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働き - TSUNO MI NO HATARAKI Ein Kernpunkt der aktuell in Deutschland gelehrten Heki-Technik kritallisiert sich in dem Begriff “ TSUNO MI NO HATARAKI “, üblicherweise übersetzt mit “ die Arbeit der TSUNOMI “. Mit “ TSUNOMI ” bezeichnet man dabei die Stelle am Daumengrundgelenk, die an der rechten Bogenkante ansetzt, wenn man das “ TE NO UCHI ”, das Greifen des Bogens, richtig ausgeführt hat. Vom Japanischen her wird hier der Begriff “角見 = TSUNOMI” in seiner möglichen Bedeutung als “das “Horn sehen” gebraucht ( =TSUNO = Horn , = MI = Sehen ) Die Arbeit der “ TSUNOMI ” besteht nun darin, so ist die Vorstellung, die rechte zum Schützen zeigende Bogenkante während der Zeit vom Lösen der Sehne aus dem Handschuh bis zum Lösen des Pfeiles von der Sehne aus der Beschleunigungsstrecke des Pfeiles herauszudrehen, damit ein Fenster für den Pfeil zu schaffen, um eine Ablenkung des Pfeiles nach rechts zu verhindern und dem Pfeil einen zusätzlichen Impuls zu geben. Das oben genannte, dafür notwendige Zeitfenster, beträgt etwa 20 - 30 msec, je nach Stärke des Bogens ( siehe auch: Sato Akira, in “Tsunomi no hataraki und die Wirkung auf den Bogen” 1980, Hrsg. Roland Pohl ) Man findet diesbezüglich 2 Vorstellungen über die Funktionsweise von TSUNOMI NO HATARAKI, im nachfolgenden in den Fällen A und B dargestellt. Fall A: Die nebenstehende Graphik ist aus Zanshin 01/ 07 - 29 zeigt eine Drehung um die linke zum Schützen zeigende Kante, um die rechte Bogenkante aus der Schussrichtung des Pfeiles zu nehmen. So wie es dargestellt ist, müßte die Drehung in der Hand erfolgen. Der Impuls müßte vom Daumengrundgelenk ausgehen. Der Bogen müßte durch den Impuls um Bogengriffdicke ( ca 6-8 BU = 18 - 24 mm ) gedreht werden. Das Ganze sollte zumindest in 10 - 15 msec passieren, damit der Pfeil beim Durchgang nicht abgelenkt wird. Daraus errechnet sich eine Geschwindigkeit des Stoßes von 1,2 - 2,1 m/sec. Die Kraft müßte von der Daumenballenmuskulatur aufgebracht werden. Fall B: Die linke nebenstehende zweite Graphik ist aus den “Basistexten der Hekischule, Vers. 14.2.1011”. Im Unterschied zu obiger Darstellung erfolgt hier wohl, so wie es dargestellt ist, die Drehung im Handgelenk, um den Bogengriff aus der Pfeilrichtung zu nehmen. Aus anatomischer Sicht ( siehe Graphik rechts aus : Taschenatlas der Anatomie, Thieme Verlag, 1975 ) müßte eine solche Drehung durch die dorsalen Unterammuskeln, vor allem die langen Fingerstrecker erfolgen. Diese haben für die Drehung einen sehr schlechten Angriffspunkt und Verlauf, so dass man aus funktionell-anatomischer Sicht für eine Drehung im Handgelenk etwa das 10-fache an Kraft aufwenden muss, als wenn man direkt am zu drehenden Objekt ansetzt. Die Muskeln sind auch nicht für eine Drehung gedacht, sondern sollen lediglich eine Vorspannung erreichen, damit ein effektiver Faustschluss möglich wird. zanshin 01/07 - 29 Zum Herbeiführen der Bogendrehung ist ein Stoß der Tsunomi auf die Bogeninnenseite, nahe der rechten inneren Bogenkante erforderlich.

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角 見 の 働き - TSUNO MI NO HATARAKI

Ein Kernpunkt der aktuell in Deutschland gelehrten Heki-Technik kritallisiert sich in dem Begriff “ TSUNO MI NO HATARAKI “, üblicherweise übersetzt mit “ die Arbeit der TSUNOMI “. Mit “ TSUNOMI ” bezeichnet man dabei die Stelle am Daumengrundgelenk, die an der rechten Bogenkante ansetzt, wenn man das “ TE NO UCHI ”, das Greifen des Bogens, richtig ausgeführt hat. Vom Japanischen her wird hier der Begriff “角見 = TSUNOMI” in seiner möglichen Bedeutung als “das “Horn sehen” gebraucht ( 角 =TSUNO = Horn , 見 = MI = Sehen )Die Arbeit der “ TSUNOMI ” besteht nun darin, so ist die Vorstellung, die rechte zum Schützen zeigende Bogenkante während der Zeit vom Lösen der Sehne aus dem Handschuh bis zum Lösen des Pfeiles von der Sehne aus der Beschleunigungsstrecke des Pfeiles herauszudrehen, damit ein Fenster für den Pfeil zu schaffen, um eine Ablenkung des Pfeiles nach rechts zu verhindern und dem Pfeil einen zusätzlichen Impuls zu geben. Das oben genannte, dafür notwendige Zeitfenster, beträgt etwa 20 - 30 msec, je nach Stärke des Bogens ( siehe auch: Sato Akira, in “Tsunomi no hataraki und die Wirkung auf den Bogen” 1980, Hrsg. Roland Pohl )Man findet diesbezüglich 2 Vorstellungen über die Funktionsweise von TSUNOMI NO HATARAKI, im nachfolgenden in den Fällen A und B dargestellt.

Fall A: Die nebenstehende Graphik ist aus Zanshin 01/ 07 - 29 zeigt eine Drehung um die linke zum Schützen zeigende Kante, um die rechte Bogenkante aus der Schussrichtung des Pfeiles zu nehmen.

So wie es dargestellt ist, müßte die Drehung in der Hand erfolgen. Der Impuls müßte vom Daumengrundgelenk ausgehen. Der Bogen müßte durch den Impuls um Bogengriffdicke ( ca 6-8 BU = 18 - 24 mm ) gedreht werden. Das Ganze sollte zumindest in 10 - 15 msec passieren, damit der Pfeil beim Durchgang nicht abgelenkt wird. Daraus errechnet sich eine Geschwindigkeit des Stoßes von 1,2 - 2,1 m/sec.

Die Kraft müßte von der Daumenballenmuskulatur aufgebracht werden.

Fall B: Die linke nebenstehende zweite Graphik ist aus den “Basistexten der Hekischule, Vers. 14.2.1011”.Im Unterschied zu obiger Darstellung erfolgt hier wohl, so wie es dargestellt ist, die Drehung im Handgelenk, um den Bogengriff aus der Pfeilrichtung zu nehmen.Aus anatomischer Sicht ( siehe Graphik rechts aus : Taschenatlas der Anatomie, Thieme Verlag, 1975 ) müßte eine solche Drehung durch die dorsalen Unterammuskeln, vor allem die langen Fingerstrecker erfolgen.Diese haben für die Drehung einen sehr schlechten Angriffspunkt und Verlauf, so dass man aus funktionell-anatomischer Sicht für eine Drehung im Handgelenk etwa das 10-fache an Kraft aufwenden muss, als wenn man direkt am zu drehenden Objekt ansetzt.Die Muskeln sind auch nicht für eine Drehung gedacht, sondern sollen lediglich eine Vorspannung erreichen, damit ein effektiver Faustschluss möglich wird.

zanshin 01/07 - 29Technik

Dass der Pfeil im Kyûdô auf der Daumenseite am Bogen anliegt ist ein günstiger Umstand, ermöglicht er doch, dass man durch eine Bewegung des linken Arms bzw. der linken Hand den Bogen „aus dem Weg” nehmen kann. Bei den europäischen Bogenarten liegt der Pfeil generell am Zeigefi ngergelenk am Bogen an, sodass eine entsprechende Korrekturbewegung ungleich schwieriger ist. Was ist also zu tun?

Der Schütze muss den Bogen im Hanare so führen, dass die seitliche Verschiebung des Pfeils im Abschuss kompensiert wird.

Die genaue Untersuchung des Vorgänge mit Hochge-schwindigkeitskamera und Sensoren am Bogen lieferte die exakten Prozesse im Abschuss. Diese Resultate sind jedoch ausgesprochen komplex, weil sich mehrere Vorgänge überlagern und in der Summe die gewünschte Korrektur ergeben. Stark vereinfacht gesagt muss die rechte Bogeninnenkante vom Schützen im Augenblick des Abschusses mit der Daumenwurzel in Richtung Ziel gestoßen werden.

Beim Blick von vorne auf den japanischen Bogen ist die Sehne

nicht sichtbar. Das hier dargestellte Bogenfenster - analog den Bildern

auf der vorherigen Seite - wäre eine Lösung, um die seitliche Ablenkung

des Pfeils zu verhindern. Leider ist diese Alternative äußerst

bruchgefährdet.

Hätte der japanische Bogen ein entsprechendes Bogenfenster (hier

gestrichelt markiert), wäre das Mato im vollen Auszug wie dargestellt zu sehen. Weil der Pfeil im Abschuss gerade beschleunigt würde, könnte man auf eine Drehung des Bogens

verzichten.

Eine Drehung des Bogens nach links verringert die sichtbare Breite der Bogeninnenseite. Wenn der Drehpunkt an der linken Innenkante des

Bogens liegt, entsteht eine effektive Öffnung, die dieselbe Wirkung wie ein Bogenfenster haben kann.

Zum Herbeiführen der Bogendrehung ist ein Stoß der Tsunomi auf die Bogeninnenseite, nahe der rechten inneren Bogenkante erforderlich.

Zanshin 01-07.indd 29 13.09.2007, 12:43:27

BASISTEXTE DER HEKI SCHULE 14.2.2011

S. 14

Rechter Arm Zum Abschuss öffnet sich der abgewinkelte, rechte Arm, indem er aus dem Ellbogen kräftig nach hinten und unten weiterzieht und gleichzeitig HINERI ausführt. Dabei stößt der Ellbogen nach hinten und der Drehpunkt am Unterarm, der in der Vorstellung eine Faustbreite vom Ellbogen in Richtung der Hand liegt, öffnet kraftvoll den Arm, entlang des Pfeiles. Mittel- und Zeigefinger sind beim Auslösen über den Daumen geglitten und bilden mit dem Ring-, dem kleinen Finger und der restlichen Hand eine geschlossene Form. TAI NO WARIKOMI (den Körper einkeilen) Im NOBIAI ist der Oberkörper zwischen Bogen und Sehne „ge-zwängt“. Durch das Abschießen der linken Hand sowie die star-ke Drehbewegung und das Öffnen des rechten Armes wird der gestreckte Oberkörper schnell und scharf nach vorne bewegt. Bei guter Arbeit von TSUNOMI, rechtem Arm und TAI NO WARIKOMI wird der Pfeil mit maximaler Kraft abgeschossen. Wird jedoch ohne die Arbeit von TSUNOMI abgeschossen, kann die Sehne die Wange oder den Unterarm treffen. Der Pfeil wird dann nach rechts abgelenkt, schlingert horizontal und hat keine Durchschlagskraft. Das veranschaulichen nebenstehende Skizzen:

Die innere gestrichelte Linie (A) zeigt den Weg der Sehne mit dem Trennpunkt zwischen Sehne und Pfeil bei schwachem TSUNOMI.

Die äußere gestrichelte Linie (B) ist der Weg der Sehne mit dem Trennpunkt zwischen Sehne und Pfeil bei starkem TSUNOMI.

Die gestrichelte Linie (C) ist der Weg der Sehne mit dem Trenn-punkt zwischen Sehne und Pfeil ohne TSUNOMI NO HATARAKI. Gedicht aus den HIKA des HEKI DANJO YA O KAKETE HIKI SHIBORURU WA OBOYURUZO HANARE TOKI NI WA MUNEN MUSÔ NI.

Nock the arrow draw to the full be awake. At the moment of release is the state of no Imagination, no thoughts.

Nocke den Pfeil ein spanne voll den Bogen, sei völlig wach. Im Moment des Auslösens frei von Gedanken und Vorstellungen.

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Physikalische Betrachtung :

BOWDYNO ( siehe : http://www.bowdyno.com/de/bowdyno/invention ) hatte eine Messeinrichtung entwickelt um verschiedene physikalische Parameter vor allem beim Abschuss eines Bogens zu ermitteln. Dabei wird ein Bogen im Griffbereich in eine Messeinrichtung eingespannt, der Bogen mit dem Pfeil ausgezogen und dann erfolgt das Lösen. Die Kräfte und Schwingungen im Griffbereich werde registriert.

In unten stehender Graphik sieht man die Kraft die auf die Bogenhand beim Auszug und Abschuss wirkt:

Die linke Teil Graphik zeigt den Kraft-Weg-Verlauf beim Auszug. Die Kraft ist hier physikalisch begrifflich in lbs angegeben, um der Kraftangabe bei Bögen zu entsprechen. Physikalisch müßte man in Newton umrechnen ( lbs = 0,4536 * 9,81 Newton ). Wie man sieht hat man eine quasi-linearen Anstieg der Kraft, der Aufspannhöhe von ca 8 inch bis zum Vollauszug von etwa 28 inch entsprechend, von etwa 34 lbs = 15,4 kg. Die Kraftcharakteristik entspricht damit dem Hook’schen Gesetz für Federn.

Die gleiche Charakteristik wird schon von Sakae Urakami in seinem Buch ( Literatur siehe unten ) auf Seite 81 beschrieben. ( siehe Bild links ). Gilt also auch für den japanischen Bogen.

Der rechte Teil der oberen Bowdyno-Graphik zeigt den Kraftverlauf am Bogengriff vom Zeitpunkt des Lösens der Sehne bis zum Zeitpunkt des Lösen des Pfeiles von der Sehne. Sieht man mal vorerst von dem “schwingenden” Verlauf der Kurve ab, so haben wir bis fast zur Hälfte dieses Zeitverlauf einen Anstieg dieser Kraft fast auf das Doppelte, wenn man von 34 lbs im Vollauszug ausgeht. Der schwingende Verlauf ist durch Schwingungen im Bogen-Sehne-Pfeil-System während dieser Phase bedingt. ( Anmerkung: diese Schwingungen sind durch Impedanzunterschiede bedingt ). Auch Sato Akira (1980 ) hat ähnliche Verläufe beschrieben, wobei er allerdings nicht die Kraft am Bogengriff, sondern Dehnungsspannungen am Bogen gemessen hat.

Ursache für diesen Kraftanstieg ist die Beschleunigung der Pfeilmasse in dieser kurzen Zeit auf 150-200 km/h.

Die Hand am Bogengriff eines “15 kg - Yumi” muss also im Abschuss mindestens einer Kraft von etwa bis zu 294 N gegenhalten. Das entspricht einer schweren Masse von 30 kg.

21.11.18 22:10Bowdyno® - Auswertung Detail

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Messung Kraftverlauf Auszug: Messung Kraftverlauf Abschuss:

Messung Handschock: Messung Handschock Leistungsspektrum:

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Messung Pfeilnummer Gewicht(g)

Spine(-)

Pfeilgeschw.(f/s)

Zuggewicht(lbs)

Standhöhe(inch)

Auszug(inch)

1 1 24,11 49,00 170,73 33,79 7,76 28,00

Pfeil-Bogen Effizienz nach Bowdyno :

Pfeilmasse(gr)

Pfeil V(f/s)

Energie Pfeil(J)/(ft-lb/lb)

Energie Bogen(J)/(ft-lb/lb)

Wirkungsgrad(%)

Handschock(nach Bowdyno )

372,08 170,83 32,63 / 24,07 42,02 / 30,99 77,67 10,26

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Hersteller: DECABOW / http://www.decabow.comBogen: Klassik X Dream

Seriennummer: 801208Bogenart: Langbogen

Auszugsgewicht: 34 lbs / 28"Länge: 71"

Telefon:e-mail: [email protected]

Straße/Hausnummer: Hart 33PLZ/Ort: 8212 Pischelsdorf

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Berechnen wir mal den Impuls mit dem die “TSUNOMI” im Fall A: gegen die rechte Bogenkante stoßen muß :

Die Physik sagt : Impuls = Masse * Geschwindigkeit also: Impuls der “TSUNOMI” = 30 kg * (1,2 - 2,1) m/sec = (36 - 62) kg * m/sec.

D.h. man bräuchte im Fall A: in der Daumenballenmuskulatur soviel Kraft, dass man mit ihr 36 - 62 kg in 1 sec 1 m hochheben kann. Das schafft grade mal ein Gewichtheber unter Einsatz seiner wesentlich mächtigeren Bein- und Gesäßmuskulatur.

Im Fall B: sind die Dinge etwas komplizierter.Der Anteil der Kraft, die am Bogen ansetzen müsste um eine Drehung des Bogens im Handgelenk nach obigem Beispiel zu bewerkstelligen, beträgt etwa das 0,26 - fache der Kraft, die am Bogengriff in Zugrichtung wirkt. Stellt man in Rechnung, dass die Unterammuskulatur, wie oben dargestellt, nochmal das 10-fache dieser Kraft aufwenden muß, so errechnet sich die nötige Kraft für die Unterarmmuskulatur aus mindestens 30 kg * 0,26 * 10 = 78 kg ( 765 N ). Nimmt man nur 1 cm Wegstrecke zum Wegdrehen des Bogens, so haben wir einen Impuls von 78 kg * 0,01 m / 0,015 sec = 52 kg m/sec. D.h. wir liegen in der gleichen Dimension wie im Fall A:

Funktionell anatomische und physiologische Betrachtung:

Fall A: In den Bildern unten ( rechts ein originalgetreues anatomische Modell ) sieht man, wie sich der trapezförmige Querschnitt des alten japanischen Bogengriffes in die Hand einschmiegt.

Der grüne Pfeil gibt die Wirkrichtung des Daumenmuskels wieder, der den Faustschluss von Daumenseite her gewährleistet.

Man erkennt, dass bei bestehendem Faustschluss keine aktive Drehung des Bogens in der Hand möglich ist, insbesondere da der genannte Muskel keine Drehung von seiner Wirkrichtung her durchführen kann.Der Bogengriff ist mit seinen Kanten in TEMONKIN, “TSUNOMI” und Fingerendgelenken als Widerlager unverrückbar eingespannt. Das genau ist auch die Funktion des TE NO UCHI. Eine Drehung ist nur um die TEMONKIN-Kante möglich, wenn die Fingerendgelenke den Weg freigeben oder im YUGAERI vom sich drehenden Bogen weggeschlagen werden.

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Fall B: Die langen Fingerstrecker setzen bei geschlossener Faust als im Handgelenk drehende Muskeln funktionell an der Rückseite der Grundgelenke der Langfinger an.

Die maximale Verkürzungsgeschwindigkeit unserer schnellsten Muskeln beträgt ca 1 m/sec, was bei den angesprochenen 10-15 msec etwa 10-15 mm beträgt. Das würde gerade für die genannte Drehung ausreichen, wenn man die aufzubringende Kraft mal außen vor ließe… aber:

Archibald Vivian Hill (* 26. September 1886 in Bristol; † 3. Juni 1977 in Cambridge) war ein britischer Physiologe. Für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Wärmeerzeugung der Muskeln erhielt er 1922 gemeinsam mit Otto Fritz Meyerhof den Nobelpreis für Medizin.

Er war ursprünglich Physiker und beschäftigte sich mit Thermodynamik bevor er sich der Physiologie des Muskels zuwandte.

Im Rahmen seiner Versuche stieß er dabei auf die immer gleiche Kurve - die jetzt sog. Hill‘sche Kurve der Muskelleistungsschwelle ( siehe unten ), die seither immer wieder im Experiment verifiziert wurde:

Ursprünglich zur Berechnung der Arbeit des Muskels gedacht, zeigt diese Kurve den Zusammenhang zwischen Verkürzungsgeschwindigkeit des Muskels und Kraft, gegen die ein Muskel arbeiten muß: Die Verkürzungsgeschwindigkeit ist am größten, wenn der Muskel nicht gegen eine Kraft arbeiten muß. Unter Maximalkraft ist die Verkürzungsgeschwindigkeit gleich Null.Für das Ausziehen des Bogens bedeutet das, dass unter Maximalkraft zum Ende der Auszugslänge (rote Ellipse ), d.h. im Nobiai, keine oder fast keine Bewegung, auch keine Drehung im Handgelenk, mehr möglich ist. Erst wenn nach dem Lösen der Sehne die aufgewendete Kraft wieder deutlich zurückgegangen ist, ist wieder eine Bewegung der Muskulatur möglich. Das braucht Zeit und der Pfeil hat inzwischen schon die Sehne verlassen.

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Muskelleistungsschwelle

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Das ganze muskuläre System ist in diesem Zustand starr, und das ist auch gut so, denn nur so ist eine Fixierung in dieser Stellung möglich. Auch der Einwand, dass etwa eine elastische Spannung in Sehne und Muskulatur die Drehung nach dem Lösen der Sehne hervorrufe, ist zu entkräften. Denn das Elastizitätsmodul der Sehnen der langen Fingerstrecker und -Beuger ist etwa halb so groß wie das von Stahl. D.h. diese Sehnen sind zum Halten geschaffen und nicht dafür, elastisch potentielle Kraft zu speichern, die man nach dem Lösen abgeben könnte, zumal, wie oben dargestellt, gegen eine Kraft die etwa doppelt so groß ist wie zum Ende des Auszuges selbst. Insoweit geht auch die Tsunomi - Apparatur von Tsukuba (https://www.facebook.com/Duesseldojo/videos/the-tsunomi-machine-heki-ryu-insai-ha-technique-research/474273939426394/ ) an der physiologischen Sachlage vorbei.

Hinzu kommt:Nach dem Lösen der Sehne unterliegt das System wegen der geschilderten Kräfte einem beträchtlichen Drehmoment, das den Schützen in seiner senkrechten Mittelachse und vor allem den Bogenarm des Schützen im Schultergelenk von oben gesehen im Uhrzeigersinn dreht.

Der Physiker Paul E. Klopsteg ( aus Archery, the Technical Side, First Edition, National Field Archery Association, 1947 ) legt hier da , in welchem Umfang dieses Drehmoment im Laufe der Beschleunigung des Pfeiles die Hand des Schützen nach rechts abweichen läßt ( von START nach A ) und das hier bei links anliegendem Pfeil und europäischer Griffweise und Art des Lösens. Bei japanischer Griffweise und Art des Lösens ( “Daumentechnik” ) ist das Drehmoment noch viel größer.D.h. wäre eine Drehung der Hand im Handgelenk im angesprochenen Zeitraum möglich, so würde sie von der Wirkung dieses Drehmomentes neutralisiert.

Oft wird von langgedienten Hekischützen dem entgegengehalten, dass man doch merke, dass man die linke Hand wegdrehe.Diese Empfindung beruht auf einer Sinnestäuschung: unser schnellster Sinn ist der Sehsinn, und der schafft es, auf Grund kurzer Signalstrecke und schnellschaltender Neuronen maximal einen Zeitraum von etwa 50 msec aufzulösen. Alles was kürzer ist wird vom Gehirn interpoliert. So interpoliert unser Gehirn die Bewegung von Arm und Hand aus dem Anfangszustand ( NOBIAI ) und Endzustand ( ZANSHIN ) zu einer gleichmäßigen Bewegung. Was eigentlich dazwischen passiert, können wir gar nicht wahrheitsgetreu wahrnehmen.

A

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Resultat aus obigen Überlegungen:

Nach physikalischen, funktionell anatomischen und physiologischen Gesetzen kann TSUNOMI NO HATARAKI nach den anfangs geschilderten Vorstellungen A und B nicht funktionieren.

Alternative Überlegungen zu TSUNOMI NO HATARAKI:

1. Man kann die Anweisung “ im Abschuss mit der TSUNOMI stoßen” … oder… “ im Abschuss den Bogen drehen”, so verstehen, dass zwar der eigentlich genannte Vorgang nicht durchführbar ist, dass aber mit dieser Vorstellung beim Schützen eine Intention ausgelöst werden soll und dass nur mit dieser Intention ein Festigen der Bogenhand möglich ist. Für Linkshänder, wenn sie den Bogen in die linke Hand nehmen, mag das angehen. Rechtshänder tappen dabei in die Falle des “silent gap” ( siehe : https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2018/09/hanare-hayake.pdf ) Es entwickelt sich ein HAYAKE , wobei im Abschuss oder schon davor die aufgebaute Spannung zusammenbricht.

https://www.youtube.com/watch?v=fGQsAT1vFjQ

2. Vielleicht sollte man sich daher auf die Aussage von Sakae Urakami im gleichnamigen Kapitel seines Buches (S.15ff ) zurückziehen, in dem er sagt:“ … Der Bogen muß vom Uchiokoshi bis zum Tsumeai und dann ! auch im Nobiai ! immer weiter verdreht werden. Der Kraftansatz für dieses Verdrehen liegt einerseits an der Temonkin und andererseits am kleinen Finger, der zur Handinnenfläche zupackt”. …und wörtlich….”要するに 、無理に弓を右の方に振る力を強く加えなくとも”, übersetzt “Und ein für allemal ! : wirklich nicht mit Gewalt an der rechten Seite (Kante) des Bogens starke Kraft zum Herumdrehen hinzufügen ! ”

Hier ist “角 見 の 働き” = “TSUNO-MI NO HATARAKI” ( zum Begriff TSUNO MI bei Urakami siehe weiter unten ) die Arbeit / Funktion des richtigen Ansatzes der Hand am Bogen. Dieser Ansatz ermöglicht ein Verdrehen des Bogengriffes und damit eine Torsion des oberen Bogenarmes von oben gesehen gegen des Uhrzeigersinn, beginnend vom Uchiokoshi bis zum Tsumeai und weiter im Nobiai. Nicht die rechte Bogenkante ist der Ansatz für diese Torsion, sondern Temonkin und die zufassende Kraft des kleinen Fingers.

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3. … oder man geht nach dem MOKUROKU Kapitel 4 und Kapitel 18 :

Im Folgenden findet sich in der linken 1. Spalte Screenshots aus dem Original-MOKUROKU wie es Sakae Urakami vorgelegen hat. Die Spalte rechts daneben gibt die Lautumschrift in Romaji ( eine an das lat. Vokabular angelehnte Lautumschrift des Japanischen ) wieder. Die rechte Spalte ist eine wörtliche Übersetzung ( siehe auch : https://jisho.org ) mit für das Japanische spezifischen grammatikalischen Erläuterungen in blau ( siehe auch: Bruno Lewin und Martina Ebi / Victoria Eschbach-Szabo ).

MOKUROKU Kapitel 4:

Ordinalzahl4Kapitel

hik(u)- Ziehen ( als “Infinitivform” )kiya yaru = “etwas wirklich ( im vollständigen Wortsinn ) tun” ru (siehe auch unter 13. bei: https://jisho.org/search/%E3%82%84%E3%82%8B )no attrib.Partikel ( hier als genitiv.Partikel )koto Sache

itsu-tsu 5 ( Arten )

ar- gibt esri

ya Pfeil(w)o dir.obj.Partikelhiku ziehen

yumi Bogen(w)o dir.obj. Partikelhiku ziehen

sabetsu Das Entscheidende / Unterschied

no attrib.Partikelkoto Sache / Betreff

Interpretation:

HIKI YARU NO KOTO Es geht darum, wirklich ( dem vollständigen Wortsinn nach ) zu ziehen !

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Die Begrifflichkeit やる = YA RU *( siehe Anmerkung unten ) zielt darauf, wirklich das zu machen, um was es beim

Ziehen geht. Beim Ziehen ( z.B, an einem Seil, siehe Bild unten ) fassen die Langfinger, vor allem Klein-, Ring- und Mittelfinger fest zu, der Daumen in Oppositionsstellung bildet ein Gegenlager. Beim Ziehen selbst kommt die meiste Kraft vom Kleinfinger und Kleinfingerballen und von der Unterarmmuskulatur der langen Fingerbeuger von Klein- und Ringfinger, sowie vom ellenseitigen Handgelenksbeuger, der am Erbsenbein ansetzt und damit die Muskelkette zum Kleinfingerballen fortsetzt. Man muss dies selbst mal machen, um mit seinen Sinnen zu erfahren, was es heißt “wirklich ziehen wollen !”

Unterarmmuskeln

Erbsenbein

Kleinfingerballen

Bild aus: Taschenatlas der Anatomie: Kahle, Leonhard, Platzer; Thieme Verlag 1975

*Anm: es gibt im heutigen Japanisch ein ähnliches Konstrukt : よう = YÔ, was auffordernden Charakter beinhaltet.

Man kann sich vorstellen, das YÔ aus dem alten YARU infolge von 2 Vokalmutationen und einem Konsonantenverlust entstanden ist YARU > YORO > YÔ, wobei allerdings auch die Prägnanz des Inhaltes z.T. verloren gegangen ist.

ITSUTSU ARI Es gibt davon 5 ( Arten / Formen )

Hier wird gesagt, dass es fünf Arten oder Formen dieses Ziehens gibt. Es wird nicht gesagt, welche es sind und es wird auch nicht näher auf diese Formen eingegangen. Vielleicht kann man davon ausgehen, dass diese verschiedenen Formen allgemein bekannt waren. Denkbar wäre es, diesen verschiedenen Formen verschiedene Gefechtssituationen zuzuordnen.

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YA (W)O HIKU Den Pfeil ziehen !

(w)o als Partikel, das die direkte, unvermittelte Einflussnahme auf ein Objekt einer Aktion kennzeichnet, hebt im Japanischen auch die Intensität dieser Aktion hervor ( deswegen das Ausrufezeichen ).

Kleinfingerballen: kleine Ellipse Erbsenbein: kleiner Kreis Unterarmzugmuskeln: große Ellipse

Zieht man mit der dominanten Hand ( japan. : KATTE ) die Sehne aus, so muss man doch seine Achtsamkeit auf das Führen des Pfeiles mit dem Zeigefinger und die Zugbewegung aus dem zufassenden Kleinfinger richten. Die Riegelfunktion von Daumen und Mittelfinger, die die Sehne hält, muß in den Hintergrund treten. ( Siehe auch : https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2018/10/kapitel-13-kopie.pdf und https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2017/07/wirklich-ziehen.pdf )

YUMI (W)O HIKU Den Bogen ziehen !

Das oben angesprochene Ziehen als solches soll am Bogen selbst mit der Bogenhand angewandt werden. Bei den meisten Bogenschießtechniken wendet man den Begriff des “Ziehen des Bogens” auf den Gesamtvorgang an, d.h. zuvorderst bezeichnet man die Aktion der Zughand als “ Ziehen des Bogens”. Hier jedoch soll der Bogen selbst, als Objekt ( das Japanische benutzt für die Kennzeichnung einer solchen “direkten” Aktion das Partikel を = (w)o ), an seinem Griff gezogen werden.

Die Ziehen des Bogens erfolgt mit dem gleichen Kraftgefüge in der Hand wie beim Seil, jedoch liegt die Zugrichtung in einer eher waagrechten Ebene von vorn nach hinten ( siehe Bild weiter unten ). Sinn und Zweck dieses Ziehens ist es, durch die im TE NO UCHI auf gebaute Fixation des Bogens in der Hand, im Auszug eine Torsion, wie es Sakae Urakami sagte, vor allem des oberen Bogenarmes zu erreichen. Nur die ziehenden

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Unterarmmusken im Verein mit den Muskeln des Kleinfingerballens haben die Kraft, diese Fixation zu gewährleisten. Das Widerlager dafür bilden die TENMONKIN und die Sesambeinchen am Daumengrundgelenk ( siehe auch : https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2017/03/ein-blick-ins-innere-der-hand.pdf ) Die opponierende Daumenballenmuskulatur wird im Rahmen des “Ziehens” automatisch kraftvoll mitinnerviert ( siehe auch : https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2018/09/hanare-hayake.pdf ), braucht also nich bewußt aktiviert zu werden. Das Ausmaß der Torsion ist einmal durch die Kraft der ziehenden Muskulatur , aber auch konstitutionell durch die Verschiedenartigkeit der Hände bedingt ( siehe auch : https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2017/03/ein-blick-ins-innere-der-hand.pdf ).

TENMONKIN

Erbsenbein

Zu dem obigen Bild : Bogenhand wie im vollen Auszug von unten gesehen. Der rote Pfeil gibt die Richtung der Kraft des zupackenden Kleinfingers beim Ziehen wieder. Der violette Pfeil die Kraftrichtung der Kleinfingerballenmuskulatur, die sich über das Erbsenbein in die ziehende Unterarmmuskulatur fortsetzt . Der grüne Pfeil gibt die Zugrichtung wieder, die durch die Zugrichtung nach hinten im Schultergelenk entsteht. TENMONKIN ist das Widerlager für die entsprechende Kante, welches hilft die Torsion ( hier etwa 45 ° gegenüber der Pfeilrichtung ) aufrecht zu erhalten. Das entspricht weitestgehend dem, was Sakae Urakami ( siehe oben ) dazu gesagt hat.

SABETSU NO KOTO Das ist ( wirklich ) das Entscheidende

Es ist manchmal sinnvoll japanische Sätze von hinten zu lesen. Dort steht oft das Wichtige. Das Entscheidende sind die beiden zuvor genannten Punkte: das Ziehen des Pfeiles im wahrsten Sinn des Wortes und das Ziehen des Bogens im wahrsten Sinn des Wortes. Hier werden die zuvor genannten 5 Formen auf Ihre funktionelle Gleichheit abstrahiert. Bei allen 5 Formen ist HIKI YARU, das wirkliche, bewußte Ziehen von Pfeil und Bogen das Entscheidende.

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Den Bogen ziehen Den Pfeil Ziehen

Addendum : KATTE NI ARIWas noch fehlt ist die Steuerung dieses HIKI YARU , des bewußten Ziehens von Bogenhand und Katte ( Zughand ). Hier ist das MOKUROKU in seinen weiteren Kapiteln eindeutig. In drei weiteren Kapiteln ( TSUME NO KOTO, MURASAME NO KOTO und ASA ARASHI NO KOTO ), die das Ziehen im weiteren Auszug bis zum Abschuss weiter differenzieren, heißt es eindeutig : KATTE NI ARI = “ Es ist Sache von Katte “. KATTE, die “dominante Hand”, beim Linkshänder die Linke, beim Rechtshänder die Rechte, initiiert und dominiert den gesamten Vorgang des Ziehens bis zum Abschuss. Die Bogenhand wird im Rahmen eines Reflexgeschehens ( genauer gesagt, der Moro-reflex, siehe: https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2017/07/wirklich-ziehen.pdf und Video weiter unten) von Katte gesteuert. Dieser Reflex ist ein phylogenetisch, seit Geburt, bei den Primaten vorgegebenes Reflexgeschehen auf Rückemmarksebene, das insbesondere die Koordiation von rechter und linker oberer Extremität und der Rückenmuskulatur, mit dem Ziel einer maximalen isometrischen Kontraktion, steuert.

www.youtube.com/watch?v=DfnomzlY01I

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MOKUROKU Kapitel 18 :

Ordinalzahl18

Kapitel

tsuno- Kanten-mi Sehen

no attrib.Partikel ( als genitiv.Partikel )koto Sache

shin 眞 “shin” / Kalligraphiestil ( 眞書 = shin-sh(i)(y)o = “wahre” Schrift / Kanzleischrift )

so(u) 草 “sô” / Kalligraphiestil ( 草書 = sô-sho = Grasschrift / Kursivschrift )

g(i)yo(u) 行 “gyô “ / Kalligraphiestil ( 行書 = gyô-sho = Semi-Kursivschrift )

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Interpretation :

TSUNO MI NO KOTO Es geht ums Kanten-Sehen

Lassen wir wieder Sakae Urakami zu Wort kommen. Links ein Bild aus dem

Buch von ihm und seine Ausführungen dazu:

“ Das Wort TSUNO-MI bezieht sich auf den Bogen. Von alters her war der Standard bei der Herstellung des Bogens wie folgt: Maedake ( der zum Schützen zeigenden Deckbambus ) war 6 BU breit, Sotodake ( der vom Schützen wegzeigende Deckbambus ) war 9 BU breit. Durch Schaben wurde der Bogen in diese Standardform gebracht“

und

“ 角 見 = TSUNO MI ” heißt wörtlich “Kante - Sehen”, “ …. gemeint ist damit die linke Kante des zum Schützen zeigenden Deckbambus. KOKÔ, die weiche Haut zwischen Daumengrundgelenk und Zeigefinger wird dort angesetzt. Dabei schaut der Schütze auf diese Kante. Deswegen heißt dieses Areal, wo KOKÔ ansetzt TSUNO-MI …”

Das MOKUROKU geht weit über die Interpretation von Sakae Urakami hinaus. Hier bezieht sich der Begriff 角 = TSUNO = Kante(n) ( im Japanischen gibt es keinen expliziten Plural wie im Deutschen ) auf die oben beschriebenen vier Kanten des Bogens. Der Begriff 見 = MI = Sehen bezeichnet einen rezeptiven Vorgang. Ein Kennzeichen eines rezeptiven Vorganges ist die weitgehende Inaktivität des Rezipienten: d.h. es verlangt keine Aktivität des “Sehenden” um zu “Sehen”. Sinneseindrücke verlangen einen Reiz aufnehmenden, weiterleitenden, verarbeitenden Apparat, der unbewußt arbeitet und ein Bewußtwerden der Reizinformation in Form eines Modells, das die reizauslösende Realität abbildet. Konkret heißt das: Der Schütze sieht/erkennt passiv , was an der Bogenhand passiert, erkennt ( mit seinem Tastsinn ) die Kanten der Griffes, erkennt ( mit seiner Tiefensensibilität ) die Kräfte, die dort wirken. Das geschieht in einem Lernprozess und nach dem MOKUROKU gipfelt die Technik des Bogenschießens in diesem “TSUNO MI”. Dieses “Sehen / Erkennen” entwickelt sich erst, wenn das “Ziehen” automatisiert ist, d.h nach vielen, vielen Pfeilen. Der Osmane sagte dazu: “das Ziehen üben, damit die Hände frei werden”. “TSUNO MI” ist der Natur seiner Sache nach nicht direkt “machbar”, deswegen auch nicht direkt vermittelbar, sondern nur erfahrbar.

SHIN SÔ GYÔ ARI Es gibt SHIN , SÔ , GYÔ

SHIN-SHO ( Kanzleischrift als Schrift des Anfängers ), SÔ-SHO ( Grasschrift als Kursivschrift des Kalligraphiekünstlers ) und GYÔ-SHO (Semikursivschrift des Schreibers, der täglich mit dem Schreiben zu tun hat ) sind seit alters her drei verschiedene Kalligraphiestile. Anfänger, Künstler und Schreiber haben jeweils eine spezifische Art des Schreibens und es ist Entwicklung im Laufe der Aneignung der verschiedenen Stile, aber auch ein Übergang von dem einen zum anderen Stil möglich. Auf diese Dynamik weißt obige Zeile hin.

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In gleicher Weise unterliegt “TSUNO MI”, das Kanten-Sehen, beim Schützen einem Prozess der Aneignung und Entwicklung, sowie einer Weiterentwicklung hin zum Können des kunstfertigen ( SÔ-SHO ) und des geübten ( GYÔ-SHO ) Schützen.

SHIN GYÔ SÔ

Hier das Kanji 道 = DÔ / MICHI = Weg in den verschiedenen Kalligraphiestilen

TSURU MICHI AKEN TAME NARI Dies ist (gut) dafür, wenn man den Sehnen-Weg frei

machen will

In HIKA 5 heißt es : Der Schütze, der den Weg der Sehne nicht kennt, ist gerade wie einer, der ein Boot ohne

Ruder und Steuer fährt … !. Durch die besondere Art des TORIKAKE , verstärkt noch durch ein HINERI, wird die

Sehne mit dem Pfeil beim Abschuss von der Wange des Schützen nach außen abgelenkt. Dabei kommt es zu

einer Verbiegung des Pfeiles

Bogengriff im Querschnitt von oben ohne Torsion im Auszug

Abhängig von der Stärke des Bogens und dem Impedanzmatching zwischen Bogen und Pfeil kann sich der Pfeil

an verschiedenen Stellen von der Sehne Lösen. Das Lösen passiert meist , wenn der Pfeil aus seiner

Ausgangsverbiegung in die Gegenschwingung übergeht. Im obigen Falle ( Graphik aus : kyudo-sum.de ) löst

sich der Pfeil so, dass er sich durch seine Schwingung um den Bogengriff herumwindet, ohne bei seinem Weg in

Kontakt mit dem Griff zu kommen. Das nennt man “Archers Paradox” ( siehe auch: Archery, The Technical Side,

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Hrsg. Paul E. Klopsteg et al., S 178 ff ). Meist hat sich dabei der Pfeil im Bereich der Ruhestellung der Sehne

gelöst ( im Bereich des roten Pfeils ). Das ist auch abhängig von der Steifigkeit des Pfeilschaftes ( gebräuchliches

Maß ist der “Spine-Wert” ). Will man den Pfeil noch weitertreiben, muß man dem Pfeil, vor allem im letzten Drittel

seiner Beschleunigungsstrecke zusätzlich Energie zuführen. Das geschieht beim Yumi ( und auch beim

Osmanischen Bogen ) durch die Torsionskraft, die man im Rahmen des Ausziehens durch Torsion des Griffes,

von oben gesehen gegen den Uhrzeigersinn, aufgebaut hat:

Bogengriff im Querschnitt von oben mit Torsion im Auszug

Hier löst sich der Pfeil erst nach Passage des Griffes von der Sehne und tritt in seine Gegenschwingung über

( roter Pfeil ). Durch die vorbestehende Torsion werden Sehne und Pfeil um den Griff herumgeführt. Wichtig ist

dabei, die im Auszug aufgebaute Torsion im Abschuss aufrecht zu erhalten. Das ist erreicht mit und für den

Schützen erkennbar an “TSUNO MI”. Es verlangt viel Übung zum Aufbau einer entsprechenden Muskelkraft und

zur Bahnung des oben genannten Reflexes ( MORO - Reflex ).

So gilt nach dem MOKUROKU:

弓 に 働き - YUMI NI HATARAKI, die am Bogen zu leistende Arbeit, gliedert sich grob in 3 Bemühungen:

1. 引き やる - HIKI YARU - Wirklich Ziehen !

2. 勝手 に あり - KATTE NI ARI - Es ist Sache von Katte ! , d.h. Erhalt der Dominanz von Katte

3. 角 見 - TSUNO MI - Kanten-Sehen !

弓 に 働き - YUMI NI HATARAKI

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Literatur:

KYUDO YUMI MOKUROKU Original von Sakae Urakami (https://kyujutsublog.files.wordpress.com/2017/06/

mokuroku_urakami.pdf )

Momiji Kasane Hanare no Jiki, Kyu-gu no Mikata to Atsukaikata: Sakae Urakami, Japan 1996 

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