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537 Hat man ihn etwa mit drei halben Wellenlangen in Schwin- gung gebracht, so braucht man dann nur, wahrend er so schwiugt, ihn etwas anzuziehen, um zwei oder blofs eine halbe Wellenlange zu erhalten. Die Stelle des Fadens, welclie man gerade der Oeffnung entgegenhalten mufs, wird man leicbt ennitteln. Ich fand, dafs etwa der Punkt in + von dem einen Ende an gcrechnet am geeignetsten war. Gegenwartige Untersuchung sowie die friihere, welche in Pogg. Anna]. veraffentlicht warden, sind in dein mathc- inatisch- physikalischen Institute der hiesigen Universitat an- gestellt worden. Marburg, den 11. October 1860. II. Ueber den galuanischen Strorn, welcher sich in der Haut des Frosches zu erkennen giebt; von Julius Budge, Professor in Gre+waZd. Im Sommer vorigen Jahres, welcher sich bekanntlich durch grofse Trockenheit und W l n n e auszeichnete, gelang fast ohne Ausnahme bei dew griinen Wasserfrosche (ram esm- Zenta) das bekannte Experiment von Galvani und A. v. Hum b o l d t, Zuckung ohne Metalle herrorzubringen, wenn man den Schenkelnerven einen Unterschenkel -Muskel mittelst eines Glasstabchens naherte. Schou wenn der Quer- schnitt des Nerven den Langsschnitt des Muskels beriihrte, ja manchinal wenn die natiirlichen Langsschnitte beider Theile mit einarider verbunden wurden , in anderen Fallen erst, wenn der Langsschnitt des Nerven an Quer- und Laugs- schnitt des Muskels gelegt wurde, zeigte sich Zuckung mei- stens nllein bei der Schlietung, oft auch bei der Oeffnung. Diese Ersclieinung war so allgemein, dafs ich sie in der

Ueber den galvanischen Strom, welcher sich in der Haut des Frosches zu erkennen giebt

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Hat man ihn etwa mit drei halben Wellenlangen in Schwin- gung gebracht, so braucht man dann nur, wahrend er so schwiugt, ihn etwas anzuziehen, um zwei oder blofs eine halbe Wellenlange zu erhalten. Die Stelle des Fadens, welclie man gerade der Oeffnung entgegenhalten mufs, wird man leicbt ennitteln. Ich fand, dafs etwa der Punkt in + von dem einen Ende an gcrechnet am geeignetsten war.

Gegenwartige Untersuchung sowie die friihere, welche in Pogg. Anna]. veraffentlicht warden, sind in dein mathc- inatisch- physikalischen Institute der hiesigen Universitat an- gestellt worden.

Marburg, den 11. October 1860.

II. Ueber den galuanischen Strorn, welcher sich in der Haut des Frosches zu erkennen giebt;

von Ju l ius B u d g e , Professor in Gre+waZd.

Im Sommer vorigen Jahres, welcher sich bekanntlich durch grofse Trockenheit und W l n n e auszeichnete, gelang fast ohne Ausnahme bei dew griinen Wasserfrosche (ram esm- Zenta) das bekannte Experiment von G a l v a n i und A. v. Hum b o l d t, Zuckung ohne Metalle herrorzubringen, wenn man den Schenkelnerven einen Unterschenkel -Muskel mittelst eines Glasstabchens naherte. Schou wenn der Quer- schnitt des Nerven den Langsschnitt des Muskels beriihrte, ja manchinal wenn die natiirlichen Langsschnitte beider Theile mit einarider verbunden wurden , in anderen Fallen erst, wenn der Langsschnitt des Nerven an Quer- und Laugs- schnitt des Muskels gelegt wurde, zeigte sich Zuckung mei- stens nllein bei der Schlietung, oft auch bei der Oeffnung. Diese Ersclieinung war so allgemein, dafs ich sie in der

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538 Vorlesung sehr aft an demselben Thiere zu zeigen verinocbte. Im Sominer des gegenwiirtigen Jahres sah ich das Phiinomen vie1 seltener, wenn ich in der aiigegebenen Weise experi- rnenlirte; hingegen koiinte ich auf eclatante Weise diejenige Reobacbtung wietletholen, welche von P f a f f , J o 11. M u I 1 e r ubd Hrn. D a b o i s - R e y m o n d geinacht worden ist und die darin bestand, dafs die Zuckung nur erfolgte, wenn die Stelle des Unterschenkels, gegen die der Nerv umgebeugt wurde, uoch init Iiaut bedeckt war. Wurde hingegen der Nerv auf den Muskel selbst gebracht, so hlieb die Zuckung aus. Ich habe iiber diesen iateressanten, noch unaufgekliir- ten Gegenstand sowohl am Multiplicator, als auch nin Schcn- keliierven des Frosches Untersochungcn angestellt, deren Ergebnifs darin bcsteht, dafs auch ein galvanischer Strom in der Froschhaut vorhanden ist, ebenso wie in den Nuskeln und Neraen, und die ich iin Folgendei~ inittheilen werde.

Die Versuche wurden im August und September ail- gestellt.

I . Nacliweisiing des Prosclihan(stromes diircli den Nlclltiplicrtor.

Das dazu angewandte Ins~rument von Hrn. S a u e r w a Id i n Berlin hat 3W00 Windungen ; die Driihte und Zulei- tungsgefak,e sind von verquicktem Zink, die Bhsche stehen in ciner concentrirteren Liisung voii reiuem schwefelsaurein Zinkoxyd.

Ueber Strihne, welche sich an der Hautoberflache des Frosches offenbaren, finden sich bereits Uiitersiichuugen von Hrn. D u b o i s -R eym o 11 d (Unters. iiber thier. Electricitit 1860 11, 2, S. 9 fg ) vor. Er legte Stiicke Froschliaut auf die Blusche, fand zwar dabei starke Ausschlage, deren Richtung jedoch keine Gesetzinlfsigkeit zeigten. Bald in- defs iiberzeugte er sich, dafs die Wirkung von der ungleich- zeitigen Beriihrung init den Bguscheu herriihrte. Derjenige Bausch, welcher die Froschhaut zuletzt beriihre , verhalte sicb niimlich positiv gegen die Haul. Es komine daher dar- aiif an, welcher Bausch zuerst uber dieselbe gebriickt werde.

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Die Wirkiingeo waren deshalb iiur vorubergehend, die hef- tigsten Arisschliige hinterlielen keine bestandige Ablenkung. Es verhalte sicti soinit die Haut gegen die BYusche, wie es auch volt der ungleichzeitigen Benetzuag VOII Metallen be- kaunt sey (Vergl. D u b o i s Uuters. Bd. I, S. 210). Wenn uun eininal die Nadel auf Null gekornrnen sey, so gclinge es riicht inehr, durch ungleichzeitige Berubrung derselben Bausche einen Ausschlag zu erhalten. Eeruhre inan hingegen eine voii dieseii Stellen und eine frische, daun erhalte innn cinen Ausschlag auch bei gleichzeitiger Beriihrung rnit den Bauschen. Uin zwei Hautstellen uuwirksam zu machen, so dafs sic bei ungleichzeitiger Beruhrung keiiien Stroui inehr geben, reiche schon aus, die Bausche eiuige Minuten um- schlossen anzulegen oder ein Stuck Froschhaut iiur init Kochsalz ZLI beriihren.

Feriier beobachtete der Verfasser eineu Strom von der aufscren zur iuneren Hautflache gehend, wenn er den Bausch fur die aubere Oberflache zuletzt auflrgte '). In der in- neren Haiitfllche hingegen fehlteii die Striirne trotz der un- gleichzeitigen Beriihruug. Wurdeii anstatt der Solzbaiisclie M;asserb~usche angew*andt, so zeigten sich Stroine zwar wie bei jcoen von der aufsern Eeriilirungsstelle zur inncrii, nber es ergob sich ein constanter Ausschlag. Hr. D u b o i s glaiibte, dars die bestandigen Wirkungen, welch6 inan zwi- schen verschiedenen Stellea der aukeren Hautflache iiiittelst der Wasserbausche beobachtet, uichts anders seycit, als der Ausdruck des Unterschiedes der Triebkrafte, die an beiden Stellen bestandig im Sinne aus dein Eaosch iri die Haut hineinwirken. Er prufte fcrner, ob bestandige Stromesrich- tungen zwischen der grunen und weifsen Gegend der iiufsern Hautflzche, oder an syminetrischen Korperstellen , oder etwa der L h g e nach sich nachwcisen liefsen. Alles das fiihrte zu keineln positiven Resiiltate. Nur war bestaudig

1 ) Von Mrn. U. B e r n a r d tind J. R e g n a u l d siod gleicl~falls Strcime an der Frosclrliaut beobachtet wordm, wrlclie der Art scyn sollen, dafs die &&ere Hnut bosthl ig gegen die inncre liaut und die BIuskrln siclr ne- g n t i v verhalte.

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die aufsteigende Richtung zwischen Nacken und Hucken und die absteigende zwischen Nacken und Uuterschenkeln.

Schliefslich halt der Verfasser (S. 21) es for fraglich, ob die Strame, welche durch die Hautungleichartigkeiten des Frosclies enlstehen, tiberhaupt unter die Begriffsbestim- mung der physiologischen Elektricitat gehbren.

Meine Untersuchungen hingegen beweisen unwiderleglich die Uiirichtigkeit dieser Ansicht uud thun auf das Entschie- denste dar, dais in der Froschhaut eine gano bestinamte Strona- entwickelung stattfindet, und dafs die Richtung des Stromes im MzbEtiplicatordraht aon dem Querschnitt nach dm Langs- schnitt ') geht. Er ist mitbin dem Muskelstrom entgegen- gesetzt , welcher bekauntlich vom Langsschnitt zum Quer- schnitt gerichtet. Beim Froschhautstrom verhalt sich also der Querschnitt positiv gegen den Langsschnitt.

Um eine deutliche Wirkung zu erhalten, darf man nicht mit einer einfachen Hautschicht seine Versuche beginnen, sondern man m u t einen scharf abgeschnittenen Hautlappen iifters zusammenlegen, so dafs ein etwas dickeres cylindri- sches Stuck vorhanden ist, an welchem man mit einer schar- fen Scheere eiuen sehr gleichmafsigen Querschnitt herstellen kann. Legt inan eine solche Rolle auf die Bausche, ganz ebenso wie man mit einern Muskel verfshrt, so dafs der eine Bausch mit dem ganzen Querschnitt in Beriihrung ist und auf dem anderen die Hautrolle der LInge nach aufliegt, so weicht auf der Stelle die Nadel in dem oben angegebe- nen Sinne ab, und erhalt nach einiger Zeit eine constante Ablenkung. Es ist dabei ganz gleichgiiltig, ob erst der Lings- oder erst der Querschnitt oder beide zugleich auf- gelegt werden. Es wird in der Richtung des Stromes nichts geaodert. Von einem durch ungleichzeitige Beriihrung der Bausche entstandenen Stroin kann daher keiue Rede seyn.

Wenn der Querdurchmesser nur wenige Millimeter be- tragt, so erreicht der erste Ausschlag gewbhnlich die Hem- mung und erbalt eine coustante Ablenkung YOU 50 bis 6On. 1) Ueter Lioguchaitt versiehc ich irbarall, wo diuer Wort vorkommt,

die %&re Obertliche der Haul.

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Bestiminte Zahlen lassen sich nicht angeben, da einmal von der Dicke uud Lange der Rolle und zweitens von der Le- benskraft des Thieres sehr viel abhangt. Allmahlich hbrt der Strom auf, er dauert aber viele Stunden lang. Icli habe z. B. in einem Falle beobachtet, dafs die constante Ablenkung Morgens 10 Uhr 70° und Abends 10 Uhr noch 50° betrug.

Wir sehen hier genau dasselbe Verbalten, wie beim Muskel, je grbfser unter iibrigens gleichen Verhaltnissen der Querschnitt ist, desto starker fallt die constante Ab- lenkung aus. Die Lange der Rolle ist gleichfalls von sicht- lichem Einflussc. So z. B. gab eine Rolle von 50mm Lange eine constante Ablenkung von 62O, und eine solche von 10"" desselben Stiickes nur 5 4 O .

Im Ganzen habe ich eine grbfsere Ablenkung von einer Hautrolle, als von einem Muskel gesehen; jedoch betragt der Unterschied nicht viel. Um diefs bestimmter zu prtifen, habe ich mehre scharf abgesch6ittene Hautstucke genau von der- selben Liinge genommen, wie der rnusc. gastrocnemius war, nachdem ich ihn mit einein kiinstlichen euerschnitte verse- hen hatte. Die Haut wurde dann auf die eine, der musc. gastrocnemius auf die andere Schale einer feinen Waage gelegt und soviel von der Haut abgeschnitten, dafs voll- standiges Gleicbgewicht vorhanden war. Es wurden nun hintereinander Muskel und Hautrolle auf die Bausche ge- legt, und zwar in der Richtung, d a t jeder in demselben Sinne abwicb, d. h. also der Querschnitt des Muskels nach derselben Seite, nach welcher bin der Lzngsschnitt der Haut- rolle gesehen hatte. hls der Muskel aufgelegt war, schlug die Nadel wider die Hemmung und zeigte einen coustanten Ausschlag von genau 70". Als hierauf die Hautrollc auf- gelegt wurde, schlug gleichfalls die Nadel an die Hemmung und gab einen Ausschlag von 7 6 O . Wenn auch bei allen meinen Versuchen die HautrolIe immer den Muskel fiber- traf, so m6chte ich doch nicht mit Bestimmtheit eine solche Prlponderanz aussprechen , da die Versuchszahl nicht aus- reichend genug ist. Uebrigens kommt auch darauf voltiufig

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wenig an. Jedeofalls scheint in der Haut keiue geringere elcktroinotoriscbe Kraft als in dem Musliel, sich zii ent- wicli eln.

Es lal'st sich diefs auch uoch in aiiderer Weise zeigen. Weuu innu eiuen Muskel und ciue Hautrolle gleiclizei~ig auf die Rsusche legt, jedoch so, dafs der positive L~ngs- schnitt des Muskels deuselben Bausch beriihrt, deu der ne- gative Langsscbnitt der Hautrolle deckt, und eben so beide Querscbnitte an den anderen Bausch stofsen, so heben sich die Wirkungen gegeriseitig auf. Wenn wir also 2. B. den bluskel so angelegt haben, dafs die R'adel in einer eonstan- ten Ableukung von 70" ruhig steht und zwar nach Westen liin, und wir briicken nun, ganz nach derselben Gegend wie dort Quer- und Langsschnitt richtend, eiue an Dicke entsprechende Haut liher die BIusclie, so wendet sich init der griifsten Schnelligkeit die Nadel; es entstehen bedeu- tende Schwankuiigeii weit iiber den Nullpuukt iiud eudlicli stellt sich die Nadel im NuIIpunkt oder in der Nahe des- selben nach der einen oder der anderen Seite ruhig ein. %Vie weit das Zuriickweichen stattfindet , hangt haaptsach- lich you dein Verhaltnisse der Qaerscbnitte ab. Iinlner bat es inir aber geschieneu, als wenn aiich hier die elektroino- torische Kraft der Haut stsrker als die des Muskels sich zeigte. Weiiii nun beide Theile, wie gesagt, aufliegen, und inau nimmt den Muskel weg, so dreht sicb die Nadel gegen Osten, nilnmt uian die Hautrolle weg, so kebrt sie wieder nach Westen zuriick.

Ein analoges Verhalteri stellt sicb aucb beraus, wenn man deli Muskel niit der Haut umwickelt. W i r miissen bei diesem Gegcnstande zunachst auf die Forschungen ver- weisen, weiche iiber denselben von Hrn. Dubois gemacht worden siud. Er fiihrt zunacbst an, dafs bei nicht eut- hautetea Gliedmafsen des Frosches der Muskelstrom un- gleich scbwkher, a h uach der Enthaiitung sey, dann aber, wenn man iiber den enthauteten Muskel die Haut wieder ziehe, der Strom nieist sebr vie1 stzrker zu bleiben pflege, als er vor dem Abziehen der Haut war (Unters. 11, 2 S. 24).

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Er schreibt diese auffallende Erscheiiiung der von ihrn ent- deckten parelektronomischen Schicht zii. Er nimmt natn- lich an , dafs an dem natiirlicheii Querschnitte eines Mus- hels (d. i. dem Sehneaende) eiiie leicht zerstbrbare Schiclit befindlich sey, wodurch der Gegensatz zwischen Langs- und Querschnitt verdeckt uiid daher die regelinabige Stro- rues-Richtung verhindert werde. Diese werdc zerstbrt durch Auflegen des Muskels cruf Salzbausche oder Beriihrung init aiidern Substanzen, woher es unter anderem korume , dafs ein ganz frischer Muskel nur schwache Striilne gebe, kurze Zeit auf die iiiit Snlz getrankte Bausche gelegt, bedeutende Ausschlage zeige. Durch diese pnrelektronomische Schicht erklart dieser Forscher auch die Erscheinung, von welcher wir hier sprechen. Die nicht enthauteten Gliedmafsen sol- len deshalb niir schwach elektromotorisch wirksam seyn, weil alIe Muskeln auf einer mehr oder weniger hohen Stufe des parelektroiioiiiischeii Zustandes eich befanden und weil die Haut fur den Muskelstrom eine schwachende Neben- schliefsuiig darstelle. Wiirde d a m die Haut abgezogen, so ware nicht zu verineiden, dafs die Muskeln mit Kochsalz- losung beiietzt werdeii, also die parelektroiioiiiische Schicht vergebe, und sich der Stroin entwickle.

In wie weit bei dem hier besproclieiien Versuche der aagebliche parelektronomische Zustand wit einwirke, Jar- uber will ich vorerst nicht urtheilen. Soviel, glaube ich aber, steht fest, dafs die wichtigstc Ursaclie dieses auffal- Ienden Verhaltens nicht in diesem Zustaiide, soiidern in dem Haatstrome zu suchen ist. Wird der nicht enthautete Froschschenkel mit Querschnitt und Oberflache in den Mul- tiplicatorkreis gebracht und sorgt man dafur, dafs der Quer- schnitt der Haut den einen Bausch beruhrt und die Oher- flache der Haut den andern Bausch, und das der Mnskel- schnitt an keinein Ende an den Bauschen anliegt, dann macht sich nur der Hautstroin bemerlrlich und man sieht voin Muskelstrom gar Nichls. Gnnz aiiders verhalt es sich, weiin man an beideii Enden die Haut zuruckschiebt, dann zeigt sich der Muskelstrom allein, uiid mail sieht vom Haut-

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strome keine Wirkuog. In vielen Fallen wird sowohl von der Haut als von dem Muskel ein grbterer oder kleinerer Theil an den Bauschen anliegen, dadurch wird der Mus- kelstrom vorhanden seyn, aber vie1 schwacher. Hat man die Hairt weggenommen, und legt nun den Muskel allein kunstgerecht auf, was nicht wohl mit dem ganzen Gliede geschehen kann, so erhalt man natiirlich den richtigen Mus- kelstrom, vorausgesetzt, dak der normale Zustand des Thie- res vorhanden sey. Bedeckt man den Muskel dann mit sei- ner Hant, so hat man es in seiner Gewalt, ob man den Muskelstrom schwachen will oder nicht. Wenn iiamlich die Lagerung so ist, dafs sowohl der Querschnitt der Haut als der des Muskels auf einem Bausche und beide Langsschnitte auf dein andern liegen, so fallt die constante Ablenkung geringer aus. Lafst man blofs den Muskel von Harit be- deckt, ohne dafs dieselbe beide Bgusche beriihrt, so hat man den uugetriibten Muskelstrom vor sich. Wenn man anstatt einer Hautlage zwci und imlner mehr anwendet, jedoch so, dafs sowohl Muskel als Haut mit Quer- und Laogsschnitten je einen Bausch beruhren, so kann man den Muskelstrom nicht nur bis auf Null schwiichen, sondern auch bei Iiinlanglich dicken Hautschichten bewirken, dafs die Nadel auf der entgegengesetzten Seite ihren constanten Ausschlag erhalt.

Um ferner die Richtigkeit der D u b ois'schen Annahm'e, dafs nach der Enthlutung die Aetzung mit Kochsalz den starken Strom veranlasse, zu prtifen, habe ich folgenden Versuch angestellt. An eiuem abgeschnittenen , nicht ent- hluteten Scheiikel habe ich zwei ganz kleine Schnitte (etwa 1"" Dnrchmesser) in die Haut gemacht, urn die Muskelflache vor mir zu sebeu, in einer dieser Oeffnungen trennte ich dann mit der Scheerenspitze ein wenig die Muskelober- flgche und legte nicht den Schenkel auf die Bsusche, son- dern die verquickten Zinkelektroden selbst an den Langs- und Querschnitt des Muskels an, wobei ich sehr darauf acbtete, dais die Drtihte die aufsere Hautflache nicht be- rlihrten. Im Momente bewegte sich im rechten Sinne die

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Nadel und zeigte eine relativ betrachtliche constante Ab- lenkung. Hier war also der Muskel beiuahe ganz vou der Haut bedeckt geblieben, er war moglicbst iu seiner natur- lichen Umgebung, keinerlei Salzliisung hatte auf ihn einge- wirkt, er war ganz frisch genommen worden, ein sehr krsf- tiges Thier ('210"" lang vom Kopf bis zu den Zehen). Alles diefs spricht dafiir , dafs der Hautstrom, nicht aber die par- elektronomische Schicht die Ursache ist, weshalb ein Frosch- glied vor der Enthlutung anders wirkt als nachher. Legt man eine Hautrolle in eine concentrirte Kochsalzlosung nur eine Minute, so ist schon der Strom betrachtlich geschwacht. W e n n auch die erste Ablenkung noch stark ist, so wird der constante Ausschlag vie1 geringer als vorher. Behaudelt man einen Muskel in derselben Art, so ist zwar die Wir - kung dieselbe, jedoch nicht so bedeutend, was sich daraus erklart, dak die Muskelfasern ausarnmengewachsen sind und die Flussigkeit nicht so leicht in sie eindriugen kann, als zwischen die Lagen der ausammengelegten Haiit.

Ich habe bisher immer niir von zusainmengerollter Haut gehandelt. Das Rollen hat dabei keinen EinfluL; es dient nur dazu, grijfsere Massen und solnit grafsere Ausschllge zu erhalten, auch ist die Herrichtring dadurch sehr leicht. Man kann aber auch an eineni einzigen Hautstucke dasselbe Phanomen beobachten, wenn mail es so anlegt, dafs man mit dem Querschuitt den einen, mit dem Langsschnilt je- doch nur der aufseren, nicht der inneren Hautflache, den auderen Bausch beruhrt. Es ist nur wegen des geringen Durchmessers die Anordnung muhseliger. Man erhalt auch bier eine grofsere anfsngliche, eine geringere constante Ab- lenkung. Zum Vergleiche habe ich einen breiten diinnen Bauchmuskel vom Frosche abgetrennt und aucb diesen, wie die Haut gerollt. Es zeigte sich, wie zu erwarten war, auch in dieser Form der richtige Muskel- Ausschlag.

Endlich richtete ich meine Aufmerksalnkeit auf die Frage, ob nur zwischen Quer- und Langsschnitt in der Froschhaut ein Strom sich entwickle, oder atich nach anderen Richtun-

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gem Bei den dariiber angestellten Unter~nchungen crgabcn sich folgende Resultate:

1. Starke Strome rnit bedeutenden constanten Ausschla- gen werden nur erhalten, wenn der Querschnitt mit dem Langsschnitte in Verbindung gebracht w i d , stets in der Richhag vom Quer- sum Langsschnitt.

Sclawnche Strome entzoickeln sich, wenn zwei Lungs- schnitte mit einander verbunden werden. Jedoch fmdet sich hier eiii Shnliches Verhiiltnifs , wie beim Muskclstrom (vgl. D u b oi s Untersurh. I, S. 516). Wenn nainlich diejenige Stelle der Rolle, welche auf dem einen Bausche aufliegt, ebenso weit von deln geometrisch mittleren Querschnitte der Rolle entfernt ist als diejenige Stelle, welche auf dein andern Bnusche aufliegt, und habeu diese Stelleu nur einc geringe Lange, so fehlt die Wirkung ganz. 1st aber die Entferiiung beider Stellen von dcln geometrisch mittleren Querschnitte ungleicli, so tritt eine Ablcnkung eiu, die je- doch im Ganzen gcring ausfGllt, und zwar um so mehr, vor je liingerer Zeit der Tod des Thieres erfolgt ist. Die Stromesrichtting ist umgekehrt, wie im analogen Falle beim Muskel. Bei diesein geht sie von deln dem mittleren Quer- schnitte naher gelegenen Punkte ixn Bogen zu dew davon entfernteren (Untersuch. I, S. 517). In der Haut hingegen i s t der Strom ina Liingsschnitte aon der dem geometrisch tnittleren Querschnitte der Rolle entfernteren Stelle nach der nuheren ,gerichtet. Der Versuch ist leicht anzustellen. Ich messe mit einem Zirkel die Lange der Hautrolle und bringe genau an die halbe Ltinge irgend ein kleines zum Zeichen dienendes gefiirbtes Kdrperchen, lege dann auf einen kleinen glasernen Trgger die Hautrolle anf, driicke ferner 2 gleich grofse Stellen des Langsschnitts an die Bausche an. 1st die Anlagestellc des einen nahe dem Zeichen, so dais also ein grofser Theil der Rolle frei ubersteht, die andere An- lagestelle hingegen weit entfernt, also nahe dem Ende der Rolle ist, so wird man einen Ausschlag erhalten in dem Sinne, dab die vom Zeichen entferntere Stelle positiv sich gegen die dem Zeichen nahere verhllt. Oder ich nidchte

2.

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mich lieber so ausdrucken: dejenige Theil der rechten oder linken Halfte der Hautrolle, welcher dem kiinstlich gemach- ten Querschnitte am nachsten liegt, verhdt sicli dem dem kunstlichen Querschnitte der anderen Hiilfte entfernter lie- genden Theile positiv.

3. Schwache oder keine Striiine entwickeh sich beim Anliegeu aweier Querschnitte.

Es versteht sich von selbst, daEs keinerlei Ungleichheit in den Multiplicatorkreis seyn darf, bevor die Hautrolle aufgelegt wird. Man n d s die Zuleitungsgefafse von ein- ander entfernen und dicht a u einander riicken kiinnen, ohne dafs die Nadel ihre Stelle verlafst. Wenn einc Abweichung dennoch stattfindet, so inufs man abwarten, bis die Ladun- gen ausgeglichen sind. Bei der Benutzung ron verquickten Zinkdrahten und Ziukvitriolliisung ist dieser Uebelstand so gut wie vollsttindig beseitigt.

Die au te re HautoberflGche ist in ihrer elektromotori- schen Eigenschaft sebr von der innern verscbieden. Hr. D u b o i s bat bereits darauf hingewiesen und ich hnbe das- selbe bei meinen Versochen gefunden. Bereitet inan eiue Rolle der Art, dab die Inuenflacbe nach aufsen kommt und deren Oberflache den Bausch beriihrte, so fallt die Ablen- kung immer geringer aus und bleibt niclit selten ganz aus.

Ob in irgend einem Hauttheile der Strom aufsteigend oder absteigend sey, habe ich nicht wahrnehmen kiinnen. Stets war der Gegensatz zwischen Quer- iind L811gsschnitt, wie es schien, der einzig vorwaltende. Jedocli habe ich in dieser Beziehung nur wenige Versuche his jetzt ange- stellt. Wiederholt wurde dasselbe Hautstiick iu der Rich- tuug gerollt, dafs die Llngenaxe der Rolle der Llngenaxe des Kiirpers entsprach und d a m wieder so, dafs die Liingen- axe der Rolle der Queraxe des KGrpers, ohue dafs ich einen Unterschied wabrzunehmen im Staude war.

Werden an eine Hautrolle die Drahte selbst angelegt, ohne Anwendung von Bluscheu, so zeigt sich der richtige Strom ebenso, wie auf deu Bauschen.

35 *

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2. Nnch\\-eiering dee Hantstrome dorch den Brosclmerveo.

Es kain inir bei ineinen ersten Versirchen zu gut, grofse, achte Exemplare voii rnna esculenta benutzen zu libnnen, welche inir schon sehr in die Augen fallende Erscheinungen zeigten, als ich noch nicht den wahrcn Zusnniincnhang kannte. Frosche dieser Art giebt es hier, welche seIbst eine Lange von 8 pariser Zoll votn Scheitcl bis ZII den Zehen haben und durcli ihre exorbitantc Reizbnrkeit sich nuszeichnen. Ich stellte nach bckannter Weise ein Froachpraparat her, des- seu Ende noch mit einetn Stuckchen Wirbelstiule verbunden war uud dessen Unterschenkel noch mit Haut bedeckt blieb. Ein zugespitztes Glasstzbchcn stick ich in die Muskelparhie, welche noch am Wirbelbande hing und konnte nun ohne alle Erscliutteriing den Nerveii gut dirigiren. Bei allen meineii Versuchen dieser Art liabe ich also selbstoerstlnd- lich iiur den nntiirlichen Lzngsschnitt des Nerven angewen- det. Legte ich denselben an die Unterschcnkelhnut, so snh ich sehr ge.vp8hulich Zuckung entstehen, welche jedoch viele Unregelm~ifsigkeiteii darbot. (;leich uach dcr Praparation fehlte sic zuweilen und kam erst spater. Manchmal sah ich sic, wenn ich eine bestilnmte Stelle der Haul beriihrte, nicht an einer anderen. Endlich versagte mir diese Stelle und eine andere that Wirkung, die es vorher nicht gethan hattc. Obgleich ich in der verschiedenstcn Wcise mit dem Il’erven hin- und herging, ihn einfach und gewunden auf- legte, ich konnte kein anderes Resultat finden, als dafs fast an jedem Unterschenkel die Erscheinung auftrat, wenn ich nur herumsuchte. Manchina1 kain sie deutlicher, wenn ich ein Stuckchen Haut herausgeschnitten hatte und naii uber die MuskelflBclie hinweg die Ptachbarhaut beriihrte; oft auch sah ich nur danu Erfolg, menu ich einen kleinen, hervor- stehenden Hautzipfel auf meinem Wege streifte. Ich schnitt aus der Unterscheukelhaut eiu Stuckchen aus , legte den Nerven auf den Muskel uud vermifste jede Spur von Zuckung, wie auch J. Mii l le r und Andere schon beobachtet hatten, brachte die Haut wieder auf ihre fruhere Stelle und sah haufig die Zuckung wieder eintreten , und nach wiederhol-

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ter Entfernuog von Neuem schwindeu. Ich nahm nun die Haut von einem andereo KUrpertheile, legtc eie auf dieselbe Platte, auf welcher der Schenkel lag, nod beobachtete auch bier, dare durch das vom Scheokel eutfernt liegende Haut- stack Zuckuug im Schenkel entstehe, wenn dessen Nerv ein- zelne Stellen bald bier, bald dort berahrte. Es war aber wenigstens in der grofseo Mehnahl der Fllle erforderlich, dare zwischen Haut und Scbenkelhaut eine Verbindung vor- handen war. Eine dtiane FlQssigkeitsscliicht reichte voll- kommen aus. Wenn ich dae HautstQck auf eioe Glastafel legte, und sorgfiiltig isolirte, so gclang es nur in den aller seltensten Fallen eine Zuckung zu cneugen, so date ich selbst dann die Luftfeuchtigkeit a h Leiter anzunehmen ge- neigt war, wenn ich auch isolirt hatte. Es war also nur auf einem Umwege immerhin mit der Haut des Schenkele der Nerv in Verbindung gebracht, und an dem bekannten Experimente Nichts gehdert und Nichts aufgekllrt. Auch darin lag keine besondere Verhderung, wenn ich den Ner- ven mit dem auf einer Glasplatte ruhenden Hautsttfcke, an- statt direct, mittelst eines Kupferdrahtes oder mittelat der Finger der Hand I ) in BerQhruag eetzte. Der Erfolg trat auch in diesem Falle ein. Entschieden steigerte sich die Wirkung, wenigstens in sehr vielen Fallen, wenn icb an das Hautsttick dicht eio Muskelstiickchen anlegte, und oft versagte die Wirkung namentlich bei d o n alter geworda ner Haut, wenn ich den Muskel nicht anwandte.

Die Zuckungen, welcbe sich zeigten, waren mitunter sebr heftig ond steigerten sich selbet bis zum Tetanus. Ich hatte Erscheinungen vor mir, welche an die erinnern, die man mit dem constanten Strom erkennt, je nachdem der- selbe auf- oder absteigend den Nerven durchfliebt, and in verschiedeaen Stadien der allmtihlich erlaschenden Lebens- tbtigkeit sich abweichend gestalten. Ich beobachtete ferner

I ) Es bedarf oielit der Erwjibouog, dds mao cko Nwwo r e l h oicbt mil den Fiogem batbrco drrf, dmn cine Temperator TOO W C . auf &co FrcMehoervco aogewaodt, kaon rLoo eioeo gewaltigeo Tetaour bdiogeo.

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aach sogenannte 1) elektromotorische Zustgnde, deren Be- schreibang indeb nicht weiter hierher gehart.

So sicher ich seyn konnte, wenn ich eine Tuna mcu- M a za den genannten Versachen benutzte, Erfolg zu se- hen, so vermitte ich denselben bei den Bastardformen, so- wie auch bei der temporaria. Dieb rllhrte aber blob von dem Grade der Reizbarkeit her. Es ist nar ein quantitr- tiver Unterschied. Uer Nero von Toea ermlenta brachte mir, wenn auch nie so sicher, doch cinige Ma1 Zuckung durch eine rndere Frosclrbrut, and dcr Nerv von mna tern- poraria Zuckung mit der Haut oon Ctmlmta.

Darchweg auch bei den sch6nsten Resultaten fand sich die insere Hautfbche ganz oder wenigstens fast ganz wir- kungslos. Rei Umdrebung desselben Haatstfickes, welches vorher and nachher zur Eneugung bedeutender Zuckangen gedient batte, war gewiibnlich keine Spur zu sehen.

Alle die angegebenen Versucbe konnten mich nicbt be- friedigen, weil sie gar keinen Anhaltspunkt za einenr wis- senschaftlichen Ansdrucke darboten. Erst nachdem icb, wie am Multiplicator, Haatrollen anwandte, konnle ich mit grS- fserer Schlirfe rerfahren. Es wurden also durch sorgfiiltiges Legen von scbarf abgeschnittenen Haulstlicken Rollen mit gaten Querschnitten hergericbtet *), dann an den Qaerschnitt ein mit destillirtem oder Brunnenwasser darchfeuchtetes klei- nes (etwa 25- langes) Bruschchen und eben ein solches aaf die Oberflache (den Ltingsschnitt) angelegt. Der Nero eines Froschpraparates wurde tiber cine kleine sehr einfache Vor- richtang ausgebreitet. Diese besteht darin , dafs ein Glas- stiibchen an einem Ende hakenfarmig mngebogen, am andern aber mit einem Siegellackfnte versehen wird. Solcher klei- ner TrSger bedarf man zwei, in der Vertiefuug des einen

1) Icb d e in doer demnkhhrt erscbeiaendeo Abbaodluag dartboo, d& d a .on Hro. Pfliiger oeoerdiqs entdackte elcttromotorische Zurtaod d r Neweo oicbu aoderea a18 cia Kumtprodact der Aoton ist.

2) Zom leiclue0 Rollea der Haot irt ea rebr mwectm~bii, d i d b e frirrh abpcbnitten rof Pli&papier xo legen, nadmch die Feochtigkeit rofge- rO(lc0 wird.

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liegt der Sclienkel, iu der des a~ideren das Wirhelende des Praparates. Man ruckt iiuii die beideii Trsger so, dafs der Nerv auf dcin init deui Querschnitte ziisainuienhlngendeu Bauschchen dicht aufliegt, sonst aber frei ist. Das nndere B;iuschchen fabt inaii entweder uiit eiiieui Glasliiihchen oder uiit einer Pincette init Knochenspitzen etc., legt es zuerst aiif deli Llugsschiiitt nuf , danii beriihrt iiiaii den Nerven. Sobnld die Reriihriing erfolgt ist, zuckt der Nerven. Nie- mals versagt die Wirkuug; man kauu sie sehr lilufig wie- derholen. Hat man sicli iiun h in l~n~ l i ch von der Existenz des Strouies zwischen Quer- und Laiigsschnitt iiberzeugt, so entferne uian deli cinen Bauscli von deiii Querschnitte uud legc ihn gleichfalls auf den Langssclinitt, auf dcm der nndere Bauscli sclioii liegt. (Man inul's wohl darauf achtcn, dafs auch iiicht das kleinste Elide von irgend einem Qucr- sehiiitte mit den] Bausche in 'Beriihrung bleibt, sonst ist der Versuch getriibt.) 1st diefs gescbehen und man scliliefst die Kette, so feblt iu dcr Regel jede Spur von Zuckung, oder ist, weun die Theile noch frisch uiid sehr reizbar sind, h Verhgiltnifs zu derjeuigen, die man obeii vor Augeii hatte, aufserordentlich hleiu. Nur 1"' voni Querschnitte entfernt, das Bluschchen angdegt, bIeibt Alles ruhig ; der Querschnitt wird beriihrt, hcftige Zuchung. Dick Spiel kanu mau hun- dertmal hinter eiuauder sehen. Derselbe negative Erfolg entslcht, weuii inan beide Querschnittc verbiudet, als wenn beide Lgingsschnitte den Bogen bildeu.

Was oben von der geringeii Wirksaiukeit der inneren Hautflache gesagt ist, hat natiirlich auch bier seine volle Geltuog.

Die Versuche ain Frosclischeiikel gebeii also die schla- geiidste Controle zu deneii, welche ich aui Slultiplicator angestellt hatte und sind deshalb besonders vou Wertb, weil es i u Jederiuanns Hand liegt, sich von dem Vorhau- deiisegu von Striimen in der Froschhaut leicht zu fiber- zeugen , ohne dafs irgend welche neiiuenswerthe Vorberei- tungen uiid Apparale erforderlich siud, uud oliue dafs luau durch Laduogeii andercr AIL, welche an so sehr empfind-

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lichen Instrumenten , wie an einem Multiplicator init vielon Tausenden von Windungen, so iiberaus leicht eintreteu und Zweifel an dem Gesehenen erweckeu k8nnen.

Greifswald, den 23. September 1860.

111. Neue Methode cter Darstellung der Aethoxa- cetstiure ina reinen Zustnnde und uber das athoxa-

cetsaure Kupferoxyd; uon W. H e i n t z .

Es ist mir gelungen eine einfachere und sichrere Methode der Reindarstellung der Aethoxacetslure aufzufinden, als die in dicsen Annal. Bd. 109, S. 338 beschriebene. Sie griiiidet sich darauf, dafs die Saure mit Kupferoxyd ein schon kry- stallisirendes, wenn auch ziemlich leicht lasliches Salz bildet. Ich erhielt dasselbe durch Zersetzung des unreinen Baryt- salzes der Aethoxacetssure durch schwefelsaures Kupferoxyd, Eindampfen der weder Barytel.de iioch Schwefelsaure ent- baltenden filtrirten Fliissigkeit im Wasserbade und Extrac- tion des trocknen Riickstandes durch Alkohol. Hierbei blieb ein geringer Rackstand , dessen Untersuchung weiter unten folgen wird. Die beim Verduusten der Alkohollii- sung bleibende feste Substanz wurde in Wasser aufgelht und durch Verdunstuug krystallisirt. Die Mutterlarige ward nochmals zur Trockne gebracht, in Alkohol kochend gelast und die Losung durch Aether gefallt. Schon die heifse Al- koholl8sung selzt, wenn sie msglichst concentrirt ist, kleine Krystallchen des lthoxacetsauren Kupferoxyds ab , welche durch Aethenusntz sich bedeutend vermehren. Bei meh- reren Fallungen bemerkte ich , dafs neben dem krystallini- schen Bodensatz durch Aether aus der Alkoholl8sung auch ein aufserst feiner flockiger awgeschieden wurde , welcher leicbt von ersterem durch Scbldmmen getrennt werden