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[Aus den pharmakologischen Instituten der Universit~ten Breslau u. Jena.] Ueber die chronische Sulfitvergif~ung. Von Prof. H. Kionka und Dr. L. ]~bstein in Jena. tu Breslau. (H|erzu Tar. VII.} Bereits vor 6 Jahren hat der Eine yon uns in dieser Zeitschrift t Untersuchungen mitgetheilt fiber die Giftwirkungen der schwefligen 8~ure und ihrer Sahe und daraus die Unz~ssigkeit derselben zur Conservirung yon Nahrungsmitteln abgeleitet. Namentlich wandte er sich gegen den Brauch, dem Fleische, besonders dem Hackfleische sogenannte Pr~serve- salze zuzusetzen, welche s~mmtlich aus mehr oder weniger (mit Natrium- sulfat) verunreinigtem schwefligsauren Natron bestehen, zuweilen mit einem Zusatz yon Kochsalz. Diese Pr~iservesalze werden yon den Fabriken an die Fleischer in Packungen zu 1 kg abgegeben, welche aussen einen • I druck betreffend die Verwendung besitzen. Es wird darin emPfohlen ~ das Salz in einer Menge yon 1 bezw. 2 g auf 1 ~ Fleisch zuzusetzen. In dieser Weise verwandt soll es der Gesundheit nicht naohtheflig werden. Gegen diese Angabe wandte sich die oben erw~hnte Abhandhng, und auf Grund yon mehreren Versuchen an Hunden kam Yeffasser zu dem Schlusse, dass das Pr~servesalz auch in den zur Behanalung des Fleisches behufs Conservirung angegebenen '~iengen eine ausgepr~gte Giftwirkung besitze, und dass, da der Mensch sich wahrscheinlich den schwefligsauren Salzen gegenfiber nicht anders verhalten dfirfte als der Hund, die An~ wendung der schwefligsauren Salze zur Fleischconservirung unstatthaft s~L I H. Kionka, Ueber die Gif~wirkung der schwefiigen S~ure u~d ihrer Salza und deren Zul~ssigkeit in Nahrungsmitteln. Diese Zeitzc~rift. 1896. Bd. :~XYI~ S. 359.

Ueber die chronische Sulfitvergiftung

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[Aus den pharmakologischen Instituten der Universit~ten Breslau u. Jena.]

Ueber die chronische Sulfitvergif~ung.

Von

Prof. H. K i o n k a und Dr. L. ] ~ b s t e i n in Jena. tu Breslau.

(H|erzu Tar. VII.}

Bereits vor 6 Jahren hat der Eine yon uns in dieser Zeitschrift t Untersuchungen mitgetheilt fiber die Giftwirkungen der schwefligen 8~ure und ihrer Sahe und daraus die Unz~ssigkeit derselben zur Conservirung yon Nahrungsmitteln abgeleitet. Namentlich wandte er sich gegen den Brauch, dem Fleische, besonders dem Hackfleische sogenannte Pr~serve- salze zuzusetzen, welche s~mmtlich aus mehr oder weniger (mit Natrium- sulfat) verunreinigtem schwefligsauren Natron bestehen, zuweilen mit einem Zusatz yon Kochsalz. Diese Pr~iservesalze werden yon den Fabriken an die Fleischer in Packungen zu 1 kg abgegeben, welche aussen einen • I druck betreffend die Verwendung besitzen. Es wird darin emPfohlen ~ das Salz in einer Menge yon 1 bezw. 2 g auf 1 ~ Fleisch zuzusetzen. In dieser Weise verwandt soll es der Gesundheit nicht naohtheflig werden.

Gegen diese Angabe wandte sich die oben erw~hnte Abhandhng, und auf Grund yon mehreren Versuchen an Hunden kam Yeffasser zu dem Schlusse, dass das Pr~servesalz auch in den zur Behanalung des Fleisches behufs Conservirung angegebenen '~iengen eine ausgepr~gte Giftwirkung besitze, und dass, da der Mensch sich wahrscheinlich den schwefligsauren Salzen gegenfiber nicht anders verhalten dfirfte als der Hund, die An~ wendung der schwefligsauren Salze zur Fleischconservirung unstatthaft s~L

I H. K i o n k a , Ueber die Gif~wirkung der schwefiigen S~ure u~d ihrer Salza und deren Zul~ssigkeit in Nahrungsmit teln. Diese Zeitzc~rift. 1896. Bd. :~XYI~ S. 359.

124 H. KIONKA UND L. EBSTF_J:N:

Diesen Standpunkt nahm auch das Kaiserhche Gesundheitsamt ein, welches in einer fin October 1898 verSffentlichten Denkschrift 1 sich wie folgt ausdrfickt: ,Der regelmfissige Genuss yon Hackfleisch, welches mit schweltigsauren Salzen versetzt ist, vermag die menschliche Gesundheit, namentlich yon kr~nklichen und sehw~chlichen Personen zu seh~digen." Es wird daher vor der Verwendung dieses Conservirungsmittels gewarnt.

In Folge dessen wurden an versehiedenen Orten Verbote gegen die Ver- wendung der Pr~servesalze erlassem Es erfolgten verschiedenthoh auch Verurtheflungen yon Fleischern, welche trotzdem schwefligsaures Salz dem Fleische zugesetzt hatten, wegen Vergehens gegen das Nahrun~mittelgesetz, und die Frage naoh der Sch~dlichkeit der schwefligsauren Salze wurde besonders in der Fleischerpresse vielfach erSrtert.

Im Laufe des letzten Jahres erschienen mehrere VerSffenthchungen ~, welche auf Grund neuer ebenfalls an Hunden angestellter Versuche die vSlhge Unsch~dlichkeit des schwefligsauren Natrons behaupteten und die gegentheiligen Befunde der friiheren Untersuchungen als unrichtig hin- stellten.

Diese Angriffe warenes vornehmhch, welche uns bewogen, noch- reals an eine sorgf~ltige experfinentelle Priifung dieser Frage heran- zugehen. Ueber die Resultate unserer neuen Untersuchungen hat der Eine yon uns bereits kurz in einer vorl~ufigen Mittheilung 3 berichtet. Er hat auch Gelegenheit genommen, (lie gegea ihn gerichteten • zurfiokzuweisen ~ und hat die Unzuliinghchkeit der anderweitigen Unter- suchungen und die Haltlosigkeit ihrer den unserigea entgegengesetzten • kiargelegt.

Diese beiden kfirzhch ersehienenen Mittheilungen haben inzwischen zu- gteich mit frfiheren Untersuehungen als @rundlage gedient ffir die tech- nische Begrfindung 5 zu dem am 18. Februar 1902 verSffentlichten Bundes-

1)enksc]~rif~ i~er daz _Fii~'ben der BT"urst ~owie de~ .~avIc- u. Seha3e)qe~e]~e~. Berlin, October 1898.

2 L e b b i n , Eine Beweisfiihrung • r die Unhaltbarkeit der Denkschrift des Kaiserl. Gesundheitsamtes. Deut, ehe tVu~'stfabrika~tenzeltung. Beilage tier Allgem. Fleischerzeitung. 28. Februar 1901. - - D e r s e l b e , JDie Co~ervirung und _~drbung yon _~leizehwaare~. Mit einem Vorwort yon Dr. reed. O s c a r L i e b r e i c h . (Broschiire.) Berlin 1901. ~ L e b b i n und K a l l m a n n , Ueber die Zuliissigkei~ schwefligsaurer Salze in Nahrungsmit te ln . Zei~e]~rift fi~r ~ffe~tl. Che~ie. 1901. S..q24. - - O. L i e b - r e i c h , Ueber das schwefligsaure Natron als Conservemittel des Hackfleisehes. Aerztl. 8aehverstSnd~enzei~ung. 1901. l~r. 24.

H. K i o n k a , Die Giftwirkungen des als ,,Prllservesalz" zur Fleischconservirung verwandten schwefligsauren Natrons. JDe~e]~e reed. Broe~nsehrift. 1902. Nr. 6.

D er s e l b e, Die Unzul~ssigkeit des schwefiigsauren Natrons (Pr~ervesalz) zur Fleischconservirung. Ae~ztl. ~avhver~th'~digenzeitung. 1902. Nr. 4.

~eleh~anzeiger. 24. Februar 1902. Erste Beilage.

IL~BER DIE CHI~ONISCSSE SULFIT~;rERGIFTU'NG. 125

rathsbeschlusse 1 fiber gesundheitssch~dhehe und t~uschende Zus~tze zu Fleisch und dessen Zubereitungen gem~iss w 21 des Fleischbesohaugesetzes.

Wir halten es daher ffir unsere Pfiicht, unsere Untersuchungen aus- frihrhch mit Wiedergabe der Protokolle zu ver5ffenthchen und whhlen hierzu gerade diese Zeitschrift, weft in ihr auch die ersten grundlegenden experimentellen Untersuchungen fiber diesen Gegenstand niedergelegt worden sind.

Unsere Untersuchungen waren nur auf die Entscheidung der Frage gerichtet: Ist der fortgesetzte Genuss yon Hackfleisch, welches mit der im Fleischereibetriebe fiblichen Menge schwefligsauren Natrons versetzt ist, geeignet, die Gesundheit zu sch~digen?

Zu den u welche im pharmakologischen Institut der Uni- versit~t Breslau vorgenommen wurden, dienteu 6 Hunde.

Die Arbeit wurde zwischen uns in der Weise getheflt, dass der Eine (Kionka) die Anordnung der Versuche traf, die Ffitterungen ~iberwachte und die Hunde w~hrend der Yersuchszeit beobachtete. Die Obductionen wurden gemeinszhafthch ausgeffihrt. Der Andere (Ebstein) nahm als- dann die mikroskopische Untersuchung tier Organe vor.

Die Anordnung tier Versuche war folgende: Die anscheinend ge- sunden gunde wurden in luftigen, ger~umigen K~figen gehalten (konnten sich bei guter Witterung auch im Freien aufhalten), t~glich genau auf ihren Gesundheitszustand beobachtet und 5fters gewogen. Von der u nahme genauerer Untersuchungen, namentlich auch solcher des ttarns und der Excremente, welche ein Einsperren der Hunde in enge Stoffwechsel- khfige nSthig gemacht h~tte, wurde Abstand genommen, da wit den Thieren w~hrend des ganzen Versuches mSghchst grinstige Lebensbedingungen er- halten wollten.

Als Nahrung erhielten die Thiere nach ein paar Tagen vorg~ngiger Beobachtung dutch 64 bis 67 Tage t~glich zur selben Stunde eine s wogene Fleischration mit einem gleichfal]s genau abgewogenen Zusatz yon Natriumsulfit bezw. Pr~servesalz. Zunhchst wurde mit kleineren Fleisch- rationen begonnen, und erst allm~hlich gingen wit mit den Tagesquanten steigend zu grSsseren Fleischmengen fiber, welche indesseu stets auf einer m~issigen HShe gehalten wurden. Das verffitterte Fleisch war R in d fl e is c h. Dasselbe wurde in ganzen Stricken yon einem uns persSnhch als zuver- l~ssig bekannten Fleischer bezogen, welcher die schriftliche Erkl~rung ab. gab, dass das gelieferte Fleisch stets vSlhg frisch und ohne jeden Zusa~z eines Conservirungsmittels sei. Beim Eintreffen im Institut wurde das Fleisch besichtigt und auf seine Genussf~higkeit geprfift. Alsdann wurde

1 Re ic~8-Gese t zb la tA S. 48.

126 K. K~om~ ~ L. EBST~IN:

es sofort yon Sehnen und Fett befreit, in tier Haokmaschine zerkleinert und yon dem so hergestellten Hacldteisch fttr jeden Hund die bestimmte Tagesmenge abgewogen. Jeder einzelnen Ration wurde alsdann die be- treffende Menge yon Natriumsulfit bezw. Pr~servesalz zugemisoht. - - Ausser dieser Fleischration erhielten die Hunde nooh Abends (in gleicher Weise wie die zu anderen Versuchen dienenden Hunde) einen aus Kohle- hydraten (Bred, Mehl, Kartoffeln) und Fett bezw. Knochenbrfihe herge- stellten Brei. Hiervon konnten sie beliebige Mengen fressen.

In Bezug auf die Sulfitdarreichung warden die Hunde in zwei Gruppen getheilt. Drei der Thiere erhielten ein yon E. ]Eerok in Darm- stadt bezogenes N a t r i u m s u l f u r o s u m p u r u m c r y s t a l l i s a t u m pro analysi , also ein chemiseh mSglJchst reines Pr~parat. - - Die 3 anderen Hunde bekamen als Zusatz zum Fleisch ein veto H~ndler bezogenes Pr~- servesah. Es warden 3 Packete ~ 1 kg gekauft, deren Inhatt gleichm~ssig und rein ersehien. Alle 3 k~ warden alsdann vermischt; die M.ischung diente zur Ffitterung.

Sowohl yon diesem Mischpr~parat sowie yon dem yon Merck be- zogenen Salze warden in liebenswiirdigster Weise yon Herrn Professor Dr. B e r n h a r d Fischer , dem Director des st~dtisehen chemischen Unter- suchungsamtes in Breslau chemische • angestellt. Es ergab sich bei dem Merck'schen Pr~parat ein Gehalt yon 22.60 Procent SOs, bei dem andereu Sahe ein soleher yon 25.39 Procent. Beide Pr~parate er- wiesen sioh ferner als frei yon Arsen und ]Eetallen, die yon Schwefelwasserstoff oder durch Schwefelammon gef~llt werden. - - Die beiden Salze waren demnach im Grossen und Ganzen in ihrer Zusammensetzung einander gleich. Das Pr~servesalz enthielt, wie eine sparer vorgenommene Analyse 1 ergab, etwas mehr Natriumsulfat, welches in dem Pr~parate yon Merck nut in geringer Menge vorhanden war. Dafttr hatte es durch Verwitterung ein wenig an Wasser eingebfisst.

In der einen Versuchsreihe ert~elten die Hunde Fleiseh, welchem wie in den oben citirten frfiheren Versuchen and gem~ss der frfiher auf

1 Die Zahlen der Analyse l au te ten :

L P r i i s e r v e s a l z is t z u s a m m e n g e s e t z t aus:

Na~riumsulf i t Na~SO S . . . . 35-03 Procent Nat r iumsu l f a t Na~SO 4 . . . . 20-48 ,,

Wasser . . . . . . . . . . 43 .33 ,,

�9 98 .84 Procen~

I L l ~ a t r i u m s u l f u r o s u m p u r u m ( M e r c k ) i s t zusammengese t z t aus:

5Ta~riumsulfit l~a~SOs . . . . 38.23 Procent

Natr iumsulfa~ Na2SO 4 . . . . 11. "/5 ,,

Wasser . . . . . . . . . . 49 .68 ,,

99.96 Procen~

~BSF_~ DIE CHRONISCHE SUIJFITVERGIFTUI~'G. 127

den Pr~servesalzpacketen gegebenen Anweisung 0.2 Proeent Natriumsulfit (Merck) zugesetzt war. Da abet inzwisehen die yon dem Fabrikaaten als Zusatz empfohlene Pr~servesalzmenge auf die H~lfte verringert worden ~st, so erhielten die 3 Hunde in der zweiten Versuchsreihe Fleisch mit nur 0.1 Procent Pr~servesahzusatz. W~ihread der ersten Tage bekamen die Hunde - - wie oben schon bemerkt in allm~hlich steigender h [ e n g e - nur Fleisoh ohne Sulfitzusatz. Die Ftitterung yon Fleisoh mit Sah dauerte bei den einzelnen Thieren 64 bis 67 Tage. Hierauf folgten 2 Tage ge- mischter Kost~ und dann wUrden die Thiere dutch Verbluten getSdtet.

Da nach den Erfahrungen tier frfiheren Untersuehungen 1 zu erwarten stand, dass die Thiere intravitale Gef~ssverlegungen aufweisen wfirden, so wurde bei 2 Thieren (yon jeder Versuchsreihe 1 Hund) die ~ sehr atl- m~hlieh ausgefiihrte - - Verblutung mit der im Breslauer pharmakologischen Institut eingeffihrten Methode der intravitalen Durohspfilung mit 0.75 Proc. KoohsalzlSsung eombinirt. Auf diese Weise hoben sich dana in der Leiche an den im Uebrigen vSllig an~miseh erscheinenden Organen alle di~ Stellen in ihrer ursprfinglichen Farbe ab, welohe dutch eine intra vitam bestehende Gef~ssverlegung yon der Koohsahausspfilung unberiihrt ge- blieben waren.

Die in dieser Weise angestellten Untersuehungen ergaben folgende Be funde :

Die Thiere zeigten w~hrend der ganzea Zeit tier Ffitterung ein voll- kommen normales Verhalten. Der Appetit war stets gut, die Stuhl- entleerungen erfolgten regelm~issig, tier Koth war stets yon normaler Con- sistenz. Das KSrpergewicht nahm bei allen Hunden in der ersten Zeit der Fleischfiitterung etwas zu, dann hielt es sieh ungef~hr auf gleicher HShe.

Nut zwei Hunde zeigten w~hrend des Versuches etwas Besonderes. Mit Rticksicht auf die frfiher sehon gefundeae Blutgfftwirkung der Sulfite und in Anlehnung an einige in der Litteratur niedergelegte anderweitig gemaehte Angaben ~, dass Sulfite Abort bezw. Frfibgeburt und Nach- blatungen erzeugen, wurden auch zwei tr~chtige Hfindinnen zu den Versuchen herangezogen. Die eine abortirte (am 28. und am 30. Tage der Ffitterung je ein todtes ffunges), die andere waft zu frfih ein fast ausgetragenes todtes und drei lebenssohwache Junge, yon denen zwei bald nach der Geburt starben, und das dritte, trotzdem es einer gesunden

1 Vgl. Kionka. ~iese Z~i~ehrift. Bd. XXII. S. 384. Gesetz yon Kaiser Maximilian, gegeben 1497 beim Reichstagsabschied in

Freiburg i/B., ci~il~ bei Kionka , dlese Z~i~ehrlft. Bd. X~17. S. 393. Be rna t z ik und Braun , Ueber die Anwendung der schwefligsauren Salze and

der schwefligen S~ure be i den Erkrankungen der WSchnerlnnen. W i ~ medidn. ~roehe~ehrift. 1869. Jahrg. XIX.

128 H. Kio~x.A. u ~ L. EBS~EU~:

s~ugenden Hiindin angelegt wurde, doch nach 14 Tagen einging. Beide HCmdinnen batten bei dem Fehlwuffe mehrere Tage andauernde Blutungen.

Wenn so intra v i t a m - abgesehen yon den zuletzt erw~hnten beiden Thieren - - an den Hunden nichts Pathologisches zu beobachten war, so> zeigten naeh der TSdtung die 0rgane s~tmmtl icher Versuchsthiere schwere u mannigfaohster Art. Es handelte sich vor~'egend um Blumngen, sodann um entzfindliche bezw. degenerative Processe und n bei den beiden ,ausgespfilten" Thieren wahrnehmbar ~ um intra- vitale Gef~ssverlegungen; zum Theil waxen die geschilderten Yer~nderungen schon makroskopisch zu sehen. Eine genaue mikroskopisohe Untersuohung, welche an frischen Gefrierschnitten sowie an verschieden behandelten Dauerpr~paraten vorgenommen wurde, best~tigte die malcroskopischen Be- funde bezw. erweiterte sie.

Die Einzelheiten in der Versuchsanordnung sowie die bei den ein- zelnen Thieren erhobenen Befunde mSgen ausf0_hrlich dutch die folgenden P ro t ok ell e wiedergegeben werden:

V e r s u e h s r e i h e A.

2 ~ Natrium sulfurosum purissimum (Merck): 1000 g~m Fleisch.

V e r s u e h I.

Hiindin HI. Anscheinend normales Thief. Den 9. HI. bis l l .HI , gemisehte Kost. Den 12.HI. K.-G.I: 4300 gT~. - -250gr in Fleiseh; die folgenden Tage

gleiche Kost. Den 14. HI. K.-G.: 5200 ~rm. __ 250 ~m Fleiseh + 0- 5 g~ ~atr. sulfuros.;

w e l t e r desgl. Den 18. HI. K.-G.: 5000 g~m. - - 375 ~m Fleiseh + 0.75 ~rm lgatr, sulfuros.

Dieselbe Fleisch- und Sulfitration bis zum 19.Y. (Schluss der Fleisehffitterung). Den 21.HL K.-G.: 5500 s~m Den 28. IV. K.-G.: 5600 grin

,, 24.III. . 5200 , , , , 2. V. ,, 5500 ,, , 28. III. ,, 5000 , 77 7. Y. , 5500 ,, ,, 1. IV. ,, 5500 ,7 ,7 15. V. ,7 6000 ,, , 10.IV. , 5500 , ,, 19.V. , 5900 7, ,7 15.IV. ,, 5400 , , ,7 20.u gemischteKost ohne 7, 19.IV. ,, 5400 77 lqatr, sulfuros. ,, 26. IV. ,, 5600 ,, . 21. Y. K.-G.: 5700 ~-m.

Das Thier wird durch Ausspiilung ge~d~e~. Der Hund erhielt w~hrend 69 Tagen imGanzen 25-125 kg Fleisch~

w~hrend 67 Tagen ausserdem 48.05 ~m l~atrium sulfuros. (entha]ten in 20,625 k~ Fleiseh).

W~hrend des ganzen Versuches zeigte der Hund keinerlei l~ankheits- erseheinungen.

K.-G. = K5rpergewicht.

I~BER DIE CHROI~IISCH~E ~ULFIT~TERGIFTUI%G. 129

Dio intravitale Ausspfilung mit 0 .75 Prooen~ Kochsalzl~sung, w~hrend welcher der Hund starb, wurde sehr langsam ausgeffihrt; sie dauerte 45 l~inuten. Yerblutungskr~mpfo waren nur angedeutet.

Die Obduc t ion wurdo sofort vorgenommen. Befund: 8~mmtliGho Organe sind aniimisch. An beiden gebl~hten L u n g e n disseminirte hollrosarothe runde, das

Niveau night iiberragende Fleeke yon Hanfkorn- bis LinsenkorngrSsse. Hin und wieder sind die Flecken gruppirt, besonders an den unteren Lungen- r~ndern. In der ~2i~te jodes Fleckes ein kleines stiehF6rmiges, dunkteres Pfinktchen.

t t e r z : HShlen nicht erweiter~, Klappen zart, night verdickt. Das Myocard frei yon Verfettungen, yon ro~her, normaler Farbe. Im linken Yentrikel zeigt das Endocard unterhalb des Mitralringes eino endoearditisGhe, gotriibte, night spiegelnde Fl~che, doren Grund eine Reiho kleiner, punk~- fSrmiger Blutungen trigS; keine Thromben. Das Endocard des rechten Ventrikols spiegelnd, anscheinend ganz normal.

L e b e r yon auffallend citronengelbem Timbre, keine makroskopischen H~morrhagieen, keine deutliche acinSse Zeichnung. - - Ga l l enb l a se : Auf- fallend dicke Wand und anscheinend hypertrophisGhe, stark injicir~e Schleimhaut.

Magen: Am Pylorus kleine stichfSrmige, ~Itere (brauno) und neuere Blutungon.

Darm: Ohne Besonderheit. Mil z: Ohne Besonderheit. ~Yieren: In tier Randzono auf dunkelbraunem Grunde parallele, weiss-

gelbliche, pallisadenfSrmige Strichelung. ]Karkkegel frei. Koine makro- skopischen H~morrhagieen.

Mik.roskopisohe U n t e r s u c h u n g .

Stiickchen yon Lebor und Nie re werden sofort mit einem Gefrier- mikrotom gesGhnitten. Ein Theft der Sohnitte wird frisch, ein Theft mit Osmiums~ure behandelt und nach 24 Stunden untersucht.

Die frischen~ u n g e f ~ r b t e n Schnitte zeigten Folgendes: Lebe r : Die Zellon gequollen und erffillt yon kleinsten und kleinen

FetttrSpfchen; vereinzelt, meist zwischen den Acinis Blutpunkte. Niere: In den Tubulis contortis gequollene Epithelien mi~ undeut-

lichen Kernen. Auch hier die oben geschilderten Blu~punkte, aber sp~rlicher. Osmiumpr~pa ra t e : Leber : In den im Allgemoinen triib geschwollenen Leberzellen zahl-

lose kleinste, gesehw~rzte Fetttr5pfchen. N ie r e: Allgemeine trtibe Schwellung des Parenehyms; an einigen Stellen

in den Epithelien der Tubuli contorti deufliche schwarzo FetttrSpfchen.

D a u e r p r ~ p a r a t e .

"Stfickchen yon der Lunge, dem Herzmuskel, der Milz~ der Niere, der.: Lebor und die Gallenblase werdon in 10 Proc. Formol und in Alkohol yon auf- steigendor Concentration (96 Procent und absolutem Alkohol) geh~rtet, l~ach Durehgang durGh Alkohol~ther Einbettung in Celloidin. MSkrotomschnit~e s~mmtlicher Organo werden mit H~matoxylin-Gage und van Gieson-LSsung gef~rbt.

Zeitschr. fi Hygiene. XLL 9

130 H. K . ~ o ~ u ~ L. EBSTEIN:

Befund. Lunge: Unterhalb der Pleura zum Hilus hin an Diehte und Zahl ab-

nehmend sind zahlreiehe Alveolen mi~ frisehen Blutergiissen ausgefiillt. Die h~morrhagiseh infiltrirten Alveolen sind gleiehsam gebl~ht im Yergleich zu dem engmasehigen 1%tzkern der benaehbarten lufthaltigen Alveoli. Die Bronehien sind frei, die GeF~sse blutleer. Die Pleura 12her den h~morrha- ~sch infareirten randst~ndigen Alveolen zeigt keinerlei Reizung.

H e r zmu sk e 1: Das Myoeard zeigt aussehliesslieh unterhalb des Endocards eine Reihe ziemlich ausgedehnter friseher Blutungen, die am m~chtigsten unter dem Endocard selbs~ sich allm~hlieh nach dem Innern des Myoeards verlieren. Die Blutergiisse sind bald striehfSrmig, bald bilden sie rundiiehe oder liingliehe Fleeken, die die Muskelfasern ~on einander dr~ngen und nich~ selten durch zarte, den Muskelfasern parallel verlaufende Yerbindungslinien mit einander eommunieiren. Das Endoeard oberhalb der Blutungen zeig~ nich%s Abnormes.

Die Herzmuskelfasern selbs~ sind iiberall kernhaltig, zeigen nirgends triibe Schwellung oder irgend welehe Degeneration.

Milz: Ohne Besonderheit.

Nier.e: Im I~ierenquersehnit~ f~llt zun~ehs~ ein ganz besonderer Kern- reiehthum der @egend in und um die Glomeruli auf. Die Grenzen der Glomeruli gegen das umgebende Gewebe verwasehen dutch Kleinzellen- anh~ufung; im Gegensatz zu den meis~en Glomerulis ist an manehen Stellen der Gef~sskn~uel yon der Kapsel abgedr~ngt dutch ein nicht selten h~imor- rhagisches, intracapsul~res Exsudat. Die Tubuli eon%orti enthalten hie und da Querschnitte yon eylindriseh formirtem Blur, seltener hyalinen Cylindern. Das Epithel der Tubuli ist an vielen Stellen kernlos, gequollen. Die Tubuli reeti zeigen zahlreiehe Blu~eylinder.

L e b e r : Die Leber zeigt eine allgemeine Erweiterung der Galleng~nge. In den Leberzellen selbs~ sieht man dunkelgriine Galleneoneremente, die den hell~iolet~ gef~rbten Grundton des Gewebes stellenweise gelbg~iinlieh-biliSs verF~rben. Die Leberzellen selbs~ enthalten in grosset Zahl eine oder mehrere runde, seharf begrenzte Fettr~aeuolen.

Die @ a l l e n b l a s e zeigt neben au~allend grossen Lymphfollikeln eine entziindliehe Infiltration der Subserosa und des iiberziehenden Peritoneums. Auf der Aussenfl~che-der Gallenblase liegt eine fibrinSs kleinzellige ent- ziindiiehe Auflagerung, w~hrend die Subserosa eine auffallend starke Gef'~ss- fiillung und striehF6rmige, kleinzellige Infiltration aufweis%.

u II.

Pudelhiindin I I - - tr~ehtig. Den 9.III . bis l l . H I gemisehte Kos~. Den 12. HI.. K.-G. 6200 s~n. __ 250 ~rm Fleiseh; desgl, am n~ehsten Tage.

~, 14. III . ,, 5900 ,, - - 250 gr~ Fleisch -t- 0- 5 ~ Natr. sulfuros.; welter desgleiehen.

Den 18. HI. K.-G. 6100 sin. Den 19.HI. 375gnn Fleiseh % 0.75 g~n l~atri sulfuros. Dieselbe Fleiseh-

und Sulfitration bis zum 9. IV.

~B]~R DIE C]tRONISCHE SUL~IT~ERGIFTUNG. 131

Den 21.111. K.-G. 6400 ~rm. ,, 2 5 . n i . ,, 6 4 0 0 ,,

,, 2 8 . I I I . ,, 6 4 0 0 , ,

,, 1. IV. ,, 6900 ,, 9. IV.: Das Thier sieht matt aus, frisst schlecht, Blutungen aus

den Genitalien. Den 10.IV. Abort: 1 Junges; spiirliche Blutungen. - - Nahrung ver-

weigert. Den 11. IV. Blutungen. Nahrung verweigerk Den 12.IV. Abort: 1 ffunges. ~ahrung verweigert. Den 13. IV. nur noch sp~rliche Blutungen; frisst wieder: 375 ~rm Fleisch

+ 0 .75 grin Natr. sulfuros. Dieselbe Fleisch- und Sulfitration bis zum 19. Y. (Ende der Fleischffitterung).

Den 15. IV. K.-G. 5700 grin. ,, 19. IV. ,, 5400 ,, ,, 27. IV. ,, 5600 ,, ,, 2. V. , 5800 ,, ,, 7.V. ,, 6000 ,, ,, 15 .u ,, 6400 ,,. ,, 19. V. ,, 6200 , ,, 20 .u und 21.u gemischte Kost ohne Natr. sulfuros. ,, 22. V. K.-G. 6000 ~ . - - Das Thier wird durch Yerbluten get~idtet.

Der Hund erhielt w~hrend 66 Tagen im Ganzen 23 .875 k* Yleisch, wghrend 64 Tagen ausserdem 44"275 g~ Natr. sulfuros. (enthalten in 23. 375 kg Fleisch).

• dem geschilderten Abor~ mit Blutungen zeigte der Hund wiihrend der Versuchszeit keinerlei Krankheitserscheinungen.

Das Verbluten geschah dutch Oeffnen der Carotiden. Kaum nennens- werthe u

Die O b d u c t i o n wurde sofort vorgenommen. B e f u n d :

L u n g e n auch gebliiht, nirgends Hiimorrhagieen oder Einziehungen. H e r z : Intacte Klappen und ein gesundes Myocard. - - Der linke Ven-

trikel zeigt wandst~ndig unter dem Endocard, das selbst fiberall spiegelt und eine leicht graue Fgrbung aufweist, mehrere ziemlich frische B l u t u n g e n . - RechterVentrikel ohne Besonderheit. ~ A o r t a , P u l m o n a l i s und G e f ~ s s - s t ~ m m e zeigen iiberall intacte spiegelnde Intima.

L e b e r : Besitzt namentlich an den R~ndern einen deutlich blutigen Farbenton, der sich nicht abwischen l~sst und der bei Lupenbetrachtung folgendes Bild bietet: Die Acini sind blutig umr~indert, im CentTum der- selben sieht man je einen blutrothen P u n k t . - Keine makroskopischen Verfettungen. ~ G al l e n bl a s e ohne Besonderheit.

M a g e n : Am Pylorus sehr vereinzelte kleine, stichfSrmige, ~Itere (tabak- braune) Blutungen.

D a r m : An der u Bauhini finder sick an dem aufgeworfenen Rande eine kleine Blutung.

Mi lz : Ohne Besonderheit. N i e r e n : bieten schon ~usserlich das Bild grosser, bunter Nieren (wie

in Versuch 1): gelbe, rSthliche Bezirke, mlregelm~ssig mi~ einander ab- 9*

132 H. KmNxA ~ L. EBSTEm:

weehselnd. Auf dem Quersetmitt weissgelbliehe, pallisadenf'6rmige Strichelung in der Randzone, ~ in der Grenzsehieht, die im Mlgemeinen verbreitert ist, deutliche Verfettungen (rosa T o n ) , - - in den Markkegeln leieht rSth- liche Verf~rbungen.

B la se and G e n i ~ a l i e n ohne Besonderheiten; keine Bluttmgen.

~ i k r o s k o p i s e h e U n t e r s u o h u n g .

Stiicke yon der Leber, der Milz und dem ~Iyocard warden in ] 0 procent. Formol und in Alkohol yon aufsteigender Concentration geh~irtet und in Celloidin eingebettet. Mikrotomsehnitte gef~rbt mit H~natoxylin-Delafield und van Gieson.

Be fund. L e b e r : Die Leber zeigt in der Umgebung der Venae centrales fast in

jedem Aeinus kleine stippehenfSrmige Blutaustri~e. Die Lebergef~sse zeigen normalen Blutgehalt, die Leberzellen selbst keinerlei Besonderheiten.

Milz : Ohne Besonderheit. ] ~ y o e a r d : Der dutch die ganze Dieke der Herzwand geffihrte Schnitt

zeigt zahlreiehe subendocardiale und yon dem Endocard ziemlieh weir ins tterzmuskelfleiseh sieh erstreckende Blutaustritte. Unterhalb des Endocards bilden dieselben eine ziemlieh breite, h~morrhagische subendocardiale Sehieht, yon der aus sich die H~imorrhagieen trabekelarfig pericardialw~rts fortsetzen, um sich allm~ihlieh in feine strichfiirmige Enden za verlieren. Die senk- recht zum Verlauf der Herzmuskelform gestell~en Blutungen h~ngen dureh h~morrhagische, den Herzmuskelfasern parallel ~ laufende Streifen zusammen. Die Herzmuskelfasern selbst sind normal (Taf. VII, Fig. 1).

V e r s u c h I lL

Hiindin I. - - Anscheinend normales Thief. Den 9. I IL bis 11. H I . gemisehte Kost. Den ] 2. III . K.-G. 8300 g~m. __ 250 ~rm Fleisch; desgl, am n~chsten Tage.

14. HI. 7300 ,, - - 375 ~ Yleiseh -b 0- 75 ~rm Natr. sulfuros.; weiter desgleichen.

Den: 18 . I IL K.-G. 8000~rm. Den 19. III . 500 ~rm Fleisch + 1 .0 grin Natr. sulfuros. Dieselbe Fleisch-

und Sulfitrration bis zum 19.u (Ende der Fleischffittertmg). Den 21.111. K.-G. 8100 grin.

, 25. I lL ,, 28. HI. ,, I . IV. ,, 10. IV.

,, 15. I-V. , 19. IV. ,, 26. IV. , 27. IV. . 2. V. , 7 . u ,., 15. V. ,, 19. Y.

,, 8000 ,, ,, 7800 ,, , 8500 ,, ,, 8 5 0 0 ,, ,, 8500 ,, ,, 8400 ,, ,, 8600 ,, ,, 8600 , ,

,, 8600 , ,

, , 8400 . , , 8600 , ,

~, 8300 .

I~BEI~ DIE C]EI~0NISCIIE SULFITVERGI'FTb~G. 133

Den 20.u und 21.V. gemischte Kost ohne l~atr, sulfuros. ,, 22. V. K.-G. 7950 ~m. __ Das Thier wird durch Verbluten get6dtet.

Der Hund erhielt w~hrend 69 Tagen im Ganzen 32.875 k~ Fleiseh~ w~thrend 67 Tagen ausserdem 65- 75 ~m Natr~ sulfuros. (enthalten in 32. 375 k~ Fleisch).

Der Hund zeigte w~hrend der Vergiftung keinerlei Krankheitserschei- nungen.

Unmittelbar nach der durch Oeffnen der 0arotiden vorgenommenen TSdtung, wobei sich fast gar keine Yerblutungskriimpfe einstellten, wurde die Obdue t ion ausgefiiJart.

Befund. L u n g e n : Ohne Besonderheit. H e r z : Klappen intact und zart. Myocard ohne Degenerationen oder

Blutungen. Endocard zeigt im linken Ventrikel und zwar an der Spitze und verstreut in kleinsten Spuren unterhalb' des Mitralostiums subendo- cardiale kleine H~morrhagieen ~lteren Datums. Endocard spiegelt. Rechter Ventrikel ohne Besonderheit.

Le b er: Yon: braunrSthlichem Farbenton. An den R~tndern verstreute, kleinste H~morrhagieen, keine deutliche acinSse Zeichnung.

M agen: Schnupftabakbraune, stippchenfSrmige Blutungen am Pylorus. Darm: Im untersten Theil des Dfinndarmes und im Coecum multiple

Schwellung der Peyer'schen Plaques und der solit~ren Follikel; dabei ent- ziindliche Schwellung und Rtithung der Darmmiieosa im Allgemeinen.

l~ieren: Grosse bunte Nieren. ku f dem Querschnitt: Pallisaden- strichelung in der Grenzschicht, Verfettungen in der Rinde und blutige Infarcirung in den Markkegeln.

M i k r o s k o p i s c h e U n t e r s u c h u n g .

Stiicke der Niere und der Leber werden in 10 pr0cent. Formol u n d klkohol -con aufsteigender Concentration geh~rtet und nach Durchgang durch ketheralkohol in Celloidin eingebettet. Mikrotomschnitte werden mit H~ma- toxylin-Delafield und van Gieson-L~isung gef~rbt.

Befund. N ie re : In der ganzen Nierenrinde schwere, ausgedehnte Blutungen.

Die Glomeruli sind fast durchgehends blutig infarcirt oder durch einen h~morrhagisehen Erguss yon der Kapsel abgedriingt. In manclien Glo- merulis iiberwiegt der orangerothe Ton des Blutes vor dem violetten der F~rbung der Kerne. Hie und da kann man den Zusammenhang eines Blur- cylinders in einem gewundenen Harncan~lchen mit dem h~imorrhagisch in- filtrirten @lomerulus constatiren, Zahllose Tubuli contorti wie recti enthalten im Quer- und L~ngsschnitt die nach der Form der Can~lchen verschieden formirten, abet stets cylindrisch gemodelten Blutergiisse. Das Epithel der Tubuli contorti zeigt an vielen Stellen Kernuntergang und Verschollu~g. Die Tubuli recti zeigen im Grossen und Ganzen normales Epithel (Taf.VII,Fig. 2).

L e b e r : Die Leber zeigt strotzend gefiill.te Blutgef'~tsse und so zahl- reiehe Blutungen, dass der Grundton des ganzen Schnittes ein orange-rSth: licher ist. In der Umgebung der Gef~tsse sieht, man zwischen die Leber- balken hinein sich eindr~tngende, radi~tr wie die: Leberball~en selbst sich

134 H. K ~ o ~ u ~ L. EBs:rE~:

ausbre i tende Blutstreifen. Ein U n t e r g a n g oder auch nu r eine Degene ra t ion der Leberze l len l~sst sich nirgends beobaohten. Die Ga l l eng~nge bieten nichts Besondere% ebenso wenig der Per i toneal i iberzug der Leber .

Versuchsreihe B,

1 ~ Pr~servesatz : 1000 ~rm Fleisch.

V e r s u e h I.

Hi indin B. - - anscheinend normales Thier. Den 8.L1]. bis l l . I I I . gemischte Kost.

,, 12. I I I . bis 27. I II . 250 ~ n Fleisch. 12 . HI . K.-G. 5000

,, 14. I I I . ,, 4400 ,, ,, 1 8 . I L L ,, 4400 ,, ,, 21 . I I I . ,, 4700 ,, ,, 25. I I I . ,, 4600 , ,

,, 28. I I L bis 4 . u 375 , ,

,, 28 . ] I [ . K.-G. 4400 , ,

, , 1 . IV. , , 4900 , ,

,, 10. IV. ,, 5200 ,, ,, 15 .1u ,, 4800 ,, ,, 19. IV. , , 4800 ,; ,, 26. IV. ,, 4700 ,, ,, 28. IV. ,, 4700 ,, ,, 2. V. ,, 4700 ,, ,, 8 . u ,, 4700 ,, ,, 1 4 . u , 4800 ,, ,, 2 1 . u ,, 5300 ,, , , 24. V. ,, 5400 ,, , , 2 7 . u ,, 5300 ,, ,, 3 0 . u ,, 5 3 0 0 ,,

Fleisch -1- 0- 4 grin Pr~servesalz.

,. 3. VL ,, 5200 ,, ,, 5. VL bis 12 .VI . gemischte Kost ohne Pr~servesalz. ,, 10. VI. K.-G. 4900grin. ,, 12. VI. ,, 4500 ~m. - - Das T h i e r wird durch Ausspfi lung get2idtet.

Der H u n d erhiel~ w~hrend 85 Tagen im Oanzen 2 8 - 3 7 5 kg Fleisch~ w~hrend 65 Tagen ausserdem 26" 0 grin Pr~servesalz (enthal ten in 24 . 375 kg Fleisch). W~hrend des ganzen Versuches zeigte der H u n d keiner le i Krank- hei tserseheinungen.

Unmi t t e lba r nach der sehr allm~hlich ausgeffihrten, 45 Min. dauernden in t rav i ta len Ausspfi lung mi t 0 . 7 5 procent. KochsalzlSsung wurde die Ob- duction vorgenommen.

Be f u n d . L u n g e n : An den gebl~hten L u n g e n sieht man vere inzel te kleine, un-

deut l ich umgrenzte , rundliche, rosafarbene (in Folge yon Gef '~ssverlegungen aus der Circulation ausgescha l t e t e )S t e l l en in dem im Uebr igen weiss Colut- leer) e rseheinenden Geweb.e.

H e r z : Ohne Besonderhei ten; Endocard iiberall spiegelnd.

~BF-~ DIE CH:ROI~.SC~s SU'L:FITV'ERGI~TUNG. 135

L e b e r : Zeigt ein unregelm~issig geflecktes Aussehen. Blutungen s i n d makroskopisch nicht zu erkennen.

M a g e n und D a r m : Ohne Besonderheiten. l~Iilz: Ohne Besonderheit. l~ie r en : Auf dem Querschnitt sieht man im ~ a r k sowie in der Grenz- und

Rindenschicht rothe Flecken und Streifen, zuweilen in radi~rer Anordnung.

M i k r o s k o p i s e h e U n t e r s u c h u n g .

Stroke yon t~iere und Leber in 10procent. Formol und Alkohol yon aufsteigdnder Concentration geh~rtet, in Celloidin eingebe~tet. Mikrotom- schnitte wurden in HEmatoxylin-Gage und van Gieson-LSsung gef'~rbt.

B e f u n d . N i e r e : Manche (~lomeruli zeigen, aber nur vereinzet~, kleinzellige In-

filtration und verwaschene Grenzen. In einigen wenigen sind die @ef~ss- knEuel zusammengeballt und in die Ecke gedrfickt dutch ein ]eichtscholliges Exsudat in der Kapsel. Blutungen finden sich nirgends in der Rinde. Das Epithel der Tubuli contorti wie recti ist fiberall wohl erhalten und kernhal~g.

L e b e r : Die Leber giebt mikroskopisch durchwegnormale Bilder. Blur- wie Oallengangsgef~sse und Leberzellen sind intact. Nirgends HEmorrhagieen.

Y e r s u c h II . Hfindin IV - - tr~ieh~ig.

Den 12 . I IL bis 14.I I I . gemischte Kost. ,, 15.I I I . bis 17. III. 250g rm Fleisch. ,, 15 . I l I . K.-G. 8500 grin. ,, 18.I I I . his 27 . I IL 375grin Fleisch. ,, 18 . I I I . K.-G. 9400 g~m. ,, 21 . I I I . ,, 10000 ,, ,, 25 . I I I . ,, 10000 ,, 28.HI. bis 4 . u 500g T M Fleisch -k 0"5grm PrEservesalz. ,, 28. HI. K.-G. 9800 ~ . ,, 1.IV. ,, 10700 , ,, 10. IV. ,, 10800 ,, ;, 15 . Iu ,, 11200 ,,

Den 17. IV. Die Itfindin wirf~ 4 gunge, eins davon todd. Die "fibrigen Jungen sind Schw~iehliche Thiere; sie werden vorl~ufig bet der Mutter gelassen.

Den 19.IV. K.-G. 9800win. Das Thier, welches geringe Blutungen hatte und schlecht gefressen hatte, erscheint je tzt wieder normal.

Den 20. IV. Das eine Junge is~ todt. Den 23.IV. Ein drittes Junges ist todt. Das fibrig blelbende vierte

wird ether anderen (gesunden) saugenden Hfindin gegeben. Den "26. IV. K.-G. 9300 grin.

,, 28. IV. ;r 9300 ,, ,, 2. V'. ,, 9400 ,,

,, 6. V. Das vierte Junge ist ebenfalls todt. ,, 9. V. K.-G. 9400 gin. ,, 21 .u ,, 10400 ,, , 24. V. , 10400 ,,

136 H. K.ml, r~A vw~ L. E~s~nv:

Den 27.V. K.-G. 10500~m. , 30. V. , 10300 , , 3. VL , 10 200 , ,, 5.VI. bis 12. VI. gemisehte Kost ohne Pr~iservesalz. ,, 10. u K.-G. 9900 grin.

Den 13. VI. K.-G. 9700 ~m. __ Das Thier wird durch Verbluten (Oeffnen der Carotiden) getSdtet.

Der Hund erhielt w~hrend 82 Tagen im Ganzen 37 ~ Fleisch, w~ihrend 65 Tagen ausserdem 32.5~rm Pr~ervesalz (enthalten in 32.5 kg Fleiseh).

Ausser dem gesehilderten Partras wurde an dem Hunde w~hrend des Versuches niehts Auffallendes wahrgenommen.

Unmittelbar naeh der TSdtung wurde die O b d u e t i o n vorgenommen.

Be fund.

L u n g e n : Auf der Oberfl~iehe beider Lungen sieht man multiple, mehr oder weniger rosarothe, das Niveau der Oberfl~ehe niehi fiberragende Petechien yon Linsen- bis ZehnpfennigstfiekgrSsse. Die R~inder der kreisf'Srmigen Fleeken sind keine seharfen. u geht das dunkelrothe oder dunkel- braune CenSure der Blutfleeken durch eine hellere Zone allm~ihlieh in die normale helle Oberfl~ichenfarbe der Lungen fiber.

H e r z : Das Herz zeigt schon bet ~usserlieher Betraehtung nach Er- 5ffnung des Pericards an der Herzspitze sowie aueh an der Ventrikelwand sowohl links wie reehts dunkelbraunrothe, leicht eingesunkene Partieen, die bet vorsichtiger Palpation sich weieher und minder resistent anffihlen als das normale tterzfleisch. - - l~ach ErSffnung der HerzhShlen sieht man das Endocard des linken Yentrikels an der Spitze und namentlich auf dem Septum cordis yon gruppenf'Srmig angeordneten confluirenden bhtrothen H~morrhagieen bedeekt. Das Endocard fiber den Blutungen spiegelt; keine Thromben (siehe Taf. VII, Fig. 3). - - Unter dem Endoeard des reehten Yentrikels entsprechend den a n der Aussenwaud siehtbaren Flecken das gleiche bunte Bild wie im linken Ventrikel, nur im verringerten ~Iaassstabe.

Leber : Die braune Leberfarbe zeigt an manchen Stellen ein deutlieh gelbes Timbre. An den R~ndern der Leberlappen Stauungscyanose, keine makroskopisch siehtbaren H~imorrhagieen.

N i e r e n: In den Pyramiden sieht man einen deutlieh hel|rothen Farben~on, der sieh streifenf'6rmig, der Pyramidenstrahlung entsprechend bis an die Spitze der Markkegel herunter verfolg'en l~sst. ~ Rinde zeigt makroskopiseh keine Besonderheiten.' ~ Die Farbe der ~usseren l~ierenfl~iche ist leicht gelbbr~iunlieh.

Magen . Darm, Milz: Ohne Besonderheiten. I n n e r e Geni~a l ien desgl.; keine Blutungen.

l~ ik roskop i s che U n t e r s u c h u n g ;

Stficke yore Herzen, der Leber, der Lunge und der Niere werden in 10 proeent. Formol und Alkohol yon aufsteigender Concentration geh~trtet, in Celloidin e i n g e b e t t e t . - M~krotomschnitte gef'~rbt mit Hiimatoxylin- Delafield und van Gieson-L~sung.

]~'BER DIE CHRONISCHE SU~FITVERGIFTUI~G. 137

Befund. He rz : Un~erhalb des in~ac~en Endocards sieht man mehrere be~r~ieht-

liehe fl~ehenhafte Blutungen, die an einer Stelle das Endoeard buckelartig abheben. Die Blutung setzt sich mit unregelm~ssigen &usl~ufern in die Tiefe des Myocards fort, das selbst nirgends irgend welehe degeneratrive Proeesse zeigt. - - Auf dem Endoeard selbs~ intactes Endothel; keine thrombot~schen Auflagerungen. Die Blutungen selbst dr~ngen sich zwisehen Endocard und die obersten Muskelschich~en und folgen in die Tiefe meist bindegewebigen Trabekeln, welche normaler Weise yon der Subserosa als leuehtendroth ge- f'~rbte Str~inge und Streifen die gelbbr~unlieh gef'~rbte MuskeImasse dureh- ziehen.

L eber : In der Leber sieht man vereinzel~e unbedeutende Blutaustritfe in das Lebergewebe hinein. Diese H~morrhagieen finden sieh aussehliesslieh in der Umgebung der periaein~sen @ef~sse, yon denen als Cen~rum die Extravasate radi~r in das Gewebe ausstrahlen. Die Leberzelle selbst zeigt keine Besonderheit, die Lebergef~sse yon normaler Ffillung, der Peritoneal- iiberzug des Organs ohne Reizung.

L u n g e : Man sieht im Schnit~ mehrere quer- und l~ngsgetroffene Bronehien mit ihrem m~ehtigen, gewulsteten EpitheL Im Lumen mancher Bronchien sieht man Blutextravasate, deren orangerothe Farbe seharf gegen das schwarzblau gef'~rb~e Epi~hel contTas~irt. Bei s~rkerer Vergr~sserung sieht man ausser Blu~ im Bronchiallumen auch abgestossene Epithelien und Leukoeyten. Die Gef'~sse in der Naehbarsehaf~ der Bronchien durehweg prall mit Blur gefiillt.

Die Alveolen sind in der ~[ehrzahI Iufthattig; um so mehr fallen in dem lufthaltigen, ziemlich engen Mgsehenwerk kleine, Iobul~re nicht selten subpleural gelegene Herde yon h~morrhagiseher Anschoppung der Alveolen auf. Ueberwiegend roche Blutk5rperchen erffillen und dehnen eine Reihe benaehbarter AIveoten. Die Alveolenw~inde sind wohl erhalten. Die Pleura zieht doff, wo die h~morrhagischen Herde bis an sie heranreiehen, ungereizt fiber die infiltrirten &lveolen hinweg.

l~iere : Die Niere befindet sich im Zustande einer schweren h~morrha- gisehen Entzfindung. kusgedehnte betr~chfliche Blutungen, die in der Rinde haupts~iehlich die Glomeruli und gewundenen Harnean~lcheu betreffen, heben sieh mit ihrem Orangeton scharf yon dem blauvioletten Grundtimbre des Gewebes ab. Die @lomeruli selbst sind abnorm kernreich, yon Leukocyten infiltrirt oder umgeben; an manchen Stellen drfickt ein seholliges, nicht selten h~morrhagisches, intracapsul~ires Exsudat die zusammengekn~iulten Gef~isssehlingen in eine Ecke der Kapsel. Das Epithel der Tubuli und der Henle 'schen Sehleifen zeig~ eine aIlgemeine fortgeschrittene Degeneration mit Kernverlust und beginnendem seholligen Zerfall des Plasmas. Zahlreiche hyaline Cylinder in Quer- und L~ngssehnitten, vor denen im Lumen der Tubuli reeti Bluteylinder pr~valiren.

Yersuch 3.

Hund A - - anscheinend normales Thier. Den 8. III. bis 11. III. gemischte Kost.

, 12. III. his 13.III. 250 grin Fleiseh. ,, 12.III. K.-G. 7 2 0 0 ~ .

138 If . K ~ o m ~ x ~ L. EBS~Wn~:

Den 14 . I IL bis 18.I I I . 375 ~ Fleisch. ,, 14. I l L K.-G. 8800 ~rm. ,, 18. III . ,, 9500 ,, ,, 19. I I L bis 27. III . 500 grin Yleiseh. ,, 21 . I I I . K.-G-. 10000gr~. , 24. II-I. , 10000 ,, ,, 28. YI7. bis 4 . u 625 grin Fleiseh -b 0"65 gm Pr[tservesalz. , , 28. I I I . K.-G. 9 1 0 0 ~ . ,, 1. IV. ,, 10000 ,, ,, 10.IV. , , 9600 ,, , , 15.1u ,, 9700 ,, , , 19. IV. ,, 9900 ,, ,, 26 .1u , 9500 ,, ,, 28. IV. ,, 9500 . ,, 2. V. ,, 9 9 0 0 ,, ,, 9. V. ,, 9900 ,, ,, 14. V. ,, 9 7 0 0 ,,

,, 2 1 . u ,, 10300 ,,

,, 24.V. ,, 10300 ,, ,, 27. V. ,, 1 0 4 0 0 ,,

,, 30 . V. ,, 1 0 4 0 0 ,,

7} 3 . V I . ,, 10700 7, 5.YI. bis 12. VI. gemisehte Kost ohne Pr~servesalz.

10. VI. K.-G. 10000 a'~m. ,Y

Den 13. YL K.-@. 9900 ~n. - - Das Thier wird durch Verbluten getiidte~. Der Hund hat w~hrend 85 Tagen im @anzen 47- 50 k~ Fleisch erhalten,

ausserdem w~hrend 65 Tagen noeh 4 2 . 2 5 grin Pr~servesalz (enthalten in 40 . 625 k~ Fleisch). Wiihrend des ganzen Yersuches zeigte der Hund keinerlei Krankheitsers'cheinungen.

Die O b d u c t i o n unmittelbar naeh der Tiidhmg vorgenommen ergab folgenden B e fun d:

L u n g e n und H e r z : Ohne Besonderheiten. ] ~ a g e n und D a r m : Im Pylorustheil des Magens beginnend zeigt die

Schleimhaut des ~Iagendarmcanals durch das ganze Duodenum, Jejunum und Ileum bis zur Yalvula hin eine betr~ehtliche katarrhalische Schwellung und Riithung, welch' letztere (lurch Injection der Mucosagef~sse entsteht. An einigen Stellen H~morrhagieen. - - Die P e y e r ' s e h e n Plaques zeigen eine allgemeine entzfindliehe Sehwellung ,and ln61tration. Sie ragen beetar t ig ins D a r m h m e n hinein. Die sic iiberziehende Darmmucosa ist - - aueh noch im Umlrreise der geschwollenen Plaques - - desquamirt. Die jene ulcerirten Stellen umgebende ~Iucosa ist am Ulcerationsrande s tark injieirt, so dass sich die Geschwiirchen dureh rothe Umrandung seharf yon dem gelbbraunen normalen Darmuntergrunde abheben.

L e b e r : Zeigt ~usserlich einen mehr rothen als braunen Farbenton und hier und da gelblich leuchtende Flecke, die namentlieh am Rande zu einer eitronengelben Randzone zusammenfliessen. 1%ben diesen (verfetteten)Stellen deufliche Bhtergt isse , die man auf dem Einsehnitt in d ie Tiefe verfolgen kann. Gelbe Farbe und H~imorrhagieen (d. h. Veffettung und Blutung) sieht man neben einander.

139

l~ieren: Grosse bunte Nieren, d. h. die Oberfi~che bietet einen bunten Wechsel yon Braun, Gelb und Roth neben und dutch einander. Die Kapsel ist normal abziehbar. - - Auf dem Querschnitt sieht man die Rinde gequollen und verbreitert. Die Glomeruli treten als rothleuchtende Pfinktchen auf braunem Grunde hervor. Die Grenzschicht ist h~morrhagisch infarcirt; daneben deutliche pallisadenfSrmige Fettzeichnung. Das Mark zeigt eine wolkige, rosenrothe Yerf'krbung, welche in un.bestimmten Grenzen die Muskel- schicht in deren ganzer kusdehnung durchsetzt und selbst die Spitzen der Kegel nicht einmal frei l~sst.

Mik rosk o p i s ch e U n t e r s u c h u n g .

Stticke yon Niere, Leber, Darm werden in 10procent. Formol und &lkohol yon aufsteigender Concentration geh~rtet, nach Durchgang durch Aetheralkohol in Celloidin eingebettet. Mikrotomschnitte werden mit Hiima- toxylin-Delafield und van Gieson-L6sung gef~rbt.

Befund.

Nie re : In der Rinde sieht man im Schnitt einen grSsseren und einen kleineren ~lteren Infarct, fiber denen die Kapsel verdickt und dabei leieht narbig eingezogen hinwegzieht. Beide zeigen typische Keilform mit der Basis unter tier Kapsel und der Spitze zum Hilus bin. Die Infarcte selbst bestehen haupts~ch]ich aus (mit van Gieson leuchtendroth gef'~rbtem) Bindegewebe und enthalten noch morphologisch wohlerha]tene Glomeruli, deren einzelne kleinzellig infiltrirt erseheinen, und erweiterte, oft mit Cylinderquerschnitten erffillte Can~lchen neben a~rophirten un~ergegangenen.

Die Grenze zwischen Infarcten und nicht infarcirter Nierenrinde ist ziemlich scharf. Die fibrige Rinde zei~ in fast allen Glomerulis und in und um viele Tubuli eontorti zum Theil recht betr~chtliche Blutungen, die yon der Rinde sich als geschl~ngelte oder gradgestreckte orangefarbene Linien in den Tubulis contortis und in die Tubuli recti verfolgen lassen. Um die entzfindeten und durchbluteten Glomeruli ziemlich m~ssige kleinzellige In- filtration des umgebenden Bindegewebes. Ergfisse in die Bowman'sche Kapsel hinein sieht man nur vereinzelt. Bei starker VergrSsserung sieht man eine allgemeine schwere Epitheldegeneration in der Rinde: zahlreiche Zellen haben ihre Kerne verloren, sind aufgequollen und zeigen ein kSrnig- schollig degenerirtes Plasma. Das Epithel tier Tubuli recti bietet nichts Besonderes.

Lebe r : An den R~ndern der Acini sehr vereinzelte kleine Blutaustritte, stets in der Umgebung periacin6ser Gef'~sse. Die Gef'~sse selbst zeigen starken Blutgehalt, sonst aber ebensowenig Besonderheiten wie die Leber- zellen selbst, deren einzelne bei starker Vergr6sserung eine oder mehrere Fettvacuolen zeigen. Der peritoneale Ueberzug der Leber bietet keine Abnormit~iten.

Darm: Ein Sttick des Ileum zeig~ im Pr~parat bei woMerhaltenem': Epithel der Darmzotten in der Tiefe der Mueosa, nock reichlicher in der Submucosa streifenfdrmige Blutungen. Zwischen den einzelnen Darmzotten oder im Darmlumen nirgends Blutaustritte. Die Lymphapparate - - es ist ein Peyer ' scher Itaufen im Schnitt getroffen - - yon m~chtiger Entwickelung ohne Abweichung"con der Norm. Die Gef'~sse der Submucosa sind prall gefiillt,

140 H. KZONKA U~D L. EBSTEIN"

erweitert. Sie bilden meist das Centrum der submucSsen H~imorrhagieen. Die Muskelschichten selbst sind intact, nut f'~llt an der Grenze zwischen Transversal- und Longitudinalschicht eine den Blutungen entsprechende An- h~ufung yon Leukocyten auf. Das Peritoneum is~ intact.

S~mmtliohe Hunde zeigten demnach gleichartige pathologische Ver- ~nderungen in ihren 0rganen. Es handelte sich bei allen um intravitale Gef~ssverlegungen sowie Blutungen und entzfindliche oder degenerative Processe.

Ueber die Bethelligung der einzelnen 0rgane an diesen Ver~nderungen mag folgende Zusammenstellung eine kurze Uebersicht gew~hren:

B l u t u n g e n bezw. Gef~ssver legungen in den Lungen : 3 Hunde (u I, 1 und 2).

S u b e n d o c a r d i a l e B l u t u n g e n im H e r z m u s k e h 4 Hunde (Ver- such I, I_I, III und 2).

B l u t u n g e n im Magen (Pylorusthefl): 4 Hunde (Versuch I, II, III und 3).

B l u t u n g e n im Darm (vorwiegend im Dfinndarm) und entzfindliche Schleimhautschwellung: 3 Hunde (Versuch II, III und 3).

B l u t u n g e n in der Leber (meist interacinSse) einmal auch ver- bunden mit Gallenstauung: 5 Hunde (Versuch I, II, III, 2 und 3).

Entzfindliche Schwellung der Gal lenblase - - mit kleinzelligem Exsudat auf der peritonealen Fl~che m: 1 Hund (Versuch I).

E n t z tin d u n ge n d e r Nie r e n, racist acute h~morrhagische Nephritis: s~mmtliche 6 Hunde.

Man sieht hieraus, dass bei den verschiedenen H u n d e u - abgesehen yon den Nieren, welche s te ts erkrankt waren - - die einzelnen 0rgane verschieden stark befallen waren, so dass bei dem einen Thier dieses, bei dem anderen Thief jenes Organ die st~rksten ~ankhaften Yer~nderungen aufwies. Auch zwischen den Hunden der beiden Versuchsreihen liessen sich in dieser Beziehung keinerM Unterschiede constatiren. Auch l~sst sich nicht behaupten, dass etwa bei den Thieren der zweiten Versuchs- reihe, welche nut einen halb so grossen Sulfitzusatz zur Fleischnahrung erhielten wie die Hunde der ersten Reihe, die beobachteten u an I n t e n s i t h t geringer w~ren. Denn wenn auch Hund B in Versuch 1 nut verh~ltnissm~ssig wenig Pathologisches an seinen 0rganen zeigte, so waren doch andererseits die krankhaften Organver~nderungen der beiden anderen Hunde dieser Serie, in Yersuch 3 und vor AHem in Versuch 2 mindestens ebenso stark wie bei den Hunden der ersten Reihe.

Es ist nun die Frage zu erSrtern, ob diese soeben gesch i lde r t en V e r ~ n d e r u n g e n i n den 0 r g a n e n der u wirk l ich

]J[BER DIE OHRONISOH[E SUL~IT~rEIIGI~FTUNC=. 14I

yon dem mit der N a h r u n g e ingef f ih r t en Sul f i t h e r v o r g e r u f e n sind oder ob sic eine andere Ursache haben kSnnen.

Zun~chst ist zu beriicksiehtigen, class derartige wie eben geschilderte Organver~nderungen bei s~mmt l i ehen 6 Hunden f ibe re ins t immend gefunden sind, w~hrend andere, zu anderen Versuehen dienende Hunde, welche gleiehzeitig mit unseren Versuchsthieren gehalten wurden, derartige pathologisehe Erseheinungen nicht aufwiesen.

Das krank maehende Agens fiir unsere Hunde muss demnaeh eine Seh~dlichkeit sein, welche alle 6 Thiere, abet nut unsere betroffen hat.

Eine solche Seh~dlichkeit konnte ffir unsere Thiere - - abgesehen yon der Sulfitdarreiehung - - eventuell herzuleiten seiu

1. aus der Lebensweise, 2. aus der Art der Ffitterung, 3. aus der Todesark

1. Da unsere Hunde mit grSsster Sor~alt unter Lebensbedingungen gehalten wurden, welche in hygienischer Beziehung als die bestmSgli~hen bezeiehnet werden konnten: helle, ger~umige, luftige K~fige; bei sehSnem Wetter Aufenthalt im Freien, bei ungfinsfiger Witterung gesehtitzter, troekener Stall; - - so kann yon der ,,Lebensweise" der Hunde keine Ursaehe ffir ihre Erkrankung abgeleitet werden.

2. u kSnnte aber Jemand annehmen, dass die reiehtiche F le i schf i i t t e rung gewisse Seh~digungen setzen konnte. Pfl i iger ~ hat gezeigt, class die ausscbliessliche Ffitterung mit grossen Mengen Pferde- fieisches bei Hunden Durchf~lle und Stickstoffverlust erzeugt. Aus diesem Gmnde gaben wit unseren Hunden nieht Pferdefleiseh, sondern Rind fl e i s C h zu fressen, nach dessen Genuss, wie Pflf iger besonders hervorhebt, die Krankheitserseheinungen nieht beobachtet werden. Ausserdem waren wir darauf bedaeht, dass unsere Hunde neben der Fleischkost noch kohle- hydrathaltige Nahrung erhielten und Pfl i iger hat gefunden, dass Zusatz yon Kohlehydraten oder Fett zum Pferdefleiseh dessen gesundheitssch~id- hche Eigenschaften aufhebt. Auch handelt es sieh bei den Erkrankungen der Hunde in Folge Pferdefleisehgenusses niemals um Wirkungen, wie wir sie bei unseren Thieren beobaehtet haben.

Es w~re daher unstatthaft, die bei unseren Hunden beobaehteten Ver~nderungen aus der reichlichen Fleischffitterung abzuleiten.

3. Auch die ~on uns gew~hlten Todesa r ten kSnnen ffir die patho~ logisehen Erseheinungen, welche die 0rgane boten, nicht verantwortlieh gemaeht werden.

, P f l i i ge r , Ueber die Gesundheitssch~idigungen, welche durch den Genuss yon Pferdefleisch verursach~ werden. P f l i i g e r ' s Archly; 1900. Bd. LX~-~. S. 111.

142 H. K i o ~ o-~u) L. EBBTEIN:

Unsere Hunde wurden wie gesagt dutch Verbluten (0effnen der Carotiden) getSdtet; bei 2 Hunden (Versuch I u n d 1) wurde die Ver- blutung mit der intravitalen Durchspfilung mit 0.75procent. Koohsalz- 15sung comb inirt.

Ueber diese Ausspf i lungsmethode, welche schon seit langen Jahren im Breslauer pharmakologisohen Institut zur Feststellung yon Blutgift- wirkungen gefibt wird, besitzen wit so ausreichende Erfahrung, die u. a. an zahlreichen Con~olansspfilungen normaler (unvergifteter) Thiere ge- wonnen ist, dass wit den Einwuff, Ver~nderungen der geschflderten A.r~ kSnnten dutch diese Methode tier TSdtung erzeugt werden, kurzer Hand zurfickweisen dfirfen. Voranssetzung, um die Ausspfilung einwandsfrei zu gestalten, ist allerdings, dass sie mit sorgf'altiger Beobachtung yon Herz- kraft und • and unter Innehaltung einiger an anderen Stellen h~ufig genug mitgetheilten Cautelen ausgef~hrt wird. Vor AHem ist nSthig, dass gehSrig langsam ausgespfilt wird; - - bei unseren Versuchen dauerte die Aussptilung jedes ~Ial 45 Minuten.

In bedeutend kfirzerer Zeit verl~uft allerdings die V e r b l u t u n g nach einfacher ErSffnung der Carotiden, wie sie bei den fibrigen Thieren yon uns ausgeffihrt wuxde. Indessen besassen wit auch fiber den Befund nach Verblutungstod besonders reiche Erfahrungen, da im Breslauer Institut sehr h~ufig die zu tSdtenden Thiere verblutet werden. Und ausserdem wurden specie]] zur Controle in Jena eine Anzaht yon nomalen Hunden (jungen und erwachsenen) in der geschilderten Weise dutch Yerbluten getSdtet und deren 0rgane genau untersucht. Auf Grund dieser ~lteren und neueren Erfahrungen kSnnen wit fiber den Befund nach Ver- b l u t u n g s t o d Folgendes sagen:

B l u t u n g e n in grosse t Zahl, in Darm und ~agen, Leber, Herz und hamorrhagische Nierenentzfindungen, wie wir sic bei unseren Sulii~ thieren beobachteten, kommen als Folgen des Verblutungstodes bei ge- sunden Thieren f iberhaupt n ich t vet. Wohl abet tr~ten gelegentfich, aber keineswegs regelmassig (in unseren Versuchsreihen waren sammt l iche Thiere yon Blutungen u. s. w. befallen) beim Verbluten unvergifteier Thiere Blutangen z. B. im Bereich der BrusthShle (Lungen, Zwerch- fell u. s. w.) anf, die offenbar auf die heftigen Athembeweoomngen und die Verblutungskr~mpfe zu beziehen sind. Es handelt sieh alsdann um soeben entstandene frische Gef'asszerreissungen und frische, hellrothe Blutergtisse, die man beider sofort nach eingetretenem Tode vorgenommenen Section finder. Das Blur hat sich ergossen, sich flaohenhaft in unregelm~ssiger Form ausgebreitet, we es gerade Platz finder.

Betrachtet man dagegen B l u t g i f t b l u t u n g e n - - als solche mfissen wi_r such die bei unseren Thieren gesehenen auffassen -- , so lindet man

~BER DIE CHRONISC~HIE SUIJFITVERGIFTU'NG. 143

ganz andere Verh~ltnisse: ganz bestimmte Abschnitte des Lungengewebes sind befallen. Die Oberfl~ehe einer solGhen Lunge - - so auch bei unseren Versuehen I, 1 und 2 m sieht aus wie die mit secund~r-syphilitischen Ausschl~gen bedecl~e Haut eines Menschen; regeIm~ssig umgrenzte, meist kreisfSrmige, h~nfig kupferfarbene (alte) Flecken zeigen sich. Ueberall, auch an anderen Organen erkennt man, dass jene blutigen Stellen l~ngere Zeit zu ihrer Gestaltung gebrauoht haben und oft viele Tage und Wochen alt sind m also nicht durch den Act tier TSdtung verursacht sein kSnnen.

In den Blutungen tier inneren Darmwand erkennt man, wie Herr Dr. Bib erfeld im Breslauer pharmakolo~schen Institut fand, 5fters, zu- weilen schon mit blossem Auge oder dooh mit H~lfe einer Lupe, dass in der M.itte der Blutung eine Arterie sieh befindet, die durch ein kleines eingeschwemmtes Blutgerinnsel verstopft ist; rfickw~rts, d. h. stromaufw~rts ist etwas Blur in der Arterie, dagegen ist sie stromabw~rts leer; um sie herum hat sich in Venen und Capillaren eine Blutanschoppung ausgebildet, die zu blutiger Infiltration des Gewebes gefOhrt h a t . - ~an sieht, das sind Dinge, die beim Verbluten nicht vorkommen kSnnen.

Somit ist sioher, dass die an unseren Hunden erhobenen Befunde nicht dutch die Art der T6dtung herbeigeffihr~ sind.

Wir sind nach dem soeben Mitgetheilten wolff berechtigt, die yon uns beobachteten 0rganver~nderungen als Folgen der S u l f i t d a r r e i o h u n g aufzufassen, und dies um so me~, als die geschilderten Sch~digungen vollkommen identisch sind mit den Befunden, welche der Eine yon uns in der mehffach erw~hnten Arbeit bei gleichsinnig angestellten Versuchen bereits frfiher an zwei Hunden festgestellt hatte.

Nicht unwichtig~ist auch das Yerha l t en der beiden t r ~ c h t i g e n Hfindinnen. Bedenkt man die gfinstigen hygienisohen Bedingungen, die im Uebrigen ~ abgesehen yore Sulfit - - vorzfighche Nahrung, und nimmt man hinzu, wie selten es vorkommt, dass eine Hfindin ,,verwirft", so ist die Zahl yon zwar nur zwei F~llen mit 100 Procent Erfolg, der vorausgesagt und erwartet wurde, subjectiv ausreichend beweisend. Im Hinblick auf die bezfighch der schwangere n Frauen in der Litteratur fiber Sulfitwirkung bereits vorhandenen • siehe oben.

Aueh die in anderer Weise (subcutane Darreiehung) und auch an anderen Thieren (Kaninchen) angestellten Sulfitvergiftungen batten in den frfiheren Versuchen 1 eine Blutgiftwirkung der schwefiigsauren Salze er- geben, als deren Folge in den 0rganen dieselben pathologischen Ver- ~nderungen auftraten, wie wir sie aueh jetzt wieder bei unseren Hunden sahen. Diese frfiheren Versuohe sind yon gegnerischer Seite ebenfalls

1 Kionka, ~Diese Z~it~J~rift. Bd.X~IT_

144 H. KIONKA UND L. EBSTEIN:

angegriffen worden. Besonders wurde die Richtigkeit eines Versuches bezweifelt, in welehem ein 1850 grin sehweres Kaninchen mittels Schlund- sonde 4 .0g m Natrium sulfurosum in etwa 10procent. LSsung in den Magen erhalten hat~e. Das Thief war nach 4 Stunden todt and zeigte bei der Obduction zah]reiohe H~morrhagieen und andere pathologische u in versr Organen. Demgegenfiber theilt L e b b i n in seinen Publicationen gleichsinnig angestellte u mit, welche ein g~nzlich abweichendes Resultat ergaben. So schildert er u. a. folgenden Versuch:

Kaninchen, 1440 ~m schwer, erh~It innerhalb 40 Tagen 12 Mal je I0 ~m Natriumsulfit in 30 ~m Wasser gelSst, also eine 25 procenk LSsung mittels Schlundsonde in den W[agen. Das Thief nahm w'~hrend der Versuchszeit im Ganzen 99 grm ab, zeigte aber sonst nicht das geringste Vergiftungs- symptom. Alsdann wurde das Thier erschlagen. Bei der Obduction waren alle Organe ,,yon ganz normaler Besch~enheit".

Aehnlich lauten noch einige andere Versuchsprotokolle Lebbin's. Wit stellten daher noch eine Reihe verschiedenartig modificirter

Kaninchenversuche in diesem Sinne an. Wit gaben normalen Thieren yon ca. 1500 ~ KSrpergewicht je 10~rm Natrinmsulfit in 10-, 15-, 20-und 25procent. LSsungen mittels Schlundsonde in den Magen. Doch s t e t s w a r e n die T h i e r e nach der e r s t e n Dosis be re i t s n a e h 20, s p ~ t e s t e n s 50 M i n u t e n todt . In den 0rganen fanden sich schwere pathologische Ver~nderungen.

Folgender u mSge als Beispiel dienen:

Pro tokol l .

Kaninchen o ~ K.-G. 1450 pro, erh~It 12 Uhr 10 M.in. 10 wm Natr. sulfuros. puriss, crystall. (Merck) in 50 ecru Wasser gelSst mittels Schlundsonde in den Magen.

12 Uhr 30 Min.: Das Thier ist schwach, sitzt still da, der Kopf ist auf den Boden gesunken.

12 Uhr 31 Min.: P15tzlieh springt das Thier auf und stiirzt hin, gleieh dara-f ein zweiter Sprung.

12 Uhr 32 l~in.: Das Thier liegt auf der Seite und sucht vergeblich sich aufzuriehten. - - Athmung nicht wahrnehmbar, Herzschlag noch schwach zu fiihlen.

12 Uhr 34 Min.: Das Thier ist todt. 0 b d u c t io n so fort vorgenommen. L u n g e n : Stark blu~reich, sonst aber anseheinend normal. Herz : In der ~usculatur der Vorderwand des rechten Ventrikels nahe

dem Septum (schon yon aussen siehtbar) zwei kleine striehfl6rmige dunkle Blu~ungen.

~[agen: Sehleimhaut stark ger~thet, einzelne Partieen roller punkt- und strichf'6rmiger frischer Blutungen, die lebhaf~ roth yon der stark inji-

"[~'B:ER DIE CHRONISCH:E SUL~'ITYERGI~TUN~. 145

cirten frischrosafarbenen Umgebung hervortreten. Die Schleimhau~ 15st sich leicht yon der Museularis ab.

Darm: Im ganzen Dtinndarm, der mit stark wiisserigem Inhalt gefiillt ist~ erscheint die Sehleimhau~ sammetartig gesehwollen und durch Injection der k_leinsten Gef'~sse stark gerSthe~. Die ~[esenterialgef'~sse sind stark gefti]l~, die Darmwand auch des Dickdarmes ist stark hyper~misch.

L eber : Hyperiimisch, etwas weich, sonst ohne Besonderheiten. N i e r e n : Geschwollen; ihre Oberfl~iche isf dunkelblauroth und zeigt

zahlreiche kleine hirsekorngrosse, runde, blasse F l e c k e . - Auf dem frischen Schnitt hebt sich die Grenzschicht dutch einen hellen Rand gegen die dunkel- blaurothe Rindenzone ab. Das Mark ist ebenfalls rSfher als in, der Norm und zeigt entsprechend der l~arkkegelzeichnung dunkelrothe Streifung.

N i k r o s k o p i s e h e U n f e r s u c h u n g .

Sttickchen yon ]gyocard, Leber und Niere werden in 10 procenf. Formo], Alkohol yon aufsteigender Concentration gehiirtet und nach Durchgang durch Aetheralkohol in Celloidin eingebettef. Mikrotomschnitte werden mit H~matoxylin-Gage allein und mi~ H~ima~oxylin-Gage find van Gieson-LSsung geF~rbt.

Befund .

H e r z m u s k e l : Unter dem welligen, mit van Gieson leuchtendroth gefiirbten Endocrad sieht man st-rich- und streifenfSrmige zwischen Endocard und den obersten ~uskelschichten liegende Blutungen. Das Endocard dar- tiber isf intact, zeigt keine thrombotischen Auflagerungen oder Aehnl/ches. Die Herzmuskelfaser selbst ist intact; nichts yon degenerativen Vorg~ngen. Die subendocardialen Blutungen reiehen nur wenig fief in die l~Iusculatur hinein. Nur wenige zarte Linien extravasirten Blutes lassen sieh nach der Tiefe hin ins Myocard verfolgen.

Lebe r : Zeigt normale Zellen. Blur- wie Gallengefiisse ohne Besonder- heir; nirgends Blutungen.

N ie r en : In der Rinde zahlreiche frische Bluhlngen in und um einige Glomeruli sow/e in manchen gesehl~ngelten Caniilchen. Die Extravasa~e sind an vereinzelten Stellen intracapsuliire Glomerulusbluimngen, die die Gefiissschlingen yon der Bowman'schen Kapsel abtrennen oder die Capill'aren selbst umgeben und durchsetzen. Das Epithel der Tubuli ist nicht allent- halben kernhaltig. In den Tubulis rectis erscheinen die Blutungen als grad- gestreckte orangerothe Streifen. In der Rinde sehr vereinzelte Kleinzellen- infiltrationen, meist um durchblutete Glomeruli (Taft VII, Fig. 4).

Hiermit sind also auoh diese Angaben L e b b i n ' s widerlegt. Das gleiehe Resultat wie die unserigen zeigen auch neuere Versuehe,

welohe im Kaiserhehen Gesundheitsamt an Kaninchen angestellt wurden und deren in der teehnischen Begrfindung zum Bundesmthsbesehluss veto 18. Februar 1902 Erw~hnung geschieht.

Dutch unsere neuen Untersuchungen sind also die fr~heren Befunde fiber die Blutgiftnatur der sehwefiigsauren Salze vollkommen best~tig~ bezw. erg~nzt worden. Ebenso bleibt die yon dem Einen yon uns bereits

Zeitschr. f. Hygiene. XLI. 10

146 H . KIONKA UND L. EBSTEIN: ]~'BER SULFITVERGIFTUNG.

vor 6 5ahren in dieser Zeitschrift ausgesprochene Behauptung zu Rech t bestehen, dass das schwef l igsaure Na t ron bezw. alas Praservesa lz , auoh wenn es n u t in den f ibl ichen Mengen als Conservi rungs- mi t t e l dem Fle ische zugesetz t wird, bei l~nger f o r t g e s e t z t e m Genusse bei Hunden schwere B l u t g i f t w i r k u n g e n hervorruf t .

Darfiber, wie weir es statthaft sei, diese an Hunden gewonnenen Resultate auf den Menschen zu fibertragen, ist in tier fniheren hrbeit bereits ausffihrlich gesprochen worden. Es sei hier darauf verwiesen. 1 Jedenfalls kommt man bei solchen Ueberlegungen zu dem Schlusse, dass es hSchst unwahrscheinlich ware, wenn sieh der l~ensch den schweitig- sauren Salzen gegenfiber anders verhielte als tier Hund. Es ist daher mit grosset Freude zu begrfissen, dass der damals ~ ausgesproehene Wunsch: , d a s s in Zukunf t f iberhaupt die A n w e n d u n g der sqhweflig- sauren Salze als F l e i s e h c o n s e r v i r u n g s m i t t e l behSrd l i che r se i t s g~nzl ich zu verb ie ten sei", jetzt erffi l l t ist. Der Bundesrath hat in den Ausffihrungsbestimmungen zum Fleischbeschaugesetz yore 18: Februar dieses Jahres ein bfindiges Yerbot in diesem Sinne erlassen. Dasselbe tritt am 1. October 1902 in Kraft.

1 Siehe auch K i o n k a , Deu~ehe reed. Woehenschrlft. 1902. Nr. 6. - - .Aerztl. Sachverst[indigenzeitung. 1902. l~r. 4.

.Diese Zeitschrlft. Bd. XXIL S. 388.

Zusatz wahrend der Cor rec tu r : Dutch Zufall kommt uns ein Exemplar tier ,,Medicinischen Woohe" yore 17. Marz d . J . in die Hande. Darin befindet sich ein Aufsatz 1 yon Lebbin u. Ka l lmann : ,,Ueber die Giftigkeit des Pr~servesalzes", eine Erwiderung auf meinen oben erw~hnten Aufsatz in tier ,,Deutschen medicinischen Wochensehrift". Die saehlichen Einwendungen finden in dem oben Gesagten ihre Erledigung; auf die persSnhchen Verdachtigungen, die in dieser Arbeit enthalten sind, ein- zugeheu, habe ich natfirhch keine Veranlassung.

Dieser Aufsa~z yon L e b b i n und K a l l m a n n is~, wie aus einem Sa~ze des Artikels hervorgeh~, urspriinglich der Deutaehen reed. ~oeher~chri[~ zur VerSffen~- lichung iibergeben, yon der Redaction derselben jedoch zuriickgewiesen worden.

"[~'B:ER DIE CHRONISCH:E SUL~'ITYERGI~TUN~. 145

cirten frischrosafarbenen Umgebung hervortreten. Die Schleimhau~ 15st sich leicht yon der Museularis ab.

Darm: Im ganzen Dtinndarm, der mit stark wiisserigem Inhalt gefiillt ist~ erscheint die Sehleimhau~ sammetartig gesehwollen und durch Injection der k_leinsten Gef'~sse stark gerSthe~. Die ~[esenterialgef'~sse sind stark gefti]l~, die Darmwand auch des Dickdarmes ist stark hyper~misch.

L eber : Hyperiimisch, etwas weich, sonst ohne Besonderheiten. N i e r e n : Geschwollen; ihre Oberfl~iche isf dunkelblauroth und zeigt

zahlreiche kleine hirsekorngrosse, runde, blasse F l e c k e . - Auf dem frischen Schnitt hebt sich die Grenzschicht dutch einen hellen Rand gegen die dunkel- blaurothe Rindenzone ab. Das Mark ist ebenfalls rSfher als in, der Norm und zeigt entsprechend der l~arkkegelzeichnung dunkelrothe Streifung.

N i k r o s k o p i s e h e U n f e r s u c h u n g .

Sttickchen yon ]gyocard, Leber und Niere werden in 10 procenf. Formo], Alkohol yon aufsteigender Concentration gehiirtet und nach Durchgang durch Aetheralkohol in Celloidin eingebettef. Mikrotomschnitte werden mit H~matoxylin-Gage allein und mi~ H~ima~oxylin-Gage find van Gieson-LSsung geF~rbt.

Befund .

H e r z m u s k e l : Unter dem welligen, mit van Gieson leuchtendroth gefiirbten Endocrad sieht man st-rich- und streifenfSrmige zwischen Endocard und den obersten ~uskelschichten liegende Blutungen. Das Endocard dar- tiber isf intact, zeigt keine thrombotischen Auflagerungen oder Aehnl/ches. Die Herzmuskelfaser selbst ist intact; nichts yon degenerativen Vorg~ngen. Die subendocardialen Blutungen reiehen nur wenig fief in die l~Iusculatur hinein. Nur wenige zarte Linien extravasirten Blutes lassen sieh nach der Tiefe hin ins Myocard verfolgen.

Lebe r : Zeigt normale Zellen. Blur- wie Gallengefiisse ohne Besonder- heir; nirgends Blutungen.

N ie r en : In der Rinde zahlreiche frische Bluhlngen in und um einige Glomeruli sow/e in manchen gesehl~ngelten Caniilchen. Die Extravasa~e sind an vereinzelten Stellen intracapsuliire Glomerulusbluimngen, die die Gefiissschlingen yon der Bowman'schen Kapsel abtrennen oder die Capill'aren selbst umgeben und durchsetzen. Das Epithel der Tubuli ist nicht allent- halben kernhaltig. In den Tubulis rectis erscheinen die Blutungen als grad- gestreckte orangerothe Streifen. In der Rinde sehr vereinzelte Kleinzellen- infiltrationen, meist um durchblutete Glomeruli (Taft VII, Fig. 4).

Hiermit sind also auoh diese Angaben L e b b i n ' s widerlegt. Das gleiehe Resultat wie die unserigen zeigen auch neuere Versuehe,

welohe im Kaiserhehen Gesundheitsamt an Kaninchen angestellt wurden und deren in der teehnischen Begrfindung zum Bundesmthsbesehluss veto 18. Februar 1902 Erw~hnung geschieht.

Dutch unsere neuen Untersuchungen sind also die fr~heren Befunde fiber die Blutgiftnatur der sehwefiigsauren Salze vollkommen best~tig~ bezw. erg~nzt worden. Ebenso bleibt die yon dem Einen yon uns bereits

Zeitschr. f. Hygiene. XLI. 10