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176 Sitzungsberichte Carboxylgruppen (Uronsiure-Einheiten), und schwankt je naeh Herkunft und Reinheit des Polysaccharidgemisches betr~chtlich. Am niedrigsten (unter 0,2%) ist der Sulfatgehalt in der sog. Agarose, einer aus Roh-Agar nach verschiedenen Verfahren zu gewinnenden Fraktion, die ihrerseits aber gleichfalls nicht einheitlich ist. Die gut gereinigten Agarsorten des Handels, welche zumeist Verwendung finden, besitzen einen Sulfatgehalt um 0,5~/o . Berficksiehtigt man, dab diese Gele zur Elektrophorese hSchstens 2~oig angesetzt werden, so ist es einleuchtend, dab Ionenaustauschvorgiinge nut in sehr geringem Umfang am gesamten Trenneffekt beteiligt sein kSnnen. Die Diohte der ladungstragenden Gruppen am Gel-Geriist ist ferner fiir das AusmaI~ der elek- tro-endosmotischen Fliissigkeitsverschiebungen mitbestimmend und demnaeh auch ffir die er- w~hnte Molekelsiebwirkung. Bei Trennungen yon Enzymen ist es oft wiinschenswert, den Ionenaustausch in stirkerem Umfang als mit Agar allein nutzbar zu maehen. Dies setzt einen unbeweglichen und demaoch mSg- lichsg mikroheterogen in der Gel-Schicht verteflten Austauscher voraus. Versuche mit Suspen- sionen yon CM-Sephadex u. a. ergaben keine zufriedenstellenden Ergebnisse; dagegen hat sich ab pH 3,5 im schwach sauren mud schwach alkalischen Bereich die hochpolymere Alginsgure als kolloid gelSster, nicht wandernder Kationenaustauscher bewi~hrt. Die in Wasser vorgequollene Alginsiure wird mit Alkaliearbonat auf den gewiinschten pH- Weft eingestellt. Zwecks Konstanthaltung des letzteren muB ein geeignetes Puffergemisch zu- gesetzt werden; lediglich im pH-Gebiet zwischen 3,75 und 4,25 kann wegen der eigenen Puffer- wirkung der Alginsiure die Zugabe unterbleiben. Das Verh~lt~is Alginsiure:Ag~r li~Bt sich in weiten Grenzen dem jewefligen Trennprobtem anpassen; nachdem jedoch die Viscositit yon A]gin- s~urelSsungen mit zunehmendem pH-Werg rasch anwichst, muB die Agarmenge so bemessen werden, dab ein noch leicht zu vergieBendes, nicht zu z~hflfissiges Sol entsteht. Der Gehalt an Alginsiure darf bei der gewShnlichen Gel-Elektrophorese (Schichtdioke 1 ram) bis etwa 1% an- steigen; dariiber hinaus treten Schwierigkeiten wegen der hohen Ionenstirke des Mediums atff. Mit gemischten Agar-Alginsiure-Gelenwurden anderweitig nieht befficdigende Auftrennungen yon Enzymen erzielt, fiber die demni~chst an anderer Stelle berichtet werden wird. Zusammen/assung Zusitze des K~tionenaustauschers Alginsiure zu Agar-Gelen ermSglichen Gel-Elektrophoresen unter gleichzeitigem Ionenaustausch, die ein neues Hilfsmittel fiir analytische Trennungen yon Enzymgemischen darstellen. Sitzungsberichte Symposium fiber ,,Grenzen der Lebensmittelbrsehung" in Ithaca, N. Y.* yore 12. bis 13. April 1966 Der Bericht bringt die 14 ungekiirzC~n Vortrige der Veranstaltung. Unter den Faktoren, die die Qualitiit yon Kartoffelu beeinflussen, sind Pflanztermba, Bodentyp, Bodenreaktion, Boden- feuchtigkeit, Jahreszeit, Lage, Mineralstoffversorgung, Bodenbearbeitung, Bek~mpfung yon Un- kraut, Schidlingen, und Krankheiten, Temperaturen w~hrend der Wachstumsperiode und Ernte- bedingungen yon besonderer Bedeutung (0. S~). Die Lagerung yon Frfichten (Versuche mit ApIeln und Birnen) in kontrollierter Gasatmosph~re (R. M. S~OCK) bei vermindertem Sauerstoff- gehalt bringt Vorteile mit sieh, die auf eine Herabsetzung der Atmungs- und Reifungsvorginge sowie auf eine VerzSgerang yon Qualititsverinderungen und des Abbaus zurfiekzufiihren skid. Die teehnischen Anforderungen werden beschrieben. Genetisehe Faktoren, die die l~flchprot~iu- zusammensetzung beeinflussen (1%. A. LE~)FOm) mid A. C. O'S~Ia-VAN) werden am Beispiel der Caseinverteilung in der ~ileh bei verschiedenen Rinderrassen au~gez~hlt und die praktisehen Folgerungen hieraus (Ki4seherstellung) diskuticrt. In weiteren Vortr~,gen werden die Chemie des sfiBen Charakters yon Speisen (R. S. S~mLE~BE~GE~), die An~orderungen an Ger~te zur LSsung yon Geschmacksproblemen (W. F. W~-~E~s), die Bestimmung der Fettpolymorphie (J. W. S~]~Bo~) sowie Fragen der Strukturbestimmung (YL C. Bov~]~) und der Farbmessung (W. B. ROBINSON) behandelt. Versuehe zur Bestimmung des Fleiseh-]?ettanteils am lebenden Tier beschreibt J. I~. S~ovFFwm Mit Hfl~e der Ultraschalltechnik is~ es m6glich, objektive Aus- sagen fiber dieses Verh~ltnis zu erhalten, der Entwicklungszustand der Gerite ist jedoch noch * Frontiers in food research. I-Irsg. v. d. Gornell University ~ Graduate Field o] Pood Science and Technology, Ithaca, N. Y. 1966. 144 S. mit Abb. u. Tab. Brosch.

Symposium über „Grenzen der Lebensmittelforschung” in Ithaca, N. Y. vom 12. bis 13. April 1966

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176 Sitzungsberichte

Carboxylgruppen (Uronsiure-Einheiten), und schwankt je naeh Herkunft und Reinheit des Polysaccharidgemisches betr~chtlich. Am niedrigsten (unter 0,2%) ist der Sulfatgehalt in der sog. Agarose, einer aus Roh-Agar nach verschiedenen Verfahren zu gewinnenden Fraktion, die ihrerseits aber gleichfalls nicht einheitlich ist. Die gut gereinigten Agarsorten des Handels, welche zumeist Verwendung finden, besitzen einen Sulfatgehalt um 0,5~/o . Berficksiehtigt man, dab diese Gele zur Elektrophorese hSchstens 2~oig angesetzt werden, so ist es einleuchtend, dab Ionenaustauschvorgiinge nut in sehr geringem Umfang am gesamten Trenneffekt beteiligt sein kSnnen.

Die Diohte der ladungstragenden Gruppen am Gel-Geriist ist ferner fiir das AusmaI~ der elek- tro-endosmotischen Fliissigkeitsverschiebungen mitbestimmend und demnaeh auch ffir die er- w~hnte Molekelsiebwirkung.

Bei Trennungen yon Enzymen ist es oft wiinschenswert, den Ionenaustausch in stirkerem Umfang als mit Agar allein nutzbar zu maehen. Dies setzt einen unbeweglichen und demaoch mSg- lichsg mikroheterogen in der Gel-Schicht verteflten Austauscher voraus. Versuche mit Suspen- sionen yon CM-Sephadex u. a. ergaben keine zufriedenstellenden Ergebnisse; dagegen hat sich ab pH 3,5 im schwach sauren mud schwach alkalischen Bereich die hochpolymere Alginsgure als kolloid gelSster, nicht wandernder Kationenaustauscher bewi~hrt.

Die in Wasser vorgequollene Alginsiure wird mit Alkaliearbonat auf den gewiinschten pH- Weft eingestellt. Zwecks Konstanthaltung des letzteren muB ein geeignetes Puffergemisch zu- gesetzt werden; lediglich im pH-Gebiet zwischen 3,75 und 4,25 kann wegen der eigenen Puffer- wirkung der Alginsiure die Zugabe unterbleiben. Das Verh~lt~is Alginsiure:Ag~r li~Bt sich in weiten Grenzen dem jewefligen Trennprobtem anpassen; nachdem jedoch die Viscositit yon A]gin- s~urelSsungen mit zunehmendem pH-Werg rasch anwichst, muB die Agarmenge so bemessen werden, dab ein noch leicht zu vergieBendes, nicht zu z~hflfissiges Sol entsteht. Der Gehalt an Alginsiure darf bei der gewShnlichen Gel-Elektrophorese (Schichtdioke 1 ram) bis etwa 1% an- steigen; dariiber hinaus treten Schwierigkeiten wegen der hohen Ionenstirke des Mediums atff.

Mit gemischten Agar-Alginsiure-Gelen wurden anderweitig nieht befficdigende Auftrennungen yon Enzymen erzielt, fiber die demni~chst an anderer Stelle berichtet werden wird.

Zusammen/assung Zusitze des K~tionenaustauschers Alginsiure zu Agar-Gelen ermSglichen Gel-Elektrophoresen

unter gleichzeitigem Ionenaustausch, die ein neues Hilfsmittel fiir analytische Trennungen yon Enzymgemischen darstellen.

Sitzungsberichte Symposium fiber , ,Grenzen der L e b e n s m i t t e l b r s e h u n g " in I thaca , N. Y.*

yore 12. bis 13. April 1966

Der Bericht bringt die 14 ungekiirzC~n Vortrige der Veranstaltung. Unter den Faktoren, die die Qualitiit yon Kartoffelu beeinflussen, sind Pflanztermba, Bodentyp, Bodenreaktion, Boden- feuchtigkeit, Jahreszeit, Lage, Mineralstoffversorgung, Bodenbearbeitung, Bek~mpfung yon Un- kraut, Schidlingen, und Krankheiten, Temperaturen w~hrend der Wachstumsperiode und Ernte- bedingungen yon besonderer Bedeutung (0. S ~ ) . Die Lagerung yon Frfichten (Versuche mit ApIeln und Birnen) in kontrollierter Gasatmosph~re (R. M. S~OCK) bei vermindertem Sauerstoff- gehalt bringt Vorteile mit sieh, die auf eine Herabsetzung der Atmungs- und Reifungsvorginge sowie auf eine VerzSgerang yon Qualititsverinderungen und des Abbaus zurfiekzufiihren skid. Die teehnischen Anforderungen werden beschrieben. Genetisehe Faktoren, die die l~flchprot~iu- zusammensetzung beeinflussen (1%. A. LE~)FOm) mid A. C. O'S~Ia-VAN) werden am Beispiel der Caseinverteilung in der ~ileh bei verschiedenen Rinderrassen au~gez~hlt und die praktisehen Folgerungen hieraus (Ki4seherstellung) diskuticrt. In weiteren Vortr~,gen werden die Chemie des sfiBen Charakters yon Speisen (R. S. S~mLE~BE~GE~), die An~orderungen an Ger~te zur LSsung yon Geschmacksproblemen (W. F. W~-~E~s), die Bestimmung der Fettpolymorphie (J. W. S~]~Bo~) sowie Fragen der Strukturbestimmung (YL C. Bov~]~) und der Farbmessung (W. B. ROBINSON) behandelt. Versuehe zur Bestimmung des Fleiseh-]?ettanteils am lebenden Tier beschreibt J. I~. S~ovFFwm Mit Hfl~e der Ultraschalltechnik is~ es m6glich, objektive Aus- sagen fiber dieses Verh~ltnis zu erhalten, der Entwicklungszustand der Gerite ist jedoch noch

* Frontiers in food research. I-Irsg. v. d. Gornell University ~ Graduate Field o] Pood Science and Technology, Ithaca, N. Y. 1966. 144 S. mit Abb. u. Tab. Brosch.

Sitzungsberiehte 177

nicht praxisreif. Die Sehwierigkeiten bei der Rekonstitution yon Troekennahrung (Frfichte und Gemfise) lassen erkennen, dab noch viele Untersuchungen notwendig sind, um optimale Ver- ~ahren zu entwickeln. (R. L. LxBE~LV.). Unfer den neuen Produkt~n, die unter Verwendung yon Geflfigelfleisch und Eiern hergestellt werden (R. C. B~K~), finder man Instant French Toast, Chiffon PIGS, 500 Cal PiG v_ud Hard-Cooked-Egg Roll (~fir Eier) und Chicken ~ash, Sticks und Franks (Wfirstchen). Die letzten Beitr~ge betreffen die Verwendung von Sojabohnenprodukten fiir die mensehllche Ern~hrung (D. B. t ~ ) ) , neue Nahrungsmittel wie Toppings oder Coffee Whiteners - - und Verarbeitungsprozesse, wie die Herabsetzung des BakCeriengehaltes der Milch (R. F. H o ~ l ) ) sowie die Geffiertrocknung (R. D. P~T~I~SO~). W. Feldheim (Oxford)

Berieht iiber die gemeinsame Sitzung einer Fh0/WH0-Saehvers t~indigengruppe fiber den ,Bedar f an ¥ i t amin A, Thiamin, Riboflavin und l~ieotins~ure" in Rom*

yore 6. bis 17. September 1965

:Eine der l~auptaufgaben der FAO nnd der WHO ist es, die Regierungen in ihrem Bestreben, den ]~rn~hlxmgszustand ihres Volkes zu bessern, zu unterstfitzen, und die Kenntnis fiber die :Effordernisse der ]~rniihrung einer ]3evSlkerung unter verschiedenen Umweltbedingungen zu verbreiten. Der vorllegende Bericht behandelt die Vitamine A, Thiamin, Riboflavin und l~ieotin- s~ure. Im 1. Kapitel des Beriehtes wird die Verbreitung der Mangelerseheinungen an Hand yon ldinischem Material diskutiert. In l~ordamerika und Westeuropa ist der Nahrungsmittelverbrauch recht hoch, in Asien, Fernost und l~ahost sowie in TeHen yon )Arika und Lateinamerika im a]lgemeinen niedrig. Es werden aus~fihrliche Tabellen fiber den Verbraueh oben genannter Vitamine in mg je Kopf und Tag der Bev61kerung in den verschiedenen Gegenden der Welt wiedergegeben, aufgeteilt in die Lebensmittelarten Fiseh, Fleisch, :Eier, Milch, Getreide, Frfiehte und Gemfise, Hfilseiffrfiehte, Nfisse und Saaten, l%tte und Ole. In einzelnen Abselmitten werden dann die genannten Vitamine behandelt und es wird an Hand vieler Tabellen fiber die geschi~tzte tats~chHche und die empfohlene Menge des Verzehrs in versehiedenen L~ndern bei versehie- denem Lebensalter der BevSlkerung sowie fiber den Vitamingehalt versehiedener Lebensmittel berichtet.

Der Ausdruek ,,Vitamin A" wird in diesem Berieht fiir alle ~Titamin A-aktiven Verbindungen gebraucht, w~hrend der Ansdruck ,,Retinol" fiir Vitamin A~-Alkohol benutzt wird. Die meis~en mensehlichen Nahrungsmittel enthalten Retinol, fi-Carotin und andere Carotinoide verschiede- ner Vitamin A-Aktivit~t. Eine Formel ffir die Umrechn~ng der Vitamin A-Wirksamkei~ in Retinol wird angegeben. An Rattenversuehen ist wohl erwiesen, dal3 1 9g Retinol dieselbe biolo- gische Wirksamkeit hat wie 2~g fl-Carotin,vorausgesetzt, dal3 es sieh nur um das wirklieh absorbierte Carotin handelt. Eine internationale Einheit ist ~qdivalent 0,3 ~g Retinol oder 0,344 ~g Retinyl- aeetat oder im Fall yon Provitamin 0,6 [zg Carotin, Die biologische Aktivit~t yon Dehydroretinol (Vitamin A~), das besonders in Frischwasserfisehen vorkommt, betr~gf nur 40% der yon Retinol. Es kann angenommen werden, dal~ etwa 50% absorbiertes fi-Carotin aus der Nahrung in Retino] umgesetzt wird. Jedoch ist die Absorbierbarkeit aus den versclfiedenen Lebensmittein verschieden und noch nieht ergiebig erforscht. Es wird daher beim ~ehlen spezifiseher Daten fiir ein be- stimmtes Lebensmittel empfohien, die Ausnutzbarkeit yon fi-Carotin mit 1/3 und seine Umwand- lung im K6rper mit der tt~lfte des vorhandenen fl-Carotins anzuse~zen. So betriigt dann die effektive Ansnutzung beim Mensehen 1/6, also besitzt dann 1 ~g fl-Carotin in der Kost dieselbe biologisehe Aktivit~it wie 0,167 ~g Retinol. Die durchschnittliche t~gliehe Dosis ffir Erwachsene soll etwa 750 ~zg Retinol betragen (= etwa 12 ~g je kg K6rpergewieht). Die yore Kind ben6tigten Vitamin A-Dosen sind hSher und fallen w~hrend des Waehstums zuerst schnell, dann schritt- weise bis zur Erwachsenendosis (z. B. im Alter yon 3 bis 5 Monaten 420 ~g je Tag bzw. 65 und 50 ~zg je kg und Tag). Der Bericht enth~lt Tabellen dariiber und auch fiber die erforderlichen ~engen Vitamin A in der Schwangerschaft und w~hrend der :Lactation.

Der Bedarf an den Vitaminen Thiamin, Riboflavin und Nieotins~ure wird auf den Energiestoff- wechsel bezogen and in mg je 1000 kcal angegeben. Thiamin spielt eine wiehtige Rolle im Kohien- hydratstoffweehsel Ms biologisch akfives Diphosphothiamin (Cocarboxylase). Sein Mangel ru~t Anreieherang yon Brenztrauben- und Milchsgure in den Geweben and KSrperflfissigkeiten her- vor. Ffir die Av2rechterhaltung der KSrperfunktion sind etwa 0,33 mg Thiamin je 1000 keal erforderlich, bei einer Toleranz yon 20% ffir individuelle Unterschiede werden 0,40 mg je 1000 kcal

* Requirements of vitamin A, thiamine, riboflavine and niacin. "FAO Nutrition Meetings Report Series /qr. 41". Textlich fibereinstimmend mit "World Health Organization Technical Report Series" Nr. 362; hrsg. v. d. Food and Agricq~Iture Organization o/ the United Nations, Rom 1967. 86 S. mit Abb. u. Tab. Broseh. 1.-- US$. 12 Z. Lebensmi~.-Untersuch., Band 136