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Störungen der kindlichen Sprachentwicklung
Prof. Dr. Petra Schulz
9. Sitzung am 7.6.2011
Spezifische Sprachentwicklungsstörung
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Übersicht
� Abschluss: Phonologische Störungsmerkmale
� (Lexikalische und) semantische Störungsmerkmale REFERAT
� SSES und Subtypen
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Allgemeine Hinweise zu Referaten� Gliedern Sie Ihr Referat („Überblick“), BEVOR Sie
anfangen Folien zu füllen/Text zu produzieren.
� Anfangsfragen: � Was sind die Hauptpunkte, die Sie hervorheben möchten?
� Können Sie Ihre Hauptaussage in 2 Sätzen formulieren?
� Leitfragen:� Wie hängen die einzelnen Teile Ihres Referats zusammen?
� Ist die Anordnung sachlogisch adäquat und für die Zuhörer nachvollziehbar?
� Fragen zum Schluss:� Auf welche Punkte kann ich verzichten? Welche lenken ab?
� Kann ich jeden Begriff/jedes Ergebnis erklären?© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 20114
Gliederung eines Referats � Überblick
Angabe der Haupt(gliederungs)punkte des Referats
� HAUPTTEIL – klassisch/empirisch� Theoretischer Hintergrund
� Stand der Forschung zu diesem Thema
� Studie(n): Hypothesen, Probanden, Methode, Durchführung, Beispiele der Methode (z.B. Testitems), Ergebnisse (deskriptiv, statistisch)
� Schlussfolgerungen
� ZusammenfassungPrägnante Auflistung der Haupterkenntnisse
� Fragen /Aufgabe für die Zuhörer© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 20115
Hinweise zu Referaten in ppt� Generelles Prinzip
Die Folien sind nicht ihre Notizen zu dem, was Sie alles sagen möchten, sondern eine Strukturhilfe für die Zuhörer: � Wichtiges zusammenfassen
� Ergebnisse/Beispiele/Designs etc. illustrieren
� Formales� Jede Folie hat eine Überschrift (keine 1.1 Nummerierung)
� Keine ganzen Sätze
� Gestaltung: auf Lesbarkeit achten, Farben, Grafik etc. zur Unterstützung einsetzen, Schrift nicht Times New Roman
� Bullets etc. nutzen, um Aspekte der gleichen Kategorie zu bündeln
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 20116
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 20117
Take home examBearbeiten Sie bitte beide Aufgaben schriftlich (Times New Roman oder Arial, 12 pt, 1,5-zeilig, Seitenrand jeweils 2,5 cm, Umfang: mind. 1000 Wörter, Wortzahl anfügen, als Papierausdruck).
Abgabe: bis zum 8.7.2010 schriftlich (Postfach oder Sekretariat)
1.Finden Sie zu einem der im Seminar besprochenen Themen (ab 4. Sitzung) einen weiteren linguistischen, empirisch basierten Artikel einer der dort genannten/zitierten Autoren.
2.Fassen Sie den Artikel systematisch zusammen.
3.Diskutieren Sie ggf. Mängel/Widersprüche zu Ergebnissen im Seminar und Lücken/weitergehende Fragen.
4.Entwerfen Sie eine Nachfolgestudie für das Deutsche (inkl. Angaben zu Hypothesen, Methode, Beispielitems, Probanden), die Ihrer Meinung nach zur Erkenntnis über Sprachstörungen beitragen können.
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Phonologie
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Phonologische Störungen: Produktion1. Verlangsamte Überwindung phonologischer Prozesse
z.B. Dieb als [bip] im Alter von 7 Jahren
2. Ungewöhnliche phonologische Prozesse
3. Asymmetrische Entwicklung
4. Lautpräferenz
© Petra Schulz Störungen der kindlichen
Sprachentwicklung SS 2011
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© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Fazit: Phonologie - Produktion
Phonologische Störungen sind nicht rein artikulatorisch bedingt
Sprachproduktionen bei phonologischen Störungen sind regelgeleitet
Phonologische Defizite sind nicht nur rein verzögerungsbedingt zu erklären
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Phonologie: Perzeption I
� Phonemdiskrimination bei Risikogruppen:Die Deutsche Sprachentwicklungsstudie GLAD
� Sig. Unterschied zwischen einmonatigen Kinder mit Risiko für SES/LRS und Kindern ohne Familienrisiko in der elektrophysiologischen Unterscheidung des Kontrasts da – ga (Mismatch Negativity, MMN) (Nubel et al., 2002)
� Spätere Late Talker unterscheiden mit 4 Monaten anders als sprachunauffällige Kinder nicht zwischen da – ga (Head-Turn Technique) (vgl. Schulz, 2007)
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Phonologie: Perzeption II
� Phonemdiskrimination bei Kindern mit SES
� Sig. niedrigere MMN-Amplituden bei 5-10jährigen Kindern mit SES (Uwer et al., 2002; in Vorb.) für die Silbenkontraste da – ba, ga, keine Unterscheidung bei Sinustonkontrast
� Nach Training von ba – pa Kontrasten durch künstliche Längung können Kinder mit SES diese Phoneme diskriminieren (Merzenich et al., 1996; Tallal et al., 1996)
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© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Fazit: Phonologie - Perzeption
Sehr frühe kindliche Fähigkeit der Diskrimination unterschiedlicher Phonempaare
Kinder mit LRS/SES-Risiko und Kinder mit SSES zeigen Schwäche in der automatischen akustischen Diskriminierung einfacher Phonemkontraste
Sprachspezifisches akustisches Diskriminationsdefizit auf basalem Informationsverarbeitungsniveau, unabhängig von Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis
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(Lexikalische und) semantische Störungsmerkmale
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 201114
Untersuchte Phänomene, die Kindern mit SSES Probleme bereiten
Telizität und Verbbedeutung generell (Englisch, German)
Definite vs. indefinite Artikel (Englisch)Universelle Quantoren (Englisch, Deutsch)Exhaustivität in w-Fragen (Englisch, Deutsch)
15© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Untersuchte Phänomene, die Kindern mit SSES Probleme bereiten
Telizität und Verbbedeutung generell (Englisch, German)
Definite vs. indefinite Artikel (Englisch)Universelle Quantoren (Englisch, Deutsch)Exhaustivität in w-Fragen (Englisch, Deutsch)
16© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Zustandsveränderungen
prozessorientiert
Bedeutung von VerbenEreignistypen
resultativ
(Pustejovsky 1991, 1995, Schulz & Wittek, 2003)
Zustände
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Prozessorientierte Zustandsveränderungen
Prozess-Verben (raufklettern)
• Endzustand oft implikatiert, aber nicht notwendig:
Er kletterte den Berg rauf, aber er erreichte die Spitze nicht.
• Bei Partikelverben prominenter Prozess mit ambiger Partikel markiert (rauf, runter, hin)
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© Petra Schulz Störungen der kindlichen
Sprachentwicklung SS 2011
Endzustand spielt unterschiedliche Rolle bei resultativen und Prozess-Verben
Resultative Zustandsveränderungen
Telische Verben (aufmachen)
• Endzustand notwendig:
�Er hat die Tür aufgemacht,
• Prominenter Endzustand oft mit resultativer Partikel markiert (auf, zu, an, ab)
aber sie ist nicht offen.
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Telicity (Telizität)
TelischTelische Verben bezeichnen Ereignisse mit einem inhärenten Endpunkt
� resultative Zustandsveränderung (aufmachen, aufessen)
AtelischAtelische Verben bezeichnen Ereignisse ohne inhärenten Endpunkt
� Zustände (krank sein), Prozesse (lachen), prozess-orientierte Zustandsveränderung (hochklettern)
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
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Verstehen von telischen VerbenDiese Frau wollte mit dem Kind Lego spielen. Guck, da ist ihre Hand und da ist die Schachtel mit den Legos. Und dann...
Hat sie'se aufgemacht?Endzustand
Ja.
KeinEndzustand
Hat sie'se aufgemacht?
Nein.
21© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
10095,3
82,8
45,3
92,2
64,1
100
78,1
96,9
89,1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Endzustand Kein Endzustand
An
zah
l ko
rre
kte
r A
ntw
ort
en Erwachsene
Zweijährige
Drei- und Vierjährige
Drei- und Vierjährigemit SES
Fünf- bis Achtjährigemit SES
aufmachen - Anzahl korrekter Antworten
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Exhaustivity in wh-questions
23© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Wer sitzt auf einem Stuhl?
© Wojtecka
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© Wojtecka
Wer sitzt wo? 25© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Wer isst was?
Child A: Fisch.
Child F: Schwester, Bruder, Oma, Opa
Child LP: Oma isst Apfel, Junge mach ess ’lade und Mädchen trink ess nane, Opa ess Fisch.
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Wer gibt wem was?
© Wojtecka
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Comprehension of exhaustive wh-questions
10094 97 95
87
76
43 45
95
85
68
78
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
wh-alles single wh paired wh triple wh
Cor
rect
res
pons
es
Adults
4-year-olds TD
5 year-olds TD
n.s. p=.05n.s.n.s.
Post hoc tests, Bonferroni
(Schulz, Blume, Schuler & Wojtecka, in prep.)28
87
76
43 45
72
59
28 26
95
85
68
78
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
wh-alles single wh paired wh triple wh
Cor
rect
res
pons
es
4-year-olds TD
5 year-olds SLI
5 year-olds TD
Comprehension of exhaustive wh-questions
n.s.
Post hoc tests, Bonferroni
n.s.
n.s. n.s.
p<.01
n.s.
p=.06
p<.001
29
Incorrect answers to single wh-questions
0
20
40
8 3 6
1336
9
4
2
Per
cent
age
of e
rror
s
others
singleton
plural
Who is sitting on a chair?
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Incorrect answers to paired wh-questions
01020304050607080
7 3 7
16 18 13
13 52
5 29
9
Per
cent
age
of e
rror
s
other
one subject
object list
subject list
single pair
plural pair
4 year-old TD 5 year-old SLI 5-year-old TD
� Different error pattern for SLI children and TD children
Who is sitting where?
31© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
© Petra Schulz Störungen der kindlichen Sprachentwicklung SS 2011
Fazit: Semantik
Persistierende und qualitative Beeinträchtigung des Verblexikons bei Kindern mit SSES bis zum Alter von 7 Jahren
Defizite in der zielsprachlichen Interpretation von exhaustiven w-Fragen bei Kindern mit SSES bis zum Alter von 8 Jahren
Bis ins Grundschulalter inkorrekte semantische Repräsentationen
Optionalität der Anwendung von (Interpretations-) Prinzipien und der Präsenz formaler Merkmale
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SLI: Domain-general or domain-specific impairment? (van der Lely 2005)Beantworten Sie in der Kleingruppe eine der folgende Fragen und bringen Sie Ihr Ergebnis schriftlich mit:1.Wie ist die domänen-spezifische Sicht von SSES definiert? Welche Argumente unterstützen diese Position?
2.Wie ist die domänen-übergreifende Sicht von SSES definiert? Welche Argumente unterstützen diese Position?
3.Was ist G-SLI? Was lässt sich Ihrer Ansicht nach aus der Existenz von G-SLI für die übergreifende Frage „domain-general or domain-specific impairment“ ableiten?
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