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Der Placebo-Effekt – Glaube als Medizin?

Inhalt

Geschichte 4Was ist ein Placebo 6Was können Placebos 10Für jede Krankheit ein anderes Placebo 14Der Placebo-Effekt – auch eine Sache des Trainings 18Der Arzt als Placebo 20Operation zum Schein 22Was sind klinische Studien? 25Lesetipps 28Linktipps 29

Impressum

Text: Carsten Binsack, Hilmar Liebsch, Kristin Raabe,Corinna Sachs

Redaktion und Koordination: Claudia Heiss

Copyright: WDR Februar 2005Weitere Informationen erhalten sie unter: www.quarks.de

Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, KölnDiese Broschüre wurde auf 100 % chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Bildnachweise:

Alle Abbildungen wdr

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Geschichte

Das Wort „Placebo“ stammt aus dem Lateini-schen und heißt „Ich werde gefallen“ – ursprüng-lich kommt der Begriff aus der lateinisch über-setzen Bibel, aus dem Alten Testament. Dortheißt es, in Psalm 116,9: „Placebo domino inregione vivorum...“ – „Ich werde dem Herrngefallen im Lande der Lebenden.“ Im 12. Jahr-hundert wurde der Psalm als Kehrvers zurEinleitung der Totenmesse gesungen. DasAnfangswort „Placebo“ entwickelte sich so füreine kurze Weile zur Bezeichnung der Toten-

andacht. Doch im Laufe der Zeit, etwa ab dem 14. Jahrhundert, bestand dieser Trauer-chor oft nicht mehr aus echten Trauernden, sondern bezahlte Scheintrauerndestanden nun an Stelle der Angehörigen bei der Beerdigung am Grab, um dort zusingen. Hier wurde der Begriff erstmals im Sinne von Ersatz oder Substitut benutzt.Im Verlauf des Mittelalters wurde der Placebobegriff so zu einem Synonym fürSchmeichler, Lügner und Heuchler. Erst viel später, Ende des 18. Jahrhunderts, wurdedie Bezeichnung auch für die Medizin entdeckt.

Placebo-Effekt seit der Antike

Das Phänomen des Placebo-Effekts ist schonsehr lange bekannt. Denn Therapien ohne spezi-fische Wirkung wurden schon immer verordnet.Ohne dass die Heiler es wussten, nutzten sie mitihren zum Teil abenteuerlichen Arzneimitteln undHeilmethoden den Placeboeffekt. Denn viele die-ser dubiosen Mittel sollen geholfen haben. Sowaren beispielsweise bei dem griechischen ArztHippokrates (460 – 380 v. Chr.) in der Frauen-heilkunde so genannte Räucherungen üblich. DiePatientinnen mussten sich mit gespreizten

Beinen über ein Räucherfeuer setzen, in das der Arzt Ziegenkot, Rindermist, Robben-fett, Hasenhaare und Gewürze geworfen hatte. Der Rauch, so glaubte Hippokrates,sollte eine heilende Wirkung auf die Gebärmutter haben.

Tierische Organe und Allheilmittel aus dem Mittelalter

Auch im Mittelalter gab es so manches vermeintliche Wundermittel, tierische Organezum Beispiel. Bei schmerzenden Gliedern und kranken Gelenken verabreichte manden Kranken Umschläge mit Geierfett, Geiergalle und zerstoßener Geierleber oderlegte Sehnen des Geiers auf. Der Geier galt als Symbol für Wendigkeit und Bewegung.

Diese Eigenschaften wollte man mit Umschlä-gen auf die Patienten übertragen – manchmalsoll die Behandlung tatsächlich zum Erfolggeführt haben. Seit dem 13. Jahrhundert wuchsdas Wissen um die Anatomie des menschlichenKörpers und Operationen fanden immer mehrVerbreitung. Doch trotz der Fortschritte inWissenschaft und Medizin hatten Mittel ohneWirkstoff weiterhin Hochkonjunktur. Der Ader-lass zum Beispiel galt im Mittelalter überJahrhunderte als das universelle Heilverfahren. Man wollte mit dem „schlechten“ Blutdie Krankheiten aus dem Körper leiten und wieder ein Gleichgewicht herstellen – andiese Theorie glaubten Heiler und Patienten. Doch der starke Blutverlust bewirkteallenfalls eine Senkung des Blutdrucks.

Naturwissenschaftliches Denken in der Medizin der Moderne

Ab dem 19. Jahrhundert dominierte das natur-wissenschaftliche Denken die Medizin. 1804wurde mit Morphin das erste Alkaloid isoliertund als spezifischer Wirkstoff in der Schmerz-therapie eingesetzt. Als Morphium ist es be-kannt geworden. Doch auch in der aufgeklärtenmedizinischen Zeit stellten Notsituationen dieMediziner immer wieder vor neue Probleme. Im2. Weltkrieg war der amerikanische AnästhesistHenry Beecher hinter der Front in Italien statio-niert. Dort ging ihm wegen der vielen Verwundeten das Morphin aus. In seinerVerzweiflung spritzte er den verletzten Soldaten eine Kochsalzlösung – und auchdiese linderte die Schmerzen. Beecher hatte den Placeboeffekt genutzt.

The Powerful Placebo – Entdeckung für die Wissenschaft

1955 veröffentlichte Henry Beecher eine Arbeit im „Journal of the American MedicalAssociation“ mit dem Titel „The Powerful Placebo“. Er hatte 15 verschiedene Placebo-Studien zu Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schmerzen nach Operationen ausgewertet.Beecher behauptete, dass von den insgesamt 1082 Patienten durchschnittlich 35Prozent auf Placebos reagierten. Mit seiner Arbeit hatte er den Placebo-Effekt daserste Mal quantifiziert und wissenschaftlich etabliert. „The Powerful Placebo“ giltheute als eine der meistzitierten Arbeiten zum Thema „Placebo“. Sie trug dazu bei,dass seit den 50er Jahren die placebokontrollierte Doppelblindstudie bei derEinführung von Medikamenten benutzt wird.

Im 18. Jahrhundert taucht

der Placebobegriff in der Medizin auf

Antike griechische Therapie:

Räucherung in der Frauenheilkunde

Geierorgane für bessere Bewegung

Placebo als Morphinersatz

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mittel, wann immer sie danach verlangten. Der einenGruppe der Patienten erzählte Benedetti, dass sich in demTropf ein neuartiges, sehr wirkungsvolles Schmerzmittelbefände. Eine weitere Gruppe ließ er absichtlich imUnklaren, was in dem Tropf enthalten war. Die dritteGruppe schließlich erfuhr die Wahrheit über die stetig inihre Adern tröpfelnde Kochsalzlösung. Während des gan-zen Experiments ließ der italienische Forscher genau auf-zeichnen nach wie vielen schmerzstillenden Spritzen diePatienten verlangten. Und tatsächlich: Je mehr sie Grundzu der Annahme hatten, dass sich in dem Tropf einSchmerzmittel befand, desto weniger verlangten sie nachden echten schmerzlindernden Spritzen.

Ohne Erwartung kein Placeboeffekt

Das Experiment zeigt eines ganz deutlich: Nur wenn derPatient vom Placebo eine Besserung erwartet, kann dasScheinmedikament seine Wirkung entfalten. Das war inBenedettis Experiment nur bei den Patienten der Fall,denen der Forscher vorher gesagt hatte, dass sich im Tropfein hochwirksames Schmerzmittel befände. Diese Patien-ten brauchten weitaus weniger echtes Schmerzmittel. Sieprofitierten von einem uralten Programm, dass in unseremGehirn gespeichert ist. Schon den Steinzeitmenschen halfes dabei, trotz einer schmerzhaften Verwundung dieFlucht zu ergreifen. Unser Gehirn entscheidet selbst darü-ber, wie viel Schmerz in unser Bewusstsein rückt. Dafürstehen ihm körpereigene Schmerzmittel, sogenannteOpioide zur Verfügung. Sie wirken ähnlich wie Morphium.

Dass diese körpereigenen Schmerzblocker auch durchPlacebos aktiviert werden, ist inzwischen durch vieleStudien belegt. Ein weiterer Beweis: Die Placebowirkunglässt sich sogar aufheben, wenn die Opioide durch denWirkstoff Naloxon blockiert sind.

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„Ärzte geben Medikamente, über die sie wenig wissen, in Menschenleiber, über die sie noch weniger wissen, zurBehandlung von Krankheiten, über die sie überhauptnichts wissen.“

Noch heute kommt der Hohn des französischen Philoso-phen Voltaire der Wahrheit ziemlich nahe – trotz Bio-technologie und High-Tech-Medizin. Würden in deutschenApotheken lediglich Medikamente verkauft werden, überderen Wirkungsweise alles bekannt ist, wären dieApotheken-Regale ziemlich leer.

Bei den Placebos wissen Mediziner immerhin recht genau,woraus sie bestehen: Aus Milchzucker, Stärke oderKochsalzlösung. Kurzum, aus keiner in irgend einer Artund Weise medizinisch wirkungsvollen Substanz. Dass sietrotzdem wirken – und zwar bei mindestens einem Drittelder Patienten – ist nach wie vor rätselhaft. Lange Zeitwaren Placebos für die meisten Schulmediziner nichtsanderes als Scheinmedikamente, die lediglich scheinbarKranke – also Simulanten – kurieren können. Aber zuneh-mend entdecken Wissenschaftler immer mehr messbareVeränderungen im Körper, die durch Placebos hervorgeru-fen werden und zur Heilung beitragen.

Placebos wirken bei fast jedem

Die „Placebopersönlichkeit“ gibt es nicht. Es sind alsonicht etwa leicht beeinflussbare Menschen, bei denen diePlacebos anschlagen. Auch rational denkende, selbstbe-wusste Patienten reagieren auf Placebos. Warum dennochmanche Menschen empfänglicher für Placebos sind alsandere, bleibt nach wie vor ein Rätsel der Medizin.

Das wichtigste bei der Verabreichung der Placebos: DerPatient darf nicht wissen, dass er nur ein Scheinmedika-ment erhält. Das bewies der Turiner WissenschaftlerFabrizio Benedetti. Er hängte Patienten nach einer Lungen-operation an einen Tropf aus dem stetig wirkungsloseKochsalzlösung tropfte. Gleichzeitig erhielten die frischOperierten eine Spritze mit einem hochwirksamen Schmerz-

Was ist ein Placebo?

Der französische Philosoph Voltaire

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Frontalhirn, das sogenannte rostrale anteriore Cingulum,an der Entstehung des Placebo-Effektes beteiligt. Damitist klar: Der Placebo-Effekt hat nichts mit Einbildung zutun, sondern führt zu echten Veränderungen im Gehirn.

Der Noceboeffekt

Mindestens genauso beeindruckend wie der Placebo-Effekt, ist der Nocebo-Effekt. Mit „Nocebo“ bezeichnenExperten alle unerwünschten Wirkungen von Placebos.Dazu zählen beispielsweise auch Nebenwirkungen, wieMundtrockenheit, Übelkeit und Kopfschmerzen, die durchPlacebos hervorgerufen werden. Sie entstehen besondershäufig dann, wenn die Ärzte bei der Verabreichung desPlacebos gezielt auf diese Nebenwirkungen hinweisen.Auch hier spielt also die Erwartung des Patienten einewichtige Rolle. Bereits in den 60er Jahren beeindruckteein Nocebo-Experiment die Fachwelt. Ärzte sagten ihrenPatienten, sie würden ein neues Brechmittel testen. Tat-sächlich erhielten die Versuchspersonen nur Zuckerwas-ser. Trotzdem mussten sich 80 % der Studienteilnehmerübergeben.

Negative Erwartungen sind möglicherweise gesundheits-gefährdend

Angesichts eines so massiven Nocebo-Effektes ist es frag-lich, ob es wirklich heilsam ist, wenn Ärzte ihre Patientenvor den Nebenwirkungen ihrer Medikamente warnen oderauf Zigarettenpackungen Hinweise über die Risiken desRauchens stehen. Möglicherweise wecken gerade diesekurzen Sätze in den Konsumenten die Erwartung, tatsäch-lich an Lungenkrebs zu erkranken. Und das macht die Ent-stehung eines solchen Krebsleidens möglicherweise nurnoch wahrscheinlicher.

Schließlich belegen Placebo- und Nocebo-Effekt, wieextrem wirkungsvoll positive und negative Erwartungensein können.

Solche Warnhinweise könnten

negative Erwartungen wecken

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Schmerzsalbe ohne Wirkstoff

Was dabei im Gehirn passiert, wollten die HirnforscherUlrike Bingel und Christian Büchel vom Universitäts-klinikum Hamburg-Eppendorf wissen. Dazu starteten sieein Experiment. Ihren Versuchspersonen erzählten sie,dass sie die Funktionsweise einer erwiesenermaßenextrem wirkungsvollen Schmerzsalbe genauer untersuchenwollten. Deswegen cremten sie die eine Hand der Ver-suchsperson mit der angeblichen Schmerzsalbe ein, aufdie andere kam eine Kontrollsalbe. Tatsächlich waren aberbeide Salben identisch – keine enthielt einen Wirkstoff.

Dann wurden die Studienteilnehmer im sogenanntenKernspintomographen genauer untersucht. Mit einemLaser gab Ulrike Bingel einen kurzen Schmerzimpuls aufjede der beiden Hände.

Danach musste die Versuchsperson mit einem vorher ver-abredeten Handzeichen erklären, wie intensiv der Schmerzwar. Tatsächlich funktionierte auch bei der Salbe der Place-bo-Effekt. Die Versuchspersonen gaben an, an der Handmit der angeblich schmerzstillenden Salbe deutlich weni-ger Schmerzen zu verspüren. Was dabei im Gehirngeschah, zeigte später die Auswertung der Kernspinbilder.

Ulrike Bingel fand heraus, dass der Schmerz gar nicht inder Großhirnrinde ankommt, und damit auch nicht in dasBewusstsein eindringen kann. Offenbar ist ein Bereich im

Der Laser löst einen kurzen

stechenden Schmerz aus

Das Handzeichen für einen

schwachen Schmerz

Das sogenannte rostrale anteriore

Cingulum im Vorderhirn ist beim

Placeboeffekt aktiv

Die Salbe lindert angeblich

Schmerzen, ist in Wirklichkeit

aber nur ein Placebo

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Placebos gegen Parkinson

Fabrizio Benedetti machte im Mai 2004 Furore, als dieFachzeitschrift Nature Neuroscience eine Studie des italie-nischen Forschers vorab online veröffentlichte.

Benedetti war es gelungen, zu beweisen, dass einzelneNervenzellen im Gehirn von Parkinson-Patienten aufPlacebos reagieren. Er injizierte seinen Patienten einfacheKochsalzlösung direkt ins Gehirn. Die Patienten waren esgewohnt, auf diese Weise ein echtes Medikament zuerhalten. Trotzdem ließ sofort nach der Behandlung mitdem Scheinmedikament, das für die Krankheit typischeZittern nach. Kein Wunder, denn die Ursache dafür warzumindest kurzfristig behoben worden. Im Gehirn vonParkinsonpatienten fehlt der Botenstoff Dopamin. Durchdiesen Mangel feuern die Nervenzellen im Bewegungs-zentrum des Gehirns plötzlich synchron. Die geballteEntladung der Nervenzellen verursacht letztendlich dieSymptome der Parkinsonerkrankung. Sie lassen sich nor-malerweise nur beheben, wenn das fehlende Dopamindurch entsprechende Medikamente ersetzt wird.

Fabrizio Benedetti konnte nach seinem Placebo-Experi-ment nachweisen, dass im Gehirn seiner Parkinsonpatien-ten offensichtlich auch nach der Gabe des Scheinmedi-kaments der fehlende Botenstoff Dopamin freigesetztwurde. Die Nervenzellen begannen wieder, in chaotischenMustern zu feuern – wie es auch bei gesunden Menschender Fall ist. Die Symptome der Parkinson Krankheit warenverschwunden.

Scheinmedikamente helfen dem Immunsystem

Placebos wecken die Erwartung auf Heilung und dieseErwartung entsteht irgendwo im Gehirn. Vielleicht ist esdeswegen gar nicht so überraschend, dass Placebos beineurologischen Erkrankungen wie Parkinson so erfolgreichsind. Letztendlich beeinflusst unser Nervensystem abermehr Prozesse in unserem Körper als allgemein angenom-

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Ein typisches Beispiel

Die Patientin litt seit vielen Jahren unter schwerenRückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Dieüblichen Schmerzmittel verursachten bei ihr schwereMagenbeschwerden. Selbst Krankengymnastik konnte dieBeschwerden der Frau kaum lindern. Schließlich griff IhrArzt zu einer List: Vollmundig pries er ein neues Medi-kament aus Amerika an. Es sei extrem wirkungsvoll undhabe so gut wie keine Nebenwirkungen. Sofort stimmtedie Patientin der neuen Behandlung zu. Mit einer feinenNadel injizierte der Arzt ihr nun eine kleine Menge wir-kungsloser Kochsalzlösung – genau an die Stelle, wo sieden stärksten Schmerz verspürte. Schon wenige Minutenspäter waren ihre Schmerzen verschwunden – zum erstenMal seit Monaten.

Scheinmedikamente wirken bei echten Krankheiten

Die Patientin ist höchstwahrscheinlich keine Simulantin.Ihre Schmerzen waren echt, das Medikament, das ihr half,jedoch nur ein Scheinpräparat. Wie bei ihr, wirkenPlacebos bei Millionen von Patienten weltweit. Ärzte undPflegepersonal setzen sie oft ein, wenn kein anderesMittel mehr hilft. Und immer häufiger belegen For-schungsergebnisse, wie wirkungsvoll Medikamente ohneWirkstoff sind.

Placebos beruhigen

Einer der Pioniere in der Placeboforschung ist FabrizioBenedetti aus Turin. In einem Experiment setzte er seineVersuchspersonen einem starken Schmerz aus. Deren Kör-per reagierte darauf mit Aufregung, das Herz begann zurasen. Die Verabreichung eines Placebos und die beruhi-genden Worte des Arztes jedoch brachten das Herz wiederin den richtigen Takt.

Placebos beruhigen: Der

Herzschlag normalisiert sich

Was können Placebos?

Im Gehirn von Parkinsonpatienten

wird nach der Gabe eines Schein-

medikaments Dopamin (hier blau)

freigesetzt

Die T-Zellen des Immunsystems

werden bei positiven Gefühlen

aktiviert – beispielsweise dann,

wenn wir Heilung durch ein

Placebo erwarten

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ten in der Kontrollgruppe hatten dagegen keine beson-ders intensive Betreuung erfahren. Sie hatten keine Place-bos, sondern nur die übliche Standardtherapie erhalten.Als die Ulmer Ärzte nun die Daten der Studie noch einmalgenauer analysierten, zeigte sich, dass die Wirkung desneuen Krebsmedikamentes hauptsächlich durch denPlaceboeffekt entstanden war. Die tatsächliche Wirkungder neuen Therapie ist höchstwahrscheinlich nur sehrgering.

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen die Ulmer Ärzte als siemehrere Studien zu einer neuen Immuntherapie gegenNierenzellkrebs untersuchten. Dabei fiel ihnen auf, dassdie Patienten auf den neuen Wirkstoff immer gleich rea-gierten, egal in welcher Dosis oder in welcher Kom-bination er verabreicht wurde. Zudem zeigten weiterge-hende Untersuchungen, dass molekularbiologisch gese-hen eine Wirkung dieser Therapie eher unwahrscheinlichwar. Am Ende blieb nur eine Erklärung für den Behand-lungserfolg: Der Placebo-Effekt.

Wie schön wäre es, wenn sich Krebs durch ein Placeboheilen ließe. Aber das trifft leider nicht zu. Denn bei vielenPatienten, bei denen der Placebo-Effekt zunächst eineBesserung brachte, kam der Krebs zurück. Und das gilt fürdie meisten Erkrankungen, bei denen Placebos wirken.Irgendwann merkt der Körper den Betrug und die Place-bowirkung lässt nach. Auf Dauer können also Placebosechte Medikamente nicht ersetzen.

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men. Endorphine beispielsweise – die körpereigenen„Glücksstoffe“ – werden freigesetzt, wenn wir eine positiveErwartung haben. Und diese Endorphine können auch diesogenannten T-Zellen unseres Immunsystems aktivierenund somit auch Heilungsprozesse beschleunigen.

Schmerzlos dank Placebos

Am besten untersucht ist die Wirkung von Placebos beiSchmerzen. Placebos wirken umso besser, je aufwendigerdie Behandlung ist. Das gilt auch bei starken Schmerzen,wie sie beispielsweise durch den eingeklemmtenIschiasnerv bei einem Bandscheibenvorfall entstehen.Schwedische Forscher waren überrascht, als sie 1972 beider Analyse mehrerer Studien herausfanden, dass beirund 40 Prozent der operierten Patienten die Schmerzennachließen, obwohl die durchgeführte Operation denBandscheibenvorfall nicht hatte beseitigen können.(Spangfort E.V. The lumbar disc herniation. A computer-aided analysis of 2504 operations. Acta Orthop Scand1972; 142 Suppl: 1-95).

Der Placebo-Effekt kann sogar bei Krebs helfen – zumindest zeitweise

Anscheinend gibt es nichts, was Placebos nicht können.Trotzdem fiel es Medizinern aus Ulm schwer, ihre Kollegendavon zu überzeugen, dass der Erfolg einer neuen Krebs-therapie lediglich auf einen Placebo-Effekt zurückzuführensei. Bei Patienten mit Krebs im Dickdarm stiegen die Über-lebensraten nach Gabe einer neuen Substanz signifikantan. Und das obwohl der Wirkstoff die Krebszellen gar nichtausschalten konnte. Trotzdem bildeten sich bei diesenPatienten, nachdem der ursprüngliche Tumor durch eineOperation entfernt wurde, weniger neue Krebsgeschwuls-te. Bei genauer Betrachtung zeigten sich Mängel bei derDurchführung der Studie: Die Patienten hatten von derneuen vielversprechenden Therapie einen besondershohen Heilungserfolg erwartet und dadurch war auch derPlaceboeffekt dieser Therapie besonders groß. Die Patien-

Bei einem Bandscheibenvorfall

kann der eingeklemmte Ischiasnerv

starke Schmerzen verursachen.

Auch bei mißlungenen Operationen

verschwinden diese Schmerzen

manchmal: ein Placeboeffekt

Ein Krebsgeschwür im Dickdarm

Nach Operation bilden sich

weniger neue Krebsgeschwüre –

durch den Placeboeffekt?

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der großen Pharmakonzerne zugrunde. Generell gilt für Placebos: Es wirkt, wasbeim Patienten Erwartungen weckt oder einen erlernten, also konditioniertenMechanismus anspricht. Dieses "Hoffen auf das Gesundwerden" ist besonderswichtig, denn Forscher haben herausgefunden, dass Placebos bei denjenigenPatienten besonders gut wirkt, die an ihre Selbstheilungskräfte glauben.

Rot oder Orange: ein Zeichen für Kraft

Rote Tabletten wirken gegen Rheuma, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schwäche,Depressionen

Rote oder orangefarbene Placebos gelten als stärkend oder belebend. EineMarketing-Befragung von Patienten ergab, dass Rheuma-Patienten besonderspositiv auf rote Medikamente reagieren. Warum das so ist, weiß niemand.

Laut einer Studie, die in verschiedenen psychiatrischen Kliniken in Amerika durch-geführt wurde, reagieren die Patienten besonders gut auf ihre persönlicheLieblingsfarbe und die ist oft rot/orange.

Rosa Dragees wirken wie eine rosa Brille

Sie wirken gegen Depressionen und bei Suchtentwöhnung

Rosa Dragees werden vor allem in der Psychiatrie eingesetzt. Dabei habenForscher festgestellt, dass glänzende Placebos besser wirken als matte – übrigenseine kaum verwunderliche Beobachtung, denn es wirkt eben das Placebo ambesten, das besonders viel her macht.

Grün ist die Hoffnung – auf Wirkung

Grüne Dragees wirken wirken bei Schlafstörungen, Unruhe, Unwohlsein

Patienten erwarten von grünen Tabletten vor allem eine beruhigende und schlaf-fördernde Wirkung. Das gilt natürlich auch für Placebos.

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Galeniker heißen die Fachleute, die sich um das Aussehen, also um die Größe, dieFarbe und das Design von Medikamenten kümmern. Und da es bei Placebos nochwichtiger ist, der Erwartung des Patienten zu entsprechen, sind die Galeniker beimEntwerfen von Placebos besonders gefordert.

Weiße Placebos sind ideale Schmerzmittel

Sie wirken gegen Kopfschmerzen, Schmerzen im allgemeinen, Menstruationsbe-schwerden, Fieber, Rheuma

Wie auch die echten Medikamente werden mittelgroße Placebo-Tabletten alsMittel gegen Schmerzen eingesetzt. Die Größe der Tabletten hat viel mit derErwartung und Gewohnheit zu tun, denn die meisten Kranken kennen Produkte wieAspirin (Acetylsalicylsäure), Benuron (Paracetamol) oder Thomapyrin N (Kombi-nationswirkstoff ). Diese Tabletten sind alle mittelgroß, weiß und in der Mitte teil-bar. Übrigens wirken Placebos stärker, wenn sie bitter schmecken, dies erreichendie Hersteller von Placebos zum Beispiel durch den Zusatz von wirkungsfreienBitterstoffen wie z. B. Enzian-Extrakt.

Je kleiner, desto feiner

Kleine weiße Tabletten wirken gegen Allergien, Asthma, Rheuma, und helfen beiHerzbeschwerden, Kreislaufproblemen, Juckreiz

Erstaunlicherweise trauen Patienten kleinen weißen Tabletten mehr Wirkung zu alsmittelgroßen oder sogar großen Pillen. Auch hier scheint das etwas mit der Er-wartungshaltung des Patienten zu tun zu haben, nach dem Motto: Dieser Wirkstoffmuss ganz besonders stark sein. Unter den herkömmlichen Medikamenten sindzum Beispiel Herztabletten oft besonders klein.

Die Farbe macht’s

Die genauen Gründe warum Patienten stärker auf eine bestimmte Farbe reagieren,sind bisher nicht erforscht. Häufig liegen den Ergebnissen Marketing-Umfragen

Für jede Krankheit ein anderes Placebo

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Der Arzt als Placebo

In einem besonderen Versuch testeten Forscher nicht das Medikament sondern dieMediziner, die es verabreichten. Beide Ärzte-Gruppen spritzten Kochsalzlösung –also ein Placebo. Ein Teil der Mediziner bekam die Information, sie spritzten einschwach wirksames Schmerzmittel. Der zweite Ärzte-Gruppe erzählte man, siespritzten ein hochwirksames Morphinpräparat. Anschließend wurden diePatienten befragt und sollten ihre Schmerzen auf einer Skala von 1-10 einstufen.Dabei stellten die Forscher fest, dass die Kochsalzlösung um fast 50 % wirksamerwar – die Patienten also nur halb so hohe Schmerzwerte angaben, wenn der Arztselbst glaubte, er verabreiche ein stark schmerzstillendes Morphinpräparat!

Überzeugung ist alles

Es klingt ausgesprochen banal, aber jeder Patient reagiert am stärksten auf dieMedizin, der er am meisten vertraut: Bei einem Menschen, der auf Technikschwört, hilft der Maschinenpark im Krankenhaus. Und dem Kranken, der einenstarken Glauben hat, kann möglicherweise ein Besuch in Lourdes helfen. Jemand,der mehr Angst vor den Nebenwirkungen eines Medikamentes hat – läuft eherGefahr tatsächlich an diesen Nebenwirkungen zu erkranken.

Hauptsache wissenschaftlich!

Interessanterweise haben Mediziner herausgefunden, dass Placebos stärker wir-ken, wenn sie im Verlauf einer Studie eingesetzt werden. Der Grund dafür ist wohldie ständige Rundumbetreuung, Fragebögen, Blutentnahmen, etc. Selbst diebloße Anwesenheit von Ärzten und Klinikpersonal soll eine Placebowirkunghaben.

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Eingekapselt heißt besonders wirksam

Kapseln wirken gegen starke Schmerzen, Migräne, Schwindel und bei Kreislauf-problemen, Infektionen, Erkältung

Von Kapseln wird eine bessere Wirksamkeit erwartet als von Tabletten oderDragees. Warum das so ist, weiß man nicht. Möglicherweise ist es ein erlernterEffekt: zum Beispiel Antibiotika gibt es häufig in Form von Kapseln. Diese habenden Vorteil, dass die Inhaltsstoffe ganz unterschiedlich sein können: von Pulverüber Granulate (in Steckkapseln) bis hin zu öligen Flüssigkeiten (in Weichkapseln)reicht ihre Konsistenz. Und unangenehme Eigenschaften wie Bitterkeit und Geruchwerden überdeckt.

Placebo hilft auch flüssig!

Ein Saft wirkt gegen: Husten, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Erbrechen

Säfte eingenommen wirken besonders bei Kindern. Typisch für eine derartigeBehandlung ist z. B. Hustensaft. Eine Studie des US-amerikanischen Penn StateChildren's Hospital zu verschiedenen Hustensäften sollte zeigen, ob die Kindernach der Einnahme der Medizin nachts durchschlafen oder nicht. Das Ergebnis wareindeutig: Die untersuchten Hustensäfte wirkten bei den Kindern keinesfalls bes-ser als der Placebo-Hustensaft! Und mit dem Placebosaft schliefen die Kindernachts sogar besser als mit dem „echten Medikament“.

Kleiner Pieks – große Wirkung

Eine Spritze wirkt gegen starke Schmerzen, Übelkeit, Schwindel, Migräne,Kreislauferkrankungen, eigentlich gegen alles...

Die Spritze ist als Placebo stärker wirksam als jedes andere Placebo. Angeblichwirkt sie besonders gut, wenn sie von einer hübschen Schwester oder demProfessor persönlich verabreicht wird. Dabei setzt die Wirkung häufig sofort ein.Der italienische Placebo-Spezialist Prof. Fabrizio Benedetti konnte nachweisen,dass die schmerzlindernde und entspannende Wirkung im Gehirn alleine schonbeim ersten Anblick der Spritze einsetzt. Sterile Kochsalzlösung kann dabei genauso wirken wie Vitamin B. Die ungewöhnlich violett schillernde Farbe des Vitamin Bsoll die Schmerzlinderung verstärken.

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Für die Ratte ist der Geschmack

der Flüssigkeit ungewöhnlich!

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Placebo-Effekt bei Tieren

Die Konditionierung funktioniert übrigens auch imTierversuch. Der Versuchsleiter Dr. Manfred Schedlowskyhat Ratten mit einer Süßstoff-Lösung (Saccharin) und demMedikament Cyclosporin A konditioniert. Auch bei denTieren konnte die Wirkung des Medikaments und die süßeFlüssigkeit gekoppelt werden. Am wirkungsvollsten wardie Kombination von einer sehr niedrigen KonzentrationCyclosporin A – unterhalb der pharmakologisch wirk-samen Dosis und der süßen Saccharinlösung. So funktio-nierte die Unterdrückung des Immunsystems bei Rattenüber 100 Tage lang!

Das Ziel – weniger Medikamente

Patienten nach einer Organtransplantation müssen ihrLeben lang starke Medikamente (wie Cyclosporin) zurUnterdrückung des Immunsystems nehmen, die verhin-dern, dass das neue Organ abgestoßen wird.

Derartige Mittel verursachen jedoch massive Neben-wirkungen. Der Placeboeffekt nach der Konditionierungführt ebenso zur Absenkung der Immunfaktoren. Nach bis-herigen Studien zeigt die Konditionierung also diegewünschte Wirkung, aber nicht die gleichen Neben-wirkungen wie das starke Medikament. Die Forscher wol-len in Zukunft dafür sorgen, dass die Patienten dieseMedikamente reduzieren oder zumindest zeitweilig sogarganz auf sie verzichten können. Der Einsatz dieserForschung in der Praxis liegt leider noch in ferner Zukunft.

Aber es gibt in Deutschland bereits Forscher, die an derKonditionierung mit einem Geruch für Diabetiker forschen.Der Versuchsaufbau ist ähnlich wie bei dem Experimentmit der grünen Flüssigkeit: Die Probanden bekommenimmer zu dem Blutzucker-reduzierenden Insulin einenbestimmten Geruch dargeboten. Das Ziel ist in diesem Falldie Blutzuckerwerte nur über den bestimmten ungewöhn-lichen Geruch zu steuern – für Diabetes Patienten wäredas möglicherweise ein Durchbruch. Doch die Forschungsteckt noch in ihren Anfängen.

Die Wirkung von Placebo kann man trainieren und verstär-ken. Dies geschieht über das Phänomen der so genanntenKonditionierung. Ein typisches Beispiel: der Versuch mitdem Pawlowschen Hund: Immer, wenn der Hund gefüttertwurde, klingelte eine Glocke, nach einiger Zeit begann beidem Hund schon der Speichel zu fließen, wenn er nur dieGlocke hörte. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniertdie Konditionierung mit Placebo.

Grüne Flüssigkeit mit Wirkung!

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie bekommengesunde Probanden viermal hintereinander im Abstandvon 12 Stunden ein ihnen unbekanntes, grünes Getränk. Esriecht stark nach Lavendel und schmeckt nach Erdbeeren,hat aber keinerlei Wirkung. Dazu nehmen die Probandenjeweils 2 Tabletten Cyclosporin A. Dieses stark wirksameMedikament unterdrückt das Immunsystem – z. B. nachOrgantransplantationen.

Nach 5 Tagen Pause beginnt die nächste Runde desVersuchs: Wieder bekommen die Probanden das grüneGetränk – und dazu 2 Kapseln des vermeintlichen Medi-kaments. Diesmal enthalten die Kapseln aber keinCyclosporin, sondern ein wirkstofffreies Placebo!

Vor und nach jeder Versuchsrunde wird den Probanden Blutabgenommen – insgesamt also viermal. In aufwendigenAnalysen werden die Immunfaktoren Interferon undInterleukin bestimmt. Das Ergebnis ist beeindruckend: DieImmunfaktoren sind durch das Placebo fast genauso starkreduziert wie durch das Medikament Cyclosporin A. Dasbedeutet: Die grüne Flüssigkeit hat die Wirkung desMedikaments übernommen.

Das Prinzip der Konditionierung

Entscheidend für den Prozess der Konditionierung ist,dass das Getränk – oder der Schlüsselreiz auf den derProband konditioniert wird – neuartig und unbekannt ist.Und die Konditionierung muss immer unter den selbenBedingungen stattfinden: derselbe Raum, dieselben Per-sonen.

Die Immunfaktoren sind

entscheidend

Der Placebo-Effekt – auch eine Sache des Trainings

Eine ungewöhnliche

Kombination

Geschmack – Geruch – Aussehen –

alles soll unbekannt sein!

Die Gabe von Cyclosporin reduziert

Immunfaktoren im Blut

Grüne Flüssigkeit und Placebo

haben den gleichen Effekt:

die Immunfaktoren im Blut

sind reduziert

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Die Tricks der Heilenden

Je nach kulturellem Hintergrund beruht der Placebo-anteil des Heilenden auf ganz unterschiedlichen Mitteln.Erstaunlich ist allerdings, wie sich diese Mittel weltweitähneln. So tragen alle Heilenden, ob Schamanen inTibet, Zauberer aus Afrika, Medizinmänner aus Amerikaoder moderne Mediziner eine ganz bestimmte Kleidung,die ihren Berufsstand klar kennzeichnet. Auch ist esüberall auf der Welt üblich, besondere Schmuckstückezu tragen, denen oft auch zusätzliche magische Wirkungzugeschrieben werden. Von Perlenketten, Amuletten bishin zu Vogelkrallen wird alles genutzt, was Eindruckerwecken kann und dessen Herkunft mythisch erscheint.

Typisch für die Heilenden der Naturvölker sind auchTrommeln, Rasseln und Glöckchen, mit denen sie denHeilungsvorgang begleiten. Etwas worauf der moderneMediziner in der Regel verzichtet, obwohl der heilungs-unterstützende Effekt von Musik längst nachgewiesen istund Musiktherapie z. B. zur Behandlung von Schlagan-fallpatienten erfolgreich eingesetzt wird.

Offenbar gilt: je wirkstoffloser die Medizin des Heilen-den, desto wichtiger ist das Ritual, das sein Heilenbegleitet. Hat er für das Leiden gar keinen pharmazeuti-schen Wirkstoff zur Hand oder fehlt ihm jegliche Opera-tionsmethode, so bietet ihm doch ein beeindruckendesRitual, mit dessen Hilfe er sich bzw. den Patienten inTrance oder Ekstase versetzt, die besten Chancen aufeine erfolgreiche Heilung des Patienten.

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Wahrscheinlich hat es fast jeder Erwachsene schon malerlebt: Man geht mit Schmerzen zum Arzt, sitzt imWarteraum und sobald man das Behandlungszimmerbetritt, weiß man nicht mehr, was oder wo es eigentlichweh tut. Tatsächlich ist der Arzt, Behandelnde oder allge-mein der Heilende äußerst wichtig, um den Placebo-Efektin der Therapie optimal zu nutzen.

Vertrauen ist alles

Vertraut der Patient dem Arzt und ist er davon überzeugt,dass dessen Heilkunst oder Medizin auch hilft, so kannder Placebo-Effekt besonders gut wirken. Schließlich ent-steht der ja im wesentlichen durch die Erwartungen, dieein Patient an die Behandlung stellt. Der Heilende machtvor allem durch sein Auftreten und seine Erscheinung aufden Kranken Eindruck. Ein selbstsicherer und optimisti-scher Arzt kann seine Patienten sicher besser von seinerBehandlungsstrategie überzeugen, als ein unsicherer undpessimistischer Arzt.

Erstaunlich ist auch, dass Ärzte scheinbar eine deutlichhöhere Placebowirkung haben, als das Pflegepersonal. Sowies eine Studie aus den 50er Jahren (Gleidman et al.1957) nach, dass ein Viertel der untersuchten Patientenauf die Verabreichung eines Placebos durch dasPflegepersonal reagierten. Bei Gabe durch den Arzt zeig-ten hingegen 70 % eine positive Reaktion.

Augenscheinlich spielt auch der Status eine wichtigeRolle. Diesen Status erkennt der Patient natürlich am ehe-sten an Äußerlichkeiten wie dem weißen Kittel, demStethoskop, usw. Auch das gemeinsame Auftreten derFachärzte bei einer Visite verstärkt in der Regel den Effekt,dass der Kranke dem Arzt sein Vertrauen schenkt.

Der Patient muss Vertrauen in den

Heilenden haben

Auch beim Heilenden muss

das Outfit stimmen

Gemeinsam heilt es sich besser

Der Arzt als Placebo

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Ergebnisse nach 1 Jahr

Alle 3 Monate befragten der Versuchsleiter Dr. Swank undseine Kollegen die Patienten nach ihrem Befinden – wieviel Schmerzmittel sie benötigen und ob Einschränkungenbeim Essen oder der Verdauung vorliegen. Die Auswer-tung der Befragung aller 200 Patienten zeigt nah einemJahr folgendes Ergebnis. Die beiden Gruppen unterschei-den sich kaum. Die Patienten, die nur zum Schein operiertwurden fühlen sich genauso gut oder schlecht – wie dietatsächlich operierten. Jeweils ungefähr die Hälfte derPatienten fühlen sich besser – brauchen wenigerMedikamente und haben sogar bessere Laborwerte. Undin beiden Gruppen gibt es Patienten, die keinerlei Ver-besserung verspüren. Aber auch das ist völlig unabhän-gig, ob sie scheinbar- oder wirklich operiert wurden.

Das Dilemma

Auch wenn die Studie erfolgreich war, so ist die Situationfür die Patienten gar nicht so einfach. Wenn ihnen einePlacebo Operation geholfen hat, können sie ja nicht „wirk-lich“ krank gewesen sein, ein „Vorurteil“, das jederPlacebo-Wirkung anhaftet – egal ob als Tablette oder alsOperation. Dass der Körper sich nach einer Schein OPselbst geholfen hat, passt nicht in das gängige Ver-ständnis von Medizin. Der Patient gerät Angehörigen und

Hier wurde die Verwachsung

nicht durchtrennt

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Als Ursache für chronische Bauchschmerzen und Ver-dauungsprobleme vermuteten Mediziner in bestimmtenFällen Verwachsungen im Bauchraum. Bei den meistenPatienten treten sie nach vorangegangen großen Opera-tionen auf. Seit Jahren werden solche Verwachsungen chi-rurgisch zertrennt – der Fachmann nennt diesen Eingriff„Adhaesiolyse“. Doch ob diese Operation wirklich eineWirkung hat, wurde nie überprüft. Der holländischeMediziner Dr. Dingeman Swank nahm sich dieser Aufgabean: Er wollte herausfinden, wie sinnvoll diese Operationtatsächlich ist.

Eine ungewöhnliche Studie

2004 überprüft Dr. Dingeman Swank in einer Studie in denNiederlanden bei 200 Patienten mit chronischen Schmer-zen, ob eine Operation tatsächlich gegen die Beschwerdenhilft. Eine ungewöhnliche Studie, die zeigen soll, ob dasDurchtrennen der Verwachsungen die sogenannten„Adhaesiolyse“ oder alleine schon der Vorgang derOperation zum Erfolg führt, also ein Placebo-Effekt verant-wortlich ist. Damit keiner der Patienten wusste, wie er tat-sächlich behandelt wurde, lief das Experiment folgender-maßen ab:

Unter Vollnarkose wird eine Bauchspiegelung durchge-führt und genau überprüft, wo und wie viele Ver-wachsungen bestehen. Nach dieser Voruntersuchung wirdper Los entschieden, ob der Patient tatsächlich operiertwird – oder ob der Arzt es bei der Bauchspiegelungbelässt! Das ist für die wissenschaftliche Auswertung derStudie entscheidend, denn sonst könnte der Versuchs-leiter – auch unbewusst – Einfluss auf die Studie nehmen.Dieses wissenschaftliche Prinzip nennt man „doppelblind“(s. nächstes Kapitel. Um das Ergebnis nicht zu beeinflus-sen, erfährt ein Jahr lang keiner der Patienten, ob tatsäch-lich operiert – oder ob nur eine Placebo-Operation durch-geführt wurde und die Verwachsungen noch bestehen. Dasist wichtig für die Auswertung – denn für die Patientenmacht es psychologisch einen Unterschied, ob sie tatsäch-lich behandelt – oder nur zum Schein operiert wurden. Dadie Bauchspiegelung – wie auch die echte Operation mini-mal invasiv erfolgt, kann der Patient anhand der Narbenkeine Rückschlüsse ziehen, in welcher Gruppe er war.

Dr. Dingeman Swank

Sinnvolle Operation?

Operation

Die Auswertung derBefragung aller 200Studienteilnehmer:

Wie fühlen sich diePatienten nach einemJahr?

Placebo-Operation

17

15

43

132

schmerzfrei

stark verbessert

verbessert

unverändert

schlechter

viel schlechter

12

15

30

27

14

2

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Freunden, aber auch sich selbst gegenüber in eine Rechtfertigungsnot. Und imschlimmsten Fall kommen die Beschwerden wieder. Für die Patienten wäre es ambesten, der Arzt würde ihnen gar nicht sagen, ob er „tatsächlich“ oder nur zum„Schein“ operiert hat. Nur so kann das Placebo seine volle Wirkung entfalten.

Fazit

Auch eine Operation kann offensichtlich einen PlaceboEffekt haben – wie groß die-ser Effekt ist, ist bisher allerdings noch unbekannt. Mit seiner aktuellen Studiekommt Dr. Swank zu dem Ergebnis, dass der Heilungserfolg nach einer Operationzu 70 % auf den Placebo-Effekt zurückzuführen ist.

Und es gibt weitere Studien zu Placebo-Operationen, die dieses Ergebnis bestäti-gen. Diese Resultate stellen unser bisheriges Verständnis von Schulmedizin auf denKopf. Soll man also gar nicht mehr operieren? Dagegen spricht, dass es den Patien-ten ja erst nach scheinbarenen Operation besser ging. Was wirkt da eigentlich? Und:müssen Chirurgen von jetzt an bei jeder Operation überprüfen, ob sie wirklich hilft.

Weitere Studien

Ethisch heftig umstritten war der folgende Versuch mit Morbus ParkinsonPatienten: Die amerikanische Wissenschaftlerin Cynthia McRae und ihr Team derUniversity of Denver haben 40 Parkinson-Patienten behandelt. 20 der insgesamt40 Testpersonen aus den USA und Kanada bekamen im Rahmen einer Operationdie Schädeldecke lediglich aufgebohrt. Den anderen 20 Patienten implantiertendie Mediziner embryonale neuronale Zellen. Die embryonalen Zellen sollten dasDopamin herstellen, das Parkinson-Kranken fehlt. Mit dem Versuch sollte gezeigtwerden, wie effektiv eine Behandlung mit embryonalen Zellen bei Patienten mitfortgeschrittenem Morbus Parkinson ist. Doch gezeigt wurde etwas anderes: 30der Patienten wurden in einer zweiten Runde dieser Studie zur Lebensqualitätbefragt, 12 von ihnen hatten tatsächlich ein Transplantat und 18 Patienten warennur scheinbar behandelt worden. Die meisten der 30 Patienten fühlten sich deut-lich besser, unabhängig davon, ob sie wirklich oder nur zum Schein operiert wur-den. Und eines war offensichtlich: Wer wirklich an den Erfolg einer Operationglaubt, dem geht es hinterher meistens besser als jemandem, der nicht daranglaubt.

Bevor neue Arzneimittel in die Apotheke kommen, mussihre Wirksamkeit zunächst in Tier oder Zellversuchenbewiesen werden. Sind diese Versuche erfolgreich und dasMedikament wirkt ohne gefährliche Nebenwirkungen, wirdes in klinischen Studien am Menschen getestet. KlinischeStudien sind behördlich und wissenschaftlich streng über-wacht und ihre Durchführung unterliegt in den meistenLändern einer speziellen Genehmigungspflicht. Die Teil-nahme an klinischen Studien ist freiwillig. In vielen Fällenerhalten die Probanden für ihre Bereitschaft Geld.

Klinische Studien werden in unterschiedliche Phasenunterteilt:

Phase I: Die Verträglichkeit und Dosierung des neuenArzneimittels wird an einer kleinen Gruppe(10-100) gesunder Versuchspersonen getestet.Manchmal ist der Test an gesunden Menschenethisch nicht vertretbar, etwa wenn ein Medi-kament mit starken Nebenwirkungen getestetwerden soll. Dann kann die Studie auch an frei-willigen Kranken durchgeführt werden.

Phase II: Die Wirkung und Verträglichkeit wird an einer größeren Gruppe (100-500 Kranke) geprüft.Sofern es ethisch keine Bedenken gibt, wirdeiner Gruppe der Testpersonen zum Vergleichein Placebo oder ein bewährtes Arzneimittelgegeben.

Phase III: Die Wirkung und Verträglichkeit wird an einer noch größeren Gruppe (300-2000 Patienten) ge-prüft. Zum Vergleich wird gegen ein Placebo oder ein bewährtes Arzneimittel getestet.

Phase IV: Nach der Zulassung des Medikaments werden noch zusätzliche therapeutische Effekte an sehrvielen Menschen untersucht.

Erst wenn die Studien der Phase III erfolgreich überstan-den sind, bekommt das Medikament die Zulassung undlandet in den Regalen der Apotheken. Zuständig für die

Was sind klinische Studien?

Arzneimitteltest – zuerst im Tier-

oder Zellversuch

Phase I Studie – das Arzneimittel

wird an einer kleinen Gruppe

getestet

In Phase II und III können auch

Placebos ins Spiel kommen

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Auch wirksame Arzneimittel haben einen Placebo-Effekt

Es ist tatsächlich so, dass jedes Arzneimittel wirksamerist, als gar keine Therapie. Das heißt im Klartext: JedeArznei nutzt auch den Placeboeffekt. Der kann zwischen20 % und 80 % betragen. Etwa 20 % soll der Placebo-Effekt bei praktisch jedem Medikament ausmachen; sogarbis zu 80 % kann der Anteil der Placebowirkung z. B. beider Behandlung von Muskelrheumatismus erreichen. Einrelativ junger medizinischer Ansatz, die EBM (EvidenceBased Medicine = Nutzen orientierte Medizin) stellt nichtmehr die Einzelwirkung einer Therapie in den Vordergrundsondern den Gesamtnutzen, den ein Patient durch eineBehandlung erfährt. Hierbei ist es also egal, ob derNutzen von einem pharmazeutischen Wirkstoff, einerbesonders ansprechenden Pillenhülle oder von einemüberzeugenden Therapiekonzept hervorgerufen wird.

Zu großen Teilen wirkungslos

Immer noch liegen Unmengen wirkungsloser Medikamen-te in den Regalen der Apotheken. Experten schätzen, dassfast die Hälfte aller Arzneimittel, die verabreicht werden,keinerlei pharmazeutische Wirkung haben. Der Anteil die-ser so genannten Pseudoplacebos am Gesamtbestand derArzneimittel nimmt allerdings dank neuer und verbesser-ter Wirkstoffe immer weiter ab.

Zulassung ist in Deutschland das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und seit 1995die europäische Zulassungsbehörde EMEA (EuropeanMedicines Evaluation Agency). Beide Institutionen geltenunter kritischen Wissenschaftlern als industrienah.

In der Regel dauert es von der Entwicklung oder Ent-deckung eines Wirkstoffs bis zur Marktreife eines Arznei-mittels etwa 10 Jahre und es sind etwa ein bis zwei Milliar-den Euro Entwicklungskosten ausgegeben worden.

Doppelblindstudien – was ist das?

Die Wirksamkeit neuer Arzneimittel wird meist in sogenannten Doppelblindstudien geprüft. Hierbei wissenweder Arzt noch Patient, wer das neue Arzneimittel undwer das Placebo bekommt. Dadurch soll einer Ver-fälschung der Studie vorgebeugt werden.

Wann wird gegen Placebo getestet?

Grundsätzlich werden Placebos zur Überprüfung derWirksamkeit neuer Arzneimittel eingesetzt. Das Placeboist damit das meistuntersuchte „Medikament“ der Welt.Gibt es allerdings bereits ein wirksames Arzneimittel, somuss die Wirksamkeit des neuen Arzneimittels gegen dasvorhandene getestet werden. Der Einsatz von Placebos inStudien ist in der so genannten Deklaration von Helsinkiseit dem Jahr 2002 festgelegt. Denn natürlich ist dieVersuchung groß, lieber gegen das wirkstofflose Placebozu testen, als gegen ein bewährtes Mittel. Schließlichklingt es besser, wenn man sagen kann: „30 % erfolgrei-cher als Placebo“ statt: „fast so gut wie Arzneimittel XY“.Trotzdem werden laut Experten solche unzulässigen undunethischen Studien auch in Deutschland immer wiederzugelassen.

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Nur wenn das Arzneimittel wirkt

bekommt es die Zulassung

Das Placebo ist das meist-

untersuchte „Medikament“ der Welt

Unmengen wirkungsloser Medika-

mente liegen in den Regalen der

Apotheken

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Diese Seite liefert einen Überblick zum Thema Schamanismus:http://www.schamanismus-information.de/

Zum Thema Medizin der Naturvölker hat der Stern folgenden interessantenArtikel veröffemtlicht:http://www.stern.de/wissenschaft/gesundheit/index.html?id=520655&nv=ct_cb

Der Autor des Films "Unterwegs in die nächste Dimension" besucht Schamanen,Geistheiler und Medizinmänner rund um die Welt und stellt ihre außergewöhn-lichen Heilmethoden und Traditionen vor:http://www.naechste-dimension.de/

Die Erklärung von Helsinki, "Ethische Grundsätze für die medizinische Forschungam Menschen", aus dem Jahr 2002 können Sie unter folgendem Link nachlesen:http://www.bundesaerztekammer.de/30/Auslandsdienst/92Helsinki2002.pdf

Das Arzneitelegramm stellt kritische und unabhängige Informationen zuArzneimitteln und ihrer Wirkung zur Verfügung: http://www.arznei-telegramm.de

Quarks & Co Scripte

In der Reihe QuarksScript sind folgenden Themen als Broschüren erhältlich:

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(Diese und weitere Themen können Sie online unter www.quarks.de als PDF beziehen)

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Linktipps

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