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Kurzbericht Symposion fiber das neurovegetative System der Haut des Menschen vom 30. Mai bis 1. Juni 1957 in Wien Veranstalter: Gesellsehaft zur Erforsehung des vegetativen Systems, Wien, ge- meinsam mit der Osterreiehisehen Dermatologisehen Gesellsehaft. Tagungsort: Festsaal im Direktionsgeb~iude des Wiener Allgemeinen Kranken- hauses, Wien IX. 80. V. 1957. Vormittag. Priisidium: G. RiehI, A. Wiedmann, P. Vonwiller. 1=I. Biellng (Wien) ira Namen der Faku]t~it, C. Coronini (Wien) im Namen der Gesellschaft zur Eftorschung des vegetativen Systems, R. Biehl (Wien) im Namen der Osterreichischen Dermatologischen Gesellschaft und A. Wiedmann (Wien) als Gastgeber begriiBen die Anwesenden und erSffnen den Kongrel3. Erste wissenschaftliehe Sitzung: I. Thema: Normale Anatomie des neurovegetativen Systems der Haut Thema I a: Die Innervation der Epidermis und Curls R. Richter (Ankara) geht vorerst au~ die Literatur der letzten 25 Jahre ein und entschuldigt sich, dab es im Rahmen eines Vortrages nicht mSglieh sei, die Namen aller Forseher aufzuz~ihlen, die dieses Gebiet bearbeiteten und will lediglich eine Basis f/Jr die nachfolgende Ausspraehe schaffen. Er besprieht den tiefgreifenden Meinungsunterschied zwisehen den Anh~ingem der Neuronentheorie und jenen eines reticul~iren Au~aues und f/ihrt diese Widerspr/iche au~ die verschiedenen Darstellungsmethoden zurfiek, Zwischen den markhaltigen und markIosen Nerven bestehen keine sehaften Grenzen. Der Redner steht endlieh auf dem Standpunkt, dab es derzeit nieht entsehieden werden kann, ob die sogenannten intereal~iren Zellen bindegewebig oder nerv5s sind. Aueh hinsiehtlieh der sensiblen Endigun- gen bestehen keine morphologisehen Charakteristiea, die die Empfindungsquali- tSten bestimmten, da die Sehmerzrezeptoren aueh dem Druekgefiihl dienen; es gibt lediglieh eingekapselte und freie Endigungen. Diskussion: P. Vonwiller (Rheinau) weist auf selektive Nervenf~irbungen mit Nigrosin, Trypanblau, Geigyblau usw. lain. E. Stransky (Wien) land 1899 an transplantierten Hautlappen, dab die Sehmerz- punkte selbstandig seien. F. Fartho~er (Wien): Ein gemischter Nerv ist sensibel-mo.toriseh, weshalb in der Cutis dieser Begriff nicht in gleichem Sinne fiir markhaltig und marklos ver- wendet werden daft.

Symposion über das neurovegetative System der Haut des Menschen vom 30. Mai bis 1. Juni 1957 in Wien

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K u r z b e r i c h t

Symposion fiber das neurovegetat ive System der Haut des Menschen

vom 30. Mai bis 1. Juni 1957 in Wien

Veranstalter: Gesellsehaft zur Erforsehung des vegetativen Systems, Wien, ge- meinsam mit der Osterreiehisehen Dermatologisehen Gesellsehaft.

Tagungsort: Festsaal im Direktionsgeb~iude des Wiener Allgemeinen Kranken- hauses, Wien IX.

80. V. 1957. Vormittag. Priisidium: G. RiehI, A. Wiedmann, P. Vonwiller.

1=I. Biellng (Wien) ira Namen der Faku]t~it, C. Coronini (Wien) im Namen der Gesellschaft zur Eftorschung des vegetativen Systems, R. Biehl (Wien) im Namen der Osterreichischen Dermatologischen Gesellschaft und A. Wiedmann (Wien) als Gastgeber begriiBen die Anwesenden und erSffnen den Kongrel3.

Erste wissenschaftliehe Sitzung:

I. Thema: N o r m a l e A n a t o m i e d e s n e u r o v e g e t a t i v e n S y s t e m s d e r H a u t

Thema I a: Die Innervation der Epidermis und Curls

R. Richter (Ankara) geht vorerst au~ die Literatur der letzten 25 Jahre ein und entschuldigt sich, dab es im Rahmen eines Vortrages nicht mSglieh sei, die Namen aller Forseher aufzuz~ihlen, die dieses Gebiet bearbeiteten und will lediglich eine Basis f/Jr die nachfolgende Ausspraehe schaffen. Er besprieht den tiefgreifenden Meinungsunterschied zwisehen den Anh~ingem der Neuronentheorie und jenen eines reticul~iren Au~aues und f/ihrt diese Widerspr/iche au~ die verschiedenen Darstellungsmethoden zurfiek, Zwischen den markhaltigen und markIosen Nerven bestehen keine sehaften Grenzen. Der Redner steht endlieh auf dem Standpunkt, dab es derzeit nieht entsehieden werden kann, ob die sogenannten intereal~iren Zellen bindegewebig oder nerv5s sind. Aueh hinsiehtlieh der sensiblen Endigun- gen bestehen keine morphologisehen Charakteristiea, die die Empfindungsquali- tSten bestimmten, da die Sehmerzrezeptoren aueh dem Druekgefiihl dienen; es gibt lediglieh eingekapselte und freie Endigungen.

D i s k u s s i o n : P. Vonwiller (Rheinau) weist auf selektive Nervenf~irbungen mit Nigrosin,

Trypanblau, Geigyblau usw. lain. E. Stransky (Wien) land 1899 an transplantierten Hautlappen, dab die Sehmerz-

punkte selbstandig seien. F. Fartho~er (Wien): Ein gemischter Nerv ist sensibel-mo.toriseh, weshalb in

der Cutis dieser Begriff nicht in gleichem Sinne fiir markhaltig und marklos ver- wendet werden daft.

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r. H. Scharf (Jena): Die sensiblen Fasern verzweigen sieh in der Haut vielfNtig und biIden Gefleehte, nieht aber eehte Netze (WedelI).

11.11ichter (Ankara): Die Erw~ihnung anderer Darstellungsmethoden des Ner- vensystems mul3 aufriehtig begriil3t werden. Die Sehmerzempflndungen seheinen nicht an bestimmte morphologisehe Formationen gebunden. Gemisehte Nerven bedeuten in der Hauthistologie die Vereinigung yon markhaltigen und marklosen Fasern.

F. Kiss (Budapest): ,,Die Innervation der Epidermis und Cutis."

Bespricht die Launenhaftigkeit aller Impr~ignationen und behandelt ferner seine Theorie, dab alle fixen Zellen innerviert sind. Auch das Bindegewebe sei reichlich nerv6s versorgt, frei endigende NerverL g~ibe es nicht. Das die Elemente der Haut versorgende vegetative Nervensystem besteht aus dicken efferenten und diirmen afferenten Fasern. Eine einseitige Innervation, also Afferenz oder Effe- renz, ist nicht m6glich.

D i s k u s s i o n :

tl. 11ichter (Ankara): Beim Embryo sieht man Nervennetze, die spiiter ver- schwinden und beim Erwachsenen nicht mehr nachweisbar sind. Bindegewebs- zellen sind oft yon Fasern durchlaufen, allerdings w~iren Plasmaf~irbungen not- wendig, um die interstitiellen Zellen von Bindegewebselementen unterscheiden zu k6nnen.

V. Jabonero (Oviedo) wendet sieh gegen die vom Vortragenden gezeigten Zeichnungen und wiirde Mikropho.tographien den Vorzug geben. Da in den vor- gewiesenen Abbildungen nur Neurofibrillen dargestellt seien, kann man nicht ent- seheiden, ob es sich um eerebrospinale oder vegetative Elemente handelt.

G. Lassmann (Wien): Es gibt keine direkte Innervation dutch die vegetativen Endformationen, allerdings t~usehen nieht nerv6se, sondern bindegewebige fibril- liire Strukturen oft nerv6se vor.

J. H. Scharf und C. Coronini (Wien) sind der Ansieht, dab die yon Kiss ge- zeigten Filamente Gitterfasem und nicht nerv6se Fibrillen sind.

F. Kiss (Budapest) ist der Ansieht, dab embryonales Material sieh viel besser fiir die Untersuchungen eignet und legt dar, dab der Fetus bereits im 8. bis 4. Monat vollkommen innervier~ ist. Beziiglieh der Zeiehnungen sei festzustellen, dab selbst die besten Mikrophotogramme nur Fragmentbilder sind und Stufen- bilder nieht ersetzen k6nnen. - - Auf eine saehgemN3e Impr~ignation reagieren Gitterfasern vollkommen anders als die dargestellten Nervenfasern.

H. Hoepke (Heidelberg): ,,Neue Befunde iiber die Nervenversorgung der Haut.'"

Mit Untersuchungen der subepithelialen Bindegewebszonen mittels Messungen und graphisehen Rekonstruktionen wurden die Arbeiten Kantners fortgesetzt. In Seriensehnitten v o n d e r ttaut der Fingerbeere, des Riiekens und des Scrotum wurde bei Impriignation naeh Bodian ein oberfl~ichliehes und ein tiefes Netz, dessen Ausbildung und Abstand yon der Epidermis schwankt, gefunden. Hie- bei sah man aueh Netz- und SehIingenk6rper, die jedoeh keine spezifisehen Sinnesk6rperehen darstellen. Die Pacinisehen K6rperchen wurden nieht unter- sueht. Die Innervation nimmt im Finger distal zu, so dab die Fingerbeere zehn- mal mehr Nervensubstanz besitzt als der iibrige Finger. Die Riiekenbaut besitzt

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keine Nervenk6rperehen. Physiologiseh iibertriigt das obere Netz die K~ilte-, das untere die Wiirmeempfindung. Aueh der Tastsinn ist nicht an Tastk6rperchen gebunden; so enth~ilt die Zunge keine TastkSrperchen. Druck und Schmerz wird dureh das Netz wahrgenommen. Verwendet man ein Anaestheticum, so ist das K~iltegefiihl (Faserdicke 0,07 ~) am friihesten, sp~iter erst das W~irmegefiihl (Faser- dicke 0,56 ,u) auszuschalten.

P. Walter (Miinchen): ,,Die Innervation der Hautmodifikationen bei Haussiiuge- tieren.'"

Die nervSsen Formationen treten, teils markhaltigen Fasem beigemengt, von der Subeutis in das Gorimn ein. Die Morphologie dieser Elemente ist in den versehiedenen Regionen dieselbe, jedoeh bleibt das Epithel stets frei. Die besten Resultate erh~lt man dureh Flaehsehnitte, die dieht an der Epithelgrenze gefiihrt werden. Der 1Redner unterseheidet zwisehen sehmalen priiterminalen und netz- fSrmigen terminalen Fibrillen. Bis in die ersten Absehnitte werden die Fasern vom Schwannsehen Plasmodium begleitet, jedoeh lassen eingestreute Kerne aueh im Tenninalabsehnitt auf das Vorhandensein des Leitplasmodium sehliel3en. Die vegetativen Fasern sind den Erfolgszellen stets angelagert, durehziehen sie aber nie, manchmal ist sogar ein gewisser Abstand yore Erfolgsgewebe (kleinen Blut- gef~iBen) festzustellen.

D i s k u s s i o n :

P. Vonwiller (Rheinau) wendet sich gegen die gew6hnliehe Photographie und ist der Meinung, daB die Stufenphotographie besser sei.

F. NSdl (G6ttingen): Photomontagen zeigen versehiedene Ebenen.

J. H. Seharf (Jena) weist atff die grol3en Naehteile der Stufenmikroskopie bin.

E. Hagen (Bonn) fragt, ob in der behaarten Tierhaut Endk6rperehen gefunden werden.

M. Meyling (Utrecht) gibt zu bedenken, daB, wenn sieh aueh im Silberpr~iparat keine Nervenelemente .darstellen, dennoeh solehe vorhanden sein kSnnen. In Methylenblaupriiparaten zieht das terminale Endnetz dureh die Arterienwand bis in das Endothel.

F. Kiss (Budapest) betont nochmals, dab kombinierte Zeichnungen den frag- mentarisehen Mikrophotogrammen vorzuziehen seien.

P. Walter (Miinehen) fiihrt aus, dab von 3000 Priiparaten oft nur 15 brauehbar seien und dab er ein Eindringen neurofibrill~irer Strukturen in die Gef~il3wand hie beobachten konnte. Im Gegensatz zu Kiss babe er niemals intrazellul~ire Fasern gefunden.

7. Adams-Bay (Stockhohn): ,,Ober die chromaffinen Zellen der Haut.'"

In der menschlichen Haut gibt es ein System yon Zellen mit ovalen hellen Kernen und meist langen Ausl~iufern, die mit Granula besetzt sin& Diese sind chromaffin und haben eine besondere Ultrastruktur. Die Zellen sind den sym- pathisch innervierten Elementen angelagert und scheinen eine Vasokonstriktor- substanz zu enthalten. Bei Entziindung der Haut sind sie ebenso wie in Urticaria- h~uten und naeh Einspritzung yon Histamin zum grSBten Tell ,,degranuliert". In

170 Kurzbericht

der Haut der Beine kamen diese Zellen in gr613eren Mengen als anderswo vor. Dementspreehend hat aueh U.S.v. Euler an den unteren Extremit~iten mehr Noradrenalin als an anderen K6rperregionen naehgewiesen.

D i s k u s s i o n :

G. Stiittgen (Diisseldoff) stellt fest, dab die Aminooxydase und adrenergische Wirkstoffe am gleiehen Oft auftreten, dab jedoch kein sicherer Zusamrnenhang zwischen der Aminooxydase und dem Abbau adrenerger Substanzen besteht.

J. H. Scharf (Jena) wirft ein, dab es bis heute nieht sigher ist, ob die vege- tativen Elemente der Neuralleiste oder dem lokalen Mesenchym (Tello) ent- stammen.

C. Coronini (Wien): W~ihrend die interstitielle Zelle bereits yon CajaI als gangliopotent bezeiehnet wurde und naeh Jabonero die vegetative Endformation auPoaut, handelt es sieh bei den intereal&en Zellen um rein bindegewebige, mesenchymaIe Elemente, die mit der vegetativen Endformation zwar in losem Kontakt, jedoch in keinerlei plasmatischer Verbindung stehen. Dies ware auch insoferne schwer vorstellbar, well bei einem solchen Verhalten das vom i~u~eren Keimblatt stammende nervfse Plasma mit dem mesenchymalen Plasma der inte~- caliiren Zellen zu einer Einheit verschmelzen mfiBte. Wahrscheinlich kommt diesen Zellen eine chemische Spezialfunktion zu, inde,m sie den yon der vegetativen End- formation deliberierten Mediatstoff fermentativ beeinflussen bzw. umwandeIn oder vielleicht auch abbauen kOnnen. Jedenfalls ist die Besonderheit dieser Zellen nicht nut durch ihre weitgehende Affinit~it zu Silbersalzen, sondem aueh dutch ihre Gomoriphilie gekennzeichnet. Diese Eigent/imlichkeit hat Wiedmann bereits vor mehreren Jahren in der Haut nachgewiesen. Coronini und Mitarbeiter konnten dies in der Appendix, vor allem im Rahmen der neurogenen Appendicopathie eindeutig unter Beweis stellen. Die GomoriphiIie ist so intensiv, daB sie sigh sogar bei langdauemder Differenzierung kaum beeinflussen l~igt (Coronini und Mitarbeiter). Vielleich gehSren die chromaffinen Elemente yon Adams-Ray eben- falls, zumindest wenigstens teilweise, dieser Zellgattung an. Dadurch wiirde sie auch eine histoehemische Besonderheit eharakterisieren.

T. Leipert (Wien) erh~ilt auf die Frage, ob Adrenalin und Noradrenalin nur chemisch oder auch pharmakologiseh nachgewiesen wurde, zur Antwort, dab beides erfolgte.

B. Ko~passy (Szeged): Die argyrophilen Nervenzellen vermehren sich im Alter ebenso wie die Naevi pigmentosi. Bestehen nicht Beziehungen zwischen chrom- affinen und Naevus-Zellen?

80. V. 1957. Naehmittag. Pr~isidium: H. Grau, B. Korpdssy, R. Richter, K. Steigleder.

Zweite wissenschaftliche Sitzung:

Thema I b: Die Innervation der Hautblutgefiifie und Hautanhangsgebilde

V. 1abonero (Oviedo): Im Bereich der Haut sind zwei Arten nerv6ser Ele- mente anzutreffen: gew6hnliche markhaltige und marklose Nervenfasern, die einen Plexus bilden, und eine besondere syncytiale Formation, die aus plasmati- schen anastomosierend,en Str~ingen besteht und das letzte Glied vegetativer effe- renter Bahnen darstellt. Der GroBteil der yon der Subcutis aufsteigenden, bis in

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die oberen Schichten der Cutis hineinreichenden nervSsen Stgmme verliiuft in- nerhalb besonderer rShrenfSrmiger Hiillen, deren Wand durch einen syncytialen Verband bindegewebiger oder lemmoblastischer Elemente gebildet wird. Die Hfil- ]en weisen seitliche Offnungen auf, durch welche gewShnliche Nervenfasern sowie vegetative EndIormationen heraustreten.

Die vegetative Endformation besteht aus einem Netz verschiedener Maschen- grSBe, das aus plasmatisehen, wellenfSrmigen, anastomosierenden Strangen aug gebaut ist. Form, Verlauf und Kaliber der einzelnen Zfige wechseln erheblich. Die Knotenpunkte des Netzes haben die gleiche Struktur und Bedeutung wie seine strang[6rmigen AnteiIe, wobei bekernte, besonders charakteristische Knoten- punkte fiir die Identitat mit der interstitiellen Zelle sprechen. Die vegetative Endformation besitzt Kerne, neurofibrillare Dffferenzierungen, Vacuolen und argyrophile Granula. Vacuolen und argyrophile Granula weisen einen dem physio- logischen Zustand entsprechenden Formenkreis auf. Die vegetative Endformation stellt den nerv6sen Pol einer ausgedehnten Synapse dar, die yon den anderen bekannten Synapsenformen betrachtlich abweicht. Es gibt weder Endigungen noeh standige Kontakte zwisehen den Strangen, den in ihnen verlaufenden Neuro- fibrillen oder ihrem Plasma und dem Plasma nieht nerv6ser Elemente. Es handelt sieh um eine plexiforme Synapse auf Distanz, in weleher lediglieh eine ehemisehe l~bertragung erfolgt. Naeh Durehsehneidung postganglionarer Nervenfasern findet man keine eehten degenerativen Vefiinderungen des neurofibrillaren Geriistes der vegetativen Endformation.

Die Blutkapillaren, kleinen Arteriolen und Vaeuolen der Haut sind oft vonder vegetativen Endformation begleitet, treten jedoeh lnit ihr nieht in unmitelbaren Kontakt. Es gibt Absehnitte der Blutkapillaren, welehe jeder nerv6sen Begleitung entbehren, jedoeh daft man unter Annahme einer plexiformen Synapse auf Distanz sehlie6en, dab diese Streeken aueh unter nerv/isem Einflug stehen. Die Arterien besitzen ein mehr oder weniger reiehliehes plasmatisehes nerv6ses Netz im Bereiehe ihrer Adventitia. Diese nerv6se Versorgung der Arterien ist im all- gemeinen verwiekelter und reiehlieher als bei den Venen, jedoeh sind strukturelle Untersehiede nieht aufzudeeken.

An den ekkrinen Sehweil3drfisen findet man eine grol3e Menge syneytialer Strange. Die Driisentubuli und die entspreehenden Blutkapillaren sind von einer einheitliehen syneytialen, strangfSrmigen, nerv~Ssen Formation versorgt, ebenso verhalten sieh die nur maBig innervierten apokrinen SehweiBdriisen.

In der Umgebung der Talgdriisen sieht man sparlieh syneytiale Strange, die aueh die Blutkapillaren begleiten und den Haarbalg mit einem plasmatisehen nervSsen Netzwerk umgeben.

Die glatte Muskulatur der Haut (Mm. arreetores pilorum, glatte Muskulatur der Tuniea dartos, der Brustwarze usw.) ist von Strangen der vegetativen End- formation yon zuweilen kompliziertem sehlangenf/Srmigem Verlauf versorgt. Selbstandige Nervenfasern mit freien Endigungen nehmen an der efferenten Inner- vation dieser Muskulatur nieht tell.

D i s k u s s i o n :

H. Grau (Miinehen) ffagt, ob es terminal-nerv6se Strukturen zwisehen Media und Adventitia yon Arterien gabe.

F. Kiss (Budapest): Die Anwesenheit yon Mediatstoifen ist, wenn aueh m6glieh, nieht unbedingt erforderlieh, da es nieht nur eine allgemeine Innervation der Haut, sondern aueh eine individuelle der einzelnen Zellen und Gewebselemente gibt (Nervismus Pawlows).

17 2 Kurzbericht

W. Thies (Mfinchen) weist auf seine Befunde bei der Darstellung der Acetyl- cholinesterase hin.

M. Meyling (Utrecht) empfiehlt Vorsicht bei der Beurteilung von Vacuolen und erw~ihnt, dab man im Methylenblaupr~iparat nur ein Nervennetz sieht, welches alle Gewebselemente umfal3t.

1. Szentdgothai (Pecs): Die Haut stellt kein gutes Objekt fiir Untersuchungen dar, weil sic nicht einseitig innerviert ist, wie z.B. die Iris. Vacuolen sind stets postmortal entstanden. Auch der Ausdruck Neurotqbrille ist heute nieht mehr statthaft, da auch das feinste impr~ignierte fadenfSrmige Gebilde einer grogen Zahl zusammengebackener, elektronenmikroskopiseher Filamente entspricht Hess land {iinf und mehr Nervenfasern in der Schwannsehen Zelle liegen, abet yon einer Duplikatur der Zellenoberfl~iche umgeben.

V. Jabonero (Oviedo): Unmittelbare Verbindungen zwisehen vegetativer End- formation und Erfolgsorgan wurden nie gesehen. Iledner glaubt, dab im elek- tronenmikroskopischen Bild aueh Artefakte vorliegen kSnnen. Syncytiale Ele- mente sind nur in der Adventitia, nieht in der Media der Arterien aufzufinden.

P. VonwiUer (Rheinau): ,,giber den Stechapparat der Miicken.'"

An ttand sch6ner Bilder werden Einzelheiten des Stechapparates von Miicken (Culex pipiens) nach F~rbung mit Geigyblau, Wasserblau- oder Nigrosin-Alkohol- Essigsguregemischen gezeigt.

F. Kiss (Budapest): ,,Die Innervation der Hautbtutge/ii]3e.'"

Die Haut ist ahnlich anderen Geweben innerviert. Es gibt feinste Geflechte zu den Zellen, die wohl einen regulatorischen Apparat darstellen. Bei den Arterien sind alle drei Sehichten unmitetlbar innerviert, die nervSsen Fasern reichen bis ifi die Intima. Auch die Innervation der Lymphgef~ige ist ganz ghnlich.

W. Thies (Miinchen): ,,Zur lnnervation der apokrinen Driisen.'"

Mittels der Silbercarbonatmethode yon Jabonero liiBt sich in der Aehselhaut im Bereich der apokrinen Driisen ein kernh~iltiges, Neurofibrillen ffihrendes Syn- cytium mit argyrophilen Granula und Vacuolen nachweisen. Die nerv6sen Forma- tionea stehen nirgends in einem intimen Kontakt mit den Driisen- oder Myo- epithel-Zellen. Man mug deshalb auf eine humorale Obertragung der nervSsen Reize schliel3en. Durch den histochemischen Nachweis der Acetylchotinesterase (KoeUe, Modifikation naeh Thies), die bei den ekkrinen SchweiBdrfisen reichlich, bei den apokrinen aber nur sp~irlich darstellbar ist, l~igt sich sehliegen, dab die ersteren cholinergiseh, die letzteren abet vornehmlich adrenergisch innerviert sein diirften.

D i s k u s s i o n :

B. Droz (Paris) ist der Ansieht, dab wahrscheinlieh die Fasern sowohl Adrena- lin als aueh Acetyleholin enthahen.

J. Szentdgothal (Pees) wendet ein, dab um die ekkrinen Schweigdriisen viele, eine positive Aeetyleholinreaktion gebende, Elemente l~igen.

F: N6dl (GSttingen) und G. Stiittgen (Diisseldorf) best~itigen die Angaben von Thies.

Kurzberieht 173

31. V. 1957. Vormittag. Pdisidium: R. M. Bohnstedt, M. Meyling, V. Yabonero, B. Droz.

Dritte wissenschaftliche Sitzung:

II. Thema: P h y s i o l o g i e u n d H i s t o e h e m i e d e s n e u r o v e g e t a - t i v e n S y s t e m s d e r H a u t

Thema II a: Physqologie der neurovegecativen Innervation der Haut

F. Briieke (Wien): Die Haut ist aussehliel31ich sympathisch innerviert; ebenso verh{ilt es sich aueh mit den Hautblutgef{if3en, deren Innervation rein sympathiseh und aussehlieBlieh vasokonstriktorischer Natur ist. Die Existenz vasodilatatorischer Fasern ist umstritten. Es wird die Funktion der Schweil3driisen im normalen Organisrnus und nach bestimmten experimentellen Eingriffen besprochen und be- toni, dab f/Jr den normalen Funktionszustand der ekkrinen SchweiBdriisen eine intakte sympathische Innervation wesentlieh ist, wobei jedoch die Nervenversor- gung eholinergischer Natur ist. Feldberg uncl Dale wiesen nach Erzeugung von Sympathicusschweil3 ~n den Zehenballen der Katze im abfliel3enden Venenblut Acetyleholin naeh. Die Sehweil3sekretion wird dttrch Atropin gehemmt. Adrenalin und Noradrenalin bewirken nur die AusstoBung bereits priiformierten SchweiBes. Des weiteren wird die M6glichkeit yon Axonreflexen innerhalb des sympathischen Systems erbrtert.

Der Vortragende bespricht aul3erdem die Piloerektion und den Einflul3 yon Pharmaka auf diesen Vorgang an Hand eigener Versuche.

D i s k u s s i o n :

V. Yabonero (Oviedo) betont, dab die vegetative Endfonnation absolut unab- h~ingig von den postganglionaren Nervenfasern ist.

F. John (Schopfheim) hat 1938 bis 1941 in der Haut Zellen mit steuerndem Charakter gefunden, durch die der Axonreflex als Arbeitshypothese iiberfliissig wird.

Y. Szentdgothai (Pees) wendet sieh gegen die Bemerkung yon Yabonero und betont, dab das Verschwinden des Axonreflexes 2 bis 3 Tage naeh Durehtrennung der zufiihrenden Nervenfasern sehwer mit der Konzeption eines autonomen peri- pheren Nervennetzes zu erkl~iren ist.

G. Stiittgen (Diisseldorf) ist der Meinung, dab sieh mit Ganglienbloekern ein Hinweis auf ganglionare Synapsen im Bereieh der Haut nieht erbringen l~iBt.

R. M. Bohnstedt (Giel3en) fragt an, ob nieht die yon ihm beobachtete auff~illige Pilomotorenreaktion dureh Sympatol fiir eine adrenerge Wirkung sprieht.

J. H. Schar[ (Jena) ist der Meinung, dab sieh eine zwingende Annahme des Axonreflexes nieht zu ergeben seheint. Manehe Effekte kSnnen aueh eehte Reflexe sein.

M. Meyling (Utrecht) hat immer betont, dab sowohl efferente als afferente vegetative Nervenfasern am peripheren Nervennetz synaptiseh endigen. Hier kSnnte das Nikotin, das nur Synapsen angreift., einwirken.

W. Thies (Mtinehen): Das pharmakologisehe Ergebnis, wonach die Versorgung der glatten Haarmuskel dureh adrenergisehe Nervenfasern erfolgt, steht im Gegensatz zu unseren Befunden yon Aeetylcholinesterase in dem vegetativen End- netz und den Arreetores pilorum.

F. Briieke (Wien): Man ran/3 Tatsaehen und Hypothesen anseinanderhalten. Elliot land seinerzeit, Adrenalin maehe keinen SehweiB. FrShlieh und Zack fan-

174 Kurzbericht

den dann doeh kleine TrSpfehen. Adrenalin und Noradrenalin bewirken abet nur die Ausstol3ung bereits priiformierter Sekrete. Eine vagale Hautinnervation exi- stiert nieht.

T. Gordonoff (Bern): ,,Beitrag zur Pharmakologie des neurovegetativen Systems der Haut.'"

Der durch die verschiedenen Hautaffektionen hervorgerufene Funktionswandel des neurovegetativen Systems wird gesehildert. Die Beeinflussung des cutiviscera- len Reflexes durch Pharmaka, vor allem so]che, die vegetativ wirken, wird be- sproehen. Sehmerz und Juckreiz, unter dem EinfluB des vegetativen Nerven- systems, werden analysiert und die Verst~irkung der Wirkungen verschiedener Analgetika dutch cholinergisehe Stoffe hervorgehoben.

F. John (Schopfheim): ,,Netz und Geflecht im vegetativen Systom'" und ,,Zum Problem der Stalagmoeyten der mensehllchen Epidermis".

Der Vortragende geht vorerst auf die allgemeinen Probleme des Aufbaues des vegetativen Nervensystems ein und ist der Ansicht, dab es sich hierbei um ein syn- cytiales Raumnetz ohne Anfang und Ende yon verschiedenster Dimension der Maschen bis zur feinsten Netzstruktur am Erfolgsorgan handelt. An den Kniipf- stel]en sind die Neuroplasmastriinge mit autonomen Steuerungselementen durch- setzt. Im zweiten und ausffihrlichsten Tell seines Vortrages bespricht der Redner die yon ibm 1986 bis 1988 entdeckten innersekretorischen Zellelemente der mensch- lichen Epidermis, die Stalagmocyten. Diese entwickeln sich in einer sonst geord- neten epithelialen Struktur dann, wenn eine proliferative Gewebsunruhe vorliegt. Die Stalagmocyten, die sich durch Argyrophilie auszeichnen, weisen verschiedene sekretorisehe Stadien auf. Besonders charakteristisch ist jedoch, dab die ,,Sekre- tionssehl~iuche" stets gegen das KSqgerinnere gerichtet sin& Die Gr6ge dieser Zellen betragt 20 his 60/z.

D i s k u s s i o n :

J. Szent6gothai (Pecs): Beim fibrilliiren Impr~ignationsbild sind die in der Um- gebung der nervSsen Terminalgebilde sichtbaren wabig-schleierf6rmigen Struk- turen des Terminalreticulum wohl als Kunstprodukte anzusprechen.

W. Thies (Mfinchen) zeigt in nach Yabonero versilberten Schnitten korkzieher- artige, sich fiber mehrere Epidermiszellagen erstreckende Epithelfasern, die den schlauchartigen Stalagmocyten ~ihnlich sind.

F. Ormea (Turin) betont, dab er Stalagmocyten nur bei pathologischen Zust~in- den gesehen babe.

F. NiJdl (G6ttingen) bemerkt, dab er Stalagmocyten lediglich in Versilberun- gen nach BieIsehowsky-Gros gefunden habe.

Sz. Donhoffer (Pees): ,,Ober die Rolle der Thermoregulation der Haut in der chemisehen Wiirmeregulation.'"

An Hand yon Kurven, die den Sauerstoffverbraueh darstellen, wird gezeigt, dab die ehemische W~irmeregulation im selben Moment anspringt, in dem die Ratten in eine kNtere Umgebung versetzt werden. Der Umsatz erreieht mit einem Sprung sofort einen der neuen Umgebung angepal3ten Wert. In diesem Zeitpunkt entsprieht blo13 die Temperatur der Kammerwand, nicht aber jene der Kammerluft und der Haut, dem Gleichgewicht, das sich in der neuen Umgebung erst mehrere Minuten sp~iter einstellt. Es wird angenommen, dab bei Versetzung in eine m~13ig

Kurzberieht 175

kiihle Umgebung die ~nderung des W~irmeverlustes infolge Strahlung durch die Therrnorezeptoren der Haut auch quantitativ einen regulierenden Einflul3 auf die chemische Wfirmeregelung ausiibt.

S. B. Curri (Mailand): ,,CJber die Wirkung der sogenannten Pharmaka des. vege- tativen Systems auf die terminale Strombahn, mit be'sonderer Be- ri~cksichtigung der Hautgefii]Je und der arterio-venfsen Anastomosen.'"

Die Durchblutung einer arterio-ven/Ssen Anastomose (avA) h~ingt nieht nur von ihrem eigenen Funktionszustand, sondern auch von ihrer nLheren Umgebung und der regionalen Kreislaufsituation ab. Gibt es nun eine funktionelle Automatie der avA? Redeutet ihre Offnung bzw. SchlieBung Funktionssteigerung oder Aus- schaltung? Auf Grund der Experimente mit Adrenalin, Noradrenalin, Acetyl- cholin, Hexamethonium und Largactil, deren Einwirkung auch in einem pracht- vollen Farbfilm gezeigt wird, kann dem Schaltstiick nieht eine so grol3e Bedeu- tung zugemessen werden. Es handelt sich nur nm den Tell eines allgemeinen Systems.

D i s k u s s i o n : F. NSdl (G6ttingen) erkundigt sich, ob es sich um rein muskul~ire oder epi-

theloidzel]ige Anastomosen handelt.

O. Hauswirth und F. Kracmar (Wien): ,Untersuchungen der elektrischen Leit- [?ihigkeit der Haut.'"

Die Richtung des galvanischen Stromes flie/3t yon positiv nach negativ. Finder der Strom bei einsteigender Richtung einen gr6Beren Widerstand, so weist dies darauf hin, dab die Haut auBen negativ und innen positiv geladen ist. Ein geringerer Widerstand zeigt das Gegenteil an. Beim aussteigenden Strom (Anode innen, Kathode aul3en) liegen die entgegengesetzten Verh~iltnisse vor. Die tote Rinds- und Schweinshaut wurde auBen positiv, die tote Pferde- und Hasenhaut aul3en negativ befunden. Die menschliche Haut war auBen negativ, innen posit_iv geladen, und zwar bei weibliehen Patienten geringer als bei miinnlichen. Eine Befeuehtung mit Adrenosan bzw. Acetylcholin fiihrte zu einer sehnellen ~_nderung der galvanischen Hautleiff~ihigkeit. Diese Umstimmungen sind fiir verschiedene Stoffweehselregulationen sehr praktisch und zweekm~iBig.

D i s k u s s i o n : K. Steigleder (Frankfurt/Main) bemerkt, dal3 das Ladungsmosaik durch Nuclein-

s~uren bedingt ist.

81. V. 1957. Nachmittag. Presidium: T. Gordonoff, Y. Adams-Ray, 1. Szentdgothai, F. Ormea.

Vierte wissenschaftliche Sitzung:

Thema II b: Histochemie des neurovegetativen Systems der Haut

G. Niebauer und A. Wiedmann (Wien): Besonders in den oberen Schiehten der Cutis sind Zellen mit Granulationen in enger Beziehung zu den vegetativen Endformationen nachweisbar. Diese Elemente werden als neurohormonale Zel- len (NH-Zellen) bezeichnet. Die Granula farben sich Gomori-positiv. Histo- chemische Untersuchungen sprechen fiir ihre Lipoidnatur. Diese Zellen sind auch mit der Osmium-Jodid-F~rbung nachweisbar, was darauf hinweist, dab sie Sub- stanzen yon Diphenolcharakter enthalten. Mittels der yon Hillarp und HiSkfelt

176 Kurzberieht

angegebenen Kaliumbiehromat- bzw. Kaliumjodat-Reaktion wird wahrseheinlieh gemaeht, dab in den Zellen und den sie verbindenden Str~ingen Noradrenalin enthalten ist. Die in diesen FolTnationen naehgewiesenen Gomori-positiven Gra- nula werden als Tr~igersubstanz angesehen. Dureh Gegenf~irbung yon Silber- sehnitten mit Toluidinblau kann gezeigt werden, dab Mastzellen in Kontakt zu der neurovegetativen Endformation stehen. Diese Mastzellen enthalten ebenfalls sudanpositive und Gomori-positive Granula.

D i s k u s s i o n :

I. Adams-Ray (Stoekholm) fragt, wie sieh die ehromaffinen Granula bei Ent- zfindung verhahen.

F. Nf~dl (G6ttingen): Bei Thioninweinsteins~iuref~irbungen wurden gestaltlieh ~ihnliehe Elemente siehtbar. Ein Teil war Mastzellen, ein anderer glieh den NH- Zellen Wiedmanns..

1. H. Seharf (Jena) erw~ihnt, dab die Histoehemie der fragliehen Elemente sie bei den ehromaffinen Paraganglien einordnen l~il3t und empfiehlt versehiedene Teste (Baker, Alsterbach usw.).

V. Yabonero (Oviedo) meint, dab die vorgebraehten Resultate dahingehend interpretiert werden kSnnen, dab manehe vegetative Endformationen adrenergiseh, andere eholinergiseh wirken.

R. Richter (Ankara) ist der Ansieht, dab die demonstrierten Untersuehungen fiir periphere Synapsen spreehen, was ein Beweis fiir die nervSse Bedeutung der intereaHiren Zellen ware.

F. Briicke (Wien) erkundigt sieh, ob man ffir die Anwesenheit von Histam~ Anhahspunkte gefunden h~itte. Er fiihrt weiter aus, dab man frfiher glaubte, dab nur die Aeeelerantes Adrenalin bzw. Noradrenalin produzieren. Nun ist aueh die Peripherie Bildungsst~itte dieser Substanzen. Man solhe diese interealierten Pro- duktionsst~itten mit der Adrenalin naehweisenden Fluoreszenzmethode prfifen.

C. Coronini (Wien) maeht daranf aufmerksam, dab das Vorkommen intereal~irer Zellen insbesondere bei pathologisehen Prozessen eine enorme Variationsbreite aufweist. In geringffigigen neurogenen Appendicopathien, besonders bei speziel- ]en Formen dieser Erkrankung, trifft man nur selten intereal~ire Zellen an, w/ihrend bei anderen Formen dieses Leidens solche in besonderer Reiehhaltigkeit und Variabilit~it vorkommen. Dasselbe gilt aueh f fir Erkrankungen des Uterus, so etwa fiir die glandul~ir-eystisehe Metropathie und ffir Mymbildungen in diesem O~gan.

G. Lass+mann (Wien) erw~ihnt, dab bereits Versuehe mit der Eriink6sehen Fluoreszenzmethode unternommen wurden, jedoeh infolge der Vielfalt der in der Haut mitfluoreszierenden Strukturen keine eindeutigen Befunde gewonnen werden konnten.

C. Zawisch (Graz) erkundigt sieh bei den beiden Vortragenden nach dem pH, bei welehem die metaehromatisehe F~irbung durchgef/ihrt wurde.

F. Seitelberger (Wien) weist auf Lipoidpigmente im ZNS bin, welche ~ihnliehe histoehemische Reaktionen geben.

1. H. Scharf (Jena) empfiehh die Schnittchromatographie nach Lindner.

G. StiJttgen (Diisseldorf) und T. Gordonoff (Bern) bitten um Aufkl~irung fiber die yon Luithlen und Molitor beobaehtete eholinergisehe Reaktion naeh intra- cutaner Injektion yon 0,9%iger NaC1-LSsung.

Kurzberieht 17 7

G. Niebauer (Wien) berichtet noeh fiber das Ergebnis weiterer histo- ehemiseher Untersuchungen mit dem Ziele, sowohl das Ausgangsmatefial der Adrenalinsynthese als aueh jene Fermente, die ffir die Inaktivierung der Kate- eholanfine verantwortlich sein diirften, naebzuweisen.

A. Wiedmann (Wien) dankt den Diskussionsrednern und stellt lest, dab adrenergische und eholinergisehe Reaktionen innerhalb des gleiehen Plasmas nie gesehen wurden. Die peripheren Synapsen werden zur Kenntnis genom- men. Die Langerhanssehen Zellen (Herkunft unbekannt) sind in dureh Sehmerz gequ~ilten H~iuten vermehrt. Spritzt man etwas in die oberste Cutissehieht ein, so kann dies wegen des Reiehtums an neurohormonalen Zellen (in der Tiefe nehmen diese ab) zu eholinergisehen Reaktionen f/ihren. Das pH bei der Toluidinblau- f~irbung war 5,0.

B. Droz (Paris): ,,Studium der vegetati~en Hautinnervation mittels einer histo- chemischen Methode."

Mit Osmiumtetroxyd-Kaliumjodid ist es mSglieh0 das vegetative Nervennetz ausgezeiehnet zur Darstellung zu bfingen. Obwohl diese Methode als histo- cbemisehe Reaktion besonders in der Haut sehr kritiscb betraehtet werden mul3, besitzt sie bei entspreehenden Kontrollen eine histochemische Spezifit~it fiir Adrena- lin bzw. dessen Vorstufen. An Hand sehSner Mikrophotographien werden die Nervennetze, die aus syncytial verbundenen interstitiellen Zellen bestehen und deren Zahl je nach Hautregion sehwankt, gezeigt.

D i s k u s s i o n : G. Niebauer (Wien) gratuliert dem Vortragend.en zu den sehSnen Impr~gna-

tionen und weist auf die sehwierige Technik hin.

F. Ormea (Turin) fragt, ob urn die Gef~iBe nur nervSse Zfige oder wirklich interstitielle Zellen zahlreicher waren.

J. Szentdgothai (Pees) warnt vor Sehliissen auf die eholinergisehe Fasernatur naeh dem Cholinesterasenaehweis und auf die adrenergische Natur naeh deln Kateeholnaehweis. Beide Reaktionen k6nnen ngmlieh am gleiehen Material vor- kommen.

V. Jabonero (Oviedo) stel]t fest, dal3 die eholinergisehen Fasern an Zahl die adrenergischen iiberwiegen.

B. Droz (Paris): Die interstitiellen Zellen sind in der Cutis sehr zahlreich, nicht dagegen in der Epidermis. Die Reaktion auf Adrenalin ist keine quanti- tative, sondern eine qualitative, abet sehr sensible.

K. Steigleder und K. Schultis (Frankfurt/Main): ,,Zur Histoche,w~ie der Meissner- sehen TastkiJrperchen.'"

Beim Nachweis auf unspezifisehe Esterasen (Azofarbstoffkupplungsreaktion mit Eehtblausalz BB) fiel die ungew6hnlieh starke Reaktion der Meissnerschen Tast- k6rperchen auf. Es wurde nun untersueht, wie sich versehiedene Strukturen unter dem EinfluB Esterase-hemmender oder -f6rdernder Substanzen f~irberiseh verhal- ten. Aueh bei Hemmung reagierten die spiralig angeordneten Nervenfasern irn Tastk6rperchen unver~indert; ebenso tingierten sieh aueh die zuffibrenden Nerven, wie die Vater-Paeinisehen K6rperchen, intensiv. Tastk6rperehenfo~ts~itze zur Epidermis wurden hie gesehen. Aus den Untersuchungen ergibt sich, dab ir~ den Meissnerschen TastkSrperchen spezifisehe und unspezifische Cholinesterase vor- handen ist, deren untersehiedliche Aktivit~it sich als Funktionszustand denten l~il3t.

Aeta Neurovegetativa, Bd. XVII, Heft 1~. 1~

178 Kurzberieht

D i s k u s s i o n : J. H. Scharf (Jena) gratuliert zu der sehSnen Studie, halt es nur ffir bedenk-

lieh, die vom Vortragenden erw~ihnte Nadi-Reaktion der Cytoehrotuoxydase zu- zuordnen.

F. Ormea (Turin) diskutiert fiber die Funktion der Tastk6rperehen und ist der Ansieht, dab diese Elemente je naeh Reiz versehiedenen Zweeken dienen. So kommen in den Tastkgrpern aueh vegetative Fasern vor; auBerdem findet man diese Elemente und Tastzellen ebenso in den tastsinnfreien Regionen.

K. Steigleder (Frankfurt/Main) antwortet Herin Ormea auf seine Frage, dab man den Terminus Tastk6rperehen lediglieh aufreeht erh~ilt, well es in der Lite- ratur so fiblieh ist.

B. Klein (Wien): ,,Das neuroformative System als nervliche Urstufa in der Haut Einzelliger.'"

In der Haut (Auf3enschieht) der hSchstentwickelten Einzeller (Cfliaten oder Wimper-Infusorien) findet man eine fibrill~ire Dffferenzierung, eben das neuro- formative System (NfS). Dieses Systetu verbindet einerseits siimtliche Organe]len der Aul3enschicht tuiteinander (Cilien, Sch]euderorganellen, Zellmund und -after usw.) und koordiniert die einzelnen Lokomotionsorganellen, andererseits ist es zu aktiven Neu- und Umbildungen befiihigt. Der Vortrag wurde dutch schSne Mikrophotogramme be]ebt.

1. VI. 1957. Vormittag. Priisidium: E. Hagen, It. E. Mark, F. N6dl.

Ffinfte wissenschaftliche Sitzung:

III. Thetua: P a t h o l o g i s c h e A n a t o t u i e d e s n e u r o v e g e t a t i v e n S y s t e m s d e r H a u t

Thema III a: Allgemeine Pathologie des neurovegetativen Systems

C. Coroninl (Wien): Es werden die Hautveriinderungen besonders im Hinblick auf das neurovegetative System von zwei itu Cesamtquerschnitt pathologisch-ana- tomisch und histologisch untersuchten Obduktionsfiillen demonstriert. Bei dem ersten Fall handelt es sich tun eine reticul/ire Systemerkrankung, bei der wegen eines vermuteten Prostatacarcinoms eine Retalontherapie durehgeffihrt wurde. Neben den sehweren Vefiinderungen der Retie~lose kam es zu einer gewissen Femininisierung mit Gynaeeomastie und eigentfimliehen Ver~inderungen im Nu- cleus infundibularis. Im Ansehlu6 an die Hautalterationen, die durch sehwere StSrungen der vegetativen Endformation gekennzeiehnet sind, werden aueh die endokrinen Drfisen demonstriert, urn zu zeigen, in welcher Form der Gesamt- organistuus reagiert. In ~ihnlieher Weise wird als zweiter Fall ein Morbus Cushing vorgetragen, bei dem sieh die Interpretation der Hautver~inderungen besonders lehrreieh gestaltet, da durch das schwere Odem die einzelnen Bestandteile der Haut, besonders aber die vegetative Endformation, sinnf~illig zur Darstellung kamen. An beiden F~illen konnte kJar bewiesen werden, daft man nur dutch Be- ri~cksichtigung aller Organveriinderungen die Erkrankung elnes Systems beurtel- fen und verstehen kann.

D i s k u s s i o n : A. ~Viedmann (Wien) filhrt aus, dab er tuit Coronlnl v611ig gleieher Ansicht sei

und dab eben die Berficksichtigung des Gesatutorganistuus den Dermatologen vom ,,Salbensehmierer" unterscheide. In Wien sind sehon Luithlen und Urbach f fir diese Ansicht eingetreten. Wegen des riesigen Stoffes der Dermatologie k6nnte

Kurzbericht 179

man aber doeh nieht mehr wiinsehen, dab die Dermatologen hiitten Internisten bleiben sollen.

G. Biehl (Wien) sagt, dab aueh Hebra heute der Vortragenden applaudiert hgtte, da fiir ihn die Hant aueh nur ein Teil des KSrpers gewesen wiire.

S. B. Curri (Mailand) legt an Hand eines experimentellen Beispiels die Wiehtig- keit der Gesamtuntersuehung des Organismus dar.

E. Hagen (Bonn) weist darauf hin, dab bei schweren Erkrankungen des peri- pheren Nervensystems die Kontrolle durch das Dieneephalon sehr bedeutungs- voll ist.

C. Coronini (Wien) dankt ihren Diskussionsrednem und betont nochmals, dab man alle Reaktionen am Lebenden betraehten miisse. Die Aufforderung zur Unter- suchung des gesamten Organismus h~itte sieh viel mehr an die Pathotogen als an die Dermatologen geriehtet, jedoeh ,,sine studio et ira".

V. labonero (Oviedo): ,,Postmortale Veriinderungen der vege,tativen Endforma- tion der Haut.'"

Es wurden H~inde und Fiil3e Neugeborener 5 bis 7 Tage nach dem Tode unter- sucht. Die Silberimpr~ignation ergab einen Strukturverlust der vegetativen End- formation, die nur mehr in Form yon unregelmiil3ig verstreuten Granula vorhanden war. Die granulate Besehaffenheit wird tells auf den Zerfall der Neuroflbrillen, teils auf eine granulate Entmisehung des Plasma selbst zuriiekgefiihrt. Es handelt sich somit um eine postmortale AuflSsung der vegetativen Endformation.

D i s k u s s i o n : J. Szentdgothai (Pees) legt dar, dab die Neurofibrillen gegen postmortale Auto-

lyse sehr widerstandsfghig seien, nieht dagegen die Mitoehondrien. B. Richter (Ankara) ist der Ansicht, dab Silberimpr~gnationen stets dureh

Einsehlul3f~irbungen naeh Feyrter erg~inzt werden sollten. B. Droz (Paris) weist daranf lain, dab die Adrenalinreaktionen 80 Minuten

nach dem Tode viel ausgepr~gter sind als spgter.

R. E. Mark und H. O. Dorscheid (Rostock): ,,Vegetative Reaktionen der Haut bei inneren Erkranku~gen."

Unter den vegetativen Reaktionen der Haut haben Dermographismus, Hyper- hidrosis, psychogalvanischer Reflex, das EDG, das Hautkapillarbild und die Reaktionsfiihigkeit der Hant auf gesetzte Reize klinisehe Beachtung gefunden. Bei diesen Reaktionen sind jedoeh die Einfliisse von Alter, Gesehlecht, rages- und jahreszeitlichen Sehwankungen, Nahrung, Arbeit, Temperatur und vegetativer Ausgangslage unverkennbar. Mit dem Elektrodermatogramm k6nnen funktionelle Diagnosen gestellt werden. Es ist eine Art Elektropalpation (entspreehend den He adsehen Zonen) mSglieh. Fettsueht hat ein niedriges Leitwertniveau. Safffasten bringt eine deutliehe Leitwertabnahme bis zu 40%.

D i s k u s s i o n :

I. Adams-Bay (Stockholm) erkliirt, dab am Unterbaueh bei Th 11--12 ein phy- siologiseher (gef/illte Blase!) viseeroeutaner Reflex vorhanden ist.

W. Birkmayer (Wien) weist daranf hin, dab der Leerwert des EDG stark sehwanke, und finder es notwendig, ihn mit Substanzen, deren Wirkung genau bekannt sei, zu veffolgen. Er fiihrt weiter aus, dab die Haut iiber gel~ihrnten Extremitaten stets einen hohen Widerstand zeigt.

12"

180 Kurzbericht

R. E. Mark (Rostock) antwortet, dab die Beurteilungen sehr schwer sind. Es w/iren mehrfache Messungen und ein gut abgesehirmtes Zimmer notwendig.

R. M. Bohnstedt (Giegen): ,,Bedeutung des Nervensystems bei der Pathogenese yon Dermatosen.'"

Klinisehe Beobachtungen zeigen immer winder, dab bei der Pathogenese yon H~utkrankheiten das VNS eine Rolle spielen mul3. Dafiir sprechen das Ph~nomen der symmetrisehen Ausbreitung yon Ekzemen (80%) und segmentale Ausstrahlun- gen. Der Vortragende erinnert auch an das Keratoma palmare, an die Neuro- dermatitis und die Duhringsehe Krankheit usw. Auf der intakten Gegenseite wurde bei asymmetrisehen Ekzemen bei Widerstandsmessungen mit Weehselstrom und Triehophytinreaktion die gleiehen Abweiehungen gefunden, ebenso aueh bei der Testbenzinliippehenprobe. Diese Erseheinungen k6nnen nieht dutch eine rein humorale Betraehtungsweise (Antigen-Antik6rperreaktion) erkl~irt werden. Dureh Megaphen konnte das Schwartzmann-SanareUi-Phgnomen unterdriiekt werden. Bei einem Psoriatiker I/iste ein hinzutretender Herpes zoster einen isomorphen Reizeffekt aus.

D i s k u s s i o n : F. Iohn (Sehopfheim) ~iugert, dab er in seiner dermatologisehen Praxis winder-

holt .Nhnliehes gesehen babe. Pendiomid wirke bei symmetrisehen Dermatosen ausgezeiehnet.

A.Wiedmann (Wien) fiihrt aus, dab die von Niebauer und ihm gezeigten Bilder er'ld/iren diirften, wieso allergisehe Reaktionen dureh Ganglienbloeker unterdriiekt werden kSnnen. Es g~ibe n~imlieh periphere Synapsen, wie aueh Briicke sage, die durch Pendiomid bloekiert werden, wodureh die Histaminspeieherung (Allergie) verhindert wiirde.

V. Yabonero (Oviedo): ,,AUgemeine Morphopathologie der vegetativen Endfor- marion der Haut.'"

Entsprechend dem zellul~iren Charakter der vegetativen Endformation sind die Alterationen iihnlieh den anderen Zellgattungen. Bei geringer Schiidigung kommt es zur Triibung des Plasmas, die das wichtigste Merkmal der triiben Entartung ist. Auch die ,,skizzenhafte Degeneration" ist eine h~iufige Form dieser Entartung. Diesen Vorgiingen ist die granul~ire oder tropfige Degeneration eng verwandt. Einen schweren Schaden stellen die ,,echte Vacuolisierung", die Gerinnungs- vorgiinge sowie Schrumpfungs- und Verttiissigungsprozesse dar. Es werden schlieB- lich noch die Korrosionsprozesse sowie die Wucherungen der vegetativen End- formationen besprochen.

1. VI. 1957. Nachmittag. Pr~isidium: A. Hoff, F. Kiss, A. Donhofer, I. H. Scharf. Sechste wissenschaftliche Sitzung:

Thema III b: Spezielle Pathologie des neurovegetativen Systems der Haut F. NSdl (GSttingen): Es werden die Ergebnisse vergleiehender Untersuchungen

der nerv6sen Endformation yon Neuroma fibrillare, Neurinom, Neuronaevus, so- genanntes Myoblastenmyom und Glomustatmor vorgetragen. Die Untersuchungen wurden mittels der laboneroschen Silberimpr~gnationsmethode und der Thionin- Einschlul3fiirbung nach Feyrter durchgeffihrt. Der Redner versucht die neoplasti- schen und hyperplastischen Ver~inderungen der vegetativen Endformation hei Neubildungen zu erkl~iren und weist auBerdem auf den Wert der gleichzeitigen EinschluBf~irbung zur weiteren Deutung der versilberten Strukturen bin.

D i s k u s s i o n : tl. M. Bohnstedt (Giel3en) w~ire dafiir, die Definition ,,Myom" iiberhaupt fallen

zu lassen.

Kurzberieht 181

M. Megling (Utrecht): Bei den Glomustumoren handelt es sieh wohl um Gan- glioneurome. Tumoren an dem peripheren Ende des VNS k6nnten vielleicht als Neoplasmen interstitieller Zellen aufgefaBt werden.

J. H. Scharf (Jena) weist darauf hin, dab die Einsehlugfarbung naeh Feyrter hochspezifiseh Glykolipoide naehweist.

F. Yohn (Sehopfheim) fragt an, ob bei den erwiihnten Wueherungen auch Kernvermehrungen im peripheren Neuroplasma vorhanden sind, und fiihrt aus, dab die Plasmaziige versehieden stark mit Kernen besetzt seien. An manehen Stellen fande man die zehnfache Zahl.

V. Yabonero (Oviedo) konnte hie aktive Wucherungsprozesse der vegetativen Endformationen beobachten.

Zu Thema III b:

F. Ormea (Turin): Es wird versucht, die spezielle Pathologie des neurovege- tativen Systems der Haut mit HiKe der Korrelationspathologie (Rfssle, Ilo~ssy und Mosinger) im Gegensatz zu Virchows Zellularpathologie zu studieren. Dies wird an F~illen von Sklerodermie und yon Lichen-tuber planus erlautert, indem Art, Ausbreitung und Natur der pathologisehen Veranderungen des neurovegetativen Systems der Haut in Vergleieh zu Alterationen der vegetativen Ganglien gestellt werden. Daneben werden die schweren und progressiven neuralen Schadigun- gen in der Haut bei Sklerodermie atifgezeigt und in Gegensatz gesetzt zu den bezeichnenden neuralen Hyperplasien bei noeh reversiblen Fallen von Lichen ruber planus. Diese sind mit den neuralen hyperplastischen Proliferationen bei der neurogenen Appendicopathie vergleiehbar. Mittels experimenteller R5ntgen- seh~iden der Haut werden zwei verschiedene, aber zusammenhangende Reak- tionen von stinmlierter Proliferation und Degeneration diskutiert, mit welchen das neurovegetative System der Haut auf diese wie auf irgendeine andere Noxe ant- wortet.

D i s k u s s i o n :

F. John (Schopfheim) erklart, dab dureh die R6ntgenbestrahlung die apokrinen Schweil3dri, isen verschwinden, wahrend das ,,Terminalretieulum" nicht gesehadigt wiirde.

F. Ormea (Turin) fiihrt aus, dab auch an sehwer geschadigtem Bindegewebe terminale vegetative Formationen gesehen wurden.

H. Hoff und E. Bingel (Wien): ,,Hauterkrankungen als Ausdruck psychos omati- schen Gesehehens.'"

Die ,,psychosomatischen'" Hautkrankheiten sind ebenso wie die anderen der- artigen Erkrankungen auf 4 Faktoren zuriickzuffihren: 1. Konstitution, 2. Ent- wicklung eines neurotischen Konfliktes in der Kindheit, 8. Einwirkung der aus dem Konflikt entstehenden Emotionen fiber das vegetative Nervensystem auf die Haut, 4. eine bestimmte Lebensweise, die die Haut besonders belastet. - - Die Tiefenpsychologie befaBt sich vor allem mit dem 2. und 8. Punkt. Weft die Haut normalerweise eines der wesentliehen Ausdrucksorgane unserer Emotionen ist, fiihren psyehische Traumen beim Erwaehsenen oft zu Wiederholungen des in der Kindheit entwiekelten Reaktionsmusters, besonders dann, wenn als Konflikt die Frustration in den ersten Liebesbeziehungen, meist zur Mutter, zugrunde liegt. Bei einer 25jahrigen Patientin wird eine rezidivierende Neurodermatitis dahingehend analysiert, dab bei familiarer Ekzembelastung eine latente Homo- sexualitat die Berufswahl (Friseuse) beeinflul3t hat. - - In derartigen Fallen wird

182 Kurzberieht

nur der Arzt therapeutischen Erfolg verzeielmen k6nnen, der sowohl die psy- ehisehe als aueh die somatisehe Erkrankung kennt.

V. Yabonero (Oviedo): ,,Vertinderungen der vegetativen Endformation der Haut bei akuter und chronischer unspezifischer Entziindung.'"

Neben normalen oder fast normalen vegetativen Endformationen findet man granuliire oder tropfige Degeneration, Vermehrung normaler Vacuolen, VergrSBe- rung derselben, skizzenhafte Degeneration, triibe Entartung, Schrumpfung mit Hyalinisierung oder Zeffal] der nerv6sen syncytialen Strange.

E. Kux (Innsbruck): ,,Die Therapie der Hyperhidrosis und anderer Hauterkran- kungen mittels thorakoskopischer Entnervung.'"

Die cholinergischen SehweiBfasem verlaufen im Sympathicus. Man erh~lt da- her im Innervationsgebiet des durchtrennten Grenzstranges eine Anhydrose. Je naeh Durchtrennung oder Exhairese des Grenzstranges kann man eine zeitweise oder dauemde Ausschaltung erzielen. Thorakoskopische Farbphotographien (Witt- moser) zeigen die Tecbnik, die praktisch ambulant an 8g Patienten (Geigern, Pianisten, Schauspielem, Kellnem usw.) effolgreich durchgefiihrt werden konnte: Auch bei hyperhidrotischem Ekzem, ZirkulationsstSrungen und Sklerodermien wurden Effolge erzielt.

V. ]abonero (Oviedo): ,,Veriinderungen der veger Endformation der Haut beim Krebs.'"

Die Ver~inderungen der vegetativen Endformation um Krebse sind im allge- meinen vo.n der dort auftretenden Entz/indung verursaeht. Im Carcinomgewebe selbst fehlen vegetative Strukturen. Nur selten findet man das sogenannte Korro- sionsph~inomen, eine Alteration der vegetativen Endformation, die direkt vom Neoplasma ausgelSst wird.

D i s k u s s i o n :

F. Ormea (Turin) erkl~rt, dab beim Basaliom im Gegensatz zum Spinaliom eine gewisse Vermehrung des pr~iterminalen Netzes in der N~ihe des Tumors bestehen diiffte.

F. NSdl (G6ttingen) ist ebenfalls der Ansieht, dab in der Umgebung des Ba- salioms die StrSnge des Endplasmodiums vermehrt sein dtirften.

F. John (Sehopfheim) hat aueh beim Carcinom Nerven-Zellvermehrungen ge- sehen.

F. Seitelberger (Wien) fragt an, wie der Begriff Degeneration in der vegeta- riven Peripherie zu definieren ist.

C. Coronini (Wien) fragt den Redner, ob es ihm aufgefallen ist, dab bei seinen gezeigten Tuberkulosef~illen so viele intereal~ire Zellen zu sehen sind.

Ii, Bichter (Ankara) sehlieBt sieh der Ansieht yon Coronini an und legt dar, dab er bei Lupus vulgaris und Tuberculosis eutis verrueosa in den Papillen reieh- lieh intercal~re Zellen fan&

1. Szentdgothai (Pees) betont, dab jede Regeneration mit einer Uberproduktion einhergehe.

Y. H. Seharf (Jena) weist darauf bin, dab Careinomextraktstoffe nerv6se Pro- liferationen hervorrufen.

V. Yabonero (Oviedo) antwortet seinen Diskussionsrednern, dab er die yon ihnen angef(ihrten Ver~inderungen nieht gesehen habe, allerdings sei zu sagen, dab die

Kurzberieht 183

Herren, die der neuronistischen Auffassung beipfliehten, eine andere Spraehe spr~iehen. Herrn Seitelberger wird geantwortet, dab der Ausdruek Entartung besser sei als der Terminus Degeneration. Sehliel31ieh weist der Spreeher noch darauf hin, daft die intercalliren Zellen bindegewebiger Natur sind.

W. Birkmayer (Wien): ,,Die Haut als Spiegel der vegetativen Reaktionslage.'"

Ausgehend von der Tatsache, dab man das Wohlergehen eines Patienten nach dem optischen Eindruck des Hautko]orits bzw. der Hautdurchblutung beurteilen kann, wird versueht, diesen klinisehen Eindruek zu objektivieren. Es wurden bei 40 Patienten, die an einer multiplen Sklerose leiden, bei schleehtem und gutem Aussehen der ttauL vegetative Belastungsversuche, Hormonstatus, Sternalpunktat und Hautwiderstandsmessungen vorgenommen. In 65% der F~ilIe ko.nnten fiber- einstimmende Ergebnisse erzielt werden. Gleiehzeitig wurden Hautstanzen ent- nommen, deren Untersuehung jedoeh noeh nieht abgesehlossen ist.

W. Schober (Wien): ,,Zur Pathologie der neurovegetativen Bezeptionsorgane.'"

Die Haut als Kontaktorgan zur Umwelt dient sowohl der Projektion zentri- fugaler Signale auf die KSrperoberfliiehe als auch der tlezeption peripherer tleize. Ein direktes Modell ffir neurovascul~tre Fernwirkung stellt der Glomustumor dar. Diese Gesehwulst ist dutch ein vegetatives Schmerzsyndrom naeh Art einer Sym- pathalgie gekennzeicbnet, das dutch Dehnung bzw. Kontraktion der arterioven6sen Anastomosen zustandekommt. Dadureh ergeben sieh Zusammenhiinge mit der Migraine und hinsiehtlich des meehanischen Aus!Ssungsmeehanismus Parallelen zu den sensibten Herzrezeptoren. Dem Schmerzcbarakter nach ist anz-unehmen, dab kontinuierliche Impulse fiber deft Sympathieus geteitet werden, die sieh sum- mieren.

H. Weber (Linz): ,,Hauterscheinungen bei vegetativen StSrnngen des uropoeti- schen Systems."

Auf der Haut projizieren sich die Dysregulationen aller Systeme, so auch die des Urogenitalsektors. Bei der Reizblase finder man Dermographismus, fleck- fSrmige flfichtige RStungen an Hats und Brust, Curls marmorata, Akroeyanose und Hyperbidrosis. Durch derartige Hautvergnderungen kann die Diagnose einer vegetativen UrogenitalfunktionsstSrung gestfitzt werden. Am Ende der Ausffihrun- gen wird noeh besonders auf die Gesamtbetrachtung des Organismus, wie dies bereits auf dieser Tagung yen Coronini gefordert wurde, eingegangen.

1. H. Scharf (Jena) dankt als einer der Vorsitzenden im Namen der Teilnehmer den Verar~staltern dieser Tagung.

A. Wiedmann (Wien) als Oastgeber gibt seiner Freude fiber die vielen Anre- gungen und fiber das hohe Niveau dieses Symposion Ausdruek.

R. M. Bohnstedt (Giegen) dankt als rang~iltester Dermatologe allen Veranstal- tern und ist der Meinung, dab von dieser Tagung jeder etwas gehabt hgtte.

C. Coronini (Wien) sprieht als Pr~sidentin der Gesellsehaft ffir neurovegetative Forschung allen Tagungsteilnehmern ihren Dank aus, nieht nur fiir die wissen- sehaftlieben Gaben, sondern auch ffir die so effreulieben mensehliehen Beziehun- gen, die sieh zwisehen den Dermatologen und den ,,Vegetativlern" bei dieser Zusammenkunft angebahnt und vertieft h~itten. Sie befit, dab deraa-tige ,,bezie- hungsreiehe" Veranstaltungen baldigst eine Wiederbolung f~inden[

O. Hauswirth, W. Kovac (Wien)