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391 scbr~inkung often anerkannt. Daher, so oft der Versucher, voll yon sitflieher Entriistung, auch kam, Lessing blieb ,,ganz gleich- gilltig", denn er ahnte noch nicht, dass ,,die Stihne" des Verbre- cherts (welches an ibm nicht begangen war,) ,,nieht weniger koste, als die ganze Cellularpathologie" (S. 151). Das ist die Hillfe, welche der schwiibische Bund aus der freien Hansestadt empfiingt und -- annimmtl Das ist des Archiv, welches ,,stets die Aufgabe l~stgehalten hat, n a c h K r [ift e n (sicl) den Degenerationen der Wissenschaft und dem verffihrerischen Gifle der Phrase und der Romantik entgegen zu treten". XXIV. Ueber die chemische Zusamme setzung tier erebro- spinalll[Issigkeit. Von Dr. Felix Hoppe. Hr. Geheimr. Langenbeck hatte die Giite, die durch Punction yon ihm entleerten FlUssigkeiten yon 2 Fllllen yon Spina bifida und 3 F~illen yon Hydrocephalus internus mir zur Untersuchung zu tlbergeben. Die Analysen derselben ergaben tblgeade Verhliltnisse: Im ersten Falle yon Spine bifida: I. Punction. 11. Punction. IV. Punction. Grm. Grm. Grm. Albumin . . . . ~ 0,031 0,067 0,052 Wasserextraetstoffe . ~- 0,014 0,009 0,009 Alkoholextractstoffc t ~ 0,189 0,063 0,047 Llisliche Salze 0,191 0,173 Unlilsliche Salze . ----- 0,006 0,004 0,006 Verlust . . . . . ~ 0,007 0,003 Feste Stoffe = 0,247 0,333 0,280 Wasser . . . . . ----- 19,491 25,044 20,791 Untersuchte Fltissigkcit -- 19,738 25,377 21,071

Ueber die chemische Zusammensetzung der Cerebrospinalflüssigkeit

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scbr~inkung often anerkannt. Daher, so oft d e r Versucher, voll yon sitflieher Entriistung, auch kam, L e s s i n g blieb ,,ganz gleich- gilltig", denn er ahnte noch nicht, dass ,,die Stihne" des Verbre- cherts (welches an ibm n ich t begangen war,) , , n ieh t w e n i g e r k o s t e , a l s die g a n z e C e l l u l a r p a t h o l o g i e " (S. 151).

Das ist die Hillfe, welche der schwiibische Bund aus der freien Hansestadt empfiingt und - - annimmtl

Das ist des Archiv, welches ,,stets die Aufgabe l~stgehalten hat, n a c h K r [ift e n (sicl) den Degenerationen der Wissenschaft und dem verffihrerischen Gifle der Phrase und der Romantik entgegen

zu treten".

XXIV.

Ueber die chemische Zusamme setzung tier erebro- spinalll[Issigkeit.

Von Dr. Fe l ix Hoppe .

Hr. Geheimr. L a n g e n b e c k hatte die Giite, die durch Punction yon ihm entleerten FlUssigkeiten yon 2 Fllllen yon Spina bifida und 3 F~illen yon Hydrocephalus internus mir zur Untersuchung zu tlbergeben. Die Analysen derselben ergaben tblgeade Verhliltnisse:

Im ersten Falle yon Spine bifida: I. Punction. 11. Punction. IV. Punction.

Grm. Grm. Grm. Albumin . . . . ~ 0,031 0,067 0,052 Wasserextraetstoffe . ~- 0,014 0,009 0,009

Alkoholextractstoffc t ~ 0,189 0,063 0,047 Llisliche Salze 0,191 0,173 Unlilsliche Salze . ----- 0,006 0,004 0,006 Verlust . . . . . ~ 0,007 0,003 Feste Stoffe = 0,247 0,333 0,280 Wasser . . . . . ----- 19,491 25,044 20,791 Untersuchte Fltissigkcit - - 19,738 25,377 21,071

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huf 1000 Grin. Fltlssigkeit berechnel, ergeben diese hnalysen: I. Function, II. Function, IV. Punction.

Grm. Grm. Grm. Albumin . . . . = 1,62 2,64 2,46 Wasserextractstoffe ---- 0,70 0,35 0,42 Alkoholextractstoffe I 2,48 2,23 Li~sliche Salze , = 9,57 7,52 8,21

Unli~sliche Salze ----- 0,25 0,15 0,28 Feste Stoffe ----- 12,51 13,12 13,28 "Wasser . . . . = 987,49 986,88 986,72

Die erste Punction ward am 9. Juli, die vierte am 21. Juli 1858 ausgeftlhrt. Die Quantit~itcn der entleerten Flilssigkeiten betrugen 22 his 35 Ccm. Die Fliissigkeiten reagirten stark alkalisch, wurdcn beim Erhitzen schwach getrtibt obne Abscheidun~ eines Coagulum, durch nachherigen Zusatz yon ein wenig Essigs~iure trat flockige Gerinnung ein. Die dutch die erste und zweite Punction entleerten Fliissigkeiten liisten nacli Entfernung des Albumin Kupferoxyd auf und reducirten es beim Erhitzen auf 1000 zu Kupferoxydul, die Fltissigkeit der ~ierten Punction gab dagegen diese Reaction nieht.

Die obigen quantitativen Bestimmungen sind yon Hrn. Dr. S e h a b e r g ausgefiihrt.

Im 2ten Falie yon Spina bifida wurden viel griissere Quanti- t~iten FlUssigkeit entleert und yon einer bewundernswerthen Rein- heit und Durchsichtigkeit erhalten. Die bet der ersten Punction am 8. Februar 1859 entleerte Fltissigkeit betrug 500 Ccm., die bet der zweiten Punetion am 18. Februar gewonnenc Fltissigkeit 435 Ccm. Die erstere Fltissigkeit zeigte weder Li~sung noch Reduction des Kupferoxydb~drates bet der Trommerschen Probe, die zweite da- gegen sowohl Liisung als auch deutliche Reduction. Die Reaction beider FlUssigkeiten war stark alkalisch, beim Kochen trat kaum Triibung ein, selbst beim Erhitzen im Glasrohre auf 1400 wurde keine F~illung erhalten. Beim Zusatz yon Essigs~ure zu anderen Proben zeigte sich Entwickelung yon Kohlens~iure und Fiillung yon flockigem Albumin, aber in sehr unbedeutend.er Quantit~it.

Die quantitative Untersuchung ergab folgende Resultate:

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Albumin. Extraetivstoffe . Ltisliehe Salze. Unllisliche Salze

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I. Punetion Ii. Punetion I. Punetion 1I. Punetion in 30Com. in 20Com. in tO00Ccm, inlOOOCcm.

Grm. Grm; Grm. Grm. = 0,0075 0 , 0 l t 0,25 0,55 --- 0,0690 0,040 2,30 2,00 - - 0,2300 0,144 7,67 7,20 - - 0,0135 0,009 0,45 0,45

Feste Stoffe - - 0,3200 0,204 10,67 10,20 Im lsten Falle wurden die Fltlssigkeiten der zweiten und vierten

Punetion, im 2ten FaIIe eine sehr bedeutende Ouantit~it der crstcn Punctionsfltissigkeit auf ihren Gehalt an Kaliumsalzen geprtift, es fanden sich in allen diesen F~illen nut Spuren yon denselben.

Im isten Falle yon Hydrocephalus wurden mir 810 Cem. der bei der Section bald nach demTode entleerten Fliissigkeit yon Hrn. Dr. S e n f t l e b e n iibersendet. 25 Ccm. dieser Fliissigkeit gaben 0,313 Grm. oder 12,52 Grin. flit 1000 Ccm. Das spec. Gew. betrug, wie bei allen obigen FlUssigkeiten, ungefiihr ],001. Die Trommer- sche Probe gab keine Reduction nach Entfernung des Albumin.

Im 2ten Falle machte Hr. Geheimr. L a n g e n b e c k drei Punctio- nen in ziemlieh grossen Zwischenr~iumen vom 9. December 1858 his 4. Februar 1859. Endlich kam der Fall zur Section und es wurden mir die Flfissigkeiten yon der ersten Punction 600 Ccm., die der dritten Punetion und die bei der Section gewonnene FlUs- sigkeit zur Untersuehung tlbergeben. Die quantitative Bestimmung der Bestandtheile der ersten Fltlssigkeit ging durch einen Zufall verloren. Diese FlUssigkeit gab reichliehe Reduction yon Kupfer-

oxydhydrat und Wismuthoxyd beim Erbitzen nach Entfernung des Albumin, der Gehalt an letzterem mit dem Polarisationsapparate bestimmt betrug 1 Grin. in 1000Ccm. Fliissigkeit. Eine Prilthng yon 250 Cem. der Fltlssigkeit auf Indican naeh der yon S c h u n k

angegebenen Methode gab, sowie bei allen Transsudaten, die ich his jetzt untersucht babe, ein vollst/tndig negatives Resultat. Ein Ver- such, den Zucker yon 250 Ccm. der FlUssigkeit in so concentrirter Liisung zu erhalten, dass man eine Bestimmung dureh die Beob- achtung dcr Drehung der Polarisationsebene maehen ktinnte, miss- lang, obwohl die so concentrirte eiweissfreie alkoholische Liisung grosse Mengen Kupferoxydhydrat reducirte; es wurde keine Ore-

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hung der Polarisationsebene beobachtet. Die Fliissigkeit, welche bet der dritten Punction entleert wurde, betrug nur 187 Ccm., zeigte

1,005 spec. Gew., war vollst~indig fret yon rothen Blutzellen, coa- gulirte beim Erhitzen in Flocken; die Reaction war alkalisch. Der

Albumingehalt, mit dem Polarisationsapparat bestimmt, betrug 11,5 Grin. in 1000 Ccm. Fliissigkeit. Beim Erhitzen der yon Albumin befreiten Liisung mit Kupferoxydh~ydrat trat keine Reduction ein.

Nach der Analyse yon Hrn. Dr. W i n g e aus Christiania enthielt

die Fltissigkeit in 1000 Ccm.

Albumin . . . . . "- 11,79 Grin. Alkoholextractstoffo ---- 0,84 -

Wasserextractstoffe - - 0,48

Liisliehe Salze . ----- 7,54 -

Unliislicho Salze ---- 0,35 - Festo Stoffe . . . . ---- 20,99 -

Bet der Section wurden 1020 Ccm. Fltlssigkeit aus der eriiffo

neten Hirnh(ihle entnommen. Diese Fltissigkeit zeigte eine grtin-

gelbe Farbe, in derselben befanden sich eiterartige, abet consistente Gerinnsel und Flocken. Dureh Essigs~iure sehrumpften die Ge-

rinnsel zusammen, die Fliissigkeit gab mit Essigs~iure im Ueber- schusse unl(islichen 5Iiederschlag, bet der mikroskopischen Unter-

suchung fanden sich zahlreiche granulirte Zellen, es war somit

reichliehe Eiterbeimischung vorhanden. Die Fltissigkeit coagulirte beim Erhitzen in dicken Flocken und zeigte keine Zuekerreaction.

Es geht aus der Zusammensetzung der Fltissigkeit, welche bet der

Section erhalten wurde, sowie schon aus der Analyse der dritten Punctionsfliissigkeit im Vergleiche mit der FlUssigkeit der ersten Punction horror, dass bereits vor der 3ten Punction cine lebhafte

Entztindung in den die Hiihle umgebenden Gef~ssen vorhanden war.

Der anf'finglich 1 pr. Mille betragende Albumingehalt war bet der

dritten Punction auf 11 pr. Mille gestiegen und bet der Section

fand sich sogar Eiter. Es ergiebt dieser Fall aueh , sowie ich es in mehreren F~illen schon gefunden habe, dass bet eintretender

Entztindung der transsadirenden Gef'~isse nicht mehr allein Alkali- albuminat, sondern auch in der Ititze eoagulirbares Albumin in

der Cerebrospinalflilssigkeit auftritt, w~thrend dies in reincn Cere-

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brospinaltranssudaten ganz zu fehlen scheint, wie es auch die Ana- lyse der letzten yon ltrn. Oeheimr, L a n g e n b e e k mir fibersendeten, nur mit Spuren yon Blut verunreinigten Fltissigkeit erweist. Die- selbe stammte yon einem 5monatliehen M~idchen, betrug 200 Ccm., war klar, schwaeh gelblich gef~irbt, gab keine Zuckerreaction mid kaum sichtbare Triibung beim Erhitzen. Die quantitative Bestim- mung tier einzelnen Bestandtheile gab folgende Verh~iltnisse:

30 Ccm. 1000 Ccm. Albumin . . . . - - 0,021 Grin. 0,70 Grm. Extractivstoffe ~-- 0,047 1,57 Liisliche Salze . ---- 0,230 7,67 Unliisliehe Salze ----- 0,016 0,53 Feste Stoffe - - 0,314 - 10,47

Man hat, wie sieh durch Zusammenstetlung der obigen Ana- lysen ergiebt, ein gutes Kennzeiehen vorhandener Entzilndung an dem Vorhandensein oder Fehlen in der Hitze coagulablen Albumins in der Cerebrospinalflilssigkeit, wenn nicht wesentliche Verunrei- nigung der Fltissigkeit mit Blut stattgefunden hat (eine derartige kleine Verunreinigung mit Blut meg die Schuld des verh~iltniss- m~issig hohen Albumingehaltes der Fltlssigkeiten im ersten Spina bifida-Falle tragen). Der 2te Fall von Spina bifida zeigt dagegen, wie niedrig der Gehalt dieser Fl~issigkeiten an Albuminstoffen ist, und die letzterw~ihnte Analyse yon Hydrocephalusfltissigkeit erweist, dass recht reines chronisches Hirnventrikeltranssudat gleichfalls einen Albumingehalt geringer als 1 pr. Mille zeigen kann. Es stimmen diese Analysen mit den besten ~lteren Analysen yon B e r z e l i u s , Marcet , L a s s a i g n e iiberein; die neueren Bestimmungen yon C. Schmid t sind leider nicht vergleiehbar, well durch dieselben nur die Summen tier organischen Stoffe, nicht der Albumingehalt der FlUssigkeiten gegeben wird. Die Quantit~it der Extractivstoffe ist viel bedeutender, als die des Albumin, und S c h m i d t hat daher bei mehreren Analysen das Albumin nur als Spur oder als ganz fehlend bezeichnet. Da nach den analytischen Zusammenstellungen yon C. S c h m i d t und den seitherigen allgemein best~itigenden Er- fahrungen ein bestimmtes Verh~iltniss des Albumin zu Extractiv-

stoffen und Salzen in den Transsudaten besteht in der Wr das~

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ein hoher Albumingehalt neben niedrigerem Salzgehalt und ein hoher Salzgehalt neben geringem Albumingehalt sich zu finden pflegt, kiinnte es auffallen, dass die Quantit~tten der Extractivstoffe und liisliehen Salze nicht sehr hoeh erseheinen neben dem tlusserst geringen Albumingehalte:

Spin. bif. I. Spin. bif. II. Hydroceph. 3. 1 2 ~ 1 2 1

Albumin - - 1,62 2,64 2,46 0,25 0,55 0,70

Liisliche Salze } = 10,27 2,83 2,65 2,30 2,00 1,57 Extractivstoffe 7,52 8,21 7,67 7.20 7,67

Da jedoch die Individuen, yon denen die obigen Fltissigkeiten stammen, Kinder waren, welche bekanntlich sehr w~issriges Blut und somit w~issrige Transsudate haben, so kann die geringe GrSsse des Salz- und Extractivstoffgehaltes nicht wunderbar erscheinen. Was das Verh~iltniss der Kalium- zu den 5Tatriumsalzen in den obigen Fliissigkeiten anlangt, so miichte zu bemerken sein, dass in der 3ten Punctionsfltissigkeit des 2ten H~drocephalusfalles das Kalium zum I'latrium sich verh~ilt wie 5,26: 100.

Hinsiehtlich tier Zuckerox~dationsproben, welche so allgemein bei der Untersuchung der Cerebospinalfliissigkeit ein positives Re- sultat ergeben haben, hat bereits T u r n e r * ) angegeben, dass dutch diese Proben die Anwesenheit yon Zucker nicht erwiesen sei, der- selbe ist abet zuweit gegangen, wenn er behauptet, dass kein Zucker da sei, da die Maumen6 'sche Reaction, auf die er seine Ansicht stiitzt, nicht zu einem derartigen Ausspruche berechtigt. lndem T u r n e r den einen Fehler corrigirt und riigt, dass man durch eine so allgemeine Probe, wie die T r o m m e r ' s c h e Kupfer- reaction, nicht auf die Anwesenheit yon Traubenzucker schliessen dUrfe, verFfillt er in den Fehler, dass er die Abwesenheit des Zuckers behauptet, well die Prtifung der Fltissigkeit mit Wollen- zeug, welches mit Zinnchlorid getrlinkt und getrocknet worden ist, keine Zuckerreaction ergeben habe. Welcher Stoff die Reduction des Kupferox~'dh~drates bewirke, hat er nicht angegeben. ])as sicherste Mittel zur Entscheidung dieser Frage bleibt ohne Frage die G~thrung und diese gab mir ein Resultat, welches gegen die

*) Chem. Gaz. 1851, 314. Liebig~ Kopp Jahresher. 1854. 695.

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Angabe T u r n e r ' s spricht. Die durch die 2te P unction im 2ten obigen Falle yon Spina bifida erhaltene Fltissigkeit gab nach Ent- fernung des Albumin deutliche Reduction des Kupferoxydhydrates beim Erhitzen. Es wurden 200 Ccm. derselben mit dem doppel- ten Volumen Alkohol tibergossen, mit Essigsiture neutra!isirt und kalt einige Zeit stehen gelassen, dann filtrirt, das Filtrat zur Trockne bei m~issiger W~irme im Wasserbade verdunstet. Der R0ckstand mit absolutem Alkohol extrabirt, das filtrirte Alkoholextract ein- geengt, in Wasser gel0st, mit essigsaurem Bleioxyd gefiillt, filtrirt, das Filtrat mit Schwefelwasserstoff yon Blei befreit und dann auf mtiglichst kleines Volumen eingedunstet im Ventzke'schen Polari- sationsapparate untersucht, dann zum Syrup verdunstet, eine Probe mit Aetznatron und schwefelsaurem Kupferoxyd erw~irmt, der ganze tibrige Syrup in Wasser geltist mit etwas ausgewaschener Bierhefe 3 Tage bei mittlerer Temperatur stehen 6elassen, dann filtrirt, zum Syrup verdunstet. Der Syrup wandelte sich in 24 Stunden in einer Krystallmasse urn, die aus ziemlich reinem essigsauren Na- tron bestand und keine bemerkbare Kupferreduction, auch keine L0sung yon Kupferox~dhydrat zeigte, w~ihrend vor der G~ihrung sehr reichliche Reduction des Kupferoxydes in obiger Probe ein- getreten war. Eine Drehung der Polarisationsebene durch die concentrirte Fltissigkeit wurde nieht beobachtet. Weder Alkohol- bildung noch Kohlens~iureentwickelung wurde w[ihrend und nach der G~lhrungsprobe bemerkt. Der K0rper, welcher die Reduction des Kupferoxydhydrats zu Kupferoxydul in der Spinabifidafliissigkeit bewirkt hatte, zeigte nach diesen Untersuchungen und den Proben welche mit Hydroeephalusfltissigkeiten angestellt wurden, folgende Eigenschaften: 1) Er 10ste Kupferoxydhydrat zu einer dunkelblauen L0sung und redueirte dasselbe beim vorsichtigen Erwiirmen auf nahezu 100~ 2) seine L0sung wurde dureh Erhitzen mit Aetz- alkali gebr~iunt; 3) beim Kochen der L0sung mit Wismuthoxyd trat Reduction des Wismuthoxyd ein; 4) bei der G~thrungsprobe verschwand dieser Stoff, ohne dass die G~ihrungsproduete erkannt wurden; 5) Drehung der Polarisationsebene bewirkte dieser K0rper in coneentrirter L0sung nicht. Ausser diesen Eigenschaften, welche dafilr sprechen, da s se s sieh um einen nicht drehenden Zucker

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handle, wtirden noeh folgende Ergebnisse der Untersuchung zu ero wlihnen sein. Der K~rper war 15slich in Wasser, ebenso in abso- lutem Alkohol, wurde wcder durch neutrales noch durcb basisches essigsaures Blei gefdllt, dagegen trat F~illung dieses Stoffes durch basischessigsaures Blei und Ammoniak ein. Der Kiirper krystalli- sirte weder FOr sich allein noch mit Chlornatrium zusammen; das ]etztere krystallisirte aus dem Syrup in Oetai!dern aus. Zu wei- teren Untersuchungen reichte das Material niebt aus. Einen ana- log sich verhaltenden Stoff land ich vor einigen Jahren in der punctirten Ascitesfliissigkeit einer Frau, welche an Krebs des Pe- ritoneum litt und bald nach der 2ten Punction starb. In der er- sten eben entleerten FlUssigkeit, welche Hr. Prof. Nieme~yer in Greifswald mir zur Untersuchung zusehickte, fand sieh keia Kupferox~,dhydrat reducirender Stoff, als dieselbe nach Entferntmg des Albumin untersucht wurde; als die Fllissigkeit einige Tage ge- standen hatte (sie scaled reichliches Fibrin langsamer Gerinnung ab und war sehr albuminreich) gab sie beim Erw~irmen mi! Kupferoxydhydrat deutliche und nicht unbedeutende Reduction. Die Fliissigkeit, welebe durch die zweite Punction entleert wurde, gab sofort nach Entfernung der Mbuminstoffe (dureh Kochen mit einigen Tropfen Essigsiiure und L(isung yon schwefelsaurem Na- tron) etwas Reduction yon Kupferoxydh~-drat helm Erw~irmen, die Quantit~it des reducirten Kupferox~/des war jedoch unbedeutend; wurde aber die ursprtingliche Yliissigkeit mit einigen Tropfen ver- dtinnter $chwefels~iure gekocht, dann die Albuminstoffe unter Zu- satz yon schwefelsaurem Natron abfiltrirt und nun die Fltlssigkeit untersucht, so erschien eine reichliche Reduction yon Kupferoxyd- h~/drat; dutch die F ehl i n g'sche Kupferltisung bestimmt, ergab sich die Quantit~it des reducirten Kupfers nach Kochen mit verdiinnter Schwefelsliure als 5mal so gross als die durch die gleiche Quan- tit~t ursprtinglicher Fliissigkeit bewirkte. Vergeblich versuchte ich die Muttersubstanz dieses reducirenden Stoffes darzustelIen, ich er- hielt nur den reducirenden Stoff selbst im unreinen Zustande und dieser verhielt sich bei der G~ihrungsprobe ebenso wie die aus der Cerebrospinalfliissigkeit erhaltene Substanz.

Was das Vorkommen dieser Substanz in dem Cerebrospinal-

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fluidum anlangt, so zcigen die obigen Untersuchungsresultate, dass sie nicht in jeder Hydrocephalus und Spinabifidafliissigkeit an- getroffcn wird. Interessant ist in dieser Beziehung besonders der 2te obige Fall yon Spina bifida, well hier die erste Punction bei im Uebrigen guter Gesundheit des Kindes eine FlUssigkeit lieferte, welche kein Kupfcroxyd reducirte, w~ihrend die zwcite Punction eine im Ansehen und quantitativen Verhliltnissen fast gleiche, aber deutlich Kupferoxyd rcducirende FlUssigkeit gab.

Die bei Sectionen aus den Hirnventrikeln entnommene Fliissig- keit enth[ilt sehr selten diesen leicht oxydirbaren Stoff. Hr. Prof. Vi rehow hat zahlreiche Untersuchungen derartiger Fltissigkeiten angestcllt, ohne jemals Zucker zu finden, und mir mehrere zur Un- tersuchung ilbergeben. Ich babe im Ganzen nut in 2 F~illen jene Kupferreaction erhalten, der erste betraf einen Fall yon Meningeal- tuberculose, bier zeigte sieh sehr reichliche Reduction yon Kupfer- oxydhydrat, den zwciten Fall liefertc ein an Pneumonie gestorbener und sehr frUh (8 Stunden nach dem Tode) sccirter Geisteskranker. Jedenfalls llbt die Fiiulniss einen zerstiirenden Einfluss auf den obigeu Stoff aus (wic dies aueh T u r n e r schon angiebt); Cerebro- spinalflUssigkeiten, welche rcichliche Kupferreduction zeigen, geben nach mchrtligigem Stehen diese Reduction nieht mchr. Es ist da- her wahrscheinlich, dass die Seltenheit des Vorkommens der Sub- stanz in den bei Sectionen erhaltenen Cerebrospinalfliissigkeiten dureh diesen Einfluss der Fliulniss wesenflieh bedingt ist. Jeden- falls ergeben die erwlihnten Fitlle, dass der Kupferoxyd reducirende Stoff nicht in der Weise mit der zuckerbildenden Function der Le- her im Zusammenhange stehen kann, wie dies hinsichtlich dieser Eigenschaft beim Blute der Fall ist. Es sprechen gegen eine der- artige Abh[ingigkeit die Flilssigkeit der ersten Punction des zweiten obigen Falles yon Spina bifida und die Fltissigkeitcn, welche aus den Hirnventrikeln bei der Section entnommen Kupferoxyd redu- eirten, und welehe gerade yon lndividuen stammten, die an fieber- haften Krankheiten gcstorben waren.

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