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U3L – Ringvorlesung WiSem 2012/13 Die Beziehung von Wissenschaft und Gesellschaft Eike Hennig (23. 01. 2013) Von der geträumten Prosperität zur Rückkehr vieler Risiken Sozialwissenschaftliche Interpretationen zur Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland

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U3L – Ringvorlesung WiSem 2012/13Die Beziehung von Wissenschaft und Gesellschaft

Eike Hennig (23. 01. 2013)

Von der geträumten Prosperitätzur Rückkehr vieler Risiken

Sozialwissenschaftliche Interpretationen zur Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland

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G l i e d e r u n g

• Ausgang (ab 1970)– Paradigmen: Zur Entwicklung wissenschaftlicher Aussagen– Zur „Normalwissenschaft“ der reflexiven, diskursiven Moderne

• Einbruch (1989/90, manifest ab 2001): alte und neue Unübersichtlichkeiten– Globalisierung, Schwellenländer (BRIC), „Post-American World“– Rückwirkung des Internationalen auf das Nationale– Euro-Krise, Schuldenkrise – Rückkehr alter sozialer Fragen: Sozialstaat, Ungleichheiten – Die „Risikogesellschaft“ wird „Weltrisikogesellschaft“

• Paradigmenwechsel (ab 2008, 2011)– Themenagenda der Bundesrepublik (2. Hälfte 2012) – Politische Ökologie (zur post-fossilen Wirtschaftsweise) und / oder – Soziologie als politische Ökonomie

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„Normalität“

Ausgang

Nach 1949: Demokratie

„Der kurze Traum immerwährender Prosperität“ *

Postmaterialismus, „partizipative Revolution“

„Kommunikatives Handeln“, Deliberation

Einbruch, Paradig-menfrage ≈2001,05, 08,10,11

Krise: Arbeitslosigkeit, neue Armut, Euro-Krise, strukturelle Staatsverschuldung

Risiko: Umwelt, Energie

International: Globalisierung, „post-amerikanische Welt“

National / transnational: Legitimität

Neu Beginnen?

Neue politische Ökonomie „Große Transformation“ zur post-fossilen WirtschaftsweiseAngesichts weltweiter Risiken gegen „methodologischen Nationalismus“

Arbeit, Bildung, Verteilung

* Burkart Lutz, Der kurze Traum immerwährender Prosperität, Frankfurt/New York 1989.

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Themenagenda der Bundesrepublik (Juni 2012 – Januar 2013) Repräsentativumfragen, Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen

Genannt werden max. 2 Themen, aufgeführt werden Nennungen ab 9 %

0

10

20

30

40

50

60

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Juni 2012 - Januar 2013

% d

er B

efra

gte

n

Euro, Schuldenkrise

Arbeitslosigkeit

Bildung

Familie

Preise/Löhne

Rente

soziales Gefälle

Politikverdruss

Legende: „Der Euro“ ist für 41 % der Befragten im Juni 2012 eines der beiden wichtigsten Themen.

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Wichtige Themen 2000 – 2012

http://www.forschungsgruppe.de/Umfragen/Politbarometer/Langzeitentwicklung_-

_Themen_im_Ueberblick/Politik_II/#Probl1

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Nach dem 4. Reichtums- und Armutsbericht, 9/2012

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Lektürehinweise

• Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns Bd. 2: Zur Kritik der funktionalisti-schen Vernunft, Frankfurt 1981 (bes. S. 171 ff., 548 ff.)

• Ronald Inglehart, Kultureller Umbruch, Frankfurt/New York 1989

• Ulrich Beck, Risikogesell-schaft, Frankfurt 1986

• ders., Weltrisikogesellschaft, Frankfurt 2007

• Stefan A. Schirm (Hrsg.), Globalisierung, Baden-Baden 2006

• Jürgen Friedrichs, M. Rainer Lepsius, Karl Ulrich Mayer (Hrsg.), Die Diagnosefähigkeit der Soziologie, Wiesbaden 1998 = Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 38

• Gert Albert, Steffen Sigmund (Hrsg.), Soziologische Theorie kontrovers, Wiesbaden 2010 = Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 50

• Irene Gerlach u.a. (Hrsg.), Politik-wissenschaft in Deutschland, Baden-Baden 2010 = Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft Bd 27

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I: Eine „Große Transformation“ ?

Paradigmenwechsel

I oder / und II

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http://www.wbgu.de/auftrag/auftrag/

„Wissenschaftliche Politikberatung“

„Viele politische Entscheidungen müssen getroffen werden, ohne dass das komplexe Wirkungsgefüge globaler Umwelt- und Entwicklungsprobleme in allen Einzelheiten verstanden ist. Der interdisziplinär arbeitende Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) bietet den politischen Entscheidungsträgern Orientierung. Er vermittelt komplexe Zusammenhänge, schätzt Risiken ein und schlägt ökologische wie sozioökonomische „Leitplanken” vor, deren Überschreitung vermieden werden sollte. Politikberatung zum Globalen Wandel dient also dazu, eine fakten- und wissensbasierte politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung zu ermöglichen sowie Entscheidungsträgern das Handeln unter Unsicherheit zu erleichtern. Dabei geht es insbesondere um vorsorgende Optionen, bei denen unumkehrbare, schwer wiegende Schäden für Mensch und Natur vermieden werden.“

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Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große TransformationHauptgutachten 2011

 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale

Umweltveränderungen WBGU, Berlin

http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/

„Der WBGU begründet in diesem Bericht die dringende Notwendigkeit einerpost-fossilen Wirtschaftsweise, zeigt zugleich die Machbarkeit der Wende zurNachhaltigkeit auf und präsentiert zehn konkrete Maßnahmenbündel zurBeschleunigung des erforderlichen Umbaus. Damit die Transformationtatsächlich gelingen kann, muss ein Gesellschaftsvertrag zur Innovation durcheinen neuartigen Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern innerhalb undaußerhalb der Grenzen des Nationalstaats geschlossen werden.“

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II: Eine Makrosoziologie als neue politische Ökonomie ?

• Wolfgang Streeck, Der öffentliche Auftrag der Soziologie, in: Leviathan, 40. Jg (2012), Heft 1, S. 129 – 147– S. 141: „[Wir haben] es nicht nur mit einer schweren

Wirtschaftskrise zu tun…, sondern auch mit einer Demokratiekrise.“

– S. 144: „Damit Soziologie… öffentliche Soziologie werden kann, muss sie sich für die Momente bereithalten, in dem die Grundlagen der modernen Wirtschaftsgesellschaft neu gedacht werden müssen, wie im New Deal oder in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.“

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Ökonomie ohne Gesamtzusammenhang?

• Hans-Jürgen Krupp 2008 ( zit. nach FAZ, 4.7.2012, S. N4 )– „Die Gesamtzusammenhänge der

Volkswirtschaft haben wir in Deutschland weitgehend aus den Augen verloren, sowohl akademisch wie politisch… Es mag sein, dass uns erst krisenhaftere Zuspitzungen der wirtschaftlichen Entwicklung, als wir sie heute [2008] beobachten, die Gesamt-zusammenhänge in Erinnerung rufen.“