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Über Affektiv-Somatische Veränderungen

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Page 1: Über Affektiv-Somatische Veränderungen

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Narkose die Narkosebreite:: 4,0 bzw. 3,I4 stat t 4,08 bzw. 1,67 beim Avertin.

Unter diesem Gesichtspunkt der Narkosedauer betrachtet, e�9 also die Narkosebreite des Avertins nu:: kleiner oder zumindest nicht mehr gr613er als die des Amylenhydrats. Da die t3asisdosierung zwei Drit tel der vollnarkotisehen Dosis betrageii soll, k6nnte man einen Zwischenwert an- ::ehme::, falls man sich auf Zahlenwerte sttitzen wollte, denn in diese:: Tierversuchen wurde ftir die leichte Narkose nur die H~lfte der vollnarkotischen Dosis ben6tigt.

Es best~tigt sich also in diesen Versuchsergebnissen die einleitend ausgesprochene Vermutung, dag die Narlcosebreite des Avertins ]�9 eine geni~gend lange Narlcosedauer nicht mehr besonders g�9 ist, und zahlenm~Big ergibt sich ffir die Be- dingungen dieser Tierversuche, daB sie sogar geringer als diejenige des Amylenhydrats wird, die an sich nicht einmal als genfigend angesehen werdeii kanii. Es muB daher die Feststellung voii EICHHOLTZ~, daB das Averti:: als Basis- narkoticum auf Grund sei::er giinstigen Narkosebreite be- sonders geeignet sei, abgelehnt werden.

Ferner haben die Untersuchungen gezeigt, daB die relative Narkosedauer ffir die verschiedenen Applikationsweisen ver- schiedeii ist, und zwar zunimmt in der Reihenfolge ,,intra- peritoneal -- rectal -- subcutan". In umgekehrter Riehtung n immt dementsprechend bei jedem Narkoticum die Ver- minderung der Narkosebreite zu, wenn ste nicht auf die minimalnarkotische Dosis (ohne Bertieksich™ der Nar- kosedauer), sondern auf eine ~quieffektive Dosierung fiir 6o-Minute::::arkosedauer bezogen wird. Ffir die Auswahl der Basisnarkotica mfissen aber besonders diese Zeitverh~lt- nisse berficksichtigt werden. Man wird Narkotiea mit genfigender Narkosedauer vorziehen oder bei relativ kurz wirksamen Substanzen einen solchen Anwendungsweg w~hlen, auI dem die Narkosedauer relativ gr6Ber ist. Bei Narkotica, die an sich schon eine sehr lange Narkosedauer besitzen (z. B. Veronalderivate), wird man dagegen eine Applikations- art benutzen, bei der die Wirkungsdauer verkfirzt ist, also evtl. die intraven6se hljektion, wie es z. t3. schon iiblich ist bei dem Somnifen und Pernocton. Dabei kann man auch eine weitere Anforderung erfiillen, die der Chirurg an ein Basisnarkoticum stellt, n~mlich die auf schnellen Ein t r i t t der vollen Wirku::g. LoEwEy hat gerade diese schnelle An- Ilutung als die wesentlichste Bedingung einer kombinierte:: Narkose vo:: einem Operationsschlafmittel mit Ather bezeich- net; ste set durch die Wahl der geeigneten Applikatio::sart unabh~ngig von den Eigenschaften des Narkoticums sicher- gestellt, so daB ffir die Auswahl eines geeigneten Operations- schlafmittels keine beso::dere Eigenschaft erforderlich set. Dies gilt nattirlich IIur fiir eine Kombinationsiiarkose, in der das Schlafmittel allein die Einleitung der Narkose bewirken S611, also fur die alte Form der I™ Seit dem Vorschlag, das Avertiii als Basisnarkoticum zu ver- wenden, ist aber die Zielsetzung der kombinierte:: Narkose eiiie andere, n~mlich die 13asisnarkose, und hierfiir mfissen auch best immte Anforderunge:: gestellt werden, von denen einige hier experimentell geprfift wurden. Von de:: heute gebrauchten Basisnarkotica kan:: wohl noeh keines als ideal bezeichnet werden, ebensowenig wie das in dieser Arbeit zum Vergleich mit dem Avert in untersuchte Amylenhydrat . Das Prinzip der 13asisnarkose selbst in Verbindung mit einem Inhalatio::sanaestheticum, wie ste auch O. G~os a neuerdi::gs empfohlen hat, scheint aber aussichtsreich, wenn die geeig- neten 3/[ittel kombiniert werden.

L i t e r a t u r : x Bt~~~I, Ned. I™ ~9z4, t-I. i4u. 15. -- ~F. ElC~- HOl.WZ, Dtsch. med. Wschr. 19z9, 1537. -- ~ O. GRos, Dtsch. med. Wschr. I9e9, 13o. -- ~ L. LE~DI.~, Arch. f. exper. Pa• 132, 214 (1928). -- ~ L. LENI~L~, Dtsch. med. Wschr. 193 ~ , 779. --

$. LOlSWE, t™ \u I9e8, 1848.

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 9. J A H R G A N G . Nr. 28 I2. jULI z93o

UBER AFFEKTIV-SOMATISCHE VERANDERUNGEN. III. Mitteilung.

AFFEKTIVE KREISLAUFVERANDERUNGEN UNTER BESONDERER BEROCKSICHTIGUNG

DER HERZGROSSE. Von

Prof. Dr. H. CI:AMER und Dr. E. W:TTKOWEm Aus der I. ~edizinischen Universit:tskIinik der Charit› Berlin

(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. HIS).

Abgeseheii von de:: Klappenfehlern treten uns zwei Typen von Herzbeschwerden ara h~ufigsten entgegen, und zwar in der Regel getrennt nach dem Lebensalter der Patien- ten. Die eine Gruppe, deren Beschwerden ali1 l~ngsten er- kannt und dementspreche::d gewfirdigt wurden, setzt sich aus alterndeii :Kensche:: zusammen, deren Herzgef~Bsystem sich unter einem fortschreitenden Schwund sein:er elastischen Elemente den wechse:nden Bedfirfnissen des t~glichen Lebens nicht mehr nachgiebig anzupassen ver::lag und somit durch eine unphysiologische Starre des Systems zu Insuf�9 z- erscheinunge:: ffihrt. Dieser grol3en Gruppe von Herz- beschwerden steht eine zweite gegenfiber, deren C-r8Be und Bedeu:ung sicher ::icht hi:::er der ers:genan:::en zurficksteh:, die aber eine wese:::]iche komplexere fi~tiologie aufweist, sp~ter gewtirdigt wurde und deme:::sprecheiid noch in vieler Hinsicht ungekl~rt und problematisch blieb. Es handelt sich bel dieser 2. Gruppe um solche Individuen, die bei einem auBerordentlich labileii Gleichgewicht schon bei de:: A::- sprfichen des t~glichen Lebens fiberreagieren, selbstverst~nd- lich aber bei Sonderaufgaben affektiver oder soma:ischer Natur unphysiologlsche Ausschl:Lge erken::eii lassen. 13e- kannt sind die Herzbeschwerden auf der Basis endokriner S:6rungen (Herzdila:a:ion beim Basedow ebenso wie Myx- 6dem). In dieseu F~llen, die mie eiiier nachweisbaren Herz- vergrGBerung einhergehen, berei:et es auch keine Schwierig- keiten, an Hand dieser organischen Ver~nderung schmerz- halte Zust~nde (Druck in der Herzgegend usw.) aiif:re:en zu sehen. :)er in der ~egel stark positive Valsalvasche Versuch ld~rt uns fiber de:: Charakter der Herzgr6Ben:~iideru::g als Ausdruck et:ner gewissen Labilit~t und Insuffizienz auf.

Nun ist es demn einen der Verf. (CRAMEI:) schon tramer ein Bedfirf::is gewesen, den flieBeiiden ~berg~ngeii vom vege:ativ-labileii zum organisch-endokri::e:: Leiden n~.chzn - gehen, wie wir ste vorwiegend bei der Frau v o : der J'-ge::,d bis ins Klimakteriuln hinein beobachten. Gerade ira poli-~ klinischen :V~a:erial, das uns in gr613erer Zahl beginnendc, nicht fer:ige Krankheitsbilder zeigt, stol3en wir so oit auf weibliche Kra::ke, bel de::en es schwer :~llt, eine orga- nische Gru::dlage der Beschwerden zu :inden. Es beschMtigte uns daher die Frage, ob die geklagteii Herzschmerzen im Herzen selbst entstehen oder nur dor:hiii projiziert werden. Ein nlehr zuf~lliger Befund gab dan:: Veranlassung, dem Problem praktisch n~herzutreten. 13et verschiedentlichen Herzuntersuchuugen einer vegetat iv labile:: Patientin ohiie orga::ische Ver~nderungen ira Sinne eiiier Thyreotoxikose rand sieh unter dem Ei::fluB affektiver Zust~nde regelm~13ig eine objektive Vergr6Berung der Herzsilhouette, die mit starken Sehmerze:: vergesellschaftet war. Auf 13ellafolin und Kalk Rfickgang der Beschwerden und Rfickkehr der Herz- gr6Be zur Notre. Wir machten es uns daher zur Aufgabe, der Frage nachzugehen, inwieweit rein nerv6se Ei:::liisse gentigen, um eine objektiv nachweisbare Ver~nderung der Herz- gr6Be her:orzurufeii .

Entsprechend der jede:: Menschen bewuBten lebenserhal- tenden Funktion des Herzens spielen Herz und Kreislauf eine besondere t~olle ira Affektleben des Gesunden und Neurotischen. :)er Sprachgebrauch verwendet das Herz als Ausdrucksorgan von Geftihlen und Charaktereigen- sehaftem ~Wlan spricht von herzlosen Menschen; m a n sagt, er bat ein gutes Herz, es bricht einem das Herz vor t™ und es schnfirt sich einem das Herz in der Brust zusammen.

Methodisch gingen wir in der gteiehen Weise vor, wie es der eine von uns (WITTI~OWEI~) bei frfiheren Untersuehungen

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12. JULI I93o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 9. J A H R G A N G . Nr. 28 1297

mitgeteil t hat. Geeignete Personen wurden unter Benutzung reproduzierter Affekte oder unter Suggestion von den Patieli- teii ad/iquaten S�9 in tieIer Hypnose in starkeli Affekt gebracht. Es wurden ausschliel31ich depressive Affekte suggeriert. Das Verbal• der Untersueh• war dem sugge- rierten Affekt entsprechend.

Die Untersuchungen wurdš an 8 Personen ausgeftihrt; hiervon waren 7 Herzneurotiker. Eine der untersuchten Personen war vSllig gesulid. Untersucht wurden die Puls- frequenz, der Blutdruck und die Herzgr613e. Bel 3 Personen wurden Elektrokardiogramme angefertige. Die Untersuchun- gen erfolgten mit ausdriicklicher Erlaubnis der Patieliten. Irgelidwelche posthypliotische Nachwirkuligeli subjektiver oder objektiver Art haben wir nicht beobachtet.

Die affektiven Pulsver/iliderullgen silid seit langem be- kannt. Besonders im Anschlul3 an WUNDT sind die affektiven Pulsver~tnderungen ausgiebiger Untersuchungsgegenstand ge- wesen. Ebenfalls viel bearbeitet sind die plethysmographiseh nachweisbaren Anderungen der Blutvertei lung unter dem Einflul3 voll Gefiihlen.

Jedem Arzt gel~tufig sind die psychisch bedingten Blut- druckschwalikungen der Hypertoniker. Weliiger bekanlit ist, daB auch der ]31utdruck des Gesunden unter affektiven Um- st/inden erheblichen Schwankungeli uliterworfeli ist. Aus- gedehnte Untersuchungen voli Tierphysiologen, Psychologen, Psychiaterli und Internisten liegeli hiertiber vor (CANNON, CARNEY, LANDIS, MARSTON, KNAUER, TIGERSTEDT, t�99 PERER u. a.). Bei unseren Untersuchungeii kamen sowohl Steigerungen wie SenkungeI1 des systolischeli Blutdrucks zustande (Kurve I und 2). Die Pulsfrequeliz verhielt sieh,

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-~Puls

0 5 10 15 ZO

Kurve I. F.K.

wie die Kurven zeigen, ullabhXngig von der Blutdruck- hShe.

Elektrokardiographische Ver~nderungen ullter psychischen Einfliissen sind von ASTRUCK und WEINBERG beschrieben worden. Bel der Suggestion voli Herzverlangsamung fand ASTRUCl™ Auftreten von Vorhofflattern. WEII~B~nG berichtet iiber Veranderungen in den Gr613enverhaltllissen der P- und T-Zackell als psycho-elektrokardiographischer Reflex auf schwache psychische Reize.

Bel unsereli gemeinsam mit Dr. LtJEG ausgeftihrten Untersuchungen fanden wir keine iiberzeugenden Elektro- kardiogrammveriinderllngell. Die GrSl3enschwankullgen der

Zacken, die auch wir beobachteten, scheinen uns in An- betracht der technischen I~edenken, die durch die Untera suchulig von stark erregteli Personen entstehen, nicht schwer ins Gewicht zu fallen.

Die rSiitgeiiologische Kolitrolle der HerzgrSBe mul3te zur Erm6glichung der Hypnose im Liegen vorgenommen werden,

I I I t I i I

~~~ d.,4N, t/s I g,4J, e/,'/s Il / N " IL,__ ~ Y I I '

zOO ~ ~ '/1" 9 0

gO Pu, ~_ - .I" ~x, 80 80 . . . . . . .

5 70 75 gO 25 30 H q'O q5 50 55 60 65 70 75 80 85 90

Kurve 2. M.A.

und zwar arbeiteten wir am Trochoskop S.R.V. mit einem F.P1.-Abstand von 8o cm. Damit erhalten die beigebraehten Zahlen der Herzdurchmesser relativen Wert, der nur fiir den Vergleich der F~lle untereinander Geltung hat. Es wurde streng darauf geaehtet, dal3 R6hrelistellung, Schirmstellung und K6rperlage bei beiden Vergleichsaufnahmen dieselben blieben, was durch entsprechende Arretieruligseinrichtungeli erreicht wurde, Da die Untersuchten im Affekt gelegentlich unruhig werden, wurde die Thoraxlage durch eine geliaue Skizze auf dem Lichtschirm festgelegt und ste dalin fiir die 2. Aufnahme in dieselbe. Stelluiig gebracht.

Die Expositionszeit von 0, 4 Sekundeli l~13t eine Differen- zierung der systolischen und diastolischen Herzgr613e nicht zu, erfal3t aber andererseits gleichzeitig beide Phasen, so daB das R611tgenbild eilieli Mittelwert ergibt. Ftir die Verwertung wiirde dieser Faktor jedoch schon deshalb nicht mal3gebend sein, da die gefundelien Differenzen im Tr.-Durchmesser eili Mehrfaehes der zu beobachtendenVentrikelausschl~Lge betragen.

]3eSolldere Aufmerksamkeit mul3te ferner dem Zwerch- fellstand gewidmet werden, dessert Verttnderung ja zu weit- gehender gleichzeitiger Form- und Gr6Benanderung, besoliders bel labileli Herzen, ftihrt. Wir versuchteli dabei, m6glichst die gleichen Bedingungen fiir die Aufnahme in mitt lerer Atemstellullg zu erreichen, was uns jedoch nicht in allen F~.lleli gelang. Wie die Tabelle zeigt, stand die Zwerchfell- kuppel im FMI 6 bel der 2. Aufnahme im Affekt bds. 3 cm tiefer, wodurch sich ohne weiteres allein eine Verkleinerung des Transversaldurchmessers erkl~irt; der Befund wurde des- halb nicht als positiv gebueht. Anders liegen die Bedingungen bel FMI 7; hier steht das Zwerchfell bel der 2. Aufliahme links 2 cm, rechts 3 cm tiefer, eiii Umstand, der den Befund š Gr6Benzunahme der beiden Durchmesser noch uliter- streicht, da bel tiefergetreteliem Zwerchfell die Bedingungen fiir eine VergrSl3erung der Silhouette noch ungiinstiger liegen. Es dtirfte daher bel diesem Fall bei gleichem Zwerchfellstalld noch eine gr613ere Differenz zu erwarten sein. FMI 8 scheidet wieder aus, weil der erheblich h6here Zwerchfellstand bei der 2. Aufllahme ohne weiteres die Vergr613erung der Herz- mal3e erklart.

Nr. i Naine

i C.B. 2 1VI. E. 3 , M . t™

4 I H.K. 5 F . K . 6 M.K. 7 M.A. 8 F.G. 9 K.P.

Herzgr~Sfle

vor I in

dem Affekt

Tf.

15,3 13 14,9 14,o 14,8 14,9 14,3 13,2 12,7

L.

I7 14,6 15,7 15,5 15,9 15,7 14,5 14,3 13,2

r Tr.

15,3 12,3 14,6 I4,O 13,7 13,6 15,5 I4,O 13,3

L.

17 14 15,8 15,5 I5,7 15,8 15,2 15,3 14,6

--o, 7

- - I , I

- - 1,3 + I , 2 +0,8 +0,6

T a b e l l e 1.

Differenz

Tf. L.

--0,6

- -0 ,2

+0,7 + I,O +1,4

Zwerchfellstand

Gleicher Zwerchfellstand Gleicher Zwerchfellstand Zwerchfellstand links 2 cm, rechts 1,3 cm tiefer ira Affekt Gleicher Zwerchfellstand Gleicher Zwerchfellstand Zwerchiellstand links 3 ccm, rechts 3 cm tiefer ira Affekt Zwerchfellstand links 2 ccm, rechts 3 cm tiefer ira Affekt Zwerchfellstand links 5 ccm, rechts 3 cm h5her Gleicher Zwerchfellstand

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Tabelle 2.

Herzgr6~e

vor I in nach Nr. Name

dem Affekt ]

Tr. I L. Tr. L. --

E . I4�9 M.A.

L 14, 4 I5,O 14,2 14,6

IO Il

Tr. L.

13,2 13,7 14,2 14,7 14,o 14,6

I4,2 14,4

14'6 [ 14,6

Differenz

Tr. L.

--I,n - - 1 , 3

ZwerchfeIlstand

Gleicher Zwerchfellstand Gleicher ZwercMellstand

Die beigeffigten tabellarischen Ubersichten unserer Be- funde zeigen nun bei I I Untersnchungen an 8 Personen 7 mal mel3bare Differenzen zwischen erster Aufnahme in t~uhe and zwischen Aufnahmen im Affekt. Von diesen 7 Resultaten lassen wir FMI 2 wegen ungenfigender Gr613endifferenz fiir die positive Bewertung in Fortfall kommen, Fall 6 und 8 wegen der die Ver~nderung begfinstigenden Jknderung des Zwerch- Iellstandes. Damit blieben nur als markante, eindeutig fest- gelegte positive Ergebnisse 5, 7, 9 und IO. Und zwar finden wir in FMI 7 und 9 eine bemerkenswerte Vergr6Berung der t terzsilhouette nnter dem EinfluB des Affektes. Beobachtung 5 und I o wurden an derselben Person in mehrw6chigem Zwischen- raum vorgenommen nnd Iiihrten beide Maie zu einer Ver- kleinerung der Herzmage. Dabei zeigte die Beobachtnng IO an Hand einer 3. Aufnahme 15 Ninuten nach Abklingen des AfIektes die baldige Riickkehr der Gr6Benverh~iltnisse zum Ausgangswert. Dag es andererseits nicht in jedem Falle gelingt, eine einmal beobachtete Herzgr613enver~nderung im Affekt zu reproduzieren, zeigt ein Vergleich von Unter- suchung 7 and II , die bei derselben Person allerdings mit verschiedenem Suggestionsinhalt and graduellen Unter- schieden in der Gr6Be des Affektes einmal eine deutliche Gr6Ben~indernng ergab (Untersuchung 7), wiihrend in einer 2. Sitzung die Herzgr6Be konstant blieb.

Wenn wir sinngem~iB die Veriinderung der Herzgr6Be im Rahmen der ganzen Kreislaufbedingungen betrachten, so m6chten wir als Ursache dieser Schwankungen eine nerv6se Beeinflnssung sowohl des Gef~Btonus wie des Herzmuskel- tonus annehmen. Dabei ist -- wie bereits angedeutet -- der psychische EinfluB auf den Blutdruck gut bekannt, wEhrend ein rein nerv6ser momentaner Effekt auf die Herzgr6Be neu sein dfirfte. Wir nehmen an, dal3 die ~_nderung der Herz- gr6Be zum grol3en Teil von einer Beeinflussnng des vaso- motorischen Systems urs~chlich abh~ngt und denken dabei gleichmiil3ig an m6gliche Volumenschwankungen ira ven6sen wie ira arterie]Ien Gebiet. TULLIO und BUSlI~CO machen darauf aufmerksam, dal3 in den ven6sen H6hlen dreimal soviel Blut Platz hat wie in den Arterien, so daB schon leichte Ver/inde- rungen der ven6sen I(aliber grol3e Blutmengen ins Herz bringen.

Andererseits sehen wir am Beispiel der Beriberi-Erkran- kung, dal3 eine elektiv das Nervensystem treffende Noxe zu schwersten Herzdilatationen ffihren, die sich nach Wieder- herstellung der Nervenfunktion innerhalb weniger Tage zurfickbilden kann.

Wir lassen es offen, ob die ~nderungen der Herzgr6Be einmal ira Sinne einer Vergr613erung, das andere Mal im Sinne einer Verkleinerung zwei Phasen eines IReaktionsablaufes sind oder zwei verschiedenartige Reaktionstypen.

EINE THEORIE UBER DEN UNIOVULATIONS- MECHANISMUS MIT SPEZIELLER BERI3CK- SICHTIGUNG DER HORMONALEN WIRKUNG

DES FOLLIKULINS*. V o n

GUNNAR DAHLBERG, Uppsala .

t~ei einer frtiheren Untersuchung liber den Mechanismus der Zwillingsgeburten (DA~ILB~RG, 1926) wurde mein Inter- esse ffir das Problem geweckt, warum sich beim Menschen

* l~ingegangen am I7. Mfirz 193o.

normalerweise zwischen je 2 Menstruationen nur ein Ei abl6st. Strenggenommen besteht ebenso grol3er Anlal3 zu der Frage, warum Einzelgeburten beim Menschen das Ge- w6hnlichœ sind, wie zu der, warum ausnahmsweise Mehr- lingsgeburten vorkommen. Die eine Erscheinung ist an und ffi�9 sich nicht merkwfirdiger als die andere. Mit der Theorie des Mechanismus der Mehrlingsgeburten gedenke ich mich in einer spEteren Arbeit zu beschiiftigen. Das Problem, das hier er6rtert werden soli, ist: Wie kommt es, daB sieh beim Menschen unter normalen Verh~iltnissen zwischen zwei 2r nur ein Ei abl6st? Diese Frage ist meines Wissens bisher in der Literatur nicht aufgeworIen, geschweige denn beantwortet worden.

Eine Theorie, die diese Frage beantwortet, diirfte es also zur Zeit nicht geben. A priori hat man an zwei M6glichkeiten zu denken. Die erste ist, daB die Eier so zeitbestimmt sind, daB, wenn sich die Keimbahn in Zellen teilt, die sp~iter zu reifen Eiern werden, eine bestimmte Zelle die Tendenz erh/ilt, sich in einem bestimmten Zeitpunkt des Pubert~Lts- alters zu einem reifen Ei zu entwiekeln, w/ihrend ein anderes Ei die Tendenz bekommt, einen Monat spgter zu reifen usw. Die Annahme eines solchen Mechanismus ist natfirlich voll- kommen absurd. Eine Zeitpr~destination, welche die Zwischen- r~iume zwischen der Reife der Eier mit so uhrwerkartiger Ge- nauigkeit bestimmt, ist kaum denkbar.

Es bleibt dann die andere M6glichkeit, dal3 die Eier die Tendenz haben, nicht einzeln nacheinander zu kommen, sondern zu mehreren auf einmal zu reifen, und dal3 es einen Mechanis- mus gibt, der wie ein Ventil wirkt, das sieh 6ffnet, ein Ei durchl~iBt und sich danach schlieBt, um sich nach einem Monat wieder zu 6ffnen und abermals ein Ei herauszu- lassen.

Wenn ein Ei in der Reife begriIfen ist, mfissen also Mie anderen Eier in beiden Ovarien an der Entwicklung gehindert sein. Die Hemmung, der die unreifen Eier hiernach ans- gesetzt sind, kann nicht durch eine mechanische Druck- wirkung bedingt sein (diese trifft nicht das Ovarium der ent- gegengesetzten Seite), und es ist wenig wahrscheinlich, dal3 sie durch das Nervensystem vermit te l t wird. Man kann mit ziemlicher Bestimrntheit davon ausgehen, dal3 die Hemmung durch die Anwesenheit eines Stoffes, vermutlich von Hormon- charakter, verursacht wird, der unreife Eier eIfektiv an der Entwicklung hindert, aber keine effektive Hemmung auf Eier ausfibt, die sich tiber eine gewisse Grenze hinaus ent- wickelt haben. Es ist ferner klar, daB dieser Stoff in hin- reichender Menge vorhanden sein muB, w~hrend ein Ei ira ReiIen begriIfen ist, nnd vielleicht noch eine kfirzere Zeit, nachdem es das Ovarium verlassen hat. Hierauf n immt die Konzentration dieses Stoifes ab. Die unreifen Eier beginnen nnn einen Wettlau™ Das Ei, das zuerst kommt, bewirkt die Ausscheidung des hemmenden Hormons. So schreitet der ProzeB rhythmisch fort. l Die Ursache fiir die Absonderung des hemmenden Hor- ruons muB also unter normalen Verh~iltnissen in einem reifenden Ei zu suchen sein. Alsdann liegt die Annahme nahe, daB das Ei selbst diesen Stoff ausscheidet. Es ist indes notwendig, dag letzterer eine gewisse t(onzentration im Blute hat, datait er aile Eier in den Ovarien beeinfiussen kann. GewiB wird es sich um eine sehr kleine Konzentration handeln, aber so schwach diese auch ist, so kann man es wohl von vornherein als unwahrscheinlich bezeichnen, daB ein einziges kleines Ei eine geniigende Menge dieses Stoffes abzusondern vermag.