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ERINNERUNGEN SINN & WIRKUNG IN DER TRAUERARBEIT ANEMONE ZEIM & MADITA VAN HÜLSEN

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ERINNERUNGENSINN & WIRKUNG IN DER TRAUERARBEIT

ANEMONE ZEIM & MADITA VAN HÜLSEN

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02 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 03

ERSTE WORTEVORWORT

DIE MUTTI-KISTE DIE GESCHICHTE VON SILKE BACH

DEDES HÄNDE MAVI ERINNERT SICH AN IHREN OPA

MAPAPUDIE MAMA-PAPA-PUPPE VON JENNIFER ARNDT-LIND

EIN BILD VON DER TRAUERCAROLIN BOHN IST TRAUERFOTOGRAFIN

DAS MONSTER IM KOPF TRAUERARBEIT MIT SCHLIMMEN ERINNERUNGEN

DAS GUTE VERGESSENVERGESSEN IST BESSER ALS SEIN RUF

LETZTE WORTEDANKE

QUELLEN / ADRESSENIMPRESSUM

DAS ZEITFENSTER IM KOPF WAS IST ERINNERUNG?

KANN MAN BESSER LOSLASSEN, INDEM MAN FESTHÄLT? KREATIVE TRAUERARBEIT MIT ERINNERUNGEN

STILLSTAND IST DER TODRISIKEN UND NEBENWIRKUNGEN VON ERINNERUNGSARBEIT

ZU BESUCH IM ARCHIV DES LEBENSWIE ENTSTEHEN ERINNERUNGEN?

... UND DIE WELT STEHT STILL DAS HAMBURG LEUCHTFEUER ERINNERUNGSKONZERT

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INHALTAls wir uns 2013 in den Kopf setzten, gemeinsam eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu machen, hatten wir keine Ahnung was auf uns zukommen würde. Wir erwarteten: Rezepte und Werkzeuge gegen Trauer, Mitschreiben wie in der Schule, viele Tränen und die belastende Verantwortung, ständig auf der Hut vor fremden Gefühlen sein zu müssen. Unsere Freunde und Kollegen sahen uns in einer dunklen Sitzgruppe zwischen weinenden, verzweifelten Menschen sitzen und erkundigten sich besorgt ob es uns denn nicht furchtbar runterziehen würde, das ganze Wochenende zwischen heulenden Menschen zu verbringen und warum wir uns das überhaupt antun würden.

Was wir in den letzten eineinhalb Jahren erleben durften, war ganz anders als erwartet, war lebensbejahend und schön und bestärkt uns in unserem Bedürfnis nach einem neuen, anderen Umgang mit Trauernden. Wir bekamen einen ganz neuen Blick auf die Trauer, wir lernten, dass dies ein ganz persönlicher Prozess ist der äußerst intensiv und farbenfroh ablaufen kann. Wir selbst haben gelacht, gemalt, gebastelt, gepaddelt, getanzt und merkwürdige Musikinstrumente bespielt. In dieser Zeit wurden wir wie in einer Waschmaschine emotional durchgeschleudert, bekamen unsere eigenen Gefühle um die Ohren geknallt und lernten die Trauer und die Tränen anderer Menschen einfach auszuhalten und vor allem für jemanden da zu sein ohne zu bewerten oder die eigene Erfahrung zum Besten zu geben.

Wir haben eine Trauerbegleiter-Ausbildung gemacht, weil wir glauben, dass Trauer ein heilsamer und vor allem kreativer Prozess sein kann, wenn er gut begleitet wird. In jedem Trauernden steckt die Lebensfreude. Er muss sie nur wiederfinden. Und wir als Trauerbegleiter assistieren ihm dabei.

Wir glauben an die Macht der Erinnerung, glauben dass in der Erinnerung unheimlich viel Energie steckt, die - richtig kanalisiert - ein toller Wegbegleiter in der Trauerarbeit sein kann. Jede Trauerarbeit ist Erinnerungsarbeit, das ist klar. Aber mit dieser Arbeit wollen wir zeigen, wie man emotionale Erinnerungen kreativ in Erinnerungsstücke umwandeln kann, damit sie so von ihrer Unantastbarkeit verlieren und zu einem guten „Prozessbegleiter“ werden können.

Wir glauben an diese besondere Energie, die den Raum flutet, ihn mit Leben füllt wenn Trauernde von dem Leben mit den Verstorbenen erzählen. Kann man diese Energie festhalten? Kann man Zeitreisen unternehmen, die wie ein Urlaub Kraft für den Alltag spenden, ohne dass man den Trauernden unterwegs verliert? Wie können wir mit Erinnerungen aktiv und positiv Trauerprozesse stimulieren und unsere Befindlichkeiten steuern?

Wir haben im Laufe dieses Projekts traurige Menschen, fröhliche Menschen, engagierte Menschen, Kinder und Künstler gefragt, was sie mit Erinnerungen so machen. Wie sie mit anderen Erinnerungen umgehen, wie sie eigene Erinnerungen festhalten. Dann haben wir unsere eigenen Erfahrungen hineingestrickt und noch ein, zwei, drei sehr gute Bücher gelesen. Daraus haben wir gelernt, dass Erinnerungen ein Heilmittel sein können, wenn wir uns bewusst und aktiv einen Fundus schaffen können, ihn ausbauen und pflegen und auf ihn zurückgreifen können, um weniger gute Phasen im Alltag zu überstehen und Kraft aus positiven Erinnerungen zu schöpfen. Besondere Düfte, erinnerungsmächtige Symbole und Objekte, witzige Sprüche und Musik, Bilder und kleine Anekdoten bekräftigen unsere Identität. Sie erinnern uns an gelungene Wunschvorstellungen und besondere Zeiten, und sie halten unsere Träume und Sehnsüchte wach. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“ (Jean Paul, Schriftsteller))

Hamburg, im Dezember 2014Madita van Hülsen & Anemone Zeim

ERSTE WORTE

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Und welche davon kann man in der Trauerarbeit umsetzen?

04 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 05

An einem sonnigen Herbsttag sitzen Ayse und ihre acht Jahre alte Tochter Mavi bei uns im Büro. Sie möchten uns ihre ganz besonderen Erinnerungen an Opa Dede erzählen, der letzten Sommer gestorben ist.

DEDES HÄNDEMavi erinnert sich an ihren Opa

Mavi: „Meinen Opa Dede hatte ich gerne. Was mich am meisten an ihn erinnert sind Minibananen. Weil er die halt immer gerne gegessen hat. Ich mag die eigentlich gar nicht so gerne, aber wenn ich die jetzt irgendwo sehe, werde ich traurig.“

Mavi denkt nach.

„Aber meine Lieblingserinnerung sind seine Hände, immer schon eigentlich, aber jetzt sind sie halt auf Fotos, da erinnere ich mich dann auch immer an ihn und da kann ich ihn ankucken. Die Hände waren schön, voll runzelig. Und braungebrannt auch. Die fand ich schön.

Ich weiss noch als Opa gestorben ist, das war traurig. Ich hab ihn nochmal gesehen, da sah er aber komisch aus. Irgendwie ganz gelb im Gesicht, das hat mich ein bisschen erschreckt. Aber dann hab ich seine Hände angefasst und die haben sich eigentlich genau wie seine Hände angefühlt. Ganz normal. Er war irgendwie nicht mehr so richtig da, aber ich hab ihn noch gesehen. Ich war traurig. Ich glaube, dass er immer noch bei uns ist, ich glaube, dass er immer noch auf uns aufpasst, dass wir ihn halt nicht sehen können, aber wir können die Augen schließen. Und dann sehen wir ihn wieder.“

Mavi denkt noch intensiver nach.

„Manchmal möchte ich viel über Opa sprechen, so wie jetzt, weil ich dann einfach alles rauslassen kann. Dann werde ich zwar auch traurig, aber es tut gut. Mein Opa würde auf jeden Fall „ja“ sagen, wenn man ihn fragen würde, ob es ihm gut geht. Er hat gesagt, bevor er gestorben ist, dass er immer da sein wird, nur eben in einem anderen Zimmer. Und dass er immer auf uns aufpassen wird.

Einmal hab ich von ihm geträumt. Das war schön. Er war da und wir haben gegrillt. Wir haben gefeiert weil ich im Traum Geburtstag hatte! Da ist er vorbeigekommen und im Traum haben wir uns erschreckt, weil wir doch wussten, dass er tot ist.Und einmal hat die Schwester von Mama geträumt, dass wir alle am Frühstückstisch sitzen, und er kommt rein, holt sich einfach einen Kaffee und eine Zigarette und geht wieder raus.Jetzt würde er sagen, dass er ganz doll auf mich aufpasst und mich immer noch ganz doll lieb hat.“

Mavi lacht.Mavi weint.Mavi malt.

Ayse: „Ich bin da voll Mavis Meinung, es sind seine Hände. Als Kind hat er mich immer viel gestreichelt, den Rücken gekrault, und so viel mit diesen Händen geschaffen - er konnte auch so schön zeichnen. Ich kann mich da gar nicht festlegen auf eine einzige Erinnerung, ich hab gerade so viele gute Erinnerungen an ihn.....hmm vielleicht die: also die ist nicht direkt an ihn, sondern an die braune Cordcouch in seinem Arbeitszimmer. So eine 70er-Jahre Couch, da muss ich oft daran denken, darauf haben wir als Kinder immer gespielt, die Couch in seinem Arbeitszimmer ist voll das Sinnbild für meinen Vater geworden, wie es da riecht, wie seine Sachen da stehen und so…

Wir haben kurz nach seinem Tod wirklich viel über seine Hände geredet. Gerade auch so die Tage danach, mit meinen Geschwistern. Er hatte wirklich heilende Hände. Er war ja auch Chirurg, so oder so hatte man echt das Gefühl, wenn Dede einen berührt hatte, dann ging es einem besser.

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06 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 07

Außerdem waren die Hände so schön. Nach seinem Tod haben wir ganz viel über ihn geredet und eine Woche später gucke ich die Unterlagen durch und finde eine Fotokopie von seiner Hand! Da hat er echt seine Hand auf den Kopierer gelegt und abkopiert. Jetzt haben wir also quasi eine Handfläche von ihm. In Originalgröße! Sieht so ein bisschen merkwürdig aus, aber ich hab mich sehr gefreut als ich diese Kopie gefunden habe. Mein Bruder und ich hatten das Bild ewig als Bildschirmschoner und wir waren glücklich, dass wir seine Hand haben, nicht nur als Foto sondern die Unterseite, mit den ganzen wichtigen Linien drauf. Da kann man seine eigene Handfläche drauflegen.“

Mavi malt eine Sonne.

Ayse: „Da war immer viel Sonne, wenn wir ihn in Bodrum besucht haben. Man müsste eigentlich … da fällt mir noch was ein, da fehlt noch etwas auf dem Bild - seine Hürriyet! Mavi! Also mein Vater und die Hürriyet, das war nicht auseinander zu denken.“

Mavi malt die türkische Tageszeitung Hürriyet.

Ayse: „Mavi. Weisst du noch, was wir mit Opas Zähnen gemacht haben?“

Mavi: „Wir haben sein Gebiss ins Meer geschmissen, das war lustig. Und an seinem Geburtstag haben wir Blumen reingeschmissen!“

Ayse: „Die hatten uns das Gebiss im Krankenhaus in die Hand gedrückt und wir dachten uns, das können wir nicht einfach in den Müll schmeissen... Aber wir konnten es ja auch nicht behalten! Und dann sind wir ans Meer gefahren, da ist er immer unheimlich gerne schwimmen gegangen und dort haben wir es dann reingeworfen. Es war merk-würdig, sein Lächeln durch die Luft fliegen zu sehen. Es war lustig und gleichzeitig traurig.“

Beide sind eine ganze Weile still.

Mavi: „Ich weiss jetzt, was mich auch noch an Opa Dede erinnert außer den Händen. Ich glaube die Augen von Mama sind ein bisschen von Opa.“

Ayse: „Glaub ich auch, die blauen Augen hab’ ich von meinem Papa gekriegt.“

DAS ZEITFENSTER IM KOPF

Was ist Erinnerung?

„Erinnerung ist ein Fenster, durch das ich dich sehen kann, wann immer ich möchte“(Verfasser unbekannt.)

In unserem Leben erinnern wir uns an alle möglichen Begebenheiten. An die aufregenden und schönen Erlebnisse, aber auch an die traurigen und schrecklichen Momente. Wenn ein Mensch von uns geht, den wir sehr geliebt haben, dann erinnern wir uns oftmals fast ausschließlich an die guten Seiten, die uns mit diesem Menschen verbinden. Diese besonderen Erinnerungen steuern unseren Gefühlshaushalt, unsere Beziehungsmuster, unsere Meinungen und unsere Handlungen. Wir inter-pretieren die Welt und unsere Lage durch die Brille dieser Erinnerungen. Sie können uns ermutigen und beflügeln – oder behindern und belasten. Die Erinnerung wird lebhaft, ja fast greifbar und kommt zu uns zurück. In Bildern.

Wir haben Bilder im Kopf. Bilder, die unser Leben erklären. Bilder, die uns Kraft geben und Bilder, deren Wucht den Schorf alter Wunden wieder absprengen kann. Wir haben Er-innerungen im Kopf, luftige Gebilde, Wolkenklumpen, ein für uns

zusammengestelltes Potpourri aus Fakten und Fiktion. So real und greifbar uns Erinnerungen erscheinen, sind sie tatsächlich aber nur Konstruktionen des Gehirns, des Geistes, mit der Dramaturgie einer Erzählung und der Faszination einer Zeitmaschine. „Wir können uns trotzdem mühelos mental an andere Orte und in andere Zeiten befördern“, sagt der neuseeländische Kognitionsforscher Michael Corballis. Und sind wir dort erst einmal angekommen sind wir nicht mehr allein. Wir erzählen die Geschichte eines Menschen, der uns berührt hat.

Aber wie erinnert man sich an einen Menschen? Was macht eine gute Lebensgeschichte aus? Das reine Auflisten von Fakten funktioniert hier nicht. Unser Gehirn braucht Emotionen, um das Stroh des Lebens zu Gold zu spinnen. Das ist unser Lieblingsfeature: Unser Gehirn kann lose Einzelheiten zu Geschichten verschmelzen. Dabei wandert das Erlebte vom Außen ins Innere: Sich erinnern heißt, etwas zu verinnerlichen. Das ganze Leben des

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geliebten Menschen scheint in einem Augenblick präsent zu sein. Bei diesem Song im Radio. Beim Geruch von Basilikum oder Seife. Beim Essen. Beim Finden einer einzelnen Socke. Beim Leben. Dann kommt dieser Mensch für einen Moment zu uns zurück.

Lebhafte Erinnerungen beflügeln uns, halten die Zeit an und setzen heimlich konservierte Glücksgefühle frei. Sie bringen uns weiter. Und den Trauernden. Denn nur wer weiß wo er herkommt kann bestimmen, wo er hin möchte. Dieses praktizierte Erinnern setzt viele positive Effekte frei, die auch in der Trauerbegleitung einen sinnvollen Platz finden:

Verbesserte Gemütslage: Britische Studenten, die in einer Untersuchung eine positive Erinnerung aufschreiben sollten, waren danach besser gelaunt als die Kontrollgruppe, die neutrale Ereignisse festgehalten hatte. Erinnerung wirkt wie ein Vorrat an Hochgefühlen, von dem man in Zeiten von Einsamkeit oder Langeweile zehren kann.

Gesteigertes Selbstbewusstsein: Erinnerungen kurbeln das Selbstbewusstsein an. In der oben erwähnten britischen Studie lag auch die Selbstachtung tendenziell höher als in der Kontrollgruppe. Wie kam das? Die Forscher vermuten, dass man sich selbst offenbar in wehmütiger Stimmung leichter in einem guten Licht sehen kann.

Positive Sinnsuche: Das Schwelgen in Erinnerungen lässt das Leben bedeutungsvoller erscheinen. In einer Untersuchung mit amerikanischen Studenten konnten von Natur aus nostalgische Teilnehmer ihrem Leben mehr Sinn abgewinnen als eher nüchterne Kollegen. Derselbe Effekt tritt ein, wenn man dieses Schwelgen künstlich erzeugt. Niederländische Probanden lauschten in einer anderen Studie ihren Lieblingsliedern, und je mehr es sie an etwas erinnerte, desto mehr gab der Song ihnen das Gefühl, ihr Leben sei lebenswert. Wissenschaftler haben gezeigt, dass diese sinngebende Wirkung besonders bei existenziellen Fragen eine Rolle zu spielen scheint: Wer in gesundem Zustand zu Erinnerungen neigt, denkt weniger an den eigenen Tod, und selbst wenn, kommt ihm die Endlichkeit des Lebens weniger sinnlos vor.

Besseres Sozialleben: Zeitreisen wirken sich positiv auf die Beziehung zu anderen Menschen aus, wie Studien zeigen. Paare, die gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, fühlen sich stärker zusammengehörig als Partner, die über neutrale Ereignisse und Fakten sprachen.

Gesteigertes körperliches Wohlbefinden: Wer in Erinnerungen vertieft ist, dem wird wärmer. In einer Studie schätzten Studenten von Universitäten in China und den Niederlanden den kalten Raum, in dem sie saßen, wärmer ein wenn sie an ein nostalgisches Ereignis dachten. In wehmütiger Stimmung konnten sie ihre Hände zudem länger in kaltes Wasser halten als in neutraler Stimmung. Das funktioniert auch andersherum: Kälte fördert Nostalgie. Probanden, die in einem auf 20 Grad temperierten Raum saßen, waren schwärmerischer als Teilnehmer in 24 und 28 Grad warmen Räumen.

Wir fragen uns an dieser Stelle - Wie kommen diese positiven Effekte zustande?

08 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 09

Unser Gedächtnis ist zwar kein Archiv im herkömmlichen Sinne, aber es enthält Unmengen von Informationen und Erinnerungsspuren aus unserer Vergangenheit. Nicht alles ist gleich wichtig. Bedeutend für unsere Gegenwart und Zukunft sind vor allem die autobiografischen Erinnerungen. Sie sind ein Fundus, aus dem wir unsere Motivation und unser Selbstverständnis immer wieder neu schöpfen.

Das menschliche Gedächtnis gibt uns die Fähigkeit Personen und Dinge wiederzuerkennen um so bewusst zwischen bereits bekannten Ereignissen und neuen Informationen unterscheiden zu können. Die Überlagerungen und Wechselwirkungen er unterschied-lichen Erinnerungsmechanismen und Bewusstseinsinhalte sind sehr komplex.

Vereinfacht gesagt speichert das Gehirn Sacherinnerungen - beispielsweise an den Ort oder das Erlebnis - woanders ab als die Emotionen. Der Gedächtnisinhalt ist im Hippocampus abgelegt und das Gefühl in der Amygdala. Gedächtnis beschreibt die Fähigkeit neue Informationen im Gehirn abzuspeichern und wieder abrufbar zu machen. So werden Erlebnisse verinnerlicht - in Erinnerung überführt. Eine einheitliche allgemein akzeptierte Klassifikation der Teilfunktionen des Gedächtnisses gibt es nicht. Zu komplex sind die Überlagerungen und

Wechselwirkungen der unter-schiedlichen Erinnerungsmechanismen und Bewusstseinsinhalte. Als praktisch hat sich die folgende Einteilung erwiesen:

Das episodische Gedächtnis reproduziert unsere Lebenserfahrungen in Szenen, Bildern und Erzählungen. Es ist „autonoetisch“, das bedeutet, es erfasst das Wissen über uns selbst. Das autobiografische Gedächtnis ist ein Teil des episodischen Gedächtnisses. Für diese Form gilt in besonderem Maße, was Gehirnforscher Wolf Singer so formulierte: „Erinnerungen sind datengestützte Erfindungen.“Das semantische Gedächtnis ist „noetisch“ und beinhaltet unser Wissen über Sachverhalte, Namen, Daten und Fakten. Das semantische und das episodische Gedächtnis bilden zusammen das explizite Gedächtnis: das Know-what.Das prozedurale Gedächtnis ist „anoetisch“ und beinhaltet das implizite Wissen, über das wir gewöhnlich nicht reflektieren müssen: das Know-how. Es besteht aus unseren Reiz-Reaktions-Mustern und erlernten Fähigkeiten und Automatismen, die auch ohne episodisches oder semantisches Wissen funktionieren: Fahrrad oder Auto fahren, Geige spielen, Kopfrechnen (Erinnern wir uns allerdings daran, wann, wo und unter welchen Umständen wir etwas gelernt haben, bedienen wir uns am autobiografisches Wissen). Diese Datenspeicherung ist eine synchrone Aktivierung von Neuronen,

ZU BESUCH IM ARCHIV

DES LEBENS

Wie entstehen Erinnerungen?

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10 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 11

wobei den Neuronen eine besondere Relevanz zukommt, weil sie die Bedeutung einer Wahrnehmung repräsentieren. Erinnerungen treten dann auf, wenn im Gehirn ein bestimmtes neuronales Aktivitätsmuster entsteht, das als Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis generiert wurde - und dem ähnelt, das bei der Gedächtnisbildung entstand. Das geschieht über äußere Reize wie Stimmungen, Gerüche und Orte. Auch Fotografien helfen dem Gedächtnis auf die Sprünge. Wie das bewusste Abrufen von Erinnerungen gehirntechnisch funktioniert ist aber noch nicht im Detail geklärt.

Warum Bilder?

Wenn wir uns erinnern, zeigt uns unser Gedächtnis fast immer stationäre Bilder, fand der Gehirnforscher Ernst Pöppel heraus. Klar ist, Menschen sind Augentiere: Bilder dominieren in Träumen ebenso wie in der Erinnerung. Natürlich kommt auch Sprache vor. Man hört, sagt, tastet oder riecht etwas. Es gibt Begleitwahrnehmungen. Aber das Meiste ist bildlich verfasst. Die Erklärung dafür ist eine ökonomische: Ein einzelnes Bild ist für das Gehirn viel leichter zu speichern als eine komplexe Szene. Um Szenen zu erinnern, muss das Gehirn einen sehr viel größeren Aufwand betreiben. Das kostet Energie. Weil sich über die Hälfte des menschlichen Gehirns mit der Verarbeitung visueller Informationen befasst. Das Gehirn versucht aber Energie zu sparen. Deshalb speichert es eher Bilder statt Szenen.Wenn wir so starke Erinnerungen abrufen, ist vor allem der sensorische Kortex beschäftigt. Dieser bearbeitet visuelle und andere Sinneseindrücke, speichert diese und ist der „Auslöser“ für Gefühle.

„People will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel.“ (Maya Angelou)

Der Psychologe Jefferson A. Singer hat in einem Forschungsprojekt untersucht wie sich Ärger, Traurigkeit, Angst, Furcht, Freude oder Zufriedenheit auf bestimmte Körperfunktionen auswirken, etwa auf Gehirnaktivität, Herzschlag und Blutdruck. Als die beste Methode, bestimmte emotionale Zustände bei den Versuchspersonen herbeizuführen, erwiesen sich – Erinnerungen: Singer forderte seine Probanden auf, sich an Episoden in ihrem Leben zu erinnern, die sie sehr intensiv erlebt hatten. Er war fasziniert davon, wie heftig die bloße Erinnerung ein experimentell gewünschtes Gefühl erzeugen kann. Und er fragte sich: Warum können bestimmte Erinnerungen auch nach vielen Jahren noch starke Gemütszustände auslösen? Warum treiben sie uns auch jetzt noch Tränen in die Augen, lassen uns in Gelächter ausbrechen, machen uns immer

noch und immer wieder wütend oder ängstlich oder depressiv?

Singer fand heraus, dass die Emotionen, die mit bestimmten Erinnerungen einhergehen, deshalb so präsent bleiben, weil sie mit wichtigen Bedürfnissen und Zielen in unserem Leben zu tun haben. Da wir unsere größten Wünsche und Ziele im Grunde nie wirklich aufgeben, „blättern“ wir im Album unserer Erinnerungen und suchen diese kritischen Episoden immer wieder auf. Denn diese bleibenden, selbstdefinierten Erinnerungen führen uns immer wieder neu vor Augen, was wir vom Leben erwarten, wer wir wirklich sein wollen und was uns ausmacht.

Diese Erinnerungen zeichnen sich durch spezielle Eigenschaften aus:

Emotionale Intensität: Sie lösen oft „von null auf hundert“ starke Emotionen aus. Wenn wir selbstdefinierende Episoden unserer Vergangenheit erinnern, beschleunigen sie unseren Puls. Wir spüren wieder den Kloß im Hals wie „damals“, aber wir spüren auch die warmen Glücksgefühle in uns aufsteigen. Pöppel nennt es „einen Symmetriebruch in der Gleichförmigkeit des irdischen Seins“. Wenn das Erlebnis von besonders intensiven Gefühlen wie Lust, Schmerz, Angst und Trauer begleitet wird, kann sich ein einmaliges Ereignis unabhängig von Wiederholungen im Gehirn verankern. Manchmal für immer.

Foto : Carolin Bohn

Bildhaftigkeit und Sinnlichkeit: Selbstdefinierende Er-innerungen sind sehr lebhaft und detailreich. Sie drängen sich mit Macht in den Vordergrund unserer inneren „Lein-wand“ und verdrängen weniger dramatische Gedanken oder Erinnerungen. Und weil sie oft an starke Sinnesreize wie Düfte, Melodien und Berührungen gekoppelt sind, können sie durch ähnliche Sinnesreize spontan ausgelöst werden. Selbstdefinierende Erinnerungen sind verdichtete und durch starke Emotionen betonte, oft durch Symbole angereicherte Episoden.

Permanenz: Selbstdefinierte Erinnerungen tauchen immer wieder auf und begleiten uns in Gegenwart und Zukunft weiter. Sie sind wie Familienmitglieder, geliebte oder ungeliebte, die uns immer wieder besuchen und deren Anwesenheit immer wieder dieselben Gefühle in uns hervorruft. Und jede Wiederholung erleichtert die nächste, weil unser Gehirn immer festere Verknüpfungen bildet und bereits auf den geringsten Auslöser reagiert, um diese Erinnerung zu reproduzieren.

Assoziationen: Selbstdefinierende Erinnerungen kommen selten allein. Sie lösen andere, ähnliche Erinnerungen aus, mit denen zusammen sie eine Art Leitmotiv, eine Lebensmelodie bilden. Wir sammeln in unserem Erinnerungsalbum Szenen, die um die Erfüllung oder Frustration eines zentralen Wunsches angeordnet sind.

Der Fundus unserer Erinnerung ist unglaublich groß. Für bestimmte Zwecke und mit entsprechender Konzentration können wir Unmengen von Einzelheiten und Details abrufen:

Menschen, denen wir begegnet sind, Orte, die wir besucht haben, Meilensteine unserer Ausbildung, die Freunde die uns begleitet haben, und schließlich auch so alltägliche Daten wie Adressen, Telefonnummern oder PIN-Codes. All das leistet das autobiografische Gedächtnis, zählt also zu der Summeunserer Gedächtnisleistungen, die ausschließlich uns betreffen und die uns als einzigartige Person konstituieren. Jede Erinnerung ist eben ein Unikat.

Mit der Erinnerung ist es ähnlich wie mit dem Tod. Jeder von uns beschäftigt sich damit und wir alle haben ganz individuelle Erinnerungen in unserem Gedächtnis abgespeichert. Andere Erinnerungen wiederum haben wir verdrängt und vielleicht sogar vergessen, und die Erinnerungen, die uns besonders beschäftigen, über die denken wir immer und immer wieder erneut nach. Warum ist Erinnerungsarbeit für die Trauerbegleitung so wichtig? Laufen wir nicht in Gefahr, dass die Trauernden in der Trauer „stecken bleiben“?

Eine wichtige Antwort darauf geben neuropsychologische Studien, die darauf hindeuten, dass episodisches Erinnern und episodisches Zukunftsdenken im Prinzip auf dasselbe „Zeitreise-Netzwerk“ im Gehirn zurückgreifen. Neben der Schaltzentrale des Gedächtnisses, dem Hippocampus, umfasst es unter anderem Regionen im Frontalhirn, im Schläfenlappen und visuelle Verarbeitungszentren im Hinterkopf. Das bedeutet im Umkehrschluss - nur wer sich erinnern kann, der kann auch wieder in die Zukunft schauen. Das ist eine nicht unbedeutende Fähigkeit, die es in der Trauerbegleitung herauszukitzeln gilt.

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12 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 13

DIE MUTTI-KISTEEine Geschichte von Silke Bach

Text Madita van Hülsen / Fotos Anemone Zeim

„Meine Mutti war ein absolutes Flintenweib, wie man so schön sagt. Sie stand mit beiden Beinen auf der Erde und hat ihr eigenes Ding durchgezogen. (lacht) Sie hatte grundsätzlich natürlich auch immer Recht. Trotzdem war sie eine sehr liebenswerte, freundliche und gesellige Frau. Wenn bei uns Feste gefeiert wurden, dann richtig und zwar mit lauten Pauken und viel Getöse. Außerdem war sie eine leidenschaftliche Köchin. Ich habe mich immer gefragt, wann der Rest der Fußballmannschaft eintrifft, wenn wir mit unzähligen Schüsseln an Essen gemeinsam am Tisch saßen (lächelt).

Als sie gestorben ist, konnte ich mich damals von nichts trennen. Deshalb habe ich mir diese Erinnerungsbox zusammengestellt. Dort habe ich alle für mich wichtigen Dinge hineingepackt, die mit meiner Mutter zu tun haben und die ich gerne behalten möchte. Im Großen und Ganzen ist das jetzt meine Mutti-Kiste. Wenn ich Sehnsucht nach ihr habe, dann schaue ich dort hinein und erinnere mich an die tolle Frau, die sie war.“

Was hat dich und deine Mutter am meisten miteinander verbunden?(ohne zu zögern) Der Humor, wir haben ganz viel miteinander gelacht! Wir haben uns manchmal aber auch so richtig gefetzt, auch noch eine Woche bevor sie gestorben ist. Ich glaube, wir waren einfach sehr ehrlich zueinander.

Was hat sich im Leben deiner Mutter geändert, als der Krebs kam?Bruno, das war Muttis Spitzname, war eine liebevolle und taffe Geschäftsfrau. Sie hatte ein eigenes Taxiunternehmen. Die Welt war für sie schwarz oder weiß, dazwischen gab es nichts. Schon als kleines Kind saß ich mit ihr vor dem Funkgerät und habe meine Schularbeiten gemacht, während sie immer dabei war Geschäfte zu machen. Sie war vom Typ her sehr umtriebig und hatte viele Freunde – bis der Lungenkrebs kam. Der machte Mutti einsam. Sie wohnte auf dem Dorf und die Menschen hatten plötzlich Angst, sich anzustecken. Die Unwissenheit plus die Angst war eine schlimme Mischung. Plötzlich kam keiner mehr zu Besuch. Ich habe jeden Tag mit meiner Mutter telefoniert. Am liebsten hätte ich sie jeden Tag gesehen und gedrückt, aber beruflich war ich an Hamburg gebunden und ich konnte nicht jeden Tag zu ihr fahren, um bei ihr sein und sie in den Arm zu nehmen.

Was verbindest du mit den Worten „Tod“ und „Angst“?Meine Mutter hat mir die Angst vor dem Tod genommen und zwar genau einen Monat bevor sie gestorben ist, am 27. Januar 2006. Ich erinnere mich

“Wenn ich Sehnsucht nach ihr habe, dann schaue ich in die Muttikiste und erinnere mich an die tolle Frau, die sie war.“

“Meine Mutter hat mir die Angst vor dem Tod genommen”.

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14 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 15

genau an den Tag. Es war Winter und es war sehr sehr kalt. Die Straßen waren glatt und wir beide schlenderten in ihrem Tempo gemeinsam durch die Seitenstraßen bis wir auf einen Laden zusteuerten, der sich „Edel und Steine“ nannte. Meine Mutter konnte jeden Stein benennen und wusste alle Kristalle auswendig. Dann sah ich, dass ein paar Sorgenpüppchen zwischen all den anderen Edelsteinen lagen und ich sagte: „Schau mal, Mutti, hier sind ein paar Sorgenpüppchen.“ Und meine Mutter sah mich fragend an und antworte: „Sorgen? Wieso Sorgen? Ich habe keine Sorgen und ich habe auch keine Angst vor dem Tod.“ Ich war völlig erstaunt und fragte sie: „Aha, darf ich dich fragen, warum nicht?“ und sie antwortete mir: „Schau dir nur einmal die Menschen an, die sterben. Die, die ich gesehen habe, die sahen alle glücklich aus.“

In deiner Mutti-Kiste ist ein Herz aus Rosenquarz, was hat das für eine Bedeutung?In diesem Edelsteinladen lag dieses Herz aus Rosenquarz. Das hatte meine Mutter immer wieder in die Hand genommen und mehrmals wieder zurückgelegt. Nach unserem gemeinsamen Nachmittag konnte ich irgendwie nicht aufhören, daran zu denken, deshalb bin ich noch einmal in den Laden gefahren und habe ihr dieses Herz gekauft. Ich habe es ihr geschenkt, weil sie sich in das Herz verliebt hatte und ich wollte, dass sie es bei sich tragen kann... egal wohin sie gehen würde. Zwei Tage nach ihrem Tod bin ich nochmal in den Laden gefahren und habe mir ein zweites Herz aus Rosenquarz gekauft – für mich, um es mir zu schenken. Das erste Herz habe ich meiner Mama mit in den Sarg gelegt und es wird immer ein Teil meiner Erinnerung bleiben, was mir sehr viel bedeutet. Dieses Herz und die damit verbundene Erinnerung haben mich auf ihre ganz eigene Art durch die schwere Zeit getragen. Und das Schöne ist, wenn man es mit seinen Händen umschließt, dann wird es ganz warm.

Was ist neben dem Rosenquarzherz noch in deiner Mutti-Kiste?Ich habe ganz viele Fotos in der Kiste. Fotos von meiner Mama als Baby. Bei der Geburt wurde sie klinisch fast für tot erklärt wegen einem großen Loch im Rücken, hat sie mir erzählt. Sie war in ihrem Dorf in Polen als frisch geborenes Baby schon fast auf den Weg unter die Erde, als sie dann zum Glück doch noch angefangen hat zu zappeln und 67 Jahre gelebt hat. Außerdem

sind ganz viele tolle Geburtstagskarten von ihr in dieser Kiste, sehr viel Schmuck, ein wunderschönes Bettelarmband mit individuellen Anhängern, eine Uhr, eine Brille und natürlich Urlaubsbilder. Ich liebe Urlaubsbilder. (lächelt) Ach, wenn ich mir die Bilder so anschaue, dann sieht man richtig, dass wir uns echt geliebt haben.

Auf den Bildern sieht sie sehr herzlich aus.Ja, wir hatten echt eine ganz besondere Verbindung, das war wirklich verrückt. Sie hat aus der Ferne immer gespürt, wenn es mir nicht gut ging. Dann trudelte, ohne dass ich ihr etwas erzählt habe, eine Karte mit ein paar liebevollen Zeilen im Briefkasten ein. Das war wunderschön.

Was ist dein Lieblingsstück aus der Kiste?Puh, das ist eine schwierige Frage. Ach, natürlich! Mein Lieblingsstück trage ich immer bei mir. Das ist die Kette mit dem Anhänger in Form eines Kreuzes. Das hat sie mir zu meiner Konfirmation geschenkt, ich trage es seit 1979.

Deine Mama war ja aus der Erzählung ein großer Schmuckfan. Inwieweit hat dich das auf deinem Lebensweg beeinflusst?(lächelt) Oh, ich glaube, sogar sehr. Wenn ich mir mein Leben jetzt so anschaue, liebe ich nicht nur Schmuck sondern ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und arbeite bei einem französischen Luxuskonzern für Schmuck und Uhren.

Wie lange ist deine Mutter jetzt schon tot?Achteinhalb Jahre. Ich hatte zum Glück die Zeit, mich von ihr zu verabschieden, und dafür bin ich sehr dankbar. Sie ist für mich in bestimmten Situationen immer noch da und dieses Gefühl geht zum Glück auch niemals weg.

Brunhilde Bach, gestorben am 26. Februar 2006

“Das Schöne ist, wenn man das Herz mit seinen Händen umschließt, dann wird es ganz warm.”

“Sie hat aus der Ferne immer gespürt, wenn es mir nicht gut ging. Dann trudelte, ohne dass ich ihr etwas erzählt habe, eine Karte mit ein paar liebevollen Zeilen im Briefkasten ein. Das war wunderschön.”

“Sie ist für mich in bestimmten Situationen immer noch da und dieses Gefühl geht zum Glück auch niemals weg.”

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16 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 17

KANN MAN BESSER LOSLASSEN, INDEM MAN FESTHÄLT?

Kreative Erinnerungsarbeit in der Trauerbegleitung

Erinnerung setzt Energie frei, macht glücklich. Wie wäre es, wenn man diese Energie nehmen könnte und in ein Einmachglas stecken würde - könnte der Trauernde da nicht ab und zu den Deckel hochheben und einen großen Zug Glücksgefühl nehmen?

Kreative ErinnerungsgestaltungHier liegt unser Ansatzpunkt in der Erinnerungsarbeit: Durch einen kreativen Ansatz werden die Erinnerungen alltagstauglicher gestaltet. Sie können mitgenommen werden ins neue Leben. Die persönliche Überlebensschuld in Form eines Schuhkartons voller Fotos des Verstorbenen starrt nicht mehr vorwurfsvoll unter dem Bett hervor. Es findet aber auch keine Verherrlichung statt. Eine gute kreative Erinnerungsarbeit nimmt die Erinnerung und bringt sie zurück in den Alltag, so dass sie ihre Schuld, ihren Schrecken verliert. Eine Erinnerung, die man sich zu eigen gemacht hat, zu einem Teil seiner eigenen Identität, wird im Trauerprozess vom Feind zum Freund.

Es geht keinesfalls darum das Leben des Verstorbenen „nachzuleben“ was eine große Gefahr in der ersten Trauerphase ist, die sich in einer großen Trennungsangst begründet. Sondern es geht darum, den Verlust zu akzeptieren (nicht: gutzuheißen) und anhand der Erinnerungsfragmente die eigene Identität neu zu sortieren. Das sowohl innerlich - als Trauerprozess, als auch äußerlich – indem man der Erinnerung eine Form gibt.Dadurch wird der Verstorbene zu einem Teil eines Selbst, zu einem leichtfüßigen Begleiter, der sich zwar nicht wie der Trauernde weiterentwickeln kann, aber dafür den Trauernden ergänzt.

Die einfachste Form der kreativen Erinnerungsarbeit ist ein kommentiertes Fotobuch. Es bündelt verschiedenste Lebensausschnitte, ist aber nicht aufdringlich. Es kann weggelegt und vergessen werden. Es kann bei jedem Umzug mitgenommen werden. Man kann darin herumkritzeln und es überlebt auch einen zornigen Wurf an die Wand. Gleichzeitig lädt es über Jahre immer wieder zu Diskussion ein, zum Identitätsabgleich. Es ist eine Assoziationshilfe, an der der Trauernde wachsen kann, besonders wenn die Kommentare von einer anderen Person, aus einer anderen Perspektive kommen. Es ist ein Gegenstand, ähnlich wie die Mama-Papa-Puppe, von den Machern kurz und liebevoll mapapu genannt und aus dem T-Shirt vertrauter Personen genäht – die angstfrei mit den Emotionen in Diskurs geht und dabei den Verstand elegant umschlängelt. (Siehe Seite 20)Maikes Buch ist ein gutes Beispiel dafür. Maike ist als junge Mutter früh an Krebs gestorben, das hat ihre Familie und den Freundeskreis schwer traumatisiert. Ihre Kinder waren zwei und vier Jahre alt, sprangen bei der Beerdigung noch um den Sarg herum. Heute können sie sich daran nicht mehr bewusst erinnern. Mit etwa sieben Jahren werden diese frühen Erinnerungen an ihre Kindheit verblassen. Und etwas viel Wichtigeres wird verschwinden: Ihre Identität mit ihrer Mutter. Erst mit vier Jahren bildet sich das „episodische Gedächtnis“ heraus, also jenes Erinnerungssystem, das es uns ermöglicht, Erlebtes in Gestalt von autobiografischen Szenen zu erinnern. In diesem Falle hat Maikes ganzer Freundeskreis seine Erinnerungsschatzkiste geöffnet und Bilder und Anekdoten zu einem Buch verfasst. Das Ergebnis ist so energievoll und positiv aufgeladen, dass aus den anfangs geplanten drei Exemplaren 16 geworden sind. Jeder der Beteiligten hat - unabgesprochen - einen anderen Zeitraum mit Maike beschrieben. Und dadurch einen eigenen Trauerprozess

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durchlebt. Herausgekommen ist ein völlig subjektives Buch, das viele Wahrheiten widerspiegelt, den Kindern aber einen kaleidoskopartigen Blick auf die Lebensgeschichte der Mutter schenkt. Im Gespräch mit erwachsenen Halbwaisen fallen teilweise extrem emotionale Sätze, wenn wir von Maikes Projekt erzählen. Linda: „Ich war drei Jahre alt, als mein Vater starb. Jetzt bin ich 29. Für so ein Buch voller authentischer Erinnerungen würde ich töten, so gerne hätte ich das, so sehr fehlt mir diese Information in meinem Leben.“

Sich selbst suchen und findenProfessor Ernst Pöppel nennt dies „eine Kontaktaufnahme zum eigenen Selbst“. Es ist unheimlich befreiend zu erfahren, dass man eine Vergangenheit besitzt und eine Geschichte hat. Trauern bedeutet, seine Identität neu zu sortieren. Das alte System ist gebrochen, wo wird der eigene Platz jetzt sein? Hier können die Erinnerungen helfen: Das Bewusstsein eines Menschen von sich selbst, seine innere Kontinuität zwischen Gestern und Heute entsteht aus dem Teil seiner Vergangenheit, den er erinnern kann. Das Tragische bei Demenz und Alzheimer ist ja auch eben nicht der Gedächtnisverlust an sich, sondern dass sich der Patient nicht mehr finden und bestätigen kann. Damit verliert er sein Selbst und hat keinen Bezug mehr zum Anderen. Ein Trauernder befindet sich in einem ähnlichen Zustand. Ist der Trauernde an einem Punkt, wo er sich klar distanzieren kann, ist es Zeit für angewandte Erinnerungen und ihre Stimmungen.

Die Konfrontation mit den eigenen selbstdefinierten Erinnerungen, mit Schlüsselerlebnissen – gerade mit Krisen und ungelösten Konflikten - wird produktiv, wenn wir so etwas wie eine Lehre, eine Moral aus der Episode ziehen können. Diese Fähigkeit, auch aus belastenden Erinnerungen einen Nutzen zu ziehen wächst in der bewussten Auseinandersetzung mit ihnen – und mit ihrer Betrachtung in einer längeren zeitlichen autobiografischen Perspektive. Um sich gezielter und bewusster und letztlich auch produktiver mit den eigenen Erinnerungen auseinandersetzen zu können müssen wir unserem autobiografischen Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Der erste Schritt dazu ist die Bereitschaft in der Hektik des Alltags innezuhalten und alle Anforderungen und Zwänge für eine Zeitlang auszusetzen. Erinnerungen bewusst aufsteigen zu lassen und das Material, das sie liefern, kritisch zu prüfen. Das lässt sich beispielsweise durch das Betrachten von Fotoalben initiieren oder durch das Blättern in alten Fotoalben, Briefen und Tagebüchern, so wie es Silke instinktiv mit ihrer „Mutti-Kiste“ macht. Sehr gute Impulsgeber sind auch Erbstücke und Souvenirs, eigentlich alles, was uns als wichtige Spur unserer eigenen Vergangenheit erscheint und uns vielleicht zu konkreteren, genaueren Erinnerungen führen kann. Die ergiebigste und zugleich subjektivste Quelle der Erinnerung ist natürlich der Austausch mit Menschen, mit denen wir unsere Erinnerungen teilen. Wie haben sie eine

bestimmte Lebensphase, eine Krise, einen Wendepunkt oder ein glückliches Ereignis erlebt? Ergänzt ihre Darstellung unsere Erinnerung, widerspricht sie ihr?Eine weitere Methode ist das antizipatorische Erinnern, wie es zum Beispiel das Hospiz „Hamburg Leuchtfeuer“ im Hamburger Michel im November gezeigt hat. Ein Erinnerungskonzert wie „Das letzte Lied“ kann auch schnell langweilig werden, wenn es unpersönlich ist. Hamburg Leuchtfeuer hat es aber geschafft durch den Perspektivenwechsel aus autobiografischen Bemerkungen und objektiven Beobachtungen ein Spannungsbogen zu erschaffen, der den Zuhörer an das fremde Leben fesselt. (Siehe Seite 24)

Ein Erinnerungsvorrat, der „Lebensenergie“ für die Zukunft liefert, steht im Mittelpunkt der kreativen Erinnerungsarbeit. Alle Erinnerungsstücke bekommen die Form von ihrer Geschichte, nicht von ihrem Gestalter. Das bedeutet, die Erinnerung bringt schon immer die Form mit, die sie braucht um in den Alltag des Trauernden integriert werden zu können. Ein Beispiel: Eine Schulklasse will nach dem Tod einer Mitschülerin etwas für die Geschwisterkinder und Eltern tun. Eine Lösung kann sein: Kein Baum, sondern die Erinnerungen mittels eines Buches sammeln und in den Kindern wachsen lassen.

Der erste Schritt der Erinnerungsarbeit in der Trauerbegleitung ist immer das bewertungsfreie Erinnern. Also im Gespräch, im kreativen Gestalten die Erinnerungen zuzulassen, dabei aber den direkten Vergleich von Vergangenheit und Gegenwart zu vermeiden. Der zweite Schritt ist es, sich ein persönliches Erinnerungsstück zu erstellen, das einen durch den eigenen Entwicklungsprozess begleitet und von dem man in schlechten Zeiten zehren kann.

Im Moment ist es in Deutschland jedoch oftmals so, dass viele Angehörige und Hinterbliebene sich gar nicht trauen über den Verstorbenen zu reden. Das kann daraus resultieren, dass der Hinterbliebene in seinem Leben nicht oft mit dem Thema „Tod und Sterben“ zu tun hatte und es einem die Gesellschaft in Europa auch nicht gerade einfach macht sich mit dem Thema im Guten auseinanderzusetzen. Im Moment wird das Thema Tod und Trauer immer noch sehr stiefmütterlich behandelt, auch wenn die Gesellschaft sich hier im Umbruch befindet. Die Quereinsteiger in der Bestattungsbranche nehmen stetig zu: zum Glück sind auch innerhalb der Trauerszene viele schöne Ideen entstanden sich mit seiner Trauer und dem Thema Erinnerungen auseinander zusetzen. Die Trauer ist, genau wie die Liebe, eines der tiefsten Gefühle, die ein Mensch für einen anderen Menschen empfinden kann. Um sich im Falle eines Verlustes (z.B. eines Menschen, einer Beziehung, der Heimat, der Gesundheit oder der Selbstständigkeit) psychisch damit auseinanderzusetzen ist die Erinnerung an die damit verbundenen Gefühle enorm wichtig. Erinnerungen können in einem Moment traurig machen, im nächsten verleihen sie dem Leben Herkunft und Sinn.

Maikes tröstende Worte an eine Freundin im Ausland. Dieser Satz prangt jetzt - in ihrer eigenen Handschrift - auf dem Buch für ihre Kinder.

12 Freunde erzählen im Buch vom Leben mit Maike

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DIE MAPAPUS Die Geschichte von Jennifer Arndt-LindText: Madita van Hülsen / Fotos: Anemone Zeim, mapapu

Die mapapus sehen auf den ersten Blick wie ganz normale Kuscheltiere aus. Sie ähneln einem Nilpferd und doch ist jede Mama-Papa-Puppe, ganz unterschiedlich und individuell, aus einem anderen Stoff genäht. Die mapapus sind eine Erfindung von Jennifer und ihrem Mann Hendrik aus Niedersachen. Aus den T-Shirts des Kindes, der Eltern oder der Geschwisterkinder genäht, entsteht ein Puppentier, dass einem Gesellschaft leistet, das beim Einschlafen hilft und mit dem man einfach viel weniger alleine ist. Jeder mapapu wird von Hand genäht, perfekt angepasst und mit einer eigenen Geburtsurkunde verschickt. Es sind nicht einfach nur Kuscheltiere, die kleinen Nilpferde spenden der trauerden Seele in schweren Lebenssituationen Trost und bieten Kindern und Erwachsenen einen psychologischen Halt in schweren Zeiten.

Wie ist die Idee für die mapapus entstanden?Die Idee für unsere mapapus entsprang aus unserer Patchwork-Familiensituation. Jeder von uns hat ein Kind mit in die Familie gebracht, also pendeln zwei von unseren vier wundervollen Kindern oft zwischen ihren getrennt lebenden Eltern hin und her. Als dann das erste von zwei gemeinsamen Kindern auf die Welt kam, war es für die beiden Großen gefühlsmäßig ein bisschen kompliziert. „Wer gehört wohin, wie ist wer mit wem verbunden, wo ist mein Platz und wie kann ich den finden, wo ist eigentlich oben und wo unten...?“Wir wollten ihnen diese Situation leichter machen und ihnen etwas zur „Eltern-Orientierung“ mitgeben. Aus dem Wunsch nach Klarheit und Halt ist die Idee der mapapus entstanden: ein Kuscheltier sollte es sein, ein Freund und Mitpendler, der sowohl Mama als auch Papa irgendwie gleichermaßen in sich trägt. Geliebte T-Shirts sind vertraut, versinnbildlichen uns, riechen nach uns und lassen sich hervorragend zusammennähen. Mein Ex-Partner (zum Glück begeistert!) steuerte eines seiner Shirts bei. Mamas und Papas wurden für das jeweilige Kind zusammengenäht, Zeichen von Zusammenhalt und Einheit und Liebe wurden gesetzt...und so erblickten die ersten mapapus das Licht der Welt!

Wer bestellt sich so einen mapapu?Unser erster Gedanke war eigentlich, dass wir die mapapus für Trennungskinder machen, weil das aus unserer eigenen Familiensituation entstanden ist. Als wir dann für ein trauerndes Kind einen mapapu aus der Kleidung seines verstorbenen Bruders genäht haben und erfahren durften, wie sehr wir dem Kind in seiner Trauerarbeit helfen konnten und nach wie vor helfen, haben wir uns selbst noch einmal ganz klar vor Augen geführt, wie viel Seelenheil so ein mapapu in die Welt bringen kann. Es war uns schlagartig klar, dass wir den privaten Bereich verlassen mussten, dass wir das Abenteuer „mapapus für alle“ wagen sollten. Inzwischen nähen wir 80-90% der mapapus für Trauerfälle. Wir haben aber auch schon öfters einen mapapu aus den T-Shirts von Freunden zusammengenäht, da es ein besonderes Tauf-Geschenk für die Eltern eines neugeborenen Babys sein sollte. Dem mapapu sind also zum Glück keine Grenzen gesetzt. Und es werden auch nicht nur mapapus für Kinder bei uns bestellt, ungefähr jeder zweite mapapu geht an einen Erwachsenen.

Wieso bekommt jeder mapapu eine eigene Geburtsurkunde?Uns war das ganz wichtig, dass jeder mapapu seine ganz eigene Geburtsurkunde erhält. In den meisten Fällen ist ein Mensch gestorben, an den wir uns gerne erinnern möchten. Wir können diesen Mensch natürlich niemals zurückbringen, aber mit der Geburt seines mapapus bringen wir ein kleines Stück von dem Verstorbenen in das Leben zurück. Und ich finde den Gedanken auch sehr wichtig, dass der mapapu eine ganz eigeständige Puppe ist und ein Neuanfang. Er wird zwar aus den Kleidungsstücken des Verstorbenen genäht, aber es ist wichtig, zu realisieren, dass er für sich alleine bestehen kann.

Wenn die Seele wackelt, kann ein mapapu erste Hilfe leisten.

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Was für eine Wirkung hat der mapapu?Meine Erfahrung zeigt mir, dass er unheimlich viel Trost spendet. Er macht etwas greifbar, was eigentlich total unbegreiflich ist – den Tod und den Verlust eines geliebten Menschen. Wenn du ein Foto anguckst, dann ist das etwas visuelles. Den mapapu kannst du aber auch anfassen und an ihm riechen. Du kannst ihn in den Arm nehmen oder ihm auch mal etwas auf die Rübe geben.

Hast du Angst davor, auch mal ein T-Shirt falsch zuzuschneiden?(lacht) Ja klar, jedes Mal! Mir ist das zum Glück noch nie passiert und ich weiß ja genau, was ich da tue, aber ich hab trotzdem jedes Mal Bammel davor, dass etwas passieren könnte. Ich glaube aber, dieses Gefühl vergeht auch nicht. Es gibt eben nur einen einzigen Versuch und da bin ich dann auch aufgeregt. Vielleicht ist das auch ganz gut so, dass steigert die Konzentration. Der Kopf des mapapus wird aus der T-Shirt-Schulter gemacht, für den habe ich theoretisch auf jeden Fall zwei Versuche.

Wie geht es dir persönlich mit den Erinnerungen an die verstorbenen Menschen?Meistens ist Hendrik am Telefon, da ich an der Nähmaschine sitze und die mapapus nähe. Ich rufe eigentlich nur bei den Leuten an, wenn ich noch etwas nachfragen muss oder wenn jemand mit mir persönlich sprechen möchte bezüglich der eingeschickten T-Shirts. Manchmal ist das Gespräch dann unglaublich traurig und es passiert auch, dass ich dann mitweinen muss. Aber auch wenn ich mit den Betroffenen mitweine, sind die Geschichten und Erinnerungen eine tolle Reise zu dem Leben des Verstorben. Ich bin wirklich dankbar und fühle mich sehr geehrt, wenn ich auf diese schöne Reise mitgenommen werde.

Woher weißt du, wie der mapapu am Ende aussehen soll?Also ehrlich gesagt, weiß der mapapu ganz von selbst, wie er genau aussehen möchte. Ich bin eigentlich nur ausführende Kraft. Ich gucke mir die T-Shirts an und dann weiß ich genau, wo welches Stoffstück hinkommt.

Wie viele mapapus schaffst du am Tag?Puh, das kann ich leider nicht genau sagen. Jeder mapapu hat seinen ganz eigenen Prozess und ein Tag ist auf jeden Fall zu kurz. Wir packen erst einmal das Paket mit den T-Shirts aus und dann überlegen wir, welche Stoffstücke wir ausschneiden und wie wir den mapapu zusammensetzen. Danach wird erst einmal das äußere Gewand liebevoll genäht. Wenn wir die Hülle haben, dann können wir unser Kuscheltier mit einem Innenleben füllen und ihm ganz zum Schluss dann noch ein paar Ohren annähen. Da wir im Moment wirklich unglaublich viele Aufträge haben, dauert ein mapapu in der Regel ca. zwei bis vier Wochen.

Habt ihr mit dem großen Andrang gerechnet?Wir wussten von Anfang an genau, dass das was wir da tun etwas Gutes ist. Wir sind selber einfach total überzeugt von unserem Produkt und wir haben gehofft, dass andere das genauso empfinden wie wir. Das die Idee so schnell so groß wird und wir in unserem Haus gerade mehr in mapapu-Land als zu Hause leben, hätten wir aber nicht gedacht (lacht).

Welche Charaktereigenschaften hat so ein mapapu?Also ein mapapu ist sanft und fröhlich und wenn er eine Zeichentrickfigur wäre, dann würde er hopsen! Außerdem kuschelt er unglaublich gerne und ein bisschen frech ist er auch. Der mapapu ist ein Kuscheltier, was einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern soll.

Wie ist das persönliche Feedback auf die mapapus?Wir bekommen fast bei jedem mapapu eine ganz liebe E-Mail oder eine Karte zugeschickt mit einem herzlichen Dankschön. Diese Briefe freuen uns natürlich sehr und das geht echt direkt ins Herz. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich weiß, dass ein mapapu zurück nach Hause kommt.

Wenn die Seele wackelt, kann ein mapapu erste Hilfe leisten. Für Kinder ist er nicht nur ein Trösterchen sondern, genäht aus den Lieblings-T-Shirts des geliebten Verstorbenen, eine wirksame Trauerhilfe. Aber auch Erwachsene geraten manchmal in See(len)-Not. Dementsprechend werden mapapus nicht nur aus Mamas und Papas T-Shirts gemacht. Den mapapu gibt es beispielsweise auch für verwaiste Eltern in Form eines mini-mapapus, gemacht aus den T-Shirts des Kindes. Oder für Erwachsene, die den Tod ihres Partners zu beklagen haben. Selbst bei spezifischen psychotherapeutischen Themen wie Innere-Kind-Findung oder aber auch bei der Verarbeitung eines Schwangerschaftsverlustes findet der mapapu seinen Einsatz. Ein mapapu aus symbolkräftigen, persönlichen Stoffen kann ein Stück weit helfen, die jeweilige Trauer zu verarbeiten. www.mapapu.de

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24 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 25

...UND DIE WELT STEHT STILL...

Das Hamburg Leuchtfeuer Konzert. Text Madita van Hülsen / Fotos Anemone Zeim

Die Glocken des Kirchturms läuten. Es ist 19:02 Uhr. Eigentlich beginnt das Benefiz-Konzert zugunsten des Hospizes von Hamburg Leuchtfeuer erst um 19.30 Uhr, aber bereits jetzt ist es brechend voll auf den gemütlichen Holzbänken. Der Hamburger Michel ist wunderschön beleuchtet, es riecht nach Winteranfang und die Menschenmassen nehmen kein Ende. Die Uhr zeigt 19:22 Uhr an und in acht Minuten soll die Veranstaltung beginnen, doch noch haben nicht alle Gäste einen freien Sitzplatz gefunden.

In all dem Gewusel erklingt plötzlich eine Stimme durch die Lautsprecher. Ein Mann bittet das gesamte Publikum noch einmal aufzustehen und erneut Platz zu nehmen: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, tun Sie mir bitte einen Gefallen, bevor Sie Ihren Platz neu einnehmen. Schauen Sie bitte einmal nach links und rechts und sollte dort noch etwas Platz frei sein, dann rücken Sie bitte noch etwas näher an Ihren Sitznachbarn heran, damit die anderen Zuhörer auch noch ein Plätzchen auf der Bank finden. Sonst können wir leider nicht mit dem Konzert beginnen, vielen Dank.“

Stefan Weiller ist ein frankfurter Journalist und Projektkünstler, der unter anderem mit seinem Kunstprojekt „Winterreise“ mit obdachlosen Menschen deutschlandweit auf sich aufmerksam machte. Dieses Benefiz-Konzert vom Hamburg Leuchtfeuer trägt den Namen „und die Welt steht still...“ und ist durch sein Konzept der „Letzten Lieder“ entstanden. Stefan Weiller ist zu Gesprächen in vier verschiedenen Hospize eingeladen worden und hat sterbenden Menschen folgende Frage gestellt: „Gibt es ein Lied, das für Ihr Leben steht, und welche Erinnerungen verbinden Sie damit?“ Er durfte von den Menschen erfahren, was ihnen in ihrem Leben und den bestimmten Lebensphasen besonders wichtig war, und um jedes Lied rankt sich eine ganz eigene und sehr persönliche Geschichte, wie das Publikum gleich erfahren wird.

Dieser Mann hat seine eigenen Erinnerungen mitgebracht.

Letzte Lieder und Geschichten von Menschen im Hospiz.

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26 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 27

Der Glockenturm schlägt 19:30 Uhr und jeder Gast hat sein Plätzchen gefunden. Im Moment wird auf den meisten Sitzplätzen noch wild geschnattert und die Zuschauer blicken zur Bühne und warten gespannt auf den Auftakt des Konzerts. Das Licht wird dunkler und im Hamburger Michel wird es still. Ein Pastor betritt die Bühne. Die Kulisse ist wunderschön und man kann die Ergriffenheit des Publikums spüren.

Bevor das Konzert losgeht, beginnt nun die Ansprache des Pastors zum Zyklus des Lebens in Verbundenheit mit dem Tod. Jetzt ist es so still in der St. Michaeliskirche, dass man sogar eine Stecknadel fallen hören könnte.

Er beginnt seine Rede mit den folgenden Worten: “Der Tod, das Leiden eines geliebten Menschen, wird in der heutigen Zeit an den Rand gedrängt. Sich mit dem Tod zu beschäftigen, bedeutet, sich darüber bewusst zu werden, dass das Leben endlich ist. Darum ist genau diese Zeit und der Umgang damit besonders wertvoll.“ Während seiner Rede sieht man in den Gesichtern der Zuschauer, dass jeder einzelne Gast hier im Raum seine ganz eigenen Erinnerungen mit sich herumträgt.

Schon beim ersten Lied schließen die ersten Zuhörer die Augen und lassen sich von der Harfe verzaubern. Eine bewegende Stimmung entsteht. Die Bildsprache der St. Michaeliskirche und die Akustik sind unbeschreiblich schön. Einige ältere Menschen versuchen trotz ihrer Beschwerden aufzustehen, um eventuell so einen noch besseren Blick auf die Opernsängerinnen und die Harfenspielerin zu erhaschen. Im Laufe des ersten Liedes verlassen immer mehr Menschen ihre Sitzplätze und stellen sich sanft und leise an die Balustrade. Sie wollen sehen, wer dort spielt und wer dort so zauberhaft singt.

Eine der Geschichten erinnert an einen Hospizbewohner, der sich das Lied „Christel von der Post“ gewünscht hat. Die Besucher wirken nicht bedrückt, es wird auch gelacht. Der Lebensausschnitt, den er Stefan Weiller erzählt hat und der nun von dem Vorleser vorgetragen wird, zaubert den Besuchern ein Lächeln auf ihr Gesicht.„Alle Sonntage setzte sich Papa ans Klavier, dann spielte er etwas, das er für Mozart hielt. Und wäre Mozart nicht schon tot gewesen, das Spiel meines Vaters hätte ihn umgebracht. Und wissen Sie, wie erbarmungslos eine Blockflöte sein kann? Ich schon, denn ich habe sie gespielt. Hatten wir besonderes Pech, dann fing Mama auch noch an zu singen. Zum Glück konnte sie besser backen als singen. Aber ihr Gesang, der grenzte an Körperverletzung. Ganz im Ernst: Es waren wundervolle Zeiten.“

Die Hörer sind ergriffen und gleichzeitig nachdenklich. Neben einigen Tränen kehrt dann das Lächeln zurück auf ihr Gesicht, als von einer älteren Dame erzählt wird, die so gerne Chips aß

und immer gerne daran zurückdachte, wie sie früher mit der Bahn schwarz gefahren ist als Elvis nach Deutschland kam. Die Rolling Stones fand sie eigentlich auch immer ganz gut, aber Elvis fand sie einfach am besten. Plötzlich ertönt der Song “Satisfaction” in der St. Michaelis Kirche. Ein Kichern geht durch die Bänke.

Danach betreten zwei junge Mädchen die Bühne und erzählen mit dem nächsten Song ein Stück vom Leben einer weiteren Hospizbewohnerin. Sie müssen zwischen acht und zehn Jahre alt sein und haben einen kleinen Blumenkranz im Haar. Sie werden von einem Pianisten am Klavier begleitet und singen „Major Tom“ von David Bowie.

„Es ist schon komisch, wenn einer zum Abschied zu Ihnen sagt: Wir besuchen dich nochmal. Bitte besucht mich nicht nochmal, besucht mich wieder! Das sind die Feinheiten, auf die Sterbende achten. Das Sie sterben müssen, dass merken Sie spätestens dann, wenn die Geschenke nicht mehr aus der Krempelabteilung sondern aus der Esoterikecke kommen. Und angesichts einer CD mit Wasserrauschen und Walgesängen darf ich jawohl ruhig mal nachfragen: Ihr schenkt mir Walgesänge? Etwa weil die auch bald ausgestorben sind, oder was? Ist denn das alles nicht schon deprimierend genug? Muss ich jetzt auch noch den Walen beim Singen zuhören? Es gibt eine ganz Industrie mit netten Sinnsprüchen und bemalten Steinen. Schrecklich! Mein Leben war weder zu lange noch zu kurz sondern eher so, wie das Leben eines Schlagzeugers: wild und auf den Punkt. Deshalb wünsche ich mir ein Schlagzeugsolo, das war immer das Tollste auf den Konzerten.“

Eine weitere Lebensgeschichte erzählt davon, dass Musik zwar etwas Wunderschönes ist, aber nichts im Gegensatz zu den wunderbaren Menschen, die man in seinem Leben so trifft. Und das auch die Stille etwas Schönes sei, wenn man es schafft sie auszuhalten. All die unterschiedlichen Geschichten erzählen in irgendeiner Art und Weise von der Liebe und Loyalität der miteinander verbundenen Personen, die im Hospiz durch diese gemeinsame schwere Zeit gehen. Auf den Holzbänken herrscht eine sensible und leise Stimmung. Man kann beobachten, dass viele Paare nach der Hand ihres Partners suchen, um sie an sich zu ziehen und im nächsten Moment ganz fest zu halten.

Und dann war da noch die Dame, die nach Hamburg zog und Hamburg als die größte Liebe ihres Lebens beschreibt. Jetzt wird das Publikum dazu aufgefordert, zusammen mit dem Chor das Lieblingslied dieser Dame zu singen. Der Text wird an der St. Michaeliskirche an die Wand projiziert und plötzlich kommt Ina Müller auf die Bühne, die von Johannes Örding an der Gitarre begleitet wird.

An de Eck steiht ´n Jung mit´n Tüddelband

An de Eck steiht ´n Jung mit´n Tüddelbandin de anner Hand ´n Bodderbrood mit Kees,wenn he blots nich mit de Been in´n Tüddel kümmtun dor liggt he ok all lang op de Neesun he rasselt mit´n Dassel op´n Kantsteenun he bitt sick ganz geheurig op de Tung,as he opsteiht, seggt he: hett nich weeh doon,ischa ´n Klacks för ´n Hamborger JungJo, jo, jo, Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun, ruck zuck övern Zaun,Ein jeder aber kann dat nich, denn he mutt ut Hamborg sien.An de Eck steiht ´n Deern mit´n Eierkorfin de anner Hand ´n groote Buddel RumWenn se blots nich mit de Eier op dat Plaaster sleitun dor seggt dat ok al lang “bum bum”.Un se smitt de Eiers un den Rum tosomenun se seggt “so’n Eiergrog den hebb ik geern”as se opsteiht, seggt se: “hett nich weeh doon,ischa´n Klacks för´n Hamborger DeernJo, jo, jo, Klaun, klaun, Äppel wüllt wi klaun, ruck zuck övern Zaun,Ein jeder aber kann dat nich, denn he mutt ut Hamborg sien.

Und so singen alle zusammen das Lied vom Jung mit´n Tüddelband und all die Geschichten und Lieder verbinden uns mit den Menschen und Ihren Lebensgeschichten. Durch die Bildsprache und die Musik konnte ein genaues Bild im Kopf des Publikums entstehen. Das Benefiz-Konzert zugunsten des Hospizes von Hamburg Leuchtfeuer in Zusammenarbeit mit Stefan Weiller war ein gelungener Abend mit tollen Erinnerungen, nachdenklichen Tränen, heiterem Lachen und dem, was bleibt: die Gefühle, die wir mit unseren Liebsten verbinden. Die Frage ist nicht, wie wir sterben, sondern wie wir leben.

In Erinnerung an alle Verstorbenen (Namen werden zum Schutz der Interviewpartner nicht veröffentlicht.)

Ina Müller und Johannes Örding singen das Lied vom Jung mit’n Tüddelband

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„Erinnerungsarbeit bringt die sichere Erkenntnis, dass der Verstorbene eine bedeutende Erfahrung in der Vergangenheit repräsentierte, die unauslöschliche Spuren in der seelischen Gegenwart des Hinterbliebenen zurücklässt.“ (Trauer & Beziehung, Hans Goldbrunner)

Foto : Carolin Bohn28 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 29

STILLSTAND IST DER TOD

Risiken und Nebenwirkungen von Erinnerungsarbeit

Es gibt einen guten Zeitpunkt für Erinnerungsarbeit. Die ideale Phase dafür beschreibt Hans Goldbrunner in „Trauer und Beziehung“ so: In der adaptiven Phase nähert sich der Trauernde wieder an die soziale Welt an. Ohne dass dadurch die verstorbene Person bedeutungslos wird. Dem Trauernden wird bewusst, dass mehr und mehr eine innere Distanz zum Verstorbenen aufbaut und den realen Verlust auch psychologisch als etwas Endgültiges annimmt. Gleichzeitig entwickelt sich die sichere Erkenntnis, dass vieles von ihm und an gemeinsamem Erleben „internalisiert“, ins Über-ich aufgenommen wird, wo es nicht mehr verloren gehen kann.“ Wir ergänzen das noch mit: Und es geteilt werden kann.

Erinnerungsarbeit in der falschen Phase kann aber auch gefährlich werden. Wir verstehen es als Verantwortung des Erinnerungsbegleiters, den für den Trauernden richtigen Zeitpunkt zu finden und genau zu wissen in welcher Trauerphase sich alle Beteiligten befinden. Die große Gefahr ist, in der Vergangenheit „hängenzubleiben“. Erinnerungen sollen immer prozessfördernd, als Auslöser für wiederkehrende Trennungserlebnisse wirken. Also immer wieder die Distanz zwischen dem Hier und dem Damals betonen. Ohne beides zu bewerten. Die Arbeit mit Erinnerungen soll „Erinnerungsstück-Altare“ auflösen und die Erinnerungen in den Alltag integrieren. Erinnerungen sollen die Trauernden nicht wie Bleigewichte beschweren. Sie sollen sich eher wie ein spontaner Ausflug ins Ungewisse mit ein, zwei überraschenden Regenschauern anfühlen. Wir sehen aktuell fünf große Gefahren, wenn man zu früh mit der Erinnerungsarbeit beginnt:

Eins: Gefahr der Selbstaufgabe und RealitätsfluchtVerena Kast schreibt dazu in „Trauer“: Akute Trauer ist ein Indiz dafür, dass die trauernde Person noch nicht sicher ist, ob mit dem realen Verlust nicht auch nicht die seelische Repräsentanz ausgelöscht wird. Die Internalisierung von Merkmalen des Verstorbenen gleicht dessen äußeren Verlust bis zu einem gewissen Grade aus und verstärkt somit das Gefühl der inneren Bindung und der Unabhängigkeit vom Verstorbenen. Dieses Phänomen lässt den Trauernden das Leben seines Verstorbenen weiterführen. Was aktiv klingt, ist in Wirklichkeit ein Zeichen für Stillstand, für Festklammern und nicht-wahrhaben-Wollen. Der Trauernde würde sich in jedem Erinnerungsstück, das als Prozessbegleiter gedacht ist, festkrallen.

Zwei: Gefahr der ÜberreizungDazu kommt, dass der Trauernde in den

Anfangsphasen zuviel inneren Lärm im Sinne von Wut und Ohnmacht spürt, um in sich selbst hineinhören oder sich gar spüren zu können. Trauer in dieser frühen empfindungslosen Phase ist eine Überwältigung von einem zu starken Gefühl, mit dem nicht umgegangen werden kann. Besonders bei frisch traumatisierten Menschen, die auf Geräusche, Gerüche und Situationen getriggert sind wäre es fatal eine Zeitreise, egal in welcher Form, anzubringen.

Drei: Der ErinnerungsdruckBarbara Pechl-Eberhard schreibt in ihrem Buch über ihren Eindruck der Beileidskarten, die nach dem Tode gerne verschickt werden mit dem Text: „Die Toten leben weiter in unserer Erinnerung“, dass vielen Trauernden dieser Spruch keine große Hilfe sei. Im Gegenteil, sie fühlen Druck und sehen sich sogar auf subtile Weise dafür verantwortlich gemacht, den Verstorbenen durch konstante Erinnerungsarbeit am Leben zu erhalten. Barbara Pechl-Eberhard nennt es „eine Art gedankliche Mund-zu-Mund-Beatmung“. In einem so frühen Stadium ist eine Erinnerungsarbeit eher mit Vorsicht zu genießen, wenn das Gefühl aufkommt, es könnte den Trauernden daran hindern, seinen eigenen Weg frei fortzusetzen, ohne allzu sehr auf die Vergangenheit zu schielen. Niemand lebt in der Erinnerung weiter. Aber wer nicht erinnert wird, ist für immer tot.

Vier: Die große SchuldfrageSchuld. Insbesondere bei länger anhaltender Trauer erinnert sich der Trauernde an vieles, was er mit dem Verstorbenen gemeinsam erlebt hat. An die unerfüllten Wünsche und Erwartungen, die noch realisierbar gewesen wären, wenn der Verstorbene noch leben würde. In der Fantasie werden Erinnerungen überbewertet erlebt. Angesichts der Tatsache, dass die Beziehung endgültig beendet ist, scheint die gemeinsame Vergangenheit alles zu

vereinen, während das, was im Hier und Jetzt passiert, zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpft. Im Gegensatz zur sinnentleerten Gegenwart, in der alle Beziehungen nur sinnvoll erscheinen, solange sie die Trauer unterstützen und nicht auf Normalität bestehen, erinnert sich der Trauernde noch einmal an die schönen gemeinsamen Stunden und erlebt sie vielleicht noch intensiver als sie in der Realität gewesen sind. Er fühlt sich schuldig weil er glaubt mehr erhalten als gegeben zu haben. Er malt sich innerlich nicht mehr realisierbare Zukunftspläne aus, die er mit dem Verstorbenen hätte gemeinsam realisieren können. Gleichzeitig lassen sich aggressive Gefühle beobachten.

Fünf: Uneinigkeit in der Erinnerung bei PaarenErinnerungen sind ein loses Gebilde aus Fakten und Fiktion. Sie sind immer subjektiv. Es kann also passieren, dass in der Gruppe zwei Trauernde sich über eine Erinnerung für ein und denselben Menschen uneins sind. Jeder weiß aus Erfahrung, wie sehr die Erinnerungen selbst einander nahestehender Menschen an dasselbe Ereignis divergieren. Aber das autobiografische Erinnern muss gar nicht die „wirklich wahre Geschichte“ sein. Es ist zunächst und vor allem eine sehr persönliche, intime Sache. Und dabei geht es letztlich um eine Form des Gefühlsmanagements mithilfe von Erinnerungen. Hier gelten natürlich beide Versionen. Das Leben ist ein Kaleidoskop aus Perspektiven.

Dennoch: Sich zum richtigen Zeitpunkt an den Verstorbenen zu erinnern kann einen psychologisch wertvollen Teil der Trauerbewältigung darstellen und für das Verarbeiten der vorangegangen Ereignisse von großer Bedeutung sein.

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30 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 31

EIN BILD VON DER TRAUER Carolin Bohn (33) ist Fotografin in Berlin und belebt eine

alte Fotografentradition wieder: Sie lichtet Menschen in Trauersituationen ab, dokumentiert Beerdigungen und den verlassenen Wohnraum der Verstorbenen.

Diese Fotos sind Erinnerungsstücke ganz besonderer Art. Zum einen würdigen sie das Lebensereignis Tod als erinnerungswertig, zum anderen spiegelt kaum etwas die Persönlichkeit so wieder wie die Bilder an der Wand, der gedeckte Tisch im Wohnzimmer, die Aufstellung der Hausschuhe oder wie die Handtücher zusammengelegt sind. Solche Aufnahmen sind für die Angehörigen stark mit Emotionen behaftet. Auch wenn sie es im ersten Moment nicht wahrnehmen, wirkt es - gerade bei engen Verwandten - identitätsstiftend und tröstend im Trauerprozess.

Der Leichenschmaus ist der Höhepunkt einer jeden Beerdigung. Foto: Carolin Bohn

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32 / ERINNERUNGEN IN DER TRAUERBEGLEITUNG ERINNERUNGEN IN DER TRAUERARBEIT / 33

“Die Bestattung ist ein Lebensereigniswie eine Hochzeit oder eine Taufe. Sie verdient auch einen Platz im Familienalbum.”

“Ich möchte damit auch eine alte Tradition zum Leben erwecken, in der diese besonderen Bilder in die Erinnerungskultur von Familien einziehen, zum Beispiel in deren Familienalbum.“

„In der Bestattungs- und Trauerfotografie finde ich Menschen, die durch die Trauer sehr echt und in ihrer Liebe sind.

Die Trauer nimmt ihnen die Maske ab. Dadurch werden sie verletzlich und zugleich sehr schön. Meine Arbeit empfinde ich als wichtig, denn die Fotografie bewahrt als Andenken, was durch die Veränderungen nach dem Tod bald fort ist.

Ähnlich wie eine Hochzeit ist eine Bestattung für eine Famlie ein wichtiges Lebensereignis und hat es verdient, dokumentiert zu werden. www.carolinbohn.de

“Die Trauer nimmt den Menschen die Maske ab.”

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DAS MONSTER IM KOPF

Wie ist das mit den schlimmen Erinnerungen?, werden wir oft gefragt. Soll man ihnen nun eine Bühne geben, auch wenn es sich schmerzhaft anfühlt, oder sollte man den Trauernden davor schützen? Es ist nicht einfach zu beantworten. In der Trauerbegleitung ist es sicherlich wichtig, sich nicht nur der Harmonie hinzugeben, sondern auch über traumatische Erlebnisse, Wut und Konflikte zu sprechen. Dieser Prozess muss durchaus begleitet werden. Es sollte jemand da sein, mit dem man über bedrohliche Bilder sprechen kann. Insgesamt ist es ein guter Weg, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Ob ein kreatives Erinnerungsstück für schlechte Erinnerungen geeignet ist bleibt der Situation überlassen. Vielleicht muss es eins sein, das die schlimmen Erinnerungen vereint und das man dann vergräbt, um sie einfach loszuwerden. Vielleicht stärkt der Trauerprozess aber auch soweit, dass man in der Lage ist, ein Album mit schlimmen Erinnerungen zu besitzen und sich damit auseinanderzusetzen.

Fakt ist, die Dauer, die Art der Trauer und sogar das Gelingen der Trauer hängt davon ab in welcher Weise die Konflikte zwischen Angehörigen und Verstorbenen stattgefunden haben. Die Schuldgefühle sind wesentlich geringer, wenn die Kommunikation zwischen beiden gut war, richtig Abschied genommen wurde und Probleme noch miteinander besprochen werden konnten. Wenn die Schuldgefühle nicht zu stark sind, dehnt sich die Trauerperiode auch nicht unbegrenzt aus. Wer allerdings seine Probleme mit dem Verstorbenen vor dessen Tod nicht aufarbeiten kann, der wird sich nachher mit seinen Schuldgefühlen herumschlagen müssen, mit seinen Aggressionen, die noch den Toten betreffen und dem Verstorbenen gegenüber seltsam ins Leere gehen.

Trauerarbeit mit schlimmen Erinnerungen

Es gibt immer einen oder zwei Notausgänge aus den eigenen Erinnerungen.

Aus der Psychotherapie gibt es in diesem Zusammenhang eine klare Ansage: Sigmund Freud entwickelte das Konzept des „Wiederholungszwanges“. Er verstand darunter die Tendenz eines Menschen immer wieder zu den Erinnerungen zurückzukehren, die negativ besetzt sind. Einen Grund dafür sah er darin, dass wir die ungelösten Konflikte, Enttäuschungen und nicht erreichten Ziele weiter „bearbeiten“ wollen: Immer wieder versuchen wir, auch weit zurückliegende Verletzungen und Niederlagen aufzuarbeiten und sie vielleicht doch noch zu überwinden oder wenigstens so zu interpretieren, dass wir damit leben können und sie uns nicht weiter behindern. Diesen Faden nehmen heute vor allem die Psychologen auf, die sich der Analyse der „Lebenserzählungen“ in der narrativen Psychologie widmen. Weil die selbstdefinierenden Erinnerungen unsere Identität und unser Selbstbild sehr stark bestimmen und wie ein roter Faden eine Kontinuität in unserer Lebenserzählung erzeugen, lohnt es sich, sich bewusst und gezielt mit dem eigenen „Album“ an Erinnerungen auseinanderzusetzen – auch mit den weniger schönen. Alles, was wir erlebt haben, prägt sich uns ein. Die Fähigkeit des Erinnerns erlaubt uns, mit zeitlichem und emotionalem Abstand noch einmal auf uns selbst in einem Geschehen zu schauen. Es liegen unendliche Möglichkeiten der Erkenntnis darin verborgen. Was wir wirklich haben, ist Erinnerung. Was wir daraus machen, liegt bei uns.

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DAS GUTE VERGESSEN

Wir haben unheimliche Angst vor dem Vergessen. Vergessen ist in der Gesellschaft ein Zeichen von Schwäche, von Kontrollverlust. Vergessen verursacht Unzuverlässigkeit und kann sich bis zur Krankheit steigern. Vergesslichkeit nervt. Dabei ist das einer unserer größten Gedächtnispartner.

Wir vergessen viele Fakten. Wie hieß noch mal der Ort, an dem wir damals Urlaub gemacht haben? Der süße Englischlehrer aus der fünften Klasse? Die ehemalige Klassenkameradin, die man zufällig an der Kasse trifft? Man kann sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Und das ist ein sehr wichtiger Prozess, denn das Vergessen hilft uns, Unwesentliches vom Wesentlichen zu trennen.

Die meisten Bilder verschwinden einfach weil sie nicht so wichtig sind. Das Gehirn optimiert so seine Informationsverarbeitung. Optimieren heißt: nicht zu viel mitzuschleppen, sich von Überflüssigem befreien. Das Grundmotiv ist die schnelle Informationsverarbeitung. Je weniger zur Auswahl steht, desto schneller findet man die Information, die benötigt wird. Auch Abstraktion ist ein Prozess der Komplexitätsreduktion und dient der Beschleunigung der Informationsverarbeitung. Festgehalten wird nur, was eine Bedeutung hat und auf der Bühne unseres inneren Lebenstheaters wichtig ist. Vergessen ist lebenswichtig. Wer nicht vergessen kann, ist auch nicht fähig zu leben.

Das Team um Professor Pöppel hat festgestellt, dass die erinnerten Bilder mit der Zeit an Leuchtkraft, Farbigkeit und Kontur verlieren. Ein Bild, das man 20 Jahre in sich trägt, ändert sich in seiner Klarheit allerdings nicht mehr. Man könnte also sagen: Eine Erinnerung ist zunächst bildlich verfasst, hat aber auch eine Verbindung auf einer abstrakten Ebene. Durch seine Bedeutung für den Einzelnen erhält es eine andere neuronale Repräsentation.Ein gutes Bild definiert sich durch das, was es nicht zeigt. Die Erinnerung begnügt sich mit dem, was da ist und schreibt daraus die Geschichte eines Lebens. Sie entscheidet nicht über Leben und Tod. Auf der konzeptionellen Ebene ist das Erinnern eher in gewisser Weise ein Wiedererleben der Vergangenheit. Aber ohne Erinnerung bleibt nur der Tod.

Vergessen ist besser als sein Ruf

Frühkindliche Erinnerung: Berkis Grabstein, von Anemone 1986

Wir möchten uns bei einigen lieben Menschen bedanken, die uns im letzten Jahr und vor allem bei dieser Arbeit sehr unterstützt haben. Arian und Stefan, die unsere verrückten Ideen ohne einen Zweifel mitleben und mitlieben, Jen & Hendrik für jedes einzelne mapapu auf der Welt, Silke Bach für die tiefen Einblicke in die Mutti-Kiste, Carolin Bohn für ihre wunderbare Trauerfotografie, Ayse & Mavi für die Tränen, das Lachen und das Bild, Mareike Fuchs von Hamburg Leuchtfeuer Hospiz für den wunderschönen Abend im Michel, Andrea von Legat für alles, was sie uns in ihrer unvergleichlich liebevollen Strenge mitgegeben hat, Heiner Schomburg für die vielen kleinen Lichtblicke und Einblicke in den Bestatterberuf und unsere gesamte Trauergruppe. You rock, girls.

Anemone Zeim & Madita van Hülsen

LETZTE WORTE

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Impressum

Herausgeber: Vergiss Mein Nie - van Hülsen Zeim GbR Eimsbütteler Chaussee 79 20259 [email protected]

Chefredaktion / Redaktion / V.i.S.d.PMadita van Hülsen und Anemone Zeim

Art Direktion / Fotografie (Soweit nicht anders angegeben)Anemone Zeim

Erstausgabe Publiziert im Dezember 2014

QUELLENLiteratur

Hans Goldbrunner: Trauer und Beziehung 1996

Verena Kast: Trauern 2001

Daniel Kahnemann: Schnelles Denken, langsames Denken 2012

Harald Welzer: Das kommunikative Gedächtnis - eine Theorie der Erinnerung 2011

Jorgos Canacakis: Ich sehe deine Tränen 2011

Barbara Pachl-Eberhard: Warum gerade Du? 2014

Psychologie Heute: Ernst Pöppel im Gespräch 09/2011

Psychologie Heute: Nostalgie - Warum ein bisschen Wehmut uns gut tut 09/2014

Psychologie Heute: Du bist, woran du dich erinnerst 09/2012

Geo Wissen: Vom guten Umgang mit dem Tod Nr 51 10/2013

Links

www.mapapu.de Die Mama-Papa-Puppe

www.und-die-welt-steht-still.de Über das Kunstprojekt von Stefan Weiler

www.carolinbohn.de Die Trauerfotografin Carolin Bohn

www.vergiss-mein-nie.de Die Agentur für Erinnerungen und Trauerkommunikation