet, dass durch die Produktion eines Wortes alle diejenigen Wörter in Bereitschaft gestellt, ‚vorgewärmt‘ werden, zu denen dieses Wort assoziative Beziehungen hat.“

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Priming – was ist das nun wirklich?Priming – was ist das nun wirklich?

Arbeitsdefinition von Priming

Priming bei der Sprachverarbeitung ist ein lokaler, kurzfristiger Kontexteffekt: Die Verarbeitung eines Kontext-Stimulus („prime“) beeinflusst die Verarbeitung eines nachfolgenden Ziel-Stimulus („target“).

Priming als...

Methode – eine experimentelle Verfahrenstechnik in der KognitionswissenschaftPhänomen – ein bei Informationsverarbeitung auf-

tretender Effekt (Explanans und Explanandum).

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Priming als PhänomenDer Priming-ProzessErklärungsansätze für PrimingAnwendungsbereiche von Priming

11

Priming als MethodePriming als Methode

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

1. Problem: Kognitive Prozesse sind nicht direkt beobacht-bar. Sie sind lediglich über Input-Output-Korrespondenzen (Stimulus-Response-Korrespondenzen) zu erschließen.

?S R

(vgl. Scharlau, Ansorge & Neumann, 2003)

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

1. Problem: Kognitive Prozesse sind nicht direkt beobacht-bar. Sie sind lediglich über Input-Output-Korrespondenzen (Stimulus-Response-Korrespondenzen) zu erschließen.

?S R

(vgl. Scharlau, Ansorge & Neumann, 2003)

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

2. Problem: Prozesse sind über ihr Ergebnis nur unzurei-chend rekonstruierbar. Prozessanalysen erfordern Maße, die während der Verarbeitung (‚on line‘) erhoben werden.

S R

REAKTIONSZEIT

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

2. Problem: Prozesse sind über ihr Ergebnis nur unzurei-chend rekonstruierbar. Prozessanalysen erfordern Maße, die während der Verarbeitung (‚on line‘) erhoben werden.

S R

REAKTIONSZEIT

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

3. Problem: Prozessverläufe sind über Reaktionszeiten nur pauschal erschließbar. Genaue Untersuchungen erfordern differenziertere Analysen („additive factors“-Ansatz).

S R

REAKTIONSZEIT

(vgl. Sternberg, 1966)

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Priming als MethodePriming als Methode

Hintergrund: Erforschung kognitiver Prozesse

3. Problem: Prozessverläufe sind über Reaktionszeiten nur pauschal erschließbar. Genaue Untersuchungen erfordern differenziertere Analysen („additive factors“-Ansatz).

S R

REAKTIONSZEIT

(vgl. Sternberg, 1966)

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Priming – das PrinzipPriming – das Prinzip

Messung von Reaktionszeit-Differenzen

„Priming-Effekt“: Reaktionszeit-Differenz als Maß für den Einfluss eines Kontext-Stimulus („prime“) auf die Verarbei-tung des Ziel-Stimulus („target“).

S (target)

(vgl. Neely, 1991)

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Priming – das PrinzipPriming – das Prinzip

Messung von Reaktionszeit-Differenzen

„Priming-Effekt“: Reaktionszeit-Differenz als Maß für den Einfluss eines Kontext-Stimulus („prime“) auf die Verarbei-tung des Ziel-Stimulus („target“).

K (prime) S (target)

Priming-Effekt

(vgl. Neely, 1991)

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Ruwe

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Löwe

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Löwe RT (reaction time)

Target R

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Tiger

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Löwe

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Priming-ParadigmaPriming-Paradigma

Beispielaufgabe: Lexikalische Entscheidung

Bei Darbietung des Target-Stimulus so schnell wie möglich durch Tastendruck angeben, ob es ein Wort ist ( ) oder nicht ( ).

t

Löwe Tiger

SOA (stimulus onset asynchrony)

RT (reaction time)

primingeffect

Prime Target Rsemanti-

sche Relation

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Der Priming-EffektDer Priming-Effekt

Verarbeitungs-Unterschied („Zeitersparnis“)

Die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target) modifizierender Effekt eines bestimmten Kontext-Stimulus (Prime). Mani-festiert sich meist als Verarbeitungszeit-Ersparnis; erlaubt Aussagen über Informationsverarbeitungsprozesse.

z.B. RT(Löwe): 676 ms (fiktive Zahlen)RT(Löwe) nach Tiger: 632 msRT(Löwe) nach Möwe: 639 ms

RT (Löwe) – RT (Tiger Löwe) semantischer Primingeffekt

RT (Löwe) – RT (Möwe Löwe) phonologischer Primingeffekt

44 ms

37 ms

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Der Priming-EffektDer Priming-Effekt

Verarbeitungs-Unterschied („Zeitersparnis“)

Die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target) modifizierender Effekt eines bestimmten Kontext-Stimulus (Prime). Mani-festiert sich meist als Verarbeitungszeit-Ersparnis; erlaubt Aussagen über Informationsverarbeitungsprozesse.

z.B. RT(Löwe): 676 ms (fiktive Zahlen)RT(Löwe) nach Tiger: 632 msRT(Löwe) nach Möwe: 639 ms

RT (Löwe) – RT (Tiger Löwe) semantischer Primingeffekt

RT (Löwe) – RT (Möwe Löwe) phonologischer Primingeffekt

44 ms

37 ms

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Priming missverständlichPriming missverständlich

Nicht immer wird Priming in der Literatur unmissverständlich dargestellt

Rickheit & Strohner (1993: 112): „...führt die Versuchs-person während der Sprachverarbeitung eine Zusatz-aufgabe durch, und die hierfür benötigte Reaktionszeit wird als Hinweis für die Aktivierung gemessen. Der Stimulus, dessen Aktivierung erschlossen werden soll, wird Prime genannt. Der Stimulus, der die Zusatzaufgabe hervorruft, heißt Target.“

??

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Priming als Methode

Der Priming-ProzessErklärungsansätze für PrimingAnwendungsbereiche von Priming

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Priming als PhänomenPriming als Phänomen

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Priming-VariantenPriming-Varianten

Andere Prime-Target-Relationen

phonologische bzw. graphemische Prime-Target-Relation(z.B. Mathey, Robert & Zagar, 2004)

t

Löwe Möwe

SOA (stimulus onset asynchrony)

RT (reaction time)

primingeffect

Prime Target Rphonologi-

sche Relation

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Priming-VariantenPriming-Varianten

Andere Prime-Target-Relationen

neutrale Relation, etwa durch ‚Null‘-Prime [ ], Nicht-Wort- [KTXO] oder Pseudowort (z.B. Rodd, 2004)

t

Löwe Muwe

SOA (stimulus onset asynchrony)

RT (reaction time)

primingeffect

Prime Target Rneutrale Relation

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Die Priming-Technik auf einen BlickDie Priming-Technik auf einen Blick

Effekt eines Kontext-Stimulus (Prime) auf die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target). Informativ ist vor allem der... Vergleich verschiedener Prime-Target-Relationen (z.B. neutral vs. semantisch)

Priming-Effekt

Prime Target

neutral

semant.

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Wiederholungspriming (direktes Priming) phonologisches oder orthographisches Priming syntaktisches Priming semantisches Priming

• Synonyme• "semantische" vs. "assoziative" Relationen• Homonymie und Polysemie

crossmodales Priming ( Wort-Bild-Interferenz) perzeptives Priming und konzeptuelles Priming (Lernen) affektives Priming

Prime-Target-RelationenPrime-Target-Relationen

Welche Relationen führen zu Priming-Effekten?

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Primes für die MausPrimes für die Maus

Sprachliches Priming: „Maus“ wird geprimt durch…

Wiederholungs-Priming MAUSPhonologisches Priming HAUSOrthographisches Priming HANSSyntaktisches Priming HIER KOMMT DIE…Assoziatives Priming ELEFANTSemantisches Priming KATZEEvaluatives Priming IGITT!

Modalitätsübergreifendes Priming

Gesprochen - geschrieben /maus/Bildliches Priming

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Priming-VariantenPriming-Varianten

Priming: Der Effekt eines Kontext-Stimulus (Prime) auf die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target). Dabei zahlreiche Realisierungsmöglichkeiten in Bezug auf...

Aufgabe (Art der Reaktion auf Target)

Priming-Effekt

Prime Target Reakt.

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Variation der AufgabeVariation der Aufgabe

Lexikalische Entscheidung (Wort / Nicht-Wort) über… ja / nein (z.B. Meyer & Schvaneveldt, 1971) go / no-go (z.B. Perea, Rosa & Gomez, 2002)

Semantische Entscheidung (Validierung), etwa zu... ⊕ ⊝ belebt / unbelebt (z.B. Raaijmakers, 2004) ⊕ ⊝ richtig / falsch (z.B. Halldorson & Singer, 2001)

diverse andere, darunter Silbenschätzen (z.B. Damian & Rahman, 2003) Evaluation (z.B. Storbeck & Robinson, 2004)

Verbalisieren ( ) je nach Target als… CAT lautes Lesen (z.B. Schiller, 2004) Bildbenennen (z.B. Meyer, Roelofs & Levelt, 2003)

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Priming-VariantenPriming-Varianten

Priming: Der Effekt eines Kontext-Stimulus (Prime) auf die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target). Dabei zahlreiche Realisierungsmöglichkeiten in Bezug auf...

Prime-Präsentation

Priming-Effekt

Prime TargetMaske

Aufgabe (Art der Reaktion auf Target)

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Variation der Prime-PräsentationVariation der Prime-Präsentation

Komplexität des Kontext-Stimulus * Wort-Prime (z.B. Ferretti, McRae & Hatherell, 2001) ** Satz-Prime (z.B. Ferretti, McRae & Hatherell, 2001) *** Text-Prime (z.B. Halldorson & Singer, 2002)

Maskierung des Kontext-Stimulus Prime-Überlagerung (z.B. Lupker & Kinoshita, 2003)

Salienz des Kontext-Stimulus f Prime-Frequenz (z.B. Borowsky & Besner, 1993) Signal-Rausch-Kontrast (z.B. Balota & Paul, 1996)P

Verarbeitung des Kontext-Stimulus ? Umgang mit Prime (z.B. Butler, Berry & Helman, 2004)

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Priming-VariantenPriming-Varianten

Priming: Der Effekt eines Kontext-Stimulus (Prime) auf die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target). Dabei zahlreiche Realisierungsmöglichkeiten in Bezug auf...

Prime-Präsentation

Priming-Effekt

Prime Target

SOA

Aufgabe (Art der Reaktion auf Target)

Dauer der SOA (stimulus onset asynchrony)

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Die Priming-Technik auf einen BlickDie Priming-Technik auf einen Blick

Effekt eines Kontext-Stimulus (Prime) auf die Verarbeitung des Ziel-Stimulus (Target). Informativ ist vor allem der... Vergleich verschiedener Prime-Target-Relationen (z.B. neutral vs. semantisch) Vergleich verschiedener SOAs (Intervall zwischen Prime- und Target-Beginn)

Priming-Effekt

Prime Target

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Priming als MethodePriming als Phänomen

Erklärungsansätze für PrimingAnwendungsbereiche von Priming

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Der Priming-ProzessDer Priming-Prozess

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GrundannahmeGrundannahme

Verarbeitung heißt: Aktivierung.

Sobald ein Wort gelesen wird, werden automatisch dieentsprechenden Wortknoten (im mentalen Lexikon) und die entsprechenden Begriffsknoten (im semantischen Gedächt-nis) aktiviert.

Sobald ein Wort gelesen...

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Der Priming-ProzessDer Priming-Prozess

Wann und wie lange wirkt ein Prime?

Vergleich des Priming-Effekts bei verschiedenen SOAs erlaubt Rückschlüsse auf den Zeitverlauf von Aktivierung.

Ein Priming-Effekt heißt: Zum Zeitpunkt der Verar-beitung des Targets war die Aktivierung des Prime hoch.

Priming-Effekt

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Der Priming-ProzessDer Priming-Prozess

Wann und wie lange wirkt ein Prime?

Vergleich des Priming-Effekts bei verschiedenen SOAs erlaubt Rückschlüsse auf den Zeitverlauf von Aktivierung.

Kein Priming-Effekt heißt: Zum Zeitpunkt der Verar-beitung des Targets war die Aktivierung des Prime

noch nicht oder nicht mehr hoch.

Priming-Effekt

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Vergleich verschiedener SOAsVergleich verschiedener SOAs

Priming-Effekt:

300 ms600 ms2000 ms

Maximum bei lexikalischer Entscheidungbei ca. 600 ms

(Neely, 1976)

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Vergleich verschiedener SOAsVergleich verschiedener SOAs

Priming-Effekt:

Aber nicht nurbahnende Effekte(„Zeitersparnis“),sondern auch hemmende („ne-gatives Priming“).

(Neely, 1976)

Außerdem: Unterschiedliche Maxima für unterschiedliche Priming-Arten (vgl. Logan, 1990).

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Ist Priming automatisch?Ist Priming automatisch?

„Semantisches Priming ist ein automatischer Prozess“

Dafür spricht: Die Aufgabe „lexikalische Entscheidung“ erfordert keinerlei semantische Analyse Auch bei sehr kurzen SOAs (ca. 30 ms) Priming-Effekte; das reicht nicht für bewusste Analyse.

Dagegen spricht: Die Aktivierungsverläufe können durch Erwartungen

beeinflusst werden. Auch bei semantisch nicht verwandten Stimuli sind

Priming-Effekte zu beobachten.

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Ist Priming automatisch?Ist Priming automatisch?

Neely (1977): Manipulation von Erwartungen: „Wenn BODY erscheint, kommt als Testwort ein Gebäude“ erwartet: BODY - DOOR unerwartet, aber verwandt: BODY – KNEE

Ergebnis: Bei erwarteten Stimuli: positives Priming bei kurzer SOA und bei langer SOA. Bei unerwarteten Stimuli: positives Priming bei kurzer

SOA, negatives Priming bei langer SOA.

Bei priming automatische und kontrollierte Prozesse: automatisch: Aktivationsausbreitung; kurzfristig

kontrolliert: Erwartungssteuerung; langfristig

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Priming als MethodePriming als PhänomenDer Priming-Prozess

Anwendungsbereiche von Priming

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Erklärungsansätze für PrimingErklärungsansätze für Priming

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Erklärungsansätze zu PrimingErklärungsansätze zu Priming

Unterscheidung

„The two kinds of priming do not seem to have much in common” (Tulving & Schacter, 1990: 305).

„Interestingly, associative and repetition priming differ considerably in their time course” (Humphreys, 1994: 282)

direktes Priming= Wiederholungspriming(identische Stimuli)

indirektes Priming= assoziatives Priming(verschiedene Relationen)

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Erklärungsansätze zu PrimingErklärungsansätze zu Priming

Wiederholungspriming

auch bei längerem Inter- vall zwischen Prime und Target (1 Tag .. 1 Jahr)

assoziatives Priming

nur bei kurzem Intervall zwischen Prime und Target (bis ca. 5 s)

Effekte sind additiv (Wilding, 1986)

„These results suggest that associative and repetition priming reflect different processes. Associative priming may reflect temporary activation within an associative or contextual recognition system. Repetition priming may reflect longer term persistence within a perceptual recognition system.“ (Humphreys, 1994: 282)

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Perzeptives Priming (direktes Priming)

Aufgabe z.B. fragment completion, Erkennung von Wörtern oder Objekten bei kurzer Präsentation

unbewusste Form des menschlichen Gedächtnisses, zur Erkennung von Wörtern und Objekten (Tulving & Schacter, 1990)

implizites Gedächtnis: weitere Gedächtnisform neben se-mantischem, episodischem und prozeduralem Gedächtnis

perzeptives Repräsentationssystem (PRS) auf prä-semantischer Ebene (dabei Subsysteme)

Wiederholungspriming ist i.d.R. wesentlich größer inner-halb derselben Modalität als zwischen Modalitäten perzeptive Erkennungssysteme modalitätsspezifisch

Erklärungsansätze zu PrimingErklärungsansätze zu Priming

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Konzeptuelles Priming (direktes Priming)

Aufgabe z.B. Beispiel für semantische Kategorie nennen (Vogel Adler; Assoziationen zwischen unrelatierten Wörtern)

Modifikation des semantischen Gedächtnisses semantisches Lernen (Tulving & Schacter, 1990)

Erklärungsansätze zu PrimingErklärungsansätze zu Priming

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Assoziatives Priming (indirektes Priming)

Prime dient als Kontext für Target;temporäre Aktivierung innerhalb eines assoziativen oder kontextuellen Erkennungssystems (Humphreys, 1994)

Assoziatives PrimingAssoziatives Priming

(vgl. McNamara & Holbrook, 2003)

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Assoziatives Priming: ErklärungAssoziatives Priming: Erklärung

1. Konzepte sind netzartig, doch nicht hierarchisch strukturiert. 2. Zusammen mit einem Konzept sind dessen semantische Merkmale gespeichert. 3. Die Konnektionen der Konzepte repräsentieren Assoziationsstärken.4. Wird ein Konzept aktiviert, breitet sich die Aktivie-rung entlang der Kanten auf Nachbarknoten aus. 5. Die Aktivierung eines Konzepts verfällt im Lauf der Zeit.

Hintergrund ist eine Theorie der Struktur des semantischen Gedächtnisses (Collins & Loftus, 1975). Grundannahmen:

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Klassisch: AktivierungsausbreitungKlassisch: Aktivierungsausbreitung

„spreading activation“ – Aktivierungsausbreitung (Collins & Loftus, 1975)

Struktur des semantischen (Langzeit-) Gedächtnisses: Konzepte als Knoten in Netzwerk repräsentiert, Merkmale als differenzierte (‚labeled‘) relationale Verbindungen (Pointer) vom Knoten zu anderen Konzeptknoten, Ver- bindungen sind selbst Konzepte

Priming: Aktivierung eines Konzepts führt zu einer sich entlang der Verbindungen ausbreitenden Aktivierung (un- bestimmter Tiefe) mit abnehmendem Gradienten (umge- kehrt proportional zur Assoziationsstärke),

Zusatzannahmen: Aktivierungsabnahme mit Zeit, Schwell- wert für das Feuern, Summation der Aktivierung

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Priming durch AktivierungsausbreitungPriming durch Aktivierungsausbreitung

1. Sobald das Kontextwort gelesen wird, werden auto- matisch die entsprechenden Wort- bzw. Begriffs-

knoten aktiviert.

2. Wenn das Target mit dem Prime verbunden ist (direkt oder über wenige ‚Zwischenstationen‘), kann sich Aktivierung vom Prime in Richtung Target so schnell ausbreiten, dass der dem Target entsprechende Begriffsknoten voraktiviert wird.

3. Wenn dann das Zielwort gelesen wird, wird dieses wegen der Voraktivierung schnell als Wort erkannt.

Collins & Loftus (1975)

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Alternativ: GedächtnisabrufAlternativ: Gedächtnisabruf

„retrieval“ – Gedächtnisabruf (Ratcliff & McKoon, 1988; Dosher & Rosedale, 1989)

Struktur: Aktuelle Inhalte im Arbeitsgedächtnis (KZG) haben Relation mit bestimmter Stärke zu entsprechenden Elementen im Langzeitgedächtnis (LZG).

Kombination multipler Cues (Hinweisreize) im KZG zu einem komplexen, integrierten Cue.

Priming: Bei Abruf wird Cue im KZG mit Information im LZG verglichen (globaler, passiver Prozess); Prime dient als Abrufhilfe.

Zusatzannahmen: Erkennung basiert auf Vertrautheits- urteil zu komplexem Cue; beeinflusst RT.

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Priming durch „compound cue“Priming durch „compound cue“

Ratcliff & McKoon (1988)

Konzepte im Arbeitsgedächtnis bilden einen ‚compound retrieval cue‘, der mit allen Inhalten des Langzeitgedächt- nisses abgeglichen wird. Infolge dieser cue-Bildung werden semantisch verbundene Prime-Target-Paare leichter aus dem LTM abgerufen als unverbundene. Die Leichtigkeit des Abrufs wird über Konnektionen unterschiedlicher Stärke zwischen STM- und LTM-Inhalten modelliert: Besonders stark sind Konnektionen zwischen STM-Inhalten und den semantisch mit ihnen assoziierten LTM-Inhalten. Je höher die Summe aller Konnektionsstärken, desto deut-licher fällt der Priming-Effekt aus.

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Priming durch „compound cue“Priming durch „compound cue“

Kritische Einwände gegen den ‚compound cue‘-Ansatz (Walenski, 2003): Nimmt für alle items gleiche Zahl von Konnektionen an. Führt bei Wiederholungs-Priming zu falschen Resultaten.

Empirische Indizien für den ‚compound cue‘-Ansatz (Ratcliff & McKoon, 1988): Versuchspersonen lasen Passagen wie

The still life would require great accuracy. The painter searched many days to find the color most suited to use in the painting of the ripe tomato. Dadurch wurden spezifische Eigenschaften von Toma- ten ‚geprimt‘ (tomatoes are red), irrelevante aber nicht.

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Semantisches Priming (indirektes Priming)

3 theoretische Mechanismen (Neely, 1991): "automatic spreading activation" (ASA): automatische

interne Erregungsausbreitung entlang assoziativer und semantischer Pfade; auch bei kurzem SOA

"expectancy-based priming": von bewussten Erwartungen und Strategien abhängige kontrollierte Erregungsausbreitung (z.B. Anderson, 1983); nur bei längerem SOA (Effekte der Informativität des Primes)

"post-lexical": postlexikalische Prozesse, z.B. Integra-tion von Prime- und Targetinformation

Semantisches PrimingSemantisches Priming

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Offene FragenOffene Fragen

Was ist mit der Annahme von Aktivierungsausbrei-tung oder von Konnektionsstärken gewonnen?

Wie ist das Zusammenspiel von automatischen undkontrollierten Prozessen zu modellieren?

Woran ist der Unterschied semantisch – assoziativ empirisch und theoretisch festzumachen?

Wie verhält sich (kurzfristiges) Priming zu (länger-fristiger) Habituierung („routinization“)?

Welches Kontext-Konzept steckt hinter der hier pro- pagierten Definition von Priming als Kontexteffekt?

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Noch mehr offene FragenNoch mehr offene Fragen

Symmetrie bei Priming?

Negative SOAs?

Erklärungen für „backward priming“?

Reichweite von „remote priming“?

Ist syntaktisches Priming wirklich syntaktisch?

und und und…

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Priming als MethodePriming als PhänomenDer Priming-ProzessErklärungsansätze für Priming

55

Anwendungsbereiche von PrimingAnwendungsbereiche von Priming

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Einige Anwendungsbereiche

Verarbeitung von (lexikalischer oder syntaktischer) Ambiguität

Worterkennung Leseforschung (Kontexteinflüsse, Inferenz) Sprachproduktion (Objektbenennung, lexikalischer

Zugriff) kognitive Verarbeitung bei bestimmten Erkrankungen

(z.B. Aphasie, Schizophrenie) selektive Aufmerksamkeit Bilingualität (mentales Lexikon, lexikalischer Zugriff) Dialog

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Beispiel: AmbiguitätBeispiel: Ambiguität

Zahlreiche übereinstimmende Evidenzen (z.B. Swinney, 1979), dass bei Homonymen zunächst alle Bedeutungen aktiviert werden:

Es gibt Priming-Effekte z.B. bei SCHLOSS – KETTE und auch bei SCHLOSS – PALAST.

Erst bei SOAs > 500 ms setzt kontextspezifische Hemmung ein.

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Beispiel: TextverstehenBeispiel: Textverstehen

Priming und Textrezeption (Keenan & Jennings, 1995)

Im ‚Konstruktions-Integrations‘-Ansatz (Kintsch 1988) wer-den zwei Mechanismen postuliert, um Konzepte zu akti-vieren, die nicht explizit im Diskurs angesprochen werden:

Assoziation und Inferenz (hier: „word-based priming“)

Konsolidierung (hier: „text-based priming“)

Word-based priming setzt in der Konstruktions-phase früh und abrupt ein; die Effekte sind kurzlebig.

Text-based priming setzt in der Integrationsphase spät und allmählich ein; es hat langfristige Effekte.

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Beispiel: TextverstehenBeispiel: Textverstehen

Konstruktions-Integrations-Ansatz (nachKintsch, 1988)

(aus Rickheit,Sichelschmidt

& Strohner, 2002)

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Beispiel: TextverstehenBeispiel: Textverstehen

Keenan & Jennings (1995)

(vielen Dank an Philip Schröder!)

Die Bank hat keine Zweigstellen.

Word-based-priming:

(bank, sitzen)

(bank, geld)

Text-based-priming:

Sitzgelegenheit geblockt

Geldinstitut konsolidiert

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Priming und Dialog: Pickering & Garrod

Alignment as a result of a largely automatic process

Priming syntaktischer Strukturen im Dialog (Branigan, Pickering & Cleland, 2000) vergleichbar zu Priming bei isolierter Satzproduktion (Bock, 1986)

Priming im Dialog: Verarbeitung einer Äußerung aktiviert bestimmte Repräsentation und erhöht so die Wahrschein-lichkeit, dass die Person in der Folge eine Äußerung produziert, welche auf dieser Repräsentation beruht

Ein ressourcenfreier und automatischer Prozess Aktivierung ähnlicher Repräsentationen: Alignment auf

verschiedenen Ebenen

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Priming und Dialog: Pickering & Garrod

Alignment as a result of a largely automatic process

Priming aktiviert Repräsentationen (nicht nur Verstehens- oder Produktionsprozeduren)

Priming läuft auf verschiedenen Ebenen ab (lexikalisch, syntaktisch etc.)

Alignment auf einer Ebene führt zu Alignment auf einer anderen Ebene (gleiche Wortwahl oder semantische Relationen verstärken syntaktisches Priming)

Aber: „fully specified theories of how such priming ope-rates are not available for all levels“ (Pickering & Garrod, 2004: 176)

Priming: zentraler Mechanismus bei Alignment

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