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Ueber Dr. H. Jastrowitz, derzeitigem Assistenten der Poliklinik und XXVI. Aus der medicinischen Poliklinik zu Halle a. S. die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung dutch Haferkuren. Von l)r. H. Beuttenmiiller, ehemaligem Assistenten der Poliklinik. Die im dahre 1903 durdl v. Noorden (1) eingefiihrte Itaferkur gilt heute als allgemein anerkannter therapeutischer Factor bei cler schweren Form des Diabetes. An den urspriinglichen Indicationen wird, wie aus den Abhandlungen von Lamp6(~), Falta (3), Liithje (4) er- he/It, im Wesentlichen jetzt nocb festgehalten. Es gicbt Kranke, die a[lgemein giinstig beeintlusst werden, solehe, bei dcnen nut die Ketonurie oder die ~tukosurle slob bessert und endlieh einige, die sich in jeder Hinsieht refractSr verhalten. Ferner gelingt es mitunter dureh eine Haferkur, auch ohne dass Ketonurie besteht, die Toleranzgrenze zu heben, sowie sogar Kranke, bei denen andersartige Maassnahmen versagen, trotz der hohen K'H-Zufuhr auf diesem Wege zuckerfrei zu machen. Die Wirkung der Haferkur beruht einmal in dem besonderen, z. Th. noeh ungeklSrten Eintluss des Hafers, ferner auf dot geringen Quantit':it des zugefiihrten Eiweisses, mit der eine gewisse Stiekstoffuntererniihrung ver- kniipft ist, sowie endlieh auf der Form des Pllanzen- bezw. Eieralbumins, in der des Eiweiss gereieht wird. Gerade diese Eiweissarten verhalten sieh im diabetisehen Organismus in Bezug auf die Zuekerbildung im Allgemeinen am giinstigsten, d.h. es finder aus ihnen die geringste Zuckerbildung statt [Liithje(5), Mohr (6), Falta (7)]. Namentlich in F'allen von Eiweiss- wie von K'H-Ueberempfindliehkeit konnten auf diesem Wege Besserungen erzielt werden. lmmerhin sind die Dauererfolge doch recht weehselnde; zwar ist in einigen ganz sehweren FSllen, so z. B. yon Noorden (8) bei einem jugendliehen Diabetiker eine dauernd% weitgehende Besserung verzeichnet worden. ]m Ganzen jedoch geben eine gSnstige Prognose, worauf schon Lamp6 hinweist, am ehesten die sehweren Formen des mittleren Lebens- alters. Ein definitives Urtheil abzugeben, ist h/iuflg deshalb sehwierig, weil eine Iiingere exacte Beobachtung nieht iiberall durehf6hrbar ist und man naeh der Entlassung aus der Klinik beziiglich der Beobaehtung di'atetiseher Vorsehriften ausschliesslict, yon der Zuverl~ssigkeit des Pa-

Ueber die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung durch Haferkuren

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Ueber

Dr. H. J a s t r o w i t z , derzeitigem Assistenten der Poliklinik

und

XXVI.

Aus der med ic in i s chen P o l i k l i n i k zu Hal le a. S.

die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung dutch Haferkuren.

Von

l)r. H. B e u t t e n m i i l l e r , ehemaligem Assistenten der Poliklinik.

Die im dahre 1903 durdl v. Noorden (1) eingefiihrte Itaferkur gilt heute als allgemein anerkannter therapeutischer Factor bei cler schweren Form des Diabetes. An den urspriinglichen Indicationen wird, wie aus den Abhandlungen von Lamp6(~) , Fal ta (3), Lii thje (4) er- he/It, im Wesentlichen jetzt nocb festgehalten. Es gicbt Kranke, die a[lgemein giinstig beeintlusst werden, solehe, bei dcnen nut die Ketonurie oder die ~tukosurle slob bessert und endlieh einige, die sich in jeder Hinsieht refractSr verhalten. Ferner gelingt es mitunter dureh eine Haferkur, auch ohne dass Ketonurie besteht, die Toleranzgrenze zu heben, sowie sogar Kranke, bei denen andersartige Maassnahmen versagen, trotz der hohen K'H-Zufuhr auf diesem Wege zuckerfrei zu machen. Die Wirkung der Haferkur beruht einmal in dem besonderen, z. Th. noeh ungeklSrten Eintluss des Hafers, ferner auf dot geringen Quantit':it des zugefiihrten Eiweisses, mit der eine gewisse Stiekstoffuntererniihrung ver- kniipft ist, sowie endlieh auf der Form des Pllanzen- bezw. Eieralbumins, in der des Eiweiss gereieht wird. Gerade diese Eiweissarten verhalten sieh im diabetisehen Organismus in Bezug auf die Zuekerbildung im Allgemeinen am giinstigsten, d.h. es finder aus ihnen die geringste Zuckerbildung statt [Liithje(5), Mohr (6), Fa l t a (7)]. Namentlich in F'allen von Eiweiss- wie von K'H-Ueberempfindliehkeit konnten auf diesem Wege Besserungen erzielt werden.

lmmerhin sind die Dauererfolge doch recht weehselnde; zwar ist in einigen ganz sehweren FSllen, so z. B. yon Noorden (8) bei einem jugendliehen Diabetiker eine dauernd% weitgehende Besserung verzeichnet worden. ]m Ganzen jedoch geben eine gSnstige Prognose, worauf schon Lamp6 hinweist, am ehesten die sehweren Formen des mittleren Lebens- alters. Ein definitives Urtheil abzugeben, ist h/iuflg deshalb sehwierig, weil eine Iiingere exacte Beobachtung nieht iiberall durehf6hrbar ist und man naeh der Entlassung aus der Klinik beziiglich der Beobaehtung di'atetiseher Vorsehriften ausschliesslict, yon der Zuverl~ssigkeit des Pa-

366 H. Jas t rowitz und [l. Bcuttenmfillor~

tienten ~bh:,imgig ist. So kSnnen entwcder anfSngliche Besscrungen als dauernde bezeiehnet oder zunSchst nieht gi]nstig boeinllusste Kranke als ungeeignet fiir einen solehen diStetisehen Angriff angesehon werdon. Hierzu kommt, dass sehwere Diabetiker auf die einzelnen Digtformen individuell ganz versehieden reagiren: man ist bier zur l'~eststellung der geeigneten Therapie lediglich auf das Experiment am Krankenbette an- gewiesen. Erst auf diese Weiss kann ferner entsehieden warden, ob es sieh in solehen FSllen wirklieh um ganz sehwere inkurable Formen handelt, odor nur um solehe, dis wir lediglieh wegen des Bes/:ehens der Ketonurie sehutgemSss als schwere anzusehen gewohnt sind. In der Absieht, aus dem Verhalten einzelner Faetoren der diabetisehen Stoff- weehselstSrung vielleieht Hinweise auf die Prognose des Falles oder auf die Wirkungsweise der DiSt, besonders des Hafers, zu erhalten, haben wir 3 schwere Diabetiker ether 15nger dauernden klinisehen Beobaehtung unter- zogen und Glukosurie, Ketonurie sowie die Vertheitung einiger N-haltiger Substanzen (Ammoniak, IIarnstoff, Rest-N) dabei verfolgt.

Borer auf die Ilespreehungen im Einzelnen eingegangen wird, set nur kurz angef(ihrt, dass (lie Bestimmungen naeh den iibliehen Methoden gemaeht wurden: N naeh K j e l d a h l , NIIa naeh Kr i ige r und L e i t h , heeton naeh H u p p e r t - l ~ I e s s i n g e r , OxybuttersSure naeh i~lagnus - L e v y , Oxalsiiure nach h u t e n r i e t h und Bar th , Harnstoff nach M S r n e r - S j S q v i s t mit der fiir zuekerhaltige Harne nSthigen Modiliea{,ion (Zusatz yon Barythydrat).

Dor Zucker wurde gravimetrisch (nach S o x h 1 e t - A ll ih n) sowie polarimetrisch, an einzolnen TaLon auch durch Verg~ihrung, bostimmt. Die t'olarisationsresultate zoigten hgufig yon den wahron Worthon starko Abwoiehungen, dader Urin an einzel- non TaLon infolge des geringen Zuckor- und hohen OxybuttersS.uregohaltes nut eine sehr goringo gechtsdrehung aufwios odor eine sotche 5berhaupt vermissen liess. Im Gogonsatz hiorzu stimmen die durch Vergghrung gowonnenen, in die Tabollen jodoch nicht aufgenommenen l/.esultate mit den duroh lloduction ermittdten im Allgomeinon iiberein; auch liess die Verg~ihrung besonders auffgllige Erschoinungen nicht or- kennon.

Fiir die Extraction dor OxybuttorsS.ure bedienton wir uns dos yon Embden und Schmitz (9) ompfohlenen Lindt'schen Apparates, von dosson Vorziigen gegeniiber don fr(ihor gebrSuohiichon, z. B. dem Schwarz'schen Apparat, wir uns iiborzougon konnten. Es sei nut bemorkt, dass die Dauer der Extractionszeil wesentlich yon dot Umdrehungsgoschwindigkcit tier giihrspindd abhgngt und insoforn dot yon nns an- gewandto Antriob t-lurch Wassorturbine nicht empfehIenswerth ist~ weil diese, in Folgo ihror Abhgngigkeit yon don Schwankungen des Wasserdruckes, nicht immer mit gloicher Geschwindigkeit arboitete, wodurch die Extractionszeit bis zu 12--14 Stun- den verlgngert wurdo. Ein zweitor Mangol ist die wonig ausgiobigo gogulierbarkoit dor Temperatur des Sandbades, ein Uebolstand, dem sich duroh Einschaltung eines Kurbel-Rheostaton leicht abhelfen liess.

An einigen Versuchstagen, die oine auff~illige Differenz zwischon der Summe dos U-N und NIIa-N oinorseits, sowio dem Gesammt-N aufwiosen, ist dann bet 2 Pationten der Niedorschlags-N bestimmt worden. Es wurde hierbei so vorgogangen, dass der Ammoniak, wio bet tier K r Cig o r- Roi o h 7schen Nethod% durd~ Natriumcarbonat im Vacuum ausgetriebon und der mit Salzsguro angesiiuerte Ham mit lOproc. Phosphor- wolframsalzsguro gefSllt wurde. Nach Absetzen des Niederschlages wurde derselbo mit dor Fiillungsflfissigkeit und dann mit Alkohol-Aethor ausgewaschen und der Stick-

Ueber die diab¢tischo Acidose und ihro Beeinfiussung durch gaferkuren. 367

stoff des Niedersehlages bestimmt. Es wurden fiir jeden Versueh 50 ecru Urin ver- wandt und stets mehrere Controlen ausgefiihrt.

B e o b a c h t u n g I.

In dem ersten Falle handelte es sich um einen poliklinischen Pa- tienten 1).

Der 21ji/hrige Pat. Kurt H . . . datirt seine Beschwerden (Polydipsie, Mattig- keit, Abmagerung) 4 Jai~re zuriick. Der Diabetes wurde zuerst 1907 eonstatirt. Im Verlaufe der Krankheit stellten sich Kopfschmerzen ein, ferner traten Zahncaries, Haarausfall sowie 5t'ter Furunkel, Juckreiz und SprSdigkeit der Haut auf. Seit einem halben Jahre vor der Aufnahme hatte sich das Allgemeinbefinden langsam abet stetig versehlechtert, auch die Sehkraft hatte abgenommen. Obiectiv wurde an den inneren Organen des kSrperlich sehr mageren Kranken ausser einer leichten Affection der linken Lungenspitze ein wesentlicher Befund nicht erhoben. Dagegen wurden Ohn- machtsanwandlungen und in letzter Zeit eine zunehmende Schlafsucht beobachtet. Psychisch war er leicht reizbar~ befolgte die diiitetischen Maassnahmen nur wider- willig, so dass es bald zu einem Conflict kam~ infolge dessen er die Klinik verliess. Pat. lebt zur Zeit noch, wie festgestellt werden konnte, ist jedoch diesseits nicht mehr beobachtet worden.

Tabelle I. (Curt H.)

Datum D i:~ t

Urin o

g

U-N

g

In pCt. d. (~es. -

z ~

Glukose

D.

24.--25.11. 25.--26. 26.--27. 27.--28. 28.--29.

29.--30.

30.--1.12. 1.--2.

Gem. Kost do. do. do. do.

250 g Hafer 300g Butter

5 Eier do. do.

59501032112.9811,26 6320 1035113,911 1,34 5260/1031116 43, 1,% 528olo361 .2o.o,85 4270 lO351 3.731 o,62

3090 1035112,37 0,37

235011030[ 9,43 0,38 2250 1035 0,65 10,92

lO, 7179, !7,91 ,o!G,7 98,7 10,60 176,2i7,9 1 5,7i7,~1461,4 13,82 184,119,(; 1 5,316,21326,1 lO,35 184,8!5,7 1 6,3 5,81306,2 12,82 [ 93,9 3.7 I 6,26,71286,0

11,2 ~ 190,4~2,414,5 5,4 167,9

193,4 3,3 8,78193,7,4,9]133i37 87~0 10,11 15',4 5:7 128,3

3,64 3,81 4,18 1,97 1,75

3,71

2,74 2,20

Tabelle II. (Cur~ H, Uebersicht.)

v. (~es.- ~ Aeeton-

:~ :~ kSrpern ~ entfallen

' - ; L -

7,94 14,461 ~5 55 8,24 15.061 ~6 54 3,48 10.961 69 31 6,97 10.501 34 66 4,82 7.951 4:0 60

3,88 10.521 63 37

2,32 7.23168i32 2,24 6,18 64 36

Datum

24.--29. 12.

30.11. bis 2.12.

D i S t

Gem. Kost

Itafer

Ges.- I NH3 in Ges.-N. Ges.-D. Aceton- I NH3 in g pCt. des

kSrper Ges.-N.

13,85 355,7 11,79 ] 1,22 7,9

i

10,03 127,7 7,98 I 0,47 3,5

1) Herrn Geh.-Kath Schmidt~ der uns die Beobachtung des Kranken in seiner Klinik gestattete, sind wir hierfiir zu Dank verpflichtet.

Zeitsehrift f. exp. Pathologie u. Thsrapie. 9. Bd. 24

368 H. J a s t r o w i t z und H. B e u t t e n m ( i l l e r ,

W/ihrend tier ersten Beobachtungstage wurde dem Patienten die ge- wShnliche Kost verabfoigt: die Zuckerausseheidung (cf. Tab. [ und II), die am ersten Tage 398,7 g, am zweiten 461,4 g betrug, sank ohnejeg- liehe DiStbeschr'/inkung am fiinften Tage auf 286 g bei anniihernd gleich- bleibender Stickstoffausscheidung. Derselbe Einfluss zeigt sich auf die Ketonurie. Die 6esammtausscheidung der AcctonkSrper betrug 8 g am fanften Tage g~.geniiber 14--15 g bei der Aufnahme.

Der Haferkur, welcher er unterworfen werden sollte, entzog der Kranke sieh, wie sehon angefiihrt, sehr bald, so dass unsere weitere Beobachtung sich nut auf 3 Tage erstreckt. Am letzten Beobachtungs- tage ging trotz Zufuhr yon 180 g Kohlehydrat der Zucker bis auf 128,3 g herab. Ein entsprechender Abfall der Acidose liess sich bei der Kiirze der Beobaehtung nicht constatiren; sie bewegte sich in den letzten 5 Tagen ca. zwisehen 6 und 11 g Oxybutters~ure. Auffallend erscheint endlich, dass wiihrend der Hafertage die N-Ausscheidung nieht ent- @re&end der Verminderung der N-Zu[uhr herabgeht (13,85 gegen 10,05 g).

Dieser Fall zeigt, wie sehr Sehonung a!lein den Zustand eines Diabetikers mitunter giinstig becinflussen kann; daher w~re es vielleieht

Datum

25.--26. 11. 26.--27. 27.--28. 28.--29. 29.--30.

30.11.--1.12.

1.--2. 12.

2.--3. 3.--4. 4.--5. 5.--6. 6.--7. 7.--8. 8.--9. 9.--10.

10.--11. 11.--12. 12.--13. 13.--14. 14.--15. 15.--16. 16.--17. 17.--18. 18.--19. 19.--20. 20.--21.

Tabelle III

N a h r u n g i! U r i n N

NHa

g

Strenge Digit -+- . . . . }

300 g Weissbrod . . .

Gemfise @ . . . . . i

900 g Butter. . . . . ! @ 24 Eier . . . . . Strenge Di:~it -]- 40 g Weissbrod /

t !000 g Haler . . . .

:: :} Gemiise -~ 1200 g . . . Butter -~ 32 Eier . . . @ 160 g . . . . . . Weissbrod . . . . . Gemfise .

! + 1200gB tt r i i i i [-]- 20 Eier . . . . .

But~er -~- 15Eier . . . I [ + 450 g Eleisch . . •

2450 2910 3000i 1970 1690 1570

1250

950 1580 2200 2100 2520 2350 2410 2750 1960 1530 1610 1880 1500 1940 2200 2360 1960 2450 1210

1,036 1,039 1,035 1,033 1,030 1,022

1,033

1,029 1,028 1,033 1,033 1,021 1,026 1,026 1,021 1,023 1,021 1,015 1,016 1,020 1,016 1,017 1,013 1,020 1,021 1,017

13,15 12,14 15,38

7,32 5,99 8,02

7,78

7,94 7,82

14,91 16,88 8,33 8,45 8,92 8,25 8,26 6,18 5,30 5,32 6,74 8,04 7,04 7,83 9,68

13,54 13,02

In pCt. des Ge- [ I . . . . . fl-N [

1,82 10~87 1,59 10,25 1,81 12,82 0,96 6,27 0,80 5,02 1,25 6,41

0,51 6,27

0,42 6,69 0,4l 6,63 0,57 13,79 0,66 15,78 0,69 6,56 0,68 6,73 1,15 6,93 0,53 6,78 0,37 7,02 0,30 5,23 0,34 - - 0,50 - - 0,43 6,13 0,38 6,72 0,57 6,41 0,42 7,38 0,25 8,96 0,25 12,90 0,16 11,91

82,4 11,3 84,7 10,8 83,2 9,6 85,9 10,8 83,7 l i ,2 80,1 12,9

80,4 5,4

84,7 4,3 85,0 4.3 92,1 3,2 89,8 3,2 79,0 6,9 79,2 6,6 77,8 10,6 73,7 4,7 84,6 3,6 84,3 4,0

9V,5 V,2 84,0 3,9 91,6 6,7 94,6 4,4 92,3 2,2 95,6 1,6 91,6 1,2

Ueber die diabetisehe Aeidose nnd ihre Beeinflussung dureh Hafercuren. 369

zweckmiissig, so welt dies ohne periculum vitae ausfiihrbar ist, Patienten, wie hier gesehehen, zun5chsg unter giinstige "5ussere Bedingungen ohne jegliche spezielle Kostform zu setzen und erst auf Grund einer weiteren Beeinflussung dureh digtetische Maassnahmen den therapeutisehen Werth letzterer einzusehiitzen.

B e o b a c h t u n g II1).

In dem zweiten Falle handelte es sieh um einen 46j~ihrigen Lehrer Ernst F. Diabetes vor 2 Jahren festgestellt. Nach einer dig~tetisehen Kur angeblich voriiber- gehend zuekerfrei. Erst im Laufe des letzten Jahres rapide Verschleehterung des Be- lindens: Patient bemerkte eine starke Herabsetzung seiner kSrperliehen Leistungs- fS~higkeit und rasehe geistige Ermiidbarkeit bei Ausiibung seines Berufes. Er hatte im Laufe des letzten Jahres ca. 10 kg abgenommen; es stellte sich heftiges fIaut- jueken tin; neuralgiforme, namentlieh Nachts exacerbirende Sehmerzen in den Beinen, hauptsSchlieh ~n den Aussenseiten beider Oberschenkel~ raubten ibm hS~ufig den Schlaf. Durst nicht gesteigert, dagegen leidet Pat. an abnormem Hungergefiihl.

1) Fall II und III betrafen Patienten~ die in der Privatklinik im Einzelzimmer bei Bettruhe beobachtet wurden.

(Ernst P.).

, ~ Von d. Ges.- I Glukose (D) g ~ -~ ~ Acetonkbrp. I

~ ~ ~.~ entfallen ]

o ~ ,~ ~ ~ ®~ -~° ~.~ ~== B e m e r k u n g e n .

I 154,4 195,0 180,0 I10,1 89,1 73,8

48,3

12,4 26,9 44,0 69,3 75,6 84,6 81,7 79,8 23,5 15,3 12,9 28,2 22,5 15,5 8,8

11,8 17,6 31,9 16,9

17,7 16,1 11,7 16,5 14,9 8,2 : 1

6,2 : 1

1,6:1 3,4 : 1 2,9 : 1 4,1 : 1 9,1 : 1 9,9 : 1 9,1 : 1 8,6:1 2,8 : 1 2,4 : 1 2,4 : 1 5,3 : 1 3,3:1 1,9 : 1 1,3:1 1,6 : 1 1,8:1 2,4 : 1 1,3:1

2,02 2,25 2,10 1,35 1,23 1,31

1,33

0,89 1,37 3,07 1,74 2,08 2,43 0,77 0,91 0,47 0,22 0,23 0,36 0,44 1,37 0,80 0,73 1,06 0,95 0,57

9,26 12,88 9,02 13,06 5,40 9,00 4,89 7,32 2,24 4,50 1,41 3,75

1,61 3,99

0,00 1,53 0,00 2,45 1,98 7,48 9,00 12,11 6,36 10,08 2,82 7,17 1,08 2,46 1,44 3,07 0,00 0,84 0,00 0,39 0,00 0,39 0,00 0,64 0,00 0,79 2,20 4,65 0,75 2,18 1,72 3,03 2,08 3,98 0,00 1,70 0,43 1,54

29 71 31 69 40 ~, 60 33 67 50 50 62 38

60i 40

100 0 100 0 73 27 26 74 37 63 60 40 56 44 53 47

100 0 100 0 1001 0 100~ 0 100[ 0 5~ 48 66 34 431 57 48 52

100 0 70! 50

tgI. abends 0,5 Aspirin. Gew. 64,0. Oxalsiiure 5,3 mg.

do. 5,7 . do. 5,7 , do. 21,4 ,,

Gew. 64,6. OxMsSmre 7,5 rag. Niedersehlags-N 4,9 pot.

Gew. 64,1. Oxals~ure 13,0 rag. Niedersehlags-N 8,8 pCt.

Oxals~ure 9,4 rag.

Gew. 65,0.

Niedersehlags- N 9,3 pCt. Gew. 63,9. Niedersehlags-N 10,7 pCk Niedersehlags- N 9,7 pCt.

Niedersehlags- N 8,3 pCt. Gew. 64,2. Niedersehlags-N 7,1 pCt.

Niedersehlags-N 2,2 pCt. Gew. 64,2. Niedersehlags-N 9,9 pCt.

Gew. 63,7.

Gew. 64,3.

24*

370 H. j a s t rowi t z und H. Beuttenmii l ler ,

Object iver Befund: Mgssig genF, hrLer Mann yon blassem Aussohen; tlaut und inhere Organe ohne wesentlichen Befund. Die Pupillen reagiren prompt~ Haut- und Sehnenreflexe sind vorhanden: nur die Patellarrellexe sind herabgesetzt, die Mo- tilitgt ist ungestSrt; an der Aussenseite der beiden Oberschenkel ist die Beri.ihrungs- und Schmerzempfindung beiderseits herabgesetzt~ entsprechend dem Ausbreitungs- goblet des N. cutaneus femoris lateralis, lm Uebrigen ist die SensibilitSt intakt. Urin ohne Eiwoiss, reichlich Acetessigsi~ure und Zacker.

Pat., dessen Betinden durch klinisehe Behandlnng sich wesentlich besserte, be- kam ca. 1 Monat nach dcr Entlassung eincn l,:arbunkel und im Anschluss hieran Coma, dem er rasch erlag,

Dieser Pat. wurde ohne jegliche andere Medication als 0,5 g Aspirin, die er wegen der besprochenen neuritischen Schmorzen erhielt: 26 Tage von uns beobachtet. Es sind bei ihm 2 tlaferperioden, 3 Gem/iseperioden, davon eine mit~ Bred: die andere mit Fleischzulage, sowie 2 Perioden mit strenger Di~t, allerdings unter Brodzulage, beobachtet worden. Der UcbersichtlichkeiL halber und well die Nahrungsaufnahme nicht an jedem Tage einer Diiitperiode gleich gross war, ist hier die Snmme aller wiihrend einer einzelnen Periode genossenen Speisen~ ohne Riicksicht auf die Gr5sse der Nahrungsaufnahme am einzelnen Tage zusammengefasst worden.

Zun'~ehst zcigt die (of. Tab. III und IV) Vertheilung der stiekstoff- haltigen Bestandtheile des Urins doeh einiges Beachtenswerthe. Die Ammoniakausscheidung geht zwar im Allgemeinen der Curve der Ge- sammtaeetonkgrper parallel. An einzelnen Tagen sieht man jedoeh, dass die Ammoniakausseheidung relativ gegeniiber der des Gesammtstiekstoffs erhOhte Werthe zeigte: so w'Shrend der crsten Haferperiode durebsehnitt- lieh 11,5 pgt. , trotzdem dig AeetonkSrper gcgeniiber der ersten Periode (strenge Di/tt mit Brodzulage) yon 11 ~(; auf 5,2 g hcruntergegangen waren: allerdings mSehten wir betonen, dass entspreehend der geringeren N-Zu- tuhr nut 3,1 g N ausgeschieden wurden. Etwas auff/illig erseheint ferner die Vermehrung des Niedersehlags-N mit 9,3 pCt. und 10,7 pot. zu Un- gunsten des Harnstott-N und Ammoniak-N w/ihrend der zweiten Hafer- periode.

Tabelle IV (Ernst P., Uebcrsicht).

Datum D i ~ t Gcs G D sammt- "' - "- heeton-

kSrper

25.--28.11.

28.11.--1.12. I .-- 4.12. 4.--6.12. 6.--10. 12.

10.--14.12.

14.--18. 12. 18.--20. 12.

Strenge Di'~t -I- 57 g K. If. (Weissbrod)

Itafer, 175 g K. H. (;emiisc, 175 g 1(. H.

Strenge DiSt -I- 23 g g. H. Haler, 175 g K. 1I.

6emiise -f- 40 g K.H. (Weissbrod)

Gemiise, 17 g K. H. Gemftse -I- Fleisch, 17 g g. H.

13,49

7,11 7,85

15,90 8,49 6,27

7,41 12,08

143,1 i 11,64

91,0 5,19 29,2 2166 56,7 9,80 80,4 4,70 20,0 0,57

14,7 2,66 22,1 2,41

Nlla NtI a in in g °/o des

(;es.-N

i 1,74 10,6

1,00 11,5 0,43 4,5 0,62 3,2 0,77 7,4

0,45 5,0 0,22 1,5

DiG Zuckerausscheidung, die bei strenger Di~t mit Brodzulage 14371 g betragen hatte, sank trotz erh6hter Kohlehydratzufuhr w~hrend der ersten ttaferperiode successive jeden Tag his auf 73,8 g und unter Sehwankungen w/ihrend einer darauffolgenden Gemiiseperiode auf 26,9 g. Die dem Kranken versuehsweise dargereiehte strenge Di'at mit Brodzulage beant-

Ueber die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung durch ttaferkuren. 371

wortete er mit einer Steigorung bis auf 69,3 g am 2. Tage ctioses Re- gimes. Eine zweite 4t/igige Haferkur vermochte die Zuckerausscheidung nieht herabzudrticken, jedoch war die ausgeschiedene Menge auch hier immer geringer, als den in den Haferperioden zugefiihrtcn Kohlehydraten entspraeh.

Einen bosseren Er[olg zeigte oinc darauf folgende Gemiiseperiode mit Brodzulage, we die Zuckerausscheidung auf 20 g, und oine reine Go- mfiseperiode, we sic auf 14,7 g abfiel. Einige zum Schluss eingesehaltete Tage mit Gemiise und Fleischzulage liesscn den durchsohnittliehen Zucker- werth wiederum ansteigen. Aus dem Ausgefiihrten geht horror, dass hier an einc Zuekerabspaltung aus Eiweiss zu denken ist. Hierauf deutet die letztc Periode bin, sowie vor allem dis Tago stronger Digit (4.--6. De~.), we welt mehr Zueker ausgeschieden wurde, als den zugefiihrten Kohlehydraten entspraeh. Eine wesentliche Toleranz fiir Kohlehydrate bestand bier nut w//hrend der Haferperiode, we ca. nur die H/ilfte der eingefiihrten Kohlehydrate als Glukose ausgesehieden wurde. Immerhin war dasselbe aueh bei einer Zulage in Form yon 40 g Weissbrod w/ih- rend einer Gemiisepcriode der Fall.

Die GesammtaeetonkSrperausscheidung, die in diesem Fa]lo keine hobo war - - der hOchste Worth betrug 1',/;,06 g am 2. 'Page - - sank sehr raseh bis auf Werthe herab, dig wit, wie aus der erwtihnten Mittheilung yon E m b d e n und S c h m i t z hervorgeht, nieht mit Sichorheit als Oxy- buttersgure anspreehen kOnnen, da dis Bestimmung hier allein auf dot Linksdrehung dos Aetherextraetes beruht. Eine Ausnahme maeht nur dis versuohsweise eingeschaltete Periods stronger Di/i,t, we 9,8 g Oxy- butters/iure ausgesehieden wurden.

Das Verhiiltniss der ausgesehiedcnen Oxybuttorsgure zum Aceton ge- staltet sieh hier so, dass, je gr6sser die Oxybutters/turemengo ist, um so geringer dot Antheil des Acetons an dor Summe der Gesammtaeeton- kiSrper. Irgend ein constantes Verhiiltniss zwisehen Aeeton und Oxy- butters/~ure liess sich nieht feststellen. Nur oinige Zahlen erseheinen auff/illig, so z. B. Aectonausscheidungen yon 3,07 oder 2,43 g (4./5. und 8./6. 12) bei einer Ausseheidung yon nut Spure n yon Oxybuttersiiure, sowie umgekehrt yon nur 1,7 g Aeeton und 9 g Oxybuttersiiuro an einem dazwisehen gelegenen Tage (5./6. 12.). Dies l/isst an eine Reeiprocit//t bei dot Entstehung der Aoetonk6rper denken, wie dies N e u b a u e r (10) an einigen Piilten nachweiscn konnte.

B e o b a c h t u n g III.

Der 3. Fall ist der schwerste und am l'/ingston beobachtete. Zu- n/~chst wollen wir die klinischen Daten vorausschicken.

Die 20jiihrige Erna F . . . . war vet eincm Jahre wegen langandauernder Zahn- eiterung (Alveolarpyorrhoe) in Behandlung; daim Laufe der letzten 2 Jahre die Zghne alle sehr sohleeht geworden waren, wurde geiegentlich der zahn/irztlichen Be- handlung der Urin untersucht und Zueker darin gefunden. Kurz vor der Entdeckung des Zuckers war Pat. dureh Ausgleiten auf der Treppe auf den Kopf gefallen ; dieses Trauma bringt sie in zeitliohen Connex mit der sehr starken Gewichtsabnahme der

372 H. J a s t r o w i t z und H. B o u t t e n m i i l l e r ,

T a b e l l e V

Datum

13.---14.11.

14.--15.

15.--16.

16.--17.

17.--18.

18.--19.

19.--20.

20.--21.

21.--22.

22.--23. 23.--24. 24.--25. 25.--26. 26.--27.

27.--28.

28.--29.

29.--30.

30.--1. 12. 1.--2. 2.--3.

3.--4. 4.--5.

5.--6. 6.--7. 7.--8. 8.--9. 9.--10.

10.--11. 11.--12. 12. 13. 13.--14. 14.--15.

15.--16.

16.--17. 17.--18. 18.--19. 19.--20. 20.--21. 21.--22. 22.--23,

N a h r u n g I l l nojod. Urin I i Gcs.-N

Gos- ,, i L ~= ~ + I+~ =

&l g Iglgl ° >

200 g Weissbrod

i 680 g Hafer @ i 26201102( 17 Eier -~- 1,5 1Sahnc)

q- 120 g Butter t 1740 1038

-t- 300 Cognac [ 1985 1029

Gemfisc -~- 11 Sahnc 98011037 i

@ 80 g Butter 950 1036 -[- 200 Cognac

400 g ttafer @ 12 Eier[ q- 80 g Butter { -~ 100 Cognac !

Gemiise @ 20 Eier -[- 60 g Butter -1- 100 Cognac

Strenge DiSt {

Gem{ise q- 12 Eier

-+- 400 g Baiter q- 100 Cognac

500 g Bafer I' -[- 400 g Butter /

-~- 50 Cognac Gemiisc Q- 15 Eier

-[- 600 g Butter / !

4- 150 Cognac Strenge Digt -F-

/ 1 I Sahne 750 g Hafcr -}- 600 g f Butter ~- 1,5 i Sahne { %- 18 Eier ~- 150 Cogn.t

Gemiise -]- 24 Eier

-t'- 2,25 1 8ahne --[- 450 Cognac

I

1170 1040

1600 1039

[050 1034 970 1032 I

1070 1032 1250110291 145OllO~8 [ 1400 10o6 I

390 1016 180011016 2080 1020

2310 1029 1680 1034

2200 1030 1960 1033 2100 1031 1800 1041 1500 1036 1600 1034 1400 1033 170011026 1850 1020 1650)025

1550 1021

2100 1022

' 1700 1021 1700:1030 18001031 231O1040 175O11031 1050i1035

6 e m f i s e @ 300g Fleisch] @ 100 Cognac /

600 g Hafer -t- 900 g t Butter ~- 18 Eier i -1- 150 Cognac .

Glukose (D)

8,97 [ 0,43 1 6,8~ 72O I 0,51 I 5,~1 8,48[ 0,84 1 6,4', 6,96 0,37 1 5,0 -~ 6,33 0,40 1 5,3! 5182 0.31 I 5,2( 6,41 0.54 I 5,8f 3,85 1.00 I 2,9{ 7,60 0.801 6,5~ 6,28 0.90 I 5,01

4,97 0.96 ] 3,91

3,95 0.89 ] 2,71 4,98 0,21 I 4,3, 4,47 0.33 ] 3,91 6,03 0.50i 5,2~ 5,04 0.6114,3~ 4,31 1.061 3,0 5,68 1_441 3,9,

~2,2112,7 3,2

7,42 15,5 3,4

- - - - 3,2

1:5,945,3 2,7

30,4 29,09 2,2

70,917,. - -0 ,2

79,7 15,0 1,5

30,4 1 O, 1 2,5

88,0, 9,3 3,5

73,0] 4,1 86,4 2,2 56 i7,8 91,31 2,2 93,1[ 3,4

74,3] 4,2

83,0 - -

91,0] --

86.0! - - 81,7,~ 7,~ 90,81 4,E

87,6! 6,( 78,2 4,(~

77,11 3,9 77,9 i 5,8 75,7] 8,1 72,41 4.3 85,1 5,2 89.3 3.4 9117 619 77,4 !1,3 86.2 8,7 8016 L 1,8

80,3 [5,9

70,6 [8,5 87,1 3,4 87,5 6,3 87,2 6.8 86,3 t3,2 69,9 ~)1,1 69,7 ~)1,3

3,0 76,2 (p010

- -1120 ,0 (pol.) 83,8

2,5 47,0

4,0 79,4

3,2 31,1

0,96 9,(

3,0 33,, ¢

4,7 75,1

3,3 2,0 21,0 - - 3,7 1,l 10,3

3,3 1,0 10,7 3,6 0,2 2,5 0,2 0,6 8,9

0,61 0,7 11,0

+ 0,C 1,0 21,0

2,5 2,7 48,6 0,9 1,5 35,9 ),L 0,5 9,0 1,5 1,6 33,3

(pol. 0 , ~ - - 18.5 1 ,{ 2,3 3910

( p o l .

1,7 - - 37,4 3,0 3,9 76.4 3,8 4,3 , 90,3 4,8 5,8 104,41 3,2 3,7 55,5 1,4 2,1 33,6 0,6 1,6 22,4

0,25 1,0 17,0 0,2 0,9 16,5 0,5 1,0 16,5

0,81 1,9 40,3

0,4 1,1 17,1 1,3 3,7 63,5 2,3 3,3 56,1 2,3 3,2 57,6 2,6 3,6 83,8 4,0 4,7 82,7 2,9 3,9 41,0

Ueber die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung durch Itaferkuren. 373

(Erna F.).

D:N

2,9 : 1 5,5 : 1

4,2:1 10,6:1 10,6 : 1 14 ,8 : 1 8,9:1 5,8 : 1 3,4:1 4,2 : 1 2,1:1 2,4:1

8,1 1

4,3 1 12,7 1 12,3 1 9,5

16,8 11 19,2 1 7,2 I

o = ~.~

g g

19,19 21,60

12,46 16,78

38,64 47,08

'25,40 30,53

24,44 30,27

'25,87 30,80

16,22 21,53

12,36 18,20

13,36 19,I2

9,28 15,47 7,21 12,18 9,00 14,67 9,63 14,00 7,98 ll,33

10.62 15,78

8,13 14,05

5,40 8,80

I0,80 14,80 7,88 9,57 8,79 11,88

3,35 11,04 [ 17,05 2,22 13,04 I 17,02

1 1,81 11,22[ 14,46 2,03 7,1t) ~ 10,74 2,04 6,75 ] 10,41 2,20 7 ,83 11,78 1,55 9 ,95 12,79 1,76 6 .32 9,49 1,61 6 ,79 9,68 1,47 7 , 2 4 9,95 1,75 5 . 7 3 8,86 1,06 2 , 1 9 4,09

0,51 2 ,64 3,55

0,77 2 ,13 3,51 1,47 3 ,75 6,38 1,73 4,48 7,58

270 3,38 - - 6,42 10,36 2,85 5 ,79 10,88 1,25 4,32 7,04

Von Ges.- AcetonkSrpor

entfallen

¢3

o~

11 89

25 75

18 82

17 83

19 81

16 84

25 75

32 68

29 71

33 67 41 59 39 61 31 69 30 70

33 67

42 58

39 61

28 72 19 81 26 74

35 65 23 77

22 78 34 66 35 65 34 66 22 78 33 67 30 70 27 73 33 67 45 55

26 74

39 61 41 59 60 40

~ 62 47 53 37 63

Bcmerkungen

Oxalsiture 6,6 rag, Nicdersehlags-N 8,9 °/o

Oxalsiiure 15,6 rag, Niederschlags-N 9,5 O/o

OxalsiLure 20,3 mg

do. 27,8 mg

do. 20,1 mg

do. 14,4 nag

do. 4,5 mg

Nicdcrschlags-N 12,2 °/o do. 8,5 %

Urin amphotcr

Urin alkalisch

do.

Urin amphotcr Urin sauer

Urin amphotcr

N i c d c r s c h l a g s - N 3,70 o/o

Kiinische Notizen

60 g Natr. bicarb.

60 g Natr. bicarb., Somnolenz, Gcwicht 39,4

40 g Natr. bic~rb., komatSser Zustand, hoher Pals

do., abcr wenigcr uusgeprfig~, 2mai Erbrcch., 40g Natr. bicarb.

30 g Natr. bicarb. 3real. Diarrh5e, Gewicht 40,3

Subjectiv wohl, Kr~ftezunahme, 30 g Natr. bicarb.

30 g Natr. biearb., Gew. 40,8

30 g Natr. bicarb.

30 g Na~r. bicarb., Gew. 41,6

30 g Natr. bicarb. 30 g Natr. biearb., Gew. 42,1

30 g Natr. biearb. 30 g Natr. bicarb., Gew. 43,1

30 g Natr. bicarb. 30 g Natr. bicarb., gcringes

Oodem dcr l(nSchcl, Gew. 43,6 30 g Natr. bicarb.,

geringes Oedcm der KnSchel, Natr. bicarb, ab, noch Oedem,

Gcwicht 44,1 Oedem verschwunden

Gewicht 42,6

20 g Natr. bicarb., Gcw. 40,0 do.

do. do. do. do. Gcw. 40,9

15 g Natr. bicarb., do. Gew. 41,5 do. do. (Jew. 42,1 do. do. Gew. 42,7 do.

Gew. 42,6, 0,025 Extr. opii, Erbrechen

15 g Natr. bicarb. do. Gew. 42,9 do. do. Gew. 42,2 do. do. Gew. 43~0 do.

374 II. J a s t r o w i t z und H. Beut tenmi i l l e r~

Tabelle VI (Erna F., Uebersieht).

Dai, um

13.--15.11. 15.--18.11. 18.--20.11. 20.--22.11. 22.--25.11. 25.--27.11. 27.--2!).11.

29.11.--1.12. 1.-- 4.12. 4.-- (;.12. 6.-- 9.12. 9.--18.12.

18.--20.12. 20.--23.12. ]

1 ) ig t I (~e-

, • • , s a m m t -

Ges,-N Ges.-D Aeeton-k@per

Strenge Digt, 57 g K. 11. Hafer, 164 g R. H. Gemiisc, 20 g F.. H. Hafer, 168 g K.H. Gemiise, 17 g K. H.

Strenge Dii~t, 0 g t,2. I1. Gemiise, 17 g K. H. Haler, 176 g K. H. Gem~ise, 17 g K. H.

Strenge Diiid:, 4 g K. II. Haler, 177 g K. H. Gemiise, 18 g 1(. H.

Gemiise -1- Fleiseh, 17 g K. H. Hafer, 140 g K. IL

I 13,03! 98,1

6,79 70,1 3 ,86 20,1 ~;,21 I 54,8

14,0 6'411 5,7 5,62 I 5,63 i 16,0 5,05! 42,3 G,8o ~o,3 8,03 38,2 7,56 90,4 5,58, 31,4 5,25, 56,9 5,Oli G9,2

19,19 35,96 26,17 18,66 14,11 12,67 14,92 11,80 12,83 15, 74 10,98 7,70

9,43

NHa NHa in in g °/o des

Ges.-N

2,35 14,7 3,32 39,0 0,76 15,8 0,73 9,7 0,39 5,0 0,19 2,7

0,68 7,9 0,43 4,4 0,37 4,0 0,67 9,9 0,42 6,6 1,04 16,4

letzten Zeit. In den letzten Wochen hatte Pat. auf grztliche Verordnung hin eine strenge Diiit (Ausschluss von t(ohlehydraten) erhalten.

O b j e c t i v e r Befund: Blass, sehr mager, Itaut troeken 7 welk, keine Osdems, ZS.hns stark eariSs, Alveolarpyorrhoe, deutlieher Aeetongeruch der Atemluft. Ueber der reehten Spitze Schallverkiirzung, vorn wie hinten. Ebsnso links vorn oben bis zur zwsitsn Rippe. Beiderseits feuchtes Rasseln. Herz nioht verbreitert, 'Fgns rein, Puls 96, ldein und wsnig gespannt. Abdomen ohne BesoMerheiten. Stuhl normal, keinerlei Motilitgts- noch Sensibilit:4tsstSrungsn, Pateiiarrellexe beiderseits nut sehwach auslSsbar.

Pat. wurde yon Mitts November bis Ende December yon uns beobaehtet und war dann noeh bis Anfang .lanuar in der Klinik. Sic blieb naeh ihrer Entlassung in Beobachtung, ohne dass die Zuckermenge zuniichst wssentlich anstieg oder bedroh- liche Symptoms eintraten.

Nach ca. 14 Tagen, im Ansehlusss an sine Familienfestlichkeit, erkrankte sie pl(itzlich unter Erbreehen~ allgemeiner Mattigkeit und Schlafsueht. Der Zustand ver- sehlimmerts sich raseh und die Kranke erlag in 2 Tagen dem Coma.

Unsere Beobachtung setzt in einem Zei tpunkt ein, we die Kranke woehenlang hindureh sogenannte strenge Diiit crhalten hatte. Die ersten Tage des Aufenthaltes wurden dazu benutzt, ihr zuniiehst die bisherige strenge Diiit unter Brodzulage zu verabfolgen. Der Erfolg war der, dass Pat . zunehmend somnolent wurde und am 3. Tage, we die eigentliehe Behandlung durch Haferkur einsetzte, komat6se Erscheinungen bekam. Der schwere Zustand der Kranken liess es nicht zu, sie, wie den vorigen Fall, ohne Natr. bicarbonicum zu behandeln. Es wurde ihr dasselbe zun~ehst in reichlicher Menge (60 g) verabfolgt ; sp~iter, nach Schwinden der komat6scn Erscheinungen, in successive fallenden Dosen bis zur Alka- leseenz des Urins. Von da ab wurdc, ohnc dass, wit wir welter unten sehen werden, die Aeidose v6iIig sohwand, 1 5 - 20 g Natr. bicarbonieum wii.hrend der ganzen Dauer der Beobaehtung verabfolgt. In Folge dieses dureh das Einsetzen des Coma nothwendig gewordenen medicament6sen Eingriffs wurde natiirlieh die Beurtheilung der e inzdnen diatetisehen Maassnahmen sowie die Verwerthung einzelner Faetoren hierffir (NHa)

Ueber die diabetische Acidose und ihre Beeinllussung dutch H~ffcrcuren. 375

sehr erschwsrt. Sonst srhielt Pat. nur sinmal Opium, des sie sehr bald srbrach, so dass hierdursh dot Stoffwechsel wohl nicht bseintlusst sein diirfte. Bei der Aufzsiehnung der Diiit ist wie im Fall 11 verfahren.

Was zun/ichst die Aussshsidung dsr stiskstotthaltigsn Substanzen im Urin betrifft, so war das VerMltniss des Ammoniak- und des Harnstoff- stiekstoffes zu einander im Wesentliehen abMngig yon der GrSsse der Aeidose und von dem alhniihlish eintretenden Ersatz des an Oxybutter- siiure und hsetessigs/iurs gsbundsnen Ammoniaks durch des der Kranken verabfolgte Natron. Die Ammoniakausssheidung war natiirlieh wiihrend des (-~omas am hSshsten; der Ammoniak-N entspraeh mit 45 pCt dem Harnstoff-N. Es ist dies ein Wsrth, dec des yon yon Noorden (11) be- schriebene relative Maximum dsr Ammoniakbildung beim Diabetes dar- stellt. Sic sank dann alhn/ihlich bis auf minimals Werthe (2,7 pCt. pro Tag) mit dsr zunehmenden Alkaiesssnz des Urins t~erab. Naeh Weg- lassen des Natrons und bei geringen Gaben desselben stiegen dis Ammoniak- werthe um ein Weniges und erreishtsn nur an sinzelnen Tagsn den Werth yon I g. Proeentual war trotz dsr gsringen Sticks~:offausfuhr der l:'roeent- satz des Ammoniak-N ein etwas h6herer. An einzelnen Tagen erreisht er indessen wohl eins pathologisshe tlShs mit 18,5 pCt. (16. u. 17. 12.) und an den beiden Endtagen der Bsobaehtung (21.--93.12.) mit 21pCt. des Gesammt-N. Mitunter zeigt aueh der Niedersehlags-N ab- norme Werthe, die am Sehluss eingshender dissutirt wsrden. Wifl~rend der Periods der strengen Di'at bei dot Einlieferung (13. 12.) bstrug der- selbe 8,9 und 9,5 pCt. des Gssammt-N. Obwoh[ sieh ein gleiehes Ver- halten bei den weiteren Perioden strenger Di'at nieht deutlieh zeigt, so diirfte es doch lediglieh auf die hohe Fleisshration zur~iekzufiihren sein. Auff/tlliger ersehsint disse Steigerung des dysoxydablen Sti&stofls [Spire (12)i I an zwei Gemiisetagen (22.--24. 11.) mit 12,2 bzw. 8,5 pCt. Gesammt-N.

Trotz dsr Sehwere des vorliegenden Falles waren die ausgesehie- denen Zuskermengsn durehaus keine sehr hohen. Die h/Schsten Aus- sehcidungen wurden wiihrend des Comas eonstatirt; sic betrugen 120 g. W'ahrend der Behandlung gelang es sogar, die Zuskerausssheidung vor- iibergehend bis auf 2,5 g pro die (25. u. 26. 11.) herabzudriieken, d.h. die Kranke prastisch zuskeffrei zu maehen ; gegen Ends der Behandlung maehte sish trotz derHaferperiodc wiedsrum ein dutch Sshwankungen unterbroehener langsamer Anstieg der Zueksrsurve gekend. Bemerkenswerth ist, dass die Kohlehydratbilanz w/ihrend der Hafcrtage mit einer Kohlehydratzufuhr von 177--140 g pro die stets positiv war. Dagegen wiihrend der Periods mit strenger Diitt stets negativ. Auffallig erseheint das sprunghafte Auf- treten einer Vermehrung dsr Zuekerausseheidung bsi dersclben Di~t; so z. B. 9,0 g gsgeniiber 33,3g (1. 2. und 2. 3. 12.) sowie 16,5 gegen 40,3 und 17,1 gegen 63,5 g (14.--18. 12.), ohne dass dabei eine wesent- lieh grasssre Urinmenge seeernirt wurde.

Auf die relativ grosse Oxals'aureausseheidung wiihrend der Haler- tags hat der eine yon uns (13) bereits an anderer Stelle hingewiesen.

Die Aeetonk6rperausseheidung l~tsst bsstimmte Riieksshiiisse auf die Wirkung der einzelnen Diiitformen nieht zu, well die Differsnzen zwisehsn

376 H. Jastrowitz und H. Beuttenmfiller,

den einzelnen Perioden nur sehr geringe sind, naehdem die Aeeton- kbrper einmal von der abnormen, w~hrend des Comas erreichten Hbhe auf ein gewisses Minimum herabgegangen sind. Es wurden trotz Natron- gaben bis zur Alkalescenz des Urines stets grbssere Mengen derselben ausgeschieden, nur an einzelnen Tagen waren geringere Werthe als 10 g zu verzeichnen. VerhgItnissm~ssig gross ersoheint an einzelnen Tagen z. B. am 28. u. 29. 11. und am 3. u. 4. 12. der Antheil des heetons an den Gesammtaeetonkbrpern mit 12 pCt. bzw. 35 pCt. trotz einer Ge- sammtausseheidung in mittlerer Hbhe von 14 bis 17 g, ein Verhalten, wie es bei Fall II bereits erbrtert ist.

Zu einigen Bemerkungen veranlassen noah die Gewiehtssehwan- kungen der Kranken. In 15 Tagen nahm dieselbe um 4,7 kg zu, eine Zunahme, die ca. 13 pCt. des Gewiehtes bei der Aufnahme ausmaeht. W'ahrend dieser ganzen Zeit ist nur einmal eine Urinmenge yon 2,1 Liter zu verzeiehnen, vielfaeh erreieht dieselbe nieht einmal die I-Ibhe yon 1 Liter. Wenn dies Verhalten sehon ffir eine Wasserretention sprieht, so noah mehr die Thatsaehe, dass Oedeme der Knbehel auftraten und dass mit Sehwinden des Hydrops das Kbrpergewieht binnen 4 Tagen auf 40 Kilo sank, also fast auf des beim Beginne der Beobaehtung herunterging. Obwohl bei dem Zustandekommen des Hydrops das toxisehe Hafer6dem v. Noorden ' s eine gewisse Relic spielen kOnnte, so handelt es sieh hier jedoch im Wesentliehen um eine Wasserretention dutch Natroniiber- schwemmung des Organismus; denn nach kussetzen dieser Medication verschwand des Oedem binnen kiirzester Frist.

Zum Sehluss sei noah einiges Allgemeine und den besehriebenen Fbllen Gemeinsame kurz erbrtert.

Ammoniakausscheidung. Bei mit Hater behandeltem sehwerem Diabetes beMlt unter Um-

st~nden, auch wenn die Aeetonkbrperausseheidung abnimmt, der Ammoniak- gehalt des Urins h~ufig die gleiehe relative H6he bei, wie zu der Zeit, wo eine schwere Acidose das Krankheitsbild beherrschte. Einige in dieser Riehtung auffallende Daten seien hier kurz erw/ihnt. Schon in der ersten Mittheilung yon v. Noorden (14) sowie in den Beobaahtungen von F a l t a (15) ist vielfach eine solehe abnorme Hbhe des Ammoniakgehaltes zu eonstatiren. Am auffallendsten ist diese Erseheinung jedoeh bei Lamp6 (16) (absolutes Absinken des Ammoniaks yon 16 g a u f 1,4 g bei einem relativen hnstieg yon 11 auf 40 pCt.). Diese Erseheinung ist indessen nicht constant, vielmehr verl/~uft in den meisten F/illen die ab- solute und relative Ammoniakeurve parallel. Unsere Kranken liessen im Allgemeinen eine so abnorme Hbhe des Ammoniakgehaltes nieht durehweg erkennen. Es zeigte sich vielmehr, dass die Ammoniakaus- schddung sowohl relativ wie absolut abh/ingig yon der Gr6sse der Aci- dose sowie der Hbhe des Eiweissumsatzes war. Immerhin deuten bei Einsehr/tnkung der N-Zersetzung auf 4--6 g Zahlen yon 21 pCt. oder 18 pCt. Ammoniak-N wie in Fall lI[ trotz gleiehzeitiger Natron- gaben oder Gleiehbleiben der NHa-Ausscheidung trotz Herabgehens der Aeidose und N-Zersetzung ([fir die 2 ersten Perioden yon Fall II) auf

Ueber die diabetische Acidose und ihre Beeinflussung durch tIaferkuren. 377

eine Anomalie in der Ammoniakbildung hin, die dureh die Acidose allein nicbt genfigend erkl/irt scheint. Nur ist bei Bewerthung der procen- tualen Ammoniakausscheidung darauf Riieksieht zu nehmen, dass die- selbe bei abnorm niedriger N-Zufuhr schon an und fiir sich normaler Weise vielleieht etwas h6her einzuseh~itzen sein mag. Wenn man nieht annehmen will, dass in solehen F'~llen an Stelle der Aeetessigsiiure und Oxybutters~iure andere Siiuren auftreten, so kiSnnte dieses Verhaiten darin liegen, dass diese Gruppe sehwerer Diabetiker iiberhaupt nieht im Stande ist, das im KSrper entstehende Ammoniak dureh Harnstoffbildung un- schiidlieh zu maehen. Diese M6gliehkeit wird nahe gelegt dutch die Erw~igung, dass die Leber, in der sich haupts'/iehlieh die I-Iarnstoff- synthese vollzieht, aus den.ketoplastisehen Substanzen reiehlieh Aeeton liefert. Somit k6nnten solehe hohen Ammoniakwerthe vielleieht nut als Ausdruek der gest6rten Leberfunetion aufzufassen sein.

Niederschlagsstickstoff. Ferner war die N-Vertheilung an einzelnen Tagen zu Gunsten des

Niedersehlags-N versehoben. So wurden 9,0--10,7 pCt. Niederseblags-N in Fail II beobacbtet, im Fall ]II sogar einmal 1272 pCt. und 8,6 pCt. Leider konnten aus ~usseren Griinden Purink6rperbestimmungen nieht vorgenommen werden, sodass nieht festgestellt wurde, ob nieht letzteren im Wesentliehen die H6he des Niederschlags-N zuzusehreiben ist. Allerdings stammen die hier angefiihrten Zahlen aus Perioden stickstoff- armer Kost (Gemiise und Hafer), die Purinsubstanzen in wesentlieher Nenge nieht enthielt. Die mittlere Stiekstoffausseheidung betrug ffir diese Tage im ersteren Falle 8,6, im zweiten Falle 6,1 g N. Wenn ieh einen hohen Purink6rpergehalt yon 0,6 g his 0,2 g N pro die selbst an- nehme, so wiirde dieser nur 2,4 pCt. bezw. 3,2 pot. des Gesammt-N ausmaehen, so dass im ersten Falle yon durehsehnittlich 9,9 pCt. Nieder- seblags-N 7,5 pot., im zweiten Falle ran durehsehnittlieh 10,4 pCt. Niederschlags-N 7,2 pet. auf den Rest-N entiielen. Aehnliehe Be- funde sind von Mandel und Lusk (17), sowie van v. Noorden (18) selbst beim Diabetes erhoben worden. Allerdings ist, wie aueh bei der N-Ausseheidung, bei der Bewerthung dieser Befunde zu erwitgen, dass bei der N-Fraction an eine Versehiebung bei vegetabiIiseher Kost zu denken ist. So hat kiirzlich Spire (19) fiir Kohlehydratfiitterung und Hunger beim Hunde tin ghnliehes Verh'gltniss gefunden. Ob indessen nieht doeh bier zum Mindesten fiir den sehweren Diabetiker abnorme Verhiiltnisse vorliegen, kann erst eine weitere Durehpriifung dieser Frage zeigen. Wenn das besprochene Verhalten der stickstoffhaltigen Bestand- theile aueh kein eonstantes ist [P. F. R ich t e r (20)], so beweist dies an sieh noch niehts gegen das Pathologisehe dieser Erseheinung, denn bei KOrpern, die in so geringen Mengen und in so ineonstanten Verh~,ltnissen ira Urin auftreten, muss man sieh auf Schwankungen yon vornherein ge- fasst maehen.

Die Glukosurie. Was den Verlauf der Zuckereur~'e anlangt, so ist bemerkenswerth,

dass die Kohlehydratbilanz w//hrend der ttafertage stets positiv war, aueh in Fall II 7 der sonst beziiglieh der Glukosurie keine sehr giinstige l~eaction

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zeigte. Auch fand eine betr'achtliche Zuekerausseheidung in den ersten auf eine Haferkur folgenden Tagen bet den Kranken nicht state. Auf- fallend ist dagegen, dass in Fall 111, nachdem eine Woehe lang Gemfise- diiit naeh der Haferkur verabreieht war, pliStzliche Steigerungen in der Zuekerausscheidung stattfinden, fiir die eine Ursaehe in dem diit(etischen Verhalten nicht festzustellen war. So in der Zeit veto 14.--18. I2, we hintereinander bet nieht wesentlieh sehwankender Urinmenge und gleieh- miissiger Di~t 16,5 g, 30,3 g, 17,1 g und 63~5 g Zucker im Urin beob- achtet wurden. Dieses Verhalten tiess daran denken, dass vielleioht ein Theil der im Urin nioht erseheinenden Kohlehydrate des ltafers im Kiirper als Traubenzueker eireuliren, deren der diabetisehe Organismus sieh erst naeh vielen Tagen entledigt. Es miisste dann allerdings eine erhebliehe Steigerung des Blutzuekorgehaltes stattfinden, da es sieh (vergl. Fall IIl) um betriiehtliehe Kohlehydratmengen racist tiber 100 g handelt. Die Wasserretention kann dabei eine sehr wesentliche Relic nieht spielen, denn bet ether Gewiehtszunahme von 4~7 Kiln und einem hypothetiseben Zueker- gehalt von 0,2 pCt. wfirde dies nur 9,1 g Glukose ausmaehen. Wenn man selbst annimmt, dass bet einem Gewieht yon 40 kg und einem Wassergehalt des K6rpers yon 70 p(~t. die ganze im Kiirper enthaltene Wassermenge an der Zunahme des Zuekergehaltes gleiehm'assig partieipire, so wfirde man bet ether Retention van 100 g Kohlehydrat noeh immer eine Erhiihung des Zuekergehaltes der Gewebssiifte um 0,3 pCt. pro Tag erhalten. Wenn es aueh nicht wahrs(;heinlich is% dass diese maximaie Zuekerretention wirklieh stai.that, so ist die M/Sglichkeit jedenfails zuzu- geben, dass wenn aueh nieht die Gesammtmenge, so doeh ein Theil der Kohlehydrate in dieser Weise im KSrper eine Zeit lang cireulirt. Es ist ja aueh mehrfaoh nachgewiesen worden, dass sowobl beim pankrcas- diabetisehen Hunde [~'~lohr (21), Mohr und Hesse (22)] wie auch beim Mensehen [v. Noorden (23), Naunyn (24), L ie fmann und Stern (25)] ein starkes Missverh/iltniss zwisehcn Glyk'amie und Glukosurie bestehen kann. Hierzu kommt, dass systematisehe Untersuehungen fiber den Blutzm:kergehalt bet Haferkuren nieht vorliegen. Der anfangs eitirte Fall von v. Noorden mit so eklatant giinstiger Haferwirkung zeigte trotz zuekerfreien Urins einc miissige ttyperglykgmie, aedenfalls bedarf diese Frage noeh weiterer Kl'arung. hn Uebrigen lassen unsere Beob- aehtungen den Sehluss zu, dass jedenfalls ein Theil des Haters vom diabetischen Organismus verwerthet wird. Hierin liegt vielleieht auch die Erkl/irung fiir den Werth des Haters als antiketoplastischen Factors. Wenn im Fall III sieh gegen Ende der Beobaehtung ein Ansteigen der Glukosurie bemerkbar maeht, so mag dies darin liegen, dass in solehen Fgllen mit nur temporiirem h;rfolge der Hater, ~ihnlieh wie die L'avulose, zun/iehst als ungewohnter Zellreiz wirkt [Liithje (26)], bet iSfterer An- wendung indessen versagtl).

l) Da liingere Perioden kohlehydratfreier l{_ost, in den vorliegenden Fiillen nicht verabreicht wurdcn, so konnten wir Riicksehliisse auf die Quellen der Znckerbildung im allgemeinen nicht machen. Es set hier nur kurz auf ein bomerkenswerthes Ver- halten des Falles Ill hingewiesen, bet dora wir den Falta'schen Quotienten (27) D: 5 N @ K (D Zucker~ N Stickstoffgehalt des Urins~ K l~2ohlehydrat der Nahrung)

Ueber die diabetisehe Acidose und ihre Beeinflussung durch HaPerkuren. 379

Ketonurie.

Der Einfluss der Haferkur auf die Acidose tritt in Fall II und ]II deutlich zu Tage; im ersteren gelingt cs, dieselbe ohne Natron auf minimale Werthe herabzudriicken; in Fall III wird allerdings bei reich- lieher Alkalizufuhr nicht nur das drohende Coma abgewandt, sondern aueh dutch fortgesetzte Haler- und Gemiisedi~it die Glukosurie vor- iibergebend auf tin Minimum reducirt. Das Coma, dem diese Rranke noeh einmal entging, veranlasst zu einer kurzen theoretischen Bemerkung fiber sein Wesen sowie fiber die Wirkungsweise des Hafers. Sehon oben ist darauf hingewiesen worden, dass eine Gewichtszunahme yon 1,7 kg, die auf Wasserretention dureh Alkaligaben in der Hauptsaehe bezogen wurde, und die 13 pCt. des KSrpergewiehtes ausmaehe, mit einer viel- leieht nieht ganz unerhebliehen Diluirung der AeetonkSrper im Organis- mus gleiehzeitig eine Herabsetzung ihrer toxisehen Wirkung, die jetzt wohl als feststehend angesehen wird, bewirken muss. Der Kranken ist Natron bis zur Alkaleseenz des Urins verabfolgt worden. Dazu wurden 280 g Natron in der Zeit vom 17.--28. 11. benStigt, die 336 g Oxy- buttersSure entspreehen. Im Urin ausgesehieden wurden wghrend dieser Zeit im ganzen 218 g dieser Substanz, yon denen 72 g dutch das aus- gesehiedene Ammoniak und 146 g dutch Alkali neutralisirt sein miissen. Somit warden sehiitzungsweise 158 g Natron iibrig bleiben, welehe dazu gebraueht sein miissen, um die im K6rper vorhandene Oxybuttersgure in das Natronsalz iiberzuffihren, wenn man annimmt, dass mit der Neutrali- sation des Urines das Maximum der thatsgehliehen Abs';ittigung der Aeeton- kSrper dutch Alkali erreieht wird. Dies wiirde einem Gehalte der Ge- webe yon 170 g Oxybuttersiiure entsprechen. Wenn auch diese Zahl sieher zu hoeh gegriffen ist, da ein Theil des Natrons sieh im Koth findet, ein anderer an die normaler Weise auftretenden S~iuren gebunden sein dfirfte, und da ferner trotz der Alkaligaben Aeeton mit der Athmungsluft entweieht, so ist doeh ein Gehalt yon 100--200 g Oxybuttersgure im K6rper niehts Seltenes [Magnus-Levy) (28]. Selbst wenn man als Minimum der vorhandenen Oxybutters/iure die am Tagc des Comas ausgesehiedene Menge yon 47 g annimmt, so entspricht dies noeh immer 1,2 g Oxy- butters~ture pro Kilogramm KOrpergewieht. Diese Zahlen zeigen, dass jedenfalls trotz des Matrons erhebliehe Mengen Oxybutters~ure im Orga- nismus zurfiekbleiben.

Es besteht bier also trotz En~giftung tier S/iuren als soleher und trotz positiver Kohlehydratbilanz in dieser Zeit die AeetonkSrperbildung weiterhin fort, mit der die Ausseheidung dieser KSrper nieht gleiehen

zur Beurtheilung der Zuckerbildung herangezogen haben. Nach einer 9tS~gigen Ge- miiseperiode (9.--18. 12.), we er 56 betrug, steigt er bei Fleischzulage (18./20. 12.) auf 17:?, also welt fiber das theoretische Maximum. Da diese zweite Periode fetffh'mer wie die ersterwiihnte war, so kann zur Erkbirung dieses Verhaltens keine Zucker- bildung aus Fett, sondern augenscheinlich nur eine verspiitete Ausscheidung 15ngero Zeit retinirter Zuckermengen in Betracht kommen. DiesVerhalten ist eine Illustration daffir, dass es ausserordentlich schwierig ist, beim Diabetiker Rfickschlfisse auf die Herkunft des Zuckers aus ReIationen: wie dem Falta~schen (~uot[enten, zu raachen.

380 H. Jastrowitz mad H. Bet~ttenmtiller~

Schritt h.alt. Giinstig wirkt vielieieht trotzdem die relativ grosse Wasser- retention, auf die ausfiihrlicher Sti iubli (29) hingewiesen hat~ wodureh die AeeeonkSrper diluirt und ihre toxisahe Wirkung gemindert wird. Es fragt siah, ob nieht iiberhaupt der Wasserverarmung des diabetisahen Organismus eine gewisse Rolle bei dar Entstehung des Comas zukommt, eine Ansicht, die R u m p f (30) bereits vor Jahren vertreten hat.

Zum Sahluss set kurz noah einmal darauf hingewiesen~ dass der Enderfolg bet den beobachteten Kranken insofern paradox erseheint, als die anseheinend mit Erfolg behandelten F'alle II und lII in sehr kurzer Zeit nach der Entlassung am Coma zu Grunde gingen; dass dagegen der ether Therapic gar nicht unterzogene zuerst beschriebene granke, der in den ungiinstigsten sozialen Bedingungen ohne jegliehe Di/it lebt, bereits fiber 1 Jahr die Beobachtungszeit iiberdauert hat.

Zusammenfassung.

1. Bet den beobachteten Fallen war die Glukosurie w'ahrend der Hafer- tage stets geringer als die Kohlehydratzufuhr.

2. Die Beeintlussung der Zuakerausseheidung durah den Hater war niaht abh'angig van der Sehwere des Falles.

3. Wahrsaheinlieh spielt bet der Haferwirkung eine Retention van Kohle- hydraten im Blute eine Relic.

4. Die giinst.ige Einwirkung des Haters auf die Glukosurie war bet Wiederholung nieht stets die gleiehe, selbst da, we der Zucker zu- nitahst bis auf Spuren aus dam Urin sehwand.

5. Trotz prompten giiekganges der heidose naeh Verabreichung des Haters gelang es nieht, selbst bet hohen Natrondosen, dieselba vSllig zum Versehwinden zu bringen; vielmehr ist anzunehmen~ dass trotz vermehrter Ausseheidung Ketonsubstanzen in erhebliaher Menge im KSrper zuriickbleiben.

6. Die Stickstoffvertheilung im Ham liess an einzelnen Tagen eine dureh Aeidose nieht erkl/i, rte Vermehrung des Ammoniakgehaltes sowie des dysoxydablen Stiakstoffs erkennen. Ob dies Verhalten der letzt- genannten N-Fraction fiir manehe Diabetiker eharakteristisch oder nut eine Folge N-armer Ernghrung ist, ist nieht zu entseheiden.

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