65
ThemenGeschichtsPfad Orte des Erinnerns und Gedenkens Nationalsozialismus in München

TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

  • Upload
    doduong

  • View
    217

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

ThemenGeschichtsPfad

Orte des Erinnernsund Gedenkens

Nationalsozialismusin München

Page 2: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Inhalt

Vorwort 3

Informationen zum Rundgang 6

Orte des Erinnerns und Gedenkens.Nationalsozialismus in MünchenEin Rundgang vom Platz der Opfer desNationalsozialismus bis zum Georg-Elser-Platz

Einleitung: Erinnern im öffentlichen Raum 1945 bis heute 11

Platz der Opfer des Nationalsozialismus –Brienner Straße 15

Brienner Straße – Arcisstraße – Katharina-von-Bora-Straße – Königsplatz 31

Justizpalast 45

Herzog-Max-Straße – Neuhauser Straße 51

Neues Rathaus – Altes Rathaus – Rosental – St.-Jakobs-Platz 57

Kardinal-Faulhaber-Straße 73

Odeonsplatz – Viscardigasse 79

Hofgarten – Galeriestraße – Prinzregentenstraße 87

Ludwigstraße – Walter-Klingenbeck-Weg 101

Ludwig-Maximilians-Universität 107

Georg-Elser-Platz 115

Die ThemenGeschichtsPfade erscheinen als

Ergänzung zu der Reihe KulturGeschichtsPfade

der Stadt München.

In der Reihe ThemenGeschichtsPfade bereits

erschienene und zukünftige Publikationen:

Band 1 Der Nationalsozialismus in München

Band 1 engl. National Socialism in Munich

Band 2 Geschichte der Lesben und Schwulen in München

Band 3 Orte des Erinnerns und Gedenkens

Nationalsozialismus in München

Band 3 engl. Places of Remembrance and Commemoration

National Socialism in Munich

Band 4 Geschichte der Frauenbewegung in München

Weitere Informationen finden Sie unter: www.muenchen.de/tgp

Eine Auflistung der bereits erschienenen und zukünftigen Publikationen der ReiheKulturGeschichtsPfade finden Sie am Ende dieser Broschüre.

Page 3: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

»Memory Loops« 119300 Tonspuren zu den Orten des NS-Terrors in München 1933–1945

Weitere InformationenDas NS-Dokumentationszentrum im Internet 122Literaturauswahl 122Bildnachweis 124

OrtsregisterÜbersichtsplan

Vorwort

München spielte beim Aufstieg der nationalsozialistischenBewegung eine unrühmliche Rolle, schon lange vor der so genannten Machtergreifung. Hier feierte Adolf HitlerTriumphe und fand die Gründung der NSDAP statt, hier versuchte der „Führer“ schon im November 1923 seinenPutsch, hier erschien erstmals der „Völkische Beobachter“und befand sich die Parteizentrale. Im Jahr 1933 wurdeMünchen zur „Hauptstadt der Deutschen Kunst“ ernannt,1935 zur „Hauptstadt der Bewegung“. Hier wurde auchdas erste Konzentrationslager geplant und vor den Torender Stadt errichtet, hier war die Zentrale der Gestapo undhier wurden viele Untaten in vorauseilendem Gehorsamschon praktiziert, bevor sie von den Nationalsozialisten perGesetz reichsweit verfügt wurden.

3

Page 4: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Das Dokumentationszentrum, das sich mit der Geschichtedes Nationalsozialismus in München auseinandersetzt, wirdsich auch mit der Zeit nach 1945 beschäftigen müssen:Was wurde verdrängt, was erst Jahrzehnte später offenausgesprochen? Wer wurde auf Seiten der Opfer wie auchdes Widerstandes lange Zeit übersehen oder verschwiegen,ja aus der Erinnerung ausgegrenzt? Wer hätte unveränderteine stärkere Würdigung verdient? Auch bei diesen Fragenkann es – wie bei der Auseinandersetzung mit Schuld undVerantwortung der Deutschen – keinen Schlussstrich geben.

Der ThemenGeschichtsPfad bietet einen Rundgang zu denOrten des Erinnerns und Gedenkens in München und gibtzugleich Anstoß zur Diskussion über die vergangene undkünftige Erinnerungskultur der Stadt.

Christian UdeOberbürgermeister

5

Nach dem ThemenGeschichtsPfad von 2006 über den„Nationalsozialismus in München“ macht der vorliegendeBand über „Orte des Erinnerns und Gedenkens“ deutlich,wo und auf welche Weise sich die Stadtgesellschaft mitdieser historischen Last auseinandersetzt.

Dabei werden auch Defizite sichtbar, die hier nicht ausge -spart werden. Bei manchen Erinnerungsorten befremdetder späte Zeitpunkt ihrer Entstehung. Dabei sollten wir unsaber vor Selbstgerechtigkeit hüten. Als München nach demKrieg in Ruinen lag, waren die Schrecken des nationalsozia -listischen Unrechtsregimes in der Erinnerung der Menschennoch allgegenwärtig. Damals standen der Wiederaufbau derzerbombten Stadt und die Schaffung einer demokratischenRechtsordnung im Vordergrund. Allerdings gab es auch eineScheu und die Abwehr, sich mit den Opfern und insbeson -dere mit den Täterinnen und Tätern und ihren Mitläufernauseinanderzusetzen, als sie noch lebten und sogar wiederbedeutsame Funktionen in Politik und Verwaltung ausübten.

Jetzt wird die Zahl der Zeitzeugen immer weniger, währendder Wunsch nach Orten des Erinnerns und Gedenkensimmer stärker wächst und die Zurückhaltung gegenübereiner Auseinandersetzung mit den Tätern abnimmt.

4

Page 5: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

6

Der ThemenGeschichtsPfad führt zu 38 Orten des Erinnernsund Gedenkens, die mit der national sozialistischen Ver gan -genheit Münchens in Verbin dung stehen. Die Orte liegen imStadtzentrum und können als Gesamt route, in Teil streckenoder einzeln erschlossen werden.

Routenverlauf:Platz der Opfer des Nationalsozialismus – Brienner Straße –Königsplatz – Prielmayerstraße – Herzog-Max-Straße –Neuhauser Straße – Marienplatz – Rosental – St.-Jakobs-Platz – Kardinal-Faulhaber-Straße – Odeonsplatz – Hof gar ten– Prinzregentenstraße – Ludwigstraße – Geschwister-Scholl-Platz – Georg-Elser-Platz

Start: Platz der Opfer des NationalsozialismusEnde: Georg-Elser-PlatzDauer: ca. 3,5 bis 4 Stunden zu Fuß

ca. 2,5 Stunden mit dem Fahrrad

Öffentliche Verkehrsmittel an der Route:Odeonsplatz U 3/4/5/6, Bus 100Königsplatz U 2, Bus 100Karlsplatz (Stachus) S-Bahn (alle Linien), U 4/5,

Trambahn 19, 27Marienplatz S-Bahn (alle Linien), U 3/6, Bus 52Sendlinger Tor U 1/2/3/6, Trambahn 27Universität U 3/6

Verbindung vom St.-Jakobs-Platz zur Kardinal-Faulhaber-Straße: U 3/6 (Sendlinger Tor) zum Marienplatz oder zu Fuß über Rin -dermarkt und Marienplatz zur Weinstraße und Maffeistraße

Informationen zum Rundgang

Orte des Erinnernsund GedenkensNationalsozialismusin München

Ein Rundgang vom Platz derOpfer des Nationalsozialismusbis zum Georg-Elser-Platz

Page 6: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Lesung der Namen der Münchner Opfer desHolocaust am Gedenkstein der ehemaligenHauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße, 9. November 2009.

Page 7: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

1111

Welche Rolle spielen Mahnmale, Gedenkstätten und Ge -denk tafeln für den Umgang mit dem nationalsozialistischenErbe Münchens? Wie wird die Vergangenheit der Stadt alsSchauplatz von Propaganda, Terror, Verfolgung und anderenNS-Verbrechen im öffentlichen Raum sichtbar? Welche undwessen Geschichten werden erzählt, welche Aspekte aus-geblendet? Auch mehr als sechzig Jahre nach dem Endedes Zweiten Weltkrieges und dem Ende des NS-Regimeshaben diese Fragen nichts von ihrer Relevanz verloren. Bisheute ist die Art und Weise, wie im öffentlichen Raum andie nationalsozialistische Vergangenheit erinnert werdensoll, Auslöser zuweilen heftig geführter politischer Kontro -versen. Geformt aus dem Blickwinkel der Gegenwart,spiegeln Erinnerungszeichen die jeweiligen Befindlichkeiteneiner Gesellschaft und ihr Verhältnis zur Vergangenheit.

Wie keine andere Stadt ist München mit dem Aufkommen,Aufstieg und der Selbstdarstellung des Nationalsozialismusverbunden. Hier wurde nach dem Ersten Weltkrieg die

Erinnern im öffentlichen Raum 1945 bis heute

Kunstwerk „8. November 1939“ zum Gedenkenan Georg Elser am Georg-Elser-Platz.

Page 8: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

der Stadt, die NS-Verbrechen geplant und von dienstbarenBürokraten abgewickelt wurden, vernachlässigt worden. Erstin den achtziger Jahren rückte schließlich – nicht zuletztdurch bür gerschaftliches Engagement – die Geschichte undBedeu tung dieser „Täterorte“ allmählich ins Bewusstseinder Öffentlichkeit. So wurde 1984 mit einer Erinnerungstafelam ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der BriennerStraße erstmals in München auf eine Stätte des national so -zialistischen Herrschafts- und Verbrechensapparats öffent-lich hingewiesen.

Mittlerweile zeugen zahlreiche Denkmäler, Mahnmale undGedenktafeln von einer umfangreichen und intensivenAuseinandersetzung mit der Geschichte des National so zia -lismus. Auch Künstlerinnen und Künstler aus verschiede nenBereichen beziehen, vor allem seit den neunziger Jahren,mit Aktionen und temporären Installationen im öffentlichenRaum Stellung zur Vergangenheit der Stadt und ihrer Erinne -rungspolitik. Ein aktuelles Beispiel für eine zeitgenössischepermanente Kunstinstallation ist das von Silke Wagner ent-worfene Denkmal für den lange Zeit vergessenen Wider -standskämpfer Georg Elser, das am 8. November 2009 –anlässlich des 70. Jahrestages des Attentats Elsers auf Hitler– am Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt eingeweihtwurde.

Der vorliegende ThemenGeschichtsPfad kann nur einen Teildieser Denkmäler und Mahnmale vorstellen. Er führt exem-plarisch zu wichtigen Orten des Erinnerns und Gedenkens,die mit der nationalsozialistischen Vergangen heit der Stadtin Verbindung stehen, und beschreibt kurso risch ihre ge -schichtlichen Hintergründe sowie Entstehungs bedingun genund Entwicklungen.

12 13

NSDAP gegründet, hier begannen Hitler und andere maß-gebliche Akteure des NS-Regimes mit Unterstützung ein-flussreicher Bürgerinnen und Bürger ihre politische Karriere.Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten prokla -mierte Hitler die Stadt – als Zentrum seiner Kunst politik undder kultischen Repräsentation des Regimes – zur „Haupt -stadt der Deutschen Kunst“ und „Hauptstadt der Bewe -gung“. Von hier aus ließ Heinrich Himmler im März 1933 inDachau eines der ersten Konzentrationslager errichten.

Seit Kriegsende werden in München, wie auch in anderenStädten, Denkmäler errichtet, mit denen an die Gescheh -nisse der nationalsozialistischen Vergangenheit erinnertwerden soll. Die ersten Zeichen waren Straßen und Plätze,die nach Opfern von Widerstand und Verfolgung benanntwurden. Bereits im Februar 1946 beschloss der MünchnerStadtrat, zum ehrenden Andenken an die Mitglieder derWiderstandsgruppe „Weiße Rose“ den westlichen und öst-lichen Vorplatz der Universität in Geschwister-Scholl- bzw.Professor-Huber-Platz sowie den in der Nähe von AlexanderSchmorells Wohnung gelegenen Harthauserplatz in Schmo -rellplatz umzubenennen. Im März desselben Jahres beganndie Geschichte des Platzes der Opfer des Nationalsozia lis -mus an der Brienner Straße als zentraler Gedenkort. Einenbesonderen Stellenwert in der Erinnerungskultur der Nach -kriegsgesellschaft nahm auch das Gedenken an die ge -fallenen Soldaten und zivilen Opfer des Krieges ein. Fragennach Schuld und Mitverantwortung, nach Ursache undWirkung, blieben hingegen weitgehend ausgeblendet.

Über Jahrzehnte hinweg war die Erinnerung an die Orte undEinrichtungen, die mit der elementaren Rolle Münchens imNationalsozialismus verbunden sind und an denen, inmitten

Page 9: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

2

3

1

1 Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus

Platz der Opfer des Nationalsozialismus

2 Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma

Platz der Opfer des Nationalsozialismus

3 Erinnerungstafel an das ehemalige Wittelsbacher Palais

Brienner-/Ecke Türkenstraße

15

Mahnmal am Platz der Opfer des Nationalsozialismus

Platz der Opfer des Nationalsozialismus –

Brienner Straße 18–20

Der Rundgang beginnt am Platz der Opfer des National so zialismus, dem zentralen Gedenkort für die Verfolgten und Ermordeten des NS-Regimes.

Im März 1946 – knapp zehn Monatenach dem Ende des Zweiten Welt -krieges und dem Zusammenbruch des„Dritten Reiches“ – hatte der damaligeOberbürgermeister Karl Schar nagl an lässlich des „Tages der Opfer desFaschismus“ bekannt gegeben, dassdas Rondell zwischen Brienner Straßeund Maximiliansplatz künftig denNamen „Platz der Opfer des National -sozialismus“ erhalten werde. SeineLage inmitten der Stadt, „vor allemaber die Tatsache, dass er das Denk -mal des großen deutschen Dichters Friedrich von Schiller trägt, der Frei heit

Page 10: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

und Menschenwürde in seinen Wer ken feierte“ ließen diesen Ort, nach denWorten Schar nagls, „als Erinnerungs -stätte besonders geeignet erschei nen“.Der – wesentlich konsequentere – Vor -schlag aus den Reihen der ehemalspolitisch Verfolgten, die Brienner Straßebeziehungsweise den Königsplatz, derwährend der NS-Zeit als Parteiforumund Aufmarschgelände gedient hatte,in Gedenken an die zahllosen Opferrassistisch und politisch-ideologischmotivierter Verfolgung umzubenennenund dort eine Gedächtnisstätte zu er -rich ten, hatte hingegen im Stadtrat nurseitens der SPD-Fraktion Befürwortergefun den und wurde mehrheitlich ab -gelehnt. Andererseits gab es seit densechziger Jahren Planungen, auf demgegenüber liegenden Areal des Wittels -bacher Pa lais, dem ehemaligen Sitzder Münch ner Gestapo, ein „Volksbil -dungs haus“ mit einem zentralen Denk -mal für die Opfer nationalsozialistischerVerfol gung zu erbauen. Dieses Bauvor -haben – das 1985 als „Kulturzentrum“,jedoch am Standort Gasteig und ohneGedenk ort realisiert wurde – führtedazu, dass der Platz der Opfer desNationalsozia lis mus lange Zeit eine vonder Öffentlichkeit kaum wahrgenom-mene, ver kehrsumtoste Fläche blieb.

Den Opfern der natio -nalsozialistischenGewaltherrschaftgewidmet: Mahnmal am Platzder Opfer desNationalsozialismus(Aufnahme 2010).

16

Page 11: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

1918

Der Platz der Opfer des Nationalsozia lis mus im Wandel der Zeit:

Links: Mit Schiller denkmal, um 1946. Das 1863 enthüllte Denkmalwurde 1959 aus Verkehrs gründen an das Nordostende der Anlagenam Maxi miliansplatz versetzt.

Rechts: Mit temporärem Gedenkstein, 1965. Der Granitstein wurde1985 – nachdem das Mahnmal von Andreas Sobeck errichtet wor denwar – mit einer neuen Inschrift versehen und zur Erinnerung an dieOpfer des Wider stands gegen den Nationalsozialismus auf dem Platzder Freiheit in Neuhausen aufgestellt.

1965 wurde – zunächst nur als Provi sorium – ein von KarlOppenrieder gestalteter zweieinhalb Meter hoher Stein ausFlossenbürger Granit mit der Inschrift „Den Opfern desNational sozialismus“ aufgestellt.

Nachdem in den achtziger Jahren vermehrt Einwände gegendiese proviso rische Lösung laut wurden, beschlos sen 1983die Fraktionen des Münchner Stadtrats, einen Wettbewerbfür den Entwurf eines neuen Mahnmals ausloben zu lassen.Am 8. November 1985 wurde schließlich das zweite undheu tige Denkmal eingeweiht. Das sechs Meter hoheMonu ment von Andreas Sobeck bringt mit seiner EwigenFlamme hinter einem zeichenhaften Kerker sowohl dentotalitären Charak ter des NS-Regimes als auch die Hoff nungund Sehn sucht nach Freiheit symbolisch zum Ausdruck.

Knapp drei Wochen nach der Einweih ung sollte indessen imMünchner Stadt rat beschlossen werden, die Ewige Flammenur an besonderen Gedenk tagen beziehungsweise nurnachts brennen zu lassen. Diese „Spar maß nahme“, die diewesentliche Symbolik des Mahnmals außer Kraft gesetzthatte, wurde im November 1986 aufgehoben.

1

Page 12: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

2120

Neugestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus,Simulation (März 2010).

Als zentraler Gedenkort Münchens konnte der Platz der Opfer des Natio -nal sozialismus bis heute nicht befriedigen. Im Dezember 2008 sprachsich der Ältestenrat des Münchner Stadtrats einstimmig dafür aus, denPlatz würdiger zu gestalten. Es bestand Einvernehmen darüber, dassdieser Ort die zentrale Gedenkstätte bleiben müsse. Die im März 2010vorgestellten konzeptionellen Überlegungen schaffen eine zusammen -hängende Platzfläche, die ein ungestörtes, zur Besinnung anregendesVerweilen ermöglicht. Den Schwerpunkt des Platzes bildet eine nahezuquadratische Fläche, in deren Zentrum das bestehende Denkmal neuplatziert ist. Durch zusätzliche Inschriften wird das Gedenken an alleOpfergruppen sowie der Hinweis auf den örtlichen Bezug zur Gestapo-Zentrale und dem zukünftigen NS-Dokumentationszentrum stärker hervorgehoben. Der Ältestenrat begrüßte das vorgelegte Konzept undempfahl die Beauftragung des Baureferates durch den Stadtrat mit derweiteren Planung und Realisierung. 2012 wurde mit den umfangreichenBauarbeiten begonnen. Bis Anfang 2014 soll der Platz der Opfer desNationalsozialismus umgestaltet sein.

Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma

Wenige Meter von Andreas Sobecks Basaltstele entfernt,erinnert ein in den Rasen eingelassener Gedenkstein andie ermordeten Münchner Sinti und Roma. Das von ToniPreis entwor fene Mahnmal wurde auf Antrag des Holo caust-Überlebenden Hugo Höllen reiner errichtet und am 20. De -zem ber 1995 der Öffentlichkeit übergeben. Als ursprüng-licher Standort waren die Wohnhäuser in der DeisenhofenerStraße 64 und 79 in Giesing vorge sehen, wo mehrere Sinti-und Roma-Familien bis zu ihrer Deportation gelebt hatten.Doch die Anbringung einer Gedenktafel scheiterte am Ein -spruch der Hauseigentümer. Auch die Errichtung einesGedenksteins an der Ecke Neu hauser Straße und Ettstraße– in unmittelbarer Nähe zum Polizeipräsidium, wo die Erfas -sung und Verhaftung der Sinti und Roma erfolgt war – konntenicht realisiert werden, da das Bayerische Innen ministeriumdiesen Aufstellungsort nicht billigte.

Eine halbe Million europäischer Sinti und Roma wurdendurch Massenerschießungen, in den Gaskammern, Arbeits -lagern und medizinischen Versuchslabors der National-sozia listen ermordet. In München wurden am 13. März 1943insgesamt 141 Männer, Frauen und Kinder in das Polizei -präsi dium in der Ettstraße verbracht und eine Woche späterin das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Nur wenigeüberlebten.

2

Page 13: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

22

Erst seit den siebziger Jahren gelanges den Interessen ver bänden der Sintiund Roma, allmählich auf ihr Schicksalaufmerksam zu machen. Auch in Mün -chen setzte erst spät eine Auseinan -der setzung mit der Geschichte ihrerAusgrenz ung, Entrechtung und plan-mäßigen Vernichtung ein, bei der dieehemalige „Hauptstadt der Bewe -gung“ eine unrühmliche Rolle gespielthatte. Nach Hitlers Machtantritt wurdehier die zentrale „Zigeunerpolizei stelle“eingerichtet, die als reichsweite Er -fassungs- und Verfolgungsstelle fun -gierte. 1938 wurde sie nach Berlinverlegt, wo sie den Kern der neuen„Reichszentrale zur Bekämpfung desZigeunerunwesens“ bildete. DieMünchner Dienststelle wurde nachdem Zweiten Weltkrieg in „Landfah rer -zentrale“ umbenannt und unter Ver -wendung von NS-Aktenmaterial bis1965 als eine Ein richtung des Bayeri -schen Landeskriminalamts fortgeführt.Mahnmal für die

ermordeten Münch -ner Sinti und Roma(Aufnahme 2010).

Page 14: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Areal ehemaliges Wittelsbacher Palais

24

Bronzetafel amGebäude der Baye -rischen Landesbank,Ecke Brienner Straßeund Türkenstraße(Aufnahme 2010).

Es ist allein die Nähe zum einstigenWittelsbacher Palais in der BriennerStraße, die den Platz der Opfer desNational sozialismus als Gedenkort andieser Stelle erklärt. Ab Herbst 1933war dieses Gebäude Sitz der Bayeri -schen Politischen Polizei, der späterenGestapo. Schon bald wurde der neu -gotische Bau zum Synonym für büro kratische Willkür und physischeGewalt. Hier inhaftierte und verhörteman Wider standskämpfer wie GeorgElser, den Jesuitenpater Rupert Mayerund die Mitglieder der „Weißen Rose“– aber auch unzählige andere, die indie Fänge der Gestapo und ihrer Hand -langer geraten waren, wurden hierschwer misshan delt und gefoltert.Ende 1933 beantragte ReinhardHeydrich, der Leiter der BayerischenPolitischen Polizei, den Bau eines„Gefangenen hauses“ im rückwärtigenTeil der Park anlage. Noch Mitte 1944richtete man im Keller des Palais einAußenlager des KonzentrationslagersDachau für circa 50 Häftlinge ein, diezur Trümmer beseiti gung und Bomben -ent schärfung herangezogen wurden.Die Gestapo-Beamten waren auch fürdie Befehle zur Erstellung der Deporta -tions- und Todeslisten verantwortlich.

Page 15: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

27

1984 auf Antrag des Bezirksaus schusses Max vorstadt nachvielen Wider stän den durchge setzt worden. Damit wurdeerstmals in München eine Stätte des national so zia listischenHerrschafts- und Verbre chens apparats öffentlich markiert.

Allerdings enthält die Inschrift nur einen stark verkürztenHinweis auf die ehe malige Gestapo-Zentrale und ist imVorbeigehen kaum zu bemerken.

26

Marterl an einemBaum im Park desWittelsbacher Palais,1946. Die Tafelerinnert an siebenpolnische und russi -sche Gefangene, dieim Dezember 1944von Gestapo-Beam -ten gefoltert und imPark gehenkt wordenwaren.

Heute ist von diesem Gebäude nichtsmehr zu sehen. Im Zweiten Weltkriegteilweise stark beschädigt, wurde 1950mit den baulichen Überresten auch dienationalsozialis tische Vergangen heitdes Palais aus dem Stadtbild getilgt.Seit 1982 erstreckt sich hier dermoderne Glaskomplex der Baye ri schenLandesbank, die das Grund stück inden siebziger Jahren erwor ben hatte.Ledig lich eine schmale, unauffälligplatzierte Bronzetafel an der EckeBrienner Straße und Türken straßeerinnert an das Wittelsbacher Palaisund seine Geschichte. Die Anbringungeiner Tafel am historischen Ort war

3

„Und nun? Warumsitzen hier keineNazis?“ Graffito imehemaligen Gestapo-Gefängnis desWittelsbacher Palais,Oktober 1946. DasGefängnis wurde1964 abgebrochen.

Page 16: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

28

Original und Nachbildung: Nur einer der beiden Löwen, die der Bild -hauer Johann Halbig 1848 für das Eingangsportal des WittelsbacherPalais schuf, überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet (Abbil dunglinks, Aufnahme um 1945). Die Figur befindet sich seit 1970 vor derKatholischen Akademie in der Mandlstraße 23 und wurde 1994 zueinem Denkmal für den im Konzentrationslager Dachau ermordetenkatholischen Publizisten Fritz Gehrlich „umfunktioniert“.

Bei dem steinernen Löwen vor dem Nordeingang der BayerischenLandesbank an der Gabelsberger Straße (Abbildung rechts) handelt essich hingegen um eine Nachbildung, die 1980 aufgestellt und mit derInschrift „Neuschaffung des AD 1944 zusammen mit dem Wittels bacherPalais durch Bomben zerstörten Löwen“ versehen wurde. „Nicht nurist dieser Löwe“, so schreibt der Historiker Gavriel D. Rosenfeld, „einsinnfälliges Beispiel für die Gleichgültigkeit der Postmoderne gegen-über Fragen historischer Authentizität, die Skulptur sollte offensichtlichjedes weitere Ansinnen, mit einer Gedenktafel an die NS-Vergangenheitdes Ortes zu erinnern, unterbinden.“

Wittelsbacher Palais,um 1940.

Page 17: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Ehemaliges Parteizentrum der NSDAP

Mitte der neunziger Jahre rückte schließlich auch dieGe schichte des ehemaligen Parteizentrums der NSDAPins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Zwischen 1933 und 1935 war derKönigs platz nach Plänen von Hitlersbevorzugtem Architekten Paul LudwigTroost zum Aufmarschgelände undKult ort der „Bewegung“ umgestaltetworden. Hier hatte die NSDAP jedesJahr ihren Grün dungsmythos zele briertund an die 1935 in den „Ehrentem -peln“ bestatteten „Blut zeu gen“ des1923 gescheiterten Hitler-Putscheserinnert. Darüber hinaus waren in zahl - rei chen Gebäuden in der Umgebungzwischen Karolinen- und Königs platzeine Vielzahl von NS-Organisationenund Verbänden unter gebracht.

31

Brienner Straße – Arcisstraße –

Katharina-von-Bora-Straße – Königsplatz

6

5

7

4

4 Schautafel über das ehemalige Parteizentrum der NSDAP

Arcis-/Ecke Brienner Straße

5 „Stolpersteine“

Hochschule für Musik und Theater, Arcisstraße 12

geöffnet Montag bis Freitag 8 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 20 Uhr

6 Sockel der ehemaligen „Ehrentempel“

Arcis- und Katharina-von-Bora-Straße/Ecke Brienner Straße

7 Standort des künftigen NS-Dokumentationszentrums

Brienner Straße

6

Page 18: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Ausschlaggebend für das zunehmende Interesse an derbelasteten Vergangenheit des Areals war vor allem eine Ende1995 vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte erar beiteteAusstellung, die unter dem Titel „Bürokratie und Kult“ imLichthof des ehemaligen „Verwaltungsbaus“ gezeigt wurde.Aber auch eine im Vorjahr im SZ-Magazin publizierte Foto -strecke über die unterirdischen Verbindungsgänge undLuftschutzkeller in den ehemaligen Parteigebäuden lenktedie öffentliche Aufmerksamkeit auf das ehemalige Partei -viertel. 1996 wurde – im Kontext der Ausstellung und zu -nächst provisorisch – eine von den Architekten Piero Steinleund Julian Rosefeldt initiierte Schautafel an der Kreu -zung Brienner Straße und Arcisstraße aufgestellt. Seit 2002dauerhaft im öffentlichen Raum verankert, ruft die Tafel –sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache – dieGeschichte und Topographie dieses für die NS-Bewegungzentralen Ortes in Erinnerung.

4

32 33

Schautafel zur Ge schichte und Topo graphiedes ehe ma ligen Parteizentrums der NSDAPam Königs platz. Im Hin tergrund der bewach -sene Sockel des nördlichen „Ehren tempels“(Aufnahme 2010).

Page 19: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Nach 1945 wurden die Gebäude, indenen einst mehrere tausend Ange -stellte in bürokratischer Kleinarbeit dieBasis für die menschenverachtendePolitik der Nationalsozialisten leisteten,kurzerhand umgenutzt. Obwohl unüber -sehbar im Stadtbild präsent, fehltelange Zeit ein Hinweis auf ihre histo -rische Bedeutung. Erst spät sollte sichder Blick von Forschung und Öffent-lichkeit auch auf diese „Täterorte“ aus-weiten. Viele der Gebäude wurden seitden fünfziger Jahren von öffentlichenInstitutionen, Banken und Firmen ange -mietet. Im „Verwaltungsbau“, der die Karteikarten von neun MillionenNSDAP-Mitgliedern beherbergte, be -finden sich seit 1947 das Zentralin sti tutfür Kunstgeschichte sowie weitereKulturinstitute. Der „Führerbau“ an derArcis straße, Schauplatz des MünchnerAbkommens, ist seit 1957 Sitz derHochschule für Musik und Theater. SeitAugust 2005 ist der Eingangsbereichder Musik hochschule auch Erinnerungs -ort für 25 „Stolpersteine“ . Doch dasProjekt des Künst lers Gunter Demnigist in München umstritten.

5

35

„Stolpersteine“ inder Münchner Hoch -schule für Musik undTheater. Installationvon Peter Weismann(Aufnahme 2010).

Page 20: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Königsplatz während der Feierlichkeiten zum9. November 1938. Im Hintergrund „Führer -bau“ (links) und „Verwaltungs bau“ (rechts)mit den „Ehrentem peln“. Hinter dem linkenEhrentempel das „Braune Haus“.

Lediglich um die „Ehrentempel“ war bereits in der unmittel-baren Nachkriegs zeit eine Debatte entstanden, ob durcheinen Abbruch oder eine Umgestal tung dieser zentralenKultstätten des NS-Regimes die Last der Erinnerung be -seitigt werden könnte. Schließlich wurden die Bauwerke1947 auf Anord nung der amerikanischen Militärregie runggesprengt, die verbliebe nen Sockel im Oktober 1956 –nachdem die Planun gen für eine Überbauung gescheitertwaren und als das 800jährige Jubiläum der Stadt bevor-stand – bepflanzt und als „Biotop“ der Natur überlassen.1990 sollte – im Rahmen eines vom Freistaat Bayernausgeschrie benen Wettbewerbs für die Erweiterung derMusik hochschule und der staatlichen Sammlungen – auchfür das Gelände der erhaltenen Sockel der „Ehrentempel“eine neue städte bauliche Lösung gefunden werden.

6

3736

Wallfahrtsstätte derNS-Propaganda:Besucher in einemder beiden „Ehren -tempel“ vor denSarkophagen der„Blutzeugen“ desgescheiterten Hitler-Putsches, November1936.

Page 21: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

3938

Jedoch keiner der Entwürfe, die nichtzuletzt die Unsicherheit der teilneh-menden Architekten im Umgang mitden NS-Bauten widerspiegelten undzu kontroversen Diskussionen führten,wurde realisiert. 2001 wurden diebegrünten Sockel der „Ehrentempel“schließlich unter Denkmalschutzgestellt.

„Ehrentempel“ im Sommer 1945. Das Schild mit der Aufschrift „Die Überreste sind entfernt“ bezieht sich auf die in den „Ehren -tempeln“ befindlichen Sarkophage, die Anfang Juli 1945 aufAnweisung Eisenhowers entfernt und eingeschmolzen wurden. Die sterblichen Überreste der Putschisten wurden in verschiedeneFriedhöfe überführt. Auch der Leichnam des 1944 östlich desnördlichen „Ehrentempels“ bestatteten Gauleiters Adolf Wagnerwurde exhumiert.

Spielende Kinder auf dem Gelände des gesprengtennörd lichen „Ehren -tem pels“, 1955.

Page 22: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Im Juli 2007 entschied der Stadtratmit Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Rosa Liste und PDS dieMeiser straße umzubenennen, die 1957durch Umwidmung des südlichen Teilsder Arcisstraße zu Ehren des im Jahrzuvor verstorbenen LandesbischofsHans Meiser geschaffen worden war.Seit Mai 2010 heißt die Straße nun„Katharina-von-Bora-Straße“. Voraus -gegangen war eine jahrelange Kontro -verse, die sich vor allem an den anti -semitischen Äußerungen des Theolo -gen – der lange Zeit bei Zeitgenossenals Symbolgestalt des Widerspruchsgegen die Gleichschaltung der evan-gelischen Kirche galt – entzündet hatteund Presse, Öffentlichkeit sowie Histo -riker gleichermaßen beschäftigte.

41

Auch der Königsplatz wurde 1988 aufgrund eines Stadt rats -beschlusses vom Oktober 1986 nach langer Diskussionwieder begrünt und damit annähernd in den von seinemSchöpfer Leo von Klenze erdachten Ursprungszustandzurückversetzt. Seit 1995 sengt der Künstler Wolfram P.Kastner hier regelmäßig einen „Brandfleck“ in den Rasen –als Erinnerungszeichen an die Bücherverbrennung, bei deram 10. Mai 1933 auf der Wiese vor der heutigen Antiken -sammlung unter der Organisation der Deutschen Studenten -schaft die Bücher von Lion Feuchtwanger, Bert hold Brecht,Heinrich Mann, Anna Seghers und anderer unerwünschterAutorinnen und Autoren in die Flammen geworfen wurden.Kastners Kunstaktion wird von einer öffentlichen Lesungaus den „verbrannten Büchern“ begleitet. Die erste Lesungfand 1995 mit der Schauspiele rin und Brecht-Tochter HanneHiob und Schülerinnen und Schülern des Münchner Luisen -gym na siums statt. Mittler weile ist die Veranstaltung zueinem festen Bestandteil in der Erinnerungskultur der Stadtgeworden.

40

Begrünung derSockel der ehe ma -ligen „Ehrentempel“im Oktober 1956.

Gegenstand kontro-verser Debatten: DieUmbenennung derMeiserstraße (Auf -nahme Juli 2010).

Page 23: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

NS-Dokumentationszentrum

Eine wesentliche Rolle in der Auseinandersetzung mit derGeschichte und den Nachwirkungen des Nationalsozialis muswird künftig das NS-Dokumentationszentrum München übernehmen. Auf dem Gelände des 1943/45 zerstörten„Braunen Hauses“, wo sich seit 1931 die Partei zentrale derNSDAP befand, wird in den nächsten Jahren ein Lern- undInformationsort entstehen und damit Erinne rung am histo ri -schen Ort topographisch verankert werden. Erste Initiativenfür den Bau des Dokumentationszentrums gingen bereits inden achtziger Jahren von engagierten Bürgerinnen undBürgern aus. Erst im Jahr 2001 fasste die LandeshauptstadtMünchen den Grundsatzbeschluss, das Projekt zu realisie -ren. Der Freistaat Bayern folgte 2002. Nach mehrjährigenintensiven Diskussionen einigten sich Stadt, Freistaat undBund schließlich über eine gemeinsame Finanzierung. ImJahr 2008 konnte ein Wettbewerb für den Neubau des NS-Dokumentationszentrums ausge lobt werden, aus dem dasBerliner Architekturbüro Georg Scheel Wetzel mit seinemEntwurf als Sieger hervorging. Geplant ist ein schlichterKubus aus weißem Beton, der zu der umliegenden Archi -tektur einen deutlichen Kontrapunkt setzt. Mit dem Bauwurde Mitte 2011 begonnen. 2014 soll das NS-Doku men -tationszentrum München eröffnet werden.

7

4342

Der Standort desgeplanten NS-Doku -mentationszentrums(Aufnahme 2010). ImHintergrund der ehe -malige „Führerbau“(heute: Hochschulefür Musik und Thea -ter).

Page 24: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

45

Prielmayerstraße 7, Justizpalast

Gedenktafeln für Pater Rupert Mayer und die Mitglieder der „Weißen Rose“

Mit Beginn der NS-Herrschaft war der Münchner Justiz - palast an der Prielmayerstraße zu einem Ort des Un -rechts gewor den. Zwischen 1933 und 1945 unterstütz -ten hier zahlreiche Richter und Staatsanwälte die Vor -gaben der NS-Justiz, indem sie den Schutz des Indivi -duums aufgaben und die Aus schal tung der bür ger lichenFreiheitsrechte prakti zierten.

Zu den bekanntesten Prozessen ge -hören die Verfahren gegen den Jesui -tenpater Rupert Mayer und gegen dieMit glieder der „Weißen Rose“, die mitihrem öffentlichen Pro test die deut -sche Bevölkerung zum Wider standgegen die nationalsozialistische Dikta -tur aufrufen wollten. An sie erinnernseit 1988 und 1993 zwei Gedenk tafeln

+ im Eingangsfoyer des Gerichts- 8 9

8 Gedenktafel für Pater Rupert Mayer

9 Gedenktafel für die Mitglieder der „Weißen Rose“

10 Dauerausstellung „Willkür ,Im Namen des Deutschen Volkes‘“

(2. Stock, Saal 253)

11 Gedenktafel für die im Nationalsozialismus verfolgten

jüdischen Rechtsanwälte

Justizpalast, Prielmayerstraße 7

geöffnet Montag bis Freitag 8.30 bis 16 Uhr;

Dauerausstellung: Montag bis Freitag 9 bis 16 Uhr,

außer vom 10.04. bis 31.05. und 10.10. bis 30.11.

8 11bis

Page 25: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

46

gebäudes. Beide Tafeln tragen Zitate aus den Ver teidi gungs -reden der Angeklagten und sind Mahnrufe für Gerechtigkeitund Verantwor tungs be wusstsein.

Am 23. Juli 1937 wurde Pater Rupert Mayer wegen angeb-licher Hetzreden gegen Partei und Staat sowie Kanzel miss -brauchs in einer öffentlichen Haupt verhandlung vor dasSonder ge richt München gestellt und zu sechs MonatenHaft verurteilt. Am 22. Feb ruar 1943 fand unter dem Vorsitzdes Präsidenten des Volksgerichtshofs Roland Freisler, derTausende zum Tod durch das Fallbeil oder den Strang ver-urteilte, der erste Schauprozess gegen die Mitglieder der„Weißen Rose“ statt. Noch am selben Tag wurden Hansund Sophie Scholl und Christoph Probst in der Justizvoll -zugsanstalt München-Stadelheim hingerichtet.

Im Saal 253 des Justizgebäudes, wo am 19. April 1943 dieTodesurteile über Professor Kurt Huber, Willi Graf undAlexander Schmorell gefällt wurden, wurde im Herbst 2007die Dauerausstellung „Willkür ,Im Namen des Deutschen

Gedenktafel für Pater Rupert Mayerim Justizpalast (Auf nahme 2010).

Blick in die Dauer aus -stellung im histori -schen Sitzungs saal216 (heute 253) desJustizpalastes mitPortraits von WilliGraf, Prof. Kurt Huber,Alexander Schmorell,Hans Scholl, SophieScholl und ChristophProbst (von links nachrechts).

Volkes‘“ über die Prozesse gegendie Mitglieder der „Weißen Rose“ ein -gerichtet. Das Bedeutende an dieserAusstellung, so sagte der MünchnerAltoberbürgermeister Hans-JochenVogel bei der Eröffnung, sei nicht dieTatsache, dass mit ihr – zehn Jahrenach der Eröffnung der „DenkStätteWeiße Rose“ in der Münchner Uni ver -sität – eine weitere Gedenkstätte ent-stehe, sondern viel mehr, „dass es indiesem Raum geschieht“. Die Doku -mentation ist auch als Signal für einezunehmende Auseinandersetzung derdeut schen Justiz mit ihrer eigenenVergangenheit und deren personellenKontinuitäten in der Nachkriegszeit zube wer ten.

10

Page 26: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

48

Gedenktafel für die im Nationalsozia lis -mus verfolgten jüdischen Rechtsanwälte

Gedenktafel für dieim Nationalsozialis -mus verfolgtenjüdischen Rechts -anwälte im Justiz -palast (Aufnahme2010).

Am 30. November 1998 wurde eineweitere Gedenktafel im Innerendes Justizpalastes enthüllt. 60 Jahrezuvor waren an diesem Tag jüdischeRechtsanwälte mit einem allgemeinenBerufsverbot belegt und damit schlag-artig aus der Anwaltschaft verdrängtund ihrer sozialen Existenz beraubtwor den. Bereits seit April 1933 durfteauf eine Weisung des bayerischenJustizministers Hans Frank das Ge -richts gebäude von jüdischen Anwältennur mit einem gesondert zu beantra -genden Passierschein betreten wer -den. Die von der Münchner Anwalts -kammer initiierte Tafel gedenkt nament-lich der wegen ihrer jüdischen Her -kunft verfolgten, vertriebenen undermordeten Münchner Rechtsanwäl -tinnen und Rechtsanwälte.

11

Page 27: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

51

12

13

12 Gedenkstein für die zerstörte Hauptsynagoge

Herzog-Max-Straße

13 Bürgersaalkirche / Pater Rupert Mayer Museum

Neuhauser Straße 14

geöffnet Montag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr,

Donnerstag bis 21 Uhr

Gedenkstein für die zerstörteHauptsynagoge

In der Nähe des Karlsplatzes, an der Herzog-Max-Straße,befindet sich der Gedenkstein für die ehema lige Münch -ner Hauptsynagoge , die im Juni 1938 – noch vor derPogrom nacht – dem Zerstörungswillen der National so -zialisten zum Opfer fiel. Das 1969 eingeweihte Denkmalist eines der ersten Mahnmale, mit dem die Stadt imöffentlichen Raum an das gewaltsam zerstörte jüdischeLeben erinnert.

1883/87 in Sichtweite des Liebfrauen -doms errichtet, war die Hauptsyna -goge für vier Jahrzehnte städte bauli -ches Symbol für die Bedeutung undAnerkennung der jüdischen Gemeindeim gesellschaftlichen und politischenLeben der Stadt. Das weiträumige neo -romanische Bauwerk verfügte über 1.800 Betstühle und war eines dergröß ten jüdischen Gotteshäuser in

12

Herzog-Max-Straße – Neuhauser Straße 14

Page 28: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Europa. Der von Hitler persönlich an -geordnete Abriss aus „verkehrstech-nischen Gründen“ war ein Fanal für diekommenden Geschehnisse.

Nach 1945 wurde das während derNS-Diktatur zum Park platz degradierteGrundstück an die Israelitische Kultus -gemeinde zurückerstattet, die es mitder Auflage, eine Teilfläche als Gedenk - platz umzugestalten, an die Landes -hauptstadt München verkaufte. Ende1967 ließ der Stadtrat einen Wett be -werb unter Bildhauern aus Israel undDeutsch land durchführen, bei dem derMünchner Herbert Peters mit demersten Preis ausgezeichnet wurde.

Das Denkmal erinnert in seiner massi -ven Form an einen Eckstein des abge-rissenen Gotteshauses und stellt somitdessen Präsenz sinnbildhaft dar. SeineRückseite wurde mit Nischen gestaltet,die Symbole des Judentums wie densiebenarmigen Leuchter (Menora),Zeichen des ewigen Lichts und desFort lebens, schützend bergen. Diehebräi schen Inschriften zitieren Aus -züge aus dem 74. Psalm, der Klage vordem entweihten Heiligtum, sowie ausden Zehn Geboten.

Hauptsynagoge, um 1910.

Linke Seite: Ge denkstein für die 1938 zerstörteMünch ner Haupt -synagoge (Aufnahme 2010).

53

Page 29: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

54 55

Seit 1998 ist der Gedenkstein am 9. November, dem Jahres -tag der Pogromnacht, Ort einer eindrucksvollen Veranstal -tung, die unter dem Leitmotiv „Jeder Mensch hat einenNamen“ das Andenken an die deportierten und ermordetenjüdischen Bürgerinnen und Bürger Münchens wachhält.Jugendliche, Prominente aus Kultur und Gesellschaft undMünchner Bürgerinnen und Bürger verlesen zu diesemAnlass über viele Stunden die Namen, außerdem das Alter,das Todes- oder Deportationsdatum und den Sterbeort derFrauen, Männer und Kinder, die von den Nationalsozialistenermordet wurden. Von den ehemals rund 11.000 MünchnerJüdinnen und Juden haben mehr als 4.500 die NS-Herrschaftnicht überlebt. Im Jahr 2008, anlässlich des 70. Jahrestagesder Pogromnacht, fand die Lesung erstmals an verschiede -nen Orten im gesamten Stadtgebiet statt.

Bürgersaalkirche

Die Bürgersaalkirche inmitten der Fußgängerzone führtzurück zum Schicksal Pater Rupert Mayers. Der Bet- undVersammlungssaal der Marianischen Männerkongregationwar nicht nur eine seiner Wirkungsstätten – hier befindetsich auch sein Grab, das für zahlreiche Gläubige zu einerPilger- und Gedenkstätte geworden ist.

Nach mehreren Verurteilungen und Haft im Konzentrations -lager Sachsenhausen war der unbeugsame Pater bis Kriegs -ende im oberbayerischen Kloster Ettal unter Arrest gestelltworden. Nach Kriegsende kehrte er nach München zurück,wo er an Allerheiligen 1945 während einer Predigt einenSchlaganfall erlitt und wenig später verstarb. Seine Bestat -

13

tung erfolgte zunächst auf demJesuiten friedhof in Pullach. Drei Jahrespäter wurden seine sterblichen Überreste – im Bei sein von 120.000Menschen – in die Unterkirche desBürgersaals überführt.

Seit 2008 beherbergt der rückwärtigeTeil der Kirche ein Museum zum Lebenund Wirken des im Volke verehrtenSeelsorgers, der zur Symbolfigur fürden katholischen Widerstand gegendas NS-Regime wurde.

Blick in die Dauer -ausstellung zu PaterRupert Mayers Lebenund Werk im Mu seumder Bürger saalkirche(Aufnahme 2010).

Page 30: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

57

18

Inschrift zur Befreiung Münchens am 30. April 1945

Das Alte und das Neue Rathaus am Marienplatz zählenzu den berühmtesten Wahrzeichen der Stadt.

Gleich im Durchgang zum Innenhof desNeuen Rathauses treffen Passanten aufeine Reihe von Inschriften, unter denendie wichtigste der Mitglieder der US-Streitkräfte gedenkt, „die München am30. April 1945 von der national sozialis -tischen Gewaltherrschaft befreiten“ .Die Inschrift wurde im Jahr 1992, an -läss lich des Abzugs der US-Streit kräfteaus München, auf Vorschlag des dama -ligen Oberbür germeisters Georg Krona -witter als Danksagung an die US-Armeeangebracht.

14

Marienplatz 8, Neues Rathaus –

Marienplatz 15, Altes Rathaus –

Rosental – Oberanger – St. Jakobs-Platz 18

19

17

20

21

14 Inschrift zur Befreiung Münchens

am 30. April 1945

15 Gedenktafel an die erste

Depor tation jüdischer

Bürgerinnen und Bürger

16 Gedenkraum (1. Stock)

Neues Rathaus, Marienplatz 8

geöffnet Montag bis Donnerstag

8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr

17 Kriegsgefangenen-Denkmal

18 Gedenktafel an die Pogromnacht vom 9. November 1938Altes Rathaus, Marienplatz 15

19 Gedenktafel für das zerstörte

Kaufhaus Uhlfelder

Rosental 16

20 Lichtinstallation für das

zerstörte Kaufhaus Uhlfelder

Oberanger (Münchner Stadtmuseum)

21 Ausstellung „Chiffren der Erinnerung

– Nationalsozialismus in München“

Münchner Stadtmuseum,

St.-Jakobs-Platz 1

geöffnet Dienstag bis Sonntag

10 bis 18 Uhr

21 „Gang der Erinnerung“

Jüdisches Zentrum, St.-Jakobs-Platz 18

Besichtigung nur im Rahmen von

Synagogenführungen möglich

Informationen unter T: 089 202400100,

http://www.ikg-muenchen.de

14 16bis

Page 31: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Gedenktafel an die erste Deportationjüdischer Bürgerinnen und Bürger

58

Wenige Schritte davon entfernt, am Treppenaufgang zumersten Stock, errichtete die Stadt im November 2000 eineGedenktafel für die 1941 im litaui schen Kaunas (Kowno)ermor de ten Münchner Jüdinnen und Juden , die „dieTrauer und Scham der Münch ner Bevölkerung sowie dasEntsetzen über das damalige Schweigen“ zum Ausdruckbringen soll.

Am 20. November 1941 waren 1.000 Männer, Frauen undKinder von Mün chen nach Kaunas deportiert und dort fünfTage später von einem Erschieß ungs kommando ermordetworden. Die Deportation nach Kaunas war der Beginn dersystematischen Ermor dung der noch in München verblie -benen Jüdinnen und Juden. Bis Februar 1945 gingen min -destens 43 Transporte nach Kaunas, Piaski, Theresienstadtund Auschwitz. An der Orga nisation und Durchführung derDeportationen waren zahl reiche Personen und Institutionen,darunter auch Mitar beiter städtischer Behörden, beteiligt.

Die von Beate Passow entworfene Gedenktafel entstand aufInitiative des Münchner Stadtarchivs. Gleichzeitig stif tete dieLandeshauptstadt München für die Gedenkstätte in Kaunasein Erinnerungszeichen, das Beate Passow auch als Vorlagefür das Münchner Pendant verwendete: „Die Glas scheibe“,so beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit, „zeigt ein Foto derGedenktafel in Kowno sowie Portraits jüdischer Bürger ausMünchen, die deportiert wurden. So ist das Verbrechen,das in Kowno geschah, in angemessener Weise auch inMünchen präsent.“

15

Gedenktafel für die 1941 nach Kaunas depor -tierten und er mordeten jüdi schen Bürgerin -nen und Bürger im Neuen Rathaus (Aufnahme2010). Die Fotografien stammen aus den Kenn -karten, die – mit einem roten „J“ vorgedruckt– ab 1939 jüdische Bürgerinnen und Bürgermit sich führen mussten. Oftmals sind dieseAufnahmen die letz ten visuellen Zeug nisseihrer Besitzer.

59

Page 32: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Gedenkraum im Neuen Rathaus

Bereits 1951 stellten die damaligen Stadtratsfraktionen derCSU, SPD und Bayernpartei gemeinsam den Antrag, im Rat -haus eine Gedenktafel für die Opfer des „Dritten Reiches“und der Weltkriege aus den Reihen der Stadtverwaltunganzubringen. Als geeigneter Ort wurde der kapellenartigeSechseckraum im ersten Stock des zum Marienplatz ge -legenen Traktes bestimmt, der in den zwanziger Jahren alsGedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen städti -schen Beamten, Lehrer, Angestellten und Arbeiter umge-staltet, jedoch 1944 durch Bomben zerstört worden war.

1958 – zum 800. Geburtstag der Stadt – konnte der neu-gestaltete Raum der Öffentlichkeit übergeben werden. SeinZentrum bildet ein altarähnlicher Stein tisch, auf dem ein inLeder gebun de nes Buch mit den Namen der Toten beiderWeltkriege ruht. Inschriften an den Wän den gedenken ihrersowie der wäh rend der NS-Diktatur politisch Verfolg ten.Eine im Boden eingelassene Stein platte ist den „im Dienstverunglück ten Mitarbeitern“ der Stadt gewidmet.

Der Gedenkraum mit seinem sakralanmutenden Arrange ment und denumfassenden Widmungen kann alstypisches Beispiel für die Erinnerungs -arbeit der ersten Jahre der Bun des -republik angesehen werden, die die Toten beider Welt kriege mit den Opfernder NS-Herrschaft gleicher maßen„schicksalhaft“ vereinte. Fragen nachden Todesum stän den, nach mora-lischer und politischer Mitverantwor -tung blieben hingegen ausgeblendet.

16

61

Gedenkraum imersten Stock desNeuen Rathauses(Aufnahme 2010).

Page 33: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Kriegsgefangenen-Denkmal

Das Schicksal der eigenen Kriegsgefangenen gehörte in derNachkriegszeit zu den drängendsten Fragen der deutschenBevölkerung. 1954 wurde im Bogen unter dem Alten Rat -haus ein Denkmal enthüllt, das den damals noch in Ge -fangenschaft lebenden Münchnern gewidmet ist. Zu diesemZeitpunkt waren noch 12.500 Münchner, viele von ihnen inder Sowjetunion, als vermisst gemeldet.

17

Kriegsgefangenen-Denkmal am AltenRathaus (Aufnahme2010).

Das von Franz Mikorey bewusst zurückhaltend gestalteteRelief spiegelt die in der deutschen Nachkriegsgesellschaftdominierende Sichtweise wider. Es zeigt drei trauerndeFrauengestalten, die – so die Inschrift – auf die Heimkehrder Kriegsgefangenen warten, deren Leiden unvergessenbleiben sollen.

Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes war seinezentrale Lage, da das Alte Rathaus am verkehrsreichenMarienplatz ein hohes Maß an Aufmerksamkeit garantierte.

Gedenktafel an die Pogromnacht vom 9. November 1938

Erst knapp fünf Jahrzehnte nach Kriegsende sollte indessendie nationalsozialistische Vergangenheit dieses Ortes mar -kiert und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wer -den. Am Abend des 9. November 1938 hatte im gotischenSaal des Alten Rathauses die von Joseph Goebbels insze -nierte „Reichskristallnacht“ ihren Ausgang genommen. Von hier gingen wesentliche Impulse für die systematischeEntrechtung und Verfolgung der Juden in Deutschland aus,die mit Beginn des Zweiten Weltkrieges in die Ermordungvon sechs Millionen Jüdinnen und Juden mündeten.

62 63

Page 34: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Noch in der Nacht vom 9. auf den 10. November setztenAngehörige der SS, SA und der Hitlerjugend vor den Augender Öffentlichkeit in ganz Deutschland die Synagogen inBrand, plünderten und verwüsteten unzählige Geschäfteund misshandelten jüdische Bürger. Allein in Münchenwurden 1.000 Männer verhaftet und in das Konzentrations -lager Dachau verbracht.

Die Gedenktafel, die auf die zentrale Funktion hinweist, diedie Versammlung im Alten Rathaus bei der Vorbereitungdieses Verbrechens gespielt hatte, wurde von MünchensAltoberbürgermeister Hans-Jochen Vogel initiiert und imNovember 2000 im Foyer des Gebäudes enthüllt. Da dieserRaum jedoch nur im Rahmen bestimmter Veranstaltungenöffentlich zugänglich ist, wurde im Mai 2009 eine Replikan der Eingangsfassade des Gebäudes angebracht.

18

6564

Alter Rathaussaal,1936.

Gedenktafel am Ortder Ausrufung desNovemberpogroms(Aufnahme 2010).

Page 35: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

66

Gedenktafel und Lichtinstallation für das zerstörte Kaufhaus Uhlfelder

Unweit des Alten Rathauses, an der Ecke des überdach tenEingangs am Rosental 16, erinnert eine kleine Stein tafeldaran, dass hier „bis zum Jahr 1938 das Kauf haus Uhlfelder“stand. Damit folgte die Stadt 1964 dem tes tamentarischenWunsch Max Uhl fel ders, der sechs Jahre zuvor im Alter von72 Jahren in München gestor ben war. Doch nur weni gendürfte heute die Geschichte des Kaufhauses und dessen In haber bekannt sein.

Ein Schicksal, das exemplarisch für viele jüdische Ge schäfts - leute steht, die in der Zeit des Natio nal so zialis mus Opfervon Antisemitismus und Rassis mus wurden.

Das 1878 gegründete Handelsgeschäftfür Haushaltsgegen stände und Galan te -riewaren hatte sich seit Anfang derzwan ziger Jahre zu einem der mo derns - ten und beliebtesten Wa ren häuser derStadt entwickelt. Die Einrichtung einer drei Stockwerke umfassenden Roll -treppe ließ das Kauf haus ebenso zumStadtgespräch werden wie die sozialenLeistun gen, die Max Uhlfelder seinenrund 550 Angestellten bot.

19

Gedenktafel für das 1938 zerstörteKaufhaus Uhlfelderam Rosental 16(Aufnahme 2010).

Page 36: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Max Uhl -felder in seine Heimatstadt zurück, wo er in mehr als 100Gerichtsverfahren um die Rückerstattung seines Besitzeskämpfte. Nachdem sein Vorhaben, das 1944 durch Bombenzerstörte Kaufhaus wiederaufzubauen, gescheitert war, ver-kaufte er das Grundstück an die Stadt.

Heute befindet sich an dieser Stelle ein Erweiterungsbaudes Münchner Stadtmuseums, das hier seit Mitte 2003 dieDauerausstellung „Nationalsozialismus in München – Chiff -ren der Erinnerung“ eingerichtet hat. Im Rahmen dieserAusstellung wurde dem Kaufhaus Uhlfelder ein weiteresErinnerungszeichen gesetzt: der Namenszug „Uhlfelder“ inblauer Leuchtschrift an der zum Oberanger gerichtetenLängsseite des Museums erinnert an die Vergangenheitdes Ortes und an seine einstigen Besitzer.

20

69

Wie alle im NS-Staat als jüdisch dekla rierten Geschäftewurde auch das der Uhlfelders, das bereits seit 1933 wie der -holt Angriffsziel der National sozia listen war, in der Po grom -nacht geplün dert, nahezu vollständig demoliert und in Brandgesteckt. Anfang Dezember 1938 wurde das Unternehmenschließlich liquidiert, das Warenlager zu Spott preisen ver-äußert. Den Grundbesitz schlug man 1942 der LöwenbräuAG als Ersatz für den zwangsweise an die NSDAP ver-äußerten Bürgerbräukeller zu.

Max Uhlfelder, der wie sein Sohn nach der Pogromnacht imKonzentrationslager Dachau inhaftiert war, konnte 1939 mitseiner Familie zunächst nach Indien und später in die USAemigrieren. Seine Schwester Grete Mayer, ihr Mann Josefund ihr Sohn Alfred hingegen standen am 20. November1941 auf der ersten Deportationsliste nach Kaunas, wo sieermordet wurden.

68

Das KaufhausUhlfelder nach dem9. November 1938.

Seit 2003 am historischen Ort:Erinnerungszeichenin Leuchtschrift(Aufnahme 2010).

Page 37: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

So wurde der 32 Meter lange, unterirdische Gang zwischenSynagoge und Gemeindehaus als Mahnmal gestaltet,dem, einem begeh baren Memorbuch gleich, auf gläsernenTafeln die Namen der Münchner Jüdinnen und Juden einge-schrieben sind, die während des NS-Regimes deportiertund ermordet wurden. Weiß hinterleuchtete Flächen lassendie Namenszüge hell und tief hervortreten und befreien siegleich sam aus ihrer Anonymität. Auf der gegenüberliegen -den Wand lenkt das Licht den Blick auf die Wortfolgen„erinnern – trauern – ge denken – mahnen“ sowie „lernen –versöhnen – sprechen – leben“ – Begriffe, die im Zusam -men hang mit Geschichte, Tradition und Glauben stehen undzugleich auf die Gegen wart verweisen. Ihre Mitte bildet einDavidstern zum Geden ken an die sechs Millionen ermor -de ten Juden.

Der von Georg Soanca-Pollak konzipierte „Gang der Erinne -rung“ ist eine der eindringlichsten Arbeiten, mit denen injüngster Zeit an die Opfer der Shoa erinnert wurde.

Das Denkmal kann nur im Rahmen der Synagogenführun gen,die von der Israelitischen Kultusgemeinde regelmäßig ange -boten werden, besichtigt werden.

21

7170

Das JüdischeMuseum ist Teil desBauensembles amam St.-Jakobs-Platz.Es steht als Binde -glied zwischen demJüdischen Zentrumund der Synagoge(Aufnahme 2007). „Gang der Erinne -

rung“ im JüdischenZentrum München(Aufnahme 2010).

„Gang der Erinnerung“

Vom Oberanger gelangt man direktzum Jüdischen Zentrum am St.-Jakobs-Platz. Mit der feierlichen Einweihungder neuen Hauptsynagoge Ohel Jakobund des Gemeinde hau ses der Israe li -tischen Kultusgemeinde am 9. Novem -ber 2006 kehrte wieder jüdischesLeben in die Mitte Münchens zu rück.Das architektonische Ensemble – zudem auch das im Jahr darauf eröffneteJüdische Museum gehört – steht sym -bolisch für Heimkehr und Zukunft. Esist aber auch ein Ort, der der Trauerund dem Andenken der Toten ge wid -met ist.

Page 38: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

73

Bodendenkmal für Kurt Eisner

Auf einer Metallplatte im Gehsteig der Kardinal-Faul haber-Straße sind die Umrisse eines am Bodenliegenden Mannes zu sehen.

Am 21. Februar 1919 wurde an dieserStelle der erste bayerische Minister -präsident Kurt Eisner auf dem Wegzum Landtag von dem rechtsradikalenOffizier Anton Graf von Arco-Valleyermordet. Das Attentat – infolge dessendie Rätere pu blik ausgerufen und wenigspäter von antirepublikanischen Ein hei -ten blutig niedergeschlagen wurde –gehört zu den Ereignissen, die eineradikale politi sche Polarisierung undschließlich das Aufkommen und denAuf stieg des Nationalsozialismus inMünchen mit in Gang brachten.

22

Kardinal-Faulhaber-Straße

22

22 Bodendenkmal für Kurt Eisner

Kardinal-Faulhaber-Straße

Page 39: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Bis heute gehört Kurt Eisner zu den umstrittensten Persön -lich keiten der bayerischen Geschichte. So geriet auch dasseit den siebziger Jahren von der Stadtratsfraktion der SPDinitiierte Vor haben, Eisner am Ort seiner Ermor dung einDenkmal zu errichten, zum Politi kum. Erst 1989 konnte dasDenkmal – nach einer langen und heftigen Debatte imMünchner Rathaus und in der Presse – eingeweiht werden.

Da der Eigentümer des Palais Montgelas bereits 1976 dieAnbringung einer Gedenktafel verweigert hatte, entwickeltedie Bildhauerin Erika Lankes ein Bodendenkmal, für das siesich von Polizeifotos und im Boden eingelassenen Grab -platten inspirieren ließ. Hinsichtlich der Inschrift kam es imRathaus abermals zu einer Auseinandersetzung, da sich die

75

Im Zuge der reichsweiten November -revolution hatte Kurt Eisner, seit 1917Führer der Unabhängigen Sozialde mo -kraten, am Abend des 7. November1918 zum Sturz der Monarchie aufge -rufen, den Freistaat Bayern proklamiertund das Land in die Demokratie ge -führt. In seiner nur 100 Tage dauern -den Amtszeit führte er unter anderemdas erste Frauenwahlrecht in Deutsch -land sowie den Achtstundentag undeine Arbeitslosenversicherung ein. AlsJude, Intellektueller und linker Politiker,der dem Rätegedanken nahestand,erfüllte Eisner nahezu alle damaligenFeindbild-Klischees. Auch nach demEnde des „Dritten Reiches“ wirktedieses Propaganda-Bild nach.

74

Kurt-Eisner-Denkmal,Kardinal-Faulhaber-Straße (Aufnahme2010).

Nach Kurt EisnersErmordung am 21.Februar 1919 wurdemit einer provisori -schen Gedenkstättean der Stelle desAttentats an denPolitiker erinnert.

Page 40: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

77

konservativen Parteien vehementgegen die Titulierung Kurt Eisners als„Ministerpräsident des FreistaatsBayern“ stellten. So stimmte die CSU-Fraktion dem Denkmal erst zu, als aufder Gedenkplatte – statt des von ihrbeanspruchten Begriffes „Freistaat“ –„Volksstaat“ eingraviert wurde.

Knapp zwanzig Jahre nach der Debatteum das Bodendenkmal entschied derStadtrat im Juni 2008, Kurt Eisner einskulpturales Denkmal zu setzen, dasseiner Persönlichkeit und historischenRolle gerecht werden soll. Im Jahr da -rauf wurde ein Wettbewerb ausge -schrieben, aus dem der Siegerentwurfder Münchner Künstlerin RotrautFischer hervorging. Ihre dreieinhalbMeter hohe begehbare Glasskulptur,deren Mittelpunkt ein Zitat Kurt Eisnersbildet, wurde 2011 auf dem Areal desneugestal te ten Oberangers aufgestellt.

76

Gedenktafel für Kurt Eisner auf dem Promenadeplatz. Da derEigentümer des Palais Montgelas die Anbringung einer Gedenktafelverweigert hatte, wurde stattdessen 1976 als „Kompromisslösung“eine Erinnerungstafel im Grünstreifen auf dem Promenadeplatz einge-lassen. Die Tafel musste 2005 dem Denkmal für Maximilian Josef vonMontgelas weichen. Sie befindet sich heute im Bestand des MünchnerStadtmuseums.

Das Denkmal für KurtEisner am Oberanger,Höhe Schmidstraße.Das Zitat auf deräußeren Glasflächestammt aus dem Auf -ruf „An die Bevöl ke -rung Münchens!“,mit dem Eisner in derNacht zum 8. Novem -ber 1918 den Frei staatBayern proklamierte.

Page 41: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

23

24

23 Bodenplatte zur Erinnerung an die

1923 beim Hitler-Putsch getöteten

Polizisten

Feldherrnhalle, Odeonsplatz

(im November 2010 durch eine

Gedenktafel an der Fassade der

Residenz ersetzt)

24 „Bronzespur“

Viscardigasse

79

Feldherrnhalle

Nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“gehörte die Feldherrnhalle zu den Gebäuden, die amstärksten mit dem Nationalsozialismus in Verbindunggebracht wurden.

Hier war am 9. November 1923 derPutschversuch Adolf Hitlers und seinerAnhänger von der Landespolizei nieder-geschlagen worden. Nach HitlersMacht antritt wurde die Niederlage vonder NS-Propaganda – in Anlehnung anMussolinis „Marsch auf Rom“ – zum„Marsch auf die Feldherrnhalle“ umge-deutet, das Bauwerk zu einer Stättedes Totenkults der für die „nationaleErhe bung“ gefallenen Gesinnungs ge -nossen stilisiert. Bereits am 9. Novem -ber 1933 ließ Adolf Hitler an der zurResidenz straße gerichteten Ostseiteein „Ehren mal“ einweihen, vor dem

Odeonsplatz – Viscardigasse

Page 42: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

dem Sockel zu lesen: „Goethe, Diesel,Haydn, Rob. Koch. Ich bin stolz, einDeutscher zu sein!“ Als am 14. Sep -tember 1947 eine Gedenkfeier für dieOpfer des Faschismus an der Feld -herrn halle abgehalten wurde, war diesein symbolischer Akt, um dem Bau -werk – im Sinne von Antifaschismusund Demokratie – eine „neue“ Bedeu -tung zu verleihen. Bis heute ist dieFeld herrnhalle ein prominenter Demon -strationsort gegen Neonazismus,Rassismus und rechte Gewalt – aberauch Schauplatz von kulturellen Veran -staltungen und beliebte Touristen -attrakt ion.

zwei SS-Pos ten Tag und Nacht Wachehielten. Wer das Denkmal passierte,hatte die Hand zum „Führergruß“ zuerheben.

Nicht zufällig artikulierten sich hier nachdem Ende des Zweiten Weltkriegesgegensätzliche Ansichten über dieSchuld der Deutschen. Noch bevor das„Ehrenmal für die Gefallenen des 9.November 1923“ am 3. Juni 1945 vonMünchner Bürgern im Rahmen einerSpontanaktion demontiert worden war,schrieben Unbekannte auf das Bau -werk: „KZ-Dachau – Velden – Buchen -wald – ich schäme mich, dass ich einDeutscher bin“. Kurz darauf war auf

80

„Ehrenmal“ für die gefallenenPutschis ten vom 9. Novem ber 1923 an der Ost seite der Feldherrn halle,1930er Jahre.

Das „Ehrenmal“ imJuni 1945. Das Denk -mal wurde nachseiner Demontierungvon der amerikani -schen Militärregie -rung entfernt und fürden Wiederaufbauder Residenz einge-schmolzen.

Page 43: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

83

Im Frühjahr 1990 montierten die Münchner Künstler RudolfHerz und Thomas Lehnerer in Eigeninitiative an jener Stelle,an der Hitler die toten Putschisten hatte ehren lassen, eineEmailletafel, auf der zu lesen war: „Juden in aller Welt bittekehrt zurück, wenn Ihr wollt“. Damit sollte nicht nur an dieFolgen des Nationalsozialismus, der in München seinenAus gang genommen hatte, gemahnt, sondern zugleich eineBotschaft für künftiges Handeln formuliert werden. Dieseoffensive Form des Gedenkens sowie der Vorschlag, dasSchild – das bereits nach weniger als zwei Stunden von derPolizei entfernt worden war – als permanentes Denkmal an zubringen, lösten große Kontroversen aus und wurdenschließ lich mit dem Verweis auf den Denkmalschutz abge-lehnt.

Auch als der Stadtrat 1993 – auf Vor -schlag des Münchner RechtsanwaltsOtto Gritschneder – für eine Gedenk -tafel für die Mitglieder der Baye ri -schen Landespolizei, die beim Einsatzgegen die Nationalsozialisten 1923 umsLeben gekommen waren, plä dierte,sprach sich der Freistaat als Eigen -tümer des Gebäudes wie schon zuvoraus Gründen des Denkmalschutzesgegen eine Anbringung an der Feld -herrnhalle aus. Stattdessen wurde1994 von der Stadt eine Bodenplattemit den Namen der vier getötetenPolizisten im Pflaster des Odeons -platzes vor dem Bauwerk eingelassen.

23

Schild an derFeldherrnhalle vonRudolf Herz undThomas Lehnerer,Frühjahr 1990.

Page 44: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

85

Am 9. November 2010 enthüllteschließ lich der Baye rische Innen minis -ter Joachim Herrmann zusammen mitOberbürgermeister Christian Ude eineGedenktafel an der Münchner Residenz(Zugang zum Kaiser hof). Die Boden -platte wurde daraufhin im Februar 2011ausgebaut und der historischen Samm -lung des Stadtmuseums übergeben.

„Bronzespur“

Dagegen ist die „Bronzespur“ desMünchner Bildhauers und ErzgießersBruno Wank bewusst als Boden denk -mal gestaltet worden. Helle Pflaster -steine aus Bronze markieren denschmalen Pfad in der Viscardigasse, dieim Volksmund „Drückeberger gasse“genannt wurde. Viele Münchnerinnenund Münchner hatten diesen Weg hin -ter der Feldherrnhalle einst genom men,um der von den Nationalsozialistenauferlegten „Grußpflicht“ zu entgehen.Zunächst als temporä res Projekt instal -liert, ist dieses Erinnerungszeichen andie stille Resistenz der Bürgerinnenund Bürger seit 1996 dauerhaft imStadtbild verankert. Leider gibt es bis-lang keinen öffentlichen Hinweis, derüber die Bedeutung der „Bronzespur“und die Funktion der Viscardigasse inder NS-Zeit informiert.

24

84

Die inzwischen ent-fernte Bodenplattezur Erin nerung an die 1923 beim Hitler-Putsch getötetenPolizisten (AufnahmeJuli 2010). „Bronzespur“ im

Kopfsteinpflaster der Viscardigasse(Aufnahme 2010).

Page 45: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

87

28

29

25

27

26

25 Kriegerdenkmal

Hofgarten

26 Mahnmal für den

deutschen Widerstand

Hofgarten

27 „Entartete Kunst“/ Galeriestraße

28 Historische Dokumentation

Haus der Kunst

Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1

geöffnet Montag bis Sonntag

10 bis 20 Uhr, Donnerstag bis 22 Uhr

29 „Wunden der Erinnerung“

Terrasse Haus der Kunst,

Prinzregentenstraße 1

öffentlich zugänglich

Kriegerdenkmal

Auch das Kriegerdenkmal im Hofgarten vor demehe maligen Armeemuseum (heute: Bayerische Staats -kanzlei) gehörte in der NS-Zeit zu den Schauplätzennationalistischer und militaristischer Propaganda. Seit1934 fand hier der jährliche „Heldengedenktag“ statt,der von Wehrmacht und Partei ausgerichtet wurde.

1924/25 als zentrales Denkmal für dieim Ersten Weltkrieg gefallenen Münch -ner errichtet, war die einem Hünengrabnachempfundene Anlage schon in derWeimarer Republik eines der meist-besuchten Kriegerdenkmäler in Deutsch - land. Ihren Mittelpunkt bildet ein Krypta -raum, in dem Bernhard Bleekers idea -lisierte Liegefigur des „Toten Soldaten“aufgebahrt ist – stellvertretend für die13.000 gefallenen Münch ner Soldaten,deren Namen einst in einem erwei ter -ten Umgang eingemeißelt waren.

25

Hofgarten – Galeriestraße – Prinzregentenstraße 1

Page 46: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Mahnmal für den deutschen Widerstand

89

Kriegerdenkmal imHofgarten (Aufnahme2010).

„Heldengedenktag“am Kriegerdenkmal,12. März 1939.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt,wurde das Krieger denk mal auf Geheißder amerikanischen Militärregierungwiederhergestellt, jedoch ohne dieNamen der 13.000 Toten. In den fünf-ziger Jahren brachte man zudem eineInschrift an, die der Gefallenen und derzivilen Opfer der Jahre 1939 bis 1945gedenkt. Diese Widmung entsprichtdem, auch nach 1945, unabweisbarenBedürfnis nach der Erinnerung an dieKriegstoten. Letztlich wurde damit je -doch auch ein sehr eindimensionalesBild geschaffen, das die Stadt und ihreBewohner ausschließlich als Opfer dar-stellt.Bis heute finden am Kriegerdenkmalmilitärische Zeremonien und Toteneh -rungen statt, so zum Beispiel amVolkstrauertag.

Ein weiteres Denkmal im Hofgartenist das Mahnmal für den deutschenWiderstand am Arkadeneingangzur Bayeri schen Staatskanzlei. DasDenkmal wurde 1994 – zum 50. Jah -restag des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 – vom Freistaat Bayernbeschlossen und zwei Jahre später,nach Durchführung eines Künstler -wett bewerbs, der Öffentlichkeitübergeben.

Der von Leo Kornbrust entworfeneGranitkubus zeichnet sich durch ein-dringliche Schlichtheit aus. Auf zweiFlächen des schwarzen poliertenGesteins sind in der Handschrift desKünstlers Texte von Widerstands -kämpfern, die vom Volks gerichtshofzum Tode verurteilt wurden, eingra-

26

Page 47: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

viert. So ist aus dem fünften Flugblattder „Weißen Rose“ und aus dem „Auf - ruf für den 20. Juli 1944“ von Erwinvon Witzleben zitiert. Außerdem ist einTextauszug aus dem Abschieds briefdes westfälischen Bauern Josef Huf -nagel angebracht, der wegen Abhörensfeindlicher Sender am 5. Juni 1944 imZuchthaus Brandenburg-Görden hinge-richtet wurde.

Trotz seiner Definition als zentrale baye -rische Gedenkstätte für alle Opfer desWiderstands gegen das NS-Regimevermittelt das Denkmal nur ein unvoll-ständiges Bild. So bleibt beispielsweisedie Erinnerung an den Widerstand ausden Reihen der Sozialdemokraten undKommunisten oder an Ein zelkämpferwie Georg Elser an diesem offiziellenGedenk ort nur eine Leerstelle. Vorallem Bürgerinitiativen leisten für dieseWiderstandskämpfer mit ihrem Enga -gement seit den neunziger Jahren eineebenso wesentliche wie notwendigeGedächtnisarbeit.

91

Mahnmal für dendeutschen Wider -stand am Arkaden -eingang zur Bayeri -schen Staatskanzlei(Aufname 2010).

Page 48: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Nürnberger Parteitag vorgegeben hatte, wurde praktisch dasgesamte Spektrum der modernen Kunst in Deutschlandliquidiert und deren Vertreter aus dem kulturel len und sozia -len Leben ausge stoßen. Allein in München sahen – amtli -chen Berichten zufolge – über zwei Millionen Besucher dieAusstellung, die in zwölf weiteren Städten gezeigt wurde.

In den Räumen des nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten Galeriegebäudes befinden sich heute derKunstverein München und das Deutsche Theatermu seum.Ein Erinnerungszeichen gibt es nicht.

93

„Entartete Kunst“

92

Galeriestraße(Aufnahme 2010).

Eingang zur Feme ausstellung „Ent artete Kunst“,Galeriestraße 4, Juli 1937.

„Entartete Kunst“,Blick in dasObergeschoss, Juli 1937.

Der Hofgarten war überdies Schau -platz der Femeausstellung „EntarteteKunst“, die am 19. Juli 1937 in denRäumen der Hofgartenarkaden in derGalerie straße eröffnet wurde. Inent stellen der Aufmachung und vonwandgroßen Schmähungen kommen -tiert, wurden in dieser Schau rund 600Kunstwerke der heutigen klassischenModerne und deren Schöpfer als „ent -artet“ vorge führt und an den Prangergestellt. Als „entartet“ galt nahezujeder Künstler, der mit der herrschen -den Ideologie nicht mehr vereinbarwar. Mit dieser rigoros betriebenenKulturpolitik, deren Richtlinien AdolfHitler im September 1934 auf dem

27

Page 49: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Historische Dokumentation Haus der Kunst

Wenige Meter vom Hofgarten entfernt, wurde einen Tagvor Eröffnung der Femeschau „Entartete Kunst“ im Beiseinder NS-Führungsriege und der Münchner Stadtgesellschaftdas „Haus der Deutschen Kunst“ eingeweiht. Von HitlersLieblingsarchitekten Paul Ludwig Troost entworfen und vonSpenden der deutschen Wirtschaft und Industrie finanziert,war der neoklassizistische Bau an der nördlichen Seite derPrinzregentenstraße das zu Stein gewordene Symbol vonMünchens Rolle als „Hauptstadt der Deutschen Kunst“und zentraler Ort nationalsozialistischer Propaganda. MitAusstellungen von zeitgenössischen Künstlern sollte dasGebäude einer deutschen „artreinen“ Kunst den Wegweisen, während die künstlerische Moderne der Ächtungund Vernichtung preisgegeben wurde. Gleichzeitig fandendie „Großen Deutschen Kunstausstellungen“, die bis 1944hier jährlich veranstaltet wurden, in der breiten MasseAkzeptanz und zogen Jahr für Jahr mehrere hunderttau sendBesucher an.

95

Historische Doku -men tation im Flurdes Hauses der Kunst (Aufnahme2010).

Page 50: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Vor diesem Hintergrund ist auch das von Chris Dercon – der2003 die Leitung des Hauses der Kunst übernahm – initiierteProjekt des „Kritischen Rückbaus“ zu sehen. Als in denfünfziger Jahren mit dem Einzug der Moderne das Gebäudeals „entnazifiziert“ galt, nahm man im Inneren baulicheVeränderungen vor, die die Erinnerung an das unliebsameErbe verschwinden lassen sollten. In der einstigen „Ehren -halle“, dem Zentrum des Gebäudes und ehemaligen Schau -platz von Hitlers hasserfüllten Reden, wurden Wände undDecken eingezogen, die rote Marmorverkleidung der Säulenweiß übertüncht. Diese nachträglichen Veränderungenwurden nunmehr sukzessive rückgängig gemacht, um denBlick auf die Ursprünge freizulegen und eine offensive Aus -einandersetzung mit diesem Raum und seiner Geschichtesowie mit der Funktion und Bedeutung von Architektur zuermöglichen.

97

Im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört geblieben, ent - wickelte sich das 1946 zum „Haus der Kunst“ umbenannteGebäude seit den fünfziger Jahren zu einer der re nommier -ten Stätten des internationalen Ausstellungs be triebs. Ingroßen Einzelausstellungen widmete man sich vorwiegendKünstlern, die in der NS-Zeit als „entartet“ verfolgt und ver-femt worden waren. Diese Form der „Wiedergutmachung“bestimmte bis weit in die neunziger Jahre den Umgang mitdem historisch belasteten Gebäude.

1996 wurde die lange Zeit weitgehend verdrängte Ge -schichte des Hauses erstmals dauerhaft ins öffentlicheBewusstsein gerückt. Seit diesem Zeitpunkt besteht für alleBesucher das Angebot, sich im Flur des Gebäudes durcheine historische Dokumentation über den Ort zu infor mie -ren. Zudem wurden 2004 die Bestände des Histori schenArchivs erstmalig erschlossen und für die wissenschaftlicheForschung zugänglich gemacht.

28

96

„Ehrenhalle“, 1938:Adolf Hitler bei derAuswahl der für diezweite „Große Deut -sche Kunst aus stel -lung“ vorgesehenenGemälde.

Ehemalige „Ehren -halle“, 1960er Jahre:Temporäre Nutzungfür eine Moden -schau.

Page 51: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

„Wunden der Erinnerung“

Auf eine nur scheinbar banale Hinterlassenschaft von Kriegund Zerstörung verweist die Skulptur „Wunden der Erinne -rung“ an einer Säule auf der Rückseite des Hauses derKunst. Die Arbeit ist Teil des gleichnamigen europaweitenProjekts der Künstler Beate Passow und Andreas vonWeizsäcker.

Mittels seriell gefertigter, quadratischerGlasscheiben mach ten sie 1994/95 –fünfzig Jahre nach dem Ende desZwei ten Weltkrieges – auf Straßen undPlätzen, Gebäuden und Kunstwerken ininsgesamt sieben europäischen LändernEinschussnarben von Bombensplitternund Granaten kenntlich – Kriegsnarben,die im alltäglichen Umfeld heute kaummehr wahrnehmbar sind und erst durchdiesen subtilen künstlerischen Eingriffals offene Wunden sichtbar werden.

In München wurden an der Ziegel fas -sade der Ludwig-Maxi milians-Uni ver -sität, der ehemaligen Salinenhauptver -waltung, an der Ecke Schellingstraßeund Lud wigstraße sowie an derBronze skulptur des „Rossebändigers“seitlich der Alten Pinakothek noch zweiweitere „Wunden der Erinnerung“installiert.

29

32

99

Links: Teil eines euro päi schenProjekts in siebenLändern: „Wundender Erinne rung“ aufder Rück seite desHauses der Kunst(Aufnahme 2010).

„Wunden derErinnerung“ an derEcke Schellingstraßeund Ludwigstraße.

Page 52: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

31

30 Gedenktafel für die „Freiheitsaktion Bayern“

Landwirtschaftsministerium, Ludwigstraße 2

geöffnet Montag bis Freitag 7.30 bis 18.30 Uhr

31 Walter-Klingenbeck-Weg101

Gedenktafel für die „FreiheitsaktionBayern“Die nächste Station des ThemenGeschichtsPfades führt vom Haus der Kunst über die Von-der-Tann-Straße zum heutigen Landwirtschafts minis terium in der Ludwigstraße.

In dem 1938 bis 1942 als „Zentral mi -niste rium“ errichteten Bau befand sichunter anderem die „Be fehlsstelle desGauleiters“. Wenige Tage vor Kriegs -ende wurden hier, im nördlich gele ge -nen Wirtschaftshof, auf Befehl desfanatischen Gauleiters Paul Giesler Mit - glieder der Widerstandsgruppe „Frei -heitsaktion Bayern“ durch Erschießunghingerichtet. An sie erinnert eine Ge -denk tafel im südlichen Innenhofdes Gebäudes.

30

Ludwigstraße 2 – Walter-Klingenbeck-Weg

30

Page 53: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Auch die in Schwabing gelegene„Münchner Freiheit“ erin nert an die„Freiheitsaktion Bayern“. Bereits imDezember 1946 wurde der ehemaligeFeilitzschplatz zum Andenken an dieWiderstandsgruppe umbenannt.

Die dort auf Initiative von Oberbürger -meister Karl Scharnagl an gebrachteErinnerungstafel ging beim U-Bahnbauverloren. Auf Antrag von StadträtinEdith von Welser konnte 1981 eineneue Gedenk tafel eingeweiht werden.

103102

Gedenktafel für die„FreiheitsaktionBayern“ im Innenhofdes BayerischenLandwirtschaftsminis-teriums (Aufnahme2010).

In der Nacht zum 28. April 1945 war es der Widerstands -gruppe um den Hauptmann der DolmetscherkompanieRupprecht Gerngroß gelungen, die Radiostationen in Frei -mann und Erding zu be setzen. Von dort rief Gerngroß dieBevöl ke rung Südbayerns auf, Wider stand gegen das NS-Regime zu leisten, Befehle zur Zerstörung von Brücken undIndustrieanlagen zu verweigern sowie eine kampflose Über-gabe der Städte und Dörfer an die amerikanischen Truppenvorzubereiten. Bereits am Nachmittag des darauf folgendenTages brach die Aktion zu sam men, nach dem einige Mit -glieder der Widerstandsbewegung verhaftet wor den waren.Noch am selben Abend wurde das erste standrechtlichverkün dete Todesurteil im Hof des Zentral ministe riums voll-streckt.

Die Gedenktafel wurde 1984 auf Initiative des Bezirksaus -schusses Maxvorstadt errichtet. Der ursprüngliche Antrag,die Tafel an der Straßenseite des Gebäudes anzubringen, warindessen beim Bayerischen Landwirtschaftsministe rium aufvehemente Ablehnung gestoßen.

Page 54: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

105

Walter-Klingenbeck-Weg

Von der Ludwigstraße zweigt auf der Höhe der Bayeri schenStaatsbibliothek der Walter-Klingenbeck-Weg ab, der andas Schicksal eines jungen Widerstandskämpfers erinnert.Um Walter Klingenbeck bildete sich in den späten dreißigerJahren eine Gruppe Jugendlicher, die verbotene Radio senderhörte und mit einem eigenen experimentierte, um anti fa -schistische Propaganda verbreiten zu können. Auf Münch -ner Hauswänden brachten die Freunde Graffiti mit großenV-Zeichen – dem Kürzel für das englische Wort „victory“ –an, die den baldigen Sieg der Alliierten verkün den sollten.

Im Januar 1942 wurde der damals18jährige Walter Klingenbeck bei derGestapo denunziert, wegen „Feindbe -günstigung und Vorbereitung zumHochverrat“ zum Tode verurteilt undam 5. August 1943 in der Justiz voll -zugsanstalt München-Stadelheimhingerichtet.

Die Benennung des Weges – der sich in der Nähe der Kirchengemeinde St. Ludwig, der Klingenbeck als gläubi -ger Katholik angehörte, befindet –erfolgte 1998 auf Initiative des Bezirks -aus schus ses Maxvorstadt.

31

Erinnerungstafel undStraßenschild zumWalter-Klingenbeck-Weg (Aufnahme2010).

Page 55: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

107

Denkmäler für die „Weiße Rose“

Über die Ludwigstraße führt der ThemenGeschichtsPfadweiter zum Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Uni ver sität. Hier wurden am 18. Februar 1943 dieStudenten Hans und Sophie Scholl beim Verteilen dessechsten Flugblattes der Wider standsgruppe „WeißeRose“ von dem Hörsaal diener und SA-Mann JakobSchmid beobachtet, denunziert und von der Gestapoverhaftet.

Ein Bodendenkmal im Pflaster vordem Haupteingang erinnert an diemutige Tat der Geschwister Scholl undihrer Mitstreiter. Die auf Keramikplattenreproduzierten Flug blätter, Portraitfotosund historischen Schriftstücke wirkenso, als seien sie zufällig fallengelassenund festgetreten worden. Sie regen dievorbeikommenden Passanten an, inne-zuhalten und den Spuren der „WeißenRose“ zu folgen.

33

Geschwister-Scholl-Platz 1,

Ludwig-Maximilians-Universität

32 „Wunden der Erinnerung“

Schellingstraße/

Ecke Ludwigstraße

32

33

33 Bodendenkmal für die „Weiße Rose“

34 Gedenktafel für die „Weiße Rose“ (nördl. Galerie)

35 Bronzerelief für die „Weiße Rose“

36 „DenkStätte Weiße Rose“

37 Büste von Sophie SchollLudwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl-Platz 1geöffnet Montag bis Freitag 6.15 bis 22 Uhr, Samstag 8 bis 18 Uhr; DenkStätte: Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr

34

37

bis

Page 56: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Das Denkmal wurde von dem Berliner Bildhauer RobertSchmidt-Matt konzipiert und entstand 1988 im Rahmen desvon der Münchner Großbäckerei Rischart ausgeschriebenendritten „RischArt-Preises“. Ursprünglich als temporäresProjekt installiert, wurde die Arbeit – dank der Initiative der„Weiße Rose Stiftung e.V.“ und einer Unterschriftenaktiondes Medizinstudenten Gregor van Scherpenberg – 1990von der Landeshauptstadt München und der Ludwig-Maxi -milians-Universität angekauft und konnte so im öffentlichenRaum erhalten bleiben.

Das Bodendenkmal ist nicht das ein-zige Erinnerungszeichen, mit dem imBereich des Hauptgebäudes der Lud -wig-Maximilians-Universität das Anden -ken an die „Weiße Rose“ wachgehal -ten wird. Bereits im November 1945 –noch bevor der westliche Vorplatz derUniversität in Geschwister-Scholl-Platzumbenannt wurde – gab der damaligeKultusminister Franz Fendt bekannt,der Widerstandsgruppe an diesem Ortein Erinnerungsmal setzen zu wollen.Die von Theodor Georgii entworfeneschlichte Tafel aus Jura-Marmor wurdeim Jahr darauf neben dem Eingang derGroßen Aula angebracht. Ihre in latei -nischer Sprache verfasste Inschriftgedenkt der sieben hingerichteten Mit -glieder der „Weißen Rose“ als Märty -rer, die wegen ihrer „Menschlichkeit“in „einen unmenschlichen Tod“ gehenmussten. Nur die angegebenen

109

Bodendenkmal fürdie „Weiße Rose“vor dem Haupt ein -gang der Universität(Aufnahme 2010).

Page 57: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Jahres zahlen verweisen auf den histo-risch-politischen Kontext des NS-Re -gimes. Der Text endet mit einem Zitataus den „Epistulae morales“ desrömischen Philosophen Seneca: „Sowird die echte Seelenstärke, die sicheiner fremden Willkür nicht fügen wird,unter Beweis gestellt.“ Seit 1957 be -findet sich die Tafel in der Wand dernördlichen oberen Galerie – an jenerStelle, von der aus Hans und SophieScholl ihre Flugblätter in den Lichthoffallen ließen.

34

Im Jahr 1958 wurde – anlässlich der Feierlichkeiten zurWiederherstellung des Lichthofes – ein weiteres Denkmaleingeweiht. Das von Lothar Dietz geschaffene Bronzerelief

an der Westseite des Lichthofes zeigt die sieben Wider -standskämpfer als stilisierte Figuren, die in der Art einesstillen Opferzuges dargestellt sind.

35

110 111

Die erste, 1946 in derUniversität enthüllteGedenktafel für die„Weiße Rose“(Aufnahme 2010).

Bronzerelief zumGedenken an die„Weiße Rose“ imLichthof der Uni ver -sität (Aufnahme2010).

Page 58: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

In unmittelbarer Nähe der DenkStätte, an der nordwest-lichen Ecke des Lichthofes, befindet sich auch eine vonNicolai Tregor angefertigte Bronzebüste von Sophie Scholl

, deren Aufstellung und Finanzierung ebenfalls die „WeißeRose Stiftung e.V.“ initiierte. Die Porträtskulptur wurde vonder Schauspielerin Julia Jentsch, Hauptdarstel lerin in MarcRothemunds preisgekröntem Film „Sophie Scholl – Dieletzten Tage“, am 22. Februar 2005 – am Jah restag derHinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probsts– enthüllt.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges gehören die Mitgliederder „Weißen Rose“ und insbesondere Hans und SophieScholl zu den bekanntesten und am meisten beachtetenMitgliedern des deutschen Widerstands. Mittlerweile haltenallein in München fast dreißig Orte der Erinnerung – in Formvon Denkmälern, Straßennamen und Einrichtungen – ihrVermächtnis lebendig. Zudem wird seit 1980 vom Bayeri -schen Landesverband des Börsenvereins des DeutschenBuchhandels und dem Kulturreferat der LandeshauptstadtMünchen der „Geschwister-Scholl-Preis“ in der Aula derLudwig-Maximilians-Universität verliehen.

37

113

Außerdem wurde am 28. Juni 1997 ineinem Raum unterhalb des Lichthofesdie „DenkStätte Weiße Rose“ er -öffnet, die das Leben und Wirken so wiedas geistige Um feld der Wider stands -gruppe eindrucksvoll dokumen tiert. Dievon der „Weiße Rose Stif tung e.V.“gegründete DenkStätte besuchen jähr-lich mehrere tausend Interessierte,darunter auch zahlreiche Schülerinnenund Schüler aus dem In- und Ausland.

36

112

Eingang zur„DenkStätte Weiße Rose“(Aufnahme 2010).

Büste von Sophie Scholl(Aufnahme 2010).

Page 59: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

115

Kunstdenkmal für Georg Elser

Hingegen sollte Georg Elser, der am 8. November 1939versuchte, Hitler durch ein Bombenattentat im Münch -ner Bür gerbräukeller zu töten, und am 9. April 1945 imKonzentra tions lager Dachau erschossen wurde, erstspät Anerken nung im offiziellen Gedenken der Stadtfinden. Ihm ist die letzte Station des ThemenGe schichts-Pfades gewidmet.

Nachdem seit Ende der sechzigerJahre mehrere Versuche, eine Straßenach ihm zu benennen, gescheitertwaren, erinnert schließlich seit Januar1997 ein kleiner Platz an der Türken -straße an ihn. Georg Elser hatte diesenPlatz jeden Tag auf seinem Weg zumBürgerbräukeller passiert. Die sym-bolische Namensgebung ist besondersdem beharrli chen Engagement derMünchner Georg-Elser-Initiative zu ver-danken.

Georg-Elser-Platz

38 Kunstdenkmal für Georg Elser

Georg-Elser-Platz / Grundschule an der Türkenstraße 68

38

Page 60: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

117116

Denkmal für GeorgElser, Ansicht bei Tag(Aufnahme 2010).

Anlässlich des 70. Jahrestages des Attentats wurde 2009an diesem Platz, an der Fassade des angrenzenden Schul -gebäudes an der Türkenstraße, Georg Elser eine perma -nente Kunst installation gewidmet. Die Neon arbeit „8. November 1939“ von Silke Wagner ist das Ergebniseines vom Kulturreferat der Landeshauptstadt Münchenausgelobten Wettbewerbs. „Georg Elser“, so Silke Wagner,„hat sich durch seine Tat einen Platz in der Geschichte derWiderstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Dikta -tur erworben. Ziel des Denkmals kann es nur sein, dies inErinnerung zu rufen. Die Arbeit lenkt den Blick auf dasWesentliche – das Attentat.“ Täglich um 21.20 Uhr, demZeitpunkt der Ex plosion, werden die einzelnen Ele menteaus roten Neon röhren nachein ander zum Leuchten gebrachtund ergeben das historische Datum des 8. November 1939.Punkt 21.21 Uhr erlischt das Licht wieder und die Arbeit„verschwindet“ aus dem urbanen öffentlichen Raum.Somit beschränkt sich das abstrakte Denkmal konse quentauf seine zentrale Information. Gleichzeitig wird durchdiese bewusste Redu zierung die gewohnte Wahr nehmungdes Platzes durchbrochen und die Aufmerksamkeit desBetrach ters auf diese eine Minute, die der Geschichte des20. Jahrhunderts eine andere Wendung hätte gebenkönnen, gelenkt.

Ein weiteres, früheres Denkmal für Georg Elser befindet sichseit 1989 im Pflaster vor dem heutigen GEMA-Gebäude aufdem Gelände des 1979 abgerissenen Bürgerbräukellers imStadtteil Haidhausen.

38

Page 61: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

119

„Memory Loops“300 Tonspuren zu Orten des NS-Terrorsin München 1933–1945

Im September 2010 realisierte die LandeshauptstadtMünchen erstmals ein virtuelles Denkmal für die Opferdes Nationalsozialismus.

Mit ihrem Audiokunstwerk „MemoryLoops“ hat die Künstlerin MichaelaMelián die Stadt mit einem virtuellenNetz aus Tonspuren überzogen, die aufArchivmaterialien und Aussagen vonZeitzeugen basieren: Zeugnisse vonDiskriminierung, Verfolgung und Aus -grenzung während des NS-Regimes inMünchen. Die Erinnerungen werdenvon Schauspielerinnen und Schau spie -lern gesprochen, historische Doku -mente – wie etwa Verordnungen undZeitungsberichte – von Kindern gelesen,deren Stimmen in ihrer Arglosigkeit

www.memoryloops.net, Memory Loops

Memory Loops ist ein Projekt des Kultur -referats der Landeshauptstadt München/Freie Kunst im öffentlichen Raum inZusammen arbeit mit dem BayerischenRundfunk/ Hörspiel und Medienkunst.

Page 62: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

einen entlarvenden Kontrast zur brutalen Konsequenz deshistorischen Geschehens bilden.

Jede der 300 deutschen und 175 englischen Tonspuren istzum Anhören und kostenlosen Download auf einer virtuellenStadtkarte hinterlegt. Jede Tonspur ist eine Collage ausStimmen und Musik, die the matisch einem Ort innerhalbder ehemaligen „Haupt stadt der Bewegung“ zugeordnet istund präzise im heutigen Stadtraum verortet werden kann.

Mit ihrem Konzept gewann Michaela Melián 2008 den Kunst -wettbewerb der Landeshauptstadt München „Opfer desNationalsozialismus – Neue Formen des Erinnerns und Ge -denkens“. Auslöser des Wettbewerbs war die Erkenntnis,dass ein Nachdenken über einen zeitgemäßen Zugang zumGedenken und zur Erinnerung an die Opfer des National -sozialismus neue Formen der Erinnerungskultur erfordert. Zusätzlich zur Webseite memoryloops.net sind fünf jeweilseinstündige Hörspiele – Erinnerungsschleifen, die sich überden ganzen Stadtraum legen und unterschiedliche Themen -schwerpunkte haben – auch über mp3-Player abrufbar. DieAbspielgeräte können bei verschiedenen Münchner Museenund Institutionen kostenlos ausgeliehenen werden:- Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1- Jüdisches Museum München, St.-Jakobs-Platz 16- Museumsshop des Lenbachhauses im Ruffinihaus,

Rindermarkt 10- Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1- Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60Außerdem sind an 60 Standorten im Münchner StadtraumHinweistafeln mit Telefonnummern zu Tonspuren angebracht,die auf den jeweiligen Ort Bezug nehmen und über Mobil -telefon zum Ortstarif über das Festnetz abhörbar sind.

120

Weitere Informationen

Page 63: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

123122

Das NS-Dokumentationszentrum im Internet

Für ausführlichere Informationen zum Projekt NS-Dokumentations zentrum besuchen Sie bitte unsere Internet-Seiten:

www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de

Literaturauswahl

Klaus Bäumler, Denkmal-Moral und Denkmal-Politik inMünchen. Das Wittelsbacher Palais: ein Beispiel, München2007

Sabine Brantl, Haus der Kunst, München. Ein Ort undseine Geschichte im Nationalsozialismus, München 2007

Heinrich Habel/Johannes Hallinger/Timm Weski,Denkmäler in Bayern. Landeshauptstadt München Mitte,Teilbände 1–3, München 2009

Iris Lauterbach (Hg.), Bürokratie und Kult. Das Partei zent -rum der NSDAP am Königsplatz in München, München 1995

Winfried Nerdinger, Ort und Erinnerung. Nationalsozia lis -mus in München, München 2006

Helga Pfoertner, Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungs -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in München1933–1945. Mit der Geschichte leben, Bände 1–3, München2001–2005

Peter Reichel, Vergangenheitsbewältigung in Deutschland.Die Aus ein an dersetzung mit der NS-Diktatur von 1945 bisheute, München 2001

Gavriel D. Rosenfeld, Architektur und Gedächtnis.München und der Nationalsozialismus. Strategien desVergessens, München 2004

Stadtarchiv München (Hg.), Biographisches Gedenkbuchder Münchner Juden 1933–1945, Band 1 (A–L), München2003

Stadtarchiv München (Hg.), Biographisches Gedenkbuchder Münchner Juden 1933–1945, Band 2 (M–Z), München2007

Hildegard Vieregg, „Menschen seid wachsam“: Mahn maleund Gedenk stätten für die Opfer der NS-Gewalt herr schaft,1933–1945, München 1993

Page 64: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

124

BildnachweisBayerische Staatsbibliothek München/FotoarchivHoffmann: S. 19 (l.), 29 (l.), 37, 39, 96; Tino Walz: 38, 81

Haus der Bayerischen Geschichte (Bayerisches Pressebild),Augsburg: S. 26, 27

Roland Halbe, Courtesy: Jüdisches Museum München, S. 70

Rudolf Herz, München: S. 82

Haus der Kunst, München, Historisches Archiv: S. 97

Franz Kimmel, München: S. 17, 23, 25, 29 (r.), 33, 34, 41,42, 46, 47, 49, 52, 55, 59, 60, 62, 65, 67, 69, 71, 74, 84,85, 88, 90, 92, 94, 98, 99, 103, 104, 108, 110, 111, 112,113, 117

Landeshauptstadt München, Baureferat: S. 20

Michaela Melián & Surface.de | Memory Loops 2010: S. 118

Münchner Stadtmuseum: S. 64 (Fritz Witzig)

Michael Nagy/Presseamt der Landeshauptstadt München:S. 10

NS-Dokumentationszentrum München: S. 77

Stadtarchiv München: S. 28, 36, 40 (Rudi-Dix-Archiv), 53, 68,80, 89, 93

Süddeutsche Zeitung Photo: S. 8/9 (Stephan Rumpf), 19 (r.),76

Ullstein Bild, Berlin: S. 75

Für die umfassende Durchsicht des Manuskripts dankenwir Klaus Bäumler (Mitglied des Politischen Beirats des NS-Dokumentationszentrums) und Dr. Thomas Rink (Wis sen - schaftlicher Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums).

In der Reihe KulturGeschichtsPfade bereits

erschienene und zukünftige Publikationen:

Stadtbezirk 01 Altstadt-Lehel

Stadtbezirk 02 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Stadtbezirk 03 Maxvorstadt

Stadtbezirk 04 Schwabing-West

Stadtbezirk 05 Au-Haidhausen

Stadtbezirk 06 Sendling

Stadtbezirk 07 Sendling-Westpark

Stadtbezirk 08 Schwanthalerhöhe

Stadtbezirk 09 Neuhausen-Nymphenburg

Stadtbezirk 10 Moosach

Stadtbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart

Stadtbezirk 12 Schwabing-Freimann

Stadtbezirk 13 Bogenhausen

Stadtbezirk 14 Berg am Laim

Stadtbezirk 15 Trudering-Riem

Stadtbezirk 16 Ramersdorf-Perlach

Stadtbezirk 17 Obergiesing-Fasangarten

Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching

Stadtbezirk 19 Thalkirchen-Obersendling-

Forstenried-Fürstenried-Solln

Stadtbezirk 20 Hadern

Stadtbezirk 21 Pasing-Obermenzing

Stadtbezirk 22 Aubing-Lochhausen-Langwied

Stadtbezirk 23 Allach-Untermenzing

Stadtbezirk 24 Feldmoching-Hasenbergl

Stadtbezirk 25 Laim

Weitere Informationen finden Sie unter: www.muenchen.de/kgp

Page 65: TGP Ns in München - muenchen.dea56e6ce1-beb1-49f9-9513-… · am ehemaligen Sitz der Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße erstmals in München auf eine Stätte des national so

Impressum:

Landeshauptstadt München

Kulturreferat/NS-Dokumentationszentrum

Burgstraße 4, 80331 München

© 2. Auflage 2012

Projektleitung und Text

Sabine Brantl M.A.

Verantwortlich für den Inhalt

Kulturreferat/NS-Dokumentationszentrum

Grafische Gestaltung

Heidi Sorg & Christof Leistl, München

Druck und Bindung

J. Gotteswinter GmbH, München

Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier

2012