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384 LAND/~N und ALLERODER, Herzleistung bei Arbeit. Klinische Wochenschrift (POPPER, ELIAS). Die Frage der Muskelschicht und l{on- traktionsm6glichkeit der Lebervenen ist wichtig zur Be- urteilung der Drosselvorrichtungen an den Lebervenen, die yon MAIJT~R und PICK auf Grund pharmakologischer Ex- perimente zu dem nmstrittenen BegrifI eines in den Leber- venen gelegenen Sperrmechanismus geftihrt haben. Diese Autoren batten mittels Perfusionsmethode an der tiberleben- den Leber bei Erzeugnng eines anaphylaktischen oder Pepton- shocks und bei Histaminzusatz znr Durchstr6mungsfliissigkeit das Auftreten einer starken Durchblutungshemmung, die mit einer auifallenden Lebervergr613erung einhergeht, festgestellt. Der iunktionelle AbschluB der Lebervenen fiihrt zu einem 0dem der Leber, und nach DALe verlassen im anaphylak- tischen Shock etwa 5o% des Plasmas die Blutbahn. Das Plasma tritt in die Lymphe fiber, diese wird eiweiBreicher, die Lymphrgume treten stark hervor, und das Bild des akuten Histaminshocks weist mit dem Bilde des toxischen Leber- 6dems groBe Nhnlichkeit auf (RoEssLE). So entsteht ein ganz anderes Bild als bei gew6hnlicher Unterbindnng der Lebervenen, bei der sich die Leber fiber Arterie und Pfort- ader mit Blut Itillt und der Lymphstrom durch den Ductus th0racicus zunimmt; hierbei /indert sich der EiweiBgehalt der Lymphe nicht. Auch nach den Untersuchungen yon T'SCHERNOGOROFF und PoPoFF finder sich in der Leber des Hundes ein den Blutkreislauf regulierender Mechanismus, der als ein Spiel der glatten Musknlatur der Lebervenen im Sinne yon MAIJTNER und PICK und des capillaren und pr~t- capillaren Netzes der Leber aufzufassen ist. Diese beiden Autoren sehen aber den Histaminshock nicht allein als das Resultat des Sperrspieles in der Leber an, sondern ffihren ihn in hgm0dynamischer Hinsicht auf eine ]Bluttiberttillung der GeigBe im Gebiet der Pfortader infolge einer Parese der capillaren Venenw/inde zurtick. Von SIMMONDSund BRANDES wird die Wirkung von Pepton auf die Lebervenen des Hundes daranI zurtickgeftihrt, dab es zu einer spezifischen Durch- fluBhemmung infolge K%ntraktion der Lebervenen kommt, wahrscheinlich als Folge ihrer Konstruktion. Pepton ruff eine erhebliche Abnahme der AusfluBgeschwindigkeit ans der Leber hervor, gleichgiiltig, yon welcher Vene aus durcbstr6mt wird. Wghrend bei der Durchstr6mung yon der V. portae aus das Lebervolumen znnimmt, tritt bei der Durchstr6mung yon der V. hepatica aus eine deutliche Verringerung des Leber- volumens ein. Der Sperrmechanismus (MAuTNxR-PICK) ist an dell Ge- halt der Gefgl3e an contractilen Elementen gebunden, und der sperrmechanistische Eifekt ist um so gr6tler, je reicher die Venenwand an solchen Elementen ist. Beim Menschen ist nach POPPER eine, wenn auch nnr schwache Drossetnng des Blutumlauies in der Leber m6glich, die sicher in der Wirkung, abet schw/icher ist als beim muskelreicheren Hund. Verlegung get Lebervenen. Die experimentelle Verlegung der Lebervenen ftihrt zur Ausschaltung der Leber aus der Zirkulation, wobei es zu einer starken Blutdrucksenkung und Hyperglyk~mie kommt (SouLA 1929). Bei teilweiser Unter- bindung der Lebervenen ist die anitretende Blutdrucksenkung geringer, jedoch die Blutzuckersteigerung st~irker ausgepr/igt. Wird dutch temporgre Abklemmung der Lebervenen eine akute passive Blutfiberftillung der Leber hervorgerufen, so zeigt sich schon nach kurzer Zeit morphologisch eine Er- weiterung der Zmltralnerven und der benachbarten Capil- laren, es bilden sich Thromben in den Zentralvenen mit Nekrose der Umgebung, man finder vielseitige Degeneration der Zellen um die Zentralvenen herum und Odeme und Zellen- degeneration im Piortadersystem. Vielfach wurde auch die ex- perimentelle Verlegung der Lebervenen zum Studium der retro- graden Embolie verwandt (ARNOLD, HELLER und RIBBERT). ARNOLD beobachtete einen sehr lehrreichen Fall von retrogradem Embolus der Lebervene, der ftir ihn Ausgangs- punkt experimenteller Untersuchung wurde: es ergab sich, dab die Verlegung der Lebervene bei Igngerem Bestehen mit dem Auftreten toter Flecken in der Leber verbunden ist, die stark geftillten Capillaren entsprachen. Bei einer Anzahl Idinisch beobachteter Fglle yon Thrombose der Lebervene wurden auBerdem knotig-hyperplastische Herde, Kapsel- verdickung, Bindegewebsvermehrung liings der Lebervene mit Schlgngelung der letzteren und dadurch bedingtem Urn- ban des Parenchyms beschrieben. Besteht eine lgnger dauernde ven6se Hypergmie, so gehen bei ungentigend ven6sem AbfluB hochwertige Leberzellen zugrunde und schwinden, oft unter Anhgufung yon Fett- tr6pfchen, in den peripheren Lgppchenteilen. Bei zunehmen- der Stauung leidet das Organgewebe, und eine Abnahme seiner Leistung ist die Folge. Literatur s. Kapitel ,,Leber" yon F. MEYTHALER in ROST- NAEGELI, Path. Physiologie chit. Erkrankungen. Berlin: Julius Springer 1938. ORIGINALIEN. UBER DIE HERZLEISTUNG BEI GESUNDEN UND KRANKEN W~HREND KORPERLICHER ARBEIT. Yon HERBERT C. LANDEN und HANS ALLERODER. Aus der MedizinischenKlinik der Universit/itK61n (Direktor: Prof. Dr. H. W. KNIPPING). Es wird immer das Bestreben der Klinik sein, nicht nur die Herzgr6Be, die akustischen Besonderheiten des Ventil- apparates und die elektrischen Erscheinungen beim Herz- kranken zu kontrollieren, sondern auch im EinzeKall zu einer befriedigenden und praktisch brauchbaren Erfassung der %ats~ichlichen, gesamten Herzleistungsbreite zu kommen. Die vorliegende Arbeit soll ein Beitrag auf diesem "vVege sein. Da nun -- wie die Untersuchungen des hiesigen Arbeits- kreises in den vergangenen Jahren gezeigt haben -- Ent- fakung und Ablauf der tats~tchlichen Herzleistung nnter kleinen, genan gemessenen Belastungsstnfen yon der tatsgch- lichen Gesamtleistungsbreite des Herzens abh/ingt, und, da es das Bestreben der ~linik sein muB, im laufenden Be- lastungsversuch in der klinischen Praxis mit m6glichst kleinen Arbeitsintensitgten und kleinen Belasfungszeiten aus- znkommen, gait unser besonderes Interesse dem Verhalten des gesunden und kranken Herzens in den kleinsten Watt- stufen und in den allerersten Phasen des Belastungsversuches, der sog. Anlaufzeit. Bei den Untersuchungen des hiesigen Arbeitskreises iu den letzten Jahren ergab sich hinsichtlich der tats/ichlichen Leistungsbreite bei Herzkranken im Belastungsversuch eine scheinbare Dissonanz. ]Es gibt viele leichte Herzkranke, welche im Belastungsversueh unter kleinen Belastungen im steady state nahezu normale Sauerstoffwerte aufweisen. Andere, verh/iltnism/il3ig nicht schwer Erkrankte, hinken unter den gleichen Bedingungen in kleinen Wattstufen er- heblich nach, wenn man mit wir!dich Normalen vergleicht. Das Uberraschende war eben, dab Herzkranke scheinbar und unter Umst~inden normale Leistungswerte haben k6nnen. Der weitere Ausbau des Gebietes zeigte aber, daB, wenn eine ernsthafte St6rung der Herzfunktion vorliegt, sei es im Be- reich des 3/iuskels, der Ventile usw., doch in irgendeiner unter Umstiinden sehr hohen Arbeitsstufe dieser entsprechende Kranke Leistungswerte aufzeigt, welche hinter den normalen Werten eindeutig und wohl ausnahmslos zurfickbleiben. Man mug also zun/iehst mit kleinsten Intensitgten belasten und, wenn sich dabei normale Fnnktionswerte ergeben, vorsichtig die Belastung welter steigern. Im einzelnen verweisen wir auf die Arbeiten yon KNIPPI>-G, BOmbARD, ZAEPER U. a. Nach den in der hiesigen Klinik durchgeftihrten Untersuchungen tiber die Volumenspannungskurve des I-Ierzens yon F. MEYER und nach den Ausftihrungen yon KNIpI,IXG tiber gewisse

Über die Herzleistung bei Gesunden und Kranken Während Körperlicher Arbeit

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Page 1: Über die Herzleistung bei Gesunden und Kranken Während Körperlicher Arbeit

384 LAND/~N und ALLERODER, Herzleistung bei Arbeit. Klinische Wochenschrift

(POPPER, ELIAS). Die Frage der Muskelschicht und l{on- traktionsm6glichkeit der Lebervenen ist wichtig zur Be- urteilung der Drosselvorrichtungen an den Lebervenen, die yon MAIJT~R und PICK auf Grund pharmakologischer Ex- perimente zu dem nmstri t tenen BegrifI eines in den Leber- venen gelegenen Sperrmechanismus geftihrt haben. Diese Autoren batten mittels Perfusionsmethode an der tiberleben- den Leber bei Erzeugnng eines anaphylaktischen oder Pepton- shocks und bei Histaminzusatz znr Durchstr6mungsfliissigkeit das Auftreten einer starken Durchblutungshemmung, die mit einer auifallenden Lebervergr613erung einhergeht, festgestellt. Der iunktionelle AbschluB der Lebervenen fiihrt zu einem 0dem der Leber, und nach DALe verlassen im anaphylak- tischen Shock etwa 5o% des Plasmas die Blutbahn. Das Plasma t r i t t in die Lymphe fiber, diese wird eiweiBreicher, die Lymphrgume treten stark hervor, und das Bild des akuten Histaminshocks weist mit dem Bilde des toxischen Leber- 6dems groBe Nhnlichkeit auf (RoEssLE). So entsteht ein ganz anderes Bild als bei gew6hnlicher Unterbindnng der Lebervenen, bei der sich die Leber fiber Arterie und Pfort- ader mit Blut Itillt und der Lymphstrom durch den Ductus th0racicus zunimmt; hierbei /indert sich der EiweiBgehalt der Lymphe nicht. Auch nach den Untersuchungen yon T'SCHERNOGOROFF und PoPoFF finder sich in der Leber des Hundes ein den Blutkreislauf regulierender Mechanismus, der als ein Spiel der glatten Musknlatur der Lebervenen im Sinne yon MAIJTNER und PICK und des capillaren und pr~t- capillaren Netzes der Leber aufzufassen ist. Diese beiden Autoren sehen aber den Histaminshock nicht allein als das Resultat des Sperrspieles in der Leber an, sondern ffihren ihn in hgm0dynamischer Hinsicht auf eine ]Bluttiberttillung der GeigBe im Gebiet der Pfortader infolge einer Parese der capillaren Venenw/inde zurtick. Von SIMMONDS und BRANDES wird die Wirkung von Pepton auf die Lebervenen des Hundes daranI zurtickgeftihrt, dab es zu einer spezifischen Durch- fluBhemmung infolge K%ntraktion der Lebervenen kommt, wahrscheinlich als Folge ihrer Konstruktion. Pepton ruff eine erhebliche Abnahme der AusfluBgeschwindigkeit ans der Leber hervor, gleichgiiltig, yon welcher Vene aus durcbstr6mt wird. Wghrend bei der Durchstr6mung yon der V. portae aus das Lebervolumen znnimmt, t r i t t bei der Durchstr6mung yon der V. hepatica aus eine deutliche Verringerung des Leber- volumens ein.

Der Sperrmechanismus (MAuTNxR-PICK) ist an dell Ge- halt der Gefgl3e an contractilen Elementen gebunden, und der sperrmechanistische Eifekt ist um so gr6tler, je reicher die Venenwand an solchen Elementen ist. Beim Menschen ist nach POPPER eine, wenn auch nnr schwache Drossetnng des Blutumlauies in der Leber m6glich, die sicher in der Wirkung, abet schw/icher ist als beim muskelreicheren Hund.

Verlegung get Lebervenen. Die experimentelle Verlegung der Lebervenen ftihrt zur Ausschaltung der Leber aus der Zirkulation, wobei es zu einer starken Blutdrucksenkung und Hyperglyk~mie kommt (SouLA 1929). Bei teilweiser Unter- bindung der Lebervenen ist die anitretende Blutdrucksenkung geringer, jedoch die Blutzuckersteigerung st~irker ausgepr/igt. Wird dutch temporgre Abklemmung der Lebervenen eine akute passive Blutfiberftillung der Leber hervorgerufen, so zeigt sich schon nach kurzer Zeit morphologisch eine Er- weiterung der Zmltralnerven und der benachbarten Capil- laren, es bilden sich Thromben in den Zentralvenen mi t Nekrose der Umgebung, man finder vielseitige Degeneration der Zellen um die Zentralvenen herum und Odeme und Zellen- degeneration im Piortadersystem. Vielfach wurde auch die ex- perimentelle Verlegung der Lebervenen zum Studium der retro- graden Embolie verwandt (ARNOLD, HELLER und RIBBERT).

ARNOLD beobachtete einen sehr lehrreichen Fall von retrogradem Embolus der Lebervene, der ftir ihn Ausgangs- punkt experimenteller Untersuchung wurde: es ergab sich, dab die Verlegung der Lebervene bei Igngerem Bestehen mit dem Auftreten toter Flecken in der Leber verbunden ist, die stark geftillten Capillaren entsprachen. Bei einer Anzahl Idinisch beobachteter Fglle yon Thrombose der Lebervene wurden auBerdem knotig-hyperplastische Herde, Kapsel- verdickung, Bindegewebsvermehrung liings der Lebervene mit Schlgngelung der letzteren und dadurch bedingtem Urn- ban des Parenchyms beschrieben.

Besteht eine lgnger dauernde ven6se Hypergmie, so gehen bei ungentigend ven6sem AbfluB hochwertige Leberzellen zugrunde und schwinden, oft unter Anhgufung yon Fett- tr6pfchen, in den peripheren Lgppchenteilen. Bei zunehmen- der Stauung leidet das Organgewebe, und eine Abnahme seiner Leistung ist die Folge.

L i t e r a t u r s. Kapitel ,,Leber" yon F. MEYTHALER in ROST- NAEGELI, Path. Physiologie chit. Erkrankungen. Berlin: Julius Springer 1938.

ORIGINALIEN.

UBER DIE HERZLEISTUNG BEI GESUNDEN UND KRANKEN

W~HREND KORPERLICHER ARBEIT. Yon

HERBERT C. LANDEN und HANS ALLERODER. Aus der Medizinischen Klinik der Universit/it K61n

(Direktor: Prof. Dr. H. W. KNIPPING).

Es wird immer das Bestreben der Klinik sein, nicht nur die Herzgr6Be, die akustischen Besonderheiten des Ventil- apparates und die elektrischen Erscheinungen beim Herz- kranken zu kontrollieren, sondern auch im EinzeKall zu einer befriedigenden und praktisch brauchbaren Erfassung der %ats~ichlichen, gesamten Herzleistungsbreite zu kommen. Die vorliegende Arbeit soll ein Beitrag auf diesem "vVege sein. Da nun - - wie die Untersuchungen des hiesigen Arbeits- kreises in den vergangenen Jahren gezeigt haben - - Ent- fakung und Ablauf der tats~tchlichen Herzleistung nnter kleinen, genan gemessenen Belastungsstnfen yon der tatsgch- lichen Gesamtleistungsbreite des Herzens abh/ingt, und, da es das Bestreben der ~l inik sein muB, im laufenden Be- lastungsversuch in der klinischen Praxis mit m6glichst kleinen Arbeitsintensitgten und kleinen Belasfungszeiten aus- znkommen, gait unser besonderes Interesse dem Verhalten des gesunden und kranken Herzens in den kleinsten Wat t -

stufen und in den allerersten Phasen des Belastungsversuches, der sog. Anlaufzeit.

Bei den Untersuchungen des hiesigen Arbeitskreises iu den letzten Jahren ergab sich hinsichtlich der tats/ichlichen Leistungsbreite bei Herzkranken im Belastungsversuch eine scheinbare Dissonanz. ]Es gibt viele leichte Herzkranke, welche im Belastungsversueh unter kleinen Belastungen im steady state nahezu normale Sauerstoffwerte aufweisen. Andere, verh/iltnism/il3ig nicht schwer Erkrankte, hinken unter den gleichen Bedingungen in kleinen Wattstufen er- heblich nach, wenn man mit wir!dich Normalen vergleicht. Das Uberraschende war eben, dab Herzkranke scheinbar und unter Umst~inden normale Leistungswerte haben k6nnen. Der weitere Ausbau des Gebietes zeigte aber, daB, wenn eine ernsthafte St6rung der Herzfunktion vorliegt, sei es im Be- reich des 3/iuskels, der Ventile usw., doch in irgendeiner unter Umstiinden sehr hohen Arbeitsstufe dieser entsprechende Kranke Leistungswerte aufzeigt, welche hinter den normalen Werten eindeutig und wohl ausnahmslos zurfickbleiben. Man mug also zun/iehst mit kleinsten Intensitgten belasten und, wenn sich dabei normale Fnnktionswerte ergeben, vorsichtig die Belastung welter steigern. Im einzelnen verweisen wir auf die Arbeiten yon KNIPPI>-G, BOmbARD, ZAEPER U. a. Nach den in der hiesigen Klinik durchgeftihrten Untersuchungen tiber die Volumenspannungskurve des I-Ierzens yon F. MEYER und nach den Ausftihrungen yon KNIpI, IXG tiber gewisse

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Jg. 20, Heft z6 LANDEN und ALLERODER, Herzleistung bei Arbeit. 3~5 19. April i941

ir lnere K o m p e n s a t i o n e n im Bere ich des G es am t k re i s l au f s bei B e l a s t u n g m i t k6 rpe r l i che r A r b e i t w a r zu e rwar t en , d a b die L e i s t u n g s e n t f a l t u n g des H e r z k r a n k e n bis zur E r r e i c h u n g des s t e a d y s t a t e -Wer~es v o m N o r m a l e n v ie l le ich t n o c h eher a n d s t a r k e r abwe ichen wtirde, als der sog. s t e a d y s t a t e - W e r t ; d e n n diese sog. i n n e r e n B i o m p e n s a t i o n e n t r a g e n ja gerade dazu bei, d a b a u c h aus k r a n k e n I-terzen schliel31ich bei aus r e i chende r A r b e i t s d a u e r u n t e r U m s t ~ n d e n im s t e a d y s t a t e eine - - ab- s m u t g e n o m m e n - - n o c h I/Jr diese A r b e i t s s t u f e n o r m a l e bzw. n a h e z u n o r m a l e L e i s t u n g h e r a u s g e h o l t wird. L~LBt sich das m i t S i che rhe i t a n e inem gr6geren em p i r i s ehen Mate r i a t n a c h - weisen, so e rg ib t s ich v ie l le ich t die M6glichkei t , u n t e r U m - s t ~ n d e n die A u s b e l a s t u n g his zu m i t t l e r e n u n d h d h e r e n

:ooo i . s ' - , , o : # , ~ , : t i ~ ~'1

6,21 ! I I 1 77 ,0,1 I I /X I I I J / / - - ( I IN I I I I . , IV I I I <1 I I I I- G

o -f # 3 q ~- y 8 .9 "lO h/i~z

Abb. I. 6o Watt. Schematisch. Bei 60 Wat t erreicht der nur gering in dec Funk- tioa Gest6rte sehlieBlich im steady state noeh fast normale Leistungswerte. In der Anlaufzeit hinkt er abet naeh and ist pr~tzise als leistungsm~i[3ig reduziert zu cbarakterisierem a = Zeitpankt der Xrreiehung des steady state -- normal, b = ver-

lfingert.

A r b e i t s s t u f e n auch 5ei ge r ingen S t g r u n g e n zu ve rmeiden . Bei g r6be ren B e f u n d e n i s t l e tz te res sowieso iiberfltissig, d a ja die sp i rog raph i s chen B e f u n d e u n t e r k l e ins t en B e l a s tungs in t ens i - t ~ t e n al lzu e indeu t ig sind. W e n n ein L e i c h t h e r z k r a n k e r also in k l e in s t en A r b e i t s s t u f e n schl iegl ich im s t e a d y s t a t e zwar noch eine n a h e z u v611ig no r m a l e L e i s t u n g auswies, so war d u r c h a u s d e n k b a r , d a b die F o r m der K u r v e se iner Herz-

2100

/

i / C E O 0 /000

,,o, 1 , , . . . . . f .____ _ __:_:f_ c~. / ,1 L ~ . . . . ~ - - - - - - 60W

800 ~/f~/ ; /

D ~ 2 3 ~ 5 g 7 8 ,9 r H/n.

Abb. 2. 6o Watt . Sehematiseh. Stufenweise Ausbelastung eines Leiehtherzkranken, der unter 6o Watt im steady state schtieI31iet~ noeh normale Sauerstoffwerte erreieht. In der 3- Belastungsstufe bleiben die Sauerstoffwerte stark hinter den Normalen zu-

rtick, aueh im steady state. = NormaIer. - - - - - - = Leichtherzkranker.

l e i s t u n g s e n t f M t u n g bis zu den schlief31ich erz ie l ten s t e a d y s t a t e - W e r t e n yore N o r m a l e n in c h a r a k t e r i s t i s c h e r Weise abwich . Das erg/~be abe t , d ab m a n eben a u c h H e r z k r a n k e m i t in den k l e in s t en \ u n o e h n o r m a l e n s t e a d y s ta te -~Ver ten n i c h t h 6 h e r zu b e l a s t e n b r a u c h t u n d dab de r Be la s tungs - ve r such e rheb l i ch ve rk i i r z t w e r d e n k6nn te . Vere inze l te U n t e r - s u c h u n g e n in dieser R i c h t u n g l a g e n h i e r schon vor. Es muBte n u n z u n ~ c h s t ein W e g ge funden werden, u m den G a s a u s t a u s e h im A r b e i t s v e r s u c h ge rade in. den e r s t en A n l a u f m i n u t e n e x a k t zu erfassen. Wie b e k a n n t , i s t es ja e infach, m i t den versehie- d e n s t e n V e r f a h r e n im s t e a d y s t a t e genaue W e r t e zu b e k o m - men. I n de r An lau fze i t i s t das abe r anders . W e n n m a n z. B. in der klassischei1 F o r m den Gaswechse l d a d u r c h kon t ro l l i e r t , dab m a n die Ven t i l a t ionsgr6Be b e s t i m m t u n d d u t c h Gas- ana lyse die Ve r / i nde r ungen yon Sauers tof f - bzw. KohlensXure- k o n z e n t r a t i o n in Aus- a n d E i n a t m u n g s l u f t gleichzei t ig ver- folgt, e rgeben sich fo lgende Schwie r igke i t en : Die T h o r a x - ruhe l age ve r / i nde r t s ich m i t dem Arbe i t sbeg inn . D a d u r c h

e r s che in t ein B e t r a g als Ven t i l a t ion , welcher zu fMschen E r - gebn i s sen f i ihr t , w e n n wi t n i c h t so sehr, z .B . die Sauers toff - a u f n a h m e von AuBen lu f t zur Lunge , sonde rn die Sauers tof f - a u f n a h m e aus den Alveolarr /~umen z u m B l u r kon t ro l l i e r en wollen, worauf es j a bei d iesen Kre i s l au f f ragen in e r s t e r Lin ie a n k o m m t . E ine gr613ere Schwier igke i t e r g i b t s ich noch da-

d u r c h , dab vom" B e g i n n des Arbe i t sve r suches a n d i e B lu t - Saue r s to f f -Di s soz ia t ionskurve sich ~nder t , die Mveolare Sauer- s t o f f k o n z e n t r a t i o n ans t e ig t u n d n u n im A l v e o l a r r a u m u n t e r U m s t ~ n d e n s ich eine betr~icht l iche Saue r s to f fmenge an- s a m m e l t , welche bei der ob igen G a s w e c h s e l m e t h o d e Ms Auf- n a h m e erschein t , tats~tchlich a b e t n i c h t y o n den L u n g e n ins B l u t a u f g e n o m m e n Wurde. E i n e a u s r e i c h e n d e K o r r e k t u r is t n u r bei genaue r K e n n t n i s der Res idua l lu f t m6gIich. L e t z t e r e a b e r i m Einze l fa l l in de r KI in ik messen zu wollen, i s t vieI zu ums t~nd l l ch . W i r h a b e n n u n eine Mod i f i ka t i on des h ie r in der K l in ik gebr / iuchl ichen sp i rog raph i s chen V e r f a h r e n s Ifir den besoladeren Zweek de r Kon t ro l l e ge rade diese An lau f - zei t en twicke l t , welche es e r l aub t , ohne jegl iche ~ n d e r u n g des b i she r a n g e w a n d t e n GerXtes d u t c h E i n f t i h r u n g e iner Kor- r e k t u r fiir die T h o r a x r u h e l a g e den G a s a u s t a u s c h gerade in der An lau fze i t m i t e iner fiir k l in ische Zwecke v611ig aus re ichen- den G e n a u i g k e i t u n d S iche rhe i t zu messen u n d d u t c h Aus- s c h a l t u n g al ler G a s a n a l y s e n d i r e k t u n d a u t o m a t i s c h zu reg is t r ie ren . [Wir ve rweisen au f e ine ausf / ihr l iche D a r s t e l l u n g in Z. exper . Med. lO8 (I94 o) u n d Bei t r . Klin. Tbk . 9 6 (1941).

I m g a n z e n h a b e n wir bei e t w a 12o P e r s o n e n unse r A u g e n - m e r k au f die a l l e re r s ten P h a s e n bzw. A n l a u f m i n u t e n des Be- t a s t u n g s v e r s u c h e s ger ich te t , be i f a s t a l len H e r z k r a n k e n zu- gleieh a u c h die ar ter ie l le S ~ t t i g u n g sp i rog raph i seh kon t )o l l i e r t . H ins i ch t l i ch de r s t e a d y s t a t e - W e r t e k o n n t e w i e d e r u m das best/~tigt werden , was in m e h r e r e n A r b e i t e n y o n B O R G A R D ,

ZAEP~R U. a. aus der h ies igen Kl in ik schon m i t g e t e i l t Wurde. Bezt igl ich der An lau fze i t k o n n t e prgzise e r h g r f e t werden , dab H e r z k r a n k e eine l~Lngere Zei t b r a u c h e n ; u m schliel31ich im s t e a d y s t a t e au f u n t e r U m s t g n d e n noch fas t no rma le Sauer - s to f fwer te zu k o m m e n . Je schwerer die Ve r~nde rungen , j e lgnger, a b e t a u c h je f lacher i s t die A n l a u f k u r v e , SchlieBlich w e r d e n auch i m s t e a d y s t a t e n i c h t m e h r W e r t e in de r N/ ihe des Norma lbe re i chs er re icht . W e n n m a n i m m e r in der 3. Ar - b e i t s m i n u t e kon t ro l l i e r t , d. h. s icher vo r E r r e i c h u n g des s t e a d y s ta te , welches m e i s t e r s t zwischen der 5. u n d IO. Ar - b e i t s m i n u t e e r r e i c h t wird, so sirld die t a t s ~ c h l i c h e n Auf- n a h m e w e r t e in d iesem frf ihen A r b e i t s a b s c h n i t t , also b e i m K r a n k e n , viel s tg rke r r eduz ie r t als die s t e a d y s t a t e - W e r t e , vo r a l l em in k le inen A r b e i t s s t u f e n a n d a u c h w e n n es sich n u t u m re l a t i v ger inge k r a n k h a f t e Prozesse hande l t .

M i t t e l w e r t e a l i e r g e f u n d e n e n W e r t e .

O:Aafnahme in Anlaufszeit im O:Aufnahme A.M.V.

I Minuten-Durch- im steady stade im steady state sehnitt

If

II

Normale . . . . . . 1141,7 Herzkranke mi t gerin- i

gen Befunden . . . 828,7 Herzkranke mi t bedeu-

tenden Befunden . 565,2

I54I,O

997,4

927,5

39,96

19,95

2 0 ! I 8

Es e rg ib t s ich also eine Ver f e ine rung des b i sher f iblictien V e r f a h r e n s zur l - Ierzfunkt ionspr t i fung, ohne dab das P r i n z i p der a u t o m a t i s c h e n Reg i s t r i e rung ve r l a s sen wird. W e s e n t l i c h i s t dabei , dab der B e l a s t u n g s v e r s u c h in der k l in i schen P r a x i s u n t e r U m s t ~ n d e n e rheb l i ch abgek i i r z t we rden kann , u n d d a b wir uns u n t e r U m s t ~ n d e n ganz au f k le ins te Be la s tungs - i n t ens i t / i t en beschr~tnken k6nnen . Zeigen s ich in k l e ins t en B e l a s t u n g s s t u f e n u n d auch schon in der An lau fze i t n a h e z u n o r m a l e Wer te , so soll m a n aber , wie bisher , f ramer bis z u m s t e a d y s t a t e reg i s t r i e ren u n d mdg l i chs t in der n/~chsten h 6 h e r e n B e l a s t u n g s s t u f e noch e inmaI kont ro l l i e ren . Der ganze Be- l a s t u n g s v e r s u c h e rh~ l t d a d u r c h eine vie1 gr6Bere S icherhe i t . Die eben skizzier te B e s c h r ~ n k u n g auf die A n l a u i z e i t soll j a n u t dazu f t ihren, bei wirkl ich e r n s t e n Prozessen schon u n t e r

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386 CU~SCH~AN~, Pseudo-Bantisyndrom. Klinische Wochenschrift

m i n i m a l s t e r B e l a s t u n g d a s W e s e n t l i e h s t e zu e r k e n n e n u n d d e m K r a n k e n s t~rkere B e l a s t u n g zu e r sparen .

W e n n m a n sich a b e t bet e r n s t h a f t e n Prozessen au f solche geringffigige B e l a s t u n g e n (3 ~ u n d 6o W a t t u n d u m die An lan f - zeit) beschr~nk t , m u B na t f i r l i ch auBero rden t l i ch e x a k t u n t e r - s u c h t werden.: Die gr613ten Feh le rque l l en l iegen be im P a t i e n t e n selbst . Wie a n c h den Blu tzucker , k a n n m a n diese MeBgrSBen n ieh t , z. B: w/ ih rend e iner s t~ rke ren seel ischen Er regung , u n t e r - suchen. M a n geh t d a n n yon v o r n h e r e i n y o n e inem zu h o h e n R u h e u m s a t z a u s . A u c h die U n t e r s u c h u n g e n a n his d a h i n n i c h t V611ig k6rpe r l i ch A u s g e r u h t e n e r g a b e n n i c h t g u t ver- g le ichbare Wer t e . M a n muB eben - - wie bet de r B l u t z u c k e r - kont ro l le u n d v ie len a n d e r e n k l in i sch wieh t igen Messungen - - n u t bet i seel isch u n d k6rper I ich v611ig a u s g e r u h t e n u n d en t - s p a n n t e n P e r s o n e n n n t e r s u c h e n . Die Ie tz te Mah lze i t m u g einige S t u n d e n zuriic!diegen. Vor a l l em muB aber eine Be- l a s t u n g m i t mSgl ichs t u n k o m p l i z i e r t e r A r b e i t s a r t gewgh l t werden, weil sons t ohne e i n gewisses T r a i n i n g ke in k o n s t a n t e r u n d k le ins te r W i r k u n g s g r a d vorl iegt , der al lein e inen Ver- gleich m i t N o r m a l w e r t e n e r l aub t . Das Er fordern i s , eine T ra in ingsvo rpe r io de z u r E rz i e lung des W i r k u n g s g r a d m i n i - m u m s e in scha l t en zu mtissen, wfirde abe r den k l in i schen ]Be= l a s t u n g s v e r s u c h u n n 6 t i g kompl iz ie ren , d a das T r a i n i n g z/~r E r z i e l u n g gerade des W i r k u n g s g r a d m i n i m u m s eine r e c h t be- t r~ch t l i che Zei t e r forder t , die aber , w e n n alle b ier f ib l ichen K a u t e l e n b e a ~ h t e t werden, vSliig e i n g e s p a r t we rden k a n n .

Zusammen]assung: I. Es w u r d e n 12o Personen , Gesunde u n d H e r z k r a n k e, i m B e l a s t u n g s v e r s u c h rn i t 3o bzw. 6o W a t t g e p r i i f t u n d in sbesonde re a n t die E n t f a l t u n g s z e i t u n d F o r m der L e i s t n n g s k u r v e bis z u m s t e a d y s t a t e kon t ro l l i e r t .

2. Ff i r diese U n t e r s n c h u n g wurde e i n e lViodifikation des b ier f ib l ichen sp i rog raph i schen V e r f a h r e n s en twicke l t , u m a u c h inl d e r sog. An lau fze i t vo r der E r r e i c h u n g des s t e a d y s t a t e pr~izise Gasweehse lwer te a u t o m a t i s c h reg i s t r i e ren zu kSnnen, n n d zwar i n sbesonde re die t a t s~ch l i che Sauers tof f - a u f n a h m e aus den L u n g e n ins Blut , was sich b i she r n u t schwier ig m i t den ve r sch i edenen V e r f a h r e n e rmSgl ichen lieg.

3. Es zeigte sich, dab auch H e r z k r a n k e m i t l e i ch ten Be- funden , welche im s t e a d y s t a t e in k le inen W a t t s t u f e n schliel3- l ieh doeh noch fas t no rma le H e r z l e i s t u n g s w e r t e anfzeigen, in ' der An lau fze i t in der g le ichen B e l a s t ungs s t u f e wesen t l i eh u n t e r den N o r m a l w e r t e n ble iben, dab die S a u e r s t o f f k u r v e n f taeher ve r t au fen u n d die Zei t b is zur E r r e i c h u n g des s t e a d y s t a t e Oft e rheb l i ch verl~ingert ist. Bet s t~ rke ren Vergnde- r u n g e n des Herzens im Sinne der F u n k t i o n s s t 6 r u n g s ind diese E r s c h e i n u n g e n na t f i r l i ch s t a r k e r ausgepr~gt , l iegen abe r a u c h die s t e a d y state- 'vVerte f ief n n t e r der Norm. Bezfiglich der D e u t u n g dieser E r s e h e i n u n g e n wi rd au f U n t e r s u c h u n g e n von KNIPPING fiber die 1Ro!le der p e r i p h e r e n Anox~mie ffir die L e i s t u n g s e n t f a l t u n g des H e r zens n n d auf die U n t e r - s u c h u n g e n v o n F. MEYER in der h ies igen Kl in ik f iber die V o h m e n s p a n n u n g s k u r v e des Herzens , d. h . f iber die Be- z i e h n n g e n zwischen d ias to l i scher Ff i l lung u n d i somet r i s chen S p a n n u n g s m a x i m a verwiesen.

4. Aus d e m G a n z e n e rg ib t s ich eine wesent l iche Er le ieh- t e r u n g ffir den B e l a s t u n g s v e r s u c h a n H e r z k r a n k e n . M a n k a n n schon in k i e i n s t e n B e l a s t u n g s s t u f e n n n d sehon in de r Antauf - ze i t bet e r n s t h a f t e n Ver~tnderungen a m t t e r z e n im S inne der E inschr~tnkung de r g e s a m t e n Herz l e i s t ungsb re i t e q u a n t i t a t i v e F e s t s t e l l u n g e n m achen , F i n d e n sich schon in der An lau fze i t be t l e i ch t en Be l a s t ungen , wie z. B. 3 ~ u n d 6o W a t t , Ver- ~nde rungen , so kann, m a n den K r a n k e n S te ige rung u n d u l~nge rnng der B e l a s t u n g e rsparen . I s t der B e f u n d bet dieser geringff igigen B e a n s p r u c h u n g abe r gt inst ig, so mul3, wie bis- her , die B e l a s t u n g in k le inen W a t t s t u f e n ges t e ige r t -werden . A u c h s ind d a n n die s t e a d y s t a t e - W e r t e zu ber i icks ich t igen . I s t f i b e r h a u p t i rgende ine e r n s t h a f t e F u n k t i o n s s t 6 r u n g vor- h a n d e n , so wi rd sie i m m e r schliel31ich in i rgende ine r h 6 h e r e n Be l a s tungs s tu f e c h a r a k t e r i s t i s c h e V e r ~ n d e r u n g e n zu regi- s t r i e ren e r l auben . E r fo rde r l i ch tat jedoch, e x a k t zu reg i s t r i e ren n n d Feh le rque l len , die vo r a l lem b e i m P a t i e n t e n liegen, in e i n f a c h e r Weise ausscha l t en .

IJBER DAS PSEUDO-BANTISYNDROM BEI ERWORBENER LUES.

Von

Prof. HANS CURSCHMAN. Aus der Medinischen Universit~tsklinik zu Rostock.

Der fo lgende Tal l g ib t m i r Veran la s sung , ein K r a n k h e i t s - b i ld zu besprechen , das m e h r A n f m e r k s a m k e i t ve rd ien t , als es sowohl in den Lehr - u n d H a n d b f i c h e r n wie auch in der P r a x i s ge funden ha t . E s in t e re s s i e r t m ich a u c h desha lb be- sonders , well i c h als e r s t e r schon vor 3 ~ J a h r e n e inen luisch b e d i n g t e n Pseudo- t3an t i m i t S a l v a r s a n b e h a n d e l t u n d - - wen igs t ens vorl iu.f ig - - gehe i l t h a t t e * . Sei t d ieser Ze i t a c h t e ich au f diese F~lIe u n d glaube, d a b sie h~uf iger s ind als m a n a n n i m m t . Sie s ind d a t u m k e n n e n s w e r t , weil sie bet recht- zeitiger Diagnose d u t c h spezif ische K u r e n wah r sehe in l i ch heil- oder wen igs t ens be s se rba r s i n d ; u n d ferner , well bet i h n e n s e lb s tve r s t~nd l i ch ke ine I n d i k a t i o n zur Sp l enek tomie be- s t eh t .

l~alt 1: Die 45j~hr. Iedige J. B., aufgenommen am 3 o. IX. I94 o, gibt keine Famil ienanamnese an. AIs Kind Masern; ein normMer Partus. Von Lues weiB sie anfangs nichts. Menopause vor einem Jahr. Vor einem Jahr Blutbrechen. Seit dieser Zeit klagt sie t~ber Druck, Schmerz und VOile, besonders in der l inken Banchseite. Auch schwoll der Leib in den letzten Monaten allm~hlich stark an. Appet i t schlecht; vim DurchfMle; bisweilen Blur im Stuhl. Kein Potus. In letzter Zeit soil sin sehr blab geworden sein. Befund: Sehr blasse, abgemagerte Fran ; kein Ikterus, abet snbikterische SMeren, GebiB leidlich, Zunge feucht, rot ; keine I tnn tersche Glossitis. Schilddriise und Lymphdrfisen o .B. Brustorgane: Lun- gen, Herz und Aorta auch im RSntgenbild ohne besonderen Befund. Puls o.]3. Blutdruck I2O/7O m m H g . Zwerchfellhochstand. Der Leib ist enorm aufgetrieben, zeigt auf der Bauchhau t g e r i n g e s Caput medusae, e n t h i l t groBen Ascites. Nach dessen Ablassen ist ein groBer har te r Milztumor Ifihlbar, die Leber ist auch vergr6Bert und hart , n icht h6ckerig. Genitalien o .B . 0deme der Beine. fVervensystem: Keine St6rungen der lV!otilit~t und Sensibilit~t, der Sehnenreflexe und der Hirnnerven. Pupil lenreaktionen normal. Auffallenderweise doppelseitiger Babinski. Psyche ganz intakt . Im sp~rlichen Urin kein EiweiB, kein Zucker, kein Bilirubin oder Urobilin; aber vermehrtes Urobilinogen. Serum-Bilirubin unter o, 5 rag%. Die R6ntgenuntersuchung des Magens ergibt nichts Krankhaftes , die der Speiser6hre aber den Verdacht ant Varicen im unteren Oesophagus. I m Blur WaR. vierfach positiv, in der Ascitesflt~ssigkeit abet nega• Blutbild: H~mogl. 38%, Erythroc. 2872ooo , F. I. o,68, Leukoc. I8oo. Deutliche Aniso- und Poikilo- cytose, vereinzelt Normoblasten; keine Megatoblasten. Neutr. segmentk. 36 %, stabk. 13 %, Lymphoc. 21%, Eos. 20, Monoc. 6 %, Basophile 4%. Takata-Arareakt ion im Serum und Ascites stark positiv. S te rna lpunkta t : Segm. 13,5, Stabk. i4, Lymphoc. 13,o, Eos. 4,o, Monoc. 1,5, Bat. o,5; metamyeIoc. 5,o, myeloc. Nentro- phile 7,o, Eos. 2,0, Bas. o, Promyeloc. o, 5, Myeloblasten o,5, Plasmac, 0%, im ganzen 61,5% (normal 76,8%). Proerythro- blasten 3,o, Megaloblasten 3,0, Normoblasten 32,5%, im ganzen 38,5% (normal 23,7%). Senkung 15 mm in der Stunde. 1Kagen- sekretion: V511ige Anacidit~t ifir ft. HC1 mi t HC1-Defizit bis 2o; Ges.-Acid. bis 14. Grundumsatz : Steigerung um 35 %. Im Beginn wurden 2 mal Bauchpunkt ionen yon 26oo und 2ooo ccm notwendig. Ascites gelblich, spez. Gewicht lO12; IRivalta negativ, wenig Lymphocyten. Ant Grund des posit iven Wassermann und der sparer zugegebenen Luesiniektion einerseits nnd des typischen , ,Pseudo-Banti" im lebercirrhotischen Stadium andererseits wurde eine energische Neosalvarsanbehandlung (im ganzen 5, 25 g) zn- sammen mit Bismogenol injekt ionen durchgeifihrt; gleichzeitig wurden Campolon und Eisen verabreicht. Gelegentlich wnrde auch Salyrgan intravenSs und Euphyl l in in Z~tpfchenform gegeben, Der ]?;rfolg war eklatant . ~STghrend am I6. X. noch 2ooo ccm Ascites punkt ie r t wurden, konnten am 4- XI. nu t noch 5oo ccm entleert werden. Nach dieser Ze i t waren i iberhaupt keine Punk- t ionen mehr nOtig, da sich kein Ascites mehr sammelte; der Leib wurde fSrmlich schlank. Die Diurese war dauernd f~berschiel3end. Die Leber war kIeiner geworden, kaum noch palpabel. Auch der grol3e Milztumor ha t te sich s tark vermindert . Der Leibesumfang ha t te um fiber io cm abgenommen. Gleichzeitig ha t t e sich der Blutbefund zusehends gebessert, win aus nachstehender Tabelle hervorgehL

Mit der Besserung der Blut- und Hgmoglobinzahlen besserte sich auch die QuaI i t i t der Roten von Mal zu Mal. Die Erythro-

* Mitgeteilt yon meinem Assisten W. SCHMIDT, Miinch. reed. Wschr. 1911, I2.