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Ueber die Windverhältnisse in Europa

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k v s r e i i Erscheiiiungen wie:

W i n d .

hsufig, so bedurfte es keines Beiveises, dafs dcr W i n d sich hier in dem Sinne S. W. Iv. verlindere. W e r wird aber von den W-inden der gemSfsigten Zone eine unge- stijrte RegelmliCsigkeit erwarten. l% fragt sich nun: ist eine solche Erscheinung ein b loker Zufall, oder ist sic die reine Darstellung einer in den scheinbar willkuhrli- chen Veriiiiderungen der Windfahne versteckteii Gesetz- miifsigkeit. Uiese Frage zu beantworten, habe ich in Kijnigsberg die Veriindcruiigcn cler M'indesrichtung mit dcin Gaiige des Baroirieters und Thermometers, init der Wolkenbildung, dein Eiiitreten von Kegen und Schnee, zwei Jahre lang sorgfiiltig vergliclieii. Icli faiicl, tlal's diese 1)reliiing eiiie in alleii ahnosph:irisclien Verlirideruugen sich aussprechentle Erscheioung sey. Ihfs diefs von niir in Kihigsberg beoLaclitete Gesetz hein locales t ' h h m e n se>-, sontlerii fur das ganze westliche Europa gelte, 1i;tbe ich, Ed. 11. S. 51.). dies. Aiinal., zu ben-eisen gesucht. 111 Ihl. 1%. S. 503. uiid 419. habc ich d a m gezeigt, wie eiiifach sich der %ris~iiiirieiiliaui;i~ der €I>-groineteore uiit dein ( h g e der meteorologisclieu Iiistruuiente daraus ab- leiten lasse. In einer in deinselbcn Ihnde , S. X X , be- fiiidliclier~ .\bhaiitlluiig liabe icli d a m tlic Thehung des

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MTindes a m zw-ei iiber dein Beobachtungsort einander abmechselnd verdrangenden Winden abgeleitet, und in dem darauf folgenden Aufsatz: JB iiber baronietrische Mi- nima,(( gezeigt, dafs, wenn zu einer Zeit in Europa die- selbe Windesrichtung herrschend war, iiberall die Drehung in demselben Sinne geschieht, wenn hingegen znei Striime in entgegengesetzter Richtung in den untern Gegenden der Atrnosphare neben einander fliefsen, die Drehung auf zwei der Richtung jener Striirne parallelen Linien in gerade ent- gegengesetzten Sinn sich zeigt.

Gegen eine dieser fiiuf, ein Ganzes bildenden, Ab- handlungen, nknlich gegen die JJ iiber inittlere Luftstriime, (( hat Hr. Professor S c h o u w in dns vorigc Heft einen Auf- satz einriicken lassen, welcher einige riclitige Beinerkiiii- gen enthGlt, die ich beriicksichtigen, iuid eiiiige Irrthiimer, welche ich berichtigen werde.

Ich habe drei Siitze behauptet: Iin westlichen Europa gescliieht die Drehung des

Windes in dein Sinne S. W. N. Ueber demselben Orte giebt es zmei entgegenge-

setzte Luftstrihoe, die einander gegenseitig verdrgn- gen, so dak cine Zeit lang der eine vorherrschend ist, dann der andere.

Diese Striime liegen ZH derselben Zeit, wenn man mehrere Orte zugleich betrachtet , neben einander.

1.

2.

3.

1. D r e h u n g d e s W i n d e s .

Die Griinde des Hrn. S c h o u w gegen die Richtig-

Dnfs unter 1100 voii S e u b e r zu hpenrade beob- achteten Verandentngen der Windesrichlung 559 in dem von mir angegebeneii Sinne gcschalien, 435 iin en tgegengesetzten.

2. Thfs linter drei befragtcn SeeoQicierm zmei Iiir inich sich cntschicdcn habeii, ciner gegen inicli.

3. Uafs sicli, 5venn nieinc Ilchauptuiig richtig 5% ::re,

keit des Gesetzes der Drehung sind: 1.

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die verschiedenen Theile der Windrose gleich ver- halten - miifsten, welches nicht der Fall sey.

Hatte Hr. S c h o u w das berucksichtigt, was ich in Beziehung auf den Ort zuriickspringende Wirbel genannt habe, hatte er die Fig. 2.3.4.5. Taf.VII. betrachtet, so wiirde er wohl gesehen haben, dafs ich gerade behaupte, clal's die rerschiedene Theile der Windrose sich nicht gleich verhal- ten, dafs der Wind zwischen SW. und NW. sehr haufig zu- riickgeht, zwischen NW. inid NO. selten, zwischen ONO. uud OSO. wieder hzufiger, als zwischen SO. und SW., woram von selbst sich ergiebt, dafs bei dem Ziihlen der Ueberschiih nicht bedeutend seyn konne. O b derselbe sich durch langere Beobachtungen aufheben wiirde, konnte Hr. S c h o u w ja selbst nntersuchen, da ihm Ilngere Beob- achtungen zu Gebote standen. Man kann alles bezwei- feln, aber der Zweifel als solcher ist keine Widerlegung. Ueber meteorologische Erscheinungen werden aber bei deoen, die sich nicht besonders damit beschsftigen, immer eutgegengesetzte Ansichten stattiinden.

Hr. S c h o u w glaubt, daEs ich die Acufserung von L e G e n t i I fur einen Beweis lneiiier Ausicht halie. l)er Znsammenhang der Stelle, die unmittelbar rorher citirte Bemerkung von F o r s t e r , zeigt, dafs ich nur von der siidlichen Halbkugel rede. Die Beweise, auf welcbe ich jenes Gesetz gegriindet habe, sind vielmehr folgende:

Die Beobachtungen von B a c o n , L a m p a d i u s *) 1. und mir.

*) Da Hr. S c h o u w (Skildring a/ Yejrli,oets Tihiand i Dun- murk. Indkdning png. 1.) L a m p a d i u s Beitrjge cur Atnro- sphsrologie als eins der wichtigsten meteorologischen Bilclier anfiibrt, so ist es auffallend, dafs er dieses iiber die Drehung des Windes geschriebene Biich gar niclit beriicksichtigt hat. Oh- gleich die Tlratsache wohl kaum einen aufmerksamcn Beobaeh- ter entgangen seyn mag, die Autorititen sich also noch selir ver- vielfdtigen lidsen, so will ich nur noeh eine erw8linen, weil sie zeigt, dafs an den Iiurtcn des mittell8ndisclien Rlceres die Ersclrei- nung dieselbc ist. 1' o i t e v i n (Clirrrnt dc Montpellitr, p . 65.) sagt:

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2.

3.

Die Veriinderungen des Barometers und Therino- meters bei verschiedeneu Winden.

Der Zusammenhang der Hygroineteore mit den- selben. Die beiden letzteren Beweise werde ich kurz wic-

derholen. Aus der 'Berechnung der therrnischen rind barome-

trischen Windinittel ergiebt sicli, dafs die Windrose zwei Pole des 1)niches untl der V'8rrne hat, d. 11. dal's es zwei einander nahc gcgeniiberlirgende Puiikte in dersel- bell giebt, an deren ciiiciti es a111 kSltesten, a111 aiidern am wiirmsten ist, uiid eben SO zwei I'unlite einen, wo das Baronieter am liiiclistcn, den anderii wo es aiii tief- steii steht. Von dein theririischen und baroinctrisclien Maximmn der M-iiidrose nach ihren entsprechendcn Mi- nimis nehmcn die baronictrischen und thermischeii Wind- niittel continriirlicli ah. lietrachtet man daher den mitt- leren Thennometer - riiid Iiarometerstand als Function der T%'indesrichtung uncl bczeichnet mit x den von N. nach 0. gezllilten Winke l , welchen die Windfaabne mit dcin Meridian macht, so erhalt man aus lOj5brigen Beobacli- tungen fur Paris: f~ ('1 =iSjrnrn,928+3,499sin(s+ 80" 9 ' ) $ 0 , 3 3 6 s i n ( 2 ~ + 3 . 5 6 ~ 21') t (')= 10' , 6 2 1 + 1 , 2 G i s i n ( s f 2 j 2 ° ~ 9 ' ) ~ 0 , 1 9 4 s i n ( 2 ~ 1 6 8 0 2.5')

Durch Differentiiren dieser Formeln tintlet inan: das tliennische Maxiininn Cillt auf l i Y ' 37' S. das barometrische Minilnuin fAllt auf 159" 51' S. das tlierniisclie Mininiuui fallt auf 29O 8' 530. das haromctrische Masiuiuni fd l t auf 18" 5s' K30.

]rors( / i i~. Ics r w i t s ont sou/j/t! du Sud et Sird - Est uvec violt!nce rt iiiticnt: d$.s pliiirs, i ls purcotirrnt ICS rtiitibs rlu Suti- Orrat ct de I'Oircst, et /iiiihsent piir le Jorduurst, yu i raiit2tie 1,: be1111 leiti+.

Les cents dc norri el i l e &-ord-est pilrscnt soub.ent p a r res t , vt so i i / rt!*itp1iw$s pnr de writs niarinr ( S . SE. ) .

I1 c s t rurc yiie 1e.s r ~ n t s dc nord piissent dirzctmrent uu iVord- orrest: ct~pmibmt c d i arri6.e ytielyirc . fu i s ; ils pcircourerrt ordiritiirc~rnent I'horihn en pirssurrt yur L'Est.

i',, i I e v i n Ir.it aLer 35 :allre laobaclrtct.

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Diefs zeigt, d a b der Kaltepol der Windrose zugleich de r pol des hiiclisten Druckes ist, der WPrmepol dem barometischen Miniinurn entspricht

Geht man nun v011 SW. durch W. bis KO., so nehmeil die mittlcren Barouieterstkide zu, die iriittleren Thermolneterstande ab, Von S O , durch 0. bis SW. jeiie ab , diese zu, geht man hingegen in der entgegen- gesetzten Richtiins durch die W-indrose, nj;mlich von SMr. durch O., SO n e h i ~ i ~ i i bis KO. die mittleren Baro- meterstlinde zu, die ‘I’liennoineterstiiiide ab, hingcgen voii piO. durch W. bis SW. die inittleren BaroiiielerstGiide ah, die inittlereii Thermoineterstliiide zu. W a s i n den barorne t r iden und therinischen Windinitteln sicli aus- spriclit, m d s auch in dein Uebergang derselbcn in ein- ander, oder init andern Worten, in den mittlereu baro- metrischen und thelniischen Verjinderungen sich zeigen. Zunliclist folgt , dafs sicli iiberhaupt die baroinetrischen Ver:inderungen uaigckehrt wie die therinischen verhalten mussen, dafs cin Steigen des Baroineters mit einein Fal- len des Thermometers, und uingekehrt verbunden seyn muk. In Beziehung aid die VerGiiderungcn der W i n - desrichtung sind aber drei FMe niiiglich:

1. Der W i n d drcht sicli im Sinne S . W. N. 2. - - - - - - s. 0. K. 3. Es giebt gar kein Gesetz.

Seiinen wir iiuii der Ki ine wegen den Thcil der Windrose yon SW. durch W. bis SO. die Wcslseite, deii ‘I’heil voii KO. durch 0. bis SM‘. die Ostseite der Wiiidrose, so wird:

irn e r s t e n Fall auf der W’estseite dar Barorn. coutinuirlich stvigen, das ‘llierm. fallen

- - Ohtscitr - - - l a l l c n , - - steigcn

a d d c r \Ycslseite ~ P S Baron). continuirlich fallen, i h s Tlierrn. stcigen - - Ostseite - - steigcn - - lillen

in1 7.wei1c1i Fall

im drit:cn Fall wird weder auf dcr eiiiea noch auf der anderii k i t e ciii contiiiuirches Fallen oder Stcigeii statt- tindcri hiiiiueii.

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Urn zu untersuchen, welches unter diesen drei infig- lichen Fdlen der in der Natur wirklich statttindencle sey, kommt es nur darauf an, bei den verschiedenen Win- den die Verdnderungen des Thermometers und Barome- ters zu berechnen. Ich habe diefs fur Paris gethan, und entlehne aus Rd. 11. S. 535. und Bd. 13. S. 313. die mitgetheilten Ver3nderungen beider Instrumente in 12 Stun- den, als Mittel funfj:ihriger Beobachtungen, nebst den aus 10 Jahren bestiinmten Mitteln. Das + Zeichen bedeu- tet Steigen, das . - Zeichen Fallen.

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Diefs spricht evident fur den ersten Fall. Aber Hr. Schouw hat sich fur den dritten entschieden, d a t es gar kein Gesetz gebe, dafs daher die Winddrehring nnch der Seite am hSufigsten geschehe, von wclcher die W i n d e an1 h5ufigsten wehen. Ware diefs richtig, so mufste, wenn wir selbst nur die acht Hauphvindc betrachten (da die Znischenwinde zii selten angegeben zu seyn scheinen), da ihre Anzalil:

N. NO. 0. SO. S. SW. W. N W . 133 198 99 130 213 313 293 1.42

der Barometer steigcn (Tlierni. fallen) von 0. bis 30. u n J S. bis S O . - fallen ( - steigrn) - 0. - SW. - KW.-SW.

D a diek niclit stattfindet, so scheint diese JJSO nahe liegende Erhlgrung. des Hrn. S c h o u w nicht die richtige.

Der von den Hygrometeoren abgeleitete Beweis ist foolgender. Ich habe drircli Beobachtungen gefunden:

DaL die "iderschl8ge des atinosphiirischen W a s - serdampfes, als Schnee und Kegen, in der Regel init Veranderungen der Windesriclilung verbunden sind.

Dafs wiihreiid eines Eiederschlags sich das Baro- meter und Thermometer desto starker verlinrlert, je entschiedener die init dem Niederschlag verbundene Aenderung der Windesrichtuiig ist.

3. Uafs auch hiebei der Gang des Thermometers und Barometers sich uingekehrt verhalte.

4. Dafs im Winter diek sich auch in der Form des BiederxMags zeigt: Schnec init fallendein Barometer wird Regen, Regen init steigendein Barometer Schnee, Schnee init steigendein Baroineter zeigt nerie KAte an , Schnee niit falleiitlem Barometer eine bljfsigring dersel ben.

Die Bildung des Cirrus ist mit Fallen des Baro- meters u ~ c i Steigen der Wjirine, die Bildiiiig des Cumulostratos mit S t e i p des IIiiroinetevs rind UrSr- iiicahii;hiiie verbuiideii.

Uci eiitscliiedeiicin Steigcn dcs Barometers breclien

1.

2.

5.

ti.

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die Wolken, es folgt Helle auf Triibung, bei ent- schiedenen Fallen des Barometers verwaiidelt sich der Cirrus in den Nimbus, es folgt Triibung auf Helle. Ich schliefse daraus, dafs in unsern Breiten die mei-

sten Niederschlage aus der Verinischung ungleich envlrm- ter Winde entstehen.

In Beziehung auf die Drehung des Windes fragt es sich nun, ob die Hygroineteore das in den iibrigen Veranderungen gefundene Gesetz unterbrechen, oder ob sie es bestlitigen.

Die von den Verlinderungen der Windesrichtung ab- hiingigen Niederschliige werden iiberhaupt in zwei grofse Classen zerfallen:

Uie Niederschliige, welche dadurch entstehen, dais

Die Niederschliige, welche dadurch entstehen, dafs

Ich habe nun durch Beobachtungen gefunden: 1. DaCs bei den Kiederschliigen der Westseite das Ba-

2. Dafs hei.den Kiederschlsgen der Ostseite das Ba-

Dafs die Nicderschlrge der Westseite ein Uebergani; von der Triibung zur Hclle, die der Ostseite ein Ueber- gang der Helle zur Triibung sind.

Ich schliefse daraus, dafs die Niederschlage der Westseite dadurch entstehen, dafs ein wiirinerer Wind voii einein kiilteren verdriingt wird, dafs dic Aiederschkge der Ostseite hingegen das Kesultat des Verdrlingens eines kii1tel.cn Windes durch einen wlirmeren sind. Z)a ~ ~ i u i die niirdlichen W i d e die kiilteren und schwereren siud, die siitllicheu die wiirmeren leichteren, so entstehen also :

Die Kiederschhge der Westseite dadurch, dafs iiijrd-

Die Piiederschliige der Ostseite daduich , dafs siidliche

1.

2. ein lialterer Wind auf einen wrrmercn folgt.

ein warmerer Wind auf einen M t e r e n folgt.

roincter steigt, das Thermometer fdlt.

rometer fiillt, das Therrnoiueter steigt.

liche W h i l e auf sudliche folgen.

W i d e auf iiiirdliche folgcn.

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Zusammen ausgesprochen heifst diefs: bci den Nie- derscblagen ist die Wehung:

s. IT. Is. 0. s. Um nun zu tintersuchen, ob das in Kihigsberg beob-

achtete VerhaIten auch an andern Orten sich zeige, habe ich fur 10 Jahre die VerZnderungen des Barometers in 12 Stunden wjihrend dcs hegens fur Paris berechnet. Ich erhielt, wenn + Steigen, - Falle1i bcdeutet (in der, Bd. 90. S. 321. dies. Ann., mitgethedtcn l’afel sind in den Differemen einige Drttckfehler, welche ich hiermit verbessere), als Verznderung in 12 Sttinden.

Die Pariser Beobachtungen bestztigen also das far Konigsberg gefundene Resultat.

Ich schliefse hieraus, daCs fur das westliche Europa als entiesen anznnehme~ jst, dafs der Wind sich im Mit- tel ia dem Sitme S. W. N. veriinclere.

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IT. V e r P n d e r l i c h e S t r i i m e Gber d e m s e l b e n Ort.

Besonders iin Wiiiter, der Zeit, IVO wegen der grii- fseren Teinperaturdifferenzen der nordlich ltiid siitllich von dein Beobaclittirigsorte gelcgenen Gegendcn alle Wit- terungserscheinungen fast nur durch die. Winde hedingt sind, habe ich durch Vergleichung der nnten beobachte- ten Windesrichtung mit dein Zuge der hbheren Wolken iind der Hichtung der Streifen des Cirrus gefunden, daCs bei SW. und SO. Winden die untere M-indesrichtung auch dem Zuge der hbchsten Wolken entspricht, dafs hingegen bei W. und NW., bei 0. und SO. die Rich- twig der Windfahne und der tiefereii cuinulusartigen Wolken rechtwinklig auf der oberen Windesrichtting ist. hufserdeln habe ich beruerht, dafs, wenn nach einern ba- rometrischen Minimum bei SW. der Wiud sich iiach Westen wendet und nach Norden herurngeht, dunkle gebirgsartige Cutiirilostrati vom Westhorizont heraufriik- ken, vor welchen unmittelhar ein kalter Wind herweht, welcher das Barometer erhebt, and im Winter mit dich- tein Schiieegestbber, iui Fruhling mit Graupelschauern, im Sommer mit Blitzschl3gen verbunden ist. - Dicse Erschei. iiung wiederholt sich gewiihnlich sehr hiiufig, wahrend der durch die ZiTischenrgurne der untern Wolkenmas- sen in den obern Luftregionen sichtbare Cirrus ungestiirt in seiner Richtung von SW. nach KO. stehen bleibt, mit jedein iicuen Nederschlag steigt das Barometer sprung- %\ eke, doch riickt die untere Wolkenbildung ilnrner ho- her hinauf, endlich bricht die Wolhendecke; eben ,so versclwindet , bei raschem Drwchgange der Windfahne durch K. nach fiO., oben der Cirrus. In iY0. bleibt die Windfahne stehen, der Hilornel ist vollkommen hei- ter, dns Barometer hat, so wie die Kalte, ihr Maxi- intini erreicht. So n i e das Barometer zu fallen anfiingt, erschciuen auf dem dunkeln Hi~~i~nelsgriinde feine Cirri in der Hichtung von S. oder SW. nach 3. oder l30., wel-

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che sich immer mehr zu jenem weifslichen Uebenuge verdichten, nelcher der Bildung von *Hiifen um Sonne ulld Mond vorzuglich giinstig ist, die daher mit Re& als ein Anzeichen schlechten Wetters angesehen werden. Die \I-iudfahne zeigt nit fallendem Baroinetcr 0. und SO., also rechtwinklig auf die Rictitung des Cirrus. Sind Cuuiuli in den unteren Gegenden der Atmosphgre, so 1% erden sie allludig von Clem sichtbar herabkoiiiwendcn Ciirus aufgenominen, und haufig regnet es dann im Win- ter, ;wahrend unten der Boden noch hart gefroren ist. L'urch S. geht die Windfaline rasch hindurch, es reguet wit gewohnlicli sturmischem SW. *).

h i s diesen Iieobaclitungen schlicfs ich: Da fs es zwei einander entgegengesetzte Winde giebt,

welche durcA die ganze ALmosphare hindurchwehen; bemerke aber ein- fur alleinal, d d s , was icti von SW. und SO. sage, fiir viele Orte von \Ir. und 0. gilt, d d s auch an demselben Orte sich die Richtung jener Haupt- wiude in den verschiedeuen Jahreszeiten verandert.

Diese Wiiide nenne ich Luftstriirne, iind zwar den eineii den niirdlichen; den andern den sudlichen. Aus den friiher angefiihrten Beobachtungen folgt, dais die Er- scheinungen der ?Vestseile ein Uebergang des siidlichen Strouies in den niirdlichen sind, und zwar geschieht das Verdr:ingeii des siidlichen Stromes durch den niirdlichen zuerst iu den uuteren Gegenden der Atrnosphzre, dann

') >Ian wunder t sich hLufig, w a r n m , w e n n nee11 e in r r heftigen Ktilte SVV. weht, m c h sogleich Tliauwetter eintritt. Diefs kommt dal ier , wei l d r r SW. schon dorch die ganze AtmosphLre vor- her hindurch gedrungen w a r , nur noch nicht unten. So beob- achtate ich am 18. Januar 1828, dafs nach dern barometrischen RlJxinium d c r warme W i n d ruit stark fallcndem Barometer in den lriihercn Gegenden d r r AtrnosphSre schon so sehr das Ut-bergewicht erhalten hat te , dafs, w:ilirend es unter -5' war, theils wirkl icher Regen lid, theils durrhsichtige Eisrtuckchcn, denen man es ansali, dafs sic our irn Fal len getiorene Regen- t roplen waren.

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aiich in den oberen. Die Erscheinungen der OsZseite hin- gegen sind ein Uebergaiig des nordlichen Stromes in den siidlichen, und das Verdrangen des nordlichen Stromes durch den siidlichen geschieht zuerst in den oberen Ge- gendeu dcr Atmosphsre, d a m auch in den unteren. West- liche und bstliche Winde habcn daher beide iiber sich siidliche, aber mit dein Unterschiede, dafs bei Westwin- den die obere Windcsrichtinig durch die untere, bei Ost- winden die unterc durch die obere verdrringt wird.

Dicse Ansicht babe ich, glaube ich, deutbch genug ausgesproclien:

Seite 590. JJWir miissen vosziiglich das fest halten, dafs die inittlere Windesrichtung eine Abstraction ist, wel- che uie zur Erscheiniirig komrnt. Die Thatsache ist, dai's an einem bestiuimten Orte die Luft eine Zeit lang nach Siiden striimt, dann wieder nach Norden. I)ie Dauer dieser Stroine, ihre relative Geschwindigkeit zusaniinen betrachtet, giebt die mittlere Windesrichtung. Die \To- chen lang fast unverandert bleibende NO. zeigende Wind- fahne ist mir der gesehene nbrdliche-Strom, der cben so lange wehende SW. mit immcr erneuertein Niederschlag der gcsehene siidliche Strom, die, sich gegcnseitig zur Seite verdrsngend, in ihrem Uebergang die Mittehinde erzeu- gen, wobei es gleichgiiltig ist, ob der KO. Strom eine mehr ostliche Richtung hat, der SW. Strom eiiie mchr westliche. ( I Seite 311. JJ Denken wir uns die Xiederschlsge uberhaupt entstehend aus den Temperaturdifferenzen der entschieden niirdlichen und siidlichen Winde , so werdcn wir die Winde W. uiid 0. als die indifferenten Mitten beider anzusehen haben, so dafs von 1%'. durch S. nach 0. der niirdliche, von 0. durch S. nnch W. der siidli- che das Uebergewicht hat.

Das Charakteristische dieser Strome ist, dafs sic fur die meteorologischen Eleinente Extreme sepn miissen.

Als Beispiel Hamburg: Ba-

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Entstehen nun die Niederschkige aus dem Ueber- gang dieser Striimc in einander, SO werden die Extreme derselben, wegen des Gesetzes der @rehung, nicht auf SW. und NO., sondern auf W. und 0. fallen miissen.

N. NO. 0. SO. S. SW. W. NW. Regen 1117 131 102 147 2GO 305 33.1, 259 Regen, Schnee etc. 266 191 169 1Sl 291 343 352 344

Aber ein Hauptgrund, gewisse Punkte der Wind- rose, als die der Richtung der Striime entsprechenden, anzusehen, mufs naturlich in der Anzahl der Winde ge- sucht werden. Ich glaubte darauf hinreichend aufinerk- Sam gemacht zu haben, Seite 593., >>Die Winde selbst aber, welche der Richtong der Striiine entsprechen, und einander in der Windrose gerade gegenuber liegen, miis- sen, i i z Beziehung nifihre Anzahl, &?axirna seyrz. Diefs beweisen aut'ser den Pariscr Beobachtungeu fast allc von S c h o u w initgetlieilten Tafelll, nur dafs, wo die Win- desrirhtung cine inehr westliche ist, die Maxima nicht auf SW. und 30., sondern auf W. rind 0. fallen, Z. B. Berlin. 11

1)a n-o diese Erscheinung an] reinstel: hervortritt, nehinen von den beiden Maximis der AIlzahl, nach den heiden Minimis, die Zalilenwerl lie der l%de coiitinuir- lich ab. hbcr natiirlich verhslt sich die Luft nicht so

Xnnal. d.Physi!c. B.91.St.1. J.18'29 St. 1. E

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mie ein in ein Eette eingeschlossener Flub. Wahrend im Herbst das barometrische Minimum zwischen SSW. und S. fallt, fallt es im Sommer zwischen S. und SSO., im Fruhling auf SSO., im Winter hingegen auf S. Der nbrdliche Strom, im Winter mehr nach Ost fallend, ruckt im Sommer mehr nach West hin, der siidliche Strom fallt im Sommer mehr nach 0, im Winter mehr nach West. In dem jahrlichen Mittel erscheinen daher erst bei lzngeren Beobachtungsreihen die sich in den einzel- nen Jahreszeiten in Beziehung auf ihre Richtung verschie- benden Strame gleichsaln fisirt an bestimmten Puiikten der Windrose, ja oft lassen sich die Eigenthiimlichkeiten der Jahreszeiten selbst nach langen Beobachtungsreihen im jahrlichen Mittel erkennen. Eben so zeigen sich Ab- weichungen, wenn man einzelne Jahre mit einander ver- gleicht. Einzelne Beispiele werden diefs erlgutern. .

1) In Beziehung auf die Dauer der einzelnen Winde hat die Windrose zwei einander gegenuberliegende Maxima mit continuirlicher Abnahme nach den Minimis.

Nach 20 jahrigen Beobachtongen in Hamburg wehten Ilnger als 5 Tage: P;. NO. 0. SO. S. SW. W. NW. 2 25 51 22 - 70 93 34

In Beziehung auf die Anzahl finden wir:

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0 r t.

Hamburg . . . . Apenrade . . . . Copenhagen . . . Berlin , , . . . Petersburg . . . Liineburg . , . . Keswick . . . . Gosport . . . . Kerk . . . . .

CD Miinchen . . . . Wiirzburg . . , Erfurt . , . . , Mailand . . , . Padua . . . . , Paris . . . . . new Malton . . . Keudal . . . . London . . . , Sagan . . . , , Mansfield, Woodlious

t-

30 9 50 25 20

10-20 5 3 2 7 5 5

27 6 5 12

381 700

4910 I068 852

16 5 10 lf 6 11 5 7 8

15S9 15 9

283

NO.

130 IS3

Istit: 965 772 31 6 9 7 5 9 7

13 17

!432 15 22

584 12

395

- 0. 339 684 607: 227 961 35 15 14 1.1 18 10 21 26 28 735 6 3

322 9

195

- SO.

134 847 19 1s: 1%5S 6S0 32

- 9 8 6 4 6 5 9 4

1170 5 5

32 I 9

195

- S.

504 739 705 1 I349 835

29 15 1 1 10 10 9 4 4 7

(319 15 6

235 17 176

- sw.

! 164 1368 136 1 i03 1 905 63 I? f3 15 20 I6 17 12 12

3630 22 38

989 2 4

994

- W'. 2696' 1749 0148 6149 1292

97 24 21 22 34 23 29 20 21

1265 13 11

4i8 I I

702

- N W

1600 1585 3392, 1826 1009

62 0

14 15 3

36 32 9 3

I560 9 6

089 12

GS2

- nlaxima fallen nuf:

0. tint! W. dito clito dito dito dito dito dito

dito aito

dito dito dito dito

dito diro dito init (NW.) dito dito niit (SO.)

auf NO. u. ST?'.

Page 16: Ueber die Windverhältnisse in Europa

0 r t.

Manchestcr . . . Skagcii . . . . Soothwick . . . Chenie Manse . . Manheim . . . . Viborg . . . . Oestlicher Theil des

mittelkind. Meeres 8 Kegensburg . . .

Amsterdam ' . . Stuttgard . . . . Toulouse . . . . Christiansoe . . . Moiitpcllier . . . Stockholm .. . . Kasan . . . . . Slindmor . . . . Cuxhaven . . . . Moskow . . -

so.

12 -

4 30

I

3 7 54

10

Anralil . Jahre.

1 GC; 1 1 249

3 33

1 1

8 37? 4 1

12

5 10-20

NO.

10 265 492

11 399

11

19 6 12 33; GO 23

819 55 1 1 42

252 27 35,8

-

441 74 15

67,5 697

25,6 31

0. - 5

796: 201

9 283

4

233 13 54: 99 10

559 52 I I 4

355 49

81,6

1493: 376

11 1355:

16

16 15 27: 6

89 969

2 9 9

102 434 311

36,7

S.

10 183, 2 76

'2 035

2

33,6 2

3 1; 16 6

702 31 12 SH

939 22

54,9

- SW.

39 1328 1116

28 1707

30

13,€ 5

77 101

13 1426

10 14 so

239 72

3s,,

- W. - 12

1761 367

15 1274

9

49,3 20 66: 51 95

1631 35 19

7 1390

56 58,8

NVV.

I2 I230 784 21

1539 27

26,3 21 40 12 89 I05 76 9

35,s 199 72

33,3

- Maxima fallen nut:

N. und 0. init (SO.) &to dito (NW.u.SO) dito dito dito dilo

-

- - N. u. S. init (0. u. W.) NW. u. so. 0. u. sw.

dito w. u. so.

dito NW. u. S. N. u. W. N. 11. SO. N. u. S. mit (W.) 0. u. W. mit(NW.) 0. u. W. mit (S.)

Page 17: Ueber die Windverhältnisse in Europa

69

Unter den 38 verglichenen Orten finden wir 14 Orte, \VO die RIaxima auf 0. uiid W e s t fallen, und zwar inehr im nordijstlichen Europa, 12 IVO die Striinie auf EO. und SW. fallen, und zwar inehr in deli siidwestlichen Theilen in Europa. Beuierkenswerth ist, dafs, weil be- souders in der Nhhe des Meeres die Extreuie der \%-!*. c t ~ me und Krlte irn Soinmer auf 9M'. und SO., im Winter auf XO. und SW. fallen, an 4 Orteii scliwiichere Zwi- schenstriiine hervortreten , die in 5 andern Orten noch etwas bemnrklich siiid. J cnc Vcrruckung des Kdtepoles und Warmepoles der Windrose in den Jnhrcszeiten habe ich fiir Paris friilier naclige\viesen. An i Orten fallen die Extreme einandzr niclit geiinu gegeiiiiber, und an 2 tritt noch ein kleiiicres IVInxiinuiii cin.

.\ehnliclie Abweichungen zeigen sicli natiirlich in den einzeliieii Jahrcn.

So fielen nach 61 jjihrigeii Eeobachtungen in Berlin

die Maxima auf 0. lmd W. in 11 Jahren - KO. - s-.,-.-. - 4 -

iiw. - so. - 1 - - KO. u. sw. - hW. u. so. - 3 -

19

a d G. r i d SFY. in 18 Jahren - 50. - \%-. - 1 - - so. - m-. - 4 -

23.

In 9 Jahreu trat ein tlrittes Maximum hen-or. Beispicle eines Maximum und eiiies Miuiiiiuni liabe

ich nur gefuiideii in:

IJnhrl h. 1x0. I 0. I SO. I S. (SW. I W'. I SW'. Hofmnnsga\el 1 l l 4 10 (I\ 10 10 I i 14 I 0 1 I4 I S I 2 0 26 I 15 I9 1 1 1 6 l-ancnster Gottingen 10 10 9 I 13 17 16 13 12

Page 18: Ueber die Windverhältnisse in Europa

Penzance

V. Brornkohlensto fJ; eine neue Ferbindung COIL

B r o r n untl Kohkensto ff, uritl i iber die Jotl- kohlenstoffe; con Hrn. S e r u l l n s .

(Annul. de clrim. rt dt. plrys. XXXIX. y. 225.)

AIs ich die beiden Verbindungen von Jot! untl Koh- Icnstoff entdeckte +) , naniite ich sie: proto - hydriodure tint1 per-hydriodure de carhone, \veil icli den Wasser- stoff als ehicn ihrer Uestrrndtheile aiisah.

Bei eiuer Untersuchuug dieser Verbindungen hat Hr.

*) Anu. de china. et dr phys. XXfL p . 172. urld xxy. p. 311. (dies. Ann. Bd. 81. S. 326. und Bd. 85. S. 340.)

Jahr(N. (XO.1 0. 1 SO. I S. ISW.1 W. I K W .

4 19 1 7 I S I 1 6 19 I 1 9 I 16 1 16.

Page 19: Ueber die Windverhältnisse in Europa

71 M i t s c h e r 1 i c h bewiesen , daCs sie keinen Wasserstoff enhalten *). Seitdem habe ich selbst mich davon fiber- zeugt, und gesehen, daCs der von mir gefundene Was- serstoff, dessen Menge ich nur clur~h Induction bestimmt hatte **), davon abh;ingt, in welcheui Grade der Aus- trocknung man diese Substanz der Analyse untenvirft. Diese Verbindungen sind within Jodkohlenstoffe.

In einer spsteren Abhandlung, in welcher ich den Bromwasserstoffsther , das Broincyan u. s. w. keunen lehrte ***), fand ich, dafs das Brom in seiner Wirkung auf deu Jodkohlenstoff im Max. dem Chlor ahnlich sey, und ich fiitirte an, daCs sich dabei eine fliissige Verbin- dung bilde , welche der , die ich proto - hydriodure de carbone genannt hatte, ganz ahiilich sey, ungeachtet sie Broin statt Jod enthalte. Da ich wegen der geringen Menge, die mir zu Gebote stand, keine genaue Unter- suchtmg mit diesem Kijrper vornchnien konote, so ineinte ich, derselbe niiifste identisch seyn mit dem, welchen Hr. B a 1 a r d bei Behandlung des Kohlcnwasserstoffs init Brom erhalten hatte. Als ich aber, durch die Beobach- tung des Hrn. R.1 i t s c h e r I i c h eines Besseren belelirt, meiiie Versuchc wiederuin vornahin, fand ich, daCs die Fliissigkeit, \\ elche bei der Eiuwirkung des Uroins auf den Jodkohleiistoff im Maxiiuo entsteht , ein neuer aus Eroni und Kohlenstoff zusammeugesetzter KGrper, ein wirklicher

*) Am. dr chirn. c t tie phyy.. T. X X X v l L p. 84. (aus dies. Ann. Bd. 87. S. 163.)

*-) Ibbid. T . XXIL p. 24. Icli sngte be; der Anolysc mittelst Ku- pferoxyil: , .Die 3Ienge dcs gebildeten M’assers hobe icll aiclit durch die Gewiclrtszonalirne dcr ClilorcalciuIIis, von welclrerrr ich dasselbc abrorbircn liefs, bertimmen LBnnrn ; de,sen ungeaclrtet i s L die V\’arserstoWmcngt: behannt, dirrcll die hrrgabcu, wclche aus dem jndsauren Snlze liir das Jod. und aus der Kohlensiurs fur die Kuhlc crlialten wurden.“

”* 1 Ann. IIC clrim. r t dr phys. T. XX-YZK p. 95. (Jics . hi11.11.

Bd. &5. s. m.)

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72

Bromkohlenstoff sey, der von Hrn. B a l a r d dagegen ein Bromkohlenwasserstoff.

Dieser Bromkohlenstoff kdnnte, hinsichtlich seiner physikalischcn Eigenschaften, mit dem Jodkohlenstoff im Miniino verwechselt werden, was ich auch schon he- merkte, als ich ziim ersten Male die Existenz derselben anzeigte *). Beide sind unter Wasser, unlnittelbar nach ihrer Bereitung, von gleichem Ansehen; allein nach einer gemissen Zeit f&rben sie sich verschiedenartig; der Broin- kohlenstoff wird gelbrotli und der Jodkohlenstoff dun- kelroth. Beide sind schwerer als Wasser, haben den- selben atherartigen , diirchdringenden Geruch , und einen sehr intensiv siifsen , nachhaltigen , etwas kiihlenden imd stechenden Geschmack. Sie entfirben sich in einer LS- sung von kaustischein Kali, mit welcher man sir: ivaschen mi&, iim die fremdartigen Siibstanzen zu entfernen , die sich, in Folgc des zu ihrer Bereitung angewandten Ver- fahrens, in ihnen befinden.

Fiir den Jodkohlenstoff im Min. besteht diefs Ver- fahren darin, dafs man Doppelt- Chlorqoeclisilber und Jodliohle im Max. zii gleichen Theilen recht genau mit einander mengt und destillirt +*).

Fiir den Bromkohlenstoff aber darin, dafs man eiiien

*) Ann. de chim. et de 'phys. T. XXXIY. p . 97. (dies. Anna!. Bd. 85. S . 339.)

**) Icli will die Verdienste, welclie Herr P r l i t s c h e r I i cili sich urn die Bereitung des Jodkolllenstn& im Minimo dadurch erwarb, dafs e r Doppelt- Chlort~uecksilber stntt des von mir ge- braurliten Clrlorphosplrors nnwnndte , ksineswrges herabaetmn, nocli die Prioritst derselben in h s p r u c l i nelriuen. Allrin da icli meine Untersuchungen iiber diesen Gegcnstnnd fortsetzte, fand icli, fast unmittelbar nach Bekanntruacliung nieiuer hbliandluiig, d a b mehrere Chlormctnllc, wic L. B. QuecLsilberchlorGr uncl Querk- silberehlorid, Chlorblei und Cliloizinii, durch ilire Einwirkui,g auf den Jodkotilenstoff irn RIax. dieselben Resultate gaben wie der Clilorphosphor, den ich wegen seiner zu unbequenlcu Au- wendung auch rogleich verliefs.

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73

Ueberschufs von Brom (2 Th.) auf den Jodkohlensfoff

Es bildet sich zugleich ein Subbromiire von Jod, damn keiiiitlich, dafs es auf Zusatz einer Aetzhaliliisiiiig anfangs vie1 Jod absetzt; wenn man also dttrch eineu hin langlichen Zusatz von Kali das .Jod nietler aufgcliist hat, sind in der Fliissigkcit: Broinkohle, jodivasserutolf?;arires, broii:n.asserstoffsaures uiid jodsaures Kali. Bas lctztcre Salz findet sicli w g e n seiner geringeu Liisliclikcit iiiit dein fliissigen Bromkohlenstoff geineiigt. Die Treiinung beider niufs inaii in eincin 'L'riclrter riiit Hahne frein-illig \-or sich gelien lasseii, dainit man nicht geniithigt ist, cine zu grofse Menge Wasser hinzuzufiigen, welclics init dem jodsauren Kali zugleich aiich vicl Broiiiliolrlciistoff h e n wiirde, wogegen dieser iiach laiigcr Ruhe clas jod- saure Kali auf seiner Oberflache absetzt, und die ihin angeliiirige Durclisiclitigkcit anniinmt. I n welcliem Ueber- schub inan such dos Broin angen aiidt haben' mag, so blcibt docli iuiner dcr Broinkohle cine gewisse Mcnge von entstaiideiiein .Jodkolrlensloff iin Miii. bcigeiuisclit; wenn man aber dus Product unter schwach init Kali vcrsetzten Wasser stehcn lAst, so zersetzt sich der Jodkohlenstoff gleiclizeitig iiiit eiii ivciiiij vom Bromkohlenstoff, welclier wegm seiner griilseren Mcnge endlich. rein zuriickbleibt.

huch durch ein sehr inerkwurdiges physikalisches Kenn- zeicheii unterscheidet sicli der Bromkohlenstoff voin Jod- kohlenstoff itn Min, Uer erste, bis zu 0" C. erkiiltet, erstnrrt, und ist d a m hart und wohl krydallisirt ; dieselbe Eigeiischaft babe ich auch beim ~romkolrle~i~vasserstoff gefunden, M el- cher bis+6" oder 7" C. starr bleibt, wiibrcnd der Jod- hohleiistoff iin Miuimo seiiicn fliissigeu Zustaud bis zu den niedrigsten Temperaturcii behAt. Iin Augcnblick, wann der liroriikolileiistolf wieder fliissig wird, \\as bci geiviilrnliclier 'I'einperatui. zieirilicli laiigsaiit gescllieht, siellt ilian, enir itian den fliissigen Theil ausflielstm lab t , eiue blenge ~ollkommeii durclrsichtiger Kry&lbliittcheu.

im Max. (1 Th.) schiittet.

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74 Der Bromkohlenstoff, mittelst eines mit ihm benetz-

ten Payiers uber der Weiugeistflamme erhitzt, giebt gelb- rothe Dampfe von Brom.

Der Jodkohlenstoff i. Min. stfirst, bei derselben Probe, viele violette DSmpfe aus, welche Kleister blau fGrben.

Weder der eine noch der andere brennt init Flamuie; die Trennung der Elemente geschieht in diesem Fall’e in Brom oder Jod , und in Kohle oder Kohlenszure.

Der Bromkohlenwasserstoff brennt in dem namlichen Falle mit einer kleinen griinen Flamine, unter Bildung von Bromwasserstoff brlure. .:’

Alle drei, aiif einen gliihenden Porcellanscherben ge- schiittet, zeigen also Kennzeichen, wodurch sie von ein- ander zu unterscheiden sind.

Der Bromkohleiistoff im Minimo hat gleich dem Jod- kohlenstoff im Rliniino keine Einyirkung auf das Was- ser, womit er iibergossen wird; nur zerfallcn beide sehr langsam, und es liudet dabei durch das freiwerdende Jod oder Brom eiiie Fiirbung statt, wahrend der Kohlen- stoff sich wahrscheinlich in einer zugleich erscheinenden weifsen, flockigen Substanz findet. Wenn man aber eine Liisung vou kaustischem Kali hinzufugt, so wird das Was- ser unter Biltlung von Rromkalium langsam zersetzt, u11d gleichzeitig ein Gas entwickelt, wahrscheinlich Kohlen- osydgas, das aus dein Sauerstoff des Wassers und dem Kohleiistoff der Bromrcrbindiing gebildet worden ist.

Wenn man eine alkoholische Liisiing YOU Brom mit einer alkoholischen Liisuiig von Kali veimischt , so wird die Flussigkcit ziickersufs uiid aroinatisch riechend; eiii Resultat, welches oline Zweifel vou der Bildung eines Bronihohlenstoffs abliiiiigt , weil man durch dasselbe Ver- fahreo .Jodkohleiistoff erh&lt. Ich habe indefs weder durch Wasser, iioch durcb die geliiideste Destillation irgend eine Spur desselben abscheideu kiiiineii , welche Concen- tration ich aiich den Flussiglieiten gab, die auf einander eiuwirken muisten. Wahrscbeinlieh wird der Bromkoh-

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75

lenstoff nur in geringer Menge eneugt, und von dem Wasser, welches man seiner Liisung in Alkohol hinzu- fiigt, aufgeliist gehalten; denii der Bromkohlenstoff und der Jodkohlenstoff im Miiiimo siud liislich genug in \V;~S- ser, urn diesem einen sehr mcrklicheu siifsen Geschiuacli zu ertheilen.

A n a 1 J s 1: d e s J o d k o li 1 e n was s e r s t o f f s i rn M a xi r u 0.

1. Yersuch. 1 Grin. Jodkohlenstoff im 'Mas. niit Kupferosyd und Kupferspghnen behandelt, gab, bei 0" C. und 0'",76:

Kohleiishre 0,0578 Liter

Kohlenskiure 0,03869 Liter

Kohlenstoff =0,0310 I

Kohlenstoff = 0,03191

Sumine des Kohlenstoffs in beiden Versucheu. = 0,06255.

2. Versuch. 1 Grm gab:

Der Kickstand bei beidcn Versuchen wurde mit Kaliwasser genaschen, bis alles ausgezogen war. 1)as Waschwasser, bis zu einem Sewissen Punkte eingedainpft, gab, mit salyetersaurem Silber und Salpetersiiure:

Jodsilber 3,396 Grm., also Jod =1,SOO Nach diesen Resultaten muCs nian annehmen, dai's

der Jodbohleiistoff im Max. aus 3 Atolnen Jot1 und 2 At. Kohlenstoff besteht, weil man, in dieser Amahme, bei beideu Versuchen gehabt haben wiirde:

Kohlenstoff . . , . . . . . 0,0625 = 2 htoineu Jodsilber 3,650 Gnn. = Jod 1,9375 = 3 Atouien

1,0000.

Der Jodkoblenstoff im Min. wiirde , nncli gleiclien mit ilim vorgenommenen Versuchen, bestehen aus :

Jod 0,993'29 = 1 ,\torn Kohleustoff 0,00-162 = 1 Atom.

Die Xnalogie , welche zwischen deu Vcrbindungen dcs Chlors , Broius und Jods stattfiiidet, ist besonders mcrliwurdig bei den \-erbiuduiigen dieser Kijrpw mit

Page 24: Ueber die Windverhältnisse in Europa

76

Koblenwasserstoff und Kohlenstoff. Wir kennen nam- lich:

Drei Aetherarten, welche, naci Hrn. Chevreu l , als ch!orwasserstoffsaurer, bromwasserstoffsaurer und jod- wasserstoffsaurer Kohlenwasserstoff angesehen werden.

2. Chlor und KohlenstofJ Zwei Chlorkohlenstoffe"), einen starren und eincn fliissigen, beide von arolnatischeinY calnpherartigein Geruch.

3. B r o m -und KohZenstoJJ Bis jetzt nur einen einzigen Bromkolilenstoff , der fliissig ist , einen durch- dringenden atherischen Geruch besitzt, bei O o C. erstarrt, und sefzr suss schmeckt.

4. Jod und Kohlenstofi Zmei Jodkohlenstoffe, einen starrcn krystallisirenden, von aromatischeln starkem safranartigen Geruch, und eirien fliissigen, von durch- dringendem atherischen Geruch, beide yon siissem Ge- schmack.

5. ChZor und KohZenwasserstoJX Einen fliissigen, ltherisch riechenden, si~ss schmeckenden Chlorkohlenwas- serstoff.

6. Brom und KohZenwasserstofJ Einen fliissigen, bei + 7 O C. errstarrenden, sehr angenehm riechenden, sehr siissen Broiiikohlcnwasserstoff.

Jod und Kohlenwasserstoff: Hm. F a r ad a y7s Jodkohlenwasserstoff, starr, krystallisirend, aromatisch rie- chend, siifs schmeckend.

Ich habe in dieser Liste die aus der Wirkung des Chlors auf den Alkohol eutspringeiiden Verbindungen nicht aufgezShlt, weil sie noch nicht genau genug be- kannt sind.

1.

7.

.) Abgerechriet den, welrhen J u l i n einmal zufillig erlialten that,

gleicLf~lIs starr ist, und nach k ' a r a d a y und P h i l l i p s untcr allen am wenigsten Chlor entlralt. P.