38
Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss-Darstellung (1998) Präsentation starten

Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Text

Titel

Projekt Theodor Heuss – Juli 2004

Hans-Ulrich Wagner

Zeitgenössische Heuss-Darstellung (1998)

Präsentation starten

Page 2: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Kindheit und Jugend1884 - 1902

1/37

Schwäbische Herkunft

Theodor Heuss wurde am

31.1.1884 als Sohn von Louis und

Elisabeth Heuss in Brackenheim,

nahe Heilbronn, geboren.

Page 3: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Kindheit und Jugend1884 - 1902

2/37

Kindheit in abseitigem Oberamtsstädtchen

„Brackenheim war damals ein

abseitiges Oberamtsstädtchen

von etwa 1500 Einwohnern,

ohne Bahnverbindung, ohne

Industrie, mit rein ländlichem

Charakter.“

„Mein Vater hatte das

Straßenwesen des Bezirks

unter sich und war viel

unterwegs.“

Heuss‘ Geburtshaus

Page 4: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Kindheit und Jugend1884 - 1902

3 /37

Jugend in Heilbronn

Nach dem Umzug der Familie nach Heilbronn im Jahre 1890 trat

Theodor 1892 in das dortige Karls-Gymnasium ein, wo er 1902

sein Abitur ablegte.

Abiturklasse

Page 5: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Kindheit und Jugend1884 - 1902

4 /37

Geistige Prägung durch Schule und Familie

„Der geistige und seelische Einfluss des Elternhauses ist für

mich unendlich viel wichtiger gewesen als die Schule.“ Von früh

an fördert der Vater das politische Interesse seiner Söhne und

unterstützte Freizeitaktivitäten wie Dichten, Zeichnen, Wandern,

Turnen und Tanzen.

Die Schule habe er „nie ernst genommen“. Dennoch verteidigt

Heuss später das humanistische Gymnasium: „Golgatha, die

Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das

Abendland geistig gewirkt, man darf alle drei, man muß sie als

Einheit sehen.“

Page 6: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Studium und Beruf1803 - 1918

1902 begann Theodor Heuss in München das Studium der

Staatswissenschaften und der Nationalökonomie, das er 1905

mit dem Doktorgrad abschloss (Dissertation über Weinbau und

Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar).

Schon während der Schulzeit schrieb er Texte und Artikel. 1902

wurde erstmals einer seiner Aufsätze in der „Neckar-Zeitung“

veröffentlicht. Ebenfalls bereits in den letzten Schuljahren lernte

er die Zeitschrift „Die Hilfe“ kennen.

5 /37

Studium in München

Page 7: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Studium und Beruf1803 - 1918

Heuss begeisterte sich für den Herausgeber von „Die Hilfe“,

Friedrich Naumann, einen evangelischen Pfarrer und liberalen

Sozialreformer, dessen charismatische Ausstrahlung ihn

faszinierte.

6 /37

Erste journalistische Tätigkeiten

1905 zog Heuss nach Berlin, wurde

Redaktionsmitglied bei „Die Hilfe“ und

übernahm ab 1907 die politische Redaktion.

So wurde er einer der engsten Mitarbeiter

von Naumann.

Vor der Reichstagswahl 1907 setzte sich

Heuss dafür ein, Friedrich Naumann als

Kandidaten in Heilbronn aufzustellen.

Naumann wurde Abgeordneter des

Reichstags.

Page 8: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Studium und Beruf1803 - 1918

In Naumanns Ideenwelt sah Heuss die

entscheidenden Ansätze für

fortschrittliche bürgerliche Politik.

„Naumann war kein Mann, dem es

genügen mochte, seine Erkenntnisse und

Lehren vorzutragen, [...] er war getragen

von einer inneren Leidenschaft zur

schöpferischen Arbeit. [...] Er gab nicht

immer die glatten Lösungen, aber er

entließ uns so, daß wir alle reicher

geworden waren.

7 /37

Friedrich Naumann

Page 9: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Studium und Beruf1803 - 1918

Im Hause Naumann lernte Heuss 1905 die

Straßburger Professorentochter Elly Knapp

kennen, wie er eine begeisterte Anhängern

von Naumann.

„Sie ist ein kluges und fröhliches Mädchen

und mit einem Fond von Persönlichkeit,

Wille, Kraft, Frische ausgestattet, der

überaus wohltuend weiterwirkt.“

8 /37

Elly Heuss-Knapp

1908 heirateten Heuss und Elly Knapp in Straßburg. Sie wurden

getraut von Albert Schweitzer, der zum Freundeskreis von Elly

Knapp gehörte.

1910 wurde der Sohn Ernst Ludwig geboren.

Page 10: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Studium und Beruf1803 - 1918

1912 zog die junge Familie nach Heilbronn,

wo Th. Heuss bis 1917 die Chefredaktion

der „Neckar-Zeitung“ übernahm, ab 1913

auch die Redaktion der politischen

Zeitschrift „März“.

Er verfehlte den Einzug in das

Württembergische Parlament.

1918 zog die Familie nach Berlin, da sich

Heuss dort neue berufliche und politische

Perspektiven öffneten.

9 /37

Journalist in Heilbronn

Page 11: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Der überzeugte Demokrat verfolgte

das politische Geschehen in der

jungen Republik zunächst als

außenstehender Kommentator.

Heuss war Schriftleiter der

politischen Zeitschriften „Deutsche

Politik“ (1918 – 1922) und „Die

Deutsche Nation“ (1923 – 1926).

Daneben publizierte er zahlreiche

Artikel und verfaßte mehrere

Bücher.

10 /37

Publizistische Tätigkeiten in der Weimarer Republik

Page 12: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Als Gegner des Nationalsozialismus hat

sich Heuss mit Hitlers „Mein Kampf“ sowie

weiteren nationalsozialistischen Schriften

intensiv auseinandergesetzt. Hieraus

entstand die Studie „Hitlers Weg“ (11931; 81932; Übersetzungen in verschiedene

Sprachen).

11 /37

Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Page 13: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Die Gefährdung durch Hitler und seine Partei hatte Heuss

zunächst unterschätzt. Wie andere Zeitgenossen meinte er, man

könne Hitler und den Nationalsozialismus sich in der

Regierungsverantwortung abnutzen lassen. Auch glaubte

Heuss, dass Hitler „aus seiner Natur heraus an die

Voraussetzungen des demokratischen Betriebes gebunden“ sei.

Die prinzipielle Andersartigkeit der NSDAP im Vergleich zu

anderen Parteien wurde Heuss nicht bewusst. In einer späteren

Beurteilung seines Hitler-Buches begründete er seine

Fehleinschätzung folgendermaßen: „ [...] weil unsere an sich so

wohlbürgerliche Erziehung uns nicht befähigt, mit der Phantasie

soviel sinnlose und dumme Brutalität geschichtlich für möglich

zu halten“.

12 /37

Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Page 14: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Nach mehrjährigem Engagement als Kommunalpolitiker in Berlin

gelingt Heuss 1924 der Einstieg in die „große Politik“. Im dritten

Anlauf wird er in den Reichstag gewählt, dem er 1924 - 1928

und 1930 - 1932 als Abgeordneter der linksliberalen Deutschen

Demokratischen Partei (DDP) angehört.

Im Reichstag erlebt Heuss den Niedergang der demokratischen

und insbesondere liberalen Parteien mit. 1933 zieht er für die

DDP-Nachfolgeorganisation, die Deutsche Staatspartei, erneut

in den Reichstag ein. Diese erhält lediglich noch 0,9 % der

Wählerstimmen.

13 /37

Mitglied des Deutschen Reichstags

Page 15: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Verhandlungen des Reichstags, 5. Wahlperiode, Bd. 446. Rede

von Heuss am 11. Mai 1932.

„Herr Dr. Goebbels, ich vertrete hier meine Auffassung, ... und

Sie haben einmal einen Augenblick die Freundlichkeit, Ihr

erregtes Getue zu mäßigen, soweit Ihnen das möglich ist. Ich

werde mir nachher das Vergnügen machen, mich auch mit Ihnen

noch etwas zu unterhalten. Aber Sie müßten eigentlich wissen,

daß Ihnen für diese Reichstagssession in toto ein anständiges,

manierliches und biederes Verhalten zur Auflage gemacht

worden ist. [...] Ich möchte Sie deshalb bitten, diese Anweisung

auch während meiner Rede mitzuberücksichtigen.“

(Erneute Heiterkeit in der Mitte und bei den Sozialdemokraten)

14 /37

Heuss und die Nationalsozialisten im Reichstag

Page 16: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Mit der Forderung nach anständigem Verhalten setzte sich

Heuss gegen die Polemik der Nationalsozialisten im Reichstag

zur Wehr. Vom Dritten Reich erwartete er, dass seine

Ausstattung „aus einem Großausverkauf von neulackierten und

aufgeputzten Ladenhütern der wilhelminischen Epoche bezogen

sein“ werde. Hiervon, so Heuss, „haben wir, denke ich, genug

gehabt.“  Mit Göring, der tags zuvor Reichskanzler Brüning

Bismarck als Vorbild empfohlen hatte, hätte er gern etwas

Geschichte treiben wollen. „Nach welchem Geschichtsbuch hat

eigentlich Herr Göring Bismarcksche Zeit gepaukt“? Er erwähnte

die Unterdrückung der katholischen Kirche und der

Sozialdemokratie unter Bismarck und wies auf die Tragik der

Bismarckschen Innenpolitik hin, dass er „die Kräfte des Volkes

selber nicht an die staatliche Verantwortung herangeführt“ habe.

15 /37

Heuss und die Nationalsozialisten im Reichstag

Page 17: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Heuss kritisierte den Rassenwahn der Nationalsozialisten wie

auch die Autarkiebestrebungen. Wer dieses fordere, müsse

gleichzeitig den Mut aufbringen, auszusprechen, dass dann die

Aufgabe gestellt ist, den Hunger weiterer Millionen in

Deutschland zu organisieren. Wer Autarkie fordere, verzichte

gleichzeitig auf den besten Rohstoff, den Deutschland besitze,

das Hirn der Erfinder, die Ausbildung der Menschen, die

Zuverlässigkeit des deutschen Facharbeiters.

Bei aller Schärfe der Auseinandersetzung blieb Heuss im Ton

moderat. Seine ironischen, geistreichen und in geschliffener

Rhetorik vorgetragenen Bemerkungen führten häufig zu

Heiterkeit im Plenum, eine Seltenheit in dieser Zeit, die geprägt

war durch die Polemik radikaler antidemokratischer Kräfte.

16 /37

Heuss und die Nationalsozialisten im Reichstag

Page 18: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

„Jeder von uns, der als Publizist oder als ‚Politiker‘ zu

Entscheidungen gezwungen war, die er später bedauerte, hat

Dummheiten gemacht. Doch dieser Begriff ist zu schwach für die

Zustimmung zu diesem Gesetz. [...] Ich wusste schon damals,

daß ich dieses ‚Ja‘ nie mehr aus meiner Lebensgeschichte

auslöschen könne.“

Heuss 1967 im Rückblick auf seine Zustimmung zum

„Ermächtigungsgesetz“

17 /37

Heuss und das „Ermächtigungsgesetz“

Page 19: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Im März 1933 beschloss der Reichstag mit Unterstützung der

bürgerlichen Parteien das sogenannte „Ermächtigungsgesetz“.

Dieses ermöglichte es Hitlers Regierung vier Jahre lang ohne

Zustimmung des Reichstags Gesetze zu erlassen und stellte

somit einen Ausgangspunkt der Nazi-Diktatur dar.

Heuss beugte sich der Mehrheit in seiner Fraktion, die dem

Gesetz geschlossen zustimmte. Grundlage dieser Entscheidung

war die Überzeugung, durch die Legalisierung des NS-Regimes

den Terror auf den Straßen zu beenden sowie die taktische

Überlegung, den demokratischen Parlamentariern dadurch

Einflussmöglichkeiten zu erhalten. Dies wird sich später als

eklatante Fehleinschätzung herausstellen.

18 /37

Heuss und das „Ermächtigungsgesetz“

Page 20: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

19 /37

Rückzug aus der Politik

Ausschluss aus dem

Reichstag

Page 21: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Während der Weimarer Republik1919 - 1933

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Heuss

sein Reichstagsmandat aberkannt, da er auf Vorschlag der

verbotenen SPD gewählt worden sei. Die Deutsche Staatspartei

hatte sich bereits zuvor selbst aufgelöst. Die Möglichkeiten zur

publizistischen Arbeit wurden stark eingeschränkt, seine Bücher

teilweise indiziert und bei der „Reichskristallnacht“ verbrannt.

20 /37

Rückzug aus der Politik

Page 22: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Im Dritten Reich1934 - 1944

Während der NS-Herrschaft lebte Heuss zurückgezogen in

Berlin, später nahe Heidelberg. Zunächst konnte er noch unter

einem Pseudonym in der Presse politische Texte veröffentlichen,

später war ihm auch dies nicht mehr möglich.

In dieser Zeit machte er sich als Verfasser großer Biografien

einen Namen. Unter anderem schrieb er über Robert Bosch und

Friedrich Naumann. Den Lebensunterhalt sicherte derweil seine

Frau Elly Heuss-Knapp als Werbetexterin.

21 /37

Innere Emigration

Page 23: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Politischer Wiederaufbau1945 - 1949

Nach den Neugründungen liberaler Parteien in allen

Besatzungszonen scheiterte 1947/48 der Zusammenschluss der

liberal demokratischen Verbände zur Demokratischen Partei

Deutschlands (DPD) an der zunehmenden

Auseinanderentwicklung von Ost- und Westzone.

Am 11./12. Dezember 1948 kam es nach einigen Debatten über

die Namensgebung und die politische Ausrichtung zur

Neugründung der Freien Demokratischen Partei (FDP). Theodor

Heuss wurde zum Vorsitzenden der Partei gewählt.

22 /37

Wiederaufbau der liberalen Parteien

Page 24: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Politischer Wiederaufbau1945 - 1949

Im Juli 1948 wurde der Parlamentarische Rat als

„verfassungsgebende Versammlung für einen danach zu

gründenden deutschen Staat“ einberufen. Als Mitglied des

Baden-Württembergischen Landtags wurde Heuss dorthin

entsandt. Nicht zuletzt das Vertrauen des Rats-Vorsitzenden

Konrad Adenauer ermöglichte Heuss eine maßgebliche

Beteiligung am Entwurf des Grundgesetzes, welches schließlich

am 23. Mai 1949 in Kraft trat.

23 /37

Der Parlamentarische Rat

Page 25: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

Obwohl Heuss einer Kandidatur zum Amt des

Bundespräsidenten skeptisch gegenüberstand und auch seine

Frau Elly zunächst der Meinung war, dass ein „jüngeres Paar“

für diesen Posten besser geeignet sei, ließ sich Heuss aufstellen

und setzte sich bei der Wahl der Bundesversammlung am 12.

September 1949 im zweiten Wahlgang gegen die Kandidaten

Kurt Schumacher (SPD) und Rudolf Amelunxen (Zentrum)

durch.

Adenauer bereitet der CDU-FDP-Regierungskoalition durch

diese Wahl den Weg. Innerparteiliche Kritik, etwa, dass Heuss

nicht kirchenfreundlich genug sein, räumt er beiseite mit dem

Hinweis auf Heuss fromme Frau – „das genügt.“

24 /37

Wahl zum Bundespräsidenten 1949

Page 26: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

Das Präsidentenamt in der jungen Bundesrepublik verstand

Heuss so, dass es „den Sinn hat, über den Kämpfen, die

kommen, die nötig sind, die ein Stück des politischen Lebens

darstellen, nun als ausgleichende Kraft vorhanden zu sein“.

Er wollte jedoch „nicht bloßer Repräsentationsonkel sein,

sondern [...] bedacht bleiben, Würde mit Einfachheit, Klugheit

und Festigkeit zu verbinden.“

Zu seinen Haupttätigkeiten zählten Reisen, darunter

Staatsbesuche, zu Beginn vor allem in die einzelnen

Bundesländer, sowie eine Vielzahl von Reden.

25 /37

Heuss‘ Selbstverständnis als Präsident

Page 27: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

ö

26 /37

Das Verhältnis von Heuss und Adenauer

Der überraschende Vorschlag

„Wer schlägt den Bundeskanzler vor...

Ich schlage den Bundeskanzler vor...

Herr Bundeskanzler!“

Page 28: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

27 /37

Staatsbesuch in Freiburg 1950

Page 29: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

„Deutschland braucht Europa, aber Europa braucht auch

Deutschland. Wir wissen es im Geistigen: Wir sind in der

Hitlerzeit ärmer geworden, als uns die Macht des Staates

vor dem Leben der Völker absperrte. Aber wir wissen auch

dies: Die anderen würden ärmer werden ohne das, was

Deutschland bedeutet. Wir stehen vor der großen Aufgabe,

ein neues Nationalgefühl zu bilden. Eine sehr schwere

erzieherische und erlebnismäßige Aufgabe, dass wir nicht

versinken und steckenbleiben in den Ressentiments, in das

das Unglück unseres Staates viele gestürzt hat, und dass

wir nicht ausweichen in hochfahrende Hybris, wie es ja nun

bei den Deutschen oft genug der Fall war.“

28 /37

Wichtige Reden: Auszug aus der Antrittsrede vom 12. Sep-tember 1949

Page 30: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

„Es hat keinen Sinn, um die Dinge herumzureden. Das

scheußliche Unrecht, das sich am jüdischen Volk vollzogen hat,

muss zur Sprache gebracht werden in dem Sinne: Sind wir, bin

ich, bist du schuld, weil wir in Deutschland lebten, sind wir

mitschuldig an diesem teuflischen Verbrechen? ... Man hat von

einer »Kollektivschuld« des deutschen Volkes gesprochen. Das

Wort Kollektivschuld ... ist aber eine simple Vereinfachung ...

Aber etwas wie eine Kollektivschuld ist aus dieser Zeit

gewachsen und geblieben. ... Ich weiß: das, was ich hier sagen

werde, wird manche Leute ärgern ... Wir dürfen nicht einfach

vergessen, dürfen auch nicht Dinge vergessen, die die

Menschen gerne vergessen möchten, weil das so angenehm

ist.“

29 /37

Wichtige Reden: Mut zur Liebe, 7. Dezember 1949

Page 31: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als erster Bundespräsident1949 - 1959

Die bei Theodor Heuss nie ausgehende Zigarre regte oft zu

Schätzungen und Kalkulationen über seinen täglichen Konsum

an, und man hätte eben zu gern die genaue Anzahl gewusst. Bei

einem Staatsbesuch beugte sich Bundeskanzler Adenauer über

den Tisch und fragte vertraulich:

„Sajen Se mal, Herr Bundespräsident, wieviel Zijarren rauchen

Se nu wirklich am Tach?“

Theodor Heuss reagierte: „Von Ihnen, Herr Bundeskanzler hätte

ich eine intelligentere Frage erwartet!“

30 /37

Eine der zahlreichen Anekdoten um Theodor Heuss

Page 32: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als Namensgeber1961

„Kollegium, Schülerschaft und Elternschaft richten durch mich

nunmehr an Sie, hochverehrter Herr Professor, die inständige

Bitte, uns zu gestatten, daß das Gymnasium für Jungen Wolfen-

büttel künftighin Ihren Namen trägt. Wir wünschen damit nicht

nur den Dank einer norddeutschen Stadt für Ihre Verdienste um

die Wiederherstellung des Ansehens unseres Vaterlandes in der

Welt zum Ausdruck zu bringen, sondern auch unsere aufrichtige

Verehrung einem Manne gegenüber zu bezeigen, dessen

geistige Weite und dessen echte Menschlichkeit hier, an den

Stätten Lessings und Wilhelm Raabes von der Jugend vielleicht

stärker gespürt wird als anderswo.“

31 /37

Auszug aus dem Schreiben des Schulleiters Dr. Kükelhahn an Heuss vom 27.4.1961

Page 33: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als Namensgeber1961

„Daß eine Höhere Lehranstalt in Wolfenbüttel meinen Namen

tragen soll, hat für mich etwas Rührendes. Es liegen Jahrzehnte

dazwischen, daß ich diese Stadt einmal besucht habe – als

höchst unbedarfter Kunstreisender. Nun soll also mein Name mit

dieser Stadt verbunden werden. …

Ein bißchen muß ich vermuten, daß die Kontrolle meiner eige-

nen Schulzeit vorher nicht vollzogen wurde, die in meinem vor

Jahren erschienenen Buch „Vorspiele des Lebens“ erzählt ist.

Daraus ergibt sich, daß ich zwar ein sogenannter guter Schüler

gewesen bin, d.h. mich immer in der Spitzentruppe der Klasse

herumtrieb, aber bedauerlicherweise auch ein „böser Bub“ war,

den das Schicksal als Einzigen von der Klasse zweimal in den

Karzer führte! Das ist vermutlich eine Institution, die es heute

nicht mehr gibt, mit der aber Bekanntschaft gemacht zu haben,

32 /37

Auszug aus der Antwort von Theodor Heuss vom 29.4.1961

Page 34: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Heuss als Namensgeber1961

später ein heiteres Renommierstück wurde.

Es ist nun so, daß ich bei solchen Benennungen vorsichtshalber

die Mitteilung nicht unterlassen darf: man soll nicht damit rech-

nen, daß ich zur Einweihung des neuen Hauses fahre. Ich bin

gräßlich geizig geworden mit meiner Zeit, da ich noch einige

Jahre literarisch-wissenschaftliche Pläne in meinen letzten

Lebensjahren fertigbringen möchte. …

Daß ich sozusagen mit Lessing und Raabe dabei eine Reihe

antrete, macht mir Spaß. Ich werden Ihnen für die Schulbiblio-

thek im Herbst ein jetzt im Satz befindliches neues Buch senden

können, das mancherlei alte literarische Aufsätze umfassen soll.

Darin gilt ein Essai Lessing, ein anderer Raabe.“

33 /37

Page 35: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Der Lebensabend1959 - 1963

Die ihm angetragene dritte Amtszeit, ermöglicht durch eine dafür

vorzunehmende Gesetzesänderung, lehnte Heuss ab.

Stattdessen zog er sich 1959 in sein Haus auf dem Stuttgarter

Killesberg zurück. Er konnte so mehr Zeit für seine Familie und

seine schriftstellerische Arbeit finden, unternahm aber auch

einige Reisen, unter anderem nach Israel.

Nach langer Krankheit und der

Amputation seines linken Beines

starb er am 18. November 1963 in

Stuttgart.

34 /37

Die letzten Jahre in Stuttgart

Heuss Haus in Stuttgart (heute Museum)

Page 36: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Der Lebensabend1959 - 1963

35 /37

Page 37: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Quellen- und Literaturangaben

36 /37

Theodor Heuss: Der Zeitgeist in seiner Wirkung auf die Lehrerschaft. Schriftenreihe der Evangelischen Akademie

Badl Boll. Tübingen 1946.

Thomas Hertfelder, Christiane Ketterle Hgg.: Theodor Heuss. Publizist – Politiker – Präsident. Begleitband zur

ständigen Ausstellung im Theodor-Heuss-Haus Stuttgart. Stuttgart 2003.

Thomas Hertfelder: Bücher und ihre Geschichte. Zur historisch-politischen Privatbibliothek von Theodor Heuss.

Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss Haus. Stuttgart 2002.

Theodor Heuss – Politiker und Staatsmann, Journalist und Literat. Theodor Heuss Museum Brackenheim.

Brackenheim 2004.

Jürgen C. Heß: Theodor Heuss vor 1933. Kieler Historische Studien Bd. 20. Stuttgart (Klett) 1973.

Modris Eksteins: Theodor Heuss und die Weimarer Republik. Stuttgarter Beiträge zur Geschichte und Politik Bd. 3.

Stuttgart (Klett) 1969.

Klaus Füßmann, Ulrich Wacker: Theodor Heuss – Ein Leitbild der Liberalismus. Friedrich-Naumann-Stiftung. St.

Augustin 1989.

25 Jahre Theodor Heuss-Gymnasium Freiburg. Freiburg 1999. Beiträge von Hans Harter, Erich Schmitz und

Franz-Dieter Sauerborn.

Albert H. V. Kraus: „Das Volk steht im Gesetze der Ewigkeit.“ Theodor Heuss und die Lösung der Saarfrage. In:

Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend. 32.1984, S. 111 – 128.

Heuss im Profil. Vorträge und Diskussionen zum Eröffnungsakt der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-

Haus. Stuttgart 1997.

Jürgen C. Hess: „Machtlos inmitten des Mächtespiels der anderen ...“. Theodor Heuss und die Deutsche Frage

1945 – 1949. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 33.1985, S. 88 – 135.

Verhandlungen des Reichstags. 5. Wahlperiode 1930, Bd, 446. Berlin 1932, S. 2587 – 2593.

Fotographien zum Staatsbesuch in Freiburg: Vorlage: Stadtarchiv u. Universitätsarchiv Freiburg.

Page 38: Text Titel Projekt Theodor Heuss – Juli 2004 Hans-Ulrich Wagner Zeitgenössische Heuss- Darstellung (1998) Präsentation starten

Projekt Theodor Heuss

37 /37

Diese Präsentation entstand im Rahmen der Projekttage des

Theodor-Heuss-Gymnasiums Freiburg vom 22. bis 27.07.2004.

Sie wurde 2007 auf das Theodor-Heuss-Gymnasium

Wolfenbüttel angepasst.