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14. MAI 1923 KLINISCHE WOCHENSCH Eine zweite Fehlerquelle in der Berechnung der Ambard- schen Konstante, auf die schon SClalROKAUER in der Zeitschr. f. Urol. 1921, S. 384, hingewiesen hatte, liegt auf anderem Gebiet. Zur Berechnung der Konstante ist bekanntlich die Kenntnis der 24 stiindigen Urimnenge erforderlich, und diese wird nach der Originalmethode dadurch gewonnen, dab man eine bekannte 2-Stundenmenge mit 12 multipliziert. Ich kann an beliebigen Beispielen nachweisen, dab rneist, zum mindesten sehr h~ufig die so errechnete Urinmenge mit der in 24 Stunden tats~chlich ausgeschiedenen nicht fiberein- stimmt. Das Wesentliche ist dann, dab dieser Unterschied einen unverhgltnism~13ig grogen Einflul3 auf die Konstante haben kann. Als besonders krasses Beispiel lasse ieh eine Nieren- und Blasentuberkulose folgen, welche ja die Franzosen ausdrticklich in den Bereich der Methode einbezogen haben. Konstante: Bei errechneter 24-Stundenmenge o,8186 bei tats~chlicher 24-Stundenmenge o, x575 Die Forderung yon SCI~IROXAU~R, bei Berechnung der Ambardschen Konstante nicht die errechnete, sondern stets die tats~chliche 24sttindige Urinmenge zu verwenden, ist daher nachdrticklich zu untersttitzen. ZUR NATUR DES D'HERELLESCHEN PHANOMENS. Bemerkungen zur Mitteilung yon Putter und Vallen in der Klin. Wochenschr. Nr. 8, 1923. Von Dr. KARL HAJdS. Aus der III. Med. Klinik Budapest (Direktor: Prof. Baron VON KOR~_NYI). In einer yon der Zeitschr. f. Immunitgtsforsch. angenommenen, abet noch nicht erschienenen Arbeit habe ich unsere Untersuchungen fiber das sog. d'H6reilesche Ph/~nomen zusammengefaBt. Auf Grund dieser und die weiter Iortgesetzten Untersuchungen m6chte ich folgende Bemerkungen anffihren. Die Filtration ist ein sehr wichtiger, aber nicht der einzige Faktor, wodurch die bakteriolytische Wirkung entsteht. Das ist dadurch bewiesen, dab nicht alle Faecesextrakte eine lytische Wirkung besitzen und dab nicht alle, dutch Berkefeldfilter oder (lurch de Haensche Membranen gewonnene Filtrate die lytische RIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 20 931 Kraft erhalten. Aus der Literatur ist ersichtlich, sowie in zahlreichen eigenen Untersuchungen wurde die Beobachtung gemacht, dab nur ein Bruchteil der untersuchten Extrakte die lytische Kraft besitzt. Wir prfiften Faecesextrakte (in Bouillon) yon Dysenterie- kranken, Dysenterierekonvaleszenten, yon Typhuskranken und Rekonvaleszenten sowie yon zahlreichen Gesunden stammend, und fanden, dab manifest Kranke nie die homologen Lysine haben und der iytische Agens nur in der Rekonvaleszenz oder bei Gesunden gefunden werden kann. In der gr6gten Zahl unserer F/ille wurden verschiedene Dysenteriebakteriophagen erhalten, seHener Coli und nur wenigemal Typhusbakteriophagen bei Typhusrekonvaleszenten. Um ein Kunstprodukt, entstanden bei der Filtration, kann es sich kaum handeln, da gewisse Bakteriophagen ganz spezilisch auf eine Bakterienart, manche sogar auf einzelne St/imme derselben Art eingestellt zu sein scheinen. Diese Spezifizit~it wurde durch mehr- maliges Filtrieren durch verschiedene de Haensche Membranen nicht gegndert. Das fiber die Stuhlfiltrate Gesagte bezieht sich auch auf Filtrate, welche aus dem Gemisch yon Duodenatsaft und Bouillon, von dunkler Galle und Bouillon (erhalten nach der Methode yon STEPP) hergestellt wurden. Es wurde welter die auffallende Beobachtung gemacht, dab Filtrate aus verschiedenen Partien des Darmes und der Gallenblase derselben Person entnommen gegen verschiedene Bakterienarten lytische Wirkung besagen. Mehrere Leiehen yon Typhuskranken und yon Personen, welche Typhus /iberstanden haben, wurden diesbez/iglich untersucht und in drei F/illen gefunden, dab aus dem Duodenum und oberen Dfinndarm entnommene Material nur gegen einen Y-Stamm spezifische lytische Wirkung zeigte, dagegen das Material aus dem Rectum und Sigmoideum entnommen nur gegen B. Typhi abd. wirkte. Diese Extrakte wurden erst durch Berke- feldfilter, nachher durch de Haensche Membranen (bezeichnet 4o) filtriert. Filtrate, welche durch ,,eiweigdichte" de Haensche Membranen erhalten wurden, zeigten auch die lytische "Wirkung. Solche eiweiB- dichte Membranen mul3ten immer yon einer gr613eren Zahl von Membranen ausgesucht werden. Die lytische Substanz kann yon einer aufgel6sten Bakterien- aufschwemmung und yon den ,,L6chern" auf Agarplatten ohne Filtrieren beliebig lange weitergetragen werden. Es entstehen gewfhnlich auch resistente Keime, die durch das lytische Prinzip nicht beeinflul3t werden k6nnen. Diese Selektion yon resistenten Keimen ist aul3erordentlich wichtig und scheint nach unseren therapeutischen Versuchen das grfl3te Hindernis in der therapeutischen Verwendung der Bakterio- phagen zu aein. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 0BER EINE NEUE FUNKTION DER SCHILDDROSE UND DIE BIOLOGISCHE BEDEUTUNG DES JODS1). Von I~. STUBER. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben nns einen guten Einblick in die allgemein regulatorische Beeinflussung des Gesamtstoifwechsels dutch die Schilddrfise verschafft. Sic zeigten uns weiterhin die Wirkungen der Schilddrfisen- stoffe auf das Kreislaufsystem, das vegetative Nervensystem, die Blutbildung und das Wachstum. AuI diesen vorwiegend experimentellen Daten bauen sich die diagnostischen Xriterien der kliniseh gut bekannten Funktionstypen der Schilddriise auf. Greifen wir aber einzelne Funktionen heraus, ich denke dabei speziell an die Stoifwechselbeeinflussung tier Schild- drfise, und versuchen uns fiber den dabei vor sich gehenden Ablauf des funktionellen Geschehens ein Urteil zu bilden, so miissen wir gestehen, dab uns nur dessert summarisehes End- resultat einigermaBen bekannt ist, dab wir aber fiber das stufenweise, intermedi~ire Geschehen so gut wie gar nichts wissen. Dabei soll uns hier die Frage nach der Theorie der Schilddrfisenfunktion, ob die Driise sezernierendes, oder ent- giftendes Organ, nicht n/~her beschMtigen. Die Ansichten der einzelnen Autoren diiferieren diesbeziiglich erheblich. Wohl aber scheint betreffs des in der Sehilddrflse vorhandenen Jods insofern eine Einigkeit zu bestehen, als allgemein ffir 1) Ausffihrl~che Mitteilung (zusammen mit RUSSMANN und PROEBSTING) in der Biochemischen Zeitschriit. die Wirksamkeit yon Schilddrfisenpr~paraten die Anwesenheit von Jod als Conditio sine qua non betrachtet wird, wobei das- selbe allerdings qnantitativ in weiten Grenzen schwanken kann. In welcher Weise jedoch das in der Schilddrfise vor- handene Jod in das vitale Geschehen eingreift, ist noch v611ig unklar. Wir haben nun versucht, in eigenen Versuchen diese Frage einer ErklXrung n/iherzubringen, dabei leitete uns Iolgende 13berlegung. Die organische Chemie benfitzt zur Einffihrung yon Alkylresten, sei es in den Kern, oder in Seitenketten, mit Vorliebe die Halogene, vor allem aber das Jod. Es erschien uns wahrscheinlich, dab der tierische Organismus analog arbeite. Zur Prfifung dieser Frage benfitzten wir den Vorgang der Methylierung. Wir wissen ja durch die Untersuchungen yon His, I-IoFMEISTER, CZAPEK, JAFFg U.a., dab der tie- rische Organismus die F/ihigkeit der Methylierung in ansge- dehntem MaBe besitzt. Als Substanz, deren Methylierung untersucht werden sollte, w/ihlten wir die Guanidinessigs/~ure. Von JAFFs wurde zuerst gezeigt, dab die Guanidinessigsfiure vom Kaninchen zu einem groBen Teil methyliert, d.h. in Kreatin umgewandelt wird. Fiir die Wahl dieser Substanz war f fir uns entscheidend, dab wir mit der Folinschen Methode das Kreatin-Kreatinin in kleinen Blutungen fortlaufend be- stimmen k6nnen. Als Versuchstiere dienten Kaninchen. Die Guanidinessigs/inre wurde intraven6s gegeben. Es zeigte sich nun, dab die Methyherung der Guanidinessigs~ure beim Kaninchen sehr rasch erfolgt. Regelm/~Big trat nach der Injektion ein erheblicher Anstieg der Blutkreatin-Kreatinin- werte auf, und zwar war der H6hepunkt schon 5 Minuten

über eine Neue Funktion der Schilddrüse und die Biologische Bedeutung des Jods

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Page 1: über eine Neue Funktion der Schilddrüse und die Biologische Bedeutung des Jods

14. MAI 1923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

E i n e zweite Fehlerquel le in der Berechnung der Ambard- schen Kons tan te , auf die schon SClalROKAUER in der Zeitschr. f. Urol. 1921, S. 384, hingewiesen hat te , l iegt auf anderem Gebiet. Zur Berechnung der K o n s t a n t e ist bekann t l i ch die Kenntn i s der 24 st i indigen Ur imnenge erforderlich, und diese wird nach der Or ig ina lmethode dadurch gewonnen, dab m a n eine bekann te 2 -S tundenmenge mi t 12 mult ipl iz ier t . I ch kann an bel iebigen Beispielen nachweisen, dab rneist, zum mindes ten sehr h~ufig die so errechnete Ur inmenge mi t der in 24 S tunden ta ts~chl ich ausgeschiedenen nicht fiberein- s t immt . Das Wesent l iche ist dann, dab dieser Unterschied einen unverhgltnism~13ig grogen Einflul3 auf die Kons t an t e haben kann. Als besonders krasses Beispiel lasse ieh eine Nieren- und Blasentuberkulose folgen, welche ja die Franzosen ausdrt icklich in den Bereich der Methode e inbezogen haben.

Konstante:

Bei errechneter 24-Stundenmenge o,8186 bei tats~chlicher 24-Stundenmenge o, x575

Die Fo rde rung yon SCI~IROXAU~R, bei Berechnung der Ambardschen Kons t an t e n ich t die errechnete, sondern stets die ta ts~chl iche 24st t indige Ur inmenge zu verwenden, ist daher nachdrt ickl ich zu unters t t i tzen.

ZUR NATUR DES D'HERELLESCHEN PHANOMENS. Bemerkungen zur Mitteilung yon Putter und Vallen in der

Klin. Wochenschr. Nr. 8, 1923. V o n

Dr. KARL H A J d S . Aus der III. Med. Klinik Budapest (Direktor: Prof. Baron VON KOR~_NYI).

In einer yon der Zeitschr. f. Immunitgtsforsch. angenommenen, abet noch nicht erschienenen Arbeit habe ich unsere Untersuchungen fiber das sog. d'H6reilesche Ph/~nomen zusammengefaBt. Auf Grund dieser und die weiter Iortgesetzten Untersuchungen m6chte ich folgende Bemerkungen anffihren.

Die Filtration ist ein sehr wichtiger, aber nicht der einzige Faktor, wodurch die bakteriolytische Wirkung entsteht. Das ist dadurch bewiesen, dab nicht alle Faecesextrakte eine lytische Wirkung besitzen und dab nicht alle, dutch Berkefeldfilter oder (lurch de Haensche Membranen gewonnene Filtrate die lytische

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Kraft erhalten. Aus der Literatur ist ersichtlich, sowie in zahlreichen eigenen Untersuchungen wurde die Beobachtung gemacht, dab nur ein Bruchteil der untersuchten Extrakte die lytische Kraft besitzt.

Wir prfiften Faecesextrakte (in Bouillon) yon Dysenterie- kranken, Dysenterierekonvaleszenten, yon Typhuskranken und Rekonvaleszenten sowie yon zahlreichen Gesunden stammend, und fanden, dab manifest Kranke nie die homologen Lysine haben und der iytische Agens nur in der Rekonvaleszenz oder bei Gesunden gefunden werden kann. In der gr6gten Zahl unserer F/ille wurden verschiedene Dysenteriebakteriophagen erhalten, seHener Coli und nur wenigemal Typhusbakteriophagen bei Typhusrekonvaleszenten.

Um ein Kunstprodukt, entstanden bei der Filtration, kann es sich kaum handeln, da gewisse Bakteriophagen ganz spezilisch auf eine Bakterienart, manche sogar auf einzelne St/imme derselben Art eingestellt zu sein scheinen. Diese Spezifizit~it wurde durch mehr- maliges Filtrieren durch verschiedene de Haensche Membranen nicht gegndert.

Das fiber die Stuhlfiltrate Gesagte bezieht sich auch auf Filtrate, welche aus dem Gemisch yon Duodenatsaft und Bouillon, von dunkler Galle und Bouillon (erhalten nach der Methode yon STEPP) hergestellt wurden.

Es wurde welter die auffallende Beobachtung gemacht, dab Filtrate aus verschiedenen Partien des Darmes und der Gallenblase derselben Person entnommen gegen verschiedene Bakterienarten lytische Wirkung besagen. Mehrere Leiehen yon Typhuskranken und yon Personen, welche Typhus /iberstanden haben, wurden diesbez/iglich untersucht und in drei F/illen gefunden, dab aus dem Duodenum und oberen Dfinndarm entnommene Material nur gegen einen Y-Stamm spezifische lytische Wirkung zeigte, dagegen das Material aus dem Rectum und Sigmoideum entnommen nur gegen B. Typhi abd. wirkte. Diese Extrakte wurden erst durch Berke- feldfilter, nachher durch de Haensche Membranen (bezeichnet 4o) filtriert.

Filtrate, welche durch ,,eiweigdichte" de Haensche Membranen erhalten wurden, zeigten auch die lytische "Wirkung. Solche eiweiB- dichte Membranen mul3ten immer yon einer gr613eren Zahl von Membranen ausgesucht werden.

Die lytische Substanz kann yon einer aufgel6sten Bakterien- aufschwemmung und yon den ,,L6chern" auf Agarplatten ohne Filtrieren beliebig lange weitergetragen werden. Es entstehen gewfhnlich auch resistente Keime, die durch das lytische Prinzip nicht beeinflul3t werden k6nnen.

Diese Selektion yon resistenten Keimen ist aul3erordentlich wichtig und scheint nach unseren therapeutischen Versuchen das grfl3te Hindernis in der therapeutischen Verwendung der Bakterio- phagen zu aein.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . 0BER EINE NEUE FUNKTION DER SCHILDDROSE UND

DIE BIOLOGISCHE BEDEUTUNG DES JODS1).

V o n

I~. S T U B E R .

Die Forschungen der le tz ten J ah rzehn t e haben nns einen guten E inb l ick in die a l lgemein regulator ische Beeinflussung des Gesamts toi fwechsels du tch die Schilddrfise verschaff t . Sic zeigten uns wei te rh in die Wi rkungen der Schilddrfisen- stoffe auf das Kreis laufsystem, das vege ta t ive Nervensys tem, die B lu tb i ldung und das Wachs tum. AuI diesen vorwiegend exper imente l len Da ten bauen sich die diagnost ischen Xr i te r ien der kliniseh gu t bekann ten F u n k t i o n s t y p e n der Schilddriise auf. Greifen wir aber einzelne Funk t i onen heraus, ich denke dabei speziell an die Stoifwechselbeeinflussung tier Schild- drfise, und versuchen uns fiber den dabei vor sich gehenden Ablauf des funkt ionel len Geschehens ein Ur te i l zu bilden, so miissen wir gestehen, dab uns nur dessert summarisehes End- resu l ta t e inigermaBen bekann t ist, dab wir aber fiber das stufenweise, intermedi~ire Geschehen so gu t wie gar nichts wissen. Dabei soll uns hier die Frage nach der Theorie der Schilddrfisenfunktion, ob die Driise sezernierendes, oder ent- gif tendes Organ, n ich t n/~her beschMtigen. Die Ansichten der einzelnen Autoren di i fer ieren diesbeziiglich erheblich. Wohl aber scheint betreffs des in der Sehilddrflse vorhandenen Jods insofern eine Ein igke i t zu bestehen, als al lgemein ffir

1) Ausffihrl~che Mitteilung (zusammen mit RUSSMANN und PROEBSTING) in der Biochemischen Zeitschriit.

die Wi rksamke i t yon Schi lddrf isenpr~paraten die Anwesenhei t von Jod als Condit io sine qua non be t r ach t e t wird, wobei das- selbe allerdings q n a n t i t a t i v in wei ten Grenzen schwanken kann. In welcher Weise jedoch das in der Schilddrfise vor- handene Jod in das v i ta le Geschehen eingreift , is t noch v611ig unklar .

Wir haben nun versucht , in eigenen Versuchen diese Frage einer ErklXrung n/iherzubringen, dabei le i te te uns Iolgende 13berlegung. Die organische Chemie benf i tz t zur Einff ihrung yon Alkylresten, sei es in den Kern, oder in Sei tenket ten, mi t Vorliebe die Halogene, vor a l lem aber das Jod. Es erschien uns wahrscheinl ich, dab der t ier ische Organismus analog arbeite. Zur Prfifung dieser Frage benf i tz ten wir den Vorgang der Methylierung. Wir wissen ja durch die Unte r suchungen yon His , I-IoFMEISTER, CZAPEK, JAFFg U.a. , dab der tie- rische Organismus die F/ ihigkei t der Methyl ie rung in ansge- dehn t em MaBe besitzt . Als Substanz, deren Methyl ie rung un te r such t werden sollte, w/ihlten wir die Guanidinessigs/~ure. Von JAFFs wurde zuerst gezeigt, dab die Guanidinessigsfiure v o m Kaninchen zu e inem groBen Tei l methyl ie r t , d . h . in Krea t in umgewande l t wird. Fi i r die W a h l dieser Substanz war f fir uns entscheidend, dab wir mi t der Fol inschen Methode d a s Krea t in -Krea t in in in kleinen Blu tungen for t laufend be- s t immen k6nnen. Als Versuchst iere d ienten Kaninchen. Die Guanidinessigs/inre wurde in t raven6s gegeben. Es zeigte sich nun, dab die Methyherung der Guanidinessigs~ure be im Kaninchen sehr rasch erfolgt. Regelm/~Big t r a t nach der In jek t ion ein erheblicher Anst ieg der B lu tk rea t in -Krea t in in - werte auf, und zwar war der H 6 h e p u n k t schon 5 Minuten

Page 2: über eine Neue Funktion der Schilddrüse und die Biologische Bedeutung des Jods

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nach der Injektion erreicht, im Verlaufe yon i Stunde fielen dann die Werte zur Norm ab. Wurde den Tieren nun die Schilddrfise entternt, so t ra t gar keine Beeinflussung des Blutkreatin-Kreatinil~s nach der Guanidinessigs~ureinjektion mehr auf. Das schilddriisenlose Tier hat also die F/ihigkeit zur Methylierung der Guanidinessigs/iure vollkommen ver- loren. Wurden die thyreoidektomierten Tiere nun mit Schilddriisenpr/iparaten gefflttert, so zeigte sich nach der In- jektion yon Guanidinessigsgure das-urspriingliche Verhalten, dieselbe wurde wieder methyliert . Weiterhin gelang es abet such dutch Zuffihren yon Jod in anorganischer Form per os den schilddrfisenlosen Tieren die F/ihigkeit zur Methylierung der Guanidinessigs/iure wiederzugeben.

Wir glauben damit den Beweis erbracht zu haben, dab beim Kaninchen die Methylierung der Guanidinessigs~ure an die Funkt ion der Schilddriise gebunden ist. Die wirksame Substanz der Schilddriise w/ire ftir diesen Fall in dem Jod zu erblicken. Dessen Wirkungsmechanismus k6nnte man sich auf Grund unserer Untersuclmngen am besten so vorstellen, dab es, /Lhnlich wie im organischen Laboratorium das Jodmethyl , den Ein t r i t t yon Alkylresten, in unserem Falle die Substi tution durch eine Methylgruppe, vermittel t . Ob es sich bei der Schilddriise ganz allgemein um den Ort der Methyl- synthese handelt, soil in weiteren Untersuchungen, die schon begonnen sind, entschieden werden. ( A u s dem Laboratorium der Medizinischen Univemitgitslcllnilc, F~eib~rg i. B . )

BEITRAG ZUM MECHANISMUS DER BILIRUBIN- REAKTION IM BLUT.

3. Mitteilung.

Von

ERICH ADLER und LEO STRAUss.

An anderen Stellen ~) konnte die Tatsache mitgeteil t werden, dab die direkte Di~zoreaktion im ikterischen Serum mitberuht auf einer Senknng yon dessen Globulinanteil, was mit einer Minderung des Quellungsdruckes bei solchen Seren in Zusammenhang gebracht wurde. Ferner wurde gezeigt, dab durch eine Reihe quell~ngsdruckherabsetzender Sub- stanzen (entquellende Elektrolyte der Hofmeisterschen Reihe, Coffein und seine Derivate usw.) ebenfalls der Eint r i t t der Diazoreaktion beschleunigt und die Farbintensit~t verst/~rkt werden konnte. Umgekehrt wurde durch Kolloidquellungs- mit tel (Gummi arabicum, Dextrin u. a.) eine Verz6gerung der Diazoniumkuppelung und eine Absehw~Lchung der Farb- st/~rke erzielt. In Verfolgung dieser experimentellen Befunde wurde nun weiter versucht, durch Eingriffe, die auf physi- kalischem Wege Quellungs- bzw. Entquellungszusts er- zeugen, den Ablauf der Diazoreaktion im gallefarbstoffhaltigen Serum zu beobachten. Hierbei ergab sich, dab Serum, einige Zeit im Wasserbad auf 40 ~ C gebracht, wesentlich rascher und mit verst~rkter Farbe mit Diazoreagens kuppelt als das bei Zimmertemperatur gehaltene Kontrollserum. Umgekehrt bildet sich der rote Diazofarbstoff, im bilirubinhaltigen Serum bei 3 o C exponiert, erheblich langsamer und farbschw/icher als in der entspreehenden Kontrolle. Bei beiden Seren jedoch (W/irme- und K~lteserum) war dieser Zustand reversibel. Offenbar ist die Beschleunigung bzw. Verz6gerung im warmen bzw. kalten Serum yon dessert jeweiligem Viscosit/~tszustand abh/ingig. &hnlich kuppelt arterielles Blur, z. B. yon einem abklingenden Stauungsgelbsfichtigen, deutlich schneller als das gleichzeitig entnommene ven6se Serum. Dies kann wohl ebenfalls zwanglos mit dem verschiedenen ViscositStsgrad des Schlagader- und Blutaderserums in Zusammenhang gebracht werden.

Mit Riicksicht auf den praktisch bedeutsamen Unter- schied zwischen direkter und indirekter Reaktion im ikteri- schen Serum nach H I J M A N S VAN DEN B E R G H wurde die Frage

der Wirkung des Alkohols und verwandter K6rper auf das Serum yon Gelbsuchtkranken noch genauer studiert. Es konnte dutch gerin ge Mengen Alkohol und Aceton, das tropfen- weise ohne Niederschlagsbildung solchen Seren zugeftigt war, nicht nur eine ganz auBerordentliche Beschleunigung der Diazoreaktion erzwungen werden, sondern es wurde durch diese Versuchsanordnung sozusagen im Reagensglas indirekt kuppelndes Serum in direkt reagierendes umgewandelt.

Schon an anderer Stelle wurde die Vorstellung wiederholt geguBert, dab der schnellei'e Eint r i t t der Diazoreaktion im gallehaltigen Serum (,,direkte Reakt ion") mitbedingt ist durch ein Herabsetzen seines Quellungszustandes, der eng verbunden ist mit der ~ inderung des h6her visc6sen Globulin- anteils. Es lag nun nahe, zu untersuchen, ob durch die reak- tionsbeschleunigenden Substanzen, beispielsweise durch Cof- rein, Alkohol, Aceton usw., auch in vitro und in vivo der durch Magnesiumsulfat f/illbare SerumeiweiBstoff ~Globulinl)J vermindert gefunden wtirde. Ferner war festzustellen, ob umgekehrt eiweiBquellende Substanzen zu einer Erh6hung des Serumglobulins fiihren wfirden. In der Tat konnte experi- mentell nachgewiesen werden, dab in geeigneten Seren yon abMingendem katarrhalischen Ikterus und pernizi6ser An/imie eine iiberaus deutliche Herabsenkung der Globulinfraktion eintrat, wenn diesen Seren entsprechende Coffein- oder Alkoholdosen bei genfigend langer Dauer der Einwirkung zugesetzt wurden. Selbstredend t ra t in so behandelten Seren auch die Diazokuppelung wesentlich rascher und der Farbenton deutlich stgrker auf als in den Kontrollen.

Nur ein Musterbeispiel: Patientin H., pernizi6se An/imie, Remissionsstadium: A. IO, O Serum (Kontrolle):

i. Ges. EiweiB . . . . . . : . . 7,26o~o Albuminfraktion . . . . . . . 5, I24% Globulillfraktion 1) . . . . . . 2,136O/o, d. h. Globulin z 29,4O/o des Ges.-SerumeiweiBes.

2. o,5 Serum + 0,25 Diazoreagens: Maximale Farbinten- sit~t nach 110 Se]~unden.

B. io,o des gleichen Serums + 0,2 Coff. Natr. sal., 24 Stunden bei Zimmertemperatur im feuchten Sandbad luftdieht auf- bewahr t :

i. Ges.-Eiweil3 . . . . . . . . . 7,92o% Albuminfraktion . . . . . . . 6,734% Globulinfraktion . . . . . . . I,I86~ d. h. Globulin = I4,9~ des Ges.-SerumeiweiBes.

2. 0,5 Serum + 0,25 Diazoreagens: Maximale Farbinten- sitS~t naeh 15 Sekunden.

C. Io,o des gleichen Serums % i,o A]kohol 96%, troptelaweise zugeffigt, 24 Stunden Iuftdicht aufbewahrt:

L Ges.-Eiwei/3 . . . . . . . . . 6,520% Albuminfraktion . . . . . . . 5,689% Globulinfraktion . . . . . . . o,831%, d. h. Globulin-= I2,7% des Ges.-SerumeiweiBes.

2. 0,5 Serum @ o,25 Diazoreagens: Maximale Farbinten- sit/it nach 25 Sekunden.

Wurde dann Coffein oder Novasurol einem Patienten mit abklingendem Ikkerus subcutan oder intraven6s injiziert und sowohl vor als I --2 Stunden nach der Injektion eine Blut- probe entnommen, so war post injectionem der Globulin- anteil des Serums prozentuell zum GesamtserumeiweiB meier erheblich gesunken. Auch die Diazoreaktion t ra t nach der Einspritzung im Vergleich mit der Kontrolle meist schneller und intensiver ein.

Wurde solchen t(ranken andererseits zwecks Quellu~g der SerumeiweiBk6rper ioo ccm isovisc6se 3proz. neutrale Gummi-arabicum-LSsung endoven6s injiziert, so war neben einer gerii~ggradigen Hemmung der Diazoreaktion meist eine nicht unbedeutende ErhShu~,g d e r Globuline zu ver- merken. Ausfiihrliche Wiedergabe der Prot0kolle an anderer Stelle. (Aus der Medizinischen UniversitCits-Polikli'nitc Frank- ]urt a. M. Direktor: Pro]. Dr. J. Strasburger.)

1) Deutseher Kongre/3 ftir innere Medizin, Wiesbaden 1922. Klin. Woehensehr. I , 1) Der Globulinanteil des Serums wurde uach dem Verfahren von HAMMERSTEIN 46. I922. dutch S~ttigung mlt MgSO 4 analytisch bestimmt,