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Ueber die Einwirkung des Chlorkalks auf die Amine

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wasserstoff scheint in sauren Fliissigkeiten nicht einzuwirken, in alka- lischen Flussigkeiten dagegen verandert er die schwarze Farbe des Niederschlags i n Gelbbraun.

Mit diesen Versuchen beschaftigt , erhielt ich leider &was ver- spiitet Kenntniss von den Versuchen der HH. C o q u i l l i o n l ) und Q o p p e l s r Lid e r a ) , welche iibereinstimmend angeben, Anilinschwarz bei der Electrolyse der Anilinsalze erhalten zu haben. Dies veranlasst mich, schon jetzt auch meine Versuche mitzutheilen. Ioh beabsichtige, die- selben fortzusetzen und werde zundchst meine Bemiihungen darauf zu richten haben, das Anilinschwarz im Zustande der Reinheit zu erhal- ten, um dann durch Analyse und die Darstellung von Derivaten die Feststellung seiner Formel und chemischen Natur zu erstreben. Ob das von mir erhaltene Anilinschwarz mi t dem electrolytischen Schwarz der HH. C o q u i l l i o n und G o p p e l s r i i d e r identisch i s t , dariiber werden gleichfalls weitere Untersuchungen zu entscheiden haben.

40. J. Tscherniak: Ueber die Einwirkung des Chlorkalks auf die Amine.

(Eingegangen am 31. Januar. ) ( E r s t e M i t t h e i 1 u n g.)

In der Absicht, die Constitution des DichlorHthylamins , dessen Bereitung nach W u r t z Schwierigkeiten bietet, studireri zu konnen, habe ich schon lange eine bequeme Methode zur Darstellung dieses interessanten Korpers gesucht. Diese Mcthotle bot sich mir endlich in der Einwirkung des Chlorkalks auf das salzsaure Aethylamin, aber erst nachdem die Schwierigkeiten uberwundcn wurden, die sich bei der Untersuchung des Rohprodukts zeigten. Es miigen daher im Fol- genden einige Keobachtungen mitgetheilt werden, die tiber die Natur und die Zersetzung der Rohproduktc verschiedener Darstellungen ge- macht wurden. Sic sind weit davon entfernt emchapfender Natur zu sein, aber es ergiebt sich schon Bus ihnen der Weg, den man zur Darstellung des DichlorLthylamins einschlagen niusste.

E i n w i r k u n g d e s C h l o r k a l k s a u f s a l z s a u r e s A e t h y l a m i n . Die Produkte der Einwirkung des Chlorkalks auf das salzsaure

Aethylamin variiren je nach der Menge des sngewandten Chlorkalks3). 1st dictselbe zur Uniwandlung in 1)ichlorHthylamin nicht hinreichend,

') Compt. rend. 81, 408. *) Compt. rriid. 81, 944. 3, Zalilreiclie Anslysen zciglen, dass (Ier Cblorgehnll. mit der relaliven Wenye

des (%h~rkdks regeltniimig sleigt.

10 *

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(4-5 Theile Chlorkalk a u f 1 Theil Chlorhydrat), so erhiilt man ein Oel von sehr unbestzndigem Charakter , dessen Zersetzung schon bei gewijhnlicher Temperatur anfangt. Liisst man das gewaschene und getrocknete Produkt einige Tage stehen, so durchsetzt es sich voll- lronimen mit einer schonen Krystallisation des Salzgemeriges einer oder mehrerer organischer Hasen. Die Zersetzung lBsst sich bei der Annahme, das Oel enthalte untercblorigsaures Aethylamin, durch das lrekannte Verhalten der Hypochlorite e rk l l en , die in der ICiilte all- rniilig unter Hildung VOII Chlorat und Chlormetall zerfallen. D;IS unterchlorigsaure Aethylarnin musste dabei, wie folgende Gleichung eeigt, ein Gemenge von salzsaurem und chlorsaurem Aethylamin geben :

3C, €1, N H , CIOL-I = 2C2 13, NH, HC1 -i- C, H, N H , HCIO,.

Aber dicse Erkliirung ist nur thoilweise zuliissig, denn der Chlor- gehslt d r r bei 1 20° getrockneten Krystalle ist ein vie1 bedeutenderer, als sich nach der ohen grgebenen Formel berechnet, wie aus folgenden Zahlen hervorgeht :

0.2227 Gr. Substanz gaben 0.3703 AgCl NH, C, H , C l O H Grf. 41.11 pCt. C1.

Es muss daher eine sehr bedeutende Quantitiit eines ansserhalb dirscr Reaction entstandenen Chlorhydrats heigemengt seinl).

Erwgrnit man das Rohprodukt am Riickflussktihler, so ist die Zersetzung sehr rasch und energisch und karin selbst explosionsartige I-Icftigkcit erreichen, wenn man nicht Sorge triigt, von Zeit zu Zeit den Kolben in kaltes Wasser zu tauchen.

Als die Zersetzung durch Abltulilung unterbrochen wurde, hatte sich das Produkt in zwei Schichten gespalten, von denen die obere allmiilig erstarrte. Sie wurde durch Behandlung mit Wasser von der nniern Oelschicht getrennt und die Liisung im Wasserbade zu Trockne abgedampft. Die schiin krystallisirende Masse wurde bei 120° ge- troclmet und das Chlor darin bestimmt

Rer. 36.41 pCt. C1

I ) Ob dieses Chlorhydrat nur Aethylamin enthiilt oder auch eine andere Base knnii ich his jetzt noch nicht bestimmt entscheiden. Bei der Destillation des Salzes mit Ca 0 und Condensation der cntweichenden Diimpfe in einer Kitltemischung, geht cin l’rodukt iiber , das, nach vollstiindiger Entwiisserung, bei der Rectification hei 1 So zn sieden anfingt (Siedcpunkt des Aethylamins), das Tbermometer steigt aber rascli auf 250 und der griisste Theil der Base geht von 25 -350 iiber. Es ist daher miiglich, dass hier cin Zersetzungsprodukt des MonochlorLthylamins vorliegt, nach folgender Gleichung cntstanden :

CIS, --- CII, -.- N = CI-I, C H =:= N I I -_- I-ICl.

Ich habe das Chlorhydrat sowie das Chloroplatinat mehrmals analysirt und Zahlen gefunden, die schr gut mit dieser Hypothese stimmen, da aber die Zusammen- setzungsdifferenz zwischen den Derivaten der vermutheten Base und denen des Aethylamins nicht sehr bedentend ist, so kann ich noch nichts 13estimmtes hehanpten, bevor es mir nicht gelnngen ist, das Monochloritthylamin zu isoliren und seine Zersetzung fur sich zn studiren.

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0.3010 Substane gaben 0.4528 AgCI, entsprechend 37.20 pCr. C1, w a s dem berechneten Chlorgehalt eines Gemenges von Chlorhydrat irud Chlorat schon niiher kommt.

lch hotrte Antangs dieses Verhalten deu Rohprodukts zur Rein- darsirllung des 1)ichlollthylamiiis benntzeii zu kijnnen, da leteteres it11 und fur sich unzersetet destillirbar ist, aber ich konnte niich bald iiberzeugen , dass nn tcr diesen Urnstbrrden auch das I)iclilorathylamin in d ie %ersc%ung miigerissen wird, da, ausst:r der gewijhnlichen, oben bcsprocbenen Zersetziing der Hypochlorite, lrier durch die hijhere Temprratur begunstigt, eine complicirtere Rcaction eintritt, die ubrigens auch fur andere Hypochlorite beobachtet wurde , die durch folgendes Schema veranschaulicht werden lrann :

2 N H , C, H, ClOH = N, + C1, i- 2H2 0 + 2 0 , H, Das freigewordene Chlor wirkt dann zerstiirend auf das Dichlor-

itt hylaniin. Wird das ltohprodulit rasch destillirt, so gtht es zum grijssten

Theil swischen 75 und 95' iiber, indem sich in allen Fractionen Krystalle ahscheiden.

IXe nicdriger siedenden Fractionen scheinen Gernenge in wechseln- den Vrrhlltnissen von ChloroformL) und I~ichlorii~hylamin zu sein, wie folgende Analysen zeigen.

0.3630Grm. Substanz von der Fraction 65-72O gzrben 1.0150 Ag C1, c)ntsprechend 69.30 pCt. C1, was auf ein Gemenge von 55.95 pCt. C IICl, und 44.05 Dichlorathylamin schiessen lasst.

0.2944 Substanz von der Fraction 72-78O gaben 0.7956 AgCl, entsprechend 66.81 pCt. C1, was auf ein Gemenge von 31.71 Chloro- form und 68.29 Dichlorathylamin hinweist.

Um mich zu uberzeugen, dass die analysirten Fractionen wirklich Gemenge sind von Dichlorathylamin und Chloroform, und dass in ihrien nicht etwa Monochlorathylamin dem Chloroform beigemengt sei, wurde ein sehr einfacher Weg eingeschlagen, der aber doch entschei- dende Resultate gegeben hat. Es wurde das spec. Gewicht der beiden Fliissigkeiten bei 15O bestimnit, wobei die Zahlen 1.3532 und 1.2889 gefunden.

Da nun das spec. Gewicht des Chloroforms bekannt ist, so lasst sich aus den gefundenen Zahlen dss spec. Gewicht des Dichlorathyl- amins berechnen. Es werden die Zahlen 1.214 und 1.216 erhalten, wlhrend 1.230 bei 15" beobachtet wurde. Wie man sieht ist die Uebereinstimmung eine fast vollkommene. Nimmt man dagegen an, die Flussigkeiten seien Gemenge von Monochlorathylamin und Chloro- form, so erhalt man fiir das spec. Gewicht des ersteren Zahlen, die

I ) Das Chloroform konnte mit grosser Schsrfe durch die vortreffliche H o f - m a 11 n'schc Carbylaminreaction nacligewiesen werden.

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unter sich iiicht iibereinstimmen (1.25 und 1.312) und auch sehr un- wahrscheirilich sind, weil das MonochlorLthylaniin dann ein griisseres spec. Gewicht h&tte als das Dichloriithylamin.

Die Entstchung des Chloroform lasst sich sehr leicht durch fol- gende Reactionen erklaren:

5 C 2 H, NC1, = 3 C, H , NH, + 2C2 C1, H, NCI, C C l , H 2 N C1, =. CCI, H -I- C N C l + HC1

lch habe das Chlorcyan zwar nicht direkt nachgewiesen, aber icli beobaclitete immer , beim Uebergang der niedriger siedenden Prac- tionen, die Ihtwickelung eines Gases, das ganz den steheiiden Ge- ruch des Chlorcyans zeigte, wiihrend im Kiilbchen ein krystalliiiischer Riickstand von salzsaurem Aethylaniin hinterblieb.

Den mitgelheilten Reobaclitungen eufolge muss also das Rohpro- dukt der Einwirkung von Chlorkalk auf salzsaures Aethylamin als ein Gemenge von unterchlorigsaurem AethyIamin und Dichlorathylamin betrachtet wcrden, dcm etwas Chloroform brigemischt ist. Ob es noch sndere Produlrte cnthllt, dwen Grgenwart sehr walirscheinlicli ist, wie riiedrigcr und hijher gechlorte Bethylamine, muss vorlaotig noch dahin- gestellt werden.

D ar s t ci 11 u n g v o n D i c h 1 o r ii t h y 1 a m i n.

100 Gr. N H , C, H, I I C l werden in L'ortionen von j e 25 GI. rnit 250 Gr. Chlorlralk, der rriit Wasser zu einem ziemlich dickcn Brei angeriihrt ist, iii ( h e m Kolben von 2-3 Liter Inhalt vermischt, wobei brdeutende Wiirrncentwickelung stattfindet. Der Kolben wird mit einem L i e big'scficn ILiihler verbondeli und aus deniselben so lange destillirt altc nocb Oeltropfen Ibergehenl). Das Produkt der 4 ersten Destillationen wird von iieuem mit 250 Gr. Chlorkalk destillirt. Das Destillat, dessen Menge der des angewarrdten Aethylaminsalzes zieni- lich gleich kommt, wird mit H, 0 gewaschen und mit seinem gleichen Volurnen 50 pCt. H, SO, wahrend einiger Zeit geschiittelt. Die klare Oelschicht wird von dr r triib gewordenen Scliwefelsaure abge- hoben, rnit s rhr verdiinnter Natronlauge gewaschen, dann mit reixiem Wasser , iiber CaC1, getrocknet und fractionnirt,). Sehon bei der ersten Dcstilliztion geht ein grosser Theil voii 86 -- 90° iiber, durch wiedcrholte 1)cstillation ldsst sich daraus ein sehr bedeutendes Quan- tum einer b r i 88- 8!f0 sirldenden Fliissigkeit isoliren, die sich bei der Analyse als \ ollkonimeii rcines Dichlorathy1;miin erweist.

') Enth l l t das salzsaiircr Acthylainin vicl Salmiak, so wird die Operation wegen dcs starken ScliLuintms der Masse sehr llstig. Es niuss dann der Kolben oft ge. schiittelt werden, u i ~ ein Ueberstcigen der Masse zu vcrhiridern.

z, Scheiden sich bei der 1>cstillation IZt'ystallc ans, so thut man zweckniiissig, die verscliicdenen Destillato eiiiige 'rage stelren zu lapsen, dann die Kryatalle zu tt'enncn nntl init tler l'ractioiniirung fortzufallrsn.

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Anf diese Weise lasst sich chemisch reiries Dichlorgthylamin (schon die bei 86 -90" siedende Fraction karin als solches betrachtet werden) rnit der griissten Leichtigkeit pfundweise bereiten. Ich habe die Produkte verschiedener Darstellungen rnchreren Analysen unter- worfen und tlieile die Resultate einiger derselben niit :

0.2631 Substanz gaben 0.2021 CO, und 0.0975 EI, 0 0.3892 Substanz gaben 0.9771 AgCl 0.3524 Substanz gaben 0.8910 AgC1.

Dorcchnet. Ccfuaden. ---2L_rh- - -"I_,--.

C , 24 21.05 20.95 - - - H5 5 1.38 4.15 -

C1, 71 62-28 - 62.06 62.21 N 14 12.28 I_

- - _.

114 Ich habe der vorlrcfflichen Beschrciburlg, die tins W ur t z 1) von

l~iclilorhlhylamiri gegehn hat, nu r weriig beizrifiigen. Lhs 1)ichloriithylainiii stellt (?in klsres, goldgclbes Oel dar von

st;trltem Lichtbrec~iurigsverrnijjicn irnd hiichst stecliendem Ceruch, der xugleicli a n Chlorpicriri rind unterc.hlorigc: Siiurc. c~innert. Die gelbe Lt'arl~e ist ilirn eigerifhiimliclr und kaun nictit (lurch Schiittelii mit CJuecksilber oder durch ISeharrdlung niit Alitalirii entzogen werden. Es siedel coristant bci 88-89O unter 7G2"'"' Ilruck. Das specifische Gewicht ist 1.2300 bei 15O und 1.2397 bei So, niit Wasser von denselben Temperaturen vergliclien. Bei - 30" erfblirt es bedeutende Contraction, ohne indessen zu erstarren.

Vollkommeri rcines Dichlorbthylamin llsst sich beliebig lange ohne alle Zersetzung aufbcwaliren. Die von W u r t z bemerkte Ab- scheidung von Krystallen konnte ich nur an unreiriem Produkt be- obachten.

C o n s t u t n t i o n d e s D i c h 1 o r ii t h y 1 a mins .

Seitdem W u r t z in seiner klassischen Arbeit iiber die zusammen- gesetzten Ammoniake die Produkte der Einwirkung der Halogene auf Methyl und Aethylaniin kennen gelehrt hat, hat sich noch keine An- sicht iiber die Natur derselben allgemeine Geltung verschaffen kiinnen. W u r t z 2, selbst spricht sich dahin aus, im Dichlor%ttiylamin, als im 'l'ypus dieser Verbindungen, habe das Chlor den basischen Wasser- stoff der Amine ersetzt, wodurch er die neutrale Natur des KBrpers erltlbrt. E rl e n m e y e r 3) betrachtet den ICiirper als Analogon des Acetamids und giebt ihm die Formel CH, - - CCI, - - NH,. Er

I ) A. W u r t z , Cotnpt. rcntl. 11, 810. 2, A. W u r t z , loc. cit. 3, E. E r l e n m e y e r , Lehrb. 1, 289.

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sieht in der Reaction des Dichlorlthylamins rnit Kalilauge, wobei hauptsiicblich Essigsgnre und An~rnoniak gebildet werden , den besten Reweis fur die gegebene Formel. K e ku18 ') vergleicht das Dicblor- gthylamin mit dem Jodstickstoff und betrachtet es als Additions- produkta).

L a d e n b u r g 3) schliesst daraus, das bei cier Einwirlrung von Kslilauge auf Dichlorlthylamiti rieberi EssigsLuw und Ammoniak auch einigeNebenprodukte entstehen, dass die Chloratome eine unsymmetrische Lage haben. Endlich vertritt wieder V. M e y e r ' ) die Wurtz'scbe Ansicht und erklart die Eiiiwirkung des Kalis auf das Dichlorlthyl- aniin durch die Arinahme das Letztere spalte sich dabei in Salzsaure und Acetonitril.

Bei Gegenwart so verschiedener Ansicbten musste das Experiment entscheiden. Ich hnbe daher die Einwirkung vieler Substanzen aof das Dichloriithylamin untersucht5), woruber ich spater ausfuhrlich be- richten werde, aber erst das ZirikSt,hyl gab mir ein entscheidendes Resultat, das iiber die Natur des Dichlorlthylamins und der zahl- reichen Kiirperklasse, deren Repriisentaut es ist, keinen Zwcifel mebr lLsst.

E i n w i r k u n g v a n Z i n k a t l i y l a .uf D i c h l o r i i t h y l a m i n . Die beiden KGrper reagiren auf einander unter Explosion. Es

niusste daher zuin Verdiinnen mit Aether Zuflucht genommeri wrrden. 1 Mol. Zinkiithyl (28 Grm.) wrirde mit dem gleichen Vol. ahsol.

Aether verdiinnt, das Kiilbcheri in dem sich das Gemisch befand niit Ruckflusskiihler versehen und das ebenfalls rnit Aether verdiinnte Dichlorathylariiiri (1 Molekiil = 24 Grrn.) allmalig und unter guter Kiihlung hinzugegeben. Jeder Tropfen bewirkte heftiges Zischen und Aufkochen des Aethers. Nachdern die Reaction beendigt war, wurde

I ) A. K e k u l d , Lehrb. 1, 460. 2) Bei der Einwirkung van Brom auf hethylamin scheiiit in der Thst unter

gewissen Uinstgnden ein Additionsprodulrt von sebr unbestindigem Cherakter zu eiitsteheii, wie man ans dem Vergleich der Resultate der folgenden 2 Versuche schliesseii kann :

12 Grm. Brom murden in 360 Grm. Wasser gel6st, mit einnr veriliinnt,en Liisung von G Grm. Aethylaniin versetzt und destillirt. Mit den ersten Wasseriliiiiipfen Ring etwa 1 Grm. eiues ziemlich bestandigen , stechend riechenden, gelhliclien Liquidums iiber.

b) 5 Grm. Brom wnrden in etwa 15 Grm. wasseriger HBr LSsung gclost und 6 Grm. 50 pCt. Aethylaminlosung bei guter Eiskiihliing allmiihlig hinzugegeben. Es fie1 in schr betrachtlicher Menge ein gelbes Oel nieder, das sich, sobald es vou der uberstehenden k'liissigkeit getrenut wurde und die Teinperatur etwas gestiegen war, unter betriichtlicher Erwarmung und sturmischer €I Br -Entwickelumg zersetzte, wahrend ein krystallinischer KGrper im Riickstande blieb.

3) L a d e n b u r g , N. ITandmSrterbuch d. Ch. 1, 119.' 4) V. M e y e r , dime Ber. VIII, 1078. 5 ). Ueber die bis jetzt beobachteten Reuctionen des Dichlor8thylamins siehe

a)

A. B a e y e r , Ann. 107, 257. W i l m , diese Ber. 111, 427.

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die Btlierische Lasung, die nur wenig feste Subslanz ausgeschieden hatte, aus dein Wasswbtde destillirt bis die Masse zu schiiumen an- !irig. Die Destillrttion wurde dann untrrbrochen und der syrupiise Ruclrstand unter gutvr Kiihlung rnit Washer versetzt, wobei, unter Aufschiiunien, (:asentwicktblung stattfand. Die schwach alkalisch wagirende Ll'lussigkcit w urde voni reichlicli ausgeschiedenern %ink- oxychlorid durch Filtration getrrrint und der Niederschlag so lange ausgrwasclicn, Lis das Filtrat f'arblos abzulauferi begann. Das merk- wiirdigerwcise vollkomrnen zinkfwie Filtrat wurde nach Neutralisation mit einigeii 'l'ropf'cn Salesiiure auf dem Wasserbade auf eiu sehr kleines Volum cingeengt und nach Zusatz drr berecbneten Menge Aetzkali aus dem Wassrrbade destillirt. Es ging sine farblose, wasser- helle Flussigkeit uber von stark ammonialraliuchem Geruch. Bei der Rectification mit Thermometer fing das Produkt schon unter 30° zu sieden an, die Hauptmenge ging jedoch von 45-65O iiber. Da man nicht hoff'rri konnte, das hier vermathlich rorliegende Gemenge vori Aethylaniin und Triiii,hylaniin durch fractionirte Destillation trennen zu kiinnrn, wiirde folgender W r g zur lsolirung des Triiithylamins eingeschlagen. 1.2 Grin. dtbr Flussigkcit (im Ganzen wurden unge- f ihr 8 Grm. erhalten) wurden rnit €ICl grnau neutralisirt, die Lasung zur Trockne abgtdampft , das rcsultirende Chlorliydrat in absolutem Rlkohol grliist und mit eiiier alkohol. Liisurig vori etwa 2 Grm. PtCI, vcrsetzt. Ks fie1 in reichlicher Menge ein gelber, mikrokrystalliniscber Niederschlag BUS, in dem, riach vollstllndigem Auswaschen niit absol. Alkohol und Trocknen bei 1000, der Platingehalt des Aethylamin- platinchlorids gefunden wurde.

0.2299 Substanz gaben 0.0902 metallisches Platin. (NH, C , El5 HCI) , PtC1, Ber. 39.34pCt. Pt Gef. 39.23.

Das alkoholische Filtrat wurde im Wasserbad auf ein kleines Volum eingedampft, es schieden sich hierbei kleinr, orangerothe Kry- stillchen ab, die a n der Pumpe von der anhangenden Mutterlauge miiglichst vollstandig abgesaugt und bei 1000 getrocknet wurden. ES wurden so 0.6 Grm. eines hygroslropischen Platindoppelsalzes erhalten, dessen Arialysen es unzweifelhaft als Tri&thylaminplatinchlorid hinstellen.

0.1580 Grm. Subst. gaben 0.0515 Platin, 0.1414 Grm. Subst. gaben 0.0463 Platin, 0.1502 Grm. Subst. gaben 0.1272 C O , und 0.0764 H,O.

Berechnct far [N (C,R,), IlCl], Pt Cl,. Gefunden. - C , , 144 23.42 23.10 -

H3 a 32 5.20 5.65 - - Pt 197.88 32.18 - 3 2 5 9 32.73

N2 28 - - - 213 34.64

4.56 100.

I

CI, - -

___--

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Ein DichlorLthylamin ails dcm , durch Ersetzung zweier Chlor- atome durch 2 Acthylgruppen, Triiithylarniii hervorgegangen ist, kann das Chlor nicht aiiders als it; Verbindung mit Stickstoff’ gehalteti haben. Das Triiithylaniin tnuss tiitch folgender Gleichung entstan- den sein:

W a s die Entstehung des Aethylarnins anbetrifft , so erklart sie sich nus der nun bekannten Constitution des 1)ichlorLthylamins. Die Ctiloratorne besitzen durch ihre eigciithumlichc Lage, ein deur des freieri Clilors lhriliehes Substitutionsvermiige!i, eine Eigonsehaft, die, so vie1 mir bekannt ist, von keincm andcrn organisclien Chlorsub- stitutionsprodukt getheilt wird. In Ueriihrung mit vielen wasserstoff- haltigen organischen Substanzen, wie EssigsBure, Aether u. a., tnuscht der IGirper, bei rnehr oder minder hoher Tetnperatur, tnit der griissten Leichtigkeit win Chlor gegen Wasserstoff ilus und rrgenerirt seine Muttersubstanz, Aethylaniinl).

I n vielen Beziehungc>ri bietvt das I~ichloriitliylamiti die grosste Analogie niit den1 essigsaiiren Chlor Sc h ii t z e ti b e r g e r s. IIier wie dort ist das Chlor extraradical, d. 11. mit dctn Kohlenstoff nicht direct gebunden , sondern durch Verrnittelung eines tiegativen Atonis. I n heiden Pdllen resultireti ~igciithiimlic~il~ejteri, die sonst schwer erkliirbar sein wiirden.

Die Peststellung der Constitution des 1)iclilorlthylamins und die Moglichkeit, die sich durcli die mitgetheilte Methode bietet, grossere Mengen dieses interessanten Kijrpers i d seiner Homologen darzu- stellen, eriiffnen ein weites Feld fiir synthetische Unternehtnungen, von denen zunacbst der Uebergang zu den Nitrosokorpern der Fett- reihe zu erstreben sein wird. Wenri ich im weiteren Verlaiif rneiner Untersuchungen Thatsachen vod Interesse beobachte, werde ich die Ehre haben, sie der Gesellschaft mitzutheilen.

A. W u r t z ’ s Laboratoriurn, Paris, 29. Januar 1876.

’) Uebrigens erinnere ich auch daran, dass die Beactionen des Zinkdthyl, soweit sie bis jetzt beobachtet wurdcn, nicmals so glatt vcrlaufen als man nach den einfachen Gleiclinngen verniuthen sollte. Bior specie11 ist die MGglichkeit nicht ausgeschlossen, dass dus Zinklthyl directer Addition an dns TriLthylainin fiihig ist, und dass das Aethylainin aus der Einwirkung des Wassers auf dieses Additions- produkt hervorgegangen ist, eiiic Vcrinuthung , die leicht durch den Versuch ge- priift werden kann.