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Studien fiber die Permeabilitiit der Meningen. II. Mitteilung. Die Permeabilitiit der luetischen Erkrankungen. Von Prof. Fr. K. Walter. (Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik Rostock-Gehlsheim. -- Direktor: Prof. Rosen/eld. ) (Eingegangen am 19. Februar 1925.) Inhalt. a) Methodisches. b) Die Konstanz des Permeabilitatsquotienten. (P.-Q.) c) Die Permeabilit~t der luetischen Erkrankungen. a) Methodisches. In der ersten Mitteilung habe ich eine Methode zur quantitativen Bestimmung der Permeabilit~t der Meningen beschrieben. Weitere Erfahrungen damit haben eine kleine Abgnderung als zweckmg~ig er- scheinen ]assen: Bei Liquoren mit sehr geringem Eiweii~gehalt dauert die flockige Ausf~llung bei Zusatz yon 10 und sogar 15 proz. Metaphosphor- sgurel6sung oft recht lange, und auch dann habe ich es in einzelnen Fgllen erlebt, dal~ sich nach Zusatz der Goldchloridl6sung nach einiger Zeit eine ganz leichte Opalescenz bemerkbar machte. Deshalb erhitze ich in diesen Fi~llen die L6sung unter Verschlu~ des Reagenzr6hrchens ganz kurz bis zum Kochen und lasse sie dann sofort wieder unter fiieI~endem Wasser erkalten, um ein Eindampfen zu vermeiden! Es ist ferner zweckmgI~ig, recht dichtes Filtrierpapier zu nehmen oder nicht gleich die ganze Menge in den Filter zu giel~en, sondern sich zuerst nur den Filter vollsaugen zu lassen, wodurch die Maschen offenbar infolge Quellung der Papierfasern dichter werden, und erst dann den Rest in den Filter zu schfitten. Auf diese Weise ist man vor st6renden Triibungen durch kleinste Reste yon Eiwei~ gesichert. Es ist ferner zu beachten, dal~ die sehr hygroskopischen, wasserklaren Phosphor- si~urekrystalle dutch Wasseraufnahme schnell undurchsichtig und triibe werden. In diesem Zustand sind sie zur Eiwei~f~llung unbrauchbar, wenigstens soweit sie hygroskopisch vergndert sind. 1) Nach Abstreifen des huI~eren undurchsichtigen Teiles kann man aber den guten er- haltenen klaren inneren Teil noch benutzen. 1) Anm.: Vgl. 51achtrag!

Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

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Page 1: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

Studien fiber die Permeabilitiit der Meningen. II . Mitteilung.

Die Permeabilitiit der luetischen Erkrankungen.

Von Prof. Fr. K. Walter.

(Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik Rostock-Gehlsheim. - - Direktor: Prof. Rosen/eld. )

(Eingegangen am 19. Februar 1925.)

Inhalt. a) Methodisches. b) Die Konstanz des Permeabilitatsquotienten. (P.-Q.) c) Die Permeabilit~t der luetischen Erkrankungen.

a) Methodisches.

In der ersten Mitteilung habe ich eine Methode zur quantitativen Bestimmung der Permeabilit~t der Meningen beschrieben. Weitere Erfahrungen damit haben eine kleine Abgnderung als zweckmg~ig er- scheinen ]assen: Bei Liquoren mit sehr geringem Eiweii~gehalt dauert die flockige Ausf~llung bei Zusatz yon 10 und sogar 15 proz. Metaphosphor- sgurel6sung oft recht lange, und auch dann habe ich es in einzelnen Fgllen erlebt, dal~ sich nach Zusatz der Goldchloridl6sung nach einiger Zeit eine ganz leichte Opalescenz bemerkbar machte. Deshalb erhitze ich in diesen Fi~llen die L6sung unter Verschlu~ des Reagenzr6hrchens ganz kurz bis zum Kochen und lasse sie dann sofort wieder unter fiieI~endem Wasser erkalten, um ein Eindampfen zu vermeiden! Es ist ferner zweckmgI~ig, recht dichtes Filtrierpapier zu nehmen oder nicht gleich die ganze Menge in den Filter zu giel~en, sondern sich zuerst nur den Filter vollsaugen zu lassen, wodurch die Maschen offenbar infolge Quellung der Papierfasern dichter werden, und erst dann den Rest in den Filter zu schfitten. Auf diese Weise ist man vor st6renden Triibungen durch kleinste Reste yon Eiwei~ gesichert. Es ist ferner zu beachten, dal~ die sehr hygroskopischen, wasserklaren Phosphor- si~urekrystalle dutch Wasseraufnahme schnell undurchsichtig und triibe werden. In diesem Zustand sind sie zur Eiwei~f~llung unbrauchbar, wenigstens soweit sie hygroskopisch vergndert sind. 1) Nach Abstreifen des huI~eren undurchsichtigen Teiles kann man aber den guten er- haltenen klaren inneren Teil noch benutzen.

1) Anm.: Vgl. 51achtrag!

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Ft. K. Walter: Studien tiber die Permeabilitiit der Meningen. 193

Als einen wesentliehen Fortsehrit t muB ich es bezeiehnen, dab mir (dureh Entgegenkommen der Notgemeinschaft) seit einigen l~Ionaten das neue Biirkersche Tauehcolorimeter zur Veffiigung steht. Ich habe eine Reihe yon Paralleluntersuchungen mit diesem und dem Autenrieth- sehen angestellt, die in Tabelle 1 aufgeffihrt sind. Sie enthMt nut die Permeabilit~tsquotienten ohne alle anderen Daten.

Tabd le Z

Bi~rker Autenrieth Bi~rker Autenrieth Nr. 1 . . . . 3,51 3,69 t Nr. 8 . . . . 3,41 3,71

,, 2 . . . . 3,65 4,00 t ,, 9 . . . . 2,73 2,67 ,, 3 . . . . 1,60 1,30 ,, 10 . . . . 2,94 2,90 ,, 4 . . . . 1,96 1,52 ,, 11 . . . . 2,10 2,20 ,, 5 . . . . 2,32 1,77 , 12 . . . . 2,93 2,86 ,, 6 . . . . 3,00 3,15 ~ ,, 13 . . . . 2,73 2,69 ,, 7 . . . . 2,85 2,82 [ ,, 14 . . . . 3,19 3,47

Die Differenzen werden also im allgemeine~l um so grSBer, je welter sich P.-Q. yon der Norm (3,00) entfernt. Ein Fall, der naeh Autenrieth eine abnorm niedrige, nach Bi~rker aber eine normale Permeabilit~t aufwies, ist der letzte. Sowohl bei diesem wie bei den fibrigen mit st~rkeren I)ifferenzen (Nr. 2, 3, 4, 5 und 8) lagen die Werte entweder fiir Serum und Liquor oder doch fiir einen yon beiden am unteren Ende des Autenriethschen Keils, der die Testl6sung enthMt. Es ist lunge bekannt, dab gerade hier die grSBten Fehlerquellen gegeben sind.

Eine andere Gefahr, auf die ich sehon naehdrficklieh in der ersten Mitteilung hingewiesen habe, ist dureh die aneinander geldtteten Seiten- fl~chen der TrSge gegeben. Die Kittsubstanz reduziert das Goldbromid ziemlich schnell und ~ndert damit die Fiirbung. Wenn aueh durch Paraffinisierung der Ecken diese Fehlerquelle geniigend ausggeschaltet werden kann, t r i t t doch bei dem notwendigen h~ufigen S~ubern der TrSge leicht eine Lockerung oder teilweise LSsung des Paraffins einI Bei dem Bfirkerschen Colorimeter sind demgegenfiber alle Gef~Bteile nur durch gegenseitiges Aneinanderpressen befestigt. Dadureh f~llt die erw~hnte Fehlerquelle ganz fort. Ich trage daher aueh kein Bedenken, die Biirkerschen Werte ffir die riehtigen zu halten und werde hierin dutch weitere reiehliche Erfahrungen und auch durch den Vergleieh der L6sungen mit bloBem Auge best~rkt.

Ein weiterer Vorteil hegt darin, dab die TestlSsung beim Bfirker. sehen Colorimeter nur 1 ccm betr~gt gegenfiber ca. 12 ccm beim Auten- rieth. Bei der immerhin relativ leichten Ver~nderliehkeit der Goldbromid- 15sung, wenigstens innerhalb yon Tagen und Woehen, is~ eine 5ftere Erneuerung der Testl6sung wiinschenswert. Sie ist bei Bi~rker sehr viel einfaeher und naturgem~B auch billiger. Zwar betrachte ich es als einen sehr groBen Vorteil der Brommethode, dab es dabei nur auf

Z. f. d. g, Neut. u. Psych, XCVII. 13

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194 Fr. K. Walter:

relative Bromwer~e (Liquor zu Serum) ankommt, so dab Veri~nderungen der TestlSsung, solange sie die Vergleiehung nicht st0ren, beztiglieh der Ermittlung yon P..Q. keine Fehlerquelle bedeuten; will man aber die Schwankungen des absoluten Bromgehalts im Liquor und Serum n~her studieren, so muB man schon h~ufig neue TestlSsungen anfertigen. Aus diesem Grunde babe ich sie in letzter Zeit stets am Tage der Unter- suehung selbst friseh hergestelltZ).

Sehlie~lieh gestattet das Bfirkersehe Colorimeter, aueh bei kiinst. lichem Lieht zu arbeiten, w~hrend dies beim Autenriethschen kaum m(iglich ist. Alles in aUem kann ich jedem, der mit der Brommethode arbeiten will, nur dringend raten, sich des neuen Instrumentes zu be- dienen.

Eine gute Kontrolle fiir die eolorimetrische Bestimmung ist, wie schon angedeutet, der Vergleieh der Liquor- und SerumlSsung mit bloBem Auge. Bei einiger ~bung erkennt man einigermaBen aus- gesprochen pathologische F~lle (etwa P.-Q. unter 2,60 und fiber 2,40) sofort als solche, ebenso einwandfrei normale. Grenzwerte und genauere Bestimmung sind natfirlieh nur mit dem Colorimeter mSglich.

b) Die Konstanz yon P.-Q.

In der ersten Mitteilung wies ich auf die Tatsache hin, dab der Permeabilit~tsquotient bei der angegebenen Versuchsordnung (5 Tage 3 cg Bromnatrium auf 1 Pfund Ki~rpergewieht) eine feste GrSl3e sei, die in engen Grenzen sehwankt (zwisehen 2,90 und 3,30), dab ihre Konstanz bei t~ngerer Bromdarreichung abet noeh fraglich w~re, da m6glicherweise eine Anreicherung des Broms im Serum infolge des gesteigerten osmotischen Druekes zu einem, nieht nur absolut, sondern auch relativ st~rkeren ~ber t r i t t in den Liquor fiihren kSnnte, wodurch P.-Q. kleiner wiirde.

Diese Vermutung hat sich in den bis jetzt spezieU daraufhin unter- suchten FMlen nicht best~tigt. Tabelle 2 gibt die Resultate yon 4 Pa- tienten, die bei fortlaufender Bromgabe mehrmals punktiert wurden.

1. Lepoldi, weibl. Epi.

2. Briitigam, weibl. Epi.

3. Nordkrohn, m~nnl. Pa.

4. Behrmann, m~nnl. Pa.

Tabelle 2.

nach 5 ,, 37

nach 5 ,, 21

Tagen . . . . . 3,65 P.-Q. ,, . . . . . 3,63 P.-Q.

Tagen . . . . . 3,51 P.-Q. ,, . . . . . 3,92 P.-Q.

naeh 5 Tagen . . . . . 2,17 P.-Q. ,, 10 . . . . . . . 2,21 P.-Q.

nach 6 Tagen . . . . . 2,24 P.-Q. ,, 9 . . . . . . . 2,01 P.~

1) Meine friiheren diesbeziiglichen Angaben bediirfen deshalb einer gewissen Korrektion, wenn sic aueh prinzipiell zutreffen.

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Studien ~iber die Permeabilitiit der Meningen. 195

Ieh habe die absoluten Bromwerte ffir Liquor und Serum aueh bier fort- gelassen, weft ieh die Testl6sung noch nich~ vor jeder Untersuchung neu angesetzt hatte, so dab sie wahrscheinlieh kein ganz richtiges Bild fiber die ~ d e r u n g der absoluten Bromkonzentration geben. Es muB vor- lgufig dahingestellt bleiben, ob die st~rkste I)ifferenz im Fall 2 auf tatsgehliche ~ d e r u n g der Permeabilit~t zurfickzufiihren ist -- sieher ist es, dab solche vorkommen -- oder auf Reehnung der Methode zu setzen ist. Auf jeden Fall liegt hier keine Erniedrigung, sondern eine ErhShung yon P.-Q. vor, also das Gegentefl yon dem, was in den F~llen evtl. erwartet wurde. Aus diesen Befunden daft man wohl schlieBen, dab die Konstanz yon P.-Q. eine sehr groBe, ja wahrscheinlieh absolute ist. Sollten sich die Befunde weiterhin bestgtigen, so wiirde die Unter- suchungsmethode dadureh jedenfalls erleichtert und die genaue Ein- haltung der ursprfinglich vorgeschriebenen Bromdosis naeh Zeit und Menge unn6tig. Es sei schon hier darauf hingewiesen, dab andere Beobaehtungen, auf die ich sp~ter zurfickkommen werde, daffir sprechen, dab eine durch pathologisehe Verhgltnisse bedingte iibermgBige pl6tz- liehe Anreieherung yon Brom (z. B. durch Blutung) im Liquor bei intakter Barriere sehr sehnell wieder auf die Norm herabgesetzt wird.

c) Die Permeabilitdt der luetischen Erkrankungen.

Wenn ieh jetzt dazu fibergehe, meine Erfahrungen mi$ der Brom- methode bei einze]nen Krankheiten mitzuteilen, so mOchte ich yon vornherein betonen, dab selbstverstgndlich absehlieBende Ergebnisse, vor allem Prozentzahlen, noeh nicht gegeben werden k6nnen! Vor- aussiehtlieh wird es noeh langer Untersuehungsreihen bedfirfen, bevor solehe m6glieh sind. Trotzdem ergeben sieh schon jetzt eine Reihe interessanter Gesiehtspunkte und Ausblieke.

Da wir in Mecklenburg relativ wenig Lues haben, ist die Gesamr der untersuchten Luetiker noeh klein. Sie betr~gt 34, davon shad 18 Paralytiker, 2 Tabesfi~lle, 5 F~lle yon Lues eerebri, 3 diagnostisch zweifelhafte F~lle, w~hrend die fibrigen iiberhaupt keine oder doch keine mir der Lues zusammenhgngenden nerv6sen St6rungen aufweisen.

Zuerst gebe ieh in folgendem ganz kurze Auszfige aus den Kranken- geschichten der Paralyse- und TabesfMle, um einen Vergleieh der Permeabilitg~spVfifung mit dem klinisehen Bild und den serologisehen Befunden zu erm6glichen. Das ist um so notwendiger, als etwa die Hglfte der Patienten mehrmals untersueh~ wurde und sieh dabei ~mderungen yon Q.x) ergaben, die nur aus dem Verlauf der Kranldaeit verst~ndlich werden.

FaU 1. Priebe, 50j~hriger Schweizer. Infektion wahrscheinlieh 1916. Auf. nahme Oktober 1924. Befund: Pupillen reeht~ weiter als links, Liehtreaktion und

1) Q. = p..Q. = Permeabilitgtsquotient.

13"

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196 Fr. K. Waltcr:

Konvergenzreaktion stark herabgesetzt. Pa~.-R. - - , Ach.-S.-R. - - , Romberg + , Dysarthrie + . Manisch erregt, ausgesprochen expansiv. Punktion: 10. XI. 1924. Liquor klar, 522/3 Zellen, Phase I + + , Alb. : 1,33o/0o, Wassermann-Liquor + + + - ~ Wa.-Blut -b+-b-}-, P.-Q. = 1,74.

5. bis 14. XIL 1924. 10real Malariaanfall. KSrperlieh gut vertragen, bleibt binterher leicht euphorisch, ~uBert abet keine GrSBenideen mehr, ziemlich stumpf.

31. I. 1925 (9 Woehen nachMalaria) 2. Punktion: Liquor klar, 37/3 Zellen, PhaseI + + , Albumen 0,750/00, Wa.-Liquor + + + + , Wa.-Blut + - ~ + + , P.-Q. = 2,33.

Zusammenfassung: Bei der 1. Untersuehung sind s~tmtlichc Reaktionen in guter ~bereinstimmung mit dem schweren klinischen Bfld ungewShnlieh stark positiv. Q. zeigt dementsprechend einen extrem niedrigen Wert (die hSehste Steigerung tier Permeabilit~t, die ich bisher bei Paralyse land). Nach der Malaria sind Zellen- EiweiBgehalt erheblich zuriickgegangen. P.-Q. ebenfalls deutlich gebessert, aber noch recht niedrig.

Fall 2. Mosel, 29j~hriger Dachdecker. Infektion 1916, 6 Wochen vor Auf- nahme, erregt mit GrSl3enideen. Aufnahme 7. X. 1924. Befund: PupiUen rechts

links. Lichtreaktion und Konvergenzreaktion prompt. Sehnenreflexe lebhaft, lciehtes Vibriercn der Stimme, sonst neurologisch o. B. Motorisch ruhig, leieht kataleptiseh, auf Befragen GrSBenideen. Zeitweise akustische Halluzinationen. In diesem Zustand 1. Punktion am 7. X. 1924: Liquor klar. Zellen: 115/3, Phase I ~ , EiweiBgehalt 0,5~ Wa.-Liquor 0,1 -~, 0,25 ~ - - ~ , Wa. im Blur ~ - ~ - b , P.-Q. ~ 2,32. Bis 7. XIL 1924 10 Malariaanf~lle mit Fieber bis 40 ~ Kur ziem- lich gut vertragen, nur zuletzt zeitweisc etwas unklar. Hatte schon vor Beginn der Malariakur Wahnideen korrigiert und teilweise Krankheitseinsicht gebabt.

20. I. 1925 (6 Woehen nach Malariakur) 2. Punktion: Liquor klar, Zellen: 36]3, Phase I - - , EiwciB 0,2~ Wa. im Liquor ~- ~- ~- -~, Wa. im Blur ~ -b-~ ~-, P.-Q. ~ 3,00. Psychisch his jetzt ruhig, aber etwas stumpf.

Zusammenfassung: In der ersten akuten Phase ergab Punktion ziemlich star- ken serologischen Befund und erhebliche erhShte Permeabilit~t. Bei der zweiten Punktion (nach Malaria) ist eine deutliche Besserung des Liquorbefundes zu ver- zcichnen, P.-Q. ist normal geworden. Psychiseh war entschiedcn ebenfalls eine Besserung eingetreten.

Fall 3. Pick, 51j~hriger Uhrmacher. Infektion 1912. Aufnahme 13. X. 1924. Patient war seit 6 Monaten zunehmend ver~ndert. Seit 14 Tagen gewaltt~ttig und expansiv. Befund: Pupillen ziemlich eng, rechts ~ links, Lichtreaktion herab- gesetzt, Konvergenzreaktion erhalten. Deutliche Dysarthrie, Achilles.-R. rechts etwas starker als links, Pat.-R. ~ , Romberg angedeutet. Starke motorische Un- ruhe; laut; zahlrciche GrSBenideen, ideenfliichtig. Punktion: 4. XII. 1924. Liquor klar, Zellen 124/3, Phase I ~-, Albumen 1,0O/o0, Wa. im Liquor ~ - ~ - ~ , Wa. im Blut ebenfaUs ~--~-b-~. P.-Q ~--2,68. EndeDezember 10malMalariaanfaU mit Fieber bis 40,3. Hinterher psychisch ruhig, euphorisch. Auf Befragen zuerst noch expansive Ideen ge~uBert, bald darauf nicht mehr.

26. I. 1925 (4 Wochen nach Malaria) 2. Punktion: Liquor klar, Zellen 18/3, Phase I (%), EiweiB 0,50/00, Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,25 - - , 0,5 -~-~-~, Wa. im Blut + ~ - ~ - . P.-Q. -~ 2,73.

30. i: 1925. in ziemlich ruhigem Zustande abgeholt. Nach 5 Tagen wegen Er- regung wiedergebracht.

Zusammenfassung: Klinisches Bild und scrologischer Befund bei 1. Unter. suchung stark pathologiseh, P.-Q. dagegen nur m~Big stark herabgcsetzt. Bei 2. Untcrsuchung ist P.-Q. nicht nennenswert gebcssert, w~hrend serologisch eine deutliehe Assanierung und psychisch eine Bcruhigung eingetreten ist, welch letz- tcre alIerdings nur kurze Zeit anhielt.

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Studien fiber die Permeabilitat der Meningen. 197

Fall 4. Prandt, Postbeamter, geb. 1884. Infektion 1907. Seit 1918 nerv6s, seit 1920 vergel~lich, aufgeregt, maehte mehrere ttg- und Salvarsankuren durch. 1. Aufnahme 26. X. 1920. Pupillen rechts ~ links, Lichtreaktion herabgesetzt, Konvergenzreaktion erhalten. Pat.- u. Aeh.-R. fehlen. K/iltehyper/~sthesie. Psychiseh affektlabil und nrteilsschwach. Punktion 30. X. 1920. Zellen: 249/3, Phase I + + , Eiweif~ 4' (Nissl), Wa. im Liquor + + + + , Wa. im Blut + + + + . 11. I. 1921 entlassen.

2. Aufnahme 28. IX. 1921. Hatte wieder leichten Dienst versueht, wegen VergeBliehkeit nicht brauchbar. 1. XI. 1922: Wa. im Blut + + + + . Sublimat + Salvarsaninjektionen. In ruhigem Zustande entlassen.

3. Aufnahme 30. I. 1923: Hatte mehrere leiehte Anf~lle. Befund: Reduzierter K6rperzustand, deutliehe SpraehstSrung, euphorische Demenz mit GrSl~enideen. Punktion 31. I. 1923: Zellen 50/3, Phase I + , EiweiB 1', Wa. im Liquor + + + + .

Januar 1924: Pneumonie und schwere Armphlegmone. Darnach deutliehe Bes- serung in k6rperlieher und psyehiseher Hinsicht.

9. IV. 1924 Punktion. Zellen 39/3, Phase I + , EiweiB 2', Wa. im Liquor + + + + , im Blur + + + + , P.-Q. = 2,87.

Mai 1924: 8real Malariaanfall, danach gut erholt, Spraehst6rung besser. 20. VII. Punktion. Zellen 13/3, Phase I + , Eiweil3 0,50/00, Wa. im Liquor + + + + , Wa. ira Blur + + + + , P.-Q. 3,35. 20. I. 1925 Punktion: Zellen 33/3, Phase I + , EiweiB 1,17~ Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,5 + + + + , Wa. im Blur + + - ] - + . P.-Q. ~ 3,19. Besserung in psyehiseher Hinsicht nicht weiter fortgescbritten, eher in letzter Zeit geringe Versehleehterung. Patient ist dement, euphoriseh.

Zusammenfassung: Der fast normale P.-Q. am 9. IV. 1924 entsprieht einer deutlichen klinisclien Remission. Liquorbefund dagegen noch m/~Big stark possitiv. Etwa 8 Wochen nach Malariabehandlung hat sich serologischer Befund kaum ge~ndert. P.-Q. ist auffallend in die HShe gegangen. Zu gleicher Zeit deutliehe k6rperliche und wenn auch geringe psychisehe Besserung. Bei der 3. Untersuehung hat sieh, abgesehen veto Wassermann, der serologisehe Befund und aueh wohl der psychische Zustand versehleehtert. Ebenso ist P.-Q. niedriger geworden, bleibt aber noch normal. Die P.-Q.-Werte entspreehen im allgemeinen dem klinisehen Befund besser als dem serologischen.

Fall 5. Galiski, 36jiihriger Arbeiter. Infektion unbekannt. 1. Aufnahme 7. VII. 1922 wegen akuter Erregung. Pupillen fiber mittelweit, Liehtreaktion - - , Romberg 4 , Pat.- u. Ach.-S.-R. fehlen. Starke Ataxie, Analgesie der Unter- schenkel, lanzinierende Sehmerzen, Par~sthesien im Leib, psyehiseh hypoehon- drische Einstellung, ruhig.

10. VII. 1922 Punktion: Zellen 565/3, Phase I + 4 , EiweiB 4', Wa. im Liquor 0,1 4 , 0,25 + + - b - t - im Blut + + - 4 - + . Naeh einiger Zeit entlassen.

26. IV. 1923: 2. Aufnahme. Sehmutzig, urrrein. Maximale Ataxie beider Beine, affektlabil. Seit Januar 1924 psyehisch weitgehende Remission, sonst Status idem. In diesem Zustand 3. XI. 1924 Punktion: Zellen 38/3, Phase I (+), Eiweil~ 0,25 ~ Wa. im Liquor 0,1 4 , 0,25 -[--4-++, Wa. im Blur +-4-+-4-. P.-Q. = 2,68.

Zusammenfassung: Einem m/~Big starken Liquorbefund entspricht hier eine m~13ig starke ErhShung der Permeabiliti~t. Die Paralyse zeigt gute Remission, die Tubes in vorgesehrittenem Stadium ziemlich stationer.

Fall 6. Baschen, Malersfrau, geb. 21. X. 1893. Infektion unbekarmt, wahr- seheinlieh abet l~nger als 7 Jahre zuriickliegend. Patientin ist kinderlos ver- lieiratet. Seit Anfang 1924 allm/~hlich leistungsunf~hig, vergeBlich und zitterig geworden. Aufnahme 30. X. 1924: M~13iger Erniihrungszustand, sehlaffe Ge- siehtsziige, Pupillen links welter als rechts, Lichtreaktion fehlt, Konvergenz- reaktion herabgesetzt. Lebhafte Sehnenreflexe, Tremor der Zunge und der Hande.

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198 Ft. K. Walter:

Starke Dysarthrie, m~Bige Ataxie. Psychiseh erhebliche Demenz und Merkschw~ehe. Ziemlich affektlabil. 6. XI. 1924 Punktion: Zellen 151/3, Phase I -b-b, Eiweil3 0,75~ Wa. im Liquor % ~ % ~ - , im Blur - ~ - ~ - , P.-Q. _~ 2,97. Dezember 1924:8 mal Malariaani~lle. Hinterher sehr schwach. Mitre Januar 1925 mehrere kleine Pa.-Anf~lle, danaeh am 26. I. Exitus.

Zusammenfassung: Hier finder sieh also bei stark positivem serologisehen Befund und offenbar progressivem klinisehen Verlauf ein normaler P.-Q. Es besteht also ein ausgesproehener WiderspruehZ).

Fall 7. Malkow, Arbeiter, geb. 8. XII. 1884. Infektion uubekannt. Sep- tember 1920 akute Erregung. 1. Aufnahme 6. X. 1920: Pupillen rechts = links, Lichtreaktion herabgesetzt, Konvergenzreaktion herabgesetzt, Sehnenreflexe leb- haft. Psychiseh leicht expansiv erregt. M~i3ige Demenz. 30. X. 1920 Punktion: Zellen 340/3, Phase I -~, Eiwei~ 2', Wa. im Liquor ~--~ -~ %, Wa. im Blur ~- % % ~-. Behandlung: Salvarsaninjektionen in Carotis. 5. I. 1921 in leidlicher Remission entlassen.

2. Aufnahme 17. IX. 1921: Anfangs mal]ige Erregung, die schnell abklingt, dann stumpf, euphorisch. Januar 1922 10mal Malariaanfall. Psychisch gleieh- m~Big, dement, euphoriseh. 24. IV. 1924 Punktion: Zellen 10/3, Phase I(-}-), Eiweil3 1', Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,25 -~%~-, 0,5 ~%-~ . Wa. im Blur %-{--b~-- P.-Q. = 3,10.

23. VII. 1924 Punktion: Zellen 2/3, Phase I(-[-), EiweiB 0,30/00, Wa. im L iquo r - - , Wa. im B l u r - - . P.-Q. ---- 2,95.

5. XII. 1924 Punktion: Zellen 4/3, Phase I (~) , Eiweii3 0,250/00, Wa. im Liquor - - , Wa. im Blur - - . P.-Q. = 3,18. Klinisches Bfld ist seit 21/2 Jahren stationer geblieben.

Zusammeniassung: Dem station~ren klinisehen Bflde und dem fast normalen serologischen Befund entspricht ein normaler P.-Q.

Fall 8. Jogenssen, Kapit~n, geb. 1. II. 1873. 1906 lnfektion, 3real Schmier- ]cur. 1. Aufnahme 10. XI. 1915. War Ende 1914 nerv6s geworden. Kurz vor Auf- nahme Pa.-Anfall. Befund: Pupillen reehts ~ links, Lichtreaktion -~-, Ken-. vergenzreaktion ~-. Pat.- u. Aeh.-S.-R. herabgesetzt, Romberg angedeutet.

12. XL 1925 Punktion: Zellen 8/3, Phase I (-~), Wa. im Liquor ~ - , Wa. im Blur nieht untersueht. W~thrend Beobachtung 1 real Anfa]l, seitdem dement, aber vSllig ruhig. 18. VIII. 1915 entlassen.

2. Aufnahme 24. 1H. 1921. War dauernd ruhig, aber stumpf gewesen. Be- fund: unver~ndert.

25. II. 1921 Punktion: Zetlen 12/3, Noune (~) , Eiwefl3 2 ~, Jauuar 1922 9real Malariaanfall. 24. VII. 1924 Punktion: Zellen 9/3, Phase I - - , Eiweil3 0,2%o, Wa. im Liquor - - , Wa. im Blur - - . P.-Q. = 3,00. 5. XIL 1924 Punktion: Zellen 5/3, Phase I - - , Eiweifl 0,25%0, Wa. im Liquor - - , Wa. im Blur ~ , P.-Q. --- 2,89. Psychisch dauernd vS]]ig station~res Bfld.

Zusammenfassung: Dem station~ren klinisehen Bild und normalen sero- logisehen Befund entspricht ein normaler P.-Q.

Fall 9. Wohlpart, Arbeiter, geb. 7. VI. 1873, Infektion unbekaImt. Seit 1919 hypochondriseli, reizbar, Ged~chtnisabnahme. 1. Aufnahme 16. VL 1922: Pu- pillen rechts = links, Liehtreaktion - - , Konvergenzreaktion herabgesetzt. Tremor der Hande, leichte Dysartrie; psyehiseh dement, euphorisch.

19. VI. 1922 Punktion: Zellen 148/3, Phase I - ~ - , Eiweil3 (nlcht untersucht) Wa. im Liquor 0,1 ~--~. 0,25 ~-~-~--~, Wa. im Blut 0,1%~-, 0,4 ~ - ~ - . Sep-

z) Leider ist die Permeabilit~tsuntersuchung in diesem Fall nicht ganz sicher, da die MSglichkeit der Verwechslung des Blutes besteht. Ich habe mieh aber fiir verpflichtet gehalten, den Befund trotzdem mit aufzufiihren.

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Studien ~iber die Permeabilitat der Meningen. 199

tember 1922: 10real Malariaanfalh Langsame Erholung danach. 30. XII. 1922 in ruhig dementem Zustand entlassen.

15. I. 1923 2. Aufnahme, weil er Kinder zu Hause schlug. Behind: psyehisch und kSrperlich unverandert.

7. IV. 1924 Punktion: Zellen 33/3, Phase I (4 ) , ]~iweifl 2', Wa. im Liquor (nicht untersueht), Wa. im Blut ~ q - ~ - ~ , P.-Q. ~ 2,55. 16. XII. 1924 Punk- tion: ZeUen 5/3, Phase I - - , Eiweil~ 0,33%o, Wa. im Liquor - - , Wa. im Blut

-~ + , P.-Q. ~ 3,00. Psychischer Zustand unverandert. Zusammenfassung: Dem stationaren kllnischen Bfld und bis auI ma~ige EiweiB-

erhShung normalem Liquorbefund entspricht bei der letzten Untersuchung nor- maler P.-Q. Gegenfiber der ersten Untersuchung hat sich sowohl P.-Q. als auch serologischer Befund gebessert.

Fall 10. Dimm, Arbeiter, geb. 7. VII. 1877. Infektion 1898. Beginn der :Erkrankung Herbst 1917. 1. Aufnahme 17. XIL 1917. Befund: Rechte Pupille welter als ]hake, Lichtreaktion herabgesetzt, Konvergenzreaktion ~-. Pat.-S.-R. rechts etwas starker als links. Dysarthrie. Romberg - - . Psychisch affektlabfl, Merkfahigkeit herabgesetzt. 28. XII. 1917 Punktion: Zellen 350/3, Phase I - b + , EiweiB 31/2 ', Wa. im Liquor ~ - ~ - ~ , Wa. im Blut ~-~-W~. Salvarsan- und Quecksilberkur. 2. VL 1918 Paralytischer Anfa]l. Seit 1919 stationares klinisches Bild mit stumpfer Euphorie.

Mai 1924 Malariakur. 17. XII. 1924 Punktion: Zellen 8/3, Phase I - - , Ei- weil] 0,25~ Wa. im Liquor his 0,25 - - , Wa. im Blut - - . P.-Q. ~ 2,83.

Klinisches Bfld hat sich in den letzten Jahren nieht verandert. Zusammenfassung: Dem stationaren klinischen Bild und negativen sero-

logischen Befund entspricht fast normaler P.-Q. Fall 11. Garstadt, Offizier, geb. 17. X. 1882. 1901 Infektion. Mehrere Kuren.

Marz 1919 Pa.-Anfall. 1. Aufnahme 25. I IL 1919. Behind: Pupillen rechts weiter als links, Lichtreakt;ion--, Konvergenzreaktion -~, Pat.-S.-R. 4 , Ach. S.-R. - - , leichte Dysarthrie, geringe Hypalgesie. Psyehiseh maBige Euphorie. 28. III . 1919 Punktion: Zellen 68/3, Phase I ~ , EiweiB (?), Wa. im Liquor 0,1 + -bq- , Wa. im B l u t - ~ + ~ . Behandlung mit Sulfoxylatinjektionen. 20. LVI. 1919 entlassen.

2. Aufnahme 2. X. 1919 wegen Pa.-Anfall. Pat.-R. herabgesetzt. Sonst Status idem. Behandlung: Carotisinjektionen yon Salvarsan. 2. V. 1920 Punk- tion. ZeUen 30/3, Phase I (-b). EiweiB (?), Wa. im Liquor ~ - q - - ~ , Wa. im Bint - - . Sachs-Georgi -~.

1. VI. 1920 in leidlicher Remission entlassen. 3. Aufnahme 5. L 1921. Kommt freiwillig. War inzwischen als Sekretar

tatig. Sublimat-, Salvarsan- und Hg,-Behandlung. Wird nach einiger Zeit affekt- labfl, dann stark expansiv. 23. II . 1921 Wa. im Bint ~ + ~ - + . 21. IL 1922 Malaria 5 real AnfaU. Wegen KoUapses muB Kur abgebrochen werden. 30. IV. 1922 gut erholt, Wa. im Blut ~ - ~ 2 r . 13. V. 1922 in guter Remission entlassen.

4. Aufnahme 31. III . 1924: Kommt freiwiUig. Remission hat angehalten. 14. IV. 1924 Punktion: Zellen 6/3, Phase I - - , EiweiB 1/4., Wa. im Liquor 0,1 ~ , 0,25 -t-, 0,5 -~-~. Wa. im Blur - - , P.-Q. -~ 3,40.

Zusammenfassung: Der seit 2 Jahren anhaltenden weitgehenden Remission und dem bis auf sehwachen positiven Wassermann im Liquor negativen serolo- gischen Beflmd entspricht ein sogar fiber den Durehsehnitt hoher P.-Q.

Fall 12. Frank, Arbeiter, geb. 25. I. 1889. Infektion unbekannt. Seit 1919 Incontinentia urinae und Sprachst6rung. Seit September 1920 Zittern in rechter Hand. Aufnahme 22. IX. 1920. PupiUen rechts gleich links. Liehtreaktion links -~, �9 eehts herabgesetzt. Konvergenzreaktion ~-. Sehnenreflexe gesteigert, reehts mehr als links. Babinski bdsts. 4 - Spasmen in den Beinen. Dysarthrie. t typ.

Page 9: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

200 Fr. K. Walter:

algesie. Dauernde klonlsche Zuckungen im rechten Arm und Bein. Psyehisch mgi3ige Demenz, Apathie. 25. IX. 1920 Punktion: Zellen (?), Phase I + + , EiweiB 1I/~; Wa. (nicht untersucht), Behandlung: Carotisinjektion mit Salvarsan. Danaeh Zustand unvergndert. Februar 1922 8 real Malariaanfalh I~ach Erholung k6rperlicher Zustand bis auf Geringerwerden der Zuckungen der reehten Extremi- tKten unvergndert. Psychiseh ruhig und stumpf. 24. IV. 1924 Punktion: Zellen 60/3' Phase I ( + ) , Eiwei$ 1', Wa. im Liquor + + + ~ - , Wa. im Blur -k-b-~+. Statio- n~rer Zustand bis 14. XI. 1924. An diesem Tag Pa.-Anfall mit Aphasie und ver- stgrkten Spasmen in den Beinen. 18. XI. 1924 Punktion: Zellen 64/3, Phase 1-~ + , EiweiB 0,750/oo, Wa. im Liquor + - [ - -~+ , Wa. im Blut - ~ + - b + . P.-Q. ---- 2,08.

Zusammenfassung: Die Permeabilitgtspriifung kurz nach einem Anfall ergab sehr starke Erh6hung, entspreehend einem stark pathologischen Liquorbefund und sehwerem klinischen Bilde.

t 'all 13. I~ordkorn, Arbeiter, geb. 9. III . 1876. Infektipn unbekannt. Seit 1918 stumpfer. Spraehe undeutlieher. 1. Aufnahme 24. X. 1920. Befund: Pu- pilIen different, Lichtreaktion herabgesetzt, Konvergenzreaktion erhalten. Sehnen- reflexe gesteigert, starke Dysarthrie. Psychiseh sehr dement, paranoiseh.

26. X. 1924 Punktion: Zelten 35/3, Phase 1 (+) , Eiweii~ 21/2 ', Wa. im Liquor ~--t--~+. Wa. im Blut - ~ + + + . Behandlung: Carotisinjektionen mit Salvarsan. 1921 stationgrer Zustand bei dementer Euphorie. 5. IV. 1921 Punktion: Zellen 34/3, Phase 1 (-~), EiweiB 2', Wa. im Liquor + + - ~ + , Wa. im Blur + + - ~ - ~ . Mai 1924 Malariakur. Danaeh unver'andert station~rer Zustand.

30. VI. 1924 Punktion: Zellen 13/3, Phase 1 (+) , Eiweifi 3/4r, Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,25 ~-+, 0,5 +~- , Wa. im Blur - - . P.-Q. ~ 2,28.

18. 11. 1924 Punktion: Zellen 17/3, Phase 1 ~-, Eiweil] 0,420/o0, Wa. im Liquor -~-~--{- , Wa. im Blur 0,1 - - , 0,4 ~--~. P.-Q. -- 2,17.

Kliniseh hat sich der Zustand in den letzten Wochen verschlechtert. Patient i~ul]erte Gr51~enideen, Dysarthrie starker geworden.

Zusammenfassung: Nach der Malariabehandlung is~ in diesem FaUe eine deutliehe Besserung des serologisehen Befundes eingetreten, w~hrend ldlniseh der Zustand unvergndert geblieben war. Die Permeabilitgt erwies sich als stark er- h6ht. 6 Ylonate spgter war kliniseher sowie serologischer Befund deutlieh ver- schlechtert.

Die Permeabilit~t hatte noch eine, wenn aueh geringe Zunahme aufzuweisen. Fall 14. Behrmann, Tischlermeister, geb. 20. VI. 1863, Infektion 1914.

Ganz ungeniigend behandelt. 1918 akute Erregung. Deshalb I. Aufnahme 11. VI. 1918. l~eurologiseher Befund o.B. Expansive Erregung. Punktion: Zellen 4/3, Phase 1 (~-), EiweiB vermehrt. Wa. im Liquor ~ - ~ - - ~ - , Wa. im Blur -~+-~-~. Salvarsankur. 13. VIII. 1918 in guter Remission entlassen.

2. Aufnahme 2. VI. 1919 wegen erneuter Erregung und Pa.-Anfa]l. PupiUen rechts gleieh links. Liehtreaktion fehlt, Konvergenzreaktion ~-. Sehnenref]exe gesteigert. Psyehiseh Weehsel yon gngstlichen und expansiven Zustgnden. Mehrere Pa.-Anf~lle. 24. VIII. 1919 Punktion: Zellen 70/3, Phase 1 + , Zellen la/~ ", Wa. im Liquor ~ - - ~ - - ~ , Wa. im Blur -~+-~. Behandlung mit Carotis- injektionen yen Salvarsan. Sei~ September 1919 Remission.

1. X. 1919 Punktion: Zellen 106/3, Phase 1 ~-, Eiweil~ vermehrt, Wa. im Blut 0,1 ~--~, 1,0 - ~ - - ~ + .

8. X. 1919 in ziemlieh guter Remission entlassen. 3. Aufnahme Juni 1920. Neurologiseher Befund unvergndert. Psyehis~h

affektlahih Behandlung: Carotisinjektionen. l l . VII. 1920 Punktion: Zellen 17/3, Phase 1 -~, Eiwei~ 1', Wa. im Liquor - b - ~ - - ~ , Wa. im Blur ~ - + + ~ - . In Re- mission ent]assen.

Page 10: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

Studien tiber die Permeabilit~t der Meningen. 201

4. Aufnahme 18. VII. 1921 nach Anfall. Patient ist desorientiert und mo- toriseh unruhig. Starke Sprachst6rung, Tremor der H~nde. Behandlung: Sub- limat-Salvarsankur. Juli 1922 in ruhigen euphorischen Zustand entlassenl).

5. Aufnahme 5. I. 1923 in expansiver Erregung. Starke Spraehst6rung, starke Urteflsschw~tehe. In dement euphorischem Zustand abgeholt.

6. Aufnahme 1. IV. 1924. Seit 1/2 Jahr mutazistisch, unrein, starker Tremor der H~nde und Flackern der Gesichtsmuskeln. Spastische Contracturen in Armen und Beinen. 26. VI. 1924 Punktion: Zellen 16/3, Phase 1 4 , Eiwei~ 3', Wa. im Liquor ~ - ~ 4 , Wa. im Blur 4 4 4 ~ - , P.-Q. ~ 2,01. 22. XI. 1924 Exitus in marantischem Zustande.

Zusammenfassung: Der im Endstadium untersuehte Patient zeigt, abgesehen yon normalem Zellgehalt, typisch serologischen Befund. Die stark erhShte Permeabilit~t entspricht vor allem dem klinischen Zustand.

.Fall 15. Wolp, Handwerker, geb. 24. XII. 1868. Infektion 1897, 1916 Ge- d~chtnisabnahme. Erste Aufnahme 30. XI. 1917. Pupillen different, Lieht- r eak t ion- - , Konvergenzreaktion 4 . Leichte Dysarthrie, Babinski ~-. Punk. tion 2. I. 1918: Zellen 96/3, Phase 1 4 , Eiweil~ 3', Wa. im Liquor 4 4 4 ~ - , Wa. im Blut Jr ~- 4 4 . Behandlung: Salvarsan- u. Hg-Kur.

2. Aufnahme 7. IX. 1922 nach Anfall. Deutliche Dysarthrie. Gedaehtnis- abnahme. Urteilssehw~che. Dezember 1922 10mal Malariafieber. 1923 tefls de- pressiv, tefls manisch. Seit Ende 1923 ziemlich stationi~res Bild mit leicht para- noischen Ziigen. Einzelne abortive Pa.-Anf~lle. 7. VII. 1924 Punktion: Zellen 9/3, Phase 1 ~-, EiweiB 1', Wa. im Liquor 0,1 -- . 0,25 ~ - 4 4 4 , Wa. im Blut 0,1 - - , 0 , 4 - 4 - 4 4 4 . P.-Q. = 2,52.

Zusammenfassung: Dem m~l~ig starken positiven serologischen Befund und ganz langsam progressiven klinischen Bilde entspricht eine mittelstarke ErhShung der Permeabilit~t.

.Fall 16. Beil~kirch, Arbeiter, geb. 24. V. 1872. Infektion 1916. Februar 1924 Vergiftungsideen nnd Sinnest~uschungen. Aufnahme 19. VI. 1923. Befund: Pupillen o. B., Sehnenreflexe lebhaft, Dysarthrie. Psychiseh dement, apathisch. 19. VI. 1923 Punktion: Zellen 31/3, Phase 1 4 4 . Eiweil~ 4', Wa. im Liquor 4 4 4 4 , Wa. im Blur 4 ~ - 4 4 . Behandlung: Salvarsankur. Oktober 1923: Phlogetankur. Danach klinisch und serologisch keine Ver~nderung. Mai 1924 7 real Malariafieber. Im AnsehluB daran viel hypochondrische und nihilistische Ideen ge~uBert. Oktober 1924: Patient halluziniert akustisch und optisch. Mo- torisch unruhiger, ~uBert GrSi~enideen. In diesem Zustand Punktion am 26. I. 1925: Zellen 38/3, Phase i 4 , Eiweil~ 1,33~ Wa. im Liquor 4 4 4 4 , im Blur 4 4 4 4 . P.-Q. ~ 2,22.

Zusammenfassung: Dem recht schweren klinischen und serologischen Befund entsprieht in diesem Falle eine stark erhShte Permeabflit~t.

.Fall 17. Dach, Frau, geb. 1. XI. 1875. Infektion unbekannt. Seit August 1923 apathisch. Aufnahme 20. X. 1923. Befund: Pupillen different, Licht- reaktion rechts - - , links herabgesetzt. Konvergenzreaktion 4 . Faeialis rechts schw~cher als links. Pat.-R. u. Aeh.-S.-R. links starker Ms reehts. Babinski rechts 4 , l inks-- . Psychisch: stupurSs, negativistisch, desorientiert.

1. XI. 1923 Punktion: Zellen 216/3, Phase 1 ~-, EiweiB 3'. Wa. im Liquor 4 4 4 4 , Wa. im Blut 4 ~ - 4 4 . Mai 1924 10real Malariaanfall. Juli 1924 nihilistische Ideen, sonst unver~ndert.

9. VII. 1924 Punktion: Zellen 39/3, Phase 1 - - , EiweiB 1', Wa. im Liquor

1) Anmerkung bei der Korrektur: Der Zustand hat sich inzwisehen weiter verschlechtert.

Page 11: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

202 Ft. K. Walter:

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Studien ~lber die Permeabilit~it der Menin~;en.

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Page 13: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

204 Ft. K. Walter:

+ q - q - + , Wa. im Blur + q - q - + , P.-Q. = 2,51. In fortschreitendem Marasmus mit Fieber am 10. VIII. 1924 Exitus.

Zusammenfassung: Die m/~flig starke ErhShung der Permeabilit~t entspricht dem serologisehen Befund recht gut, aber nieht ganz dem schweren klinisehen Zustand.

Fall 18. Wakner, Zahnarzt, geb. 1. VI. 1880. Infektion 1902. 1. Aufnahme 18. VIII. 1917. Befund: lebhafte Reflexe, sonst neurologisch o. B. Psyehisch: depressiv, hypoehondrisch.

22. VIII. 1917 Punktion: Zellen 170/3, Phase 1-bq-, Eiweil~ 11/2 ', Wa. im Liquor 0,1 - - , 1,0 + + q - q - , Wa. im Blur + q - q - + . Hg- u. Salvarsankur.

1. XII. 1917 Punktion: Zellen 96/3, Phase 1 q-q-, Eiweil~ (?), ~Va. im Liquor +q-q-q- , Wa. im Blur + + q - q - . Gebessert entlassen.

2. Aufnahme 4. XII. 1923. Hatte inzwischen Stellung angenommen, mu$to sie aber wegen Unf~higkeit wieder aufgeben. Befund: Pupillen o. B. Sehnen- reflexe gesteigert, m~llige Ataxie. Hypalgesie.

Dezember 1922 Malariaimpfung. Wegen Kollapses naeh 4. Fieberattaeke ab- gebroehen. Erholt sich kSrperlich, psyehiseh aber unver/~ndert.

1923: fortschreitende Demenz. Schwere Dysarthrie, meist stupur6s, nega- tivistiseh.

1924: stumpf, allm/~hliehe Entwicklung spastischer Contracturen. Nega- tivistiseh desorientiert.

1. XII. 1924 Punktion: Zellen 24/3 Phase 1 q- Eiwei$ 0 250/00, Wa. im Liquor 0 ,1 - - , 0,25 q-q-, 0,5 + q - q - + , Wa. im Blu r - - , P.-Q. = 2,37.

2. I. 1925 Punktion: Zellen 47/3, Phase 1 (q-), Eiweil] 0,420/oo, Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,5 q-q-q-q-, Wa. im Blur - - , P.-Q. = 2,23.

Zusammenfassung: Die stark erh6hte Permeabiht~t entspricht dem sehweren klinisehen Befund, w/~hrend im Gegensatz dazu der serologische Befund, abge- sehen yon dem zuletzt in die t i the gehenden Eiweil3gehalt nur geringe patholo- gisehe Werte aufweist.

Fall 19: Hautvogel, Kaufmarm, geb. 28. IV. 1875. 1917 Infektion. Auf- nahme 25. III . 1924 wegen Giirtelgefiihls und ]anzirender Schmerzen. Befmld: Pupillen miotiseh, Lichtreaktion finks herabgesetzt, rechts f a s t - - , Konvergenz- reaktion wenig herabgesetzg. Pat.-R. reehts schwacher als links, Aeh.-S.-I~. nur mit Jendrassik auslTsbar. Romberg q-. Geringe Ataxie in Armen und Beinen. Leiehte ttypgsthesie an Obersehenkel und Dorsum der Arme. Psyehiseh intakt. Salvarsankur.

6. VI. 1924 Punktion: Zellen 34/3, Phase 1 q-, EiweiB 11/2 ', Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,25 q-q-q-q-, Wa. im Blur q-q-q-q-. P.-Q. = 1,85.

Zusammenfassung: Bei relativ leiehtem Krankheitsbfld und m/~l~ig starkem serologischen Befund finder sieh eine sehr stark erhThte Permeabflitiit (naeh Autenrieth gemessen, so dal3 der gefundene Wert wohl etwas zu hoeh ist (vgl. oben).

~all 20: Kuth, Fraulein, geb. 12. V. 1870. Infektion unbekannt. Seit 1919 Ataxie, Par/~sthesien und lanzinierende Sehmerzen. In letzter Zeit Ineontinentia urinae und alvi. Atffnahme 1. VIL 1923. Befund: Pupillen steeknadelkopfgroB, Liehtreaktion-- , Konvergenzreaktion q-. Pat.-R. u. Ach.-S.-R.--. Starke Hypotonie, Ataxie in Armen und Beinen, Hyp/isthesie an Beinen. Psychisch intakt.

8. XII. 1924 Punktion: Zellen 83/3, Phase 1 q-, EiweiB 0,330/00, Wa. im Liquor 0,1 q-q-, 0,25 + + q - q - , Wa. im Blut q-q-q-+. P.-Q. = 2,46.

Zusammenfassung: Dem vorgeschrittenen klinischen Bild und positiven serologischen Befund entspricht die ziemlieh starke Permeabilit/itserhThung.

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Studien tiber die Permeabilit~tt der Meningen. 205

In Tabelle 3 sind die Untersuchungsergebnisse der 20 FMle 1) iiber- sichtlich zusammengestellt. Daraus ergibt sich, worauf ich schon frfiher hingewiesen habe, dai~ der Permeabilit~tsquotient mit keiner der fibrigen Reaktionen vollkommen parallelgeht, also auch nieht yon ihnen abh~ngen kann. Um so wichtiger wird daher der Versuch, irgend- welehe anderen gesetzm~Bigen Beziehungen zu der jeweiligen Erkrankung aufzufinden. Denn dab solehe existieren mfissen, darfiber kann kaum ein Zweifel bestehen. Fraglich ist nur, ob sie mit den derzeitigen Hilfs. mitteln schon auffindbar sind.

Nehmen wir zuerst die Fi~lle, die vor der Malariabehandlung unter. sucht wurden (1, 2, 3, 4, 5, 6, 14, 19, 20). Darunter befinden sieh 3 Taboparalysen (1, 4 und 5), 4 einfaehe Paralysen und 2 reine TabesfMle. Eine normale Permeabiliti~t hat davon nur Fall 6 trotz des stark positiven neurologischen und klinisehen Befundes. Wenn wit yon der M6glichkeit eines teehnischen Fehlers (s. oben) bei dieser Unter- suchung absehen, wfirde der Fall darauf hinweisen, dab wenigstens vorfibergehend auch im progressiven Stadium der Paralyse eine normale Durehl~ssigkeit der ,,Barriere" bestehen kann. Freilieh fehlt uns zur Zeit ja die M6gliehkeit einer sicheren Entseheidung fiber Stillstand und Fortschritt des Prozesses, wenn nieht besonders ldinlsch markante Erseheinungen vorliegen. Darfiber, ob die bisherigen serologischen Methoden beweisend sind, gehen die Ansichten noch reeht weir aus- einander, wie die Diskussion auf der letzten Tagung der deutschen Nerven. i~rzte in Innsbruck wieder besonders deutlieh gezeigt hat. Es hat aber kaum Wert, diese Fragen an Hand des einen zweifelhaften Befundes zu erSrtern, nur eine umfangreiche Kasuistik kann uns hier weiterbringen.

Eine fast normale Permeabilit~t weist auBerdem noeh Fall 4 bei der Untersuehung am 9. IV. 1924 auf, trotz des im fibrigen positiven serologischen Befundes und klinisch fortgeschrittenen Zustandes. Ich bin vorl~ufig geneigt, diesen Befund mit den kurz vorher durch- gemaehten fieberhaften Erkrankungen (Pneumonie und Armphlegmone) in Zusammenhang zu bringen, zumal ganz offensichtlich auch eine klinische Besserung danaeh einsetzte. Diese Annahme wird gestfitzt durch den EinfluB der Malariabehandlung auf den Permeabilit~tsquotienten (s. unten). Unter Berfieksichtigung dieses Umstandes ergibt sieh aus den Beobaehtungen die beaehtenswerte Tatsaehe, dab bei Paralyse jedenfalls in einem seer hohen Prozentsatze eine erhShte Permeabilit~t besteht.

In der Diskussion zu meinem Vortrag auf der Psychiater-Tagung in Innsbruck 1924 fiber die Brommethode widerspraeh Weichbrodt meiner damals erst auf wenige Beobaehtungen gestfitzten Annahme

1) Anmerkung bei der Korrektur: Von 4 weiteren inzwischen untersuchten, noch nicht behandelten Paralysen zeigten 3 eine erhShte (P.-Q. ~ 2,45; 2,69; 1,80), 1 eine normale (P.-Q. -~ 3,02) Permeabilit~t.

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206 Ft. K. Walter:

yon der Permeabilit~tssteigerung bei Paralyse, indem er auf seine eigenen Versuehe mit Arsen hinwies, die in dieser Hinsicht negativ ausfielen. Aueh bei seinen Eueupinversuchen, die gemeinsehaftlieh mit Biling angestellt wurden, kommt er zu dem gleiehen Sehlu[3, daft bei chroniseher Entziindung (Paralyse) eine erhShte Durehl~ssigkeit der Barriere" nicht bestehe. Auf Grtmd der obigen Ergebnisse kann dieser Standpunkt nicht aufrecht erhalten werden. Wer Paralysen zu unter- suchen Gelegenheit hat, kann sich mit der Brommethode leieht davon fiberzeugen.

Andererseits stimmen meine Befunde zahlenm~Big gut zu den mit mit der H~molysinreaktion erhobenen! In seiner letzten zusammen- fassenden Bearbeitung gibt Ka]ka an, dab etwa 90% der Paralysen einen positiven Amboceptorgehalt im Liquor aufweisen, w~hrend das Komplement sich allerdings nur selten findet.

Besonders Weil hat darauf seine bekannte Hypothese yon der Ent- stehung der Paralyse aufgebaut, indem er, yon der Voraussetzung ausgehend, daB der positive Auafall der H~molysinreaktion eine erhShte Permeabilit~t beweise, annahm, dal3 es in manchen F~llen yon Lues infolge des frfihzeitig einsetzenden, meningitisc~aen Prozesses zu einer irreparablen Capillarseh~ligung komme, die den Durchtritt ungeniigend abgebauter Stoffe des Blutes in das Gehirn ermSgliche und damit die Grundlage einer toxischen Sch~digung des Zentralnervensystems abg~ben. Hauptmann hat neuerdings diese Ansehauung in etwas modi- fizierter Form wieder aufgenommen durch experimentelle Untersuch- ungen zu stiitzen versucht und in analoger Weise auch auf die Tabes und die iibrigen System- und Pseudosystemerkrankungen angewandt!

Es ist, wie gesagt, kein Zweifel, daft meine Befunde recht gut mit diesen Anschauungen iibereinstimmenl), einen Beweis ftir deren Richtig. keit enthalten sie jedoeh nieht, denn dazu bedarf es erst noeh des Nach- weises, dal3 die erh0hte Permeabiliti~t tatsi~chlich sehon vor dem Aus- brueh der Paralyse bestanden hat. Wie ich schon in meiner ersten Mitteilung betonte, ist das Material fiir diese Beweisfiihrung aber haupts~chlieh in den Hautkliniken und den neurologisehen Abteflungen mit groflem Luesmaterial zu linden. Ieh selbst kann vorl~ufig leider nur geringes Material zu dieser Spezia]frage beisteuern, wenn es auch in mancher Beziehung reeht interessant ist.

Zuerst sei auf 4 FMle yon Lues ohne neurologisehen Befund hin- gewiesen, die ieh dem Entgegenkommen der hiesigen Hautklinik (Di- rektor: Prof. Dr. lVrleboes) verdanke. Sie zeigten s~mtlich normalen Liquor und norma]e Permeabflit~t (vgl. Tabelle 4). J~hnlich verhMt es sieh mit 3 F~llen (5---7 der Tabelle 4), in denen die Lues als zu-

1) Ich bemerke aber schon bier, daB die Systemerkrankungen sich z. T. ganz anders verhalten! el. Miineh. Med. Wochensehr. 1925. S. 677.

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Studien fiber die Permeabilitat der Meningen.

Tabelle 4.

207

J

Name Oeschlecht ] $ ~ ' AII~ ~ = Wa.-Blut Alteru. ~ ~ 1 ~ ~ Diagnose

1.Hauser . . . 4 2 J . , ~ ~/3 ~ 1/ _ + 3,22 Lu. lat.

3. Grock . . . . 27 ,, ~ 0,17 oo - - 3,09 Lu. H 4. Z a r a t n i k . . . 26 ,, 5 0,13 oo + + + + 3,03 Lu. I - - I I

?/3 J 0,1 + + 5. Huk . . . . . 54 ,, ~ 0,15 oo [ 0 , 4 + + + + 3,31 Paranoid.

~/a .~ 0,1 -- 6. BShn . . . . 30 ,, ~ /a ? - - [ 0 , 4 + + + + 3,46

7. Ltltke . . . . 45 ,, ~ 0,12 ~ + + + + 2,89

tiered. Atax.

Hebephren.

f~Uiger Nebenbefund aufzufassen ist. Es h a n d e l t sich u m einen Fa l l yon hered i t~re r Atax ie , e ine Hebephren ie und Neuras then ie m i t le ichten Beziehungsideen. Wich t ige r s ind die verschiedenen F o r m e n der Lues cerebri~ die in de r n~chs ten Tabel le 5 zusammenges te l l t s ind. I c h fi ihre sie kurz e inzeln auf.

Fall 21. F6r~er, 20j~hriger Kaufmann. Infektion Oktober 1923. Seit Mhrz 1924 sich steigernde Kopfsehmerzen, zu denen im Mai rechtsseitiges Ohrensausen trat. 16. VI. 1924 Aufnahme. Befund: Im rechten Halskieferwinkel vergrSBerte Driisen. Pupillen: rechts Spur weiter als links. Lichtreaktion und Konvergenz- reaktion prompt. Im linken Arm Intentionstremor angedeutet. Bdsts. Stau- ungspapille, links starker als rechts und mehrere kleine H~morrhagien der Netzhaut. Starke Kopfschmerzen.

12. VI. 1924 Punktion: Druck stark erhSht. Zellen 11 700/3, Phase 1 + + , EiweiB 3', Wa. im Liquor 0,1 - - , 0,25 + + + + , Wa. im Blur + + + + . P.-Q. = 1,80.

Besserung der Kopfschmerzen nach der Punktion, die deshalb mehrmals wiederholt wird. Nach Salvarsankur Riickgang aller Erscheinungen.

6. VIII. 1924 Punktion: Zellen 12/3, Phase 1 - - , EiweiB 1/2~, Wa. im Liquor - - , Wa. im Blur 0,1 + + , 0,4 + + + . P.-Q. = 2,67.

8. VIII. 1924 bei Wohlbefinden entlassen. Aus sehriftlichen Mitteilungen geht hervor, dab nach einigen Monaten wie-

derum Besehwerden einsetzten. Zusammenfassung: Es handelt sieh also um einen typischen Fall yon lue-

tischer Friihmeningitis und auBerordentlich starkem Liquorbefund und maximaler Pemeabilit~tssteigerung. Naeh Abklingen der "Erscheinungen und Sanierung des Liquors is~ P.-Q. stark in die HShe gegangen, lieg~ aber noch unter der l~orm, was vielleieht in Rficksicht auf das sp~tere Rezidiv yon Bedeutung ist.

Fall 22. Smogozew, 55j~hriger Arbeiter, Infektion 1914. Einige Wochen vor Aufnahme Kopfschmerzen, Schw~che in den Beinen. Aufnahme 15. XII. 1924. Befund: rechts Facialis etwas schw~cher als links, Beinreflexe lebhaft, sonst neur~logisch o. B. Psyehiseh leieht somnolent. Nachts unruhig, zeitweise des- orientiert.

24. XII. 1924 Punktion: Zellen 484/3, Phase 1 + + , EiweiB 1,33~ Wa. im Liquor - - im Blur + + + + . P.-Q. = 1,40.

Nach spezifischer Kur ziemlich schnelle Besserung der Erscheinungen. 4. II. 1925 Punktion: Zellen 142/3, Phase 1+ , EiweiB 0,5~ Wa. im Liquor

+ + + + , Wa. im Blur + + + + . P.-Q. = 2,25.

Page 17: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

208 Fr. K. Walter:

Zusammenfassung: Der wohl als Meningo-Myelitis luetiea aufzufassende Fall zeigt ebenfalls bei stark positivem Liquor eine extrem hohe Permeabilit~t. Naeh der Kur ist der serologisehe Befund beziiglich Globulin- und Eiweil3gehalt deut- lieh gebessert, beztiglieh Wassermann verschleehtert, bleibt im ganzen also stark pathologisch. Die Permeabilit~tt hat sich dementsprechend wohl verbessert, ist abet ebenfalls noch stark erhSht.

.Fall 23. Sehulz, 24j~thriger Sehweizer, Infektion 1922. Wird am 29. XI. 1924 in stark benommenem Zustand in die Klinik gebracht.

Befund: rechts Pupille welter als links, Liehtreaktion ~ , Konvergenzreaktion ~-. Bds. Neuritis optiea (Stauungspapille?). Reflexe o. B., Gang taumelnd. Schwere amnestische Aphasie. Desorientiert.

6. XII. 1924 Punktion: Zellen 1475/3, Phase 1 ~ - , EiweiB 2,25~ Wa. im Liquor ~- + -~ -~, Wa. im Blut + ~- -~ -~. P.- Q. ~ 1,53.

Nach spezifiseher Kur in guter Besserung entlassen. Zusammenfassung: Es handelt sieh um eine luetisehe Frtihmeningitis mit

starkem IAquorbefund und schweren klinischen Erseheinungen. Dem entsprieht eine extreme Steigerung der Permeabilit~t.

Fall 24. Rote, 22j~hriger Malergeselle. Infektion unbekannt. Seit Januar 1924 ScMaffheit in den Knien, taubes Gefiihl in den Zehen, sp~tter auch Kribbeln in den Fingem und Unsicherheit beim Gehen. Aufnahme 5. V. 1924. Befund: Pupillen o. B., Nystagmus -~, Sehnenreflexe fehlen s~mtlieh, Hautreflexe lebhaft. Strumpff6rmige Hyp~sthesien an den Beinen. Geringe Hypasthesie am Dorsung der H~nde. Starke Ataxie in den Beinen, geringere in den Armen. Beine stark parethisch. Psychiseh intakt.

13. V. 1924 Punktion: Zellen 341/4, Phase 1 ~-, Eiwei~ la/4 ", Wa. im Liquor +~--{-+, im Blut -~-~-~+, P.-Q. = 1,90.

Naeh spezifischer Kur nur langsam fortschreitende Besserung. Bei poliklinischer Nachuntersuchung am 20. XII. 1924 fehlen noch s~mtliche

Reflexe. Gang gebessert, aber noeh ataktisch paretiseh. Leichte Hyp~sthesie. Wa. im Blut ~- -~ -~ -~.

Zusammenfassung: Es handelt sich um eine Meningitis luetica spinalis unter dem Bilde der Polyneuritis. In der progressiven Phase ging der stark positive Liquorbefund und das sehwere klinische Bfld mit einer sehr starken Steigerung der Permeabilitat einher.

.Fall 25. Schr6ter, 43jahriger Heizer. 1902 Infektion. 20. IV. 1924: Apo- plektischer Insult mit folgender linksseitiger leiehter Parese, die allm~hlieh zu- nahm. 18. VII. 1924 Aufnahmebefund: Pupillen links weiter als reehts. Lieht- reaktion herabgesetzt. Konvergenzreaktion ~-. Typische hemiparetisehe und spastische Erscheinungen der linken Seite geringen Grades. Psychisch intakt.

30. 7. 1924 Punktion: Zellen 7/3, Phase 1 -- , Eiweil3 11/2 ", Wa. im Liquor--, Wa. im Blut ~--~--~. P.-Q. : 2,94.

Trotz intensiver spezifiseher Behandlung keine Besserung bis heute. Psychisehe Erseheinungen sind nieht hinzugetreten.

Zusammenfassung: Es handelt sieh in diesem Falle offenbar um eine End- arteriitis luetiea. Der Verdacht einer beginnenden Paralyse findet bisher keine Begriindung. Der Liquor zeigt nur e~ne geringe Eiweil3vermehrung bei sonst normalen Verh~ltnissen. Die Permeabilit~t ist normal.

Die angefiihrten F~lle, die in Tabelle 5 zusammengestel l t sind, s ind in maneher Beziehung lehrreich. Einmal zeigen sie, dab s tarke menin- gitische Prozesse, wie wir sie in Fall 21- -23 finden, wohl stets mi t einer aui3erordentlich starken Steigerung der Permeabil i t~t einhergehen. Wir

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Studien tiber die Permeabilit~t der Meningen. 209

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Z. f. d. g. Neur.

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u. Psych. XCVII.

werden deshalb vermuten diirfen, dab die klinischen Erscheinungen nicht nur Folge des lokalen Prozesses sind, sondern dab dabei toxische Einfliisse im Sinne der Hypothesen yon Weil und Hauptman~ eine Rolle spielen. Die Befunde best~tigen im iibrigen in eklatanter Weise die flit diese Erkrankungsform (Meningitis acuta) schon lange bekannte Tatsache der or. hShten Permeabilit~t. Wiederum scheinen sie der Beurteilung der H~molysinreaktion ais Permeabilit~tsmethodc giinstig zu sein. Fall 11 spricht aber auBerdem dafiir, dab mit dem Abklingen des entziindlichen Prozesses auch die Funktion der Barriere wieder besser wird, dab also Permeabilit~t und Entziindung der Meningen hier weir gehend -- aber nicht vollst~ndig! -- parallel gehen. Ein Punkt, der nach Well ja das spezifische Unterscheidungs- merkmal derartiger F~lle gegeniiber der Paralyse sein soil. Die Permeabilit~ts- befuncle bei unseren Paralysef~llen 13--18 (Tabelle 3) kSnnten fiir diese Deutung sprechen, denn hier besteht trotz ge- ringen oder fehlenden entziindlichen Er- scheinungen eine mehr oder weniger stark erhShte Permeabilit~t. Fall 25, bei dem es sich um einen endarteritischen Prozel3 handelt, ist deswegen besonders inter- essant, weft die Vermutung naheliegt, dab derartige Gef~Bver~nderungen not- wendig zu einer erhShten Permeabilit~t fiihren miiBten und wenigstens hieriu der Paralyse nahestanden. Diese Annahme nun trifft, man kSnnte fast sagen, merk- wiirdigerweise nicht zu. Wenn es auch falsch w~re, aus dieser einzelnen Beobach- tung weitgehende Schliisse zu ziehen, so zeigt sich jedenfalls, dab diese Form der Gef~Balteration keine erhShte Durch- l~ssigkeit der Barriere zur Folge zu haben braucht, und das ist gegeniiber besonders

14

Page 19: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

210 Fr. K. Walter:

den Paralysef~Uen, aber auoh den Luesf~llen (21--24) mit meningitisoher~ Erscheinungen wichtig. Ich m5chte schon jetzt betonen, dab auch die Arteriosklerose des Gehirns anderer Genese, z. B. bei chronischer Ne- phritis, selbst wenn es zu Apoplexien kommt, ebenfalls keine patho. logischen Permeabilit~tswerte zu zeigen braucht, und habe fiber eine entsprechende Beobachtung kiirzlich berichtet. Dadurch gewinnt auch der vorliegende Fall an Bedeutung. Bei Obertr i t t yon Blur in den Liquor mul~ ja zuerst notwendigerweise wegen des dreifach hSheren Bromgehalts des Serums eine Bromanreicherung im Liquor stattfinden, aber verschiedene Beobachtungen zeigten, daI~ bei normaler Permeabili- t~t das Normalverh~ltnis sehr schnell wieder hergestellt wird. Anderer- seits wird in einer sp~teren Mitteilung gezeigt werden, dal~ bei seniler Demenz auf arteriosklerotischer Basis sicherlich auch die Permeabilit~t erhSht sein kann. Die Frage ist also verwickelter, als sie auf den ersten Blick erscheint. Sie wird uns bei Besprechung der senilen Erkrankungen noch n~her besch~ftigen miissen.

Ob sich die Permeabilit~tspriifung bei der Differentialdiagnose yon Paralyse gegeniiber den verschiedenen Formen yon Lues cerebri wird verwerten lassen, miissen erst weitere Untersuchungen zeigen. Die 3 folgenden Beobachtungen sind gerade yon diesem Gesichtspunkte aus wichtig, obwohl sie wegen zu kurzer Beobachtungszeit noeh kein definitives Resultat bringen.

Fall 26: Betas, Beamter, geb. 27. VIII. 1888. Infektion unbekannt. M~ig begabt, in den letzten Jahren Alkohol-Abusus. Wurde reizbar, fiihrte leieht- sinnigen Lebenswandel. Wegen Untersehlagung zur Beobachtung eingewiesen. 1. Aufnahme 9. IX. 1921. Befund: Pupillen rund, rechts ~ links ziemlieh eng. Lichtreaktion wenig ausgiebig, aber ziemlich prompt. Konvergenzreaktion %. Tremor manuum. Sensibilit~t wegen unsicherer Angaben zweifelhaft, sonst neurologisch o. B. Psychiseh stimmungslabil, pseudodement.

17. IX. 1921 Punktion: Zellen 193/3, Phase 1 ~-, EiweiB etwas vermehrt. Wa. im Blut -b % % Jr.

17. X. 1921 Punktion: Zellen 178/3, Phase 1 ~-, EiweiG 2', Wa. im Liquor 0,1--, 0,25 ~-, 0,5 ~ % - ~ , Wa. im Blut ~--}--}-~-. Salvarsankur. Entlassen.

2. Aufnahme 18. VII. 1922: War im Dienst sehwerf~tllig. Neurologischer Befund unver~ndert. PsycMsch frei, kein Intelligenzdefekt.

21. VII. 1922 Punktion: Zellen 64/3, Phase 1 --, Eiweil~ 1', Wa. im Liquor 0,1--, 0,25 %~-, 0,5 ~ - } - ~ - . Wa. im Blut ~-W-bW.

3. Aufnahme 29. IX. 1924: Trieb sich umher, trank wieder viel, miBtrauiseh, eifersiichtig, Pupillenreaktion auf Licht sehr wenig ausgiebig, Konvergenzreaktion -~. Pat.-R. u. Aeh.-S.-R. lebhaft. Geringe Ataxie in den Beinen. Tremor manuum. Sensibilit~t intakt.

30. XI. 1924 Punktion: Zellen 3/3, Phase 1--, Eiweil3 0,420/~, Wa. im Liquor 0,25--, 0,5 ~--~-~-, Wa. im Blut -~ -~ -~ . P.-Q. -- 2,93.

Korrigiert nach einiger Zeit Eifersuehtsideen, wird ruhig und krankheits- einsichtig. Kein Intelligenzdefekt.

Zusammenfassung: Man wird den Fall wohl als eine Kombination yon Lues eerebri und Alkoholismus chronicus auffassen, wenn aueh die Versehlechterung

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Studien fiber die Permeabilitat der Meningen. 211

der Pupillenreaktion Bedenken erweekt. Die normale Permeabilitgt seheint naeh dem bisherigen Verlauf die Diagnose zu stfitzen.

~hnliche diagnostisehe Schwierigkeiten bietet der folgende Fall 27: Mfiller, Haustoehter, geb. 31. VII. 1893. Infektion unbekannt.

1. Aufnahme 7. IV. 1922 wegen maniseher Erregung, die mehrmals ffir kurze Zeit in Depression umsehlug. Zeitweise Konfabulationen und lgppisehes Benehmen mit motorischer Unruhe. Neurologiseher Befund o. B. 29. VI. 1924 ungeheflt ent- lassen. Diagnose: Manie oder Sehizophrenie.

2. Aufnahme 3. VII. 1922 im gleiehen Zustand. Nach einigen Wochen ge- bessert entlassen.

Hatte sieh zu Hause eine Zeitlang besehgftigt, war aber stets reizbar ge- blieben, l~ach Grippe Weihnaehten 1922 wieder erregbar, hSrte Stimmen im Kopf.

3. Aufnahme 26. II . 923 in ausgesproehener Depression. 2. II. 1923: Wa. im Blut ~-~--~+, 20. II . 1923 Punktion: Zellen 8/3, Phase 1 - - , EiweiB (?), Wa. im Liquor ~-. In den ngehsten Monaten zeitweise depressiv erregt, zeitweise stupur6s, negativistisch und mutacistiseh.

5. I. 1924 Punktion: Zellen 5/3, Phase 1 ~-, Eiweil~ 2'. Wa. nieht unter- sueht. 23. VI. 1924 Punktion: Zellen 24/3, Phase 1 (-~), Zellen 2', Wa. im Liquor + + + §

13. XII. 1924 Punktion: Zellen 19/3, Phase 1 - - , EiweiB 1%0, Wa. im Liquor ~ - + + - ~ , Wa. im Blur - ~ - ~ + . P.-Q. = 3,14.

In letzter Zeit ruhig, stumpf, Gedaehtnis seheinbar intakt. Schwer fixierbar. Wahnideen nieht naehweisbar. Sinnestgusehungen zweifelhaft. I%urologiseh auBer lebhaften Reflexen kein Befund.

Zusammenfassung: Ohne den serologisehen Befund wiirde bis heute kaum ein Zweifel an der Diagnose Sehizophrenie bestanden haben. Der Liquorbefund ist abet sehr verd~ehtig trotz der normalen Permeabilitgt. Erst die weitere Beobachtung kann die Diagnose vSllig siehern.

Umgekehrt liegen die Verh~ltnisse in

.Fall 28: (Ylertens, 66j~hriger Tuchmacher). Infektion unbekannt. Vor 10 Jahren reichlich Potus. Aufnahme 4. X. 1924, da er seit 6 Woehen 6fter naehts verwirrt sei mit Angstzustgnden. Suchte Frau, sah Feuer, h6rte Kinder weinen. Blutdruck 150 : 75 Wasser. Pupillen o. B. Arm- und Beinreflexe lebhaft. Spraehe nicht sehr gut artikuliert, aber keine deutliche Dysarthrie. Gedgeht- nis und Merkf~higkeit herabgesetzt. Leiehte Euphorie. Ffir n~chtliehe Zu- stgnde angeblich amnestisch.

14. X. Punktion: Zellen 62/3, Phase 1 ~-, Eiweil~ 1,17~ Wa. im Liquor 0,25 ~ - ~ + ~ - , Wa. im Blur ~ - - ~ - ~ . P.-Q. = 1,60.

Delir6se Zustgnde wurden wghrend Beobachtung nieht festgestdlt. Psychiseh geordnet, aber keine Krankheitseinsicht.

15. XI. 1924 entlassen. Zusammenfassung: Abgesehen yon dem ganz ungewShnlieh hohen Eiwei~-

gehalt ist der Liquorbefund ffir Paralyse typisch, trotzdem k6nnte auf Grund des Alters nnd negativen neurologisehen Befundes das klinisehe Bfld als Ausdruck einer senflen resp. arteriosklerotisehen Hirnvergnderung aufgefaBt werden, bei der delir6se Zust~nde ja nicht selten sind. Die Permeabilitgt ist extrem gesteigert, sogar fiber das MaB dessen, was ieh bisher bei Paralyse oder senfler Demenz allein sah. Vielleieht kommt eine Kombination beider in Frage.

Keh ren wir nun zu unseren Para lysefg l len zur i ick und suchen un . abhgngig yon der B e h a n d l u n g s a r t den Pe rmeab i l i t~ t squo t i en t en m i t

14"

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212 Ft. K. Walter:

dem klinisehen Bild und serologischen Befund in Beziehung zu setzen! Sehon oben wurde auf die auffallende Divergenz in Fall 6, die mSglicherweise dureh einen teehnischen Fehler bedingt ist, hin- gewiesen.

Sehen wir deshalb yon seiner ErSrterung ab, so seheint mir in den F~Ilen l, 2, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16 eine genfigende Kon- gruenz zwischen Permeabilit~t und klinischen sowie serologisehen Befunden zu bestehen. Freilich ist dabei zweierlei zu betonen:

1. Bei dem serologisehen Befund ist die Zellzahl nieht als aus- sehlaggebend angesehen, sondern der Eiwei~gehalt und Globulingehalt sowie der Ausfall der Wassermannreaktion als mindestens gleiehwertig eingesch~tzt. (Auf die Divergenz zwischen P.-Q. und speziell dem Zellgehalt des Liquors in den F~llen 13--18 wurde ja oben besonders aufmerksam gemaeht.)

2. Beim klinischen Bild ist nicht sowohl die geringere oder st~rkere Demenz der Beurteilung zugrunde gelegt, sondern das Vorhandensein oder Fehlen akuter Erseheinungen, wie Anf~lle, Erregungen, Sinnes- t~usehungen und ausgesprochene Wahnideen, die auf einen floriden ProzeB resp. Fortsehreiten der Erkrankung hinweisen. Denn es ist a priori anzunehmen, dal~ die Permeabilit~tspriifung mSglicherweise fiber StiIlstand und mehr oder weniger sehnellen Fortsehritt des Pro- zesses Aufkl~rung versehaffen kann, kaum aber darfiber, in welehem Stadium der Erkrankung dies gesehieht.

Im einzelnen erseheint mir folgendes noeh beaehtenswert: Fall 1, 2 und 17 zeigen in jeder Beziehung ein schweres Bild. Der sehr niedrige P.-Q. pa~t gut dazu! Fall 7, 8, 9, 10 und 11 sind s~mtlich seit fiber 2 Jahren stationer, wenn auch in sehr versehiedenen Stadien. 7, 8, 9 und 10 zeigen ausgesproehene Demenz. Der Liquor ist bei den jeweils letzten Uutersuehungen ganz oder fast ganz saniert, aueh Wassermann im Blut bis auf Wohlpart (9) negativ. Der normale P.-Q. steht damit in gutem Einklang. Eine voUe ldinisehe Remission und, abgesehen yon dem sehwaehen Wa. im Liquor, aueh normalen serologisehen Befund zeigt Garstadt (11). Es liegt nahe, die sehr niedrige Permeabilit~t (P.-Q. 3,40) damit in Zusammenhang zu bringen. Bemerkenswert ist dagegen die starke Erh~hung der Durchl~ssigkeit bei Prank (12). Es ist wohl an- zunehmen, dab der unmittelbar vorhergehende paralytisehe An/all bier urs~ehlieh gewirkt hat. Auch der sehwere serologisehe Befund wiirde dadureh seine Erkl~rung finden. Bei Wolp (15) mit langsamen pro- grientem Verlauf und Behrmann (14) als Endzustand stimmen die Q.-Werte ebenfalls gut zum klinisehen und serologisehen Befund. Demgegenfiber zeigen -- abgesehen yon Fall 6 -- die F~lle 3, 13, 14 und 18 gewisse Divergenzen, die nieht iibersehen werden dfirfen. Pick (3) mit starken serologisehen und klinisehen Erseheinungen h~tte besonders

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Studien tlber die Permeabilit~t der Meningen. 213

bei der ersten Untersuchung vor der Malariabehandlung einen niedrigen Q. erwarten lassen. Er zeigt aber im Gegensatz zu den fibrigen F~llen keine deutliehe J~nderung nach der Malariakur. Diese Tatsache finder scheinbar ihre Best~tigung in dem klinisehen Ver. lauf, insofern nach kurzer Remission sofort wieder erneute Erregung einsetzte.

Umgekehrt liegen die Verh~ltnisse bei Nordkorn, da der starken Erh~hung der Fermeabilit~t (Q. = 2,28) anfangs ein station~res Bild und geringer Liquorbefund gegenfiberstand. Ein Ausgleich dieses Gegensatzes findet erst bei der zweiten Untersuchung start, wo Q. noch weiter gesunken ist, klinisch und serologiseh eine ausgesprochene Verschlechterung stattgefunden hat. Aueh bei Wakner (18) ist der sehr niedrige Q. mit einem m~l~ig positiven Liquorbefund gepaart. Der klinische Zustand steht aber dazu in offensieht]ichem Gegensatz (eine ffir Endzust~nde nieht seltene Kombination) und erkl~rt hin- reichend die schlechten Permeabilit~tsverh~ltnisse.

Besondere Beachtung verdient sehliel31ich noch die Wirkung der Malariabehandlung auf die Permeabilit~t! Um so mehr, als ja Fischer, Hermann, Miinzer und P6tzl kfirzlich die Frage im positiven Sinne glaubten beantworten zu kSnnen, insofern sie bei eintretender Re- mission besonders frfihzeitig die H~molysinreaktion von Well und Ka/ka, die sie als Permeabiliti~tsprfifungsmethode auffassen, negativ werden sahen.

Unsere Ausffihrungen fiber Zusammenhang zwischen klinisehem Bild und Permeabilit~t kSnnen bereits als Stfitze f fir diese Annahme dienen. Sie gewinnen noch, wenn wir die entsprechenden F~lle speziell unter dem Gesiehtspunkt der Malariatherapie betraehten.

AuBer Behrmann (14) sind s~mtliehe angefiihrten Paralytiker dieser Behandlung unterzogen. Ein Vergleich der Permeabilit~tsverh~ltnisse vor und nach der Malaria ist jedoch nur in Fall 1--4 mSglieh, da die fibrigen bereits vor Beginn meiner Untersuchungen geimpft waren. Zu berficksichtigen ist, dab die Malariakur bei 3 Patienten erst sehr kurze Zeit zurfickliegt, so dal~ yon einem klinisehen Resultat nicht die Rede sein kann! Trotzdem ist es auffallend, dal~ Fall 1 und 2 wesent- fiche Besserung der Permeabilit~tsverh~ltnisse zeigen, w~hrend bei Pick (3) der Unterschied zwisehen erster und zweiter Untersuehung nieht derartig ist, da/~ sieh irgendwelche Folgerungen daraus ziehen liel3en. Vielleieh~ ist es kein Zufall, dal~ bei diesem letzten Fatienten die anseheinend beginnende Remission sehr sehneU durch neue Er- regung abgel6st wurde. Eindeutiger sind die Fglle 7--9, wo die Malaria 1]1--21/2 Jahre zurfiekliegt, auf die oben sehon hingewiesen wurde. Vorl~ufig mSchte ieh mit aller Reserve die Besserung der Permeabilitat Ms eine Wirkung der Malaria ansehen.

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214 Fr. K. Walter:

Schon mehrfach ist auf die Jf~hnlichkeit meiner Resultate mit den Ergebnissen der H~molysinreaktion aufmerksam gemacht. Wer den Vergleieh beider Methoden auf die Paralyse und evtl. die eitrigen Meningitiden beschriinkte, wtirde wohl darin einen Beweis fiir ihre Gleiehartigkeit erblicken k6nnen! Und doch ist schon jetzt mit ziem- licher Sicherheit zu sagen, dal~ diese Gleichartigkeit nicht besteht!

Auf gewisse theoretisehe Bedenken, die sich gegen die H~molysin- reaktion als Permeabilit~tsprtifungsmethode erheben lassen, hat Ka]ka selbst hingewiesen, und ich habe mich schon in meiner ersten Mitteilung (Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie 95, S. 522) aus allgemeinen Erwi~gungen heraus diesen Bedenken yell angeschlossen. Immerhin! h~tte die Praxis eine Ubereinstimmung der Resultate ergeben, so miiI~ten jene zuriicktreten. Nun zeigt sich aber das Gegenteil, wenn wir zu anderen als den erw~hnten Krankheitsbildern kommen. Naeh Ka]ka ist die H~molysinreaktion bei Tabes fast immer negativ und nur evtl. in frischen F~llen positiv. Ich habe bisher nur 2 reine Tabiker zu untersuchen Gelegenheit gehabt (19 und 20 der Tabelle 3). Von diesen befand sich Fall 20 in vorgeschrittenem ataktischen Stadium und zeigte trotzdem eine erheblieh erh6hte Permeabilit~t, obwohl eine solehe nach der Hi~molysinreaktion nicht zu erwarten w~re. Hier be- steht also eine Differenz, die meines Erachtens kaum erkl~rbar w~re. Trotzdem wtirde ieh diesen Fall nicht als Gegenbeweis gegen das Er- gebnis der obigen Paralysebefunde verwerten, wenn er tats~chlich isoliert dast~nde. Ich kann aber schon jetzt darauf hinweisen (die ausftihrliche Besprechung erfolgt in einer besonderen Arbeit), dal~ es eine gro]~e Zahl neurologischer und psychiatriseher Erkrankungen gibt, z. B. symptomatisehe Psychosen, senile Erkrankungen usw., die eben- falls teils prinzipiell, teils in einem sehr hohen Prozentsatz eine Erh6hung der Permeabilit~t aufweisen, ohno dal~ entztindliche Veri~nderungen der Meningen vorhanden zu sein brauchen. Alle diese F~lle wtirden mit der Hi~molysinreaktion negativ ausfallen, und das, obwohl ge- fade unter den symptomatischen Psyehosen sich die extremsten Werte von Permeabiliti~tssteigerung fanden, die ich bisher unter mehr als 300 untersuehten Fi~llen beobachtete. Damit kommen aber Unter- sehiede in den Resultaten beider Methoden zum Vorsehein, die sieh nur unter Annahme prinzipiell versehiedener Grundlagen erkli~ren lassen! Da nun die Brommethode ihrem Wesen naeh eine reine Per. meabilit~tsprtifungsmethode darstellt, mug die Hi~molysinreaktion anders gedeutet werden.

Zu dem gleichen Resultat kommt man aueh, wenn man die quan- titativen Angaben yon Weil und Ka]ka bei ihren Paralyseuntersuehungen bertieksiehtigt, aueh wenn ihre Zahlen nur als Seh~tzungswerte an- gesehen werden. In ihrer Arbeit tiber die Durehgi~ngigkeit der Me-

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Studien ilber die Permeabilitat der Meningen. 215

ningen, besonders bei der progressiven Paralyse sagen sie auf S. 7: ,,Es ist zum erstenmal sieher nachgewiesen worden, dab die Permeabilit~t der Meningen bei der Paralyse erhSht ist, und zwar, wenn wir obige Berechnung zugrunde legen, ungef~hr um das 10fache gegenfiber dem Normalen."

Vergleichen wir damit die sich aus der Brommethode ergebendea Werte, so wfirde eine 3fache Erh6hung gegenfiber der Norm bedeuten, dab Q. = 1 ist, da normalerweise der Bromgehalt des Serums den des Liquors um das 3fache fibertrifft. Diesen Wert babe ich aber bisher aueh in den extremsten F~llen nieht gefundeu und glaube naeh den bisherigen Effahrungen sicher annehmen zu diirfen, da~ er beim Men- ~ehen fiberhaupt nieht vorkommL Die st~rkste Permeabilit~tssteigerung bei Paralyse stellt vorlaufig Fall 1 der Tabelle 3 mit Q. ~ 1,74 dar, das bedeutet eine ErhShung um etwas fiber das 2fache! Also auch hier Unterschiede, die notwendig auf qualitative Differenzen der Grund- lagen hiaweisen.

Zusammen]assung. 1. Der Permeabilit~tsquotient ist bei Gesunden wahrscheinlich eine

absolut konstante Gr61~e und wird durch Dauer und Menge der Brom- gabe nieht beeinflul~.

2. Bei Paralyse finde~ sich in einem sehr hohen Prozentsatz eine erhShte Permeabilit~t.

3. In vielen F~llen zeigen die Permeabilit~tsverh~ltnisse Beziehungen zum klinisehen Bild.

4. Auch zum serologisehen Befund sind solche naehweisbar, doeh besteht eine Parallelit~t zwisehen P.-Q. und fibrigen serologisehen Befund nicht.

5. Lues ohne neurologische Erseheinungen und ohne Ver~nderungen des Liquor bedingt anseheinend keine Ver~nderung der Permeabilit~to

6. Bei Meningitis luetica h~ngt P.-Q. weitgehend yon dem ent- zfindlichen Proze~ ab. Die Beziehungen sind hier wahrscheinlieh engere als bei der Paralyse. Ein absolutes Parallelgehen ist aber aueh hier nicht vorhanden.

7. Die Endarteriitis luetica kann ohne ErhShung der Permeabilit~t einhergehen.

8. Die Malariabehandlung hat bei Paralyse einen deutlichen Ein- fluB auf die Permeabilit~tsverh~ltnisse.

9. Die Wefl.Kafkasche I-I~molysinreaktion unterseheidet sieh prin- zipiell v o n d e r Brommethode und kann nicht als eine einfaehe Per- meabilit~tsprfifungsmethode angesehen werden.

Page 25: Studien über die Permeabilität der Meningen II. Mitteilung Die Permeabilität der luetischen Erkrankungen

216 Ft. K. Walter: Studien tiber die Permeabilitat der Meningen.

Literaturverzeiehnis. Fischer, 0., G. Hermann, Fr. Miinzer, O. P6tzl, l~ber die modernen und

spezifisehen Methoden zur Behandlung der progressiven Pa. usw. Med. Klinik 1923, Nr. 45. - - Hauptmann, Neue ~berlegungen zur Pathogenese der bietalues. Verhandl. d. Ges. dtseh. Nerven/~rzte. Innsbruek 1924. - - Ka/ka, V., Serologisehe Methoden, Ergebnisse und Probleme in der Psyehiatrie. Asehaffenburgs Hand. bueh der Psyehiatrie. 1924. - - Walter, F. K., Die Permeabilit/~t der Meningen. Sitzungsberieht d. Ges. Naturforseh., Rostoek, 18. VII. 1924. - - Walter, F. K., Ur/~mie und Permeabilit/~t der Meningen. Mfinch. reed. Wochenschr. 1925, S. 54. - - Walter, F. K., Studien fiber die Permeabilit/~t der Meningen. 1. Mittlg. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psyehiatrie 95, 1925. - - Well, L~ber die Bedeutung der menin- gealen Permeabili$/~t fiir die Entstehung der Paralyse. Zeitsehr. f. d. ges. Neurol. u. PsyehiaSrie 24, 501. 1911. - - Weil und Ka/ka, t~ber die Durehl/~ssig. keit der Meningen usw. Wien. klin. Wochenschr. 1911.

Nachtrag bei der Korrektur.

Die leiehte Ver~nderlichkeit der Metaphosphors~ure in Substanz und LSsung hat reich veranlaBt, die EnteiweiBung jetzt in folgender Weise vorzunehmen: 1. Zu 2,5 cem Liquor setzt man 0,15 cem reine Salpeter- sKure und nach kurzem Umschiitteln 0,1 cem 5 proz. Phosphormolyb- d~ns~ure. Naeh erneutem Umsehiitteln und 5 Minuten Stehen wird filtriert. 2. Zu 2 ccm Serum werden 4 ccm 83proz. Salpetersi~ure und nach Umschfitteln 0,6 ccm 5proz. Phosphormolybd~ns~ure gesetzt. Nach erneutem Umschfitteln und 5 Minuten Stehen wird ffltriert.

Alles andre bleibt wie bisher! Die wesentliehen Vortefle dieser ~mderung sind: Gute Hal tbarkei t

der GebrauchslSsungen; sichere und schnelle EnteiweiBung und welt bessere Hal tbarkei t aueh der Serum- und LiquorlSsung nach Zusatz yon Goldchlorid und damit genauere kolorimetrisehe Bestimmung.