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Nachrichten 211 g~inge gerichteten Betrachtungsweise weichen. Der Luchs ist weder ,,sch~idlich" noch ,,nfitzlich". Seine Erhaltung und Wiedereinbfirgerung ist einfach eine moralische Pflicht ffir uns alle. Der Hausherr, Karl Erbprinz von SCI-IXVARZENBeRG, betonte in seinem Schluf~wort, es sei billig, Forderungen an andere zu stellen, was sie tun oder lassen sollten. Deshalb wollte er selbst mit dem guten Beispiel vorangehen, als er die Wiedereinbfirgerung des Luchses in seinen Revieren erm6glicht und auch unterstfitzt hat, denn er ffihle sich verpflichtet, eine gr&~tm6gliche Vielfalt von Flora und Fauna auch kfinftigen Generatio- nen zu erhalten. A. FESTETICS Treffen der Jagdwissenschaftler der Bundesrepublik Deutschland am 9. und 10. November 1978 in GiSttingen Nach einem Zusammensein am Abend des 9. November 1978 trafen sich die Jagdwissen- schaftler der Bundesrepublik Deutschland im Institut ffir Wildbiologie und Jagdkunde der Universit~it G6ttingen am 10. November 1978 zu einer Afbeitstagung. Prof. em. NIDSSLEIN hatte in seiner Eigenschaft als Obmann und Nestor zu diesem Treffen eingeladen. Die Tagesordnung sah vor, fiber 1. die Internationalen Kongresse 1977 in Atlanta und 1979 in Dublin, 2. die Kommunikation unter den Jagdwissenschaftler n und mit der Praxis und 3. Jagdgeschichte und Gegenwart zu sprechen. Mehr als 50 Kollegen, die sich dem Kreis der Jagdwissenschaftler zugeh6rig ffihlen, waren dem Aufruf von Prof. N/3SSL~IN gefolgt. Damit fibertraf die Teilnehmerzahl die des letzten Treffens dieser Art, das ebenfalls auf Yeranlassung yon Prof. N/3SSLEm im Jahr 1974 in G6ttingen stattgefunden hatte, deutlich. In seiner Begrfif~ungsansprache ffihrte er dann auch aus, dat~ er darin ein gutes Zeichen ffir die Zukunft sehe. Leider sei es allerdings nicht mehr allen verg6nnt gewesen, seiner Einladung Folge zu leisten. Er gedachte in diesem Zusammenhang des Ablebens von Prof. Dr. D. MOLLER-USING, Prof. Dr. H. SCHULZE und Landesfortmeister Dr. R. SCHXVARZ. Anschlie~end ging Prof. N/-/SSLEIN auf den von ihm beabsichtigten Sinn des Treffens ein, den er darin sah, im Rahmen einer offenen Aussprache fiber alles zu sprechen, was in letzter Zeit geschehen sei, um zu einem verst~indnisvollen Miteinander zu gelangen. Man diene seiner Ansicht nach der Jagd nicht, wenn man alles bisher Gewesene als falsch und fiberholt bezeichnet. Neue Erkenntnisse h~itten nur Aussicht auf L~bernahme in die Praxis, wenn sie in der entsprechenden Form an die J~iger und Verantwortlichen herangetragen wfirden. Zu Punkt I der Tagesordnung berichtete anschliet~end Dr. U~CK~RMANN fiber das XIII. Treffen des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler, das vom 11. bis 15. M~irz 1977 in Atlanta/USA stattfand. Da wegen der weiten Entfernung nur wenige deutsche Kollegen daran teilnehmen konnten, gab er an Hand von Lichtbildern die wichtigsten Eindrficke dieses Kongresses einschliefflich der gut vorbereiteten Exkursion wieder. Fiir den 1979 in Dublin/Irland geplanten XIV. Kongre8 konnte er keine n~iheren Angaben machen, da diese noch nicht vorlagen. Bedauert wurde in diesem Zusammenhang allgemein, daf~ fiber den XII. Kongref~ in Lissabon noch kein Kongrei~band erschienen ist. Angeregt wurde, mAt dem zust~indigen portugiesischen Kollgen F. REIS in dieser Angelegenheit erneut Kontakt aufzunehmen, um gegebenenfalls mat gemeinsamer finanzieller Unterstiitzung den fehlenden Kongref~bericht doch noch herausbringen zu k6nnen. Unter dem Tagesord~lungspunkt 2 ,,Kommunikation zwischen Jagdwissenschaft und Praxis" wurde zun~ichst liingere Zeit fiber die Gfiltigkeit des Begriffes Jagdwissenschaft

Treffen der Jagdwissenschaftler der Bundesrepublik Deutschland am 9. und 10. November 1978 in Göttingen

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Nachrichten 211

g~inge gerichteten Betrachtungsweise weichen. Der Luchs ist weder ,,sch~idlich" noch ,,nfitzlich". Seine Erhaltung und Wiedereinbfirgerung ist einfach eine moralische Pflicht ffir uns alle. Der Hausherr, Karl Erbprinz von SCI-IXVARZENBeRG, betonte in seinem Schluf~wort, es sei billig, Forderungen an andere zu stellen, was sie tun oder lassen sollten. Deshalb wollte er selbst mit dem guten Beispiel vorangehen, als er die Wiedereinbfirgerung des Luchses in seinen Revieren erm6glicht und auch unterstfitzt hat, denn er ffihle sich verpflichtet, eine gr&~tm6gliche Vielfalt von Flora und Fauna auch kfinftigen Generatio- nen zu erhalten. A. FESTETICS

Treffen der Jagdwissenschaftler der Bundesrepublik Deutschland am 9. und 10. November 1978 in GiSttingen

Nach einem Zusammensein am Abend des 9. November 1978 trafen sich die Jagdwissen- schaftler der Bundesrepublik Deutschland im Institut ffir Wildbiologie und Jagdkunde der Universit~it G6ttingen am 10. November 1978 zu einer Afbeitstagung. Prof. em. NIDSSLEIN hatte in seiner Eigenschaft als Obmann und Nestor zu diesem Treffen eingeladen. Die Tagesordnung sah vor, fiber 1. die Internationalen Kongresse 1977 in Atlanta und 1979 in Dublin, 2. die Kommunikation unter den Jagdwissenschaftler n und mit der Praxis und 3. Jagdgeschichte und Gegenwart

zu sprechen. Mehr als 50 Kollegen, die sich dem Kreis der Jagdwissenschaftler zugeh6rig ffihlen,

waren dem Aufruf von Prof. N/3SSL~IN gefolgt. Damit fibertraf die Teilnehmerzahl die des letzten Treffens dieser Art, das ebenfalls auf Yeranlassung yon Prof. N/3SSLEm im Jahr 1974 in G6ttingen stattgefunden hatte, deutlich.

In seiner Begrfif~ungsansprache ffihrte er dann auch aus, dat~ er darin ein gutes Zeichen ffir die Zukunft sehe. Leider sei es allerdings nicht mehr allen verg6nnt gewesen, seiner Einladung Folge zu leisten. Er gedachte in diesem Zusammenhang des Ablebens von Prof. Dr. D. MOLLER-USING, Prof. Dr. H. SCHULZE und Landesfortmeister Dr. R. SCHXVARZ.

Anschlie~end ging Prof. N/-/SSLEIN auf den von ihm beabsichtigten Sinn des Treffens ein, den er darin sah, im Rahmen einer offenen Aussprache fiber alles zu sprechen, was in letzter Zeit geschehen sei, um zu einem verst~indnisvollen Miteinander zu gelangen. Man diene seiner Ansicht nach der Jagd nicht, wenn man alles bisher Gewesene als falsch und fiberholt bezeichnet. Neue Erkenntnisse h~itten nur Aussicht auf L~bernahme in die Praxis, wenn sie in der entsprechenden Form an die J~iger und Verantwortlichen herangetragen wfirden.

Zu Punkt I der Tagesordnung berichtete anschliet~end Dr. U~CK~RMANN fiber das XIII. Treffen des Internationalen Ringes der Jagdwissenschaftler, das vom 11. bis 15. M~irz 1977 in Atlanta/USA stattfand. Da wegen der weiten Entfernung nur wenige deutsche Kollegen daran teilnehmen konnten, gab er an Hand von Lichtbildern die wichtigsten Eindrficke dieses Kongresses einschliefflich der gut vorbereiteten Exkursion wieder. Fiir den 1979 in Dublin/Irland geplanten XIV. Kongre8 konnte er keine n~iheren Angaben machen, da diese noch nicht vorlagen.

Bedauert wurde in diesem Zusammenhang allgemein, daf~ fiber den XII. Kongref~ in Lissabon noch kein Kongrei~band erschienen ist. Angeregt wurde, mAt dem zust~indigen portugiesischen Kollgen F. REIS in dieser Angelegenheit erneut Kontakt aufzunehmen, um gegebenenfalls mat gemeinsamer finanzieller Unterstiitzung den fehlenden Kongref~bericht doch noch herausbringen zu k6nnen.

Unter dem Tagesord~lungspunkt 2 ,,Kommunikation zwischen Jagdwissenschaft und Praxis" wurde zun~ichst liingere Zeit fiber die Gfiltigkeit des Begriffes Jagdwissenschaft

212 N achrichten

diskutiert. Dabei trat deutlich hervor, daft man nur dann konstruktiv miteinander reden und zu einer Verst~indlichkeit gelangen kann, wenn nichtumfassende Begriffsdefinitionen vermieden werden. Bei der ErSrterung der Frage, ob man Jagdwissenschaftler oder Wildbiologe sei, einigte man sich schlieflich darauf, Jagdwissenschaft oder gleichberechtigt dazu Jagdkunde als Oberbegriff anzuerkennen und unter diesem Begriff weiterhin zu firmieren.

Die anschlieftende auf verschiedene Sachfragen, wie zum Beispiel die Winterfiitterung, ausgedehnte Diskussion zeigte, daft es sinnvoll ist, einmal einen Katalog der anstehenden Probleme aufzustellen, um gegebenenfalls im Rahmen weiterer Arbeitstagungen dieser Art zu einer ausgeglichenen wissenschaftlichen Aussage im Hinblick auf das Verh~iltnis zwi- schen J~igern und Jagdwissenschaft zu gelangen.

Zu dem Punkt 3 der Tagesordnung ,,Jagdgeschichte und Gegenwart" referierte Dr. h. c. Dr. L*NDNER fiber den Stand der jagdgeschichtlichen Forschung sowie fiber soziologische Fragen der Jagd. So konnte er u. a. mitteilen, daft das Manuskript des von Frau Dr. SCHXVENK bearbeiteten W6rterbuchs der deutschen J~igersprache endgiiltig am 31. Dezem- ber 1979 abgeschlossen sein wird. Die Verz6gerung der Fertigstellung sei darauf zuriickzu- ffihren, daft die Zahl der W6rter mit 13 000 welt hSher sei als erwartet. Dariiber hinaus h~itten viele Worte eine mehrfache, im Durchschnitt eine dreifache Bedeutung, so daft das W6rterbuch ca. 40 000 Erkl~irungen enthalten wird. Erscheinen soll das Buch in mehreren Lieferungen.

Zum 2. Band der Bibliographie der deutschen Jagdliteratur ffihrte Dr. h. c. Dr. LINDNrR aus, dat% er etwa 1982/83 vorgelegt werden wird. Die verh~iltnismiifig lange Zeitspanne zwischen dem Erscheinen des 1. und 2. Bandes sei auf Schwierigkeiten bei der Beschaffung der VielzaM von Jagdzeitschriften zuriickzufiihren, die verarbeitet werden miissen. So seien zum Beispiel im letzten Jahrhundert allein in Deutschland rund 100 Jagdzeitschriften erschienen.

Vorrangig in Angriff genommen werden soll in Zukunft die Erarbeitung jagdlicher Biographien, da im Gegensatz zum forstlichen Sektor auf dem Gebiet der Jagd bisher keine vorhanden sei.

Hingewiesen wurde von ihm ferner auf die beispielhafte jagdhistorische Forschung in den skandinavischen L~indern. So sei es u. a. dort gelungen, durch Feldforschung zu rekonstruieren, wie in den vorchristlichen Jahrhunderten gejagt wurde.

Unter Verlesung der den Vereinten Nationen zur Annahme vorgelegten Deklaration fiber die Rechte der Tiere beendete er seine Ausfiihrungen mit dem Hinweis, daf~ man an einen Entwicklungspunkt gekommen sei, wo man Standpunkte dazulegen habe; wenn man resigniere, werde eines Tages die Jagdwissenschaft fiberflfissig.

In seinem Schluftwort rief Prof. NOSSLEIN dazu auf, fiber Ungereimtheiten hinwegzuse- hen und im Interesse der Sache h~iufiger miteinander zu reden. Er pliidierte dafiir, kfinftig alle zwei Jahre zwischen den Internationalen Kongressen ein Treffen zu arrangieren.

Unter Hinweis darauf, dat~ er bereits vor vier Jahren fiir eine etwa notwendig werdende Nachfolge Dr. UECKER~NN genannt hatte, ffihrte er aus, daf~ er nunmehr das Amt des Obmannes einem Jiingeren iibergeben wolle und schlug Dr. UECKERMANN als Nachfolger fiir sich vor, zumal dieser als Leiter einer jagdkundlichen Forschungseinrichtung die erforderlichen MSglichkeiten habe, die Obmannsgesch~ifte abzuwickeln. Da gegen seinen Vorschlag keine Einw~inde erhoben wurden, fungiert Dr. UECICERMANN in Zukunft als Obmann der deutschen Jagdwissenschaftler. H. S~ITTLER