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SYNAPSE Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz Wachtherapie Neuer Chef für die Neurologie Schreibabys August 2017 Ausgabe Nr. 3 medbo by night

SYNAPSE - medbo · SYNAPSE Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz Wachtherapie Neuer Chef für die Neurologie Schreibabys August 2017 Ausgabe Nr. 3

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SYNAPSEMagazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz

Wachtherapie

Neuer Chef für die Neurologie

Schreibabys

August 2017Ausgabe Nr. 3

medbo by night

3Editorial | SYNAPSE 3 • 2017

24 Stunden, 7 Tage die Woche

Auch wenn besonders die Psych­iatrie eine klassische „Tag­Me­

dizin“ ist, heißt das noch lange nicht, dass die medbo ab Einbruch der Dunkelheit die Gehwege hochzieht. Im Gegenteil. Gerade wenn Sie nachts über das Gelände unserer großen Standorte gehen, wird Ihnen auffallen, wie viele Menschen hier unterwegs sind: Die Rettungsdienste, späte Besucher, Taxifahrer, Wachleu­te, Kuriere. Sogar Spaziergänger … An unseren Infocentern läuten nachts ständig die Telefone, Autos fahren vor, Menschen gehen ein und aus. Auch manche unserer Patienten ver­treten sich nachts die Beine, wenn sie nicht schlafen können. Es ist viel los in einer medbo Nacht.

Leben passiert auch in der Nacht

Bei der medbo gilt genau wie in rein somatischen Häusern „24/7“: 24 Stunden pro Tag an sieben Tagen die Woche sind wir für unsere Pati­enten da. Tag und Nacht werden Notfälle zu unseren neurologischen und psychiatrischen Kliniken ge­bracht, rund um die Uhr betreuen wir Patienten auf den Akutstationen, in den Reha-Einrichtungen und Pfle­geheimen. Auch solche übrigens, die krankheitsbedingt nicht schlafen können, beispielsweise weil sie Schmerzen haben oder unter einer Schlafstörung leiden. Und dann gibt es sogar Patienten, die nicht schla­fen sollen, weil sie gerade an einer Wachtherapie teilnehmen.

In den Nächten arbeiten wir natür­lich nicht in Vollbesetzung, denn die meisten unserer täglich etwa 1.500 stationären Patienten schlafen in al­ler Regel dann doch. Aber gerade in den medizinischen Berufsgruppen ist Schichtdienst normal und gehört zum „Job“. Unsere Pflegekräfte, die Ärzteschaft und überhaupt alle, die gerade in der Notversorgung von Patienten unentbehrlich sind, haben Präsenz­, Bereitschafts­ und Hinter­grunddienste. Wieder andere medbo Kolleginnen und Kollegen fangen sehr, sehr früh mit der Arbeit an, weil sie vorarbeiten: Da gehört der Winterdienst ebenso dazu wie unse­

re Großküchen und die Reinigungs­kräfte.

In dieser SYNAPSE­Ausgabe schauen wir uns daher die „medbo by night“ ausführlicher an. Seien Sie gespannt!

All diese „Nachtaktivität“ wird mög­lich gemacht, weil Menschen sich dazu bereit erklären, auch nachts zu arbeiten. Selbst wenn wir dies als öffentlich­rechtlicher Arbeitgeber ta­riflich besonders entgelten und Ru­hezeiten an Folgetagen einplanen: Wir wissen, dass Nachtarbeit nicht einfach eine „invertierte Tagarbeit“ ist, sondern dass sie körperlich und mental anders belastet, dass sie insbesondere Familien vor ganz eigene Herausforderungen stellt.

Wir tun, was wir können, um es un­seren Mitarbeiterinnen und Mitarbei­tern so erträglich wie möglich zu machen, mit Schichtarbeit zurecht zu kommen, eine gesunde Work­ Life-Balance zu finden sowie infor­mationell und „team­technisch“ in der Nacht nicht von der Tagschicht „abgehängt“ zu werden.

Aber was wir trotzdem nicht oft ge­nug tun können, ist: Danke sagen.

IhrDr. Dr. Helmut Hausner Vorstand der medbo

SYNAPSE 3 • 2017 | Inhalt2

3 Editorial: 24 Stunden, 7 Tage die Woche

8 kurz notiert

4 Bessere Betreuung für Menschen mit psychischer Erkrankung

5 Kommunale Verdienstmedaille in Silber

6 Klöster gehören zur Oberpfälzer Identität

7 Guter Tag für Menschen mit Behinderung in der Oberpfalz

Bezirk

Psychiatrie

Neurologie34 Integrierte Neurologie

von A bis F

36 Ein Job für‘s Zweite Leben

Forensik

Schwerpunkt:

12 Die Nacht, die Wissen schuf

14 Nachtschicht

18 Schlaflos in Wöllershof

20 Arbeiten, wenn andere schlafen

22 Schichtsalat

24 Wie wach sind Sie?

26 Tag und Nacht im Dienst der Bürger

medbo by night

37 Bitte hör doch auf!

40 Kinder, wie die Zeit vergeht!

KJP

28 Wachbleiben gegen Depression

29 Narkolepsie oder der Zwang zu schlafen

30 Tiefe Einblicke ins menschliche Gehirn

32 Förderung der Tinnitusforschung in der EU

33 Ostbayern­Symposium 2017

44 Betriebsfest 2017

46 Wissen, wo der Schuh drückt

48 Bewusste Ernährung

50 Tiefe Einblicke in „geschlechteruntypische Berufe“

52 Serviceangebote rund um die Uhr

53 Personalia

54 Veranstaltungshinweise

51 Kreuzworträtsel

U3 Impressum

42 Der eingebildete Kranke von Molière

43 Im Austausch

TitelTitel

Titel

medbo

5Bezirk | SYNAPSE 3 • 2017

sen fühlen“, betont Prof. Langguth. „Wir helfen dem Patienten, im Alltag wieder Fuß zu fassen“, sagt Eva Frigo von der Bayerischen Gesell­schaft für psychische Gesundheit. Die Unterstützungsleistung reicht dabei von regelmäßigen Einzelge­sprächen, Unterstützung bei lebens­praktischen und behördlichen Ange­legenheiten, Vermittlung in betreute Wohnformen, Hilfen im Arbeitsleben und Angeboten zur Kontaktfindung und Freizeitgestaltung.

Weitere Pluspunkte

Die enge Kooperation hat aber noch weitere Pluspunkte: „Als Klinik kön­nen wir nur auf Krankenschein be­handeln“, stellt Prof. Langguth klar. Er betont aber auch die Notwendig­keit, Menschen zu helfen, die erst einmal anonym Hilfe suchen. Hier können die Sozialpsychiatrischen Dienste Unterstützung anbieten, da keine Formalitäten erforderlich und die Leistungen für die Ratsuchen­den kostenlos sind.

Außerdem stehen die Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter unter Schweige­pflicht. „Wir bauen gemeinsam Hemmschwellen ab und schaffen kurze Wege für passgenaue Hilfsan­gebote“, sagt Ute Kießling. Aber nicht nur in der Stadt, auch im Landkreis Regensburg wird das Angebot jetzt ausgebaut. „Das ist gerade für ältere Menschen, die wir zu Hause besu­chen müssen, ein Gewinn an Le­bensqualität“, stellt Kießling fest. „Im­mer mehr Hausärzte schicken ihre Patienten zu uns, weil sie vermuten, dass hinter den körperlichen Erkran­kungen noch mehr steckt“, erläutert der Chef der Institutsambulanz. Viele Menschen wissen oft gar nicht, wie es nach dem Klinikaufenthalt weiter geht. „Auch zu diesen Menschen können wir intensiver als früher schon in der Klinik Kontakt und Ver­trauen aufbauen“, ergänzt Eva Frigo.

Günter Bonack

Bessere Betreuung für Menschen mit psychischer ErkrankungBezirk unterstützt engere Vernetzung von stationä­rer und ambulanter Versorgung in Regensburg

Der Bezirk Oberpfalz macht ein besseres Betreuungsangebot der Sozialpsychiatrischen Dienste in Regensburg möglich. Dazu hat er die finanzielle Förderung deutlich ausgeweitet und diese Erhöhung mit dem Auftrag verbunden, das Versorgungsnetz der stationären zur ambulanten Versorgung enger zu knüpfen.

Seit Anfang des Jahres können die Sozialpädagoginnen von der

Bayerischen Gesellschaft für psy­chische Gesundheit und vom Sozi­alpsychiatrischen Dienst des Diako­nischen Werks Regensburg je acht Sprechstunden pro Woche am Be­zirksklinikum Regensburg anbieten, vorher waren es je zwei pro Monat. Die beiden Einrichtungen gehören zum Versorgungsnetz der sieben Sozialpsychiatrischen Dienste in der Oberpfalz, die vom Bezirk Oberpfalz anerkannt sind und finanziell unter­stützt werden.

„Wir von der psychiatrischen Klinik stehen für die medizinische Kompe­tenz, die Sozialpsychiatrischen Dienste kümmern sich um das Le­bensumfeld des erkrankten Men­

schen“, sagt Prof. Dr. Berthold Langguth, Chefarzt der Psychiatri­schen Institutsambulanz des medbo Bezirksklinikums Regensburg. „Die Zusammenarbeit besteht schon seit 1994, aber erst in jüngster Zeit konnten wir unser Sprechstunden­angebot für Patienten deutlich erhö­hen“, ergänzt Ute Kießling vom So­zialpsychiatrischen Dienst des Dia­konischen Werks Regensburg.

Langjährig gewachsene Partnerschaft

„Die fachlich intensiven und über Jahre gewachsenen Kontakte kom­men den Patienten zu Gute. Kein Patient soll sich nach dem Klinikauf­enthalt oder der ambulanten psychi­atrischen Behandlung alleingelas­

Nach zwei Jahren im Schleudersitz seiner psychischen Erkrankung fühlt sich Roland M. aufgehoben. Er spürt, dass er die Depression, die ihn nach dem Unfalltod seiner Frau in Schach gehalten hat, überwunden hat. Er fühlt sich auch gut, weil er seine Vertrauenspersonen kennt, falls es ihm einmal wieder schlechter gehen sollte. Bei seinem Weg vom Dunkel ins Licht halfen die Ärzte vom Regensburger medbo Bezirksklinikum und die Sozialpädagoginnen der Regensburger Sozialpsychiatrischen Dienste.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat Mitte Juli 18 Per­

sönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Medaille in Silber und Bronze für besondere Verdienste um die kom­munale Selbstverwaltung verliehen. Unter den Geehrten waren auch der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident und Chamer Landrat Franz Löffler sowie Bezirksrat Johann Renter, die mit der Verdienstmedaille in Silber ausge­zeichnet wurden.

Als Bürgermeister leitete Löffler von 2002 bis 2010 erfolgreich die Geschi­cke seiner Heimatstadt Waldmün­chen. Auf Bezirksebene ist Löffler seit 14 Jahren aktiv, zuerst als Bezirksrat, seit 2008 steht er als Bezirkstagsprä­sident an der Spitze des Bezirks Oberpfalz. 2002 wurde er in den Kreistag Cham und 2010 zum Land­rat des Landkreises Cham gewählt. „Er hat in all seinen Ämtern maßgeb­lich dazu beigetragen, dass sich die Region überaus positiv entwickelt hat“, heißt es in der Laudatio Herr­manns.

Einsatz für die Region

Sein Wirken sei „stets von der Idee der europäischen Einigung und Ver­ständigung mit den tschechischen

Nachbarn begleitet (...). Als Bezirks­tagspräsident hat Franz Löffler die Weichen für die Gründung der Euro­paregion Donau­Moldau gestellt und sie maßgeblich geprägt“, so Herr­mann weiter. Auch Löfflers Engage­ment für das Sibyllenbad stellte der bayerische Innenminister heraus.Bezirkstagspräsident Löffler freute sich sehr über die Auszeichnung: „Ei­gentlich ist es ja vor allem eine Aus­zeichnung für die Menschen in der Oberpfalz, im Landkreis Cham und in der Stadt Waldmünchen. Denn nur gemeinsam mit den Menschen kann dieser kommunale Gestaltungsauftrag auch mit Leben erfüllt werden.“

Einsatz für Menschen mit Behinderung

Zusammen mit Bezirkstagspräsident Löffler erhielt auch Bezirksrat Johann Renter aus Regensburg die Kommu­nale Verdienstmedaille in Silber für seinen Einsatz für Belange von Menschen mit Behinderung. Bezirks­rat Renter ist seit zehn Jahren als Behindertenbeauftragter des Bezirks Oberpfalz tätig. „Auch der Inklusions­preis des Bezirks Oberpfalz geht auf den Anstoß von Johann Renter zurück“, hob Innenminister Herrmann hervor.

Martina Hirmer

Kommunale Verdienstmedaillein SilberBezirkstagspräsident der Oberpfalz, Franz Löffler, und Bezirksrat Johann Renter erhalten Auszeichnung

Hohe Auszeichnung – Innenminister Joachim Herrmann (Mitte) gratuliert Bezirkstagspräsident Franz Löffler (r.)

und Bezirksrat Johann Renter

Bibliografische Daten

Tobias Appl, Manfred Knedlik (Hg.): Oberpfälzer Klosterland­schaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz, Verlag Friedrich Pustet, ISBN 978­3­7917­2759­2, 34,95 Euro.

7Bezirk | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Bezirk

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Günter Bonack

Klöster gehören zur Oberpfälzer IdentitätEin neuer Bildband macht Oberpfälzer Kloster­Geschichte anschaulich

Nach „Tracht im Blick“, veröffentlicht 2015 zu der gleichnamigen Ausstellungsreihe, hat Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl gemeinsam mit dem Kulturhistoriker Manfred Knedlik einen opulenten Bildband zur Geschichte Oberpfälzer Klöster herausgegeben.

Bei der Buchpräsentation am kultur­geschichtlich passenden Ort im Am­berger Stadttheater, früherer Sitz des Franziskanerklosters, würdigte Be­zirkstagspräsident Franz Löffler die Klöster der Oberpfalz als prägend für den ländlichen Raum. „Die Klöster gehören zur Identität der Oberpfalz“, betonte Löffler und verwies auch auf

die zahlreichen staatlichen, kommu­nalen und privaten Nachnutzungen als Behördensitze, Sozialeinrichtun­gen oder Schulen. Der Bezirk Ober­pfalz unterstützt im Rahmen seiner denkmalpflegerischen Aufgaben auch den Erhalt der historisch be­

deutsamen Oberpfälzer Klöster wie etwa Waldsassen, Plankstetten oder Speinshart.

In dem Buch stellen die Herausgeber die abwechslungsreiche Geschichte der Oberpfälzer Klöster vor. Im Ver­gleich zum restlichen Altbayern setz­ten Klostergründungen in der histori­schen Oberpfalz erst an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert ein. Dabei waren diese Gründungen nicht nur Mittelpunkte des Glaubens, son­dern bildeten Zentren der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung.

Rückblick auf 600 Jahre Geschichte

Das Buch öffnet in drei Kapiteln den Blick auf rund 600 Jahre Klosterge­schichte von den Klostergründungen der alten Prälatenorden, der Ge­schichte der Bettelorden und dem Wirken der Reformorden ab dem 17. Jahrhundert. Die beiden Herausge­ber sowie 23 weitere Autoren liefern sehr lesenswerte Einblicke in die Oberpfälzer Klostergeschichte, so etwa zu den konfessionsbedingten Konflikten im Zusammenleben zwi­schen Katholiken und Protestanten in Pyrbaum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Mit den Bildern des Fotografen Mario Kick wird die Kulturgeschichte der Oberpfälzer Klöster auch zur Entde­ckung für das Auge.

Martina Hirmer

„Guter Tag für Menschen mit Behinderung in der Oberpfalz“Sozialministerin Emilia Müller und Bezirkstagspräsident Franz Löffler stellen Oberpfälzer Förderprojekte 2017 vor

Die Vertreter der Barmherzigen Brüder Reichenbach, der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg und der Lebenshilfe Regensburg e. V. waren sich mit Bayerns Sozialministerin Emilia Müller und Bezirkstagspräsident Franz Löffler einig: Die Menschen mit Behinderung in der Oberpfalz können sich auf erhebliche Verbesserungen freuen.

Drei Oberpfälzer Projekte von Be­hinderteneinrichtungen haben es

in das diesjährige Jahresförderpro­gramm des Bayerischen Staatsminis­teriums für Arbeit und Soziales, Fami­lie und Integration geschafft und er­halten somit die nötigen Finanzmittel für ihre Neu­ und Erweiterungsbau­ten. Das Ministerium investiert insge­samt 7,2 Mio Euro in die drei Projek­te, der Bezirk Oberpfalz fördert sie mit über einer Million Euro. „Ich bin überzeugt, dass heute ein guter Tag für Menschen mit Behinderung in der Oberpfalz ist. Wir kümmern uns um die Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, erläuterte Ministerin Müller bei der Vorstellung der drei Oberpfälzer Projekte Ende Mai in Waldmünchen (Kreis Cham).

Projekte in Mitterteich, Regens-burg und Waldmünchen

Konkret gefördert werden die Erwei­terung der Förderstätte der Katholi­schen Jugendfürsorge in Mitterteich (Kreis Tirschenreuth) um zusätzliche 18 Plätze, der Neubau von 24 Wohn­plätzen für Menschen mit Behinde­rung, die die Lebenshilfe Regensburg

auf dem ehemaligen Nibelungenareal in Regensburg plant, sowie der Bau von 24 Wohnplätzen in unmittelbarer Nachbarschaft der Förderstätte in Waldmünchen der Barmherzigen Brüder Reichenbach.

Steigende Fallzahlen

Bezirkstagspräsident Franz Löffler verwies auf stetig steigende Fallzah­len in der Eingliederungshilfe: „Waren es 2008 7.617 Menschen mit Behin­derung, die Leistungen des Bezirks erhielten, so waren es 2016 schon 9.233“, verdeutlichte Löffler. Es sei wichtig, für diese Menschen Beschäf­tigungs­ und auch Wohnmöglichkei­ten zu schaffen. Besonderen Wert lege man auf die Dezentralisierung von Wohn­ und Arbeitsplätzen für be­hinderte Menschen. „Die Menschen mit Behinderung sollen möglichst hei­matnah betreut werden“, gab Löffler aus. Hier sei man in der Oberpfalz auf einem guten Weg.

Wohnraum für Menschen mit Behinderung

Wie sehr sich die Lebenshilfe Regens­burg seit Jahren um Wohnraum für

Menschen mit Behinderung in der Be­zirkshauptstadt bemüht, erläuterte Ge­schäftsführer Johann Halbritter: „Mit dem ehemaligen Nibelungenareal ha­ben wir einen passenden Platz gefun­den, und wir wachsen nun gemeinsam mit dem dort entstehenden neuen Wohnviertel.“ In der Wohnstätte soll ein Begegnungszentrum entstehen, das Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht.

Mehr Plätze für Mitterteich

Michael Eibl, Direktor der Katholi­schen Jugendfürsorge (KJF) der Diö­zese Regensburg, freute sich über das „klare Signal an Menschen mit Schwerst­ und Mehrfachbehinderun­gen“. Die Förderstätte der KJF in Mit­terteich ist mit fast 50 Prozent über­belegt, die zusätzlichen 18 Plätze werden dringend benötigt. Eibl hob das stets „gute Miteinander“ mit dem Sozialministerium und dem Bezirk Oberpfalz hervor.

Im Fokus: Schwerbehinderung und Autismusspektrumstörungen

Roland Böck, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder, sieht im neuen Wohnheim für Förderstättengänger in Waldmünchen „genau das, was per­fekt passt“. Es bietet nach seiner Fer­tigstellung insgesamt 24 Wohnplätze für schwerbehinderte Menschen und für Menschen mit Autismusspektrum­störungen. Und für Waldmünchens Bürgermeister Markus Ackermann ist das zukünftige Wohnheim „ein weite­rer Mosaikstein für das soziale Profil unserer Stadt: Hier wird Inklusion ge­lebt“, ist der Bürgermeister über­zeugt.

Bezirkstagspräsident Franz Löffler (4. v. l.) und Sozialministerin Emilia Müller (vorne Mitte) mit den Vertretern der geförderten Projekte

Angehörige online – Unter www.medbo.de gibt es ab sofort unter „Aufnahme/Aufenthalt“ einen eigenen Bereich speziell für die Angehöri­gen unserer Patienten. Hier befinden sich viele Informationen und Ad­ressen, die sie auf ihrem Weg begleiten und unterstützen.

9kurz notiert | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | kurz notiert

8

kurz notiert...

IBP online – Ab sofort erfolgt die Anmeldung zu Seminaren und Veranstal­tungen des medbo Insti­tuts für Bildung und Per­sonalentwicklung (IBP) online. Das papierbasie­rende Anmelde formular wird abgelöst. Über me­dbo Intranet und Home­page gelangen Sie auf die IBP-Seiten und fin­den dort alle Informati­onen.

# So viele Bettgestelle gibt

es derzeit bei der medbo

medbo in Zahlen

2.754

Ab zu den Nachbarn – Nach Irland und Malta im letzten Jahr starten die Schüler des Kurses 67b der medbo Berufsfachschule für Krankenpflege in diesem Schuljahr nach Tschechien und Österreich. Im Rahmen des Erasmus+ Programms absolvieren die Schüler

ein Austauschprojekt, um neue Einblicke in das Pflegewesen ande­rer Länder zu erhalten.

Kunst im Kranken-haus – Die Regensbur­ger Klinik für Neurolo­gische Reha und der Verein zweitesLEBEN organisieren seit vielen Jahren regelmäßig Kunst­Ausstellungen gerade auch von Men­schen mit neurologi­schen Schädigungen und (ehemaligen) Pa­tienten der Klinik oder des Neurologischen Nachsorgezentrums. Derzeit zeigen die Werke des selbst betroffenen Berliner Künstlers Jürgen M. Knapp noch bis in den Herbst 2017, wohin der Weg eines sinnerfüllten „zweiten Lebens“ trotz Erkran­kung führen kann.

Neuzugang – Die neueste medbo Klinik am Standort Wöllershof wird gleich ganz anschaulich mit einer neuen Broschüre vorgestellt: Die „Fachklinik zur Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen“ – ehe­mals Sucht­Reha­Station HAUS 19. Über die neue Imagebroschüre er­schließt sich sowohl das fachliche Spektrum der neuen Einrichtung als auch die besondere Atmosphäre am unbestreitbar wunderschönen medbo Standort Wöllershof.

Fachklinik

zur Rehabilitation von

Abhängigkeitserkrankungen

Bezirksklinikum Wöllershof

Schnell

anmelden!

www.medbo.de/ibp

Institut für Bildung und

Personalentwicklung

ANMELDUNG PROGRAMM

ONLINE

11Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema

10

Renate Neuhierl

medbo by nightÜber Müdigkeit, Schlaflosigkeit, kleinere und größere Geschehnisse in der Nacht

Ein Großklinikum ist auch nachts ein Ort voller Leben. Allerdings passieren hier die kleinen und großen Geschichten eher abseits der allgemeinen Aufmerksamkeit. Zeit für SYNAPSE, ein wenig

Licht ins Dunkel der Schichtarbeit, Schlaflosigkeit und Schlaflosen zu bringen. Lassen Sie sich überraschen: Spannendes, Informatives und Neues aus der Welt der Krankenhaus-Nacht.

>Der Abend ist mein Buch Der Abend ist mein Buch. Ihm prangen die Deckel purpurn in Damast; ich löse seine goldnen Spangen mit kühlen Händen, ohne Hast. Und lese seine erste Seite, beglückt durch den vertrauten Ton, - und lese leiser seine zweite, und seine dritte träum ich schon.

Rainer Maria Rilke

13Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017

Oberarzt an der Klinik für Neuro­logie und Chef der dortigen Poli­klinik, widmete sich hingegen besonderen Substanzen, die – richtig eingesetzt – zu potenten Heilmitteln werden können. Ob Curare, Botulinumtoxin oder Schneckengifte: Einige der gif­tigsten Stoffe der Welt finden ih­ren Einsatz in der Neurologie. An geschädigten Nervenbah­nen oder betroffenen Muskeln eingesetzt, bringen sie bei Schmerz­ und Lähmungssymp­tomen Linderung, manchmal auch Heilung.

Bauchgefühl

Dass der Bauch – sprich Ma­gen und Darm – in direkter Verbin­dung mit emotionalen Vorgängen steht, kennt schon der Volksmund. Von den „Schmetterlingen“ bis hin zum „mulmigen Gefühl“ im Bauch: Nicht nur schöne Gefühle, sondern vor allem auch Ängste, Sorgen und Stress entstehen vielleicht „im Ge­hirn“, manifestieren sich aber nicht zuletzt im Bauch. Wie diese Interakti­on zwischen dem „Kopf­Gehirn“ und dem „Darm­Gehirn“ von statten geht, welche Rolle hierbei das Mikrobiom – die Darmflora – und die von ihm produzierten Stoffwechselprodukte spielen, und ob möglicherweise also nicht nur das Gehirn den Darm, son­dern auch vice versa der Darm das Gehirn beeinflusst: dies stellte Prof. Dr. Thomas Baghai, der Medizinische Direktor der medbo und Leiter der neurowissenschaftlichen Forschung am Bezirksklinikum, vor.

Live-Schaltung ins Gehirn

Dem Gehirn direkt beim Arbeiten zuschauen können – ein Traum für Neurologen. Moderner Ultraschall

macht es möglich: Prof. Dr. Felix Schlachetzki, kommissarischer Ärztli­cher Direktor der Klinik für Neurolo­gie und Chefarzt des Zentrums II der Klinik für Neurologische Rehabilita­tion, zeigte dem Publikum Diagnose­ und Therapieverfahren via Sonogra­phie. Und so bekam das Publikum nicht nur die Blutwege und durch den Schall sichtbar gemachte Gehirn­details eines jungen, kerngesunden Freiwilligen zu sehen. Der Clou am modernen Ultraschall: die Farbdopp­ler­Duplexsonographie macht nicht nur Strukturen sichtbar, sondern auch Vorgänge wie Blutströme. Ent­sprechend konnte Prof. Schlachetzki die Live­Vorführung mit Filmsequen­zen erkrankter Gehirne koppeln, zum Beispiel von Menschen mit schweren Schlaganfällen.

Faszination Gehirn - Faszination medbo

Viele der Besucher blieben den gan­zen Abend über bei der medbo. Langweilig wurde es ihnen nicht, denn in der Mehrzweckhalle präsen­

tierte sich auch die „Faszina­tion medbo“: Mit Informationsständen zur Angehörigenarbeit in den Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Neurologische Reha, zum Berufsfeld Pflege bei der medbo sowie einem Test­Parcours „So ist Alt­Sein“. Wichtige Netzwerk­partner der medbo – Irren ist menschlich e.V., das Regensburger Bündnis gegen Depression, DrugStop – standen Interessenten den ganzen Abend für Gespräche bereit. Andere Partner hatten Info­materialien zur Verfügung gestellt. Der „Renner“ war nicht zuletzt die Ausstellungsecke der Regensburger psychiatrischen Arbeitstherapie, die Werkstücke wie eine Klang­Entspan­nungsliege zum Anfassen und Aus­probieren präsentierte. Kurz vor Mit­ternacht waren auch die letzten Wissbegierigen auf dem Weg nach Hause – die Müdigkeit konnte an der trägen Pupillenreaktion sprichwörtlich mittels Pupillometer gemessen wer­den: ein Projekt des forschenden Pflegepersonals der Klinik für Neuro­logische Rehabiliation.

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema12

Renate Neuhierl

Die Nacht, die Wissen schufExperten der medbo Regensburg erklärten die „Faszination Gehirn“

Zum zweiten Mal nach 2015 beteiligte sich das medbo Bezirksklinikum Regensburg Ende April an der NACHT.SCHAFFT.WISSEN. 2017, der Forschungs- und Wissenschaftsnacht der Stadt Regensburg.

Bis in die späten Abendstunden war es ein reges Kommen und

Gehen: Insgesamt über 1.000 Besu­cher interessierten sich am 28. April 2017 für die „Faszination Gehirn“ bei der medbo Regensburg. Und es war auch einiges geboten: Ab 18:00 Uhr startete das Vortragsprogramm der medbo Experten im Hörsaal des Be­zirksklinikums und in den Seminar­räumen gab es non­stop spannende Vorführungen mit Einblicken in das menschliche Gehirn.

Gehirnstimulationsverfahren

Psychische und neurologische Er­krankungen korrelieren in aller Regel mit einer Fehlregulation des Gehirns. Besonders spannend sind entspre­chend Therapie­Ansätze, die auf das Gehirn einwirken, aber eben nicht in Form von Medikamenten oder invasi­ven Eingriffen. Die Psychiatrische In­stitutsambulanz (PIA) bot mit gleich drei Aktionen Einblicke in technikba­sierende, so genannte Gehirnstimu­lationsverfahren. Prof. Dr. Berthold Langguth, Chefarzt der PIA und des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II, gab mit seinem Vortrag zur Transkra­niellen Magnetstimulation (TMS) den

Startschuss für den Abend – und wechselte dann fließend zur Dauer­Vorführung in einen Seminarraum. Bei der TMS werden mittels einer elektri­schen Spule starke Magnetfel­der erzeugt, die den Schä­delknochen durchdringen. Die Arbeitsprozesse des Ge­hirns beruhen zum großen Teil auf der Übertragung elektrischer Impulse zwi­schen den Nervenzellen; magnetische Strahlung kann den Stromfluss zwi­schen den Nerven beein­flussen. Auf diese Weise werden „faule“ Gehirnegi­onen aktiviert oder „über­

aktive“ beruhigt: Eine Therapie­methode, die vor allem bei verschie­denen psychischen Erkrankungen – allen voran Depressionen – aber auch bei Tinnitus zu guten Erfolgen führen kann.

Mit Gedanken Flugzeuge fliegen lassen

Beim Neurofeedback, das PIA­Mitar­beiter Christian Schweiger erklärte, geht es ebenfalls um die gezielte Ak­tivierung von Gehirnregionen, und zwar durch Training. Der Patient be­kommt wie bei einem klassischen Elektro­Enzephalogramm eine „Sen­sormütze“ aufgesetzt, die mit einem Computer verbunden ist. Über einen Monitor löst der Patient dann spielerisch Aufgaben, aber nicht mit den Hän­den über eine Tastatur, sondern nur kraft Kogni­tion und Konzentration. Ein Beispiel: Es müssen allein durch gedankliche Steuerung auf dem Bild­schirm Flugzeuge zum Fliegen gebracht werden. Lässt die Aufmerksamkeit des Probanden auch nur kurz nach, bekommt er eine

direkte Rückmeldung (Feedback) – das Flugzeug stürzt ab.

Neurodoping – mehr als Kaffee und Traubenzucker

Auch beim Neurodoping geht es um den Wunsch, die eigene Gehirnleis­tung zu steigern – allerdings nicht in erster Linie kurativ im Rahmen einer medizinischen Therapie. Nach der Party­Generation der 90er­ und Nul­ler­Jahre, greift verstärkt gerade die Leistungselite unserer Gesellschaft in den letzten Jahren in den Medizin­schrank oder gleich zu verbotenen Substanzen. „Gehirn­Arbeiter“ erhof­fen sich mehr Stressresistenz, Kon­zentration und Leistungsfähigkeit. Prof. Dr. Norbert Wodarz, Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg, erklärte den schmalen Grat zwischen Leis­tungssteigerung, Substanz­Miss­brauch und psychischer Erkrankung, auf den sich diese Menschen bege­ben. Er zeigte, wie chemische Subs­tanzen das Gehirn beeinflussen, wie sie positiv wirken, aber auch durch falsche Dosierung und Einsatz ins genaue Gegenteil umschlagen.

Gift an der Nervenzelle

Sein Kollege, Prof. Dr. Berthold Schalke, Leitender

Diabetikerbrille – Kerstin Prem, Pflegemarketing, testet

IBP by night

Notfall – Prof. Langguth behandelt N.S.W.­Maskottchen Innoman mit Magnetstimulation

Im Gespräch – Tanja Gockel, KJP, informiert über Depressionen

Volles Haus – Der Hörsaal spätabends

15Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema

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Renate Neuhierl

NachtschichtEin unerschrockener Selbstversuch

Mein Plan für diese Nacht: herausfinden, wie sich eine Nachtschicht im Krankenhaus anfühlt, welche Menschen man zwischen Abend und Morgen trifft. Ausgesucht habe ich mir dafür die neurologische Notaufnahme am Bezirksklinikum Regensburg. Erstes Zeichen, dass jetzt etwas anders ist als sonst: Ich finde gleich vor der Haustüre einen Parkplatz.

20:15 Uhr. Im zweiten Stock der Klinik für Neurologie. Sonja Zölch hat hier heute Nachtdienst. Sie ist Gesund­heits- und Krankenpflegerin und Schlaganfallexpertin auf Station 22A, der neurologischen Normalstation. Hier ist auch die StrokeUnit integriert, die Schlaganfallspezialstati­on. Schwester Sonja wird mich heute also bestimmt auf eine spannende Reise durch die Nacht mitnehmen.

Es geht jetzt noch recht quirlig zu auf der Station. Die letz­ten Verwandten und Besucher verabschieden sich und der Schichtwechsel ist in vollem Gange. Entsprechend fin­de ich Sonja Zölch im Stationsstützpunkt im Übergabege­spräch mit ihrem Tagschicht­Kollegen Jürgen Zahn ver­tieft. Die Pflegeexpertin macht sich auf einem Block Noti­zen zu jedem Patienten und stellt weitere Fragen. Beide schauen immer wieder zu einem Monitor mit einzelnen Fenstern, in denen sich bunte, gezackte Linien bewegen. Dieser Monitor wird uns – das lerne ich in dieser Nacht – ständig beschäftigen. Er zeigt wichtige Vitalfunktionen je­des Patienten an: Blutdruck, Herzschlag, Sauerstoffsätti­gung. Und der Apparat piept. Ständig.

20:20 Uhr. Auf einem weiteren Monitor in der Ecke des Zimmers sehe ich eine am Kopf verkabelte Patientin in ih­rem Bett liegen. Sonja Zölch erklärt mir, dass es sich um eine Frau mit Epilepsieverdacht handelt, die einige Tage und Nächte hier unter Beobachtung verbringt. Die vielen Kabel gehören zum sogenannten Video­EEG­Langzeit­ Monitoring. Schwester Ines Jarek­Grusa ist heute Nacht für diese Patientin zuständig. Sie hat gemeinsam mit Schwester Sonja Dienst auf der 22A und übernimmt auch die Normalstation­Patienten, wenn Schwester Sonja sich um die StrokeUnit und die Notaufnahme kümmert.

20:30 Uhr. Nachdem ich einen blauen Pflegekittel be­kommen habe, führt Sonja Zölch mich durch die Station. Es gibt neben den stationären Patientenzimmern zahlrei­che Funktionsräume, meist mit vielen Kabeln und Technik. Im Westteil der Station befindet sich nicht zuletzt der ei­gentliche Notaufnahmebereich. Auf der Nordseite von Sta­tion 22A hat man einen atemberaubenden Blick über Re­gensburg, man sieht den Dom und in der Ferne sogar die bunten Lichter der Regensburger Frühjahrs­Dult.

Aber schon ist Schluss mit der Romantik: Das Sta­tions­Telefon, das Zölch bei sich trägt, läutet. Ein Patient braucht Hilfe. Es ist der erste abendliche Neuzugang in der Notaufnahme, der kurz zuvor aufgenommen wurde. Der Mann mittleren Alters ist mobil, muss aber entkabelt werden, damit er zum WC laufen kann. Auch Toilettengän­ge werden Sonja Zölch und mich im Laufe der nächsten Stunden noch einige Male beschäftigen. Was ich nicht wusste: In der neurologischen Notaufnahme werden oft­mals auch psychiatrische Patienten aufgenommen. Im konkreten Fall macht das sofort Sinn: Der Mann wurde mit fast vier Promille Blutalkohol eingeliefert – dass er bei Be­wusstsein ist, ist erstaunlich, dass er noch lebt, ein Wun­der. Sonja Zölch erklärt mir, dass der Mann in der neurolo­gischen Notaufnahme so lange unter Beobachtung ver­bleibt, bis sein Blutalkohol so weit gesunken ist, dass er in das Zentrum für Suchtmedizin nebenan verlegt werden kann.

21:00 Uhr. Stationsarzt Dr. Thomas Grimm geht auf Visite. Gegen Mitternacht wird er dann die letzte Runde auf der StrokeUnit machen. Drei stationäre Patienten sind heute zu versorgen: Die beiden Frauen und der Herr sind Schlaganfallpatienten. Allesamt sind sie Senioren. Der männliche Patient macht einen einigermaßen rüstigen Eindruck. Er hatte eine „TIA“, eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, deren Symptome sich schnell zurück gebildet haben. Aber der ältere Mann ist ein Risikopatient und muss daher die gesamte neurologi­sche Diagnostik durchlaufen. Die beiden Frauen hingegen sind schwer betroffen. Frau L. ist linksseitig gelähmt, Frau P. hat Schwierigkeiten mit dem Sprechen und wirkt ver­wirrt auf mich. Drei Patienten plus der Herr in der Notauf­nahme: Sonja Zölch meint, es sei ein selten ruhiger Abend mit ausgesprochen wenig Patienten.

22:00 Uhr. Der Monitor piept. Im Stillen denke ich mir, dass das mit dem „ruhigen Abend“ irgendwie nicht ganz hinhaut, denn seit meiner Ankunft sind wir ständig unter­wegs. Der Trinker in der Notaufnahme läutet zum inzwi­schen dritten Mal – der Alkohol­Entzug setzt ihm zu. Er wirkt panisch, zittert, schwitzt stark. Sonja Zölch misst sei­nen Blutalkohol, bringt ihn erneut zur Toilette, holt ihm et­was zu essen, findet heraus, wo sein Portemonnaie abge­blieben ist – die Rettungsleitstelle hilft dabei. Wir bringen ihn in die Suchtstation nach HAUS 19, damit dort der Ent­zug begleitet werden kann. Assistenzärztin Tatjana Groß, die auf der Intensivstation Dienst hat, stellt einen entspre­chenden Arztbrief aus. Ein kurzer Anruf bei den Sucht­ Kollegen und es geht los. Schwester Ines passt in der Zwischenzeit auf Station 22A auf. Ihre Epilepsie­Patientin sieht auf ihrem Notebook einen Film. Wir schieben den Patienten auf einem Rollstuhl durch die Gängen von Haus zu Haus. Für die Verlegung hätten wir auch einen Kran­

kentransport anfordern können. Aber do­it­yourself geht in diesem Fall schneller. Es geht vorbei am Infocenter, wo heute Beate Brey Dienst tut, und dort treffen wir gleich auf den Wachmann vom Sicherheitsdienst. Er schließt sich uns an.

22:45 Uhr. Wir sind zurück auf 22A. Ich merke, dass ich Hunger bekomme. Dabei habe ich nachts nie Hunger! Schwester Ines lacht laut und angelt sich selbst einen Müsliriegel aus ihrer Tasche. Nein: So schnell gebe ich dem Appetit nicht nach! Brauche ich auch nicht, denn der Monitor fiept. Der Schlaganfall-Patient hat sich „abge­hängt“. Das heißt, dass er den Fingerclip zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut verloren hat. Sonja Zölch schaut – ganz leise und vorsichtig – im Patientenzimmer nach: alles in Ordnung, der Patient war nur im Bad. Aber seine Zimmergenossin ist dabei aufgewacht. Frau P. muss auch auf die Toilette. Also wird sie entkabelt und vorsichtig aufgesetzt. Sonja Zölch transferiert die Patientin auf einen Toilettenstuhl, mit dem sie direkt über die Toilette gefahren werden kann.

Die Wachpause nutzt sie gleich, um Tests durchzuführen, die alle paar Stunden gemacht werden müssen: Tempera­turmessen, Pupillentest, Monitorwerte am Krankenbett ab­nehmen. Schwester Zölch erklärt mir, dass vor allem die Symptombeobachtung wichtig sei; bei einer Verschlechte­rung müsse sie sofort den Dienstarzt verständigen. Da­nach beginnt etwas, was mir auch nicht bewusst war: Pa­pierkram. Sonja Zölch überträgt die ermittelten Werte in die Patientenakten. Dann macht sie weitere Einträge zu den einzelnen Pflegehandgriffen, die sie durchgeführt hat. Auch Pflegeleistungen müssen für die Abrechnung mit den Krankenkassen erfasst werden: PKMS – Pflegekom­plex­Maßnahmen­Score nennt sich dies.

Fortsetzung auf Seite 16

Schichtübergabe – Sonja Zölch und Jürgen Zahn

Saubere Sache – Sonja Zölch bereitet das Notaufnahmezimmer vor

Papierkram – Dr. Thomas Grimm und Sonja Zölch nach der Abendvisite

Überblick – Der piepende Monitor

Einblick – In der Neuroradiologie

17Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema

16

0:00 Uhr. Es kehrt ein wenig Ruhe ein (selbst der Mo­nitor piept ruhiger). Schwester Ines‘ Epilepsie­Patientin daddelt ausdauernd auf dem Handy. Jetzt esse ich meine mitgebrachte Brotzeit doch. Sonja Zölch nützt die Zeit und erklärt mir den Aufbau der Klinik nochmal. Die Klinik hat drei Stationen und beherbergt auch die Poliklinik für Neu­rologie der Universität. Station 22A umfasst acht Stro­keUnit­Betten, zwei Video­Langzeit­EEG­Betten und 16 Betten „Normalstation“. 22B ist die Intensiv­Station der Kli­nik. Hier gibt es Betten, an denen Patienten hightech­mä­ßig beatmet werden können. Aber auch Intermediate­Ca­re-Betten finden sich hier: Das ist ein Zwischending zwi­schen den Beatmungsbetten und den Normalbetten. Ei­nen Stock höher befindet sich die dritte Station der Klinik: 22C, eine allgemein­neurologische Station mit speziellen neuroonkologischen Betten. Sie verfügt über 16 Betten. In der Poliklinik werden die Ambulanzen und Spezialsprech­stunden angeboten – aber nur tagsüber.

1:00 Uhr. Ich brauche unbedingt eine Cola. Auf mei­nem Weg zum Getränkeautomaten bemerke ich, dass sich beim Infocenter einiges tut. Die Polizei hat in der Stadt einen Mann aufgegriffen, der wirr wirkt. Eine Poli­zeistreife kündigt den entsprechenden Krankentransport zum Bezirksklinikum an. Und der kommt auch schon: Es ist ein Rettungswagen des Roten Kreuzes. Jetzt wird es voll in der Eingangshalle, denn es fährt auch noch ein Taxi vor. Beate Brey erklärt mir, dass dringende Labortrans­porte nachts durch Taxis übernommen würden, da das medbo Labor nur tagsüber besetzt sei. Wie in einer Bahn­hofshalle geht es jetzt zu. Das sei nichts ungewöhnliches, meint Beate Brey. Ich trinke meine Cola und esse eine Banane.

1:20 Uhr. Ich bin zurück auf Station 22B. Ganz still ist es jetzt, die beiden Krankenschwestern unterhalten sich ganz leise. Es habe eine Extubation gegeben, erzählt mir Sonja Zölch. Ein Patient mit Hitzschlag konnte von der Beatmung losgekoppelt werden. Wie schade! Das hätte ich gerne mitbekommen! Assistenzärztin Tatjana Groß übernimmt gerade die letzte Visite, bevor sie sich schlafen legen kann. Wieder trägt Schwester Sonja die Vitalwerte in die Patientenakten ein. Die Epilepsie­Patientin schläft

endlich – der Überwachungsmonitor hat auf Infrarot ge­schaltet, so dass das Bild in Grautöne getaucht ist. Aber der Vitalwert­Monitor piept penetrant: Der Schlaganfallpa­tient hat wohl auch eine Schlafapnoe, das heißt Atemaus­setzer. Immer wenn seine Sauerstoffsättigung einen unte­ren Schwellenwert erreicht, gibt es ein Warnsignal. Aber man sieht, dass er nur einen Augenblick später wieder auf Normal ansteigt: Der Patient atmet wieder.

1:30 Uhr. Frau L. ist auch aufgewacht und macht den Fingerclip ab: Sie hat schlimme Schmerzen, das viele Liegen geht ihr auf den Rücken und die Lähmung in ihrem Bein führt langsam zu einer Versteifung der Muskulatur. Sonja Zölch gibt ihr ein Schmerzmittel und bemerkt dabei, dass die Patientin auch Schwierigkeiten mit dem Schlucken hat. Das alles wird im Patientenbogen gleich notiert: Das seien wichtige Beobachtungen und Hinweise, die die Tagschicht später im Auge behalten müsse, erklärt sie mir.

2:10 Uhr. Jetzt ist es auch gefühlt mitten in der Nacht. Meine Vitalwerte sind auf einem Tiefpunkt. Schlafen wäre jetzt eine echte Alternative. Zu Essen habe ich auch nichts mehr dabei. Da hilft nur Beschäftigung, lacht Schwester Zölch. Wir machen Ablage. Laborberichte, Kurven, Kor­respondenz, Arztbriefe – alles, was tagsüber so angefal­len ist, wird jetzt ordentlich verräumt. Sonja Zölch heftet, ich loche. Bei allem, was die beiden Nachtschwestern tun, sind sie ganz leise. Selbst jetzt bei der Ablage oder wenn sie in die Patientenzimmer schauen: Sie machen kein Licht, benutzen lieber eine kleine, schwache Taschenlam­pe – niemand soll aufgeweckt werden, wenn es nicht sein muss. Und ich erkenne: Müdigkeit macht schwerhörig, denn irgendwie piept der Monitor gar nicht mehr so laut.

2:40 Uhr. Die Ablage ist durch. Jetzt werden alle mög­lichen Sachen vorkonfektioniert, die die Tagschicht später braucht: Spritzen für Blutentnahmen zum Beispiel. Aber Sonja Zölch macht auch sauber. Überhaupt: Irgendwie ist jeder dritte Handgriff der zum Händedesinfektionsmittel. Jedes Mal, wenn sie einen Patienten betreut hat, wird ge­putzt: Rollstühle werden abgewischt, Betten frisch bezo­gen und die Liegen desinfiziert, Klinken gesäubert, Ver­brauchs­ und Hygieneartikel entsorgt. Sonja Zölch braucht Unmengen von Einmal­Gummihandschuhen.

3:00 Uhr. Und plötzlich ist er da: Ein Patient kommt in die Notaufnahme, samt Ehefrau und Fahrer. Ein Mann aus der östlichen Oberpfalz, der Doppelbilder sieht. Ärztin Tatjana Groß wird geweckt und übernimmt gemeinsam mit Schwester Sonja die Anamnese. Es stellt sich heraus, dass der Mann vor einigen Wochen schon einmal Be­

schwerden hatte. (Ein Hinweis, bei dem ich sehe, wie bei Ärztin und Krankenschwester die Alarmglocken losgehen). Wenn man ihn so anschaut, ist er ein Paradebeispiel für ein geballtes Bündel Schlaganfallrisiko: Übergewicht, star­ker Raucher, täglicher Bierkonsum, wenig Bewegung, ho­hes Cholesterin und auch noch beginnender Diabetes. Er hat riesiges Glück, dass er hier gelandet ist. Die Regens­burger Neurologie ist nicht ohne Grund Koordinationszent­rum des weltweit größten tele medizinischen Schlaganfall­netzwerks. Es gehe ihm jetzt aber wieder gut, meint er. Ein TIA­Patient mit hohem Schlaganfallrisiko also, der ei­nige Tage zur Beobachtung und Diagnostik hier bleiben wird.

3:45 Uhr. Es läuft. Irgendwie ist es auf einmal wie in „emergency room“. Zur Erstdiagnostik, die auch während der Nacht gemacht wird, gehört eine Computertomogra­phie des Schädels. Wir müssen mit dem Patienten runter in die Neuroradiologie. Heidi Haas, medizinisch­techni­sche Radiologie­Assistentin, hat diese Nacht Dienst. Trotz der nachtschlafenden Zeit macht sie ihren Job hellwach. Der Patient wird auf eine Liege gelegt und soweit verschoben, dass sein Kopf in einem Ring zum Stehen kommt. Bildgebende Verfahren sind sehr wichtig, da so schnell wie möglich festgestellt werden muss, ob

die Beschwerden von einem (drohenden) Hirninfarkt oder einer (möglichen) Hirnblutung herrühren.

Ein diensthabender Radiologe wird sich die Bilder an­schauen. Danach entscheidet sich, welche Erstmaßnah­men durchgeführt werden. Der Patient hat aber gottsei­dank kein auffälliges CT. Ärztin Tatjana Groß verschreibt vorsichtshalber einen Thrombozytenaggregationshemmer, also ein Mittel zur „Blutverdünnung“ – wie der Laie sagt. Eigentlich hemmt es das Zusammenkleben der Blutplätt­chen. Dann wird dem Mann ein Zimmer zugewiesen und wenig später flimmern seine Vitalwerte auf dem Monitor – auch er hat eine Schlafapnoe. Der Monitor piept fleissig bei jedem Atemaussetzer.

4:30 Uhr. Jetzt wird es traurig. In der NeuroOnkologie ist eine Patientin verstorben. Sonja Zölch ruft die Kollegin auf der 22C an und bietet ihre Hilfe an. Wir erfahren, dass die Frau unheilbar erkrankt war und ihr Tod nicht unerwar­tet kam. Die Angehörigen der Verstorbenen konnten sich verabschieden und haben die Station gerade verlassen. Jetzt muss der Leichnam in den Aussegnungsraum der Klinik gebracht werden. Sonja Zölch und die Nacht­schwester aus 22C übernehmen dies. Ich stehe nur dabei, als das Bett mit der Toten in den Aufzug gefahren wird, und spreche ein stilles Gebet. Ja, im Krankenhaus wird auch gestorben.

5:30 Uhr. Die normale Nachtschicht dauert bis 7.00 Uhr. Dann kommt die Ablösung durch die Tagschicht. Jetzt ist erst mal noch der Reinigungsservice zur Stelle. Zwei Kolleginnen aus der Küche haben die Aufgabe, die Früh­stückstabletts der Patienten vorzubereiten. Das bekomme ich alles nicht mehr mit, denn ich habe noch ein Rendez­vous mit der Großküche, die jetzt schon das Mittagessen kocht. Ich verabschiede mich von Schwester Sonja und Schwester Ines. Draußen wird es hell. Die Vögel zwit­schern. Guten Morgen, medbo.

Fortsetzung von Seite 15

Helfer in der Not – Die Kollegen vom Roten Kreuz

Gute Seele – Beate Brey hat Nachtdienst im Infocenter

Kommunikation – Sonja Zölch und das Stationstelefon

Konzentration – Sabrina Lang und Andrea Seitz am StrokeIntensivbett

19Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017

Patient häufigen Harndrang, wird er zwangsläufig nachts häufig wach, bringt das aber morgens nicht in Zu­sammenhang mit seiner Müdigkeit. Hier ist der gestörte Schlaf Folge ei­nes somatischen Problems und wir schauen uns den Flüssigkeitshaus­halt, die Harnwege und das Trinkver­halten an. Bei psychischen Ursachen gibt es andere Symptome. Meistens bekommen wir schon bei der statio­nären Aufnahme von den Patienten oder deren Angehörigen erste Hin­weise. Dann haken wir nach.

Was für Hinweise wären das denn?H.­K.: Das sind erstmal ganz alltägli­che Dinge: Nickt der Patient in mono­tonen Situationen kurz ein, ist er un­konzentriert oder hat Erinnerungslü­cken, weist dies auf möglichen dau­erhaften Stress hin. Wir fragen so Sachen wie, ob er die alltäglichen An­forderungen noch selbst bewältigen kann, ob seine Gedanken ständig um etwas Bestimmtes kreisen und ob er sogar Angst vorm Einschlafen hat. Uns interessieren die Medikamente, die ein Mensch nimmt. Häufig ist der Medikamentencocktail, den die alten Menschen einnehmen, alles andere als harmonisch. Ja, und wichtig ist auch, ob der Patient vielleicht öfter gereizt ist oder Stimmungsschwan­kungen hat. Danach leiten wir die therapeutischen Maßnahmen ab.

Sch.: Therapeutisch wird auf jeden Fall versucht, eine solide Tagesstruk­tur mit festen Ritualen und Terminen aufzubauen. Das ist superwichtig und hier arbeiten Tag­ und Nachtschicht Hand in Hand. Von festen Essenszei­ten über regelmäßige Bewegung bis zum Zähneputzen am Abend. Wir haben auch gute Erfahrung mit dem gemeinschaftlichen Schlummertrunk nach dem Abendessen gemacht: Da gibt es auf Wunsch ein Glaserl alko­holfreies Bier. Das kommt gut an!

Therapien sind das eine. Aber wie geht man als Pflegekraft in der Nachtschicht mit den ruhelosen Patienten um? Haben Sie Tipps?Sch.: Es gibt viele Dinge, die man nachts im „Ernstfall“ ausprobieren kann. Und je länger ich einen Patien­ten kenne, je mehr ich über seine Ge­schichte, seine Gewohnheiten und seinen Alltag weiß, umso besser kann ich helfen. Einen Bäcker, der sein Lebtag nachts um Zwei aufge­standen ist, kriege ich nicht wieder ins Bett. Aber hat jemand Angst vor der Dunkelheit, dann hilft vielleicht ein Nachtlicht oder sanfte Musik. Oder hatte der Patient immer Haus­tiere, ist manchmal ein Kuscheltier tröstlich. Etwas Beschäftigung hilft oft gegen das quälende Gedankenka­russell. Ein bisserl Plaudern, die eine oder andere Entspannungsübung, ein paar Schritte auf dem Stationsflur – manchmal hilft das schon und macht die Patienten müde.

Das sind ja eigentlich alles Tipps, die auch für pflegende Angehörige wert-voll sind …H.­K.: Richtig. Bei der Überleitung von der Klinik nachhause raten wir Angehörigen zuallererst sehr zu „Schlafhygiene“. Das sind so einfa­che Dinge wie ein Verdunkelungsrol­lo, wenn es im Schlafzimmer ansons­ten zu hell ist. Das Glas Wasser auf dem Nachttisch oder der Keks gegen den kleinen Hunger gehören ebenso dazu, wie ein barrierefreier Weg zum Badezimmer. Logisch ist auch, dass schweres und spätes Essen vor dem Zubettgehen nicht sinnvoll ist. Nicht zu vergessen: Tagsüber sollte sich der Patient nicht hinlegen, sondern eher viel bewegen.

Sch.: Ich selber höre aber auch viel auf meine Intuition. Ich habe Patien­ten sogar schon Schlaflieder gesun­gen – Demenzpatienten nehmen das

gut an. Nicht überzeugen oder lang argumentieren, dass es um 3:00 Uhr morgens im Bett echt gemütlicher wäre. Zuhören, reden lassen, mit Wertschätzung auf sie eingehen: Die­se Menschen leben in einer anderen Realität. Und wenn sie laufen wollen: Laufen lassen – solange sie andere Patienten nicht aufwecken oder die Gefahr besteht, dass sie mitten in der Nacht ausbüxen oder sich wehtun.

Intuition und Wertschätzung – wie kann man sich das vorstellen?Sch.: Biografiearbeit ist hier der the­rapeutische Schlüssel. In der Geron­topsychiatrie haben wir es mit Men­schen zu tun, die den weitaus größ­ten Teil ihres Lebens hinter sich ha­ben. Da kommen Ängste und Sorgen auf, gerade in der Nacht: Angst vor Krankheit, Schmerz und dem eige­nen Sterben; die Sorge, im Leben versagt zu haben oder etwas nicht zu Ende bringen zu können. Bei demen­ten Patienten, die ja oft eine retrogra­de Entwicklung durchmachen, hilft jede Information über das vergange­ne Leben. Am besten erzählen uns die Angehörigen alles, was sie wis­sen. Der 80­Jährigen, die mitten in der Nacht ihre Kinder von der Schule holen will, drücke ich dann vielleicht einen Teddy in den Arm. Und dem Senior, der Dunkelheit nicht erträgt, weil er im Krieg im Bombenkeller saß, halte ich die Hand oder decke ihn wie ein Kind ganz fest mit einem weichen Laken zu. Das vermittelt Ge­borgenheit.

Und bei depressiven Patienten?H.­K.: Diese Menschen sind oft ein­sam. Das ist ganz typisch: Der Um­kreis ist verstorben, die Kinder leben weit weg. Da drehen sich die Gedan­ken nachts förmlich im Kreis und die Patienten geraten in eine emotionale Abwärtsspirale. Hinzu kommt die Sorge, dass man ja „in Wöllershof“ ist. Bei vielen heißt das nach wie vor, dass man „irr“ ist. Sie schämen sich und fürchten sich vor der Rückkehr nachhause – was werden die Nach­barn sagen und so. Hier ist wichtig, den Patienten immer wieder zu er­klären, was für eine Erkrankung sie haben.

Vielen Dank für die Infos an Sie beide!

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema18

Renate Neuhierl

Schlaflos in WöllershofErfahrungen mit gerontopsychiatrischen Patienten nachts auf Station

Egal ob eine Schlafstörung Diagnose oder Symptom einer psychischen Erkrankung ist: können ältere Patienten nicht richtig ein- oder durchschlafen, ist das eine Herausforderung besonders für die nächtliche Pflege. SYNAPSE sprach mit Überleitungspflegerin Bettina Häupl-Koch und Fachpfleger Alexander Schuller an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Wöllershof.

Der Schlaf hat viele Phasen

Menschen durchlaufen im Schlaf bis zu fünf Zyklen, die jeweils zwischen 80 und 120 Minuten dauern. Von der Einschlafphase gleitet man in einen Däm­merzustand. Die Muskulatur entspannt sich und die Gehirntätigkeit nimmt ab. In verstärktem Maße passiert dies in der zweiten Phase. In der dritten und vierten Phase liegen wir im Tiefschlaf. Dieser dauert etwa 20 Minuten und geht unbemerkt für den Schläfer in leichteren Schlaf über.

Ihm folgt der REM­Schlaf, so benannt nach den typischen schnellen Augen­bewegungen (Rapid Eye Movement). Hier träumen wir auch am intensivsten.

Sie arbeiten mit psychisch kranken älteren Patienten. Gerade bei De-menz-Patienten kennt man das Phä-nomen der Ruhelosigkeit, die auch nachts keine Pause macht.H.­K.: Ja, manche unserer Patienten laufen den ganzen Tag – bis zu 40 km! Eigentlich müssten sie abends müde ins Bett fallen – und dann lau­fen sie nachts trotzdem weiter. Aber bei Ruhelosigkeit und abweichendem Schlafverhalten muss man genau hinschauen: Ältere Menschen brau­chen meist einfach weniger Schlaf. Stellen wir bei unseren Patienten

aber einen gestörten Schlaf fest, fra­gen wir uns schon: Ist das eine be­handlungsbedürftige Erkrankung oder ist es Teil des psychischen oder eines eher somatischen Störungsbildes. Hier auf Station haben wir die Mög­lichkeit einer schlafdiagnostischen Abklärung am Patientenbett.

Ein Mini-Schlaflabor?H.­K.: So könnte man es sagen. Der Patient wird über einen längeren Zeit­raum, vor allem über Nacht, verkabelt und wir zeichnen Atmung, Hirn­, Mus­kel­ und Herztätigkeit sowie die Sau­

erstoffsättigung im Blut auf. Danach können wir sagen: Ist das eine „nor­male“ Schlafstörung mit Einschlaf­ oder Durchschlafproblemen oder Symptom eines Burnout, einer richti­gen affektiven oder wahnhaften Stö­rung oder einer Insomnie.

Sie untersuchen also zuerst: Ist die Schlafstörung das Problem oder ist sie Teil des Problems...Sch.: Genau! Etwa jeder zweite un­serer Patienten klagt über Schlafstö­rungen. Manchmal gibt es ganz ba­nale Gründe. Ein Beispiel: Hat ein

21Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017

Die Nachtarbeitsstunden im Bereit­schaftsdienst werden bei dieser Be­rechnung nicht einbezogen. Hierfür ist eine weitere Regelung definiert worden. Ab mindestens 288 Bereit­schaftsdienstnachtstunden werden zwei Zusatzurlaubstage gewährt; bei einer Teilzeitbeschäftigung er­folgt eine Kürzung der geforderten Bereitschaftsdienstnachtstunden.

Aufgrund der Gesamtdienstverein­barung zur Einführung von Arbeits­zeitkonten nach § 10 TVöD vom 24.11.2015 haben alle Beschäftig­ten der medbo, die dem TVöD­K un­terliegen, einmal im Jahr das Wahl­recht festzulegen, ob der Zeitzu­schlag für Nachtarbeit ausbezahlt oder auf das Arbeitszeitkonto gutge­schrieben wird. Ein entsprechender Antrag hierfür steht im Intranet zur Verfügung.

Gesundheitsthemen

Nachtarbeit kann zu Schlafstörun­gen oder Herzkreislaufbeschwerden führen. Die Zeit zwischen 1:00 und 5:00 Uhr nachts gilt als besonders kritisch, da man zu dieser Zeit nor­malerweise nicht wach ist.

Vor Antritt der Arbeitsleistung als Nachtarbeitnehmer und im An­schluss daran besteht das Recht auf eine arbeitsmedizinische Unter­suchung in regelmäßigen Zeitab­ständen. Diese soll zum einen fest­stellen, ob der Mitarbeiter aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes überhaupt für Nachtarbeit geeignet ist und ob sich der Gesundheitszu­stand im Laufe der Zeit aufgrund der Nachtarbeit verschlechtert.

Wird eine einschlägige Verschlech­terung des Gesundheitszustandes festgestellt, kann sich der Nachtar­beitnehmer unter Umständen auf ei­nen Tagesarbeitsplatz versetzen lassen. Weitere Begründungen, die gegebenenfalls eine Versetzung

rechtfertigen, können sein, dass im Haushalt ein Kind unter zwölf Jah­ren oder ein schwer pflegebedürfti­ger Angehöriger lebt, und nicht von einer anderen im selben Haushalt lebenden Person betreut werden kann.

Wenn Sie Nachtarbeitnehmer sind, sollten Sie vor allem vom Anspruch auf regelmäßige Gesundheitskon­trollen Gebrauch machen, um mög­liche gesundheitliche Risiken von vorneherein ausschließen zu kön­nen und im Fall der Fälle rechtzeitig entsprechende Maßnahmen ergrei­fen zu können.

Matthias Irmler ist Mitarbeiter im medbo Sachgebiet Zeitwirtschaft

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema20

Matthias Irmler

Arbeiten, wenn andere schlafenInformationen aus dem Personalreferat zum Thema Nachtarbeit

Beginnt Ihr Arbeitstag in der Regel am Morgen und endet am Abend? Dies gilt nicht für alle Beschäftigten zum Beispiel der Polizei, der Feuerwehr und in vielen weiteren Tätigkeitsfeldern und Einrichtungen. Auch bei der medbo beginnt für viele Menschen die Arbeit, wenn andere schlafen gehen …

Die Nachtarbeit wird zunächst im Arbeitszeitgesetz definiert und

geregelt. Als Nachtarbeit bezeichnet man die Arbeit, die mehr als zwei Stunden zwischen 23:00 und 6:00 Uhr umfasst. Als Nachtarbeitnehmer bezeichnet man diejenigen Beschäf­tigten, die normalerweise Nacht­arbeit in Wechselschichten leisten oder an mindestens 48 Tagen im Kalenderjahr Nachtarbeit erbringen.

Welche Berufsgruppen leisten Nachtarbeit?

Ein Großteil der Beschäftigten bei der medbo ist betroffen. Darunter fallen Gesundheits­ und Kranken­pfleger, Krankenpflegehelfer, Heiler­ziehungspfleger, Erzieher und Sitzwachen. Ärzte sowie unsere Kollegen in der IT Abteilung leisten Nachtarbeit häufig verbunden mit Bereitschaftsdiensten oder Rufbe­reitschaften. Die Infocenter und die Pforten sind ebenfalls von Nacht­diensten betroffen. Aber auch für Beschäftigte in der Küche beginnt der Arbeitstag vor 6:00 Uhr morgens und der Winterdienst räumt die Wege auf dem Gelände auch in den Nachtstunden.

Gesetzliche …

Wussten Sie, dass es in Deutsch­land 100 Jahre lang den Fabrikar­beiterinnen gesetzlich verboten war, Nachtarbeit zu leisten? Seit 1892 bis zum 28. Januar 1992 galt das Nachtarbeitsverbot für Frauen in Werkshallen.

Heute kann der Arbeitgeber gemäß § 106 der Gewerbeordnung Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen näher be­stimmen, soweit diese Arbeitsbedin­gungen nicht durch den Arbeitsver­trag, Bestimmungen einer Dienst­ oder Betriebsvereinbarung, eines

anwendbaren Tarifvertrages oder gesetzliche Vorschriften (etwa Mut­terschutzgesetz, Jugendschutzge­setz) festgelegt sind. Dazu zählt auch die Nachtarbeit.

Das Arbeitszeitgesetz regelt in § 2 die Begriffsbestimmung und legt fest, was grundsätzlich unter Nacht­arbeit zu verstehen ist und wann man von Nachtarbeit spricht. Der § 6 des Arbeitszeitgesetzes regelt insofern die Rechte und Pflichten der Beschäftigten. Darunter fällt unter anderem die werktägliche Höchstarbeitszeit von maximal acht Stunden der Nachtarbeitnehmer. Unter bestimmten Voraussetzungen darf die maximale Nachtarbeitszeit auf zehn Stunden pro Tag ausge­dehnt werden.

… und tarifliche Regelungen

Tarifrechtlich regelt der TVöD­K die Nachtarbeit in § 7 und der TV­Ärzte/VKA in § 9. Die tarifrechtlichen Re­gelungen gehen deutlich weiter als die des Arbeitszeitgesetzes. Für die Beschäftigten, die diesen Tarifver­trägen unterliegen, beginnt die Nachtarbeit bereits um 21:00 Uhr und endet wie nach dem Arbeitszeit­gesetz auch um 6:00 Uhr.

Als Gegenleistung für die Nachtar­beit ist der Arbeitgeber verpflichtet, dem Arbeitnehmer einen entspre­

chenden Ausgleich zu gewähren. Dieser kann entweder in Freizeit oder durch Zahlung einer Zulage erfolgen. Auch darf der Nachtarbeit­nehmer bezüglich Weiterbildungs­maßnahmen und Aufstiegsmöglich­keiten nicht benachteiligt werden.

Die Tarifverträge regeln die Bezah­lung und den Ausgleich der Nacht­arbeit. Der Zeitzuschlag beträgt der­zeit grundsätzlich 15 % je Arbeits­stunde in der Nacht. Zusätzlich er­werben die Beschäftigten, die Bereitschaftsdienste leisten, einen Zeitzuschlag von 15 % je Bereit­schaftsdienststunde während der Nachtarbeitszeit.

Zusatzurlaub on top

Die Nachtarbeit wird ergänzend noch mit Zusatzurlaub honoriert. Sowohl Beschäftigte, die dem TVöD­K unterliegen, als auch Ärzte und Ärztinnen, erhalten grundsätz­lich ab einschließlich 150 Nachtar­beitsstunden im Kalenderjahr einen Zusatzurlaubstag. Dieser Zusatzur­laub kann auf bis zu vier Tage an­steigen, bei dann grundsätzlich min­destens 600 Nachtarbeitsstunden im Kalenderjahr. Nachtarbeitsstun­den, die in Zeiträumen geleistet werden, für die Zusatzurlaub für Wechselschicht­ oder Schichtarbeit zusteht, bleiben unberücksichtigt.

Nachtarbeit: Rein statistisch

Das Statistische Bundesamt hat für die Jahre 1999 und 2009 den Anteil der Nachtarbeitnehmer von allen Erwerbstätigen in der Bundesrepublik Deutschland ermittelt. Laut dieser statistischen Erhebung lag der Anteil der Nachtarbeitnehmer im Jahr 1999 bei 7,2 % und stieg bis 2009 auf 8,3 %. Man geht davon aus, dass dieser Prozentsatz inzwischen auf 9,6 % angestiegen ist und weiterhin steigen wird. Betrachtet man nur das Gesundheits­, Veterinär­ und Sozialwesen, beläuft sich der Anteil der Beschäftigten, die Nachtarbeit leisten, auf etwa 15 % .

Wichtige Informationen und Quellen:

• TVöD Jahrbuch Kommunen 2017, Walhalla Fachverlag, Regensburg• Arbeitsgesetze, 90. Auflage 2017, Beck-Texte im dtv, München• Gesamtdienstvereinbarung zur Einführung von Arbeitszeitkonten

nach § 10 TVöD vom 24.11.2015, medbo, Regensburg• Online: Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)

www.vka.de• Online: Statistisches Bundesamt – www.destatis.de• Online: Initiative neue Qualität der Arbeit: www.inqa.gawo­ev.de

23Titelthema | SYNAPSE 3 • 2017

Nachtarbeiter braucht regelmäßige Pausen! Wenn es denn zur Geister­stunde etwas mehr sein sollte, dann am besten eine kleine Mahlzeit mit magerem Fleisch oder Fisch in Kombination mit Kartoffeln, Reis und Gemüse – leicht bekömmlich zubereitet, versteht sich. Also nach Möglichkeit die dicke Sahnesoße weglassen und das Schnitzel lieber „à la nature“ und ohne Pannade ver­zehren. Alternativ sind leichte Sup­pen und Eintöpfe prima, zudem gut vorzubereiten und mikrowellentaug­lich. Für die Süßmäuler sind ein Fruchtquark oder Kompott, sogar ein Schälchen Milchreis nicht ver­kehrt.

Am Ende der Schicht empfiehlt sich vor dem Zubettgehen ein kleines Frühstück, damit der Körper an­schließend in Ruhe und ohne Hun­gerunterbrechung schlafen kann. Brunchen kann man dann ausgiebig nach dem Aufwachen.

Trinken, trinken, trinken

Eine Sonderrolle nehmen Getränke ein. Mindestens 1,5 Liter sollte der Mensch laut DGE pro Tag zu sich nehmen – auch in der Nachtschicht. Aber auch hier gilt: Achtung! Bitte Wasser und ungesüßten Getränken den Vorzug geben! Gemeinsam mit ballaststoffreicher Kost fördert genü­gend Flüssigkeit die in den Nacht­stunden sowieso schon etwas trä­gere Verdauung.

Warme Getränke helfen, die höhere Kälteempfindlichkeit zu mildern. Denn in der Nacht senkt unser Kör­per seine Betriebstemperatur. Nachtschichtler frieren im Schnitt mehr. Früchte­ und Kräuter­Tee oder Gemüsebrühe helfen hier. Von aufputschenden Getränken wie Schwarztee oder Kaffee halten die Experten nicht so viel. Und die Fra­ge nach Alkohol am Arbeitsplatz „Krankenhaus“ stellt sich sowieso nicht.

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema22

Renate Neuhierl

SchichtsalatAusgewogen essen im Nachtschichtdienst

Mittagessen um Mitternacht. Sollen es da wirklich Schweinsbraten, Knödel und Co. sein? Oder lieber gar nichts essen? Schafft der Körper das überhaupt? Arbeit in der Nacht hat ihre Besonderheiten auch in Sachen Ernährung.

Schichtarbeit gehört zum Job im Krankenhaus – keine Frage. Die

Arbeit über Nacht wird allerdings von vielen als besonders fordernd empfunden – kein Wunder: Der menschliche Organismus hängt stark vom Tageslicht ab. Helligkeit aktiviert uns, bei Dunkelheit werden wir müde. Auch unser Stoffwechsel ist Tag­/Nacht­getaktet. So sinken nachts unsere Körpertemperatur und unser Blutdruck: Wir frieren leichter. Alle „automatischen“ Aktivi­täten wie Herzschlag oder Atemfre­quenz verlangsamen sich. Die Ver­dauung geht vom Gas.

Solange wir nachts schlafen, ist das alles völlig in Ordnung und geht sei­nen „natürlichen Gang“. Aber wenn sich unsere Lebenstaktung durch Nachtarbeit invertiert, müssen wir unser tageslichttaugliches Bio­ Repertoire ein wenig unterstützen. Zum Beispiel über unsere Ernäh­rung.

Hoch- und Tiefphasen

Viele Schichtarbeiter fühlen sich nachts grundsätzlich nicht so leis­tungsfähig wie am Tag. Und das ist nicht eingebildet! Beim Arbeiten in der Nacht verteilen sich bei vielen Menschen die Leistungs­Hochs und ­Tiefs anders als tagsüber: Sie sind häufiger und schwanken mehr. Ent­sprechende Leistungsmessungen bei Nachtschichtarbeitern haben er­geben, dass in der Zeit zwischen 2:00 und 4:00 Uhr morgens die meisten Fehler passieren – wir durchlaufen dann das intensivste Leistungstief der Nachtschicht.

Bewusste Ernährung ist hier ein Weg, wie man dagegen halten kann. Die richtige Ernährung liefert uns zur richtigen Zeit die richtige Form und Menge an Energie. Das heißt: wenn der Körper diese Ener­gie braucht, weil er zum Beispiel in­tensiv arbeiten, bestimmte Stoff­

wechselprozesse stemmen oder Wärme erzeugen muss.

Mahlzeit? – Mahlzeiten!

Beim Thema Ernährung ist es gene­rell schwierig, verbindliche Regeln aufzustellen. Jeder Mensch – res­pektive jeder Körper – tickt hier ein wenig anders. Aber es gibt Erfah­rungswerte und das „statistische Mittel“. Viele Nachtschichtarbeiter etwa geben an, dass sie ständig Hunger – oder zumindest Appetit – haben. Das ist nicht eingebildet! Bei den meisten Menschen geht es in der Nachtschicht vor allem darum, die tatsächlich etwas häufigeren Leistungstiefs durch eine gleichmä­ßigere Energiezufuhr auszuglei­chen. Öfter gesunde, vollwertige und möglichst frische Kleinigkeiten essen ist hier ein guter Tipp.

Eine dreigängige Hauptmahlzeit um Mitternacht analog dem Mittagessen belastet den Organismus eher, be­schäftigt ihn mit Verdauungsarbeit und wird daher die Konzentrations­ und Leistungsfähigkeit mehr ein­schränken als fördern. Das gilt im Grunde ja auch für das Mittagessen am Tag. Aber in der Nacht sind die Umstände nochmal ein ganzes Stück „verschärft“. Eine gleichmäßi­ge Energiezufuhr über mehrere Snacks ist hier ein vernünftiger Weg, gut durch die Nacht zu kom­men. Übrigens: Auch der Start in die Nacht sollte leicht sein – lassen Sie die Frittenbude auf dem Weg zur Ar­beit lieber links liegen.

Mitternachtssüppchen

Allerdings möchten manche Nacht­schichtarbeiter gerne eine „Mitter­nachts­Zäsur“ in Form einer etwas größeren Mahlzeit. Gut verständlich, denn Mahlzeitrituale schaffen auch nachts Struktur. Und auch der

Der DGE-Ernährungskreis

Neben der Menge an Lebensmitteln, die der Mensch verzehrt, und der Häufigkeit seiner Mahlzeiten ist natürlich der wichtigste Aspekt, was er verzehrt. In der Ernährungsberatung spricht man ungern von „schlanken“ Lebensmitteln. Man zögert auch beim Terminus „gesund“. Vollwertig soll die Kost sein, ausgewogen und schonend zubereitet.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt in einem Kreis die Anteile, die bestimmte Nahrungsmittel in der täglichen Ernährung einneh­men sollten, damit diese Vollwertigkeit erreicht wird. Sieben Lebensmittel­gruppen unterscheidet sie. Eine vollwertige Ernährung bedient sich dabei täglich aus allen Gruppen. Allein drei Viertel des täglichen Bedarfs sollten durch pflanzliche Nahrungsmittel gedeckt werden, hauptsächlich aus Ge­treideerzeugnissen (vor allem Vollkorn) und Kartoffeln (Gruppe 1), dicht gefolgt von Gemüse und Salat (Gruppe 2) sowie frischem Obst (Gruppe 3). Immerhin ein Viertel des Energiebedarfs sollte durch tierische Lebens­mittel, hauptsächlich Milch und Milchprodukte (Gruppe 4), in geringerem Maße aber Fleisch, Fisch und Eier et cetera (Gruppe 6) gestillt werden. Fette und Öle (Gruppe 7) sollten nur minimal eingesetzt werden.

www.dge.de

medbo Nachtschichtsalat(für vier Hungrige)

Schnell – einfach – lecker.200 g Langkornreis in Salzwasser garen. In der Zwischenzeit Lieb­lings­Gemüse waschen und schneiden: zum Beispiel 1 rote und 1 grüne Paprika in klei­ne Würfel, 1 Stange Lauch in schmale Rin­

ge. 2 kleine Dosen Mandarinen oder

Früchtecocktail abtropfen lassen.

1 Den Reis abgießen, dritteln, eine Portion mit 1 Esslöffel Currypulver und eine mit 1 Ess­löffel Paprikapulver vermengen.

2 Jetzt abwechselnd nach Lust und Laune Reis und Gemüse in eine Schüssel oder Gläser schichten. Auf die oberste Reisschicht noch eine Lage Konservenobst drauf und das Ganze mit einer ordent­lichen Portion Miracel Whip „So Leicht“ zudecken.

3 Der medbo Nachtschichtsalat sollte mindestens vier Stunden im Kühlschrank durchziehen. Vor dem Servieren kräftig um­rühren. Eine Portion hat unge­fähr 360 Kilokalorien.

Guten Appetit!

Mehr Infos zum Thema

Auf der Intranetseite der medbo Groß-küche erhalten Sie mehr Infos, Adressen und auch Rezepte zum Thema. Bei-spielsweise folgende Stellen informieren ebenfalls:• Deutsche Gesellschaft für Ernährung

– www.dge.de• JOB&FIT – Mit Genuss zum Erfolg! –

www.jobundfit.de• Deutsche Gesellschaft für

Ernährungsmedizin – www.dgem.de

Alexander Dickopf, Christine Gruber

Wie wach sind Sie?Objektive versus subjektive Pupillenreaktionseinschätzung

Bei der diesjährigen Regensburger „NACHT.SCHAFFT.WISSEN.“ gab es „Neurologie zum Anfassen“. Passend zur Wissenschaftsnacht überraschte das Pupillometrie-Forschungsteam der Klinik für Neurologische Rehabilitation das Publikum mit Messgeräten. Und mit der Frage: „Wie wach sind Sie heute Abend?“.

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema24 25

Bezirk | SYNAPSE 3 • 2017

riable. Der NPi™­Wert wird durch ei­nen mathematischen Algorithmus be­rechnet, der den Vergleich von Mess­werten einer Reihe von „gesunden“ Probanden mit einbezieht. Ein NPi™­Wert größer als drei gilt als normal, während NPi™­Werte von weniger als drei als anormal und mit intrakra­nieller Hypertonie assoziiert werden. Der intrakranielle Druck (ICP) ist da­bei signifikant höher als jene ICPs, welche bei Patienten mit normaler Pupillenreaktivität aufgezeichnet wur­den. Ein NPi™ von Null entspricht ei­ner starren Pupille (fehlender Pupil­lenreflex).

Bisherige Bewertung

Eine konsequente Pupillenuntersu­chung mit Verfolgung des NPi™ stellt ein nicht­invasives Mittel zur ersten Einschätzung des intrakraniellen Drucks im Gehirn dar, unterstreicht die subjektive Beurteilung der Pupil­lenreaktivität als objektiver Darsteller und bietet auch eine vorteilhafte Orientierung für die neurologische Therapie zur Verbesserung der Patienten ergebnisse.

Pupillometrie bei NACHT.SCHAFFT.WISSEN. 2017

Die Besucher wurden eingeladen, ihre Pupillenreaktivität mittels Pupillo­meter bestimmen zu lassen. Dadurch sammelte die Forschungsgruppe Da­ten, die sie im weiteren Forschungs­verlauf mit den Patientenwerten ver­gleichen wird.

Insgesamt wurden 149 Messungen an freiwilligen Probanden vorgenom­men. Dabei wurden neben den Mess­werten des Pupillometers der Wach­heitsgrad der Besucher und bestimm­te Medikamente, welche Einfluss auf die Pupillenreaktion aufweisen kön­nen, ermittelt. Der Wachheitsgrad wurde mittels der Karolinska Sleepi­ness Scale (KSS) erhoben.

Und das kam dabei heraus …

Der durchschnittliche Wachheitsgrad der Teilnehmer nahm mit fortschrei­tender Uhrzeit zu, was laut KSS ei­nem zunehmenden Müdigkeitszu­stand entspricht. Dabei spielte weder das Geschlecht noch das Alter eine Rolle.

Des Weiteren stiegen die durch­schnittliche Größe und der NPi™­Wert beider Pupillen im Laufe des Abends an. Dies spiegelt auch der CH­Wert wider, der die Pupillenver­änderung in Prozent angibt. Durch­schnittlich stiegen dabei die Prozent­sätze zur späteren Tageszeit.

Diese Ergebnisse korrelieren unter anderem mit den Lichtverhältnissen, die je nach Tageszeit unterschiedlich sind. Dadurch kann verzeichnet wer­den, dass die subjektive Pupillenbe­

urteilung durch diverse Umgebungs­bedingungen verfälscht wird.

Die gesammelten Daten werden im nächsten Schritt verwendet, um diese mit den bisherigen Messdaten auf Station 14b zu vergleichen und aus­zuwerten. Außerdem sollen diese zur Überprüfung der bisherigen For­schungslage eingesetzt werden, um den NPi™­Wert zu hinterfragen.

Um alle Probanden zu beruhigen: Die gemessenen NPi™­Werte an diesem Abend lagen, nach Abzug der Mess­fehler, im Normbereich und können für die Forschungszwecke gut ver­wendet werden. Vielen Dank für’s Mitmachen!

Alexander Dickopf und Christine Gruber haben gerade den Dualen Studiengang

„Pflege“ an der OTH Regensburg mit dem Bachelor of Science abgeschlossen

Die Kontrolle der Pupillenfunktion ist eine der wichtigsten Überwa­

chungsmaßnahmen bei neurologi­schen Patienten, anhand derer eine Verschlechterung des Patientenzu­standes beurteilt werden kann. Dabei werden mit der traditionellen Erhe­bung sowohl Veränderungen der Pupillengröße, der Pupillenform als auch die Seitendifferenz und die Lichtreaktion beobachtet. Ärzte und Pflegepersonal erheben einmal in je­der Schicht und nach Erfordernis ne­ben der subjektiven Einschätzung der Pupillenreaktion per „Swinging­Light­ Methode“ nun auch objektive Mess­daten mit dem Pupillometer.

Fenster zur Seele

Besonders bei neurologisch erkrank­ten Patienten ist diese Untersuchung wichtig, um schon frühzeitig beispiels­weise veränderte Druckverhältnisse im Gehirn einzuschätzen. Die Pupille ist somit nicht nur wie das Sprichwort sagt das "Fenster zur Seele", sondern gibt Aufschluss über den neurologi­schen Status des Patienten und auch über den Funktionszustand des zwei­ten (Nervus opticus) und dritten Hirn­nervs (Nervus oculomotorius). Bis dato setzt das medizinische Personal meist einfache kleine Stabtaschen­lampen zur Untersuchung ein. Die Bewertung der oben genannten Para­meter unterliegt hier der subjektiven Einschätzung des Beobachters, so dass ein signifikant hoher Bias-Anteil zu erwarten ist. Noch dazu kann die Pupillenreaktionsbestimmung von verschiedenen weiteren Lichtquellen und Bedingungen in der Umgebung manipuliert sein. Nicht zuletzt: Das bisherige Untersuchungsinstrument der Wahl, die Taschenlampe, ist ein nicht standardisiertes Gerät.

Forschung mit Pupillometer

Seit Ende 2016 werden auf der Stati­on 14b der Klinik für Neuro­Reha –

dem intensivmedizinischen Bereich – auch NeurOptics®­Pupillometer zur objektiven Messung der Pupillenreak­tion eingesetzt. Unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Felix Schlachetzki begleiten die Wissenschaftler Alexan­der Dickopf, Christine Gruber, Lisa­ Marie Kohlhas und Susanne Wedel mit ihrem Forschungsprojekt „Objekti­ve versus subjektive Pupillenreakti­onseinschätzung“ die Einführungs­phase.

Laut diversen Studien (beispielswei­se Schallenberg 2010 und Meeker 2005) verfügt der Pupillometer von NeurOptics® im Vergleich zu ande­ren Geräten in Sachen Genauigkeit, Präzision, Reproduktionsfähigkeit und Algorithmus die besten Beobach­tungswerte.

Objektive Datenerhebung

Das Pupillometer erfasst unter Ein­stellung einer Lichtquelle mit be­stimmter Intensität und Leuchtdauer digital mehrere Bilder der Pupille und kann dadurch verschiedene Daten aufstellen. Im Gegensatz zur subjekti­ven Pupilleneinschätzung können so­mit genaue Messwerte quantifiziert, objektiviert und verglichen werden.

Des Weiteren können mehrere Mess­ergebnisse erzielt werden, was einer

zeitnahen neurologischen Zustands­einschätzung und einer weiteren Dia­gnostikentscheidung, etwa via Com­putertomografie, entgegen kommt.

Das misst das Pupillometer

Durch das Pupillometergerät werden auf beiden Augen folgende Messun­gen impliziert:• SIZE: Maximale Pupillengröße • MIN: Minimale Pupillengröße • NPi™: Algorithmus, der alle unten

stehenden Variablen mit einschließt und diese mit festgelegten Norm­werten vergleicht

• CH: Veränderung der Pupille in % • CV: Konstriktionsgeschwindigkeit • MCV: Maximale Konstriktionsge­

schwindigkeit • LAT: Latenzzeit • DV: Maximale Dilatationsgeschwin­

digkeit

Die maximale (Size) und minimale Pupillengröße (Min) werden in Milli­meter, die Dilatations­ (DV, Erweite­rung der Pupille) und Kontraktions­geschwindigkeit (CV; Verengung der Pupille) in Millimeter pro Sekunde angegeben. Latenz ist definiert als die Zeit vom Lichtreiz bis zum Beginn der Verengung.

Der „Neurological Pupil Index“ (NPi™) ist eine einzigartige neue Va­

Unermüdliche Tester – (v.l.) Susanne Wedel, Christine Gruber und Alexander Dickopf

Augen auf! – So funktioniert der Test

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema26

Carina Urban

Tag und Nacht im Dienst der Bürgermedbo Netzwerkpartner: Die Polizeiinspektion Regensburg Süd stellt sich vor

Die Polizeiinspektion (PI) Regensburg Süd betreut fast den kompletten Altstadtbereich Regensburgs, mit einer Vielzahl von Kneipen und Diskotheken, und den gesamten Stadtsüden. Hier befinden sich sämtliche Krankenhäuser und natürlich auch das Bezirksklinikum Regensburg.

Das historische Dienstgebäude der PI Regensburg Süd befindet sich

in der Stadtmitte von Regensburg, nur wenige Meter vom Dachauplatz entfernt. Das Bauwerk wird aktuell im Rahmen einer Grundsanierung mo­dernisiert und an den heutigen Stan­dard angepasst.

Es ist die größte Inspektion des Poli­zeipräsidiums Oberpfalz. Mit einer Personalstärke von über 160 Beam­ten ist die PI Regensburg Süd für eine Fläche von etwa 54,75 km² zuständig. In ihrem Dienstbereich wohnen circa 120.000 Einwohner. Die Inspektions­grenzen sind im Norden die Donau und im Westen, Osten und Süden die Stadtgrenzen von Regensburg.

Vielfältige Aufgaben

Den Hauptteil der täglichen Arbeit nehmen die Bewältigung der über den Polizeinotruf eingehenden Ein­sätze, die Bearbeitung von Anzeigen sowie die Verkehrsunfallaufnahme ein. So wurden im Jahr 2016 etwa

24.000 Einsätze, über 10.000 Straf­anzeigen und circa 3.600 Verkehrs­unfälle im Bereich der PI Regensburg Süd abgearbeitet.

Einen weiteren Aufgabenschwer­punkt bildet das Schubwesen. Da die Gerichte und die Justizvollzugsan­stalt ebenfalls im Zuständigkeitsbe­reich der PI Regensburg Süd situiert sind, ist eine Vielzahl von Transpor­ten in diesem Zusammenhang zu er­ledigen. Sonstige Verkehrsaufgaben, wie Verkehrsregelungen, Überprüfun­gen von Baustellen im öffentlichen Verkehrsraum oder die Jugendver­kehrserziehung, fallen ebenso in den Tätigkeitsbereich der Inspektion.

Genau wie die medbo sind wir rund um die Uhr für den Dienst am Bürger erreichbar.

Präventionsarbeit

Von eigens geschulten Präventions­beamten werden zahlreiche Vorträge zu den Themenfeldern Drogen &

Sucht, Umgang mit sozialen Medien, Zivilcourage und vielem mehr gehal­ten. Regelmäßig informieren Beamte der Dienststelle zu verschiedenen Bereichen, zum Beispiel zur Verhü­tung von Fahrraddiebstahl, im Rah­men von Präventionsaktionen.Darüber hinaus ist die PI Regens­burg Süd zuständig für die polizeili­che Betreuung von Versammlungen und unterschiedlichsten Veranstal­tungen, wie Heimspielen des SSV Jahn Regensburg in der Continental Arena und Straßenfesten.

In letzter Zeit mussten leider viele Personen die Arbeit der Polizeibeam­ten hautnah miterleben, da sie ihre Wohnungen und Arbeitsstätten wie­derholt für die Entschärfung von Flie­gerbomben aus dem Zweiten Welt­krieg verlassen mussten. An dieser Stelle bedanken wir uns für das ent­gegengebrachte Verständnis.

Polizeioberrätin Carina Urban ist stellvertretende Dienststellenleiterin der

Polizeiinspektion Regensburg Süd

Unruhige Beine, unruhiger Schlaf

Prof. Dr. Thomas Wetter

Leitender Oberarzt, Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik, Bezirksklinikum Regensburg

visiteDonnerstag, 05. Oktober 2017

19:00 Uhr

medbo Bezirksklinikum | Hörsaal IBPUniversitätsstr. 84 | 93053 Regensburg

Der Eintritt ist kostenfrei.Kostenloses Parken auf dem Besucherpark-platz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirks- klinikum Regensburg, Universitätsstraße 84. Sie erreichen das Bezirksklinikum Regensburg mit den Buslinien 2b, 4, 6 und 11, Ausstieg an der Zentralen Omnibushalte stelle (ZOH) „Universität“.

visite: Ärzte, Forscher und Experten unserer Kliniken und Einrichtungen informieren

Sie zu wichtigen Themen der seelischen und neurologischen Gesundheit

DAS RESTLESS LEGS SYNDROM

SYNAPSE 3 • 2017 | Titelthema26

SYNAPSE 3 • 2017 | Psychiatrie28

ner konsequenten morgendlichen Lichttherapie bestehen.

Wirkfaktoren ungeklärt

Warum die Wachtherapie zumindest kurzfristig wirksam ist, kann bislang nicht vollständig erklärt werden. Man­che Forscher vermuten eine Wieder­herstellung der in der Depression ge­störten Schlaf­Wach­Regulation: so soll der Schlafdruck in der Depression nur ungenügend ausgebildet sein und nicht ­ wie im Normalfall ­ am Ende des Tages hoch sein.

Schlafentzug bewirkt einen zusätzli­chen Anstieg des Schlafdruckes und damit eine vorübergehende Besse­rung der depressiven Symptomatik. Als weitere Hypothesen werden eine verstärkte Ausschüttung der Boten­stoffe Dopamin und Serotonin, Beein­flussung der Uhrengene sowie hor­monelle Effekte diskutiert. So wird bei depressiven Patienten eine gegen­über Gesunden größere Menge des Stresshormons Kortisol in der zweiten Nachthälfte ausgeschüttet. Durch Schlafentzug könnte dieses Überge­wicht wieder reduziert werden.

Hinweise auf neuroplastische Veränderungen

Andere Faktoren wie eine starke Er­wartungshaltung (Placebo­Effekt) oder unspezifischer Stress könnten eine Rolle spielen. In ganz aktuellen Hirnstimulationsstudien finden sich Hinweise auf neuroplastische Verän­derungen: Durch Schlafentzug soll eine reduzierte Dichte der Synapsen wieder ausgeglichen werden. Durch ein besseres Verständnis der Wirkme­chanismen lassen sich in Zukunft viel­leicht noch effektivere und vor allem anhaltende nicht­medikamentöse Be­handlungsformen der Depression ent­decken. Zu hoffen wäre es.

Prof. Dr. Thomas Wetter, M. A., ist Leitender Oberarzt am Zentrum für

Allgemein psychiatrie I und Psychosomatik am medbo Bezirksklinikum Regensburg

Prof. Dr. med. Thomas C. Wetter

Wachbleiben gegen DepressionTherapeutischer Schlafentzug bei der Behandlung von Depressionspatienten

Der Schlaf depressiver Patienten ist oft stark gestört. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Symptome einer Depression durch eine schlaflose Nacht verbessern können.

Menschen mit Depressionen schla­fen oft schlecht ein, haben weni­

ger Tiefschlaf und wachen nachts öf­ters auf. Typisch ist auch das sehr frü­he Erwachen, ohne wieder einschla­fen zu können. In dieser Zeit zwischen 3:00 und 4:00 Uhr morgens sind die pessimistischen Gedanken besonders stark ausgeprägt. Kurzum, die Depression raubt den Schlaf. Dennoch kann gerade Schlafentzug eine erfolgreiche Therapie darstellen.

>Am Morgen wachte ich auf und mit mir meine Schwermut und schon heute zeigte sich die spä-tere Regel, dass auf eine gute Nacht ein schlechter Tag folgte und umgekehrt. Solch ein närri-sches Spiel treiben mit uns kranke Nerven. Haben sie nachts geruht, so plagen sie tagsüber, waren sie nachts schlaflos, so bleiben sie den folgenden Tag zahm, oder rich-tiger, die Spannung der Nacht dauert fort und verhütet Depres-sionen.”

Dr. Heinrich Hansjakob (1837–1916) Theologe, Politiker

und Schriftsteller. 1894, Anstalt Illenau, Baden.

Akuter Schlafentzug und Stimmungsaufhellung

Erste wissenschaftliche Untersuchun­gen dazu wurden 1966 vom Tübinger Psychiater Walter Schulte veröffent­licht. Positive Erfahrungsberichte von

Patienten, wie im Zitat angeführt, ge­hen noch viel weiter zurück. Die meis­ten Studien zeigen übereinstimmend, dass akuter Schlafentzug bei etwa 60 % der Patienten zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung am nächsten Tag führt. Welche Patienten beson­ders gut profitieren können, ist nicht genau bekannt. Hinweise für ein An­sprechen sind Tagesschwankungen der Stimmung mit Morgentief sowie eine permanente Anspannung tags­über. Ist die Behandlung erfolgreich, kann sie ein­ bis zweimal pro Woche wiederholt werden. Die Nebenwirkun­gen sind in der Regel gering: es kann zu einer vorübergehenden Unruhe und Müdigkeit kommen. Die Patienten sollten daher informiert werden, dass sie nach einer Wachtherapie nicht Auto fahren sollten.

Ablauf der Wachtherapie

Wie sieht der Ablauf einer Wachthera­pie auf einer Depressionsstation aus? Der Patient wird aufgeklärt und kann entscheiden, entweder die ganze Nacht wachzubleiben oder einen Schlafentzug nur in der zweiten Nachthälfte mitzumachen. Dann wird er zwischen 1:00 Uhr und 2:00 Uhr früh geweckt und bleibt die gesamte Dauer bis zur üblichen Bettzeit des Folgetages wach. Beide Formen sind gleich gut wirksam. Ein Schlafentzug nur in der ersten Nachthälfte ist in der Regel wirkungslos. Leichter geht es in einer Gruppe, wenn man sich ge­

meinsam die Zeit mit Spazierenge­hen, Spielen oder anderen Aktivitäten vertreibt. Ganz wichtig ist, auch am folgenden Tag seiner Müdigkeit nicht nachzugeben und wachzubleiben.Leider ist der therapeutische Erfolg durch die anschließende Erholungs­nacht limitiert, die bei den meisten Patienten einen Rückfall in die De­pression zur Folge hat. Oft führt schon eine kurze Schlafepisode tags­über zu einem Rezidiv.

Schlafphasenvorverlagerung

Eine Möglichkeit, dem Rückfall entge­genzuwirken, ist die Schlafphasenvor­verlagerung. Hier beginnt die Bettruhe nach dem Schlafentzug bereits um 17:00 Uhr, der Patient muss aber be­reits um Mitternacht wieder aufstehen. Am nächsten Tag geht der Patient um 18:00 Uhr zu Bett und steht um 1:00 Uhr früh auf. Dieses Vorgehen wird so lange durchgeführt, bis der Patient wieder seinen normalen Schlaf­Wach­Rhythmus aufgenommen hat. Genau genommen handelt es sich bei der Schlafphasenvorverlagerung um eine Fortführung des therapeutischen Schlafentzuges über eine Woche. Al­lerdings ist dieses Vorgehen sehr auf­wändig und wird in der Regel nur auf speziellen Stationen mit einer entspre­chenden Personalausstattung durch­geführt. Eine andere Möglichkeit, den antidepressiven Effekt des Schlafent­zuges aufrechtzuerhalten, kann in ei­

Lissy Höller

Narkolepsie oder der

Zwang zu schlafen

Aufgeweckt – Dr. Peter Geisler im Schlaflabor

Etwa 40.000 Menschen leiden in Deutschland unter dieser geheim­

nisvollen Krankheit: Narkolepsie. „Der Zustand eines Patienten mit Narkolepsie ist vergleichbar mit dem eines Gesunden, der zwei Nächte hintereinander nicht geschlafen hat“, erklärt Dr. Peter Geisler, Leiter des medbo Schlaflabors am Bezirksklini­kum Regensburg. Narkolepsie ist eine Störung des Schlaf­Wach­Rhythmus, die sich durch eine erhöh­te Tagesschläfrigkeit auszeichnet. Dabei treten, so Geisler, über den ganzen Tag hinweg „Schlafattacken“ auf, die einige Sekunden oder Minu­ten dauern können.

Bei vielen dieser Patienten kommt es noch zusätzlich zu einer Störung der Muskelspannung: Bei plötzlicher Freude, Ärger oder Überraschung er­schlafft die Muskulatur für einige Se­kunden – und das bei vollem Be­wusstsein. Der Kopf nimmt alles wahr, nur der Körper reagiert nicht (Kataplexie).

Seltene Erkrankung

Unter Narkolepsie leiden in Deutsch­land 40.000 Menschen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Schlafme­dizin (DGSM). Sie beginnt meist schon im Jugendalter und begleitet den Patienten dann sein ganzes wei­teres Leben. Die Krankheit, die zu den so genannten Seltenen Neurolo­gischen Erkrankungen zählt, wurde bei vielen noch nicht richtig erkannt. Die Diagnose ist schwierig und häu­fig wird sie mit Epilepsie oder De­pression verwechselt. Die Krankheit ist aber durch Spezialisten in einem Schlaflabor gut zu diagnostizieren, und die Symptome können durch Verhaltenstherapie und Medikamen­te gemildert werden. Durch Narko­lepsie wird die Lebenserwartung des Patienten nicht beeinträchtigt; aber die Lebensqualität für die Betroffe­nen und Angehörigen leidet enorm. Als Ursache für die Krankheit gilt das Fehlen eines Botenstoffes im Gehirn.

Eine Seltene Erkrankung aus dem Spektrum der Schlafstörungen

Sie schlafen im Bus ein und verpassen ihre Haltestelle, „verpennen“ regelmäßig längere Besprechungen: Bei Narkolepsie-Patienten handelt es sich aber nicht einfach um „Schlafmützen“.

31Psychiatrie | SYNAPSE 3 • 2017

bringende Kooperation mehrerer Fachdisziplinen und wird deren wis­senschaftliche Arbeit nachhaltig wei­ter voranbringen. Die Anschaffung des Geräts zeigt einmal mehr: Die Hochschulmedizin im ostbayerischen Raum ist leistungsfähig und zukunfts­orientiert“, betont Wissenschafts­staatssekretär Bernd Sibler.

Neue Wege in Forschung und Patientenbehandlung

Neben der Forschung eröffnet das Gerät auch neue Wege in der Patien­tenbehandlung. So wird es künftig möglich sein, noch detailliertere klei­ne Strukturen gezielt abzubilden. Mit einer „Zoomfunktion“ erhoffen sich Wissenschaftler und Ärzte Verbesse­rungen in der Detailerkennbarkeit anatomischer Regionen in Gehirn und zentralem Nervensystem.

„Wir können in Regensburg zukünftig Patienten besser behandeln und Prä­vention durch High­Tech­ Forschung betreiben. Der neue Forschungs­scanner baut Regensburg und die ganze Oberpfalz als Standort mo­

dernster Medizin weiter aus und bie­tet vielen Patienten in unmittelbarer Heimatnähe neue Perspektiven zur Behandlung schwerwiegender Krank­heiten“, resümiert Albert Füracker, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat.Räumlich im Bezirksklinikum Regens­burg verortet, wird der 3­Tesla­Kern­spintomograph von den Fakultäten für Medizin (Lehrstuhl für Röntgen­diagnostik, Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie) sowie für Psy­chologie, Pädagogik und Sportwis­senschaft (Lehrstuhl für Psychologie) gemeinsam genutzt. Die Anschaf­fungskosten belaufen sich auf 2,7 Mio Euro. Finanziert wurden sie je zur Hälfte vom Freistaat Bayern und von der Deutschen Forschungsge­meinschaft.

Vorgänge im Gehirn sichtbar machen

Vorgänge im Gehirn sind hochkom­plex. Sie sowohl bei organischen als auch bei psychischen Erkrankungen sichtbar zu machen, ist eine große

Errungenschaft der biomedizini­schen Bildgebung. Dabei werden mit Hilfe von Kernspintomographen die Durchblutungsänderungen von Hirnarealen im Rahmen von Denk­vorgängen erkennbar, denn Nerven­zellen verbrauchen bei Aktivität Sau­erstoff. Das Gerät ist in der Lage, Areale mit hohem Sauerstoffumsatz über die unterschiedlichen magneti­schen Effekte von oxygeniertem und desoxygeniertem Blut präzise zu identifizieren (BOLD-Effekt). Diese neue Art der Bildgebung wird „funkti­onelle Magnetresonanztherapie (MRT)“ genannt.

Durch die technischen Innovationen des beschafften Gerätes mit neues­ten MRT­Messtechniken sind die Forscher nun in der Lage, viel detail­lierter als vorher die Funktionsweise des Gehirns zu entschlüsseln und auch die Ursachen von psychischen Störungen und Erkrankungen zu er­kunden. Hierbei erhofft sich das in­terdisziplinäre Forscherteam neue Erkenntnisse für die präoperative Planung von Präzisionseingriffen am Gehirn.

SYNAPSE 3 • 2017 | Psychiatrie30

Universität Regensburg

Tiefe Einblicke ins menschliche GehirnEinweihung des Forschungsscanners der Universität Regensburg am Bezirksklinikum

Der hochmoderne 3-Tesla-Kernspintomograph bietet neue Möglichkeiten für die Erforschung des menschlichen Gehirns sowie bei der Behandlung von Erkrankungen der Gewebe und Organe. Am 28. April wurde er offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Spitzenforschung in den Lebens­wissenschaften erfordert heutzu­

tage High­Tech­Geräte, die bisher un­sichtbare Dinge sichtbar machen. Ein solches hochmodernes Gerät der Bildgebung nehmen wir heute in Re­gensburg in Betrieb und schlagen da­mit ein neues Kapitel in der medizini­schen Forschung am Standort auf“, freute sich Professor Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg (UR), bei der Einweihung des 3­Tes­la­Kernspintomographen. Der Tomo­graph – untergebracht am Bezirkskli­nikum Regensburg – ermöglicht es, strukturelle und funktionelle Vorgänge in Geweben – insbesondere in Ge­hirn, Rückenmark und Muskulatur – mit hoher Auflösung darzustellen. Dies kommt sowohl der medizini­

schen und psychologischen For­schung als auch der Behandlung von Patienten mit Veränderungen und Er­krankungen des Gehirns zugute.

„Die Anschaffung des MRT­Scanners ist ein gutes Beispiel dafür, wie Uni­versitätsmedizin in Regensburg durch die Zusammenarbeit verschiedener Fakultäten und der medbo nachhaltig vorangebracht werden kann“, hob der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident Franz Löffler die Stärkung der über­regionalen Sichtbarkeit des Standorts Regensburg heraus.

Bayerns Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler und Finanzstaatssekre­tär Albert Füracker waren anlässlich der Einweihung zum Festakt nach

Große Freude – (v.l.n.r.) Prof. Dr. Schlachetzki (kommissarischer Ärztlicher Direktor medbo Neurologie, Lehrstuhl für Neurologie), Staatssekretär Füracker, Prof. Dr. Schwarzbach (medbo Neurologie, Lehrstuhl für Neurologie), Staatssekretär Sibler, Prof. Dr. Greenlee (Lehrstuhl für Psychologie), Prof. Dr. Stroszczynski (Lehrstuhl für Röntgendiagnostik), Bezirkstagspräsident Löffler, Prof. Dr. Rupprecht (Ärztlicher Direktor medbo Psychiatrie, Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie), Prof. Dr. Hebel (Präsident UR).

Regensburg gekommen. „Interdiszi­plinarität ist insbesondere in der me­dizinischen Forschung unverzichtbar. Der neue 3­Tesla­Kernspintomograph steht hier beispielhaft für die gewinn­

Hightech – Der neue Forschungsscanner

SYNAPSE 3 • 2017 | Psychiatrie32

Renate Neuhierl

Förderung der Tinnitusforschung in der EURegensburger Tinnitus­Zentrum als europaweiter Projekt­Koordinator

Mit dem Programm ESIT (European School for Interdisciplinary Tinnitus Research) fördert die EU die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Tinnitusforschung. Das Tinnitus-Zentrum des medbo Bezirksklinikums und der Universität Regensburg agiert hierbei als Koordinator der zwölf europäischen Projektpartner.

Weltweit sind circa zehn Prozent der Bevölkerung von Tinnitus

betroffen. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung haben die Ohrge­räusche schwerwiegende Beein­trächtigungen zur Folge, was ein normales Leben schwer bis unmög­lich macht. Der Patient kann dann den Leidensdruck ohne professio­nelle Hilfe nicht mehr bewältigen.

Um die Behandlung von Tinnitus­ Patienten zu verbessern und auf der Basis neurowissenschaftlicher Er­kenntnisse neue Methoden zur The­rapie des chronischen Tinnitus zu entwickeln, besteht seit 2007 das Tinnitus­Zentrum Regensburg. Die­ses Zentrum vereint die Kompetenz in Forschung, Diagnostik und The­rapie von Tinnitus­Erkrankungen durch die intensive Zusammenarbeit der Klinik und Poliklinik für Hals­Na­sen­Ohren­Heilkunde des Universi­tätsklinikums Regensburg (UKR) und der Klinik und Poliklinik für Psy­chiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am medbo Bezirksklinikum Regensburg.

Zusammenhänge mit affektiven und psychosomatischen Störungen

Die Koordination übernimmt das Tinnitus­Zentrum der Universität Re­gensburg, das sich mit umfangrei­chen Studien zur Entwicklung neu­artiger Therapieverfahren internatio­nal einen Namen gemacht hat. Am medbo Bezirksklinikum kommen bildgebende Untersuchungen, wie zum Beispiel die Kernspintomogra­phie, aber auch elektrophysiologi­sche Methoden und genetische Un­tersuchungen zum Einsatz, um die dem Tinnitus zugrundeliegenden Me­chanismen genauer zu ergründen.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Frage nach dem Zusammen­hang von Tinnitus mit Depression, Angst, Schlafstörungen und anderen somatoformen Störungen. Der wich­tigste Forschungsschwerpunkt be­steht jedoch in der Entwicklung neu­artiger Therapieformen und zwar mithilfe von Gehirnstimulation, akus­tischer Stimulation oder Verhaltens­therapie.

Darüber hinaus wurde 2007 der Förderverein Deutsche Tinnitusfor­schungsinitiative e.V. zur Er for schung des Tinnitus und der Unterstützung von Tinnitus­Patienten gegründet.

Weitere Informationen zu ESIT:

• Tinnitus Research Initiative www.tinnitusresearch.org

• Tinnitus­Zentrum Universität Regensburg, www.tinnituszent­rum­regensburg.de

• Bayerische Forschungsallianz (BayFOR), www.bayfor.org

• Deutsche Tinnitus Forschungsintiative e.V.

• www.tinnituszentrum­regensburg.de• COST Action TINNET Netzwerk

(EU), www.tinnet.tinnitusresearch

Tinnitus Research Initiative: Forschung international

Im Zusammenhang mit der Grün­dung der Tinnitus Research Initiati­ve (TRI) kam es zu einer zuneh­menden internationalen Vernetzung der wissenschaftlichen Aktivitäten. Ziel ist die Förderung von Wissen­schaft und Forschung sowie der öf­fentlichen Gesundheitspflege auf dem Gebiet des Tinnitus und seiner verwandten Gebiete, die Unterstüt­zung von Patienten und die Verbes­serung ihrer Versorgung sowie die Verbreitung neuer Informationen über die Tinnitus­Forschung.

Mit Chefarzt Prof. Dr. Berthold Langguth und dem Psychologen Dr. Winfried Schlee von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Re­gensburg am medbo Bezirksklini­kum und mit der Unterstützung der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) gelang es, ein wichtiges Verbundprojekt zur Tinnitusforschung mit zwölf Partnern aus zehn EU­Län­dern von der Europäischen Union gefördert zu bekommen. Mit dem

Projekt „European School for Interdisciplinary Tinnitus

Research“ (ESIT) soll mit der Ausschreibung von 15 Doktorandenstellen die Tinnitus­Forschung verstärkt werden. Hier­zu stehen 3,8 Mio Euro für vier Jahre zur Verfü­gung.

Fachliche Prominenz – (v.l.) Prof. Dr. Thomas Baghai, Dr. Markus Wittmann, Prof. Dr. Ulrich Voderholzer, Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Prof. Dr. Rainer Rupprecht,

Prof. Dr. Norbert Wodarz und Prof. Dr. Hermann Spießl.

Ärztliche Direktoren und Chefärzte aus verschiedenen Kliniken zwi­

schen Wöllershof und Wasserburg am Inn referierten über ihre neuesten Forschungsergebnisse und aktuellen Entwicklungen in ihren Häusern. Prof. Dr. Wolfgang Schreiber vom Be­zirksklinikum Mainkofen berichtete über die aktuellen Forschungserfolge der Depressionsbehandlung mit Bo­tulinumtoxin. Prof. Dr. Hermann Spießl aus Landshut thematisierte die kritische Zeit nach der Entlassung aus der Klinik für Suizidgefährdete. Einen Überblick über den neuesten Stand der Forschung zu Zwangsstö­rungen gab Prof. Dr. Ulrich Voderhol­zer aus Prien und Prof. Dr. Zwanzger aus Wasserburg am Inn sprach über

Neurostimulation bei Depressionen. Neben den Experten aus Niederbay­ern und Oberbayern beteiligten sich auch Mitarbeiter der medbo an den Vorträgen. So ging Dr. Markus Witt­mann, Ärztlicher Direktor des Be­zirksklinikums Wöllershof, auf das Problem der älteren Patienten ein, die sowohl somatische als auch psy­chische Probleme haben und mehre­re Medikamente gleichzeitig nehmen. Ob der Drogenkonsum von Crystal Methamphetamin eine rein ostbayeri­sche Herausforderung sei, erörterte Suchtexperte Prof. Dr. Norbert Wo­darz aus Regensburg. Als einziger Neurologe in der Referentenrunde stellte Prof. Dr. Robert Weißert vom Bezirksklinikum Regensburg neue

Lissy Höller

Ostbayern­Symposium 2017Neurologen und Psychiater präsentieren neueste Erkenntnisse und Entwicklungen

Zum Gedankenaustausch haben sich die führenden Experten der Neurologie und Psychiatrie Ostbayerns in Regensburg getroffen. Bereits zum vierten Mal lud der Ärztliche Direktor der medbo Psychiatrie, Prof. Dr. Rainer Rupprecht, zum Ostbayern-Symposium ein.

Therapieformen bei Multipler Sklero­se und Autoimmun­Encephalitis vor.

Im Hörsaal der medbo Regensburg trafen sich neben vielen niedergelas­senen Ärzten und Klinikmitarbeitern auch Betroffene und deren Angehöri­ge. Der Austausch und die gegensei­tige Information stehen beim Ostbay­ern­Symposium im Vordergrund, um die Stärken der einzelnen Kliniken noch besser in der Region zu bün­deln. Die enge Verzahnung zwischen Versorgung und Forschung und der Dialog mit den niedergelassenen Ärz­ten sind eine wichtige Basis für die sektorenübergreifende psychiatrische und neurologische Versorgung der Bevölkerung.

im Umgang mit direkten Kollegen, sondern auch als Führungsprinzip im Team. Und was ich schon als junger Arzt in der Neurologie hier bei der medbo lernen durfte: die zentrale Be­deutung der Pflege neben der me-dizinischen Kunst von uns Ärzten. Wir arbeiten hier auf Augenhöhe miteinander. Und das spüren unsere Pa tienten und Angehörigen. Darauf bin ich zutiefst stolz.

Vielen Dank, Prof. Schlachetzki! Alles Gute für Sie und Ihr Team!

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tomatische Hirnarterien­Verschlüsse. Nicht zu vergessen unsere Erfahrung bei der Diagnostik und die interdiszi­plinäre Behandlung von Kindern mit Schlaganfällen – mein jüngster Pa­tient war gerade mal drei Monate alt.

90 % aller Seltenen Erkrankungen sind neurologischer Art: Eine weitere Herausforderung?Sch.: Mein Vorgänger, Prof. Bog­dahn, hat neben seiner großen Ex­pertise in der NeuroOnkologie die Kli­nik auch für die Behandlung Seltener Erkrankungen aufgebaut. Auch hier besteht eine enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum. Das ist ein weiteres „Asset“, auf das wir jetzt setzen können. Ich freue mich des­wegen besonders, dass Prof. Dr. Berthold Schalke, dessen fachlicher Schwerpunkt auf Seltenen Erkran­kungen wie der Myasthenia gravis, aber auch der breiten Neurologie liegt, auch künftig stellvertretender Direktor und vor allem Leiter der Poli­klinik für Neurologie bleiben wird – um nur einen der vielen Experten zu nennen, auf die die Klinik und Poli­klinik für Neurologie wirklich stolz sein kann.

Was macht für Sie persönlich die Neurologie als Fach spannend?Sch.: Da könnte ich einen Roman da­rüber schreiben! Das Gehirn ist für mich schlichtweg das faszinierendste Organ des Menschen. Und auch das geheimnisvollste! Deswegen interes­sieren mich moderne Bildgebungs­verfahren so sehr: Diagnosen stellen zu können, ohne den Schädel öffnen zu müssen, ist Spannung pur! Auch hier punktet die medbo mit ihrem hauseigenen Institut für Neuro­radiologie unter der Leitung von Prof. Schuierer. Und die medbo be­heimatet den gerade erst eingeweih­ten 3T­Forschungs­Kernspintomo­graphen der Universität. Ich bin dank­bar, dass meine beiden Vorgänger, Prof. Bogdahn in der Neurologie und Dr. Weber in der Klinik für Neu­ro­Reha, mir den Weg für moderne Ultraschall­Diagnostik von Hirn und Hirnarterien gebahnt haben.

Sie sind Chef in zwei medbo Kliniken – gibt es hier Unterschiede?Sch.: Ich habe lange in der Klinik für Neurologie gearbeitet, bevor ich Chef arzt in der Neurologischen Re­

habilitation wurde. Und bis auf den Umstand, dass Patienten in der Neu­ro­Reha länger behandelt werden, sind die Ansprüche an das eigene Handeln in beiden Häusern absolut gleich: Menschlichkeit „first“. Hier ist es gelebte Normalität, dass man – bei aller Professionalität – einen schwer betroffenen Patienten auch mal in den Arm nimmt. Das gilt für den Arzt genauso wie für die Pflege oder andere Therapeuten. Und was die Belegschaft betrifft: Einfühlsam­keit, Kollegialität, Respekt und Rück­sichtnahme leben wir hier nicht nur

SYNAPSE 3 • 2017 | Neurologie34

Renate Neuhierl

Integrierte Neurologie von A bis FProf. Dr. Felix Schlachetzki übernimmt kommissarisch die Ärztliche Direktion der medbo Klinik für Neurologie in Regensburg

Er ist Chefarzt an der Klinik für Neurologische Rehabilitation, lehrt an der Universität Regensburg und übernimmt nun auch kommissarisch die Ärztliche Direktion der medbo Klinik für Neurologie sowie die Position des Chefarztes der Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am medbo Bezirksklinikum: SYNAPSE sprach mit Prof. Dr. Felix Schlachetzki.

Herr Prof. Schlachetzki, erst Ende 2015 wurden Sie Chefarzt des Zen-trums 2 an der medbo Neuro-Reha, blieben Oberarzt in der Klinik und Po-liklinik für Neurologie der Universität Regensburg im Bezirksklinikum. Jetzt kommt in der Nachfolge von Prof. Dr. Ulrich Bogdahn der kommissarische Ärztliche Direktor der Klinik für Neu-rologie „on top“ … Neurologie aus einer Hand sozusagen?Sch.: Am medbo Bezirksklinikum Re­gensburg finden neurologische Pati­enten eine deutschlandweit fast ein­zigartige Versorgungssituation im uni­versitären Umfeld vor: Ob neurologi­scher Notfall, Intensivmedizin, Rehabilitation, Nachsorge – ja sogar bis hin zur Dauerpflege! – es ist alles an einem Ort. Bislang allerdings in getrennten Einheiten. Die Integration der gesamten neurologischen Kom­petenz liegt der medbo sehr am Her­zen. Neurologie aus einer Hand stimmt als Mission also. Das künftige

„neurologische Ganze“ wird größer sein als die Summe seiner Teile: Eine integrierte Neurologie von „A bis F“, wenn man sich am Phasenmodell ori­entiert. Meine Aufgabe wird es sein, im ersten Schritt die Schnittstellen zwischen den Kliniken für Neurologie und Neurologische Rehabilitation auszubauen und zu festigen.

… Und der zweite Schritt? Wohin geht die medbo Neurologie?Sch.: Im Grunde planen wir zwei Din­ge: Integrierte neurologische Kompe­tenz und Integration von Versorgung, Forschung und Lehre über alle neu­rologischen Themenfelder hinweg. Der Lehrstuhlinhaber für Neurologie an der Uni Regensburg ist ja auch in Personalunion Ärztlicher Direktor der medbo Neurologie. Deswegen bin ich nicht nur kommissarischer Klinik­ Chef, sondern auch kommissarischer Ordinarius des Lehrstuhls. Da kann ich einige Weichen stellen, die für die

Uni und die medbo gleichermaßen sinnvoll sind. Ein Beispiel: In den über 20 Jahren Neurologische Reha am Bezirksklinikum Regensburg ha­ben wir gelernt, wie wichtig rehabili­tative Kompetenz in der Behandlung von neurologischen Patienten ist. Schon in der Akutphase! Diese Kom­petenz muss den Akutneurologen grundsätzlich vermittelt werden, denn im Laufe der Jahre hat sich die Liege­zeit in einer Akutneurologie stetig ver­kürzt – und man verliert den Blick für den langfristigen Verlauf. Der Lehr­stuhl muss sich auch dieses Themas annehmen, und Therapieansätze ge­rade im regenerativen Bereich sind vornehmlich in einer neurologischen Rehabilitationsklinik fortzusetzen. Aber eine meiner ersten praktischen Initiativen als Chef arzt in beiden Häu­sern war, die Rotation der Ärzteschaft zwischen beiden medbo Kliniken ein­zuführen und jungen Assistenten den großen Überblick zu ermöglichen.

Gibt es bestimmte Diagnosen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?Sch.: Es ist kein Geheimnis, dass mein Herz zum großen Teil für das Thema Schlaganfall schlägt. Deswe­gen ist mir die breite Schlaganfallver­sorgung bei der medbo ein persönli­ches Anliegen: nicht nur die Akutver­sorgung von Notfallpatienten. „Breite Versorgung“ auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Hausärzten und niedergelassenen Kollegen. Wir ha­ben hier am Bezirksklinikum geballte Kompetenz in der Behandlung von schwersten Schlaganfällen. Nicht von ungefähr sind wir eines der beiden Kompetenzzentren des weltweit größten telemedizinischen Schlagan­fall­Netzwerks TEMPiS. Überhaupt haben wir auch eine profunde Exper­tise bei der Behandlung kniffliger Ge­fäßsyndrome – etwa Moya­Moya, Ta­kayasu­Arteritiden oder auch asymp­

Im Porträt: Prof. Dr. med. Felix Schlachetzki

Prof. Schlachetzki studierte bis 1995 Medizin an der Heinrich­Heine­Uni­versität Düsseldorf. 1997 erfolgte seine endgültige Approbation, 2004 die Anerkennung als Facharzt für Neurologie. Schon 1996 startete er seine berufliche Karriere in der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universi­tät Regensburg am medbo Bezirksklinikum Regensburg; nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der University of California Los An­geles wurde Dr. Schlachetzki 2004 in Regensburg Oberarzt mit Verant­wortung für die Schlaganfallversorgung, Ultraschalldiagnostik und neuro­vaskuläre/neurosonographische Forschung. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Fried­Eckart Seier leitet er seit Dezember 2015 als Chefarzt des Zentrums 2 die medbo Klinik für Neurologische Rehabilitation am Be­zirksklinikum Regensburg.

2013 wurde Felix Schlachetzki zum außerplanmäßigen Professor am Lehrstuhl für Neurologie der Universität Regensburg bestellt und ist zu­dem Dozent an der Donau Universität Krems im Rahmen der Universi­tätslehrgänge „European Master of Stroke Medicine“ und „Neurorehabi­liation MSc.“.

Felix Schlachetzki ist verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder.

Südostansicht – Klinik für Neurologie am Bezirksklinikum Regensburg

37KJP | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Neuro­Reha

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Renate Neuhierl

Ein Job für’s Zweite LebenVom Neuro­Reha­Patienten zum Angestellten

Karl-Heinz Sporrer hatte es bislang nicht leicht. Eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung begleitet ihn schon fast sein ganzes Leben. Aber der begeisterte Sportler ist ein Kämpfer: Heute ist er festangestelltes Mitglied im Team des Café „zweitesLEBEN“ am Bezirksklinikum Regensburg.

Er wirkt agil und durchtrainiert, sein Händedruck bei der Begrüßung ist

fest. Er sei gerade von der Stadt bergauf zum Bezirksklinikum geradelt, erzählt er mir gleich. Damit hat Karl­Heinz Sporrer schon vorab meinen ganzen Respekt. Und was ich auch sofort spüre: Er ist hier an unserem Treffpunkt nicht nur zuhause – er ist in seinem Element! Ich habe mich mit dem Mittdreißiger im „C2L“, wie das Café „zweitesLEBEN“ am Bezirkskli­nikum Regensburg liebevoll abge­kürzt wird, verabredet, weil ich mehr über seinen Lebensweg und über die Aufgaben erfahren möchte, die er hier in der Gastronomie erfüllt. Denn Sporrer ist hier in Teilzeit fest ange­stellt: Er gehört seit 2015 zum Team. Eine außergewöhnliche Geschichte.

Der Kiosk

Sein „Reich“ ist der Kiosk des C2L. An drei Tagen die Woche kümmert er sich vormittags um die Hygieneartikel. Er füllt die Regale auf, bepreist die Waren und pflegt das Sortiment. Auch bei den Süßigkeiten und den Postkar­ten schaut er manchmal nach dem Rechten. „Ich muss mir überlegen, ob wir neue Waren brauchen, und gebe Bescheid, wenn etwas im Lager aus­gegangen ist. Und ich muss auch auf­

passen, wenn Sachen teurer werden“, erklärt er mir. Maria Dotzler, Leiterin des medbo Sozialdienstes in der Neu­ro­Reha und Vorsitzende des Vereins zweitesLEBEN, setzt sich zu uns und ergänzt spontan, dass Karl­Heinz Sporrer in Zukunft auch Bank­Gänge erledigen soll. „Wechselgeld für das Café holen zum Beispiel. Da be­kommt der Karl­Heinz sogar eine klei­ne Prokura und wir stellen ihn unserer Hausbank richtig vor.“

Neuer Bestellservice

Ob er auch mal Leerlauf hat im Job, will ich von Sporrer wissen: Er schaut mich ganz erstaunt an und meint, dass er dann die Getränkeautomaten des Cafés in der Klinik für Neuro­ Reha auffüllt. „Es ist immer etwas zu tun! Tische abwischen im Gartenbe­reich zum Beispiel. Mir ist nie lang­weilig!“ Ich glaube ihm auf’s Wort.

Müßiggang liegt ihm nicht. Und er denkt mit! Seine neueste Initiative: Weil ihn Patienten und Angehörige oft gefragt haben, wenn ein Artikel nicht im Kiosk­Regal stand, hat er sich jetzt etwas ganz Neues überlegt: Einen Bestell­Service. Gemeinsam mit der Ergotherapie der Klinik für Neurologi­sche Reha hat er ein Bestellformular

entworfen, das den Patienten­Info­mappen der Klinik beigelegt und auch im Café verteilt wird. Die eingegange­nen Bestellungen wird er dann selbst­ständig in der Stadt besorgen.

Chancen geben

Der Verein „zweitesLEBEN“ ist Pächter des gleichnamigen Cafés bei der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg. Das ist schon ein erster Hinweis, wie es zu diesem besonderen, aber wohl „perfect match“ gekommen ist. Karl­Heinz Sporrer kennt auch die andere Seite des Vereins, das Neurologische Nach­sorgezentrum direkt nebenan. Als neunjähriger Bub wurde der Straubin­ger von einem Auto angefahren, trug schlimme Schädel­Hirn­ Verletzungen davon und leidet bis heute an den Folgeschäden. Sein Neuropsychologe gab ihm vor acht Jahren den Tipp, dass es in Regensburg dieses beson­dere Nachsorgezentrum am Bezirks­klinikum gibt. Fünf Jahre lang war Karl­Heinz Sporrer hier Besucher. Dort durfte er sich handwerklich ausprobie­ren, auch in der Küche und bei ver­schiedenen Sportarten. Aber dann soll­te es einfach etwas Neues sein – und der Verein bot ihm eine Tätigkeit im be­nachbarten Café an.

Neuer Bestellservice für Patienten

Shampoo vergessen? Rasier­wasser ist alle? Karl­Heinz Spor­rer übernimmt kleine Besorgun­gen für Patienten und Angehörige nicht nur der Klinik für Neurologi­sche Rehabilitation, sondern auch anderer Kliniken auf dem Gelände des medbo Bezirksklini­kums Regensburg. Entsprechen­de Bestellformulare liegen in der Klinik für Neuro­Reha und im Café „zweitesLEBEN“ aus.

Dr. Sabine Schneble

Bitte hör doch auf!Wenn Schreibabys ihre Eltern und die Umwelt in Atem halten

Manche Babys schreien laut wie ein Düsenjet. Aber schlimmer als der ohrenbetäubende Lärm ist für die Eltern häufig die Hilflosigkeit, nicht zu wissen, was das Kind braucht.

Dabei ist das Schreien nach Prof. Papousek (Seminar 2010) zu­

nächst unspezifisch und drückt Be­dürfnisse des Kindes wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, das Bedürfnis nach Nähe oder ein Miss­behagen aus. Erst nach dem dritten Lebensmonat entwickelt es sich zu einem intentionalen, gerichteten Sig­nal. Hält das Schreien allerdings noch über den sechsten Lebensmo­nat hinaus an, steigt das Risiko für weitere Regulationsstörungen, die den Schlaf oder das Füttern betref­fen, deutlich.

Form der Regulationsstörung

Laut von Hofacker spricht man von exzessivem Schreien, wenn Episo­den von Unruhe und Quengeln und scheinbar grundlosem, anfallsartigem Schreien, die nicht auf Beruhigungs­hilfen ansprechen, bestehen. Nach der Dreierregel (nach Wessel 1954)

nennt man Schreien „exzessiv“, wenn dies mehr als drei Stunden an mehr als drei Tagen in der Woche über drei Wochen hinweg auftritt. In den Wach­phasen sind die Kinder häufig sehr wach und aufmerksam, leicht irritier­bar, unruhig, bevorzugen die vertikale Körperposition und zeigen eine hefti­ge Abwehr gegenüber dem Liegen in Bauch­ und Rückenlage.

Das exzessive Schreien beginnt meist in der zweiten Lebenswoche mit einem Höhepunkt der Intensität und Häufigkeit in der sechsten Le­benswoche und zeitweise Persistenz bis in den sechsten Lebensmonat. Nach dem dritten Lebensmonat schreien nur noch etwa acht Prozent

Die Spezialambulanz für Säuglinge und Kleinkinder

• Ärztliche Ansprechpartnerin: Dr. Sabine Schneble • Psychologischer Dienst: Lucia Doll, Dr. Simon Meier,

Christine Zechmeister • Sozialarbeit: Diana Frischholz

Kontakt: Institutsambulanz der Kinder­ und Jugendpsychiatrie am medbo Bezirksklinikum Regensburg Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg (Zugang über Vitusstraße) Tel. +49 (0) 941/941­4004, ambulanz­kjp­[email protected]

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39KJP | SYNAPSE 3 • 2017

nicht am Abend, wenn alle schon er­schöpft sind. Wichtiger als die Metho­de sind die Regelmäßigkeit sowie ein sanftes Vorgehen ohne Hektik und mit möglichst viel Ruhe. Es ist sinn­voll, einen häufigen Wechsel und im­mer neues Ausprobieren zu vermei­den, damit das Kind sich an regelmä­ßige Einschlafbedingungen gewöhnt.

In den ersten drei Lebensmonaten können Kinder nicht verwöhnt wer­den. Erst danach lernen sie, dass etwa Einschlafen und Herumgetra­genwerden zusammengehören und verlangen dann vehement weiterhin diese Einschlafhilfen durch die Eltern.

Hilfe in der Spezialambulanz

Sobald Eltern mit dem Schreien ihres Babys ein Problem haben, ist es empfehlenswert, sich professionelle Hilfe zu suchen. In unserer kinder­ und jugendpsychiatrischen Spezial­ambulanz am Bezirksklinikum Re­gensburg erfolgt eine zeitnahe inter­disziplinäre Beratung und, wenn ge­wünscht, eine Therapie, die die

Eltern­Kind­Interaktion berücksichtigt. Dabei sucht das Team der Spezial­ambulanz nach individuellen Lösun­gen für Kind und Eltern. Vermehrt fin­den sich in den Familien der Kinder psychosoziale Risikofaktoren wie Wochenbettdepressionen, die bei etwa 15 % aller Wöchnerinnen auf­

treten und ebenfalls am Bezirksklini­kum erwachsenenpsychiatrisch gut behandelt werden können.

Dr. Sabine Schneble ist Ärztin und Psychotherapeutin in der Institutsambulanz

der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP)

am Bezirksklinikum Regensburg

SYNAPSE 3 • 2017 | KJP38

Schreibaby Lisa

Lisa, 8 Wochen, ist den ganzen Tag über sehr unruhig. Sie schläft tags­über kaum und schreit am Abend über mehrere Stunden, bis sie dann für fünf oder sechs Stunden einschläft. Ihre Mutter ist verzweifelt. Sie trägt Lisa den ganzen Tag herum, hat noch nicht einmal mehr Zeit zum Du­schen. Sie fühlt sich als schlechte, unfähige Mutter. Ihr Umfeld zeigt wenig Verständnis für ihre Überlastung und die Nachbarn beschweren sich über Lisas Schreien. So wie ihr geht es vielen Müttern: etwa ein Fünftel aller Babys schreit exzessiv.

Dann achtet die Mutter auf Anraten der Spezialambulanz für Säuglinge darauf, Lisa frühzeitig und abgeschirmt von Außenreizen hinzulegen – auch tagsüber. Lisas Schreien verringert sich deutlich und sie schläft nachts besser. Tagsüber genießt die Mutter jetzt wieder die intensiven Zwiegespräche und kleinen Spiele mit ihrer Tochter.

der Babys exzessiv. Es tritt gehäuft in den frühen Abendstunden auf und ist auf eine beeinträchtigte Schlaf­Wach­regulation zurückzuführen. Die Kinder sind zunehmend überreizt und über­müdet, können nicht „abschalten“, haben ausgeprägte Einschlafproble­me, nur kurze Tagesschlafphasen und einen verminderten Gesamt­schlaf. Die meisten Schreibabys ha­ben ein Schlafproblem und Schwie­rigkeiten, zur Ruhe zu kommen. Sol­che Probleme der kindlichen Verhal­tensregulation im Zusammenhang mit der Eltern­Kind­Beziehung be­schreibt man als Regulationsstörung.

Extrembelastung für die Eltern

Für die Eltern ist dies eine Extrembe­lastung. Sie finden kaum Ruhe, sind zutiefst verunsichert und vernachlässi­gen häufig eigene Bedürfnisse. Sie fühlen sich manchmal dem Schreien des Kindes hilflos ausgeliefert, halten sich für unfähig, ihr Kind zu beruhigen. Sie meinen manchmal, eine Ableh­nung des Kindes zu spüren, wenn das Kind sich nicht anschmiegt, sondern sich schreiend von ihnen wegdrückt. Dies kann auch heftige negative Ge­fühle dem Kind gegenüber auslösen.

So kann ein Teufelskreis entstehen von eskalierender Erregung und Ver­zweiflung bei den Eltern und unstill­

barem Schreien des Säuglings, der bis zu dem hochgefährlichen Schüt­teln des Kindes führen kann. Etwa ein Fünftel der Säuglinge versterben sogar aufgrund dieses so genannten Schütteltraumas.

Auf eigene Bedürfnisse achten

Die Eltern sollten mit ihrem Schreiba­by immer zuerst zum Kinderarzt ge­hen, um körperliche Erkrankungen auszuschließen. Außerdem sollten sie auf eigene Bedürfnisse achten, sich Hilfe holen und versuchen, zu entspannen und Aggression abzu­bauen. Eltern versuchen häufig alles, um ihr Kind zu beruhigen. Sie neh­men es hoch, tragen es herum, fah­ren sogar mit ihm Auto und vieles mehr. Die Kinder beruhigen sich häu­fig kurzfristig, weil die „Action“ neue Reize bietet, aber die zusätzlichen Reize lassen sie auch schlechter in den Schlaf finden.

Daher ist es zunächst das Wichtigste, die Eltern zu entlasten, etwa durch eine Haushaltshilfe, die in manchen Fällen von der Krankenkasse bezahlt wird. Auch die Koordinierende Kin­derschutzstelle bietet schnell und un­bürokratisch Unterstützung an.

Den Tag strukturieren

Der Tag sollte mit regelmäßigen Schlaf­Wach­Zyklen strukturiert wer­

den. Nach dem Schlafen sollte eine Mahlzeit verabreicht werden und in der Wachphase eine positive Kom­munikation mit dem Säugling erfolgen sowie auch kurze Phasen des Allein­spiels, um die Selbstregulationsfähig­keiten zu unterstützen. Um langfristig Schlafprobleme zu vermeiden, sollten Füttern und Einschlafen zeitlich von­einander getrennt sein.

Die Kinder sollten bei den ersten Mü­digkeitszeichen (Augen reiben, ans Ohr greifen, quengeln, nesteln im Ge­sicht, angedeutetes Gähnen) frühzei­tig hingelegt werden: je nach Alter meist schon nach ein­ bis eineinhalb Stunden unter Reizreduktion wie etwa Abschirmen im Kinderwagen mit einem Tuch oder Tragen im Trage­tuch. Manchen Kindern hilft in den ersten Lebenswochen das Pucken, ein festes Einwickeln in einen dünnen Pucksack, der der Hüfte genügend Bewegungsspielraum lässt. Hebam­men zeigen, wie es geht, denn die Methode ist nicht ganz unproblema­tisch.

Wenn Babys im Bettchen unruhig werden und sich nicht schnell wieder beruhigen, kann es nach Wollwerth de Chuquisengo helfen, es mit den Händen zu umfassen und die Händ­chen des Kindes in der Körpermitte zusammenzuführen. So werden seine unwillkürlichen Bewegungen, die es manchmal beim Einschlafen stören, aufgefangen und ihm Nähe und Si­cherheit vermittelt. Ein kurzes Augen­öffnen oder Geräusche im Schlaf be­deuten nicht, dass das Kind wach ist.

Keine Lösung von der Stange

Schreibabys sind Kinder, die schwe­rer „lesbar“ sind als andere, deren Bedürfnisse schwerer für Eltern zu erkennen sind. Laut Papousek lässt sich aber bei über 90 % der Kinder eine vollständige oder überwiegende Besserung der Symptomatik durch eine Behandlung erzielen. Es gibt al­lerdings kein Patentrezept für Beruhi­gungs­ und Einschlafhilfen.

Grundsätzlich gilt: Mit Veränderungen sollte man immer morgens beginnen,

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Kinder, wie die Zeit vergeht!10 Jahre Kinder­ und Jugendpsychiatrie in Cham

10 Jahre und 7.000 behandelte junge Patienten: Mit einem fröhlichen Gartenfest wurde Ende Juni 2017 der runde Geburtstag der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Cham gefeiert. Und Kolleginnen und Kollegen aus den Geschwister-Standorten ließen das Chamer Team ausführlich hochleben: C-H-A-M!

Glückwunsch – Bezirkstagspräsident Franz Löffler

Geburtstagsparty – Viele Gäste kamen nach Cham

Gratuliert herzlich – Dr. Dr. Helmut Hausner, Vorstand der medbo

Geburtstagsständchen –

Die KJP­Kollegen aus Amberg

Geburtstagsfreude – KJP­Chefarzt Dr. Christian Rexroth, Oberärztin Bettina Hallermann und Stationsleiterin Sabine Kies

Geburtstagsgeschenk –

Jubiläumstaferl der KJP RegensburgSpuren hinterlassen in Cham – Franz Löffler, Bettina Hallermann, Dr. Christian Rexroth

43Forensik | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | Forensik

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Andreas Lihring

Der eingebildete Kranke von Molière Theaterprojekt gastiert zum dritten Mal in der Regensburger Forensik

Die Regensburger Forensik begrüßte im Sommer 2017 bereits zum dritten Mal in Folge das Theaterprojekt der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie des Isar-Amper-Klinikums München-Ost (Haar). Dieses Mal begeisterte das Ensemble mit einer Neuinterpretation des Stücks „Der eingebildete Kranke“ von Molière.

Mit viel Witz, Leidenschaft und noch mehr Talent unterhielt die

Gruppe Patienten und Mitarbeiter der Regensburger Forensik. Für die mu­sikalische Untermalung sorgte die Forensikband des Münchner Klini­kums unter Leitung von Peter Satz­ger. Kombiniert mit exzellenten Ge­sangseinlagen der Darsteller und viel Hingabe kam so eine herausragende Atmosphäre zustande, welche das Stück perfekt abrundete.

Ganz klar im Vordergrund stand der Humor. Stilistisch eingebaute „Text­Hänger“ und „running gags“ führten zu viel Lachen und Beifall. Doch auch die schauspielerische Leistung der Darsteller kam keines­falls zu kurz. Dementsprechend groß war am Ende auch der Applaus der

Besucher, welcher die Gruppe ganze drei Mal zurück auf die Bühne lockte.

Bewährtes Team

Initiator und Regisseur ist, wie auch die Jahre zuvor, der Konstanzer Schauspieler und Regisseur Bernd Wengert, der mit Hilfe der Münchner Dipl. Psychologin Kathrin Neumeyer das diesjährige Projekt auf die Beine

gestellt hat. Für Wengert ist es nicht die erste Aufführung dieser Art. Be­reits seit mehreren Jahren tourt er zusammen mit einem gemixten Team aus Patienten des forensischen Be­reichs und Mitarbeitern der Klinik mit verschiedenen Stücken durch das Land und beweist so, welches Poten­tial in einem Jeden von uns schlum­mert. Somit wird das Projekt zu einer wahren Inspiration und verdient höchste Anerkennung.

Molière – Der eingebildete Kranke

Der eingebildete Kranke ist Molières letztes Werk und gilt zu gleich als sein berühmtestes. Die Uraufführung fand 1673 statt, in der Molière selbst die Hauptrolle übernahm. Das Stück ist eine Charakterstudie über einen Mann, der mit seinem Wahn und seiner Egomanie sein ganzes Umfeld beherrscht sowie eine scharfe Analyse der Mechanismen von Manipulation und Betrug.

Sinn dieses Projekt­Moduls ist es, jungen Frauen Führungsalltag in

jeweils anderen Branchen aufzuzei­gen. Claudia Ellböck, Mitarbeiterin der Operations-Academy bei Infi­neon, war Anfang Juli 2017 drei Tage zu Gast in der Regensburger Forensik: Damit traf eine Personal­entwicklerin, die sich sonst mit dem Training von Ingenieuren beschäf­tigt, auf die Welt des Maßregelvoll­zugs – an der Seite von Chefarzt Dr. Wolfgang Mache.

„Chefärzte sind fast noch mehr Ma­nager als Mediziner“, erklärt Dr. Ma­che, „Mein Alltag besteht vor allen Dingen aus internem und externem Netzwerken, dem ständigen Lösen

kleinerer und größerer Probleme. Den Halbgott in Weiß, der mit einer Entourage an Ärzten und Pflegern Visite am Patientenbett macht, gibt es in der forensischen Psychiatrie hier sicher nicht“. Entsprechend ist Claudia Ellböck bei Besprechungen mit der technischen Abteilung, ande­ren kooperierenden Arbeitsgruppen und den Sicherheitsspezialisten der medbo ebenso dabei wie bei Abtei­lungskonferenzen mit den Oberärz­ten und Stationsleitungen der Klinik.

„Das ist gar nicht so verschieden von der Realität bei Infineon“, meint Claudia Ellböck. Auch wenn Infineon um einiges größer als die medbo sei, so dass die internen Netzwerke nicht nur regional, sondern international

Renate Neuhierl

Im AustauschHigh­Tech trifft Forensik

Im Rahmen des regionalen Regensburger Bündnisses „ff – frauen führen“ gehört das „Reinschnuppern“ in eine andere Firmenwelt mit zum Projektprogramm. Jetzt war eine Infineon-Nachwuchsführungskraft zu Gast in der Regensburger Forensik.

gespannt seien und man standard­mäßig nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch spräche. Beeindruckt zeigt sich Ellböck von der Führungs­kultur in der Klinik: Es sei für sie als Außenstehende spürbar, dass die Teams sich gut verstehen und sehr offen miteinander umgehen.

Führungskultur ist auch ein großes Thema in den drei Tagen zwischen medbo Mentor Mache und Infineon Mentee Ellböck. „Auch ich profitiere von diesem Austausch und kann die eine oder andere Anregung aufneh­men“, meint Wolfgang Mache. Be­sonders interessiert ihn die Füh­rungsfeedback-Kultur bei Infineon, das dort beispielsweise nicht ano­nym abgegeben wird und die auch das „Peer­Feedback“, also die kolle­giale Rückkoppelung, einschließt.

Regionales Bündnis „ff – frauen führen“

2012 startete das Bundesfamilienministerium und die EAF I Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft das bundesweite Pro­gramm „Mehr Frauen in Führungspositionen – Regionale Bündnisse für Chancengleichheit“. Im Rahmen dieses Programms gründeten zwölf Regensburger Unternehme das regionale Bündnis „ff – frauen führen“. Die medbo KU war von erster Stunde an mit dabei.

Tolle Truppe – Die Schauspieler und Sänger

Mentor und Mentee – Dr. Wolfgang Mache mit Infineon-Mitarbeiterin Claudia Ellböck vor HAUS 4, einem Teil des Forensik Neubaus in Regensburg

45medbo | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | medbo

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Betriebsfest

Betriebsfest 2017

47medbo | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | medbo

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Die medbo schnitt bei der standar­disierten, durch TÜV­Rheinland

und die Kommunale Unfallversiche­rung Bayern (KUVB) unterstützten Befragung deutlich positiver ab als das Gros der deutschen Unterneh­men einschließlich der Gesundheits­branche (SYNAPSE 3/2016). Neben einem besonders sicheren Arbeits­platz punktete die medbo vor allem durch herausragende Führungs ­ qua lität, besonders guten sozialen Teamzusammenhalt und überdurch­schnittlich professionellen Umgang mit pa tientenbezogenen Stressoren: Allesamt präventive Faktoren, die Burnout verhindern helfen.

Auf Rat folgt Tat

Die Ergebnisse wurden in einem nächsten Schritt – datenschutzkon­form – bis auf Abteilungsebene aus­gewertet und kommuniziert. Diese detaillierte Diagnose half den einzel­nen Teams und Führungskräften, ihre eigenen konkreten Verbesserungspo­tenziale aufzudecken: mit zuvorderst erfreulich positiven Erkenntnissen. Sie verfügen über ausreichend wich­tige Ressourcen zum Ausgleich ein­zelner alltäglicher und Branchen­im­manenter Belastungsfaktoren.

Durch Datenvergleich identifizierte ein zentraler Arbeitskreis, bestehend aus Vertretern des Direktoriums, des Qualitäts­ und Gesundheitsmanage­ments, des Gesamtpersonalrats, der Betriebspsychologin sowie einer Ar­beitspsychologin des TÜV Rheinland Bereiche und Teams mit hohen Be­lastungen oder krisenhaften Gemen­gelagen.

Schwerpunkt auf dem Nachbereitungsprozess

Der eigentliche Prozessschwerpunkt lag auf der Entwicklung von Verbes­serungsmöglichkeiten. Dazu fanden in den belasteten Bereichen freiwilli­ge Vertiefungsworkshops statt. Hier setzten sich die Mitarbeiter einge­hender mit den Problema tiken ausei­nander und fanden selbst passende und häufig sehr kreative Lösungen. Gemeinsam mit den Führungskräf­ten wurden die Verbesserungsideen geprüft, mit bereits geplanten oder laufenden Prozessen abgeglichen und in einen konkreten Maßnahmen­plan gegossen. Aber auch unauffälli­ge Bereiche wurden ermutigt, an­hand ihrer individuellen Ergebnisse zwei bis drei Ideen zum Erhalt ihrer Ressourcen zu entwickeln.

Zahlen zur psychischen Gefährdungsbeurteilung in der medbo

• 94 von 111 definierten Einzelbereichen konnten ausgewertet werden (keine Auswertung bei weniger als fünf Teilnehmern)

• 72 Bereiche waren unauffällig, in 22 Bereichen fanden Team­Work­shops statt

• Einzelergebnisse wurden 144 Führungskräften und Teams sowie sechs Gremien präsentiert

• Insgesamt 528 – auch kleine – Veränderungsmaßnahmen wurden in Workshops abgeleitet, im Schnitt 24 pro Interventionsbereich

• Etwa die Hälfte der unauffälligen Bereiche leitete ebenfalls Maßnahmen ab, und zwar stolze 194

• Die Geschäftsleitung definierte neun bereichsübergreifende oder medbo weite Maßnahmen (hauptsächlich EDV­Themen)

Erkenntnisse auf Unternehmensebene

Einige Belastungen waren und sind von universeller unternehmens­weiter Bedeutung. Beispielsweise müssen auch weiterhin große Ressourcen in die EDV­Systeme fließen, da der Digitalisierungs­prozess in der Medizin weiter voranschreitet und eine funk­tionierende EDV essentiell ist für den Arbeitsalltag. Zur weiteren Entlastung der Be­schäftigten soll in der medbo zudem sukzessive digitales Diktieren eingeführt werden. Auch wird an einer besseren Anbindung der Außenstandorte an die umfangreichen Fortbildungen am Standort Regensburg, etwa durch Videokonferenzen, gearbeitet.

Eine weitere wichtige Erkenntnis war die Notwendigkeit, Gesundheitsan­gebote für bestimmte Berufsgruppen mit abweichendem Bedarf oder ab­weichenden Arbeitszeiten maßzu­schneidern.

Dezentrale Verbesserungsideen

Die in den Teams abgeleiteten Maß­nahmen umfassten das gesamte Spektrum der typischen psychischen Belastungsschwerpunkte.

Es wurden zahlreiche Ideen zur Opti­mierung von arbeitsorganisatorischen Abläufen und internen Kommunikati­onswegen entwickelt, neue Arbeits­mittel wie zusätzliche Pflegebereichs­wägen angeschafft oder gezielte be­reichsinterne Fortbildungen zur Wei­terqualifikation initiiert. Physischen Belastungen wurde beispielsweise

durch Optimierung von Räumlichkei­ten, stärkere Einbeziehung von Tra­gekomfortaspekten in die Neuaus­schreibung der Dienstkleidung oder Installation weiterer Trinkwasserbrun­nen entgegengewirkt. Angebote wie Teamsupervisionen, Teamtage, ge­meinsame Unternehmungen oder op­timiertes Konfliktmanagement dienen der Festigung des sozialen Miteinan­ders. Auch die Führungskräfte kön­nen bei Bedarf auf Unterstützungs­möglichkeiten wie Coaching oder weiterführende Seminare zurückgrei­fen. Zu guter Letzt lag ein Schwer­punkt der Maßnahmen auch auf der besseren Prävention von und dem besseren Umgang mit Patientenkon­flikten, die in einer Versorgungsein­richtung für psychisch kranke Men­schen häufig nicht ausbleiben.

Ausblick: Der Weg ist das Ziel

Für die bisherige Umsetzung der psy­chischen Gefährdungsbeurteilung er­hielt die medbo von der KUVB bereits das „Best Practice“­Prädikat. Darauf ist das Unternehmen natürlich stolz. Es darf jedoch nicht darüber hinweg­täuschen, dass die eigentliche Arbeit mit der Umsetzung der Verände­rungsmaßnahmen erst bevorsteht.

Und man darf nicht vergessen: Eben­so wie man durch Belastungen nicht sofort krank wird, brauchen auch Ver­änderungen Zeit. Deshalb kann mit einer realistischen Überprüfung der Wirksamkeit all dieser Maßnahmen voraussichtlich erst bei der nächsten psychischen Gefährdungsbeurteilung in zwei bis drei Jahren gerechnet wer­den. Entscheidend bleibt, dass wir weiterhin gemeinsam unsere eigene psychische Gesundheit im Blick ha­ben und den positiven Veränderungs­prozess kontinuierlich mitgestalten.

Dr. Ema Lončarek ist Stabstelle für das Betriebliche Gesundheitsmanagement

der medbo. Mehr Informationen zum Thema sind im medbo Intranet verfügbar.

Dr. Ema Lončarek

Wissen, wo der Schuh drücktPsychische Belastungen am Arbeitsplatz

2016 befragte die medbo ihre Beschäftigten in einer groß angelegten Aktion zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Nach genauer Analyse konnten etliche Verbesserungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Inzwischen liegt eine erste Zwischenbilanz vor.

49medbo | SYNAPSE 3 • 2017

Umfassend INFORMieren

Das medborante­Team entschied sich für das Programm IN FORM. IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewe­gung. Sie wurde 2008 vom Bundes­ministerium für Gesundheit (BMG) und vom damaligen Bundesministeri­um für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ini­tiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebenslagen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs­ und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern.

Auf die Aktion aufmerksam gemacht wurde gleich ganz vorn im Eingangs­bereich des medborante. Hier stand eine überdimensionale Lebensmittel­pyramide, der Ausgabetresen war „gesund“ dekoriert und jedes IN FORM Menü wurde im Intranet an­gekündigt: Zweimal pro Woche wur­de es angeboten.

Auch Nachkochen leicht gemacht

Für IN FORM Gerichte müssen defi­nierte Bewertungskriterien erfüllt sein: Auswahl der Zutaten, Zuberei­tungsart und Nährstoffzusammenset­zung etwa. Es wird dabei unter an­derem auf den Einsatz von Gemüse, Obst und Vollkornprodukten Wert ge­legt. Bei der Zubereitung werden schonende Garmethoden wie Düns­ten bevorzugt. Panierte oder frittierte Gerichte werden nicht ausgezeich­net. Ebenso werden die Rezepte auf den Nährstoffgehalt (etwa Fettgehalt) überprüft.

Der Genuss spielt beim Essen eine wichtige Rolle, deswegen müssen die Rezepte auch geschmacklich überzeugen. Es werden nur Rezepte geprüft, die eine positive Bewertung in den Rezeptportalen aufweisen oder von Fachkräften nachgekocht

wurden und garantiert gelingen. Da­mit das eine oder andere Gericht auch zuhause nachgekocht werden kann, standen und stehen auf der In­ranetseite der Großküche die Rezep­te und viele weitere Informationen zum Download bereit.

Und was kam dabei heraus?

Evaluiert wurde die Aktion mit einer Umfrage zu Beginn und am letzten Aktionstag, an der sich zahlreiche medborante­Gäste beteiligt haben. Für die Abgabe der Fragebögen be­dankte sich die Zentralküche mit ei­nem Apfel aus biologischem Anbau.

Eine gesundheitsfördernde Ernäh­rung ist demnach für 85 % der Teil­nehmer wichtig bis sehr wichtig. Elf Prozent gaben an, dass die Aktion

„Gesund in den Frühling“ ihr Ernäh­rungs­ und Bewegungsverhalten tat­sächlich beeinflusst hat. Das ist ein Ansporn für die Großküche, aus sol­chen Aktionen heraus eine dauerhaf­te gesundheitsfördernde Menülinie abzuleiten, sowohl für die Gäste des medborante, als auch für die Patien­tenverpflegung.

Die statistischen Auswertungen kön­nen auf der Intranetseite der medbo Großküche eingesehen werden. Sämtliche Auswertungen, einschließ­lich der Kommentare, wurden an die Abteilung Beschaffung und Logistik weitergeleitet.

Marion Schneider ist Diätassistentin und Ernährungsberaterin DGE (Deutsche

Gesellschaft für Ernährung e.V.) in der Zentralküche am Bezirksklinikum

Regensburg

SYNAPSE 3 • 2017 | medbo48

Marion Schneider

Bewusste ErnährungEssen am Arbeitsplatz und in der Kantine – INFORMiert essen

Viele medbo Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit, sich mittags gleich am Arbeitsplatz über die Personalkanti-nen zu versorgen. Die Küchenleitungen der medbo Großküchen legen viel Wert darauf, die Kolleginnen und Kollegen lecker, gesund und nachhaltig zu versorgen.

Es ist klar: Essen ist nicht nur eine Lebensnotwendigkeit. Die Art,

wie und wo wir essen, und natürlich auch was wir essen, sorgt für – mehr oder weniger – Wohlbefinden. Essen ist für berufstätige Menschen dabei ein besonderes Thema. Meist soll es schnell gehen, weil man für die Mit­tagspause nur ein bestimmtes Maß an Zeit hat.

Die mitgebrachte Brotzeit oder die aufgewärmte Mahlzeit aus der Mikro­welle sind eine Möglichkeit. Ein zusätzliches Plus ist das Verpfle­gungsangebot über den Arbeitgeber. Im Regensburger medborante wer­den über wechselnde Aktionen und Front­Cooking Alternativen angebo­ten, die es jedem Kantinenbesucher ermöglichen, sich ein leckeres und ausgewogenes Menu zusammen zu stellen. Auch die Desserttheke er­freut mit appetitlichen Obstsalaten und Smoothies. Die abwechslungs­reiche Salattheke wird ausnahmslos mit Produkten von zertifizierten Lie­feranten bestückt. Die Frischsalate stammen ausschließlich aus der Region.

Gute Ernährung – richtige Ernährung

Doch was ist gute Ernährung? Die Renner bei deutschen Berufstätigen sind wahrscheinlich immer noch die gute alte Currywurst, Schnitzel mit Pommes und Co. Als Wirtschaftsbe­trieb will sich eine Großküche den Verbraucherwünschen nicht ver­

schließen. Aber die medbo Zentralkü­chen sehen sich auch in der Verant­wortung, ausgewogene Ernährungs­alternativen anzubieten und über ge­sunde Ernährungsmöglichkeiten zu informieren: Zuletzt geschehen in Regensburg im Frühjahr 2017.

Aktion „Gesund in den Frühling“

„Fünf Kilo in drei Tagen“ – gerade im Frühjahr gibt es zahlreiche Diät­Initi­ativen in den Medien. Doch das Ab­nehmen an sich ist nicht das Schwie­rigste. Über einen bestimmten Zeit­raum können sich viele an Vorgaben halten. Doch was kommt danach? Das Problem ist, dass sich hinterher wieder alte Essensgewohnheiten einschleichen und über den gefürch­teten „Jojo­Effekt“ auch die Kilos. Es braucht einen anderen Master­Plan, um auf Dauer ein gesundes Ge­wichtsniveau halten zu können. Mit der Großküchen­Kampagne „Ge­sund in den Frühling“ sollten die Re­gensburger medbo Kolleginnen und Kollegen sich nicht über „Abnehmen“ Gedanken machen, sondern über das eigene Ess­, Trink­ und Bewe­gungsverhalten.

So „isst‘s“ richtig – Lebensmittelpyramide im medborante

SYNAPSE 3 • 2017 | medbo50

Daniela Plößner

Tiefe Einblicke in „geschlechteruntypische“ BerufeGirls‘­ und Boys‘­Day bei der medbo

Insgesamt 24 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren von Regensburger Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien erkundigten sich bei der medbo über Ausbildungsmöglichkeiten.

Einige der jungen Gäste, die Ende April die medbo Regensburg be­

suchten, hatten schon sehr konkrete Vorstellungen von ihrem Berufsle­ben, andere weniger. Bei einem Punkt waren sich jedoch alle einig: Den Girls‘­ und Boys‘­Day wollen sie nutzen, um neue Einblicke in fremde und „geschlechteruntypi­sche“ Berufswelten zu bekommen.

Technik – auch für Mädchen!

„Den Patienten nicht mehr berüh­ren! Schock wird ausgelöst!“: Die laute Stimme des Defibrillators lässt die Mädchen zusammenzucken. Es

ist still im Raum – doch niemand ist in Gefahr: Spannung pur für die Schülerinnen, die sich mal bei der medbo umsehen. Das lebensretten­de Gerät steht in der Werkstatt der medbo Medizintechnik und soll den Mädchen neue Einblicke in die Tä­tigkeiten eines „Männerberufs“ ge­ben.

Besonders interessant ist natürlich die praktische Arbeit. Thomas Schmid, Leiter der Medizintechnik, stellte den Schülerinnen die wich­tigsten Geräte vor. Medizinisches und technisches Wissen ist glei­chermaßen wichtig. So lernten sie,

dass eine Vene fast den gleichen Druck aushalten muss wie ein Fahr­radschlauch. In der Bettenwerkstatt der Medizintechnik wurde ein Inten­sivbett mit all den Geräten, die sie vorher kennengelernt hatten, ge­nauer inspiziert und getestet.

Jungs: Mit Puppen spielen

Während bei den Mädchen die Technik des Blutdruckmessgeräts im Vordergrund stand, lernten die Jungs an einer Patientenpuppe, wie das Gerät richtig angelegt wird. Die elf Buben erfuhren in der medbo Berufsfachschule für Krankenpflege alles über die vielfältigen Möglich­keiten des Krankenpflegeberufs. Zwei Pfleger, die selbst ihre Ausbil­dung bei der medbo absolviert hat­ten, wurden von den Schülern förm­lich mit Fragen gelöchert.

Um sich besser in den Zustand ihrer Patienten hineinversetzen zu kön­nen, verwandelten sich die Jugend­lichen binnen Sekunden mit einem Alterssimulationsanzug zu bewe­gungs­ und wahrnehmungseinge­schränkten Senioren. Mit einem Tre­morsimulator konnte das Zittern ei­nes Parkinsonpatienten am eigenen Körper nachempfunden werden.

Zum Abschluss des lehrreichen Tags lernten die Jungen den Alltag auf neurologischen und psychiatri­schen Stationen kennen – den di­rekten Kontakt mit den Patienten fanden sie besonders spannend.

Technik mal praktisch – Thomas Schmid zeigte beim praktischen Versuch wie ein

AED­Gerät funktioniert

Praxis mal technisch – Der Simulations­ Handschuh lässt die Hand unkontrolliert zittern:

Trinken wird zur Herausforderung

medbo­ logisch!

Unser Lösungswort: Einrichtung zur Patientenversorgung

(Die Auflösung finden Sie auf der Umschlagseite 3)

Ganz sicher – Dr. Ema Lončarek, Projektbeauftrag­te Betriebliches Gesundheitsmanagement, und Peter Exner, Beauftragter für Arbeitsschutz, begrüßen zwei neue Mitglieder im medbo Sicher­heitsteam: Die neue medbo Betriebsärztin, Dr. Katharina Uttendorfer (2. v. l.), und Christian Proksch (l.), neuer medbo Sicherheitsbeauftragter.

51medbo | SYNAPSE 3 • 2017

53Personalia | SYNAPSE 3 • 2017SYNAPSE 3 • 2017 | medbo

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Sprecherfunktion für Rupert BrenningerRupert Brenninger, Referent für Pflegeentwicklung bei der medbo, ist neuer Sprecher der Sektion Pflegeentwicklung des Netzwerks Pflege Ostbayern. Die Sektion widmet sich den Fragen der Zusammenarbeit unterschiedlich qualifizierter Pflegender.

Im Netzwerk arbeiten Pflegeverantwortliche, Hochschulen und Experten zu­sammen. Ziel ist eine hohe Versorgungsqualität und Fachkräftesicherung in der Region.

Neuer kommissarischer Pflegechef in der Forensik Parsberg

Seit März 2017 ist Maximilian Dietl kommissarisch Leiter Patienten­ und Pflegemanagement der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirkskranken­haus Parsberg.

Neues aus dem Personalmarketing

Am 8. Mai trat Astrid Herzog die Nachfolge von Bettina Lottes im Personalmarketing, Abteilung Personalmanagement, SG Personalreferat, an.

Dr. Kerstin Geserer

Serviceangebote rund um die UhrSchichtarbeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Vereinbarkeit von Beruf mit der Pflege von Angehörigen beziehungs-weise der Erziehung von Kindern ist für sich genommen schon Heraus-forderung genug. Erschwert wird dieser tägliche Spagat durch die Schichtarbeit auf Station, denn die Patientenversorgung steht nicht still.

Dies sind die Unterstützungsange­bote, die die medbo am Standort

Regensburg bereithält, um die Lü­cken zu schließen:

Familienfreundliches medborante

Gleich rechts vom Haupteingang des Regensburger medborante befindet sich der Kinderbereich des Mitarbei­terrestaurants. Hier können medbo Beschäftigte mit ihren Liebsten in Ruhe Mittag essen und die Kleinen am Sinneswürfel forschen oder in den großen Kissen ausruhen lassen. Für die Kleinsten stehen zudem Hochstühle und im Untergeschoss eine Wickelmöglichkeit bereit.

Informative Mittagspause

Während medbo Beschäftigte das Mittagsessen im medborante genie­ßen, werden sie umfassend infor­miert und ihre Fragen zum jeweiligen Thema zur „Pflege von Angehörigen“ oder „Erziehung von Kindern“ durch Experten in einer halben Stunde be­antwortet. Das Warten auf einen Ter­min und der Weg zum Berater entfal­len, denn dieser kommt zu ihnen ins medborante.

Essen to-go und Snackautomaten

Sollte es die Zeit allerdings nicht er­lauben, das medborante zu besu­chen, dann lässt sich einfach aus den Mitnahme­Menüs auswählen und Planung, Einkauf und Kochen sparen. Automaten im Eingangsbe­

reich liefern zudem rund um die Uhr Getränke und eine Auswahl an ge­kühlten Mahlzeiten.

Babysitterdienst

Durch die Kooperation mit dem Baby­sitterdienst des Landkreises Regens­burg finden medbo Beschäftigte schnell und unbürokratisch eine Be­treuungsperson für ihre Kinder und Jugendlichen in Randzeiten, in denen die Betreuungseinrichtungen ge­schlossen haben.

medbo Sommerferienbetreuung

Bereits ab 6:30 Uhr können medbo Eltern in Regensburg ihre Kinder in die erfahrenen Hände der Johanni­ter­Betreuerinnen geben. In Haus 40a UG steht den Ferienkindern nicht nur viel Platz zum Spielen und Toben, sondern auch ein Kuschelraum zur Verfügung, wo gemütlich ein Mittags­schlaf gehalten werden kann.

medbo Spatzennest

In der Kinderkrippe auf dem Gelände des Bezirksklinikums öffnen die Tü­ren um 7:30 Uhr und schließen um 17:00 Uhr. Jährlich wird bei den El­tern abgefragt, ob diese eine Ände­rung der Zeiten wünschen.

Amberg, Weiden, Wöllershof

LearningCampus – der medbo Ferien­partner für die nördliche Oberpfalz bietet je nach Standort einen Shuttle­

service bereits ab 7:00 Uhr zu den Veranstaltungsorten an. Gegen 17:00 Uhr werden die medbo Kinder wieder an den jeweiligen Haltepunkt mit dem Bus zurückgebracht.

Wenn Sie auf der Suche nach einem Krippenplatz sind, der auch die Rand­zeiten abdeckt, dann wenden Sie sich bitte an die medbo Gleichstel­lungsbeauftragte. Durch die Zusam­menarbeit mit dem Johanniter Unfall

Sie haben Interesse an diesen Angeboten oder Fragen dazu?

Dann nehmen Sie per Email un­ter „[email protected]“ Kontakt zu Dr. Kerstin Geserer, medbo Gleichstellungsbeauftragte, auf. In 2018 wird die medbo wieder eine Bedarfserhebung zur Verein­barkeit von Beruf und Familie durchführen.

Hilfe Ostbayern e.V. werden Ihre Be­lange individuell bearbeitet.

Cham

Der Kooperationspartner der medbo in Cham (ASV beziehungsweise KiSS Cham) deckt mit seinem Ferien­programm zwar die üblichen Kern­zeiten von 8:00 bis 16:00 Uhr ab, es lassen sich aber mit dem Veranstalter individuelle Bring­ und Abholzeiten vereinbaren.

Parsberg

In der Gemeinde Parsberg gibt es kein Ferienangebot, an das sich die medbo als Unternehmenspartner wenden könnte. Bei Bedarf nehmen Sie bitte Kontakt zur medbo Gleich­stellungsbeauftragten auf, um eine individuelle Lösung zu finden.

Dr. Kerstin Geserer ist medbo Gleichstellungsbeauftragte

PERSONALIA

55Personalia / Veranstaltungen | SYNAPSE 1­2017SYNAPSE 3 • 2017 | Veranstaltungen / Personalia

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VeranstaltungshinweiseVeranstaltungshinweise

5. Oktober 2017, 19:00 UhrBezirksklinikum Regensburg, IBP/Hörsaalgebäude

Prof. Dr. Thomas Wetter: Unruhige Beine, unruhiger Schlaf ­ Das Restless Legs Syndrom

Vortrag in der Reihe „visite“

20. September 2017Bezirksklinikum Regensburg, Ärztehaus HAUS 29

RA Bärbel Schönhof: Forschung mit nichteinwilligungsfähigen Menschen – nur ein ethisches Problem?

Reihe „Mittwochsfortbildung“, Anmeldung über das Chef-Sekretariat der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

Impressum

Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), VorstandUniversitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941­0 | www.medbo.de

Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected]

Autoren:Günter Bonack (GBO), Pressestelle Bezirk OberpfalzMartina Hirmer (MHI), Pressestelle Bezirk OberpfalzLissy Höller (LHO), medbo UnternehmenskommunikationAndreas Lihring (ALI), medbo UnternehmenskommunikationDaniela Plößner (DPL), Werksstudentin medbo Unternehmenskommunikation

Fotos: Titel Thomas Wild; S2 medbo; S2 Christoph Schedensack; S2 Julianne Zitzlsperger; S2 andras_csontos ­ Fotolia.de; S2 pathdoc ­ Fotolia.de; S2 Frank Hübler; S2 Renate Neuhierl; S3 medbo; S3 Julianne Zitzlsperger; S4/5 Vasileios Economou ­ IStockphoto.de; S5 Christoph Schedensack; S6 medbo; S7 Martina Hirmer; S8 Syda Productions ­ Fotolia.de; S8 medbo; S9 medbo; S9 Archiv; S10/11 medbo; S12/13 nj_musik ­ Fotolia.de; S12 medbo; S12 Thomas Wild; S13 medbo; S14/15 nj_musik ­ Fotolia.de; S14 Renate Neuhierl; S15 Renate Neuhierl; S16/17 nj_musik ­ Fotolia.de; S16 Renate Neuhierl; S17 Renate Neuhierl; S18/19 Photographee.eu ­ Fotolia.de; S20/21 nj_musik ­ Fotolia.de; S21 Spectral­Design ­ Fotolia.de; S22/23 nj_musik ­ Fotolia.de; S23 Quade ­ Fotolia.de; S24/25 nj_musik ­ Fotolia.de; S24 Renate Neuhierl; S25 privat; S26 nj_musik ­ Fotolia.de; S26 Heiko Küverling ­ Fotolia.de; S28 pathdoc ­ Fotolia.de; S29 Lissy Höller; S30 Lena Schabus/Universität Regensburg; S31 Klaus Völcker; S32 Gina Sanders ­ Fotolia.de; S33 Lissy Höller; S34 Frank Hübler; S35 Julianne Zitzlsperger; S36 Renate Neuhierl; S37 ivolodina ­ Fotolia.de; S39 andras_csontos ­ Fotolia.de; S40/41 Renate Neuhierl; S42 Andreas Lihring; S43 Renate Neuhierl; S44/45 medbo; S46/47 gradt ­ Fotolia.de; S48/49 Daniela Plößner; S50 medbo; S51 Renate Neuhierl; S52/53 Frank Hübler; S54/55 a_korn ­ fotolia.de

Konzeption und Leitung: Renate NeuhierlGrafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer

Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S

Gender­Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwen­dung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

Die nächste SYNAPSE erscheint am 15. November 2017. Eingabeschluss für Beiträge ist der 1. Oktober 2017.

Die Redaktion behält sich Kürzungen eingereichter Texte aus redaktionellen Gründen vor.

Rätselauflösung von Seite 51Lösungswort: TAGKLINIK

1V05

­170

5­00

023

BERUFSEINSTEIGER ODER BERUFSERFAHREN?EINFÜHLSAM? KOMMUNIKATIV? TEAMFÄHIG?

[email protected]

Für unsere neurologischen und psychiatrischen Kliniken suchen wir• ExaminierteGesundheits-undKrankenpfleger(w/m)• ExaminierteHeilerziehungspfleger(w/m)• ExaminierteGesundheits-undKinderkrankenpfleger(w/m)

Mehr Informationen zu medbo Veranstaltungen unter: www.medbo.de

18. Oktober 2017 Bezirksklinikum Regensburg, Hörsaalgebäude

Neurologische und psychische Gesundheit im Alter

Fachtagung des Zentrums für Altersmedizin und der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

20. November bis 3. Dezember 2017Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 18

Suizid – keine Trauer wie jede andere

AGUS Wanderausstellung

Der medbo Vorstand dankt allen Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung!

40-jähriges Jubiläum

Gerhard Kühnl Sozialpädagoge RegensburgElisabeth Krönauer Ärztliche Schreibkraft Regensburg

25-jähriges Jubiläum

Walter Fleischhauer Arzt WöllershofThomas Hengl Gesundheits- und Krankenpfleger ParsbergEnoch Lemcke Verwaltungsangestellter RegensburgRichard Schießl Sozialpädagoge RegensburgThomas Karl Gesundheits- und Krankenpfleger RegensburgMichael Stangl Fachpfleger Regensburg

Neurologischeund

psychischeim AlterGesundheitGesundheit

Fachtagung am 18. Oktober 2017, 14:00 bis ca. 17:30 Uhrmedbo Bezirksklinikum Regensburg, IBP/HörsaalgebäudeDie Fachtagung richtet sich an niedergelassene Kollegen und Hausärzte sowie an alle mit der Pflege und Betreuung befassten Experten, die diesen fachbereichsübergreifenden Blick auf die wichtigsten Diagnosen in der Altersmedizin werfen möchten.

• Depression im Alter Dr. Günter Rösl, Leitender Oberarzt Zentrum für Altersmedizin

• Neurologische Notfälle im Alter Dr. Roland Backhaus, Oberarzt Klinik für Neurologie

• Kognitive Einschränkungen im Alter Dr. Filip Barinka, Funktionsoberarzt Zentrum für Altersmedizin

• Morbus Parkinson im Alter Dr. Elisabeth Torka, Fachärztin Klinik für Neurologie

• Pflege im Alter Sigrid Klein, Stationsleiterin Zentrum für Altersmedizin

• Muskelschwäche im Alter Prof. Dr. Berthold Schalke, Leitender Oberarzt Klinik für Neurologie

ModerationProf. Dr. Felix Schlachetzki, komm. Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie PD Dr. Stephan Schiekofer, Chefarzt Zentrum für Altersmedizin

Mehr Information zur Veranstaltung und zur Anmeldung finden Sie auf http://ibp.medbo.de. Die Teilnahme ist für Sie kostenfrei. Es sind Fortbildungspunkte beantragt.

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