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6. AUGUST 1926 K]LINISCHE WOCHENSCHR~FT. 5. JAHRGANG. Nr. 32 1471 f~llig; die Ver~nderung kann beide ZwerchfellhXKten betreffen, ob- wohl stets nut die linke HfiKte vorgew61bt ist. Im ver~nderten Zwerch- fell ist die normale Textur meist noch erhalten oder angedeutet, mikroskopisch linden sich heine oder nut Spuren yon Muskelfasern, an ihrer Stelle Binde- oder Fettgewebe yon verschiedener Qualitxt and Quantit~t. Anatomische Veranderungen am Nervus phrenicus sind nicht immer aufzufinden. Der Hauptunterschied zwischen PhrenicnslXhmung und Re- laxatio diaphragmatis liegt darin, dab bei der L~hmung das Zwerch- lell nur atrophiert, w~hrend bei der Relaxatio die Muskeln durch anderes Gewebe ersetzt sind. Die Ursache der L~hmung ist racist zu ermitteln, die der Relaxatio immer unklar; sei es nun, dab eine primate, erworbene, myogene Degeneration vorliegt (WIETING) oder eine HemmungsmiBbildung, wie sie von ZURHELLE ange- nommen wird, sei es, dab bei zuerst bestehender PhrenicuslXhmung das Zwerchfell zu degenerieren beginnt (MOTZFELD, NEUMANN) oder die primate Sch~digung im linken Bauchsympathicus zu suchen ist (KEN KURs und seine Mitarbeiter). Auch das Auftreten yon grol3en Gasblasen im Magen und in der linken Flexur dtirften bei dem Zustandekommen der Relaxatio eine Rolle spielen (F. A. HOF~IANN). Dies und vielleicht die Be- ziehungen zum linken Bauchsympathicus sind wahrscheinlich der Grund, warum die Relaxatio eine Erkrankung ausschlieBlich des linken Zwerchfells ist. Die sp~rlichen Berichte fiber rechtsseitige Relaxationen dflrften Irrtfimer sein. Wie auseinandergesetzt, ist die Relaxatio diaphragmatis eigentlich eine anatomische Diagnose. Die FMle E~INGERS yon rechtsseitiger Relaxation lassen abet nicht erkennen, dab es sich um eine Degeneration gehandelt hat. Der Fall GLASSNERS wurde yon FREUD und HORNER als Hernie autop- tisch erkannt. Der Fall FLEINERS bei Situs inversus totalis be- st~tigt nur meine Annahme. Der Fall LANDSBERGERS ist zugestan- denermagen eine Phrenicusl~thmung, ebenso wie der Fall WEmERYS, tier bei linksseitigem Zwerchfellhochstand eine Phrenicusschadigung durch ein Geburtstrauma (hohe Zange) annimmt; dieser Zwerch- fellhochstand ging in einigen Monaten zur Norm zurfick, ein deutlicher Beweis, dab es sich nicht um eine Degeneration, also auch um keine Relaxatio des Zwerchfells gehandelt haben kann. Der Grad des Zwerchfellhochstandes kann ffir die Differential- diagnose zwischen PhrenicuslXhmung und Relaxatio nicht ver- wendet werden. Kfirzlich erst konnte ich fiber einen Fall yon enormem Hochstand des rechten Zwerchfells berichten, der aller ~Wahrscheinlichkeit nach durch eine BleilXhmung des rechten Nervus phrenicus verursacht worden war. Die Berechtigung, eine Relaxatio diaphragmatis zu diagnostN zieren, liegt nur dann vor, wenn i. eine funktionelle Minderwertig- keit des linken Zwerchfells besteht, 2. Ver~nderungen an der linken Halsseite und im linken Thorax, die eine Sch~digung des linken Nervus phrenicus oder des linken Zwerch%lls bewirken k6nnten, auszuschlieBen sind; 3. wenn eine Hernia diaphragmatica auszuschliel3en ist; 4. wenn sich anamnestisch keine Anhaltspunkte ft~r eine (z. B. toxische) Phrenicusl~hmung ergeben. Die Diagnose einer rechtsseitigen Relaxatio diaphragmatis wfirde ich aber erst bei entsprechendem makro- und mikroskopi- schem Befunde anerkennen. Wenn auch zugestanden werden kann, dab sich aus einer Phrenicusl~hmung im Laufe der Zeit durch Degeneration der Zwerchfellmuskulatur eine Relaxatio diaphragmatis entwickeln k6nne, so bleibt doch unMar und unbekannt, welche Faktoren dies bewirken. L i t e r a t u r: Siehe bei REICH, Wiener Arch. f. inn. Ivied. b, 1923, S. 445. -- REICH, Fortsehr. a. d. Geb. d. R6ntgenstr., 30, S. 305 u. 473; ~4, S. 481. fiBER EINE ART MENDELSCHEN REFLEXES AN DER HAND. Bemerkungen zu der Arbeit yon Dr. Kempner inJg. 5, Nr. 27, S. z255 , dieser Wochenschrift. Von L. JACOBSOI-IN-LASK, Berlin-Lichterfelde. Diesen Reflex babe ich schon im Jahre 19o8 beschrieben (Dtsch. med. Wochenschr. 19o8, Nr. 46). Ich nannte ihn den Fingerbez~gere]lex. Ich Iand ihn in einer grol3en Anzahl cerebraler Hemiplegien besonders ausgesprochen spastischer Natur. Der Reflex ist nicht konstant. ]3ei Beklopfen des Radiusk6pfchens oder einer dicht dem K6pfchen benachbarten Stelle tritt in F~llen yon PyramidenschXdigungen (wie gesagt nut in manchen F~llen) eine Beugung der Endphalangen der Finger ein. Aber die Reflex- bewegung braucht sich nicht auf die Endglieder der Finger zu beschr~nken, sondern man erh~It auch oft, hesonders bei starkem Beklopfen des Radiusk6pfdhens, eine Beugung der Finger in allen ihren Gelenken. KURZE WISSENSCHAFT UBER GLYKOLYSE UND BLUTGERINNUNG. Von t3. STUBER und K. LANG. Bei der experimentellen Fortffihrung unserer Unter- suchungen fiber das Wesen der Blutgerinnung schien uns die dutch die Untersuchungen yon MACLEOD und WEDD, DOYON und SARVARAT und BORGER festgestellte Tatsache, dab die- jenigen Substanzen, ebenso Eiskfihlung, welche die Blut- gerinnung hemmen, auch die H~moglykolyse gleichsinnig beeinflussen, besonders bemerkenswert. Ein Zusammen- hang zwischen Blutzuckerspaltung und Oxydation der Spaltungsprodukte einerseits, und Ablauf des Gerinnungs- prozesses andererseits, war uns danach wahrscheinlich. Dementsprechend zogen wir beide Phasen des Zuckerabbaues, die der anaeroben Glykolyse und die der aeroben, oxydativen Umwandlung der glykolytischen Spaltprodukte in den Be- reich unserer Untersuchungen. Das Blur wurde Hunden und Kaninchen unter alien Kautelen aus der Karotis ent- nommen. Sofort r~ach der Entnahme und gerade im Beginn der Gerinnung wurden Zucker-, Glykogen- und Milchs~ure- gehalt bestimmt. Dieselben Analysen erfolgten nach gleichen zeitlichen Verh~ltnissen im eisgekfihlten Blute und in solchem, das durch Zusatz yon Citrat, Fluorid, Hirudin, Oxalat, lV~agnesiumsulfat und ,,Bayer 2o5" ungerinnbar gemacht wurde. Es zeigte sich fibereinstimmend eine Abnahme der Glukose und Zunahme der Milchs~ure, das Glykogen blieb nahezu unver/~ndert. Die Glykolyse trat auch im Blute, dem gerinnungshemmende Mittel in der fiblichen Konzentration zugesetzt .waren, auf, sie war nut schw~cher, als im Nativ- blute. Die Gr6ge der Milchs~urebildung war jedoch in allen LICHE MITTEILUNGEN. Versuchen nicht genfigend, um den Zuckerschwund zu er- klgren, es blieb ein Defizit, das im Blute, dessen Gerinnung gehemmt wurde, kleiner war, als Sm Blute, das wir der spon- tanen Gerinnung fiberlieBen. Da die Glykogenwerte keine wesentliche -~nderung zeigten, konnte die Erklgrung des Deft- zits nicht in einer Synthese liegen, es muBte vielmehr an einen teilweisen oxydativen Abbau der Milchsgure gedacht werden. Wit bestimmten deshalb die Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und der gebildeten Kohlensgure. Das Gesamt- blur war ffir diese Bestimmungen nicht zu gebrauchen, da nach den Untersuchungen yon WAREURG, ~{[ORAWITZ und ONAKA die corpuscut~ren Elemente eine starke, individuell abet wechselnde, Atmung zeigen, l~'bereinstimmende Werte waren deshalb nicht zu erwarten. Wit benfitzten deshalb ffir diese Untersuchungen scharf zentrifugiertes Plasma, das, als eigentliches Gerinnungssubstrat, f fir unsere Fragestellung geeigneter ersc.hien. Es zeigte sich auch, dab im Plasma eine deutliche Glykolyse auftritt, und auBerdem verliefen die ge- fundenen Werte ftir den aufgenommenen Sauerstoff und die gebildete Kohlens~ure in langen Reihenversuchen konstant. Auf die yon uns ffir diese Untersuchungen konstruierte Apparatur k6nnen wir hier nicht n~her eingehen. Durch die Messung des Sauerstoffverbrauehes und der Kohlens~ure- bildung schien uns auch ein SchluB auf den inneren Vorgang dieses Abbaues m6glich. Es ergab sich nun, dab die Gerinnung des nativen Plasmas stets mit der Aufnahme yon Sauerstoff und Bildung yon Kohlens~ure verknfipft ist. Zusatz gerin- nungshemmender Mittel hebt im Gegensatz zur Atmung der Blutk6rperchen die oxydative Phase vSllig au/. Die zweite, oxydative Phase des Zuckerabbaues ist also unterdrftckt. Bringt man aber Citrat- resp. Oxalatplasma durch Kalkzusatz zum

Über Glykolyse und Blutgerinnung

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Page 1: Über Glykolyse und Blutgerinnung

6. AUGUST 1926 K ] L I N I S C H E W O C H E N S C H R ~ F T . 5. J A H R G A N G . N r . 32 1 4 7 1

f~llig; die Ver~nderung kann beide ZwerchfellhXKten betreffen, ob- wohl stets nut die linke HfiKte vorgew61bt ist. Im ver~nderten Zwerch- fell ist die normale Textur meist noch erhalten oder angedeutet, mikroskopisch l inden sich heine oder nut Spuren yon Muskelfasern, an ihrer Stelle Binde- oder Fettgewebe yon verschiedener Qualitxt a n d Quantit~t . Anatomische Veranderungen am Nervus phrenicus sind nicht immer aufzufinden.

Der Hauptunterschied zwischen PhrenicnslXhmung und Re- laxatio diaphragmatis liegt darin, dab bei der L~hmung das Zwerch- lell nur atrophiert , w~hrend bei der Relaxatio die Muskeln durch anderes Gewebe ersetzt sind. Die Ursache der L~hmung ist racist zu ermitteln, die der Relaxatio immer unklar; sei es nun, dab eine primate, erworbene, myogene Degeneration vorliegt (WIETING) oder eine HemmungsmiBbildung, wie sie von ZURHELLE ange- nommen wird, sei es, dab bei zuerst bestehender PhrenicuslXhmung das Zwerchfell zu degenerieren beginnt (MOTZFELD, NEUMANN) oder die pr imate Sch~digung im linken Bauchsympathicus zu suchen ist (KEN KURs und seine Mitarbeiter).

Auch das Auftreten yon grol3en Gasblasen im Magen und in der linken Flexur dtirften bei dem Zustandekommen der Relaxatio eine Rolle spielen (F. A. HOF~IANN). Dies und vielleicht die Be- ziehungen zum linken Bauchsympathicus sind wahrscheinlich der Grund, warum die Relaxatio eine Erkrankung ausschlieBlich des l inken Zwerchfells ist. Die sp~rlichen Berichte fiber rechtsseitige Relaxationen dflrften Irrtf imer sein. Wie auseinandergesetzt, ist die Relaxatio diaphragmatis eigentlich eine anatomische Diagnose. Die FMle E~INGERS yon rechtsseitiger Relaxation lassen abet nicht erkennen, dab es sich um eine Degeneration gehandelt hat. Der Fall GLASSNERS wurde yon FREUD und HORNER als Hernie autop- t isch erkannt. Der Fall FLEINERS bei Situs inversus totalis be- st~tigt nur meine Annahme. Der Fall LANDSBERGERS ist zugestan- denermagen eine Phrenicusl~thmung, ebenso wie der Fall WEmERYS, tier bei linksseitigem Zwerchfellhochstand eine Phrenicusschadigung durch ein Gebur ts t rauma (hohe Zange) ann immt ; dieser Zwerch- fel lhochstand ging in einigen Monaten zur Norm zurfick, ein deutl icher Beweis, dab es sich nicht um eine Degeneration, also auch um keine Relaxatio des Zwerchfells gehandelt haben kann.

Der Grad des Zwerchfellhochstandes kann ffir die Differential- diagnose zwischen PhrenicuslXhmung und Relaxatio nicht ver- wendet werden. Kfirzlich erst konnte ich fiber einen Fall yon enormem Hochs tand des rechten Zwerchfells berichten, der aller ~Wahrscheinlichkeit nach durch eine BleilXhmung des rechten Nervus phrenicus verursacht worden war.

Die Berechtigung, eine Relaxatio diaphragmatis zu diagnostN zieren, liegt nur dann vor, wenn i. eine funktionelle Minderwertig- keit des linken Zwerchfells besteht , 2. Ver~nderungen an der linken Halsseite und im linken Thorax, die eine Sch~digung des linken Nervus phrenicus oder des linken Zwerch%lls bewirken k6nnten, auszuschlieBen sind; 3. wenn eine Hernia diaphragmatica auszuschliel3en ist; 4. wenn sich anamnest isch keine Anhal tspunkte ft~r eine (z. B. toxische) Phrenicusl~hmung ergeben.

Die Diagnose einer rechtsseitigen Relaxatio diaphragmatis wfirde ich aber erst bei entsprechendem makro- und mikroskopi- schem Befunde anerkennen.

Wenn auch zugestanden werden kann, dab sich aus einer Phrenicusl~hmung im Laufe der Zeit durch Degeneration der Zwerchfellmuskulatur eine Relaxatio diaphragmatis entwickeln k6nne, so bleibt doch unMar und unbekannt , welche Faktoren dies bewirken.

L i t e r a t u r: Siehe bei REICH, Wiener Arch. f. inn. Ivied. b, 1923, S. 445. - - REICH, Fortsehr. a. d. Geb. d. R6ntgenstr., 30, S. 305 u. 473; ~4, S. 481.

fiBER EINE ART MENDELSCHEN REFLEXES AN DER HAND.

B e m e r k u n g e n zu der Arbei t yon Dr. K e m p n e r i n J g . 5, Nr. 27, S. z255 , dieser Wochensch r i f t .

V o n

L . J A C O B S O I - I N - L A S K , B e r l i n - L i c h t e r f e l d e .

Diesen Reflex babe ich schon im Jahre 19o8 beschrieben (Dtsch. med. Wochenschr. 19o8, Nr. 46). Ich nannte ihn den Fingerbez~gere]lex. Ich Iand ihn in einer grol3en Anzahl cerebraler Hemiplegien besonders ausgesprochen spastischer Natur . Der Reflex ist nicht konstant . ]3ei Beklopfen des Radiusk6pfchens oder einer dicht dem K6pfchen benachbar ten Stelle t r i t t in F~llen yon PyramidenschXdigungen (wie gesagt nu t in manchen F~llen) eine Beugung der Endphalangen der Finger ein. Aber die Reflex- bewegung braucht sich nicht auf die Endglieder der Finger zu beschr~nken, sondern man erh~It auch oft, hesonders bei s tarkem Beklopfen des Radiusk6pfdhens, eine Beugung der Finger in allen ihren Gelenken.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

UBER GLYKOLYSE UND BLUTGERINNUNG. V o n

t3. STUBER u n d K. LANG.

Bei de r e x p e r i m e n t e l l e n F o r t f f i h r u n g unse re r U n t e r - s u c h u n g e n f iber das W e s e n de r B l u t g e r i n n u n g schien uns die d u t c h die U n t e r s u c h u n g e n yon MACLEOD u n d WEDD, DOYON u n d SARVARAT u n d BORGER fes tges te l l te Ta t sache , dab die- j en igen S u b s t a n z e n , ebenso Eiskf ih lung, welche die B lu t - g e r i n n u n g h e m m e n , a u c h die H~mog lyko lyse g le ichs innig bee inf lussen , be sonde r s b e m e r k e n s w e r t . E i n Z u s a m m e n - h a n g zwischen B l u t z u c k e r s p a l t u n g u n d O x y d a t i o n der S p a l t u n g s p r o d u k t e einersei ts , u n d A b l a u f des Ge r innungs - prozesses andererse i t s , war uns d a n a c h wahrsche in l i ch . D e m e n t s p r e c h e n d zogen wir be ide P h a s e n des Zucke rabbaues , d ie der a n a e r o b e n Glykolyse u n d die de r aeroben , o x y d a t i v e n U m w a n d l u n g de r g lyko ly t i s chen S p a l t p r o d u k t e in den Be- re ich unse re r U n t e r s u c h u n g e n . Das B l u r wurde H u n d e n u n d K a n i n c h e n u n t e r a l ien K a u t e l e n aus de r Ka ro t i s en t - n o m m e n . Sofor t r~ach de r E n t n a h m e u n d gerade im B e g i n n d e r G e r i n n u n g w u r d e n Zucker- , Glykogen- u n d Milchs~ure- g e h a l t b e s t i m m t . Diese lben A n a l y s e n er fo lg ten n a c h gle ichen ze i t l i chen Verh~ l tn i s s en im e isgekf ih l ten B l u t e u n d in solchem, das d u r c h Zusa t z yon Ci t ra t , F luor id , H i rud in , Oxala t , lV~agnesiumsulfat u n d , ,Bayer 2o5" u n g e r i n n b a r g e m a c h t wurde . Es zeigte s ich f i b e r e i n s t i m m e n d eine A b n a h m e de r Glukose u n d Z u n a h m e de r Milchs~ure, das G lykogen b l ieb n a h e z u unver /~nder t . Die Glykolyse t r a t auch im Blute , d e m g e r i n n u n g s h e m m e n d e Mi t t e l in de r f ib l ichen K o n z e n t r a t i o n zugese tz t .waren, auf, sie w a r n u t schw~cher , als im N a t i v - b lu te . Die Gr6ge de r Mi l chs~ureb i ldung w a r j edoch in a l len

L I C H E M I T T E I L U N G E N . V e r s u c h e n n i c h t genfigend, u m den Z u c k e r s c h w u n d zu er- klgren, es b l ieb ein Defizi t , das im Blute , dessen G e r i n n u n g g e h e m m t wurde, k le iner war , als Sm Blute , das wi r der spon- t a n e n G e r i n n u n g fiberlieBen. D a die G lykogenwer t e ke ine wesent l iche -~nderung zeigten, k o n n t e die E r k l g r u n g des Deft- zi ts n i c h t in e iner S y n t h e s e liegen, es muBte v i e l m e h r a n e inen te i lweisen o x y d a t i v e n A b b a u der Mi lchsgure g e d a c h t werden . W i t b e s t i m m t e n de sha lb die Menge des a u f g e n o m m e n e n Sauers tof fs u n d de r geb i lde ten Kohlensgure . Das Gesamt - b lu r wa r ffir diese B e s t i m m u n g e n n i c h t zu geb rauchen , da n a c h den U n t e r s u c h u n g e n yon WAREURG, ~{[ORAWITZ u n d ONAKA die corpuscu t~ren E l e m e n t e eine s ta rke , i nd iv idue l l a b e t wechselnde, A t m u n g zeigen, l~ 'be re ins t immende W e r t e wa ren de sha lb n i c h t zu e rwar t en . W i t b e n f i t z t e n de sha lb ffir diese U n t e r s u c h u n g e n scha r f zen t r i fug ie r tes P l a sma , das, als e igent l iches G e r i n n u n g s s u b s t r a t , f fir unse re F r a g e s t e l l u n g gee igneter ersc.hien. Es zeigte sich auch, d a b im P l a s m a eine deu t l i che Glykolyse au f t r i t t , u n d auBerdem ver l iefen die ge- f u n d e n e n W e r t e ftir den a u f g e n o m m e n e n Sauers to f f u n d die gebi lde te Koh lens~ure in l a n g e n R e i h e n v e r s u c h e n k o n s t a n t .

Auf die yon uns ffir diese U n t e r s u c h u n g e n k o n s t r u i e r t e A p p a r a t u r k 6 n n e n wir h ie r n i c h t n ~ h e r e ingehen. D u r c h die Messung des S a u e r s t o f f v e r b r a u e h e s u n d de r Koh lens~ure - b i l d u n g schien uns a u c h ein SchluB auf den i nne ren V o r g a n g dieses A b b a u e s m6gl ich. Es e rgab sich nun , d a b die G e r i n n u n g des n a t i v e n P l a s m a s s t e t s m i t de r A u f n a h m e yon Sauers to f f u n d B i l d u n g yon Koh lens~ure v e r k n f i p f t ist. Z u s a t z ger in- n u n g s h e m m e n d e r Mi t te l h e b t im Gegensa tz zur A t m u n g de r B l u t k 6 r p e r c h e n die oxydative Phase vSllig au/. Die zweite, oxydative Phase des Zuckerabbaues ist also unterdrftckt. B r i n g t m a n abe r Ci t ra t - resp. O x a l a t p l a s m a d u r c h K a l k z u s a t z z u m

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Gerinnen, so zeigt sich wieder eine Sauerstoffaufnahme yon derselben Gr6Be, wie bei der normalen Gerirmung. Die Hemmung der oxydative~ Phase ist also dadurch wieder au/- gehoben.

Die Vital besonders bedeutungsvollen Prozesse der Gly- kolyse, die sich auch noch im absterbenden Blute, wie in allen zugrundegehenden Organen deutlich ~iul3ern, dfirften damit unseres Erachtens die chemischen 13edingungen ffir die Einlei tung des Gerinnungsprozesses liefern. Es ist ver- st~ndlich, dab die dadurch entstehende Milchs~iure den phy- sikalisch-ehemischen Zustand der PlasmaeiweiBk6rper naeh- drficklich beeinfiuBt. Eine Verschiebung zu dem isoelek- trischen Punkte der Plasmaeiweiflk6rper muB dadurch er- folgen. Es zeigte sich dementsprechend bier auch eine Abnahme der Alkalireserve des Plasma w~ihrend des Gerinnungspro- zesses. Ffir die entsprechende optimale H-Ionenkonzentrat ion scheint unseren Untersuchungen nach jedoch die oxydative Phase des Zuckerabbaues erforderlich, die, wie wir Grund zu vermuten haben, wahrscheinlich fiber die Ameisens~iure ver- 1/iuft. Die Aufhebung dieser Phase ist charakteristisch ~fir die gerinnungshemmenden Substanzem Wie bei allen Ab- sterbeprozessen, scheint danach auch bei der Blutgerinnung die Glykolyse in ihren beiden Phasen im Vordergrund zu stehen, sie bedingt das Ineinandergreifen chemischer und kolloid- chemischer Faktoren beim GerinnungsprozeB. Analogie- schlfisse zu den Vorg~ingen in der absterbenden Muskulatur liegen nahe. Biochemiseh betrachtet, kSnnte man so bei dem BlutgerinnungsprozeB von einer Totenstarre des Blutes sprechen. Bezfiglich der Einzelheiten unserer Untersuchungen verweisen wit auf unsere fortlauteflden Mitteilungen in der biochemischen Zeitschrift. (Aus der Medizinischen Klinik zu Yreiburg i. Br.)

0BER DIE ENTSTEHUNG ANAPHYLATOXINARTIGER (SEROTOXIN-ARTIGER) EIGENSCHAFTEN IM MEER- SCHWEINCHENSERUM DURCH LANGERE LAGERUNG

(LAGERUNGS-SEROTOXIN). Von

H. DOLD.

Ich babe in J g. 5, Nr. 28, S. 1281 dies.Wochenschr, fiber die Ents tehung serotoxinartigerEigenschaften im Meerschwein- chenserum durch Sehgtteln berichtet. Von 28 Meerschweinchen, denen arteigenes einige Stunden lang geschiitteltes Serum i. v. eingespritzt wurde, zeigten 12 Tiere leichtere, aber typische anaphylaxieartige Erscheinungen, 4 Tiere schwere typisehe Erscheinungen und 2 Tiere nach typischem Anfall Exitus mit Lungenbl~ihung. Die dutch das maschinelle Schfitteln her- vorgerufenen ~iuBeren Veriinderungen bestanden in der BiN dung mehr oder weniger grober Pr~icipitation (Flockenbildung) und es wurde darum - - wie schon aus frfiheren Studien 1) auch aus diesen Versuehen auf einen engen Zusammenhang der Serumpr~izipitation mit dem Auftreten anaphylatoxin- artiger (serotoxinartiger) Eigenschaften im Serum geschlossen.

Im Verfolg dieser Vorstel!ung untersuchte ich die Wirkung y o n Meerschweinchenserum, das 1/ingere Zeit unter 8terilen Kautelen absichtlich so gelagert worden war, dab es zu be- tr~ichtlichen AusfMlungen im Serum kommen muflte. Der Vorgang der Bildung yon Ausf~illungen im Serum durch Schfitteln tst der gleiche wie der, welcher beim l~tngeren Lagern sieh einstellt. In beiden F~illen handelt es sieh datum, dab die Berfihrung des Serums mit einer anderen Phase, in diesem Falle mit Luft, zu Entmischungen und Ausf/illungen im Serum ffihrt; beim Schfitteln bilden die zahlreichen Luft- bl~ischen in ihrer Gesamtheit eine immer wieder weehselnde groBe Oberfl~iche, der Prozeg der PrXcipitation geht verh~lt- nism~il3ig rasch vor sieh und ist, abgesehen vom Grad der 13ewegung und der Temperatur, haupts~ichlich abhgngig yon der Gr6Be der insgesamt mit dem Serum in Berfihrung kom- menden Oberfl~iehen. ]3ei der Lagerung des Serums ist die Grenzfl~iche Serum/Luft verh~iltnism~iBig klein, die Entwick- h u g der Flockung deswegen vim langsamer, Um sie zu be-

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schleunigen, wurde das Serum in dfinner Schicht in Petri- schalen ausgegossen und aul3erdem bei h6herer Temperatur (37 ~ C) gehalten. Auch Lagerung bei Eisschranktemperatur wurde gemacht.

S~imtliche Sera wurden vor der Einspritzung auf Steri- tit(~t geprfift. Sofern grSbere Flockenbildung eingetre~en war, wurde diese durch Schiitteln wieder etwas zerteilt oder es wurden dureh Zentrifugieren die gr6beren Flocken enffernt. Das Serum injizierte ich Meerschweinchen yon ca. 200 g Gewicht in Mengen yon 4--5 ccm intrajugular. Das Ergebnis dieser Versuche, fiber die an anderer Stelle eingehender be- richter wird, war, kurz zusammengefaBt, folgendes:

Zur Einspri tzung gelangten 6--~o Tage lang bei 37 ~ in Petrischalen unter sterilen Kautelen gelagerte und vor der Einspritzung als bakterienfrei befundene Meersehweinchen- sera in Mengen yon 4--5 ccm an 25 Meerschweinchen. Von den eingespritzten Tieren zeigten 7 keine Erscheinungen; 6 Tiere wiesen Andeutungen yon anaphylatoxinartigen Symptomen auf, 6 Tiere leiehte, abet typische und 4 Tiere schwere eharakteristische anaphylatoxinartige Erscheinungen; bei 2 weiteren Tieren kam es im Anschlug an den typischen schweren Anfall zum Exitus mit Lungenbl~ihung.

Wie durch Schi2tteln, so kann also auch dutch einfache genfigend lange s das Meerschweinchenserum Eigen- schaften annehmen, die zwar nicht regelm~iBig, jedoch in einem bemerkenswerten Prozentsatz bei Meerschweinchen nach intrajugularer ]?;inspritzung anaphylatoxinartige (sero- toxinartige) Erseheinungert hervorrufen. Beim Zusatz yon Bakterien oder anderen Kontaktsubstanzen ist es die Ober- fldiehe der Bakterien bzw. der betreffenden anderen Kontakt- substanzen, beim Schfitteln und beim Lagern des Serums die Oberfl~iche der Phase Luft (Grenzfl~iche Serum/Luft), welche die Bedingungen ffir Flockungsvorg~inge ~m Serum schafft, und in allen diesen F~illen kann man im Zusammenhang mit diesen Pr~icipitationsvorgSngen das Auftreten yon serotoxin- artigen Eigenschaften im Serum beobachten. Die Natur dieses Zusammenhanges ist noch nicht gekl/~rt, aber es liegen ge- nfigende Beobachtungen vor, die darauf hinweisen, dab eir~ solcher Zusammenhang tats~ichlich besteht. (Aus dem Insti- rut/i~r experimentelle Therapie E. yon Behring, Marburg a. d. L. [Dir. : Pro/. H. Dold].)

L i t e r a t u r : 1) Vgl. P. SC~MIDT, Zeitschr. f. Hyg. u. In- fektionskrankh. 83. 1916; It. DoLl), Arch. f. Hyg. 89. 1919 und Zeitschr. f, Immunit~itsforsch. u. exp. Therapie, Orig. 30, H. 3/4; I~OPACZEWSKI und ROFFO, Cpt. rend. hebdom, des s6ances de l'acad. des sciences 70, 14o9. 192o; DALE und I~ELLAWAY, Phil. transact. of the roy. soc. of London (211 B.), 273. 1922.

UBER DEN NACHWEIS VON PEROXYDASEN IM SERUM.

Von

ST. KWASNIEWSKI u n d N. HENNING.

]3ei der Durchsicht histologischer Pr~iparate (Leber) voi~ zwei bei uns beobachteten akute~ Myeloblastenleuk~imien fielen uns bei der Peroxydasenf~rbung in den CapillarerL braungelbliche, homogene Zylinder auf. Wir dachten zu- n~chst an zusammengesinterte Erythrocyten, die bekanntl ich bei der Peroxydasef~irbung einen geIblichen Ton annehmen. Bei Kontrollpr~iparatdn (H~tmatoxylin-Eosin-F~irbung) zeigte Mch jedocb, dal3 die Capillaren nu t sehr wenig Erythrocyter~ enthielten. Aul3erdem wiesen diese CapillarausffilIungen be~ starker Vergr613erung keinerlei Struktur auf. Wit nahme~ deshalb an, dab es sich vielleicht um gef~irbtes Serum handeln k6nnte, das Peroxydasefermente enthielt. War diese Ansieht richtig, so muBte sich die Reaktion auch in vitro reproduzieren lassen. Da gerade damats auf unserer Abteilung ein Fall vor~ akuter Myeloblastenleuk~mie lag, stellten wit mit dem Serum einen ersten Versnch an.

Die Anordnung war folgende: In 1R6hrchen I wurden o, 5 ecru Serum mit o, 5 ccm Peroxydasereagens*) gemiseht.

*) Siehe ScHMORL, Path.-histol. Untersuchungsmethoden II. Anti., S. 14o. Leipzig I 9 2 I ,