3
454 ]3ericht: Specielle analytische Methoden reinigen, wodurch nur die albuminOsen Materien und andere Beimen- gungen aufgelOst werden, nicht aber das Glykogen. Warum W ino- grado ff hierauf gar keine Riieksieht genommen, geht unbegreiflicher Weise aus der Arbeit nicht hervor. Xanthinsodiment im Menschenharn. B e n e e J o n e s land in dem Urin eines 91/~j~thrigen Knaben, der schon 3 Jahre vorher die Erseheinungen yon blierenstein-Kolik dargeb(~len hatte, wetzstein~thnliche mikroseopische Krystalle (a), die, wie die Abbildung (Fig. 29) zeigt, auf den ersten Blick ftir Harns~ure gehalten werden konnten. Allein Fig-.29. beim Erhitzen des triiben Urins 10ste sich ~ 2 das Sediment mit Leichtigkeit und die weitere Prtifung liess Xanthin erkennen. Das auf einem Filter gesammelte und mit Alkohol abgewaschene Sediment zeigte fol- gende Reaetionen: In Wasser und Salzs~ure waren die Krystalle 16slich, in SalpetersLture erfolgte die LSsung ohne Aufbrausen und each dem Verdunsten blieb ein gelber Rtick- stand. Die salzsaure LSsung schied beim Verdunsten Krystalle vonder Form b aus, die in Wasser 15slieh waren. Die w~tsserige LSsung des ursprt~nglichen Sediments zdigte eine . schwach saure Reaction und liess each dem Verdunsten zur Troekne einen amorphen Rtickstand, der wieder in Wasser 15slieh war. Auch in Alkalien 16ste sieh das ursprtingliehe Sediment leicht. Der Uric hatte immer ein ziemlich bohes spee. Gew. und enthielt zuweilen Spuren yon Albumin, allein das Xanthiasediment zeigte sich sp~ter nieht mehr. (Journ. of the Chem. Soe. ¥ol. 15, pag. 78.) Seherer (Cannstatt's J@resber. der Pharmacie II, pag. 51) h~lt diese Krystalle nicht ftir Xanthin, d~ dieses in Wasser selbst beim Erw~trmen i~usserst schwer 15slich ist, zweitens gibt dasselbe mit Salzsaure nicht die yon B. J. abgebildeten Krystalle. Viel eher kSnnte dasselbe Hypoxanthin gewesen sein. fiir welches namentlich die Form der Krystalle, sowohl im natt~rlichen Zustande als each Behandlueg m~t Salzsi~ure spricbt. ITeber Indiean als eonstanter I-Iarnbestandtheil. F e 1i x H o p p e (Archiv f. patholog. Anatom. etc. Bd. 27, p~g. 388) hat sich naeh Schunk's Methode yon dem constanten Vorkomeaen des Indicans im Menschen- und Thierharn t~berzeugt. Der Harn wurde mit Bleiessig

Ueber Indican als constanter Harnbestandtheil

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber Indican als constanter Harnbestandtheil

454 ]3ericht: Specielle analytische Methoden

reinigen, wodurch nur die albuminOsen Materien und andere Beimen- gungen aufgelOst werden, nicht aber das Glykogen. Warum W i n o - g r a d o f f hierauf gar keine Riieksieht genommen, geht unbegreiflicher Weise aus der Arbeit nicht hervor.

Xanthinsodiment im Menschenharn. B e n e e J o n e s land in dem Urin eines 91/~j~thrigen Knaben, der schon 3 Jahre vorher die Erseheinungen yon blierenstein-Kolik dargeb(~len hatte, wetzstein~thnliche mikroseopische Krystalle (a ) , die, wie die Abbildung (Fig. 29) zeigt, auf den ersten Blick ftir Harns~ure gehalten werden konnten. Allein

Fig-. 29. be im Erhitzen des triiben Urins 10ste sich

~ 2

das Sediment mi t Leichtigkeit und die weitere Prtifung liess Xanthin erkennen. Das auf einem Filter gesammelte und mit Alkohol abgewaschene Sediment zeigte fol- gende Reaetionen: In Wasser und Salzs~ure waren die Krystalle 16slich, in SalpetersLture erfolgte die LSsung ohne Aufbrausen und each dem Verdunsten blieb ein gelber Rtick- stand. Die salzsaure LSsung schied beim

Verdunsten Krystalle v o n d e r Form b aus, die in Wasser 15slieh waren. Die w~tsserige LSsung des ursprt~nglichen Sediments zdigte eine . schwach saure Reaction und liess each dem Verdunsten zur Troekne einen amorphen Rtickstand, der wieder in Wasser 15slieh war. Auch in Alkalien 16ste sieh das ursprtingliehe Sediment leicht. Der Uric hatte immer ein ziemlich bohes spee. Gew. und enthielt zuweilen Spuren yon Albumin, allein das Xanthiasediment zeigte sich sp~ter nieht mehr. (Journ. of the Chem. Soe. ¥ol. 15, pag. 78.)

S e h e r e r ( C a n n s t a t t ' s J@resber. der Pharmacie II, pag. 51) h~lt diese Krystalle nicht ftir Xanthin, d~ dieses in Wasser selbst beim Erw~trmen i~usserst schwer 15slich ist, zweitens gibt dasselbe mit Salzsaure nicht die yon B. J. abgebildeten Krystalle. Viel eher kSnnte dasselbe Hypoxanthin gewesen sein. fiir welches namentlich die Form der Krystalle, sowohl im natt~rlichen Zustande als each Behandlueg m~t Salzsi~ure spricbt.

ITeber Indiean als eonstanter I-Iarnbestandtheil. F e 1 i x H o p p e (Archiv f. patholog. Anatom. etc. Bd. 27, p~g. 388) hat sich naeh S c h u n k ' s Methode yon dem constanten Vorkomeaen des Indicans im Menschen- und Thierharn t~berzeugt. Der Harn wurde mit Bleiessig

Page 2: Ueber Indican als constanter Harnbestandtheil

2. Auf Physiologie und Pathologie bezagliche. 4:55

im Ueberschuss versetzt, filtrirt; das Fi l t ra t mit Ammon gefSllt und der Niederschlag auf einem Fil ter gesammelt und mit Salzs~ure zersetzt.

In fast allen F~llen fmld Ausscheidung yon Indigo st~tt, nur in 3 Urinen yon mehr als hundert trat start einer F~llung eine br~unlich- violette F~rbung ein. Viel reichlicher fund sich das Indican in dem Harn yon Hunden. t t ier gentigt es~ besonders im Sommer~ den Harn einige Minuten mit etwas Salzs~ure im Kochen zu erMlten um die Abseheidung ~-om Indigo zu bewirken. F i l t r i r t man dann diess Roh- product dureh einen dichten Asbestpfropf, so k a m man in diesem eine nieht unbedeutende Menge yon Indigo sammelu und durch Waschen mit Wasser, endlieh mit Alkohol, der sieh dabei schSn purpur f~rbt, reinigen. Der im Asbestpfropfe gesammelte Farbstoff gibt zwischen 2 Uhrgl~isern erhitzt prachtvoll violette D~mpfe und ein blaues Sublimat yon mikrokrystallinischer Structur. Dureh alkalische Traubenzucker- 15sung wird der Farbstoff schnell entf~rbt und an der Luf~ bilden sich dann einzelne blaue Krystalle. In ~ordh~user Sehwefels~ure 15st sich der Farbstoff und auf Zusatz ~'on Wasser erh~tlt man PhSnizin - - oder Indigoschwefels~ure. Die Indigosehwefels~ure wurde der w~sserigen L S s u n g durch ein Stack Flanell schnell entzogen und aus der gefarbten Wolle durch kohlensaures Ammon das indigschwefelsaure Ammon ge- wont:en. PhSnizinschwefels~ure, sowie Indigosehwefels~mre und ihre A1- kalisalze zeigen im Sonnenspectrum eine besonders kr~tftige Absorption des Lichtes zwischen den Linien C und D, besonders nahe an D; beim Concentriren der LSsung verbreitet sich der Absorptionsstreif schnell fiber die Linie D hinaus und Wegen der noch ziemlieh kr~ftigen Ab- sorption hat B u u s e n die hdigolSsung zur Elimination d e s Lichtes yon D a~s Gemengen yon Licht versehiedener BrechMrkeit empfohlen. Die aus h[ensehen- und HundeMrn gewonnenen S~turen, sowohl die PhSniziu- als Indigschwefels~ure, zeigten sich in ihrem VerMlten g'egen Sonnenlicht bei versehiedener Concentration ganz ~ibereinstimmeiid mit den aus k~uflichem Indigo gewonnenen P r S p a r a t e n . - Pathologische Harne zeigen racist einen normalen IndicangeMlt; er wechselt ~ber mit der Concentration des Harns. 0b man viel oder wenig Indigo aus einem Urin erhalten kann, bemisst man schon dutch die F~rbung, welche der H a m annimmt wenn man ihn mit etwas Salz- oder Sal- peters~nre zum Kochen erhitzt, denn ist viel Indican darin enthalten, so biidet sich beim Stehen bald ein blauer Niederschlag yon Indigo, ist weniger darin, so tr i t t nur eine violette oder bl~tuliche F~rbung ein, bei noch geringerem Gehalt eine Rosaf~trbung. Dass diese F~trbungen des Harns beim Kochen mit SSuren wirklich auf der Iadigobildung be-

Page 3: Ueber Indican als constanter Harnbestandtheil

456 Bericht: Speeielle analytische Methoden.

ruhen, davon kann man sich dureh die Prtifung im Sonnenspeetrum aberzeugen; freilieh wird die F~rbung hgufig durch gleichzeitig gebil- date Zersetzungsproducte anderer Stoffe sehr verdeckt und alas Indig- rubin, welches in geringer Mange stets neben dam Indigo entsteht, be- wirkt einen nicht berechenbaren Verlust. Es k0nnte auffallend er- scheinenl dass man Rich der Salpeters~ure zur Bildung des Indigos aus Indican in der Siedetemperatur bedienen daft, aber die Gegenwart yon Harnstoff verhindert die Einwirkung derselben auf den Indigo, wenn man nicht zuviel Salpeters~ture zuf0gt; sehon bei gewShnlicher Tempe-: ratur zerlegt die Salpeters~ure das Indican bald und es tritt die an-: gegebene F~rbung noch seh0ner als beim Kochen ein. Ein Harn in dam Indigo fain suspendirt ist, erscheint fast schwarz, wail der ge lhe Farbstoff des Harns alles violette und blaue Licht krgftig absorbirt~ der Indigo dagegen die gelben und orangen Strahlen, so dass nur at- was rothes Licht hindurchdringen k a n n . - Sehr reich an Indiean land I-Ioppe einen braunen Urin, welcher yon einem an melanotischem Carcinom der AUgenhShle leidenden Individuum herrahrte. Durch Koehen mit einigen Tropfen Salpeters~ure wurde der Ham sehwarz und setzte binnen einigen Stunden an der Oberfl~che der Flassigkeit und am Boden des Gef~sses einen rein blauen Niederschlag ab, der im reflectirten Liehte purpur erschien und die Reactionen yon reinem Indigo gab. Aus airier grSsseren Mange dieses Urins erhielt H o p p c dutch F~llung: mit Bleiessig und Ammon vial Indican. "

Im Harn der Kahe, Pferde, Schweine, des Elephanten~ Kaninchen fand H. gleichfalls Indican. Der gSrper geh6rt sonach zu den con, stantesten B~estandtheilen des Harris und. finder sich bei Hunden such naeh lgngere Zeit f0rtgesetzter exelusiver Fleischdi~t. . . . .

Ueber die quantitative Bestimmung der Harns~ure im Harm mittelst Salzs~ure. Z a b e l i u hat auf Veranlassung yon Voit~,nnd unter de,sen Leituug eine Reihe -con Yersuchen angestetlt, uin die be~ kannte Methode~ die Harns~ure durch Ausf~len mit Salzsaure quanti~i tativ zu bestimmen, brauehbarer zu machen. (Annal. der Chem.,unct Pharm. iI. Supplementband, pag. 313.) Die krheit liefert niehts ~eues.: Naeh den bei diesen Versuchen gemaehten Erfahrungen kann man auf. die gebrauehliche ' Weise die Harnsgure mit Salzs~ure im Urin f~tlens: aber man muss, um den dureh die L0sliehkeit der Harnstture healing. ten Fehler zu corrigiren, auf 100 .CC. der naeh der Filtration ,und dam Auswaschen gemessenen Flassigkeit, im :Mittel aus ~vielen Bestim. mungen~ 4,5 Milligrm. tIarnsgure der dureh W~gur/g gefundenen Mange