15
107 dieser Anuahme berechnen, sind, wie schon frtiher (Bd. 108, s. 140) fur die Losungen von Chlormagnesium gezeigt wurde, nur untergeordoeter Natur uud tindern keines dcr vorerwahnten Hauptresultate. Bei der zweiten Annahme, dals die iibenlhligen Atome als koblensaure Salze geltist sind, kannen die ohnediels schon unbedeutenden Correc- tionen von deu erstern wohl kaum verschieden seyn uud wird es daher wohl hinrcichen, bei deu ep%ter noch mit- zutheilenden Correctionen auch wieder die erstere einfa- chere Annahme zu Grunde zu legen. 111. C'eber die inneren Vorgange, welche die Mag- netisirung bedingen; von W. Beetz. D i e Molecularverlnderungen , welche eintreten mtissen, wenn ein Eisen- oder Stahlstab aus dem unmagnetiscben Zustande in den magnetischen iibergehen soll, ktinnen, wie W. Web er I) gezeigt hat, in vier verschiedenen Gestalten gedacht werden, welche sicb aber wesentlich auf drei re- duciren. Man kann n~mlichannebmen : 1 ) die Existenz zweier magnetischer Fluida, welche unab- hangig von ihrem ponderablen Trager beweglich sind. (Coulomb und Poisson). 2) Die Existenz zweier magnetischer Fluida, welche nur mit den Moleciilen ihres ponderablen Tragers bmeglich sind, oder die Existenz beharrlicher, von den zwei elektriscben Fluidis gebildeter Molecularstri)me, welche mit den Moleciilen drehbar aiud (Ampere). 3) Die Existenz zweier beweglicher elektrischer Fluida, welche ohne Widerstand in bestimmten Babnen um die ruhenden lliokciile in Bewegung gesetzt werden k8nnen. 1 ) Elcktrodgnarnirchs hlaalsbcstimmuageo , inshoodere iiber Dirmrgoe- tismw. Abb. d. K. richr. Gu. d. Wisscnrch. phyc. math. CI. I. 1852: S. 541.

Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

  • Upload
    w-beetz

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

107

dieser Anuahme berechnen, sind, wie schon frtiher (Bd. 108, s. 140) fur die Losungen von Chlormagnesium gezeigt wurde, nur untergeordoeter Natur uud tindern keines dcr vorerwahnten Hauptresultate. Bei der zweiten Annahme, dals die iibenlhligen Atome als koblensaure Salze geltist sind, kannen die ohnediels schon unbedeutenden Correc- tionen von deu erstern wohl kaum verschieden seyn uud wird es daher wohl hinrcichen, bei deu ep%ter noch mit- zutheilenden Correctionen auch wieder die erstere einfa- chere Annahme zu Grunde zu legen.

111. C'eber die inneren Vorgange, welche die Mag- netisirung bedingen; von W. B e e t z .

D i e Molecularverlnderungen , welche eintreten mtissen, wenn ein Eisen- oder Stahlstab aus dem unmagnetiscben Zustande in den magnetischen iibergehen soll, ktinnen, wie W. W e b e r I ) gezeigt hat, in vier verschiedenen Gestalten gedacht werden, welche sicb aber wesentlich auf drei re- duciren. Man kann n~mlich annebmen :

1 ) die Existenz zweier magnetischer Fluida, welche unab- hangig von ihrem ponderablen Trager beweglich sind. ( C o u l o m b und P o i s s o n ) .

2 ) Die Existenz zweier magnetischer Fluida, welche nur mit den Moleciilen ihres ponderablen Tragers bmeglich sind, oder die Existenz beharrlicher, von den zwei elektriscben Fluidis gebildeter Molecularstri)me, welche mit den Moleciilen drehbar aiud (Ampere) .

3 ) Die Existenz zweier beweglicher elektrischer Fluida, welche ohne Widerstand in bestimmten Babnen um die ruhenden lliokciile in Bewegung gesetzt werden k8nnen.

1 ) Elcktrodgnarnirchs hlaalsbcstimmuageo , inshoodere iiber Dirmrgoe- tismw. Abb. d. K. richr. Gu. d. Wisscnrch. phyc. math. CI. I. 1852: S . 541.

Page 2: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

108

Voii dieseu drei Annahuieu mufste W e b e r die letzte als die richtige betrachten, uin die Fundamentalerscheiouug bei der Entstehuug des Diamagnetismus mit der bei der Entstehung des Maguetismus in Einklang zu bringen; er be- uierkt aber im Laufe der weiteren Betracbtung '), dafs iu Rezug auf den Magnetisinus die Erfahrung zu Gunsten drehbarer Molecule eutscheide. Nach dieser Aiinahme mufs n~tnlich der Starke des Magnetismus dann eine Granze g o setzt seyn, wenn die Axen aller Molecularmagnete durch Dreltung eine parallele Lage angenommen haben, wahrend eiiie solche GrInze mit der Aiinahlne eines unersch6pfli- clicn Vorraihes an scheidbarem neutralen magnetischeii (oder elektrischen) Fluidum nicht vereinbar ist ; ja selbst weiiii man die R'Ienge dieses Fluidums nicht als unerscliipflich ann:iiime, so inufste nach der letzteru Hypothese dns Ver- heltiiifs zwischeu der S t~ r l i e des Magnetismus m und der ~nagnctisirendeii Kraft p so lauge cin coustantes bleiben, bis der gesainmte, in den Tvlolcciilen eutbalteiie, neutrale Magnetismus geschieden ist, wahreud iiacli dcr ersteren Hy- potbesc jencs Verhaltuifs stets vervnderlich seyti, uiid nach eineni und demselben Gesetzte stets abuehmeu miifste.

L e n z und J a c o b i *) haben durch ihre Versuche das Ill

V VerMtnifs - coustant gefunden, J o u l e 3, bestatigte diese

Constanz, J.- Mu 11 e r ') dagegen fand das Verhdtnils nach einem bestimmteu Gesetze verlnderlich. B u f f und Z am- m i n e r 5 , zogen zwar diefs letztere Rcsultat in Zweifel, al- leiii W. W c b e r 6), der es im Allgemeinen bestatigt fand, sprach die Ansicht aus, dafs sich die Differeuzen zwischeu diesen widersprechenden Ergebnissen ausgleichen diirften, wenn die Versuche unter ganz glaicben Umstanden ausge-

1) Ebend. S. 556. Anm. 2) Diese Ann XLVII, 225*; BuU de I'Ac. k sf. Pit . IF', 337. 3) Phi(. Nug (4) ZZI, 32.' 4) Diese Ann. LXXIX. 337*; LXXXII, 181.; M i l l e r , Fortrchritte der

5 ) Lieb . u. W6hl. Ann. d. Pharm. LXXV, 83.' P h y d , S. 502.

) A. a. 0. S.566.

Page 3: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

109

fuhrt wurdeu. Nimmt man zu diesem Resultate noch hiiizu, dais K o o s e n I ) und v o n F e i l i t z s c h ') auf ganz abwei- chenden Wegen ebenfalls zu dem Schlusse gelangten, dais das Verhaltnifs 2 keiii constantes sey, sondern sich einein

Grsnzwerthe nahere, so ist die alte Ansicht von der Schei- dung der Magnetismen, welche in unerschiipflicher Menge Forhanden sind, als viillig ausgeschlossen zu betraclit en, eheiiso die von der Scheidung der beiden beweglichen elek- trischen Fluida , welche in unerschiipflicher Menge um die Molecule bewegt werden kbnnen.

Es bleibt nocli die Wahl zwischen zweien Hypothesen: niimlich 1) es fiiidet eine Scheidung der beiden Magnetisinen oder

der beideii Elektricitateu statt, welche in bestimmter eudlicher Menge vorhandcn sind,

2) es findet eine Bewegung der materiellen Molecule statt, sey es, dafs dieselhen wegen der ein fur alle Ma1 in ihnen vorhandenen Scheiduiig der beidcn Magnetis- men, oder wegen der sie stets umkreisenden Molecu- larstrbme als Rlolecularmagnete zu betrachten sind.

W i e oben bemerkt, machen die Erfahruiigen uber das

Gesetz, uacb welchem sich der Werth -!!. einer Granze

nshert, es wahrscheinlich, dafs die letztere dieser beiden Hypothesen die richtige sey ; noch bestimmter sprechen fiir eine Mitwirkung der materiellen Molecule des Eisens bei der Magnetisirung die innigen Bezichuugen, welche W i e - d em a n n 3 , zwischen den Erscheinungen der Magnetisirung und der Torsion der Stahlstzbe aufgefunden bat, fur die es schwer seyn diirfte, auf einem anderen W e g e einen An- halt zti gewinnen, als auf dem, von dem genannten Phy- siker eingeschlagenen: durch Annahme beweglicber Mo- lecule.

P

P

1) Diese A n n . LXXXV, 159.' 2) Diesc Ann. LXXX, 321.. 3 ) Diese Ann. CVT, 161.*

Page 4: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

110

Die im Nachfolgenden mitgetheilten Versuche solleu neue, und, wie ich boffe, entscheidende Beweisstiicke fur die Richtigkeit dieser Annahme liefern.

Icb versuchte zuerst, einen Magnet henustellen, wel- cher von vorn herein vollkommen gesattigt ware, d. h. der so starken permanenten Magnetismus besaite, daCs ihm durch keinen magnetisirenden Strom ein starkerer temporarer Magnetismus beigebracht werden k6nnte. Wenn man ron der Annahme drehbarer Molecularmagnete ausgeht, so mufs man in der That einen solchen Zustand erreichen, wenn man dahin wirkt, dafs uicht erst auf den fertigen Eisen- stab eine, die Molectile richtende, Kraft einwirkt, sondera dafs die Moleciile, unter der Einwirkung einer solchen Kraft sich mit parallelen Axen nebeneinander anordnend, sogleich einen fertigen Magnetstab bilden. IJm dieb zu erreichen, bediente ich mich der Methode, welche B 0 t t - g e r ') vorgeschrieben hat, urn auf elektrolytischem Wege coharente Eisenniederschlage zu erhalten, aber mit der Ver- anderung, dafs ich diese Niederschlage zwischen den Polen eines starken Magnets entstehen liefs. Ein cylindrisches GlasgefaL, das durch eine porBse Scheidewand in zwei Zellen getheilt war, enthielt in beiden die Eisenldsung (schwefelsaures Eisenoxydul oder Eiseiicblortir mit Salmiak) ; in die eine Zelle tauchte lothrecht eine Stahlplatte als po- sitive Polplatte; in die andere, jener parallel, ein rechtecki- ger Blechstreifen von beliebigem Metal1 als negative Pol- platte. Die langen Seiten dieses Streifens lagen horizontal, die kurzen beriihrten die Wande des Glasgefafses. Eio starker Magnet (bald ein Magnet von 7 Lamellen u,nd 50 Pfd. Tragkraft, bald ein L o g ema n n ' scher Magnet von 25 Pfd. Tragkraft) war horizontal so auf den Tisch gestellt, dafs das Glasgefafs zum Theil zwischen seine Schenkel trat, und die iiineren Polrander gerade an den Stellen die aukeren Gefifswande bertihrten, an welchen die negative Platte ge-

l ) Polyt. Notitbl. I, No. 4, S. 49; Diue Ann. LXVII, 117.; D i n g l . pol. Journ. XCIX, 296.

Page 5: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

111

geri die inneren GefilCswSnde anlag. Als Elektroinotor diente eioe eiufache D a n i e l l’sche Kette.

Die auf diese Wei se erhalteneu Eisenplatten waren glas- hart und stets polar magnetisch. Es bedurfte ilbrigens durch- aus nicht so starker maguetischer Einfliisse, u m den Eisen- niederschlag als permanenten Magnet zu erhalten , vielmehr erhielt derselbe seine Polaritst durch jede beliebige, wah- rend seines Entstehens, vorhandene magnetische Einwirkung, z. B. ist jede elektrolytisch niedergeschlagene Eisenplatte magnetisch, wenu die Kathode sich in der Richtung de r tnagnetischeu Inclination befunden hatte.

Um den Magnetismus der erhaltenen Magnete zu prlifen. wurden sie aufgekantet so neben einem Spiegelmagnetoiiieter aufgestellt, dais ihre Axe durch die Drehaxe des Spiegels ging uod mit der magnetischeu Ostwestrichtung zusammen- fiel. Urn dann sogleich den temporaren Magnetismus und die Verlnderungen messen zu koonen, welche durch mag- netisirende Str6me hervorgebracht wurden, war diese Auf- stellung innerhalb einer der groisen Magnelisirungsspiralen gemacht , welche von einem K I ei n e r’scLen Elektrotnagnet genoinmen waren. L)a der Magnetismus einer solchen Spi- rale alleiu schon bei Anwendung schwacber magnetisirender Strilme den Spiegel so weit dreht, dafs die Ablesungsscala aus dem Sehfelde des Fernrohrs verscbwindet, so wurde die zweite Spirale von der eotgegengesetzten Seite her dem Magnetometer geu%hert, und der Strom durch beide Spiralen hiiitereinander geleitet, so dafs die durch dieselbeii hervar- gebrachte Ablenkung our wenige Scalentheile betrug. Hier- auf wurde die Rubelage des Magnetometerspiegels, die Stellung desselben, wenn die Spiralen in einer Richtung vom Strom durchlaufen waren, dieselbe, wenn iu der an- dern Ricbtung, abgelesen, dann wurde der zu untersuchende Magnetstab in der einen Spirale aufgestellt, die durch ihn allein hervorgebracbte Ableokong bestimmt , und endlich wurde der magnetisirende Strom in der eiuen oder der an- deru Ricbtring geschlosseu und die durch den temporareq und den permanenten Magnetismus des Stabes hervorge-

Page 6: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

112

brachte Ableuhung abgelesen Die im Folgendeii augege- beueu Zahleti sind immer nur fur ein und denselbcn Magnet vergleichbar, da die Eiitfernuug dcr verschiedenen Maguete stets so gewahlt wurde, dals die Ablesungen an der Scala msglichst ausfiihrbar blieben.

Wiewohl bei der obcn beschriebenen Anordnung des Versuclis den Moleciilen Gelegeuheit gegeben war, sich so- gleich iu regelln2fsiger Anorduuug niederzrischlagen, f a d icli wider ineiii Erwarten Anfangs bedeutende Unterschiede zwischcn den1 temporiiren und dem periiiauenteu Magnetis- niiis. Iu der That aber kCjuueii, auch wenii die Ansicht vou den drehbaren IVIolecularinagueteu aufrecht erlialten wird, welche alle ail Grofse uud Magiietismus einaiider gleich seyn mogen, diese nach -4ufhiircn der magnetisireaden Kraft ihre parallele Lage nur unter eiuer Bedingung beibehalten: weun niinlich alle in gleicheii Abstludcn von einaiider ge- lagert sind. 1st diefs nicht der Fall, so wird sich jeder RIolecularmagnet nach Aufharen des Stromes iu die Resul- tante aller auf ibn wirkeuder Richtkriilte stellen : dasselbe wird scliou gescbeheu , menn das elektrolytisch abgeschie- dene Eisen von den Poleu des Magnets, zwisclieu deneu es niedcrgeschlagen war, entferut wird. Aufserdem aber werdeu sclbst zwischen den Polen des st3rksten Magnets die Molecule sich nicht alle in der verlangteu Orduuug auf- stellen, dcnn nachdem eiiinial die Kathode mit einer dunnen Eisenschicht bedeckt ist, schlagen sich die folgenden Mole- cule uuter einem doppelten magnetischen Einflusse nieder, nlmlich uriter dem, der in endlicher Ferne stehenden Pole des grofseu Magnets, und unter dem der in uuendlich kleiuen Abstanden liegenden Nachbarmoleciile. Die letztere Wir- kung ist aber der erstcren gerade entgegeugesetzt, wovon man sich experimentell leicht iiberzeugen kanu, wenu man, ohue Auwenduug des grofsen Hufeiseuinagnets, das Eisen auf einer selbst magnetischeu Stablplatte niederschlageu Iafst. Der Niederschlag hat eine Polaritat, welche der der Pol- platte eutgegengesetzt ist. W e n n mau also den zwischen deu Magnetpolen gebildeteu Niederschlag iminer mehr an-

Page 7: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

113

wachsen Iafst, so hebt eine Molecularschicht die Polaritat der anderen immer wieder tbeilweis auf, und es ist deshalb nicht m6glirh, dicke Maguete von gleicher Satt igu~~g zu er- zeugen, wie dunne. Ein vollkommen gesattigter Magnet mufste erhalten werden, wenn man nur eine Reihe von mag- netischen Moleciilen in einer geraden Linie anordneu kbnnte. Um dieh so vie1 als m6glich zu thun, spannte ich eiuen duunen Silberdraht straff uber eine Glasplatte aus, iibenog ihn wit einer Firnifsschicbt und kratzte diese, nachdem sie getrocknet war, auf der, vom (;lase abgewandten Seite in lngglicbst geringer Breite wieder ab. Die Platte wurde darauf in den Zersetzungsapparat zwischeu die Magnet- pole gebracht, und der Draht in wenigen Minuten mit ei- nem schwachen Eisenanfluge bedeckt. Dann wurde sie, getrocknet, innerhalb der Spirale sehr nabe am Magneto- incter aufgestellt, und sowohl der Magnetismus, den die Magnethie mitbrachte, als derjenige bestimmt, welchen sie durch eineu inagnetisirenden Stroni (von sechs Grove'schen Elenlenten) aunahm. Bei zweien Versuchen dieser Art wurde gefunden:

1. 2. Ursprtinglicher Magnetismus 3,60 3,99 Temporsrer I 3,70 3,69 Permanenter *, 3,60 Y,58.

Breitere Magnetplatteu von ebenso unbedeutender Dicke, wie jene linearen Magnete, d. h. dunne, zwischen den Polen auf Silberplatten niedergescblagene, Eisenanfliige nahmen schon eineu temporlrcn Magnetismus an , der den urspriinglichen ubertraf; dagegen gelang es weder durch Magnetisiren durch adserst kraftige Strihne, noch durch Streichen mit einem Pole des slarken Lamellenmagnetes dem Anflugc einen per- manenten Magnetislous beizubringen, welcher den ursprung- lichen merklich iibertroffen hatte.

Blechstreifen von 72 Millimeter Lange, 3: von 15 Mil- limeter, d : von 21 Millimeter Breite. Dauer des Nieder- schlages bei 3: = LO Minuten, bei 4: = 15 Minuten.

Poggendorfl's Aonal. Bd. CXI. 8

Page 8: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

114

Urspruoglicher Magiletisinus 1J,37 1 R,93 3. 4

Temporarer I, 25,18 28,TO Perinanen ter >, 14,27 19,08 Nach dem Strich )O 1342 L8,12.

Dickere Magnetplatten zeigten sowohl eiuen griifsercn Unterscliicd zwisclien ursprunglichein und temporsrem Magne- tismus, als auch war der, uacli der Magnetisiriing ihncii bleibcudc Magnetismus griifser nls der urspriiugliche.

Eisenplatte 5: Lsuge = 72 Millimeter, Breite 15 Milli- meter, Gewicht = 8,825 Gror., spec. Gew. = 6,81, also Dicke = 1,2 Millimeter.

Eisenplatte 6: Lange = 33 Millimeter, Breite = 11 Mil- limeter, Gewicht = 3,266 Grm., spec Gew. = 6,63, also Dicke = 1,06 Millimeter.

5. 6. Urspriinglicher Mngnctismus 19,36 16,34 Tem porther I, 645 3548 Permanen ter ,I 24,28 18,26 Nach dem Strich 11 22,37 16,90.

Bei den Versuchen 3 bis 6 wurdeu ebenfalls 6 Grove’- sclie Elemente augewandt.

Wenn man auoimmt, dafs der magnetisirende Strom iu den Eiseninassen eine Scheiduog der beideo Magnetismen bewirke, welche nach seioeln AufhOren nur zum Thcil vermiige der Coercitivkraft bestehen bleibe, so ist durch- aus nicht einzuseheo , weshalb die verschiedenen Ausmes- sungen der Magnete so wesentliche Unterschiede bedingen kijnnen. Man miifste annehmen, die Coercitivkraft diinuer Magnete sey grbfser als die dicker, was doch miudesteiis sehr uowahrscheinlich ist. Mit der Annahme drehbarer Mo- lecularmagnete schwindet die Schwierigkeit gaozlich, uud es geniigt die sehr eiofache Annahme, dafs die nloleciile nicht alle in regelmzfsigen AbstBoden neheneinander gela- gert sind, vollkommen, um die gefundenen Unterschiede zu erklaren. Aus derselben Annahme folgt aufserdem, dafs es nicht einmal eiuen Magnet geben kdnne, welcher absolut

Page 9: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

115

i i i i t ternporurem iMagnetisuius ges2ttigt ist. Auch der stiirkste magnetisirende Strom wird die Axen dcr Molecularmaguete nicht einander absolut parallel stellen ki)niien, vielniehr wird die Stellung jedcr Axe immer die Kesultaiite aus der Richtkraft des Stronies uud den auf den Molecularmaguet wirkeiiden moleculareu Richtkraften werden , SO dafs sich uiit wachseuder Starke des magnetisirenden Stromes der teinporare Mogiictisnius asymptotisch einer Graiize nahert. Es geniigt, die von W. W e b e r '> augestellteii Versuche iiber d i e Grafse des Verhaltuisses 2 und die dazu gege-

bcne graphische T~arstclluog zu bctrachtcn, uiii sich von der Riclitigkeit dicser Thatsnche zu uberzeugen.

Wei t c re Belegc fur die Richtigkcit dcr Annahme dreh- barer Molecularinagnete lieferu die Ersclieinungeo, welche dic Uinkehrung des Magnetismus in Magneten begleiten. Aus eiiier Versuchsreihe, in welcher eiu harter Stalilstab (lurch Streichen niit eiueni i'vlagnete abmechselnd in einer und der auderen Richtung inaguetisirt wurde , zog Q u e - t e l e t ') den Schlufs: der urs~riinglicb ertheilte Magnetis- iiius ist der kraftigste; eine Unikehrung der Polaritlit ge- wzhrt eiue geringcre Kraft ; iiberliaupt wird die inagneti- sche Kraft durch Umkelireu veruiiudcrt, jedoch nu r bis zu einer best'iinmten Grinze. it1 o s e r 3 , fiigt der R'littheiluug dieser Versuche die Ueinerkung bei: "es ist wohl sehr wahrscheinlich, uud auch soust bekanut, dafs ein Umkeh- re11 der anfanglichen Poloritat die Inteusikit schwzche we- gen der Cocrcitivkraft des Stabes, durcli welche Residua der fruhereu Polaritst zuruckbleibcu. Dafs aber diese Scliwlchung auch bei fernereu Uuikehrungeu eiutrete, kaun daraus nicht erklzrt werden, und erscheint daher vorlau- tig sehr merkwurdig. 11

Zu dieser Beobachtung, welche sich niir auf den per- inanenten Maguetismus der StahlslHbe bezieht, kommt eine

P

1 ) a. a. 0. S. 560 u. 11. 2 ) Ann. d. clriniir e t de physique LIII, p. 248. 3 ) D o v e ' s Repertorium der Physih, 11, 140..

8*

Page 10: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

116

72 15

driones Blech

+3,95+ 61,35

+4,i2 -2,30 +4,3Q - 2 , s +4,13 -2,23 +4,07

andere, welche sich ebensowenig, wie jene, aus der Annahrne einer, bei der Magnetisirung stattfindenden Scheidung der Magnetismen erkliiren Illst : W i e d em a u u 8 ) fand, dals ein Stahlstab, der durcb eineu Strom von der Intensitat J magnetisirt, uud dann durch einen achwlcheren Strom von der Intensitat - J , entrnagnetisirt ist, durch diesen letzte- ren nicht weiter im eutgegengesetzten Sinne magnetisirt wer- den kaon. Die Hlypothese der Scbeidung wiirde vermu- then lassen, dafs, weiin aus irgend einem Grunde eine Neutralisatiou beider Magnetismen eingetreten ist, die wei- tere Wirkuug des Stromes - J, auch eine neue, aber ent- gegengesetzte Scheidung veranlassen miilste.

Ein Vergleich zwischen der Wirkung abwecbselnder Magnetisiruugen an gewirhnlichen Stahlstaben und an elek- lrolytisch niedergeschlagenen Magneten fiihrte mich zu fol- genden Resultaten:

In Bezug auf den telnporlren Maguetismus, welchen die elektrolgtischen Magnete durch magnetisirende Strtime an- nehmen, verhalten sich dieselben im Allgemeinen wie ge- wirbnliche Stahlstzbe.

72 15

diinnes Blech

8,X 50,2f

+12,84 - 8,7E +R25 - 8,51 +12,15 - 8,wi +11,% - 8,81 +i1,7a - 8,91

Nummer der Eirenplrtte

Linge; Millim. Brcile. Millim. Gcwirht, Grm. Spec. Gewicht Bereclioete D i c k

i n Millimetun Urspriingliclier

Magnetiamur Stromstjrke Temporire M a p

&men

33 15

2,764 6,81

0,82

M,06 71,47

t-30,13

I-29,OO

k28,24 -24,94

-25,05

-25,Ol

~~~

31 15

3.30 6,73

1,08

+10.57 15.32

+21,38 -13,94 +22,44 - 14.06 nacb 25

Werhseln +22,01 - 14,43 +2 I 3 7 -14,51 +21,20

9 1 10 11

40 -

1 ,os t 7,73

60,04 +33,52 - 25.20 t33,02 -25,12 +32,82 nach 20 J\’ecbaeln +31,23 -24,80

12

25 -

0,82

- 4,95 62,31

-26,22 -20,28 -25.63 -19,88 -25,60 -19,87

1) A. a. 0. S. li3.

Page 11: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

117

Das Stiick 11 batte urspriinglich mit 10, das Stuck 12 mit 9 zusammen eine Platte gebildet, welche Platten beiin Abnehmen voii der Unterlage zerbrochen waren.

Zuin Vergleich dienen folgende Messungen an drei Sta- ben von hartem Stahl:

Stromstirke

TcrnporSre Magnr- t i m e n

1 ~

1633

-15.45 +23,2n

+19,95 --14,90

--11,78 +18,83

a ~~ ~~

51,34 +24,11 -20,49 +?2,4 I -19,40 +21.81 -19,IU

3 ~~

15,48

+21,44 --13,13 +1&3,m --1:3,in

- I2,96 + I i . i 4

Der Gang der Zahlen in Spalte 9 und 11 ist ganz der. welche'n die Magnetisinen der Stablstabe befolgen. Ich fand ihn in den meisten lneiner Versucbe ausgesprochen: die Magnetismen im urspriiiiglichen Sinne nehmeu stetig ab, die im entgegengesetzten ebenfalls, aber nur weuig. Die Mag- netisirrrng durch eioei) Stroin - J vermag wcder bei den elektrolytischen Magneten, noch bei Stahlstaben einen Mag- netismus von gleicher GrGfse zu erzeugen, wie die durch den Stroin + J ; der Unterschied zwischen den beideu Ar- ten von Magneten ist our eiii quantitativer, indem bei den elektrolytischen Magneten der Magnctismus - m noch wei- ter hinter +m zuriickbleibt, als bei den Stahlstaben. Man kann jene mit Stahlstaben vergleichen, welche zuerst durch einen starken Strom magnetisirt worden sind, und d a m durch eineu schwacheren hin - und hermagnetisirt werden. In den Spalten 7, 8 und 10, finden kleine Abweicbungen von dem gew6hnlichen Gange statt, von denen spster die Rede seyn SON.

In Bezug auf den permanenten Magnetismus verhalten sich die elektrolytischen Magnete ganz anders, als gew6hn- licbe Stahlmagnete. W e n n ein Stahlstab durch irgend einen Strom hin- und hermaguetisirt wird, so nehmen die posi- tiven sowohl, als die negative11 Magnetismen stets ab , so

Page 12: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

118

dak die beidcn Eztreine des Magnetisinus in iinincr engerc Grhzen eingesclilossen werden , gaiiz wie W ie d em a 11 11

diefs fiir die magnetischen Maxima und Minima eines Stnlil- stabes fand, der durch eiuen Stroin J magnetisirt und durcli eiuen schw2chercn - J , cutinagnetisirt war.

Sind hierbei die magnetisireuden Strijme schwach, so bleiben die positiven Werlhc immer weit grijfser, als die negativen; je starker die Striiine werden, desto mehr nahern sich positive uiid iiegative Werthe einander ihrer absolutcii Griifse nach, und bei Striimen, wclche die Stiibe nahe bis zum Sattigungspunkt zii magnetisiren vermiigeu , liegt jeder negative Werth zwischeu zweien uegaliven. Folgeiide Bei- spiele zeigen das:

29,l I +7,11 -0,91

Stromstirke

Perruaoente Jlagne- tismcn

47, I1 +9,10 - i,16

12,86

+ 5 8 0 -0,18 + 3,60 - OJ? + 3,52 - 0,09

57,81 + 1dJG - 11,60 + I1,43 - 11.19 + 10,11 - 10,09 + 9,03 - 8,54 4 8,53 - 8,43

Dagegen bleiben bei elektrolytischen Magneteu die ne- gativen Werthe der Magnetisrneu stets unter den positiven, selbst wenn die starksten Striiine auf sie einwirkeu, Striime, welche Stahlstabc voii gleichen Dimcnsionen schon lange bis zur Siittigung niagnctisirt haben wiirden. Die Platten, an welchen die folgendeu Messuugen gemcht wurdeu, siud die friiher beschrielwneu , und aufserdern

Eisenplatte 13, Laoge = 42"", Breite = 15"", Gewicht = 3,17 Grm. spec. Gew. = 6 3 4 , also Dickc = 1,24"".

Page 13: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

119

+ 4,95 63,31

--12,12 69,23

+ i,Oi - 1,63

In kciner dieser Versuchsreihen tritt eine solche Aus- gleicbung der positiven und negativen Werthe hervor, wia sic in Stahlstaben durch starke Strbme eintritt, wiewohl nucli auf die elektrolytischen Magnete sehr starke Strbme rinwirkten; die Strbme iu den Spalteii 9, 12 und 13 wa- ren durch 6 Grove'sche Elemente erregt. Die Spalteu 7, 8 und 10 zeigeu wieder dieselbeu Abweichungeu, wie iu Iiezug auf die tempor8reii Maguetisinen, die Werthe der ricgativeii Magnetisirung steigen etwas, statt zu fallen.

Die Eisenylatteu 7 und 8 waren sehr dunn, d. h. sehr vollstandig magnetisirt, auf 10 wirkte ein sehr schwacher Strom. Dcokt inan nun wieder den ganzen Magnet aus Molecularmagneten zusaininengesetzt , deren Axen VOII An- fang an schon zuin grorsen Theile parallel und mit den Polen gleichgerichtet aufgestellt sind, so wird eine jede cntgegeiigesetzt inagiietisirende Kraft bemiiht seyn, diese Axen aus ihrer Lage herauszudreheu. Einer schwachen Kraft gclingt did8 erst bei wiederholten Einwirkungen (wie in Versuch 10) und eiiier jeden Kraft gelingt es urn so schrverer, uuter je spitzerem Winkel sie auf die Axen ein- wirkt, d. h. je niehr die Axen der Molecule der geometri- sclien Axe des ganzen Magnets parallel liegen (wie in Ver- such 7 und 9). Sind die Striime aber relativ stark und

+15,89

+13,79 -1,1,01

-15,57 + X20+ 83) + 8,19 W'erhseln

- i , . i P - + 8,34 + 8,12 + i , i 3 - 5,91 - 7,60 - 2,?S + 7,65

Page 14: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

120

die Axenrichlungen sehr mannigfach vom Parallelismus ab- weichend, wie es bei dickereu Platten der Fall ist, so ge- lingt es dern Strorne sogleich, die Drehung bis auf ein Ma- ximum zu treiben. Das Hin- nnd Hermagnetisiren im All- gemeinen aber mufs die Beweglichkeit der Molecule ver- mehren, und dadurch ihr Bestreben, nach Aufhilren des magnetisirenden Stroines in einer gewissen Stellung zu ver- harren , d. h. ihren permanenten Magnetisuius , vermindern; daher die allmablicbe Annaherung der positiven und nega- tiven Werthe an einander. Es ist klar, dafs sic11 alle diese Verhderungen auch in den Werthen der temporiiren Mag- netismen auasprechen miissen. Stahlmagnete kilnnen sich nur dann analog dep elektrolytischen Magneten verhalten, wenn die Kraft, durch welche sie ursprhglich magnetisirt waren, grilfser war, als die spater zuin Hin- und Her- magnetisiren angewandte Kraft. 1st urngekebrt dic spiiter wirkende Kraft die grilfsere, so verhalteii sich, wie W i e - d e m a n n gezeigt hat, die Stalrlstsbe wie von Neuem mag- netisirte.

Zum Vergleich habe ich Versuche angestellt, in denen ein elektrolytischer Magnet durch Streichen an einem Mag- netpole hin- und hermagnetisirt wurde. Die Resultate wa- ren hier nicht so gleichmafsig, zeigten aber entschieden, dafs ein elektrolytischer Magnet, selbst an einem krtiftigen Magnetpol gestrichen, sich so verhalt, wie ein Stablstab, wenn er mit einem schwlcheren Magnet gestrichen wird, nacbdem er zuvor durch einen starkeren magnetisirt war- den war. Selbst dickere Platten wurden schon durch den ersten Strich, der sie in gleicheln Sinne, mit ihrem urspriing- lichen Magnetismus magnetisirte, in der Regel geschwlcht und bei wiederholtem Wechseln zeigte sich ein Anwachsen der negativeu Werthe, wie bei den Versuchen mit Magne- tisirungsspiralen.

Eiseoplatte 14, Lange = 48-, Breite = 30mm, Gewicht = 16,42 Grm., spec. Gew. = 6,12, also Dicke = 1,7"".

Eisenplatte 15, Anflug von 65"" Lange und 10"'" Breite.

Page 15: Ueber die inneren Vorgänge, welche die Magnetisirung bedingen

121

1 l4 L'rspriiogliclier Magnetismus

Tragkraft des streicheodro Magoeb

Bei abwechselodem Striche

+ 13,50 25 Pfund

+ 11,86 - 7,75 + 11,41 - 9,68 + 10,85 - 9,64 + $61

15

+ 19,lO 50 Pfuod + 18,84 - 18.15 -i 18,iO - 18,48 + 18,52

Diese Art, den Versuch anziistellen, ist indefs wenig zuverlassig, theils weil mau bei derselben nicht jede Er- schiitterung vermeiden kann, theils weil man nicht sicher ist, ob die magnetische Axe des gestrichenen Stabes iminer Jieselbe bleibt.

Die Hypothese von einer, erst bei der Magnetisirung eiutretenden Scheidung beider Magnetismen vermag die in Vorstehendem mitgetheilten Ergebnisse durchaus nicht zu erkltiren. Nach derselben ist es nicht denkbar, dafs nach erfolgter Entmapetisirung das Eisen sich niclit gleichartig verhalten sollte gegen solche Einfliisse, welche es wieder im ersten und gegen solche, welche es irn entgegengesetz- ten Sinne maguetisiren wolleu. Bei den elektrolytischen Magneten bleibt aber entschieden die Vorliebe fur die Mag- uetisirung im ursprlinglichen Sinoe stets, wenn auch nicht ilnmer in gleichem Maalse, fortbestehen. Nach der Hypo- these von den drehbaren Molecularmagneten war dieb durchaus zu erwarten.

Erlangen im Juli 1860.